52
Motorrad Inhaltsverzeichnis 1 Motorrad 2 Inhaltsverzeichnis 3 Technikgeschichte 3.1 1900 bis 1918 3.2 1918 bis 1945 3.3 1945 bis 1969 3.4 1969 bis heute 4 Entwicklung der Bauarten 4.1 Kleine Motorräder 4.2 Motorradgespann 4.3 Quad 5 Typen von motorisierten Zweirädern 6 Verkehrsrecht 6.1 Begriffsbestimmung 6.1.1 Europäische Union 6.1.2 Deutschland 6.1.3 Schweiz 6.2 Fahrerlaubnis oder Fahrberechtigung 6.3 Verhalten im Stau 7 Bestand 7.1 Weltweit 7.2 Deutschland 8 Technik 8.1 Verbrennungsmotor 8.1.1 Ottomotor 8.1.2 Schiebermotor 8.1.3 Dieselmotor 8.1.4 Wankelmotor 8.1.5 Wellenturbine 8.2 Elektromotor 8.3 Hybrid-Elektroantrieb 8.4 Getriebe und Kupplung 8.4.1 Doppelkupplungsgetriebe 8.4.2 Automatikgetriebe 8.5 Antriebsstrang 8.5.1 Kette 8.5.2 Zahnriemen 8.5.3 Kardanwelle 8.5.3.1 Vorteile 8.5.3.2 Nachteile 8.6 Lenkung 8.6.1 Steuerkopflenkung 8.6.2 Radnabenlenkung 8.6.3 Achsschenkellenkung 8.7 Hinterradaufhängung 8.8 Reifen 8.9 Hauptartikel: Motorradreifen

Motorrad - kfz-forum.com

  • Upload
    others

  • View
    9

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Motorrad - kfz-forum.com

Motorrad

Inhaltsverzeichnis

1 Motorrad2 Inhaltsverzeichnis3 Technikgeschichte

3.1 1900 bis 19183.2 1918 bis 19453.3 1945 bis 19693.4 1969 bis heute

4 Entwicklung der Bauarten4.1 Kleine Motorräder4.2 Motorradgespann4.3 Quad

5 Typen von motorisierten Zweirädern6 Verkehrsrecht

6.1 Begriffsbestimmung6.1.1 Europäische Union6.1.2 Deutschland6.1.3 Schweiz

6.2 Fahrerlaubnis oder Fahrberechtigung6.3 Verhalten im Stau

7 Bestand7.1 Weltweit7.2 Deutschland

8 Technik8.1 Verbrennungsmotor

8.1.1 Ottomotor8.1.2 Schiebermotor8.1.3 Dieselmotor8.1.4 Wankelmotor8.1.5 Wellenturbine

8.2 Elektromotor8.3 Hybrid-Elektroantrieb8.4 Getriebe und Kupplung

8.4.1 Doppelkupplungsgetriebe8.4.2 Automatikgetriebe

8.5 Antriebsstrang8.5.1 Kette8.5.2 Zahnriemen8.5.3 Kardanwelle

8.5.3.1 Vorteile8.5.3.2 Nachteile

8.6 Lenkung8.6.1 Steuerkopflenkung8.6.2 Radnabenlenkung8.6.3 Achsschenkellenkung

8.7 Hinterradaufhängung8.8 Reifen8.9 Hauptartikel: Motorradreifen

Page 2: Motorrad - kfz-forum.com

8.10 Bremsanlage8.11 Elektrik und Elektronik8.12 Anzeige- und Bedienelemente

8.12.1 Cockpit8.12.2 Lenker8.12.3 Gangschaltung

8.13 Lichttechnische Einrichtungen und Spiegel9 Motorradfahren

9.1 Fahrstile9.2 Physikalische Grundlagen

9.2.1 Kurvenfahrt9.2.2 Stabilitätsprobleme9.2.3 Fahrfehler9.2.4 Fahren mit Sozius

10 Risiken11 Kritik

11.1 Motorradlärm11.2 Schadstoffgehalt

12 Streckensperrungen13 Lärmgrenzwerte14 Freiwillige Selbstbeschränkung der Hersteller15 Motorräder im Film16 Umgangssprachliche Bezeichnungen17 Siehe auch18 Literatur

18.1 Lehrmittel18.1.1 Grundlagen18.1.2 Fachkunde

18.2 Lexika und Monographien18.3 Weitere Literatur

18.3.1 Motorbuch Verlag18.3.2 Weitere Verlage

1 Motorrad

Dieser Artikel behandelt das Motorrad als Fahrzeug, zur gleichnamigen Zeitschrift siehe Motorrad (Zeitschrift).

Meistverkaufte Motorrad-Typen in Deutschland1200gsfr.jpg

Image not found or type unknown

Reiseenduro (BMW R 1200 GS)Kawasaki Ninja 650R side.jpg

Image not found or type unknown

2https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 3: Motorrad - kfz-forum.com

Sporttourer (Kawasaki ER-6F)BMW S1000 RR Studio.JPG

Image not found or type unknown

Supersportler (BMW S 1000 RR)2008 Harley Davidson FXSTC Softail Custom.jpg

Image not found or type unknown

Chopper (Harley-Davidson FXSTC Softail)Yamaha XV1900.jpg

Image not found or type unknown

Cruiser (Yamaha XV1900A Midnight Star)

Ein Motorrad ist üblicherweise ein einspuriges Kraftfahrzeug mit zwei Rädern und einem oder zweiSitzplätzen. Motorräder zeichnen sich durch ein im Verhältnis zum Pkw niedrigeres Leistungsgewicht aus.Die Motorleistung muss weniger Masse beschleunigen und das Fahrzeug hat einen geringeren Rollwiderstand, sodass leistungsstarke Serienmotorräder Beschleunigungswerte von 0 auf 100 km/h in 2,7 Sekunden erreichen können.[1] Der Luftwiderstandsbeiwert von Motorrädern ist hingegen relativ hoch,sodass nur aerodynamisch perfektionierte Modelle Geschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen können.[2] Am 1. Januar 2018 waren in Deutschland insgesamt 4,4 Millionen Krafträder zugelassen,[3] in derSchweiz (Stand 30. September 2016) 720.381 Motorräder.[4]

In Deutschland zählen Motorräder zur Kategorie Kraftrad (Kurzform: Krad), in der Schweiz lautet dieentsprechende Bezeichnung Motorrad, soweit es sich nicht um Motorfahrräder, d. h. Mofas, handelt (Art. 14VTS). Eine in Deutschland historische Bezeichnung ist Motorfahrrad oder auch Motorisiertes Fahrrad(Umgangssprachlich in der Schweiz auch als „Töffli“ bezeichnet).[5]

2 Inhaltsverzeichnis

3https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 4: Motorrad - kfz-forum.com

1Technikgeschichte1.11900 bis 19181.21918 bis 19451.31945 bis 19691.41969 bis heute

2Entwicklung der Bauarten2.1Kleine Motorräder2.2Motorradgespann2.3Quad

3Typen von motorisierten Zweirädern4Verkehrsrecht

4.1Begriffsbestimmung4.1.1Europäische Union4.1.2Deutschland4.1.3Schweiz

4.2Fahrerlaubnis oder Fahrberechtigung4.3Verhalten im Stau

5Bestand5.1Weltweit5.2Deutschland

6Technik6.1Verbrennungsmotor

6.1.1Ottomotor6.1.2Schiebermotor6.1.3Dieselmotor6.1.4Wankelmotor6.1.5Wellenturbine

6.2Elektromotor6.3Hybrid-Elektroantrieb6.4Getriebe und Kupplung

6.4.1Schaltgetriebe6.4.2Doppelkupplungsgetriebe6.4.3Automatikgetriebe

6.5Antriebsstrang6.5.1Kette6.5.2Zahnriemen6.5.3Kardanwelle

6.5.3.1Vorteile6.5.3.2Nachteile

6.6Lenkung6.6.1Steuerkopflenkung6.6.2Radnabenlenkung6.6.3Achsschenkellenkung

6.7Hinterradaufhängung6.8Reifen6.9Bremsanlage6.10Elektrik und Elektronik6.11Anzeige- und Bedienelemente

6.11.1Cockpit6.11.2Lenker6.11.3Gangschaltung

6.12Lichttechnische Einrichtungen und Spiegel7Motorradfahren

7.1Fahrstile

4https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 5: Motorrad - kfz-forum.com

7.2Physikalische Grundlagen7.2.1Kurvenfahrt7.2.2Stabilitätsprobleme7.2.3Fahrfehler7.2.4Fahren mit Sozius

8Risiken9Kritik

9.1Motorradlärm9.2Schadstoffgehalt

10Streckensperrungen11Lärmgrenzwerte12Freiwillige Selbstbeschränkung der Hersteller13Motorräder im Film14Umgangssprachliche Bezeichnungen15Siehe auch16Literatur

16.1Lehrmittel16.1.1Grundlagen16.1.2Fachkunde

16.2Lexika und Monographien16.3Weitere Literatur

16.3.1Motorbuch Verlag16.3.2Weitere Verlage

17Weblinks18Anmerkungen19Einzelnachweise

3 Technikgeschichte

220px-Daimler_Reitwagen.JPG

Image not found or type unknown

Reitwagen von Daimler (1885)

220px-ZweiRadMuseumNSU_Hildebrand_Wolfmueller.JPG

Image not found or type unknown

Erstes Serien-Motorrad von Hildebrand und Wolfmüller (1894)

220px-FN_363_cc_viercilinder_1905.jpg

Image not found or type unknown

5https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 6: Motorrad - kfz-forum.com

FN-Vierzylinder mit Kardanwelle (1905)

BMW R 32 (1923)

Die Geschichte des Motorrads ist zunächst die Geschichte des Fahrrads.[6] Sie begann 1817 mit der„Laufmaschine“ von Karl Drais. In den 1860er-Jahren wurde die Tretkurbel erfunden. Pierre Michauxentwickelte 1869 das Dampfrad, das als Vorläufer des Motorrads gilt; Dampfräder wurden bis in die 1890er-Jahre in den USA hergestellt.

Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach konstruierten 1885 den Reitwagen, einen Versuchsträger für denschnelllaufenden mit Benzin betriebenen Ottomotor. Dieses Fahrzeug gilt – trotz seiner seitlichen, nichtfedernden Stützräder – als erstes Motorrad.[7] Das erste Motorrad mit Benzinmotor, das sich tatsächlich wieein Motorrad fahren ließ und auch in Serie produziert wurde, ist die Hildebrand & Wolfmüller von 1894.Dieser Hersteller verwendete erstmals das Wort „Motorrad“ und ließ es patentrechtlich schützen.[8] 1897ging das De-Dion-Bouton-Motordreirad in Produktion, das erfolgreichste Motorfahrzeug vor derJahrhundertwende. Im gleichen Jahr entwickelten die Gebrüder Werner in Frankreich ein Motorrad mitFrontantrieb. Mit der technischen Innovation des Spritzdüsenvergasers, einem Patent von Wilhelm Maybachvon 1893, und der Magnetzündung, einem Patent von Robert Bosch von 1901, wurde das Motorradwesentlich einfacher benutzbar.

3.1 1900 bis 1918

Die Entwicklung der Motorradtechnik wurde bis zum Ersten Weltkrieg nur von europäischen undamerikanischen Herstellern geprägt: 1902 stellte Griffon ein Motorrad mit V-Motor her. 1904 baute FN ersteMotorräder mit Vierzylindermotor und Kardanwelle, Indian führte den Gasdrehgriff ein. 1905 erschienen dieersten Motorräder mit gefederter Vorderradaufhängung, ab 1909 gab es von Scott Zweitaktmotoren und Kickstarter. 1913 entwickelte Adalberto Garelli den Doppelkolbenmotor, eine besondere Bauform desZweitaktmotors. 1914 bot Indian serienmäßig einen elektrischen Starter und eine elektrische Beleuchtung an.

Auch das Militär interessierte sich für das Motorrad. Bereits im Burenkrieg, später im Balkankrieg wurdenMotorräder als Transportmittel eingesetzt. In größerer Zahl kam das Motorrad im Ersten Weltkrieg zumEinsatz. Wanderer und NSU waren die Hauptlieferanten für das kaiserliche Militär. Triumph, Douglas und Phelon & Moore waren auf britischer, Indian sowie Harley-Davidson auf amerikanischer Seite für dieMilitärproduktion zuständig. Der Haupteinsatz war die Nachrichtenübermittlung durch Meldefahrer sowieKrankentransporte mit Beiwagen.[9] Das erste Unternehmen, das in den USA Motorräder im industriellenMaßstab herstellte, war Indian – von 1913 bis 1917 der größte Motorradhersteller der Welt.

3.2 1918 bis 1945

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich Harley-Davidson zum größten Motorradhersteller derWelt; in Deutschland begannen zahlreiche Unternehmen mit der Motorradproduktion; darunter bekannteNamen wie DKW (1922) und BMW (1923). In den 1920er Jahren begann auch die außermilitärische

6https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 7: Motorrad - kfz-forum.com

Verbreitung von Motorrädern mit Beiwagen. 1928 wurde DKW – bedingt durch die verändertenSteuergesetze und die Einführung der Umkehrspülung beim Zweitaktmotor – größter Motorradhersteller derWelt. Der Zweitaktboom sorgte dafür, dass bereits 1932 in Deutschland mehr Kleinkrafträder als Motorräderzugelassen waren.[10]Gilera verwendete 1934 erstmals einen quer eingebauten Vierzylinder-Viertaktmotor inder Rennmaschine „Rondine“.[11] 1935 stellte BMW die Teleskopgabel vor, im selben Jahr baute derjapanische Hersteller Koto Trading Company, eine Tochterfirma von Sankyo, erstmals die Harley-Davidson Flathead in Lizenz nach. Koto Trading war damit der erste japanische Motorradhersteller. Honda (1948), Suzuki (1952), Yamaha (1954) und Kawasaki (1961) bauten erst nach dem Zweiten Weltkrieg Motorräder.

1920 stellte Ernest Walker in Daytona auf einer Indian mit 167,67 km/h den ersten von der FICManerkannten Geschwindigkeitsweltrekord auf. Bis 1937 wurde der Geschwindigkeitsrekord u. a. durch Motoraufladung auf über 279,5 km/h (durch Ernst Jakob Henne) gesteigert.[12] Auch Zweitaktmotorenerhielten über die Kolbenladepumpe eine Leistungssteigerung, so unter anderem bei DKW.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Motorrad umfangreich eingesetzt. Alle kriegsführenden Nationen stelltenihre Produktion auf militärische Zweiräder um. Die amerikanische Motorradindustrie, vertreten durch Harley-Davidson und Indian, produzierte über 300.000 Motorräder, die britische Industrie 425.000 Motorräder fürdie Alliierten. Auf deutscher Seite wurden spezielle Beiwagenmotorräder wie die Zündapp KS 750 und die BMW R 75 entwickelt.[13]

3.3 1945 bis 1969

Das meist kopierte Motorrad der Welt: eine DKW RT 125, 1939–1965[14]; im Bild Modell 1949/50

Das Motorrad diente in der Nachkriegszeit als „erschwinglicher Autoersatz“. Die Motorräder sollten möglichstrobust, zuverlässig und einfach konstruiert sein. Der Journalist Ernst Leverkus nannte entsprechendeModelle „Westerwaldmotorräder“ und führte als Beispiele die Ardi B 250, BMW R 24, NSU 251 OSL,Triumph BDG, Victoria KR 25 und Zündapp dB 201 an.[15] In der DDR entsprachen die MZ-Maschinen nochbis 1990 diesem Profil eines zweckmäßigen Motorrads. Die 1938 von DKW eingeführte Hubraumklasse von125 cm³ setzte sich seinerzeit schnell als Standard für kleinere Motorräder durch. In der Nachkriegszeitwurden Maschinen dieser Klasse infolge der beschränkten Möglichkeiten häufig überbelastet, für schwereTransporte oder größere Urlaubsreisen verwendet. In Deutschland brachte nach 1945 erstmals Maico 1949eine 150-cm³-Maschine heraus, bald darauf zogen andere Hersteller wie Riedel, Adler, Ilo, Fichtel & Sachsund Dürkopp nach.[16] Mit zunehmendem Wohlstand wurden auch Motorräder mit noch größerem Hubraumerschwinglich; die ab 1952 gebaute NSU Max wurde eines der populärsten Motorräder der 250er-Klasse.Gleichzeitig profilierte sich das Kleinkraftrad als kleines Motorrad mit 50 cm³. 1955 wurde NSU mit einerJahresproduktion von 70.214 Motorrädern, 228.369 Mopeds und 45.747 Fahrrädern seinerzeit größterZweiradhersteller der Welt.[17]

Bis 1957 (Bundesrepublik Deutschland) beziehungsweise 1989 (DDR) gab es in Deutschland mehrMotorräder als Autos. In dieser Bevorzugung unterschieden sich die deutschen Verhältnisse deutlich vondenen in den USA und den westeuropäischen Nachbarländern.[18] 1958 führte Ducati eine Variante der desmodromischen Ventilsteuerung ein. Konstruiert wurde diese bis heute gebaute Zwangssteuerung vondem Italiener Fabio Taglioni.[19][20]

In den 1960er-Jahren verringerte sich die Motorradnachfrage und -produktion im Zeitalter des Wirtschaftswunders beständig; das Motorrad als reines Transportmittel war weitgehend vom inzwischenerschwinglichen vollwertigen Pkw abgelöst worden. Um 1969 wurden die niedrigsten Produktions- undZulassungszahlen von Motorrädern verzeichnet. Die deutsche Motorradindustrie lag am Boden, vieleHersteller gab es bereits nicht mehr. Nur BMW stellte noch – mit vierstelligen Produktionszahlen –Motorräder mit großem Hubraum her.[21]

In der DDR entwickelte sich der Motorradsektor abweichend. Infolge einer unzureichenden Versorgung mitPkw bei gleichzeitig recht attraktiver und besser verfügbarer Zweiradmodelle vergrößerte sich dieser Sektor

7https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 8: Motorrad - kfz-forum.com

immer weiter; MZ wuchs zum weltweit größten Motorradhersteller aus, und Simson zum größten Herstellervon Kleinkrafträdern Deutschlands. Dabei wurden die Anfang der 1950er-Jahre dominierendenMarktverhältnisse aus 50er, 125/150er und 250er Hubraumklasse bis 1990 beibehalten. Die Produktion von Viertakt-Maschinen, die ausbaufähig für größeren Hubraum gewesen wären, wurde 1961 aus politischenGründen beendet.

3.4 1969 bis heute

220px-HONDA.CB750four-1975_02.JPG

Image not found or type unknown

Honda CB 750 Four

220px-SUZUKI_Hayabusa_2007TMS.jpg

Image not found or type unknown

Suzuki Hayabusa

Die japanische Motorradindustrie stellte 1972 jährlich über 3,5 Millionen Motorräder her, während im selbenJahr Deutschland einen Tiefstand von nur 198.221 zugelassenen Motorrädern aufwies. Honda wurdeWeltmarktführer; das Kleinmotorrad Honda Super Cub war das weltweit meistgebaute Kraftfahrzeug. Denjapanischen Herstellern gelang es, dem Zweirad eine neue Bedeutung als „Sport-, Hobby- und Freizeitgerät“zu geben.[22]

1969 stellte Honda mit der CB750 Four ein richtungsweisendes Motorrad mit einem quer eingebautenVierzylinder-Viertaktmotor und hydraulisch betätigter Scheibenbremse am Vorderrad vor, 1972 folgte die Kawasaki 900 als das erste moderne Superbike.

1976 lieferte Van Veen bei der OCR 1000 die erste elektronische Zündung.

1980 bot Kawasaki bei der Z1000 Fuel Injection die erste elektronisch geregelte Saugrohreinspritzung beieinem Serienmotorrad an.

Im selben Jahr gab es bei Harley-Davidson den ersten Zahnriemenantrieb auf Primär- und Sekundärseite.

1981 stellte Honda die CX 500 Turbo vor, das erste Serienmotorrad mit Abgasturbolader.

1985 stellte Suzuki mit der GSX-R 750 das erste kompromisslos aus dem Rennsport abgeleiteteSerienmotorrad vor und definierte damit die Klasse der Supersportler.[23]

8https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 9: Motorrad - kfz-forum.com

1988 gab es bei BMW das erste Antiblockiersystem für Motorräder als Option und 1992 erstmals eine Traktionskontrolle bei der Honda Pan European.

1999 erschien das erste über 300 km/h schnelle Serienmotorrad, die Suzuki Hayabusa 1300, 2006 das ersteDreirad mit Schwenk-Mechanismus (Leaning Multi Wheeler), die Piaggio MP3. 2007 brachte Honda beiseiner Gold Wing einen Motorradairbag und 2014 die KTM AG bei ihrer 1190 Adventure die Motorcycle Stability Control (MSC) eine elektronische Stabilitätskontrolle von Bosch.

4 Entwicklung der Bauarten

In der Anfangszeit der Motorradentwicklung gab es nur eine Kategorie, das Motorfahrrad. 1902 entstandendie ersten für einen bestimmten Zweck gebauten Motorräder, die Rennmotorräder, sowie 1903 die Motorräder mit Beiwagen. 1909 erschienen erste Geländemotorräder, um 1914 erste Trialmaschinen. ImLaufe der Jahre erfuhren Straßenmotorräder technische Veränderungen, sodass spezifische Bezeichnungenentstanden.[24] Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden immer wieder spezielle Bauformen.

4.1 Kleine Motorräder

Mofas (Motorfahrrad), Mopeds (Motorpedalfahrzeug), Mokicks und Kleinkrafträder sind motorisierteZweiräder, die eine geringe Leistung und eine geringere Fahrerlaubnisvoraussetzung haben. Mopeds undMofas sind mit Pedalen ausgerüstet, genau wie Fahrräder mit Hilfsmotor. Einer der bedeutendstenHersteller war Kreidler, der den heute noch gültigen Weltrekord für Kleinmotorräder bis 50 cm³ hält. 1977wurde der Niederländer Henk van Kessel auf einer Kreidler Black Arrow mit einem Mittelwert von 221,586km/h auf der A50 bei Apeldoorn gemessen.[25] Sehr kleine Motorräder, sogenannte Pocket Bikes, sind nichtfür den Straßenverkehr zugelassen.

4.2 Motorradgespann

220px-DKW_RT_350_S%2C_Bj._1956_%28rechts%29.JPG

Image not found or type unknown

DKW-Gespann von 1956 im museum mobile in Ingolstadt

Motorradgespanne bestehen aus einem Motorrad und einem seitlich angebrachten Beiwagen, auchSeitenwagen genannt. Sie haben üblicherweise drei Räder, typischerweise in asymmetrischer Anordnung.

4.3 Quad

Quads zählen nicht zu Motorrädern, auch wenn Motoren und Bedienungselemente ähnlich sind undHersteller aus dem Motorradbau kommen. In Deutschland können sie mit dem Autoführerschein gefahrenwerden, im Gegensatz zu Trikes, für die seit 19. Januar 2013 ein Motorradführerschein erforderlich ist.

9https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 10: Motorrad - kfz-forum.com

5 Typen von motorisierten Zweirädern

EinklappenTypen motorisierter Zweiräder

StraßenmotorradbauartenAllrounder • Cruiser • Motorroller • Naked Bike • Reisemotorrad (Reiseenduro und Tourer) • Roadster • Sporttourer • Superbike • Supersportler

Kleiner und leichtere Straßenmotorräder Kleinkraftrad • Leichtkraftrad • Leichtmotorrad

Historische Motorradtypen bis 50 cm³Fahrrad mit Hilfsmotor • Kleinkraftrad • Kleinmotorrad • Leichtmofa • Mofa • Moped • Motorfahrrad

MotorradsportDrag Bike • Eisspeedway • Enduro • Minibike • Motocross • Pocket Bike • Speedway • Supermoto • Trial

SonderformenMotorradgespann • Steherrennen-Motorrad • Steilwand-Motorrad

Künsterlische Formen und historische Umbauten

Cafe Racer • Chopper • Custombike • Ratbike • Scrambler • Streetfighter

6 Verkehrsrecht

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

6.1 Begriffsbestimmung6.1.1 Europäische Union

Nach der Richtlinie 2002/24/EG vom 18. März 2002[26] und der Verordnung über die Zulassung von Fahrzeugen zum Straßenverkehr (Fahrzeug-Zulassungsverordnung) vom 3. Februar 2011[27] werdenzweirädrige oder dreirädrige Kraftfahrzeuge in folgende EG-Fahrzeugklassen unterteilt:

Krafträder: zweirädrige Kraftfahrzeuge mit oder ohne Beiwagen, mit einem Hubraum von mehr als 50cm³ im Falle von Verbrennungsmotoren, und/oder mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeitvon mehr als 45 km/h.Leichtkrafträder: Krafträder mit einer Nennleistung von nicht mehr als 11 kW und im Falle vonVerbrennungsmotoren mit einem Hubraum von mehr als 50 cm³, aber nicht mehr als 125 cm³.Kleinkrafträder: zweirädrige Kraftfahrzeuge oder dreirädrige Kraftfahrzeuge mit einer bauartbedingtenHöchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 45 km/h und folgenden Eigenschaften:a) zweirädrige Kleinkrafträder: mit Verbrennungsmotor, dessen Hubraum nicht mehr als 50 cm³beträgt, oder mit Elektromotor, dessen maximale Nenndauerleistung nicht mehr als 4 kW beträgt.b) dreirädrige Kleinkrafträder: mit Fremdzündungsmotor, dessen Hubraum nicht mehr als 50 cm³beträgt, mit einem anderen Verbrennungsmotor, dessen maximale Nutzleistung nicht mehr als 4 kWbeträgt, oder mit einem Elektromotor, dessen maximale Nenndauerleistung nicht mehr als 4 kWbeträgt.

10https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 11: Motorrad - kfz-forum.com

Die länderspezifischen alten Fahrerlaubnisklassen behalten bis 19. Januar 2033 ihre Gültigkeit.[28] InDeutschland sind dies die alten Klassen 1, 1a oder 1b bzw. 3 (muss vor dem 1. April 1980 erteilt wordensein) sowie Klasse A (beim DDR-Führerschein).

6.1.2 Deutschland

Die alte DIN 70010 vom April 1978 bezeichnete Krafträder als „einspurige Kraftfahrzeuge mit zwei Rädern.Durch das Mitführen eines Beiwagens wird die Eigenschaft als Kraftrad nicht berührt“. Und „Motorräder sindKrafträder, die mit Knieschluß gefahren werden und keine Tretkurbel haben“. Bei Motorrollern fehlt derKnieschluss. „Liegt der Hubraum unter einer vom Gesetzgeber festgelegten Größe, so werden sieKleinkrafträder genannt.“

6.1.3 Schweiz

? Hauptartikel: Führerausweis und Fahrberechtigung (Schweiz)

Dieser Artikel behandelt die Sonderbestimmungen für den Führerausweis und die mit diesem dokumentiertMotorräder sind gemäß Art. 14 VTS einspurige Motorfahrzeuge mit zwei Rädern, mit oder ohneSeitenwagen. Darin eingeschlossen sind Kleinmotorräder (zwei bzw. dreirädrige mit einer bauartbedingtenHöchstgeschwindigkeit von 45 km/h sowie Elektro-Rikschas) sowie Motorschlitten, nicht aber Motorfahrräderwie Mofas.

Inhaber eines Führerausweises der Kategorie A sind berechtigt, Motorräder zu lenken (Art. 3 Abs. 1 VZV).Die Fahrberechtigung kann eingeschränkt werden auf solche mit einem Hubraum von nicht mehr als 125cm³ und einer Motorleistung von höchstens 11 kW (Führerausweiskategorie A1, Art. 3 Abs. 2 VZV).Neulenker bekommen, sofern sie das Alter von 25 Jahren nicht erreicht haben, die Kategorie A beschränkt (Art. 15 Abs. 2 VZV), die Motorleistung darf 35 kW nicht übersteigen und das Verhältnis von Motorleistungund Leergewicht darf 0,20 kW/kg nicht übersteigen.

6.2 Fahrerlaubnis oder Fahrberechtigung

Zum Motorradfahren auf öffentlichen Straßen, Plätzen und Wegen ist eine ausreichende Fahrerlaubnis (jenach Motorleistung) erforderlich. In der EU, EWR und in der Schweiz sind es die Klassen

A – unbeschränkt, ab dem 24. (D) bzw. 25. (CH) Lebensjahr oder nach zwei Jahren Besitz der KlasseA2 (D, A) bzw. A beschränkt (CH)A2 – ab dem 18. Lebensjahr; max. 35 kW und max. 0,2 kW/kg Leergewicht.

Bezeichnung in der Schweiz: „A (beschränkt)“ – beschränkt, ab dem 18. Lebensjahr; max. 35 kW und nichtmehr als 0,2 kW/kg Leergewicht (seit 1. April 2016); nach zweijährigem Besitz kann, klaglose Fahrpraxisvorausgesetzt, mit einer praktischen Prüfung in die unbeschränkte Klasse A aufgestiegen werden.

A1 – ab dem 16. Lebensjahr; max. 11 kW, max. Leistungsgewicht 0,1 kW/kg Leergewicht

Deutschland: Nach der Fahrerlaubnisregelung vom 19. Januar 2013 fällt die Geschwindigkeitsbeschränkungauf 80 km/h wegSchweiz: 16 und 17-jährige Lenker: das Motorrad darf höchstens 50 cm³ beiFremdzündungsmotoren oder 4 kW bei anderen Motoren aufweisen.

Offene dreirädrige Fahrzeuge (mit symmetrischer Radanordnung, d. h. kein Gespann) werden allgemein als Trike bezeichnet:

11https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 12: Motorrad - kfz-forum.com

In der EU gilt: Bis 15 kW wird ein Führerschein der Klasse A1 benötigt, über 15 kW Klasse A,[29]jedoch mit dem Mindestalter von 21 Jahren.[30]In der Schweiz gilt ein Trike als ein dreirädriges Motorfahrzeug, somit sind Fahrer der Kategorie Bberechtigt, Trikes zu führen.

6.3 Verhalten im Stau

220px-Rettungsgasse_Motorrad_D.png

Image not found or type unknown

In Deutschland dürfen Motorradfahrer bei Staubildung weder die Rettungsgasse noch den Standstreifenbenutzen.

In Deutschland ist das Hindurchschlängeln zwischen stehenden oder im Kolonnenverkehr fahrendenFahrzeugen verboten. Auf Autobahnen darf weder im linken Randstreifenbereich überholt werden, nochdürfen Seitenstreifen oder Rettungsgasse benutzt werden.[31][32][33] Anders als für Rad- und Mofafahrer,die vor roten Ampeln mit mäßiger Geschwindigkeit rechts überholen dürfen (§ 5 Abs. 8 StVO), gibt es fürMotorradfahrer im Stau keine Privilegien. Sie müssen wie jedes andere Fahrzeug auf ihrer Positionverbleiben.

Verstöße hiergegen werden jedoch in der Praxis kaum verfolgt. Die Polizei dulde das Durchfahren von Stausallerdings nur aus Sachzwängen, weil es die völlige Ausnahme sei, dass ein Polizist auf dem Motorradhinterherfahre, um die Personalien des Täters festzustellen, und die Feststellung des Halters über dasKennzeichen nicht ausreiche, weil es in Deutschland keine Halterhaftung gebe.[34] Nach einer Umfrage des Instituts für Zweiradsicherheit im Jahre 2009 gab 75 % der befragten Motorradfahrer an, durch den Stau zufahren.[35] Zur Begründung wird auf die besondere Situation des Motorradfahrers verwiesen, dessenschützende Funktionskleidung im Stau im Hochsommer einen Hitzestau verursachen könne. Dazu kommedie im Stand aufsteigende Hitze des Motors, der sich meist unmittelbar unter dem Fahrer befindet.Ständiges Ausbalancieren des Einspurfahrzeugs im Stau bei Stop-and-Go-Fahrten sei sehr anstrengendund ermüdend. Motorradfahrer, die im Stau stehen, seien den Abgasen der Fahrzeuge um sie herum,insbesondere von den rechts fahrenden Lkw, die ihre Abgase zur linken Seite ausstoßen, schutzlosausgeliefert.[35]

Kommt es durch verbotenes Durchschlängeln zu einem Unfall, trifft den Motorradfahrer regelmäßig einezivilrechtliche Mitschuld.[33][36]

Eine beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eingereichte Petition, mit der eine Legalisierungdes Durchfahrens von Staus erreicht werden sollte,[37] blieb ohne Erfolg. Am 17. März 2016 teilte derPetitionsausschuss mit, das Problem sei im Bund/Länder-Fachausschuss StVO/Ordnungswidrigkeiten im

12https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 13: Motorrad - kfz-forum.com

Jahre 2009 mit Ländervertretern beraten worden, die den Vorschlag mit großer Mehrheit abgelehnt hätten.In den ersten Minuten nach einem Unfall müssten Rettungsgasse und Standstreifen für die Rettungsdienstezur Bergung und Versorgung von verletzten Personen frei bleiben. Zu einer abstrakt-generellen Freigabevon nicht befahrbaren Flächen gäbe es keinen Anlass. Sei absehbar, dass sich die Verkehrslage nichtentspanne, könne die Polizei vor Ort Rettungsgasse und Standstreifen im Einzelfall zur Benutzung freigeben. Bei langen Staus bestünde zudem die Möglichkeit, den Motor abzustellen und das Motorrad mit demStänder im Stand zu halten.[38]

Die wenigen Studien zur Verkehrssicherheit von „Durchschlänglern“ zeichnen kein klares Bild. Zwar sei die Universität von Berkeley, Kalifornien, im März 2015 nach einer umfassenden Auswertung von Unfalldatenzum Ergebnis gekommen, dass das im US-amerikanischen „Lane Splitting“ genannte langsame Durchfahrendes Staus für Motorradfahrende sechsmal sicherer sei, als sich hinten anzustellen. Frühere Studien aus denUSA und Europa konnten hinsichtlich des Unfallrisikos jedoch so gut wie keine Unterschiede feststellen.[39]

Der ADAC befürwortet weiterhin eine Änderung der Straßenverkehrsordnung. Er favorisiert die Freigabe derStandspur für Zweiradfahrer statt einer Nutzung der Rettungsgasse. Nach dem Vorschlag dürftenMotorradfahrer nur an stehenden Fahrzeugen, nicht schon bei zähfließendem Verkehr, mit geringerGeschwindigkeit (20 km/h) und gebotener Vorsicht vorbeifahren und müssten die Autobahn bei Stau an dernächsten Anschlussstelle verlassen. Ausreichender Seitenabstand sei zur Vermeidung kritischer Situationenmit anderen Verkehrsteilnehmern unerlässlich.[40]

In den meisten anderen Ländern (z. B. Frankreich, Niederlande und Italien) ist das Durchschlängeln imStau ebenfalls nicht erlaubt, wird jedoch, ähnlich wie in Deutschland, in der Regel nicht strafrechtlich verfolgt.[40] In der Schweiz haben die Motorradfahrer ihren Platz in der Fahrzeugkolonne beizubehalten, wenn derVerkehr angehalten wird (Art. 47 Abs. 2 Strassenverkehrsgesetz [SVG]).

Nach einer Information des ADAC sei Vorbeischlängeln mit Motorrädern an stehenden oder langsamfahrenden Fahrzeugkolonnen in Belgien inzwischen erlaubt. Hierbei dürfe jedoch eineHöchstgeschwindigkeit von 50 km/h nicht überschritten werden. Die Geschwindigkeitsdifferenz zwischenMotorrad und zu überholendem, langsam fahrenden Fahrzeug dürfe nicht mehr als 20 km/h betragen.[41]

In Großbritannien ist das Durchschlängeln (sog. Filtern) legal.[42]

In Österreich ist es Motorradfahrern seit Inkrafttreten der 20. Novelle der StVO am 22. Juli 1998 erlaubt,neben oder zwischen bereits angehaltenen Fahrzeugen vorzufahren, um sich mit ihren Fahrzeugen weitervorne aufzustellen, wenn der Verkehr vor Kreuzungen, Straßenengen, schienengleichenEisenbahnübergängen und dergleichen zum Anhalten gekommen ist. Sie dürfen dann neben oder zwischenden bereits angehaltenen Fahrzeugen vorfahren, wenn für das Vorfahren ausreichend Platz vorhanden istund die Lenker von Fahrzeugen, die ihre Absicht zum Einbiegen angezeigt haben, dadurch beim Einbiegennicht behindert werden (§ 12 Abs. 5 österr. StVO). Als ausreichender Mindestabstand wird 1,40 mangesehen. Das Vorfahren ist links oder rechts möglich. Randlinien dürfen überfahren werden, Sperrlinienund Sperrstreifen hingegen nicht. Voraussetzung ist stets, dass der Verkehr steht; ein Vorbeifahren anAutos, die sich im Schritttempo bewegen, ist verboten.[43][44]

Während deutsche Quellen davon ausgehen, dass sich diese Regelung auch auf Autobahnen beziehe,[34][40] wird die Regelung in österreichischen Quellen auf Autobahnstaus für nicht anwendbar gehalten. Sie seinur für relativ kurze, überschaubare Strecken von wenigen hundert Metern gedacht; ein Stau auf derAutobahn könne sich aber hinziehen.[43][45][46] Gesetzessystematisch spricht für diese Sichtweise, dass ein Aufstellen vor der stehenden Kolonne, wie vom Gesetz erwartet, vom Motorradfahrer nicht beabsichtigt ist;er will aus dem Stau herausfahren und nicht an der Stauspitze weiter warten.

7 Bestand

220px-Map_Motorcycles_vs_cars_by_population_millions_2002.png

Image not found or type unknown 13https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 14: Motorrad - kfz-forum.com

Verteilung Pkw–Zweirad weltweit (Stand 2002)

220px-Bar_of_cars_motorcycles_population.png

Image not found or type unknown

Verteilung Pkw–Zweirad in ausgesuchten Ländern

7.1 Weltweit

Der Anteil von Motorrädern und Rollern ist unterschiedlich verteilt: 65 Prozent der über 200 Millionenweltweit motorisierten Zweiräder (Stand 2006)[47] sind in Asien zugelassen. Im asiatischen Raum hat dasKraftrad eine höhere Verbreitungsrate als das Auto. Der höchste Pro-Kopf-Anteil je 1.000 Einwohner hat Malaysia mit 238, gefolgt von Griechenland mit 220 und Thailand mit 174.[48]

7.2 Deutschland

Der Bestand von insgesamt 4.161.779 zweirädrigen Krafträdern in Deutschland zum 1. Januar 2017 nachHersteller:[49]

Honda 691.069 16,6 %

427.275 ? 61,8 %

137.016 ? 19,8 %

48.620 ? 7,0 %

38.654 ? 5,6 %

19.792 ? 2,9 %

7.407 ? 1,1 %

7.047 ? 1,0 %

5.258 ? 0,8 %

14https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 15: Motorrad - kfz-forum.com

Yamaha 564.508 13,6 %

514.791 ? 91,2 %

23.822 ? 4,2 %

18.235 ? 3,2 %

4.572 ? 0,8 %

1.835 ? 0,3 %

1.253 ? 0,2 %

BMW 537.890 12,9 %

Suzuki 514.311 12,4 %

501.141 ? 97,4 %

12.049 ? 2,3 %

1.121 ? 0,2 %

Kawasaki 353.731 8,5 %

Piaggio 328.401 7,9 %

320.098 ? 97,5 %

5.655 ? 1,7 %

2.648 ? 0,8 %

Harley-Davidson

209.198 5,0 %

KTM 117.660 2,8 %

MZ 86.914 2,1 %

Ducati 79.794 1,9 %

Triumph 74.197 1,8 %

71.993 ? 97,0 %

2.204 ? 3,0 %

Kymco 43.373 1,0 %

Aprilia 41.149 1,0 % gehört seit 2004 zu Piaggio-Gruppe

Moto Guzzi 36.180 0,9 % gehört seit 2004 zu Piaggio-Gruppe

Daelim 33.014 0,8 % gehört zu Hyosung S&T Motors

Peugeot 28.239 0,7 %

Hyosung 18.225 0,4 %

Sonstige 404.326 9,7 %

Insgesamt 4.161.779 100,00 %

15https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 16: Motorrad - kfz-forum.com

Damit kommt mehr als die Hälfte der in Deutschland zugelassenen Motorräder von japanischen Herstellern.

8 Technik

Ein Motorrad besteht im Wesentlichen aus dem Motorradrahmen, Motor, Getriebe, Antrieb, Hinterradaufhängung mit Hinterrad, Vorderradaufhängung mit Vorderrad, Bremsanlage, Lenker, Tank und Sitzbank. Die kompakten Abmessungen eines Motorrades führen meist dazu, dass Motor und Getriebe ineinem gemeinsamen Gehäuse zusammengefasst sind. Motorradmotoren werden nach Arbeitsprinzip undBauart unterschieden.

8.1 Verbrennungsmotor

BMW R 52, 1928 mit 2-Zylinder Boxermotor

220px-IndianChief1947.jpg

Image not found or type unknown

Indian Chief, Baujahr 1947 mit 2-Zylinder V-Motor

220px-BMW_K100_PL.JPG

Image not found or type unknown

BMW K100 Flying Brick

220px-Ducati_750_S_1975.jpg

Image not found or type unknown

16https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 17: Motorrad - kfz-forum.com

Ducati 750 S von 1975, mit L-Twin Motor

220px-My_Moto_Guzzi_850-T3_nearly_ready.jpg

Image not found or type unknown

Moto Guzzi 850-3T mit 2-Zylinder V-Motor längs zur Fahrtrichtung

8.1.1 Ottomotor

Fast alle zurzeit zugelassenen Motorräder werden von Hubkolben-Verbrennungsmotoren nach dem Otto-Prinzip (Ottomotor) angetrieben. Sie lassen sich nach Taktart (Zwei- oder Viertakt), Anzahl und Anordnungder Zylinder, Anzahl und Anordnung der Ventile und deren Steuerung unterscheiden.

In der Anfangszeit hatten die Motorräder (nach dem Dampfmotor) ausschließlich Viertaktmotoren alsAntriebsquelle. Erst 1908 führte Scott den Zweitaktmotor im Motorrad ein. In den 1930er-Jahren war derZweitaktmotor bei motorisierten Zweiradfahrzeugen am weitesten verbreitet.[50] In den 1970er-Jahren gabes Zweitaktmotoren auch in hubraumgrößeren Straßenmotorrädern, unter anderem in der Kawasaki 750 H2und Suzuki GT 750. Durch die schrittweise Anhebung der Abgasvorschriften ging der Anteil derZweitaktmotoren stetig zurück. Letztes käufliches Zweitakt-Motorrad war bis 2002 die Aprilia RS 250 mitdem Motor der Suzuki RGV 250 Gamma, letztes Leichtkraftrad war 2012 die Aprilia RS 125.

Heute können die Emissionsvorschriften mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand von Zweitaktmotoren nichterfüllt werden. Bei neu zugelassenen Motorrädern und Leichtkrafträdern ist der Zweitaktmotor nicht mehrvertreten.[51]

Bei Motorrädern kommen und kamen folgende Zylinderbauarten zum Einsatz:

Einzylinder: Stehend oder liegendZweizylinder: Bauarten als Reihenmotor (die Zylinder sind stehend oder leicht nach vorne geneigt ineiner Reihe angeordnet), Boxermotor (die Zylinder liegen sich 180° gegenüber) oder V-Motor (dieZylinder sind in einem Winkel angeordnet). Erstes Motorrad mit V2-Motor war die Griffon von 1902,der erste Boxermotor kam von Douglas (1910).[52]Dreizylinder: Der erste Reihendreizylinder mit Viertaktmotor war in der Moto Guzzi Tre Cilindri (1933)eingebaut, als Zweitaktmotor in der Scott Modell 3S (1934). Heute (2014) stellen Triumph, MV Agusta, Yamaha und Benelli Motorräder mit Reihen-Dreizylindermotor her. Rennmotorräder waren mit dreiZylindern (zwei Zylinder stehend, ein Zylinder liegend: DKW-Rennmaschine von 1953 oder zweiZylinder liegend, ein Zylinder stehend: Honda NS400R) ausgerüstet. Als Besonderheiten gelten der W-Motor – Alessandro Anzani fertigte 1906 einen W-Motor – und der Umlaufmotor von Killinger & Freund (1938).Vierzylinder: Üblicherweise heute als Reihenmotor, seltener als V-Motor oder Boxermotor gebaut.Erster Vierzylinder in Boxerbauweise war die Holden (1897), erste V4 war die Clément V4 (1902), dererste Reihenvierzylinder war bei FN (1904) eingebaut, auf einem Hubzapfen gab es nur die Torpedo V4 von 1909. Eine Sonderrolle nehmen Quadratmotoren ein, dabei sind zwei Reihen-Zweizylinderhintereinander in einem Gehäuse angebracht; diese Motoren haben zwei Kurbelwellen. TypischeVertreter waren die Suzuki RG 500 Gamma als Zweitakter oder die Ariel Square Four als Viertakter.Einen H-Motor gab es bei der Brough Superior Dream.Fünfzylinder: Als Umlaufmotor in der Millet (1892) und Megola (1921), als Reihenmotor bei der Honda-Rennmaschine mit 125 cm³ (1965), als V-Motor bei Honda RC211V (2002).

17https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 18: Motorrad - kfz-forum.com

Sechszylinder: Als Boxermotor in der Honda Gold Wing, als Reihenmotor bei Kawasaki Z1300, Benelli 750 Sei, Honda CBX und BMW K 1600; als V-Motor bei der Laverda V6 sowie als VR-Motorbei der Horex VR6.Siebenzylinder: Dufaux (1905).Achtzylinder: Curtiss V8 (1906), Galbusera V8 (1938), Moto Guzzi V8 (1955–1957), Boss Hoss (seit1991), Morbidelli V8 (1994–1997).

8.1.2 Schiebermotor

Der schottische Hersteller Barr & Stroud entwickelte nach dem Ersten Weltkrieg einen Einzylinder-Schiebermotor nach dem System Burt-McCollum mit 350 cm³ Hubraum. Der Motor wurde in Motorrädernunter anderem von Rex-Acme (1922) und Beardmore Precision (1923) eingebaut. Ein Zweizylinder-V-Motormit 990 cm³ Hubraum folgte und wurde kurzzeitig bei Motorrädern der Marken Grindlay-Peerless (1924) und Brough Superior (Mark I) verwendet.[53]

8.1.3 Dieselmotor

Selten wird der Dieselmotor angeboten. In neuerer Zeit waren auch Umbauten von Motorrädern mitDieselmotoren zu erhalten (meist Enfield India mit Einbaumotoren süddeutscher und italienischer Hersteller),bis EU-Zulassungsvorschriften hinsichtlich der Emissionen Zulassungsschwierigkeiten bereiteten. MitDieselmotoren entstanden die Modelle Taurus 325/Centaurus 851, Sommer-Hatz-Diesel, bis schließlich derindische Hersteller des Basismotorrads selbst eine Enfield Diesel anbot. Sommer bietet aktuell denEinzylinder-Diesel mit 516 cm³ Hubraum und 8,5 kW Leistung und Euro 4 an.[54]

8.1.4 Wankelmotor

Der Wankelmotor wurde erstmals 1974 bei der Hercules W 2000 verwendet. Ende der 1970er bis Anfangder 1980er folgten die Suzuki RE 5, Norton TT und Van Veen OCR 1000. Seitdem gab es keine Serien-Wankelmotorräder mehr.

8.1.5 Wellenturbine

Die Wellenturbine ist bislang nur in einem Einzelstück zu finden gewesen, siehe Y2K Turbine Superbike.

8.2 Elektromotor

Mittlerweile nimmt die Zahl der Elektromotorräder (Motorräder mit Elektromotoren), die durch kompakte Akkumulatoren mit Energie versorgt werden, zu. Im Jahr 2009 fand das erste Straßenrennen mitElektromotorrädern auf der Isle of Man statt. Diese jährliche Veranstaltung hat sich vom ursprünglichenOrganisator TTXGP getrennt und firmiert inzwischen als TT Zero.[55]

Kurz nach dem ersten Wettkampf auf der Isle of Man kündigte der Motorradsport-Weltverband Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM) an, im Jahr 2010 eine Elektro-Rennserie ins Leben zu rufen. Nebendem e-Power International Championship der FIM führt in Australien, Europa und Nordamerika auch TTXGPRennserien für Elektromotorräder durch.[56]

18https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 19: Motorrad - kfz-forum.com

8.3 Hybrid-Elektroantrieb

Hybrid-Elektroantriebe werden bisher nur für Motorroller angeboten. Das weltweit erste Fahrzeug dieser Artwar der Piaggio MP3 Hybrid 125. Von Motorradherstellern existieren derzeit nur erste Designstudien.[57]

8.4 Getriebe und Kupplung

220px-Gearbox.png

Image not found or type unknown

Schema Wechselgetriebe

Bei den meisten modernen Motorrädern sind Getriebe und Motor in einem gemeinsamen Gehäuseausgeführt, sodass es nur einen Ölkreislauf gibt. Der Nachteil dieser Bauform ist hauptsächlich der höhereVerschleiß der Getrieberäder durch die Rußrückstände im Motorenöl. Das Motorenöl eines Motorradesmuss daher auch in kürzeren Intervallen gewechselt werden als bei Kraftfahrzeugen, bei denen Motor undGetriebe getrennt sind, da es sonst zu übermäßigem Getriebeverschleiß kommen kann.

[hl=3]Schaltgetriebe[[/hl] Üblicherweise haben Motorräder mit Schaltgetriebe Mehrscheibenkupplungen. Serienmotorräder sindüblicherweise mit Nasskupplungen ausgerüstet, die im Ölbad laufen. Einige wenige Hersteller, wie zumBeispiel Ducati, verwenden Trockenkupplungen, die eine bessere Kraftübertragung und feinere Dosierungermöglichen. Sie erzeugen auch ein charakteristisches, klapperndes Geräusch. Allerdings sind sie heikler inBezug auf Schäden durch das übermäßige Schleifenlassen der Kupplung. Trockenkupplungen werdenwegen der fehlenden Kühlung durch ein Ölbad schnell heiß, was dazu führt, dass die Kupplung verbrennt,sofern keine ausreichende Luftkühlung gegeben ist (beispielsweise im Stop-and-Go-Verkehr).

Wegen ihrer kompakten Bauform werden Motorrad-Schaltgetriebe als sequentielle Getriebe ausgeführt. Eskann nur in den nächsthöheren oder nächstniedrigeren Gang geschaltet werden. Ein direktes Überspringenvon Gängen wie bei der H-Schaltung des Autogetriebes ist nicht möglich.

8.4.1 Doppelkupplungsgetriebe

Als automatisiertes Schaltgetriebe wird vereinzelt auch bei Motorrädern ein Doppelkupplungsgetriebeeingesetzt. Ein Doppelkupplungsgetriebe ermöglicht einen vollautomatischen Gangwechsel ohneZugkraftunterbrechung. Die Gangwahl ist, je nach Voreinstellung, manuell möglich oder erfolgt automatisiert.Als erster Hersteller bot Honda ab 2010 das Modell Honda VFR 1200 F mit einem Doppelkupplungsgetriebean, inzwischen wird die Technik für einen Aufpreis von 1000 Euro auch in den Modellen NC700S, NC700X,Crosstourer und CFR1000L (Africa Twin) angeboten. Bei dem mit der NC700-Reihe verwandten Großroller Integra

19https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 20: Motorrad - kfz-forum.com

gehört es zur Serienausstattung.[58]

8.4.2 Automatikgetriebe

Während Motorroller überwiegend mit einem stufenlosen CVT-Getriebe ausgestattet sind, ist dasAutomatikgetriebe bei Motorrädern selten. Aprilia bietet seit 2008 mit der 850 Mana/Mana GT einAutomatikgetriebe, das nicht über Fliehkraftgewichte die Übersetzung steuert, sondern dem Fahrer überStellmotoren sieben Übersetzungsstufen anbietet.[59][60]

8.5 Antriebsstrang

220px-Rokon_Trail_Blaser_pic2.JPG

Image not found or type unknown

Rokon Trail-Breaker

Der Antrieb eines Motorrades wird nach der Bauweise in Vorderradantrieb, Hinterradantrieb oder Allradantrieb unterschieden.

Der Antrieb erfolgt beim Motorrad in der Regel auf das Hinterrad. Selten wurde der Vorderradantrieb –insbesondere nur bei leichten Krafträdern – verbaut, siehe: Zweirad mit Frontantrieb. Die Werner von 1897war das erste Motorrad mit Frontantrieb. In Lizenz wurden diese „Motorfahrräder“ u. a. von der Fahrzeugfabrik Eisenach, der Cyklon Maschinenfabrik und dem Britischen Motor Syndikat gebaut. NSUbaute von 1931 bis 1935 das Motosulm mit einem 63-cm³-Motor an der Gabel und Rollenkettenantrieb aufdas Vorderrad. 1946 griff der französische Hersteller Solex mit der Vélosolex die ursprüngliche Idee derGebrüder Werner mit Reibrollenantrieb wieder auf. Die Zweitaktvariante des Solex wurde bis 2012 gebaut,eine Elektroversion wird bis heute angeboten.[61] Die Megola der 1920er-Jahre war ein Motorrad mit Umlaufmotor im Vorderrad, ähnlich wie das Einzelstück Killinger & Freund Motorrad von 1938.

Ein Sonderfall ist der Allradantrieb, der bislang im Serienmotorrad ab 1963 bei der Rokon Trail-Breaker, beiVersuchsmotorrädern (Savard, Suzuki XF4) und Wettbewerbsmotorrädern, beispielsweise 2004 in der Yamaha WR 450 F 2-Trac bei der Rallye Dakar, zum Einsatz kam.[62]

Die Ausführung wird in Ketten-, Zahnriemen- oder Kardanantrieb unterschieden. In der Anfangszeit des Motorfahrrads war der Treibriemen aus Leder Stand der Technik. Bereits 1901 stellte Indian ein Motorradmit Kettenantrieb vor, 1904 FN den Kardanantrieb. Der erste moderne Zahnriemenantrieb erfolgte 1980durch Harley-Davidson.

8.5.1 Kette

? Hauptartikel: Kettengetriebe

Für den Kettenantrieb eines Motorrads wird in der Regel eine Rollenkette eingesetzt. Das antreibendeElement wird Kettenritzel (oft einfach nur Ritzel), das abtreibende Kettenrad oder Zahnkranz genannt.

20https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 21: Motorrad - kfz-forum.com

Kettenantriebe sind wartungsintensiv (Nachschmieren mit Kettenfett oder -öl und regelmäßiges Einstellendes Kettendurchhangs). Die Vorteile des Kettenantriebs liegen in seiner einfachen Bauweise und der damitverbundenen Kostenersparnis sowie der Möglichkeit, die Übersetzung einfach anpassen zu können.Nachteile sind neben dem Wartungsaufwand auch die Verschmutzung der Maschine durch dasabgeschleuderte Schmiermittel sowie der abnehmende Wirkungsgrad. Der Wirkungsgrad liegt im neuenZustand bei 92 Prozent, bei abgelaufenen Ketten im Extremfall bei 80 Prozent.[63] Durch Kapselung (Kettenkasten) oder automatische Schmiersysteme (Kettenöler) kann der Wartungsaufwand vonKettenantrieben erheblich verringert werden.

8.5.2 Zahnriemen

? Hauptartikel: Zahnriemenantrieb

Der Zahnriemenantrieb läuft leiser als der Kettenantrieb und ist weitgehend wartungsfrei. Die Lebensdauerist etwa doppelt so hoch wie bei der Kette. Als Nachteil ist die – im Vergleich zur Kette – größere hintereRiemenscheibe sowie die breitere Bauweise zu sehen. Der Wirkungsgrad liegt etwa bei dem eines neuenKettenantriebs.[64] Aktuell liefern nur die Hersteller Harley-Davidson, Victory und Zero den Zahnriemen anallen Modellen.[65]

8.5.3 Kardanwelle

? Hauptartikel: KardanwelleReaktionskräfte und -momente am Kardan

Image not found or type unknown

220px-Cardan-joint_spline-shaft_topview_transparent_animated.gif

Image not found or type unknown

Kardanwelle mit Schubgelenk

Bei Motorrädern mit längs eingebautem Motor und längs liegender Kurbelwelle (z. B. bei Boxer- und V-Motoren) ist eine ebenfalls längs liegende Welle das einfachste Mittel für die Weiterleitung desDrehmoments nach hinten. Erst am Hinterrad wird mit einem Kegelradgetriebe die Drehachse von längsnach quer umgelenkt. Die entsprechende Welle ist am Motorrad eine Kardanwelle (Welle mit Kardangelenk).Der Längenausgleich (u. a. federungsbedingt) wird mit einem Schubgelenk in der Mitte der Kardanwelleermöglicht. Mit zwei Gelenken reduziert sich der Wirkungsgrad auf unter 90 Prozent.[66]

21https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 22: Motorrad - kfz-forum.com

Motorräder mit quer liegender Kurbelwelle benötigen für einen Kardanantrieb zwei Kegelradsätze: nebendem am Hinterrad noch einen weiteren am Getriebeausgang. Beispiele dafür sind Modelle von Yamaha(XS750, XS850, XS1100, XJ650, XJ750, XJ900 und V-Max) und Kawasaki (Z1000ST und Z1300).

Aktuell bietet nur Moto Guzzi bei allen Modellen den Kardantrieb an – früher waren es auch BMW und MV Agusta. Als erster japanischer Hersteller baute Honda 1974 bei der Gold Wing einen Sekundärantriebmit Gelenkwelle. Insbesondere bei Tourenmodellen hat sich der Kardanantrieb bewährt.

8.5.3.1 Vorteile

Die Vorteile einer Kardanwelle gegenüber einer Antriebskette oder einem Zahnriemen sind die Wartungs-und Verschleißfreiheit, hohe Betriebssicherheit und geräuscharmer Lauf.[67]

8.5.3.2 Nachteile

Nachteile der Kardanwelle sind z. B. das höhere Gewicht und durch Lastwechsel bedingte Aufstellmomente.Die als Gegenmaßnahme eingebaute Drehmomentabstützung erhöht das Gewicht des Kardanantriebs,macht das Motorrad jedoch besser fahrbar. Zur Minimierung des Aufstellmoments setzen sowohl BMW mitdem Paralever als auch Moto Guzzi mit CARC (Cardano Reattivo Compatto) auf eine einseitigeMomentabstützung der Schwinge.[68] Kawasaki hat beim Modell 1400 GTR einen Kardanantrieb mit einerals Tetralever bezeichneten beidseitigen Momentabstützung vorgestellt, der das Aufstellmoment ebenfallsstark verringert. Bei älteren BMW-Motorrädern (Gummikuh) kann das Aufstellmoment als zusätzlicheFahrtechnik angewandt werden. Während der Kurvenfahrt ein wenig am Gas zu bleiben ist wichtig, um einfrühes Aufsetzen des kurveninneren Zylinderkopfs zu vermeiden.

Während beim Kettenantrieb eine Übersetzungsänderung relativ einfach durch Austausch von Ritzelund/oder Kettenblatt realisiert wird, ist dies beim Kardanantrieb mit wesentlich höherem Aufwand (Montagevon Kegel- und Tellerrad) verbunden.

Die Produktion eines Kardanantriebs ist teurer als die eines Kettenantriebs.

8.6 Lenkung

Bei der Lenkung eines Motorrads werden drei Systeme unterschieden:

Steuerkopflenkung (wird am meisten verwendet)Radnabenlenkung undAchsschenkellenkung.

8.6.1 Steuerkopflenkung

Bei der Steuerkopflenkung übernimmt eine drehbare Vorderradführung am Lenkkopf die Lenkbewegung aufdas Rad. Üblicherweise wird das Rad in einer Gabel geführt die Federung und Dämpfung übernimmt. In derAnfangszeit waren Motorradgabeln ungefedert, erst 1907 setzten sich verschiedene gefederteKonstruktionen durch. Bis in die 1940er-Jahre waren Blattfedergabel und Trapezgabel die meistgebautenKonstruktionen, in den 1950er-Jahren war auch die Earles-Gabel eine bekannte Bauart. Die Teleskopgabelist seit den 1960er-Jahren die weit überwiegende Bauart.

8.6.2 Radnabenlenkung

220px-Bimota_Tesi_3D_Concept.jpg

Image not found or type unknown

22https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 23: Motorrad - kfz-forum.com

Radnabenlenkung der Bimota Tesi 3D

Die Radnabenlenkung ist eine ungewöhnliche und selten eingesetzte Bauform. Bei ihr liegt die Lenk- oderDrehachse in der Radmitte. Der größte Vorteil dieser Konstruktion gegenüber der Teleskopgabel ist derwesentlich größere Bremsnickausgleich. Ältere Ausführungen hatten jedoch Nachteile bei der Fahrstabilität.[69] Bei aktuellen Modellen wie z. B. der Bimota Tesi 3D beklagt die Fachpresse diese Nachteile nicht mehr.[70] Die Radnabenlenkung kann im weitesten Sinne zur Gruppe der Achsschenkellenkung gerechnet werden.[69]

8.6.3 Achsschenkellenkung

Die Achsschenkellenkung ist eine ebenfalls ungewöhnliche und selten angewandte Bauart derVorderradführung. Die erste Achsschenkellenkung in Serie wurde beim Modell Yamaha GTS 1000(1993–1997) verbaut. Konstruktionsbedingte Probleme verhinderten bisher eine weitere Verbreitung dieserBauform bei Motorrädern; wegen der höheren Verwindungssteifigkeit und weil Abstände und Winkelindividuell angepasst werden können, hat sich die Achsschenkellenkung für Motorradgespanne jedoch alseine gute Lösung erwiesen.

8.7 Hinterradaufhängung

Bei der Hinterradaufhängung des Motorrads hat sich seit der Einführung der Hinterradfederung diegezogene Schwinge durchgesetzt. Die NSU Motorenwerke verwendeten erstmals 1911 serienmäßig beimModell NSU 2 1/2 eine Hinterradschwinge mit Zentralfederung.[71]Indian bot 1913 auf Wunsch eineHinterradfederung an, die sich in der Käufergunst jedoch nicht durchsetzte. In den 1920er-Jahren war dieHinterradfederung beim Motorrad selten, Ende der 1930er-Jahre kam die Geradewegfederung[Anm. 1] beiverschiedenen Herstellern in Mode. Ende der 1950er-Jahre wurde die gezogene Schwinge mit zweiFederbeinen Standard. 1974 entwickelte erstmals Yamaha ein Zentralfederbein für die Schwinge an der Yamaha OW23-Rennmaschine, in den 1980er-Jahren wurde dies für die Serie übernommen.[72]

Die Hinterradschwinge wird üblicherweise zweiarmig ausgeführt. Das erste Motorrad mit einarmigerHinterradschwinge war 1947 die Riedel Imme. Schon ab 1946 hatte es bei dem Motorroller Vespa von Piaggio eine Einarmschwinge gegeben. Bei beiden Fahrzeugtypen war der Motor auf der Schwingemontiert. Diese Bauart heißt Triebsatzschwinge. BMW stellte 1980 mit der BMW R 80 G/S wieder einSerienmotorrad mit einarmiger Schwinge her. Heute bieten verschiedene Hersteller von SportmotorrädernEinarmschwingen mit Zentralfederbein an.

8.8 Reifen8.9 Hauptartikel: Motorradreifen

Heutige Motorradreifen sind wegen der Fahrdynamik in der Regel Radialreifen. Diagonalreifen finden sichnoch bei Leichtkrafträdern, Kleinkrafträdern und Motorrollern. Die Reifengröße variiert bei Motorrädern amVorderrad meist zwischen 110 und 120/70 und am Hinterrad zwischen 150/70 bis 200/50, jeweils auf 17 Zoll-Rädern.[73] Anfang der 1950er-Jahre waren noch 19-Zoll-Räder bei Motorrädern der Standard,[74] und inden 1980er-Jahren kamen 16-Zoll-Räder am Vorderrad in Mode. Diagonal-Gürtelreifen (bias belted)[75]haben heute noch Chopper in einer 16-Zoll-Ausführung am Hinterrad, Enduros fahren mit 19- bis 21-Zoll-Reifen am Vorderrad. Die Reifenentwicklung ging vom Diagonalreifen über den Diagonal-Gürtel (1984) zumRadialreifen oder 0°-Gürtel (1986).[76]

Für Motorräder galt in Deutschland ab 4. Dezember 2010 bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte wie für Autos die Winterreifenpflicht. Zugelassene Winterreifen für Motorräder sind im Handel

23https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 24: Motorrad - kfz-forum.com

jedoch nicht erhältlich. Das hat den Verordnungsgeber mit der 52. Verordnung zur Änderungstraßenverkehrsrechtlicher Vorschriften[77] bewogen, die Winterreifenpflicht für einspurige Kraftfahrzeugemit Wirkung vom 1. Juni 2017 durch § 2 Abs. 3 a Satz 2 Nr. 2 StVO wieder abzuschaffen. Zur Begründungwurde ausgeführt:

Zitat „Bereits heute sind Winterreifen (d. h. Reifen mit M+S Kennzeichnung oder entsprechendemgrobstolligen Profil) für die Mehrzahl der einspurigen Kraftfahrzeuge nicht verfügbar. Gemäßder ECE-Regelung Nr. 117 dürfen lediglich Winterreifen der Klassen C1, C2 und C3 (Reifen fürPkw und Lkw) nachdem sie einen definierten Test erfüllt haben mit dem Alpine-Symbolgekennzeichnet werden. Für Motorradreifen ist dies bislang nicht möglich. Unterliegeneinspurige Fahrzeuge weiterhin der situativen Winterreifenpflicht, käme dies einem Fahrverbotbei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte gleich, da es entsprechendeWinterreifen für Motorräder, E-Bikes, Roller oder Mopeds nicht gibt. Mit der vorliegendenVerordnung werden einspurige Kraftfahrzeuge (Motorräder, E-Bikes etc.) von der situativenWinterreifenpflicht ausgenommen. Einspurige Fahrzeuge sind in diesem Sinne auch Krafträdermit einem Doppelrad gemäß Artikel 3 Nummer 72 der Verordnung Nr. 168/2013 desEuropäischen Parlaments und des Rates über die Genehmigung und Marktüberwachung vonzwei- oder dreirädrigen und vierrädrigen Fahrzeugen oder ähnliche Krafträder, sofern diesenicht mit Reifen der Klasse C1 (Pkw-Reifen) ausgerüstet sind. Gemäß einer Untersuchung desstatistischen Bundesamtes über Zweiradunfälle im Straßenverkehr im Jahr 2012 (erschienenam 3. September 2013, Artikelnummer: 5462408127004) hängt die Verkehrsteilnahme unddamit auch die Unfallhäufigkeit von Zweirädern wesentlich von saisonalen Einflussfaktoren ab.Schlechte Straßen- und Witterungsverhältnisse, wie sie im Winterhalbjahr oft vorliegen, haltenviele der ungeschützten Zweiradfahrer ohnehin von den Straßen fern. Eine von derBundesanstalt für Straßenwesen (BASt) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr unddigitale Infrastruktur (BMVI) im Jahr 2014 durchgeführte Analyse von Unfällen mit Motorrädern,die unter besonderer Berücksichtigung der vorherrschenden Witterungsbedingungen undStraßenverhältnisse durchgeführt wurde, lässt eine erhöhte Unfallhäufigkeit von Motorrädernauf winterlichen Straßen nicht erkennen. Zudem sind auch keine Verkehrsbehinderungendurch wetterbedingt ‚liegengebliebene‘ Motorräder erkennbar. Darüber hinaus liegen keineErkenntnisse vor, ob Winterreifen die Fahreigenschaften bei einspurigen Fahrzeugen aufschnee- oder eisbedeckter Fahrbahn maßgeblich verbessern können. Das BMVI wird dieBundesanstalt für Straßenwesen beauftragen, den Einfluss von Winterreifen auf dieVerkehrssicherheit von einspurigen Fahrzeugen zu untersuchen. Sollten dieUntersuchungsergebnisse Erkenntnisse liefern, wie Winterreifen die Fahreigenschafteneinspuriger Fahrzeuge auf Schnee, Eis oder Schneematsch entscheidend verbessern können,wird das BMVI die Aufnahme von Anforderungen an Winterreifen für diese Fahrzeuge prüfen.“[78]

8.10 Bremsanlage

Erste Motor-Fahrräder waren noch nicht mit einer Bremse ausgestattet; die Hildebrand und Wolfmüller(1894) hatte einen Sporn als Bremsanker. Aus der Fahrradentwicklung wurden Ende der 1895er-Jahre Klotz-und Felgenbremse für erste Motor-Fahrräder übernommen,[79] durch die Kraftübertragung mittels Bowdenzug (1898)[80] konnte auch auf das Bremsgestänge verzichtet werden. Erste Außenbandbremsenam Hinterrad erschienen in den 1910er-Jahren, nachdem Pedale und damit die Rücktrittbremse beihubraumgrößeren Motorrädern verschwand.[81] Die Außenbandbremse wurde in den 1920er-Jahren von der Trommelbremse abgelöst. Seit 1926 mussten Krafträder mit zwei voneinander unabhängigenBremseinrichtungen versehen sein;[82] ab diesem Datum bauten alle Hersteller auch am VorderradTrommelbremsen ein.[Anm. 2]

1965 erschienen erste Rennmotorräder mit hydraulisch betätigter Scheibenbremse, so bei Testfahrten an

24https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 25: Motorrad - kfz-forum.com

der Benelli Vierzylinder sowie bei Rennen an der Norton Manx von Tom Philips. 1966 war die von Colin Lyster entwickelte hydraulisch betätigte Doppelscheibenbremse als Nachrüstsatz von Dunstall lieferbar.[83]Das erste Serienmotorrad mit seilzugbetätigter Scheibenbremse, die MV Agusta 600, kam 1966 auf denMarkt. Ray Pickrell gewann 1968 die Production-750-Klasse der Isle of Man TT auf einer Dunstall-Norton mithydraulischer Doppelscheibenbremse.[84] 1969 führte Honda mit der 750 Four die Scheibenbremse mithydraulischer Betätigung bei einem Serienmotorrad ein.

Aktuelle Motorräder werden nahezu ausschließlich mit Scheibenbremsen angeboten.[85]Trommelbremsenwerden wegen des schlechteren Wirkungsgrads heute nur noch bei Mofas und bei Kleinkrafträder und alsHinterradbremse bei Leichtkrafträdern geliefert. Motorräder haben hydraulisch betätigte Zwei- oder Mehrkreis-Scheibenbremsanlagen, Neufahrzeuge sind mit Antiblockiersystemen für Motorräder (ABS) ausgestattet.Seit 2016 ist dieses System für neue Motorräder ab 125 cm³ Hubraum innerhalb der Europäischen UnionPflicht.[86] Die modernen Bremsanlagen sind zumeist als Mehrkolben-Bremsen mit schwimmend gelagertem Bremssattel ausgeführt. Die Vorderradbremse besteht meistens aus zwei Bremsscheiben; dieHinterradbremse hat eine Bremsscheibe, die dem Antrieb gegenüberliegt.

8.11 Elektrik und Elektronik

Bis Anfang der 1990er-Jahre waren Serienmotorräder ebenso wie Pkw überwiegend mit analogenElektronikschaltungen ausgestattet. Im Zuge der Digitalisierung wurde die Steuerung der Komponentenzunehmend von digitalen Steuergeräten übernommen, die über verschiedene Systembusse (CAN, LIN, MOST, FlexRay, Ethernet) miteinander verbunden sind.

Moderne Motorräder haben Motorsteuerungs-, Informations- und Fahrerassistenzsysteme wie z. B. Antiblockiersystem und Traktionskontrolle. In Zukunft soll der Riding Assist dafür sorgen, dass das Motorradselbstständig fährt, ohne umzukippen. Studien von Honda und BMW wurden dazu schon präsentiert.[87][88][89][90]

8.12 Anzeige- und Bedienelemente

8.12.1 Cockpit

220px-Varadero_125_Cockpit.jpg

Image not found or type unknown

Cockpit eines Leichtkraftrades mit Reserveanzeige, Tachometer (mit Kilometerzähler), Kontrollleuchten vonBlinker, Leerlauf (N) und Fernlicht, Drehzahlmesser (mit Uhr) und Kühlmitteltemperaturanzeige. Die beidenDruckschalter in der Mitte unten dienen dem Zurücksetzen des Tageskilometerzählers und zum Einstellender Uhr.

220px-Lenkerschalter_rechts.jpg

Image not found or type unknown 25https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 26: Motorrad - kfz-forum.com

Lenkerschalter rechts an einer Kawasaki 1400GTR

Ein Motorrad muss eine beleuchtete Geschwindigkeitsanzeige haben. Bei neuen Modellen ist sie in derRegel digital. Die Anzeige der Drehzahl wird oft noch mit Rundinstrumenten oder als digitale Balkenanzeigeausgeführt. Das Gleiche gilt für die Temperatur der Kühlflüssigkeit oder des Öls. Es gibt Kontrollleuchten fürLeerlauf, Blinker, Fernlicht, Öldruck, Reserve. Bei teuren Motorrädern sind viele Parameter wieTemperaturen, Zustände der elektronischen Fahrwerkseinstellung und des Reifendrucks überMultifunktionsinstrumente zugänglich. In digitalen Anzeigen für Kilometerstand und Tageskilometerstand isthäufig auch eine Uhr vorhanden.

Die Anzeigen befinden sich in der Regel vor dem Lenker. Bei großen und langen Motorrädern können sieaber auch oder ausschließlich im Tank direkt vor dem Fahrer angebracht sein. Bei großen Tourern sindauch andere Verkleidungsteile mit großen Schaltern versehen, die sich leicht mit Handschuhen auchwährend der Fahrt bedienen lassen. Bedient wird ein Motorrad mit Händen und Füßen, jedoch ist dieAnordnung der Bedienelemente anders als beispielsweise beim Pkw. Gelenkt wird mit dem Lenker, an demeine Vielzahl von Bedienelementen angebracht ist, die mit den Händen zu bedienen sind. WeitereBedienelemente werden mit den Füßen betätigt.

Am weitesten verbreitet ist bei modernen Motorrädern folgende Kombination der Bedienelemente:

Die Gangschaltung wird mit dem linken Fuß bedient, die Kupplung mit der linken Hand, das Gas mitder rechten Hand (Gasdrehgriff), ebenso wie die Vorderradbremse (Bremshebel), während dieHinterradbremse mit dem rechten Fuß bedient wird.Am rechten Lenkerschalter sind der Startknopf und der Notausschalter angebracht, bei neuerenModellen (ab 2003) auch der Schalter für die Warnblinkanlage.Am linken Lenkerschalter sind der Blinkerschalter, die Hupe und die Schalter für die Beleuchtung zufinden.Das Zündschloss befindet sich oberhalb des Lenkkopfs und arretiert die Lenkung, wenn der Schlüsselabgezogen ist.

8.12.2 Lenker

Neben der üblichen Anordnung der Lenker-Bedienelemente gibt es andere Varianten: Bei einigen,insbesondere älteren Motorrädern, ist der Schalter für die Beleuchtung rechts angeordnet. Auch befindensich die Blinkerschalter bei manchen Motorrädern (z. B. bei einigen Modellen von BMW) getrennt links undrechts.

Je nach Ausstattung gibt es weitere Bedienelemente an den Lenkerschaltern, beispielsweise für dieVerstellung der Verkleidungsscheibe, die Einstellung eines elektronischen Fahrwerks, die Justierung der Antriebsschlupfregelung und des ABS, die Funktionssteuerung des Kombiinstruments oder die Betätigungder Griff- und Sitzheizung.

Eine Entwicklung aus dem Straßenrennsport ist die Daumenbremse, die an der linken Seite des Lenkersangebracht wird. Für Serienmotorräder ist die Daumenbremse nicht zulässig (Stand: Februar 2015).

220px-Schaltschema_Motorrad_6_Gang.svg.png

Image not found or type unknown

26https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 27: Motorrad - kfz-forum.com

Moderne Standardfußschaltung bei Motorrädern, am Beispiel einer Sechsgang-Schaltung

170px-Harley-Davidson_JDL-Racer%2C_Bj._1929%2C_1200_cm%C2%B3.jpg

Image not found or type unknown

Harley-Davidson mit Handschaltung links am Tank und Fußkupplung; links am Lenker der Handbremshebel

8.12.3 Gangschaltung

Unterschiedliche Bedienungsvarianten finden sich insbesondere in der Gangschaltung. Bei moderneneuropäischen und japanischen Motorrädern wird der erste Gang (ausgehend vom Leerlauf) durch Druck vonoben auf den linken Fußschalthebel eingelegt; die anderen Gänge werden mit stufenweisem Hochziehendes Schalthebels erreicht. Der Schalthebel federt nach einem Schaltvorgang jeweils in Mittellage zurück. Beiitalienischen und englischen Motorrädern – bis in die 1970er-Jahre – befand sich die Schaltung auf derrechten Seite, der erste Gang lag oben, alle weiteren Gänge wurden nach unten geschaltet. Vereinzelt istein solches Schaltschema auch heute noch bei Rennmotorrädern anzutreffen.

Der Leerlauf liegt in der Mitte als „halber Schritt“ zwischen erstem und zweitem Gang. Bei Kawasaki-Motorrädern kann im Stillstand vom ersten Gang in den Leerlauf, jedoch nicht direkt in den 2. Ganggeschaltet werden. Bei früheren Kawasaki-Modellen gab es Abwandlungen, bei denen der Leerlauf,eigentlich folgerichtig, „unter“ dem ersten Gang liegt.

Bei manchen Motorrädern sind Schaltwippen zum Schalten der Gänge montiert. Schaltwippen gab es beihistorischen Motorrädern, um die bei den zeitgenössischen Getrieben benötigten hohen Kräfte zumGangwechsel leichter übertragen zu können. Sie finden sich aber auch bei modernen Motorrädern mit nachhinten geneigter Sitzposition, bei denen sie eine komfortablere Bedienung ermöglichen.

Bis in die 1940er-Jahre war die Handschaltung am Tank weit verbreitet. Die Fußschaltung mitRatschenmechanismus, 1928 erfunden, blieb meist nur sportlichen Motorrädern vorbehalten.[91]Verschiedene Hersteller kombinierten in den 1920er bis Ende der 1930er-Jahre die Handschaltung mit einerFußkupplung, u. a. Harley-Davidson, Henderson, Nimbus und NSU (zwei Modelle, kombiniert mitHandkupplung).[92]

Die bei Motorrädern seltene und nur in Verbindung mit kleinen Motoren anzutreffende Drehgriffschaltungwurde ab 1946 bei Mopeds und Motorrollern eingeführt. Über einen Seilzug wird das Getriebe betätigt, derSeilzug dabei am linken drehbaren Lenkergriff auf- oder abgewickelt.[93] Bekannte Motorradmodelle mitdieser Art Schaltung waren die NSU Quick mit Zweiganggetriebe in ihrer letzten Ausführung,[94] die VictoriaKS 125 Bi-Fix (123-cm³-Motor)[95] und die Maico M 151 (148-cm³-Motor),[96] beide mit Dreiganggetriebe.Hersteller von Schaltdrehgriffen wie auch anderer Bedienelemente am Motorradlenker und ganzen Lenkernwar Magura, Gustav Magenwirth KG, in Bad Urach.

Viele Rennmotorräder und sportliche Straßenmotorräder haben neuerdings einen sogenannten Schaltautomaten (serienmäßig oder als Nachrüstung). Bei Betätigung des Schalthebels wird ein Signal andas Steuergerät gesendet, das kurzzeitig die Zündung unterbricht. Damit wird die Last von den

27https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 28: Motorrad - kfz-forum.com

Getriebezahnrädern genommen und ein Gangwechsel ohne Kuppeln ermöglicht.[97]

8.13 Lichttechnische Einrichtungen und Spiegel

Durch § 4 Absatz 2 der Verordnung über den Kraftfahrzeugverkehr vom 5. Dezember 1925 wurde fürKrafträder nach vorn eine „hellbrennende Laterne mit farblosem oder schwach gelblichem Lichte“vorgeschrieben. Mit § 20 der Reichsstraßenverkehrsordnung vom 28. Mai 1934 wurde für Krafträder über 30km/h Höchstgeschwindigkeit eine Beleuchtungseinrichtung vorgeschrieben, die „bei Dunkelheit dieFahrbahn mindestens 100 m beleuchtet“. Bei Gegenverkehr musste das Licht auf 25 m reduziert oderabgeblendet werden. Mit dieser Vorschrift wurde das Ende der Karbidlampe eingeleitet und die elektrischeBeleuchtung Standard. Für Krafträder bis 200 cm³ Hubraum konnte ein Rückstrahler statt einerSchlussleuchte verwendet werden.[98] Durch § 53 Absatz 1 und 4 der StVZO von 1938 wurde dasSchlusslicht sowie der Rückstrahler an allen Krafträdern zwingend.[99] Die Bauartgenehmigungspflicht fürFahrzeugteile, insbesondere der lichttechnischen Einrichtungen, erfolgte zum 1. Januar 1954. Fahrtrichtungsanzeiger, u. a. Ochsenaugen, wurden ab Erstzulassung 1. Januar 1962 Pflicht.[100] Seit 1.Januar 1988 sind Bremsleuchten auch an Motorrädern mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 50km/h zwingend vorgeschrieben.[101][102] Des Weiteren dürfen am Motorrad eine Nebelschlussleuchte,[103]ein Nebelscheinwerfer,[104] und ein Zusatzscheinwerfer[105] angebracht werden. Eine Warnblinkanlage istbei Krafträdern nach § 53a Absatz 4 StVZO zwar nicht vorgeschrieben, wird jedoch seit 2003 bei vielenModellen serienmäßig eingebaut.

Am 1. November 1956 wurde durch die Änderung des § 56 der StVZO für Krafträder ein Rückspiegelvorgeschrieben.[106] Ab Erstzulassung 1. Januar 1990 ist auf der rechten Seite ein zweiter Rückspiegelerforderlich, wenn die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit größer als 100 km/h ist,[101] ab Erstzulassung17. Juni 2003 bereits für Krafträder ab 45 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Spiegelgröße muss die Flächevon 69 cm² überschreiten.[107]

9 Motorradfahren

Motorradfahren wird als Freizeitbeschäftigung, als Sport oder zur Fortbewegung im Alltag betrieben. Dabeisind sehr unterschiedliche Fahrstile zu beobachten. In der Landwirtschaft ist das Motorrad mitunterArbeitsgerät und in Gewerbebetrieben oder im Postwesen wird es als Transportmittel eingesetzt.

Motorradfahren ist in erster Linie eine Sache der Physik. Dabei sind die physikalische Grundlagen zubeachten. Dies ist insbesondere wichtig bei der Kurvenfahrt und weil beim MotorradfahrenStabilitätsprobleme auftreten können wie: Lenkerflattern (Shimmy), Lenkerschlagen (Kickback), Pendeln(Weave) und Chattering. Es gibt zahlreiche Fahrfehler, die vermieden werden können (z. B. dynamischeVorderradüberbremsung, Lowsider und Highsider). Das Fahren mit Sozius schließlich beeinflusst dasFahrverhalten beträchtlich.

Die nachfolgenden Abschnitte über das Motorradfahren stellen hauptsächlich das Fahren mit einspurigenMotorrädern dar. Beim Fahren mit mehrspurigen Motorrädern wie zum Beispiel Motorräder mit Seitenwagenoder Trikes und Quads sind andere fahrdynamische Aspekte zu beachten.

9.1 Fahrstile

Seit den 1930er-Jahren wird neben der aufrechten Sitzposition der Kurvenfahrstil „Drücken“ beschrieben.Bei dem Fahrstil „Drücken“ (oder englische Kurventechnik) wird das Motorrad stärker in die Kurve geneigtals der Fahrer. Bei der „aufrechten“ (oder französischen) Kurventechnik bildet der Fahrer mit dem Motorradeine Ebene, auch in Schräglage. In den 1960er-Jahren kam ein weiterer Fahrstil, das „Hanging-off“ hinzu,bei dem sich der Fahrer stärker in die Kurve neigt als das Motorrad.[108] Während das „Drücken“überwiegend im Geländesport angewandt wird, wird das „Hanging-off“ im Rennsport praktiziert, um die

28https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 29: Motorrad - kfz-forum.com

effektive Kurvengeschwindigkeit zu erhöhen. Messungen der Zeitschrift PS ergaben auf der Kreisbahn, jenach Kurvenfahrstil, bei vorgegebener Schräglage unterschiedliche Kurvengeschwindigkeiten.

Ducati Diavel BMW S 1000 R

Fahrzeugschräglage 41° 47°

Drücken 47 km/h 54 km/h

Aufrecht 50 km/h 56 km/h (bei 46°)

Hanging-off 53 km/h 59 km/h

[109]120px-CrossBild_Jonas_Edberg_H%C3%B6kens%C3%A5s.jpg

Image not found or type unknown

„Drücken“ 120px-Fotothek_df_roe-neg_0006641_011_Motorradfahrer_mit_den_Nummern_83_sowie_84_beim.jpg

Image not found or type unknown

„Aufrecht“ 120px-Gabor_Talmacsi-Aprilla-1.jpg

Image not found or type unknown

„Hanging-off“

9.2 Physikalische Grundlagen

Das Motorrad wird durch die Kreiselkräfte der rotierenden Räder stabilisiert; im Geschwindigkeitsbereichunter etwa 30 km/h reichen die Kreiselmomente für eine Stabilisierung nicht aus. Damit stellt das Motorradals Einspurfahrzeug mit dem Fahrer ein immanent labiles System um die Längsachse dar.

Im unteren Geschwindigkeitsbereich wird ein (langsames) Kippen des Fahrzeuges durch ausgleichendeLenkbewegungen verhindert. Zum einen wird durch den Nachlauf der Reifenaufstandspunkt desVorderrades aus der Symmetrieebene des Fahrzeuges (X-Z-Ebene) herausbewegt, was zur Folge hat, dassder Systemschwerpunkt über der Reifenaufstandslinie gehalten werden kann, um Rollbewegungen zuvermeiden. Zusätzlich wirken durch die eingeleitete Kurvenfahrt Fliehkräfte am Motorrad, die ebenfalls derRollbewegung des Motorrades ins Kurveninnere entgegenwirken. Für ideal schmale Reifen spürt der Fahrerin der Motorradebene keine Querkraft. Als Rollen wird dabei eine Drehung um die X-Achse um den Winkel

29https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 30: Motorrad - kfz-forum.com

{\displaystyle \lambda }

30https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 31: Motorrad - kfz-forum.com

bezeichnet.

Aus den Gleichungen für die Kreiselmomente lässt sich ableiten, dass eine Rollbewegung in Fahrtrichtungnach links ein Lenkmoment in dieselbe Richtung verursacht. Das unterstützt die erforderliche Lenkkorrekturdurch den Fahrer. Die aus dieser Lenkbewegung entstehende Fliehkraft wirkt seiner Ursache (derRollbewegung) entgegen (nach rechts) und richtet das Motorrad wieder auf.

Gleichungen der Kreiselmomente auf das Motorrad:

{\displaystyle M_{\mathrm {x} }=\Theta _{\mathrm {rot} }\cdot \omega _{\mathrm {y} }\cdot \omega _{\mathrm{z} }}

{\displaystyle M_{\mathrm {z} }=-\Theta _{\mathrm {rot} }\cdot \omega _{\mathrm {y} }\cdot \omega _{\mathrm{x} }}

mit

{\displaystyle \Theta _{\mathrm {rot} }}

: Massenträgheitsmoment des Laufrades um die Radachse;{\displaystyle \omega _{\mathrm {x} }}

31https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 32: Motorrad - kfz-forum.com

: Rollwinkelgeschwindigkeit;{\displaystyle \omega _{\mathrm {y} }}

32https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 33: Motorrad - kfz-forum.com

: Raddrehgeschwindigkeit;{\displaystyle \omega _{\mathrm {z} }}

33https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 34: Motorrad - kfz-forum.com

: Lenkgeschwindigkeit senkrecht zur Fahrebene

Daraus wird ersichtlich, dass eine Lenkgeschwindigkeit nach links ein Rollmoment nach rechts bewirkt.

9.2.1 Kurvenfahrt

Die Kurvenfahrt unterscheidet sich beim einspurigen Fahrzeug von derjenigen zweispuriger Fahrzeuge.Während ein Auto stets bestrebt ist, eine Wankbewegung zum Kurvenäußeren auszuführen, muss beimMotorrad eine gegenteilige Neigung (durch die Wirkung der Zentripetalkraft) für einen stabilen Fahrzustandhergestellt werden. Motorräder neigen sich beim Kurvenfahren daher zum Kurveninneren, wobei der Winkel

34https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 35: Motorrad - kfz-forum.com

zwischen Fahrbahnsenkrechte und Motorradsymmetrieebene ({\displaystyle \lambda }

) im

35https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 36: Motorrad - kfz-forum.com

Rennsport bis zu 62° betragen kann.[110] Typischerweise bewegt sich die Abweichung von der

36https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 37: Motorrad - kfz-forum.com

Fahrbahnnormalen im normalen Straßenverkehr im Bereich {\displaystyle \lambda }

von 20

37https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 38: Motorrad - kfz-forum.com

bis 30°, bei sportlichen Fahrern können aber auch durchaus 50° erreicht werden.

Wichtig dabei ist, dass die Grenze des kammschen Kreises nicht erreicht wird. Tatsächlich müsste man voneinem „kammschen Oval“ sprechen, da die Reifen in Querrichtung und Längsrichtung unterschiedlich starkeKräfte übertragen können.

Stationär:

220px-Motorcycle_driver_license_-_Curves.svg.png

Image not found or type unknown Ideallinie beim Kurvenfahren

In der unbeschleunigten Kurvenfahrt bei konstantem Kurvenradius muss der Fahrer, nachdem er denEinlenkvorgang bereits abgeschlossen hat, ein Lenkmoment aufbringen, um das Motorrad in Schräglageund auf Kurs zu halten. Dieses ist unter anderem abhängig von folgenden Faktoren:

1. Gewichtsmoment des Lenksystems um die Lenkachse (wirkt kurveneindrehend)2. dem Moment, welches der Rollwiderstand um die Lenkachse erzeugt (ebenfalls eindrehend)3. dem Moment der Radlast um die Lenkachse (ebenfalls eindrehend)4. dem Moment, welches durch den Nachlauf und die Reifenseitenkräfte entsteht (ausdrehend)5. Fliehkraftmomente am Lenksystem (ausdrehend)

Die dabei aufzubringenden Lenkmomente sind relativ klein und liegen typischerweise in der Größenordnungvon 25 Nm, sind aber abhängig von nach Geschwindigkeit und Bauart des Motorrades.

Für die gefahrene Schräglage gegenüber dem Erdschwerefeld, also ohne Einbeziehung derFahrbahnneigung, ergibt sich unter Vernachlässigung der Kreiseleffekte und der Reifenbreite:

{\displaystyle \lambda =\arctan \left({\frac {v^{2}}{g\cdot R}}\right)=\arctan \left({\frac {a_{\mathrm {y}}}{g}}\right)}

wobei

38https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 39: Motorrad - kfz-forum.com

{\displaystyle v} :

Gefahrene Geschwindigkeit{\displaystyle g}

39https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 40: Motorrad - kfz-forum.com

:

Erdbeschleunigung{\displaystyle R}

40https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 41: Motorrad - kfz-forum.com

: Radius zum Momentanpol der Kurvenbewegung{\displaystyle a_{\mathrm {y} }}

41https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 42: Motorrad - kfz-forum.com

: Radialbeschleunigung im erdfesten Koordinatensystem.

Durch den Rollwinkel führt die Resultierende aus sämtlichen am Schwerpunkt angreifenden Kräfte durchden Schnittpunkt der Reifenaufstandsfläche. Besonderen Einfluss haben hier die Gewichtskraft und dieFliehkraft.

Durch den Umstand, dass die Reifen nicht ideal schmal sind, wandert der Reifenaufstandspunkt durch dieSchräglage aus der Fahrzeugsymmetrieebene heraus, was den reellen Rollwinkel vermindert. DieSymmetrieebene des Motorrades hat also stets einen größeren Rollwinkel, als der Winkel zwischen denresultierenden Kräften und dem Erdschwerefeld ist. Somit existiert ein physikalisch wirksamer Rollwinkel,der geringer ist als der geometrische Rollwinkel. Bei breiteren Reifen wandert der Reifenaufstandspunktstärker aus als bei schmalen, was zur Folge hat, dass man für den gleichen Kurvenradius bei gleicherGeschwindigkeit mit breiten Reifen mehr Schräglage benötigt als mit schmalen. Allerdings beträgt der Anteildieses Zusatzrollwinkels nur etwa 10 % des Gesamtrollwinkels.

42https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 43: Motorrad - kfz-forum.com

Der theoretisch möglichen Schräglage ist durch die Reibung Grenzen gesetzt. Beträgt der Haftbeiwert{\displaystyle \mu _{H}}

beispielsweise 1, ist es nicht möglich, einen physikalisch größeren Rollwinkel als 45° zu erzielen.

Das Reibungsgesetz lautet hier im Grenzfall:

{\displaystyle F_{\mathrm {Q,max} }=\mu _{\mathrm {H} }\cdot F_{\mathrm {Z} }}

mit

43https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 44: Motorrad - kfz-forum.com

{\displaystyle F_{\mathrm {Z} }}

: Normalkraft (Gewichtskraft){\displaystyle F_{\mathrm {Q,max} }}

44https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 45: Motorrad - kfz-forum.com

: maximal übertragbare Querkraft (Zentripetalkraft){\displaystyle \mu _{\mathrm {H} }}

: Haftbeiwert

Das Verhältnis der Kräfte gibt also Aufschluss über den Haftreibungsbeiwert, der auch in Prozentausgedrückt werden kann. Wenn der Haftreibungsbeiwert kleiner eins ist, ist die maximal übertragbareQuerkraft und somit auch der maximale Rollwinkel geringer. Auf Rennstrecken mit entsprechendenRennreifen kann der Haftreibungsbeiwert bei 1,9 liegen, bei sehr guten Straßenbelägen bei 1,2 und bei Eis

45https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 46: Motorrad - kfz-forum.com

ist er kleiner als 0,1.

Instationär: Bei der instationären Kurvenfahrt (bei Beschleunigung in der Kurve beziehungsweiseEinleiten einer Kurvenfahrt) treten weitere Effekte auf, die zum Teil starke Einflüsse auf denFahrzustand haben können.

Bewegt sich ein Motorrad in einer Kurve, fährt es auf einem Reifenlatsch außerhalb der Symmetrieebene.Sowohl der Reifenaufstandspunkt des Vorderrades als auch der des Hinterrades sind also nicht mittig.Wirken nun Kräfte an den Reifenaufstandspunkten in Fahrtrichtung, entstehen Momente um dieSymmetrieebene. Ein Bremsen am Vorderrad bewirkt dadurch ein einlenkendes Moment um die Lenkachse.Gelingt es dem Fahrer nicht, dieses Moment zu kompensieren, dreht der Lenker zur Kurveninnenseite.Dadurch richtet sich das Motorrad auf und fährt einen größeren Kurvenradius.

Aus der Verhaltensforschung ist bekannt, dass Fahrer in Paniksituationen dazu neigen, durch eineKurvenbremsung das Motorrad in Schräglage aufzurichten;[111] das findet sich in der Unfallstatistik wieder.[112]

Am Hinterrad kommt dieser Effekt weniger zum Tragen, da ein Bremsen des Hinterrades einkurveneindrehendes Giermoment erzeugt. Eine Überbremsung des Hinterrades in Schräglage ist leichter zukontrollieren als eine Überbremsung des Vorderrades. Das Überbremsen des Vorderrades über einenZeitraum von wenigen Zehntelsekunden in Schräglage ist vom Menschen im Allgemeinen nicht mehrauszuregeln.

9.2.2 Stabilitätsprobleme

Das Motorrad ist als Einspurfahrzeug systembedingt instabil. Neben dem Kippen des Fahrzeugs kennt manbei Serienmotorrädern drei Stabilitätsstörungen, die als Flattern, Lenkerschlagen und Pendeln bezeichnetwerden.[113]

Lenkerflattern (Shimmy): Das Lenkerflattern bezeichnet eine Eigenschwingung des Lenksystems umdie Lenkachse und liegt typischerweise im Bereich zwischen 5 und 10 Hz. Eine bekannte Anregungdes Lenksystems ist Reifenunwucht am Vorderrad, die zwischen 40 und 80 km/h zum Lenkerflatternführen kann.[114] Eine weitere Ursache für das Lenkerflattern kann eine verspannte, verdrehte oderklemmende Motorradgabel sein. Die Eigenfrequenzen des Lenksystems lassen sich bei derKonstruktion gut abschätzen und können unter anderem durch Gewichte an den Lenkerendenbeeinflusst werden. Beginnt ein Motorrad zu flattern, kann man durch festeres oder weniger festesGreifen des Lenkers das Trägheitsmoment des Lenksystems beeinflussen und so die Eigenfrequenzverstimmen. Ebenso verringert ein Verändern der Fahrgeschwindigkeit aus dem kritischen Bereichheraus die Flatterschwingung. Im Allgemeinen wird das Flattern als nicht kritisch angesehen.

Lenkerschlagen (Kickback): Als Lenkerschlagen wird eine Schwingung des Lenksystems mitwenigen, sehr großen Lenkwinkelausschlägen um die Lenkachse bezeichnet. DieseLenkbewegungen sind im Extremfall von Lenkanschlag zu Lenkanschlag möglich, sodass der Fahrerden Lenker nicht mehr halten kann und er zum Sturz kommt. „Zwingend für die Anregung desLenkerschlagens ist ein Abheben des Vorderrades […] mit einem darauffolgenden schrägenWiederaufsetzen.“[115] Es tritt insbesondere beim Überfahren einer Unebenheit oder kurzerBodenwellen an modernen leistungsfähigen Sportmotorrädern auf. Lenkerschlagen lässt sichwirksam nur durch einen Lenkungsdämpfer unterbinden.

Pendeln (Weave): Als Pendeln wird eine komplexe Schwingung des gesamten Motorradsystems imFrequenzbereich zwischen 3 und 4 Hertz bezeichnet, die oberhalb einer Geschwindigkeit von 100km/h auftritt.[116] Dabei vollführt das Motorrad eine gekoppelte Schwingung um Gier-, Roll- und Nickachse. Mit steigender Geschwindigkeit verringert sich die Eigendämpfung des Motorrads, sodassim Extremfall das Pendeln zum Sturz führen kann. Als einziges sinnvolles Mittel, um diesen kritischenFahrzustand zu verlassen, wird eine Herabsetzung der Fahrgeschwindigkeit empfohlen. Neben den

46https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 47: Motorrad - kfz-forum.com

Lenkbewegungen des Fahrers wird das Pendeln unter anderem von Fahrbahnunebenheiten undSeitenwind angeregt. Unpassende Bereifung, Unwuchten an den Rädern, ausgeschlagene Rad- undSchwingenlager, Lenkkopfspiel oder ein zu stramm eingestelltes Lenkkopflager sind ebenfalls alsFaktoren für das Pendeln bekannt. Fahrzeughersteller überprüfen die Pendelneigung des Motorradsim Fahrversuch, in Stufen von 10 km/h bis zur Höchstgeschwindigkeit.[117]

Chattering: Mit Chattering bezeichnet man eine Schwingung der Front- und Heckpartie im Bereichvon 17 bis 22 Hz, die ausschließlich bei Rennmotorrädern auftritt. Während einer starken Bremsungkönnen die ungefederten Massen des Vorder- und Hinterrades hin- und herschwingen.[118]

9.2.3 Fahrfehler

Dynamische Vorderradüberbremsung

Bei Bremsungen verlagert sich die Radlast des Fahrzeugs zum Vorderrad hin. Ein häufiger Fahrfehler, deroft zu schweren Unfällen führt, ist das schlagartige Ziehen am Bremshebel des Vorderrads, der zurdynamischen Vorderradüberbremsung führt. Die volle Radlastverlagerung (das volle Einfedern desVorderrades) wird bei einer hohen Bremsverzögerung erst nach etwa 0,6 Sekunden erreicht. Erst danachkann das Vorderrad die volle (und vom Fahrer erwartete) Bremskraft übertragen. Ist die Bremskraft höherals die maximal übertragbare Bremskraft, läuft das Rad innerhalb von 0,2 Sekunden „in die Blockade“ – einegefährliche und sturzrelevante Situation, die kaum zu korrigieren ist. Ein Antiblockiersystem verhindert diedynamische Vorderradüberbremsung bei gleichzeitig höherer Verzögerungsleistung.[119]

Ein Lowsider bezeichnet den Sturz eines Motorradfahrers nach Wegrutschen der Reifen durchmangelnde Haftreibung zur Fahrbahn und eine Überschreitung der Haftgrenze. Ein Lowsider ist eintypischer Sturz auf regennasser, sandiger oder ölverschmierter Fahrbahn. Der Lowsider wird mit etwa4 bis 8 Prozent als Unfallursache bei Motorradunfällen angesehen. Mit Fahrstabilitätsprogrammenwird versucht, diesen Fahrunfall zu reduzieren.[120]

Als Highsider wird ein fahrdynamischer Ablauf beim Motorradfahren bezeichnet, der entstehen kann,wenn das Hinterrad des Motorrads in Schräglage nach einer Rutschphase (Schräglaufwinkel über 5Grad) wieder Grip bekommt. Die danach folgende Rollbewegung führt, insbesondere imZusammenwirken mit Gaswegnehmen, zum plötzlichen Aufrichten des Motorrades.[121]

Wenn das Hinterrad beim Herausbeschleunigen aus einer Kurve die Haftgrenze überschreitet, wird seineSeitenführungskraft geringer und der Schräglaufwinkel größer. Falls nun der Reifen wieder Haftungbekommt, etwa durch anderen Fahrbahnbelag oder auch Gaswegnehmen, verringert sich derSchräglaufwinkel und das Motorrad wird durch die Massenträgheit beim Aufrichten in die Hinterradfederunggedrückt. Sobald es aufgerichtet ist, endet die einfedernde Kraft, und die sich schlagartig entspannendeFeder kann im ungünstigen Fall den Fahrer aus dem Sitz katapultieren, was die Verletzungsgefahr imVergleich zum Lowsider erhöht. Der Highsider tritt im Motorrad-Rennsport häufiger gegen Rennende auf,wenn der Reifen-Grip stark abbaut.[122]

9.2.4 Fahren mit Sozius

Die meisten Serienmotorräder haben zwei Sitzplätze. Der Beifahrersitz, auch Soziussitz (lat. socius„Gefährte, Genosse, Teilnehmer“), befindet sich hinter dem Fahrersitz. Das zusätzliche Gewicht einesBeifahrers verändert das Fahrverhalten durch die Veränderung der Schwerpunktlage erheblich. DasHinterrad wird stärker, das Vorderrad wird schwächer belastet und kann dadurch beim starkenBeschleunigen eher abheben. Der veränderten Fahrwerksgeometrie durch unterschiedlich belasteteFederelemente kann durch Nachstellen der Federvorspannung (hinten nahezu bei allen Motorrädernvorhanden) teilweise entgegengewirkt werden.[123]

47https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 48: Motorrad - kfz-forum.com

Der Sozius (weibl. Sozia) ist Verkehrsteilnehmer.[124] Er muss sich entweder am vor ihm sitzenden Fahrerfesthalten oder an Griffen, die am Motorrad angebracht sind. Zudem muss er die Seitenneigung desMotorrades mitvollziehen, da anderenfalls die unerwünschte Gewichtsverlagerung das Fahrverhaltennegativ beeinflusst.

10 Risiken

Motorradfahrer haben ein deutlich erhöhtes statistisches Unfall- bzw. Todesrisiko im Vergleich zu Pkw-Nutzern, obwohl die Zahl der in Deutschland im Verkehr getöteten Motorradfahrer stetig sinkt. Im Jahr 2016lag die Zahl mit 536 getöteten Personen (von insgesamt 3155 Verkehrstoten) auf dem niedrigsten Stand seit30 Jahren.[125]

Da in Deutschland etwa elfmal so viele Pkw wie Krafträder zugelassen sind (Jan. 2017: ca. 4,3 Mio.Krafträder, 45,8 Mio. Pkw),[126] ist das Todesrisiko für Motorradfahrer bezogen auf den Bestand etwaviermal höher als für Pkw-Fahrer. In Anbetracht der geringeren Jahresfahrleistung – Motorrad: ca. 2.300km/Jahr, Pkw: ca. 13.000 km/Jahr[127] – war das Risiko bezogen auf die Fahrleistung etwa zwanzigfachhöher.

11 Kritik

11.1 Motorradlärm

Motorräder mit Verbrennungsmotor entwickeln je nach Fahrweise mehr Verkehrslärm als Pkws, bei denenvorwiegend die Abrollgeräusche als störend wahrgenommen werden, während beim Motorrad die Motor-und Ansauggeräusche des freiliegenden Antriebsaggregats eher wahrgenommen werden. Auch sind dieFrequenzbereiche infolge der Drehzahlen teils höher und dem menschlichen Ohr unangenehmer.Motorräder tragen jedoch durch ihre geringe Zahl nur wenig zur gesamten Lärmemission desStraßenverkehrs bei, jedoch werden Motorräder oft als „zu laut“ empfunden. Verstärkt wird dies durchDefekte oder Manipulationen an Ansaug- oder Auspuffschalldämpfern. Bei Messungen an Biker-Treffswaren unter Berücksichtigung einer Toleranz von 5 dB(A) nur etwa ein Drittel der motorisierten Zweiräderhinsichtlich des Standgeräusches nicht zu beanstanden.[128] Die durchschnittliche Geräuschemission einesMotorrads liegt vor allem im Bereich bis 60 km/h deutlich über der eines Pkw.[129]

Eine von der Tageszeitung taz am 4. August 2018 erstmals veröffentlichte Karte zeigte rund 170 Orte inDeutschland, an denen sich die Beschwerden über Motorradlärm häufen. Am 16. August 2018 enthielt sieaufgrund weiterer Meldungen von Betroffenen etwa 200 Orte. Viele lagen in landschaftlich attraktivenGegenden, die bei Motorradfahrern zum Beispiel wegen kurvenreicher Strecken besonders beliebt sind.[130]

Viele Motorräder haben Klappen im Auspuff, ohne die sie laut BMW nicht die Geräuschgrenzwerte der EU-Vorschriften für die Typzulassung einhalten würden. Die Klappen würden „zur gezielten Soundgestaltungeingesetzt“. Betroffen seien alle BMW-Modelle mit Boxer-Motor sowie die S 1000 RR, S. 1000 R und die S1000 XR, also unter anderem Deutschlands im Jahr 2017 meistverkaufter Typ, die BMW R 1200 GS.Kawasaki, Yamaha und KTM bestätigten, dass sie ebenfalls Auspuffklappen verwendeten. Wenn dieKlappen öffnen, wird das Geräusch lauter. Sie können zum Beispiel geschlossen werden, wenn für dieTypzulassungsprüfung die Lärmemissionen gemessen werden. Hierbei wird nur ein bestimmterDrehzahlbereich geprüft (s. Abschnitt „Lärmgrenzwerte“). BMW zufolge beeinflussen die Klappen nicht dieMotorleistung[131].

Das Umweltbundesamt (UBA) forderte deshalb im Februar 2018, dass die EU die Geräuschprüfung bei derTypzulassung von Motorrädern und Personenkraftwagen verschärft. „Wir brauchen Lärmgrenzwerte auch fürGeschwindigkeiten über 80 Kilometer pro Stunde sowie für alle Motordrehzahlen“, so UBA-Präsidentin MariaKrautzberger. Zudem müsse das zuständige Kraftfahrt-Bundesamt die Angaben der Hersteller zur

48https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 49: Motorrad - kfz-forum.com

Lautstärke überprüfen.[132] Dem schlossen sich im März 2018 Umweltpolitiker der beiden größtenFraktionen im EU-Parlament, der Europäischen Volkspartei/Christdemokraten und der sozialdemokratischenS&D, an.[133]

11.2 Schadstoffgehalt

Der Schadstoffgehalt der Abgase von Motorrädern liegt im Mittel über dem von Pkw. Während im Pkw-Sektor die Untersuchung des Motormanagements und Abgasreinigungssystems seit 1. Juli 1969durchgeführt wird, ist dies bei Motorrädern erst seit Erstzulassung 1. Januar 1989 zwingend. Maßnahmenzur Abgasreinigung wie ein geregelter Katalysator, im Pkw-Sektor seit 1989 Standard, ist im Zweiradbereicherst seit 2006 durch die Euro-3-Norm zwingend. Bis 2016 durften nach den Abgasnormen die Grenzwertefür Motorräder etwa doppelt so hoch liegen wie für Pkws. Aktuell sind die tolerierten Werte beim Motorradimmer noch etwas höher als bei Pkws.[134]

12 Streckensperrungen

Zeichen 255, Verbot für Krafträder

Image not found or type unknown

In Deutschland sind einige Straßen und Gebiete aus unterschiedlichen Gründen für den Motorradverkehrgesperrt. Die Maßnahmen reichen von Nachtfahrverboten (üblich zwischen 20–22 Uhr bis 06 Uhr) überSperrungen an Sonn- und Feiertagen (u. a. Schauinsland) bis zu Vollsperrungen. Die Gründe dafür sindhohe Unfallzahlen unter Motorradfahrern sowie Lärmschutzgründe u. a. für Wohngebiete. Gebirgsstreckensind wegen ihrer Kurven bei Motorradfahrern besonders beliebt; gerade in den Bergen sind durch die Schallausbreitung besonders große Gebiete durch den Lärm betroffen.[135][136][137]

13 Lärmgrenzwerte

Erste Geräuschgrenzwerte zur Verminderung des Straßenverkehrslärms durch Motorräder wurden in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vom 1. Januar 1938 festgeschrieben. 85 Phon als Stand-und Fahrgeräusch galten als Grenzwert für alle motorisierten Kraftfahrzeuge. Das Fahrgeräusch wurde beieiner Geschwindigkeit von 40 km/h in 7 Meter Entfernung von der Fahrbahn gemessen.[138] Seit 1966 wirdin Dezibel gemessen, abgekürzt dB(A). Richtlinie 70/157/EWG vom 6. Februar 1970 legte erstmalseuropaweit Grenzwerte (ohne Motorräder ausdrücklich zu erwähnen) fest und koppelte sie an dentechnischen Fortschritt.[139]

Die Richtlinie 78/1015/EWG vom 23. November 1978 legte den europaweiten Grenzwert von 86 dB(A) fürMotorräder über 500 cm³ Hubraum fest. Die Messungen wurden nun bei einer Geschwindigkeit von 50 km/hund 7,5 m Entfernung von der Schallquelle durchgeführt.[140] Das nationale Recht für Deutschland legte1980 jedoch den Grenzwert auf 84 dB(A) fest.[141] Durch die Änderung der Richtlinie 78/1015 vom 18.Dezember 1986 wurden für Krafträder über 175 cm³ Hubraum die Grenzwerte zum 1. Oktober 1988 auf 82dB(A) und zum 1. Oktober 1993 auf 80 dB(A) reduziert.[142]

Seit dem 1. Januar 2016 gelten für neue Fahrzeugtypen verschärfte Messbedingungen und teilweiseverschärfte Grenzwerte. Für größere Motorräder ist es bei einem Grenzwert von 80 dB(A) geblieben.[143]Für Krafträder bis 80 cm³ Hubraum sind 75 dB(A), für Krafträder zwischen 80 cm³ und 175 cm³ Hubraumsind 77 dB(A) zulässig.[144] Das neue EU-Messverfahren nach ECE R 41 verbietet eineTestzykluserkennung. Die Erfüllung der Geräuschvorschriften wurde insbesondere im Bereich von 20 bis 80km/h verschärft (Grenzwerterfüllung in allen Betriebsarten). Allerdings muss die Einhaltung nicht von einer

49https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 50: Motorrad - kfz-forum.com

Behörde, sondern nur von den Herstellern selbst bescheinigt werden.[145] Die Tests müssen auch nichttatsächlich durchgeführt werden; eine schriftliche Versicherung, dass die Modelle die Norm einhalten,genügt.[146][147] Über 80 km/h wird weiterhin nicht getestet.[148] Nicht abbaubare, sondern verschweißte dB-Eater sowie die äußerliche Kennzeichnung der Geräuschwerte sind obligatorisch.[149] Vom TÜV Südwurden im Rahmen eines Messprogramms im Auftrag des baden-württembergischen Verkehrsministeriumsbei einzelnen, serienmäßigen Motorrädern über 100 dB(A) gemessen, wenn die neuen Prüfbedingungenleicht angepasst wurden, um sie praxisnäher zu gestalten.[150]

14 Freiwillige Selbstbeschränkung der Hersteller

Motorräder haben gegenüber Pkw zwar einen höheren Luftwiderstandsbeiwert, jedoch eine geringere Stirnfläche und ermöglichen dadurch hohe Geschwindigkeiten mit geringerer Motorleistung. So erreicheneinige Motorräder wie z. B. BMW S 1000 RR, Kawasaki ZZR 1400 und Suzuki Hayabusa 1300Geschwindigkeiten über 300 km/h. Im Vergleich zu Pkw gibt es ein Drittel mehr Motorräder als Autos, dieüber 250 km/h schnell sind.[151] Um möglichen gesetzlichen Regelungen entgegenzuwirken, unterwarfensich die Motorradhersteller im Jahr 2000 einer freiwilligen Selbstverpflichtung.

Weltweit halten seit dem Modelljahr 2001 Serienmotorräder ein Geschwindigkeitslimit von 299 km/hein, und die Tachometeranzeige endet bei 300 km/h.[152]

Bereits 1978 waren die Hersteller eine freiwillige Selbstverpflichtung eingegangen, in Deutschland keineMotorräder mit mehr als 74 kW/100 PS anzubieten. Diese Absprache wurde jedoch im Jahr 1999aufgekündigt.[153]

15 Motorräder im Film

In frühen Hollywood-Filmproduktionen handelt es sich, wenn Motorräder zu erkennen sind, überwiegend umamerikanische Motorräder. So sind in Produktionen der 1930er-Jahre ausschließlich Indian-Motorräder zuerkennen, im Film State Trooper (1933) auch Harley-Davidson. In den 1950er- und 1960er-Jahren warenMotorräder ein zentrales Motiv in vielen Hollywood-Filmen, unter anderem in jenen mit James Garner, Steve McQueen oder James Stewart.

1953 Während der cineastischen Aufarbeitung des Hollister Bash durch den Film The Wild One fährtder Hauptdarsteller Marlon Brando eine Triumph Thunderbird1963 flüchtet US-Captain Virgil Hilts (Steve McQueen) auf einer gestohlenen Triumph T60 in demHollywood-Klassiker „The Great Escape“ (Deutscher Titel „Gesprengte Ketten“) in einer langen,spektakulären und vorwiegend nicht gedoubelten Szene vor (ebenfalls auf Motorrädern) verfolgendenNazis.1969 Durch den Film Easy Rider mit Peter Fonda und Dennis Hopper erlangte Harley-Davidson Kultstatus durch das Modell Captain America1973 Clint Eastwood fährt als Polizei-Inspektor „Dirty“ Harry Callahan im Film „Magnum Force“ eineMoto Guzzi V750 (damals in einer US-amerikanischen Produktion ungewöhnlich, zumal der Film inSan Francisco spielt, wo das SFPD bis heute niemals Moto Guzzi fuhr).1981 In dem James Bond Film „In tödlicher Mission“ gibt es eine spektakuläre Verfolgungsjagd(gedreht von Willy Bogner) mit zwei Yamaha XT500 auf einer Schneepiste, über eineSkisprungschanze und durch eine Bobbahn.1982 Im Film Ein Offizier und Gentleman fährt der Hauptdarsteller Zack Mayo (Richard Gere) eine Triumph Bonneville1986 In dem US-Blockbuster Top Gun fährt Tom Cruise eine Kawasaki GPZ 900R Ninja, damalseines der schnellsten Serienmotorräder der Welt. Berühmt wurde die Szene, in der der Filmheld mitseiner Kawasaki neben einem startenden Düsenjäger mithält.

Auch in zahlreichen aktuellen Filmen werden Motorräder als Zeichen von Aufsässigkeit und Nicht-Angepasstheit eingesetzt. Dazu zählen etwa:

50https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/

Page 51: Motorrad - kfz-forum.com

Der Tatort-Kommissar Horst Schimanski hatte eine BMW R 100 GS in der Version Paris-Dakar,[154]mit der er unter anderem in der Folge Tatort: Bis zum Hals im Dreck (Folge 244) in den Urlaub fuhr.[155]Der Film Die Reise des jungen Che (2004) thematisiert die Südamerikareise von Che Guevara aufeiner Norton Modell 18.In dem 2005 gedrehten Abenteuerfilm Mit Herz und Hand (Originaltitel: The World’s Fastest Indian)stellt ein Pensionär (gespielt von Anthony Hopkins) mit einer über 40 Jahre alten modifizierten IndianSpirit, Baujahr 1920, mehrere Geschwindigkeitskorde auf.In der Hollywood-Abenteuer-Komödie Born to be Wild (u. a. mit John Travolta, Peter Fonda, RayLiotta) von 2007 unternehmen vier Freunde eine Motorradtour mit Harley Davidsons.In Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (2008) spielt die Harley Davidson desjungen Henry „Mutt“ Williams ein tragende Rolle bei der Flucht vor feindlichen Agenten.Der junge James T. Kirk fährt in der Neuauflage von Star Trek (2009) ein futuristisches Motorrad,bevor er bei der Sternenflotte anmustert.Tron: Legacy (2012): der Hauptdarsteller fährt eine (leicht modifizierte) Ducati Sport 1000. Die imVorgänger Tron aus dem Jahr 1982 erstmals dargestellten Lichtmotorräder erlangten Kultstatus undwurden 2012 als reale Fahrzeuge gebaut.[156]

16 Umgangssprachliche Bezeichnungen

In der Umgangssprache heißen Motorräder in der Schweiz Töff. Andere, auch umgangssprachlicheBezeichnungen, sind: Bike, Bock, Hobel, Ofen, Karre, Moppett (als Verniedlichung auch bei großem Gewicht– im Gegensatz zum Moped aber mit zwei p), Möp. In der Schweiz sind, je nach Kanton, zudem nochfolgende Bezeichnungen gängig: Pupf, Hödi, Schnäppi (in Anlehnung an Schnäpperli für Moped), Altise(Hochdeutsch ? Alteisen).

17 Siehe auch Sieh auch

Anmerkungen

1. Der englische Hersteller Wooler bot 1919 die Geradewegfederung an Vorder- und Hinterrad an. Vgl. cdn4.spiegel.de

2. ? Selten waren es Innenbandbremsen wie bei der Riedel Imme. Vgl. 100 Jahre MOTORRAD: Immenstadt: Kesse Biene.

Einzelnachweise

Normdaten (Sachbegriff): GND: 4040392-0

1. Handbuch Maschinenbau: Grundlagen und Anwendungen der Maschinenbau-Technik2. Motorräder3. Fachkunde Motorradtechnik4. Motorradtechnik5. Motorcycle Dynamics6. Motorräder, Motorroller, Mopeds und ihre Instandhaltung7. abc Motorradlärm in Deutschland: Wo das Geknatter nervt

Einzelnachweise

51https://kfz-forum.com/lexicon/entry/8-motorrad/