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Das Magazin für integrierte Managementsysteme Ausgabe 6/2013
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MQ
MQ
Managementund Qualität
43. Jahrgang CHF 14.30 / ¤ 13,50 ISSN 1862-2623
Risikomanagement in Schweizer Unternehmen
Ausgabe 6/2013 Das Magazin für integrierte Managementsysteme
Das Tun im Zentrum
InnovationSei
te 4
Erfüllu
ng
durch
Arbeit
Internal Innova-tion Scouting Radikale Innovationen Seite 12
Reifegrad- analyse IT-Management- prozesse von KMU Seite 25
Produkt Compliance Produktesicherheit und Produktehaftung Seite 27
Agile Prüfplanung Von der Software- entwicklung lernen Seite 33
3
APROPOS INHALt
MQ Management und Qualität 6/2013
FlAShWieder und neu entdeckt 4Erfüllungscharakter von ArbeitVon Hartmut Volk
BUSInESS ExCEllEnCEKunst der Innovation 8Weshalb das Tun im Zentrum stehtVon Hans-Henning Herzog
Internal Innovation Scouting 12Potenziale für radikale InnovationenVon Carsten Deckert
Wir sind doch keine Autobauer 15Lean Management in Service ProzessenVon Markus Dörflinger und Thomas Lanz
nachhaltiges Sourcing 18Begeistern und TUN!Von Martin Brander
Erfolgreich starten 20Tipps für junge FührungskräfteVon Stefan Bald
Das digitale Unternehmen 23Accenture Technology Vision 2013Von Renata I. Cavegn
Reifegradanalyse 25IT-Managementprozesse von KMUVon Markus Mangiapane
RISIKEn MAnAgEnProdukt Compliance 27Produktesicherheit und ProdukthaftungVon Alexander Jaecklin
Schwierige Umsetzung 30Risikomanagement in Schweizer UnternehmenVon Jachen Cajos und Beat Schneiter
QUAlITäT SIChERnAgile Prüfplanung 33Von der Softwareentwicklung lernenVon Jan Kukulies und Robert Schmitt
Wenn Maschinen wachsen 35Rieter AG – Laserbasierte MesstechnikVon Wolfgang Hesse
Liebe Leserinnnen und LeserDass die Durchsetzung von Innovationen einem «Hin-dernisrennen» gleichkommt, wird immer wieder be-klagt. Überall sitzen die Opponenten gegen das Neue
in den Startlöchern, mal vorsichtig abwartend, mal kopfschüttelnd oder aktiv kämpferisch. Und die haben oft die Macht, alles zu ver-hindern, vor allem wenn sie im Management sitzen. Inte-ressant ist: In den bekannten Innovationsmodellen kom-men diese Antagonisten und ihre Beweggründe nicht vor. Sie werden unter «Wider-stand» abgehakt. Dabei wäre die Auseinandersetzung mit
ihnen genauso wichtig wie das Loblied auf den «einsa-men Wolf», der seine Ideen durchkämpft, existierende Normen und Regeln verletzt und sich dafür permanent Ärger einhandelt. In dieser MQ-Ausgabe befassen wir uns in zwei Beiträgen mit den Persönlichkeitsprofilen auf beiden Seiten. Der ehemalige Cheftechnologe bei IBM, Prof. Gunter Dueck, erläutert im Interview das Immunsystem, das im Unternehmen jede neue Idee wie eine Störung behandelt. Sich nicht erschüttern zu lassen, sondern das Neue mit Begeisterung und Energie über alle Hindernisse durchzusetzen, sei die eigentliche Kunst. Und der Kölner Logistik-Professor Carsten De-ckert propagiert die gezielte Suche nach «Intrapreneu-ren» im Unternehmen. Das sind die Angestellten, die nicht auf Anweisungen warten, sondern mit einer Vision im Kopf etwas bewegen wollen. Solche unbeque-men Zeitgenossen aufzuspüren und zu fördern, dürfte bei der Suche nach der «zündenden Idee» entscheiden-der werden als irgendein schmalbrüstiger KVP.
Ihr
Dr. Hans-Henning HerzogChefredaktor
SAQ/SAQ-QUALICON AGVerbandsnachrichten
RUBRIKEn MARKT-InFoSSzene 6 Marketplace 24
Agenda/Impressum 38 Meetingpoint 29Titelbild: fotolia.com
4
flash
MQ Management und Qualität 6/2013
Erfüllungscharakter von Arbeit
Wieder und neu entdeckt
Von Hartmut Volk
Triebfeder gelingenden Handelns ist die Bereit-schaft, sich selbst in die Pflicht zu nehmen und zu steuern. Konzentriertes Leistungshandeln bringt Erfüllung. Diese Fähigkeit wird als wichtiger per-sönlicher Wettbewerbsfaktor in der sich rasant verändernden Wirtschaft enorm an Bedeutung ge-winnen.
Über dem Hauseingang im Ge-
bälk alter Fachwerkhäuser erin-
nert gelegentlich noch eine In-
schrift an einen dem allgemeinen
Denken etwas entrückten Zusam-
menhang: «Ohne Fleiss von früh bis
spät, wird dir nichts geraten. Neid
sieht nur das Blumenbeet, aber
nicht den Spaten.» Hans Eberspä-
cher, emeritierter Professor für
Sportpsychologie an der Universität
Heidelberg und ausgewiesener Spe-
zialist in Sachen Selbstmanagement
und Leistungsoptimierung, verweist
gern auf diesen Satz. Macht der für
ihn doch eine Selbstverständlichkeit
deutlich, die in unserer Anspruchs-
und Erwartungsgesellschaft in der
notwendigen Klarheit und Konse-
quenz aus vielen Köpfen ver-
schwunden zu sein scheint: Nicht
nachlassender Einsatz ist die Vor-
aussetzung für Erfolg.
Unliebsame Tugenden«Oder», fragt Eberspächer, «haben
Sie in unserer von Sozialneid unter-
wanderten Gesellschaft in letzter
Zeit in irgendeiner Diskussion ein
unwidersprochenes Plädoyer für die
von Arbeitgebern zunehmend ver-
missten Eigenschaften Anstren-
gungsbereitschaft und Durchhalte-
vermögen gehört?» Disziplin, Fleiss,
der Wille, Widerstände zu überwin-
den und sich dazu ganz selbstver-
ständlich anzustrengen, wer sich
heute dafür stark mache, riskiere je
nach Publikum mal mehr, mal weni-
ger ausgeprägten Widerspruch. Auf
jeden Fall aber Unmutsfalten auf der
Stirn des Auditoriums. «Um die in
der Regel meist auch mit Verzicht
verbundene Akzeptanz der Anstren-
gung als sich von selbst verstehende
Voraussetzung, etwas Angestrebtes
oder Erwünschtes zu erreichen»,
sagt Eberspächer, «könnte es für-
wahr besser bestellt sein.»
Heute werde so viel über Glück,
Lustgewinn und ein offensichtlich
sich quasi von selbst einstellendes
gelingendes Leben geschwätzt,
meint Eberspächer. Und jeder erhe-
be den Anspruch darauf, dass man
nur noch den Kopf schütteln könne
ob solcher Lebens- und Weltfremd-
heit. Wann, sinniert er, werde end-
lich erkannt, welche gesellschaftli-
che wie persönliche Fehlorientie-
rung mit diesem Geschwätz herbei-
geredet werde? Und das in einer
Welt, die beruflich immer höhere
Anforderungen stelle?
Gegen den herrschenden ZeitgeistRealität sei schon immer gewesen
und sei es auch heute noch: Wer ein
wie auch immer definiertes glückli-
ches, erfülltes Leben will, hat keinen
Anspruch darauf, sondern die Ver-
pflichtung, sich diesem Wunsch ent-
sprechend zu verhalten. «Wenn ich
etwas anstrebe, will oder wünsche,
dann muss ich zum Motor werden,
der mich in Richtung dessen treibt,
was ich tatsächlich will, dann muss
ich mich dementsprechend ins
Zeug legen und durchhalten!» Und
das, sagt Eberspächer, «setzt voraus
und verlangt, dass ich mich mit kla-
rem Kopf und im vollen Bewusstsein
der tatsächlichen Zusammenhänge
in Richtung auf das Angestrebte hin
steuere und mich nicht von irgend-
welchen verschwiemelten zeitgeisti-
gen Vorstellungen leiten, an der Na-
se herumführen und letztlich in die
Irre führen lasse.»
«Mit dem herrschenden Zeitgeist
stehe ich auf sehr kritischem Fuss»,
gibt Eberspächer unumwunden zu.
«Mit der in unverantwortlicher Wei-
se herangezüchteten Anspruchs-
und ‹Steht-mir-zu›-Mentalität un-
terminieren wir auf höchst gefährli-
che Art und Weise die Lebenstüch-
tigkeit», warnt er. «In der globalisier-
ten, auf eine neue industrielle Revo-
lution zusteuernde und sich von
Grund auf neu organisierenden
Wirtschaft – ein Stichwort nur: In-
dustrie 4.0, die Produktion mit sich
selbst organisierenden Prozessen –
verändern sich auch die persönli-
chen Wettbewerbsbedingungen.
Die Erwerbsbevölkerung wächst
weltweit. Gleichzeitig nimmt die
Zahl der Arbeitsplätze, die zur Verfü-
gung stehen, aufgrund des techni-
schen Fortschritts tendenziell ab.
Die Folge: Der Wettbewerb um ei-
nen Arbeitsplatz muss zwangsläufig
härter werden. Einsatzbereitschaft
und Durchhaltevermögen ohne
Flausen im Kopf auf der Basis über-
legter Selbststeuerung werden zu
entscheidenden Komponenten im
zwischenmenschlichen Wettbewerb
um die Arbeitsplätze.»
Sich selbst steuernÜbersetzt ins Persönliche heisst das
für Eberspächer: «Sich selbst die Zü-
gel anlegen und sich selbst die Spo-
Hartmut Volk, Diplom-Betriebswirt, freier Publi-zist, Redaktionsbüro Wirtschaft & Wissen-schaft, Am Silberborn 14, D-38667 Bad Harzburg, T. +49 (0)5322 2460, [email protected]
Zum WeiterlesenHans Eberspächer: Gut sein, wenn’s drauf ankommt. Hanser Verlag, Mün-chen, 3., überarbeitete Auflage 2011, 241 Seiten, € 19,90, CHF 28.70Christian Bischoff: Willenskraft – War-um Talent gnadenlos überschätzt wird. Econ Verlag, Berlin, 7. Auflage 2013, 220, Seiten, € 19,95, CHF 27.90Dylan Evans: Risikointelligenz – Wie wir richtige Entscheidungen treffen. Droemer Verlag, München 2013, 315 Seiten, € 19,90, CHF 32.90Franz Petermann/Dieter Vaitl (Hrsg.): Entspannungsverfahren – Das Praxis-handbuch. Beltz Verlag, Weinheim, 4., vollständig überarbeitete Auflage 2009, 504 Seiten, € 49,95, CHF 62.10
Anstrengungen akzeptieren
Selbst zum Motor werden
5
flash
MQ Management und Qualität 6/2013
ren geben zu können und sich nicht
von Träumereien vom Weg abbrin-
gen zu lassen, kurz, sich wirklich
selbst steuern zu können, tritt als
berufliche Erfolgsvoraussetzung im-
mer klarer und unverzichtbarer ne-
ben das fachliche Wissen und Kön-
nen.» Wobei Eberspächer dieses
Wissen und Können breiter als im
herkömmlichen Sinn fasst. Bei der
zukünftigen Beanspruchungsinten-
sität gehört dazu unbedingt auch
die Fähigkeit, Anspannung und Ent-
spannung als gleichwertige Kompo-
nenten von Leistungshandeln zu-
sammenzuführen, also aus dem
Moment heraus zwischen Beschleu-
nigungs- und Entschleunigungsmo-
dus hin- und herschalten zu kön-
nen. Was die möglichst routinierte
Beherrschung einer oder mehrerer
Entspannungsstrategien verlange.
«Wer die beherrscht, weil bewusst
trainiert, erzielt über die Summe im
Tagesverlauf einen ganz entschei-
denden Vorteil: Durch die Unterbre-
chung von emotionalen Aufschau-
kelungseffekten wie Ärger oder Auf-
regung kann der Tag auf signi-
fikant höherem Regenerationsni-
veau überstanden werden als im Fall
eines Untrainierten», sagt Eberspä-
cher.
Das Vermögen, sich auf diese Weise
selbst steuern zu können, sei etwas
grundsätzlich anderes und im Wis-
sen um die zukünftig entscheiden-
den Qualifikationsmerkmale etwas
viel Bedeutsameres als vieles von
dem Motivationsschnickschnack,
um den heute so ein Kult getrieben
werde. Wirklich motivieren könne
sich ein Mensch nur selbst. Motiva-
tion, so werde vielfach fälschlicher-
weise angenommen, sei reaktiv und
nicht selbst initiativ. Geglaubt wer-
de, man könne andere motivieren.
Doch genau genommen sei das
nicht möglich. «Man kann nur an-
dere dazu anregen, sich selbst zu
motivieren. Motivation setzt immer
das Engagement, die Eigenleistung
des zu Motivierenden voraus.»
Arbeit als zentraler WertDie Konsequenz daraus heisst für
Eberspächer: «Wir müssen zurück
auf den Boden der Tatsachen und
Arbeit als zentralen Wert des Lebens
und damit auch den Anstrengungs-
charakter von Arbeit wieder akzep-
tieren. Und ebenso die enorme Zu-
friedenheit und Befriedigung wieder
entdecken, die sich in einem ganz
persönlichen Sinn aus gelungener
Anstrengung, aus dem Erkennen
der eigenen Leistungsfähigkeit er-
gibt. Und die sich daraus wiederum
ergebende Leistungsschubkraft.»
«Die suggerierte Illusion von Arbeit
als flippigem bezahltem Tun», so
Eberspächer, «verkennt vollkom-
men den erfüllenden Charakter von
Arbeit, aus dem nicht unwesentlich
die Kraft zu neuer Anstrengung er-
wächst. Wer sich von dieser Illusion
nicht löst, fügt sich selbst Schaden
zu, unnötigen, wie ich meine. Wenn
es zur Sache geht, und im globalen
Ideen- und Verdrängungswettbe-
werb wird es zwangsläufig in den
Unternehmen immer mehr zur Sa-
che gehen, werden diejenigen die
Nase vorn haben, die in der Anstren-
gung auch das Erfüllende zu sehen
vermögen und sich zielbezogen und
ablenkungsfest, gleichzeitig aber
flexibel und in Alternativen den-
kend mit Freude an die Arbeit ma-
chen können!»
Bei wachsender genereller Hand-
lungsunsicherheit, gleichzeitig aber
einem Ansturm von Anforderungen
einerseits, Wahlmöglichkeiten und
Optionen andererseits, sei die Fä-
higkeit, sich mit Freude in die Pflicht
zu nehmen und sich selbst zu steu-
ern, so etwas wie der persönliche
archimedische Punkt belastbarer
Handlungsfähigkeit. Unter Qualifi-
kationsgesichtspunkten «wird sich
dieses Vermögen mehr und mehr zu
einer beruflichen Grundanforde-
rung entwickeln, um unter Unsi-
cherheitsbedingungen auf einem
wie auch immer definierten Weg zur
Aufgabenerfüllung zu bleiben bezie-
hungsweise ihn aus diversen Varian-
ten herauszuarbeiten».
Zwischen- menschlicher Wettbewerb
«In der Anstrengung auch das Erfüllende sehen …», Sportpsychologe Prof. Hans Eberspächer
Excellence-AgendaExecutive ExcellenceGanzheitliche Unternehmensführung Seminar für das Topmanagement, ab 12. Nov. 2013
Assessoren-Ausbildungauf der Basis des EFQM-Modells, ab 13. Juni und ab 10. Sept. 2013
Excellence-Talk mit Hans-Ulrich Bigler, Rudolf Fehlmann und Philipp Berner, 13. Juni 2013, ab 18 Uhr, Sursee
Operative ExcellenceExcellence Seminar für Führungskräfte im mittleren Management und QL, ab 26. Sept. und ab 12. Nov. 2013
Prozessmanagement im GesundheitswesenIn Zusammenarbeit mit dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Nottwil 19. Sept. 2013, 16./17. Oktober 2013
Assessor (Refresher)auf der Basis des EFQM-Modells, 7. Nov. 2013
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szene
MQ Management und Qualität 6/2013
Aus BabtecCAQ wird Babtec.QDas Potenzial für Qualität bleibt
immens. Das Wuppertaler Soft-
warehaus BabtecCAQ bereitet sich
darauf vor, das The-
ma Qualitätsma-
nagement weiteren
Branchen und Län-
dern nahe zu brin-
gen. Deshalb erhält
die Software einen
modifizierten Namen: Mit Release
6.4 heissen Software-Lösungen aus
dem Hause Babtec jetzt Babtec.Q.
Im Zentrum steht das Ziel der best-
möglichen Prozess-Optimierung:
Das neue Tool für Offline-Audit er-
möglicht es, softwaregestützte Au-
dits nun auch unabhängig vom
CAQ-System durchzuführen. Das
Bedienkonzept der neuen Erweite-
rung unterstützt den
Auditor bei der effizi-
enten Durchführung
seiner Audits. Eine
einfache Synchroni-
sierung garantiert
dabei den sicheren
Datenaustausch zwischen Offline-
Audit und Babtec.Q. Dieses Prinzip
der Einfachheit ist eine der Grund-
eigenschaften der Babtec-Software
generell. Es spiegelt sich nun auch
im neuen Produktnamen wider.__Info: www.babtec.de
neue Fördergelder für KMUDie Klimastiftung Schweiz unter-
stützt 18 neue Klimaschutzprojek-
te von kleinen und mittleren Un-
ternehmen (KMU) mit insgesamt
850 000 Franken. Die Gelder wur-
den am 8. Mai gesprochen. Sie sol-
len gleichzeitig dem Klimaschutz
dienen und die Schweizer und
Liechtensteiner KMU stärken. Kli-
maschutz ist in aller Munde – und
dies nicht nur im übertragenen
Sinn. Einer der grössten Schweizer
Bonbon-Hersteller, die Firma
Hunziker, will ihre Schleckwaren,
Karamells und Hustenbonbons
künftig umweltfreundlicher her-
stellen. Dabei erhält die Schweizer
Firma nun finanzielle Unterstüt-
zung von der Klimastiftung
Schweiz. Mit dieser Förderung sol-
len generell über die nächsten
zehn Jahre insgesamt 28 000 Ton-
nen CO2 weniger in die Atmosphä-
re gelangen.
__Info: www.klimastiftung.ch
Six Sigma boomtSix Sigma ist das weltweit wohl am
schnellsten wachsende Qualitäts-
sicherungsverfahren. Mit ihm wer-
den Produkte, Prozesse und Ge-
schäftsvorgänge erfolgreich opti-
miert. In Deutschland gewährleis-
ten die Quality Guidelines des
Europäischen Six Sigma Clubs
(ESSC-D) ein entsprechend hohes
Ausbildungsniveau mit einem kla-
ren Zertifizierungsstandard für
Green Belts und Black Belts. Mehr
als 1000 Experten wurden mittler-
weile nach den Qualitätsrichtlini-
en des ESSC-D ausgebildet. Im
Rahmen einer Standardisierungs-
offensive hatte der ESSC-D syste-
matische Schulungsinhalte erar-
beitet und eindeutige Zertifizie-
rungskriterien geschaffen. Dies
soll zur Vergleichbarkeit von Wei-
terbildungsangeboten beitragen.__Info: www.sixsigmaclub.de
Schweizer Social-Media-RankingZum ersten Mal zeigt ein Ranking
in Echtzeit auf, wie die einzelnen
Schweizer Kantons- und Stadtver-
waltungen Social Media einsetzen.
Das Ranking visualisiert, dass eini-
ge Kantone und Städte Soziale Me-
dien erfolgreich im Dialog mit der
Bevölkerung einsetzen. Dennoch
gibt es bei vielen Verwaltungen
noch Potenzial. Die HWZ Hoch-
schule für Wirtschaft Zürich hat
das Bedürfnis nach ausgebildeten
Social-Media-Behörden erkannt
und bietet ab Mai den ersten Fo-
kus-Kurs «Social-Media für Städte
und Gemeinden» der Schweiz an.
__Info: www.fh-hwz.ch
nachhaltigkeit Referenten aus Wissenschaft und
Wirtschaft referierten an der FHS
St.Gallen über nachhaltige Unter-
nehmensentwicklung, was diese för-
dert und verhindert und weswegen
das Thema für alle von Bedeutung
ist. Konkrete Unternehmensbeispiele
gaben den Teilnehmenden Inputs
dazu, wie Nachhaltigkeit im Unter-
nehmen verankert werden könne.
Dr. Kurt Weigelt, Direktor der Indus-
trie- und Handelskammer IHK
St.Gallen-Appenzell, bemerkte, dass
nachhaltiges Verhalten nicht selbst-
verständlich sei, sondern man sich
dem Thema bewusst widmen müsse.
Die Referenten identifizierten die
Langfristigkeit als ein zentrales Ele-
ment für das Gelingen von Nachhal-
tigkeit. Fehlt der lange Atem, schei-
tern viele Initiativen, wie Roger Her-
zig, Geschäftsführer der RWD Schlat-
ter AG, ausführte. Die Bedeutung der
Nachhaltigkeit für ein Unternehmen
illustrierte eine von Dr. Richard Vö-
geli, Geschäftsleitungsmitglied der
BHP Brugger und Partners, präsen-
tierte Zahl: 75 Prozent des Wertes ei-
nes Unternehmens sind heute die
sogenannten «intangibles», die im-
materiellen Werte. Dazu gehören Be-
reiche wie Reputation, soziales Enga-
gement, Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter – alles Themen der Nachhal-
tigkeit. Wie eine FHS-Studie von 2011
ergeben habe, so Prof. Dr. Sibylle
Olbert-Bock, Co-Leiterin des strate-
gischen Themenfeldes Nachhaltige
Unternehmensentwicklung an der
FHS St.Gallen, existiere eine Kluft
zwischen «Schein» und «Sein»:
82 Prozent der Unternehmensleitun-
gen bezeichnen die Nachhaltigkeit
zwar als bedeutsames Thema, aber
nur 20 Prozent hätten ein fixes Zeit-
kontingent für die Umsetzung der-
selben. Dies habe schwerwiegende
Folgen für die Chance einer tiefen
Implementierung, denn Nachhaltig-
keit verlange eine Verhaltensände-
rung gerade dort, wo sich die Unter-
nehmen Routinen angeeignet und
diese zudem beispielsweise in Leis-
tungskriterien fixiert hätten. Des
Weiteren gebe es auch meist keinen
unmittelbaren Veränderungsdruck,
um die eigenen Managementkon-
zepte zu hinterfragen und deren Aus-
wirkung auf Nachhaltigkeit zu evalu-
ieren. Eine weitere Problematik für
eine ganzheitliche Umsetzung liege
darin, dass nur bei 24 Prozent der
Befragten eine konkrete Vorstellung
davon bestehe, wie sie Nachhaltig-
keit für ihr Unternehmen auslegen.
__Info: www.fhsg.ch
Hunziker: Weniger Energie für Fruchtgummiherstellung
Podiumsdiskussion zur Nachhaltigkeit
7
SZENE
MQ Management und Qualität 6/2013
SAS Forum – Business AnalyticsSchweizer Unternehmen kommen
nicht mehr um das Thema Big Data
und die Analyse dieser Datenberge
herum. Deshalb wird Big Data Ana-
lytics zunehmend zu einem ent-
scheidenden Faktor für eine nach-
haltige Geschäftsstrategie, für
Grosskonzerne ebenso wie für Mit-
telständler. Zu diesem Schluss ka-
men Referenten wie Teilnehmer am
SAS Forum Schweiz – der grössten
Konferenz für Business Analytics in
der Schweiz. SAS, einer der gröss-
ten Softwarehersteller der Welt, ver-
anstaltete das Forum bereits zum
fünften Mal. Rund 330 Teilnehmer
kamen am 7. Mai ins Kongresszen-
trum Trafo in Baden und dokumen-
tierten damit, welch enormes Po-
tenzial in Business Analytics steckt.
Gastredner war Prof. Dr. Ing. Nor-
bert Gronau, Spezialist für betrieb-
liches Wissensmanagement. Prof.
Gronau sieht die Wirtschaft auf
dem Weg zu analytischen Organisa-
tionen: «Die Notwendigkeit von
Analytics wird in allen Branchen
und auf allen Ebenen erkannt, al-
lein die Nutzung ist noch ausbaufä-
hig. 70 Prozent der Unternehmen
haben keinen Zugriff auf ihre Un-
ternehmensdaten. Löbliche Aus-
nahme sind Banken und Versiche-
rungen.» Dr. Patric Märki, Country
Manager von SAS Schweiz, konkre-
tisiert für die Schweiz: «Der Markt
ist noch zu oft mit Rückblicken be-
schäftigt», so Märki. «Die Wert-
schöpfung liegt aber in der nach
vorne gewandten Steuerung, also
bei Forecasting, Optimierung. Da-
für brauchen wir angesichts von
Big Data hochleistungsfähige Lö-
sungen. Sie stehen heute zur Verfü-
gung.» Im Rahmen der Veranstal-
tung überreichte Märki auch den
diesjährigen SAS Innovation Award.
Preisträger 2013 ist die Swisscom
AG. Der Telekommunikationskon-
zern hat sich speziell im Bereich
Analyse und Mining von unstruktu-
rierten Daten eine Vorreiterstellung
erarbeitet. Am Rande der Veranstal-
tung wurde bekanntgegeben, dass
SAS vom Great Place to Work Insti-
tute für mittlere Unternehmen zum
besten Arbeitgeber der Schweiz
2013 ernannt worden ist.__Info: www.sas.com Wie innovativ ist Ihr Unternehmen?
Das RKW Rationalisierungs- und
Innovationszentrum der Deut-
schen Wirtschaft e.V startet ab
sofort ein Online-Portal zum
Thema Innovation für kleine und
mittlere Unternehmen. Das neue
Innova-tionsportal zeigt Mittel-
ständlern, wo sie stehen und wie
es weiter-gehen kann – kostenfrei.
Wie können Unternehmen ihr
Innovationsmanagement
verbessern, nachhaltig ihre
Produktivität steigern und effizi-
enter mit ihren Ressourcen
umgehen? Die auf der Website
www.rkw-innovationsportal.de
vorgestellten Veranstaltungen, Pu-
blikationen, Praxisbeispiele und
Videos geben Antworten auf diese
Fragen. Zusätzlich verrät der inter-
aktive RKW Inno-Check, wo sich
im Unternehmen noch Innovati-
onspotenziale verbergen. Und für
Mittelständler, die es ganz genau
wissen möchten, sind die Innova-
tionsexperten des RKW natürlich
auch über die Website erreichbar.
Zusätzlich wird das RKW Kompe-
tenzzentrum das Portal ab Som-
mer 2013 mit einem Innovations-
Blog flankieren, um tagesaktuelle
Inhalte zum Thema dialogorien-
tiert aufzubereiten.__Info: www.rkw-kompetenzzentrum.de
Solothurn punktetAnlässlich der Generalversamm-
lung der Solothurner Handelskam-
mer (SOHK) am 16. Mai betonte
ihr Präsident Hans Kuhn, dass sich
trotz des starken Frankens, der
Untersicherheiten auf den Finanz-
märkten und der Schuldenkrise in
Europa der Wirtschaftsstandort
Solothurn beachtlich schlage. So
lag beispielsweise die Arbeitslo-
senquote im Kanton Solothurn
2012 mit durchschnittlich 2,4 Pro-
zent tiefer als der nationale Durch-
schnitt und könne im internatio-
nalen Vergleich gar als Weltklasse
bezeichnet werden. Kuhn machte
aber klar, dass sich der Kanton lau-
fend weitentwickeln und verbes-
sern müsse, um seine komfortable
Lage zumindest zu verteidigen. Vor
allem seien Fähigkeiten und Fer-
tigkeiten der Arbeitskräfte in den
Unternehmen von grundlegender
Bedeutung für den wirtschaftli-
chen Erfolg. Die Aus- und Weiter-
bildung und das Abwenden des
Fachkräftemangels werden damit
zu entscheidenden Faktoren. Ge-
rade in der Aus- und Weiterbildung
setzt die Solothurner Handelskam-
mer starke Akzente. Mit dem Pro-
jekt «TalentMatch» wurde ein effi-
zientes Rekrutierungs-Tool für
Fachkräfte auf die Beine gestellt.
Weitere Lösungsansätze zum Ab-
wenden des Fachkräftemangels
werden entwickelt. Mit der Grün-
dung der «SOHK Praxis-Akademie»
wurde ein Meilenstein für die So-
lothurner Weiterbildungsland-
schaft gesetzt. Dieses Bildungsan-
gebot ist konsequent auf prakti-
sche KMU-Bedürfnisse zuge-
schnitten: «Damit bieten wir den
Unternehmen echten Wissens-
mehrwert und tragen zur Stärkung
der Solothurner Wirtschaft bei», so
Hans Kuhn.__Info: www.sohk.ch
SAS Forum Schweiz 2013
Schweizer FrachtbörseMit der fortschreitenden «Just in Time»-Philosophie müssen Transportun-ternehmen, ob in der Luft-, See-, Schienen- oder Strassenfracht, eine im-mer grössere Leistungsbereitschaft erbringen, um die Lieferfähigkeit ihrer Auftraggeber sicherzustellen. Zugleich verfolgen die Auftraggeber eine lau-fende Reduktion ihrer Kapitalbindungs- und Lagerhaltungskosten, welche zu einer maximalen Wirtschaftlichkeit führt. Viele Kernstrecken werden heute nicht optimal ausgelastet und viele Transporteure nehmen in ihrem Streben nach neuen Kunden auch Umwege in Kauf. Hier kommt die Schweizer Frachtbörse «transportplattform.ch» als Allokationsfunktion ins Spiel. Auftraggeber können ihre Transportkosten mit diesem Instrument optimieren, da sie durch eine Ausschreibung eine Auswahl an Transportan-geboten erhalten, die die gefragte Strecke im Zeitraum des Auftrags bedie-nen. Weil die Transporteure durch die zusätzliche Fracht ihre Auslastung optimieren, erhält der Auftraggeber im Gegenzug einen besseren Preis.__Info: www.transportplattform.ch
8 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Weshalb das Tun im Zentrum steht
Kunst der Innovation
Von Hans-Henning Herzog
Ideen finden, bewerten, finanzieren und umset-zen, das sind die Themen aller Lehrbücher rund um Innovation. «Personenkeimfrei» geht es dabei zu, meint Professor Gunter Dueck, bis 2011 Chef-technologe bei IBM, und fragt, welche Barrieren eine Innovation im Unternehmen überwinden muss. Im MQ-Interview erläutert er, worauf es bei Innovationen tatsächlich ankommt.
Herr Professor Dueck, Sie haben 25 Jahre bei IBM versucht, immer mal etwas Neues auf die Beine zu stellen. Geht das in einem Konzern so einfach?Ja, doch – es geht! Ich hatte einige
Lehrjahre oder Ehrenrunden, die
hätte man mit Intrapreneuring-
Training sicher kürzer gestalten
können.
Intrapreneure gelten als «Ange-stellten-Unternehmer», die kreativ zur Sache gehen … Ja, aber das muss trainiert werden!
Innovatoren müssen nicht nur un-
ternehmerisch sein dürfen, wie im-
mer laut gefordert wird, sondern
sie müssen auch dazu fähig sein
und Talent haben. Das wird oft ver-
gessen.
Innovationsmanagement hilft da-bei?Innovationsmanagement «erlaubt»
ja nur, etwas zu unternehmen, und
dann verlangt es ganz banal-naiv
den vollen Erfolg der Anstrengun-
gen. Innovationsmanagement ge-
stattet quasi einem Menschen, der
die Idee zu einem neuen Kochre-
zept hat, die Zutaten zu diesem Re-
zept zu kaufen, also eine Art Invest-
ment, und dann nach der Idee das
neue Gericht zu kochen. Das ist
dann die Realisierung. Ob der
Mensch mit der Idee überhaupt gut
kochen kann, interessiert Innova-
tionsmanagement in der Regel
nicht.
Permanenter Wandel wird als Er-folgsfaktor für Unternehmen pro-pagiert. Trotzdem, sagen Sie, geht nichts wirklich Neues voran …Innovation hat etwas mit zuver-
sichtlichem Willen zu tun. Man
geht freudig und tatkräftig in die
Zukunft. Später begreifen die an-
deren Unternehmen, wohin die
Reise geht. Sie müssen jetzt nach-
ziehen. Das ist zu diesem Zeitpunkt
kein Spass mehr. Ich sage immer:
Innovation ist wie Wollen, Wandel
ist wie Müssen. Wandel ist von den
Verhältnissen erzwungene Innova-
tion, eine Reaktion auf beginnende
darwinsche Auslese. Wenn zum
Beispiel früher eine Eiszeit kam,
besorgten sich die ersten Men-
schen Tierfelle. Andere warteten,
bis sie halb erfroren waren, und
schauten dann nach Tierfellen,
aber es gab kaum noch welche …
Können Sie die wichtigsten Haltun-gen nennen, mit denen Innnovatio-nen verhindert werden?Innovationen werden ja nicht di-
rekt verhindert, sie scheitern meist
daran, dass sie wie normales be-
kanntes Tagesgeschäft gemanagt
werden sollen. Da hat man Absatz-
schätzungen, Kostensätze und Ge-
winnvorstellungen. Alles ist mehr
oder weniger genau bekannt, es
gibt Regeln und Abläufe. Innova-
tionen suchen erst nach ihrer end-
gültigen Form, man muss probie-
ren und immer wieder verändern,
je nachdem, was die ersten Interes-
senten und später Kunden sagen.
Diese unternehmerische Vorge-
hensweise ist dem Verwalten des
Tagesgeschäfts ganz und gar fremd
und sogar «verdächtig» oder unan-
gebracht. Weil das so ist, sind alle
Manager gut im Tagesgeschäftsma-
nagement und fast keiner als Un-
ternehmer.
Das heisst, man tritt lieber auf der Stelle …?Hinzu kommt, dass Manager «Er-
folg» sehen, wenn das Tagesge-
schäft brummt. Dass Banken ins
Internet verschwinden, Autopro-
duzenten bei allgemeinem Car-
Sharing fast zumachen können etc.
ist nicht Gegenstand des Tages-
horizontes und der Gehaltstabel-
len. Die Zukunft mit ihren derzeiti-
gen Herausforderungen ist gar
nicht richtig im Bewusstsein, und
wenn sie doch einmal aufblitzt,
wird sie keinesfalls nüchtern mit
allen ihren Problemen angeschaut,
sondern mit erzwungenem Opti-
mismus, so etwa in der Art: «Wir
müssen doch mit vollem Herzen an
unser angestammtes Business
glauben, oder? Sonst könnten wir
gleich zumachen!»
Sie bezeichnen Innovationen als «echtes Hindernisrennen». War-um tun sich alle so schwer damit?Es wird nicht als Hindernisrennen
gesehen! Die Erfinder erwarten
eher rote Teppiche. Wenn man Pro-
fi ist, weiss man ja, was alles getan
werden muss und wo die Hinder-
nisse liegen. Neulinge reagieren bei
Hindernissen eher paranoid, so, als
wären die Hindernisse für sie per-
sönlich erfunden: Keiner gibt Geld,
keiner will Risiko, es lässt sich nicht
verkaufen, alle mäkeln! Eine Inno-
vation muss eben begeistern, dann
tun sich auch Türen von selbst auf.
Warum sollte man das, womit man jahrelang erfolgreich war, durch eine neue Idee infrage stellen?Ich bin mir nicht sicher, dass die
Innovationsträgheit daraus ent-
steht. Mehr so: Das Neue muss
klein angefangen werden, so wie
wenn man mit 60 noch einmal ein
Baby bekommt oder einen Wal-
nussbaum pflanzt – der Ertrag
kommt viel später. Dazu kommt,
dass das Neue einfach neue Fähig-
keiten verlangt, die man erwerben
müsste. Meist scheut man sich vor
der Erkenntnis, dass diese neuen
Fähigkeiten nicht da sind, auch
weil man fühlt, dass man für das
Neue wahrscheinlich oder viel-
leicht kein Talent hat.
Innovationsmanage-ment greift zu kurz
Eine Innovation muss begeistern
9MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Das tönt ja nicht gerade optimis-tisch …Nehmen Sie so etwas Einfaches wie
einen Englischlehrer von 1970 –
der lehrte Englisch und konnte es
nicht – das merkt heute jedes Kind,
weil es Englisch an jeder Ecke mit-
bekommt. Jetzt muss der Englisch-
lehrer wirklich selbst die Sprache
mündlich beherrschen – schon al-
lein dies ist schwer. Denken Sie das
einmal in solchen Mikroumgebun-
gen durch, dann spüren Sie, wie
schwer es für grosse Unternehmen
sein muss, in einem neuen Gebiet
ohne Erfahrung und die nötigen
Fähigkeiten wieder freudig unter
brennendem Ehrgeiz Grundsteine
zu setzen.
Jede Neuerung braucht einen Busi-nessplan. Sie vergleichen den mit einem Kochrezept, bei dem der Schreiber keine Vorstellung vom Kochen hat …Weil die Erfinder nur erfunden ha-
ben, aber fast nie Unternehmer
sind, zwingt man sie, ihre Lage we-
nigstens einmal theoretisch zu
überdenken. Dieser Besinnungs-
aufsatz ist dann der Business Case.
Für Profis fühlen sich Business Ca-
ses eher wie Zwangsjacken an. Stel-
len Sie sich vor, ein Fünf-Sterne-
Koch hat eine Wahnsinnsrezept-
idee und Sie zwingen ihn aufzu-
schreiben, wie er das dann Schritt
für Schritt kocht – mit Zeitplan und
Kosten! Und danach muss er die
erfolgreiche Erledigung jedes
Kochschrittes dokumentieren!
Lernen, experimentieren und pro-bieren: Innovatoren wird damit das
Leben in Unternehmen schwer ge-macht. Woran liegt es? Na, eben daran, dass normales Ma-
nagement Schritt für Schritt die Ar-
beit vorgibt und vorher die Kosten
und die Resultate plant und fest-
legt. Experimentelles Herantasten
an das, was der Kunde später kau-
fen wird, ist nicht wirklich planbar,
also auch nicht klassisch zu mana-
gen. Beim Management ist es sehr
wichtig, einen guten Plan zu ha-
ben, bei Innovation braucht man
einen erstklassigen Entrepreneur.
Steve Jobs galt als Innovator par excellence. Was hat Apple anders gemacht?Steve Jobs ist so ein Entrepreneur
gewesen, mit festen Überzeugun-
gen und hartem Durchsetzungs-
willen. Er wird nun vergöttert, weil
er Apple zum wertvollsten Unter-
nehmen werden liess. Man sieht
aber, dass sich auch Apple wieder
«häuten» muss, weil nun Samsung
im Verein mit Google am «Internet
der Dinge» arbeitet, während Ap-
ple vielleicht zu sehr die Macht im
rein Digitalen anstrebt. Samsung
wird das Android-System bald in
alle Haushaltsgeräte einbauen …
Auf dieser Baustelle ist Apple nicht.
Die wirkliche Bewährungsprobe
hat ein Unternehmen, wenn es
sich neu erfinden muss. Das ist die
Kunst! Apples Aktienkurs wetter-
leuchtet ja schon.
Welche Talente und Fertigkeiten müssen Innovatoren mitbringen?Das werde ich so oft gefragt! Ge-
genfrage: Welche Fertigkeiten muss
ein Geigenstar oder ein Fünf-Ster-
ne-Koch haben? Ich will sagen: Die
benötigten Fertigkeiten sind an
sich ja klar. Das Problem ist, das
man echt gut sein muss, nicht ein-
fach nur Fertigkeiten haben. Eine
gute Komposition allein garantiert
noch keine virtuose Aufführung,
ein geniales Rezept noch kein Fest-
essen. Das ist eigentlich jedem klar,
aber bei Innovationen glauben die
meisten, dass eine gute Idee schon
die halbe Miete ist. Sie denken:
«Ich habe die Idee, jetzt werde ich
noch schnell Unternehmer.» Viel-
leicht ist eine gute Komposition
wirklich schon eine halbe Miete,
aber das Erlernen des Geigenspiels
oder des Unternehmerseins dauert
ein paar Jahre … Dieses Quartal
wird es nichts mehr damit.
Kann die agile Softwareentwick-lung zum Vorbild für Innovationen in Unternehmen werden?Agile Softwareentwicklung ist eine
Methode für Spitzenkönner. Ver-
stehen Sie? Wieder das gleiche Pro-
blem. Die meisten Leute glauben,
man müsse nur die «agile Metho-
de» benutzen, und schon sei der
Erfolg garantiert. Sie glauben also
in unserem vorigen «Geigenkon-
text», dass sie allein schon dann
wundervolle Geigensoli spielen
könnten, wenn sie eine Stradivari
hätten. Dass sie ausserdem Spit-
zenkönner sein müssen, wollen sie
nicht hören. Bei Innovationen aber
geht es eigentlich nur um Spitzen-
könner. Und dann ist die «agile Me-
thode» wirklich angebracht.
Etwas Neues kann sich oft nur durchsetzen, wenn es zur einge-fahrenen Strategie und Struktur passt und möglichst wenig Ärger bringt …Ja, klar! Ein guter Innovator sollte
das Talent haben, sich in die Struk-
turen eines Unternehmens einzu-
fühlen zu können und es irgendwie
hinzubekommen, dass es doch
passt, obwohl es nicht passt. Da
fällt mir ein guter Schachzug ein:
Sie fordern öffentlich den obersten
Chef auf, Sie verdammt noch mal
«machen zu lassen», und Sie wür-
den einen Kasten Champagner
wetten, dass Sie allein das Unter-
nehmen erneuern. Oft lächeln die
Chefs und sagen dann: «Okay, die
«Innovation ist etwas anderes als das Tagesgeschäft…», Prof. Gunter Dueck
Erstklassige Entre-preneure
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11MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Wette gilt, ich sehe es mir an.» Bei
dieser «Methode» muss man kei-
nen Business Case schreiben, der
ist ja durch die Wette ersetzt … Ich
weiss, es klingt jetzt abenteuerlich,
aber bei manchen Kraftmensch-
chefs geht das. Warum aber? Weil es
für Innovationen Mut braucht, der
ist selten. Wer Mut hat und Durch-
setzungsstärke zeigt, dem wird
nicht wirklich viel in den Weg ge-
legt. Wenn man jemanden machen
lässt, muss man es ihm doch zu-
trauen! Das ist wichtiger als Zah-
lenjonglieren und Marktzahlen.
Kann man Innovation, die mit viel Unsicherheit verbunden ist, «pla-nen», «steuern» und unter Kon-trolle halten?Glaube ich nicht! Man kann insbe-
sondere nicht planen, wann eine
Innovation den Durchbruch
schafft. Oft ist eine Idee viel zu früh
dran – ach, meistens ist sie zu früh.
Denken Sie an den Tablet Compu-
ter «Newton» von Apple vor langer
Zeit. Den wollte dann doch keiner,
weil die Batterien zu schwach wa-
ren, die Speicher zu klein, der Bild-
schirm zu dunkel, wenn man auf
der Parkbank sass – und da gab es
noch kein Funkinternet etc., etc.
Der Newton-PDA kam 1993 und
wurde 1998 von Steve Jobs einge-
stellt. Aber die Strukturen verän-
derten sich damals, die Batterien
und das Netz. Und siehe da: Plötz-
lich wollen es alle, das iPad …
Passiert so etwas oft?Ja, ganz oft. Gute Innovatoren be-
kommen ein Gefühl, wann es so-
weit ist, die meisten träumen zu
früh. Pläne helfen da nicht, man
muss probieren und die Resonanz
der Kunden fühlen. Ich will jetzt
nicht sagen, dass man gar keinen
Plan braucht! Klar muss man einen
haben, und zwar in dem Sinne,
dass man sehr gut weiss, was man
tut. Ein Plan soll einem selbst zei-
gen, dass man an alles gedacht hat,
er muss andere überzeugen, dass
es geht und ihre Mithilfe wert ist.
Man muss in allen Lagen ausstrah-
len können, dass man es schafft.
Das geht nicht ohne Plan.
Also eher eine Handlungsanlei-tung, wie man bei der Innovation vorgehen will?Ja, aber heute wird unter Plan ein
extrem detailliertes Durchfüh-
rungsrezept verstanden, das gna-
denlos angewandt wird, egal was
passiert. Die Controller steuern ja
gar nicht, sie überwachen die Aus-
führung und schimpfen bei Abwei-
chungen. Das kann man tun, wenn
es Rezepte gibt, also im Tagesge-
schäft, sonst aber nicht. Sie sehen
ja, was mit Plänen bei Stuttgart 21
oder der Elbphilharmonie in Ham-
burg geschieht … Es ist eine Kunst
für sich, etwas beim ersten Mal
gleich richtig zu machen.
Worin unterscheidet sich die Ar-beit an und mit Innovationen von der sonstigen, normalen Arbeit?
Normale Mitarbeiter arbeiten nach
Rezept ab. Vorgang für Vorgang,
Kunde für Kunde. Innovation er-
schafft diese Rezepte neu. Innova-
tion ist eine Art «Metaarbeit», wie
auch jedes «Change Management».
Arbeit ist Erledigung in einem fes-
ten System der Arbeit. Change und
Innovation arbeiten an (nicht: in)
einem neuen System, mal evolutiv,
mal radikal zerstörerisch oder dis-
ruptiv.
Und worin besteht der Unter-schied?Ein bisschen Evolution können wir
alle verkraften, aber wirklich nicht
zu viel – bei etwas grösserer Verän-
derung fängt schon die echte
«Metaarbeit» an. Im Management
sind sich alle einig, dass Change
Management die anspruchsvollste
aller Disziplinen ist. Und vor dieser
Tatsache stehe ich staunend: Ist
nicht die nicht-evolutive Innova-
tion viel schwieriger als «bloss»
Change? Bei «Change» kenne ich
doch vorher das Ergebnis – bei In-
novation nur so ungefähr. Warum
wird die Profession des Innovators
so gnadenlos unterschätzt? Ja, und
weil das so ist, hagelt es Misserfol-
ge. Nicht nur, weil Innovation
schwierig ist – sondern weil nicht
verstanden wird, wie schwierig sie
ist.
Herr Professor Dueck, vielen Dank
für das Gespräch.
Das Buch zum Thema
Ideen liegen quasi überall herum, sie sind nicht entscheidend. Wichtig ist, ob und wie sie zum Durchbruch kommen. Gunter Dueck war zunächst Mathema-tik-Professor an einer Universität und danach 25 Jahre Cheftechnologe bei IBM. Dort erhielt er als Querdenker den Spitznamen «Wild Duck». Er kennt sich aus mit den Barrieren, die sich ty-pischerweise grösseren Innovationen in den Weg stellten. Ausführlich, fun-diert und witzig beschreibt er das «ech-te Hindernisrennen» von Innovationen. Dabei bietet Dueck kein Lehrbuch mit Rezepten aller Art. Davon gibt es ge-nug. Aber er stellt das Rüstzeug vor, um klar zu machen, was wirklich pro-fessionelle Innovationsarbeit aus-macht. Dabei stellt er klar: «Die allge-meine Lust am Neuen» ist das A und O jeder kreativen Organisation. Dueck entwickelt das Konzept einer agilen In-novation, die in die DNA des Unterneh-mens integriert ist. Sein Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen her-kömmliches Ideenmanagement und für wildes Denken.__Das Neue und seine Feinde. Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen. Gunter Dueck, Campus Verlag Frankfurt 2013, 282 Seiten, Hardcover gebunden, in-klusive E-Book, ISDN 978-3-593-39717-7, CHF 35.90, Euro 24.99
Innovation ist «Metaarbeit»
Man muss echt gut sein, nicht einfach nur Fertigkeiten haben …
12 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Potenziale für radikale Innovation
Internal Innovation Scouting
Von Carsten Deckert
In Zeiten zunehmender Marktdynamik und kür-zer werdender Innovationszyklen fragen sich viele Unternehmen: Wie können wir das kreative Poten-zial unserer eigenen Mitarbeiter besser nutzen? Denn es gibt sie in jeder Organisation: Leute, die das radikal Neue nicht nur denken, sondern auch umsetzen wollen.
Um das kreative Potenzial der
Mitarbeiter im Unternehmen
zu nutzen, wird von Unter-
nehmen gerne das Betriebliche
Vorschlagswesen (BVW) genutzt.
Generell ist das BVW ein eher reak-
tives Instrument, das Ideen im
Unternehmen aufzuspüren ver-
sucht und dabei auf extrinsische
Motivation, also auf äussere An-
reize wie zum Beispiel Belohnun-
gen, setzt. Es ist im Wesentlichen
für das Aufspüren inkrementeller,
also kleinschrittiger Verbesserun-
gen geeignet und daher eher im
Bereich von Produktion und Qua-
litätsmanagement als im Bereich
Forschung und Entwicklung ange-
siedelt. Das betriebliche Vor-
schlagswesen wird aber auch
schnell zum «Vorschlagsverhinde-
rungswesen», wenn beispielsweise
die Bearbeitungszeiten zu lang
sind oder die Vergütung unklar ist.
Intern auf die Suche gehenFür das Aufspüren radikaler Neue-
rungen bedarf es eines anderen
Ansatzes, der in diesem Artikel als
«Internal Innovation Scouting» be-
zeichnet wird. Der Scouting-An-
satz setzt im Gegensatz zum BVW
auf das Aufspüren von sogenann-
ten Intrapreneuren, die aus intrin-
sischer Motivation oder aus inne-
rem Antrieb heraus an einem The-
ma arbeiten. Dieser aktive Ansatz
versucht, über Vernetzung und
Förderung dieser Intrapreneure ra-
dikalere Ideen für das Unterneh-
men aufzuspüren. Er ist komple-
mentär zum externen Innovation
Scouting zu verstehen, das auf Ba-
sis von Trends nach neuen Innova-
tionsstossrichtungen oder im Rah-
men von Open Innovation nach
neuen Technologien und Innova-
tionen ausserhalb des Unterneh-
mens sucht.
Intrapreneure aufspürenDie amerikanische Kreativitäts-
Forscherin Teresa M. Amabile sagt:
«Kreativ sein ist wie Eintopf ko-
chen.» Wie bei einem wohlschme-
ckenden Eintopf brauche man bei
der Kreativität drei Zutaten:
Die Grundzutat, das Fleisch oder
Gemüse beim Eintopf, ist das Fach-
wissen: Wer auf einem bestimmten
Gebiet nichts weiss, kann auch
nichts Kreatives leisten.
Die Gewürze oder Kräuter, die
den Geschmack der Grundzutat
erst so richtig zur Geltung bringen,
sind die kreativen Denkfertigkei-
ten, durch die aus dem vorhande-
nen Fachwissen neue Ideen er-
zeugt werden: Ohne die nötige
geistige Flexibilität bleibt alles bei
der alten Routine und es entsteht
nichts Neues.
Das Feuer unter dem Suppen-
topf schliesslich ist die Leiden-
schaft bzw. intrinsische Motivation
für eine Sache: Man kann nicht
kreativ sein, wenn man eine Sache
nicht gerne tut.
Diese Erkenntnisse mögen nicht
besonders neu sein. Erstaunlich ist
aber, was Teresa M. Amabile in ih-
rer wissenschaftlichen Forschung
herausgefunden hat: Leidenschaft
kann bis zu einem gewissen Grade
den Mangel an Wissen und Kreati-
vität wettmachen. Beim Innova-
tion Scouting kommt es daher dar-
auf an, genau die Mitarbeiter, die
sprichwörtlich für eine Sache bren-
nen, zu identifizieren und aktiv in
den Innovationsprozess einzubin-
den: die sogenannten Intrapre-
neure.
Schlummerndes PotenzialDer Begriff «Intrapreneur» wurde
bereits in den 80er-Jahren von Gif-
ford Pinchot ersonnen (siehe Kas-
ten). Er beschreibt damit Mitarbei-
ter eines Unternehmens, die sich
im Unternehmen wie Entrepre-
neure verhalten, also unternehme-
risch agieren, anstatt auf Anwei-
sungen zu warten. Auf eine kurze
Formel gebracht, sind Intrapre-
neure «Dreamers who do». Der Be-
griff «Dreamers» betont dabei, dass
sie die Vision von einer besseren
Zukunft in sich tragen. Intrapre-
neure sind daher lösungsorientiert,
in Sachfragen wenig kompromiss-
bereit und offen und direkt in der
Ansprache von Problemen.
Heute würde man solch unbeque-
me Zeitgenossen vielleicht mit
dem Begriff «Querdenker» bezeich-
nen. Dies allein ist aber nicht aus-
reichend, da ihre Leistung ansons-
Dr. Carsten Deckert, Professor für Logistik und Supply Chain Management an der Cologne Business School (CBS), Hardefuststrasse 1, D-50677 Köln, T +49 (0) 221 931809-661, [email protected], www.cbs-edu.de
Intrapreneure Grafik 1
+
Intrapreneure sind
– lösungsorientiert– in Sachfragen wenig kompromissbereit– offen und direkt in der Ansprache von Problemen
Intrapreneure
– handeln oft ohne Erlaubnis– überschreiten dabei fachliche und funktionelle Grenzen und– haben oft Ärger wegen ihres Tuns, nicht wegen ihres Nichtstuns
«Dreamers who do»
Wie bei einem guten Eintopf
Der Motor Leidenschaft
13MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
ten nicht über Tagträume und Luft-
schlösser oder im schlimmsten Fall
über destruktives Genörgel hinaus-
ginge. Durch das Verb «to do» im
angeschlossenen Nebensatz wird
angedeutet, dass sich Intrapreneu-
re darüber hinaus auch durch Ak-
tion hervortun: Intrapreneure han-
deln oft ohne Erlaubnis, über-
schreiten dabei fachliche und
funktionale Grenzen und bekom-
men daher Ärger wegen ihres Tuns,
nicht wegen ihres Nichtstuns. Sie
sind also Menschen, die lieber um
Verzeihung bitten als um Erlaub-
nis. Dadurch grenzen sie sich von
Mitarbeitern ab, die einfach nur
«faul» sind, da diese den Ärger we-
gen ihres Nichtstuns bekommen.
(Grafik 1)
Akteure gezielt fördernDie beschriebenen Eigenschaften
helfen beim Aufspüren von In-
trapreneuren. Und die im Unter-
nehmen aufgespürten Intrapre-
neure sollten anschliessend geför-
dert werden. Dies kann zum einen
durch gezielte persönliche Weiter-
entwicklung geschehen, etwa
Coaching und Feedback für ihre
Ideen oder Training in Workshops
und Seminaren, um ihnen weiteres
Rüstzeug, zum Beispiel «Wie erstel-
le ich einen Business-Plan?», für
ihre Intrapreneurs-Tätigkeit zu
vermitteln. Zum anderen kann
man Intrapreneure durch Vernet-
zung und Erfahrungsaustausch
fördern. Denkbar ist hier, den Kon-
takt zu internen Sponsoren und
externen Facilitators aufzubauen
oder eine Community of Practice
für Intrapreneure zu gründen. Aus-
serdem sollte man Intrapreneuren
Anerkennung zollen, um eine ent-
sprechende Innovationskultur im
Unternehmen zu etablieren. Dies
sollte nicht nur Anerkennung für
erfolgreiche Vorhaben beinhalten,
sondern ebenfalls Anerkennung
für mutige, aber misslungene Ver-
suche, etwa einen «Dared to try»-
Award. Ansonsten besteht die Ge-
fahr, dass die Mitarbeiter auf Num-
mer sicher gehen und sich keinen
grossen Herausforderungen mehr
stellen.
Führung in kreativen UnternehmenIn ihrem Artikel «The Bias Against
Creativity: Why People Desire But
Reject Creative Ideas» zeigen die
amerikanischen Forscher Jennifer
S. Mueller, Shimul Melwani und
Jack A. Goncalo in zwei Experimen-
ten, dass Menschen eine implizite
Abneigung gegen Kreativität ha-
ben, obwohl sie sich explizit dazu
bekennen. Sie führen diese Abnei-
gung auf die der kreativen Idee zu-
grundeliegende Unsicherheit zu-
rück.
Die Forscher ziehen aus diesem Er-
gebnis folgendes Fazit: Wenn Indi-
viduen eine implizite Abneigung
gegen Kreativität haben, dann
kann man davon ausgehen, dass
Organisationen diese auch aufwei-
sen, auch wenn sie explizit anderes
kommunizieren. Ausserdem sollte
das Ergebnis ein Anstoss für den
Umgang mit Kreativität sein. Der
Fokus sollte von der Frage, wie man
möglichst viele neue Ideen erzeu-
gen kann, übergehen zur Frage, wie
man Organisationen helfen kann,
Kreativität zu erkennen und zu ak-
zeptieren.
Diese Erkenntnis bringt uns zum
zweiten Faktor des internen Inno-
vation Scouting – neben dem Auf-
spüren und Fördern von Intrapre-
neuren –, den neuen Führungs-
prinzipien, die für ein kreatives
Unternehmen wichtig sind. Die
amerikanischen Wissenschaftler
Alan G. Robinson und Sam Stern
bezeichnen in ihrem Buch «Corpo-
rate Creativity» ein Unternehmen
als kreativ, wenn die Mitarbeiter
des Unternehmens etwas Neues
und potenziell Nützliches auspro-
bieren, ohne dass sie direkt dazu
angewiesen wurden. In Anlehnung
an die beiden Autoren kann man
folgende Führungsprinzipien her-
ausstellen, mit denen ein Unter-
nehmen kreativer werden kann.
Stringente AusrichtungJedem Mitarbeiter müssen Unter-
nehmensvision und Innovations-
ziele klar sein. Dies bedingt eine
klare Kommunikation der Innova-
tionsziele, ein Bekenntnis der Füh-
rung zu Initiativen, die die Innova-
tionsziele fördern, und Rechen-
schaft für Handlungen, die sich auf
die Innovationsziele auswirken.
Und natürlich bedingt es auch,
dass man überhaupt Innovations-
ziele hat.
Fördernde AnregungViele Innovationen verdanken ihre
Entdeckung einem glücklichen Zu-
fall. Doch dies ist nur die eine Seite
der Gleichung. Bereits Louis Pas-
teur sagte: «Chance favors only the
prepared mind.» Um den glückli-
chen Zufall für eine Innovation zu
nutzen, bedarf es der Urteilskraft
durch die Mitarbeiter des Unter-
nehmens. Für die Kombination aus
glücklichem Zufall und Urteilskraft
prägte Horace Walpole 1754 den
Begriff «Serendipity» (nach dem
persischen Märchen «The Three
Princes of Serendip»). Ein Unter-
nehmen kann sich das Serendipity-
Prinzip zunutze machen, indem es
seinen Mitarbeitern neue Anre-
gungen verschafft und sie dann zu
ungehinderter Eigeninitiative an-
regt.
Ungehinderte EigeninitiativeKreative Freiräume ermöglichen
selbstinitiierte und inoffizielle Ex-
perimente. Wie bereits oben er-
wähnt, ist Leidenschaft immens
wichtig für Kreativität. Selbstini-
tiierte Experimente bedeuten, dass
die Mitarbeiter Dinge ausprobie-
ren, für die sie eine Leidenschaft
spüren (intrinsische Motivation).
Ideen, die zu radikalen Innovatio-
nen führen könnten, gleichen ro-
hen Eiern. So ein rohes Ei kann un-
heimlich schnell zerstört werden,
wenn es auf die harte Realität aus
bestehenden Kundenbedürfnis-
sen, Marktdaten und Unterneh-
menskennzahlen trifft. Es emp-
fiehlt sich daher, für radikal neue
Ideen einen geschützten Bereich
zu schaffen, damit sie sich erst ein-
mal bewähren können. Inoffizielle
Experimente, die nicht unter der
Lupe des Managements stehen,
schaffen eine Art Brutkasten oder
Gewächshaus für neue Ideen – ein
«Innovation Greenhouse».
Beste Beispiele für die Umsetzung
von ungehinderter Eigeninitiative
sind die Kreativzeit, die Google sei-
nen Mitarbeitern einräumt, um an
eigenen Projekten zu arbeiten, und
das «Skunkworks-Project» für den
ersten Apple-MacIntosh-Compu-
ter.
Offene KommunikationskanäleOffene Kommunikationskanäle er-
Führungsprinzipien Grafik 2
Führen durchNichteinmischen
StringenteAusrichtung
FörderndeAnregung
OffeneKommunikations-
kanäle
UngehinderteEigeninitiative
Anerkennung zollen
Corporate Creativity
14 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
füllen zwei Funktionen. Zum einen
ermöglichen sie den Wissens- und
Ideenaustausch zwischen Intra-
preneuren sowie zwischen Intra-
preneuren und Unternehmensex-
perten. Zum anderen ermöglichen
sie es, inoffizielle Experimente zum
richtigen Zeitpunkt in offizielle
F&E-Projekte umzuwandeln.
Führen durch NichteinmischenUm das kreative Potenzial des eige-
nen Unternehmens besser zu er-
schliessen, ist also von Seiten des
Managements ein zeitweiliger ge-
zielter Kontrollverlust und ein akti-
ver Vertrauensvorschuss an die
Mitarbeiter notwendig. Der deut-
sche Innovationsexperte Jens-Uwe
Meyer spricht in diesem Zusam-
menhang von «Katalysatorischer
Führung». In seinem Buch «Kreativ
trotz Krawatte» beschreibt er, wie
sich die Rolle des Managers wan-
delt: weg von der Kontrolle hin zu
einem Katalysator für neue Ideen.
Ähnlich einem Katalysator in der
Chemie soll eine Führungskraft
die Reaktionsgeschwindigkeit für
Ideen erhöhen.
In seinem Buch «Der Querdenker-
Faktor» nennt der Stanford-Profes-
sor Robert I. Sutton diesen Füh-
rungsstil «Führen durch Nichtein-
mischen» und empfiehlt folgende
schräge Idee zur Umsetzung: «För-
dern Sie die Innovationskraft Ihrer
Mitarbeiter, indem Sie sie ermun-
tern, ihre Vorgesetzten zu ignorie-
ren und sich ihnen zu widerset-
zen.» Er bringt damit auf den
Punkt, was mit dem Begriff «Inter-
nal Innovation Scouting» beschrie-
ben wird: das Aufspüren und För-
dern von Intrapreneuren und die
Freisetzung von Unternehmens-
kreativität durch die Umsetzung
der beschriebenen Corporate
Creativity-Prinzipien.
Zehn Regeln für Intrapreneure> Komme jeden Tag mit der Bereitschaft zur Arbeit, gefeuert zu werden.> Arbeite solange es geht im Verborgenen – zu frühe Öffentlichkeit aktiviert das
Immunsystem des Unternehmens.> Umgehe alle Anordnungen, die deinen Traum stoppen können.> Bedenke: Es ist leichter, um Verzeihung zu bitten als um Erlaubnis.> Tue alles, was dein Projekt voranbringt – ohne Rücksicht auf deine
Stellenbeschreibung.> Finde Leute, die dir helfen.> Folge bei der Auswahl von Mitarbeitern deiner Intuition und arbeite nur mit den
besten zusammen.> Wette nie auf ein Rennen, bei dem du nicht mitläufst.> Bleibe deinen Zielen treu, aber sei realistisch in Bezug auf die Wege, sie zu
erreichen.> Halte deine Förderer in Ehren.
(Quelle: Gifford Pinchot: Intrapreneuring, New York 1986)
Vertrauen statt Kontrolle
Weiterkommen – beruflich wie persönlichLean Six Sigma • eco-design • Systems Engineering • FMEA • TRIZ • Produktentwicklung
In den vergangen Wochen haben der Euro und der Dollar gegenüber dem Schweizer Franken erfreuli-cherweise wieder Boden gewonnen, eine Entwick-lung, die sich hoffentlich in der nächsten Zeit fortsetzt. Aber auch wenn die Entschärfung bei den Wechselkursen mittelfristig in eine vollständige Normalisierung münden sollte, bleibt bei der Schweizer Wirtschaft mit ihrem hohen Lohnniveau die Pflicht bestehen, hinsichtlich Innovationen ganz vorne dabei zu sein. Dabei sind nicht nur Produktin-novationen wichtig, sondern auch Prozessinnovatio-nen, mit welchen Produkte schneller, kostengünsti-ger und mit weniger Ausschuss und Abfall – also mit grösserer Energie- und Ressourceneffizienz – hergestellt werden können. Um sich auf internatio-nalen Märkten langfristig zu behaupten, muss ausserdem bei steigenden Qualitätsansprüchen eine hohe Produktionsflexibilität erreicht werden.
inspire academy bietet zu diesen Fragestellungen Weiterbildungs- und Zertifikatskurse sowie auch Coaching und Beratung an. Die Kurse decken relevante Themen in den Bereichen Problemlösungsmethodik, Projekt- und Produktionsplanung, Business Excellence, Lean Production und Lean Six Sigma, Qualitätssicherung, Produktentwicklung und Konstruktionsmethodik sowie auf ökologischen Betrieb optimierte Produktgestaltung ab. Die Kurse richten sich gleichermassen an Leistungsträger in der Industrie und im Dienstleistungsbereich. Sie sind unter Beibehaltung hoher Qualitätsansprüche zeitlich bewusst knapp gehalten. Durch die Praxisnähe der
Referenten kann das Gelernte im Betrieb unmittelbar angewendet werden.
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15MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
lean Management in Service-Prozessen
Wir sind doch keine Autobauer
Von Markus Dörflinger und Tomas Lanz
Was sich in der industriellen Fertigung vielfach bewährt hat, wird immer stärker auch im Dienst-leistungssektor genutzt: Die Methoden und Prinzi-pien von Lean Management. Dazu müssen die verschiedenen Lean-Instrumente an die spezifi-schen Bedürfnisse von Dienstleistern angepasst und stufenweise in einem Unternehmen verankert werden.
lean Management ist der welt-
weit erfolgreichste Ansatz für
Prozess- und Qualitätsmanage-
ment in der industriellen Ferti-
gung. Ausgehend von Taiichi Onos
«Toyota Production System» hat
sich ab 1950 der Ansatz auf alle
Branchen mit Produktions- und
Montageprozessen ausgeweitet.
Zahlreiche Operational-Excel-
lence-Programme haben seither
bewiesen, dass sich mit einem kon-
sequenten Einsatz von Lean Ma-
nagement nachhaltige Steigerun-
gen von Qualität und Effizienz bei
gleichzeitiger Erhöhung der Kun-
den- und Mitarbeiterzufriedenheit
erzielen lassen.
Industrialisierung von Service-ProzessenDie populären Lean-Werkzeuge
wie Wertstromanalysen, Visual Ma-
nagement, 5S, Standardisierung,
Kanban, One Piece Flow und Kai-
zen – um nur einige der Wichtigs-
ten zu nennen – werden neuer-
dings auch mit Erfolg in Service-
Prozessen angewendet. Ein Bei-
spiel: Die für den Automobilbau
bewährten Lean-Prinzipien sind
genauso wirksam für das effiziente
Verkaufen, Finanzieren oder Repa-
rieren von Autos oder das Verwal-
ten von ganzen Autoflotten. In der
Folge ist der Effizienz-Funken auf
die reine Dienstleistungs-Industrie
übergesprungen. In der Schweizer
Finanzbranche setzen beispiels-
weise UBS, Helsana oder die Six-
Group-Standardisierung, Automa-
tisierung und Outsourcing mit
Lean-Management-Methoden in-
tensiv um. Damit sind sie nicht al-
lein. Der aktuelle Lean-Services-
Report von Allied Consultants Eu-
rope (ACE) bestätigt die Aktualität
der Methode. Die über 700 befrag-
ten europäischen Dienstleistungs-
unternehmen haben drei Hand-
lungsfelder als ihre grössten Her-
ausforderungen für Effizienzge-
winn angegeben:
Kundenorientierung: Echte
Wertschöpfung für effektiv verstan-
dene Kundenbedürfnisse
Wertstromorientierung: Ausrich-
ten der Organisation auf End-to-
end-Prozesse
Kontinuierliche Verbesserung:
Permanente Optimierung als Füh-
rungsaufgabe.
Übersetzung auf die DienstleistungsbrancheDer Erfolg des Lean-Ansatzes be-
steht darin, die Kundenleistungen
und alle dafür verantwortlichen
End-to-end-Prozesse (Wertströme)
kontinuierlich auf Ineffizienzen zu
untersuchen und von diesen zu be-
freien. Hierzu dient die Suche nach
den 7 Verschwendungen, welche
sich in Service-Prozessen genauso
wie in Produktionsprozessen ver-
stecken. In Service-Prozessen sind
sie in der Regel aber schlechter er-
kennbar und daher schwieriger zu
vermeiden. Mit folgenden beispiel-
haften Fragen können Sie das Po-
Markus Dörflinger, Thomas Lanz; Partner bei Abegglen Management Consultants AG Zürich, in der Schweiz ein führendes Beratungsunter-nehmen für Lean Management, Market Impact und Strategic Agility, Binzmühlestrasse 80, CH–8050 Zürich, Thomas Lanz | Partner T +41 (0)44 908 48 48, www.abbegglen.com, [email protected], [email protected] «Industrielle Logik» im Spital
Verschwendung im Service
Bild
: fot
olia
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16 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
tenzial in Ihren Service-Prozessen
leichter abschätzen:
Überproduktion: Wie viele Wor-
te, Zeilen oder Dokumente wan-
dern täglich in den digitalen oder
physischen Papierkorb und an wie
vielen Meetings wird die kostbare
Zeit durch fehlende Sitzungsfüh-
rung oder falsche Teilnehmer ver-
schwendet?
Wartezeit: Wie oft warten Sie auf
Kommunikations-, Entscheidungs-
oder Meeting-Partner resp. auf In-
formationen, um Ihre Arbeit gezielt
weiterzuführen?
Bewegung: Wie oft suchen Sie In-
formationen, werden in konzen-
trierten Arbeiten unterbrochen,
müssen sich in alte Dossiers wieder
einarbeiten oder «reisen» weit zu
einem Meeting?
Überverarbeitung: Wie viele un-
nötige Arbeitsschritte führen Sie
aufgrund von fehlenden Formula-
ren, Copy-Paste-Vorlagen oder
schlecht konfigurierten IT-Instru-
menten aus?
Lager: Wie viele Anfragen oder
Dossiers von gestern liegen auf Ih-
rem Pult und wie viele Projekte
dauern länger als drei Monate, bis
der erste Nutzen für das Unterneh-
men sichtbar wird?
Transport: Gibt es in Ihrem Un-
ternehmen noch Papier-Dossiers,
die als Pendenzen-Sammlung die-
nen, weitergereicht oder physisch
gelagert werden?
Mängel/Fehler: Wie oft wird in
Ihrem Prozess eine Rückfrage ge-
startet oder ein Fehler erst von ei-
ner nachfolgenden Stelle erkannt?
In Service-Prozesse umgesetztNur wenn Sie alle Fragen mit «kei-
ne» oder «nie» beantworten konn-
ten, können Sie davon ausgehen,
dass Lean Management in Ihrer
Organisation wenig oder kein Po-
tenzial mehr hat. Sollten Sie aber
Verschwendungen erkannt haben,
stellt sich die Frage, mit welchen
operativen Instrumenten diese
wirtschaftlich und nachhaltig be-
kämpft werden können. Mit leich-
ten Anpassungen sind die in der
industriellen Fertigung bewähr-
ten Lean-Management-Instru-
mente auch bei Serviceprozessen
wirksam. Zum Beispiel:
Analysieren und Optimieren von
übergreifenden End-to-end-Pro-
zessen, um den Kundennutzen zu
erhöhen und gleichzeitig Schnitt-
stellen, Durchlaufzeiten und Pro-
zesszeiten zu reduzieren (Wert-
stromanalyse)
Visualisieren von Abläufen,
Team-Performance und Verhal-
tensnormen, um Prozesse besser
kommunizieren und führen zu
können
Nutzen von Kanban-Prinzipien,
um die Anzahl offener Tätigkeiten
zu reduzieren und Durchlaufzeiten
zu senken
Umsetzen der 5S-Ordnungsre-
geln. um IT-Ablagen, Team-Mail-
boxen, Bürotische oder gemeinsam
genutzte Ablagen und Arbeitsflä-
chen nachhaltig sauber, übersicht-
lich, einheitlich und vollständig zu
gestalten
Hinterfragen aller Sammelvor-
gänge und Stapelverarbeitungen
(Batch) im Unternehmen und Ein-
führen des Flussprinzips zur För-
derung von Einzelverarbeitung
Methodisches Befähigen der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
um mittels Kaizen in Quali-
tätsteams autonom Verbesserun-
gen umzusetzen.
Dabei kommt bei allen Instrumen-
ten ein wichtiges Kaizen-Prinzip
zum Einsatz: Suche nicht nach per-
fekten, sondern nach schnellen
und einfachen Lösungen.
Erfolgreiche EinführungUm die Wirkung von Lean Manage-
ment bei Dienstleistern zu entfal-
ten und den Eigenheiten des Sek-
tors gerecht zu werden, hat sich ein
Reifegrad-Modell mit gezielter
Adaption der Lean-Instrumente
bewährt. In einem Unternehmen
können die verschiedenen Berei-
che und Prozessgruppen unter-
schiedliche Reifegrade aufweisen
und entsprechend Instrumente
unterschiedlicher Stufen parallel
zum Einsatz kommen. (Grafik 1)
Stufe 1 – Sicherstellung der stabi-
len Basis: Eine Optimierung sollte
erst beginnen, wenn die grund-
sätzliche Kontrolle über die Ge-
schäftsprozesse besteht und diese
ausreichend stabil sind. Bewährte
Instrumente hierzu sind Visual
Performance Management, Stan-
dardisierung, Ordnung und Sau-
berkeit mit 5S und Wertstromana-
lyse.
Stufe 2 – Optimierungen durch
Mitarbeitende: Auf der erzeugten
stabilen Basis kann der Ist-Zustand
mit Instrumenten wie Glättung der
Auslastung, Flussprinzip, Dojo-
Trainings und Qualitätsteams sys-
tematisch verbessert werden.
Stufe 3 – Kontinuierliche Verbesse-
rung: In der letzten Stufe werden
mit einer laufenden Verbesserung
der Prozesse die erreichten Ergeb-
nisse sichergestellt. Kaizen-Logik,
erweiterte Mitarbeiter-Kompe-
tenz-Matrix, First-time-right-Qua-
lität und selektive Six-Sigma-Opti-
mierungen haben sich hierfür be-
währt.
Alle drei Stufen werden durch ein
gezieltes Leadership-Programm
unterstützt. Die Kader werden in
den Lean-Prinzipien geschult, so-
dass ihre einheitliche «Verbesse-
rungssprache» ein standardisiertes
Vorgehen bei der Optimierung un-
terstützt. Mit den Kadern wird eine
objektive, eng getaktete Perfor-
mance-Visualisierung für die
Teams entwickelt, und Teamleiter
Dreistufiges Vorgehen Grafik 1
1 2 3Sicherstellung derstabilen Basis
• Fundamentales Verständnis für Ist-Zustand aufbauen• Prozess-Kontrolle (Stabilität) sicherstellen• Designierte Lean-Experten selektieren und schulen
• Visual-Performance-Mgmt.• Standardisierung• 5S-Ordnung und Sauberkeit• Wertstromanalyse• Prozess-Management• …
• Operations-Management• Einheitliche Ausrichtung• Standards• Performance-Management
Zielsetzungen
Tools
Leadership
Optimierungendurch Mitarbeitende
• Ist-Zustand verbessern• Mitarbeiter entwickeln (zur systematischen Verbesserung)• Internes Lean-Experten-Team aufbauen
• Heijunka-Prozessglättung• Flussprinzip• Dojo/Cross-Training• Qualität-Teams• Kaizen-Events• …
• Lean-Management• Verbesserungsorientierung• Lean Thinking im Team• Coaching
KontinuierlicheVerbesserung
• DNA für kontinuierliche Verbesserung entwickeln• Lean Kultur und integrales Lean- System etablieren• Lean-Experten-Wissen in Linie verankern
• Kaizen-Logik• Erweiterte Kompetenz-Matrix• Jidoka (First-time-right)• Six Sigma Tools• A3-Report• …
• Hoshin-Kanri-Management• Streben nach Perfektion• Strategieumsetzung• PDCA
Gezielte Adaption
Wirksame Instrumente
17MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
werden in Problemlösungswerk-
zeugen, Veränderungsmethoden
und Lean Thinking geschult. In der
letzten Stufe wird die Ausrichtung
aller Massnahmen auf die über-
greifende Unternehmenseffizienz
sichergestellt und die kontinuierli-
che Verbesserung fliesst in die indi-
viduellen Ziele (MBO) aller Kader
sowie der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter ein.
Erfolgsgeschichten aus der PraxisZwei aktuelle Beispiele aus den Be-
reichen Assekuranz und Gesund-
heitswesen belegen den Erfolg und
die Wirksamkeit von Lean Services:
Die Herausforderungen einer be-
kannten Krankenversicherung be-
standen darin, den Kostentrend
umzukehren, die Kundenbindung
zu steigern und den Fokus der Füh-
rungskräfte vermehrt auf das Ma-
nagement der operativen Leis-
tungserbringung zu richten. Mit
einem transparenten Perfor-
mance-Dialog und täglichen Ta-
chometer-Visualisierungen auf
Teamebene (Beispiel: neue Dos-
siers, geschlossene Dossiers, Rück-
stand) wurde in einem ersten
Schritt Tagfertigkeit erreicht und
die notwendige Basisstabilität in
den Abläufen sichergestellt. Darauf
aufbauend wurden die Führungs-
kader in Lean-Methoden trainiert
und die Optimierung der wichtigs-
ten Prozesse mittels Wertstrom-
analysen realisiert. Im letzten
Schritt wurde dann ein kontinuier-
licher Verbesserungsprozess etab-
liert, mit regelmässigen Kaizen-
Meetings und Blitz-Kaizen-Work-
shops. Die Performance des Versi-
cherungsunternehmens verbes-
serte sich innert drei Jahren erheb-
lich. Es resultierte eine Reduktion
der durchschnittlichen Bearbei-
tungszeit der Dossiers um 80 Pro-
zent, ausserdem eine Steigerung
der Prozessproduktivität um 51 so-
wie der Mitarbeiterzufriedenheit
um 26 Prozent.
Ein Akutspital sah sich vor ähnli-
che Herausforderungen gestellt:
Stabilisierung der operativen Kos-
tensteigerungen angesichts des
Spardrucks im Gesundheitswesen,
Steigerung der Patientenzufrieden-
heit und Senkung der Personalfluk-
tuation. Unter Anwendung «indus-
trieller Logik» wurden die Patien-
tenpfade von Ein- bis Austritt iden-
tifiziert und optimiert. Wertstrom-
und Tätigkeitsanalysen machten
Verschwendungen sichtbar und
förderten bei den Mitarbeitenden
die Veränderungsbereitschaft. Mit-
tels Flussprinzip und Glättung von
Auslastungsspitzen wurden Pro-
duktivitätspotenziale freigesetzt.
Schliesslich wurde das Lean-Den-
ken und -Handeln mit Standardi-
sierung, 5S- und Visual-Perfor-
mance-Management beim Spital-
personal verankert. Heute sorgen
spitalweit über 40 Kaizen-Teams
für die kontinuierliche Weiterver-
besserung. Innert zwei Jahren
konnten unproduktive Tätigkeiten
um 30 Prozent reduziert, die direk-
te Arbeit am Patienten um 30 Mi-
nuten pro Tag und Pflegekraft er-
höht sowie Pflegeüberstunden von
1,2 Mio. CHF p.a. eliminiert wer-
den.
FazitVersicherungskunden und Patien-
ten sehen sich zweifelsohne nicht
als Fahrzeuge auf einem Montage-
band. Und Dienstleister bauen de-
finitiv keine Autos. Aber Lean Ma-
nagement führt auch im Dienst-
leistungssektor zu mehr Service-
qualität, effizienterer Ressourcen-
nutzung und höherer Produktivität
bei gleichzeitiger Reduktion der
operativen Kosten. Entscheidend
hierfür ist, dass die Lean-Instru-
mente an die spezifischen Bedürf-
nisse von Dienstleistern angepasst
werden, dass sie situationsgerecht
in mehreren Stufen eingeführt und
an-schliessend nachhaltig veran-
kert werden – und letztlich, dass
die Veränderungen die Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter im Mittel-
punkt sehen und mit diesen eine
nachhaltige Effizienz kreieren.
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18 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Begeisterung und Tun!
nachhaltiges Sourcing
Von Martin Brander
Sourcing ist in aller Munde. Sei es bedingt durch die erhöhten Regulierungsverschärfungen, die om-nipräsenten, eindimensionalen Kostensparübun-gen und die mangelnden eigenen Skalen oder durch ein gezieltes strategisches Aufbrechen der Wertschöpfungskette entsprechend einem indus-trialisierten Ansatz.
hand aufs Herz: Welche
Banquiers sind bereit, indus-
trielle Ansätze quer durch die
gesamte Wertschöpfungskette an-
zuwenden oder von den Industrie-
erfahrungen zu lernen? Die VP
Bank sowie die Liechtensteinische
Landesbank (LLB) haben in Ko-
operation erfolgreiche Sourcing-
projekte realisiert.
Konsequent Fragen stellenDer erste Schritt für ein erfolgrei-
ches Sourcing startet mit dem Hin-
terfragen des eigenen Business-
Modells. Dies beinhaltet beispiels-
weise die Notwendigkeit, Klarheit
darüber zu haben, welches die
wirklichen (und nicht die ge-
wünschten) Kernkompetenzen
und welche Bereiche auslage-
rungsfähig sind. Dazu sind das Big
Picture des Unternehmens sowie
die daraus abgeleiteten Strategien
unabdingbare Voraussetzungen.
Zentrale Punkte sind eindeutige
Aussagen zum möglichen Partner-
Management und Rahmenbedin-
gungen. Ohne strategische Veran-
kerung kann ein Sourcingthema
schnell in Schieflage geraten. Eine
weitere zentrale Startfrage: Welcher
Mehrwert wird dadurch für den
Endkunden realisiert – respektive
was spürt der Endkunde von der
Auslagerung? Was ist kritisch für
den Endkunden? Nichtsdestotrotz
muss die Führung Klarheit über ih-
re Verantwortung und die Bere-
chenbarkeit des Sourcings haben.
Zeit, um zu reifenDer Aufbau und die Umsetzung ei-
ner effektiven Sourcingstrategie
sowie das unermüdliche Einbezie-
hen sämtlicher Stakeholder benö-
tigten vor allem eins: Zeit. Zu be-
denken gilt auch, dass nicht alle
Stakeholder mit dem Thema gleich
vertraut sind und möglicherweise
andere Themen favorisieren. Die-
ses Momentum kann mit einer ef-
fektiven Strategie elegant ausgehe-
belt werden. Sourcing per Dekret
zu verordnen ist wenig zielführend.
Sourcing-Bestrebungen brauchen
Zeit, Freiraum und die notwendige
Reife, um im richtigen Augenblick
umstellen zu können. Erfahrungen
zeigen, dass diese Prozesse lange
reifen. Reflexartiges Sourcing –
ebenso das Outsourcing eines Pro-
blembereichs – ist zum Scheitern
verurteilt.
Kriterien der EvaluationDas Evaluieren möglicher Partner
erfolgt nach der klassischen Vorge-
hensweise:
Longlist (Request for Informa-
tion)
Shortlist (Request for Proposal)
Präsentationen vor Ort
Referenzbesuche
Drittauskünfte
Beinhaltet beispielsweise die Un-
ternehmensstrategie eindeutige
Vorgaben zum Partner-Manage-
ment (fachlich wie partnerschaft-
lich), kann dieser Prozessschritt
massiv verkürzt werden und zeugt
gleichzeitig von unternehmeri-
scher Weitsicht. Je nach Sourcing-
Objekt und möglicher Sourcinglö-
sung muss Klarheit bestehen, was
bezweckt werden soll. Handelt es
sich um einen Kostencase und wer-
den «Äpfel mit Äpfeln» verglichen
– wobei, um bei den Apfelsorten zu
bleiben, ein Boskop bei weitem
kein Gravensteiner ist. Wenn dage-
gen eine strategische, unterneh-
merische Komponente dazu-
kommt, sind die idealen Vorausset-
zungen für ein nachhaltiges
Sourcing gegeben.
Im Rahmen der Evaluation tau-
chen weitere kritische Erfolgsfelder
auf: Einerseits soll eine zukunfts-
orientierte Governance (vom
Kern-, Führungs- bis hin zum Un-
terstützungsprozess) und die ver-
tragliche Ausgestaltung inklusive
dem eventuellen Rückbau gebüh-
rend berücksichtigt werden. Ande-
rerseits müssen beide Partner kul-
turell fit und stimmig sein. Ein Fit
auf Führungsebene genügt nicht,
um nachhaltig erfolgreich zu sein.
Ein kultureller Nicht-Fit schlägt
unweigerlich auf den Endkunden
durch, sei es durch mangelnde
Qualität oder durch entsprechende
Verhaltensweisen.
Breit und bewusst motivierenErfolgreiches Sourcing beinhaltet
das Begeistern der Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter. Menschen,
die das Ziel des Sourcings verste-
hen und darin neue, eigene Chan-
cen entdecken, sind die Basis für
Martin Brander, Senior Program Manager, Ver-waltungs- und Privat-Bank Aktiengesellschaft, LI–9490 Vaduz, T +41 (0)79 262 83 15, [email protected]
Sourcing kompakt> Strategische Verankerung ist zentral, Berechenbarkeit> Klares Verständnis von Partner-Management, Rahmenbedingungen und Exit-
Strategie> Einbezug sämtlicher Stakeholder (VR, Kunden, Belegschaft …)> Leadership, Disziplin und Engagement als Tugend> Kultureller Fit der zukünftigen Partner> Veränderungsbereitschaft vorleben, nähren und Veränderungen operativ umsetzen> Zeitaspekt effektiv nutzen> Mut – nicht Übermut – und Demut
Mehrwert für den Kunden
Mitarbeiter ins Boot holen
19MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
kontinuierliche Verbesserungen
oder schlicht: Innovation. Diese
Begeisterung kann beispielsweise
gestärkt werden, indem mögliche
Betriebsstätten des Sourcingpart-
ners in die Nähe des Outsourcers
verlagert werden oder die Betroffe-
nen neue, zusätzliche Aufgabenge-
biete erlernen und verantworten
können. Dies beinhaltet ebenfalls
den Umgang mit den Erwartungen
an den neuen Arbeitgeber. Dieser
Prozessteil basiert auf vielen Ge-
sprächen und schlussendlich auf
Vertrauen. Die Authentizität des
Partners ist entscheidend. Neben
den Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern müssen je nach Thema
weitere Stakeholder auf gesell-
schaftlicher Ebene (Behörden, Re-
gulator, allenfalls Nachbarn etc.)
einbezogen werden.
Am schwierigsten ist das TunErst mit der erfolgreichen Umset-
zung und dem täglichen Anwen-
den ist Sourcing operativ gestartet.
Dieses Tun beinhaltet den bewuss-
ten Entscheid, den Hebel umzu-
stellen und gleichzeitig das Part-
nermanagement aktiv zu leben
und weiterzuentwickeln. Dieses
Tun basiert auf einer durch die
Führung vorgelebten und einfor-
dernden Veränderungsbereitschaft
– kurz: Disziplin. Die Führung ver-
steht Veränderung als Investition,
unterstützt laufend den Durchhal-
tewillen, gibt in kritischen Phasen
Sicherheit und bringt den Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern ech-
te Wertschätzung sowie Respekt
entgegen. Sie hat ein klares Ziel vor
Augen, das ständig wiederholt wird
(Feu sacré). Gleichzeitig schafft ei-
ne zukunftsorientierte Führung
Freiräume für Sourcingmöglich-
keiten und hilft, die Komplexität zu
reduzieren. Selbst wenn das Zitat
von Antoine de Saint-Exupéry et-
was strapaziert erscheint – es trifft
den Kern: «Wenn du ein Schiff
bauen willst, dann trommle nicht
Männer zusammen, um Holz zu
beschaffen, Aufgaben zu vergeben
und die Arbeit einzuteilen, son-
dern lehre sie die Sehnsucht nach
dem weiten, endlosen Meer.»
Erfolgreiche BeispieleIm März 2010 haben die VP Bank
sowie die Liechtensteinische Lan-
desbank (LLB) angekündigt, in den
Bereichen Logistik und Informatik
enger zusammenzuarbeiten. Mitt-
lerweile konnten verschiedene
Sourcingobjekte erfolgreich reali-
siert werden. Am Beispiel «Druck-
und Versand» und «Gründung ei-
ner gemeinsamen Einkaufsgesell-
schaft» soll die Vorgehensweise
grob aufgezeigt werden. Diese bei-
den Kooperationsprojekte bringen
klare und messbare Ergebnisse.
«Druck und Versand» – klassisches OutsourcingBereits im Jahr 2009 haben sich die
zwei Unternehmen Gedanken ge-
macht, den Bereich «Druck und
Versand» gemeinsam sinnvoll zu
lösen. Dieser Bereich gehört nicht
zum Kernbusiness und ist sehr in-
vestitionsintensiv. Nachdem beide
Partner mögliche Sollbruchstellen
in diesem Prozess definierten, er-
folgte eine Ausschreibung. Auf Ba-
sis dieser vordefinierten Kriterien
wurde eine Vorselektion getroffen.
(Rund zehn Unternehmen zeigten
Interesse, wovon vier vertieft ge-
prüft worden sind.) Der Entscheid
fiel zugunsten der Trendcom-
merce Group aus St.Gallen, die in
Liechtenstein innerhalb von vier
Monaten mit den beiden Banken
zusammen ein perfekt funktionie-
rendes Druck- und Versandzent-
rum auf die Beine stellte. Unsere
bisherige Erfahrung fällt sehr er-
freulich aus und erfüllt unsere Er-
wartungen vollumfänglich.
Voraussetzung für die Realisierung
einer Outsourcinglösung war, dass
unsere hohen Sicherheitsanforde-
rungen zu 100 Prozent abgedeckt
werden und dass der Partner fun-
dierte Erfahrung im Massendruck
und -versand mitbringt. Bezüglich
Sicherheit haben wir deutlich mehr
investiert als bei einem klassischen
Outsourcingprojekt: Alle drei Par-
teien brachten ihr Wissen ein und
formten daraus das Endprodukt,
welches durch externe Testate lau-
fend belegt wird. Der Nutzen für die
Banken: Der Druck erfolgt schnel-
ler, die Qualität der Belege ist mas-
siv höher und weitere grafische
Möglichkeiten stehen offen. Der
Nutzen für Trendcommerce: Dank
der Expertise im Fürstentum Liech-
tenstein konnte Trendcommerce in
der Schweiz Raiffeisen als Kunden
gewinnen und ein komplett neues
Hochsicherheitsdruck- und Ver-
sandcenter erstellen – somit: eine
klassische Win-win-Situation.
Besondere Herausforderung in die-
sem Sourcingobjekt waren: Zwei
Unternehmen, die eine Koopera-
tion in diesem Bereich anstreben,
nach aussen «gleich» zu schalten
und die Aufgabe mit einem Drit-
ten, der die komplette Betriebsstät-
te komplett neu aufbaut, zu reali-
sieren. Beide Banken haben sich
ohne Wenn und Aber zu einer offe-
nen und vertrauensvollen Zusam-
menarbeit verpflichtet. Von Beginn
weg war klar, dass dieses Sourcing-
objekt partnerschaftlich gelöst und
eine unternehmerische Gover-
nance angestrebt werden soll. Bei-
de Unternehmen sind heute Kun-
den und nicht Aktionäre der Trend-
commerce Liechtenstein AG und
steuern das partnerschaftliche Ver-
hältnis via definierte Service Level
Agreements.
«Data Info Services AG» – Joint VentureParallel dazu gründeten beide Ban-
ken eine gemeinsame Einkaufsge-
sellschaft für Finanzinformations-
systeme. Die Data Info Services AG
beschafft in einer ersten Phase
Telekurslizenzen für die beiden
Gründerbanken. Durch dieses so-
genannte «Pooling» von Lizenzen
können beim Einkauf von Finanz-
informationen vorteilhafte Bedin-
gungen erzielt werden, was wie-
derum die Kostenbasis substan-
ziell reduziert. Auch in diesem
skalengetriebenen Beispiel wurde
eine Lösung gebaut, die weiteren
Finanzmarktteilnehmern offen
steht.
Sourcing-Agenda Grafik 1
Erwartungen sind erfüllt
Wertschätzung und Respekt
20 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Tipps für junge Führungskräfte
Erfolgreich starten
Von Stefan Bald
In den ersten Wochen und Monaten nach der Übernahme einer Führungsposition legen Füh-rungskräfte die Basis für ihren künftigen Erfolg. Hier einige Tipps, die (nicht nur) frischgebackene Führungskräfte bei der Übernahme einer neuen Abteilung oder eines neuen Bereichs beherzigen sollten.
Ein 33-jähriger Ingenieur wird
zum Leiter der Konstruktionsab-
teilung ernannt. Voller Elan geht
er ans Werk. Flugs gestaltet er in den
ersten Tagen zentrale Arbeitsabläufe
in der Abteilung um. Zudem streicht
er die gewohnten Besprechungen
am Wochenanfang, die er als Zeit-
verschwendung empfindet. Danach
beschäftigt er sich wochenlang vor
allem mit dem Austüfteln eines
neuen Projektmanagementsystems.
Mit ihm möchte er Pluspunkte bei
der Firmenleitung sammeln.
Anfangs lassen sich die Mitarbeiter
vom Elan ihres neuen Vorgesetzten
inspirieren. Hoch motiviert arbeiten
sie in den ersten drei, vier Wochen.
Denn bei einem Führungswechsel
werden auch die Karten teilweise
neu gemischt. Folglich möchte jeder
beim neuen «Chef» punkten. Doch
dann fällt ihre Leistung spürbar ab.
Warum?
Die Mitarbeiter als Mitstreiter gewinnenEin zentrales Versäumnis des neuen
Leiters der Konstruktionsabteilung
war: Er holte seine Mitarbeiter nicht
«ins Boot». Er informierte sie weder
über seine Arbeit, noch nutzt er ihre
Erfahrung. Deshalb fragten sich sei-
ne Mitarbeiter irgendwann: Womit
beschäftigt der sich eigentlich den
ganzen Tag? Der neue Leiter der
Konstruktionsabteilung vermittelte
seinen Mitarbeitern auch keine Vi-
sion, wie sich die Zusammenarbeit
künftig gestalten soll. Er verständig-
te sich mit ihnen auch nicht auf Zie-
le, die es bei der gemeinsamen Ar-
beit zu erreichen galt. Also legten
sich die Mitarbeiter zwar anfangs ins
Zeug, um dem Neuen zu signalisie-
ren: Ich bin ein guter Mann bezie-
hungsweise eine gute Frau. Doch
dann registrierten sie: Unser neuer
Chef interessiert sich kaum für uns
und unsere Arbeit; er ist weitgehend
mit sich selbst beschäftigt. Also
schalten sie ein, zwei Gänge runter.
Das heisst: Ihr anfänglicher Elan er-
lahmte – auch weil ihnen die nötige
Orientierung im Arbeitsalltag fehlte.
Wie können junge Führungskräfte
solche Prozesse vermeiden? Eine
Führungskraft sollte in der Startpha-
se, bevor sie Dinge umkrempelt, in
Gesprächen mit ihren Mitarbeitern
zunächst ermitteln:
Wie war die Arbeit in dem Bereich
bisher strukturiert und organisiert?
Von welchen Maximen liessen
sich die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit
leiten? Und:
Welche Wünsche und Vorstellun-
gen haben diese bezüglich der künf-
tigen Zusammenarbeit?
Danach sollte sie ihren Mitarbeitern
vermitteln,
inwieweit ihre Erwartungen rea-
listisch sind,
welche (übergeordneten) Ziele es
bei der Zusammenarbeit zu errei-
chen gilt und
welche Rolle sie selbst beim Errei-
chen der gemeinsamen Ziele spie-
len.
Die Führungskraft sollte zudem mit
jedem Mitarbeiter im Vier-Augen-
Gespräch klären: Wo stehen Sie? Wo
wollen Sie hin? Und: Was brauchen
Sie, um diese Ziele zu erreichen? Erst
wenn sie diese Info hat, sollte sie Ab-
läufe und Zuständigkeiten neu defi-
nieren – und zwar so, dass ihre Mit-
arbeiter zielgerichtet arbeiten und
ihren Beitrag zum Erreichen der
übergeordneten Ziele leisten kön-
nen.
Dabei sollten sich Führungskräfte
stets vor Augen führen: Ihre Leistung
wird letztlich an der Leistung ihres
Teams gemessen. Folglich sind ihr
beruflicher Erfolg und ihr berufli-
ches Fortkommen, so paradox dies
klingt, weitgehend abhängig von
den Personen, die ihnen untergeben
sind. Das ist vielen jungen Füh-
rungskräften nicht ausreichend be-
wusst.
Auf Führungsaufgaben konzentrierenDer neue Leiter der Konstruktions-
abteilung beging noch einen Fehler:
Er verwendete (oder verschwende-
te) die meiste Energie für Fachaufga-
ben. Solche Aufgaben sollten Füh-
rungskräfte nur erledigen, wenn dies
ausser ihnen niemand tun kann.
Sonst fehlt ihnen die erforderliche
Zeit für ihre Führungs- und Steue-
rungsaufgaben. Hierzu zählen unter
anderem alle Gespräche, die sie als
Führungskraft mit ihren Mitarbei-
tern führen müssen, damit diese ih-
ren Beitrag zum Erreichen der Be-
reichs-/Unternehmensziele leisten
(können). Die hierfür benötigte Zeit
wird von Führungskräften oft unter-
schätzt.
Bei vielen Führungskräften ent-
spricht die Zeit, die sie für Fach-,
Steuerungs- und Führungsaufgaben
verwenden, nicht deren Bedeutung
für ihren Erfolg als Führungskraft.
Arbeitsanalysen zeigen: Die meisten
Führungskräfte verbringen 80 Pro-
zent ihrer Zeit mit Fachaufgaben;
nur zu jeweils 10 Prozent sind sie mit
Steuerungs- und Führungsaufgaben
beschäftigt. Dabei sollte das Verhält-
nis nahezu umgekehrt sein. Als
Kompass für den Führungserfolg
gilt: Führungskräfte sollten höchs-
tens 20 Prozent ihrer Zeit für Fach-
aufgaben verwenden, 40 Prozent je-
weils für Steuerungs- und Führungs-
Stefan Bald ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, für die circa 100 Trainer, Berater und Coaches arbeiten, Werner-von-Siemens-Str. 2, D-6 76646 Bruchsal, T +49 (0) 7251 989034, [email protected], www.kraus-und-partner.de
Wenn der erste Elan erlahmt
Zu viel Zeit für Fachaufgaben
MQ Management und Qualität 6/2013 I
Swiss Association for QualitygAgenda
>> Anmeldung und weitere Infos unter www.saq.ch
>> Sektion Aargau/SolothurnThema Industrial Design auf höchstem Niveau – im Span-
nungsfeld mit Ästhetik, Qualität und Nachhaltigkeit
Datum 19. Juni 2013
Ort Keramik Laufen, Laufen Bathroom AG, Laufen
>> Sektion Basel RegioThema Leidenschaft und Genauigkeit –
das Sinfonieorchester Basel
Datum 20. Juni 2013
Ort Hotel Hilton, Basel
>> Sektion OstschweizThema Prüfmittelmanagement in der Praxis – Grundlage
zur Sicherstellung von Produkt- und Prozessqualität an Beispielen der Fertigungs messtechnik.Halbtagesworkshop
Datum 12. Juni 2013
Ort NTB Interstaatliche Hochschule für Technik, Buchs SG
>> Section GenèveSujet Safety & Compliance Monitoring in the
Swiss Air Force Operations
Date 13 juin 2013
Lieu Salle de Presse de l’Aéroport de Genève
>> Section Nord RomandeSujet 1er After Work Qualité: «MANAGEMENT DES RISQUES»
Date 11 juin 2013
Lieu FSRM, Neuchâtel
Sujet L’intégration de la qualité dans le système d’information:Comment suivre sa performance depuis les fournisseursaux retours clients? Journée Groupe Horlogerie
Date 26 juin 2013
Lieu FRAPORLUX Swiss SA, Glovelier
>> Section VaudSujet Implication et motivation des collaborateurs
Date 13 juin 2013
Lieu Uvavins – Cave de la Côte, Tolochenaz/Morges
>> Sezione Svizzera italianaThema Introduzione agli audit interni della Qualità
Datum 13 Giugno 2013
Ort Hotel Coronado, Mendrisio
>> Fachgruppe MedizinprodukteThema Labeling in der Medizintechnik – Teil 2
Datum 13. Juni 2013
Ort Hotel Arte Olten
>> ImpressumPeter Bieri, GeschäftsführerRina Pitari, Redaktion, [email protected]
Sind Sie an detaillierten Informationen zu unserer Mitgliedschaft interessiert,so stehen wir Ihnen für weitere Auskünfte gerne zur Verfügung.
SAQ Swiss Association for Quality, Stauffacherstrasse 65/42, CH-3014 BernT +41 (0)31 330 99 00, F +41 (0)31 330 99 10, [email protected], www.saq.ch
>> 8 octobre 2013
E3: Etat d’Esprit Excellence>> Dans un esprit de conti-nuité, la prochaine JRSM aura lieu à Yverdon-les-Bains.
Nous avons la chance de vivre
dans un pays reconnu pour son
Excellence, et qui se trouve être
un des leaders dans le domaine
de l’innovation. Quoi de plus
normal que de proposer cette
année un thème expliquant cet
état de fait. La thématique sera
«E3: Etat d’Esprit Excellence».
Le challenge du Comité
d’organisation sera de proposer
une 9ème édition à la hauteur
des attentes des participants,
voire de les dépasser. Trois élé-
ments clé pour y parvenir: une
thématique d’actualité, un sa-
vant équilibre entre conférences
et ateliers pratique, ainsi qu’un
accès direct à des professionnels
réputés.
La thématique est posée.
Pour attiser l’envie des partici-
pants, le Comité de la JRSM
a concocté un programme
unique, grâce à la contribution
de conférenciers reconnus dans
leur secteur d’activités respectif.
Pour cette nouvelle édition,
nous promouvons la diversité
des domaines, autant indus -
triels que des services, en pas-
sant de l’alimentaire aux trans-
ports, sans oublier un secteur
qui nous est cher l’horlogerie.
Nous proposerons cette
année également une zone
où une quinzaine d’exposants
seront présents.
D’ici quelques semaines,
vous recevrez la plaquette offici-
elle de la JRSM 2013.
A bientôtPatrick RossiPrésident du Comité JRSM
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:19 Seite I
II MQ Management und Qualität 6/2013
>> 23. April 2013
Energy 2050 – das neue Wasserkraftwerk Rheinfelden>> In Zeiten des Atomausstiegs liegt Wasserkraft als voll -ständig erneuerbare und nachhaltige Energie voll im Trend.Nach achtjähriger Bauzeit ist das neue Kraftwerk in Rhein -felden seit September 2011 in Betrieb und gilt als eines dermodernsten Wasserkraftwerke Europas.
Der Frühling zeigte sich am
Abend des 23. April in voller
Pracht, als sich Mitglieder der
Sektion Basel Regio zu einer
Besichtigung des Kraftwerks
Rheinfelden versammelten. Auf
packende Art und Weise brachte
Besucherbetreuer Roman Gayer
dem interessierten Publikum
die Energiedienst Holding AG
und das neue Wasserkraftwerk
näher. Die Unternehmensgrup-
pe umfasst grenzübergreifend
mehrere Aktiengesellschaften
links und rechts des Rheins.
Das neue Laufwasserkraftwerk
kann für den Bedarf von rund
170’000 Haushalte CO2-neutral
Strom erzeugen. Zum Angebot
gehören auch der Betrieb und
die Versorgung von Stromnetzen.
Die bedarfsgerechte Steu erung
des Netzes erfordert einen 24-
Stunden-Betrieb an 365 Tagen.
Um vorauszusehen, wann der
Strombedarf hoch ist, bedarf es
Erfahrungswissen. Wenn es bei-
spielsweise Deutschland in der
WM über das Viertelfinale
schafft, so sitzen über 700’000
Deutsche vor dem Fernseher
oder beim Public Viewing und
holen sich gleichzeitig in der
Pause ein kühles Bier aus dem
Kühlschrank. Solche Momente
beeinflussen den Energiebedarf
markant.
Attraktiver ArbeitgeberDie Holdinggruppe beschäftigt
760 Mitarbeiter und bietet
45 Ausbildungsplätze an. Das
Kraftwerk selber steuert sich je-
doch weitgehend vollautomati-
siert, kein einziger Mitarbeiter
war an diesem Abend zu sehen.
Das ursprüngliche Kraftwerk
Rheinfelden wurde von 1894 bis
1898 auf der rechten Uferseite
des Rheins gebaut. Um die heu-
te vorgeschriebenen 1500 m3/s
Wassermenge bewältigen zu
können, musste das neue Kraft-
werk quer über den Fluss gebaut
SektionBasel Regio
werden. Acht Jahr lang dauerte
dieser abenteuerliche und län-
derübergreifende Bau. Deut-
sche und schweizerische Ener-
gieunternehmen investierten
insgesamt rund 380 Millionen
Euro in dieses Projekt. In drei
Phasen wurden drei, je 30 Meter
tiefe Baugruben ausgehoben
und abgedichtet. 2010 ging die
erste Maschine ans Netz, gleich-
zeitig lief noch das alte Werk. In
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:20 Seite II
MQ Management und Qualität 6/2013 III
Swiss Association for Quality
AKW zu ersetzen. Da kaum
Potenzial besteht für weitere
Grosskraftwerke wird heute auf
kleinere gesetzt. So zum Beispiel
das Wasserkraftwerk in Hausen
oder das Projekt «Swiss Winds»,
eine Windkraftanlage auf dem
Griespass in 2500 Meter Höhe.
Weitere Projekte in Südbaden
und im Wallis sind in Planung.
Text und Bilder:Stephanie Weissweiss_insights gmbh
der Folge wurde dieses rückge-
baut und kann heute in einem
eigens dafür erstellten Pavillon
besichtigt werden. Seit dem
15. September 2011 stehen vier,
750 Tonnen schwere Turbinen
im Einsatz. Je zwei Turbinen
produzieren Strom für die
Schweizer, respektiv Deutsche
Seite.
375’000 Liter Wasser pro SekundeDer Standort ist ideal, da das
Gefälle des Rheins stark genug
ist, um die Turbinen zum Lau-
fen zu bringen. Die Kraft, wel-
che umgesetzt wird, lässt sich
körperlich spüren, wenn man
sich im Gebäude befindet. Heu-
te fliessen 375’000 Liter Wasser
pro Sekunde durch und das
Werk ist in der Lage, 600 Milli -
onen KWh Strom zu produzie-
ren.
Angesichts des geplanten
Atomausstiegs scheint Öko-
strom ideale Marktvorausset-
zungen zu bieten, trotzdem ist
es ein Balanceakt zwischen
Ökologie und Ökonomie. Die
Auflagen und Konzessionen für
den Bau sind beachtlich, was zu
einer sehr langen Bauplanungs-
zeit führt. So mussten beim Bau
des Kraftwerks Rheinfelden ins-
gesamt 65 ökologische Mass -
nahmen umgesetzt werden.
Ausserdem wären fünf solche
Flusskraftwerke nötig, um ein
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:20 Seite III
Qg
MQ Management und Qualität 6/2013IV
wie «IMPROVE vereinfacht die
Führung» und «die Einfachheit
machts» von namhaften Unter-
nehmen wie Thermoplan und
Zweifel Pomy-Chips bestätigen
diese Einschätzung.
Was Synprovis als Unter-nehmen erfolgreich machtBei Synprovis sind Kundennähe
und maximaler Kundennutzen
reich des kontinuierlichen Ver-
besserungsprozesses KVP. Die
Software ist aufgrund ihrer ein-
fachen Benutzeroberfläche, der
ereignisorientierten Architektur
und der webbasierten Tech -
nologie einzigartig. Statements
Die innovative Spezialsoftware
IMPROVE wird von der Syn -
provis GmbH in Eich LU ent-
wickelt. Hubert Geisseler, CEO
des Familienunternehmens, un-
terstützt zusammen mit seinem
Team zahlreiche KMU im Be-
Wie der Name, so die Wirkung:QM-Software IMPROVE
>> Die KVP-Spezialsoftware IMPROVE ist in der Schweiz sehrerfolgreich. Jetzt wurde die Expansion nach Deutschland ein-geleitet.
Partner «Tag der Schweizer Qualität»
Trumpf. «Entscheidend ist, dass
wir den KVP gemeinsam mit un-
seren Kunden leben», so Hubert
Geisseler. Kundenhinweise und
Verbesserungsvorschläge sind
immer willkommen, und bei
Fragen stehen qualifizierte Fach -
leute zur Verfügung. Umgesetzt
wird der KVP-Gedanke über den
engen Kundenkontakt im Tages-
geschäft, aber auch während
den jährlichen Erfa-Tagungen.
Der Erfahrungsaustausch zwi-
schen Synprovis und ihren Kun-
den ist sehr wertvoll und trägt
massgeblich zum Erfolg von
IMPROVE bei. An den Erfa-
Tagungen werden Modul-Hit -
>> Control 2013 in Stuttgart
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:20 Seite IV
MQ Management und Qualität 6/2013 V
Swiss Association for Quality
tente Ansprechpartner erfolg-
reich auf den Markt zu bringen.
Für den Geschäftsführer der
CDE Management GmbH, Rei-
ner J. Marquart, ist IMPROVE
«die richtige Software zur richti-
gen Zeit – modern und schnell
bedienbar». Ein erster Netz-
listen erstellt, die Release-Pla-
nung vorgestellt sowie Verbesse-
rungswünsche der Kunden ent-
gegengenommen. So können
Kunden über die Umsetzung
neuer Funktionen und Module
massgeblich mitentscheiden.
Auch in diesem Jahr sind an
die 50 Teilnehmende an die
Erfa-Tagung nach Eich gekom-
men. Thematisch stand dabei
der Frühlingsrelease 2013 im
Zentrum.
IMPROVE erobert DeutschlandNebst der intensiven Kunden-
betreuung und der Neukunden-
Akquisition in der Schweiz ar-
beitet Synprovis seit Anfang
2013 mit dem Kooperations-
partner CDE Management
GmbH (Pforzheim) zusammen.
Als «IMPROVE Deutschland»
fokussiert sich die CDE auf den
Vertrieb und den Aufbau eines
deutschlandweiten Leistungs-
netzwerks. Die Nutzen der ein-
zigartigen Spezialsoftware sol-
len in jeder Ecke Deutschlands
verfügbar sein. Durch ein ent-
sprechendes Partnerprogramm
wird die Herausforderung ge-
meistert, IMPROVE via kompe-
>> Synprovis Erfa-Tagung Mai 2013
IMPROVE in KürzeDie Software bildet das
Qualitätswesen mit folgen-
den Eingabemasken und
Modulen komplett ab:
Basisversion– Kundenreklamation
– Interne Fehler
– Lieferantenfehler
– Vorschlagswesen
– Kundenbefragungen
– Lieferantenbewertungen
– Schulungsplanung
– Q-Dokumente/Handbuch
Module– 8D-Report
– Arbeitssicherheit
– Auditverwaltung
– Massnahmen/Kosten
– Mitarbeiterbeurteilung
– Prüf- und Betriebsmittel
– Sprachen E/F/I
– Umweltmanagement
werkpartner, die TQU Group,
konnte bereits gewonnen wer-
den. Auf der Fachmesse Control
in Stuttgart setzten Synprovis,
CDE und TQU Group ein mar-
kantes Startsignal für IMPROVE,
was bereits zu interessanten
Kontakten führte.
Mit dem Markteintritt in
Deutschland, dem Partnernetz-
werk und der damit verbunde-
nen Erweiterung des Kunden-
stamms hat Synprovis erneut
einen Meilenstein auf ihrem
Erfolgsweg geschafft.
Synprovis GmbHSpillgässli 33CH-6205 EichT +41 (0)41 785 20 [email protected]
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:21 Seite V
VI MQ Management und Qualität 6/2013
– Die Prozesslandkarte über-
prüfen und das Prozess -
management aufbauen.
– Die Evaluation des Pflegepro-
zesses inkl. der Bedarfs- und
Leistungserfassungs-Systeme
Eine anschliessende, intensive
Arbeitsphase, in welcher die
Grundgedanken des EFQM Ex-
cellence Modells in der Institu -
tion verankert und die Verbes -
serungsprojekte vorangetrieben
wurden, eröffnete viele neue
Sichtweisen auf die bereits vor-
handenen Abläufe. Diese sind
relevant für die verschiedenen
Anspruchsgruppen sowohl in
der Zusammenarbeit wie auch
in der Leistungserbringung.
Der Prozess der kontinuier -
lichen Verbesserung sensibili-
sierte die Kadermitarbeitenden
hinsichtlich fundierten Vorge-
hens und die Wirkungsüberprü-
fung einer Verbesserung.
Erstes Ziel erreichtAm 5. März 2013 fand die exter-
ne Validierung durch Muriel
Rutishauser, mrrc Muriel R. Ru-
tishauser Consulting, statt. Die
erzielten Fortschritte wurden
dabei durchwegs mit «Profil er-
reicht» bewertet.
Auf Grund dieser Bestäti-
gung durfte die Geschäftslei-
tung mit den Kadermitarbeiten-
den die offizielle EFQM-Urkun-
de «Verpflichtung zu Excellen-
ce» (C2E) von Peter Bieri, CEO
SAQ Swiss Association for Qua -
lity, in Empfang nehmen.
Selbstverständlich ist das
Thema mit dem Erreichen der
1. Stufe auf dem EFQM-Weg der
Excellence keineswegs beendet.
Anhand der zugrunde liegenden
Prozesslandkarte werden die
einzelnen Prozesse weiterhin
praxisnah abgebildet und zu-
sammen mit den Anschluss -
dokumenten in das aufgebaute
Dokumentenmanagement-Sys -
tem integriert.
Stiftung Rotonda: Wohlfühlen im Alter
>> Angehörige als Partner, Brücken zwischen Generationenund Respekt vor Bewohnerinnen und Bewohnern – so heisstes im Leitbild der Stiftung Rotonda – Wohnen im Alter Jegenstorf. Die Beteiligung aller Führungskräfte bei derSelbstbewertung und die Verknüpfung der Verbesserungs -projekte mit dem Tagesgeschäft ermöglichten dem Team denerfolgreichen ersten Schritt auf dem EFQM Weg der Excellence,die «Verpflichtung zu Excellence» (C2E).
Ursprünglich ging die Stiftung
Rotonda aus dem ehemaligen
Regionalspital Fraubrunnen mit
Sitz in Jegenstorf hervor. Im Zu-
ge der Spitalreform des Kantons
Bern im Jahre 2002 wurde das
Spital geschlossen und nach
einer zweijährigen Bauphase
das heutige Alterszentrum Ende
2004 eröffnet.
Bereits zu Beginn des Heim-
betriebs wurde der Qualität der
Dienstleistungen grosse Bedeu-
tung beigemessen. Um diesem
Umstand gerecht zu werden,
beschloss die Betriebsleitung
gemeinsam mit dem Stiftungs-
rat im Jahr 2011, ein Qualitäts -
managementsystem nach dem
EFQM Excellence Modell ein -
zuführen. Der erste Schritt zu
«Business Excellence» basiert
auf einer umfassenden und
systematischen Bewertung der
Unternehmung und Priorisie-
rung der Verbesserungen.
Drei VerbesserungsprojekteMitte April 2012 fand ein Self-
Assessment mit den Führungs-
personen unter professioneller
Begleitung von Monika Lusten-
berger Matter, SAQ-QUALICON
AG, statt. Ende April 2012 folgte
die Anmeldung zur Erlangung
der ersten Stufe auf dem EFQM
Weg der Excellence, der «Ver-
pflichtung zu Excellence» (C2E).
Der erarbeitete Aktionsplan
sah vor, drei Verbesserungspro-
jekte umzusetzen:
– Der Einkauf und die Imple-
mentierung eines IT-Tools zur
Dokumentenverwaltung.
Business Excellence
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:21 Seite VI
VIIMQ Management und Qualität 6/2013
Die damit angestrebte um-
fassende Abbildung der Institu-
tion ermöglicht, durch die er-
zeugte Transparenz, eine Bewer-
tung der Kennzahlen, Arbeits-
strukturen und Schnittstellen. So
können diese bei Bedarf weiter
angepasst und verbessert wer-
den, um letztendlich einen er-
höhten Nutzen für alle Mitarbei-
tenden und Kunden zu schaffen.
Die vollständige Darstel-
lung aller Bereiche wird natür-
lich noch einige Zeit in An-
spruch nehmen, doch bekannt-
lich ist gerade der Weg das Ziel.
Auch das Qualitätsmanagement
nimmt eine immer konkretere
Form an, dessen Nutzen sich
bereits jetzt in der täglichen Ar-
beit zeigt.
Abschliessend geht der Dank
an alle Mitarbeitenden der Stif-
Swiss Association for Quality
tung Rotonda, die mit ihrer täg-
lichen Arbeit den geschilderten
Prozess unterstützten und mit-
getragen haben und weiterhin
mittragen werden.
Alle anderen Institutionen,
welche einen ähnlichen Schritt
planen, können wir nur ermu -
tigen: Wagen Sie den anfäng -
lichen Mehraufwand, denn mit-
tel- und langfristig zahlt sich die
Mühe mit Sicherheit auch bei
Ihnen aus.
Stiftung RotondaSolothurnstrasse 76CH-3303 JegenstorfT +41 (0)31 763 70 [email protected]
Stiftung RotondaDie Stiftung Rotonda – Wohnen im Alter Jegenstorf – ist eine ge-meinnützige Alterseinrichtung im Norden der Stadt Bern. Diegenerationenverbindende Institution bietet vom unabhängigenWohnen in der Seniorenresidenz bis zur umfassenden Pflegeund Betreuung im Wohn- und Pflegezentrum alles unter einemDach an und dies an schönster Lage mit Aussicht auf die Frei-burger- und Berner Alpen.Zur Residenz gehören 36 Zwei- und Dreizimmerwohnungen. DasWohn- und Pflegezentrum verfügt über 56 Einzel- und vier Ferien -zimmer. In der gesamten Institution leben gegenwärtig 103 Be-wohnerinnen und Bewohner. Sie werden betreut und gepflegtvon 125 Mitarbeitenden (65 Vollzeitstellen; davon 35 im BereichPflege und Betreuung). Das engagierte Team umsorgt unterBerücksichtigung von Privatsphäre und Selbstbestimmung dieBewohner und garantiert so ein Maximum an Lebensqualität.Ein vielfältiges Aktivierungsprogramm und Spaziergänge im Parkund Wald sorgen für einen abwechslungsreichen Alltag.Im Restaurant «Belvedere» verwöhnt das Küchenteam die Be-wohnerinnen und Bewohner in beiden Häusern mit gesunder,abwechslungsreicher Kost und geht selbstverständlich auch aufpersönliche Wünsche ein. Hier sind auch auswärtige Gäste fürein Mittagessen oder auch für eine Familienfeier willkommen.Die Stiftung Rotonda führt in ihrem Wohn- und Pflegezentrumauch eine Kindertagesstätte, welche Kindern von Mitarbeiten-den und Auswärtigen offen steht.
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:21 Seite VII
VIII
ggWeiterbildungsangebote …
… auf einen Blick>> Anmeldung und weitere Infos unter www.saq-qualicon.ch
Lehr- und Studiengänge Nächste Termine Dauer
Qualitäts- und ProzessmanagementQualitäts- und Prozessmanager 19.8. bis 17.12.2013 17 TageDipl. Qualitätsmanager/in NDS HF ab 18.10.2013 15 MonateMAS Quality Leadership 2 Jahre> CAS Management & Leadership 4.10.2013 bis 25.1.2014 11 Tage> CAS Business Excellence 28.2. bis 24.5.2014 12 Tage> CAS Integrierte Systeme & Compliance 27.9. bis 7.12.2013 12 Tage> CAS Consulting & Communication 11.10.2013 bis 11.1.2014 12 Tage> CAS Continuous Improvement 21.3. bis 28.6.2014 12 Tage> NEU CAS Quality Assurance 8.11.2013 bis 8.2.2014 12 TageExterner Auditor 23.10. bis 20.11.2013 4 Tage
QualitätssicherungSelbstprüfer auf Anfrage 3 TageQualitätsprüfer 21.8. bis 14.10.2013 6 TageQualitätstechniker 2.9. bis 16.12.2013 13 Tage
Business ExcellenceJourney to Excellence 16. und 17.10.2013 2 TageLeaders for Excellence 6. und 7.11.2013 2 TageEFQM Excellence Assessor 4. bis 6.9.2013 3 TageBusiness Excellence Assessor 22.10. und 20.11.2013 2 Tage
Risikomanagement und SicherheitRisiko Manager 19.9. bis 5.11.2013 3 TageBetrieblicher Datenschutz- 16. bis 20.9.2013 5 TageverantwortlicherInformations- und 26. bis 30.8.2013 5 TageIT-Sicherheitsbeauftragter
UmweltmanagementUmweltmanager auf Anfrage 11 TageExterner Auditor 23.10. bis 20.11.2013 4 TageNEU Energiemanager 24.9. bis 11.12.2013 5,5 Tage
Qualitätsmanagement in der ITCertified IT Process and Quality 19.8. bis 1.10.2013 8 TageManager – Foundation LevelCertified Professional for Requirements 14. bis 16.10.2013 3 TageEngineering – Foundation LevelCertified Software Tester – 23. bis 25.10.2013 3 TageFoundation LevelCAS Software Quality 9.9. bis 12.11.2013 12 TageCertified IT Process and Quality 19.8. bis 12.12.2013 19 TageManager – Advanced Level
Six Sigma und KaizenSix Sigma Yellow Belt auf Anfrage 2 TageSix Sigma Stufe I (Green Belt) 16.9. bis 25.11.2013 5 TageSix Sigma Stufe II (Black Belt) 11.9. bis 28.11.2013 12 Tage
Seminare Nächste Termine Dauer
Qualitäts- und ProzessmanagementBasiswissen Qualitätsmanagement 10. und 11.6.2013 2 TageProzessausrichtung und 21. und 22.11.2013 2 TageProzessgestaltungDokumentation und Einsatz 30.9. und 1.10.2013 2 Tagevon InformationstechnologieReifegradmodelle und 12.11.2013 1 TagProzessbewertungenProzessverbesserung – Methoden 27. und 28.6.2013 2 Tagezur LeistungssteigerungProzessmanagement als 29. und 30.10.2013 2 Tageintegrales Führungssystem
Seminare Nächste Termine Dauer
Qualitäts- und ProzessmanagementMessung, Kennzahlen, Steuerung 13.6.2013 1 TagQualitätsmanager als Coach 2.9. bis 3.12.2013 4 TageNEU Projektmanagement Live 15. und 16.10.2013 2 TageIntervision QM Coach 11.9.2013 1 TagManagementsysteme für auf Anfrage 1 TagMedizinprodukteherstellerLieferantenaudits bei auf Anfrage 3 TageMedizinprodukteherstellernQualitätsmanagement im 5. und 6.9.2013 2 TageGesundheits- und SozialwesenQualitätsmanagement in auf Anfrage 3 TageHeimen und SpitexbetriebenInterner Auditor 26. bis 28.8.2013 3 TageInterner Auditor auf Anfrage 3 Tagein der AutomobilindustrieQM in der Automobilindustrie – 19. und 20.9.2013 2 TageEinführung in ISO/TS 16949:2002
QualitätssicherungGrundlagen der Qualitätsprüfung auf Anfrage 1 TagStatistik Grundlagen 16. und 17.9.2013 2 TageStatistische Prüfmethoden auf Anfrage 2 TageStatistische Prozesslenkung auf Anfrage 2 TageStichprobenprüfung nach AQL auf Anfrage 2 TagePrüfmittelqualifikation 24. und 25.6.2013 2 TageFMEA 4.9.2013 1 TagMethoden zur Qualitätsverbesserung 9. und 10.9.2013 2 TageOptimieren der Prüfstrategien 21.10.2013 1 TagEffizienzorientierte Prüfplanung auf Anfrage 2 Tage
Risikomanagement und SicherheitNEU OHSAS 18001 – auf Anfrage 2 TageArbeitssicherheit mit System
UmweltmanagementUmweltmanagement: Systemaufbau auf Anfrage 4 TageUmweltgrundlagen: Umweltaus- auf Anfrage 3 Tagewirkungen des UnternehmensUmweltmanagement in der Praxis auf Anfrage 2 TageInterner Umweltauditor/in 20. und 21.6.2013 2 TageNEU Aktuelle Trends 12.6.2013 0,5 Tageim UmweltmanagementNEU Umwelttrends und 31.10.2013 0,5 TageUmweltrechtNEU Energiemanagement mit 24.9.2013 1 TagISO 50001 – Grundlagen
Qualitätsmanagement in der ITITIL® Overview 29.8.2013 1 TagITIL® v3 Foundation 17. bis 19.6.2013 3 TagePRINCE2™ Projektmanagement 9. und 10.7.2013 2 TageFoundation
Six Sigma und KaizenSix Sigma Champion auf Anfrage 2 TageNEU Kaizen Basics 5. und 6.11.2013 2 Tage
EventsQM Insider Forum 13.3., 12.6., 4.11.2013 0,5 Tage
MQ Management und Qualität 6/2013
>> Die Lehrgänge/Seminare werden auch bedarfsorientiert als InHouse-Veranstaltungen durchgeführt.
21_mq_6_13_saq_saq 28.05.13 10:21 Seite VIII
21MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
aufgaben. Denn Führungskräfte
werden nicht dafür bezahlt, Fach-
aufgaben zu erfüllen.
Die erforderliche Leistung sicherstellenDie Hauptaufgabe einer Führungs-
kraft ist, dafür zu sorgen, dass jeder
Mitarbeiter seinen Beitrag dazu leis-
tet, dass der Bereich beziehungswei-
se das Unternehmen seine Ziele er-
reicht. Doch wie lässt sich die hierfür
nötige Leistung bei den Mitarbeitern
erzeugen? Das wissen viele junge
Führungskräfte nicht. Unabdingbar
hierfür ist, dass Führungskräfte mit
ihren Mitarbeitern regelmässig über
ihre Erwartungen an sie sprechen.
Vor diesen Gesprächen sollten sich
Führungskräfte überlegen:
Wie kann ich dem Mitarbeiter die
Ziele, die er bei seiner Arbeit errei-
chen soll, so vermitteln, dass er de-
ren Wichtigkeit erkennt? Und:
Wie motiviere ich ihn dazu, dass
er die für das Erreichen der Ziele nö-
tigen Dinge wirklich tut?
In diesen Gesprächen sollten Füh-
rungskräfte folgende Regel beherzi-
gen: Stellen Sie nie das Ziel, das es zu
erreichen gilt, zur Diskussion. Denn
dieses ist nicht diskutabel! Sprechen
Sie mit den Mitarbeitern nur über
den Weg, wie sie dieses Ziel errei-
chen möchten. Denn wenn ein Mit-
arbeiter mitentscheiden kann, wie
er beim Erreichen der gesteckten
Ziele vorgeht, ist er in der Regel mo-
tivierter, als wenn ihm jeder Arbeits-
schritt vorgeschrieben wird. Ausser-
dem entlastet es die Führungskraft,
wenn ihre Mitarbeiter weitgehend
selbstständig entscheiden, wie sie
ihre Aufgaben erfüllen.
Selbstverständlich gibt es Situatio-
nen, in denen Arbeitsanweisungen
sinnvoller als Zielvorgaben sind –
zum Beispiel bei extremem Zeit-
druck. Wenn ein Schiff sinkt, kann
der Kapitän nicht mit der Mann-
schaft darüber diskutieren, ob die
Rettungsboote ins Wasser gelassen
werden. Er muss knappe und präzi-
se Befehle erteilen. Intelligente Mit-
arbeiter akzeptieren das. Eine Füh-
rungskraft sollte daher ihr Füh-
rungsverhalten stets der jeweiligen
Situation anpassen, aber auch dem
jeweiligen Gegenüber. Wenn ein
Mitarbeiter eigeninitiativ nicht die
erforderliche Leistung bringt, dann
muss sie ihn an der «kurzen Leine»
führen – also weitgehend mittels Ar-
beitsanweisungen.
Die Zielerreichung steuern und kontrollierenDas «Ziele vereinbaren» oder «An-
weisen» ist jedoch nur der erste
Schritt im Führungsprozess. Denn
wenn ein Mitarbeiter das Ziel kennt,
muss er auch seine Aufgaben erfül-
len. Dieses Umsetzen beziehungs-
weise das Erreichen von Teilzielen
sollten Führungskräfte kontrollie-
ren. Denn sonst können sie irgend-
wann nur noch registrieren: Die Zie-
le wurden nicht erreicht. Ein Gegen-
steuern ist dann nicht mehr mög-
lich.
«Kontrollieren und steuern» lautet
folglich der zweite Schritt im Füh-
rungsprozess. Die Kontrolle kann
sich, je nach Mitarbeiter und Bedeu-
tung der Aufgabe, auf das Erreichen
bestimmter Teilziele oder das
Durchführen der hierfür nötigen Ar-
beitsschritte beziehen. Was der Si-
tuation und dem Mitarbeiter ange-
messen ist, müssen Führungskräfte
jeweils neu entscheiden. Klar sollte
ihnen aber sein: Ein Mitarbeiter,
den sie an der kurzen Leine führen
müssen, verursacht ihnen Mehrar-
beit. Deshalb ist seine Arbeit weni-
ger wert. Das sollten sie ihm, sofern
nötig, auch sagen.
Auf die Kontrolle folgt im Regelkreis
des Führens das Anerkennen oder
Kritisieren der Leistung des Mitar-
beiters. Doch wie erkennt eine Füh-
rungskraft, ob die Leistung von Mit-
arbeitern angemessen ist? Und soll
sie diese für alles Erreichte und Ge-
tane loben? Die Antwort lautet: jein.
Führungskräfte sollten zwischen
Lob und Anerkennung sowie Tadel
und Kritik unterscheiden. Lob und
Tadel sind immer persönlich und
allgemein. Anerkennung und Kritik
hingegen beziehen sich auf eine be-
stimmte Leistung. Deshalb sollten
sie stets sachlich und konkret sein.
Anerkennung und Kritik sollten
Führungskräfte in der Regel nur un-
ter vier Augen äussern.
Nicht vorschnell entscheiden und agieren
Ein letzter Tipp für frischgebackene
Führungskräfte: Im Führungsalltag
führen meist viele Wege zum Erfolg.
Nur einer nicht: Von Anfang an alles
anders machen zu wollen als der
Vorgänger. Denn dies produziert in
der Regel Widerstand. Ausserdem
fehlt Ihnen hierfür als Neuer in der
Abteilung meist die erforderliche In-
formation. Treffen Sie deshalb, wenn
Sie eine neue Führungsposition an-
treten, in den ersten zwei, drei Wo-
chen keine wegweisenden Entschei-
dungen. Bemühen Sie sich vielmehr
zunächst darum, die Arbeitsweise
und die Handlungsabläufe in Ihrer
neuen Abteilung kennenzulernen.
Und sagen Sie dies auch Ihren
neuen Mitarbeitern – selbst wenn
diese Sie mit noch so vielen Anfra-
gen wie «Chef, wie geht es weiter»
bestürmen. Denn viele Führungs-
kräfte schaufelten sich schon ihr
Grab, weil sie in der Startphase vor-
schnell weitreichende Entscheidun-
gen trafen – oder weil sie ihren Mit-
arbeitern Versprechen gaben, die sie
dann nicht einlösen konnten.
Anweisung und Eigeninitiative
Kritik nur unter vier Augen
Mitarbeiter sollten selbstständig entscheiden können …
Bild
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23MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Accenture Technology Vision 2013
Das digitale Unternehmen
Von Renata I. Cavegn
Die rasant fortschreitende Digitalisierung und Verquickung von Intelligenten Produkten, Mobili-ty, Cloud Computing, Analytics und Social Media wird Unternehmen eine konsequente Transforma-tion abverlangen, wollen sie im Wettlauf auf dem Weg zum «digitalen Business» die Nase vorn ha-ben und Wettbewerbsvorteile sichern.
In Zukunft werden Unternehmen
erfolgreich sein, die digital den-
ken und verfügbare, zukunfts-
trächtige Technologien einsetzen,
um neue Geschäftsmodelle und
Geschäftsfelder zu erschliessen.
Denn Technologie ist heute zum
Kern von nahezu allen Teilen eines
Unternehmens geworden. Damit
sind auch alle Unternehmen im
Begriff, zu digitalen Unternehmen
zu werden. Deshalb muss der ge-
samte Vorstand – nicht nur der CIO
– die Auswirkungen neuer Techno-
logien auf bestehende Geschäfts-
modelle verstehen, verinnerlichen
und mitgestalten. So lautet das Re-
sümee der Studie «Technology Vi-
sion 2013», für die der Manage-
mentberatungs-, Technologie- und
Outsourcing-Dienstleister Accen-
ture sieben IT-Trends identifiziert
hat, die Unternehmen jetzt nutzen
sollten:
1. Digitale Beziehungen entanony-misierenAll die Kontakt- und Interaktions-
möglichkeiten mit dem Endver-
braucher haben zu einer beispiel-
losen Menge an Daten geführt.
Unternehmen müssen dennoch
den einzelnen Kunden adressieren.
Dies geht nur über die Kombina-
tion von personalisierten und kon-
textbezogenen Informationen.
Beispiel: Meat Pack, ein Schuh-
händler aus Guatemala, operiert
mit einer mobilen App, die den
Nutzer ortet. Betritt ein Kunde den
Laden der Konkurrenz, schickt ihm
Meat Pack eine Nachricht über die
eigenen aktuellen Sonderangebote
auf das mobile Gerät.
2. Daten in der LieferketteHeutzutage werden Unterneh-
mensanwendungen für spezifische
Aufgaben entwickelt. Sie verarbei-
ten daher auch nur eine ausge-
wählte Anzahl Daten. Künftig wird
es darum gehen, die Verarbeitung
von Daten mehr als eine Art Liefer-
kette zu begreifen. Nicht mehr ein-
zelne Probleme sollen gelöst wer-
den, sondern Grundsatzfragen, die
diesen Problemen zugrunde lie-
gen.
Business-Intelligence-Lösungen
(BI) und Analyse-Tools müssen im-
mer mehr Daten in Bezug setzen:
Durch Sensoren, durch in Produkte
eingebettete Tools und soziale
Netzwerke erhalten Unternehmen
ständig neue Informationen. Big
Data zu bewältigen heisst nicht
nur, diese Informationen zu verar-
beiten, sondern auch, sie mittels
Analyse-Tools in Vorhersagen über
künftiges Käuferverhalten und
neue Absatzmärkte zu verwandeln.
3. Den Daten Beine machenBefeuert durch die «drei grossen
V», nämlich Volumen, Variety und
nun auch Velocity, muss Datenge-
winnung und -verarbeitung immer
schneller erfolgen. In-Memory-
Computing und visuelle Datenauf-
bereitungen unterstützen Unter-
nehmen dabei.
4. Nahtlose ZusammenarbeitFacebook, Twitter, Skype und
Google+ haben die Kommunika-
tionsgewohnheiten grundlegend
verändert. Unternehmen können
von entsprechenden Anwendun-
gen profitieren. Social-Media-
Werkzeuge wie Yammer oder Chat-
ter helfen beispielsweise dabei, die
E-Mail-Flut einzudämmen und so
die Produktivität zu steigern. Die
meisten Mitarbeiter haben die
neuen sozialen Kommunikations-
formen längst verinnerlicht. Es ist
an der Zeit, die Geschäftsprozesse
entsprechend anzupassen. Jede
App, die ein Unternehmen ein-
setzt, muss «social» sein.
5. Software-Defined NetworkingSoftware-definierte Netzwerke sol-
len Unternehmen schneller und
agiler machen. Dahinter steckt ei-
ne Entwicklung, die von proprietä-
rer Hardware weg und hin zu einer
frei konfigurierbaren Infrastruktur
führen soll.
Wenn Software und Hardware ent-
koppelt sind, müssen neue Anwen-
dungen das interne Zusammen-
spiel von Routern und Switches
nicht mehr verstehen. Unterneh-
men können dadurch Veränderun-
gen einfacher umsetzen.
6. Ran an den HonigtopfSicherheit bleibt ein zentrales The-
ma. Unternehmen stehen in der
Pflicht zu mehr Aktivitäten. Das
Motto lautet «Active Defense».
Konkret: Es ist nicht damit getan,
Attacken abzuwehren, sondern
Unternehmen müssen das Vorge-
hen der Angreifer verstehen und
dann selbst aktiv werden.
Ein Beispiel dafür sind sogenannte
Honeypots. Diese sollen von Ha-
ckern angegriffen werden und da-
bei die Angriffsmethode analysie-
ren. Sie fungieren damit auch als
Intrusion-Detection-Systeme. Um
Renata I. Cavegn, Accenture AG, Fraumünsterstrasse 16, CH-8001 Zürich, T +41 (0) 44 219 50 97, [email protected]. (Teile des Tex-tes mit freundlicher Genehmigung von Christia-ne Pütter, IDG Business Media GmbH)
Über AccentureAccenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit rund 259 000 Mitarbeitern, der für Kunden in über 120 Ländern tätig ist. Als Part-ner für grosse Business-Transformatio-nen bringt das Unternehmen umfas-sende Projekterfahrung, fundierte Fä-higkeiten über alle Branchen und Un-ternehmensbereiche hinweg und Wis-sen aus qualifizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammen-arbeit mit seinen Kunden ein.__Info: www.accenture.ch.
Sieben IT-Trends
24 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Authentifizierungsmethoden zu
verbessern, wird es künftig ratsam
sein, Profile der Nutzer zu entwi-
ckeln. Genauso sollten Unterneh-
men Informationen über die An-
greifer sammeln und verarbeiten
(«Hacker fingerprinting»).
7. Zwischen den Wolken und den Welten wechselnEs geht nicht mehr um die Frage
ob, sondern wie die Cloud genutzt
wird. Künftig werden IT-Chefs ent-
scheiden müssen, welche Inhalte
in einer Private Cloud liegen und
welche in die Public Cloud dürfen.
Sie werden sich in einer hybriden
Welt bewegen. Was die IT-Teams
betrifft, müssen CIOs Architekten
finden, die das Zusammenspiel der
Fähigkeiten und Funktionen über-
blicken und lenken. As-a-Service-
Modelle treten den Siegeszug an.
Cloud Computing verändert nicht
nur die IT, sondern die gesamte
Business-Welt. Beispiel: Eine Mar-
keting-Kampagne, die der Auto-
bauer BMW gemeinsam mit Mi-
crosoft in Panama und Argentinien
gestartet hat. Neue Automodelle
sollten per Facebook bekannt ge-
macht werden, BMW nutzte dafür
Cloud-basierte Social-Marketing-
Tools von Microsoft.
BMW, Microsoft und dessen Part-
ner Huddle Group entwickelten ei-
ne zweisprachige (englisch und
spanisch) interaktive Werbe-Kam-
pagne. Verbraucher konnten sich –
ohne bei Facebook angemeldet zu
sein – auf der Facebook-Page Fotos
und Videos der BMW-1-Serie anse-
hen. Gehostet und gemanagt wur-
den die Inhalte durch das Kunden-
bindungssystem von BMW, die
Daten wurden in der Microsoft-
SQL-Datenbank gespeichert. Bin-
nen zwei Monaten haben 90 000
Nutzer an der Kampagne teilge-
nommen und Daten abgegeben –
und das ohne grössere Investitio-
nen. Ein Beispiel dafür, wie die
Cloud jenseits der IT-Abteilung
neue Geschäftsmodelle ermög-
licht.
Der CEO braucht eine «digitale Vision»Die Digitalisierung der Geschäfts-
welt hat mittlerweile immense
Ausmasse angenommen. «Über
kurz oder lang wird sich jedes Un-
ternehmen mit den Auswirkungen
der Digitalisierung auf das eigene
Geschäftsmodell beschäftigen
müssen», sagt Michel Stofer, Mana-
ging Director bei Accenture. «Es
braucht eine digitale Vision von der
Kundenbindung durch intelligente
Produkte, über die Lieferkette zum
Service und der Art und Weise, wie
im Unternehmen Daten zu ent-
scheidungsrelevanten Informatio-
nen werden.»
Veränderungen sieht Michel Sto-
fer weniger punkto neuer Techno-
lo-gien, sondern im Einsatz bereits
entwickelter: «Die Business-Seite
in den Unternehmen versteht be-
reits, wie stark die Welt heute IT-
getrieben ist – wobei IT-getrieben
vor allem heisst, dass Menschen
und Daten vernetzt sind.» Das be-
rührt auch das Zusammenspiel
von CIO und Fachabteilungen be-
ziehungsweise die Rolle des IT-
Verantwortlichen. «Ich wette, dass
es in zehn Jahren eine Zweiklas-
sengesellschaft unter den CIOs ge-
ben wird: den hochstrategischen
Innovativ-Manager und den regle-
mentierten IT-Verwalter», sagt
Michel Stofer. «Bei einem Teil der
Unternehmen wird der CIO weiter-
hin die Rolle eines IT-Verwalters
einnehmen. Nur ein Teil wird es
schaffen, den CIO ohne Wenn und
Aber als strategischen Kopf zu
positionieren. Entscheidend und
differenzierend ist, dass die besten
Unternehmen eine ‹digitale Vision›
entwickeln: das digitale Unterneh-
men mit digitaler Kundenbin-
dung, digitaler Lieferkette und di-
gitaler Business Intelligence, basie-
rend auf kohärenten Daten und
ausgestattet mit einer ausgefeilten
Analytik.» Michel Stofer weiter:
«Ich denke, dass CEOs, die diese
Aufgabe in die zweite oder dritte
Reihe delegieren, als Erstes den
Anschluss an die digitale Revoluti-
on verlieren. Künftig gilt: IT-Kom-
petenz ist Chefsache.»
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25MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
IT-Managementprozesse von KMU
Reifegradanalyse
Von Markus Mangiapane
«Ein ganzheitliches IT-Management ist nur für grosse Unternehmen» oder «Die Frameworks sind alle viel zu gross und zu umständlich für uns». Di-es sind typische Antworten von kleinen und mitt-leren Unternehmen. Dabei ist ein ganzheitliches IT-Management auch für KMU durchaus sinnvoll.
Seit geraumer Zeit nehmen die
Bedeutung und die Komplexität
der IT innerhalb moderner Un-
ternehmen zu. Dies betrifft längst
nicht mehr nur Grossunternehmen
oder Konzerne. Mittlerweile sind
auch die Geschäftsprozesse von
KMU so tief mit der Informatik ver-
zahnt, dass sie nicht mehr ohne IT-
Unterstützung bestehen können.
Die ganze IT im AugeNeben einer funktionierenden IT ist
der optimale Einsatz von Ressour-
cen zwingend für das Erreichen ei-
nes möglichst hohen Kosten-Nut-
zen-Faktors. Dafür dürfen aber
nicht nur Ausschnitte oder Teilbe-
reiche der Informatik betrachtet
werden, sondern es bedarf einer
Analyse der Informatik in ihrer Ge-
samtheit.
Denn: Die IT ist mehr als nur das
Aufrechterhalten von Systemen
und Netzwerken; sie umfasst weite-
re Disziplinen wie die Abstimmung
der IT-Strategie auf die Unterneh-
mensstrategie, das Einhalten von
rechtlichen Vorgaben und Bestim-
mungen, die Definition von Stan-
dards und Prozessen oder die sinn-
volle Steuerung von Einsatzmitteln
wie Hard- und Software oder Perso-
nal.
Eine ganzheitliche Betrachtung des
IT-Managements findet man bei
den wenigsten KMU. Die Gründe
hierfür sind vielschichtig. Sie rei-
chen von einer mangelnden Sensi-
bilisierung der IT- oder Geschäfts-
leitung für das Thema bis hin zu
fehlendem Know-how oder Res-
sourcenmangel. Ein weiterer ele-
mentarer Grund: Die derzeit verfüg-
baren IT-Managementmodelle
bzw. -Frameworks wurden nicht für
KMU entwickelt und lassen sich
deshalb nur mit einem grossen Auf-
wand auf relativ kleine Umgebun-
gen adaptieren.
Das IT-ManagementmodellFür den Begriff des IT-Manage-
ments existieren unzählige Defini-
tionen, die je nach Auffassung der
jeweiligen Autoren unterschiedli-
che Ausprägungen haben können.
Ich habe für die Reifegradbeurtei-
lung der Informatikprozesse ein IT-
Managementmodell entwickelt,
das in vier Domänen aufgegliedert
ist:
IT-Governance-, IT-Risk- und IT-
Compliance-Management
IT-Ressourcenmanagement
IT-Service- und IT-Prozessma-
nagement
IT-Projekt- und IT-Projektportfo-
liomanagement
Diese vier Domänen lassen sich in
der Praxis leicht voneinander ab-
grenzen und bei Bedarf auch ge-
trennt voneinander betrachten. In
ihrer Gesamtheit orientieren sie
sich klar an den Bedürfnissen der
KMU-Kunden und ebnen somit
den Weg für die Ausrichtung der In-
formatik an der Unternehmens-
strategie.
Die im Folgenden beschriebene
Vorgehensweise richtet sich vor al-
lem an mittelständische Unterneh-
men und basiert auf einem Reife-
gradmodell, das die Informatik
strukturiert, in Prozesse gliedert
und die Reife der jeweiligen Ma-
nagementprozesse bestimmt. Aus
den daraus resultierenden Ergeb-
nissen lassen sich in der Folge
Handlungsempfehlungen für eine
Weiterentwicklung der untersuch-
ten IT-Managementprozesse ablei-
ten.
Um die einzelnen Bereiche des IT-
Managements herauszuarbeiten,
werden die oben genannten Do-
mänen detailliert beschrieben und
aus dem Beschrieb jene IT-Ma-
nagementprozesse abgeleitet, die
es zu beherrschen gilt. Mit einem
einfachen Fragenkatalog für das
Management lassen sich diese Pro-
zesse messen und einordnen.
Methode zur ReifegradmessungBei dieser Methode unterscheiden
wir zwei Phasen: In einer ersten
Phase erörtert das zu beurteilende
KMU zusammen mit einem Bera-
ter die einzelnen IT-Management-
prozesse und definiert einen zu er-
reichenden Reifegrad pro Prozess.
In einer zweiten Phase werden un-
terschiedliche Personen innerhalb
der Unternehmung befragt. Die zu
befragenden Personen reichen
vom Mitglied der Geschäftsleitung
bis zum Benutzer. Entscheidend ist
dabei: Jede Frage wird jeweils von
mindestens zwei Hierarchie-Ebe-
nen beantwortet. Dies hat den Vor-
teil, dass jeder Prozess aus mindes-
tens zwei Perspektiven heraus be-
urteilt wird. Weichen die jeweiligen
Antworten voneinander ab, weist
dies meistens auf einen konkreten
Handlungsbedarf hin.
Markus Mangiapane, MAS Business Informa-tion Management, Wirtschaftsinformatik (IHK), BSG Unternehmensberatung AG, Rorschacher Strasse 150, CH-9006 St.Gallen, T +41 (0)71 243 57 57, [email protected], www.bsg.ch
LiteraturquellenResch, O. (2009), Einführung in das IT-Management, Berlin: Erich Schmid Verlag GmbH Rudolph, S. (2009), Servicebasierte Planung und Steuerung der IT-Infra-struktur im Mittelstand, (H. Krcmer Prof. Dr., Ed.) Wiesbaden: GWV Fach-verlage GmbHIT Governance Institute, (2003), IT-Governance für Geschäftsführer und Vorstände, 2. Ausgabe. IT Governance Institute
Immer aus zwei Perspektiven
An KMU-Bedürfnissen
ausgerichtet
26 MQ Management und Qualität 6/2013
BUSINESS EXCELLENCE
Um die Antworten auf die jeweili-
gen Fragen strukturiert auswerten
zu können, wurde ein eigenes Reife-
gradmodell entwickelt. Als Basis
diente zum einen das CMMI-Mo-
dell, zum anderen das Modell von
COBIT. Das Reifegradmodell teilt
die Zustände der IT-Management-
prozesse in fünf Levels ein. Die Rei-
fegrad-Levels reichen von «nicht
vorhanden» bis «etabliert». Die be-
fragten Personen können dabei aus
fünf Zuständen wählen, die speziell
auf die Frage abgestimmt sind. Dies
soll eine exakte und konkrete Ant-
wort für jeden Befragten zulassen
und allfälligen Interpretationen
vorbeugen.
Das Reifegradmodell berücksichtigt
auch die grosse Diversität mittel-
ständischer Unternehmen, indem
diese in der ersten Phase zusam-
men mit dem jeweiligen KMU eine
Bestandesaufnahme machen. Die
Ziele bzw. die Kernthemen, die sich
aus dieser Bestandesaufnahme er-
geben, werden in der Folge priori-
siert und auf das Unternehmen ab-
gestimmt.
Um die beschriebene Reifegradana-
lyse auch praxisnah durchführen
und die Ergebnisse aufbereiten zu
können, erfolgt parallel zur Bestan-
desaufnahme eine entsprechende
Auswertung. Diese ermöglicht, die
Fragen der Unternehmensbereiche
zusammenzutragen, die entspre-
chenden Kennzahlen zu ermitteln
und visuell darzustellen. So lässt
sich festhalten, wie sich die Reife-
grade einzelner IT-Management-
disziplinen verändern. Diese Infor-
mationen verwendet das KMU für
weitere Verbesserungszyklen, in-
dem es damit die jeweiligen Fort-
schritte misst.
FazitIn den meisten Unternehmen hat
die IT heutzutage die Kernprozesse
mehr oder weniger durchdrungen.
Und obwohl zum Beispiel die Aus-
wirkungen eines Ausfalls der IT
oder eines Datenverlustes sehr
wohl bekannt sind, führen gerade
KMU die IT nach wie vor ad-hoc.
Durch einen ganzheitlichen und
strukturierten Ansatz des IT-Ma-
nagements sollen die Qualität der
IT und die Qualität der Produkte
und Dienstleistungen eines KMU
steigen. Jedes Unternehmen muss
seine IT bewusst und zielgerichtet
einsetzen und so die Effektivität der
Kernprozesse steigern. Bekannte
und wiederholbare Prozesse ver-
bessern die Effizienz der Informatik
und erlauben ihren kostengünsti-
gen Betrieb. Dieser ganzheitliche
Ansatz gewährleistet einen stö-
rungsfreien, kontinuierlichen und
sicheren Betrieb des gesamten Un-
ternehmens.
Erst, wenn die IT das Kerngeschäft
versteht und selber auch optimal
gemanagt wird, ist es möglich, sie
entsprechend der Unterneh-
mensanforderung weiterzuentwi-
ckeln. Das kann entweder Richtung
IT-Servicemanagement gehen oder
aber entsprechende Outsourcing-
Konzepte nach sich ziehen. Grund-
sätzlich ist es wichtig, dass die IT
das Business unterstützt – und
nicht umgekehrt.
Ziel ist, die Effektivität der Kernprozesse zu steigern
Wie sich IT-Prozesse ändern
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27MQ Management und Qualität 6/2013
Risiken managen
Produktesicherheit und Produktehaftung
Produkt Compliance
Von Alexander Jaecklin
Das neue Produktesicherheitsgesetz (PrSG) ist als Nachvollzug der europäischen Produktesicher-heitsrichtlinie 2001/95/EG seit über zweieinhalb Jahren in der Schweiz in Kraft und erste Erfahrun-gen sind nun verfügbar: Was hat sich geändert und was sollten Unternehmen beachten?
Eine grosse Zahl von Produkte-
herstellern, Produktesystembe-
ratern, Händlern und Impor-
teuren hat sich 2012 zu Anforde-
rungen des PrSG in Seminaren
weiterbilden lassen. Dank ihren
Fragen kann heute ein erstes Er-
fahrungsbild gezeichnet werden.
Im Vordergrund steht durchwegs
das Bestreben, «sichere» Produkte
auf den Markt zu bringen. Demge-
genüber haben die Behörden eine
systematische Marktüberwachung
geschaffen und publizieren zu-
nehmend Produkterückrufe. Pro-
dukt Compliance ist damit zur
wichtigen Unternehmensaufgabe
geworden.
Was ist ein Produkt? Produkte im Sinne des PrSG sind
alle verwendungsbereiten, beweg-
lichen Sachen, auch wenn sie in
unbewegliche Sachen eingebaut
sind, unabhängig, ob Dritten ange-
boten oder für den Eigengebrauch.
Produkte sind auch Einzelteile, die
einem Empfänger zum Ein- oder
Zusammenbau geliefert werden.
Die Inverkehrbringung bedeutet
das Angebot, die Lieferung oder
das Zurverfügungstellen von Pro-
dukten an Konsumenten, Kunden
oder Arbeitnehmer.
Voraussetzungen für die InverkehrbringungHauptvoraussetzung zur Inver-
kehrbringung eines Produktes ist
die Erfüllung der «Grundlegenden
Sicherheits- und Gesundheitsan-
forderungen». Diese finden sich in
der Regel in den EU-Produktericht-
linien. In diesem Fall können die
harmonisierten Normen angewen-
det werden, deren Erfüllung eine
Vermutungswirkung zur Konfor-
mität ergeben. Trifft aber keine die-
ser Produkterichtlinien oder har-
monisierten Normen zu, so muss
der Stand der Technik und Wissen-
schaft ermittelt werden. (Grafik 1)
Das stellt eine klare Verschärfung
zum früher geforderten Stand der
Technik dar! Bei der hohen Zahl
der Normen ist es eine grosse Her-
ausforderung festzulegen, was auf
die eigenen Produkte angewendet
werden muss. Allein die EU hat in
ihrem Amtsblatt rund 5000 harmo-
nisierte EN-Normen publiziert.
Damit werden die im Prinzip frei-
willig anzuwendenden Normen in
einen rechtlichen Status erhoben.
Für jedes Produkt ist vor der In-
verkehrbringung eine Konformi-
tätsbewertung durchzuführen. Das
Konformitätsbewertungsverfahren
ist jeweils in den Produkterichtli-
nien detailliert beschrieben und
erfordert bei kritischen Produkten
eine Zertifizierung durch akkredi-
tierte Stellen (Certified Body) oder
eine Prüfung durch eine benannte
Stelle (Notified Body). Im Rahmen
der Auslegungsprüfung (Design
Examination) prüft die benannte
Stelle die Zulassungsfähigkeit eines
Produktes; mit der Baumusterprü-
fung (Product Examination) prüft
die akkreditierte Prüfstelle die Kon-
formität eines Produktes gegen-
über bestimmten Regelanforde-
rungen, beispielsweise Elektroge-
räte bezüglich der elektromagneti-
schen Verträglichkeit (EMV).
Die Pflichten des InverkehrbringersFür die Inverkehrbringung eines
Produktes fordert das PrSG, dass
der Hersteller eine Gefahrenerken-
nung und Gefahrenabwehr macht.
Dies bedeutet, dass ein Produkte-
risikomanagement bestehen muss,
welches insbesondere die mögli-
chen Gefährdungen im Gebrauch
und in der Anwendung des Pro-
duktes bewertet. Vor möglichen
Gefährdungen ist in der Betriebs-
anleitung zu warnen. Weiter ist der
Inverkehrbringer, das heisst der
Hersteller, Händler oder Impor-
teur, zu einer Rückverfolgung ver-
pflichtet, damit mögliche Gefähr-
dungsursachen identifiziert wer-
den können. Neu wird auch eine
Produktebeobachtung über die
ganze Gebrauchsdauer des Pro-
duktes gefordert. Vor möglichen
auftretenden Gefährdungen ist zu
warnen oder das Produkt aus dem
Verkehr zu ziehen. Die Hersteller
werden daher nicht darum herum
kommen, die mögliche Gebrauchs-
dauer zu bestimmen und ein Pro-
duktebeobachtungssystem auf-
Dr. Alexander Jaecklin, Dipl. Chem. ETH, Euro Risk Ltd Zürich, Vorsitzender des Normenkomi-tees SNV INB/NK 198 Risikomanagement. Voltastrasse 62, CH-8044 Zürich, T +41 (0) 44 260 21 40, [email protected], www.jaecklin.ch
Sicheres Produkt Grafik 1
Der Staat mussNicht-Konformität
nachweisen
Vermutung derKonformität Der Hersteller muss die
Konformität mit dengrundlegendenAnforderungen
nachweisen
Der Hersteller mussnachweisen, dass dasProdukt dem Stand der
Technik und desWissens entspricht
Anwendungharmonisierter Normen
Anwendunganderer Normen
Anwendunganderer Lösungen
Grundlegende Sicherheits- undGesundheitsanforderungen
Andernfalls: Stand des Wissensund der Technik
Sicheres Produkt
Produkte auf Konformität
bewerten
28 MQ Management und Qualität 6/2013
Risiken managen
recht zu erhalten. Zu diesen Nach-
marktpflichten gehören auch die
Erkennung einer möglichen
zweckentfremdeten Verwendung
und gegebenenfalls Warnung.
Kompetenzen der AufsichtsorganeMit dem Vollzug des PrSG wurde
das Staatssekretariat für Wirtschaft
(SECO) beauftragt. Dieses wieder-
um hat Kontrollorgane bestimmt,
die eine systematische Marktüber-
wachung betreiben (SUVA, bfu und
andere Fachorganisationen). Diese
Organisationen haben die Kompe-
tenzen, Produkte zurückzurufen,
vor ihnen zu warnen und Sperrun-
gen zu verfügen. Es empfiehlt sich,
mit dem entsprechenden Kontroll-
organ, welches für die firmeneige-
nen Produkte zuständig ist, Kon-
takt aufzunehmen. Produkterück-
rufe und Warnungen werden bei-
spielsweise durch das Büro für
Konsumentenfragen (BFK) publi-
ziert. Rückrufe von Produkten, die
einer Spezialgesetzgebung unter-
stehen, werden durch die entspre-
chenden Bundesämter publiziert,
beispielsweise Heilmittel und Me-
dizinprodukte durch Swissmedic
oder Nahrungsmittel und Ge-
brauchsgegenstände durch das
Bundesamt für Gesundheit (BAG,
BVET).
Wer haftet bei Gefährdungspotenzial?Das PrSG sieht klare Strafbestim-
mungen bei vorsätzlicher und
fahrlässiger Inverkehrbringung
von Produkten, die eine Sicher-
heits- oder Gesundheitsgefähr-
dung aufweisen, vor. Diese Strafbe-
stimmungen ergänzen die Haf-
tungsbestimmungen für Produkte.
Die bisherige Produktehaftung
und Vertragshaftung gelten weiter-
hin unverändert. (Grafik 2)
Deliktische Handlungen sind
grundsätzlich nicht versicherbar.
Versichert werden können Schä-
den aus Produktehaftung. Die Ver-
tragshaftung ist nur begrenzt versi-
cherbar. Bei Sicherheitsmängeln
eines Produktes wird sich die Be-
hörde an die leitenden Organe des
Herstellers, Händlers oder Impor-
teurs wenden und die Sicherheits-
nachweise einfordern sowie bei
möglichen Rechtsverstössen Straf-
anträge stellen. Damit ist die Pro-
duktesicherheit klar zur Chefsache
geworden!
Die Produktesicherheit planenDie Globalisierung der Entwick-
lung zur Inverkehrbringung von
Produkten hat in den letzten Jah-
ren aufgrund von Produkterückru-
fen und Skandalen zu einer zuneh-
menden internationalen und
staatlichen Regelung geführt. Jeder
Vorfall hat bewirkt, dass die staatli-
chen Organe die Marktüberwa-
chung verschärft und neue Regeln
eingeführt haben. Im Zuge der zu-
nehmenden Regulierung haben
auch die normativen Vorgaben we-
sentlich an Bedeutung gewonnen.
Insbesondere wurden die Normen
als «Harmonisierte Normen» zu ei-
nem faktisch zwingend einzuhal-
tenden Rechtsinstrument erhoben.
Für alle, die sich mit der Inverkehr-
bringung von Produkten beschäfti-
gen, ist daher die Kenntnis der Zu-
sammenhänge von grosser Bedeu-
tung. Der Zugang zu diesem globa-
len Zusammenhang der regulato-
rischen und normativen Anforde-
rungen erfordert eine gesamtheitli-
che Betrachtung.
Die Inverkehrbringung eines neu-
en, wieder aufgefrischten oder we-
sentlich veränderten Produktes er-
folgt in der Regel im Rahmen eines
festgelegten Innovations- oder
Change-Prozesses. Der Weg zu ei-
nem neuen, innovativen und si-
cheren Produkt führt aber auf-
grund von regulatorischen und
normativen Vorgaben entlang en-
ger Leitplanken! Diese Randbedin-
gungen gilt es von allem Anfang an
zu beachten, um ein zulassungsfä-
higes und sicheres Produkt auf den
Markt zu bringen. Wie kann die
Kreativität und die Begeisterung
eines Entwicklungs- oder Kons-
truktionsteams gelenkt werden,
damit unter Einhaltung der ge-
setzten Randbedingungen ein si-
cheres Produkt entsteht? Wie kann
sicher gestellt werden, dass wert-
volle und für die Konformitätsprü-
Die häufigsten FragenDie Erfahrung zeigt, dass es den Un-ternehmen schwer fällt, die gesetzli-chen Vorgaben in der eigenen Organi-sation und für die eigenen Produkte (Compliance) umzusetzen. Es lohnt sich deshalb, mit einem erfahrenen Coach auf Geschäftsleitungsebene die Aspekte der Produktesicherheit und Produktehaftung zu diskutieren! Die häufigsten Fragen beziehen sich auf:Betriebsanleitung, Gebrauchsinforma-tion, Einbauanleitung, die rechtskon-form ist und die relevanten Warnungen enthält.Geschäftsbedingungen (AGB, QSV, Verträge), die anerkannt sind und ins-besondere auch bei Systemangeboten (Beratung) Haftungslimitierung und Entlastungswirkung beinhalten.Produkterisikomanagement, das sys-tematisch, rechtskonform und zeitge-recht (Time-to-market) ist.Konformitätsprüfung und Konformi-tätsbewertung, welche den Anforde-rungen der gesetzlichen Regelungen entsprechen.Produktebeobachtung, welche die An-forderungen der Nachmarktpflichten erfüllt und die ganze Gebrauchsdauer des Produktes umfasst.
Produktesicherheit vs. Haftung für Produkte Grafik 2
Produktesicherheit vs. Haftung für Produkte
Produktesicherheit =Staatliche MarktüberwachungStrafrecht
Haftungfür
ProdukteVertragshaftung =
Vertragliche HaftungObligationenrecht
Produktehaftung =KonsumentenschutzZivilrecht
Lehrplan Produkterisikomanager Grafik 3
Lehrgang«Produkterisikomanager»
Machbarkeit neues Produkt?Rechtliche Anforderungen §§?
Risiko §§? Sicherheit §§?Spezifikation? Konstruktion?
Qualitätsmanagement? Audits?Ausgelagerte Prozesse? Import?Verifizierung §§? Validierung §§?
Technische Dokumentation?Betriebsanleitung?
Konformität §§? CE?Produktebeobachtung §§?
Rückruf §§?
§§PrSG, PrHG
NormenGeistigesEigentum
Datenschutz
Konstr.Zeichnungen
Maschinen-Sicherheit
Haftungs-Risiken
Innovations-Management
Qualitäts-Management
QMAudit
Betriebs-anleitung
Systematische Marktüberwachung
Produktesicherheit ist Chefsache
29MQ Management und Qualität 6/2013
Risiken managen
fung notwendige Dokumente be-
reits im Zuge des Entwicklungspro-
zesses erarbeitet werden?
Spätestens mit der Inkraftsetzung
des Produktesicherheitsgesetzes
(PrSG) wurde allen klar, dass die
Produktesicherheit in erster Linie
Chefsache ist. Es ist auch der
«Chef», der bei Sicherheitsmängeln
des Produktes, die insbesondere zu
Personenschäden oder fatalen Er-
eignissen führen können, zur Ver-
antwortung gezogen wird. Ein ver-
antwortungsvoller Vorgesetzter
oder eben das Management eines
Unternehmens muss deshalb da-
für sorgen, dass die Produkte die
regulatorischen und normativen
Standards erfüllen.
Wegen der Komplexität der gel-
tenden Vorschriften empfiehlt es
sich, einen Spezialisten für das
Compliance Management auszu-
bilden oder heranzuziehen. Die
Schweizerische Normenvereini-
gung (SNV) bietet im Zusammen-
arbeit mit der Hochschule Luzern
(HSLU) einen Lehrgang zum zerti-
fizierten Produkt-Risikomanager
an. Die Ausbildung eines derarti-
gen Spezialisten umfasst insbeson-
dere die in Grafik 3 dargestellten
Module.
Die endgültige Verantwortung für
die Inverkehrbringung eines Pro-
duktes trägt immer derjenige, der
sein Markenzeichen anbringt. Er
ist auch verantwortlich für die
Konformitätsprüfung und, falls er-
forderlich, das Anbringen des CE-
Zeichens. Bei Sicherheitsmängeln
oder bei Haftung für ein mangel-
haftes Produkt wird immer der In-
verkehrbringer zur Rechenschaft
oder Haftung gezogen. Es gilt da-
her, sich durch geeignete Massnah-
men vor unberechtigten Ansprü-
chen zu schützen.
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30 MQ Management und Qualität 6/2013
Risiken managen
Risikomanagement in Schweizer Unternehmen
Schwierige Umsetzung
Von Jachen Cajos und Beat Schneiter
Ein Enterprise Risk Management (ERM) muss ne-ben Funktionen der Informationsvermittlung und Berichterstattung einen Mehrwert erzeugen. Hier-zu muss sich das Management bewusst für ERM als Führungsinstrument entscheiden sowie den Einsatz und die Integration in die Geschäftspro-zesse entwickeln und unterstützen. Denkanstösse aus 10 Jahren Erfahrung im ERM.
Risikomanagement gewinnt in
Unternehmungen und Organi-
sationen zunehmend an Bedeu-
tung. Die Notwendigkeit eines akti-
ven, bewussten und eines den indi-
viduellen Erfordernissen angepass-
ten Risikomanagements wird sicht-
bar (beispielsweise «Deepwater Ho-
rizon» und «Finanzkrise»). Gesetzli-
che Vorgaben und Regulierungen
zwingen zu handeln. Neue Ansätze
wie zum Beispiel das GRC (Gover-
nance, Risk & Compliance) suchen
bereits die Integration der verschie-
denen Risikomanagement-Diszi-
plinen (Governance, EH&S, Finanz-
risiken, Compliance, IKS-Risiken,
usw.). GRC hat zum Ziel, das Risiko-
management bewusster zu veran-
kern und damit mehr Wirkung zu
generieren, Redundanzen zu ver-
hindern und Synergien zwischen
ähnlich gelagerten Management-
Systemen zu nutzen.
ERM als FührungsinstrumentDie Risikomanagement-Systeme
sollten grundsätzlich aus zwei Grün-
den umgesetzt werden: Erstens, um
gesetzliche Vorgaben zu erfüllen (Si-
cherstellen der Gesetzeskonformi-
tät), und zweitens, um einen Mehr-
wert in der Unternehmung oder Or-
ganisation zu generieren.
Im Rahmen der Definition von Risi-
komanagement-Konzepten werden
heute häufig komplizierte Umset-
zungsmodelle vorgeschlagen, bei
denen der Nutzen nur schwer er-
kennbar ist. Management-Systeme
sind Dienstleistungsprodukte und
wie solche zu entwerfen und anzu-
wenden. Diese sollen mit Anwen-
dung von praxistauglichen Ansät-
zen in den Unternehmens-Prozes-
sen integriert werden. Sie sollen res-
sourcenschonend sein, indem sie
das «Business» im Tagesgeschäft mit
zweckmässigen Risikoinformatio-
nen unterstützen. Typischerweise
sollen Risiko-Managementsysteme
mit aggregierten Risikoübersichten
und risikoadjustierten Massnah-
menlösungen das Management bei
Entscheidungsfragen unterstützen,
in der Strategiefindung, der Unter-
nehmensplanung, im Projektma-
nagement.
Weiter wird das Management mit
immer neuen Management-Syste-
men eingedeckt. Eine Sättigung im
Top-Management wie auch bei
den jeweiligen Geschäftsprozess-
Eignern ist gut spürbar. Ein echtes
Commitment vom Management ge-
genüber ihrer Linie und den Beleg-
schaften ist nur möglich, wenn die
Führung Risikomanagement nicht
einzig aus Gründen der Compli-
ance, sondern als Führungsinstru-
ment wahrnimmt und auch einen
praktischen Nutzen erkennt.
Ein Weiterentwicklung einer heute
in den meisten Organisationen
nicht hinreichenden Risikomanage-
mentstruktur gelingt nur Top Down
und unter der Mitwirkung der Ge-
schäftsleitung (CEO) und des Ver-
waltungsrates. Nach praktischen
Erfahrungen geht es vor allem um
Denkanstösse in vier Bereichen:
1. Fehlende Verantwortlichkeiten / CommittmentWarum in der Unternehmenswelt
Risikomanagement auf höchster
Stufe nicht oder nur rudimentär an-
gewendet wird, hat diverse Gründe,
unter anderem, dass Chancen im
Vordergrund stehen und Verant-
wortlichkeiten des Top-Manage-
ments nach wie vor nicht oder un-
genügend durchgesetzt werden.
Sind es die verlockenden Chancen,
die sich bieten, und die, ohne die Ri-
sikoseite zu berücksichtigen, noch
wesentlich höher und erreichbarer
erscheinen? Die Finanzbranche be-
stätigt genau das Bild, dass jegliche
Risikomanagementprozesse (unter
anderem auch interne Kontrollsys-
teme) bewusst nicht angewandt
werden und dass das Top-Manage-
ment im Nachhinein sich völlig naiv
und blauäugig präsentiert. Eine Tat-
sache ist auch, dass Milliarden-Wer-
te für die Aktionäre verlorengehen,
die Öffentlichkeit einspringt und
das Management die Verantwor-
tung nicht genügend tragen muss.
Die schweizerische Gesetzesgrund-
lage zum Risikomanagement (siehe
Kasten) ist sehr kurz und unklar for-
muliert, ein ausdrücklicher Hinweis
fehlt, wie das Risikomanagement
umzusetzen ist. Das «Wie» wird
auch durch gängige Standards kaum
beantwortet. Insbesondere fehlen
klare «best practices» in den Haupt-
Risikogebieten. Der Fokus sollte bei
ERM-Systemen bei der Massnah-
menplanung liegen und hier mo-
dellartige Lösungen entwickeln. Ein
Grossteil der Top-Risiken ist bran-
chenübergreifend und gleichartig.
Massnahmenstandards würden hier
einen wesentlichen Zusatznutzen
erzeugen. Beispielsweise finden sich
Risiken wie der Verlust von Schlüs-
selpersonen oder Einkaufsrisiken,
um nur zwei Beispiele zu nennen, in
vielen verschiedenartigen Branchen
wieder. Die heutigen Trends wie das
«Governance, Risk & Compliance»
sind theoretischer Natur und beson-
ders als Beratungsgrundlage gut ge-
eignet, bringen aber nur wenig prak-
tischen Zusatznutzen in der Praxis
(Doppelspurigkeiten aufzuheben ist
definitiv kein Schlüsseleffekt).
Häufig fehlt ein echtes Commit-
ment des Top-Managements. Meis-
tens hat für den CEO eine gute Risi-
Jachen Cajos, dipl. Ingenieur FH, Executive Master of Risk Management und Head of Busi-ness & Strategic Risk Management einer inter-nationalen Energieunternehmung, CH-7550 Scuol, [email protected] Beat Schneiter, Master of Science, Executive Master of Risk Management und Head of Financial Services einer technischen Hochschule, CH-1715 Alterswil, [email protected]
Nutzen nur schwer erkennbar
31MQ Management und Qualität 6/2013
Risiken managen
koübersicht wenig Bedeutung, er
wird ja an Gewinnmaximierung und
nicht an Risikominimierung gemes-
sen. Oft genügen für die Ansprüche
einer Geschäftsleitung oder des Ver-
waltungsrates bereits die Existenz
einer rudimentären Risikolandkar-
te, was gemäss gesetzlicher Grund-
lage in der Schweiz auch vollständig
genügend ist (kein Wirtschaftsprü-
fer verlangt detailliertere Angaben).
Das Commitment der Geschäftslei-
tung hängt zu häufig von persönli-
chen Vorlieben und der Agenda des
jeweiligen Geschäftsleitungs-Mit-
glieds ab. Mit dem Committment
steht und fällt auch die Möglichkeit
für den Risiko-Manager, sich inner-
halb der Organisation erfolgreich zu
bewegen.
2. Ungenügende ERM-OrganisationDas Risikomanagement wird heute
in den Unternehmungen unter-
schiedlich tief und gründlich betrie-
ben, häufig als isolierter Prozess,
was schon in sich ein Widerspruch
ist (Controllingansätze werden auch
nicht losgelöst und nicht integriert
betrieben).
Eine Risikobeurteilung wird generell
in den Quartals- und Jahresberich-
ten ein bis viermal pro Jahr durch
die oberste Leitung vorgenommen.
Ein kontinuierlicher integrierter Ri-
sikomanagementprozess mit Ein-
bindung aller Hierarchieebenen
und mit Adressierung von Verant-
wortlichkeiten ist meistens nicht
vorhanden.
Erst die Integration und die Einbin-
dung in strategische, operative und
Unterstützungsprozesse sowie die
Adressierung von Verantwortlich-
keiten ermöglicht eine Gesamtrisi-
kosicht, wie sie in einem ERM
(Enterprise Risk Management) ge-
fordert wird. Dazu sind natürlich
auch die Expertendisziplinen wie
Internes Kontrollsystem, Arbeits-
und Gesundheitsschutz, Security,
Business Continuity Management,
Treasury, Krisenmanagement, Fi-
nanzrisikomanagement, Informa-
tionssicherheit usw. entsprechend
zu integrieren.
Risikomanagement ist eine junge
Disziplin, jedenfalls was die bewuss-
te Umsetzung von Risikomanage-
ment-Prozessen angeht. Demzufol-
ge sind die Risikomanagement-An-
sätze und die standardisierten
Massnahmenpläne sehr heterogen.
Trotz immer breiterer Anwendung
von Risikomanagement sind gene-
rell ausgebildete Risikomanager
noch eine Seltenheit. Die Ausbil-
dung sollte von den aktuellen Pra-
xisbedürfnissen und den vorhande-
nen Risikofeldern ausgehen und die
Studierenden mit Standards und
Managementmethoden (Risiko-
massnahmen) versorgen. Dies kann
nur sichergestellt werden, wenn
Grundlagenforschung und ein
Fachaustausch von der Lehre zur
Praxis betrieben wird. Heute fehlen
in der Ausbildung Methoden, wie
spezifische Risikokategorien über
ihre Risikopotenziale gesteuert wer-
den sollen. Ausnahmen, wo eine
grosse Anzahl von gut qualifizierten
Experten zur Verfügung steht, sind
beispielsweise Gebiete wie IT-Secu-
rity, Arbeitssicherheit, Brandschutz,
Kredit- und Marktrisiken. Diese ver-
stehen aber selten den Nutzen einer
integrierten Lösung für das jeweilige
Unternehmen/die Organisation.
Da verhinderte Risiken nicht mess-
bar sind und auch Vergleiche von
Risikozuständen vor oder nach Ein-
führung von möglichen Massnah-
men (Brutto-Netto-Vergleiche) je-
der tieferen Prüfung nicht standhal-
ten, können auch Risikomassnah-
men und deren Wert nicht direkt
gemessen werden. Mit der Unmög-
lichkeit, Wertsteigerung messen zu
können, wird auch die Bereitstel-
lung von Ressourcen auf Corporate
Level nicht einfach durchgesetzt
werden können.
Mehrwert kann nur erzeugt werden,
wenn zu Hauptrisiken auch Mass-
nahmenstandards und einfache
praxistaugliche Methoden zur Ver-
fügung gestellt werden. Dies aber ist
Aufgabe der Hochschulen und nicht
der Unternehmen.
3. Komplizierte Methoden mit wenig MehrwertDie Methoden des Risikomanage-
ments zur Erfassung und vertieften
Analyse von Risiken und deren
Massnahmen sind zeitintensiv und
nicht standardisiert. Diese Attribute
überfordern nicht nur die Risikoma-
Schweizer RechtslageSeit 2008 wird durch das Obligatio-nenrecht (OR Art. 663) bei Unterneh-men, welche der ordentlichen Revisi-onspflicht unterstehen, eine Risikobe-urteilung gefordert. Im Weiteren sollen gemäss OR Art. 728 jene Unterneh-men ebenfalls die Existenz eines Inter-nen Kontrollsystems IKS mit Bezug zur Rechnungslegung nachweisen. Ge-mäss OR Art. 663 b, Pt. 12 sollen im Anhang des Geschäftsberichts für Un-ternehmen ab einer bestimmten Grö-sse und ab einem bestimmten Ge-schäftsvolumen Angaben über die Durchführung einer Risikobeurteilung beinhalten. Dieser Text kann leider zur Interpretation verleiten, dass eine Risi-kobeurteilung als Ansatz genüge, we-der Massnahmen noch Prozesse in der Organisation vorhanden sein müs-sen, noch damit Wirkung erzielt wer-den soll. Der Verwaltungsrat kann in kurzer Zeit (weniger als ein halber Tag) diesen Anspruch erfüllen. Überdies soll auch im IKS eine Risikobeurtei-lung durchgeführt werden und dies kann wiederum zu Doppelspurigkeiten und Verwechslungen führen.Fazit zum aktuellen schweizerischen Gesetzestext: Der Gesetzestext bezüg-lich IKS und Risikomanagement ist eher generisch und wenig klar formu-liert, der Nutzen kann deshalb nicht in jedem Fall ausgewiesen sein. Solche unklaren Gesetzestexte führen zuneh-mend zu Unsicherheiten, da keine Aussage zum eigentlichen Manage-ment von Risiken gemacht wird. Es wird einzig der Bezug zu einer Risiko-beurteilung genommen, eine Risikobe-urteilung ist nur ein Prozess-Schritt ei-nes umfassenden ERM in heute vor-handenen ERM-Standards (beispiels-weise ISO 31 000).
Mängel in der Ausbildung
Tools nur eingeschränkt
geeignet
Mehr als ein Spiel, Instrument mit praktischem Nutzen …
32 MQ Management und Qualität 6/2013
Risiken managen
nager, sondern meistens auch die
Führungsgremien. Natürlich gibt es
auch Ausnahmen, beispielsweise
bestehen für Finanzrisiken ausge-
feilte Risikomodelle. Diese Modelle,
das haben in den vergangenen Jah-
ren zahlreiche Ereignisse in der Fi-
nanzdienstleistungsindustrie signi-
fikant aufgezeigt, sind jedoch in der
Realität nur bedingt einsetzbar und
weisen zu grosse Mängel auf, um Fi-
nanzrisiken nachhaltig zu steuern.
Die Einschätzung von verschiede-
nen Risikokategorien erfolgt in den
Unternehmungen aus Gründen der
Praktikabilität oft nicht bereichs-
übergreifend. Die Risikobewertun-
gen sind sehr schwierig nachzuvoll-
ziehen und erfolgen einzig auf qua-
litativer Basis (ausser in den soge-
nannt gut quantifizierbaren Feldern
der Finanzrisiken usw.). Tools sind
nur eingeschränkt geeignet. Risiken
in den Geschäftsprozessen werden
losgelöst vom Risikomanagement
intuitiv, selten bewusst und gründ-
lich behandelt. Die ERM-Tools bie-
ten keine Geschäftsprozessunter-
stützung.
Die Berichterstattungen werden
heute auch bei grossen internatio-
nalen Konzernen von Hand angefer-
tigt, also ohne oder nur teilweise
unter Anwendung von ERM-Tools.
Integrierte Berichte, bei denen zu
verschiedenen Risikokategorien in-
tegriert berichtet wird – werden nur
selten erstellt. Der Aufwand zur Be-
richterstattung an VR und GL ist
demnach sehr hoch und die An-
wendbarkeit für die Berichterstat-
tung der ERM-Tools in der Praxis ist
noch viel zu wenig ausgebaut. Die
Tools sind heute meistens Daten-
banken, die aber auch auf Basis von
Excel, Share Point betrieben werden
können. Die Simulationsmöglich-
keiten bei ERM-Tools sind teilweise
auch stark eingeschränkt, auch hier
würden anwenderorientierte Kon-
zepte Mehrwert schaffen.
4. Fehlende RisikokulturDie vorherrschende Unterneh-
menskultur steht in Zusammen-
hang mit dem in der Unternehmung
betriebenen Geschäft. Weiter ist die
Kultur sehr stark abhängig mit der
Unternehmenshistorie und auch
von der durch die Geschäftsleitung
vorgelebten Kultur.
Zudem wird die Risikokultur auch
stark beeinflusst von Denkansätzen,
wie sie in einzelnen Berufsgattun-
gen eher vertreten sind. Der Risiko-
manager muss sich also auf diese
Denkansätze einstellen, und die Re-
sultate der Risikoanalyse sind daher
unterschiedlich. Also muss eine
möglichst heterogene Einheit einer
Organisation eine Risikoanalyse
vornehmen, um nicht in allzu ein-
seitige Resultate hineinzusteuern.
Die Unternehmenskultur bietet oft
eine zu geringe Basis, um das Risiko-
management kulturell verknüpfen
zu können. Lokalisierte Fehler,
Risiken durch Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter können nicht sel-
ten frei diskutiert werden, sie wer-
den dem Management nicht mitge-
teilt. Whistle-Blowing-Ansätze funk-
tionieren nur bedingt und können
strafrecht-liche Konsequenzen ha-
ben.
Kulturelle Verknüpfung
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33MQ Management und Qualität 6/2013
qualität sichern
Von der Softwareentwicklung lernen
Agile Prüfplanung
Von Jan Kukulies und Robert Schmitt
«Prüfungen kosten Geld und sind nicht wertschöp-fend» – aber erforderlich, um die Produkt- und Prozessqualität abzusichern. Doch wie lassen sich Qualitätsprüfungen entlang des gesamten Produktentstehungsprozesses besser planen, um etwa Prüfaktivitäten in der Serienproduktion zu reduzieren? Die Softwareentwicklung gibt interessante Antworten.
Die Prüfplanung wird in verschie-
denen Normenwerken, unter
anderem in der VDI-Richtlinie
2619 und der DIN 55350, als die Pla-
nung von Qualitätsprüfungen defi-
niert. Dabei wird darauf hingewiesen,
dass Qualitätsprüfungen verschiede-
ne Zielobjekte wie z. B. produzierte
Bauteile, aber auch Prozesse oder
Prototypen haben und zu verschiede-
nen Zeitpunkten im Produktentste-
hungsprozess durchgeführt werden
können. Dennoch hat sich in der In-
dustrie das Verständnis gefestigt, dass
die Prüfplanung die Planung und De-
finition von Produkt- und Prozess-
prüfungen in der Produktionsphase
fokussiert. Folglich wird die Prüfpla-
nung häufig mit der Gestaltung von
Qualitätssicherungsprozessen in der
Produktion gleichgesetzt. Dieses tra-
ditionelle Verständnis engt jedoch
den Betrachtungsraum für effiziente
Qualitätsprüfungen zu stark ein, wie
im Folgenden gezeigt wird.
Herausforderungen der PrüfplanungProduzierende Unternehmen stehen
in der heutigen Zeit vor einer Vielzahl
an Herausforderungen, die auch Ein-
fluss auf die Prüfaktivitäten zur Absi-
cherung der Produkt- und Prozess-
qualität haben. Beispielsweise be-
steht ein anhaltender Trend darin,
dass die Komplexität von Produkten
kontinuierlich zunimmt. Dies trifft
insbesondere auf mechatronisch ge-
prägte Branchen zu. Diese verei-
nen Entwicklungsergebnisse unter-
schiedlicher Fachdisziplinen in ihren
Produkten. Dabei ergeben sich durch
das komplexe Zusammenspiel ein-
zelner Baugruppen oder Module
neue Fehlerquellen, welche die Pro-
duktqualität beeinträchtigen können
und deren Risiken folglich im Rah-
men von Qualitätsprüfungen abzusi-
chern sind.
Allerdings steht die Prüfplanung für
mechatronische Produkte vor der He-
rausforderung, dass konventionelle
Prüfungen in der Produktion diverse
Fehlerquellen oftmals nicht oder nur
mit hohem Aufwand absichern kön-
nen. Für diese Problemstellung stel-
len Qualitätsprüfungen in früheren
Phasen der Produktentstehung eine
geeignete Lösung dar. Durch die Pla-
nung einer frühzeitigen Begutach-
tung der Produkt- und Prozessquali-
tät in Form einer Verifikation lassen
sich beispielsweise Risiken bereits vor
der Produktionsphase absichern und
somit kostspielige Prüfungen in der
Serie vermeiden.
Eine weitere Herausforderung stellt
die Definition einer umfassenden
Prüfstrategie dar. Diese legt fest, wel-
che Prüfaktivitäten über den gesam-
ten Produktentstehungsprozess im
Unternehmen eingesetzt und aufein-
ander abgestimmt werden. Die Viel-
zahl an erforderlichen bzw. mögli-
chen Prüfansätzen im Lebenszyklus
des Produktes wie entwicklungsbe-
gleitende Verifikation, produktions-
nahe Qualitätssicherung, Requalifi-
zierung, Produkt- oder Prozessaudit
erfordert eine wirtschaftliche Abstim-
mung von Produkt- und Prozessprü-
fungen, welche in einer unterneh-
mensspezifischen Prüfstrategie fest-
gehalten wird. Viele Unternehmen
nutzen diesen Ansatz zur Verzahnung
der Prüfaktivitäten entlang des Pro-
duktentstehungsprozesses unter an-
derem aufgrund der hohen Komple-
xität noch nicht oder oft nur unzurei-
chend.
Handlungsbedarf nimmt zuDie genannten Beispiele verdeutli-
chen, dass die Absicherung der Pro-
duktqualität durch entsprechende
Qualitätsprüfungen und damit die
Prüfplanung zunehmend an Bedeu-
tung gewinnt. Gleichzeit liefert eine
Prüfplanung, die nur auf die Planung
von Qualitätsprüfungen in der Pro-
duktionsphase gerichtet ist, zu weni-
ge Ansatzpunkte, um die Herausfor-
derungen bewältigen zu können.
Beispielsweise bleibt eine systemati-
sche Planung von Qualitätsprüfun-
gen insbesondere in den frühen Pha-
sen des Produktentstehungsprozes-
ses weitgehend unberücksichtigt. Die
Verlagerung von Qualitätsprüfungen
in andere Phasen der Produktentste-
hung lässt dabei grosses Optimie-
rungspotenzial erkennen. So können
durch eine geeignete funktionale Ab-
sicherung von Erzeugnissen in der
Produktentwicklungsphase kosten-
intensive Prüfungen in der Produkti-
on vermieden werden.
Ziel einer modernen und effizienten
Prüfplanung ist es daher, verschiede-
ne Möglichkeiten zur Qualitätsprü-
fung über den gesamten Produkten-
stehungsprozess gezielt zu nutzen,
um den Gesamtaufwand für die Absi-
cherung der Produkt- und Prozess-
qualität zu minimieren. Hier lassen
sich insbesondere in den frühen Pha-
sen der Produktentstehung verschie-
dene Ansatzpunkte identifizieren,
mithilfe derer eine frühzeitige Quali-
tätsprüfung durchgeführt werden
kann.
Dipl.-Ing. Jan Kukulies, wissenschaftlicher Mit-arbeiter am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen in der Abteilung Produktmanage-ment. Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt, Inhaber des Lehrstuhls für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement am Werkzeugmaschi-nenlabor WZL der RWTH Aachen. WZL der RWTH Aachen, Steinbachstrasse 19, D-52074 Aachen, T +49 (0) 241 80-25783, [email protected]
Erweiterte Prüfplanung Grafik 1
Anforderungs-aufnahme
Produkt-entwicklung
Prozess-entwicklung
Produktion Betrieb
Anforderungs-aufnahme
Produkt-entwicklung
Prozess-entwicklung
Produktion
Aufweitung desBetrachtungsbereichs
Betrieb
TraditionellerBetrachtungsbereich
der Prüfplanung
ErweiterterBetrachtungsbereich
der Prüfplanung
34 MQ Management und Qualität 6/2013
qualität sichern
Erweitertes PrüfplanungsverständnisUm die Potenziale von Qualitätsprü-
fungen in verschiedenen Phasen der
Produktentstehung aufdecken zu
können, ist eine Aufweitung des Ver-
ständnisses und des Betrachtungsbe-
reichs der Prüfplanung erforderlich.
Dabei ist es sinnvoll, den Anwen-
dungsbereich von Qualitätsprüfun-
gen von der Produktion auf angren-
zende Phasen des Produktlebenszyk-
lus zu übertragen. Hierdurch lassen
sich für die Unternehmen weitere
Stellhebel identifizieren, mit denen
effiziente Qualitätsprüfungen ent-
lang des gesamten Produktentste-
hungsprozesses durchgeführt wer-
den können. Diese Aufweitung des
Betrachtungsbereichs ist schema-
tisch in Grafik 1 dargestellt.
Prüfplanung in der SoftwareentwicklungBei der Aufweitung des Betrach-
tungsraums und der daraus folgen-
den erweiterten Definition einer mo-
dernen, ganzheitlichen Prüfplanung
bietet das Gebiet der Softwareent-
wicklung vielversprechende Ansätze
und Parallelen. Ausgangspunkt ist
dabei die allgemeine Vorgehenswei-
se zur Softwareentwicklung nach
dem V-Modell, siehe Grafik 2.
So wird das zu entwickelnde Produkt
(in diesem Fall die Software) im Ent-
stehungsprozess, basierend auf den
gesamten Anforderungen, hierar-
chisch in geeignete Strukturebenen
gegliedert und in einzelnen Einhei-
ten entwickelt. Durch entsprechen-
de Spezifikationen wird das zu ent-
wickelnde Produkt auf den einzel-
nen Ebenen definiert und es werden
die zugehörigen qualitätsrelevanten
Merkmale festgelegt. Zur Prüfung
und Absicherung dieser Spezifikatio-
nen können dabei für die einzelnen
Ebenen geeignete Qualitätsprüfun-
gen definiert werden. Diese haben
die Aufgabe, die jeweilige Ebene bei
der Integration des Produktes abzu-
sichern. Somit kann entwicklungs-
begleitend eine Prüfplanung durch-
geführt werden, bei der die jeweilige
Qualitätsprüfung losgelöst von ein-
zelnen Phasen im Produktentste-
hungsprozess zu betrachten ist. Bei-
spielsweise können für jede Ebene
Verifikationstests in der Entwick-
lungsphase, Untersuchungskriterien
für die Prototypenphase oder Ver-
bauprüfungen in der Serienphase
definiert werden.
Die Vorgehensweise zur Entwicklung
von Produkten nach dem V-Modell
wurde bereits bei der Entwicklung
von mechatronischen Produkten ad-
aptiert. Die verbreitete VDI-Richtli-
nie 2206 stellt eine Entwicklungsme-
thodik für mechatronische Produkte
vor, welche die Reifeentwicklung ei-
nes Produktes oder Prozesses eben-
falls anhand von durchlaufenen V-
Zyklen beschreibt. Die Planung von
Qualitätsprüfungen erfolgt im Zuge
der in der Richtlinie definierten ebe-
nenspezifischen Eigenschaftsabsi-
cherung. Somit ist bei der Vorge-
hensweise die Prüfplanung prinzipi-
ell losgelöst von einzelnen Phasen
des Produktentstehungsprozesses.
Von der Softwareentwicklung lernenEin methodischer Ansatz, der in der
Abteilung Produktmanagement am
Werkzeugmaschinenlabor WZL der
RWTH Aachen verfolgt wird, sieht
die Übertragung von Konzepten und
Vorgehensweisen aus dem V-Modell
der Softwareentwicklung auf die
Prüfplanung von Produkten aus un-
terschiedlichen Branchen vor. Dabei
soll insbesondere der Gesichtspunkt
genutzt werden, dass bei der Entste-
hung der Software entwicklungsbe-
gleitend eine Prüfplanung durchge-
führt werden kann, welche die Pla-
nung von Qualitätsprüfungen in un-
terschiedlichen Phasen des Entste-
hungsprozesses zulässt. Somit kann
sowohl für jede Ebene als auch für
die Integration des Produktes zu hö-
heren Ebenen ein Bedarf an erfor-
derlichen Qualitätsprüfungen iden-
tifiziert werden. Anschliessend las-
sen sich unterschiedliche Möglich-
keiten an Prüfaktivitäten zur Absi-
cherung der Spezifikationen in ver-
schiedenen Phasen (Entwicklung,
Prozessplanung, Produktion) fest-
stellen und eine geeignete Kombina-
tion an Prüfmassnahmen auswäh-
len. Demzufolge wird eine breite
Entscheidungsgrundlage für aufein-
ander abgestimmte Qualitätsprü-
fungen entlang des gesamten Pro-
duktentstehungsprozesses geschaf-
fen.
Zur Übertragung der Prüfplanungs-
konzepte aus dem V-Modell auf die
Produktentstehung in verschiede-
nen Branchen lassen sich einige Vor-
aussetzungen definieren. Zunächst
ist eine klare und strikte hierarchi-
sche Strukturierung des Produktes
erforderlich. So lassen sich zum ei-
nen ebenenspezifische Qualitäts-
prüfungen zur Absicherungen der
Produktspezifikationen für einzelne
Module und Komponenten formu-
lieren. Zum anderen können für
die Integration einer Produktebene
beim Zusammenbau zugehörige Ri-
siken klar identifiziert und mit ent-
sprechenden Integrationsprüfungen
abgesichert werden.
Des Weiteren ist das Arbeiten mit
klaren und prüfbaren Produktspezi-
fikationen eine wesentliche Voraus-
setzung für eine erfolgreiche Über-
tragung der Konzepte. Ein charakte-
ristisches Kriterium in der Software-
entwicklung stellt die Forderung dar,
dass aufgesetzte Spezifikationen
testbar gestaltet sein müssen. Folg-
lich ist im Produktentstehungspro-
zess zu berücksichtigen, dass bei der
Definition von Produktspezifikatio-
nen die Prüfbarkeit beachtet wird.
Nur so lassen sich verschiedene
Stellhebel identifizieren, mithilfe de-
ren verschiedenartige Prüfaktivitä-
ten definiert werden können.
Unternehmen, welche ihre Produk-
te nach dem V-Modell entwickeln
und folglich ihr Produkt im Entste-
hungsprozess streng hierarchisch
strukturieren, haben die Möglich-
keit, ein klares Bild der abzusichern-
den Spezifikationen zu erhalten und
phasenübergreifende Massnahmen
zur Qualitätsprüfung zu definieren,
die insbesondere unter wirtschaftli-
chen Gesichtspunkten aufeinander
abgestimmt werden können, um den
Gesamtaufwand an Prüfungen im
Produktentstehungsprozess zu redu-
zieren.
Das Werkzeugmaschinenlabor WZL
der RWTH Aachen bearbeitet indus-
trienahe Forschungsprojekte zum
Themenfeld der Prüfplanung. Soll-
ten Sie als Unternehmen an einer
Zusammenarbeit in diesem Gebiet
interessiert sein, freuen wir uns auf
Ihre Kontaktaufnahme.
V-Modell der Softwareentwicklung Grafik 2
Prüfplanung
Absicherung
Prüfplanung
Absicherung
SystemAnalyse &
Design
SystemIntegration &
Prüfung
SubsystemAnalyse &
Design
SubsystemIntegration &
Prüfung
ModulIntegration &
Prüfung
Implementierung
ModulAnalyse &
Design
35MQ Management und Qualität 6/2013
qualität sichern
Rieter Ag – laserbasierte Messtechnik
Wenn Maschinen wachsen
Von Wolfgang Hesse
Bei vielen Messungen an den Spinnmaschinen der Maschinenfabrik Rieter in Winterthur kommt es unter Umständen auf Bruchteile von Millimetern an. Bei Maschinenlängen von 70 Metern und mehr scheiden konventionelle Messmaschinen aus. Selbst wenn sie in der Grössenordnung vor-handen wären: Wie käme ein derartiger Gigant auf die Messmaschine? Hilfe bringen Rieter-mobi-le lasergestützte Messsysteme, die bis zu 80 Meter messen können.
Spinnmaschinen nutzen unter-
schiedliche Technologien, um
aus dem Ausgangsprodukt in
Form vieler Baumwollballen
schlussendlich Garn herzustellen –
im Massen- und Dauerbetrieb. Die
bei Garnherstellern in grosser Zahl
parallel aufgestellten Maschinen
müssen in der Regel 365 Tage im
Jahr ohne Unterbrechung laufen
können und werden nur über Fei-
ertage abgestellt. Allen ist gemein,
dass sie beträchtliche Ausmasse
erreichen – geschuldet der grossen
Anzahl parallel geschalteter Spinn-
stellen (> 1600), die benötigt wer-
den, um wirtschaftlich und effizi-
ent produzieren zu können.
Ausdehnung in LängsrichtungDie Länge einer Maschine, ausge-
hend vom Anlagenschwerpunkt,
kann dabei um Zentimeter wach-
sen, wenn sich im Laufe des Betrie-
bes die Maschinentemperatur er-
höht. Was dem Auge verborgen
bleibt, stellt die Maschinenbauer
in Winterthur allerdings vor erheb-
liche Probleme. Während des Be-
triebes fahren nämlich Roboter in-
nerhalb der Anlagen die einzelnen
Spinnstellen an, um gebrochene
Fäden wieder anzusetzen – dieses
von Hand zu erledigen wäre viel zu
unwirtschaftlich. Über alle Spinn-
stellen, und damit die gesamte Ma-
schinenlänge, muss daher sicher-
stellt werden, dass der Roboter ex-
akt die Position vor der Spinnstelle
anfährt, die er anfahren soll; ge-
schieht das nicht, bleibt sein Ein-
satz erfolglos, die Spinnstelle fällt
aus und der Wirkungsgrad der An-
lage sinkt.
Um online zu dokumentieren, wie
Maschinen «wachsen», werden
diese im laufenden Betrieb alle
fünf Minuten gemessen. Messun-
gen, die das sicherstellen, führt Di-
pl. Masch.-Ing. Martin Tobler, Be-
rechnungs- und Messingenieur im
Bereich Analytics bei Rieter mit
mobilen Lasertrackern durch, die
hierzu direkt zwischen den Ma-
schinen aufgestellt werden. Sie
messen nicht nur die Positionen
der Spinnstellen, sondern auch die
Schienen selbst, an denen der Ro-
boter hängt. Und selbst bei der
Auswahl der Fixpunkte auf dem
Boden für die Aufstellung des La-
sertrackers ist die Tendenz zur Aus-
dehnung der Maschinen in Längs-
richtung zu berücksichtigen.
Auch das automatische Wechseln
der Spulen – bei den grössten Ma-
schinen werden bis zu 1632 Garn-
träger simultan gewechselt – ist
klar abhängig von der in der Mon-
tage der Anlage erreichten Präzisi-
on; dazu müssen die Greifer eines
Doffer genannten Subsystems
möglichst genau vermessen wer-
den. Hier kommen ebenfalls Laser-
tracker zum Einsatz.
Energiesparende AntriebeEnergiekosten sind neben der Roh-
stoffausnutzung und Langlebigkeit
ein wesentlicher Faktor bei Spinn-
maschinen. In einer einzigen Ma-
schine können bis zu 12 Motoren
zum Einsatz kommen – zum ei-
gentlichen Hauptmotor für das
Ringspinnen gesellen sich Streck-
werkmotoren und Motoren für das
Absaugen. Dabei stellt die grosse
Länge der Maschinen auch für de-
ren Antrieb eine besondere Her-
ausforderung dar; eine Antriebs-
welle in derartiger Länge würde, an
einem Ende in Bewegung versetzt,
am anderen Ende eine unter-
schiedliche, zeitlich verzögerte
Drehbewegung aufweisen. Des-
halb sind Spinnmaschinen mit ei-
nem zentralen Antrieb ausgestat-
Wolfgang Hesse, Dipl.-Ing., Dipl.-Journ., Marketing Manager Europe, European Head-quarters, Automated Precision Europe GmbH, Im Breitspiel 17, D-69126 Heidelberg, T +49 (0) 6221 729 805 15, [email protected] Ansprechpartner Maschinenfabrik Rieter AG: Martin Tobler, Dipl. Masch.-Ing. HTL, Analytics, [email protected]
Messen innerhalb von Maschinen: Ringspinnmaschinen sind bis zu 80 m lang
Es geht um Zentimeter
Stabiler Wirkungsgrad
36 MQ Management und Qualität 6/2013
qualität sichern
tet, der erst einen mehrstelligen si-
multanen Spinnprozess ermög-
licht. Tracker helfen Rieter beim
Optimieren der Ausrichtungen
dieser Antriebskomponenten, was
den Wirkungsgrad erhöht und
Energiekosten senkt.
Alle Technologien aus einer HandJe nach den gewünschten Eigen-
schaften des Endprodukts trifft der
Kunde die Auswahl seiner Maschi-
ne: Rieter kann hier als einziger
Textilmaschinenhersteller nicht
nur alle Prozesse für Spinnerei-
vorbereitung, sondern auch alle
vier am Markt etablierten End-
spinnverfahren (Ring-, Kompakt-,
Rotor- und Luftspinnen) aus einer
Hand anbieten. Für welches der
Kunde sich letztlich entscheidet,
hängt hauptsächlich von den ge-
forderten Garneigenschaften wie
Festigkeit, Faserabrieb und Garn-
durchmessen, ab. So ist unbestrit-
ten, dass Hemdenstoffe, die zu-
sätzlich noch bügelfrei ausgerüstet
werden, am besten aus Kompakt-
garn mit hoher Garnfestigkeit her-
gestellt werden.
Lasermesstechnik mit langer TraditionSchon vor 20 Jahren wurde bei Rie-
ter mit Lasermesstechnologie gear-
beitet; sie konnte sich allerdings
damals nicht durchsetzen. Zu teu-
er, zu unflexibel in der Handha-
bung; auch Interferometer konn-
ten die Ansprüche der Maschinen-
bauer nicht erfüllen. Erst der Ein-
satz von Lasertrackern in Kombi-
nation mit leistungsfähiger Soft-
ware (SpatialAnalyzer) erfüllte
dann die Erwartungen, die an die
Messungen an den Maschinen ge-
stellt wurden. Wobei auch hier wie-
der besondere Herausforderungen
zu meistern waren: Der in Spinne-
reien auftretende Faserflug durch
das während der Verspinnung an-
fallende Fasergut aus feinen Fasern
und Staubteilchen kann für Laser-
tracker spezielle Messstrategien
erfordern – die Teilchen in der Luft
behindern unter Umständen die
Ausbreitung des Laserstrahls.
Im Gegensatz zum Wachsen der
Anlage ist dieser Effekt sogar direkt
beobachtbar: Der normalerweise
unsichtbare Laserstrahl der Mess-
systeme wird im laufenden Spinn-
betrieb sichtbar, ein untrügliches
Zeichen für die zunehmende Ver-
schmutzung der Luft und damit
ein ernsthaftes Problem für alle
laserbasierten Messsysteme – nicht
nur Lasertracker sind hier betrof-
fen. Der von Rieter eingesetzte RA-
DIAN-Lasertracker von API ist für
80 Meter Messstrecke konzipiert
und muss in diesem Bereich auch
unter diesen ungünstigen Umstän-
den zuverlässig arbeiten können.
Auch der Einsatz in der beengten
Umgebung zwischen den Spinn-
maschinen musste getestet wer-
den. Die abschliessende Auswahl
des Systems unter mehreren An-
bietern geschah im Rahmen eines
umfangreichen Testverfahrens bei
Rieter in Ingolstadt.
Mobiles Messen in der MontageMiteinander verkettete Anlagen
wie Ringspinnmaschinen erfor-
dern hohe Präzision besonders in
der Montage; und hier kann nur
ein mobiles Messsystem Auf-
schluss darüber bringen, warum
zwar die Einzelsysteme in den Vor-
richtungen stimmen, sich aber
nach dem Zusammenbau Abwei-
chungen ergeben. Wiederum sind
es die grossen Dimensionen der
Anlage, die hier Durchbiegungen
vermuten lassen, die mit keinem
anderen System in dieser Konstel-
lation zu messen bzw. lokalisieren
wären. Der hier getriebene Mess-
aufwand lohnt sich, denn die Ma-
schinen können so für einen Dau-
ereinsatz von 40 000 Stunden kon-
zipiert werden, was einem un-
unterbrochenen 5-Jahres-Einsatz
gleichkommt. Zum Messen kann
der Lasertracker dank seiner Kom-
paktheit direkt vor oder auch zwi-
schen den parallel angeordneten
Spinnmaschinen aufgestellt wer-
den.
Seine geringe Grösse hat jedoch
auch einen Nachteil; ab einer Ent-
fernung von 20 Metern sind die
Kontrollleuchten mit dem blossen
Auge in dieser Umgebung kaum
noch zu erkennen. Doch auch hier
ist Rieter einen Schritt voraus: Ein
am Handgelenk befestigter iPod in-
formiert den Benutzer über die
Messwerte des Trackers und er-
möglicht die Steuerung der An-
wendersoftware über eine komfor-
table Benutzeroberfläche. Die ent-
sprechende App wird kostenfrei
durch den Hersteller von Spatial-
Analyzer New River Kinematics im
Apple-Store angeboten.
Weitere EinsatzgebieteAuch in der Einzelbauteilmessung
können mobile laserbasierte Mess-
systeme bei Rieter ihre Vorteile
ausspielen. Sind die Einzelteile zu
gross für die Messmaschine, kann
mit dem Tracker auch vor Ort ge-
messen werden. Zudem besteht
die Möglichkeit, die gemessenen
Daten direkt mit dem eingelesenen
CAD-Modell zu vergleichen. So
können zum Beispiel ganze Blech-
gehäuse auf einfachstem Weg aus-
gemessen werden. Sind die Mess-
punkte und Abläufe einmal festge-
legt, kann man auf einfache Weise
sehr schnell die entscheidenden
Masse kontrollieren.
Aufgrund ihrer Portabilität werden
Lasertracker auch für Serviceein-
sätze herangezogen, da sie auf-
grund ihrer Grösse in den Koffer-
raum eines Kombis passen (wobei
das portable Dreibeinstativ noch
die grösste Transportbox benötigt).
Ebenso können sie auf Flugreisen
im persönlichen Gepäck mitge-
führt werden. Zur Bedienung ist
nur eine Person erforderlich, bei
Rieter sind es je nach Messaufgabe
aufgrund der grossen Messdistan-
zen zeitweise auch 2 Personen.
Ausgereifte TechnologienDie Basistechnologie des Spinnens
gilt als ausgereift, ihre Anfänge
reichen 150 Jahre zurück. Man
konzentriert sich zunehmend auf
Steigerung der Effektivität und
Leistung (was die Maschinenlänge
erhöht) sowie die Qualität der Ma-
schinen, wobei ihre Lebensdauer
eine nicht unerhebliche Rolle
spielt. Ausgelegt für 10–20 Jahre
werden auch heute noch 30–40
Jahre alte Rieter-Maschinen ge-
handelt. Viele erreichen legendäre
Einsatzzeiten; so wurde die älteste
produzierende Spinnereimaschine
von Rieter (ein Ballenbrecher zum
Öffnen von Baumwollballen) be-
Die wichtigsten Messwerte zeigt Remote, eine App auf dem iPod am Handgelenk des Bedieners, 30 m vom Tracker entfernt
Die wichtigsten Masse kontrollieren
37MQ Management und Qualität 6/2013
qualität sichern
reits 1940 gebaut – und ist immer
noch im Einsatz.
Die zunehmende Globalisierung
führte dazu, dass die Spinnmaschi-
nen aus Winterthur mittlerweile
weltweit lokal produziert werden,
wie in China oder Indien; diese
Maschinen wiederum werden
weltweit verkauft. Jüngere Innova-
tionen betreffen beispielsweise das
Kompaktspinnen. Hierunter ver-
steht man anspruchsvollere Ma-
schinen mit noch mehr Mechanik.
Sie erzeugen Garne, die weniger
Haare haben, was einer geringeren
Verflugung gleichkommt. Aus ih-
nen lassen sich beispielsweise
noch feinere Hemden herstellen.
Auch die neue Air-Jet-Technologie
wird von Rieter angeboten; hier
werden die Fasern mit Luft im
Überschall verdreht, was die Pro-
duktionsleistung je Maschine an-
nähernd verdoppeln kann.
Bereit für die ZukunftDie Textilindustrie ist einer der äl-
testen und, nach Zahl der Beschäf-
tigten und Umsatz, nach wie vor
einer der wichtigsten Wirtschafts-
zweige des produzierenden Gewer-
bes. Gerade in der letzten Zeit
drängen viele Mitbewerber auf die-
sen globalen Markt. Winterthur ist
nach wie vor mit dem Hauptsitz
der Firma Rieter und anderen der
Standort, an dem Textilmaschinen
verbessert, mit neuen Funktionen
versehen und weiterentwickelt
werden. Das Unternehmen ist mit
19 Produktionsstandorten in 9
Ländern vertreten und beschäftigt
weltweit rund 4 700 Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter, davon etwa
28 Prozent in der Schweiz. Gut zu
wissen, dass mit dem Einsatz
moderner laserbasierter Mess-
technik die Leistung, Qualität und
Innovation neuer Maschinen-
generationen sichergestellt wird –
was ihren Erfolg auf dem Markt
sichert.
Die wichtigsten Messwerte zeigt Remote, eine App auf dem iPod am Handgelenk des Bedieners, 30 m vom Tracker entfernt
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Management und QualitätDas Magazin für integrierte Managementsysteme
43. Jahrgangerscheint 10x jährlichSchweiz: ISSN 1422-6634Deutschland: ISSN 1862-2623
Ausgezeichnet mit dem Gütesiegel «Q-Publikation» der Fach- und Spezial- presse.
Druckauflage 7641 Ex.Verkaufte Auflage 2783 Ex.Gratisauflage 188 Ex.(wemf-beglaubigt)
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Produktiongalledia ag, CH-9424 Berneck
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Innovation&ZukunftsforschungBruno Moor/Daniele Ganser/Lars Thomsen__1. Juli NA, ZofingenAuskunft: www.iqs.ch
TÜV-Seminare
nordRechtliche Aspekte im QualitätsmanagementQualitätssicherungsvereinbarungen (QSV), Vertrags- und Produkthaftungsrecht29. August, BremenErfahrungsaustausch für Qualitätsbeauftragte5. August, Hamburg9. August, Hannover
RheinDas 1x1 des EnergiecontrollingsWorkshop18. Juli, NürnbergIT-Grundlagen für Datenschutzbeauftragte22. und 23. Juli, Stuttgart
SaarEnergiemanager (TÜV)Qualifikation zum Managementvertreter gemäß DIN EN ISO 500011. bis 4. Juli, Wiesbaden8. bis 11. Juli, LeipzigISO/TS 16949 praxisnah umsetzenAnforderungen der Qualitätsstandards aus der Automo-bilindustrie1. und 2. Juli, Stuttgart
ThüringenMessmittelfähigkeitsuntersuchungen und Analyse von Messsystemen (MSA)15. Juli, SchweinfurtInterner Systemauditor ISO/TS 16949:200922. bis 24. Juli, Schweinfurt
SüdAdvanced Product Quality Planning (APQP)1. August, RegensburgErstmusterprüfung mit PPAP2. August, Regensburg
WZl-ForumRWTH Zertifikatkurs Fabrikplanung2. bis 6. September, Aachen7. Aachener Technologiemanagement-Tagung12. und 13. September, Aachen
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