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Multidimensionales Prozessbenchmarking im Krankenhaus –
Entwicklung und Evaluation einer Methode mit der Data Envelopment Analysis
DISSERTATION
der Universität St. Gallen,
Hochschule für Wirtschafts-,
Rechts- und Sozialwissenschaften
sowie Internationale Beziehungen (HSG)
zur Erlangung der Würde eines
Doktors der Wirtschaftswissenschaften
vorgelegt von
Christian Georgi
aus
Deutschland
Genehmigt auf Antrag der Herren
Prof. Dr. Klaus Möller
und
Prof. Dr. Wolfgang Schultze
Dissertation Nr. 4522
Epubli GmbH, Berlin 2016
Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissen-
schaften sowie Internationale Beziehungen (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung
der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen
Stellung zu nehmen.
St. Gallen, den 30. Mai 2016
Der Rektor
Prof. Dr. Thomas Bieger
Vorwort i
VORWORT
Die vorliegende Dissertation beschreibt Ergebnisse meiner wissenschaftlichen Arbeit
am Lehrstuhl für Controlling / Performance Management an der Universität St.
Gallen. Der erfolgreiche Abschluss des Vorhabens war nur mit der Unterstützung
zahlreicher Personen möglich, denen ich an dieser Stelle danken möchte.
Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Klaus Möller, der mir als Doktorvater stets mit
fachlichem Rat zur Seite stand sowie den notwendigen Freiraum zur Umsetzung des
Vorhabens ermöglichte. Herrn Prof. Dr. Wolfgang Schultze danke ich für die
Übernahme des Korreferats und die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren.
Großer Dank gilt den Kollegen des Lehrstuhls für Controlling / Performance
Management und des Center for Performance Research & Analytics für die sehr
angenehme und kurzweilige Zusammenarbeit. Für die fachliche Unterstützung und
intensiven Diskussionen möchte ich insbesondere Dr. Ludwig Sedlmeier und Dr. Finn
Günther danken. Ebenso gilt den teilnehmenden Unternehmen und
Kooperationspartnern herzlicher Dank für die offene und vertrauensvolle
Zusammenarbeit, ohne die die vorliegende Arbeit nicht möglich gewesen wäre.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden,
insbesondere Candy Richter, Laura Anne Schleif und Jacob Andreae, deren Geduld
und moralische Unterstützung maßgeblich zum Gelingen des Projekts beigetragen hat.
Der größte Dank gebührt meinen Eltern für die langjährige ideelle und finanzielle
Förderung meiner Ausbildung und die vorbehaltlose Unterstützung in allen bisherigen
Lebensphasen.
Köln, im Juli 2016
Christian Georgi
Zusammenfassung ii
ZUSAMMENFASSUNG
Eine hohe Transparenz der prozessualen Leistungserbringung ist eine wesentliche
Grundlage unternehmerischer Entscheidungen. Dabei ist branchenunabhängig eine
effiziente und strategiekonforme Ausführung der Prozesse maßgeblich für den Erfolg.
Insbesondere im Krankenhausumfeld ist in den vergangenen Jahren ein starker Anstieg
der Kosten zu konstatieren. Vor allem durch die Einführung der diagnosebezogenen
Fallgruppen (DRG/SwissDRG) wurden grundlegende Veränderungen im
Gesundheitswesen angestoßen, die sich u. a. in einem wachsenden wirtschaftlichen
Druck auf Krankenhäuser manifestieren. Dabei sind namentlich die Personal- und
Sachkosten stark angestiegen. Gleichzeitig wachsen sowohl die Herausforderungen
hinsichtlich der Finanzierung bestehender Strukturen als auch der notwendigen
Infrastrukturinvestitionen. Die Notwendigkeit, zur Bewältigung dieser Aufgaben den
Professionalisierungsgrad insbesondere im Unterstützungsbereich zu erhöhen, bildet
den Ausgangspunkt der Arbeit. Der Anspruch zur effizienten Prozessgestaltung ist für
die Unterstützungsprozesse besonders hoch, da diese ausgehend von einer Ergebnis-
bzw. Zieldefinition möglichst ressourcenschonend ausgeführt werden sollen.
Das Benchmarking bietet als etabliertes Konzept mit einem hohen praktischen
Anwendungsbezug einen strukturellen Rahmen, um sogenannte Best Practices zu
identifizieren und konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten. Dabei gehen mit dem
Benchmarking auf Prozessebene besondere Anforderungen hinsichtlich der
Vergleichbarkeit und der Ableitung individueller und zielspezifischer Referenzwerte
einher. Die vorgeschlagene Methode zum prozessbasierten Benchmarking stellt die
Unterstützung unternehmerischer Entscheidungen in den Mittelpunkt und besteht aus
zwei Kernelementen. Zum einen wird ein Vorgehensmodell zur Strukturierung der
Prozesse mit Rückgriff auf Techniken der Referenzmodellierung präsentiert, zum
anderen wird darauf aufbauend eine Systematik zur effizienzbasierten
Leistungsmessung auf Prozessebene vorgestellt. Zur Messung der Effizienz wird dabei
die Data Envelopment Analysis eingesetzt. Abschließend werden die Kernbestandteile
mit dem Ziel der systematischen Ableitung von Handlungsempfehlungen
zusammengeführt und eine transparente Basis für das Treffen von strategischen und
operativen Entscheidungen bereitgestellt. Beide Bestandteile der Methode werden
anhand eines ausgewählten Unterstützungsbereichs mithilfe empirischer Daten von
Krankenhäusern aus Deutschland und der Schweiz validiert.
Management Summary iii
MANAGEMENT SUMMARY
A high level of transparency concerning the processual performance of services
delivered is an essential basis for entrepreneurial decisions. Irrespective of the industry
involved, an efficient and strategy-guided execution of process is a critical success
factor. Transparency demands thereby cover both structural and performance aspects.
Over the last decade, healthcare costs have risen sharply and, especially for hospitals, a
massive increase in costs can be seen. In particular, with the introduction of the
DRG/SwissDRG to national healthcare systems, essential modifications have been
initiated. Besides raising demand concerning quality aspects, a central consequence
has been increasing economic pressure on hospitals. Above all, personnel and material
costs have shown a significant increase. At the same time, hospitals are facing
challenges concerning both the financing of current structures and necessary
infrastructure investments. Associated with this obvious need for action is the
requirement for a higher degree of professionalism in primary and secondary activities.
In particular, support processes in hospitals can be delayed by the development of
state-of-the-art structures and measures. Due to this, support processes are the focus of
this study. Support processes are characterized by the special requirement to execute
processes efficiently; predefined results and targets should be achieved with a
minimum amount of resources.
Benchmarking is an established management concept that offers a structural
framework to identify best practices and derive goal-oriented guidance. As it is so
implementation oriented, benchmarking enables the practically oriented merging of
strategic and operational targets. It must be stated that benchmarking, on a process
level, raises special challenges concerning comparability and the derivation of
individual and goal-oriented reference levels. The proposed method for process-based
benchmarking focuses on the support of managerial decisions and comprises two
central elements. Firstly, a procedure model to structure the process environment is
presented, with recourse to established techniques of reference modeling. Secondly, a
systematization for an efficiency-based performance measurement on the process level
is described. For this, the established method for efficiency measurement, Data
Envelopment Analysis (DEA), is used. In conclusion, the two parts of the method are
brought together with the aim of providing a valid basis for operative and strategic
decisions. Both parts of the method will be validated against a selected support area,
using empirical data from hospitals in Germany and Switzerland.
Inhaltsverzeichnis iv
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT ....................................................................................................................... I
ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................................................... II
MANAGEMENT SUMMARY............................................................................................ III
INHALTSVERZEICHNIS .................................................................................................. IV
ABBILDUNGEN ............................................................................................................... IX
TABELLEN ..................................................................................................................... XI
ABKÜRZUNGEN ............................................................................................................ XII
SYMBOLE ..................................................................................................................... XIV
1 EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG ............................................................................ 1
1.1 Problemstellung und Relevanz ............................................................................. 1
1.2 Zielsetzung des Forschungsvorhabens ................................................................. 3
1.3 Vorgehensweise .................................................................................................... 4
2 KONZEPT UND METHODIK DES FORSCHUNGSVORHABENS ................................. 6
2.1 Wissenschaftstheoretische Einordung .................................................................. 6
2.2 Gestaltung des Forschungsdesigns ....................................................................... 9
2.3 Ablauf des Forschungsvorhabens ....................................................................... 12
2.4 Konzeption des theoretischen Bezugsrahmens .................................................. 13
2.4.1 Transaktionskostentheorie ........................................................................... 13
2.4.2 Entscheidungstheorie ................................................................................... 18
2.4.3 Ableitung des Forschungsrahmens .............................................................. 21
3 BEGRIFFLICHE UND THEORETISCHE GRUNDLAGEN .......................................... 22
3.1 Effizienz als Grundlage des Prozessbenchmarkings .......................................... 22
3.1.1 Abgrenzung der Begriffe Produktivität, Effizienz und Effektivität ............ 22
Inhaltsverzeichnis v
3.1.2 Eigenschaften von Technologiemengen ...................................................... 24
3.1.3 Arten der Effizienz ....................................................................................... 25
3.1.4 Effizienz als Entscheidungskriterium .......................................................... 28
3.1.5 Verfahren zur Effizienzmessung im Überblick ........................................... 31
3.1.6 Auswahl einer Methode zur Effizienzmessung auf Prozessebene ............... 33
3.2 Effizienz und Prozessmanagement ..................................................................... 36
3.2.1 Definition des Prozessbegriffs, Prozesshierarchie und -klassifikation ........ 36
3.2.2 Prozessorientierte Organisationsformen als Erfolgsfaktor .......................... 38
3.2.3 Prozessmanagement – Definition, Zielsetzung und Gestaltungsansätze ..... 40
3.2.4 Multidimensionale Leitungsmessung auf Prozessebene .............................. 42
3.2.5 Prozessmodelle als Kernbestandteil der Leistungsmessung auf
Prozessebene ................................................................................................ 44
3.3 Benchmarking auf Prozessebene ........................................................................ 45
3.3.1 Definition und Zielsetzung des Benchmarkings .......................................... 46
3.3.2 Klassifikation unterschiedlicher Benchmarking-Arten................................ 47
3.3.3 Vorgehen und Funktionsweise der Benchmarking-Ansätze ........................ 49
3.3.4 Nutzenbeschreibung des Benchmarkings .................................................... 52
3.4 Zusammenfassung und Implikationen für das weitere Vorgehen ...................... 55
4 PROZESSBASIERTES BENCHMARKING DES UNTERSTÜTZUNGSBEREICHS IM
KRANKENHAUS ..................................................................................................... 56
4.1 Beschreibung des Untersuchungsbereichs ......................................................... 56
4.1.1 Definition des Krankenhausbegriffs ............................................................ 56
4.1.2 Typisierung von Krankenhäusern ................................................................ 57
4.1.3 Charakterisierung und Besonderheiten des Krankenhausumfeldes ............. 58
4.1.4 Strukturelle Kennzahlen zum Krankenhausumfeld ..................................... 61
4.1.5 Prozessorientierung im Krankenhaus und Klassifikation der betrachteten
Prozesse ........................................................................................................ 63
4.2 Systematische Literaturanalyse: Data Envelopment Analysis,
Prozessmanagement und Benchmarking ............................................................ 65
Inhaltsverzeichnis vi
4.2.1 Zusammenfassung vorliegender Literaturanalysen zur DEA ...................... 66
4.2.2 Vorgehen und Zielsetzung der Literaturanalyse .......................................... 67
4.2.3 Grundlegende deskriptive Ergebnisse .......................................................... 68
4.2.4 Systematisierung der Ergebnisse der Literaturanalyse ................................ 72
4.3 Ableitung von Anforderungen an eine Methode zum prozessbasierten
Benchmarking mit der DEA ............................................................................... 76
4.4 Zusammenfassung der deskriptiven Analyse des Untersuchungsbereiches und
der Literatur ........................................................................................................ 81
5 ENTWICKLUNG UND ANWENDUNG EINES VORGEHENSMODELLS ZUR
SYSTEMATISCHEN STRUKTURIERUNG VON PROZESSEN .................................... 83
5.1 Problemstellung und Zielsetzung des Vorgehensmodells .................................. 83
5.2 Status quo: Ausgewählte Anwendungen des Prozessbenchmarkings und deren
Ansätze zur Herstellung von Prozessstrukturtransparenz .................................. 84
5.3 Modelle und Modellierung von Prozessen ......................................................... 87
5.4 Vorgehen zur Konstruktion von Referenzmodellen ........................................... 90
5.5 Bewertungsansätze für Prozessmodelle: Grundsätze ordnungsgemäßer
Modellierung ...................................................................................................... 93
5.6 Sprachen zur Modellierung von Geschäftsprozessen ......................................... 96
5.7 Beschreibung des Vorgehensmodells zur Strukturierung von
Unterstützungsprozessen im Krankenhaus ......................................................... 98
5.7.1 Definition des Analyseziels ......................................................................... 98
5.7.2 Identifikation geeigneter Partner und Sicherstellung der Vergleichbarkeit. 99
5.7.3 Definition der Modellierungsmethode ....................................................... 101
5.7.4 Erstellung des Prozessmodells ................................................................... 104
5.7.5 Analyse der prozessstrukturdeterminierenden Faktoren ............................ 108
5.7.6 Zusammenfassung und Modellabbildung zur Prozessstrukturierung ........ 110
5.8 Anwendung des entwickelten Vorgehensmodells am Beispiel von
Beschaffungsprozessen im Krankenhaus ......................................................... 111
Inhaltsverzeichnis vii
5.8.1 Eigenschaften und Besonderheiten des ausgewählten
Untersuchungsbereichs .............................................................................. 111
5.8.2 Schrittweise Umsetzung des entwickelten Vorgehens .............................. 113
5.8.2.1 Definition des Analyseziels und Identifikation der Partner ............ 114
5.8.2.2 Erstellung der Prozessmodelle unter Nutzung der ausgewählten
Modellierungsmethode .................................................................... 117
5.8.2.3 Analyse der die prozessuale Leistungserbringung determinierenden
Variablen ......................................................................................... 122
5.9 Fazit und Zusammenfassung der Prozessstrukturierung .................................. 123
6 BESCHREIBUNG UND ANWENDUNG EINER SYSTEMATIK ZUR
EFFIZIENZBASIERTEN LEISTUNGSMESSUNG AUF PROZESSEBENE ................... 125
6.1 Verwendung der Data Envelopment Analysis als Methode zur
Effizienzevaluation auf Prozessebene .............................................................. 125
6.2 Bewertung der Leitungsfähigkeit von Prozessen ............................................. 127
6.3 Herleitung des DEA-Grundmodells ................................................................. 130
6.4 Überblick über etablierte Vorgehen zur Leistungsmessung mithilfe der DEA 134
6.5 Beschreibung einer DEA-gestützten Systematik zur Durchführung einer
Prozessleistungsanalyse .................................................................................... 136
6.5.1 Identifikation und Auswahl der Vergleichsobjekte ................................... 136
6.5.2 Definition der Betrachtungsebene und Festlegung des Analyserahmens .. 139
6.5.3 Identifikation der Prozessobjekte und Ableitung einer Vollliste ............... 139
6.5.4 Qualitative Datenanalyse zur Klassifikation der Prozessmessgrößen als
Inputs und Outputs ..................................................................................... 140
6.5.5 Quantitative Analyse und Harmonisierung der Ausgangsdaten zur
Aufstellung des Messmodells .................................................................... 141
6.5.6 Berechnung des individuellen Effizienzwertes und Analyse der
Ineffizienzen ............................................................................................... 144
6.5.7 Überprüfung der Robustheit der Analyseergebnisse ................................. 146
6.5.8 Zusammenfassung der DEA-gestützten Systematik .................................. 147
Inhaltsverzeichnis viii
6.6 Beispielhafte Anwendung der Systematik in der Beschaffung in
Krankenhäusern ................................................................................................ 149
6.6.1 Prozessbasierter Einsatz der DEA-gestützten Systematik im
Beschaffungsbereich .................................................................................. 149
6.6.2 Durchführung der analysevorbereitenden Schritte zur Messung der
Prozessleistung ........................................................................................... 151
6.6.3 Ergebnisse der Effizienzanalyse ................................................................ 159
6.6.3.1 Deskriptive Statistik der Hauptprozesse und Effizienzanalyse ...... 159
6.6.3.2 Zerlegung der Ineffizienz ................................................................ 163
6.7 Fazit und Zusammenfassung der Prozessleistungsmessung ............................ 166
7 SYSTEMATISCHE ABLEITUNG PROZESSBASIERTER ZIELWERTE UND
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN ............................................................................ 168
7.1 Theoretische Konzeption zur Ableitung zielgerichteter Benchmarks .............. 169
7.1.1 Theoretische Fundierung und Konzeption ................................................. 169
7.1.2 Anwendung des Konzepts zur Ableitung zielgerichteter Benchmarks auf
der gewählten Analyseebene ...................................................................... 173
7.2 Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung der
Prozessstrukturierung ....................................................................................... 175
7.2.1 Zusammenführung der Effizienzwerte und der Prozessstrukturierung zur
Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen auf Prozessebene ............. 175
7.2.2 Ableitung eines Prozesseffizienz-Portfolios zur Maßnahmenpriorisierung
.................................................................................................................... 179
8 FAZIT ................................................................................................................... 181
8.1 Ergebnisse und eigene Innovationsbeiträge ..................................................... 181
8.2 Kritische Würdigung und Limitationen ............................................................ 184
8.3 Ausblick und weiterer Forschungsbedarf ......................................................... 186
ANHANG ...................................................................................................................... 188
LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................... 196
Abbildungen ix
ABBILDUNGEN
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit ...................................................................................... 5
Abbildung 2: Ablauf des Forschungsvorhabens ........................................................... 12
Abbildung 3: Einflussfaktoren auf die Transaktionskosten .......................................... 15
Abbildung 4: Darstellung der Koordinationskurven ..................................................... 16
Abbildung 5: Theoretischer Bezugsrahmen (eigene Darstellung) ................................ 21
Abbildung 6: Überblick zu unterschiedlichen Skalenertragsannahmen ....................... 25
Abbildung 7: Grafische Darstellung der Effizienz ........................................................ 27
Abbildung 8: Übersicht zu Verfahren der Effizienzmessung ....................................... 31
Abbildung 9: Klassifikation von Benchmarking-Arten ................................................ 49
Abbildung 10: Benchmarking-Vorgehen nach Camp ................................................... 51
Abbildung 11: Vergleich des Erkenntnispotenzials unterschiedlicher Benchmarking-
Anwendungen ........................................................................................ 53
Abbildung 12: Beispielhafte Darstellung der Value Chain eines Krankenhauses ........ 64
Abbildung 13: Verteilung der Publikationen nach Jahren ............................................ 68
Abbildung 14: Verteilung der Publikationen nach Journals ......................................... 69
Abbildung 15: Verteilung der Publikationen nach geografischer Herkunft ................. 70
Abbildung 16: Anforderungen an die Entwicklung einer konsistenten mehrstufigen
Methode ................................................................................................. 82
Abbildung 17: Einsatzzwecke von (Referenz-)Prozessmodellen ................................. 89
Abbildung 18: Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung ....................................... 91
Abbildung 19: Iterativer Referenzmodellierungsprozess als Doppelkreislaufsystem . 92
Abbildung 20: Erstellung und Verwendung des Referenzprozessmodells ................. 106
Abbildung 21: Schritte des Vorgehensmodells zur Prozessstrukturierung ................. 111
Abbildung 22: Klassifikationsraster zur Spezifikation und Beschreibung des
Analyseziels ......................................................................................... 115
Abbildung 23: Klassifikationsraster der Untersuchungsobjekte ................................. 116
Abbildung 24: Prozesslandkarte des Unterstützungsbereichs in Krankenhäusern ..... 118
Abbildung 25: Prozessabbildung Sortimentsgestaltung und operative Beschaffung.. 119
Abbildung 26: Referenzprozessmodell am Beispiel des Teilprozesses Bestellkontrolle
und –abschluss ..................................................................................... 121
Abbildung 27: Deskriptive Beschreibung der Ausprägungen der
prozessstrukturdeterminierenden Variablen ........................................ 122
Abbildung 28: DEA-gestützte Systematik zur Prozessleistungsmessung ................... 148
Abbildungen x
Abbildung 29: Prozesslandkarte und Darlegung der unterschiedlichen
Betrachtungsebenen ............................................................................. 152
Abbildung 30: Prozess der Generierung einer Vollliste „Verhandlungen“ ................ 154
Abbildung 31: Darstellung des Teilprozesses „Verhandlung“ nach der qualitativen
Datenanalyse ........................................................................................ 155
Abbildung 32: Messmodelle Sortimentsgestaltung nach der quantitativen
Datenanalyse ........................................................................................ 157
Abbildung 33: Zerlegung der Ineffizienz am Beispiel von DMU 26 ......................... 166
Abbildung 34: Prozesseffizienz-Portfolio für DMU 26 .............................................. 180
Tabellen xi
TABELLEN
Tabelle 1: Methodenbasierter Überblick der identifizierten DEA-Ansätze .................. 71
Tabelle 2: Anforderungen an Modellierungssprache .................................................. 102
Tabelle 3: Überblick der prozessstrukturdeterminierenden Faktoren ......................... 109
Tabelle 4: Deskriptive Statistik des Hauptprozesses „Sortimentsgestaltung“ ............ 160
Tabelle 5: Deskriptive Statistik des Hauptprozesses „operative Beschaffung" .......... 160
Tabelle 6: Übersicht der Effizienzwerte auf Hauptprozessebene und nach
Kategorisierung für HP operative Beschaffung ......................................... 162
Tabelle 7: Übersicht der Effizienzwerte der DMU 26 ................................................ 168
Tabelle 8: Übersicht der faktorspezifischen Zielsetzungen aus Sicht des Managements
.................................................................................................................... 173
Tabelle 9: Ergebnisübersicht der zielgerichteten Benchmarks (normiert) .................. 174
Tabelle 10: Überblick beispielhafter Handlungsempfehlungen je Dimension ........... 178
Abkürzungen xii
ABKÜRZUNGEN
AHP Analytic Hierarchy Process
ANP Analytic Network Process
ARIS Architektur Integrierter Informationssysteme
BANF Bestellanforderung
BCC Abkürzung Entwickler Banker, Charnes und Cooper
BPI Business Process Improvement
BPMI Business Process Management Initiative
BPMN Business Process Model and Notation 2.0
BPR Business Process Reengineering
CCR Abkürzung der Entwickler Charnes, Cooper, Rhodes
CRS Constant Resturns to Scale
DEA Data Envelopment Analysis
DMU Decision Making Unit
DRG Diagnosis Related Groups
EMS Efficiency Measurement System (Software)
EPK Ereignisgesteuerte Prozesskette
ERM Entitiy-Relationship-Modell
FDH Free Disposable Hull
FHC Financial Holding Companies
FP Faktorproduktivität
GBE Gesundheitsberichtserstattung des Bundes
GKV Gesetzliche Krankenversicherung
GoM Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung
GP Geschäftsprozess
HP Hauptprozess
IG Investitionsgüter
IKT Informations- und Kommunikationstechnologien
KH Krankenhaus
KHG Krankenhausfinanzierungsgesetz
Abkürzungen xiii
KHEntgG Krankenhausentgeltgesetz
KMU Kleine- und mittlere Unternehmen
LOVeM Line of Visibility Engineering Methodology
MADM Multi Attribute Decision Making
MCDA Multi Criteria Decision Analysis
MCDM Multi Criteria Decision Making
MODM Multi Objective Decision Marking
MPG Medizinproduktegesetz
MPSS Most Productive Scale Size
NDRS Non-decreasing returns to scale
NIRS Non-increasing returns to scale
OB Operative Beschaffung
OMG Object Management Group
PROMETHEE Preference Ranking Organization METHod for Enrichment
Evaluations
SCOR Supply-Chain-Operations-Reference-Modell
SDEA Stochastic Data Envelopment Analysis
SE Skalenerträge
SKE Skaleneffizienz
SFA Strochastic Frontier Analysis
SG Sortimentsgestaltung
SGB Sozialgesetzbuch
SSC Swiss Diagnosis Related Groups
SwissDRG SwissDRG
TP Teilprozess
TQM Total Quality Management
UML Unified Modeling Language
VEM Vektorielles Entscheidungsmodell
VG Verbrauchsgüter
VRS Variable returns on scale
WWS Warenwirtschaftssystem
Symbole xiv
SYMBOLE
𝑎 Alternativen
𝐴 Produktionsraum
g Anspruchsniveau des Inputs
h Anspruchsniveau des Outputs
ℎ0 Input-Effizienzwert der DMU 0 im primalen linearen Programm
i Index des Inputarten
j Index der Beobachtungen
m Anzahl der Inputs
M Maverick-Index
n Anzahl der Beobachtungen
r Index der Outputarten
s Anzahl der Outputs
s+ Schlupfvariable für Output
s- Schlupfvariable für Input
𝑥 Menge des Inputs
𝑦 Menge des Outputs
𝑧 Zielfunktion
𝛼 Gewichtungsfaktor
𝛿 Effizienzwert
휀 Residuum (Fehlerterm)
𝐸 Effizienzmaß
𝜃 Effizienzfaktor
𝜅 Nicht arimedische Konstante
𝜆 Skalenniveaufaktor
𝜇 Skalenfaktor für Output
𝜈 Skalenfaktor für Input
𝑇 Technologiemenge
Einleitung und Zielsetzung 1
1 EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG
In diesem Kapitel wird zunächst die Problemstellung und Relevanz der Arbeit darlegt,
bevor die Ziele des Forschungsvorhabens beschrieben werden. Abschließend wird der
grundsätzliche Aufbau der vorliegenden Arbeit erläutert.
1.1 Problemstellung und Relevanz
Der größte Block der Gesundheitsausgaben in Deutschland entfällt auf den Sektor der
stationären Krankenhäuser mit Gesamtkosten von ca. 90 Mrd. Euro (2013), wobei
allein in den vergangenen fünf Jahren ein Anstieg von ca. 24 % zu verzeichnen war
(Destatis, 2014).1 Neben einem erheblichen Anstieg der Sachkosten ist zu beobachten,
dass die Krankenhäuser insbesondere von steigenden Personalkosten betroffen sind.2
Dabei ist neben einem Anstieg der Kosten der wertschöpfenden Aktivitäten, die hier
als ökonomischer Ausdruck der unmittelbar medizinischen Leistungen verstanden
werden, eine ähnliche Entwicklung in den unterstützenden Bereichen zu beobachten.
Dies beschreibt jedoch kein branchenspezifisches Problem, da eine
überdurchschnittliche Steigerung der Gemeinkosten im Vergleich zu den Einzelkosten
branchenübergreifend konstatiert werden kann (Horváth, 2011). Ziel ist die
Erbringung eines unterstützenden Beitrags zur Wertschöpfung, wobei die klare
Zuordnung zur direkten Leistungserbringung in diesem Kontext eine Herausforderung
darstellt (Schweitzer 1997; Porter, 1985). Die unterstützenden Aktivitäten haben dabei
insbesondere planenden, steuernden, koordinierenden und kontrollierenden Charakter
und betreffen vergleichsweise schwierig zu definierende Leistungseinheiten (Horváth,
2011). Eine besondere Herausforderung ist die Bewertung der Leistungsfähigkeit. Die
zahlreichen strukturellen Veränderungen, insbesondere die Einführung der
diagnosebezogenen Fallgruppen (Diagnosis Related Groups, DRG) mit dem Ziel der
Erhöhung der Transparenz und der Stabilisierung der Gesundheitsausgaben, haben
eine Quasi-Deckelung der Erträge der Krankenhäuser zur Folge (Fleßa, 2013;
Haubrock, 2009a). Entsprechend sind die Krankenhäuser gezwungen, ihre Leistungen
sehr ressourceneffizient auszuführen und gleichzeitig den geforderten
Sicherheitsstandards zu entsprechen, die Qualität der Leistungserbringung zu
optimieren und nicht zuletzt den Bedürfnissen der Patienten bestmöglich gerecht zu
1 Die Daten beziehen sich auf die Bundesrepublik Deutschland für den Zeitraum 2008–2013. Es werden die
Gesamtkosten, einschließlich der Kosten für Ausbildungsstätten und Aufwendungen für den
Ausbildungsfonds angegeben (nichtstationäre Leistungen in Höhe von ca. 12 Mrd. Euro). 2 Das Verhältnis zwischen Personal- und Sachkosten beträgt ca. 60 : 40.
Einleitung und Zielsetzung 2
werden (Vos et al., 2009). Diese Entwicklungen spiegeln sich in einem Anstieg der
Fallzahlen um 7 % bei einer gleichzeitigen Reduktion der Anzahl der Krankenhäuser
um 4 % wider (Destatis, 2014).3 Dabei arbeiteten 2012 in Deutschland ca. 35 % der
Krankenhäuser unwirtschaftlich, ca. 13 % wurden gar als insolvenzgefährdet
eingestuft (Reifferscheid, 2015; Augurzky et al., 2014). Entsprechend besteht für die
unterstützenden Bereiche die Forderung, sich auf eine effiziente Leistungserbringung
und bestmögliche Unterstützung der medizinischen Aktivitäten zu fokussieren. Daraus
erwachsen konkrete Transparenzanforderungen in Bezug auf Struktur und Leistung.
Veranlasst durch den Erfolg anderer Branchen und den steigenden finanziellen
Handlungsdruck, wird zunehmend ein prozessorientiertes Denken verfolgt und es
werden Techniken des Prozessmanagements angewendet, die von der kontinuierlichen
Verbesserung in kleinen Schritten bis hin zur Restrukturierung ganzer Prozessabläufe
reichen (Cleven et al., 2014; Rohner, 2012). Die Effizienzsteigerung in Organisationen
erfordert eine Verbesserung der Prozessausführung (González et al., 2010).
Gleichzeitig besteht die Notwendigkeit der ständigen Weiterentwicklung der
Prozessstrukturen bzw. der Etablierung transparenter Prozessarchitekturen, um sich
veränderlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Die prozessbasierte Betrachtung der
Leistungserbringung wird als multidimensionales Konstrukt der Dimensionen Zeit,
Qualität und Kosten beschrieben, die mit entsprechend unterschiedlichen
Maßeinheiten in die Betrachtung eingehen (Gaitanides et al., 1994b). Eine
multidimensionale Betrachtung mit Berücksichtigung finanzieller Messgrößen ist
dabei einer dimensionsfokussierten Betrachtung vorzuziehen (Maskell, 1998). Für die
Unterstützungsprozesse besteht die Herausforderung darin, dass ein Zusammenhang
zwischen den eingesetzten Mitteln und dem erzielten Output nicht ohne Weiteres
hergestellt werden kann. Das etablierte Verfahren des Benchmarkings wird als
übergeordneter Rahmen eingesetzt, um eine aus Managementsicht notwendige
Informationsaufbereitung im Sinne einer validen Vergleichsgrundlage für operative
(z. B. Prozessoptimierungen) und strategische (z. B. Make-or-buy-Entscheidungen)
Fragestellungen bereitzustellen. Dabei ermöglicht die Messbarkeit von Informationen
Unternehmen ihre Leistungsfähigkeit einzuschätzen und künftig zu steigern sowie die
Prognostizierbarkeit zu erhöhen (González et al., 2010). Benchmarking kann dabei
helfen, effiziente Prozesse zu identifizieren und Referenzwerte für die Verbesserung
ineffizienter Prozesse bereitzustellen (Talluri, 2000a). Zudem bildet die durch das
3 Die Verweildauer hat sich seit 1993 fast halbiert auf durchschnittlich 7,5 Tage, die Anzahl der
Krankenhäuser seit 1993 fast um 15 % reduziert.
Einleitung und Zielsetzung 3
Benchmarking erreichte Transparenz die Basis für eine Steigerung der
Entscheidungsqualität im Hinblick auf die Unterstützung strategischer
Planungsaspekte sowie die Ableitung strategischer und operativer Zielsetzungen
(Zairi, 1994; Camp, 1995; Smith, 2000).
1.2 Zielsetzung des Forschungsvorhabens
Übergeordnetes Forschungsziel der Arbeit ist die Entwicklung einer Methode zum
prozessbasierten Benchmarking von Unterstützungsprozessen im Krankenhaus, die der
Verbesserung unternehmerischer Entscheidungen dient, indem sie Transparenz
hinsichtlich der Struktur und Leistungsfähigkeit der zugrunde liegenden Prozesse
herstellt. Neben dem konzeptionellen Teil steht insbesondere die empirische
Validierung des Verfahrens im Vordergrund. Dabei sollen explizit die Erfolgsfaktoren
der operativen Leistungserstellung adressiert werden, die durch aktives Management
der Geschäftsprozesse gestaltet werden können. Eingebettet in das etablierte
Benchmarkingkonzept werden als Ergebnis des systematischen Vorgehens valide,
effizienzbasierte Referenzwerte ermittelt, die das Management bei der Ableitung
konkreter Prozessziele unterstützen und somit der Anforderung einer klaren
quantitativen Beschreibung des notwenigen Handlungsbedarfs entsprechen. Dazu soll
zum einen auf die eigene Leistungsfähigkeit zurückgegriffen werden, zum anderen soll
eine systematische Identifikation von Best Practices als extern validierten und
definierten Leistungsstandards erfolgen, die eine Orientierung an effizienten und
innovativen Unternehmen ermöglichen. Das Forschungsvorhaben nutzt Erkenntnisse
und Methoden aus dem Controlling, der Wirtschaftsinformatik und dem Operations
Research. Die zentrale Forschungsfrage lautet:
Wie muss eine Methode zum prozessbasierten Benchmarking von
Unterstützungsprozessen im Krankenhaus ausgestaltet sein?
Aus dem übergeordneten Forschungsziel und der Forschungsfrage lassen sich
vertiefende Forschungsfragen definieren, die in der angegebenen Reihenfolge
beantwortet werden sollen:
Welche Anforderungen sind an eine Methode zum prozessbasierten
Benchmarking nicht-wertschöpfender Prozesse im Krankenhaus zu stellen?
Wie muss eine Modellierung der Prozessstruktur für den indirekten
Leistungsbereich eines Krankenhauses ausgestaltet sein?
Einleitung und Zielsetzung 4
Wie muss eine Systematik zur Leistungsanalyse in Unterstützungsprozessen im
Krankenhaus ausgestaltet sein?
Wie können die Informationen der Prozessstrukturierung und der
Leistungsanalyse zur Ableitung von Handlungsempfehlungen genutzt werden?
Wie können Informationen und Erkenntnisse mit dem Ziel der
Entscheidungsunterstützung aufbereitet werden?
1.3 Vorgehensweise
Zunächst werden die wissenschaftliche Einordnung des Forschungsvorhabens und das
Forschungsdesign beschrieben (Kapitel 2). Anschließend werden die theoretischen
Grundlagen erörtert und wichtige Begriffe definiert (Kapitel 3). Der Fokus liegt
hierbei auf der Effizienz als dem zugrunde liegenden Entscheidungskriterium im
Hinblick auf ein zielgerichtetes Prozessmanagement und die Einbindung des
Benchmarkings auf Prozessebene. Es folgt die detaillierte Beschreibung des
Untersuchungsfeldes, in der explizit die Situation im deutschen Gesundheitswesen
betrachtet wird. Zudem wird eine bibliometrische Analyse durchgeführt, wobei die in
Kapitel 3 vorgestellten Begrifflichkeiten zusammengeführt werden und eine
systematische Analyse der differenzierten Anwendungsfelder erfolgt. Ergebnis der
Betrachtungen ist die Definition von Anforderungen an eine branchenspezifische
Methode zum prozessbasierten Benchmarking (Kapitel 4). Nach einem Überblick über
die theoretischen Grundlagen zur Referenzmodellierung wird ein Vorgehensmodell
entwickelt, dessen Fokus auf der Prozessstrukturierung mithilfe von
Referenzprozessmodellen liegt. Abschließend erfolgt eine exemplarische Anwendung
und Validierung in einem indirekten Leistungsbereich des Krankenhauses, inkl. der
Erstellung eines Referenzprozessmodells (Kapitel 5). Auf dieser Grundlage wird die
Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung mithilfe der Data Envelopment
Analysis beschrieben und unter Verwendung empirischer Daten von 46
Krankenhäusern beispielhaft umgesetzt. Die individuelle Betrachtung der prozessualen
Effizienzwerte erfolgt dabei anhand einer ausgewählten Untersuchungseinheit
(Kapitel 6). Das Potenzial einer Zusammenführung der Ergebnisse der beiden
Kernbestandteile der Methode besteht in der Identifikation operativer Stellhebel und
der Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen (Kapitel 7). Die Arbeit schließt mit
einer Zusammenfassung der Innovationsbeiträge und einer kritischen Würdigung des
entwickelten Vorgehensmodells für Wissenschaft und Praxis, bevor abschließend ein
Ausblick für künftige Forschungsvorhaben gegeben wird (Kapitel 8).
Einleitung und Zielsetzung 5
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit (eigene Darstellung)
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 6
2 KONZEPT UND METHODIK DES FORSCHUNGSVORHABENS
In diesem Kapitel wird das grundsätzliche Forschungsdesign beschrieben sowie dessen
wissenschaftstheoretische Fundierung und der Ablauf des Vorhabens dargelegt.
Darüber hinaus erfolgt die Konzeption des theoretischen Bezugsrahmens auf der Basis
einer Diskussion der zugrunde liegenden wissenschaftlichen Theorien.
2.1 Wissenschaftstheoretische Einordung
Aufgabe der Wissenschaft ist die Generierung wissenschaftlichen Fortschritts, wobei
diese durch das Streben nach Wahrheit, Informationsgehalt und Neuheit sowie den
daraus resultierenden Zielkonflikt geprägt ist (Chmielewicz, 1979; Schanz, 1978).4 In
diesem Sinne ist Wissenschaft ein systematischer Erkenntnisprozess mit dem Ziel, den
Wissensvorrat zu vergrößern (Kornmeier, 2007; Fülbier, 2004; Chmielewicz, 1979).
Wissenschaft umfasst das Bemühen, Informationen über unterschiedliche Ereignisse in
der Natur und/oder menschlichem Zusammenleben „zu sammeln, zu ordnen und
Aussagen über ihre innere Verbundenheit zu machen“ (Schnell et al., 2013, S. 45).
Wichtiges Kriterium ist dabei, die Gewinnung der Erkenntnisse so zu gestalten, dass
sie für Dritte nachvollziehbar sind (Schnell et al., 2005). Fokus der vorliegenden
Arbeit ist die Konstruktion und Anwendung einer Methode zum prozessorientierten
Benchmarking von Unterstützungsprozessen im Krankenhaus, die durch Wahrheits-
und Informationsgehalt zu einer Verbesserung der gegenwärtigen Situation beitragen
soll. Nach Schweitzer (1978, S. 1) beschäftigt sich die Betriebswirtschaftslehre als
Wissenschaft mit dem „gesamten Wissen und seiner Vermehrung über das
Wirtschaften in Betrieben.“ Da sich die Betriebswirtschaftslehre auf vorhandene, in
der Realität beobachtbare Gegenstände, Strukturen, Größen oder Relationen bezieht,
wird sie dem Bereich der Realwissenschaften zugeordnet (Schanz, 1978; Schweitzer,
1978; Raffée, 1974).5 Die Realwissenschaften können entsprechend ihrem
spezifischen Zweck bzw. Ziel grundsätzlich in reine und angewandte Wissenschaften
4 Raffée (1974, S. 13) weist dem Wissenschaftsbegriff drei Bedeutungen zu. Die Wissenschaft als Tätigkeit
bezieht sich auf die „systematische Gewinnung von Erkenntnis“, während die Wissenschaft als Institution ein
System von Menschen und Dingen umfasst, „innerhalb dessen sich der Prozess der Erkenntnisgewinnung
vollzieht“. Drittens wird Wissenschaft als Ergebnis der Tätigkeit verstanden, wobei die Elemente in einer
„systematischen Zuordnung zueinander stehen und/oder durch systematische Reflektion kontrolliert wurden.“ 5 Unterschieden wird in metaphysische und nicht-metaphysische Wissenschaft, wobei Letztere in Real- und
Formalwissenschaften differenziert wird. Realwissenschaften fokussieren reale Phänomene,
Formalwissenschaften beschäftigen sich insbesondere mit Methoden und abstrakten Objekten, wobei logisch
überprüfbare Aussagen und Ergebnisse generiert werden (Kornmeier, 2007; Raffée, 1974).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 7
unterschieden werden (Ulrich & Hill, 1979; Raffée, 1974).6 Bei der reinen
Wissenschaft steht der Erkenntnisfortschritt im Fokus, wobei die Konzentration
explizit auf der Erlangung und Sammlung neuen Wissens liegt (Kornmeier, 2007). Die
angewandte Wissenschaft ist auf die praktische Umsetzung der gewonnenen
Erkenntnisse gerichtet, wobei das theoretische Wissen für die Selektion und Adaption
von Handlungsempfehlungen mit dem Ziel der Verbesserung der wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit von Unternehmen genutzt wird (Kornmeier, 2007; Ulrich, 1984).
In der wirtschaftstheoretischen Literatur wird grundsätzlich zwischen vier
Wissenschaftszielen differenziert (Chmielewicz, 1994). Das deskriptive bzw.
essentialistische Wissenschaftsziel kann als Fundamentalziel angesehen werden, es ist
auf eine möglichst präzise Beschreibung der realen Betrachtungsobjekte und ihrer
Merkmale mithilfe betriebswirtschaftlicher Begriffe gerichtet (Schweitzer, 1978;
Kosiol, 1978). Ebenso der reinen Wissenschaft zuzuordnen ist das theoretische
Wissenschaftsziel, bei dem die wissenschaftliche Erklärung und Prognose mithilfe von
Ursache/Wirkungs-Zusammenhängen im Mittelpunkt steht (Kornmeier, 2007;
Schweitzer, 1978). Dabei werden zum Zweck der Aufklärung praktischer
Problemstellungen auf der Basis theoretischen Wissens Hypothesen und Theorien
gebildet, die Grundlage für empirisch belegbare und validierte Aussagesysteme bilden
(Schweitzer, 1978). Das pragmatische Wissenschaftsziel ist durch einen hohen
Anwendungsbezug gekennzeichnet, wobei praktische betriebswirtschaftliche
Problemstellungen mithilfe theoretisch fundierter Aussagen bearbeitet werden. Dabei
werden Mittel/Ziel-Strukturen erarbeitet, die Entscheidungsträger als transparente und
verlässliche Grundlage bei der Identifikation geeigneter Problemlösungen unterstützen
(Schweitzer, 1978; Kornmeier, 2007). Finden darüber hinaus Werturteile in die
Konstruktion der Aussagesysteme Eingang, wird vom normativen Wissenschaftsziel
gesprochen (Schweitzer, 1978; Chmielewicz, 1994).7
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Identifikation und Präsentation einer validen
Grundlage zur Ableitung von Entscheidungen und konkreten Handlungsempfehlungen
für die effiziente Gestaltung und Ausführung von Unterstützungsprozessen im
Krankenhaus. Die Konstruktion entsprechender Modelle und Strukturen unterstützt die
Entscheidungen zur Generierung bestmöglicher Lösungen und das Erreichen der
6 Angewandte Wissenschaft wird zudem in wertende und wertfreie Wissenschaft unterschieden (Raffée, 1974;
Bamberg et al., 2012). 7 Werturteile besitzen keinen empirischen Gehalt, sondern haben lediglich Weisungsgehalt, der anhand seiner
Akzeptanz beurteilt werden kann (Schweitzer, 1978).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 8
individuellen Ziele, wobei neben den informations- auch die gestaltungsfunktionalen
Merkmale der Betriebswirtschaftslehre deutlich werden (Heinen, 1978). Damit wird
ein pragmatisches Wissenschaftsziel verfolgt, das einen hohen Bezug zu praktischen
Problemstellungen aufweist und somit der anwendungsorientierten Wissenschaft
zuzuordnen ist.
Abgeleitet aus dem geschilderten Wissenschaftsziel kann die erkenntnistheoretische
Position der Arbeit bestimmt werden. Diese kann auf vier zentrale Dimensionen
reduziert werden, wobei die erkenntnistheoretische Verortung erklärt, wie die
Wissenschaft zur Erreichung eines Erkenntnisfortschritts aus Sicht der
Betriebswirtschaftslehre betrieben werden muss (Kornmeier, 2007). Der Realismus
unterstellt die Existenz einer vom Denken unabhängigen Realität, die durch
Wahrnehmung und Denken vollständig bzw. in wesentlichen Teilen erkannt und
beschrieben werden kann. Als Einschränkung erweist sich, dass Individuen jeweils nur
einen Teil der Informationen wahrnehmen können, die von der Umwelt bereitgestellt
werden. Zudem unterliegen die individuellen Wahrnehmungen Verzerrungen und
Täuschungen (Kornmeier, 2007; Haug, 2004). Dem steht der radikale
Konstruktivismus gegenüber, der die Realität als subjektabhängiges Konstrukt ansieht
und davon ausgeht, dass die Realität durch Beobachtungen konstruiert wird und daher
einer subjektiven Interpretation unterliegt. Entsprechend werden Theorien lediglich als
nutzenstiftende Fiktionen angesehen, die jedoch nicht veridikal sind (Schnell et al.,
2013; Kornmeier, 2007).
Aus erkenntnistheoretischer Sicht haben sich der klassische Rationalismus und der
klassische Empirismus als die zentralen Positionen herausgebildet (Kern, 1979;
Kornmeier, 2007). Der klassische Rationalismus gründet auf Verstand und Vernunft
als Ursprung der Erkenntnis, nicht auf sinnliche Erfahrung. Dabei geht jeder
Beobachtung eine Theorie voraus, um Erkenntnisse deduktiv aus Beobachtungen oder
Experimenten abzuleiten. Dem steht der klassische Empirismus gegenüber, der aus
einer endlichen Anzahl an Beobachtungen induktiv auf allgemeingültige
Gesetzesaussagen schließt, wobei die Erfahrung als wichtigste Quelle menschlicher
Erkenntnis angesehen wird (Kornmeier, 2007; Schnell et al., 2013). Die radikalen
Positionen sowohl des klassischen Rationalismus als auch des klassischen Empirismus
gelten in der Wirtschaftstheorie als überwunden, da sich weder die reine Deduktion
noch die reine Induktion als allein zielführend erwiesen hat (Schmid, 1996).8
8 Ausführungen zu den Schwachstellen der klassischen Erkenntnislehre finden sich bei Kern (1979).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 9
Die heutige Betriebswirtschaftslehre ist vor allem durch den kritischen Rationalismus
und den Konstruktivismus geprägt, wobei insbesondere erstgenannter wesentliche
Elemente der radikalen Positionen aufgenommen hat (Kern, 1979; Fülbier, 2004). Der
kritische Rationalismus geht davon aus, dass eine objektive Realität existiert und
formal erkennbar ist, diese jedoch nur subjektiv begriffen werden kann (Schirmer
2009). Die implizite Unterstellung der Fehlbarkeit der menschlichen Vernunft führt
dazu, dass die Erkenntnisse lediglich als vorläufig anzusehen sind (Kornmeier, 2007).
Damit erfolgt ein Wechsel vom Anspruch der Verifikation hin zur Falsifikation im
Sinne einer andauernden Suche nach der Wahrheit (Popper, 1994). Durch Falsifikation
von Hypothesen kann eine Annäherung an die Realität erfolgen (Rommelfanger &
Eickemeier, 2002; Kornmeier, 2007). Der oben beschriebene radikale
Konstruktivismus als Kritik des naiven Realismus ist klar vom Konstruktivismus der
Erlanger Schule abzugrenzen.9 Letztgenannter ist vom Begründungsanspruch des
klassischen Rationalismus geprägt, wobei aufbauend auf theoretischen Überlegungen
und Argumentationen deduktiv Erkenntnisse gewonnen werden, die jedoch nicht als
endgültig angesehen werden (Kornmeier, 2007; Lorenzen, 1974). Ziel ist die
Generierung von Wissen in Form eines Konsenses als übereinstimmendes Ergebnis
der an der Diskussion beteiligten Experten (Schnell et al., 2013). Die vorliegende
Arbeit folgt dem Konstruktivismus, wobei meta-theoretischen Fragen mit Empirie
verbunden werden (Kornmeier, 2007). Dabei werden die Hürden und
Herausforderungen des Benchmarkings auf Prozessebene untersucht und eine Methode
mit dem Ziel der Unterstützung unternehmerischer Entscheidungen konzipiert und
validiert.
2.2 Gestaltung des Forschungsdesigns
Nach der wissenschaftstheoretischen Einordung wird im Folgenden der konzeptionelle
Handlungsrahmen definiert. Für die Umsetzung eines realwissenschaftlichen,
entscheidungsorientierten Forschungsvorhabens bedarf es einer engen Kooperation mit
der Unternehmenspraxis (Möller, 2002). Liegt das Untersuchungsfeld in einem wenig
bekannten Wirklichkeitsbereich und zeichnet sich durch einen hohen
Spezifikationsgrad aus, haben sich qualitative Forschungsansätze als besonders
geeignet erwiesen (Flick et al., 2008; Atteslander, 2008). Als grundlegendes Merkmal
9 Dabei zeichnen sich konstruktivistische Theorien dadurch aus, dass die Realität vom individuellen
Standpunkt aus gesehen und konstruiert wird (Schirmer, 2009).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 10
qualitativer Forschung10 wird insbesondere die Ausweitung des explorativen Aspekts
auf die gesamte Untersuchung betont (Kromrey, 2006; Gerdes, 1979). Das ermöglicht
eine systematische Berücksichtigung von durch Beziehungen und Werte geprägten
komplexen Zusammenhängen (Atteslander, 2008). Dabei ist das Verfolgen einer
dualen Forschungsstrategie, die das „schöpferische Entwerfen neuer Konzepte und
Techniken“ neben dem empirischen Forschungsaspekt formuliert, anzustreben
(Chmielewicz, 1978, S. 437).
In der vorliegenden Betrachtung ist von einem komplexen Umfeld auszugehen, sodass
sich ein explorativer Forschungsansatz als geeignet erweist.11 Die Untersuchung
erfolgt fokussiert auf den konkreten Anwendungsbereich der Unterstützungsprozesse
im Krankenhaus. Für die Durchführung von Benchmarking-Anwendungen existieren
zwar etablierte und anerkannte Konzepte, jedoch fehlt es an Konzeptionen im
genannten Anwendungsbereich, insbesondere im Hinblick auf eine systematische
Entscheidungsunterstützung. Die Überprüfung einer Neukonzeption bzw.
Verfeinerung der Methode erfolgt daher mithilfe von Momentaufnahmen und
fallstudienähnlichen Vergleichsstudien. Die vorliegende Arbeit fokussiert dabei auf
den Umsetzungs- und Anwendungsaspekt als eine zentrale Zielsetzung und stellt so
die Verbindung zwischen theoretischer Konzeption und Fundierung und der
analytischen Anwendung in der Praxis her.12 Dabei wird gemäß dem oben dargelegten
anwendungsorientierten Wissenschaftsverständnis der Versuch unternommen, über die
Erklärung eines Realitätsabschnittes hinaus Handlungsempfehlungen für die
Erreichung definierter Ziele zu erarbeiten (Heinen, 1978). Ziel der qualitativen
Untersuchung ist die detaillierte Beschreibung und Evaluation, wobei zum einen die
Überprüfung der „Wirksamkeit, Effizienz und Zielerreichung“ der Prozesse und
Modelle angestrebt wird, zum anderen sollen die Ergebnisse „Entscheidungs- und
Planungshilfen liefern und aus Sicht ihrer Auftraggeber zu verbesserter Steuerung,
höherer Rationalität und verbesserter Qualität“ der Ausführungen und Angebote
führen (Kardorff, 2008, S. 239).13
10 Kromrey (2006) betont, dass im Rahmen qualitativer Forschung der subjektiven Perspektive der
Untersuchten entscheidende Bedeutung zugewiesen wird, jedoch ohne die differenzierten und getrennten
Rollen von Forschendem und dem Objekt der Datenerhebung infrage zu stellen. 11 Heinen (1978, S. 226) führt aus, dass die vorliegende Problemstellung ausschlaggebend für die Wahl der
Methodik ist. Dabei ist nicht von einem Entweder-oder zwischen rein deduktiven oder rein induktiven
Forschungsmethoden zu wählen, vielmehr geht es um ein Sowohl-als-auch. 12 Erklärte Zielsetzung qualitativer Forschung ist das Verstehen und Erklären komplexer Zusammenhänge,
nicht die „Erklärung durch die Isolierung einzelner (z. B. Ursache-Wirkungs-)Beziehung[en]“ (Flick et al.,
2008, S. 23). 13 Zielsetzung ist ausdrücklich nicht die Bildung von Theorien bzw. Überprüfung theoriebasierter Hypothesen.
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 11
Für die Durchführung qualitativer Forschungsvorhaben haben sich diverse
grundlegende Konzepte bewährt, sodass hier eine Kurzcharakteristik der
angesprochenen Vergleichsstudien und Momentaufnahmen vorgenommen werden
soll.14 Während Fallstudien auf die präzise Beschreibung bzw. Rekonstruktion eines
Falls gerichtet sind15, wird im Rahmen von Vergleichsstudien der Fall nicht in seiner
umfassenden Komplexität und Ganzheit betrachtet, sondern eine Vielzahl von Fällen
wird hinsichtlich eines bestimmten Ausschnitts analysiert. Dabei werden explizit die
spezifischen Inhalte des Expertenwissens mehrerer Personen im Hinblick auf eine
konkrete Fragestellung genutzt. Die zentrale Herausforderung in der Betrachtung
mehrerer Fälle besteht in der Notwendigkeit, einen angemessen Standardisierungsgrad
bzw. die konstante Beibehaltung der weiteren (strukturellen) Rahmenbedingungen
sicherzustellen. In der vorliegenden Untersuchung soll das mithilfe einer
systematischen Beschreibung des Untersuchungsumfeldes und einer entsprechenden
Integration der dort identifizierten Kriterien gewährleistet werden. Hinsichtlich der
zeitlichen Dimension wird eine Momentaufnahme angestrebt, wobei Beispiele und
Wissen aus früheren Erfahrungen und Rekonstruktionen in die Betrachtung
einbezogen werden und das Interesse auf die individuelle Sicht der Beteiligten gelenkt
wird (Flick, 2008a). Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden zahlreiche
unterschiedliche Quellen für die Gewinnung von Informationen genutzt (Schnell et al.,
2013). Diese sog. Triangulation beschreibt im vorliegenden Kontext die Betrachtung
eines Untersuchungsobjekts aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei in der
vorliegenden Arbeit vorrangig eine Nutzung unterschiedlicher Daten (z.B. Interviews,
Dokumente, Prozesscharts, Datenbanken) erfolgt (Flick, 2008b).16 Eine zentrale
Fragestellung in qualitativen Untersuchungen ist die Auswahl des betrachteten Falls
bzw. Samples, wobei betont wird, dass bei der Konstruktion der Stichprobe nach einer
maximalen Variation gestrebt werden sollte (Merkens, 2008; Patton, 1990). Im
Rahmen der Betrachtung kommt das theoretical sampling, das eng verbunden ist mit
14 Ausführungen zu den Möglichkeiten qualitativen Designs finden sich bei Creswell (1998). 15 Detaillierte Informationen zu Charakteristika und Gestaltungsmöglichkeiten der Fallstudienforschung finden
sich bspw. bei Yin (2013), Eisenhardt (1989) und Lamnek (2010). Ein Fall kann dabei sowohl eine Person,
Gruppe, Organisation als auch ein gesellschaftliches Teilsystem oder eine Kombination daraus sein
(Brüsemeister, 2008). 16 Dabei kann grundsätzlich in die Triangulation von Daten, Theorien, Investigatoren und Methoden
unterschieden werden (Flick, 2008b).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 12
dem Grounded-Theory-Ansatz17, zum Einsatz. Im Laufe der Untersuchung erfolgt eine
bewusste Auswahl der einbezogenen Untersuchungsobjekte, da sich die Vorstellungen
erst im Laufe der Untersuchung endgültig konkretisieren (Merkens, 2008; Glaser &
Strauss, 1967).
2.3 Ablauf des Forschungsvorhabens
Der Ablauf des Forschungsvorhabens gliedert sich in die drei Dimensionen
Entdeckungs-, Begründungs- und Verwertungszusammenhang, wobei Verknüpfungen
zwischen den Dimensionen bestehen (Atteslander, 2008). Wie in Abbildung 2
dargestellt, erfolgt in der Dimension Entdeckungszusammenhang die Formulierung
der Zielsetzung und eine Beschreibung der Problemstellung, die den Ausgangspunkt
für das Forschungsvorhaben bildet. Dabei wird das Fehlen einer einheitlichen Methode
zum prozessbasierten Benchmarking mit Berücksichtigung der notwendigen
Vergleichsbasis erörtert und die Forschungslücke benannt.
Abbildung 2: Ablauf des Forschungsvorhabens (eigene Darstellung in Anlehnung an Atteslander,2008, S. 46 f. sowie
grafisch an Sedlmeier, 2015, S. 13)
17 Ausführungen zum Grounded-Theory-Ansatz finden sich z. B. bei Glaser und Strauss (1967) sowie Strauss
und Corbin (1996). Besondere Merkmale sind dabei die extensive Datenanalyse und die ständig
vergleichende Analyse sowie die unmittelbare Rückkopplung der Analyse zur Datensammlung (Kromrey,
2006).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 13
In der Dimension Begründungszusammenhang erfolgt zum einen die Darlegung der
Forschungskonzeption inkl. der Auswahl der Forschungsmethode, zum anderen
werden die zugrunde liegenden Theorien und Begriffe definiert und abgegrenzt.
Daneben bilden die ausführliche Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes und
die systematische Analyse der Literatur den Rahmen für die Durchführung des
innovativen Teils des Vorhabens. Die Entwicklung und Anwendung einer Methode
mit entscheidungsunterstützendem Charakter ist in die aufeinander aufbauenden
Schritte der Prozessstrukturierung und der Prozessleistungsbetrachtung untergliedert.
Diese werden abschließend zusammengeführt und jeweils empirisch auf ihre
Praxistauglichkeit überprüft. Die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen bildet
den Übergang zur Dimension Verwertungszusammenhang, welche die identifizierten
Problemlösungen aufnimmt und Gestaltungsempfehlungen für Wissenschaft und
Praxis formuliert. Das entspricht insbesondere dem wissenserweiternden Anspruch des
erkenntnistheoretischen Forschungskonzepts.
2.4 Konzeption des theoretischen Bezugsrahmens
Die Konzeption des theoretischen Bezugsrahmens bildet einen wesentlichen
Bestandteil der wissenschaftlichen Fundierung des Forschungsvorhabens. Zu diesem
Zweck werden die zugrunde liegenden Theorien erörtert und abschließend in Form
eines Forschungsrahmens zusammengefügt.
2.4.1 Transaktionskostentheorie
Die Transaktionskostentheorie, die der neuen Institutionenökonomik zugeordnet wird,
geht auf einen grundlegenden Aufsatz von COASE (1937) und entscheidende
Weiterentwicklungen durch WILLIAMSON (1975, 1985, 1996) zurück. Im Unterschied
zur neoklassischen Marktheorie werden Markt und Hierarchie in der
Institutionenökonomik als konkurrierende Koordinationsinstitutionen betrachtet
(Müller-Stewens & Lechner, 2011). Dabei untersucht die Transaktionskostentheorie
die Frage nach Art und Ausmaß der Spezialisierung sowie damit verbunden nach der
Form der Koordination arbeitsteilig erstellter Leistungen (Ebers & Gotsch, 2006). Die
Transaktion ist dabei der zentrale Untersuchungsgegenstand, wobei
Austauschbeziehungen spezialisierter Akteure arbeitsteiliger Wirtschaftssysteme den
Ausgangspunkt bilden (Picot et al., 2008). Dietl (2007, S. 1750 f.) definiert
Transaktionen als die „Übertragung eines Vor- oder Zwischenprodukts bzw. einer
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 14
Dienstleistung von einer vorgelagerten auf eine nachgelagerte Produktionsstufe.“18 Die
bei Transaktionen für die Koordination zwischen den Kooperationspartnern
verursachten Kosten werden als Transaktionskosten bezeichnet (Dietl, 2007; Müller-
Stewens & Lechner, 2011).19 Ziel der Untersuchungen ist die „Entwicklung effizienter
Regeln zur Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten“ (Müller-Stewens & Lechner,
2011, S. 133). Dabei bestimmen die Anforderungen hinsichtlich der Koordination
einer Transaktion und die Anpassungsfähigkeiten alternativer Organisationsformen die
Grenze zwischen Markt und Unternehmen, d. h. die optimale Unternehmensgröße
(Dietl, 2007).20 Die im Rahmen der Definition implizit angesprochene physische
Übertragung von Gütern und Dienstleistungen erlaubt eine Interpretation des
Transaktionsbegriffs als „Übergabe von Objekten zwischen unterschiedlichen
Bearbeitungsstationen innerhalb eines Unternehmens“ (Gaitanides, 2012, S. 68).
PICOT ET AL. (2008) betonen zudem, dass die Transaktionskostentheorie über die
Anwendung im Rahmen des Tausches und der Abstimmung zwischen spezialisierten
Akteuren hinausgeht und ebenso in der Lage ist, Fragestellungen der bestmöglichen
Spezialisierung bzw. Arbeitsteilung zu annoncieren. Die Einflussfaktoren auf die Höhe
der Transaktionskosten können drei zentrale Dimensionen kategorisiert werden (Picot
et al., 2008; Williamson, 1990). Abbildung 3 veranschaulicht die Dimensionen und
deren Zusammenwirken, wobei begrenzte Rationalität und Opportunismus als die
zentralen Verhaltensannahmen deklariert sind. Die Annahme begrenzter Rationalität
ist zum einen durch die eingeschränkte bzw. begrenze Kapazität zur Aufnahme und
Verarbeitung von Informationen begründet, zum anderen durch Probleme bei der
verbalen Kommunikation einer bestimmten Klasse von Wissen (Simon, 1957; Franck,
1992; Berger & Bernhard-Mehlich, 2006). Die Opportunismusannahme besagt, dass
Akteure nutzenmaximierend handeln, wobei sie ihre individuellen Ziele und eigenen
Interessen verfolgen, die im Zweifel auch zum Nachteil Dritter und entgegen sozialen
Standards angestrebt werden (Ebers & Gotsch, 2006; Picot et al., 2008). Dabei soll
ausdrücklich erwähnt werden, dass die Verhaltensannahmen nicht nur Individuen,
sondern ebenso Organisationen betreffen (Picot et al. 2008).21 Von besonderer
Relevanz für die Höhe der Transaktionskosten ist die Spezifität der Transaktion bzw.
18 Williamson (1990) betont die Übertragung über eine technische Schnittstelle hinweg. 19 Transaktionskosten können dabei sowohl ex post als auch ex ante anfallen (Williamson, 1985). Einen
Überblick über mögliche Kostenkategorien geben Ebers und Gotsch (2006). 20 Hervorgehoben wird insbesondere das Effizienzkriterium, da es vorrangig darum geht, eine möglichst
effiziente Form der Kooperation zur Leistungserbringung zu identifizieren (Müller-Stewens & Lechner,
2011; Ebers & Gotsch, 2006). 21 Eine dritte Annahme beschreibt die Risikoneutralität, die zur Modellvereinfachung angenommen wird
(Williamson, 1985; Ebers & Gotsch, 2006).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 15
deren strategische Bedeutung (Williamson, 1990). Nach PICOT ET AL. (2008, S. 59) ist
die Spezifität dabei charakterisierbar „als Widmung der im Rahmen der Transaktion
benötigten Ressourcen“. Für die Erstellung eines Gutes bzw. zur Erbringung der
vereinbarten Leistung wird auf mehr oder weniger spezialisierte Input-Faktoren
zurückgegriffen. Dabei ist von besonderer Relevanz, inwieweit die zu tätigenden
Investitionen auf die auszutauschenden Güter und Dienstleistungen zugeschnitten sind
(Ebers & Gotsch, 2006).
Abbildung 3: Einflussfaktoren auf die Transaktionskosten (Picot et al. 2008, S. 58; dort zitiert Williamson 1975, S. 40)
Die Spezifität ist umso höher, je größer die Wertdifferenz zwischen der intendierten
Verwendung der zu tätigenden Investitionen im Vergleich zu einer alternativen bzw.
zweitbesten Verwendung der Ressourcen ist (Picot et al., 2008).22 Hinsichtlich der
Spezifität werden unterschiedliche Spezifitätsarten in Abhängigkeit von den
notwendigen Investitionen unterschieden (Williamson, 1989). Dabei ist ein hoher
Spezifikationsgrad dann problematisch, wenn er mit einer hohen strategischen
Bedeutung einhergeht, da dort keine Referenzfälle vorliegen und der Schutz der
Problemlösung von großer Relevanz ist (Picot et al., 2008; Krahnen, 1991).
Entsprechend werden mit einem höheren Grad an Spezifikation statt marktlicher eher
kooperative oder hierarchische Koordinationsformen genutzt (Müller-Stewens &
Lechner, 2011). Die Häufigkeit bezieht sich auf die Anzahl der Wiederholungen eines
bestimmten Transaktionstyps, um die getätigten Investitionen zu rechtfertigen (Picot
et al., 2008). Dabei unterstützt eine häufige Wiederholung die Realisierung von
Skalen- und Synergieeffekten. Es ist hinzuzufügen, dass die Häufigkeit bei isolierter
Betrachtung eine untergeordnete Bedeutung besitzt, wie in Abbildung 4 dargestellt
22 Der Begriff der Quasi-Rente hat sich als Bezeichnung für die beschriebene Wertdifferenz etabliert
(Windsperger, 1996).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 16
jedoch in Kombination mit der Spezifität / strategischen Bedeutung ausschlaggebend
für den Integrationsgrad ist (Ebers & Gotsch, 2006).23
Abbildung 4: Darstellung der Koordinationskurven (eigene Darstellung in Anlehnung an Picot et al., 2008, S. 70)
Die dritte Dimension erfasst die Transaktionsatmosphäre, wobei damit alle
„soziokulturellen und technischen Faktoren, die in einer gegebenen Situation Einfluss
auf die Transaktionskosten verschiedener Koordinations- und Motivationsinstrumente
haben“, berücksichtigt werden (Picot et al., 2008, S. 61). Der Fokus der
Transaktionskostentheorie auf die „Optimierung des Leistungsaustausches zwischen
spezialisierten Akteuren“ wird deutlich, indem die innerbetriebliche arbeitsteilige
Leistungserbringung dann vorteilhaft ist, wenn die damit verbundenen
Herausforderungen hinsichtlich der Koordination und Motivation besser gelöst werden
können als dies über eine marktseitige Abwicklung möglich wäre (Picot et al., 2008, S.
66). Unternehmen können dabei als „Koordinationsmechanismus“ gesehen werden,
der in Konkurrenz zu weiteren Koordinationsmechanismen (Markt,
Kooperationsverträge, öffentliche Verwaltung) steht (Dietl, 2007, S. 1754).
Koordinationsmechanismen unterscheiden sich im Hinblick auf Anreizintensität,
Kontrollstrukturen und zugrunde liegendes Vertragsrecht, wobei das Ziel der
Transaktionskostentheorie darin besteht, anhand der spezifischen Stärken und
Schwächen diejenige Koordinationsform zu bestimmen, die mit Rücksicht auf die
23 Dabei ist hervorzuheben, dass der vertikale Integrationsgrad, der das Verhältnis zwischen Fremd- und
Eigenerstellung einer Leistung beschreibt, ein zentrales Anwendungsgebiet der Transaktionskostentheorie ist
(Müller-Stewens & Lechner, 2011; Bea & Haas, 1995).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 17
Eigenschaften der Transaktion unter Beachtung der Einflussfaktoren die geringsten
Transaktionskosten verursacht (Dietl, 2007).24
Aus der Perspektive des Managements ergeben sich daraus zum einen Fragen
hinsichtlich des In-/Outsourcings von Leistungen bzw. der Auslagerungen spezifischer
Leistungsbereiche25, z. B. in Shared Service Center (SSC), zum anderen Fragen zur
optimalen Organisationsstruktur, z. B. Ablauf- vs. Aufbauorganisation (Müller-
Stewens & Lechner, 2011). Entsprechend der dargelegten Problemstellung ist
insbesondere die Frage nach der bestmöglichen Spezialisierung und der Arbeitsteilung
der innerbetrieblichen Leistungserbringung von Relevanz. Ausgehend von einem
Prozessdenken hat die Zerlegung der Aufgaben direkte Auswirkungen auf die
Produktivität, wobei die Zerlegungslogik identifiziert werden soll, die zu einer
maximalen Effizienz führt (Picot et al., 2008). Diese Zielsetzung kann zum einen
durch Minimierung der Interdependenzen zwischen den Teilaufgaben26, zum anderen
durch Teilung der Aufgaben hinsichtlich der Stadien wissensökonomischer Reife
erreicht werden.27 Entscheidender Indikator für die zentrale bzw. dezentrale
Ausführung der innerbetrieblichen Aufgaben ist dabei die Kompatibilität des Wissens.
Dazu wird eine Analyse anhand der Spezifität der Infrastruktur und der Fachspezifität
vorgeschlagen, wobei in Unterstützungsprozessen im Krankenhaus eine
vergleichsweise geringe Ausprägung hinsichtlich beider Kriterien zu beobachten ist
und somit weniger die Zentralisierungsfrage als strategische Make-or-buy-
Entscheidungen im Vordergrund stehen (Picot et al., 2008; 1990).28 Aufgrund der
Besonderheiten des Gesundheitsbereichs ist außerdem zu betonen, dass die primären
medizinischen Bereiche entscheidenden Einfluss auf die Leistungserbringung sowie
24 Ausführungen zu den unterschiedlichen Ausprägungen institutionellen Arrangements finden sich z. B. bei
Ebers und Gotsch (2006). 25 Informationen zum Outsourcing finden sich bspw. bei Ghodeswar und Vaidyanathan (2008). 26 Dabei wird in gepoolte, sequenzielle, reziproke und teamorientierte Interdependenz unterschieden. Mit
steigender Unabhängigkeit der Teilaufgaben sinkt der Abstimmungsbedarf bei Erhöhung der Integrativität
der Arbeit des Aufgabenträgers (Picot et al., 2008). 27 Die mangelnde Artikulierbarkeit bestimmter Wissensteile impliziert die Vermeidung eines aufwendigen
Wissenstransfers zwischen den Transaktionspartnern durch eine Vereinfachung bzw. Reduktion der
Austauschprozesse. Wissensökonomische Reife ist dann erreicht, wenn spezialisierte Leistungen, die zur
Weiterverwendung bestimmt sind, explizites Wissen enthalten, das jedoch für die Gegenseite für die
Weiterentwicklung der Leistung nicht von Bedeutung ist (Dietl, 1993; Picot et al., 2008). 28 Infrastrukturspezifität beschreibt dabei jene Aufgaben, die zur „Entwicklung und Durchsetzung allgemeiner
und übergreifender Rahmenbedingungen“ notwendig sind, wobei diese dann hoch ausgeprägt sind, wenn
diese Aufgaben von anderen Unternehmen grundsätzlich anders gelöst werden. Die Fachspezifität ist
hingegen eng mit der tatsächlichen primären Wertschöpfung verbunden (Picot et al., 2008, S. 64).
Informationen zur Zerlegung von Unternehmen in Ressourcen, Fähigkeiten und Kernfähigkeiten und damit
verbundenen Kernkompetenzen zur strategischen Differenzierung von Wettbewerbern finden sich bei
Müller-Stewens und Lechner (2011).
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 18
deren Finanzierung und Vergütung ausüben.29 Grundsätzlich können veränderte
Transaktionseigenschaften zu Reorganisationsbestrebungen führen (Dietl, 2007; Picot
et al., 2008). Die Transaktionskostentheorie integriert die Ergebnisse weiterer
organisationstheoretischer Ansätze, z. B. der verhaltenswissenschaftlichen
Entscheidungstheorie (Ebers & Gotsch, 2006), und ermöglicht mit vergleichsweise
wenigen Annahmen sowie einem relativ einfachen theoretischen Grundgerüst „ein
hohes Maß an praktischer Orientierungshilfe“ bei einem gleichzeitig breiten
betriebswirtschaftlichen Anwendungsfeld (Dietl, 2007, S. 1758).
2.4.2 Entscheidungstheorie
Unternehmen verfolgen die übergeordnete Zielsetzung, im Rahmen der
Geschäftstätigkeit den Einsatz von Technologie und Wissen durch zielorientiertes
Management derart für die Erstellung von Produkten und Dienstleistungen zu nutzen,
dass der Wert der erbrachten Leistung den Wert der eingesetzten Produktionsfaktoren
übersteigt. Dabei sind die operativen und strategischen Maßnahmen das Ergebnis
unternehmerischer Entscheidungen (Liermann, 2004). Eine Entscheidung ist definiert
als „Akt, bei dem bewusst eine von mehreren Handlungsalternativen zur Erreichung
eines Ziels ausgewählt“ wird (Rommelfanger & Eickemeier, 2002, S. 1). Die
Bewertung von Handlungsalternativen setzt die Prognose der daraus resultierenden
Konsequenzen voraus (Heinen, 1978). Das Controlling hat dabei eine unterstützende
Funktion hinsichtlich Objekt- und/oder Organisationsentscheidungen auf
unterschiedlichen Hierarchieebenen und bei der Bewältigung unterschiedlicher
Aufgaben, wobei insbesondere auf die Operationalisierung und systematische
Erfassung von Soll- und Ist-Werten sowie die Ursachenanalyse zu verweisen ist
(Liermann, 2004; Fischer et al., 2012).
Grundsätzlich lässt sich die Entscheidungstheorie in einen deskriptiven und einen
präskriptiven Ansatz differenzieren. Die präskriptive Entscheidungstheorie beschreibt,
wie rational bestmögliche Entscheidungen im Hinblick auf ein spezifisches Ziel
getroffen werden können. Die deskriptive Entscheidungstheorie beschreibt hingegen,
wie Entscheidungen in der Realität zustande kommen, und erklärt, warum die
Entscheidungen in dieser Form getroffen wurden (Laux et al., 2014; Bamberg et al.,
2012). HEINEN (1969) versteht die präskriptive bzw. normative Entscheidungstheorie
als Antwort auf die Frage, wie das Entscheidungsverhalten von Entscheidungsträgern
29 Siehe dazu detailliert Kap. 4 dieser Arbeit.
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 19
ausgestaltet sein soll, um definierte Ziele optimal zu erreichen. Dabei erfolgt die
Abgrenzung von der normativen Entscheidungstheorie, indem die präskriptive
Entscheidungstheorie nicht über vordefinierte Ziele in Form von Idealen und
Standards verfügt, diese werden auf der Basis der individuellen
Entscheidungspräferenzen definiert (Nitzsch, 1992). Neben dem Ziel, erfolgreichere
Entscheidungen zu fördern, ist die Herstellung einer größtmöglichen Transparenz der
Entscheidungsgrundlage ein wichtiges Ziel der präskriptiven Entscheidungstheorie
(Eisenführ & Weber, 2003). Die präskriptive Entscheidungstheorie geht von der
Annahme eines rational agierenden Entscheidungsträgers aus (Bamberg, 2012). Dabei
wird vorausgesetzt, dass der Entscheider über ein widerspruchsfreies Zielsystem
verfügt und sich diesem entsprechend verhält (formale Rationalität). Zudem wird
zwischen objektiver und subjektiver Rationalität unterschieden, wobei objektive
Rationalität dann vorliegt, wenn die Wahrnehmung des Entscheidungsträgers mit den
Informationen über die Realität übereinstimmt, die ein unabhängiger kompetenter
Dritter ermitteln kann. Eine Entscheidung ist hingegen bereits subjektiv rational, wenn
die vom individuellen Entscheidungsträger wahrgenommenen Informationen mit der
Realität deckungsgleich sind (Rommelfanger & Eickemeier, 2002; Bamberg et al.,
2012).30 Deshalb ist die Konsistenz der Entscheidungsgrundlage von besonderer
Bedeutung (Eisenführ & Weber, 2003). Die Erstellung von Entscheidungsmodellen ist
daher wichtiger Bestandteil der präskriptiven Entscheidungstheorie. Ein Modell ist
nach entscheidungstheoretischem Verständnis eine vereinfachte, jedoch
strukturgleiche und zweckorientierte Abbildung des realen Sachverhalts (Bamberg et
al., 2012; Schneeweiß, 1991). Die Erstellung eines Entscheidungsmodells umfasst die
formalisierte Definition der als wesentlich identifizierten Elemente und Beziehungen
hinsichtlich einer problembehafteten Handlungssituation mit dem Ziel, logische
Implikationen aus dem resultierenden Strukturkomplex abzuleiten. Es werden
allgemeine und konkrete Entscheidungsmodelle unterschieden, wobei sich konkrete
Entscheidungsmodelle auf spezifische Entscheidungssituationen beziehen (Bretzke,
1980). Ziel ist die zielorientierte Auswahl und Entwicklung von Instrumenten und
Methoden zur Lösung spezifischer realer Entscheidungssituationen. Die Aufgabe
entscheidungstheoretischer Forschung ist vorrangig darin zu sehen, eine möglichst
klare Formulierung der dem Modell zugrunde liegenden Annahmen und
Anforderungen vorzunehmen. Die häufig mathematische Bestimmung der optimalen
30 Zimmermann (1987) differenziert das zugrunde liegende „innere Modell“ in 1) individuelle Werte, Ziele und
Kriterien, 2) Überzeugungen, die mögliche Konsequenzen der Alternativen determinieren und 3) möglichen
Verhaltensweisen.
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 20
Lösung des Modells zeigt die bestmöglichen Handlungen und Aktionen auf. Die
Existenz eines geeigneten Lösungsverfahrens für die konkrete Modellkonfiguration ist
dabei notwendig (Laux et al., 2014).
Die deskriptive Entscheidungstheorie widmet sich der Beschreibung, Analyse und
Erklärung des tatsächlichen Entscheidungsverhaltens in der Realität (Bamberg et al.,
2012). Dabei soll ein Zusammenhang zwischen der vorliegenden
Entscheidungssituation und der empirisch beobachteten Entscheidung hergestellt
werden (Rommelfanger & Eickemeier, 2002). Ziel ist es, Hypothesen über das
Verhalten von Individuen/Gruppen im Entscheidungsprozess aufzustellen, um im
Anwendungsfall Prognosen hinsichtlich der Entscheidung stellen zu können (Laux
et al., 2014). Im Rahmen der deskriptiven Entscheidungstheorie wird versucht, die
grundsätzliche, modellinhärente Eigenschaft der präskriptiven Entscheidungstheorie,
die von Tatsachen und Präferenzen ausgeht und die Rationalität des
Entscheidungsträgers voraussetzt (Bamberg et al., 2012), durch die systematische
Einbeziehung der empirisch beobachtbaren Abweichungen vom rationalen Verhalten
zu ergänzen (Rommelfanger & Eickemeier, 2002). Das Konzept der beschränkten
Rationalität widerspricht dem Konzept des Homo oeconomicus, indem argumentiert
wird, dass Entscheidungsträger zum einen nur über eine beschränkte
Informationsverarbeitungskapazität verfügen, sodass das Treffen rationaler
Entscheidungen ausgeschlossen ist, und dass zum anderen nicht alle Alternativen und
damit verbundenen Konsequenzen bekannt sind und in den Entscheidungsprozess
einbezogen werden können (March & Simon, 1958; Zimmermann, 1987). Es wird
deutlich, dass im Gegensatz zur präskriptiven Entscheidungstheorie, welche auf die
Entscheidungslogik fokussiert, in der deskriptiven Entscheidungstheorie das Verhalten
des Entscheidungsträgers ins Blickfeld rückt (Bamberg et al., 2012; Berger &
Bernhard-Mehlich, 2006). Dabei kann eine Entscheidung im Rahmen der deskriptiven
Entscheidungstheorie als Informationsverarbeitungsprozess gesehen werden, wobei in
Abhängigkeit von der Komplexität die Anzahl der Rückkopplungen variiert. In diesem
Zusammenhang ist insbesondere die Rolle des Entscheidungsträgers hervorzuheben,
der entsprechend seinen individuellen Zielen, seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten
zur Bewertung der Lösungsvorschläge und seinen Fähigkeiten zur Abstraktion von
entsprechenden Handlungen entscheidenden Einfluss auf die Einschätzung und den
Umgang mit der jeweiligen Entscheidungssituation nimmt (Zimmermann 1987;
Zimmermann & Gutsche 1991). Für die vorliegende Arbeit besitzt die präskriptive
Entscheidungstheorie hohe Relevanz. ROMMELFANGER und EICKEMEIER (2002)
Konzept und Methodik des Forschungsvorhabens 21
betonen die Bedeutung der zielorientierten Unterstützung der Entscheidungsträger im
Entscheidungsprozess und heben die Notwendigkeit hervor, ein valides Instrument zur
Selektion und Systematisierung von Handlungsalternativen bereitzustellen. Diesem
Anspruch soll durch die Entwicklung der Methode zur systematischen Generierung
operativer und strategischer Handlungen entsprochen werden.
2.4.3 Ableitung des Forschungsrahmens
Die Transaktionskostentheorie und die Entscheidungstheorie bilden den theoretischen
Rahmen für das vorliegende Forschungsvorhaben. Dabei geht die präskriptive
Entscheidungstheorie von einem rationalen Entscheidungsträger aus, der eine
Maximierung seines individuellen Nutzens anstrebt (Rommelfanger & Eickemeier,
2002).
Abbildung 5: Theoretischer Bezugsrahmen (eigene Darstellung)
In der vorliegenden Arbeit werden explizit die Eigenschaften und Besonderheiten des
Krankenhausumfeldes berücksichtigt. Dabei wird zum einen Transparenz hinsichtlich
der genutzten Vergleichsgrundlage hergestellt, zum anderen wird eine Betrachtung der
prozessbasierten Leistungsfähigkeit vorgenommen. Die Ableitung konkreter
Zielsetzungen und Benchmarks mündet in die Generierung individueller
Handlungsempfehlungen auf der Basis der identifizierten Präferenzen und bietet eine
valide Grundlage für unternehmerische Entscheidungen. Dazu wird die Effizienz als
anerkanntes Kriterium für die Entscheidungsfindungen hinsichtlich der
Zentralisierung/Dezentralisierung von Geschäftsprozessen sowie zum Treffen von
Make-or-buy-Entscheidungen herangezogen.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 22
3 BEGRIFFLICHE UND THEORETISCHE GRUNDLAGEN
In diesem Kapitel werden die grundsätzlichen Begriffe und Konzepte dargelegt, um
den Analyseraum theoretisch zu definieren sowie einen Überblick zu den
unterschiedlichen Themenfeldern bereitzustellen. Dabei werden insbesondere die
Begriffe Effizienz sowie Prozessmanagement erörtert und definitorisch abgegrenzt.
Darüber hinaus wird die grundlegende theoretische Fundierung des
Benchmarkingbegriffs und Benchmarking-Vorgehens dargelegt, das den Rahmen für
die zu entwickelnde Methode stiftet.
3.1 Effizienz als Grundlage des Prozessbenchmarkings
Nach einer Abgrenzung und Herleitung des Effizienzbegriffs werden unterschiedliche
Ausgestaltungen von Technologiemengen und Effizienzarten beschrieben.
Abschließend werden die Eigenschaften einer geeigneten Methode für den
leistungsspezifischen Teils des prozessbasierten Benchmarkings identifiziert und
diskutiert.
3.1.1 Abgrenzung der Begriffe Produktivität, Effizienz und Effektivität
Konzeptionelle Grundlage der betriebswirtschaftlichen Produktionstheorie ist die
Definition eines Unternehmens als Netz von Input/Output-Beziehungen, wobei der
Unternehmensprozess aus den drei Grundtatbeständen Faktoreinsatz,
Faktortransformation und Faktorertrag besteht (Gutenberg, 1989; Dyckhoff, 2006;
Coelli, 2005). Produktivität wird bestimmt als Quotient aus Produktionsergebnis
(Output) und allen für die Produktion eingesetzten Produktionsfaktoren (Input), wobei
Output und Input als Größen beschrieben werden, die hinsichtlich ihrer inhaltlichen
Struktur sowohl mengenmäßiger als auch wertmäßiger Ausprägung31 sein können
(Cantner et al., 2007; Färe et al., 2008).32 Das jeweilige Betrachtungsobjekt, z. B.
Prozess, Abteilung oder Unternehmen, wird im Folgenden als Entscheidungseinheit
31 Eine monetäre Bewertung erfordert die Verwendung konstanter Preise. 32 In der Literatur wird zwischen totaler und partieller Faktorproduktivität (FP) unterschieden, wobei die totale
FP die individuelle Gewichtung der einzelnen Inputs zum Output ins Verhältnis setzt, die partielle FP
hingegen bezeichnet eine isolierte Betrachtung eines Sachverhalts (Coelli, 2005; Hammerschmidt, 2006).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 23
(Decision Making Unit, DMU)33 bezeichnet. Im Rahmen der Analyse ist hinsichtlich
der zeitlichen Dimension sowohl eine statische Analyse als auch eine dynamische
Betrachtung möglich (Cantner et al., 2007). Erfolgt die Verwendung verschiedener
Inputs mit heterogenen Maßeinheiten bzw. die Erzeugung verschiedener Outputs, ist
zum Zweck der Vergleichbarkeit eine Aggregation auf eine konsistente Einheit
unumgänglich (Coelli, 2005). Insbesondere zur Bereitstellung geeigneter
Informationen als Grundlage unternehmerischer Entscheidungen ist u. a. ein Vergleich
mit Produktivitätswerten anderer DMUs notwendig.
Effizienz bezeichnet ein Wirtschaftlichkeitsmaß, das durch eine Gegenüberstellung
von Zielerträgen und den dafür notwenigen Mitteln definiert ist (Cantner et al., 2007).
Ziel ist die optimale Verwendung des Inputs bzw. Erstellung des Outputs, wobei die
tatsächlichen Werte in Relation zu beobachteten oder theoretischen Größen gesetzt
werden und sowohl materieller als auch immaterieller Art sein können (Haas, 2004;
Scheel, 2000). Dem ökonomischen Prinzip folgend wird entweder ein größtmöglicher
Zielertrag mit gegebenem Mitteleinsatz (Maximum-Prinzip) oder ein gegebener
Zielertrag mit geringstmöglichem Mitteleinsatz (Minimum-Prinzip) verfolgt
(Dyckhoff, 2000). In Abhängigkeit von der individuellen Spezifikation der Ziele und
Mittel kann Produktivität als ein inhaltlich begrenzter Teil des Effizienzkonzepts
gesehen werden (Cantner et al., 2007).
Effektivität lässt sich von Produktivität und Effizienz insoweit abgrenzen, als damit
der Grad der Erreichung eines definierten Ziels ohne Berücksichtigung der dafür
notwendigen Mittel beschrieben wird (Drucker, 2006).34 NEELY ET AL., (2005)
beschreiben die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens als eine Funktion aus
Effizienz und Effektivität der durchgeführten Aktivitäten. Das von VILFREDO PARETO
(1897) entwickelte schwache Wohlfahrtsprinzip bildet die Grundlage des
Effizienzbegriffs. Demnach ist ein Zustand dann optimal, wenn kein Individuum
bessergestellt werden kann, ohne dass sich ein anderes Individuum verschlechtert
(Scheel, 2000). Dieses Effizienzverständnis wurde von KOOPMANS (1951) auf die
Produktionstheorie übertragen. Demnach gilt eine Input/Output-Transformation (x, y)
als Pareto-Koopmans-effizient in Bezug auf die zugrunde liegende Technologiemenge
33 Der Begriff der Entscheidungseinheit leitet sich von „Decision Making Unit“ (DMU) aus der Literatur der
Data Envelopment Analysis (DEA) ab und fasst die in der klassischen Produktionstheorie üblichen
Bezeichnungen „Aktivität“, „Firma“ oder „Transformationsprozess“ etc. zusammen (Scheel, 2000).
Vereinfachend wird im Folgenden auch von Unternehmen gesprochen, wenn Entscheidungseinheiten im
Allgemeinen gemeint sind (Cantner et al., 2007). 34 Effektivität kann dabei als „doing the right things“ und Effizienz als „doing things right“ definiert werden
(Drucker, 2006, S. 145).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 24
(T), wenn keine Verbesserung eines Input- bzw. Output-Faktors ohne die
Verschlechterung eines anderen Input- bzw. Output-Faktores erreicht werden kann
(Scheel, 2000). Unter Technologie wird die Menge aller aus technischer Sicht
möglichen Input/Output-Kombinationen verstanden (Cantner et al., 2007; Allen,
2002). Die Menge der Input/Output-Kombinationen kann, unter Außerachtlassung
aller sonstigen Einschränken hinsichtlich des Inputs, Throughputs und Outputs,
beschrieben werden als:
𝑇 ∶= {(𝑥, 𝑦)| Outputvektor 𝑦 kann von Inputvektor 𝑥 produziert werden}
Sie repräsentiert das technische und organisatorische Wissen aller DMUs (Dyckhoff,
2006; Scheel, 2000). Daraus resultierend agieren alle DMUs auf der Basis derselben
Technologiemenge. Die Technologiemenge kann aufgrund der Unvollständigkeit der
Informationen nicht exakt konstruiert werden, deshalb ist eine Approximation auf der
Basis der beobachteten Input/Output-Kombinationen und spezifischen Annahmen über
die strukturellen Eigenschaften der Technologiemenge notwendig (Scheel, 2000).
3.1.2 Eigenschaften von Technologiemengen
Skalenerträge (SE) beschreiben die Möglichkeiten der Veränderung der Größe (des
Skalenniveaus) einer DMU bei proportionaler Veränderung der Input- und Output-
Mengen (Allen, 2000; Köhne & Matz 2010).35 Dabei können die Technologiemengen,
wie in Abbildung 6 dargestellt, konstante, nicht zunehmende, nicht abnehmende und
variable Skalenerträge unterscheiden (Fandel, 2005). Konstante Skalenerträge
(constant returns to scale, CRS) liegen vor, wenn bei einer Vervielfachung der Inputs
die Outputs um den gleichen Faktor ansteigen36; nicht zunehmende Skalenerträge
(non-increasing returns to scale, NIRS) beschreiben, dass bei einer Verkleinerung der
Inputs eine Verkleinerung der Outputs um den gleichen Faktor möglich ist; nicht
abnehmende Skalenerträge (non-decreasing returns to scale, NDRS) dagegen sind zu
beobachten, wenn die Vergrößerung der Outputs durch eine Vergrößerung der Inputs
um denselben Faktor möglich ist. Schließlich liegen variable Skalenerträge (variable
returns to scale, VRS) vor, wenn keiner der genannten Fälle vorliegt.37 Im Rahmen der
Analyse werden die Effizienzwerte mit unterschiedlichen Annahmen bestimmt, um
entsprechende Größeneffekte zu isolieren und zu analysieren (Scheel, 2000; Allen,
2002; Färe et al., 1994).
35 Im Folgenden werden nicht-parametrische Eigenschaften von Technologiemengen beschrieben. 36 Die Abbildung der konstanten Skalenerträge erfolgt durch die Gerade K in Abb. 6. 37 Es können jedoch Bereiche mit CRS, NIRS oder NDRS vorliegen.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 25
Abbildung 6: Überblick zu unterschiedlichen Skalenertragsannahmen (eigene Darstellung in Anlehnung an Scheel, 2000, S.
42 und Cantner et al., 2007, S. 42)
Eine wichtige Eigenschaft beschreibt die Konvexitätsannahme, die definiert, dass jede
Input/Output-Kombination realisierbar ist, die anteilig aus mindestens zwei DMUs
gebildet werden kann. Die Bildung solcher hypothetischen Input/Output-
Kombinationen ist insbesondere vor dem Hintergrund des Benchmarkings relevant,
um damit ggf. nicht realisierbare Kombinationsmöglichkeiten zu identifizieren
(Scheel, 2000; Farrel, 1957).
Hinsichtlich der Verschwendbarkeit der Faktoren wird in freie Verschwendbarkeit und
schwache Verschwendbarkeit unterschieden. Freie Verschwendbarkeit der Inputs
(Outputs) liegt vor, wenn bei gleichbleibenden Outputs (Inputs) einzelne oder alle
Inputs (Outputs) erhöht (reduziert) werden können. Die schwache Verschwendbarkeit
beschreibt die Möglichkeit der proportionalen Erhöhung (Reduktion). Im Regelfall
wird bei Effizienzbetrachtungen freie Verschwendbarkeit angenommen (Allen, 2002).
SCHEEL (2000) weist zudem auf die strukturelle Annahme der Notwendigkeit einer
empirisch vollständigen Technologiemenge hin. Die Technologiemenge wird dann als
vollständig bezeichnet, wenn sie alle realen Input/Output-Kombinationen enthält. Dies
impliziert jedoch, dass potenzielle Mess- bzw. Übertragungsfehler in der Datenbasis
ignoriert werden.
3.1.3 Arten der Effizienz
Der Effizienzbegriff nach Pareto/Koopmans impliziert, dass ineffiziente Unternehmen
bei konstantem Output ihren Input reduzieren bzw. bei gleichbleibendem Input den
Output erhöhen können.38 Dabei werden lediglich Realkategorien (Mengen, Zeiten
38 Siehe Kap. 3.1.1 dieser Arbeit.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 26
etc.) und keine Preise bzw. Wertkategorien berücksichtigt (Scheel, 2000; Köhne &
Matz, 2010; Farrel, 1957). Das von FARREL (1957) entwickelte Maß zur Bestimmung
des Effizienzgrades wird daher als technische Effizienz bezeichnet. Bei Annahme
konstanter Skalenerträge und der Verwendung multipler Input- und Output-Faktoren
wird eine DMU-spezifische Aussage zur Fähigkeit der Ressourcennutzung in
Abhängigkeit von der verfügbaren Technologie getroffen (Lovell, 1993; Köhne &
Matz, 2010). In Abbildung 7 repräsentiert die Isoquante SS* die möglichen
Kombinationen der Input-Faktoren zur Produktion des gewünschten Outputs. Der
Punkt Q repräsentiert eine effiziente DMU unter Nutzung der Input-Faktoren zur
Produktion des Outputs. Zur Produktion dieses Outputs setzt eine andere DMU in
Punkt P die Input-Faktoren im gleichen Verhältnis ein. Die DMU P benötigt somit das
0P/0Q-Fache der Input-Faktoren zur Produktion des Outputs. Die technische Effizienz
wird als das Verhältnis der Strecke 0Q/0P bestimmt, was dem Reziproken der von
SHEPHARD (1970) entwickelten Distanzfunktion entspricht. Technische Effizienz liegt
dann vor, wenn keine DMU bestimmbar ist, die den Output mit einem geringeren
Input produzieren kann. Die allokative Effizienz hingegen berücksichtigt ein
Wertesystem (z. B. Preise) für die Inputs und Outputs.39 Auf der Basis der
Ausprägungen der Preise des Inputs (Outputs) variieren die Kosten (Erträge) entlang
des effizienten Randes der Technologie. Die Isokostentangente AA′ bildet die
monetäre Bewertung der Input-Faktoren ab, wobei die Steigung durch das Verhältnis
der beiden Input-Faktoren bestimmt wird. Allokative Effizienz liegt vor, wenn keine
Änderung der Input/Output-Kombination hinsichtlich der verwendeten Inputs
(erzeugten Outputs) zur Senkung (Steigerung) der Kosten (Erträge) möglich ist. Punkt
Q' beschreibt die technisch und allokativ effiziente Position auf dem Technologierand.
Unter Präferenz der Beibehaltung des Input-Verhältnisses (Q und R liegen auf dem
Fahrstrahl) erfolgt eine Anpassung der Input-Mengen, um den technisch effizienten
Punkt Q zu erreichen. Die allokative Effizienz wird als das Verhältnis 0R/0Q bestimmt
und beschreibt die relative Abweichung des kostenminimalen und technisch
effizienten Punkts (Köhne & Matz, 2010).
39 Farrel (1957) spricht von Preiseffizienz.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 27
Abbildung 7: Grafische Darstellung der Effizienz (eigene Darstellung in Anlehnung an Farrel, 1957, S. 254)
FARREL (1957) berechnet die Gesamteffizienz durch die Multiplikation der
technischen und der allokativen Effizienz:
𝐸 =0𝑄
0𝑃×
0𝑅
0𝑄=
0𝑅
0𝑃
Für die Betrachtung von Unterstützungsprozessen, die in dieser Untersuchung
vorgenommen wird, liegen lediglich für die Input-Faktoren Preisinformationen vor, da
kein Markt zur Monetisierung der Outputs existiert. Demnach kann anstelle der
Gesamteffizienz von Kosteneffizienz gesprochen werden (Flinspach, 2011; Burger,
2008), wobei die technische Effizienz das organisatorische Potenzial zur Verbesserung
beschreibt und die allokative Effizienz Auskunft über die bestmögliche Kombination
der Ressourcen (Inputs) aus ökonomischer Perspektive gibt. Bei der Kosteneffizienz
handelt es sich um ein radiales Effizienzmaß, das als monetäres oder mengenmäßiges
Verbesserungspotenzial interpretiert werden kann und damit den
produktionstheoretischen Fokus (Menge, Zeit) um die ökonomische Dimension
(Kosten) erweitert. Als Kritikpunkt wird angeführt, dass das radiale Effizienzmaß
lediglich proportionale Veränderungen von Input und Output berücksichtigt, sodass
nicht alle Kriterien der Pareto-Koopmans-Effizienz erfüllt werden. Eine derartige
Abschwächung der Pareto-Koopmans-Effizienz wird als schwache Effizienz
bezeichnet (Scheel, 2000; Coelli, 2005; Cantner et al., 2007).
Verbesserungspotenziale, die aufgrund der radialen Anpassung unberücksichtigt
Begriffliche und theoretische Grundlagen 28
bleiben, werden als sog. Slacks akzeptiert (Coelli, 2005; Cook & Zhu, 2005; Köhne &
Matz, 2010).
Nimmt die Größe einer DMU Einfluss auf die Effizienz, werden diese Abhängigkeiten
in nicht konstanten Skalenerträgen der Produktion abgebildet (Cantner et al., 2007).
Skalenineffizienz kann dann vorliegen, wenn die Output-Menge im Vergleich zur
DMU-Größe zu klein (groß) ist. Skaleneffiziente DMU operieren bei konstanten
Skalenerträgen, da in diesem Bereich eine Erhöhung der Input-Faktoren zu einer
Erhöhung der Outputs um denselben Faktor führt.40 Im Bereich nicht konstanter
Skalenerträge führt eine Erhöhung der Inputs zu einer unter- bzw. überproportionalen
Steigerung des Outputs. Befindet sich die (technisch effiziente) DMU im Bereich nicht
zunehmender (nicht abnehmender) Skalenerträge, muss aus der Perspektive der
Skaleneffizienz die Ausbringungsmenge der DMU entsprechend reduziert (erhöht)
werden, bis sich die DMU im Bereich konstanter Skalenerträge befindet. Um die
Richtung der Veränderung der Ausbringungsmenge zu klären, muss bestimmt werden,
welche Art variabler SE vorliegt (Färe et al., 1985). Bei nicht abnehmenden SE ist der
Wert der technischen Effizienz variabler SE größer als der Wert der technischen
Effizienz konstanter SE. Im Fall nicht zunehmender SE ist der technische
Effizienzwert variabler SE geringer als der technische Effizienzwert konstanter
Skalenerträge.41 Die Skaleneffizienz (SKE) kann durch das Verhältnis der Effizienz
unter konstanten Skalenerträgen (CRS) zur Effizienz unter variablen Skalenerträgen
(VRS) beschrieben werden (Köhne & Matz, 2010; Forsund & Hjalmarsson, 1974):
𝑆𝐾𝐸 =𝐸 (𝐶𝑅𝑆)
𝐸 (𝑉𝑅𝑆)
3.1.4 Effizienz als Entscheidungskriterium
Die betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorie bereitet Entscheidungen zur Lösung
betriebswirtschaftlicher Probleme vor (Kleine, 2001). Im vorliegenden Fall lautet die
übergeordnete Zielsetzung, eine möglichst effiziente Durchführung der
Unterstützungsprozesse sicherzustellen. Dabei können die betriebswirtschaftlichen
Probleme einerseits von der Auswahl des optimalen Integrationsgrades bis hin zu
Make-or-buy-Entscheidungen beschrieben werden, andererseits mit Blick auf die
40 Siehe Kapitel 3.1.2 dieser Arbeit. Der Punkt, an dem Skaleneffizienz, Gesamteffizienz und technische
Effizienz den Wert 1 aufweisen, wird auch als „most productive scale size“ (MPSS) bezeichnet (Cantner
et al., 2007, S. 178 f.). 41 Im Rahmen der Analyse werden dazu die Effizienzwerte sowohl unter Annahme konstanter SE als auch
variabler SE analysiert. Für steigende SE: VRS > NIRS = CRS; für fallende SE: VRS = NIRS > CRS.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 29
optimale Prozesskonfiguration, insbesondere im Hinblick auf Automatisierungs- und
Standardisierungsgrade. Rationale Entscheidungen erfordern ein Zielsystem für die
Beurteilung von Alternativen. Dabei hat sich der „Nutzen“ unter Berücksichtigung der
Nebenbedingungen als Zielkriterium etabliert (Rommelfanger & Eickemeier, 2002;
Laux et al., 2014).
Nach entscheidungstheoretischem Verständnis sollen Handlungsbevollmächtigte bei
der Auswahl von sich gegenseitig ausschließenden Handlungsalternativen unterstützt
werden, um die bestmögliche Alternative zu identifizieren.42 Dabei wird unterstellt,
dass die Handlungsalternativen a anhand ihrer Ergebnisse e (a) beurteilt werden
können, wobei sowohl Output als auch Input eine „Konsequenz der gewählten
Produktionsaktivität a“ bilden (Dyckhoff & Ahn, 2010, S. 1256). Im Unterschied zu
entscheidungstheoretischen Problemstellungen legen Effizienzbetrachtungen den
Fokus auf die Beurteilung unterschiedlicher Betrachtungseinheiten auf der Basis eines
Vergleichs historischer Daten. Somit rückt zunächst die Identifikation ineffizienter
Betrachtungseinheiten statt der effizienten Alternative in den Analysefokus.
Gleichwohl bilden die effizienten Einheiten alternative operative Konfigurationen der
Prozessabläufe. Zudem kann das aus den individuellen Effizienzwerten erstellte
Ranking ein vergleichbares Lösungskonzept wie die sog. Kompromissmodelle zur
Lösung vektorieller Entscheidungsprobleme bilden. Das durch die
Effizienzbetrachtungen generierte Effizienzmaß reduziert, ähnlich wie die
Kompromisszielfunktion43 vektorieller Entscheidungsmodelle, eine Vielzahl von
Informationen auf eine vergleichbare Größe zur Ableitung einer geeigneten
Entscheidungsgrundlage für das Management (Kleine, 2001, Belton & Stewart, 1999).
Verfahren zur Beschreibung einer Entscheidungssituation werden unter dem Begriff
des Multi-Criteria Decision Making (MCDM) zusammengefasst.
Entscheidungsmodelle mit mehreren Zielsetzungen werden in Multi-Attribute
Decision Making (MADM) für diskrete Anwendungen und Multi-Objective Decision
Making (MODM) bei stetigen Lösungsräumen unterschieden (Figueira et al., 2005).
Dabei wird ein Entscheidungsmodell mithilfe der vier Komponenten Alternativen,
Ziele, Zustände und Konsequenzen gebildet (Allen, 2000). Die Verfahren des MODM
stellen die Eigenschaften unterschiedlicher Alternativen auf der Basis von
42 Grundlage für die folgende Argumentation ist das der oben dargelegten Effizienzdefinition zugrunde
liegende produktionstheoretische Denken, in dem Produktion als Prozess der Transformation von Inputs in
Outputs verstanden wird, wobei sich diese in einer zielgerichteten und systematischen Leistung mit dem Ziel
einer Nutzenerhöhung zeigt (Dyckhoff, 2006). 43 Eine Kompromisszielfunktion bildet die Reduktion eines (nachfolgend kurz beschriebenen) vektoriellen
Entscheidungsproblems aus mehreren Zielfunktionen.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 30
Vektormodellen dar und unterstützen Entscheidungsträger bei der Definition
geeigneter Alternativen, wenn mehrere Zielsetzungen verfolgt und keine (perfekte)
Alternative identifiziert werden kann, die jedes Ziel derart erfüllt, dass ein Erreichen
der individuell optimalen Lösung ermöglicht wird. Die Ziele werden im Rahmen eines
Entscheidungsmodells durch Zielfunktionen zK erfasst, wobei allen zur Wahl
stehenden Alternativen a aus einem Produktionsraum A reelle Werte zugeordnet
werden (Kleine, 2001; Bamberg et al., 2012). Entsprechend kann das vektorielle
Entscheidungsmodell (VEM) beschrieben werden mit:
(VEM) 𝑚𝑎𝑥 { (𝑧1(𝑎)
⋮𝑧𝐾(𝑎)
) | 𝑎 ∈ 𝐴 }
Dominanz kommt einer Alternative im entscheidungstheoretischen Verständnis zu,
wenn sie im direkten Vergleich hinsichtlich keines Ziels schlechter bewertet, jedoch in
einem oder mehreren Zielen besser bewertet wird als eine andere Alternative. Die
dominierende Alternative ist in Anlehnung an KOOPMANS (1951) oben beschriebene
Effizienzdefinition vorzuziehen und zeigt die Verbindung zum Effizienzbegriff in der
Entscheidungstheorie (Laux et al., 2014; Kleine, 2001). Eine (prozessuale) Alternative
ist dann effizient hinsichtlich der maßgeblichen Ziele, wenn keine andere Alternative
existiert, die in Bezug auf alle Konsequenzen mindestens ebenso gut ist und in einer
Konsequenz einen besseren Wert aufweist und somit einen individuell größeren
Nutzen stiftet (Allen, 2000):44
Eine Alternative 𝑎𝑒𝑓𝑓 ∈ 𝐴 heißt bezüglich (VEM) effizient, falls keine Alternative
𝑎′ ∈ 𝐴 existiert mit:
𝑧𝑘(𝑎′) ≧ 𝑧𝑘(𝑎𝑒𝑓𝑓) für alle 𝑘 = 1, … , 𝐾 und
𝑧𝑘(𝑎′) > 𝑧𝑘(𝑎𝑒𝑓𝑓) für mindestens ein 𝑘 ∈ {1, … , 𝐾}
im Folgenden kurz: 𝑧(𝑎′) ≥ 𝑧(𝑎𝑒𝑓𝑓).
Das grundsätzliche Unterscheidungsmerkmal zwischen MODM-Verfahren und der
Effizienzanalyse besteht darin, dass bei Entscheidungsmodellen die effizienten
Alternativen im Mittelpunkt des Interesses stehen, während bei der Data Envelopment
Analysis (DEA) die Betrachtung insbesondere auf die ineffizienten Einheiten
fokussiert. Der übergeordnete Ansatz des Prozessbenchmarkings vereint dabei die
planungsfokussierte Perspektive der klassischen betriebswirtschaftlichen
44 Der entscheidungstheoretische Effizienzbegriff ermöglicht ebenso wie der produktionstheoretische
Effizienzbegriff lediglich eine Klassifikation und keine Messung der Effizienz. Der Nutzen ist dann maximal,
wenn keine Alternative besser, mit anderen Worten effizient im Sinne der Produktionstheorie, ist. Ebenso
stellen die entsprechenden Integrations- bzw. Make-or-buy-Fragestellungen sich ausschließende Alternativen
dar.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 31
Entscheidungstheorie und die Beurteilungs- bzw. Diagnosefunktion der Data
Envelopment Analysis zur Ableitung von zielorientierten, optimalen Entscheidungen
und deren Umsetzung (Coelli, 2005; Stewart, 1996; Kleine, 2001; Bouyssou, 1999).
3.1.5 Verfahren zur Effizienzmessung im Überblick
Nach Darlegung der Grundlagen zur Effizienz soll im Folgenden ein Überblick über
die etablierten Verfahren zur Messung der Effizienz gegeben werden. Auf die
mathematische Erklärung und Herleitung der Methoden wird verzichtet. Aufbauend
auf der in Abbildung 8 dargestellten Kategorisierung werden nach HAMMERSCHMIDT
(2006) die Verfahren in Methoden auf der Basis einfacher Kennzahlen und in
Methoden auf der Basis von Produktionsfunktionen kategorisiert.
Abbildung 8: Übersicht zu Verfahren der Effizienzmessung (eigene Darstellung in Anlehnung an Hammerschmidt, 2006, S.
105)
Die traditionellen Verfahren der Effizienzmessung ermitteln auf der Basis einzelner
Kennzahlen eine Referenzeinheit als exklusiven, punktuellen Benchmark, an dem alle
anderen DMUs gemessen werden. Die Bewertung kann dabei ausschließlich auf input-
bzw. outputbezogenen Kennzahlen oder auf einfachen Output/Input-Verhältnissen
beruhen. Ziel der genannten Betrachtungen ist die Erstellung von Rankings und
Soll/Ist-Vergleichen, die eindimensional und von der betrachteten Kennzahl abhängig
sind. Auch die Einbeziehung von Input- und Output-Größen im Sinne partieller
Output/Input-Verhältnisse führt lediglich zu isolierten Teilrankings. Verfahren der
Effizienzmessung auf der Basis von Produktionsfunktionen sind komplexe
Verhältniskennzahlen, die mehrere Inputs und Outputs zur Berechnung einer
Gesamtproduktivität heranziehen. Dabei wird nicht ein einziger Referenzpunkt
bestimmt, sondern Referenzfunktionen in Form von Gruppen gleichwertiger
Vergleichseinheiten ermittelt. Die Ermittlung individueller Referenzmaßstäbe wird
von parametrischen Methoden zum Teil, von nicht-parametrischen Methoden in
Begriffliche und theoretische Grundlagen 32
vollem Umfang ermöglicht (Hammerschmidt, 2006). Einen umfassenden Überblick
über Verfahren parametrischer und nicht-parametrischer Art zur Effizienzmessung,
insbesondere auf Prozessebene, geben bspw. BURGER (2008) und HAMMERSCHMIDT
(2006).
Das Vorgehen zur Bestimmung der Produktionsfunktion determiniert die
Unterscheidung in parametrische und nicht-parametrische Verfahren, wobei bei
parametrischen Verfahren die Randproduktionsfunktion mit einem a priori
festgelegten Funktionsverlauf beschrieben wird (Coelli, 2005). Die Schätzung der
Funktion erfolgt statistisch und legt einheitliche Gewichtungsparameter der Inputs und
Outputs aller Faktoren fest. Nicht-parametrische Verfahren erfordern dagegen keine
Annahmen bzgl. der Funktion des Input/Output-Zusammenhangs und die Optimierung
der Funktionsparameter erfolgt individuell für jede DMU (Hammerschmidt, 2006).
Bei den modernen Verfahren wird darüber hinaus zwischen deterministischen und
stochastischen Methoden differenziert, wobei stochastische Methoden das Auftreten
von Messfehlern berücksichtigen (Forsund et al., 1980; Lovell, 1993). Parametrische
Verfahren, die dem deterministischen Ansatz folgen45, basieren grundlegend auf der
Regressionsanalyse, werden jedoch in der Praxis wegen ihrer methodischen
Einschränkungen kaum verwendet (Porembski, 2000; Greene, 1993). Ein wesentlicher
Kritikpunkt ist dabei, dass lediglich Durchschnittsproduktionsfunktionen und keine
Best-Practice-Funktionen ermittelt werden, wobei positive Abweichungen als nicht
notwenige Überperformance interpretiert werden (Boles et al., 1995). Bei den
stochastischen Ansätzen werden Abweichungen von der Effizienzlinie berücksichtigt
und in die vorliegende Ineffizienz und einen zufallsbedingten Einflussfaktor (z. B.
Messfehler) unterteilt (Burger, 2008). Dabei ist insbesondere die Stochastic Frontier
Analysis (SFA) hervorzuheben, die derzeit den populärsten und am häufigsten
verwendeten parametrischen Ansatz darstellt (Aigner et al., 1997; Coelli, 2005;
Porembski, 2000). Im Rahmen der SFA wird zum einen ein Funktionstyp
(üblicherweise Cobb-Douglas) vorgegeben, zum anderen eine Schätzung der
Funktionsparameter auf Basis aller beobachteten DMUs vorgenommen. Der
kombinierte Fehlerterm ergänzt die geschätzte Randproduktionsfunktion, wobei eine
erste Variable die Abweichung aufgrund von zufälligen, nicht kontrollierbaren
Einflussfaktoren beschreibt und eine zweite Variable die Abweichung aufgrund
ökonomischer Ineffizienz quantifiziert (Hammerschmidt, 2006).
45 Dazu zählen bspw. die Methoden: Kleinste-Quadrate-Methode (OLS), die Korrigierte Kleinste-Quadrate-
Methode (COLS), die Modifizierte Kleinste-Quadrate-Methode (MOLS) oder auch die Maximum-
Likelihood-Methode (MLE).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 33
Nicht-parametrische Verfahren unterscheiden sich von parametrischen Verfahren
insbesondere darin, dass keine Bestimmung einer zugrunde liegenden
Produktionsfunktion notwendig ist, sondern die Funktion empirisch aus tatsächlich
beobachteten DMUs gebildet wird (Coelli, 2005). Damit wird der zentralen
Herausforderung der Konstruktion einer Randfunktion a priori, insbesondere im
Hinblick auf die vorliegenden komplexen Analysebereiche und den damit
verbundenen Mangel an konkreten Anhaltspunkten hinsichtlich des tatsächlichen
Zusammenhangs von Inputs und Outputs, begegnet (Hammerschmidt, 2006). Die
relevantesten nicht-parametrischen Methoden sind die Data Envelopment Analysis
(DEA) und Free Disposable Hull (FDH)46, die sich im Wesentlichen durch die
zugrunde liegende Konvexitätsannahme unterscheiden (Coelli, 2005).47 Dabei wird die
relative Effizienz einer DMU auf der Basis einer konvexen Referenztechnologie
bestimmt. Diese wird implizit durch eine lineare Verbindung von beobachteten Best
Practices gebildet und beinhaltet entsprechend der Konvexitätsannahme sowohl reale
als auch virtuelle Input/Output-Kombinationen, die als Benchmark dienen können. Die
Randfunktion weist eine positive Steigung auf, ein höherer Input führt damit auch stets
zu einem höheren Output. Das radiale Effizienzmaß wird als Abstandsfunktion der
DMU zum effizienten Rand der Technologie bestimmt (Charnes et al., 1978; Coelli,
2005; Cook & Zhu, 2014). FDH unterscheidet sich von der DEA darin, dass eine nicht
konvexe Technologie unterstellt wird. Die nichtlineare Referenzfunktion setzt sich
ausschließlich aus reellen Input/Output-Kombinationen zusammen, was zu einem
stufenförmigen Verlauf der Randfunktion führt (Cooper et al., 2000). Damit kann die
Referenzfunktion DMUs enthalten, bei denen eine Input-Erhöhung nicht zu einem
Anstieg der Outputs führt. Zudem wird für Beobachtungen innerhalb der
Technologiemenge, die von mehreren DMUs in gleichem Maß dominiert werden, kein
eindeutiger Referenzpunkt identifiziert (Hammerschmidt, 2006; Lovell, 1993; Coelli,
2005).
3.1.6 Auswahl einer Methode zur Effizienzmessung auf Prozessebene
Grundsätzlich lässt sich konstatieren, dass im Bereich der Effizienzanalyse die
Methoden, die mit einer Produktionsfunktion operieren, den partiellen Kennzahlen
46 Sowohl DEA als auch FDH zählen zu den deterministischen nicht-parametrischen Verfahren. Eine Methode,
die die Vorteile deterministischer und stochastischer Verfahren verbindet, ist die Stochastic DEA (SDEA),
die jedoch bisher keine nennenswerte Anwendung im Healthcare-Bereich fand (Hollingsworth et al., 1999). 47 zur Konvexitätsannahme siehe auch Kap. 3.1.2 dieser Arbeit.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 34
überlegen sind (Burger, 2008).48 Im Rahmen der empirischen Effizienzbetrachtung
kommen vorrangig die Stochastic Frontier Analysis (SFA) und die Data Envelopment
Analysis (DEA) zum Einsatz (Coelli, 2005). Beide Verfahren unterscheiden sich
insbesondere in der Notwendigkeit von Annahmen zum Verlauf der Effizienzfunktion
und der Möglichkeit zur Berücksichtigung von Messfehlern. Ersteres ist insbesondere
erfolgskritisch, da bei der SFA die Zusammenhänge und Verteilungszusammenhänge
zwischen Inputs und Outputs im Vorfeld spezifiziert werden müssen. Die DEA setzt
hingegen keine Annahmen über den Funktionsverlauf voraus. Insbesondere in
Unterstützungsprozessen sind die Outputs nicht monetarisierbar und somit ist nicht
von bekannten Produktionsbeziehungen zwischen den Input- und Output-Faktoren
auszugehen (Hammerschmidt, 2006). Die fehlende Gewinnfunktion ermöglicht
lediglich eine Analyse der Kosteneffizienz bzw. der produktiven Effizienz.
Grundsätzlich ist die DEA insbesondere zur Analyse produktiver Zusammenhänge
geeignet, während die SFA bei Analysen zur ökonomischen Effizienz weit verbreitet
ist (Berger & Mester, 1997). Im Fall der DEA ist die mangelnde Berücksichtigung von
Messfehlern bzw. stochastischen Einflüssen nachteilig und jede Abweichung vom
Technologierand wird als Ineffizienz klassifiziert (Cantner et al., 2007). Dabei werden
sowohl bei der DEA als auch bei der FDH Ausreißer als Teil der Technologiemenge
integriert und Zufallseinflüsse sowie Messfehler ausgeschlossen.49 Im Hinblick auf die
angestrebte Benchmarking-Anwendung ist es insbesondere von Interesse, dass für jede
betrachtete DMU eine individuelle Analyse möglich ist. Im Rahmen der DEA und der
FDH wird jede DMU als einzelnes Optimierungsproblem angesehen und durch das
iterative Vorgehen in der linearen Optimierung mit allen anderen Einheiten der
Technologie verglichen. Die Identifikation von anderen Einheiten mit ähnlicher
Input/Output-Kombination ist dabei durch die radiale Abstandsmessung gegeben und
ermöglicht so die Identifikation des nächstgelegenen Benchmarks (Hammerschmidt,
2006). Zudem ermöglicht einzig FDH eine Auswahl realer Benchmarks, da keine
Konvexitätsannahme vorliegt. Jedoch können sowohl bei FDH als auch SFA im
Gegensatz zur DEA keine eindeutigen Referenzkombinationen der Input/Output-
Faktoren identifiziert werden, da bei FDH aufgrund des nichtlinearen
Funktionsverlaufs mehrere Referenzpunkte ausgewiesen werden können und die SFA
48 Im Rahmen von Regressionsanalysen werden die identifizierten Ineffizienzen mit exogenen, nicht
beeinflussbaren Störungen und Einflüssen erklärt, wobei die Differenz zu den Best Practices damit nicht
ausreichend erklärt wird (Hammerschmidt, 2006). 49 Im Falle der SFA wird zumindest in der Theorie die Möglichkeit zur Unterscheidung von statistischem
Rauschen aufgrund der genannten Störungen und Ineffizienz gegeben (Cantner et al., 2007).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 35
lediglich eine Schätzfunktion der Benchmarks bereitstellt.50 Der Fokus der
Benchmarking-Anwendung liegt jedoch nicht auf der Identifikation von
Durchschnittswerten, sondern im systematischen Aufdecken von Best Practices
(Camp, 1989). Wesentliches Merkmal der DEA und der FDH ist die vergleichsweise
einfache Erweiterbarkeit des Grundmodells und die Möglichkeit zur Berücksichtigung
multipler Inputs und Outputs sowie der Ausweis eines einzelnen, übergreifenden
Effizienzwerts (Chilingerian & Sherman, 2011). FLINSPACH (2011) validiert auf der
Basis eines umfangreichen Anforderungskatalogs die methodische Eignung der DEA
zur Analyse der Effizienz auf Prozessebene.
Neben den methodeninhärenten Eigenschaften der unterschiedlichen Verfahren zur
Effizienzmessung existieren zahlreiche Anwendungen der DEA im Krankenhaus.
Dabei hat sich die DEA als Methode zur Messung der Effizienz im Krankenhaus
etabliert (Hollingsworth, 2003; Chilingerian & Sherman, 2011). Bereits sehr früh
wurde die DEA im Healthcare-Bereich eingesetzt (Grosskopf & Valdmanis, 1987;
Wilson & Jadlow, 1982). WENG (2009) betont die Eignung der DEA zur Identifikation
von Best Practices und zur Bereitstellung von Benchmarking-Informationen. Ebenso
heben LIANG ET AL. (2008) die DEA als bewährte, effektive Methode zur Evaluierung
der Performance hervor. HOLLINGSWORTH ET AL. (1999) geben einen Überblick über
die Anwendungen parametrischer und nicht-parametrischer Methoden im
Gesundheitswesen, wobei allein 60 % der Studien die reine DEA als Methode zur
Effizienzmessung nutzen und 45 % der Anwendungen in Krankenhäusern zu verorten
sind. Auch 2003 dominiert die DEA weiterhin die Anwendungen mit einem Anteil von
50 %, andere parametrische Methoden und die SFA erhalten mit einem Anteil von
12 % steigende Bedeutung (Hollingsworth, 2003). Auf eine detaillierte Diskussion der
DEA-Anwendungen im Krankenhaus wird an dieser Stelle verzichtet.51
Sowohl im Hinblick auf die beschriebenen methodischen Eigenschaften als auch
aufgrund der weiten Verbreitung im Bereich der Effizienzmessung im
Krankenhausbereich erscheint die Anwendung der Data Envelopment Analysis für die
intendierte Zielsetzung als zielführend. In Kapitel 6.3 werden die Grundmodelle der
DEA vorgestellt und eine entsprechende Anpassung sowie Anwendung auf der Basis
empirischer Daten vorgenommen.
50 Siehe Kapitel 3.1.5 dieser Arbeit. 51 Für detaillierte Ausführungen siehe dazu bspw. Staat (2006), Shimshak et al. (2009) sowie Eiriz et al. (2010).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 36
3.2 Effizienz und Prozessmanagement
Prozesse bilden die Analyseebene des intendierten Vorgehens. Daher werden
nachfolgend die definitorischen Grundlagen und unterschiedlichen Ansätze des
Prozessmanagements dargelegt. Abschließend wird die Verwendung von
Prozessmodellen als Basis für eine Leistungsanalyse diskutiert.
3.2.1 Definition des Prozessbegriffs, Prozesshierarchie und -klassifikation
Vorrangiges Ziel von Unternehmen ist die Bereitstellung von Leistungen zur Weckung
und Befriedigung von Kundenerwartungen und –bedürfnissen (Christensen, 1997).
Diese Sach- und Dienstleitungen bzw. hybriden Leistungsangebote werden in
Prozessen erzeugt (Schmelzer & Sesselmann, 2013; Horváth, 2011). Nach
DIN EN ISO 9001 (2008) kann jede Verknüpfung von betrieblichen Aktivitäten, an
deren Ende ein definiertes Arbeitsergebnis steht, als Prozess gesehen werden. Bereits
NORDSIEK (1934) definiert einen betrieblichen Prozess als die materielle
Transformation von der ursächlichen Produktidee bis zum Endprodukt und beschreibt
eine Zerlegung der damit verbundenen Arbeitsschritte, inkl. des Verwaltungsbereiches
der Unternehmen. Die oben genannte klassische allgemeine Prozessdefinition gibt
keine Auskunft über Zielsetzung, Einsatzfaktoren, Ergebnis und Empfänger des
Ergebnisses (Kühner, 2005). HARRINGTON (1991) beschreibt einen Prozess52 als
Transformation von Inputs in Outputs, wobei Inputs sowohl Ressourcen als auch
Anforderungen sein können und Outputs sowohl Produkte als auch Ergebnisse
darstellen können. Die Outputs können dabei wertschöpfenden und nicht-
wertschöpfenden Charakter haben und als Inputs für nachfolgende Prozesse dienen
(Harrington, 1991; Adesola & Baines, 2005).53 Im Rahmen der vorliegenden Arbeit
wird eine Prozessdefinition in Anlehnung an FISCHER ET AL. (2012, S. 240) zugrunde
gelegt, die einen Prozess als „eine strukturierte Abfolge von Aktivitäten zur Erstellung
einer Leistung oder Veränderung eines Objekts mit messbarer
Ressourcenbeanspruchung“ definieren. Dabei wird darauf hingewiesen, dass Prozesse
einen definierten Start und ein definiertes Ende haben und ein bestimmtes Ziel
verfolgen. Weitere konstitutive Merkmale des Prozessbegriffs sind neben der
Input/Output-Relation insbesondere die Orientierung an Kundenbedürfnissen/-nutzen
52 Die Begriffe Prozess und Geschäftsprozess werden in den folgenden theoretischen Ausführungen synonym
verwendet. 53 Fischer et al. (2012) weisen darauf hin, dass die Outputs sowohl materieller als auch immaterieller Art, z. B.
Informationen, sein können.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 37
und die funktions- und organisationsübergreifende Kette wertschöpfender Aktivitäten
unter Beachtung der aus der individuellen Unternehmensstrategie abgeleiteten
Zielsetzungen (Fischer et al., 2012; Schmelzer & Sesselmann, 2013; Harrington, 1991;
Hammer & Champy, 1993).
Diese Prozessdefinition hat zur Folge, dass sich jede Handlung eines Unternehmens
als Aktivität eines Prozesses klassifizieren lässt (Harrington, 1991). Zur Strukturierung
des unternehmensindividuellen Prozessgebildes werden Prozesse zum einen in einer
Prozesshierarchie54 aufgegliedert, zum anderen nach ihrem Beitrag zur Wertschöpfung
klassifiziert (Osterloh & Frost, 2006). Diese Arbeit folgt grundsätzlich der Gliederung
von FISCHER ET AL. (2012), die Aktivitäten einem Teilprozess (TP) zuordnen, welcher
wiederum Teil eines Hauptprozesses (HP) ist. Die Hauptprozesse werden zu
Geschäftsprozessen (GP) aggregiert. Dabei sind Geschäftsprozesse im Sinne einer
Prozessorientierung abteilungsübergreifend und beschreiben die wesentlichen
Aufgabenfelder des Unternehmens.
Zur Klassifikation der Prozesse finden sich in der Literatur unterschiedliche Ansätze.55
Basierend auf dem Konzept der Wertkette nach PORTER (1985) wird in der
vorliegenden Arbeit zwischen primären und unterstützenden Aktivitäten zur
Bereitstellung des Leistungsangebots eines Unternehmens unterschieden (Porter, 1985;
Müller-Stewens & Lechner, 2011; Hungenberg, 2014). Im Rahmen des auf die
intraorganisationalen Aktivitäten fokussierten Denkmodells sind Primäraktivitäten
jene Tätigkeiten, die einen direkten Wertschöpfungsbeitrag leisten, unterstützende
Aktivitäten hingegen sind die notwendige Voraussetzung zur Ausübung der primären
Aktivitäten und liefern somit einen indirekten Beitrag zur Leistungserstellung (Müller-
Stewens & Lechner, 2011). Im weiteren Verlauf konzentriert sich die Betrachtung auf
die unterstützenden Aktivitäten, die sich durch einen höheren Strukturierungsgrad,
geringere Komplexität und Unsicherheit auszeichnen sowie durch ihre interne
Fokussierung einen indirekten Einfluss auf die Leistung der Geschäftstätigkeit haben
(Earl, 1994).
54 Beispielsweise schlägt Harrington (1991, S. 30) eine Aufteilung in „Macroprocess“, „Subprocesses“,
„Activities“ und „Tasks“ vor. Leistert (2006, S. 37 f.) unterteilt die Prozesse in Hauptprozesse, Teilprozesse
und Aktivitäten. 55 Bspw. schlägt Davenport (1993) eine Unterscheidung in Leistungsprozesse und Führungsprozesse vor.
Osterloh und Frost (2006) unterscheiden hingegen Kernprozesse und Supportprozesse, wobei Kernprozesse
konsequent auf strategische Faktoren ausgerichtet sind und in ihrer Verknüpfung von Aktivitäten,
Informationen und Entscheidungen sowie Materialflüssen den Wettbewerbsvorteil des Unternehmens
definieren.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 38
3.2.2 Prozessorientierte Organisationsformen als Erfolgsfaktor
In vielen Unternehmen hat sich die prozessorientierte Sichtweise auf die Ausführung
der operativen Tätigkeiten bereits etabliert. Sie ersetzt zunehmend die traditionelle,
funktionale Sichtweise durch eine Perspektive, die sich an der Wertschöpfung
orientiert und die unterschiedlichen operativen Prozessschritte integriert (Bal, 1998;
Coskun et al., 2008; Hammer & Stanton, 1999). REIJERS (2006) beschreibt
Prozessorientierung als Fokussierung auf eine kundenorientierte Ausführung der
Prozesse statt der Konzentration auf funktionale oder hierarchische Strukturen. Dabei
liegt der Fokus auf dem Outcome und dem übergeordneten Ziel der
Kundenzufriedenheit (McCormack & Johnson, 2001; Kohlbacher, 2010). Im
deutschsprachigen Raum hat GAITANIDES (1983) die Entwicklung einer Organisation
propagiert, die auf einzelnen Arbeitsschritten und -abläufen und nicht einer reinen
Stellenbildung und der Fokussierung auf die Aufgabenverrichtung fußt. Eine
prozessorientierte Organisation zeichnet sich durch eine Zerlegung in für die
Wertschöpfung relevante Aktivitäten und deren Verteilung auf organisatorische
Einheiten aus. Im Fokus steht dabei die Zuordnung der Aktivitäten nach dem
Objektprinzip und die Zusammenführung zu komplexen Arbeitsabläufen. Im
Vergleich zur funktionsorientierten Organisation werden Schnittstellen reduziert und
es besteht die Notwendigkeit der kontinuierlichen Koordination des Austauschs von
Zwischenprodukten, Leistungen und Informationen (Schmelzer & Sesselmann, 2013;
Atzert, 2011; Osterloh & Frost, 2006; Gaitanides, 2012). 56
Das Unternehmen wird als Gefüge verschiedener Prozesse zur Leistungserstellung
organisiert (Atzert, 2011). Auch HORVÁTH (2011) betont die Notwendigkeit, das
System Unternehmung von den kunden- und marktseitigen Prozessen zu definieren,
und stellt die Wichtigkeit der Prozessorientierung heraus. KOHLBACHER (2010) gibt
einen Überblick über Studien zum Effekt der Prozessorientierung auf die
Organisationsperformance und beschreibt Prozessorientierung als ein
mehrdimensionales Konstrukt.57 Er weist dabei insbesondere auf die Notwendigkeit
von konkreten Prozessbeschreibungen/Dokumentationen (Hinterhuber, 1995), einer
prozessorientierten Organisationsstruktur mit Unterstützung der Unternehmensführung
(Hammer, 2007a) und die Definition entsprechender Prozess-Owner (Hammer &
Stanton, 1999) hin. Zudem verfügen prozessorientierte Unternehmen über
56 Siehe bspw. Jochem & Landgraf (2010) für einen detaillierten Überblick über unterschiedliche
Ausprägungen von Organisationsformen und Stufen. 57 Siehe dazu die im nachfolgenden Ansatz beschriebenen, dort zitierten Studien.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 39
entsprechende prozessbasierte Messsysteme (Hammer, 2007b), eine kooperative,
kundenorientierte Unternehmenskultur (Willaert et al., 2007; Reijers, 2006) und die
systematische Einbindung von IT-Systemen (Kirchmer, 2009) als Werkzeug zum
Management des Informationsflusses. Darüber hinaus sind die organisatorischen
Strukturen auf den Prozess ausgerichtet (Reijers, 2006) und alle die Wertschöpfung
unterstützenden Bereiche zielorientiert gestaltet. Das Vorhandensein des
entsprechenden prozessspezifischen Wissens (Hammer, 2007a) und die Etablierung
von formalen prozessübergreifenden Kontroll- und Steuerungsinstanzen wird
vorausgesetzt (Willaert et al., 2007).
Im Unterschied zur industriellen Leistungserbringung liegt der Fokus im Krankenhaus
auf einem bestimmten Outcome (z. B. Steigerung der Lebensqualität, Heilung) und
nicht auf einem Output. Die Kundenrolle fällt damit den Patienten, aber auch den
einweisenden Ärzten zu (Rohner, 2010). VERA und KUNTZ (2007) kommen in ihrer
Betrachtung u. a. zu dem Ergebnis, dass 25 % der Effizienzunterschiede in
Krankenhäusern durch den Grad der Prozessorientierung erklärt werden können.
CLEMENT ET AL. (2008) betonen zudem, dass die Identifikation und Ausnutzung von
Effizienzpotenzialen im Krankenhaus mit einer Steigerung der Qualität einhergehen
kann. Jedoch ist darauf hinzuweisen, dass bei der Transformation der
Krankenhausorganisation, insbesondere im Bereich der Kerntätigkeiten der
Leistungserbringung, erhebliche Umsetzungsschwierigkeiten zu bewältigen sind
(Haubrock, 2009c; Greulich et al., 1997; Dulinger, 1996). YOUNG ET AL. (2004)
kommen hingegen zu dem Ergebnis, dass eine stärkere Produkt- statt
Funktionsorientierung einen negativen Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit hat,
da die produktorientierte Organisation die Freiheiten der Prozessbeteiligten
einschränkt bzw. der festgeschriebene Prozess einen stärkeren interdisziplinären
Austausch fördert und fordert. Gerade im Hinblick auf den prognostizierten
Fachkräftemangel sind die mitarbeiterbezogenen Aspekte nicht zu vernachlässigen,
wobei der fachlich begründete Fortbestand von funktionsorientieren Einheiten in
prozess- bzw. produktorientierten Organisationsstrukturen, insbesondere im Bereich
der medizinischen Leistungserstellung, eine Möglichkeit zur Gestaltung der
Krankenhausorganisation bildet (Siewert & Siess, 2006; Vera & Kuntz, 2007). In
diesem Zusammenhang ist hinsichtlich der Nutzung des Konzepts der Wertkette
darauf hinzuweisen, dass die von PORTER (2004) beschriebenen Aktivitäten auf der
Abgrenzung und Zerlegung von betrieblichen Funktionen beruhen. Insofern sind die
beschriebenen Aktivitäten funktionell spezialisierte Einheiten, die dem Kerngedanken
Begriffliche und theoretische Grundlagen 40
der prozessorientierten, funktionsübergreifenden Organisation entgegenstehen
(Gaitanides, 2007). Für die vorliegende Arbeit im Bereich des Krankenhauswesens
bildet die Systematik der Wertkette jedoch einen geeigneten Startpunkt für eine
prozessbasierte Analyse der Organisationsstrukturen.
3.2.3 Prozessmanagement – Definition, Zielsetzung und Gestaltungsansätze
Prozessmanagement wird als integriertes System aus Controlling, Führung und
Organisation verstanden, das die zielgerichtete Steuerung und Optimierung von
Geschäftsprozessen umfasst (Schmelzer & Sesselmann, 2013). Weitere definitorische
Ansätze weisen darauf hin, dass das Prozessmanagement sowohl strategische als auch
operative Elemente beinhaltet und alle End-to-End-Prozesse eines Unternehmens
umfasst, die dem Ziel der bestmöglichen Erfüllung der Kundenanforderungen dienen
(Linderman et al., 2010; Hammer & Champy, 1993; Zairi, 1997; Hung, 2006).
ELZINGA ET AL. (1995) betonen insbesondere den Qualitätsaspekt und benennen
Prozesscontrolling, Prozessanalyse und Prozessverbesserung als wichtige Bestandteile.
Daneben besitzen diese Merkmale der Prozessdefinition auch für den Begriff des
Prozessmanagements Gültigkeit (Lee & Dale, 1998). Stringentes Prozessmanagement
kann zur Beschleunigung der Organisationsprozesse beitragen, den Umfang der für die
Leistungserstellung verwendeten Ressourcen reduzieren und so die Produktivität und
Effizienz steigern sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sicherstellen
(Bai & Sarkis, 2013). GERSCH ET AL. (2011) weisen darauf hin, dass das
Prozessmanagement über die notwendigen Methoden zur Gestaltung der
Geschäftsprozesse verfügen muss und entsprechende Werkzeuge für eine präzise
Umsetzung und Implementierung der (neu) definierten Prozesse vorliegen müssen.
Prozessmanagement umfasst dabei nicht nur die Offenlegung, Gestaltung und
Ausführung von Geschäftsprozessen, sondern ebenso die Interaktion, Kontrolle,
Analyse und Optimierung der Prozessstrukturen (Smith & Fingar, 2003).
MCCORMACK ET AL. (2009) sehen Prozessmanagement als Möglichkeit zur
Befähigung von Unternehmen, die Organisation schnell und effizient an sich ändernde
Rahmenbedingungen anzupassen sowie die kontinuierliche Entwicklung von
operativen Umsetzungsstrategien ermöglicht. Ebenso betonen LIU ET AL. (2009), dass
stringentes Prozessmanagement die Unternehmen befähigt, eine dynamische
Zusammenarbeit und eine flexible, synergetische Anpassung an sich ändernde
Marktbedingungen zu entwickeln. Ein wichtiges Ziel des Prozessmanagements ist die
Standardisierung der Prozesse. HSIEH ET AL. (2002) präsentieren als Ergebnis ihrer
Studie, dass die Standardisierung von Aufgabenfeldern und damit verbundenen
Begriffliche und theoretische Grundlagen 41
Prozessabläufen positiv mit der Wahrnehmung von internen bzw. externen Kunden
korreliert ist. Standardisierung von Prozessen kann die Unsicherheit und Variablität in
der Prozessausführung reduzieren (Ungan, 2006; Horváth, 2011). Organisationen
können bessere Kontrolle über ihre Ergebnisse, präzisere Zieldefinitionen, Kosten und
Leistungsfähigkeit erlangen und die gesteckten Ziele besser erreichen (McCormack
et al., 2009). Gleichwohl wird darauf hingewiesen, dass eine derartige
Prozessorientierung zwar positive Auswirkungen auf die Prozessleistung hat, jedoch
mit einer erhöhten Managementkomplexität einhergeht (Sun & Zhao, 2013).58 Dabei
ist darauf hinzuweisen, dass ein derartiges Management von Diagnose,
Maßnahmenerstellung und Implementierung die Verwendung von geeigneten
Werkzeugen zur Kontrolle und Entscheidungsunterstützung erfordert (Jeston & Nelis,
2006; Bai & Sarkis, 2013).
Der grundsätzliche Verbesserungscharakter des Prozessmanagements bietet gute
Voraussetzungen für die Integration von Entwicklungs- und Verbesserungsstrategien
(Kohlbacher, 2010). Dabei kann zwischen Organisations- und
Qualitätsmanagementansätzen differenziert werden (Flinspach, 2011). Bei den
organisationsbasierten Ansätzen wird unterschieden zwischen dem Business Process
Improvement (BPI), einer Methode, um die Organisation und das Management eines
ausgewählten Settings an Prozessen kontinuierlich zu verbessern (Harrington, 1991),
und dem Business Process Reengineering (BPR), das als „fundamental rethinking and
radical redesign of business processes to achieve dramatic improvements in critical,
contemporary measures of performance, such as cost, quality, service, and speed“
(Hammer & Champy, 1993, S. 32) beschrieben wird.59 BPI dient dazu, die Prozesse zu
rationalisieren, zu vereinfachen, damit einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in
Gang zu setzen, und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Geschäftsentwicklung
und Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens mit beherrschbarem
Veränderungsrisiko (Lee & Chuah, 2001; Bendell, 2005). Im Gegensatz zu BPR
verfolgt BPI eher einen Bottom-up-Ansatz, indem es auf der Basis einer detaillierten
58 Zahlreiche Autoren betonen zudem, dass im Hinblick auf die große Wichtigkeit des Prozessmanagements
beachtet werden muss, wie die damit verbunden Aufgaben erfüllt werden und welche Hürden bei der
Transformation einer funktionalen Ablauforganisation zu einer prozessorientierten Denkweise überwunden
werden müssen (Jeston & Nelis, 2006; Trkman, 2010; Da Silva et al., 2012). 59 In der Literatur findet dazu eine umfangreiche Diskussion hinsichtlich der schrittweisen Verbesserung
gegenüber dem radikalen Clean-Sheet-Ansatz statt Zudem verfolgt bspw. das X-Engineering einen weiteren
Ansatz, das eine organisationsübergreifende Neudefinition auf der Basis der Unternehmensstrategie
beschreibt (Champy, 2002).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 42
Analyse des Ist-Zustandes Verbesserungspotenziale identifiziert, behält jedoch die
grundsätzlichen Strukturen bei (Harrington, 1991).60
Bei den qualitätsmanagementbezogenen Ansätzen soll insbesondere auf die japanische
Managementphilosophie der kontinuierlichen Verbesserung (KAIZEN), das Total
Quality Management (TQM) und den Six-Sigma-Ansatz hingewiesen werden (Imai,
1986; Deming, 2000; Chiarini, 2012). Alle drei Ansätze verbindet die Zielsetzung der
schrittweisen Verbesserung der Prozessleistung. KAIZEN zeichnet sich durch die
permanente Steigerung der Prozessleistung in kleinen Schritten unter Nutzung des
Wissens der in den Prozess involvierten Mitarbeiter aus (Imai, 1993). Der TQM-
Ansatz beschreibt auf die Kundenzufriedenheit ausgerichtete Organisationsprozesse
und Denkweisen, Six Sigma steht als Synonym für einen Null-Fehler-Anspruch61 mit
dem Ziel, die Schwankungsbreite hinsichtlich der Prozessergebnisse zu reduzieren,
wobei ein Fehler als die Abweichung von definierten Zielvorgaben bzw. Zielwerten
definiert ist (Schmelzer & Sesselmann, 2013).
3.2.4 Multidimensionale Leitungsmessung auf Prozessebene
Die präzise und zielspezifische Messung der Prozessleistung ist für Unternehmen eine
zentrale Herausforderung, um ihre Wertschöpfungsketten und Prozessarchitekturen zu
gestalten und zu implementieren (Gersch et al., 2011). NEELY ET AL. (2005, S. 1229)
betonen, dass „the level of performance a business attains [is] a function of the
efficiency and effectiveness of the actions it undertakes“. In diesem Sinne ist
bezüglich der Prozessleistung zwischen effektivitäts- und effizienzfokussierten
Kenngrößen zu unterscheiden. Für die Betrachtung der effizienzfokussierten Kriterien
haben sich die Dimensionen Kosten, Zeit und Qualität als Parameter für die
Bewertung der Leistung der Prozesse in der Literatur durchgesetzt (Harrington, 1991;
Schmelzer & Sesselmann, 2013; Bai & Sarkis, 2013). Die Kostendimension fokussiert
dabei insbesondere auf den Ressourcenverbrauch im Rahmen der Prozessausführung,
die Zeitdimension beschreibt die für die Prozessausführung notwendigen
Bearbeitungs- und Liegezeiten (Wöhe & Döring, 2002) und die Qualitätsdimension
umfasst sowohl objektive als auch subjektive Bestandteile, wobei Qualität als der Grad
60 Es ist darauf hinzuweisen, dass in der Literatur kein einheitliches Verständnis zur Unterscheidung zwischen
BPR und BPI vorliegt. So sehen Jain et al. (2010) BPR als eine Methode, um Organisationen dabei zu helfen,
ihre Prozesse zu analysieren und zu verbessern. Darüber hinaus wird BPR als eine Möglichkeit gesehen, um
die organisationsweiten Prozesse aus einer Systemperspektive zu betrachten. Die Systemperspektive zeichnet
sich dadurch aus, dass ein Problembündel inkl. des Kontexts analysiert wird und nicht vor dem Hintergrund
einzelner isolierter Events. 61 Six Sigma entspricht: 3,4 Fehler pro 1 Mio. hergestellter Produkte.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 43
der Übereinstimmung zwischen realisierten und geforderten Merkmalen verstanden
wird (Schmelzer & Sesselmann, 2013; Atzert, 2011; Gaitanides, 2012).62 SLACK
(1987) schlägt zudem das Kriterium Prozessflexibilität vor und versteht darunter den
Grad, um welchen ein Produktions- oder Dienstleistungsprozess modifiziert werden
kann, bzw. die Anzahl unterschiedlicher Produkt- bzw. Dienstleistungskomponenten,
die in einer definierten Zeit miteinander kombiniert werden können.
Eine wichtige effektivitätsfokussierte Kenngröße bei prozessorientierten Unternehmen
ist die Kundenzufriedenheit, die sich im Unterschied zu den zuvor genannten Kriterien
auf das Prozessergebnis bezieht und somit eher als Ergebnis- denn als Prozessgröße
verstanden werden kann.63 Zwischen den einzelnen Zieldimensionen der
Prozessleistung bestehen Interdependenzen, entsprechend bedarf es für ein
zielorientiertes Management der Prozessleistung einer Gewichtung der Prozessziele
und der Definition von Performance-Niveaus, die in jedem Fall einzuhalten sind
(Gaitanides et al., 1994a; Schmelzer & Sesselmann, 2013). HECKL und MOORMANN
(2010) weisen explizit auf die Bedeutung der Berücksichtigung multidimensionaler
Kenngrößen beim Management der Prozessleistung hin und betonen, dass die isolierte
Betrachtung eines Indikators nicht die gewünschte Wirksamkeit erzielt. Um eine
valide Messung der Prozessleistung sicherzustellen, müssen die Besonderheiten und
spezifischen Herausforderungen des Unternehmens mit in die Betrachtung einbezogen
werden. Dabei ist zum einen die Art der Leistungserstellung (Dienstleistung vs.
Sachleistung) und die Leistungstypologie (Primäraktivitäten vs. Sekundäraktivitäten)
zu berücksichtigen. Im Falle von dienstleistungs- und wissensintensiven Branchen,
wie bspw. dem Gesundheitswesen, ist es von besonderer Bedeutung, sowohl die
Geschäftsprozesse als auch die IT-Infrastruktur unter Berücksichtigung der
Kundenerwartung und -wahrnehmung zu gestalten. Betrachtet man die
Leitungserbringung im Krankenhaus, spielt der Kunde, in diesem Fall der Patient, eine
Schlüsselrolle im Prozess und beeinflusst sowohl die erfolgreiche
Prozessimplementierung und -durchführung sowie dessen Resultat (Outcome im Sinne
einer Verbesserung der Lebensqualität) als auch das Ergebnis für das Krankenhaus
(ökonomischer Erfolg) maßgeblich (Gersch et al., 2011).
62 Bspw. eignet sich die Prozesskostenrechnung für eine präzise Zuordnung der Gemeinkosten (Horváth, 2011). 63 Die Termintreue, die sowohl auf Effizienz als auch Kundenzufriedenheit starken Einfluss hat, ist dabei eng
mit der Prozesszeit verbunden. Als weitere Kenngröße wird in der Literatur bspw. die Innovationsfähigkeit
genannt, die stark auf Fähigkeiten und Potenziale einer Organisation abstellt (Burger, 2009).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 44
3.2.5 Prozessmodelle als Kernbestandteil der Leistungsmessung auf
Prozessebene
Der Wandel von Organisationen hin zur Prozessorientierung geht einher mit dem
Bedarf nach prozessorientierten Messsystemen (Ljungberg, 2002; Da Silva et al.,
2012; Smart et al., 2009). Die Basis zur Entwicklung solcher Messsysteme bilden
Prozessmodelle zur Visualisierung von Geschäftsprozessen (Klotz et al., 2008).
BUCHER und WINTER (2007) zerlegen das Prozessmanagement in vier Phasen, wobei
der Startpunkt bei der Identifikation, Definition und Modellierung der Prozesse gesetzt
wird. Die Erstellung einer Prozesslandkarte ist der erste Schritt im Rahmen der
Evaluierung von Prozessen (Shostack, 1987; Frei & Harker, 1999). Ähnlich
beschreiben BRENNER und TUSHMANN (2003, S. 238) das Prozessmanagement als „the
view of an organization as a system of interlinked processes, [that] involve concerted
efforts to map, improve, and adhere to organizational processes“ und heben damit
ausdrücklich die Bedeutung der Erstellung von Prozessmodellen hervor. Ebenso
betonen MCKAY und RADNOR (1998) die Wichtigkeit der Erstellung von
Prozesslandkarten zur Identifikation von verbesserungswürdigen Prozessen und zur
Durchführung von Verbesserungsmaßnahmen bzw. einem Redesign der Prozesse. Eine
Prozesslandkarte ist ein Ordnungsrahmen zur Abbildung der übergeordneten
Zusammenhänge zwischen einzelnen Prozessen und bildet die Vorstufe zu
spezifischen Prozessmodellen auf Detailebene (Becker & Meise, 2008). Die Qualität
der Abbildung der Prozesse bildet die Grundlage für die Definition von Messgrößen
und die darauf aufbauende Bewertung der Leistungsfähigkeit der Prozesse.
Hervorzuheben ist, dass die Prozesse vor ihrer Verbesserung detailliert und akkurat
beschrieben sein müssen, inklusiver ihrer Stärken und Schwächen (Donner et al.,
2001). Dabei kommt der Herstellung von Vergleichbarkeit auf Prozessebene eine
besondere Bedeutung zu. In der Literatur herrscht jedoch Uneinigkeit über die
Basiskonstrukte eines Prozessmodells (Juan, Ou-Yang, 2005). Die notwenige präzise
Modellierung der Unternehmensprozesse dient der Externalisierung von
Unternehmenswissen, indem das Unternehmen hinsichtlich der Organisation und des
operativen Betriebes beschrieben wird (z. B. Prozesse, Aktivitäten, Ressourcen,
Informationsflüsse, Systeminfrastruktur etc.) (Vernadat, 2002). FREI und HARKER
(1999) weisen darauf hin, dass es trotz einer sorgfältigen Erstellung derartiger
Prozessübersichten schwierig ist, die Effizienz eines einzelnen Prozesses festzustellen.
Besondere Bedeutung erlangen Prozessmodelle bei der Messung der Leistung im
Verlauf der kontinuierlichen Weiterentwicklung, z. B. infolge von Maßnahmen zur
Begriffliche und theoretische Grundlagen 45
kontinuierlichen Verbesserung. Sie bilden die Grundlage für die Leistungsmessung der
Prozesse zur Identifikation von Verbesserungspotenzialen. Außerdem können
Prozessmodelle einen wichtigen Beitrag zur Konzeption von Prozessabläufen auf der
Basis identifizierter Best Practices leisten. Im Rahmen des BPR ist die Entwicklung
von Prozessmodellen Teil der Standard-Vorgehensweise (Davenport, 1993;
Harrington, 1991; Reijers et al., 2003). DAVENPORT und BEER (1995) betonen, dass
die Sprache der Prozessmodellierung für BPR auf einem möglichst einfachen, aber
aussagekräftigen Modellierungsmechanismus beruhen sollte, der sowohl der
Kundenorientierung, intern wie extern, als auch den cross-funktionalen Eigenschaften
des BPR entspricht. Diese Herausforderungen überschreiten die Abteilungsgrenzen
und zeigen die Vorteile prozessorientierter Ansätze im Vergleich zum traditionellen
funktionsorientierten Denken und der lokalen Verbesserung der Strukturen. Daher
kann beobachtet werden, dass die prozessbasierten Ansätze zur Steigerung der
Leistungsfähigkeit von Organisationen eine wachsende Bedeutung erlangen (Tenner &
DeToro, 1997; Smith & Fingar, 2003).
Prozessbenchmarking steht etwas außerhalb der klassischen Ansätze zur
Prozessverbesserung, da es deutlich größere Fortschritte und Entwicklungs-
perspektiven liefern kann als die kontinuierliche Prozessverbesserung und gleichzeitig
ein geringeres Risiko birgt als ein vollständiges Reengineering der Prozesse (Juan &
Ou-Yang, 2005). Gleichwohl kann Prozessbenchmarking die Restrukturierungsansätze
unterstützen bzw. ein wichtiger Baustein für den mittelfristigen Erfolg von derartigen
Vorhaben darstellen (Talluri, 2000b; Richman & Koontz, 1993; Furey, 1993).
HORVATH (2011) betont, dass Prozessmanagement ohne Benchmarking nicht
vorstellbar ist, da es für kritische Prozesse Ziel ist, „Best in Class“ zu sein und
Prozessbenchmarking-Ansätze dabei helfen, diese Referenzwerte zu identifizieren. Je
nach Zielsetzung muss entschieden werden, welches Prozessmanagementkonzept
angewendet wird. Dabei umfasst das Prozesssteuerungssystem alle Werkzeuge zur
langfristigen Sicherung und Verbesserung der Prozessleistung. Die Erhebung und
Bereitstellung von wichtigen, aktuellen Informationen, z. B. Zielwerten, Benchmarks,
Ist-Werten, Abweichungen und Produktivitätskennzahlen, bilden die Basis für eine
zielgerichtete Prozesssteuerung.
3.3 Benchmarking auf Prozessebene
Nach der Abgrenzung der Benchmarking-Terminologie werden die unterschiedlichen
Benchmarkingkonzepte und -vorgehensweisen vorgestellt und erörtert. Abschließend
Begriffliche und theoretische Grundlagen 46
wird der Nutzen des etablierten Benchmarking-Vorgehens als methodischer Rahmen
für die intendierte Analyse diskutiert.
3.3.1 Definition und Zielsetzung des Benchmarkings
In der Literatur existiert keine allgemeingültige Definition des Benchmarkingbegriffs,
vielmehr besteht je nach Perspektive und Analysefokus eine differenzierte Sicht auf
den Begriff (Spendolini, 1992; Kumar et al., 2006; Epper, 1999; Maire, 2002;
Moriarty & Smallman, 2009; McNair & Leibfried, 1992).64 Einigkeit besteht darüber,
dass Benchmarking geeignet ist, um die Organisation nachhaltig leistungsfähiger zu
gestalten (Donthu et al., 2005; Vorhies & Morgan, 2005). Eine erste Definition des
Begriffs liefert CAMP (1989, S. 12), indem er Benchmarking als „the search for
industry best practices that lead to superior performance“ definiert. Zudem wird die
Eignung des Benchmarkings als Zielsetzungsprozess betont (Camp, 1989). KEEHLEY
ET AL. (1997) stellen hingegen bspw. explizit auf die Prozessebene ab, indem
Benchmarking als ein Prozess des Messens und Vergleichens mit dem Ziel der
Identifikation von Verbesserungspotenzialen für Prozesse und zur Erreichung einer
besseren Leistung beschrieben wird. ANAND und KODALI (2008, S. 259) geben eine
umfassende Definition des Benchmarkingbegriffs, indem sie Benchmarking
bestimmen als „[…] a continous analysis of strategies, functions, processes, products
or services, performances etc. compared within or between best-in-class organisations
by obtaining information through appropriate data collection method, with the
intention of assessing an organisation’s current standards and thereby carry out self-
improvement by implementing changes to scale or exceed those standards“.Diese
Definition soll als Arbeitsdefinition in der vorliegenden Arbeit verwendet werden.
Dabei wird ein Benchmark als Referenzpunkt verstanden, von welchem aus
Messungen und Vergleiche jedweder Art durchgeführt werden können (Juran, 1994).
Benchmarking als Managementinstrument erhöht die Transparenz der
unternehmensinternen Prozessabläufe und hilft dabei, die individuelle
Leistungsfähigkeit der Organisationsprozesse zu analysieren (Mertins & Kohl, 2009).
Aus Managementperspektive sind diese Informationen von besonderer Bedeutung, da
im Falle der Diagnose von Leistungspotenzialen entsprechende Maßnahmen, z. B.
Prozessoptimierungen oder grundsätzliche Make-or-buy-Entscheidungen, ergriffen
werden müssen (Ahlrichs & Knuppertz, 2010). Benchmarking ist dabei kein
64 Legner (1999) fasst die bis dahin veröffentlichten Publikationen anhand von vier Kernelementen zusammen.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 47
unmittelbares Instrument zur Generierung von Strategien oder langfristigen Visionen,
vielmehr trägt die Anwendung der Methode zur Beantwortung der Fragestellungen
bei, die für die Strategieentwicklung relevant sind (Siebert, 1998). Hauptziel des
Benchmarkings sind Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen zur Erhaltung von
Wettbewerbsvorteilen (Delpachitra, 2008). Dabei werden aus einem externen
Blickwinkel interne Aktivitäten, Prozessabläufe und Funktionen mit dem Ziel der
Verbesserung der Leitungsfähigkeit untersucht (McNair & Leibfried, 1992).
Benchmarking wird als die ständige Suche nach Best Practices beschrieben, deren
Implementierung eine herausragende Leistungsfähigkeit der Organisation sicherstellt
(Bogan & English, 1993; Camp, 1995). Best Practices sind dabei
überdurchschnittliche Leistungen einer Betrachtungseinheit (z. B. Organisation),
unabhängig von den individuellen Rahmenbedingungen (Watson, 1993).
DELPACHITRA ET AL. (2008) betonen, dass es insbesondere von Bedeutung ist, die sog.
Schlüsselaktivitäten in den kritischen Geschäftsprozessen zu identifizieren und zu
untersuchen. Diese besitzen das Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit und
Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. Das Benchmarking auf
Prozessebene ist die methodische Grundlage für die kontinuierliche Messung und den
Vergleich der Geschäftsprozesse, um im nächsten Schritt Stärken und Schwächen zu
identifizieren und notwendige Handlungen auszulösen. Dabei kann Benchmarking den
Unternehmen helfen, die Unternehmensprozesse objektiv und detailliert zu evaluieren,
um eventuelle Verbesserungspotenziale zu identifizieren (Kline, 2003). Es ist
hervorzuheben, dass Benchmarking keineswegs nur für große Unternehmen von
Nutzen sein kann, vielmehr können auch mittlere und kleine Unternehmen von den
Vorteilen profitieren (McGonagle & Fleming, 1993).
3.3.2 Klassifikation unterschiedlicher Benchmarking-Arten
Vor dem Start eines Benchmarking-Vorhabens ist es nach DELPACHITRA und BEAL
(2002) zur Sicherstellung möglichst aussagekräftiger Ergebnisse entscheidend, aus
welchem Umfeld die Referenzunternehmen stammen und auf welcher inhaltlichen
Basis der Vergleich durchgeführt werden soll. FONG (1998) präsentiert ein
Klassifikationsschema für die unterschiedlichen Benchmarking-Arten, das in
Abbildung 9 dargestellt ist.65 Dabei werden drei grundsätzliche
65 Das präsentierte Klassifikationsschema ist nicht vollständig und überschneidungsfrei, bspw. ist das
Benchmarking in Netzwerken nicht berücksichtigt. Paula (2003) weist darauf hin, dass die Konfiguration von
integrierten Ansätzen eine sehr komplexe Herausforderung ist.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 48
Klassifikationskriterien unterschieden. Als erstes Kriterium dient die organisatorische
Klassifikation der Benchmarkingpartner. Dabei wird unterschieden zwischen internem
Benchmarking, das einen Vergleich innerhalb einer Organisation vornimmt, dem
Benchmarking zwischen Wettbewerbern, dessen Inhalt der Vergleich mit den
führenden direkten Konkurrenten ist, dem Industrie-Benchmarking, wobei ein
Vergleich mit jenen externen Partnern durchgeführt wird, die sich mit den gleichen
marktseitigen Rahmenbedingungen auseinandersetzen müssen, und dem generischen
Benchmarking, das den Vergleich mit den besten Unternehmen betrifft, unabhängig
davon, ob sie in der gleichen Industrie tätig oder völlig anderen marktseitigen
Rahmenbedingungen ausgesetzt sind. Globales Benchmarking unterscheidet sich vom
generischen Benchmarking vorrangig durch die Differenzierung nach geografischen
Merkmalen. Als zweites Kriterium wird der Inhalt des Benchmarkings herangezogen.
Bei der Auswahl des Vergleichsinhalts wird zwischen vier Ebenen unterschieden. Das
Prozessbenchmarking fokussiert auf die Prozessebene mit der Zielsetzung, denjenigen
Prozess zu identifizieren, der die besten Leistungswerte aufweist. Das funktionale
Benchmarking hat den Vergleich von betrieblichen Funktionen zum Inhalt und
konsolidiert die Prozessansichten. Performance-Benchmarking nimmt den Vergleich
von Produkten und Dienstleistungen mit dem Ziel vor, die Wettbewerbsposition des
Unternehmens zu bestimmen. Das strategische Benchmarking vergleicht die eigene
Strategie mit der strategischen Ausrichtung als erfolgreich wahrgenommener
Unternehmen, wobei damit Wissen über die Kernfaktoren und Kompetenzen geniert
werden soll, auf welchen die Wettbewerbsvorteile von Konkurrenten bzw. anderen
Unternehmen beruhen (Fong et al., 1998; Elmuti & Kathawala, 1997; Bogan &
English, 1994; Prašnikar et al., 2005; Delpachitra, 2008).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 49
Kriterium Art Bedeutung
Eigenschaft der
Referenzeinheit / des
Referenzobjektes
Intern Vergleich innerhalb einer Organisation bezüglich der
Leistungsfähigkeit ähnlicher Geschäftsbereiche oder
Prozesse
Konkurrent Vergleich mit unmittelbaren Konkurrenten mit dem Ziel sie
hinsichtlich der Gesamtperformance einzuholen oder sogar
zu übertreffen
Branche Vergleich mit Unternehmen derselben Branche
einschließlich nicht konkurrierender Unternehmen
Allgemein Vergleich mit einer Organisation, deren Tätigkeitsfeld sich
über die Branche hinaus erstreckt
Global Vergleich mit einer Organisation, deren geographische Lage
sich über Landesgrenzen hinaus erstreckt
Inhalt des
Benchmarkings
Prozess Eigenständige Arbeitsprozesse und Betriebssysteme
betreffend
Funktion Anwendung des Prozess-Benchmarkings, welches
bestimmte Unternehmensfunktionen zweier oder mehrerer
Organisationen vergleicht
Performance /
Leistungsfähigkeit
Die Ergebnisqualität betreffend, die sich über den Preis, die
Geschwindigkeit, die Zuverlässigkeit, etc.
bestimmen/quantifizieren lässt
Strategisch Umfasst die Bewertung strategischer anstatt betrieblicher
Themen/Sachverhalte
Ziel des Vergleiches /
der Beziehung
Konkurrierend Vergleich zur Erlangung von Überlegenheit über andere
Kollaborativ Vergleich zur Gestaltung einer Lernatmosphäre und zum
Wissensaustausch / zur Wissensweitergabe
Abbildung 9: Klassifikation von Benchmarking-Arten (eigene Darstellung in Anlehnung an Fong, 1998, S. 410)
Als drittes Kriterium der Klassifikation wird das Ziel der Benchmarking-Beziehung
verwendet. Unterschieden wird zwischen einer konkurrierenden und einer
kollaborativen Ausrichtung, wobei beim kompetitiv orientierten Benchmarking eher
das Streben nach Überlegenheit und überdurchschnittlicher Leistung im Vordergrund
steht. Dagegen zeichnet sich das kollaborative Benchmarking durch die Bereitschaft
aus, Wissen zu teilen sowie eine Lernatmosphäre zu schaffen. Häufig wird
kollaboratives Benchmarking von Externen initiiert (Fitzpatrick & Huczynski, 1990).
3.3.3 Vorgehen und Funktionsweise der Benchmarking-Ansätze
Der Vergleich der Geschäftsprozesse der eigenen Organisation mit denen anderer
Organisationen folgt einem systematischen Vorgehen (Camp, 1989; Schmelzer &
Sesselmann, 2013). Die Ansätze zur Durchführung eines systematischen
Benchmarkings zeigen eine Grundstruktur, die eine gewisse Flexibilität für
Modifikationen und einen nutzerangepassten Aufbau aufweist (Elmut & Kathawala,
Begriffliche und theoretische Grundlagen 50
1997). Zielsetzung der Ansätze ist die grundsätzliche Beschreibung der notwenigen
Schritte zur Identifikationen der Ursachen von Leitungslücken und von Möglichkeiten
zu deren Behebung (Anand & Kodali, 2008; Schmelzer & Sesselmann, 2013). Der
methodische Ansatz ist hierbei häufig sehr ähnlich, Anpassungen werden dabei
vorrangig auf der Basis individueller Erfahrungen und etablierter Praktiken getätigt
(Partovi, 1994). In der Literatur existiert daher eine Vielzahl unterschiedlicher
Methoden und Vorgehensbeschreibungen. Die ersten grundlegenden Arbeiten von
CAMP (1989) und SPENDOLINI (1992) definieren ein konkretes Vorgehen mit 10 bzw.
5 Schritten. BOXWELL (1994) stellt beispielsweise einen 8-stufigen Ablauf vor,
während ANDERSON UND MOEN (1999) ein Benchmarking-Rad präsentieren.
Zahlreiche wissenschaftliche Ansätze bauen auf diesen grundsätzlichen Ansätzen auf
und entwickeln Ansätze, die an spezifische Fragestellungen angepasst sind (Anderson
& Petterson, 1996; Hacker & Kleiner, 2000). Die entwickelten Modelle wurden in der
Praxis entsprechend den individuellen Anforderungen modifiziert und den
unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen angepasst. TALLURI
(2000b) hebt die Eignung des Benchmarkings zum BPR und BPI hervor und schlägt
einen prozessbasierten Ansatz unter Nutzung u. a. der Data Envelopment Analysis
(DEA) zur Identifikation der Benchmarks vor.66
Abbildung 10 zeigt beispielhaft das für die Entwicklung weiterer Ansätze
maßgebenden Vorgehen nach CAMP (1989). Dabei werden vier übergeordnete Phasen
unterschieden: Die Planungsphase dient der Identifikation des Benchmarkingobjekts
sowie potenzieller Vergleichsunternehmen und definiert die Datensammlung und
Erhebungsmethode. Die Analysephase umfasst vorrangig die Bestimmung der
Leistungslücke sowie die Planung zukünftiger Leistungsniveaus. Die identifizierten
Schwachpunkte können nur behoben werden, indem diese als solche in der
Organisation akzeptiert werden. Die Integrationsphase umfasst die Kommunikation
der Ergebnisse und stößt Änderungen der Zielsetzungen an. Die Aktionsphase umfasst
die Entwicklung von Aktionsplänen zur Spezifikation der Verbesserungsmaßnahmen,
die Implementierung notwendiger Änderungen und Fortschrittsüberwachungen sowie
die angemessene Weiterentwicklung der Benchmarks.67 Dabei wird das
Benchmarking-Vorgehen als iterativer Prozess beschrieben, der mit Erreichung einer
66 Bspw. präsentieren Lee und Kim (2014) einen Ansatz zur expliziten Berücksichtigung der
Dienstleistungsqualität. 67 Camp (1989) beschreibt in seinem Vorgehen eine fünfte Stufe („Maturity“), die die nachhaltige Verankerung
des Benchmarkingprozesses in der Organisation beschreibt, jedoch kein expliziter Teil des widerkehrenden
Modells ist.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 51
führenden Position in der Reifephase endet, in der Best Practices in allen
Geschäftsprozessen etabliert sind (Camp, 1989; Legner, 1999).
Abbildung 10: Benchmarking-Vorgehen nach Camp (1989,S. 17 )
DEROS ET AL. (2006) kategorisieren die verschiedenen Ansätze zum Benchmarking-
Vorgehen in drei grundsätzliche Gruppen. Sie unterscheiden zwischen berater-
/expertenbasierten Ansätzen, akademisch/forschungsbasierten Ansätzen und
organisationsbasierten Benchmarking-Ansätzen. Die expertenbasierten Ansätze stellen
mit knapp 48 % den größten Anteil, was die Schlussfolgerung nahelegt, dass es sich
bei Benchmarking um ein eher praxisorientiertes als rein wissenschaftliches Werkzeug
handelt. ANAND und KODALI (2008) vergleichen 35 verschiedene
Vorgehensbeschreibungen zum Benchmarking und leiten daraus einen universellen
Benchmarking-Ansatz her. Gleichwohl betont YASIN (2002), dass der
Forschungsbereich des Benchmarkings unter einem Mangel an theoretischen
Entwicklungen zur Steuerung der verschiedenartigen Praxisanwendungen leidet.
Einen übergeordneten Ansatz zum Benchmarking-Vorgehen präsentieren DONTHU
ET AL. (2005). Die umsetzungsorientierte Herangehensweise umfasst die Schritte
Begriffliche und theoretische Grundlagen 52
(1) Identifikation der Top-Performer, (2) Definition der Benchmarkingziele und
(3) Implementierung. Die Konzentration liegt dabei insbesondere auf den Schritten (1)
und (2), da argumentiert wird, dass zum einen die Implementierung von Best Practices
für Unternehmen, die sich mit Benchmarking-Praktiken auseinandersetzen, bereits im
Fokus steht, und dass zum anderen die Auswahl geeigneter Indikatoren zur Bewertung
des Fortschritts zur Erreichung der Benchmarkingziele sehr individuell ist. Die
Identifikation der vermeintlichen Top-Performer wird in bestehenden Benchmarking-
Ansätzen als Herausforderung thematisiert und ist durch hohe Subjektivität
gekennzeichnet, da jedes Unternehmen aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften
individuelle Anforderungen an das Referenzset hat. Hinzu kommt, dass (In-)Effizienz
in der Prozessausführung ohne detaillierte Einblicke nur schwer diagnostiziert werden
kann, da eine unmittelbare Verbindung zum Unternehmenserfolg durch eine Vielzahl
von Effekten überlagert wird. Zudem kann keine einheitliche formale Methode
benannt werden, um zum einen die Best Practices einer Branche zu identifizieren, zum
anderen die Vergleichbarkeit der Prozesse vermeintlicher Branchenführer zu
gewährleisten.68 Die mit dem zweiten Schritt verbundene Messung sowohl der eigenen
Leistungsfähigkeit als auch der Leitungsfähigkeit des Benchmarks setzt die
Bereitschaft zum Teilen detaillierter Informationen voraus, da im Rahmen der
Anwendung der klassischen Benchmarking-Techniken lediglich auf qualitative Daten
und Beobachtungen zurückgegriffen werden kann. Der damit verbundene geringe
Konkretisierungsgrad erschwert die Formulierung präziser Zielsetzungen. SPENDOLINI
(1992) weist entsprechend darauf hin, dass Benchmarkingziele messbar, erreichbar
und umsetzbar sein müssen.
3.3.4 Nutzenbeschreibung des Benchmarkings
DELPACHITRA (2008) sieht Prozessbenchmarking als indirekte Messgröße für die
operative Effizienz, indem Unternehmen ein systematischer Weg aufgezeigt wird, ihre
Ressourcen einzusetzen. Jedoch ist der individuelle Nutzen der Ergebnisse in hohem
Maße abhängig von der Ausgestaltung des Benchmarking-Vorgehens. Dabei nimmt
die Relevanz bzw. Umsetzbarkeit der Ergebnisse ab, umso größer die Bandbreite der
involvierten Unternehmen ist. Umgekehrt steigt die Wahrscheinlichkeit, neue,
innovative Erkenntnisse zu generieren, umso weniger verwandt die Branche der
Benchmarkingpartner mit der eigenen Branche ist. Die meisten Unternehmen werden
jedoch nicht daran interessiert sein, ihre Wettbewerbsvorteile, gerade gegenüber
68 Siehe hierzu auch Kapitel 5 dieser Arbeit.
Begriffliche und theoretische Grundlagen 53
direkten Konkurrenten, offenzulegen. Dementsprechend ist der erwartete Level an
Zusammenarbeit sehr unterschiedlich in Abhängigkeit von den vorliegenden
Wettbewerbsverhältnissen (Prašnikar et al., 2005; Legner, 1999). Dabei ist zu betonen,
dass die Berücksichtigung von Strukturmerkmalen des Unternehmens ein wesentlicher
Erfolgsfaktor für die Vergleichbarkeit von Unternehmen darstellt (Lasch, 1998).
Daten Teilnehmer Benchmarking Erwartetes Level an
Zusammenarbeit
Relevanz der
Ergebnisse
Wahrscheinlichkeit
einer Durchbruchs-
erkenntnis
andere Unternehmen in der
Gruppe (internes Benchmarking) hoch hoch niedrig
Wettbewerber in der Branche niedrig hoch durchschnittlich
Unternehmen der Branche, die
keine Wettbewerber durchschnittlich durchschnittlich hoch
Unternehmen anderer Branchen durchschnittlich niedrig hoch
Abbildung 11: Vergleich des Erkenntnispotenzials unterschiedlicher Benchmarking-Anwendungen (eigene Darstellung in
Anlehnung an Prašnikar et al., 2005, S. 270 f.)
Grundsätzlich entwickeln Unternehmen durch Benchmarking ein besseres Verständnis
ihrer relativen Position in ihrer spezifischen Industrie. Dabei ist insbesondere
herauszuheben, dass Benchmarking hilft, die eigenen Prozesse zu verstehen, und die
Organisation systematisch dazu befähigt, von anderen zu lernen (Lai et al., 2011b).
Gerade für Funktionsbereiche, die nicht in einem direkten Wettbewerbsverhältnis zur
Konkurrenz stehen, insbesondere Unterstützungsbereiche, wird Transparenz über
Leistungen und Strukturen erzeugt sowie ökonomisches Handeln gefördert (Camp,
1989). Dabei hat Benchmarking starken Innovationscharakter und ist keineswegs nur
Imitation von Best Practices, da häufig die besten Innovationen aus fremden Branchen
kommen und zu überdurchschnittlicher Leistung befähigen (Dattakumar & Jagadeesh,
2003). Basierend auf CAMP (1989) kann der Nutzen von Benchmarking in fünf
Dimensionen geclustert werden. Die zielgenaue Definition der Kundenbedürfnisse
erfolgt mithilfe von Benchmarking auf der Basis der marktseitigen Realität und
weniger auf der Basis von vergangenen Erfahrungen oder individueller Wahrnehmung.
Zudem werden die (internen und externen) Kundenanforderungen systematisch
evaluiert und die Leistungserstellung konform mit den Kundenbedürfnissen
durchgeführt. Eine zweite wichtige Nutzendimension bietet Benchmarking hinsichtlich
der Ableitung und Definition von qualitativen und quantitativen Zielen. Die
Begriffliche und theoretische Grundlagen 54
Orientierung am Branchenbesten bietet zum einen die Basis für die Ableitung der
bestmöglichen Zielsetzung, zum anderen eine erhöhte Akzeptanz für die glaubwürdige
Definition überdurchschnittlicher Ziele und bildet so die dritte Nutzendimension (Joshi
et al., 2011). Zudem ermöglicht Benchmarking der Organisation, ihre eigene relative
Kostenposition zu ermitteln und entsprechende Potenziale zu identifizieren (Cusack &
Rowan, 2009). Als fünfte Nutzendimension wird die Entwicklung von zielspezifischen
Produktivitäts-/ Effizienzmessgrößen beschrieben, um Unternehmen in die Lage zu
versetzen, eigene Stärken und Schwächen auf unterschiedlichen Analyselevels zu
identifizieren und ggf. entsprechende Maßnahmen abzuleiten.
Wie oben bereits angeführt, ist eine zentrale Zielsetzung der Erhalt von
Wettbewerbsvorteilen (Ralston et al., 2001). Dabei kann Benchmarking helfen, ein
Bewusstsein insbesondere hinsichtlich der Produkte, Kosten, Marktentwicklungen und
Prozesse zu erzeugen und einen konstanten Blick auf externe Ideen, Methoden und
deren (Neu-)Einbindung sicherzustellen. Zudem besitzt Benchmarking das Potential,
Best Practices der Branchenführer zu identifizieren (Talluri & Sarkis, 2001;
Mittelstaedt, 1992). Benchmarking unterstützt dabei strukturiert die proaktive Suche
nach neuen Methoden und Practices in anderen Organisationen und hilft dabei, zum
einen die bestehenden operativen Prozesse zu verbessern bzw. zu ergänzen, zum
anderen kreative neue Ideen einzubinden und das organisationale Lernen zu verstärken
und zu verstetigen. Dem konkreten Nutzen steht der verhältnismäßig hohe Aufwand an
Personal, Ressourcen und Zeit entgegen. Dazu kommen die Schwierigkeiten,
geeignete Benchmarking-Partnerschaften zu etablieren sowie die Zurückhaltung bei
der Preisgabe sensibler Informationen (Delpachitra & Beal, 2002; Rogers et al., 1995).
Jedoch herrscht in der Literatur Einigkeit darüber, dass der Nutzen einer
systematischen Benchmarking-Anwendung die Probleme übersteigt (Whymark, 1998;
Delpachitra & Beal; 2002).69 Insbesondere herauszuheben ist die Unterstützung der
strategischen Planung und der strategiespezifischen Ableitung von konkreten
Zielsetzungen sowie die Generierung einer belastbaren Entscheidungsgrundlage für
mehrdimensionale, oftmals effizienzgetriebene Make-or-buy-Entscheidungen (Zairi,
1994). CAMP (1995) betont, dass Benchmarking einen breiten Blick auf die
Leistungserbringung des Unternehmens erlaubt, indem die systematische Suche nach
überdurchschnittlicher Performance substanzieller Bestandteil der Methode ist.
69 Ein Überblick über Benchmarking-Anwendungen findet sich bspw. bei Dattakumar und Jagadeesh (2003);
hinsichtlich Supply Chains bei Wong und Wong (2008).
Begriffliche und theoretische Grundlagen 55
3.4 Zusammenfassung und Implikationen für das weitere Vorgehen
Die Darlegung der zentralen Elemente und Konstrukte der Effizienz, des
Prozessmanagements und des Benchmarkings bilden die theoretische Grundlage für
die folgenden Schritte des Forschungsvorhabens. Nach einer Abgrenzung des
Effizienzbegriffs wurden unterschiedliche Effizienzarten beschrieben und die
Eigenschaften der zugrunde liegenden Technologiemengen diskutiert. Zudem konnte
die Effizienz als valides Entscheidungskriterium identifiziert werden. Die Data
Envelopment Analysis wurde als Methode für die Leistungsanalyse bestimmt. Die
methodische Analyseebene für die Bewertung der Prozessleistungsfähigkeit wird mit
der Beschreibung des Prozessmanagements und der damit verbundenen
mehrdimensionalen Leistungsmessung bereitgestellt. Darüber hinaus erfolgte eine
Charakterisierung der prozessbasierten Sichtweise als Basis für die folgenden Schritte.
Prozessmodelle konnten dabei als valide Grundlage für die Ableitung prozessualer
Messmodelle und eine darauf aufbauende Analyse der Leistung identifiziert werden.
Als dritter theoretischer Bezugspunkt wurden unterschiedliche Benchmarking-Ansätze
vorgestellt und hinsichtlich ihrer Eigenschaften und Besonderheiten analysiert. Der
brancheninterne Prozessbenchmarking-Ansatz zeigt sich aufgrund seiner sehr
anwendungsorientierten Ausrichtung als geeigneter methodischer Bezugsrahmen für
die nachfolgenden Entwicklungen. Die Vorstellung der theoretischen Grundlagen
wurde punktuell durch spezifische Einblicke in das Krankenhauswesen und dessen
Besonderheiten unterstützt. Die Kombination der zentralen Elemente der Konzepte
bietet einen geeigneten Rahmen für die nachfolgende systematische Literaturanalyse
zum Status quo.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 56
4 PROZESSBASIERTES BENCHMARKING DES
UNTERSTÜTZUNGSBEREICHS IM KRANKENHAUS
In diesem Kapitel wird zum einen der Untersuchungsbereich vorgestellt, zum anderen
erfolgt eine systematische Auswertung und Aufbereitung der Literatur hinsichtlich
bestehender Anwendungen der Data Envelopment Analysis als Werkzeug zum
prozessbasierten Benchmarking. Abschließend werden Anforderungen an eine
Methode zum prozessbasierten Benchmarking abgeleitet.
4.1 Beschreibung des Untersuchungsbereichs
Die Beschreibung des Untersuchungsbereichs geht von der Definition und
Abgrenzung des Krankenhausbegriffs aus. Anschließend wird eine Typisierung der
Krankenhäuser vorgenommen, die für die spätere methodische Entwicklung relevant
ist. Die untersuchte Forschungsfrage im Anwendungsgebiet erfährt durch die
Beschreibung der Besonderheiten und Charakteristika des Krankenhausumfeldes eine
detaillierte Fundierung. Strukturelle Kennzahlen zeigen die Relevanz der
Problemstellung.
4.1.1 Definition des Krankenhausbegriffs
Die grundsätzliche Aufgabe der Institution Krankenhaus ist die Sicherstellung der
medizinischen Grundversorgung und die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung
mit medizinischen Dienstleistungen (Berger & Stock, 2008). Bei der Definition des
Krankenhausbegriffs muss zwischen einer rechtlichen und einer
betriebswirtschaftlichen Perspektive unterschieden werden. Entsprechend dem
Krankenhausfinanzierungsgesetz (1972, § 2 Abs. 1 KHG) sind Krankenhäuser
grundlegend definiert als „Einrichtungen, in denen durch ärztliche und pflegerische
Hilfeleistung Krankheiten, Leiden oder Körperschäden festgestellt, geheilt oder
gelindert werden sollen oder Geburtshilfe geleistet wird und in denen die zu
versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können“. Betrachtet man
das Krankenhaus aus betriebswirtschaftlicher Sicht, handelt es sich um ein
Unternehmen, das Gesundheitsdienstleistungen für Patienten erstellt. Dabei ist die
operative menschliche Arbeit mit einem Anteil von ca. 60 % der dominante
Produktionsfaktor (GBE, 2014). Ein Krankenhaus kann betriebswirtschaftlich als
Mehrproduktunternehmen mit einem mehrstufigen Produktionsprozess mit
Einzelfertigung gesehen werden, da der Produktionsablauf patientenindividuell in
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 57
Form eines Diagnose- und Therapieplans konfiguriert wird (Fleßa, 2013). Für eine
Analyse müssen daher die unterschiedlichen Produktionsfaktoren sowie Investitions-
und Finanzierungsfragestellungen berücksichtigt werden. FLEßA (2013, S. 26) gibt
eine betriebswirtschaftliche Definition des Krankenhausbetriebes, den er als einen
Dienstleistungsbetrieb kennzeichnet, „der in Einheit von Ort, Zeit und Handlung
Gesundheitsdienstleistungen für persönlich anwesende Patienten erzeugt.“ Dabei weist
er darauf hin, dass die stationäre Leistungserbringung als Abgrenzungsmerkmal
gegenüber ambulanten Gesundheitsbetrieben gilt. Zudem kann der
Krankenhausbetrieb von der stationären Pflege durch die „(relative) Dominanz der
diagnostischen und therapeutischen Dimension“ abgegrenzt werden (Fleßa, 2013,
S. 26).70
4.1.2 Typisierung von Krankenhäusern
Für die Typisierung von Krankenhäusern existiert eine ganze Reihe unterschiedlicher
Ansätze, die teilweise gemeinsam zur Charakterisierung eines Krankenhausbetriebes
herangezogen werden müssen. Eine grundsätzliche Unterscheidung kann hinsichtlich
der medizinischen Zielsetzung eines Krankenhauses getroffen werden. Während bei
Allgemeinkrankenhäusern nach § 2 Nr. 1 Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) und
§ 107 Abs. 1 Sozialgesetzbuch (SGB) V keine bestimmte Fachrichtung im Fokus steht,
handelt es sich bei Fachkrankenhäusern um fachdisziplinarisch spezialisierte
Einheiten, bei denen entweder nach Krankheiten oder nach Behandlungsart
unterschieden wird. Eine weitere Detaillierung dieser Unterscheidung kann im
Hinblick auf die Versorgungsstufe gegeben werden. Da die Definition dieser
Versorgungsstufen sowie die Aufstellung des Krankenhausplans in Deutschland
länderspezifisch geregelt ist (Haubrock, 2009a; Geissler & Busse, 2015), wird im
Folgenden eine grundsätzliche Klassifizierung vorgestellt, die auf die Leistungstiefe
bzw. die bereitgestellte Leistungsbreite Bezug nimmt (Schär, 2009b; Fleßa, 2013;
Salfeld et al., 2008). Bei Krankenhäusern der Ergänzungsversorgung handelt es sich
um ortsnahe Einrichtungen, die eine einfache Versorgung in Chirurgie und innerer
Medizin bereitstellen. Einrichtungen der Grundversorgung liefern eine allgemeine
Versorgung in den Grunddisziplinen, ggf. erweitert um Intensiv- bzw.
Belegabteilungen. Krankenhäuser mit Regelversorgung bieten eine allgemeine
Versorgung in allen relevanten Disziplinen zur Behandlung jener Krankheiten, die in
70 Für weitere Ausführungen zum Krankenhausbegriff und damit verbundene Aufgaben siehe auch Eichhorn
(2008) und Schlüchtermann (2013).
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 58
der Bevölkerung besonders häufig auftreten. Zentralversorger erweitern dieses
Leistungsangebot um Spezialversorgungen in ausgewählten Disziplinen. Abschließend
bieten Krankenhäuser der Maximalversorgung die komplette Bandbreite der
medizinischen Versorgung inkl. Subspezialisierungen.71 Ein wichtiges Kriterium zur
Typisierung eines Krankenhauses ist die Trägerschaft. Hier wird zwischen
öffentlichen, freigemeinnützigen und privaten Einrichtungen unterschieden. Wegen
der veränderten Rahmenbedingungen ist in der letzten Dekade der Anteil der privaten
Krankenhäuser in Deutschland stark angestiegen und stellt inzwischen einen größeren
Anteil als öffentliche Krankenhäuser (Bölt, 2015; Schäfer, 2000).
4.1.3 Charakterisierung und Besonderheiten des Krankenhausumfeldes
Das Gesundheitswesen zeichnet sich durch eine ganze Reihe von Spezifika aus, die im
Folgenden anhand einer akzentuierten Beschreibung des Krankenhausumfeldes
dargelegt werden. Krankenhäuser bieten Gesundheitsdienstleistungen auf einem Markt
an, wobei nicht Gesundheit als die erbrachte Leistung klassifiziert wird, sondern die
Dienstleistung, die sich positiv auf den Gesundheitszustand auswirkt (Rohner, 2012;
Fleßa, 2013; Haubrock, 2009b). Legt man der klassischen Wirtschaftstheorie folgend
die Charakteristika eines vollkommenen Marktes zugrunde, zeichnet sich das
Gesundheitswesen durch eine asymmetrische Informationsverteilung infolge der
starken Wettbewerbsregulierung durch Eingriffe von Bundes- und Landesministerien
aus (Berger & Stock, 2008; Stiglitz, 1988; Troschke & Stössel, 2012). Dies ist auch
auf den oben angeführten gesellschaftlichen Konsens der Zusage zur bedarfsgerechten
medizinischen Versorgung für jedes Mitglieds der Gesellschaft zurückzuführen.
Gleichwohl ist der Gesundheitsmarkt durch zahlreiche Stakeholder mit teilweise
gegenläufigen individuellen Zielen geprägt. Im Gesundheitswesen ist insbesondere die
Rolle der Versicherungen hervorzuheben, da diese in ihrer unterschiedlichen
Ausgestaltung und Positionierung im Gesundheitssystem bedeutenden Einfluss auf das
Spannungsfeld zwischen Nachfrage und Angebot nehmen. Neben den
unterschiedlichen Interessen der Stakeholder ist das Gesundheitswesen durch eine
Informationsasymmetrie zwischen Leistungsempfängern und Leistungserbringern
geprägt, da die Leistungsempfänger häufig hinsichtlich ihrer Konsumentensouveränität
71 Mit der Unterscheidung hinsichtlich der Versorgungsstufe ist die Unterscheidung bzgl. der Größe der
Krankenhäuser verbunden, operationalisiert anhand der Anzahl der Betten. Dabei existieren eine ganze Reihe
unterschiedlicher Skalierungen, deren Betrachtung jedoch nur in Kombination mit weiteren Faktoren, z. B.
der Versorgungstiefe, aussagekräftig ist. Mettler (2010) präsentiert eine allgemeine Typisierung mit Fokus
auf den Schweizer KH-Markt anhand von 3 Versorgungsstufen (primär, sekundär und tertiär) zur
Charakterisierung der medizinischen Versorgungsangebote.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 59
eingeschränkt sind. Entsprechend wird der subjektive Bedarf des Patienten durch den
Leistungserbringer objektiviert, was jedoch von den individuellen Präferenzen und
Interessen des Objektivierenden beeinflusst wird. Die zusätzliche Komponente der
Finanzierung, unter Beachtung des gesetzlichen Leistungsanspruchs, der zu
erbringenden Leistung durch die Versicherungen als dritte übergeordnete
Interessengruppe erhöht die Komplexität zusätzlich (Berger & Stock, 2008; Haubrock,
2009a; Schär, 2009b; Schäfer, 2000; Schär, 2009a).
Neben den beschriebenen Besonderheiten des Gesundheitsmarktes weist auch die zu
erbringende Leistung besondere Charakteristika auf. Dabei muss zusätzlich zu den
grundsätzlichen Dienstleistungseigenschaften (Woratschek et al., 2007) das Uno-actu-
Prinzip hervorgehoben werden, das ein Mitwirken des Leistungsnehmers im Rahmen
der Leistungserbringung erfordert (Arnold, 2008). Zudem zeichnet sich die
Leistungserbringung im Krankenhaus durch eine starke Standortbindung aus (Kunze,
2012). Das Spektrum der klinischen Prozesse reicht dabei von hochspezialisierten
Dienstleistungen, die sich durch geringe Häufigkeit, hohe Individualität, geringen
Standardisierungsgrad, lange Bearbeitungszeiten und hohe Anforderungen an Spezial-
und Expertenwissen auszeichnen, bis hin zu standardisierten Basisdienstleistungen, die
durch eine hohe Häufigkeit der Durchführung, ein geringes Level an Individualität,
kurze Bearbeitungszeiten sowie geringe Anforderungen an Expertenwissen
gekennzeichnet sind (Silvestro et al., 1992; Rohner, 2012). Die Dienstleistungen
werden dabei patientenindividuell von Ärzten aus unterschiedlichen Themenfeldern in
Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal und interdisziplinären medizinischen
Dienstleistungen wie Labor und Pharmazie erbracht. Unterstützt wird die
Leistungserbringung durch medizinferne Leistungen (Rohner, 2012). Eine wichtige
Besonderheit der Leistungserbringung in Krankenhäusern ist die Rolle des Patienten
als Produktionsfaktor im Sinne der Produktionstheorie. Dabei ist der Patient zum
Ersten Input-Faktor, da er das Krankenhaus besucht und nach einem
Veränderungsprozess verlässt, zum Zweiten Kunde im Sinne eines Auftraggebers
einer Dienstleistung, zum Dritten ist er Ko-Produzent bei der Erstellung der Leistung,
da die Leistung an ihm erfolgt, er im Regelfall persönlich anwesend ist und seine
Mitwirkung das Ergebnis er Leistungserbringung deutlich beeinflusst (Fleßa, 2013;
Arnold, 2008; Kersting, 2008).
Die oben angesprochene Position der Versicherungen als wesentlicher Teil des
Gesundheitsmarktes hat im Hinblick auf Finanzierungsaspekte des Gesundheitswesens
und die damit verbundene Erlösstruktur der Krankenhäuser bedeutenden Einfluss.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 60
Dabei ist zwischen privaten und gesetzlichen Versicherungen zu unterscheiden.72
Ohne hier ein detailliertes Bild der Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen
(GKV) zeichnen zu wollen, ist es notwendig, zumindest die grundsätzliche
Funktionsweise zu darzulegen.73 Die Finanzierung des GKV erfolgt über den 2009
eingeführten Gesundheitsfonds, der sich aus Beiträgen der Arbeitgeber, der
Versicherten/Beitragszahler und staatlichen Subventionen zusammensetzt. Darüber
hinaus dürfen die GKV in begrenztem Maß Zusatzbeiträge von ihren Beitragszahlern
erheben. Erbringt ein Krankenhaus eine Leistung gegenüber einem Patienten, erfolgt
die Abrechnung direkt mit der Krankenkasse. Nur bei privat Versicherten rechnet das
Krankenhaus die Leistungen direkt mit dem Patienten ab, der seine Auslagen
entsprechend den ihm zustehenden Leistungen von der Krankenversicherung ersetzt
bekommt. Die Abrechnung der erbrachten Leistungen erfolgt gegenwärtig anhand der
2003/2004 eingeführten diagnosebezogenen Fallgruppen (Diagnosis Related Groups,
DRG) (Haubrock, 2009a; Berger & Stock, 2008).74 Die Einführung der DRG hat für
Krankenhäuser zur Folge, dass sie nicht jeweils die individuellen Aufwendungen
erstattet bekommen, die die Behandlung in ihrem spezifischen Fall verursacht, sondern
einen definierten Betrag je Behandlungsfall. Das DRG-System lässt sich als ein
ökonomisches Klassifizierungssystem charakterisieren, bei dem Klassen aus Objekten
mit gleichen Eigenschaften gebildet werden. Dabei werden zwar medizinisch
vergleichbare Fälle erfasst, eine Gruppierung erfolgt jedoch auf der Basis der
Fallkosten. Entsprechend werden jene Fälle zu einer DRG-Gruppierung
zusammengefasst, die ähnliche durchschnittliche Kosten aufweisen. Umgekehrt wird
davon ausgegangen, dass alle Fälle dieser DRG-Gruppierung die durchschnittlichen
Kosten aufweisen (Fleßa, 2013; Küttner, 2004; Zeuner, 2011). Mit der Zielsetzung,
den relativen ökonomischen Aufwand zur Erbringung der medizinischen Leistung im
Vergleich zu einem Basispatienten abzubilden, wird den DRG eine sog.
Bewertungsrelation in Form eines relativen Wertes einer Fallgruppe hinsichtlich einer
zu erbringenden Leistung zugeordnet. Die Summe dieser Bewertungsrelationen wird
als Case Mix bezeichnet und bildet so die durchschnittliche Fallschwere des
Krankenhauses ab. Das DRG-Budget eines Krankenhauses entspricht dem Produkt aus
Basisfallwert und Case Mix (Haubrock, 2009a; Schmidt-Rettig, 2008). Es ist darauf
72 Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Finanzierung durch gesetzliche Versicherungen, da diese
ca. 90 % der Bevölkerung umfassen. 73 Der GKV liegen zudem folgende Strukturprinzipien zugrunde: kollektives Äquivalenzprinzip,
Solidaritätsprinzip, Sachleistungs- und Wirtschaftlichkeitsprinzip (Fleßa, 2013; Schär, 2009a). 74 Die Leistungen erweitern sich um Zusatzentgelte und Zuschläge sowie Erstattungen entsprechend § 6 I und II
KHEntgG; für die Schweiz (SwissDRG, 2015).
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 61
hinzuweisen, dass der DRG-Anteil am Gesamtbudget individuell je Krankenhaus ist,
durchschnittlich jedoch ca. 96% des Gesamtbudgets beträgt (Mostert et al., 2015).
Diese Quasi-Deckelung der Umsätze von Krankenhäusern wird von zahlreichen
strukturellen Veränderungen begleitet.
4.1.4 Strukturelle Kennzahlen zum Krankenhausumfeld
Zahlreiche Studien zeigen, dass sowohl international als auch in Deutschland die
begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen ineffizient eingesetzt werden (Strech,
2014). Die Krankenhäuser erfuhren in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten
strukturellen Wandel, wobei die Krankenhausindustrie substanziellen
Restrukturierungen und Konsolidierungen unterzogen werden musste (Büchner et al.,
2014). Der stationäre Krankenhaussektor bildet mit Gesamtkosten von ca. 90 Mrd.
Euro (2013) den größten Block der Gesundheitsausgaben.75 Allein in den Jahren 2008
bis 2013 stiegen die Krankenhauskosten um ca. 24 %. Im gleichen Zeitraum sind die
Fallzahlen in deutschen Krankenhäusern um ca. 7 % gestiegen bei gleichzeitiger
Reduktion der Anzahl der Krankenhäuser um ca. 4 %.76 Während die Gesamtanzahl
der Krankenhäuser rückläufig ist, können auch hinsichtlich der Trägerschaft
Veränderungen festgestellt werden. Die Anzahl der privaten Krankenhäuser ist im
Vergleichszeitraum um ca. 9 % gestiegen, während sich die Anzahl öffentlicher und
freigemeinnützigen Häuser um je 10 % reduziert hat. Dabei ist die Anzahl der Betten
nahezu konstant geblieben, die privaten Häuser weisen jedoch einen Zuwachs von ca.
13 % aus, während öffentliche und freigemeinnützige einen Rückgang von ca. 2 %
bzw. 4 % zu verzeichnen haben (Destatis, 2014). Interessant erscheint in diesem
Zusammenhang der Blick auf die finanzielle Gesamtsituation der deutschen
Krankenauslandschaft (Reifferscheid et al., 2015). Im Jahr 2012 wiesen ca. 35 % der
Krankenhäuser ein negatives Betriebsergebnis auf und ca. 13 % wurden als
insolvenzgefährdet eingestuft. Jedoch fällt auf, dass nur ca. 3 % der privaten
Krankenhäuser ein erhöhtes Insolvenzrisiko aufwiesen, bei öffentlichen
Krankenhäusern jedoch ca. jedes vierte (Augurzky et al., 2014). Die finanzielle
Situation zwingt die Krankenhäuser, die Budgets nicht entsprechend ihrem Zweck
einzusetzen, um insbesondere notwendige Investitionen tätigen zu können (Klauber et
75 Als Basis werden die Gesamtkosten, einschließlich der Kosten für Ausbildungsstätten und Aufwendungen
für den Ausbildungsfonds, genutzt, ca. 12 Mrd. Euro; Gesundheitsausgaben 2012: ca. 300 Mrd. Euro. 76 Innerhalb von 10 Jahren hat die Anzahl der Krankenhäuser um ca. 9 % abgenommen, seit 1993 um 15 %. Im
Jahr 2013 existieren 694 private, 596 öffentliche und 706 freigemeinnützige Krankenhäuser. Die
Verweildauer der Patienten hat sich seit 1993 fast halbiert auf durchschnittlich 7,5 Tage.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 62
al., 2015). Dies wirkt sich u. a. auf die medizinische Versorgung der Patienten aus,
sodass medizinisch notwendige bzw. sinnvolle Leistungen aufgrund der begrenzten
Ressourcenbasis zurückgehalten werden (Boldt & Schöllhorn, 2008; Strech et al.,
2009).
Im Folgenden wird die finanzielle Situation anhand der Kostenverteilung und
Kostenentwicklung beschrieben (GBE, 2014). Die Kosten der Krankenhäuser werden
zu ca. 61 % von den Personalkosten und ca. 38 % von den Sachkosten bestimmt.77 Die
Personalkosten werden für die nachfolgende Betrachtung unterschieden in einen
Anteil, der direkt an der medizinischen Leistungserbringung beteiligten Mitarbeitern78
und einen Anteil, der unterstützenden Tätigkeiten zugeordnet werden kann.79 Der
Personalkostenanteil der wertschöpfenden Mitarbeiter (nicht-wertschöpfend)
entspricht mit ca. 84 % (16 %) in etwa dem Anteil an der Gesamtanzahl der
Mitarbeiter. Jedoch ergeben sich große Unterschiede hinsichtlich der Kosten je
bereitgestelltem Bett in Abhängigkeit von der Trägerschaft. Grundsätzlich ist zu
konstatieren, dass alle Krankenhäuser von den steigenden Personalkosten betroffen
sind. Ebenso ist bei den Sachkosten ein Anstieg zu verzeichnen, jedoch stiegen die
Sachkosten bei privaten Krankenhäusern im betrachten Zeitraum von 2008 bis 2013
um 16 %, gegenüber 24 % (freigemeinnützig) und 26 % (öffentlich). Betrachtet man
den medizinisch wertschöpfenden Personalkostenanteil, liegen die Kosten pro Bett in
privaten Krankenhäusern 30 % unter denen öffentlicher und 10 % unter denen
freigemeinnütziger Häuser.
Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf dem nicht direkt wertschöpfenden
(Unterstützungs-)Bereich. Der Unterschied zwischen den unterschiedlichen Trägern
wird hier besonders deutlich. Zum einen liegen die Personalkosten für den
Unterstützungsbereich in privaten Einrichtungen 37 % bzw. 20 % unter den Kosten in
öffentlichen bzw. freigemeinnützigen Krankenhäusern, zum anderen zeigt sich, dass
ein deutlich effizienterer Umgang mit den strukturellen Veränderungen erfolgt.
Während die privaten Krankenhäuser die Personalausgaben fast konstant halten
konnten (+4 %), ist bei öffentlichen (+19 %) und freigemeinnützigen Häuser eine
deutliche Kostensteigerung festzustellen. Dies ist insbesondere bemerkenswert, da die
77 Hierzu und zu allen folgenden Daten und Auswertungen als Datenbasis: GBE (2014). Die Differenz bilden
die Posten Zinsen und zusätzliche Aufwendungen, Steuern, Kosten für Ausbildungsfonds sowie Kosten für
Ausbildungsstätten. 78 Dazu zählen Ärztlicher Dienst, Pflegedienst, Medizinisch-technischer Dienst, Funktionsdienst & klinisches
Hauspersonal. 79 Wirtschafts- und Versorgungsdienst, Technischer Dienst, Verwaltungsdienst, Sonderdienste, sonstiges
Personal sowie nicht zurechenbare Kosten.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 63
durchschnittliche Bettenanzahl privater Krankenhäuser (130) deutlich unter der in
öffentlichen (404) und freigemeinnützigen (241) liegt. Es wird deutlich, dass
insbesondere im Unterstützungsbereich der Krankenhäuser Effizienzpotenziale liegen
(Büchner at al., 2014). Auf die Diskussion weiterer Faktoren, z. B. historische
Umwälzungen der Investitionsfinanzierung und Abrechnung, steigende
Patientenanforderungen, wachsende Qualitäts- und Transparenzansprüche oder
technischer und medizinischer Fortschritt, wird an dieser Stelle verzichtet (Fleßa,
2013; Schmidt-Rettig, 2008; Arnold, 2008; Geissler & Busse, 2015; Reifferscheid
et al., 2015). Der steigende Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern sowie die
zunehmend schwierige Marktsituation, insbesondere für einzelne und unabhängige
Kliniken, zeigt einen deutlichen Bedarf an Effizienzsteigerungen, speziell durch
Reduktion der Kostenpositionen (Büchner et al., 2014; Busse, 2005; Rohner, 2012).
4.1.5 Prozessorientierung im Krankenhaus und Klassifikation der betrachteten
Prozesse
Aufgrund der geschilderten Rahmenbedingungen sehen sich Krankenhäuser vor die
Herausforderung gestellt, ihre Handlungsweisen anzupassen, um ihre
Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Die bereits beschriebene
Prozessorientierung ist dafür ein wesentliches Element (Gemmel et al., 2008). Unter
Prozessorientierung im Krankenhaus wird verstanden, zu welchem Anteil eine
Krankenhausorganisation hinsichtlich aller klinischen und unterstützenden Funktionen
am Patienten ausgerichtet und ein funktionsübergreifender kontinuierlicher
Verbesserungsprozess als Standard etabliert ist (Rohner, 2012). Dabei zeichnet sich
Prozessorientierung grundsätzlich durch eine funktionenübergreifende,
kundenorientierte Arbeits- und Denkweise aus (McCormack & Johnson, 2001).80
Krankenhäuser folgen traditionell einer vergleichsweise hierarchischen und
funktionsorientierten Ablauforganisation und erst seit Einführung der DRG wird ein
schrittweiser Wandel zur prozessorientierten Organisation vollzogen (Kersting, 2008).
Zwischen der Prozessorientierung in klassischen Industrieunternehmen und in
Krankenhäusern besteht ein wesentlicher Unterschied: Während im industriellen
Umfeld spezifische Inputs (z. B. Materialien) unter Einsatz von Maschinen oder
Informationen mit menschlicher Arbeitskraft in Outputs transformiert werden, steht
bei der Dienstleistung im Krankenhaus nicht die Erstellung spezifischer Outputs,
sondern vielmehr der Outcome (Verbesserung der Lebensqualität der Patienten) im
80 siehe Kap. 3.3.1 dieser Arbeit.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 64
Zentrum des Interesses. Das Ziel klassischer industrieller Dienstleistungen besteht
darin, die Bedürfnisse, Anforderung bzw. Erwartungen der Empfänger des
Prozessoutputs zu bedienen. Das Kundenbild bei der Erbringung von
Krankenhausdienstleistungen hingegen ist insbesondere durch die Rolle des Kunden
als direktem Leistungsempfänger bestimmt (Rohner, 2012; Davenport, 1993).
Als Untersuchungsbereich dieser Arbeit wurden die Unterstützungsprozesse in
Krankenhäusern ausgewählt, die ähnlich wie die industrielle Leistungserbringung auf
eine Optimierung der Input/Output-Relation unter Berücksichtigung der Erfüllung
definierter Qualitätsanforderungen ausgerichtet sind und bei denen das
Effizienzkriterium im Vordergrund steht. Entsprechend wird im Folgenden auf weitere
Ausführungen zum klinischen Prozessmanagement verzichtet.
Abbildung 12: Beispielhafte Darstellung der Value Chain eines Krankenhauses (Darstellung übernommen mit Adaptionen
aus Porter und Teisberg, 2006, S. 204 sowie Mettler 2010, S. 71)
PORTER (2014, S. 61) beschreibt ein Unternehmen als „ein Ansammlung von
Tätigkeiten, durch die ein Produkt entworfen, hergestellt, vertrieben, ausgeliefert und
unterstützt wird“, wobei diese strategisch relevanten Tätigkeiten in einer Wertkette
dargestellt werden können, um die Kostenposition und die
Differenzierungsmöglichkeiten abzubilden.81 Die Wertkette bildet ein analytisches
Werkzeug, um mit einer systematischen Untersuchung der Aktivitäten des
Unternehmens die Ursachen für Wettbewerbsvorteile zu untersuchen (Porter, 2014).
81 Einen Wettbewerbsvorteil besitzt ein Unternehmen dann, wenn es die strategisch relevanten Aktivitäten
besser oder kostengünstiger als seine Konkurrenten erfüllen kann (Porter, 2014).
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 65
Jedoch ist darauf hinzuweisen, dass PORTER unter Aktivitäten nicht, wie oben
beschrieben, die unterste Stufe der Prozesshierarchie versteht. Seine Argumentation
basiert vielmehr auf einem aufbauorganisatorischen Ansatz mit Funktionsorientierung.
Jedoch bietet sich die strukturierte Darstellung zur Unterscheidung der primären und
sekundären Aktivitäten an. Abbildung 12 zeigt eine auf die Wertschöpfung im
Krankenhaus ausgerichtete Wertkette (Porter & Teisberg, 2006; Mettler, 2010). Die
primären Aktivitäten beschreiben dabei die medizinische Wertschöpfung, wobei hier
zum einen explizit Vor- und Nachsorge mit einbezogen sind, zum anderen die
Kernleistungen (stationäre bzw. ambulante Leistungserbringung) durch medizin- bzw.
patientennahe Leistungen unterstützt werden. Als sekundäre Aktivitäten sind
Tätigkeiten erfasst, die die medizinische Wertschöpfung unterstützen, wobei im
Cluster „organisationsspezifische Infrastruktur“ eine ganze Reihe von Aktivitäten
(z. B. Controlling) gebündelt wird. BECKER und MEISE (2012) grenzen
Unterstützungsprozesse mithilfe differenzierter Kriterien von Kernprozessen ab. Dabei
dienen die Unterstützungsprozesse der Sicherung der Funktionsfähigkeit der
wertschöpfenden Prozesse und stellen die benötigte Ressourcenbasis zur Verfügung.
Zudem liegt der Fokus auf internen Kunden und die Eigenerstellung ist nicht zwingend
notwendig. Häufiges Problem ist die beschränkte Wahrnehmung des Endkunden
hinsichtlich des Value Added, da vorrangig unterstützende Aufgaben erfüllt werden.
4.2 Systematische Literaturanalyse: Data Envelopment Analysis,
Prozessmanagement und Benchmarking
Das Management der Prozessleistung ist sowohl in den Kern- als auch den
Unterstützungsprozessen zu einer unternehmerischen Kernaufgabe geworden (Hirzel,
2008). Da die vorliegenden Entscheidungssituationen komplex sind, steigt die
Bedeutung einer klaren und transparenten Grundlage zur Entscheidungsfindung,
insbesondere dann, wenn unterschiedliche Stakeholderinteressen, finanzielle und
nicht-finanzielle Messgrößen sowie differenzierte Bewertungskritierien
zusammengeführt und integriert beachtet werden müssen. In der Praxis werden dabei
zunehmend prozessbasierte Leistungsmessgrößen eingesetzt, etwa zur Vorbereitung
von Make-or-buy-Entscheidungen oder für organisationsinterne Entscheidungen zur
Bildung von Shared Service Centern. Jedoch ist die Identifikation geeigneter
Zielgrößen eine Herausforderung. Benchmarking kann durch seinen systematischen
Ansatz helfen, praktikable Zielsetzungen zu definieren, und als Basis für
betriebswirtschaftliche Entscheidungen dienen. Die grundsätzliche Eignung der DEA
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 66
als Werkzeug zur Lösung von Multi-Criteria-Decision-Making-(MCDM-)Problemen
wird in der Literatur kontrovers diskutiert (Kleine, 2001). Einerseits ist die
Argumentation schlüssig, dass die errechnete Effizienz der DEA der konvexen
Effizienz in MCDM entspricht.82 Anderseits wird darauf hingewiesen, dass die direkte
Transposition ggf. zu unbefriedigenden Ergebnissen führen kann (Bouyssou, 1999).
Für die Lösung von multikriteriellen Entscheidungen existiert jedoch eine ganze Reihe
von etablierten Methoden. HÜLLE ET AL. (2011) stellen in ihrer Publikation zu
MCDM-Verfahren im Bereich Management Accounting die Bedeutung der einzelnen
Verfahren transparent dar.
4.2.1 Zusammenfassung vorliegender Literaturanalysen zur DEA
In der Literatur existiert eine ganze Reihe von Beiträgen, die die Entwicklungen und
Anwendungen der Data Envelopment Analysis aufbereiten. Sie können den drei
Kategorien bibliografische Auflistungen, qualitative Studien und quantitative Studien
zugeordnet werden.83 Bibliografische Auflistungen liefern SEIFORD (1997a) und
GATTOUFI ET AL. (2004b) indem sie eine ausführliche Liste der DEA-Publikationen
präsentieren. Qualitative Studien werden zum einen von SEIFORD und THRALL (1990)
mit einem Überblick über die frühen Entwicklungen der DEA und von SEIFORD
(1997b) mit einem Überblick der Anwendungen von 1978 bis 1995 vorgestellt.
COOPER ET AL. (2007) präsentieren die Entwicklungen aus einem theoretischen
Blickwinkel, COOK und SEIFORD (1990) fassen die Entwicklungen im Bereich der
DEA über einen Zeitraum von 30 Jahren ab 1978 zusammen. Einen quantitativen
Literaturüberblick liefern sowohl GATTOUFI ET AL. (2004A) als auch EMROUZNEJAD
ET AL. (2008). Der von LIU ET AL. (2013b) präsentierte Literaturüberblick umfasst ein
zitationsbasiertes Netzwerk von Anwendungen sowie auf einem Wichtigkeitsindex
basierende Forschungspfade. HATAMBI-MARBINI ET AL. (2011) geben einen
Literaturüberblick über Anwendungen von Fuzzy Data Envelopment Analysis,
geclustert nach unterschiedlichen Fuzzy-Methoden.
Kennzeichen der genannten Studien ist, dass weitgehend auf eine Unterscheidung
zwischen methodischen und anwendungsspezifischen Entwicklungen verzichtet wird.
LIU ET AL. (2013A) fokussieren in ihrem Literatur-Review auf die Anwendungen der
DEA und präsentieren für ausgewählte Anwendungsgebiete Entwicklungspfade auf
82 DMUs entsprechen den Alternativen, Outputs den zu maximierenden Kriterien, Inputs den zu minimierenden
Kriterien. siehe dazu auch Kap. 3.1.4 dieser Arbeit. 83 Der folgende Kurzüberblick orientiert sich am Überblick der Studie von Liu et al. (2013b).
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 67
der Basis der wichtigsten Publikationen. Dabei wird zwar die hohe Bedeutung von
Anwendungen im Bereich Healthcare, insbesondere in Krankenhäusern, betont, jedoch
kann keine Anwendung der DEA im Bereich der Unterstützungsprozesse im
Krankenhaus identifiziert werden.84 Einen Healthcare-bezogenen Überblick der
Anwendungen von Effizienz- und Produktivitätsmesswerkzeugen gibt
HOLLINGSWORTH (2003), wobei er dabei neben der DEA auch weitere Methoden, z. B.
die SFA, berücksichtigt.85
4.2.2 Vorgehen und Zielsetzung der Literaturanalyse
Die vorliegende Literaturanalyse untersucht im Gegensatz zu den genannten
Publikationen die Anwendungen der Data Envelopment Analysis im Bereich des
Performance Managements auf Prozessebene unter expliziter Einbeziehung des
Managementinstruments Benchmarking. Ziel ist die Identifikation der Anwendungen
und der dafür verwendeten Methoden bzw. Methodenkombinationen zur Lösung
praktischer Benchmarkingprobleme. Die Analyse der Literatur lehnt sich an den
etablierten, strukturierten Ansatz der bibliometrischen Analyse an. Die bibliometrische
Analyse eignet sich insbesondere dafür, Strukturmuster in Publikationen zu
identifizieren (White, 2004). Die Durchführung basiert auf etablierten Vorgehen zur
Identifikation von Anwendungsgebieten des AHP und ANP (Hülle, 2012; Hülle et al.,
2011; Vaidya & Kumar, 2006). Für das Auffinden und die Auswahl der Publikationen
wurden die Datenbanken Business Source Premiere® via EBSCOhost® und der Social
Science Citation Index™ and Science Citation Index Expanded™ of Thomson-ISI
Web of Knowledge genutzt. Es wurden alle Publikationen bis zum 31.12.2013 in die
Betrachtung einbezogen. Durchsucht wurden alle Datenbankeinträge in Titel, Abstract
und Keywords. Die methodenspezifischen Suchoperatoren wurden mit der
Verknüpfung „or“ versehen, ebenso wurde bei den prozessbasierten Suchbegriffen
verfahren. Die methodenspezifischen Suchoperatoren und die anwendungsspezifischen
Suchbegriffe wurden mit der Verknüpfung „and“ verbunden. Methodenspezifische
Suchoperatoren sind „DEA“ und „Data Envelopment Analysis“, die
anwendungsspezifischen Suchbegriffe sind mit „Process“ und „Benchmark*“
definiert. Somit werden nur Ergebnisse berücksichtigt, die sowohl einen Treffer in den
84 Die Anwendungen im Bereich Healthcare liegen 2013 mit absolut 271 veröffentlichten Papers (8,65 % aller
DEA-Anwendungen) hinter Banking-Anwendungen an zweiter Stelle bei einem Anteil von
anwendungsspezifischen Publikationen von ca. 66 % (Liu et al., 2013a, S. 896). 85 Dabei sind ca. 52 % der identifizierten Anwendungen im Krankenhausumfeld zu verorten, 48 % mithilfe der
DEA. Die Publikation baut auf Hollingsworth (1999) auf.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 68
methodenspezifischen Schlagwörtern als auch bei den anwendungsspezifischen
Begriffen vorweisen konnten (171). Aufgrund der Fokussierung der Betrachtung auf
die Anwendung der Data Envelopment Analysis mit Prozessbezug wurden alle
Publikationen ohne eine Anwendung der DEA, Literaturstudien, Kommentare,
ausschließlich methodische Erweiterungen sowie andere Publikationen ausgeschlossen
(20). Zudem wurden auch Publikationen, die nicht im Forschungsbereich des Process
Performance Managements zu verorten sind, aus der Betrachtung ausgenommen (58).
Manuelle Korrekturen wurden schließlich hinsichtlich vorhandener Dopplungen und
Abkürzungen durchgeführt (33).86 Für die abschließende Betrachtung konnten 60
Publikationen berücksichtigt werden.
4.2.3 Grundlegende deskriptive Ergebnisse
Die Anwendung der Data Envelopment Analysis in Verbindung mit dem
Benchmarking auf Prozessebene ist ein Forschungsgebiet, das sich seit 1996
entwickelt hat. In Abbildung 13 ist die Entwicklung der Zahl der Publikationen
abgebildet, die das kontinuierliche Interesse und die Wichtigkeit des
Forschungsbereichs zeigt.
Abbildung 13: Verteilung der Publikationen nach Jahren (eigene Darstellung)
86 Zum Vorgehen siehe z. B. Hülle et al. (2011).
2
1
3
1
2 2
1
4
2
6
3
4
8
6
10
3
2
0
2
4
6
8
10
12
1996 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 69
Abbildung 14 zeigt die Journals, in denen die entsprechenden Publikationen
veröffentlicht wurden. Die große Bandbreite verdeutlicht das Interesse am
Forschungsbereich und das weite Feld der unterschiedlichen Anwendungen.
Hervorzuheben sind dabei das European Journal of Operational Research (10 %),
Omega-International Journal of Management Science (7 %), International Journal of
Production Research sowie das International Journal of Business Performance
Management (je 5 %). Insgesamt wurden die Inhalte in 42 verschiedenen Zeitschriften
veröffentlicht. Abbildung 15 verdeutlicht die regionale Verteilung der Publikationen
zum Analysebereich. Knapp die Hälfte aller Publikationen stammt dabei aus dem
asiatischen Raum inkl. des mittleren Ostens. Absolut gesehen stammen die meisten
Publikationen aus den USA (17), gefolgt von Taiwan (12). Jedoch kommt die Data
Envelopment Analysis nur in etwas mehr als der Hälfte der Anwendungsfälle als
alleinige Methode zum Einsatz. Kombinationen mit Methoden der multikriteriellen
Entscheidungsunterstützung, wie bspw. dem AHP oder PROMETHEE II haben sich
dabei etabliert. Gerade vor dem Hintergrund der im Standard-Benchmarkingprozess
enthaltenen Identifikation von geeigneten Benchmarkingpartnern kommt die DEA in
Verbindung mit der Clusteranalyse Rechnung zum Einsatz.
Abbildung 14: Verteilung der Publikationen nach Journals (eigene Darstellung)
0 1 2 3 4 5 6 7
Transportation Research Part A-Policy and Practice
Tourism Management
Total Quality Management & Business Excellence
Systemic Practice and Action Research
Supply Chain Management-An International Journal
Supply Chain Management
Service Industries Journal
Production and Operations Management
Operations Research
Omega-International Journal of Management Science
Nursing Economics
Mathematical and Computer Modelling
Management Science
Knowledge-based Systems
Knowledge & Process Management
Journal of the Operational Research Society
Journal of Service Research
Journal of Retailing
Journal of Productivity Analysis
Journal of Operations Management
Journal of Medical Systems
Journal of Intelligent Manufacturing
Journal of High Technology Management Research
Journal of Business Research
Journal of Business Logistics
IUP Journal of Supply Chain Management
International Journal of Shipping and Transport Logistics
International Journal of Productivity & Performance Management
International Journal of Production Research
International Journal of Production Economics
International Journal of Innovative Computing Information and Control
International Journal of Flexible Manufacturing Systems
International Journal of Computational Intelligence Systems
International Journal of Business Performance Management
IEEE Transactions on Engineering Management
Health Care Management Science
Expert Systems with Applications
European Journal of Operational Research
European Journal of Industrial Engineering
Benchmarking: An International Journal
Asia-pacific Journal of Operational Research
African Journal of Business Management
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 70
Eine übersichtliche Abbildung der identifizierten Methodenkombinationen kann
Tabelle 1 entnommen werden.
Abbildung 15: Verteilung der Publikationen nach geografischer Herkunft (eigene Darstellung)
Dabei kann konstatiert werden, dass ein großer Teil der Anwendungen die DEA als
zentrale Methode verwendet. Daneben finden neben den genannten Verfahren auch
strategische Managementinstrumente und Ansätze der Zielprogrammplanung
Anwendung. Die dargestellten Abbildungen der Literaturanalyse zeigen das Ergebnis
eines systematischen Vorgehens zur Identifikation der relevanten Publikationen.
Jedoch ist auf einige methodische Schwächen hinzuweisen, die das gewählte
Verfahren für die Auswahl der Publikationen verursacht. Zum einen besteht bei der
Verwendung derart generischer Suchbegriffe die Gefahr, dass eine Vielzahl von
Treffern erzielt wird, die für den intendierten Forschungsbereich nicht relevant sind.
Die Festlegung der Suchbegriffe unterliegt dabei der Subjektivität des
Untersuchenden. Zudem begrenzt die zeitliche Einschränkung die Analyseergebnisse.
Daneben wirken die klassischen Nachteile der Stichwortsuche. Diese basiert auf den
definierten Suchbegriffen und schließt somit alle Publikationen aus, die nicht alle
Suchbegriffe umfassen. Die zugrunde liegenden Datenbanken fokussieren auf
internationale Publikationen, die einen Peer-Review erfahren haben, sodass bspw.
Lehrbücher und Dissertationen nicht mit einbezogen werden. Eine weitere
Einschränkung besteht darin, dass aufgrund der Suchbegriffskonstellation und der
Grundsprache der Datenbanken lediglich englischsprachige Literatur berücksichtigt
wird.
Nordamerika
32%
[RUBRIKENNAME]
[PROZENTSATZ]
Australien
1% Afrika
2%
Südamerika
2%
Israel
2%
Taiwan
20%
Südkorea
3%
China
6%
Iran
2%
Indien
8%
Thailand
2%
Asien & Mittlerer Osten
43%
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 71
Total (k
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und S
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Total (k
om
bin
ierte
Ansätze)
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g
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(1998)
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2002
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(2004)
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(2010);
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19
2
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1
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1
4
6
1
41
Tot
al
Tabelle 1: Methodenbasierter Überblick der identifizierten DEA-Ansätze (eigene Darstellung)
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 72
4.2.4 Systematisierung der Ergebnisse der Literaturanalyse
Einen grundlegenden Überblick und eine Diskussion relevanter Beiträge der DEA-
Anwendung auf Prozessebene liefern sowohl FLINSPACH (2011) als auch BURGER
(2009), deren Literaturüberblicke durch die Analyse in der vorliegenden Arbeit
erweitert werden sollen.87 Dazu wurden die identifizierten Publikationen hinsichtlich
ihres inhaltlichen Beitrags und des Untersuchungsgegenstands analysiert. Zudem
wurde, wenn möglich, eine Clusterung der Anwendungsbereiche vorgenommen. Dabei
fällt auf, dass insbesondere in den Bereichen Logistik, Bank- und Finanzwesen,
öffentliche Einrichtungen sowie im Gesundheitswesen überdurchschnittlich viele
Anwendungsfälle vorliegen. Für die Analyse wurden bevorzugt Publikationen
ausgewählt, die neue Anwendungen bzw. Konzepte präsentieren.
Im Rahmen der Analyse konnten 7 prozessbasierte Anwendungen im Bereich des
Gesundheitswesens identifiziert werden, wovon 3 explizit im Krankenhausumfeld zu
verorten sind. LAI ET AL. (2011A) entwickeln ein Framework zum Benchmarking
wissensbasierter Systeme sowie für die damit verbundene Leistungsevaluation und
Prozessverbesserungen. STANFORD (2004) präsentiert ein Konzept zur Evaluation der
Performance von Krankenhäusern am Beispiel der Behandlung von
Herzinfarktpatienten, das auf die Daten von 107 Krankenhäusern angewendet wird.
WATCHARASRIROJ und TANG (2004) betrachten die Wirkung von Größeneffekten und
des systematischen Einsatzes von IT auf die Effizienz des Prozesses der medizinischen
Leistungserbringung. Eine Anwendung erfolgt für 92 Non-Profit-Krankenhäuser in
Thailand. BOTT ET AL. (2007) analysieren mithilfe der prozessbasierten
Kostenrechnung und der DEA den Planungsprozess in Pflegeeinrichtungen. Einen sehr
stark prozess- bzw. aktivitätenbasierten Ansatz zur Verbindung des Activity-based
Costing und der DEA nutzen ROUSE ET AL. (2011). Eine Validierung erfolgt im
Rahmen einer Fallstudie von 24 Anwendungen in der Primärversorgung. OZCAN
(1998) konzipiert ein DEA-basiertes Messmodell zur Evaluierung und Analyse der
Effizienz von Ärzten als Ausgangspunkt für Produktivitätssteigerung bzw.
Kostenreduktion. Die Analyse erfolgt auf der Basis der Informationen zu 160
Hausärzten. HAMMERSCHMIDT ET AL. (2012) hingegen betrachten die potenziellen
Wert- und Kostenbenefits sowie Leistungssteigerungen im Rahmen der
87 Auf eine ausführliche Diskussion der dort beschriebenen Anwendungen wird an dieser Stelle verzichtet.
Siehe dazu Flinspach (2011) und Burger (2009).
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 73
Dienstleistungserstellung innerhalb von Gesundheitsnetzwerken anhand der Daten
einer Längsschnittstudie von 716 Allgemeinärzten und 633 Fachärzten.
Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere relevante Anwendungen in verschiedenen
Industrien identifiziert, die im Folgenden in ausgewählter Form kurz betrachtet
werden. Insbesondere im Bereich der Logistik existiert eine ganze Reihe von
Anwendungen der DEA auf Prozessebene. So stellen PARK ET AL. (2012) ein
schrittweises Benchmarking-Vorgehen vor, das zur Bestimmung schrittweiser und
zielgerichteter Zielsetzungen genutzt wird. Eine Anwendung erfolgt im Rahmen einer
Case Study mit 21 Container-Terminals. WU ET AL. (2010) begegnen der
Herausforderung zur Definition realistischer Ziele mit der Kombination der DEA mit
Techniken der Clusteranalyse. Die Validierung findet mithilfe der Daten von 77
Container-Terminals internationaler Häfen statt. Ebenso nutzen SARKIS und TALLURI
(2004) ihr Konzept der performancebasierten Clusterung zur Ableitung von
Zielsetzungen und entsprechenden Verbesserungspotenzialen. Eine Anwendung
erfolgt am Beispiel der Operations von 44 Flughäfen über einen Zeitraum von 5
Jahren. JALALVAND ET AL. (2011) vergleichen die Performance unterschiedlicher
Supply Chains, u. a. auf Prozessebene, mithilfe des Supply-Chains-Operations-
Reference-Modells (SCOR), auf dessen Basis ein Vorgehen zum Vergleich von
Supply Chains entwickelt wird, sowie Methoden der multikriteriellen
Entscheidungsunterstützung. Die Case Study wird im Bereich der
Lebensmittelindustrie in Iran durchgeführt.
Auch im Bereich des Bank- und Finanzwesens konnten relevante Konzeptionen und
Anwendungen der prozessbasierten DEA identifiziert werden. LO und LU (2006)
präsentieren einen Ansatz, der ein zweistufiges Performance-Modell aus Profitabilität
und Marktfähigkeit konzipiert, um den Produktionsprozess von Finanzholding
Companies (FHC) abzubilden. Eine Validierung erfolgt mit Daten von 14
taiwanesischen FHCs. Eine explizite Trennung zwischen Produktivitätseffizienz und
Profitabilitätseffizienz wird durch MCEACHERN und PARADI (2007) vorgenommen,
wobei der Ansatz auf die operative Umsetzbarkeit der ermittelten Benchmarks
fokussiert. Die Anwendung erfolgt in 138 Bankfilialen in 7 Ländern in einer
regionalen und länderübergreifenden Betrachtung. KAMAKURA ET AL. (1996)
entwickeln ein Konzept zur kostenbasierten Leistungsanalyse des Vertriebsprozesses
von Bankdienstleistungen in unterschiedlich geclusterten Filialen (188). Anhand des
Benchmarkings von 49 Banken in Indonesien validiert POST (2001) ein eigens
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 74
entwickeltes DEA-Konzept zur Berücksichtigung von Unsicherheit bei Inputs und
Outputs unter Einbeziehung stochastischer Störgrößen.
Die Eignung der DEA zur Analyse von Nonprofit- bzw. öffentlichen Einrichtungen
schlägt sich ebenfalls in prozessspezifischen Anwendungen der DEA nieder.
GREASLEY (2005) entwickelt einen dreistufigen Anwendungsprozess unter
Verwendung von DEA und Simulationsanwendungen zur Verbesserung der
Betrachtungseinheiten. Die Anwendung erfolgt in Case Studies des operativen
Betriebs von Polizei-Einheiten. JYOTI ET AL. (2008) entwickeln ein Vorgehensmodell
zur Evaluation und zum Benchmarking der Leistung des Produktionsprozesses von
F&E-Organisationen unter Nutzung der DEA und des AHP. POST und SPRONK (1999)
führen in ihrem Benchmarkingkonzept die DEA und das Entscheidungs-
unterstützungsverfahren Interactive Multiple Goal Programming zusammen, um zum
einen zielgerichtete und realistische Benchmarks abzuleiten und zum anderen
geeignete Referenzobjekte zu identifizieren. Die Anwendung erfolgt mit Analyse der
operativen Performance von Fachbereichen britischer Universitäten.
Auffällig ist die unabhängig vom Anwendungsfeld zu beobachtende häufige
Verbindung der Anwendung des AHP und der DEA. Beispielsweise nutzen
PARAMESHWARAN ET AL. (2009) die DEA und den Fuzzy AHP zur Messung der
Servicequalität sowie zu Effizienzmessung in Reparaturwerkstätten. Auch FREI und
HARKER (1999) beschreiben ein Vorgehen zur Analyse auf Einzelprozessebene unter
Nutzung der DEA in Verbindung mit dem AHP und zeigen die Anwendung am
Beispiel von 45 Retailbanken.88 MAHALIK ET AL. (2010) integrieren die DEA und den
AHP am Beispiel des Supply Chain Managements im Rahmen einer Case Study mit
Daten von 12 indischen Häfen. AHMAD und QIU (2009) kombinieren qualitative und
quantitative Faktoren in einer integrierten Anwendung von AHP und DEA am Beispiel
der Daten von KMUs.
Im Folgenden werden weitere ausgewählte Konzeptionen und Anwendungen im
Hinblick auf das spätere Anwendungsfeld vorgestellt. Eine dezidierte Fokussierung
auf die Betrachtung der Leistungsfähigkeit von Produktionsprozessen enthält die von
HOOPES und TRIANTIS (2001) präsentierte Konzeption, die technologiekritische Input-
und Output-Faktoren explizit in das Modellierungsframework einbindet und neben der
DEA auch die statistische Prozesslenkung anwendet. Eine Darstellung erfolgt mit der
88 Die Publikation baut auf einer vorangegangen Untersuchung auf (Frei & Harker, 1996).
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 75
exemplarischen Betrachtung von 44 Arbeitsaufträgen im Produktionsprozess.
Weiterhin entwickelte TALLURI (2000b) eine Benchmarkingmethode, die multiple
Kenngrößen simultan berücksichtigt und die Organisation bei der Durchführung von
BPR und BPI unterstützt, wobei neben der DEA u. a. Clusteranalysen und
spieltheoretische Ansätze genutzt werden. Die Evaluierung erfolgt anhand von 47
Produktionsprozessen. STEWART (2010) entwickelt ein Konzept zum zielorientierten
Benchmarking der Organisationseffizienz, wobei die mittel- und langfristigen
Managementziele systematisch in die Ableitung der Benchmarks eingebunden werden.
Eine Anwendung erfolgt mithilfe existierender Daten von 15 Supermarktfilialen. Eine
explizite Betrachtung der Leistungsfähigkeit im Beschaffungsbereich führen MURPHY
ET AL. (1996) durch. Dabei wird die Leistungsfähigkeit anhand eines Beispiels aus der
Petroleum-Industrie evaluiert. SARANGA (2006) entwickelt einen Ansatz zur
Identifikation zielgerichteter Benchmarking-Peergroups für Unternehmen der
pharmazeutischen Industrie in Indien unter Berücksichtigung individueller
Zielsetzungen, wobei eine Anwendung im Rahmen von Cases mit Daten von 44
Unternehmen aus dem Zeitraum 1992–2002 erfolgt. YU und LEE (2009) kombinieren
die Analyse der produktiven Effizienz und der Dienstleistungseffektivität zur
Identifikation von Verbesserungspotenzialen. Die Umsetzung erfolgt mit Anwendung
der hyperbolischen Netzwerk-DEA am Beispiel von Hotels in Taiwan. JAIN ET AL.
(2011) präsentieren einen DEA-basierten Ansatz zur Leistungsmessung und
Zieldefinitionen in Produktionssystemen, angewandt im Bereich der
Fließbandfertigung und der Wafer-Herstellung. TALLURI und NARASIMHAN (2004)
stellen ein Konzept zur effizienten Steuerung des Prozesses der strategischen
Lieferantenauswahl unter Berücksichtigung multipler strategischer Faktoren im
Evaluationsprozess vor. Eine Validierung erfolgt anhand von 23 Lieferanten eines
Unternehmens der Telekommunikationsindustrie. LI und DAI (2009) führen eine
Konzeption zur Messung sowohl der Supply Chain Collaborative Performance als
auch der relativen individuellen Unternehmensperformance mithilfe von DEA und
Sensitivitätsanalysen vor. Eine Anwendung erfolgt im Rahmen eines Supply Chain
Systems eines taiwanesischen Hardwareherstellers.
Betrachtet man die für den Betrachtungszeitraum ausgewählten Publikationen, wird
deutlich, dass sich die DEA als grundlegende Methode zur Messung der
Prozessleistung etabliert hat. Zudem lässt sich konstatieren, dass Anwendungen im
Bereich des Gesundheitswesens, im Speziellen in Krankenhäusern, in nur sehr
geringer Zahl vorliegen. Es wurde keine Anwendung der DEA im Kontext des
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 76
Benchmarkings der Prozessleistung identifiziert. Die Analyse der Publikationen
hinsichtlich ihrer Prozessorientierung zeigt, dass nur in Ausnahmefällen der
Notwendigkeit zur Schaffung von Transparenz mithilfe von Referenzmodellen
(Jalalvand et al., 2011) oder Prozesssimulationen (Reiner et al., 2013) Rechnung
getragen wird. Entsprechend der Definition nach FISCHER ET AL. (2012) ist die
Entscheidungsunterstützung und die damit verbundene Managementorientierung eine
zentrale Aufgabe des Controllings. Betrachtet man die identifizierten Publikationen,
kann eine fehlende Fokussierung auf die Ansprüche und Anforderungen des
Managements, insbesondere im Hinblick auf die Schaffung einer transparenten
Entscheidungsgrundlage, diagnostiziert werden. Die systematische Einbindung der
Präferenzen des Managements erfolgt in einigen wenigen Anwendungen bzw.
Konzeptionen mit den Ansätzen der Zielprogrammplanung (Stewart, 2010; Post &
Spronk, 1999), jedoch konnte keine Publikation identifiziert werden, die den Kreis bis
hin zur Ableitung konkreter Stellhebel und Maßnahmen schließt. In diesem Sinne ist
zudem festzuhalten, dass nur in Ausnahmefällen eine konsistente Beschreibung des
Vorgehens auf Prozessebene präsentiert wird (Hoopes & Triantis, 2001; Jyoti et al.,
2008). Ebenso fehlt ein durchgängiger Ansatz von der Modellierung der Prozesse bis
hin zur entscheidungsunterstützenden Aufbereitung der Informationen und Ableitung
konkreter Handlungsempfehlungen. Die aufgezeigten Lücken sollen in der
vorliegenden Arbeit unter Verwendung der Data Envelopment Analysis geschlossen
werden.
4.3 Ableitung von Anforderungen an eine Methode zum
prozessbasierten Benchmarking mit der DEA
Abgeleitet aus der Beschreibung des Untersuchungsbereiches und der systematischen
Analyse der Literatur werden im Folgenden sechs grundsätzliche Anforderungen an
ein Konzept zum prozessbasierten Benchmarking mit der Data Envelopment Analysis
kurz beschrieben und jeweils abschließend in einem Satz formuliert. Der Fokus liegt
dabei auf den inhaltlich-modellspezifischen Anforderungen und nicht auf der
Beschreibung genereller Anforderungen hinsichtlich der Messgrößen, Messbarkeit,
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 77
Datenverfügbarkeit sowie der wissenschaftlichen Gütekriterien Validität, Reliabilität
und Objektivität.89
Insbesondere auf Prozessebene gestaltet sich der organisationsübergreifende Vergleich
nicht einfach, obgleich der Unterstützungsbereich sowohl branchenintern als auch
branchenübergreifend gesteigertes Interesse erfahren hat (Beretta et al., 1998;
Anderson & McAdam, 2005). Gerade im Unterstützungsbereich in Krankenhäusern
erhält der Begriff der Wettbewerbsfähigkeit einen besonderen Charakter.
Wettbewerbsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens zur Generierung
und Bewahrung von Wettbewerbsvorteilen (Eiriz et al., 2010). Unterstützungsprozesse
sind nicht direkt an der Wertschöpfung beteiligt und fokussieren, insbesondere im
Hinblick auf die systemimmanenten Eigenschaften des Gesundheitswesens, auf die
möglichst effiziente Unterstützung der Leistungserbringung bei gegebenen
Qualitätsstandards (Kersting, 2008). Im Sinne der Unterstützung der
Wettbewerbsfähigkeit und des Anspruchs zur Bereitstellung
entscheidungsunterstützender Informationen, zum Beispiel durch das Aufzeigen von
konkreten Handlungsbedarfen, ist es notwendig, dass organisationsübergreifend
valide, strukturdefinierte Erfolgsparameter identifiziert und verwendet werden. Eine
derartige, belastbare Leistungsdiagnose erfordert eine valide Vergleichsgrundlage
(Brocke & Sonnenberg, 2011). LAI ET AL. (2011b) konstatieren, dass die Erstellung
von Prozessmodellen als Vergleichsgrundlage eine unabdingbare Voraussetzung für
die Durchführung von Vergleichen und Analysen von Prozessen darstellt, um
kurzfristige und langfristige Erfolge sicherzustellen. Das Prozessmodell ist
strukturgebend für die Definition von geeigneten Leitungsmessgrößen, um zum einen
unternehmensübergreifend eine einheitliche Vergleichsbasis aus inhaltlicher,
aktivitätenorientierter Perspektive zu gewährleisten, zum anderen potenzielle Effekte
für die Leistungserstellung des Betrachtungsobjekts mess- und vergleichbar zu machen
(Maire, 2002; Schulte-Zurhausen, 1995). JUAN und OU-YANG (2005) betonen, dass die
zentrale Herausforderung zum Vergleich von Prozessen und zur Ableitung geeigneter
Messgrößen darin besteht, dass sowohl der Informationsfluss als auch die Logik der
Prozesskonfiguration mit geeigneten Methoden abgebildet werden.
Anforderung 1: Transparente Beschreibung der Prozessstruktur
89 Siehe detailliert dazu bspw. Flinspach (2011), Legner (1999), Burger (2009) und Rosenkranz (2006). Kühner
(2005) weist zudem auf die formalen Anforderungen (Einheitlichkeit, Stabilität und Praktikabilität) an das
Verfahren hin.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 78
Die unterstützenden Bereiche in unterschiedlichen Organisationen weisen strukturelle
Ähnlichkeiten auf, was einem organisationsübergreifenden Vergleich entgegenkommt.
Durch den lediglich indirekten Beitrag zur Wertschöpfung wird der Austausch
prozessbasierter Daten in Unterstützungsbereichen vereinfacht. Zudem besteht im
Krankenhaus die Tendenz, dass Unterstützungstätigkeiten zentral ausgeführt werden
und somit gebündelt Make-or-buy-Entscheidungen für einzelne Leistungsbereiche
getroffen werden können (Dresen, 1997). Dabei sind prozessbasierte Leistungsgrößen
aggregierten finanziellen Kennzahlen gegenüber zu präferieren bzw. mit diesen zu
verbinden (Reichwald & Weichselbaumer, 1997). Eine aussagekräftige
Leistungsmessung der Unterstützungsprozesse auf der Basis übergeordneter
Erfolgskennzahlen gestaltet sich jedoch schwierig, da für die erstellten Outputs kein
marktbasierter Preis gebildet wird und eine klare Zurechenbarkeit zur direkten
Leistungserstellung nicht möglich ist (Schweitzer, 1997).90 Zudem stellt die
Konstruktion einer Produktionsfunktion für die Erstellung von Leistungen im
Unterstützungsbereich eine Schwierigkeit dar, da kein direkter Zusammenhang
zwischen Input und Output hergestellt werden kann. Die Prozessstruktur und die dort
identifizierten Outputs (in Abhängigkeit von der gewählten Analyseebene) liefern die
Basis für die Erstellung eines auf der Prozessstruktur beruhenden Messsystems.
Anforderung 2: Konzeption eines prozessbasierten Messmodells
Auch in Krankenhäusern ist die eindeutige Tendenz hin zu einer prozessorientieren
Organisationsstruktur zu beobachten (Kersting, 2008). Daher steht für die eigentliche
Leistungserstellung der medizinische Kernprozess ohne Zweifel im Vordergrund,
jedoch müssen bei der Bewertung der Leistungsfähigkeit der unterstützenden Prozesse
nicht nur kostenbasierte Faktoren, sondern ebenso qualitätsbezogene
Prozessmessgrößen in die Betrachtung aufgenommen werden. Da qualitätsspezifische
Kennzahlen nur schwer direkt messbar sind, werden sie häufig unter Nutzung des
Konzepts der latenten Strukturvariablen über Indikatoren erschlossen.91 Jedoch
blenden viele Untersuchungen, gerade bei der Betrachtung von Dienstleistungen bzw.
hybriden Leistungsangeboten, den Qualitätssachverhalt aus (Soteriou & Stavrinides,
1997). Neben der Berücksichtigung von Kosten-, Zeit- und Qualitätsfaktoren wird
insbesondere auch der Zufriedenheit der internen Kunden große Beachtung geschenkt.
90 Zur Erläuterung der Gemeinkostenproblematik siehe Möller et al. (2007). 91 siehe Kap. 3.2.3 dieser Arbeit. Morey et al. (1992) nutzen in einer Studie im Krankenhausumfeld den
Vergleich der prognostizierten mit der tatsächlichen Sterberate.
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 79
Die Kennzahlen unterscheiden sich nicht nur darin, dass sie zum Teil qualitativer bzw.
quantitativer Art sind, sondern sie sind heterogen hinsichtlich der Maßeinheiten und
müssen in einem Leistungsmesssystem gleichberechtigt berücksichtigt werden. Die
Möglichkeit, diese multidimensionalen Indikatoren einzubeziehen, bildet eine wichtige
Anforderung an die Konzeption des auf Basis des Prozessmodells generierten
Effizienz-Messkonzepts.
Anforderung 3: Berücksichtigung multidimensionaler Kenngrößen
Bei Unterstützungsprozessen ist die Exzellenz der Ausführung eines einzelnen
Prozesses insbesondere durch interne Kunden zu beurteilen, aus der Perspektive
Externer gestaltet sich eine Einschätzung der Leistungsfähigkeit schwierig und hängt
in hohem Maß von der gewählten Analyseebene ab. Wie oben beschrieben, bestehen
signifikante strukturelle Unterschiede zwischen den einzelnen Organisationen. In
diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass insbesondere die Identifikation
geeigneter Benchmarkingpartner, inkl. der Bereitstellung der notwendigen
Informationen, zu den zentralen Herausforderungen im Vorgehen gehört (Spendolini,
1992). Da drastische Veränderungen in den Prozessen eine nicht zu unterschätzende
Auswirkung auf personelle und finanzielle Ressourcen haben, ist der individuelle
Benchmark nicht zwingend derjenige, der absolut gesehen die beste Performance
aufweist. Vielmehr ist es von Relevanz, jenen Benchmark bzw. die Referenzeinheit zu
identifizieren, die unter Berücksichtigung ähnlicher struktureller Rahmenbedingungen
mit angemessenen Mitteln erreichbare Potenziale aufzeigt. Dabei ist die Auswahl des
richtigen Vergleichsmaßstabs und des richtigen Vergleichsobjekts entscheidend für die
Aussagekraft der Ergebnisse, insbesondere im Hinblick auf die Ableitung umsetzbarer
Handlungsempfehlungen.
Anforderung 4: Individuelle Konzeption eines Reference Sets zur Ableitung
praktikabler Handlungsempfehlungen
HORVATH (2011) postuliert, dass Prozessmanagement nicht ohne Benchmarking
denkbar ist, insbesondere hinsichtlich der Ableitung von Zielwerten. Neben der
Ableitung von konkreten Zielsetzungen sind insbesondere die Identifikation von Best
Practices und die darauf aufbauende Ableitung von Ansatzpunkten zur
Prozessverbesserung bzw. Prozessrestrukturierung von zentraler Bedeutung.
Umgekehrt stellt nur die Einbindung der Benchmarking-Ergebnisse in Zielgrößen des
Prozessmanagements die Umsetzung der Resultate und die Verwendung derselben zur
Weiterentwicklung der Prozesse sicher (Legner, 1999). Zu beachten gilt es, dass
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 80
sowohl die abgeleiteten Maßnahmen als auch die berechneten Benchmarks unter
Berücksichtigung der übergeordneten Strategie des Unternehmens definiert werden
(Braun & Lawrence, 1997; Drew, 1997). DELPACHITRA ET AL. (2002) stellen heraus,
dass Prozessbenchmarking als ein indirektes Messinstrument zur Messung der
operativen Effizienz dienen bzw. Unternehmen darin unterstützen kann, unter
Berücksichtigung der gegebenen individuellen Ressourcenbeschränkung den
effizientesten Weg zur Erreichung ihrer Ziele zu identifizieren. Insbesondere die
systematische Ableitung von realistischen (Prozess-) Zielsetzungen unter Beachtung
der vorliegenden Output/Input-Relation sowie der individuellen Strukturbedingungen
können zu einer langfristig erfolgreichen Konfiguration der Geschäftsprozesse
beitragen.
Anforderung 5: Standardisierte Ableitung individueller prozessbasierter Zielwerte
und Einbindung der Benchmarking-Ergebnisse in das Prozessmanagement
Trotz der zahlreichen potenziellen Vorteile ist darauf hinzuweisen, dass die
Durchführung eines Benchmarkings nennenswerte Ressourcen, insbesondere an Zeit
und Personal, bindet. Zudem sind Unternehmen häufig zögerlich, sensible
prozessbasierte Daten zur Verfügung zu stellen (Delpachitra & Beal, 2002; Anderson,
& Moen, 1999; Anand & Kodali, 2008). Daher ist eine strukturierte und zielorientierte
Durchführung des Benchmarkings von hoher Relevanz. Die Entwicklung einer
Prozessbenchmarking-Methode sollte daher eine präzise und detaillierte Beschreibung
der einzelnen Schritte beinhalten (Watson, 1993).
Eine integrative Konzeption der einzelnen Bausteine des Modells stellt eine
sachlogische Anordnung und zielorientierte Durchführung sicher. Jedoch sollen die
einzelnen Module der Methode in Abhängigkeit von der individuellen Zielsetzung und
Ressourcenausstattung unabhängig voneinander adaptiert und umgesetzt werden
können. Beim Prozessbenchmarking handelt es sich nicht um ein einmalig
anzuwendendes Diagnose-Werkzeug zur Identifikation von Effizienzpotenzialen,
vielmehr steigt der Nutzen dieses Instruments mit der regelmäßigen Anwendung.
Zudem ist die Wirkung der ggf. identifizierten Modifikationen der
Prozesskonfiguration in Abhängigkeit vom Umfang der notwendigen Veränderungen
erst in späteren Perioden zu erkennen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass
zum einen die Vorteile des Benchmarkings genutzt und unternehmensübergreifende
Partnerschaften etabliert werden und dass zum anderen ein systematischer
Wissenstransfer über die Organisationsgrenzen hinweg aufgebaut und prozessbasierte
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 81
Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeiten dokumentiert werden (Gleich et al.,
2008). Eine anwendungsorientierte Standardisierung des Benchmarkingprozesses stellt
eine langfristige Vergleichbarkeit und Transparenz sicher.
Anforderung 6: Entwicklung eines konsistenten mehrstufigen methodischen
Vorgehens
4.4 Zusammenfassung der deskriptiven Analyse des
Untersuchungsbereiches und der Literatur
Die detaillierte Beschreibung der Rahmenbedingungen und Besonderheiten des
Untersuchungsbereichs lässt erheblichen Handlungsbedarf hinsichtlich der
Transparenz in der Leistung und Struktur in Unterstützungsprozessen erkennen.
Interessant, insbesondere aus Sicht des Benchmarkings, sind die offensichtlich
erheblich größeren Schwierigkeiten einiger Kliniken im Vergleich zu anderen, den
Wandel zu bewerkstelligen. Der ungleiche Umgang mit den angesprochenen
Herausforderungen zeigt sich auch an der großen Zahl nicht wirtschaftlich arbeitender
Einrichtungen. Dabei ist grundsätzlich eine steigende Bedeutung des
Unterstützungsbereichs in Krankenhäusern zu beobachten. Darüber hinaus wird
deutlich, dass sich die prozessbasierte Betrachtung noch in einem vergleichsweise
frühen Entwicklungsstadium befindet und eine eher funktionsorientierte
Organisationsstruktur vorherrscht, wobei seit Einführung der DRG ein schrittweiser
Wandel zur prozessorientierten Organisation vollzogen wird. Als
krankenhausspezifische Besonderheiten können dabei exemplarisch zum einen die
Vielfalt der an den Prozessen beteiligten Stakeholder genannt werden, zum anderen
der Bedarf, mehrdimensionale Messgrößen in die Betrachtung einzubinden.
Anhand einer systematischen Analyse der Literatur konnten die methodischen
Entwicklungen, ggf. in Verbindung mit weiteren Verfahren, systematisiert und die
bisherigen Anwendungsschwerpunkte identifiziert werden. Im Hinblick auf den
methodischen Aspekt ist zu konstatieren, dass neben den klassischen DEA-
Anwendungen eine Vielzahl kombinierter Ansätze existiert. Jedoch fehlt ein
umfassender Ansatz, der von der systematische Herstellung der grundlegenden
Struktur bis hin zur Überführung in Messmodelle und Effizienzwerte reicht. Die
Verwendung von Referenz- bzw. Prozessmodellen als valide Basis zur Ableitung von
Messmodellen ist dabei in der Literatur anerkannt, kommt jedoch vergleichsweise
selten zur Anwendung. Zudem wurde deutlich, dass im Krankenhausumfeld zwar
Prozessbasiertes Benchmarking des Unterstützungsbereichs im Krankenhaus 82
Untersuchungen existieren, jedoch eine prozessbasierte Benchmarking-Anwendung im
Unterstützungsbereich bisher fehlt.
Aufbauend auf den zentralen Ergebnissen der Analyse wurde, wie zusammenfassend
in Abbildung 16 dargestellt, ein Anforderungskatalog für die zu entwickelnde
Methode erstellt. Dieser spricht vor allem den Bedarf hinsichtlich der Konzeption
einer konsistenten Methode an, die explizit multidimensionale Faktoren in die
Betrachtung einbezieht und auf der Basis struktureller Prozesstransparenz die
Ableitung prozessbasierter Referenzwerte und Handlungsempfehlungen ermöglicht.
Die auf Basis der Teilkapitel 4.1 und 4.2 identifizierte Forschungslücke soll mit einer
umsetzungsorientierten Methode zum Prozessbenchmarking von
Unterstützungsprozessen im Krankenhaus geschlossen werden. Nachfolgend wird die
Methode in mehreren Teilschritten konzipiert und einer exemplarischen Validierung
anhand empirischer Daten unterzogen.
Abbildung 16: Anforderungen an die Entwicklung einer konsistenten mehrstufigen Methode (eigene Darstellung)
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 83
5 ENTWICKLUNG UND ANWENDUNG EINES
VORGEHENSMODELLS ZUR SYSTEMATISCHEN
STRUKTURIERUNG VON PROZESSEN
Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass die Durchführung eines
Benchmarkings auf Prozessebene eine transparente Vergleichsgrundlage erfordert. Die
Strukturierung der Prozesslandschaft bildet die Basis für einen
unternehmensübergreifenden Leistungsvergleich. Ein wesentliches Element der
Strukturierung ist dabei die Modellierung der Prozesse des Untersuchungsbereichs. In
diesem Kapitel werden die Grundlagen der Referenzprozessmodellierung dargelegt
sowie ein Vorgehensmodell zur Prozessstrukturierung in Unterstützungsprozessen im
Krankenhaus konzipiert. Abschließend erfolgt eine Validierung im Rahmen einer
beispielhaften Anwendung im Krankenhausumfeld.
5.1 Problemstellung und Zielsetzung des Vorgehensmodells
Das Benchmarking-Vorgehen nach Camp (1989; 1995) basiert auf 10 Stufen, die sich
auf die fünf übergeordnete Phasen Planning, Analysis, Integration, Action und
Maturity verteilen. Dieses Vorgehen bildet die Basis für den überwiegenden Teil der
publizierten Benchmarking-Anwendungen.92 Übergeordnetes Motiv des hier
besprochenen Abschnitts der zu entwickelnden Methode ist die Herstellung von
Transparenz im Interesse der Vergleichbarkeit zwischen den Benchmarkingpartnern
als Basis für den prozessbasierten Leistungsvergleich (Legner, 1999). Die
Prozessstrukturierung bildet dazu die Teilprozesse und Aktivitäten sowie deren
Input/Output-Beziehungen transparent ab (Schulte-Zurhausen, 1995). Die
durchgeführte Literaturanalyse bestätigt die hervorgehobene Bedeutung einer
prozessualen Vergleichsbasis, wobei die überwiegende Mehrheit der bestehenden
Anwendungen und Konzepte darauf verzichtet bzw. im Einzelfall auf vorhandene
branchenübergreifende Referenzmodelle zurückgreift. Insbesondere aus
umsetzungsorientierter Sicht ist die Entwicklung einer Beschreibung zum
schrittweisen Vorgehen zur Schaffung von Transparenz hinsichtlich der
Prozessstruktur von besonderer Bedeutung. Die Herstellung der Transparenz in der
92 siehe Kap. 3.3 dieser Arbeit.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 84
Prozessstruktur stellt einen Zwischenschritt des Benchmarkings dar, wobei das
Vorgehensmodell integraler Teil der Methode ist.
Entsprechend der Zielsetzung muss das Vorgehensmodell spezifischen Anforderungen
genügen, die im Folgenden kurz skizziert werden. Zum Ersten ist die Handhabbarkeit
und adressatengerechte Aufbereitung der Ergebnisse der Strukturierung von
besonderer Bedeutung. Da die zu erstellende Prozessstrukturierung vorrangig nicht für
die Gestaltung von IT-Strukturen genutzt wird, sondern vorrangig Basis für eine
systematische Integration in ein Prozessmanagement ist, besteht die Notwendigkeit,
die Prozessinformationen transparent und adressatengerecht, unter Berücksichtigung
der heterogenen Nutzerstruktur, aufzubereiten (Haubrock, 2009c). Insbesondere die
Auswahl einer geeigneten sprachlichen Methodik zur Modellierung der Ergebnisse
kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Eine zweite zentrale Anforderung
betrifft die Anpassungsfähigkeit und Berücksichtigung dynamischer Veränderungen
im Rahmen der Modellierung. Ein Prozessmodell referenziert auf einen bestimmten
Status der Prozessabläufe zu einem definierten Zeitpunkt (Brocke, 2003a). Aufgrund
der Flexibilität des Prozessdesigns und der steten Veränderung der Prozessfolge ist die
Möglichkeit des Hinzufügens bzw. Entfernens von Prozesselementen sowie
veränderter Stakeholder bzw. IT-Strukturen und Ressourcen von großer Bedeutung.
Zum Dritten ist die Möglichkeit der Zuordnung prozessspezifischer Kennzahlen und
die Möglichkeit zur Überführung in ein Messmodell zu nennen. Geht die definierte
Zielsetzung, wie im vorliegenden Fall, über den reinen Vergleich der Prozessabläufe
hinaus, besteht die Notwendigkeit der Generierung und Zuordnung operativer
Kenngrößen anhand des Prozessmodells. Außerdem müssen prozessuale
Kontextfaktoren im Zuge der Prozessstrukturierung Beachtung finden. Die vierte
Anforderung betrifft die Struktur des Vorgehensmodells selbst. Diese sollte sich in
feingranulare Schritte mit definierten Outcomes und überschaubaren Teilaufgaben
zerlegen lassen. Darüber hinaus sind Wirtschaftlichkeitsaspekte bei der Konzeption
und Durchführung des Vorgehensmodells zu beachten.
5.2 Status quo: Ausgewählte Anwendungen des
Prozessbenchmarkings und deren Ansätze zur Herstellung von
Prozessstrukturtransparenz
In der Literatur existieren zahlreiche Studien, die sich mit den differenzierten
Anforderungen des Benchmarkings auf Prozessebene befassen (Fong et al., 2001; Hess
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 85
& Francis, 2004). Der folgende Überblick zu prozessorientierten Benchmarking-
Anwendungen lässt die DEA-Spezifika unberücksichtigt und konzentriert sich auf die
Herstellung der Prozessstrukturtransparenz als valide Vergleichsbasis von
interorganisationalen Prozessleistungsvergleichen. GARCIA ET AL. (2012) versuchen
den Mangel an transparenten Vergleichsgrundlagen für die prozessbasierte Analyse zu
erklären, indem sie annehmen, dass die ausgewählten Vergleichsunternehmen ähnliche
strukturelle Charakteristika aufweisen und somit die Vergleichbarkeit sichergestellt ist.
In der praktischen Anwendung ist jedoch keineswegs gewährleistet, dass
Unternehmen, die über ähnliche strukturelle Voraussetzungen verfügen, auch
vergleichbare Prozessabläufe etabliert haben. Weiterhin können besonders effiziente
Strukturen in spezifischen Funktionsbereichen von Außenstehenden nur in begrenztem
Rahmen als solche identifiziert werden. In der Literatur wird ein differenziertes Bild
hinsichtlich der Erstellung einer validen Vergleichsbasis gezeichnet. Oftmals wird in
den Ansätzen grundsätzlich auf Ausführungen zu den zugrunde liegenden Prozessen
verzichtet bzw. werden diese ohne Erläuterungen hinsichtlich der Generierung der
Vergleichsgrundlage verwendet (Frei & Harker, 1996; Easton et al., 2002; Yang et al.,
2011; Joshi et al., 2011). Einige Autoren leiten die Struktur aus detaillierten
Kostenangaben ab, wobei die Prozesskostenrechnung ein geeignetes Instrument ist,
um prozessbasiert detaillierte Informationen zu erheben und zu analysieren (Gleich
et al., 2008; Delpachitra, 2008). Eine weitere Möglichkeit besteht in der Nutzung
bestehender Referenzprozessmodelle und darauf aufbauender Definition einer
Vergleichs- und Messbasis (Jalalvand et al., 2011; Reiner & Hofmann, 2006).
Schließlich existieren selbst entwickelte Prozessmodelle, auf deren Basis Kennzahlen
für einen Leistungsvergleich definiert werden. Nachfolgend werden ausgewählte
Ansätze und Anwendungen zum Prozessbenchmarking vorgestellt und mit explizitem
Fokus auf die Herstellung von Transparenz in der Prozessstruktur betrachtet.
GLEICH ET AL. (2008) stellen einen Benchmarking-Ansatz auf Prozessebene vor, der
auf den Gemeinkostenbereich konzentriert ist. Einem Bottom-up-Ansatz folgend,
werden die Aktivitäten katalogisiert und in einem Geschäftsprozessmodell zu
Teilprozessen zusammengefasst. Die Teilprozesse werden auf der Basis der
Prozesskostenrechnung mit Kosteninformationen versehen. Zudem werden Daten für
ausgewählte Dimensionen mittels Likert-Skala erhoben und zu einem Stärken-
Schwächen-Profil zusammengeführt. Anwendungsbereich der Studie ist die deutsche
Maschinenbauindustrie. Tiefgreifendere Informationen zur Ausgestaltung des
entwickelten Geschäftsprozessmodells werden nicht bereitgestellt. DELPACHITRA
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 86
(2008) untersucht ebenso ausgehend von Angaben der Prozesskostenrechnung die
Leistungsstärke von drei australischen Versicherungsdienstleistungsunternehmen auf
Basis zweier Referenzprozesse. Diese sind von Experten vorgegeben und werden
durch die Benchmarkingteilnehmer in Form von acht definierten Kostenarten befüllt.
Informationen, wie die zugrunde liegenden Referenzprozesse erstellt und modelliert
wurden, enthält die Quelle nicht. JALALVAND ET AL. (2011) entwickeln eine Methode
zum Vergleich von Supply Chains einer Branche auf der Basis von
Leistungsparametern. Die Methode beruht auf einer stark an das SCOR-Model
angelehnten Prozessmodellierung sowie den Verfahren DEA und PROMETHEE II,
wobei das Vorgehen in fünf Phasen unterteilt wird. Im ersten Schritt wird die Supply
Chain, validiert durch die Meinung von Experten und Praktikern, in
Leistungsabschnitte zerlegt, um diese im zweiten Schritt in einzelne Prozessschritte
auf Basis der zweiten Ebene des SCOR-Modells einzuteilen. Im dritten Schritt erfolgt
die Kalkulation der Effizienzwerte basierend auf den vorangegangen Schritten mithilfe
der DEA. Die Vergleichbarkeit im Sinne der DEA wird begründet, indem die
Annahme getroffen wird, dass „[…] the same processes in the same business stages in
the same industry have similar nature […] can be considered as homogenous DMUs
whose efficiency scores are computable using DEA“ (Jalalvand et al., 2011, S. 85 f.).
Die Schritte vier und fünf umfassen die Aggregation der Effizienzwerte der
Leistungsabschnitte sowie die Ermittlung des Rankings der Supply Chain. GARCIA
ET AL. (2012) entwickeln ein Framework zum Benchmarking logistischer
Prozessschritte in der Weinindustrie. Die entwickelte Wein-Supply-Chain
berücksichtigt unterschiedliche Stakeholder, die durch Material- und/oder
Informationsflüsse miteinander verbunden sind. Die entwickelte generische Supply
Chain kann von den einzelnen Anwendern hinsichtlich ihrer individuellen Perspektive
angepasst werden. Das vorgestellte Prozessmodell ist entsprechend dem Supply Chain
Modeling Approach konzipiert und basiert auf einer Literaturrecherche und -analyse,
umfangreichen Vor-Ort-Beobachtungen aller beteiligten Stakeholder sowie auf
Informationen aus Interviews und Fragebögen. Für die Messung der
Leistungsfähigkeit werden Kenngrößen in den Dimensionen Qualität, Pünktlichkeit,
Logistikkosten sowie Produktivität und Kapazität erhoben und auf drei Ebenen
unterteilt.
Die vorgestellten Ansätze zeigen, dass sich die Verwendung von Prozessmodellen als
geeignete Grundlage für den Vergleich der Leistung auf Prozessebene etabliert hat.
JALAVAND ET AL. (2011) betonen explizit die Eignung von Referenzprozessmodellen
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 87
zur Identifikation von Verbesserungspotenzialen, weisen jedoch auf die aufwendige
und zeitintensive Datenerhebung hin.
5.3 Modelle und Modellierung von Prozessen
Die Modellierung von Referenzprozessen befasst sich mit der Konstruktion von
Modellen (Brocke, 2003a). Modelle repräsentieren grundsätzlich relevante Aspekte
eines Originals aus der Perspektive eines Subjekts, wobei das Ziel darin besteht, einen
Sachverhalt für einen definierten Zweck zu gestalten bzw. zu erklären. Dabei werden
Eigenschaften und Details des Originals, die für den Modellierungszweck nicht
relevant sind, bewusst vernachlässigt (Verkürzungsmerkmal) (Stachowiak, 1973;
Becker & Pfeiffer, 2006).93 BECKER ET AL. (2012B) konstatieren, dass Modelle
lediglich eine begrenzte Gültigkeit besitzen und somit einen Zeitbezug aufweisen, der
bei der Konstruktion und Verwendung von Referenzmodellen Beachtung finden
muss.94 VOM BROCKE (2003A, S. 34) definiert den Begriff des Referenzmodells als
„Informationsmodell, das Menschen zur Unterstützung der Konstruktion von
Anwendungsmodellen entwickeln oder nutzen, wobei die Beziehung zwischen
Referenz- und Anwendungsmodell dadurch gekennzeichnet ist, dass Gegenstand oder
Inhalt des Referenzmodells bei der Konstruktion des Gegenstands oder Inhalts des
Anwendungsmodells wieder verwendet werden.“ SCHÜTTE (1998) hebt insbesondere
die Bedeutung der Referenzmodelle als Bezugspunkt für ein Informationssystem
hervor. In der vorliegenden Arbeit wird die Definition von ROSEMANN (2003, S. 595)
zugrunde gelegt, der Referenzmodelle definiert als „generic conceptual models that
formalise recommended practices for a certain domain. Often labelled with the term
‘best practice’, reference models claim to capture reusable efficient state-of-the-art-
practices“.95 Zielsetzung und Kerngedanke der Referenzmodellierung ist die induktive
bzw. deduktive Erstellung qualitativ hochwertiger Modelle, die fachliches und
modellierungstechnisches Wissen abbilden (Raue, 1996). SCHWEGMANN (1999)
unterteilt das fachliche Wissen einer Problemdomäne in Common Practice und Best
Practice. Dabei beschreibt Best Practice das derzeitig optimale Wissen über
93 Stachowiak (1973) beschreibt neben dem Verkürzungsmerkmal das Abbildungsmerkmal und das
pragmatische Merkmal als konstituierende Merkmale eines Modells. 94 Für eine intensive Diskussion des Modellbegriffs (konstruktionsorientiert vs. abbildungsorientiert) siehe z. B.
Brocke (2003a). 95 Weitere Definitionen des Referenzmodellbegriffs finden sich bspw. bei Sinz (1997), Mertens & Holzner
(1992), Becker & Schütte (1996) sowie Raue (1996).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 88
Strukturen, Prozesse, Verfahren, Techniken etc. in einem Anwendungsbereich und
kann als Innovationsimpuls zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen dienen.
Common Practice ist hingegen das Wissen, dass als (Branchen-)Standard angesehen
wird und somit zumeist die Risiko- und Kostenreduktion in den Vordergrund stellt.
Als Referenzmodelle werden diejenigen Modelle bezeichnet, die sich durch einen
gewissen Grad an Empfehlungscharakter und Allgemeingültigkeit in einem
bestimmten Kontext auszeichnen (Brocke, 2003a). Der Empfehlungscharakter bringt
mit sich, dass Referenzmodelle als Vorbildmodelle (Soll-Modelle) für
unternehmensspezifische Ausprägungen der Prozesse dienen (Zelewski et al., 2001;
Schlagheck, 2000; Brocke, 2003a). Impliziert wird damit eine Best-Practice-Lösung,
die sich jedoch vor einem unternehmensindividuellen Hintergrund kaum überprüfen
lässt (Schütte, 1998). Mit dem Merkmal der Allgemeingültigkeit wird beschrieben,
dass das Referenzmodell für eine Klasse unternehmensspezifischer Modelle Gültigkeit
besitzt. Jedoch wird für die Entwicklung des Referenzmodells der adressierte
Gültigkeitsbereich in Form des Originals selbst mit in die Konstruktion einbezogen
und das erstellte Modell somit beeinflusst (Brocke, 2003a). SCHÜTTE (1998, S. 70)
weist darauf hin, dass das Merkmal der Allgemeingültigkeit „[…] auf die Gültigkeit
des Modells unter bestimmten (dem Modell inhärenten) Voraussetzungen“ bezogen
ist. Zur Einschätzung der formalen Qualität des entwickelten Referenzmodells
formuliert SCHWEGMANN (1999), dass eine erfolgreiche Anwendung bzw.
Übertragung des Modells nicht ausreichend ist, sondern vordergründig die Akzeptanz
und Anwendung durch den individuellen Nutzer ausschlaggebend ist.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 89
Abbildung 17: Einsatzzwecke von (Referenz-)Prozessmodellen (Abbildung übernommen aus Rosemann et al., 2012, S. 59)
Um diese unterschiedlichen inhaltlichen und methodischen Anforderungen an
Referenzmodelle je nach Einsatzzweck zu systematisieren, wird eine Unterscheidung
in Organisationsgestaltung und Anwendungssystemgestaltung vorgenommen
(Rosemann, et al, 2012). Die detaillierten Anwendungszwecke werden den beiden
genannten Bereichen, wie in Abbildung 17 dargestellt, zugeordnet (Becker et al.,
2002a). Bei der Organisationsgestaltung spielen insbesondere konzeptionelle Modelle
eine hervorgehobene Rolle, da sie helfen, komplexe organisatorische Sachverhalte
transparent zu machen, z. B. im Falle von Reorganisationsprojekten, und Wissen über
die Unternehmensstrukturen und Unternehmensprozesse zu schaffen (Becker, Pfeiffer,
2006). BECKER und SCHÜTTE (2004, S. 65) definieren ein konzeptionelles Modell als
„Repräsentation der relevanten Aspekte eines betrieblichen Systems aus Sicht des
Anwendungs- und Organisationsgestalters“. Für die vorliegende Zielsetzung der
Systematisierung und Herstellung von Transparenz über Prozesse und Strukturen in
einer bestimmten Domäne als Basis für die Messung und anschließendes
Prozessbenchmarking eigenen sich konzeptionelle Modelle mit dem Ziel der
Organisationsgestaltung im Besonderen.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 90
5.4 Vorgehen zur Konstruktion von Referenzmodellen
Für die Konstruktion von Referenzmodellen zur Lösung einer bestimmten
Problemstellung existieren in der Literatur unterschiedliche Ansätze. Die
Modellierung von Referenzmodellen kann konzeptionell in die Phasen
Modellerstellung (Entwicklung der Referenzmodelle) und Modellanwendung
(Entwicklung mit Referenzmodellen) unterteilt werden (Knackstedt, 2006; Fettke &
Loos, 2002a; Fettke & Loos, 2005). SCHÜTTE (1998) liefert ein Basismodell zur
Konstruktion von Referenzmodellen. Das für nicht objekt-orientierte Referenzmodelle
entwickelte Vorgehensmodell bildet auch für die Konstruktion objektorientierter
Referenzmodelle eine maßgebliche Grundlage (Brocke, 2003a). Das in Abbildung 18
dargestellte Vorgehensmodell unterteilt den Referenzmodellierungsprozess in 5
Phasen (Schütte, 1998). Die „Problemdefinition“ als Phase 1 bildet den Startpunkt der
Referenzmodellierung. Neben einer detaillierten Beschreibung der Problemstellung
wird explizit der Multipersonalität Rechnung getragen, Namenskonventionen werden
festgelegt, die Dokumentation von Problemdeutungen und Problemdefinition wird
vorgenommen sowie konkrete Problemtypen definiert. Phase 2 widmet sich der
„Konstruktion des Referenzmodells“ und abstrahiert für eine Klasse von Unternehmen
identische Probleme. Dabei werden vor allem unterschiedliche Varianten auf
Problemebene dargestellt, organisatorische Besonderheiten beschrieben und ein
grundsätzlicher Referenzmodellaufbau ermittelt. Die Komplexität des entwickelten
Referenzmodells ist dabei von der Leistungskomplexität (Ausgestaltung der
Modellbausteine) und der Variationskomplexität (Kombinationsmöglichkeiten)
abhängig.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 91
Abbildung 18: Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung (Abbildung übernommen aus Schütte, 1998, S. 185)
Phase 3 widmet sich der eigentlichen „Konstruktion der Referenzmodellstruktur“,
wobei insbesondere das „Wie“ im Zentrum der Analyse steht und die mithilfe einer
ausgewählten Modellierungssprache im entwickelten Referenzmodellrahmen
identifizierten Prozess- und Datenmodelle konstruiert und miteinander verbunden
werden. Die Phase 4 „Komplettierung“ geht von einer fertigen Modellstruktur und
einer angemessenen Lösung des Problems aus, welche jedoch durch die Aufnahme
von Querverbindungen und quantitativen Größen zu vervollständigen ist.96 In dem
vorgestellten Modell wird die Durchführung eines referenzmodellgestützten
Benchmarkings vorgeschlagen, der Benchmarking-Ansatz jedoch auf den Vergleich
einer Ist-Modellierung mit einer Soll-Modellierung reduziert. Die Phase 5 des Modells
umfasst die Anwendung des entwickelten Referenzmodells und unterscheidet die
referenzmodellgestützte Analyse und Verbesserung von Ist-Situationen und die
referenzmodellgestützte Neumodellierung.
96 Querverbindungen können im Innen- und Außenverhältnis bestehen und beschreiben horizontale
(unterschiedliche Hierarchieebenen) oder vertikale (gleiche Hierarchieebene mit logischer Abhängigkeit)
Abhängigkeiten zwischen Prozessobjekten. Abhängigkeiten können zudem zwischen Prozess- und
Datenmodellen bestehen. Quantitative Größen dienen der Beurteilung des erstellten Referenzmodells anhand
von Messvorschriften (Brocke, 2003a).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 92
Vorgehensmodelle zur Entwicklung objektorientierter Referenzmodelle stellen
SCHWEGMANN (1999) und SCHLAGHECK (2000) vor. Der betriebswirtschaftliche
Objektbegriff stammt aus der Organisationstheorie und bezeichnet ein Objekt als einen
Gegenstand, an welchem bei der Ausführung einer definierten Aufgabe etwas zu tun
ist (Kosiol, 1962; Bühner, 1989). SCHLAGHECK (2000) entwickelt ein
Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung, das die methodische Basis für ein
computergestütztes Prozess- und Projektcontrolling bildet. Das Vorgehensmodell
zeichnet sich dadurch aus, dass die einzelnen Phasen des
(Referenzmodell-)Entwicklungs- und Anwendungskreislaufs in der Struktur eines
Doppelkreissystems berücksichtigt sind und als iterative Prozesse mit
gleichberechtigter Bedeutung zu sehen sind.
Abbildung 19: Iterativer Referenzmodellierungsprozess als Doppelkreislaufsystem (übernommen aus Schlagheck (2000,
S. 78)
In der Literatur liegen diverse Ansätze vor, die sich, gemäß dem Anspruch von
Referenzmodellen auf eine gewisse Allgemeingültigkeit, mit der Notwendigkeit der
Wiederverwendbarkeit von Referenzprozessmodellen auseinandersetzen (Fettke &
Loos, 2002b; Becker et al., 2004b). Grundsätzlich leidet die Erstellung von
Referenzmodellen unter dem Dilemma, dass die Akzeptanz des entwickelten Modells
durch die Anwender neben der inhaltlichen Qualität vor allen Dingen vom
Anpassungsbedarf abhängig ist. Geringer Anpassungsbedarf besteht dann, wenn die
erstellen Modelle möglichst präzise den Unternehmensspezifika entsprechen, was
wiederrum die Allgemeingültigkeit derartiger spezieller Modelle einschränkt und
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 93
somit die Attraktivität des Modells verringert (Becker et al., 2002b). Da die
Rahmenbedingungen und Eigenschaften für die Anwendung eines Referenzmodells
fallindividuell sind, besteht die Notwendigkeit, das Referenzmodell jeweils für den
spezifischen Organisationskontext anzupassen (Mettler, 2010). Um dieser
Herausforderung zu begegnen, schlagen BECKER ET AL. (2002b) ein Vorgehensmodell
zur Konstruktion von konfigurativen Referenzmodellen vor. Das Vorgehensmodell
umfasst 5 Phasen, die einzelne Aufgaben zusammenfassen, welchen wiederrum
bestimmte Methoden zugeordnet werden können. Die einzelnen Phasen werden von
der Querschnittsaufgabe Komplexitätsmanagement flankiert. Zudem wird die
Bedeutung der Konsensbildung zwischen allen an der Modellierung und Anwendung
des Referenzmodells Beteiligten betont. Die Zielsetzung, Referenzmodelle als Basis
für ein prozessbasiertes Benchmarking heranzuziehen, erfordert die Spezifikation von
Input- und Output-Daten und wirkt sich somit auf die Relevanz der Modellbestandteile
aus (Rosemann, 2012).97 Die vorgestellten Beschreibungen des Vorgehens bilden die
methodische Basis für das zu entwickelnde Vorgehensmodell.
5.5 Bewertungsansätze für Prozessmodelle: Grundsätze
ordnungsgemäßer Modellierung
Die steigende Verbreitung und die zunehmende Bedeutung von Referenzmodellen als
Basis für die Analyse von Prozessen erfordert konkrete Kriterien zur Beurteilung der
Modellqualität. BATINI ET AL. (1992) und MOODY und SHANKS (1994) stellen
sichtenspezifische Ordnungsrahmen vor, die Qualitätskriterien für die Evaluierung von
Referenzmodellen enthalten. Sichtenübergreifende Ansätze entwickeln POHL (1993,
1996) und LINDLAND ET AL. (1994).98 Im deutschsprachigen Raum haben sich die in
der ursprünglichen Form von BECKER, ROSEMANN und SCHÜTTE (1995) entwickelten
Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung (GoM) durchgesetzt, die für die
Konstruktion von Referenzmodellen im Allgemeinen entwickelt wurden.
Übergeordnetes Ziel der Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung ist es, eine
Aussage über die Qualität der erstellten Modelle treffen zu können, wobei sich ein
qualitativ gutes Modell dadurch auszeichnet, dass die Differenz zwischen den
Anforderungen des Modellnutzers und der praktischen Eignung des Referenzmodells
97 Weitere Referenzmodelle legen bspw. Fettke und Loos (2004); Becker und Knackstedt (2003) sowie Brocke
(2003b) vor. 98 Detaillierte Ausführungen dazu finden sich in Schütte (1998).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 94
zur Lösung eines definierten Problems möglichst gering ist (Becker et al., 2012b;
Schlagheck, 2000; Schütte, 1998; Rosemann, 1996). Neben dem genannten Ziel
umfassen die Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung zudem
Modellierungskonventionen, die im Sinne von Richtlinien bei der Modellierung
eingehalten werden sollen und eine Qualitätsverbesserung des Modells mit sich
bringen (Schütte, 1998).
Im Folgenden werden die ursprünglichen Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung
kurz vorgestellt.99 Der Grundsatz der Richtigkeit umfasst die syntaktische und
semantische Richtigkeit (Schwegmann, 1999). Die syntaktische Richtigkeit betrifft das
Einhalten von Regeln und Vorgaben der gewählten Modellierungssprache und gibt
Auskunft, ob ein Modell formal korrekt ist (Becker et al., 2012b). KAMLAH und
LORENZEN (1996, zitiert nach Becker et al., 2012b, S. 33) gehen von einem
konsensorientierten Richtigkeitsbegriff aus und definieren die semantische Richtigkeit
eines Modells als gegeben, wenn im Diskurs Einigkeit von Gutwilligen und
Sachkundigen100 erzielt wurde. Der Grundsatz der Relevanz gilt dann als erfüllt, wenn
die Modellkonstruktion alle für die intendierte Nutzung notwendigen Elemente und
deren Beziehungen untereinander abbildet (Schwegmann, 1999). Grundsätzlich geben
Modelle Abstraktionen der Realität mit dem Ziel wieder, die für den
Modellierungszweck relevanten Informationen darzustellen. Dies erfordert einen
hohen Grad an Genauigkeit und Präzision in der Definition der Zielsetzung der
Modellierung, auf deren Basis Aussagen zur Modellierungssprache und zum
notwendigen Abstraktionsniveau getätigt werden können. Damit wird das Modell in
zwei Perspektiven begrenzt. Zum einen muss das Modell alle Sachverhalte enthalten,
die in der Realität bzw. der gedachten Welt als zweckdienlich beurteilt werden, zum
anderen dürfen keine Modellelemente modelliert werden, die nicht über ein
entsprechendes Gegenstück in der Realität verfügen. Der Grundsatz der
Wirtschaftlichkeit beschreibt die ökonomische Restriktion bei der
Prozessmodellierung. Eine Modellierung ist dann wirtschaftlich, wenn ein definiertes
Modellierungsziel mit minimalem Ressourceneinsatz erreicht wird bzw. mit
99 In der Literatur werden unterschiedliche Formen der GoM diskutiert. Schütte (1998) ersetzt die Kriterien
Richtigkeit und Relevanz durch Konstruktions- und Sprachadäquanz. Vom Brocke (2003) führt den
Grundsatz Inhaltsadäquanz ein, der auf die Angemessenheit des Modellinhalts fokussiert. 100 Als sachkundig gilt, wer mit der Materie, die das Modell dokumentiert, vertraut ist. Als gutwillig gilt, wer
wirkliches Interesse an einer Einigung hat. Zudem wird durch die Einigung auf definierte Wörter und Inhalte
eine sog. Sprachgemeinschaft zwischen Gutwilligen und Sachkundigen gebildet, was Voraussetzung für die
Sicherstellung der semantischen Richtigkeit ist (Becker et al., 2012b).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 95
definiertem Aufwand für die Modellierung ein Modell erstellt wird, das dem
intendierten Modellierungsweck möglichst nahekommt. Ein Modell wird somit so
lange zur Steigerung des Detaillierungsgrades verfeinert, bis die zusätzlichen Kosten
für den zusätzlichen Aufwand den entstandenen Nutzen überschreiten (Becker et al.,
2012b; Becker & Pfeiffer, 2006). Der Grundsatz der Klarheit umfasst vor allem die
Anforderungen Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der Modellierung. Damit soll
vorrangig der Notwendigkeit eines anschaulichen Modells Rechnung getragen werden,
wobei die Beurteilung ähnlich wie beim Grundsatz der Relevanz vom Modellnutzer
abhängig ist (Schütte, 1998). Der Grundsatz der Vergleichbarkeit bezieht sich
insbesondere auf umfangreiche Modellierungsprojekte (Becker & Pfeiffer, 2006) und
soll sicherstellen, dass sich zum einen die Gleichheit (der Realität) auch in einer
Gleichheit im Modell widerspiegelt und dass sich zum anderen ggf. in
unterschiedlichen Modellierungssprachen designte Modelle bzw. Modellteile
ineinander überführen lassen (Becker et al., 2012b). Insbesondere aus
benchmarkingorientierter Sicht kommt dem Vergleich von Soll- und Ist-Modellen
bzw. darauf aufbauenden Kennzahlensystemen eine besondere Bedeutung zu, um aus
den Modellen konkrete Gestaltungsempfehlungen und Performancepotenziale ableiten
zu können (Schütte, 1998). Der Grundsatz des systematischen Aufbaus ist gerade bei
der Existenz vieler Partialmodelle mit teilweise unterschiedlichen Sichten
(Multiperspektivität) von hoher Relevanz (Schwegmann, 1999; Schütte, 1998).
Konkret müssen die im Prozessmodell abgebildeten Input- und Output-Objekte (z. B.
Daten) mit den Objekten im Datenmodell übereinstimmen (Becker et al., 2012b). Die
genannten Grundsätze stehen teilweise in konflikthafter Beziehung zueinander.101 Als
Beispiel soll hier der Konflikt des Grundsatzes der syntaktischen Richtigkeit mit dem
der Klarheit angeführt werden, da die notwendige Komplexität einer
Beschreibungssprache die Verständlichkeit des Modells reduzieren kann
(Schwegmann, 1999). BECKER und SCHÜTTE (1996) präsentieren eine ausführliche
Beschreibung von sichten- und methodenspezifischen Gestaltungsempfehlungen.
Unter anderem wird auf die Selektion einer adäquaten Beschreibungssprache
hingewiesen. Dabei ist zu beachten, dass die Beschreibungssprache mächtig genug
sein muss, um alle relevanten Sachverhalte abbilden zu können. Zudem müssen die
verwendeten Konstrukte eine verständliche Modelldarstellung erlauben. Grafische
Modellierungen sind dabei textuellen Ausführungen vorzuziehen (Schwegmann,
101 Einen Überblick über die Interdependenzen der GoM gibt Schütte (1998).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 96
1999). Modellierungssprachen beinhalten Regeln, zur Gewährleistung der
syntaktischen Richtigkeit, vernachlässigen jedoch konkrete Vorgaben zur
Sicherstellung der Modellqualität (Becker et al., 2012b).
5.6 Sprachen zur Modellierung von Geschäftsprozessen
Für die Erstellung der Referenzmodelle hat sich die Verwendung von geeigneten
Modellierungssprachen durchgesetzt (Schütte, 1998). Die ausgewählte
Modellierungssprache bildet einen wichtigen methodischen Teil der
Referenzmodellierung, indem grundsätzliche formale Richtlinien für die Erstellung
des Referenzmodells definiert werden (Schlagheck, 2000). Grundsätzlich wird bei
Modellierungssprachen zwischen dem konzeptionellen Teil (Orthosprache) und dem
repräsentationellen Teil (Notation) unterschieden (Hermsen, 2000). Die Orthosprache
wird dabei zur eindeutigen Beschreibung der Sprachelemente und deren Beziehungen
genutzt. Die Notation erleichtert die Anwendbarkeit und Verständlichkeit des Modells,
indem den Sprachelementen und Beziehungen grafische Repräsentationselemente
zugewiesen werden (Becker et al., 2008).
BECKER ET AL. (2012b) unterteilen die Modellierungssprachen in Sprachen zur
Modellierung von Daten und in Sprachen zur Modellierung von Prozessen. Im Falle
von Daten werden Entity-Relationship-Modelle (ERM) und Klassendiagramme
mithilfe der Unified Modeling Language (UML) genannt, für die Modellierung von
Prozessen Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK), Petri-Netze und die Business
Process Model and Notation (BPMN 2.0). Da der Fokus der vorliegenden Arbeit auf
der Modellierung von Prozessen liegt, werden im Folgenden beispielhaft die
Ereignisgesteuerten Prozessketten (EPK) und die Business Process Model and
Notation (BPMN 2.0) überblicksartig dargestellt.102
Die 1992 von KELLER ET AL. (1992) vorgestellten Ereignisgesteuerten Prozessketten
sind eine etablierte Modellierungsmethode und eine der Hauptkomponenten der
Architektur Integrierter Informationssysteme (ARIS).103 Modelle, die mit EPK
102 Die EPK hat sich im deutschsprachigen Raum zur Konstruktion von Referenzmodellen auf
fachkonzeptioneller Ebene etabliert. Sie kann als eine vereinfachte Form eines Petri-Netzes verstanden
werden, fokussiert hingegen expliziter das Ziel einer hohen Anschaulichkeit. Jedoch ist der
Modellierungszweck nicht das allein entscheidende Kriterium für die Auswahl der Modellierungssprache,
vielmehr ist ebenso die Eignung für den potenziellen Nutzerkreis zu berücksichtigen (Leist-Galanos, 2006;
Schütte, 1998; Brocke, 2003b) Auch Krallmann et al. (2007) sehen EPK und BPMN als Standard bei der
Modellierung von Prozessen, da diese benutzerfreundliche grafische Modellierungsergebnisse erlauben. 103 Siehe detailliert dazu auch Scheer (1997) sowie Schütte (1998).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 97
umgesetzt werden, zeichnen sich durch eine detaillierte Darstellung darüber aus,
welche Ereignisse bestimmte Funktionen auslösen, welche Ereignisse von welchen
Funktionen ausgelöst werden und bilden damit eine Folge von Ereignissen und
Funktionen, die durch einen Kontrollfluss verbunden sind. Ereignisse besitzen dabei
keine Entscheidungskompetenz104, sondern stellen Zustände dar, auf die mit
definierten Funktionen reagiert werden kann. Funktionen hingegen führen den
Transformationsprozess von Inputs zu Outputs durch und besitzen
Entscheidungskompetenz. Verzweigungen, Zusammenführungen bzw. parallele
Verläufe des Kontrollflusses werden mit Konnektoren abgebildet. Zudem können
Ressourcen wie Informationen (ein- und ausgehend), Dokumente, weitere relevante
organisatorische Einheiten etc. in die Modellierung eingebunden werden. Durch den
hohen Abstraktionsgrad der Elemente Funktion und Ereignis verfügen die EPK über
einen hohen Freiheitsgrad hinsichtlich der Darstellung von Prozessabläufen und
Darstellungsniveaus (Becker et al., 2012b; Schwegmann, 1999).
Die Business Process Model and Notation (BPMN 2.0) wurde 2011 von der Object
Management Group (OMG) veröffentlicht, beruht grundsätzlich auf der BPMN 1.0,
veröffentlicht im Jahr 2004, und der zuvor durch den IBM-Mitarbeiter Stephen
A. White entwickelten Methode LOVeM (Kocian, 2011).105 Grundsätzlich verfolgt die
BPMN 2.0 das Ziel, dass die erstellten Prozessmodelle von unterschiedlichen
Nutzergruppen problemlos verstanden werden und somit Akzeptanz und Nutzen zu
steigern (Freund & Rücker, 2012). Zudem soll BPMN 2.0 die Anforderung erfüllen,
sowohl technisch als auch fachlich ausgerichtete Modelle zu erstellen, sodass
Prozessmodelle für den Aufbau und die Konfigurationen von serviceorientierten (IT-
)Architekturen herangezogen werden können (Allweyer, 2009; Becker et al., 2012b;
Kocian, 2011). Kernbestandteile der BPMN sind Geschäftsprozessdiagramme, die
wiederum Geschäftsprozesse und Modellierungselemente abbilden. Diese
Modellierungselemente werden in die Kategorien Ablaufelemente (Ereignis, Aktivität
und Entscheidungspunkt), Verbindungselemente (Sequenzverbindung,
Nachrichtenfluss, Verbindung), Schwimmbahnelemente (Pools und Swim Lanes) und
Artefakte (Datenobjekt, Gruppierung und Anmerkung) unterteilt. Ablaufelemente
bilden dabei den sachlogischen und zeitlichen Verlauf der Aktivitäten ab. Durch die
104 Entscheidungskompetenz bedeutet, dass nach einer Funktion entschieden werden kann, ob ein bestimmtes
Ereignis als Resultat eintreten soll und wie dessen Wirkung auf den Zustand des Prozesses ist (Becker et al.,
2012b). 105 LOVeM entspricht „Line of Visibility Engineering Methodology“ (Kocian, 2011, S. 7).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 98
Verbindungselemente werden zum einen die Reihenfolgebeziehungen der Aktivitäten
wiedergegeben, zum anderen die Kommunikationsbeziehungen zwischen den
Prozessstakeholdern aufgezeigt. Nachrichtenflüsse dienen der Koordination
entkoppelter Prozesse, die sich durch wenige Interaktionspunkte und einen größtenteils
unabhängigen Ablauf (unterschiedliche Pools) auszeichnen. In Form der Pools werden
die Prozessbeteiligten und die dazugehörigen Aktivitäten visualisiert, während mithilfe
der Lanes eine weitere Untergliederung möglich ist (Becker et al., 2012b).
5.7 Beschreibung des Vorgehensmodells zur Strukturierung von
Unterstützungsprozessen im Krankenhaus
Das zu entwickelnde Vorgehensmodell verfolgt das Ziel, eine transparente
Vergleichsgrundlage zum Benchmarking der Leistung von Unterstützungsprozessen in
Krankenhäusern herzustellen. Unter Einsatz von etablierten Methoden zur Erstellung
von Referenzmodellen wird ein mehrstufiges Konzept entwickelt, das für den
intendierten Anwendungsbereich spezifiziert ist und um domänenspezifische
Komponenten erweitert wurde. Die Durchführung der einzelnen Vorgehensstufen
führt zu Resultaten, die Input für nachfolgende Aufgaben bilden.
5.7.1 Definition des Analyseziels
Die erste Stufe des Vorgehensmodells dient der Festlegung des konkreten
Verwendungszwecks der Prozessstrukturierung. Grundsätzlich wird dabei
unterschieden, ob das Modell lediglich zur Untersuchung der Ursachen bereits
identifizierter Effizienzpotenziale einzelner Prozesse verwendet wird, ob eine
systematisch wiederkehrende Analyse mit dem Ziel der Kontrolle von
Leistungsabweichungen durchgeführt wird oder ob es sich um eine Betrachtung von
spezifischen Bereichen eines Untersuchungsobjekts handelt, bei der auf Basis der
Leistungsanalyse Effizienzpotenziale identifiziert sowie Zielwerte für eine
kontinuierliche Verbesserung der Prozesse abgeleitet werden sollen, wobei
Mischformen denkbar sind (Kühner, 2005; Balzert et al., 2011). Eine konkrete
Eingrenzung und Planung des Strukturierungsauftrags ist daher unumgänglich (Becker
et al., 2002b; Knackstedt, 2006). Zu unterscheiden ist dabei zwischen der Festlegung
des Betrachtungsbereichs und der Spezifikation der verfolgten Ziele. Die Auswahl des
Analysebereichs kann auf zwei Wegen erfolgen. Zum einen kann anhand einer
intuitiven Auswahl auf die Erfahrung bzw. ein konkretes Informationsbedürfnis eines
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 99
Entscheiders referenziert werden, zum anderen können mithilfe eines formalisierten
Vorgehens, z. B. durch Nutzung der Methode der kritischen Erfolgsfaktoren (Rockart,
1979), diejenigen Prozesse identifiziert werden, die den größten Einfluss auf die
Erreichung der Unternehmensziele haben (Kühner, 2005; Lamla, 1995). Sowohl die
Ableitung der Zielparameter als auch die Festlegung des Untersuchungsobjekts
erfolgen in Abhängigkeit von der strategischen Zielsetzung (Balzert et al., 2011).
Einen weiteren Ansatz stellen Becker et al. (2004a) vor, bei dem mithilfe eines
zweistufigen Phasenmodells (Portfoliomethode und Prozessprofilmethode) diejenigen
Prozesse identifiziert werden, die signifikante Verbesserungspotenziale aufweisen.
Das Strukturierungsvorhaben wird durch die Berücksichtigung diverser
Zieldimensionen weiter präzisiert. Ausgehend vom Verwendungszweck und der
Klassifikation der Untersuchungsumgebung werden die Prozesstypologie und die
Analyseebene definiert. Die definierte Zielsetzung determiniert direkt den Aufwand
für die Prozessstrukturierung. Eine weitere wichtige Festlegung im Rahmen der
Zieldefinitionsphase ist die Festlegung der potenziellen Nutzer/Nutzergruppen. Im
Krankenhausumfeld besteht die Möglichkeit, dass sowohl medizinische als auch nicht-
medizinische Stakeholder Nutzer des Strukturierungsergebnisses sind.106 Somit soll
auch der häufig von Praxisseite geäußerten Kritik der unzureichenden Einbindung der
Anforderungen des Modellnutzers begegnet werden. Neben der frühzeitigen
Identifikation und der Einbeziehung der späteren Modellnutzer ist es von großer
Bedeutung, dass alle beteiligten Stakeholder des Untersuchungsbereichs identifiziert
und ihre Interessen abgebildet werden. Damit wird sichergestellt, dass alle
notwendigen Perspektiven und Dimensionen in die Abbildung der Prozesse, die
wiederum die Basis für das Kennzahlenmodell bilden, mit in die Betrachtung
einbezogen werden (Knackstedt, 2006).
5.7.2 Identifikation geeigneter Partner und Sicherstellung der Vergleichbarkeit
Die Notwendigkeit der Identifikation geeigneter Partner leitet sich aus dem
übergeordneten Ziel eines externen prozessbasierten Benchmarkings ab. Nachdem in
Stufe 1 das Analyseziel konkretisiert wurde, muss das Prozessmodell nun als Basis der
106 In der Referenzmodellliteratur wird weiterhin auf die Identifikation und Auswahl der für die Betrachtung
notwendigen Perspektiven hingewiesen. Frank und van Laak (2003) betonen, dass die Blickwinkel auf die
Prozesse in Abhängigkeit vom Betrachter und dem spezifischen Analysezweck variieren. Zudem ist darauf
hinzuweisen, dass die Projektzieldefinition häufig mit Prognoseproblemen behaftet ist und Präferenzen sowie
Zielsetzungen im Verlauf des Konstruktionsprozesses verändert werden (Knackstedt, 2006).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 100
Prozessstrukturierung in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen konfiguriert
werden.107 Dazu ist es im konkreten Fall notwendig, die verschiedenen Klassen von
Krankenhäusern herauszuarbeiten und für die Modellierung zu nutzen. Da es sich um
ein Common-Practice-Modell handelt, werden aus Wirtschaftlichkeitsgründen weniger
Partner benötigt als für den eigentlichen Leistungsvergleich. Der Auswahlprozess der
potenziellen Partnerunternehmen orientiert sich an der etablierten
Benchmarkingmethodik.108 Dabei gliedert sich das Vorgehen in die
Informationsbeschaffung und die Kategorisierung. Im Rahmen der
Informationsbeschaffung werden die Daten über potenzielle Partner gesammelt und
systematisiert, wozu sowohl öffentlich zugängliche Quellen genutzt werden als auch
eine zielgerichtete Primärforschung durchgeführt wird (Kühner, 2005). Grundsätzlich
ist zu berücksichtigen, dass die Auswahl geeigneter Vergleichseinheiten mit hoher
Übereinstimmung der deskriptiven Merkmale präzisere Ergebnisse hinsichtlich der
Leistungskraft sowie der Umsetzbarkeit identifizierter Best Practices liefert (Staat,
2006).
STAAT (2006) weist darauf hin, dass nur Krankenhäuser mit einem ähnlichen
Dienstleistungsangebot miteinander verglichen werden können. Dafür wird die
Verwendung sog. Strukturgruppen vorgeschlagen, um Krankenhäuser mit einer
ähnlichen Struktur ihrer Departments zusammenzufassen (Arnold & Paffrath, 1995,
zitiert nach Staat, 2006, S. 2257). Jedoch ist anzumerken, dass eine derartige
Gruppierung erst bei einer sehr großen Anzahl von Betrachtungsobjekten sinnhaft
erscheint und im Hinblick auf die übergeordnete Zielsetzung die Methode zentraler
Stärken beraubt. Hier soll die Klassifikation der Krankenhäuser anhand spezifischer
Kriterien erfolgen, die Basis dafür bieten die in Kapitel 4 vorgenommene Typisierung
und Beschreibung des Krankenhausumfeldes sowie die vom Statistischen Bundesamt
publizierten Gliederungskriterien. Dabei erfolgt zum einen eine Unterscheidung
hinsichtlich der medizinischen Zielsetzung der Krankenhäuser in
Allgemeinkrankenhäuser und Fachkrankenhäuser, zum anderen wird hinsichtlich der
Versorgungsstufe differenziert. Neben den genannten Kriterien zum Leistungsangebot
der Krankenhäuser werden die unterschiedlichen Fachabteilungen des Krankenhauses
einbezogen. Durch Berücksichtigung dieses Kriteriums erfolgt eine Betrachtung
hinsichtlich der Spezialisierung bzw. der vorhandenen Differenzierungsmerkmale
107 Insbesondere im Hinblick auf die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen und die Identifikation valider
Stellhebel ist eine Einbindung von geeigneten Partnern unumgänglich. 108 Zur grundsätzlichen Methodik siehe z. B. Kap. 3.3 dieser Arbeit.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 101
aufseiten der medizinischen Leistungserbringung. Damit kann eine
organisationsbasierte Unterscheidung der Krankenhäuser vollzogen werden. Weiteres
wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Art der Zulassung. Diese richtet sich nach
§ 108 des 5. Sozialgesetzbuches (SGB V) und unterscheidet Plankrankenhäuser,
welche Teil des landesspezifischen Krankenhausplans sind, Hochschulkliniken, die
nach landesrechtlichen Vorschriften für den Hochschulbau gefördert sind, sowie
Krankenhäuser mit einem Versorgungsauftrag entsprechend § 108 Nr. 3 SGB V, die
über eine Zulassung durch Versorgungsverträge mit den
Krankenkassenlandesverbänden und Ersatzkassenverbänden verfügen. Zudem werden
nicht zugelassene Kliniken, entsprechend ohne Versorgungsauftrag, in der
Klassifikation berücksichtigt. Neben der Zulassung ist insbesondere die Trägerschaft
der Krankenhäuser von Relevanz. Dabei wird in öffentliche, gemeinnützige und
private Krankenhäuser unterschieden. Als abschließendes Klassifikationsmerkmal
wird die Größe des Krankenhauses anhand der Bettenanzahl berücksichtigt. Zur
weiteren Sicherstellung der Vergleichbarkeit werden neben den organisatorischen
Merkmalen zudem stationäre Fallzahlen sowie Angaben zum Case Mix in die
Klassifikation mit einbezogen.
5.7.3 Definition der Modellierungsmethode
Die Auswahl und Adaption einer passenden Modellierungssprache ist ein großer und
relevanter Aufgabenbereich der Prozessmodellierung (Becker et al., 2000). Die
Spezifikation der Modellierungsmethode umfasst neben der Auswahl der
Modellierungssprache die Definition der Modellierungskonventionen (Thomas, 2006).
Dabei ist die Formulierung und Beschreibung der Modellierungskonventionen eng mit
der gewählten Modellierungssprache verknüpft. Da sich die Vorhaben zur
Modellierung von Prozessen hinsichtlich ihrer Zielsetzungen und Rahmenbedingungen
unterscheiden, existiert keine einheitliche Modellierungssprache, die auf jeden
Sachverhalt passt. Vielmehr muss die Modellierungssprache den spezifischen
Anforderungen des definierten Analyseziels entsprechen (Rosemann et al, 2012). Zu
diesem Zweck kann auf bestehende Methoden bzw. Methodenbestandteile und
Empfehlungen zurückgegriffen werden, um diese zielspezifisch miteinander zu
kombinieren und anzupassen (Becker et al., 2002b; Knackstedt, 2006). Die
Anforderungen an die Ausgestaltung der Modellierungssprache sind stark von der
intendierten Verwendung der Prozessmodelle abhängig. Liegt der Fokus, wie im
vorliegenden Fall, auf der prozessorientierten Strukturierung des
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 102
Betrachtungsbereichs, ist die Anschaulichkeit der verwendeten Modelle von größerer
Bedeutung als ein hoher Formalisierungsgrad. Von besonderer Relevanz ist, dass
schon bei der Auswahl der Modellierungssprache die späteren Modellnutzer in die
Überlegung einbezogen werden und sowohl ihre Interessen als auch ihr methodisches
Verständnis berücksichtigt werden, um eine spätere Nutzung des Modells
sicherzustellen (Rosemann et al., 2012; Mendling & Strembeck, 2008).109
Anforderungsdimension Anforderung UML EPK BPMN Petri-
Netze
Berücksichtigung der
Stakeholder
systematische Integration der Stakeholder
transparente Abgrenzung der Stakeholder o
Darstellung der Stakeholderbeziehungen o
Berücksichtigung der
Stakeholderinteraktionen
Abbildung des Einflusses auf
entscheidungsrelevante Kriterien o o o o
Darstellung von Interaktionslinien/Einbezug
unterschiedlicher Hierarchiestufen o o
Berücksichtigung von Aktivitäten/Teilprozessen
externer Partner
Berücksichtigung der
IKT-Strukturen
Abbildung der Anbindung der IT-Infrastruktur
sowie individueller Geräte
standardisierte und transparente Abbildung von
Kommunikations- und Datenflüssen
Kommunikations- und Datenströme als
Startpunkt für Teilprozesse bzw. Aktivitäten o
Berücksichtigung von
Qualitätsaspekten
Abbildung der Qualität des Outputs o
transparente Abbildung von Haupt- und
Zwischenergebnissen o o
Darstellung medizinischer bzw.
patientenbezogener Qualitätsaspekte o
Usability
Veränderung der generierten Prozesslandschaft
durch Endnutzer o o
Möglichkeit der Abstraktion/Dekomposition,
separate Untersuchung ausgewählter Prozesse o
Modellierung von Schnittstellen o o
einfache Zuordnung und Einbindung
prozessbasierter Kennzahlen o o o
Umsetzungsfähigkeit
Überführung in technische
Infrastrukturumgebung sowie Verknüpfung mit
IT-Modellen
(Teil-)Automatisierung und Standardisierung der
Prozesse o
Tabelle 2: Anforderungen an Modellierungssprache (eigene Darstellung)
Für die Auswahl einer geeigneten Sprache zur Modellierung von
Unterstützungsprozessen in Krankenhäusern wurden sechs spezifische
109 Insbesondere die visuelle Wahrnehmbarkeit ist ein wichtiges Kriterium für die Nutzungsbewertung von
Modellierungssprachen (Preece et al., 1994; Gordon, 2004; Schalles et al., 2010)
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 103
Anforderungsdimensionen mit entsprechenden Kriterien definiert. Diese werden in
Tabelle 2 benannt und ausgewählte Modellierungssprachen hinsichtlich ihrer Eignung
und Umsetzbarkeit überprüft. Die Einhaltung der Grundsätze ordnungsgemäßer
Modellierung wird vorausgesetzt und daher an dieser Stelle nicht betrachtet.110 Dabei
werden jene Modellierungssprachen evaluiert, die für das Prozessdesign als geeignet
identifiziert wurden. Außerdem wird beispielhaft die Datenmodellierungssprache
UML einbezogen.Das Cluster „Berücksichtigung der Stakeholder“ umfasst die
systematische und transparente Abbildung und Integration der unterschiedlichen
Anspruchsgruppen. Das zweite Cluster „Berücksichtigung der
Stakeholderinteraktionen“ setzt dort an und beschreibt insbesondere die Anforderung,
dass medizinische Stakeholder hinsichtlich ihres Einflusses auf die Entscheidung bzw.
hinsichtlich der Definition der entscheidungsrelevanten Faktoren abgebildet werden
können. Zudem steht die Berücksichtigung der Interessen unterschiedlicher
Stakeholdern und die (Teil-) Leistungserbringung durch Externe im Mittelpunkt
(Peters & Leimeister, 2014; Fließ & Kleinaltenkamp, 2004; Frank & van Laak,
2003a). Das Cluster „Berücksichtigung der IKT-Strukturen“ trägt der hohen
Bedeutung von IT-Anwendungen im Krankenhausumfeld Rechnung und umfasst
insbesondere die Abbildung der Kommunikations- und Datenflüsse. Im Cluster
„Berücksichtigung von Qualitätsaspekten“ wird der Anforderungsdimension
entsprochen, dass der Abbildung und Messung der Qualität des Prozessoutputs eine
wichtige Rolle zukommt, insbesondere im Hinblick auf medizinische und
patientenbezogene Aspekte. Bei den Anwendern der Prozessstrukturierung handelt es
sich um eine sehr heterogene Nutzergruppe. Dieser Anforderung wird im Cluster
„Usability“ widergespiegelt, wobei Usability mit Erlernbarkeit, Einprägsamkeit,
Effektivität, Effizienz, Benutzerfreundlichkeit sowie visueller Wahrnehmbarkeit
beschrieben wird (Schalles et al., 2010). Zudem besteht insbesondere der Bedarf zur
zielspezifischen Abstraktionen und Dekomposition mit der Möglichkeit der Analyse
bestimmter Prozessbereiche (Frank & van Laak, 2003a). Die Anforderungsdimension
„Umsetzungsfähigkeit“ fokussiert insbesondere auf das Streben nach Automatisierung
und Standardisierung, wobei explizit die Verknüpfung der Prozesslandschaft mit IT-
Modellen betrachtet wird. Nach Analyse der Eigenschaften erscheint aus der
geschilderten Anwendungsperspektive die BPMN als geeignete Modellierungssprache
zur Modellierung von Unterstützungsprozessen in Krankenhäusern. Dabei können bei
110 Siehe Kap. 5.5 dieser Arbeit.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 104
überschaubarer Komplexität mehrere Perspektiven in die Modellierung einbezogen
und die Leitungserstellung transparent abgebildet werden (Rosemann et al., 2012).
Gerade die Handhabbarkeit und Verständlichkeit einer Modellierungsmethode steht in
der praktischen Anwendung im Fokus, da die Nutzergruppe der Methode und der
Modellierungsergebnisse sehr heterogen ist.
5.7.4 Erstellung des Prozessmodells
In der vierten Stufe der Prozessstrukturierung werden die übergeordnete
Prozesslandkarte und die Verfeinerungsmodelle erstellt. Für die Konstruktion der
Prozesslandkarte wird auf die in Stufe 1 getroffene Einschränkung hinsichtlich der
Leistungstypologie (Wertschöpfungsprozesse vs. Unterstützungsprozesse)
zurückgegriffen. Legner (1999) betont insbesondere die Bedeutung der
Prozesstypologie für die Ableitung der individuellen Leistungsanforderungen. Basis
für die Modellierung der Verfeinerungsmodelle sind die festgelegten Zielsetzungen
sowie die definierte Modellierungssprache. Bei der iterativen Erstellung des
Prozessmodells sind vor allem die Grundsätze der ordnungsgemäßen Modellierung zu
beachten, um die formale Qualität des Modells sicherzustellen. Die inhaltliche Qualität
ist hingegen wie beschrieben von der Akzeptanz und Anwendung des Modells durch
die individuellen Nutzer abhängig (Schwegmann, 1999). Im vorliegenden Fall der
Effizienzmessung auf Prozessebene sind die Nutzergruppen insbesondere im
kaufmännischen Bereich zu verorten. Diese empfinden das Modell als besonders
nutzenstiftend, wenn der Anpassungsbedarf für ihre individuellen Bedürfnisse gering
ist.111 Ziel ist die Identifikation eines übergeordneten Prozessmodells, auf dessen Basis
ein transparenter Vergleich der Leistungsfähigkeit der spezifischen Prozesse möglich
ist. Für die Akquisition des dafür notwendigen Wissens stehen zwei grundsätzliche
Lösungen zur Verfügung, die in der praktischen Anwendung ineinandergreifen
(Becker et al., 2002b):
1) Relevante Informationen können durch Verallgemeinerung und Kombination
bestehender unternehmensspezifischer Modelle gewonnen werden. Häufig
besteht die Notwendigkeit, diese durch Beobachtungen, Dokumentenanalyse
und Interviews mit den Fachanwendern zu generieren und zu validieren. Da im
vorliegenden Fall eine klare Fokussierung auf eine Branche und
Prozesstypologie besteht, ist es der Qualität der Prozessmodelle zuträglich,
111 Zum Dilemma der Referenzmodellierung siehe Kapitel 5.4 dieser Arbeit.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 105
durch Ist-Analysen der Prozesse bei den Anwendungsbeispielen Einblicke und
Erkenntnisse hinsichtlich der Prozessgestaltung zu erlangen. Mit diesem
Vorgehen können systematische Schwachstellen und Verbesserungspotenziale
in den Organisationen identifiziert und Transparenz hinsichtlich der fachlichen
Zusammenhänge und Schnittstellen hergestellt werden. Zudem stellt dieses
Vorgehen die Vollständigkeit des Leistungsspektrums bei der Konstruktion des
„neuen“ Branchen-Prozessmodells sicher (Schwegmann & Laske, 2012).
2) Wichtige Quelle für die Generierung eines Modells zur prozessbasierten
Leistungsmessung ist die Sichtung allgemeiner Gestaltungsempfehlungen und
des aktuellen Standes der Literatur. Die dort dargestellten
branchenübergreifenden Lösungen können zu Referenzlösungen kombiniert
werden. Die Sicherung des Konsens- und Referenzmodellcharakters des
Prozessmodells basiert auf einer sorgfältigen Auswahl der Quellen, die als
betriebswirtschaftliche Wissensbasis bei der Modellerstellung berücksichtigt
werden.
Im vorliegenden Fall der Prozessstrukturierung als Vorstufe eines prozessbasierten
Leistungsvergleichs ist zu berücksichtigen, dass das zu erstellende
Referenzprozessmodell Common Practices abbildet. Unternehmen sind häufig darauf
bedacht, ihre Best Practices nicht zu veröffentlichen, um so ggf. ihr spezifisches
Wissen bzw. ihre Wettbewerbsvorteile zu schützen (Becker et al., 2002b). Die in
Stufe 3 definierten methodischen Vorgaben zur Modellierung müssen dabei ebenso
eingehalten werden wie ein angemessener Detaillierungsgrad und die
Berücksichtigung des Wirtschaftlichkeitsgrundsatzes. Wie oben dargestellt, besteht
gerade im Krankenhausumfeld die Notwendigkeit, unterschiedliche Perspektiven auf
die Prozessverläufe einzubeziehen und spezifische Anforderungen zu berücksichtigen.
Dabei weisen BECKER ET AL. (2002b) im Rahmen der mutiperspektivischen
Prozessmodellierung darauf hin, dass zusätzliche Anforderungen und Präferenzen der
beteiligten Stakeholder für das zu erstellende Prozessmodell große Bedeutung
erlangen, welche in Form von Hypothesen abgebildet werden können. Die Darstellung
des Prozessmodells erfolgt zweistufig, wobei der Ordnungsrahmen ein übergeordnetes
Framework bildet, welches die für die Analyse in Betracht kommenden Bereiche
abbildet. Die darunterliegenden Verfeinerungen der Modelle zeigen unter Nutzung der
ausgewählten Modellierungsmethode die Prozessabläufe in einem hohen
Detaillierungsgrad.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 106
Abbildung 20: Erstellung und Verwendung des Referenzprozessmodells (eigene Darstellung strukturell in Anlehnung an
Schwegmann, Laske, 2012, S. 187 und dort zitierte Becker, Schütte, 2004, S. 69 ff.)
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 107
Die Prozesslandkarte, beschrieben als ein Ordnungsrahmen, ist gekennzeichnet als
Ausgliederung aller als relevant deklarierten „Elemente und Beziehungen eines
Originals auf einer hohen Abstraktionsebene nach einer gewählten
Strukturierungsweise in einer beliebigen Sprache“, wobei das Ziel darin besteht,
„einen Überblick über das Original zu vermitteln und bei der Einordnung von
Elementen und Beziehungen untergeordneter Detaillierungsebenen deren Bezüge zu
anderen Elementen und Beziehungen des Ordnungsrahmens offenzulegen.“ (Meise,
2001, S. 62) Für die Konstruktion wird keine Modellierungssprache vorgeschrieben,
um zielorientiert auf die Erfordernisse des einzelnen Analyseobjekts eingehen zu
können (Becker et al., 2012a). Im Rahmen des Effizienzanalyseprozesses stellt die
Erstellung der Prozesslandkarte einen wesentlichen Schritt dar. Folgende Funktionen
werden durch die Konstruktion erfüllt (Becker et al., 2012a):
1. Möglichkeit der Einordnung des Analysebereichs in den übergeordneten
Gesamtablauf inkl. der Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven.
2. Schaffung einer einheitlichen Grundlage der verwendeten Begriffe und
Bezeichnungen. Dabei werden Prozesse klar benannt und die Beziehungen
zu anderen Prozessen transparent dargestellt.
3. Repräsentation und Systematisierung der (Teil-)Organisationsstruktur, was
sowohl Basis für Ist-Analysen als auch Abbildung der
Reorganisation/Neustrukturierung der Organisation sein kann.
4. Grundlage, um auf abstrahiertem Level Entscheidungen hinsichtlich der
Machbarkeit und des Umfangs für einen potenziellen Leistungsvergleich zu
treffen.
Die den Elementen der Prozesslandkarte zugeordneten Verfeinerungsmodelle
beschreiben detailliert die Prozessdurchführung. Um die Komplexität zu begrenzen,
wird im Rahmen der Prozessmodellierung zwischen unterschiedlichen Varianten der
Leistungserbringung unterschieden. Dabei erfolgt die Abbildung der
leistungsorientierten und einer generischen Prozess-Sicht. Die leistungsorientierten
Prozessmodelle sind unterschiedliche Varianten eines Prozessablaufs. In Abhängigkeit
von der jeweiligen Prozessdurchführung werden die Prozessobjekte zu homogenen
Prozessobjekttypen zusammengefasst und in einzelnen Prozessmodellen (Varianten)
modelliert (z. B. bei Beschaffungsprozessen: Unterscheidung des Prozessablaufs
zwischen dem Einkauf von Büromaterialien und Dienstleistungen). Alle modellierten
Varianten werden zu einem Gesamtmodell der generischen Prozesssicht
zusammengefasst. Diese Darstellung schafft die Möglichkeit, das konsolidierte Modell
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 108
der generischen Prozesssicht als Vorlage für die Ausprägung neuer Prozessvarianten
zu nutzen und dadurch eine Standardisierung existierender Prozessvarianten zu
fördern. Weiterhin können parallel auf mehreren Varianten eines Prozesses
Modellierungsaktivitäten durchgeführt und durch Hinterlegung leistungsorientierter
Kennzahlen unterschiedliche Konfigurationen für eine Effizienzanalyse konzipiert
werden. Die Darstellung der Modelle erfolgt je nach Komplexitätsgrad und Anzahl der
Prozesshierachiestufen auf unterschiedlichem Level (Becker et al., 2012b).
5.7.5 Analyse der prozessstrukturdeterminierenden Faktoren
Das entwickelte Prozessmodell bildet lediglich einen Teil der Prozessstruktur ab.
Neben der prozessualen Abbildung der Leistungserstellung werden weitere
Einflussfaktoren systematisch mit in die Betrachtung einbezogen. Das erstellte
Prozessmodell ist eine Abstraktion der unterschiedlichen Vorgehensweisen der Praxis
und konstruiert einen Vergleichsrahmen, auf dessen Basis sich Prozessverläufe ebenso
wie geeignete Kennzahlen definieren lassen. Zwar ist es mithilfe der generierten
Prozessmodelle möglich, u. a. die Abfolge und die Verantwortlichkeiten der
Prozessschritte darzustellen und zu einem übergeordneten Raster zusammenzuführen,
jedoch wird die Betrachtung prozessstrukturdeterminierender Faktoren vernachlässigt.
GOLANY und ROLL (1989) formulieren als Anforderung an aussagekräftige Analysen,
dass die Betrachtungseinheiten unter den gleichen Bedingungen mit vergleichbarer
Zielsetzung operieren und somit eine homogene Gruppe bilden, die sich jedoch durch
Heterogenität in der Leistungsausprägung hinsichtlich des Leistungslevels und des
Skalenniveaus auszeichnet. Gerade im Bereich der Unterstützungsprozesse im
Krankenhaus ist die Verbesserung bzw. Restrukturierung der Prozesse keine
eindimensional betriebswirtschaftliche Aufgabe, sondern erfordert die
Berücksichtigung der Interessen weiterer, insbesondere medizinischer Stakeholder.
Um den definierten Anforderungen der intendierten Prozessstrukturierung zu
entsprechen und Faktoren zu berücksichtigen, die nicht Input/Output-
Kategorisierungen zugerechnet werden, jedoch die Ausführung des Prozesses in
erheblichem Maße determinieren, werden prozessstrukturdeterminierende Faktoren
definiert. Zu diesem Zweck wurden, wie Tabelle 3 überblickartig abgebildet, fünf
Dimensionen abstrahiert und mit ausgewählten Kriterien versehen.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 109
Bewertungsdimension Kriterium
Komplexität der
Ausführung
Anzahl der Prozessschritte
Anzahl der Medienbrüche
Anzahl der Bearbeiterwechsel
Informations-
verfügbarkeit
Klarheit der strategischen Zielsetzung
Klarheit der (medizinischen) Kundenanforderung
Qualität/Verfügbarkeit der Lieferanteninformationen
Unterstützung durch IKT
Support durch IT
Qualität der IT-Tools
Systemanbindung
Formvorschriften Verfügbarkeit/Verständlichkeit der Arbeitsanweisungen
Striktheit der Formvorschriften
Mitarbeiterspezifika
Einfluss des finalen (medizinischen) Anwenders
Ausbildung/Erfahrung der beteiligten Mitarbeiter
Dokumentation der Vorfälle/Erfahrungen etc.
Tabelle 3: Überblick der prozessstrukturdeterminierenden Faktoren (eigene Darstellung)
Die Auswahl der Dimensionen orientiert sich an den Spezifika von
Unterstützungsprozessen im Krankenhaus und erfasst Sachverhalte, die für die
effizienzbasierte Leistungsmessung von Relevanz sind. LEGNER (1999) betont, dass
Strukturmerkmale mindestens eine prozessspezifische Ausprägung besitzen müssen,
um das Benchmarking-Vorhaben sinnvoll zu unterstützen und hebt die Relevanz des
intendierten Anwendungsbereichs hervor. Dabei wird sowohl die Komplexität
während der Ausführung der einzelnen Aktivitäten analysiert als auch die
Verfügbarkeit der notwenigen Informationen aufseiten der Kunden und der
Lieferanten betrachtet. Ein wichtiges Analysefeld bildet darüber hinaus die
Betrachtung der IT-Infrastruktur. Im Hinblick auf die organisationsspezifischen
Besonderheiten werden zudem die formellen Rahmenbedingungen und Anforderungen
betrachtet. Die Betrachtung der Charakteristika der Mitarbeiter und deren
Interaktionen/Umfeld bildet die fünfte Betrachtungsdimension.
Die vorgestellten Dimensionen wurden aufbauend auf der literaturbasierten Analyse
mithilfe von Interviews mit kaufmännischen Führungskräften aus dem
Krankenhausumfeld definiert, systematisiert und validiert. Mit der Betrachtung
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 110
prozessstrukturdeterminierender Faktoren werden zwei konkrete Ziele verfolgt. Zum
einen tragen die Informationen zur Standardisierung und Systematisierung der
ausgewählten Prozesse des Untersuchungsobjekts zur Sicherstellung der
Vergleichbarkeit auf abstrahiertem Level bei, zum anderen können die Daten in die
quantitative Effizienzbetrachtung überführt werden. Somit wird über die reine
Beschreibung der Prozessabläufe hinaus ein multiperspektivisches Bild der
Prozessausführung gezeichnet und das Untersuchungsfeld detailliert beschrieben.
Insbesondere aus praktischer Perspektive stiftet das Konzept Nutzen, da mit der
Zusammenführung der Leistungsdaten und der Faktoren, die den Leistungsprozess
strukturell beeinflussen, ein Werkzeug etabliert wird, um eine präzise Diagnose der
Prozesse unter Berücksichtigung der individuellen Rahmenbedingungen durchführen
zu können.
5.7.6 Zusammenfassung und Modellabbildung zur Prozessstrukturierung
Das entwickelte fünfstufige Vorgehensmodell bietet einen standardisierten Weg zur
Herstellung von Transparenz in Unterstützungsprozessen in Krankenhäusern. Dabei
bauen die einzelnen Phasen integrativ aufeinander auf und stellen die brancheninterne
Vergleichbarkeit der Prozesse sicher. Das Modell trägt dem Umstand Rechnung, dass
eine Analyse auf Prozessebene einen angemessenen Abstraktionsgrad erfordert und
damit die Möglichkeit einer organisationsübergreifenden Anwendung sicherstellt.
Zudem erfolgt eine dezidierte Berücksichtigung der Spezifika unterschiedlich
gerichteter Stakeholderinteressen.
Aufbauend auf der Formulierung eines konkreten Ziels wird in den darauffolgenden
Schritten ein zielorientiertes Vorgehen zur Strukturierung der Prozesse entwickelt. Die
integrierte Kategorisierung der Anwendungsobjekte zur Konstruktion trägt zur
Validität des entwickelten Modells bei. Das zu erstellende Prozessmodell liefert eine
anwendungsspezifische Grundlage für die Definition und Zuordnung prozessbasierter
Inputs und Outputs sowie zum Aufbau eines Messmodells zur effizienzbasierten
Leistungsanalyse. Zudem werden strukturelle Faktoren berücksichtigt, die Einfluss auf
die Prozessleistungserstellung nehmen können. In Abbildung 21 werden die Stufen des
beschrieben Vorgehens grafisch veranschaulicht. Die einzelnen Aufgaben und
Zwischenergebnisse werden zu sachlogischen Stufen im Vorgehensmodell
zusammengefasst. Die in den einzelnen Prozessschritten generierten Erkenntnisse bzw.
erstellten Dokumente sind Input für die darauffolgenden Stufen und tragen so zur
Herstellung einer transparenten Vergleichsgrundlage bei.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 111
Abbildung 21: Schritte des Vorgehensmodells zur Prozessstrukturierung (eigene Darstellung)
5.8 Anwendung des entwickelten Vorgehensmodells am Beispiel von
Beschaffungsprozessen im Krankenhaus
Das entwickelte Vorgehensmodell zur systematischen Generierung der Prozessstruktur
wird im Bereich der Beschaffung in Krankenhäusern exemplarisch angewendet. Dabei
werden eingangs die Eigenschaften und Besonderheiten der Krankenhausbeschaffung
vorgestellt, bevor die zentralen Ergebnisse einer schrittweisen Umsetzung des
entwickelten Vorgehensmodells präsentiert werden.
5.8.1 Eigenschaften und Besonderheiten des ausgewählten
Untersuchungsbereichs
Nachdem der Untersuchungsbereich Krankenhaus in Kapitel 4.1 dieser Arbeit bereits
beschrieben wurde, soll hier lediglich eine Charakterisierung der Beschaffung im
Krankenhaus vorgenommen werden. Die funktionsbezogene Auswahl des
Analysebereichs verdeutlicht die bisher überwiegende aufbauorganisatorische Struktur
der Krankenhäuser (Kersting, 2008). Die Erbringung der medizinischen Leistung,
unterschiedlich in Art und Komplexität, erfordert eine effiziente Durchführung der
Unterstützungsprozesse. Die Bereitstellung von Gütern, ob unmittelbar zur
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 112
Behandlung notwendig und für den direkten Einsatz am Patienten bestimmt oder für
Routine- und Verwaltungsaufgaben nötig, ist von hoher Bedeutung (Schmidt-Rettig,
2008). Jedoch gestaltet sich eine Leistungsevaluation des Beschaffungsbereichs
vergleichsweise schwierig (Oppel, 2003; Hendrick & Ruch, 1988; Millen, 1999). Nach
EASTON ET AL. (2002) sind die zentralen Herausforderungen zum einen die fehlende
Verfügbarkeit vergleichbarer Leistungsdaten, zum anderen die Notwendigkeit,
Messgrößen zu definieren, die ausdrücklich den Produktivitäts- bzw. Effizienzaspekt
berücksichtigen, z. B. die nötigen Inputs zur Erreichung eines definierten
(Lieferanten-)Qualitätslevels.
Grundsätzlich beschreibt das Beschaffungsmanagement die Versorgung des
Unternehmens mit den benötigten, jedoch nicht selbst hergestellten Input-Faktoren
(Arnold, 1995) unter Berücksichtigung des Zielkonflikts zwischen medizinischer
Bedarfsgerechtigkeit/Leistungsverbesserung, Wirtschaftlichkeit und Autonomie-
erhaltung (Oppel, 2003; Drauschke, 2002; Schuh et al., 2014; Schlüchtermann, 2013).
Zu den zentralen Aufgaben zählen die Identifikation spezifischer Bedürfnisse
(Eigenschaften und Mengen) der medizinischen Fachbereiche, die Ermittlung
potenzieller Bezugsquellen, das Einholen und die Bewertung von Angeboten sowie die
Bewertung von Lieferanten, die Festlegung und Abwicklung der Bestellungen sowie
die Überwachung der Leistungen, Termine und die Handhabung von Reklamationen
(Mettler, 2010; Oppel, 2003). Übergeordnete Zielsetzung ist die Sicherstellung des
Güterflusses zur Erbringung der medizinischen Dienstleistung. METTLER (2010)
differenziert die Ziele der Krankenhausbeschaffung in Kostenziele,
Leistungssteigerungs- und Qualitätsziele, Sicherheitsziele sowie Flexibilitäts- und
Unabhängigkeitsziele.
Lange Zeit wurde das Primärziel der bestmöglichen Versorgung der Bevölkerung mit
Gesundheitsdienstleistungen ohne systematische Berücksichtigung der notwendigen
Aufwände zur Leistungserbringung verfolgt, da die Kostendeckung gesichert war
(Fleßa & Greiner, 2013). Der damit verbundene geringe Professionalitätsgrad der
Krankenhausbeschaffung ist zudem auf die jahrelange vergleichsweise geringe
Bedeutung der Beschaffung zurückzuführen (Oppel, 2003). Darüber hinaus
unterscheidet sich die Beschaffung in Krankenhäusern vom Einkauf herkömmlicher
Unternehmen (Daum, 2003). Neben dem weit verbreiteten Silodenken und
heterogenen Zuständigkeiten, die zu einer unkoordinierten Beschaffung der Güter
führen (Schlüchtermann, 2013), ist die Beschaffung in Krankenhäusern durch den
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 113
Einsatz eines besonders breiten Spektrums an verwendeten Materialien und Gütern
gekennzeichnet (Daum, 2003). Obwohl die Sachkosten im Krankenhaus den größten
Kostenblock nach den Personalkosten bilden und somit großen Einfluss auf das
Betriebsergebnis haben112, ist deren Bedeutung im Vergleich zu anderen Branchen
verhältnismäßig gering (Schlüchtermann, 2013; Schirmer, 2010).113 Durch die hohe
Vielfalt und Variation der Güter und Lieferanten sind Krankenhäuser durch hohe
Komplexitätskosten gekennzeichnet. Darüber hinaus sind zur Erbringung der
Beschaffungsleistung überdurchschnittlich viele Mitarbeiter eingebunden. Zudem
binden die verhältnismäßig hohen Lagerbestände viel Liquidität (Eiff, 2011;
Schlüchtermann, 2013). Der medizinische Bedarf stellt dabei den mit Abstand größten
Teil der Gesamtsachkosten114 und rückt somit in den Fokus der nachfolgenden
Betrachtung. Obwohl inzwischen 80 % der Krankenhäuser sogenannten
Einkaufsgemeinschaften115 beigetreten sind, schätzen Experten das Einsparpotenzial
durch weitergehende Professionalisierung auf 25–30 % (Schlüchtermann, 2013). Auf
eine Darstellung unterschiedlicher Organisationsformen, Abgrenzungen und
spezifischer Ausgestaltungen hinsichtlich patientenferner bzw. patientennaher Güter
soll an dieser Stelle verzichtet werden (Mettler, 2010; Haubrock, 2009c).
5.8.2 Schrittweise Umsetzung des entwickelten Vorgehens
Im Folgenden wird das entwickelte Vorgehensmodell auf den Beschaffungsbereich in
Krankenhäusern angewendet. Die Ergebnisse werden den einzelnen Stufen
entsprechend im vorgestellten Modell überblicksartig aufgezeigt und die
Anknüpfungspunkte für die Leistungsmessung jeweils mit der Data Envelopment
Analysis herausgestellt. Exemplarisch wird auf Basis der im Kapitel 4.3 definierten
zentralen Anforderungen des Modells eine Strukturierung des Untersuchungsbereichs
vorgenommen. Neben der detaillierten Analyse der vorliegenden Literatur wurden 29
semi-strukturierte Experteninterviews mit kaufmännischen Ansprechpartnern aus
112 Siehe Kap. 4 dieser Arbeit. 113 Der Sachkostenanteil in anderen Branchen beträgt ca. 50–60 %. 114 „Medizinprodukte sind alle einzeln oder miteinander verbunden verwendeten Instrumente, Apparate […], die
vom Hersteller zur Anwendung für Menschen […] bestimmt sind und deren bestimmungsgemäße
Hauptwirkung im oder am menschlichen Körper weder durch pharmakologisch oder immunologisch
wirkende Mittel noch durch Metabolismus erreicht wird, deren Wirkungsweise aber durch solche Mittel
unterstützt werden kann.“ (MPG, § 3 Abs. 1). 115 Einkaufgemeinschaften sind horizontale Kooperationen von wirtschaftlich und rechtlich unabhängigen
Einrichtungen mit dem Ziel, gemeinsame Beschaffungsaktivitäten zu tätigen, die Verhandlungsmacht bei
Lieferanten zu erhöhen, den notwendigen Ressourceneinsatz für den Einkauf zu reduzieren und somit
optimierte Versorgungsprozesse zu etablieren (Eschenbach, 1990; Essig, 1999).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 114
Krankenhäusern in Deutschland und der Schweiz geführt. Als Experten gelten
Sachverständige, Kenner oder Fachleute, also Personen, die über besondere
Wissensbestände verfügen (Kühl et al., 2009). Das Experteninterview zeichnet sich
dadurch aus, dass „es auf einen exponierten Personenkreis zielt, der im Hinblick auf
das jeweilige Forschungsinteresse spezifisches Wissen mitbringt“ (Kühl et al., 2009,
S. 33). Darüber hinaus wurden von den Experten zur Verfügung gestellte Dokumente
analysiert und Erkenntnisse aus eigenen Beobachtungen ausgewertet.116 Entsprechend
dem Wirtschaftlichkeitsanspruch erfolgt eine nutzenabhängige Gestaltung des
Erhebungsaufwands (Allweyer, 2005).
5.8.2.1 Definition des Analyseziels und Identifikation der Partner
Das Vorhaben zur Strukturierung der Beschaffungsprozesse im Krankenhaus verfolgt
das Ziel, eine transparente Grundlage für einen effizienzbasierten Leistungsvergleich
auf Prozessebene vorzulegen. Dazu wird auf Aktivitätenebene ein detailliertes Modell
erstellt, auf dem die Leistungsmessung aufgebaut werden kann. Die Konstruktion
erfolgt aus Perspektive des Controllings in seiner Funktion als Lieferant transparenter
Informationen zur Entscheidungsunterstützung (Fischer et al., 2012). Die branchen-
und funktionsbasierte Strukturierung identifiziert alle am Erstellungsprozess
beteiligten Stakeholder und bindet die Leistungsempfänger mit in die Betrachtung ein.
Die Spezifikation und Beschreibung des Analyseziels erfolgt anhand des
Klassifikationsrasters, das in Abbildung 22 dargestellt ist. Die Markierung in der
Abbildung verdeutlicht die vordergründige Zielsetzung des Vorhabens. Die
übergeordnete Zielsetzung der Methode muss für den Teil der Prozesssturkturierung
präzisiert werden. Das übergeordnete Analyseziel ist die Identifikation von
Effizienzpotenzialen und Ableitung geeigneter Benchmarks und
Referenzorganisationen. Die spezifische Zielsetzung des
Prozessstrukturierungsvorhabens ist die strukturelle Systematisierung des Umfelds der
Unterstützungsprozesse, insbesondere des Einkaufs, und die Schaffung einer
einheitlichen Vergleichsbasis für die nachfolgende Effizienzanalyse zur Gestaltung der
Prozessabläufe und der prozessualen Rahmenbedingungen. Hinsichtlich des
Verwendungszwecks soll die krankenhausspezifische Strukturierung zum einen die
Grundlage für die nachfolgende Analyse bilden, zum anderen die individuellen
116 Die Erhebung der Prozesslandkarte und der Verfeinerungsmodelle erfolgte im Rahmen eines
Forschungsprojekts an der Universität St. Gallen, u. a. mit Unterstützung von Abschlussarbeiten (Arpagaus,
2014; Berger, 2014).
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 115
Organisationen bei der Ableitung von Best Practices und der ggf. notwendigen
Neugestaltung der Prozessstrukturen unterstützen. Hinsichtlich des Neuigkeitsgrades
ist zu sagen, dass noch keine umfassende Lösung für den gesamten
Unterstützungsbereich von Krankenhäusern existiert, jedoch im Bereich des
Beschaffungsmanagements deskriptive Beschreibungen und Forschungsergebnisse
vorliegen. Entsprechend der Konzentration auf den Beschaffungsbereich im
Krankenhaus erfolgt eine klare Branchen- und Funktionsfokussierung. Im Rahmen der
Betrachtung werden die zugrunde liegenden Prozesse bis auf Aktivitätenebene
analysiert und zu Haupt- und Teilprozessen aggregiert. Im Mittelpunkt der
Betrachtung stehen somit die individuellen Prozessverantwortlichen und die
zugehörigen Abteilungen/Funktionsbereiche. Die Verbindungen zu externen
Leistungserbringern, Entscheidungsträgern und sonstigen Anspruchsgruppen werden
jedoch ebenso in die Betrachtung einbezogen. Schließlich ist die klare Ausrichtung
hinsichtlich der Schaffung einer validen Vergleichsgrundlage für das Management als
Analyseziel zu nennen.
Verwendungszweck Analyse Gestaltung Entscheidung Wissen Dokumentation
Neuigkeitswert Innovation Variante Version
Branchenausrichtung Branchen-fokussiert Branchen-übergreifend
Funktionsfokus Funktions-fokussiert Funktions-übergreifend
Prozesstypologie Unterstützungsprozesse Kernprozesse Führungsprozesse
Betrachtungsebene Mitarbeiter Abteilung Organisation Wertkette Gesellschaft
Nutzerspezifikation Management-orientiert Technologie-orientiert
Abbildung 22: Klassifikationsraster zur Spezifikation und Beschreibung des Analyseziels (eigene Darstellung in enger
Anlehnung an Mettler, 2010, S. 127ff.)
Die Auswahl des Samples zur Sicherstellung eines entsprechenden
Empfehlungscharakters und der Allgemeingültigkeit der Referenzmodelle als zentrale
Anforderungen sind die kritischen Faktoren bei der Herstellung der Vergleichbarkeit
über die unterschiedlichen Prozesskonfigurationen in den Krankenhäusern. Die
Kriterien zur Sicherstellung dieser Anforderungen werden aus den beschriebenen
Charakteristika und Typologien des Krankenhausumfeldes abgeleitet. Neben den
organisatorischen Faktoren werden sowohl finanzielle als auch strukturell-
medizinische Kriterien mit in die Betrachtung einbezogen. Da die beschriebene
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 116
Vorgehensweise als Grundlage für ein Benchmarking der Leistungsfähigkeit der
Prozesse dienen soll, wird ein Common-Practice-Modell erstellt. Der Anforderung des
Empfehlungscharakters wird demnach insbesondere damit Rechnung getragen, dass
ein struktureller Rahmen etabliert wird, auf dessen Basis ein entsprechendes Mess-
und Analysemodell konzipiert werden kann. Es ist darauf hinzuweisen, dass in der
vorliegenden Arbeit die Betonung auf der Auswahl des Samples zur Erstellung der
Prozessstrukturierung, nicht aber auf der Identifikation von Benchmarks liegt.
Abbildung 23 enthält die grundlegenden deskriptiven Aussagen zur Zusammensetzung
der Krankenhäuser, die für die Konstruktion des Referenzmodells berücksichtigt
wurden.
Art der Aufgabe Allgemeinkrankenhäuser (85 %) Sonstige Krankenhäuser (15 %)
Trägerschaft Öffentlich (55 %) Freigemeinnützig (25 %) Privat (20 %)
Art der Zulassung Vertragskrankenhäuser
(2,5 %)
Plankrankenhäuser
(86 %)
Hochschulkliniken
(11,5 %)
Nicht zugelassene
Kliniken (0 %)
Versorgungsstufe Grundversorgung
(36 %)
Regel- und
Schwerpunktversorgung
(53 %)
Maximalversorgung
(11 %)
Bettenzahl Kleinkrankenhäuser
(38 %)
Mittelgroße Krankenhäuser
(36 %)
Großkrankenhäuser
(27 %)
Fallzahlen stationär < 10.000
(27 %)
10.000 – 20.000
(15 %)
20.000 – 40.000
(11 %)
> 40.000
(14 %)
Case Mix < 0,9 (17 %) 0,9 – 1,1 (50 %) < 1,1 (33 %)
Abbildung 23: Klassifikationsraster der Untersuchungsobjekte (eigene Darstellung)
Die Übersicht in Abbildung 23 zeigt, dass für die Erstellung der Prozessstrukturierung
eine große Bandbreite unterschiedlicher Krankenhäuser in die Analyse einbezogen und
damit die Validität der Ergebnisse sichergestellt ist. Besonderer Wert wurde auf die
Berücksichtigung von Krankenhäusern mit unterschiedlichen Versorgungstiefen und
unterschiedlicher Größe gelegt, da dies wesentlichen Einfluss auf die
Leistungserbringung im ausgewählten Untersuchungsbereich hat. Die differenzierte
Betrachtung unterschiedlicher Kliniken mit differenzierten Ausrichtungen und
Trägerschaften leisten einen wertvollen Beitrag, um das Kriterium der
Allgemeingültigkeit von Referenzprozessmodellen zu erfüllen.117
117 Die Daten berücksichtigen alle durch die Interviewpartner bereitgestellten sowie alle öffentlich einsehbaren
Informationen, wobei nicht alle Datensätze vollständig waren.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 117
5.8.2.2 Erstellung der Prozessmodelle unter Nutzung der ausgewählten
Modellierungsmethode
Der in Kapitel 5.7.3 definierte, für den Unterstützungsbereich der Krankenhäuser
angepasste Anforderungskatalog besitzt auch für den Beschaffungsbereich Gültigkeit.
Aus diesem Grund wurde als Modellierungssprache für die Verfeinerungsmodelle die
Business Process Model and Notation (BPMN) 2.0 ausgewählt. Die Prozesslandkarte
wird mithilfe eines Wertkettendiagramms modelliert. Insbesondere die Darstellung der
unterschiedlichen an der Prozessausführung beteiligten Stakeholder kann transparent
und verständlich erfolgen. Die Prozesslandkarte für den Unterstützungsbereich in
Krankenhäusern umfasst insgesamt sechs Bereiche. Neben dem hier untersuchten
Bereich der Beschaffung wurden die Geschäftsprozesse Rechnungswesen, Controlling,
Personalwesen, Facility Management und IT-Management identifiziert. Während sich
die Prozessabläufe in einigen Funktionen sehr stark mit denen anderer Branchen
decken, sind gerade für den Beschaffungsbereich und das hier nicht detailliert
betrachtete Controlling krankenhausspezifische Anpassungen festzustellen.
Abbildung 24 zeigt die Prozesslandkarte und gibt einen Kurzüberblick über die Haupt-
und Teilprozesse, die in die Geschäftsprozesse integriert sind. Der Fokus liegt auf dem
Beschaffungsbereich, für den detaillierte Verfeinerungsmodelle mithilfe der
definierten Modellierungssprache erstellt werden.118 Als wichtigste Stakeholder, die
im Rahmen der Prozessmodellierung Beachtung finden sollen, wurden die
Geschäftsführung des Krankenhauses, die Mitarbeiter der Beschaffungsabteilung, die
entsprechenden medizinischen Fachabteilungen und die externen Partner neben der IT-
Infrastruktur identifiziert. Die Schnittstelle zum Patienten wird mit der medizinischen
Fachabteilung abgedeckt. Wie oben beschrieben, ist im Krankenhaus eine große
Anzahl und ein erheblicher Variantenreichtum der zu beschaffenden Güter zu
konstatieren. Daher besteht die Notwendigkeit, die Güter zu kategorisieren. In der
Literatur wird zum einen in patientennahe, patientenbezogene und patientenferne
Güter unterschieden (Mettler, 2010; Klöckner, 2012). Eine weitere Unterscheidung
liefert HAUBROCK (2009), der in Anlagegüter, Gebrauchsgüter und Verbrauchsgüter
unterscheidet.
118 Die Betrachtung fokussiert auf die operativen Aspekte der Beschaffung. Inhaltliche Beschaffungsthemen,
wie Auswahl der Güter, Lieferantenanzahl und Artikelstandardisierung sowie strategische Fragestellungen
bleiben außerhalb der Betrachtung.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 118
Abbildung 24: Prozesslandkarte des Unterstützungsbereichs in Krankenhäusern (eigene Darstellung)
Zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit auf die
Beschaffung medizinischer Güter fokussiert, die im Regelfall im
Zuständigkeitsbereich der Einkaufsabteilung liegt.119 In den Interviews zeigte sich,
dass die medizinischen Güter vorrangig in Verbrauchsgüter und Investitionsgüter
unterschieden werden. Verbrauchsgüter sind Produkte, die im täglichen
Geschäftsbetrieb benötigt werden und nach einmaliger Verwendung aufgebraucht
sind. Investitionsgüter hingegen sind für eine langfristige und mehrfache Verwendung
bestimmt. Die Verbrauchsgüter lassen sich in Standardgüter, Spezialgüter und
Kommissionsgüter unterscheiden, wobei es sich bei Standardgütern vorrangig um
Produkte wie bspw. Pflegematerial handelt, bei Spezialgütern hingegen um Produkte,
die nur in einzelnen Abteilungen verwendet werden. Kommissionsgüter werden im
Krankenhaus gelagert, jedoch bleibt der Lieferant bis zur Nutzung durch das
Krankenhaus der Eigentümer (Syska, 2006). Dabei handelt es sich vorrangig um
preisintensive Produkte mit hoher Kapitalbindung, wobei der Lieferant die
Verantwortung für einen jederzeit ausreichenden Lagerbestand trägt und das Risiko
(bspw. Verfallsdatum) auf den Lieferanten übertragen wird. Neben der Unterteilung in
Güterarten müssen die Arten der Beschaffung unterschieden werden, da es neben der
reinen Wiederbeschaffung des gleichen Artikels möglich ist, dass bestehende Produkte
ersetzt werden bzw. neue Produkte ins Sortiment aufgenommen werden
(Neubeschaffung). Um der Anforderung der Allgemeingültigkeit von
Referenzmodellen Rechnung zu tragen und im nächsten Schritt eine vergleichbare
Erfolgsmessung sicherzustellen, wird in der vorliegenden Betrachtung eine
Abstraktion vorgenommen. Dabei wird lediglich zwischen der strategisch
ausgerichteten Sortimentsgestaltung und der operativen Beschaffung unterschieden,
wobei dort jeweils zwischen der Beschaffung von Verbrauchsgütern im Allgemeinen
und Investitionsgütern differenziert wird.
Abbildung 25 gibt einen Überblick über die in den genannten Hauptprozessen
enthaltenen Teilprozesse. Dabei setzt sich die Sortimentsgestaltung aus den Prozessen
Antrag, Identifikation der Lieferanten und Verhandlung zusammen. Die operative
119 Dabei werden die strategisch orientierten Prozesse explizit aus der Betrachtung ausgeschlossen, da sie sich
aufgrund ihrer uneinheitlichen Struktur und Abläufe als nicht vergleichbar herausgestellt haben.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 119
Beschaffung umfasst die Prozesse Bedarfsentstehung, Bestellvorgang sowie
Bestellkontrolle und Abschluss der Bestellung. Der Antragsprozess als Teilprozess der
Sortimentsgestaltung geht vom medizinischen Bedarf zur Beschaffung eines Produktes
aus, das sich nicht im operativen Sortiment des Krankenhauses befindet. Startpunkt ist
die Formulierung eines entsprechenden Antrages, inkl. der genauen Spezifikationen
des gewünschten Produkts durch die den Bedarf identifizierende Stelle. In
Abhängigkeit von Bestellvolumen und -wert ist dazu die Genehmigung durch
definierte Gremien, ggf. die Geschäftsführung bzw. autorisierter Entscheidungsträger,
notwendig, die über eine positive oder negative Begutachtung des Antrages
entscheiden.
Abbildung 25: Prozessabbildung Sortimentsgestaltung und operative Beschaffung (eigene Darstellung)
Der Teilprozess Lieferantenidentifikation beschreibt die systematische Identifikation
eines geeigneten Lieferanten, wobei die Beschaffungsabteilung unterschiedliche
Details der Beschaffung (Lieferant, Finanzierung etc.) evaluiert. Unter
Berücksichtigung strategischer Präferenzen, der Abwägung der geforderten
Eigenschaften der medizinischen Entscheidungsträger (Lastenheft) und
wirtschaftlicher Kriterien wird eine Beschaffungsentscheidung getroffen. Die
Verhandlungsphase beschreibt die detaillierte Auseinandersetzung mit relevanten
Lieferanten, wobei insbesondere die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verhandelt
werden. Dabei kommen Standard-Kaufverträge, Serviceverträge und auch langfristige
Rahmenverträge für das ausgewählte Produkt in die nähere Betrachtung. Am
Prozessende steht der Vertragsabschluss mit dem Lieferanten. In Abhängigkeit von der
zu beschaffenden Güterart wird der beschriebene Prozess in unterschiedlicher
Detailtiefe durchlaufen, wobei Investitionsgüter immer die geschilderten Prozesse
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 120
erfordern, bei Verbrauchsgütern erfolgt im Falle abgeschlossener Rahmenverträge
direkt die operative Beschaffung.
Die operative Beschaffung ist vorrangig auf die Wiederbeschaffung bereits
verwendeter Güter gerichtet. Dabei unterscheidet sich der Teilprozess
Bedarfsentstehung vor allem dadurch vom Antragsprozess, dass dieser weniger
formalisiert abläuft. Häufig wird dabei auf bestehende, automatisierte
Warenwirtschaftssysteme (WWS) zurückgegriffen bzw. der Bedarf durch einen
Mitarbeiter des Krankenhauses festgestellt. Die Bedarfsmeldung inkl. der
Informationen über Menge und genaue Spezifikation wird in Abhängigkeit vom
vorliegenden Automatisierungsgrad an das WWS oder die Beschaffungsabteilung
gestellt. Nach Freigabe der Bedarfsmeldung wird im Teilprozess Bestellung die
Bedarfsposition unter Berücksichtigung des bereits feststehenden Lieferanten erstellt.
Ebenso wie in der Sortimentsgestaltung werden ab bestimmten, hausintern definierten
Bestellvolumina Freigaben durch Entscheidungsträger notwendig. Die anschließende
Lieferung und Materialeingangskontrolle inkl. der entsprechenden Eingangsbuchung
bildet den dritten Teilprozess. Bei beanstandungsfreier Lieferung werden die Güter an
die entsprechenden Stationen bzw. Läger überstellt. Im Falle von Mängeln oder
Fehllieferungen erfolgt eine Reklamation beim Lieferanten, um eine entsprechende
Korrektur bzw. Ersatzlieferung zu erwirken. Abbildung 26 zeigt exemplarisch den
Teilprozess Bestellkontrolle und -abschluss.120 Die abgebildeten Lanes
veranschaulichen die Komplexität des Prozesses und die Involvierung
unterschiedlicher Stakeholder.
Wie beschrieben wurden die Teil- und Hauptprozesse des Beschaffungsprozesses inkl.
der einzelnen Aktivitäten aus der Sichtung der relevanten Literatur (Weele, 2010;
Arnolds et al., 2013; Krampf, 2012; Frodl, 2012; Haubrock, 2009c; Scott et al., 2011;
Wannenwetsch, 2010; Prangenberg, 2010; Piontek, 1994; Mettler, 2010) und den
durchgeführten Experteninterviews definiert. Die für jeden Prozessschritt erarbeiteten
Referenzmodelle bilden die Grundlage für die Erhebung der die Prozessausführung
determinierenden Variablen sowie für die in der Leistungsmessung enthaltene
Konstruktion des Messmodells.
120 Alle weiteren Referenzmodelle für den Beschaffungsbereich siehe Anhang 1-5.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 121
Abbildung 26: Referenzprozessmodell am Beispiel des Teilprozesses Bestellkontrolle und –abschluss (eigene Darstellung)
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 122
5.8.2.3 Analyse der die prozessuale Leistungserbringung determinierenden
Variablen
Bei den prozessstrukturdeterminierenden Variablen handelt es sich explizit nicht um
Leistungsgrößen, sondern Faktoren, die die Prozessausführung beeinflussen. In
Kombination mit den prozessbasierten Effizienzwerten können Stellhebel zur
Ableitung von Handlungsempfehlungen identifiziert und vorrangig eine Betrachtung
der systematischen Einflüsse der Rahmenbedingungen durchgeführt werden. Die
Strukturkriterien wurden mithilfe von fünf Dimensionen systematisiert, die
sachlogisch geclustert sind. Die Erhebung der Daten erfolgte separat für die
Hauptprozesse Sortimentsgestaltung und operative Beschaffung mit einer 7-stufigen
Likertskala, wobei 1 für eine sehr schwache Ausprägung, 7 für eine sehr starke
Ausprägung steht. Abbildung 27 fasst die Dimensionen und die entsprechend
zugeordneten Kriterien inkl. der Ausprägungen zusammen. Dabei werden sowohl die
minimalen und maximalen Ausprägungen als auch der Median angegeben.
Dimension Kriterium Min Median Max
Komplexität
der
Ausführung
Anzahl der Prozessschritte 1 4 6
Anzahl der Medienbrüche 1 5 7
Anzahl der Bearbeiterwechsel 1 5 7
Informations-
verfügbarkeit
Klarheit der Zielsetzung 2 6 7
Klarheit der Kundenanforderung 1 6 7
Qualität/Verfügbarkeit der Lieferanteninformationen 2 5,5 7
Unterstützung
durch IKT
Support durch IT 1 4 7
Qualität der IT-Tools 1 5 7
Systemanbindung 1 5 7
Form-
vorschriften
Verfügbarkeit/Verständlichkeit der Arbeitsanweisungen 1 6 7
Striktheit der Formvorschriften 1 6 7
Mitarbeiter-
spezifika
Einfluss des finalen (medizinischen) Anwenders 2 5,5 7
Ausbildung/Erfahrung der beteiligten Mitarbeiter 2 6 7
Dokumentation der Vorfälle/Erfahrungen etc. 1 4 7
Abbildung 27: Deskriptive Beschreibung der Ausprägungen der prozessstrukturdeterminierenden Variablen (eigene
Darstellung)121
121 Die Abbildung zeigt beispielhaft die Daten des Hauptprozesses Sortimentsgestaltung. Die
Skalenausrichtungen und Skalenwerte sind je Kriterium differenziert zu betrachten. Zudem muss hinzugefügt
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 123
Dabei wird offensichtlich, dass bei fast jedem Kriterium die gesamte Bandbreite der
Bewertung ausgenutzt wurde, die Verantwortlichen den aktuellen Standard jedoch
insbesondere in den Dimensionen Formvorschriften und Informationsverfügbarkeit als
besonders hoch einschätzen. Die Befragung liefert darüber hinaus einen Beitrag
hinsichtlich der strukturellen Vergleichbarkeit der Analyseergebnisse und im Hinblick
auf die Identifikation geeigneter Referenzeinheiten zur Ableitung konkreter
Handlungsempfehlungen im Sinne des Benchmarking-Ansatzes. Damit wird ein
deutlicher Nutzen geliefert, insbesondere im Hinblick auf die konsolidierte
Betrachtung der Datenbasis auf individueller Ebene unter Berücksichtigung der
Leistungsdaten.
5.9 Fazit und Zusammenfassung der Prozessstrukturierung
Im Kapitel 4 wurde die Problemstellung der fehlenden Vergleichsgrundlage für ein
Benchmarking auf Prozessebene dargelegt. Ausgehend davon wurde im fünften
Kapitel ein konzeptionelles Vorgehensmodell als Teil der Methode zum
prozessbasierten Benchmarking mit dem Ziel der Herstellung von Transparenz
entwickelt und zur Anwendung gebracht. Nach Darlegung der theoretischen und
methodischen Grundlagen der Referenzmodellierung sowie des Status quo bestehender
Konzeptionen konnte ein Vorgehen präsentiert werden, das auf
Unterstützungsprozesse im Krankenhaus spezialisiert ist. Dabei wurde ein
krankenhausspezifischer Ansatz zur Clusterung entwickelt, der die Grundlage für die
Identifikation geeigneter Vergleichspartner bildet. Die Auswahl einer
anwendungsspezifischen Modellierungssprache mithilfe eines dafür entwickelten
Anforderungskatalogs bildet einen weiteren wichtigen Schritt zur Herstellung von
Transparenz. Dabei wurde insbesondere der wichtige Aspekt der Nutzerorientierung
und der systematischen Abbildung der beteiligten Stakeholder berücksichtigt.
Abschließend erfolgte eine Betrachtung der die Prozessausführung strukturell
determinierenden Faktoren, die Einfluss auf die Input/Output-Relation der
Leistungserbringung nehmen und somit die Transparenz des Betrachtungsfeldes weiter
erhöhen.
Der konzeptionelle Teil wurde ergänzt durch eine empirische Anwendung des
entwickelten Vorgehens. Das beschriebene Vorgehen konnte am Beispiel des
werden, dass nicht alle Ansprechpartner jede Frage beantwortet haben. Befragt wurden die Ansprechpartner
für die Analyse der Leistungsfähigkeit, d. h. Leiter Beschaffung bzw. die kaufmännische Leitung.
Entwicklung und Anwendung eines Vorgehensmodells zur systematischen Strukturierung von Prozessen 124
Unterstützungsbereichs von Krankenhäusern umgesetzt werden. Zu diesem Zweck
wurden 29 Experteninterviews mit kaufmännischen Ansprechpartnern in deutschen
und schweizerischen Krankenhäusern geführt. Dabei wurde zum einen eine
Prozesslandkarte des Unterstützungsbereichs erstellt, zum anderen konnte mithilfe der
ausgewählten und entsprechend konfigurierten Modellierungssprache ein
Referenzprozessmodell auf Teilprozessebene für den Beschaffungsbereich entwickelt
werden. Die so hergestellte Strukturierung des Prozessumfeldes stellt die Basis für die
Ableitung geeigneter prozessbasierter Messmodelle zur Durchführung einer
effizienzbasierten Untersuchung mit der Data Envelopment Analysis (DEA) bereit.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 125
6 BESCHREIBUNG UND ANWENDUNG EINER SYSTEMATIK ZUR
EFFIZIENZBASIERTEN LEISTUNGSMESSUNG AUF
PROZESSEBENE
Aufbauend auf der Data Envelopment Analysis (DEA) sowie der im vorangegangenen
Abschnitt hergestellten Transparenz über die Prozessstruktur soll in diesem Kapitel die
Prozessleistung evaluiert werden. Nach einer Erörterung der theoretischen Grundlagen
wird die grundsätzliche Funktionsweise der DEA vorgestellt. Unter Berücksichtigung
der spezifischen Anforderungen zur Evaluation der Leistung einer DMU auf
Prozessebene wird eine DEA-gestützte Systematik zum Prozessbenchmarking der
Leistung dargelegt. Die beispielhafte Anwendung erfolgt im Rahmen einer
empirischen Untersuchung im Bereich des Beschaffungswesens in Krankenhäusern.
6.1 Verwendung der Data Envelopment Analysis als Methode zur
Effizienzevaluation auf Prozessebene
Um die Leistung einer Betrachtungseinheit, in diesem Fall eines Prozesses, adäquat
beurteilen zu können, ist die Identifikation geeigneter Benchmarks unumgänglich
(Camp, 1989; Horváth, 2011). Die Data Envelopment Analysis liefert neben dem
Ranking der betrachteten DMUs über einen individuellen Effizienzwert zum einen
Informationen über Slacks, die den Umfang spezifizieren, um welchen der Input bzw.
Output einer DMU verändert werden muss, um stark effizient zu werden.122 Zum
anderen ermöglicht die DEA die Identifikation einer Gruppe von Top-Performern, die
in ihren Charakteristika den individuellen, jedoch ineffizienten DMUs, basierend auf
den Gewichtungsfaktoren der Inputs und Outputs, entsprechen (Donthu et al., 2005;
Charnes et al., 1978). Dabei ist hervorzuheben, dass die Ergebnisse der DEA für die
ineffizienten Einheiten Auskunft darüber geben, um welchen Prozentsatz sie ihre
Inputs reduzieren müssen, um ein definiertes Outputlevel zu erreichen, bzw. um
welchen Prozentsatz die Outputs bei gegebenem Input gesteigert werden müssen
(Rickards, 2003; Coelli, 2005). Dabei kann die DEA die leistungsbezogenen
Informationen in für das Management relevante Informationen transformieren und
stellt so einen hohen Anwendungsbezug sicher (Chiang & Lin, 2009).
122 Siehe Kap. 3.1 dieser Arbeit. Dabei wird jede DMU als individuelles Optimierungsproblem identifiziert und
es werden Informationen zur relativen Effizienz der DMU und keine Durchschnittseffizienz berechnet.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 126
Insbesondere im Krankenhaus kommt einer effizienten Verteilung der Ressourcen
besondere Wichtigkeit zu. Nicht in Anspruch genommene bzw. effizienter eingesetzte
Ressourcen im Unterstützungsbereich können den wertschöpfenden Aktivitäten zur
Verfügung gestellt werden und somit zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit des
Krankenhauses beitragen. Entsprechend müssen Entscheidungsträger gerade im
Bereich der Unterstützungsprozesse mit Informationen ausgestattet werden, damit sie
z. B. fundierte Make-or-buy-Entscheidungen treffen und diejenigen Prozesse etc.
identifizieren können, die das größte Verbesserungspotenzial besitzen bzw. bei denen
die Notwendigkeit der Restrukturierung gegeben ist (Camp, 1989; Ahlrichs &
Knuppertz, 2010). DONTHU ET AL. (2005) definieren die Anforderungen an eine
zielgerichtete Methode zum Benchmarking sehr klar, indem sie formulieren, dass die
Methode in der Lage sein muss, Peergroups hinsichtlich der Top-Performer zu
identifizieren. Diese Peergroups werden als Vergleichsgruppen genutzt und sollen
Entscheidungsträger darin unterstützen, angemessene Ziele in spezifischen
Anwendungsbereichen zu setzen. Die DEA ermöglicht, multiple
produktivitätsrelevante Inputs und Outputs zu berücksichtigen und zu analysieren
(Cook et al., 2004; Epstein & Henderson, 1989; Farrel, 1957; Horngren, 1978). Darauf
aufbauend kann mit der Methode entsprechend quantitatives Feedback generiert und
mögliche Verbesserungspotenziale aufgezeigt werden. Dabei wird eine einzige
Kenngröße zur Diagnose ausgegeben, die für jedes Unternehmen individuell errechnet
wird und entsprechend mit den Wettbewerbern verglichen werden kann.
Benchmarking-Ergebnisse sind insbesondere dann hilfreich, wenn das Benchmarking
einem systematischen Prozess folgt und konkrete numerische Werte inkl.
entsprechender Vergleichswerte als Ergebnis geliefert werden (Mostafa, 2007). Die
Vorgehensweise und die Ergebnisse der DEA erweitern die Aussage des
standardmäßigen Benchmarkings um die Ableitung konkreter numerischer
Zielsetzungen für die definierten Beurteilungskriterien (Scheel, 2000). Angewandt im
operativen Management ist Benchmarking ein geeignetes Werkzeug zur Analyse der
Wertschöpfungskette sowie zur Identifikation von Optimierungspotenzialen, wobei der
strategische Aspekt bis hin zur Reorganisation kompletter Geschäftsbereiche gehen
kann (Watson, 2008). Die in Kapitel 5 beschriebene Vorgehensweise ermöglicht die
Herstellung von Transparenz im Bereich der Prozessstruktur und legt somit den
Grundstein für die Analyse der Prozessleistung. Jedoch muss erwähnt werden, dass
gerade auf den unteren Stufen der Prozesshierarchie deutliche Abweichungen von den
im Referenzmodell beschriebenen Aktivitäten möglich sind. Da keine Möglichkeit zur
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 127
Berücksichtigung von Ausreißern bzw. Messfehlern vorhanden ist, muss dies bei der
Durchführung der DEA zur Analyse der Prozesseffizienz beachtet werden.123 Die
Analyse der relativen Effizienz jeder DMU (im vorliegenden Fall jedes Prozesses) gibt
Informationen über den spezifischen Einfluss eines jeden in die Betrachtung
integrierten Inputs bzw. Outputs auf die übergeordnete Effizienz. Der damit
verbundene Vorteil im Vergleich zu Standard-Benchmarking-Anwendungen ist, dass
nicht nur eine Messgröße zu einem spezifischen Zeitpunkt evaluiert werden kann,
sondern darüber hinaus Einblicke in die Gesamteffizienz möglich sind (Easton et al.,
2002). Gerade in einem komplexen Umfeld wie dem Gesundheitswesen ist die
Möglichkeit der Berücksichtigung unterschiedlich dimensionierter Kenngrößen
erfolgskritisch. Die methodeninhärenten Vor- und Nachteile der Data Envelopment
Analysis wurden bereits in Kapitel 3.1 ausführlich dargelegt, sodass sie an dieser
Stelle nicht mehr im Detail ausgeführt werden.
6.2 Bewertung der Leitungsfähigkeit von Prozessen
Da die DEA ausschließlich auf den empirisch beobachteten Werten beruht, die in die
Betrachtung eingebracht werden, ist die Auswahl und Aufbereitung der Input- und
Output-Faktoren von zentraler Bedeutung und qualitätsbestimmend für die
Analyseergebnisse (Epstein & Henderson, 1989; Golany & Roll, 1989; Sarkis, 2007;
Sherman & Zhu, 2006). Dabei ist es nicht notwendig, dass Kenntnisse des
funktionalen Zusammenhangs zwischen Inputs und Outputs a priori vorliegen, jedoch
spielt die zielgerichtete Konzeption des DEA-Analysemodells eine hervorgehobene
Rolle. Zudem ist die Klassifikation der Faktoren eine zentrale Herausforderung.
Insbesondere die Differenzierung zwischen Faktoren, die die Effizienz der
Leistungserstellung als „Black Box“ determinieren, und Faktoren, die lediglich
moderierenden Charakter haben, stellt entsprechende Anforderungen an die
Modellkonstruktion (Sarkis, 2007). Eine praxisorientierte Effizienzbewertung wird
dadurch sichergestellt, dass die DEA außer der Quantifizierbarkeit der Faktoren keine
Beschränkungen hinsichtlich der Berücksichtigung unterschiedlicher Input- und
Output-Faktoren aufweist. Dieser Vorteil rührt her aus dem Umstand, dass die
Verwendung eines äquiproportionalen Effizienzmaßes die Effizienzwerte nicht im
Sinne absoluter Maßeinheiten, sondern in Form eines prozentualen Anteils der
123 Für eine Diskussion des Nutzens bzw. des Dilemmas der Referenzmodellierung siehe Kap 5.4 dieser Arbeit.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 128
maximal möglichen Leistung ausweist (Hammerschmidt, 2006).124 Für die Analyse
der Leistungsfähigkeit von Prozessen haben sich die Dimensionen Kosten, Zeit und
Qualität etabliert.125 Der zu analysierende Prozess speist sich aus spezifischen
Ressourcen zur Generierung eines definierten Outputs. Dabei werden die Ressourcen
als Prozessinputs, häufig im Sinne von Kosten- und Zeitvariablen, in das Modell
aufgenommen. Gerade im Bereich der Unterstützungsprozesse ist die Zurechenbarkeit
der entstandenen Kosten zur direkten Leistungserstellung nicht unmittelbar und
verursachungsgerecht gegeben (Flinspach, 2011). Die Kosten werden dabei in die
Kategorien Sachkosten, Personalkosten und Fremdleistungskosten zerlegt und dem
Analysebereich zugeordnet (Möller et al., 2007). Diese Kostenaufstellung bildet nicht
nur einen Bestandteil für die deskriptive Beschreibung und Analyse des Prozesses,
sondern ist eine wesentliche Basis für die nachfolgende Effizienzbetrachtung. Der
nicht-wertschöpfende Bereich in Krankenhäusern kann daher ebenso als Input/Output-
System abgebildet werden, wobei die Outputs keine direkte Auswirkung auf die
eigentliche Erbringung der medizinischen Dienstleistung haben, obwohl sie deren
Erstellung ermöglichen. Zudem ist gerade im Krankenhausbereich zu berücksichtigen,
dass die medizinischen Leistungserbringer ihren Einfluss auf Entscheidungen im
Bereich der Unterstützungsprozesse geltend machen. Ebenso von hoher Relevanz sind
Angaben über die Verwendung zeitlicher Ressourcen für die Erstellung des Prozess-
Outputs, bspw. können an dieser Stelle Bearbeitungszeiten für die Erstellung eines
definierten Outputs genannt werden. Die Outputs von Supportprozessen in
Krankenhäusern sind die Ergebnisse der im Prozess erbrachten Leistung und besitzen
im Regelfall keinen direkten Bezug zu am Markt gehandelten Produkten oder
Dienstleistungen. Somit entfällt die Preisbildung durch Angebot und Nachfrage und
damit eine Monetarisierung des Outputs. Gerade im Krankenhaus ist die
Berücksichtigung von Qualitätsaspekten ein wichtiges Performancekriterium. Zudem
spielen auf Prozessebene Aspekte der individuellen Zufriedenheit eine wichtige Rolle.
Die Prozess-Outputs können in unterschiedlichen Einheiten auftreten. Die Basis zur
Ableitung der entsprechenden Leistungsgrößen bildet die erstellte
Prozessstrukturierung in Form der Referenzmodelle (Kersting, 2008).
Grundsätzlich erfordern Analysen mit der DEA einige Prämissen, die entsprechend
beachtet werden müssen (Dyckhoff, 2006):
124 Detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen Effizienzmaßen siehe z. B. Scheel (2000). 125 Siehe Kap. 3.2 dieser Arbeit.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 129
1. Die Input- und Output-Mengen sind nicht negativ.
2. Alle betrachteten DMUs werden durch dieselben Input- und Output-Arten
beschrieben, sodass die unmittelbare Vergleichbarkeit untereinander
hinsichtlich einer Input- oder Output-Art gewährleistet ist.
3. Allen DMUs liegt dieselbe unbekannte Technologie zugrunde, wobei die real
beobachteten Aktivitäten Realisationen dieser Technologie sind.
4. Alle Konvexkombinationen (bei variablen Skalenerträgen) bzw. alle nicht
negativen Linearkombinationen (bei konstanten Skalenerträgen) der
beobachteten DMUs sind technisch realisierbar und damit Elemente der
Technologie.
5. Hinsichtlich der Effizienz einer DMU ist es umso vorteilhafter, je größer ceteris
paribus die Output-Menge bzw. je geringer die Input-Mengen sind.
Bei der Analyse mit der DEA wird neben der Unterscheidung hinsichtlich der
Skalenerträge126 grundsätzlich in inputorientierte, outputorientierte und unnorientierte
Modelle unterschieden. Dabei verfolgen inputorientierte Modelle die Zielsetzung, den
Input für die Erstellung eines gegebenen Outputs zu minimieren, während die
outputorientierten Modelle unter Berücksichtigung eines gegebenen Inputs das Ziel
verfolgen, den Output auf eine effizientes Level zu erhöhen. Entsprechend kommen
inputorientierte Modelle dann zum Einsatz, wenn der Output des Prozesses nicht
maßgeblich beeinflusst werden kann, jedoch Anknüpfungspunkte zur Reduktion des
Ressourceneinsatzes vorliegen. Eine Outputorientierung des Analysemodells wird
dann gewählt, wenn mit den gegebenen Ressourcen der Output des Prozesses
vergrößert werden soll. Unorientierte Modelle fokussieren hingegen auf die
gleichzeitige Optimierung der Input-Verschwendung und des Output-Defizits und
kommen dann zur Anwendung, wenn hinsichtlich der Orientierung keine Aussage
getroffen werden kann (Coelli, 2005; Cooper et al., 2000). In DEA-Anwendungen
wird häufig eine inputorientierte Ausrichtung gewählt, weil Unternehmen ihre Inputs
besser steuern können und der Handlungsbedarf besser quantifiziert werden kann
(Scheel, 2000). Grundsätzlich sind Unterstützungsprozesse durch ihren nicht direkt
wertschöpfenden Charakter dem Rationalisierungsdruck in besonderem Maße
ausgesetzt. Zudem sind die zu erbringenden Leistungen (Outputs) definiert, was im
Rahmen der kontinuierlichen Prozessverbesserung bzw. Prozessrestrukturierung die
Verwendung einer inputorientierten Modellausrichtung zielführend erscheinen lässt.
126 Siehe Kap. 3.1.2 dieser Arbeit.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 130
6.3 Herleitung des DEA-Grundmodells
Bei der Data Envelopment Analysis handelt es sich grundsätzlich um ein
entscheidungsunterstützendes Verfahren im Sinne einer Ex-post-Analyse (Allen,
2002). Die grundlegende Entwicklung der DEA sowie der damit verbundenen
spezifischen Begrifflichkeiten geht auf den von CHARNES, COOPER und RHODES
(1978) veröffentlichten Artikel „Measuring the Efficiency of Decision Making Units“
zurück. Grundgedanke der DEA ist die Messung der relativen Effizienz der DMU auf
der Basis der Betrachtung des Verhältnisses von gewichtetem Output zu gewichtetem
Input. Die Ermittlung der Gewichtungen erfolgt mithilfe empirisch betrachteter
Einheiten und ohne vorherige Annahmen hinsichtlich der zugrunde liegenden
Produktionsfunktion.127 Die effizienten Einheiten bilden den Rand der
Technologiemenge und zeigen das reale Potenzial für mögliche Verbesserungen auf.
Im Folgenden wird die grundsätzliche Funktionsweise der DEA ausgehend von einem
inputorientierten Modell unter Annahme konstanter Skalenerträge, benannt nach
CHARNES, COOPER, RHODES (CCR-Modell), erläutert (Charnes et al., 1978; Cooper
et al., 2011b; Cantner et al., 2007; Hammerschmidt, 2006; Coelli, 2005). Betrachtet
wird eine Menge n von Unternehmen, die m verschiedene Inputs zur Generierung von
s verschiedenen Outputs einsetzen. Dabei wird mit xi0 die Menge des Inputs i
(i = 1,…m), eingesetzt durch Unternehmen DMU0 beschrieben. Entsprechend
beschreibt yr0 die Menge des Outputs r (r = 1,…s), der von DMU0 produziert wird. Die
Mengen der Inputs und Outputs sind beobachtbar und damit gegeben. Die Input- und
Output-Faktoren können in verschiedenen Ausprägungen und Einheiten vorliegen,
jedoch wird davon ausgegangen, dass sie kardinal skaliert sind. Zur Errechnung der
Produktivität wird im Zähler die Summe der Output-Menge der Summe der Input-
Menge im Nenner gegenübergestellt und jeweils mit entsprechenden Gewichtungen
versehen. Dabei werden die Outputs mit ur und die Inputs mit vi gewichtet, wobei
diese bei Anwendung nicht-parametrischer Methoden nicht explizit a priori
vorgegeben werden müssen, sondern in den Berechnungen ermittelt werden. Somit
wird das zentrale Problem der Bestimmung der Gewichtungsfaktoren, insbesondere
bei Existenz mehrerer Input- und Output-Faktoren, gelöst. Für die Betrachtung wird
angenommen, dass keine negativen Inputs bzw. Outputs vorliegen und jede DMU über
mindestens einen positiven Input- und Output-Wert verfügt. Im Rahmen der DEA
127 Siehe. Kapitel 3.1 und 4.2. Dort finden sich detaillierte Informationen zur DEA als Methode inkl. der
Betrachtung von Vor- und Nachteilen und Anwendungsgebieten.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 131
erfolgt die Bestimmung der Gewichtungen mithilfe des Vergleichs empirischer
Beobachtungen mit dem Ziel der Produktivitätsmaximierung. Damit wird die
Produktivität der betrachteten DMU0 möglichst hoch bewertet, wobei die
Maximierungsaufgabe über die Gestaltung der Gewichtungsfaktoren ur0 und vi0 gelöst
wird. Dabei muss die Nebenbedingung, dass der errechnete Produktivitätsindex nur
Werte zwischen 0 und 1 annehmen darf, berücksichtigt werden. Die DMUs mit der
höchsten Produktivität erhalten den Wert 1, DMUs mit geringerer Leistungsstärke
einen entsprechend geringeren Wert. Die effizienten Einheiten werden als Best
Practices klassifiziert. Der Effizienzwert h0 errechnet sich aus dem Quotienten der
Produktivität der betrachteten DMU0 und der maximalen Produktivität aller anderen
Betrachtungen j. Das Maximierungsproblem für eine DMU0 lautet daher (1):
max𝑢𝑟,𝑣𝑖
ℎ0 =∑ 𝑢𝑟𝑦𝑟0
𝑠𝑟=1
∑ 𝑣𝑖𝑚𝑖=1 𝑥𝑖0
u. d. N. ℎ𝑗 =∑ 𝑢𝑟𝑦𝑟𝑗
𝑠𝑟=1
∑ 𝑞𝑖𝑥𝑖𝑗𝑚𝑖=1
≤ 1 für alle 𝑗 ∈ {1, … , 𝑛}
𝑢𝑟 ≥ 0 für alle 𝑟 ∈ {1, … , 𝑠}
𝑣𝑖 ≥ 0 für alle 𝑖 ∈ {1, … , 𝑚}
DMUs mit einem Effizienzwert von 1 werden als relativ effizient bezeichnet, was
bedeutet, dass keine andere Vergleichseinheit existiert, die mit den gleichen
errechneten Skalenfaktoren einen höheren Produktivitätswert erreicht (Allen, 2002).
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass eine DMU dann als ineffizient klassifiziert wird,
wenn keine Konfiguration der Gewichtungsfaktoren existiert, die nicht von einer
anderen DMU bzw. einer Kombination von DMUs dominiert wird. Der DMU wird
dann entsprechend ein Effizienzwert kleiner 1 zugewiesen. Das beschriebene
fraktionale Optimierungsproblem wird für jede betrachtete DMU durchlaufen. Somit
determiniert die Anzahl der DMUs die Anzahl der zu lösenden
Optimierungsprobleme.
Das in Gleichung (1) aufgestellte mathematische Problem lässt sich nicht ohne
Weiteres lösen, da sowohl Zielfunktion als auch Nebenbedingung ein Quotient zweier
linearer Aggregationen sind. Durch Nutzung der sogenannten Charnes-Cooper-
Transformation kann Gleichung (1) in ein lineares Optimierungsproblem überführt
werden. Dabei wird der Nenner der Nebenbedingung auf den Wert 1 normiert,
wodurch die neue, lineare Form der Zielfunktion einer Maximierung des aggregierten
Outputs entspricht. Voraussetzung für die Normierung ist die Annahme, dass alle
Inputs und die dazugehörigen Gewichtungen größer null sind. Gleichung (2) zeigt die
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 132
neue Zielfunktion, wobei μ und ν den Gewichtungen u und v aus (1) entsprechen. Es
ist darauf hinzuweisen, dass aufgrund der Reversibilität der linearen Transformationen
die optimale Lösung des Programms (1) unverändert besteht und daher die Werte der
Gewichtungsfaktoren und der Zielfunktionswerte der optimalen Lösung
übereinstimmen. Das entsprechende inputorientierte lineare, primale CCR-Modell
lautet (2):
max𝜇𝑟0,𝜈𝑖0
ℎ0 = 𝜇𝑟0𝑦𝑟0
u. d. N. ∑ 𝜇𝑟0𝑦𝑟𝑗 − ∑ 𝜈𝑖0𝑥𝑖𝑗 ≤
𝑚
𝑖=1
0, ∀𝑗 = 1, … , 𝑛,
𝑠
𝑟−1
∑ 𝜈𝑖0𝑥𝑖0 = 1
m
𝑖=1
,
𝜇𝑟0 ≥ 0; 𝜈𝑖0 ≥ 0; 𝑟 = 1, … , 𝑠; 𝑖 = 1, … , 𝑚.
Die Formel zeigt, dass der Zielfunktionswert in Form des aggregierten Outputs gegen
den normierten Input maximiert wird. Aus den Nebenbedingungen ist ersichtlich, dass
der aggregierte Output dabei maximal den Wert 1 annehmen kann, wobei die
Nebenbedingung den Wert 0 und die Zielfunktion den Wert 1 annimmt. Die
ermittelten Gewichtungen können als Schattenpreise interpretiert werden. Im
vorliegenden Fall werden für eine definierte Menge an Inputs und Outputs die
optimalen Gewichtungen in Form von Multiplikatoren errechnet. Daher wird das
beschriebene Modell häufig als Multiplier-Form bezeichnet.
Der Dualitätssatz der linearen Programmierung besagt, dass zu jedem
Maximierungsproblem ein duales Minimierungssystem existiert. Entsprechend lässt
sich Modell (2) in das duale CCR-Modell (Envelopment-Form) überführen (3):
min𝜆𝑙
𝜃0
u. d. N. ∑ 𝜆𝑗𝑦𝑟𝑗 ≥ 𝑦𝑟0, ∀𝑟 = 1, … , 𝑠,
𝑛
𝑗=1
−𝜃0𝑥𝑖0 + ∑ 𝜆𝑗𝑥𝑖𝑗 ≤ 0, ∀𝑖 = 1, … , 𝑚,
𝑛
𝑗=1
𝜆𝑗 ≥ 0; 𝑗 = 1, … , 𝑛.
Mithilfe der dualen Schreibweise durch Nutzung des individuellen
Gewichtungsfaktors λj wird eine virtuelle DMU konstruiert, die als Benchmark für die
betrachtete DMU gelten kann. Die virtuelle DMU produziert dabei mindestens den
gleichen Output wie DMU0 und benötigt dafür nur das θ0-Fache der Inputs von DMU0.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 133
Dabei nimmt θ0 einen Wert zwischen 0 und 1 an. Die Gewichtungsfaktoren
identifizieren die nächstgelegen effizienten DMUs, die die ineffiziente DMU umhüllen
und implizit das relevante Stück des Randes der Technologie beschreiben. Mit θ0 wird
das Reduktionspotenzial (Abstand zum effizienten Rand der Technologie) zur
Produktion der definierten Output-Menge beschrieben, wobei ein Wert von 0,7
bedeutet, dass zur Produktion des gewünschten Outputs lediglich 70 % der Inputs der
DMU0 benötigt werden. Das Reduktionspotenzial, beschrieben als Grad der
Ineffizienz, umfasst in diesem Fall (1 – θ0) = 30 %. Das vorgestellte radiale
Effizienzmaß hingegen beschreibt den Anteil, um den alle Inputs gesenkt werden
müssten, um effizient zu sein.
Die bisherige Betrachtung fokussiert ausschließlich auf radiale
Verbesserungspotenziale, zusätzliche Leistungslücken in Form nicht radialer
Verbesserungspotenziale werden nicht identifiziert. Wie an den Nebenbedingungen
ersichtlich ist, werden Fälle zugelassen, die das Erreichen einer optimalen Lösung
suggerieren, obwohl nur ein Teil der Nebenbedingungen die „Gleichheit“ erfüllt.
Entsprechend sind bei den Input- bzw. Output-Ausprägungen zusätzliche
überproportionale Verbesserungen zur Erreichung des Referenzpunkts notwendig.
Diese sogenannte weiche Effizienz wird um sogenannte Schlupfvariablen (Input-
Slacks und Output-Slacks) erweitert. Die identifizierte sog. starke Effizienz schließt
Potenziale zur Reduktion von Inputs bzw. Erhöhung von Outputs aus bei gleichem
Output-/Input-Niveau aus. Das Slack-erweiterte duale CCR-Modell wird
beschrieben (4):
𝑚𝑖𝑛𝜆𝑗,𝑠𝑟
+,𝑠𝑖−
𝜃0 − 𝜅 (∑ 𝑠𝑟+ + ∑ 𝑠𝑖
−
𝑚
𝑖=1
𝑠
𝑟=1
)
u. d. N. ∑ 𝜆𝑗𝑦𝑟𝑗 − 𝑠𝑟+ = 𝑦𝑟0, ∀𝑟 = 1, … , 𝑠,
𝑛
𝑗=1
−𝜃0𝑥𝑖0 + ∑ 𝜆𝑗𝑥𝑖𝑗 + 𝑠𝑖− = 0, ∀𝑖 = 1, … , 𝑚,
𝑛
𝑗=1
𝜆𝑗 ≥ 0; 𝑠𝑟+ ≥ 0; 𝑠𝑟
− ≥ 0; 𝑗 = 1, … , 𝑛.
Dabei ist κ eine Zahl kleiner als jede reelle Zahl und schließt aus, dass Teile der
Randfunktion eine Steigung von 0 oder unendlich besitzen. Gleichung (4) zeigt das
vollständige DEA-Basismodell, wobei bei einer effizienten CCR-Einheit keine Slacks
mehr vorliegen. Eine DMU ist dann stark effizient, wenn θ0* = 1 und sr+* = si
-* = 0 für
alle i und r. Eine DMU ist schwach effizient, wenn θ0*=1, jedoch sr+* oder si
-* ungleich
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 134
0 sind für i und r. Stark effiziente Einheiten entsprechen der Definition nach
Pareto/Koopmans.
Formale Darstellung des BCC-Modells
Die bisherigen Ausführungen zur DEA gehen von der Annahme aus, dass die
Technologiemenge konstanten Skalenerträgen unterliegt. Wie in Kapitel 3.1
beschrieben kann Effizienz in technische Effizienz und Skaleneffizienz unterschieden
werden, wobei eine Abweichung von der maximalen Produktivität sowohl auf eine
technische Ineffizienz als auch auf ein nicht optimales Produktionsvolumen
zurückzuführen sein kann. In dem von BANKER, CHARNES und COOPER (1984)
entwickelten (BCC-)Modell werden Skalenerträge explizit berücksichtigt. Im Fall des
dualen Modells besteht der Unterschied zum inputorientieren CCR-Modell lediglich
im Hinzufügen der Bedingung ∑ 𝜆𝑗 = 1𝑛𝑗=1 zusätzlich zur bestehenden Bedingung der
Nichtnegativität. Die Konvexitätseinschränkung führt dazu, dass DMUs nur mit
Vergleichseinheiten der gleichen Größe verglichen werden (Coelli, 2005). Die somit
formulierte Annahme des Wertes 1 für die Summe der Gewichtungsfaktoren λi
impliziert eine abschnittsweise lineare Funktion der Randfunktion (Banker et al.,
2011).
Das duale BCC-Modell wird beschrieben als (5):
𝑚𝑖𝑛𝜆𝑗,𝑠𝑟
+,𝑠𝑖−
𝜃0 − 𝜅 (∑ 𝑠𝑟+ + ∑ 𝑠𝑖
−
𝑚
𝑖=1
𝑠
𝑟=1
)
u. d. N. ∑ 𝜆𝑗𝑦𝑟𝑗 − 𝑠𝑟+ = 𝑦𝑟0, ∀𝑟 = 1, … , 𝑠,
𝑛
𝑗=1
−𝜃0𝑥𝑖0 + ∑ 𝜆𝑗𝑥𝑖𝑗 + 𝑠𝑖− = 0, ∀𝑖 = 1, … , 𝑚,
𝑛
𝑗=1
∑ 𝜆𝑗 = 1,
𝑛
𝑗=1
𝜆𝑗 ≥ 0; 𝑠𝑟+ ≥ 0; 𝑠𝑟
− ≥ 0; 𝑗 = 1, … , 𝑛.
6.4 Überblick über etablierte Vorgehen zur Leistungsmessung
mithilfe der DEA
Nachdem ein Vorgehensmodell zur prozessualen Strukturierung des
Untersuchungsbereichs konzipiert und validiert wurde sowie eine grundsätzliche
Beschreibung zur Vorgehensweise der DEA erfolgte, wird im Folgenden ein
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 135
punktueller Überblick über bestehende Vorgehen zur Nutzung der DEA auf operativer,
prozessualer Ebene bereitgestellt. Dabei existiert eine ganze Reihe von Ansätzen, die
sich nur marginal unterscheiden. Grundsätzlich kann bei den Ansätzen, welche die
DEA verwenden, eine sehr ähnliche Vorgehensweise beobachtet werden.
GOLANY und ROLL (1989) stellen in ihrem Beitrag eine sehr grundsätzliche
Vorgehensweise vor, die bis heute als wegweisende methodische Basis für die
Entwicklung gesehen werden kann. Sie definieren vier grundsätzliche Phasen, wobei
ausgehend von der Definition der Betrachtungsobjekte die Ziele definiert werden und
eine Auswahl der DMUs erfolgt. Die dritte Phase beschreibt die Bestimmung der
Input- und Output-Faktoren, bevor abschließend die Finalisierung und Umsetzung des
Modells und die Analyse der Ergebnisse erfolgt.
Ebenfalls grundsätzlicher Natur ist das von CANTNER ET AL. (2007) präsentierte
Vorgehen, in dem ausgehend von der Definition des Analyserahmens, insbesondere
der Bestimmung der Technologiemenge durch die Produktionsmöglichkeiten, die
Modellorientierung bestimmt wird, bevor das Effizienzmaß festgelegt und
schlussendlich bestimmt wird.
TRIANTIS (2011) stellt ein 7-stufiges Vorgehen mit deutlichem Bezug zum
Benchmarking vor. Er betont die Wichtigkeit der Bestimmung eines sog. Measurement
Teams und die Ableitung einer klaren Zieldefinition. Zudem werden theoriegeleitete
Hypothesen kreiert, bevor die Definition der Variablen erfolgt und die Analysemodelle
konzipiert werden. Der vierte Schritt umfasst die Formulierung des DEA-
Analysemodells, bevor die Ergebnisse analysiert und validiert werden. Abschließend
betont Triantis die Wichtigkeit der Ableitung operativer Handlungen sowie die
Planung der Implementierung und Umsetzung der Handlungen.
Das Vorgehen von REINER und HOFMANN (2006) soll an dieser Stelle stellvertretend
genannt werden, da es eine weitere Methode in das DEA-spezifische Vorgehen
einbindet. Das sechsstufige, auf die Betrachtung von Supply Chains fokussierte
Modell startet mit der Identifikation relevanter Messgrößen, bevor eine Dependency
Analyse mithilfe des TETRA-Verfahren durchgeführt wird. Anschließend werden die
Inputs und Outputs klassifiziert und die DEA-Analyse durchgeführt. Das Vorgehen
schließt nach der Ergebnisanalyse mit der Ableitung von managementorientierten
Implikationen und der Identifikation von Best Practices.
Darüber hinaus existieren einige Dissertationen in dem untersuchten Bereich, die
prozessorientierte Vorgehensbeschreibungen vorstellen. BURGER (2009) zeigt ein
8 Schritte umfassendes Modell mit Fokussierung auf die intrinsische Effizienz von
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 136
Bankprozessen, wobei er unterschiedliche Performance-Modelle für die Betrachtung
definiert und auf die Wichtigkeit der Ableitung von Ansatzpunkten zur Umsetzung der
Verbesserungen hinweist. FLINSPACH (2011) präsentiert ein mehrstufiges, auf
Unterstützungsprozesse fokussiertes Vorgehen, das eine dynamische
Leistungsbetrachtung ermöglicht, und entwickelt einen Process Performance Report
als aggregiertes Informationssystem für Entscheidungsträger. KÜHNER (2005)
entwickelt ein Verfahren zur Messung der Leistungsfähigkeit von Logistikprozessen.
Es werden 5 übergeordnete Phasen definiert, wobei die Referenzprozesse des SCOR-
Modells als Grundlage für die Leistungsmessung und Datenerfassung dienen. Zudem
wird die Bedeutung der Definition geeigneter Leistungsmessgrößen hervorgehoben.
Insgesamt wird deutlich, dass die unterschiedlichen Vorgehen nur begrenzten Bezug
zum etablierten Benchmarking-Vorgehen aufweisen. Insbesondere der Identifikation
der Leistungsfaktoren und der systematischen Ableitung von Handlungsempfehlungen
wird nur in Einzelfällen umfangreiche Beachtung geschenkt. Gerade mit Blick auf die
Bereitstellung entscheidungsrelevanter Informationen ist ein integrativer und
praxisorientierter Ansatz wünschenswert. Jedoch finden diese Anforderungen nur
punktuell Berücksichtigung. Für den Bereich der Unterstützungsprozesse in
Krankenhäusern existieren keine systematischen Vorgehensbeschreibungen.
6.5 Beschreibung einer DEA-gestützten Systematik zur
Durchführung einer Prozessleistungsanalyse
Die entwickelte Vorgehensweise zur Schaffung von Transparenz und Homogenität
zwischen den Analysebereichen des Krankenhauses bildet die strukturelle Grundlage
für einen aussagekräftigen Leistungsvergleich. Entsprechend erfolgt aufbauend auf der
in Kapitel 5 beschriebenen Prozessstrukturierung hier die Präsentation einer DEA-
gestützten Systematik zur Messung und zum Vergleich der Prozessleistungsdaten. Die
vorgenommene Prozessstrukturierung geht über die Erstellung eines
branchenspezifischen Referenzmodells hinaus und umfasst zusätzlich Informationen
zu den prozessindividuellen Rahmenbedingungen. Es ist darauf hinzuweisen, dass die
entwickelte Methode einen vorgehensorientierten Fokus besitzt und der Aspekt der
Datenerhebung nicht Teil des entwickelten Lösungsvorschlags ist.
6.5.1 Identifikation und Auswahl der Vergleichsobjekte
Die Auswahl der Vergleichspartner ist die zentrale Komponente im
Benchmarkingprozess zur Identifikation von Verbesserungspotenzialen und Best
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 137
Practices (Camp, 1995; Spendolini, 1992). Im vorliegenden Fall erfolgt die
Leistungsmessung mithilfe der Data Envelopment Analysis, die zum einen den
methodischen Anspruch hat, dass die in die Betrachtung involvierten Einheiten über
einen bestimmten Grad an Homogenität verfügen, d. h. unter der gleichen unbekannten
Technologie arbeiten (Dyson et al., 2001; Scheel, 2000). Zum anderen wird ein
gewisses Maß an Heterogenität hinsichtlich der Ausführung der Aktivitäten der
Prozesse gefordert. In der Literatur existieren unterschiedliche Ansätze zur Auswahl
der Vergleichsobjekte. LEGNER (1999) zeigt in ihrem auf das Benchmarking von
Prozessen ausgerichteten Vorgehensmodell einen zweistufigen Auswahlprozess,
bestehend aus einer Generierungsphase, wobei das Vergleichsobjekt und der
Vergleichszweck die Leistungsanforderungen des Prozesses determinieren, und einer
Selektionsphase zur Auswahl des finalen Benchmarkingsamples GOLANY und ROLL
(1989) formulieren Kriterien zur Identifikation einer homogenen Gruppe:
1) Die betrachteten DMUs führen die gleichen Aufgaben mit der gleichen
Zielsetzung aus.
2) Alle DMUs agieren unter grundsätzlich gleichen Rahmenbedingungen, z. B.
Marktbedingungen.
3) Die ausgewählten Inputs und Outputs charakterisieren die Leistung der DMUs
der Vergleichsgruppe und sind identisch, außer in Intensität und Ausmaß.
Insbesondere bei einer Analyse auf Prozessebene bilden die genannten Anforderungen
eine zentrale Herausforderung, da auf Detailebene Homogenität und damit
einhergehende Vergleichbarkeit nur schwer sichergestellt werden können. Die
Auswahl der Vergleichsobjekte wird in der Benchmarkingliteratur in die
Informationsbeschaffung und die Auswahlentscheidung unterteilt (Kühner, 2005).
Häufig besteht gerade im Bereich der Informationsbeschaffung der Engpass,
insbesondere in der Datenverfügbarkeit auf Prozessebene. Betrachtet man die
Rahmenbedingungen des Krankenhausmarktes hinsichtlich der Durchführung einer
Effizienzanalyse auf Prozessebene, wird deutlich, dass eine pauschale Aussage
hinsichtlich der Homogenität der Vergleichseinheiten nicht ohne Weiteres möglich ist.
Zum einen müssen organisatorische Spezifika und Besonderheiten des
Leistungsangebotes berücksichtigt werden, zum anderen ist es im Fall der
Berücksichtigung monetärer Faktoren bei länderübergreifenden Betrachtungen
notwendig, entsprechende Korrekturen, z. B. hinsichtlich der Kaufkraftparitäten,
vorzunehmen. Insbesondere im Krankenhausbereich spielen zudem gesetzliche
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 138
Vorgaben und Reglementierungen sowie Finanzierungsfragen der Leistungen eine
zentrale Rolle.128
Unterschiedliche Geschäftsmodelle haben im Bereich der Unterstützungsprozesse
einen vergleichsweise geringen Einfluss (Flinspach, 2011). Hingegen hat die Größe
der Vergleichsgruppe eine deutlich höhere Relevanz für die Qualität der
Analyseergebnisse. SARKIS (2007) betont, dass hinsichtlich der Samplegröße zwei
konfligierende Erwägungen existieren. Zum einen erhöht sich mit steigender Anzahl
an betrachteten DMUs die Wahrscheinlichkeit, dass eine DMU mit außergewöhnlicher
Leistungsfähigkeit erfasst wird und den effizienten Rand entsprechend beeinflusst.
Zum anderen reduziert sich mit steigender Anzahl von Betrachtungen die Homogenität
der Datenbasis mit der Folge, dass die Ergebnisse durch nicht im Fokus der
Betrachtung stehende exogene Einflüsse, die ggf. nicht im Einflussbereich der
Entscheidungsträger liegen, beeinflusst werden (Golany & Roll, 1989). Zudem
ermöglicht eine größere Anzahl an DMUs die Berücksichtigung von mehr Input- und
Output-Faktoren.129 Der Einsatz von Clusteranalysen bildet eine weitere Möglichkeit
zur Herstellung struktureller Homogenität, ist jedoch lediglich bei einem hinreichend
großen Sample praktikabel, um aussagekräftige Cluster zu generieren (Sarkis, 2007).
Eine grundlegende Entscheidung im Vorgehen zur Effizienzbetrachtung ist die
Ausrichtung des DEA-Modells. Diese ist abhängig von den spezifischen
Rahmenbedingungen der Betrachtung. Zeichnen sich die Inputs durch große
Flexibilität aus und können entsprechend einer Veränderung unterzogen werden, liegt
eine Output-Orientierung nahe. Sind die Outputs hingegen stark durch übergeordnete
Zielsetzungen vorgegeben und als spezifische Ergebnisse des Prozesses definiert, ist
die Auswahl eines inputorientierten Modells geeignet. Im vorliegenden Fall wird
aufgrund der Charakteristika der Unterstützungsprozesse ein inputorientiertes Modell
gewählt. Zielsetzung ist es, die Stellschrauben und Potenziale zu identifizieren, um den
Ressourcenverbrauch der nicht-wertschöpfenden Bereiche bei einem gegebenen
quantitativen und qualitativen Output-Niveau zu reduzieren.
128 Siehe Kap 4.1 dieser Arbeit. 129 Als „Faustregel“ wird die Anzahl der DMUs = 2× Anzahl Input × Anzahl Output angegeben (Dyson et al.,
2001, S. 248).
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 139
6.5.2 Definition der Betrachtungsebene und Festlegung des Analyserahmens
Das erstellte branchenspezifische Referenzmodell, umgesetzt durch die
Prozesslandkarte und die entsprechenden Verfeinerungsmodelle, bildet die Basis für
die Auswahl der Analyseebene. Die hergestellte Transparenz hinsichtlich der
Leistungserbringung und der daran beteiligten Stakeholder sowie IKT-Systeme
ermöglicht die Analyse auf unterschiedlichen Aggregationsebenen. Dabei bietet die
generierte branchenspezifische Prozessstruktur die Möglichkeit der Untersuchung von
der übergeordneten Geschäfts- bzw. Hauptprozessebene bis hin zur Analyse auf
Aktivitätenebene. Die Auswahl der Analyseebene determiniert die Identifikation der
Input- und Output-Faktoren sowohl hinsichtlich der Ausprägung als auch der Struktur.
Dabei ist zu beachten, dass die Erhebung der Leistungsdaten mit steigendem
Detaillierungslevel aufwendiger wird, insbesondere wenn die Prozesse einen geringen
(Teil-)Automatisierungsgrad bzw. einen geringen Standardisierungsgrad aufweisen.
Gleichwohl determinieren die Outputs der entsprechenden Betrachtungsebene die
Identifikation der konkreten Modellvariablen.
Die Definition der Betrachtungsebene setzt voraus, dass der Entscheidungsträger den
Prozess ausgewählt hat, welcher der Betrachtung unterzogen werden soll.
Grundsätzlich erfolgt die Auswahl entweder intuitiv auf der Basis der individuellen
Wahrnehmung und Erfahrungen oder auf der Basis eines konkreten
Informationsbedarfs. Alternativ kann die Festlegung durch ein strukturiertes Vorgehen
erfolgen, bei dem anhand von strategischen Erfolgsfaktoren jene Prozesse ausgewählt
werden, die den größten Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele leisten
(Kühner, 2005).130
6.5.3 Identifikation der Prozessobjekte und Ableitung einer Vollliste
Die Identifikation der zentralen Prozessobjekte und die Ableitung der Vollliste bauen
aufeinander auf. Zur Sicherstellung einer aussagekräftigen Analyse werden die
Objekte identifiziert, die in die Untersuchung auf der gewählten Betrachtungsebene
eingehen bzw. durch die Ausführung des Prozesses erzeugt werden. Dabei sind
insbesondere Engpassressourcen zu berücksichtigen, mit Blick auf eine ggf.
strategische Fokussierung auf Kostensenkungsmaßnahmen, oder Hauptprodukte des
Prozesses, da diese den Prozessoutput direkt determinieren (Kühner, 2005). Der
130 Ausführungen zur Ausgestaltung kritischer Erfolgsfaktoren finden sich bspw. bei Rockart (1979).
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 140
wichtigste Vorteil der übergeordneten Identifikation der Prozessobjekte besteht darin,
dass vor dem Hintergrund sehr komplexer und schwierig zu strukturierender Prozesse
eine zielhierarchische Struktur zur Ableitung der relevanten Produktionsfaktoren
verfolgt werden kann. Daher werden den Prozessobjekten im nächsten Schritt
entsprechende prozessbasierte Kenngrößen zugeordnet.
Auf dieser Systematik aufbauend wird eine Vollliste konzipiert, die sowohl die
prozessbezogenen Leistungsfaktoren als auch determinierende Umweltfaktoren des
Prozesses umfasst und systematisiert. Diese initiale Liste von Faktoren, die Einfluss
auf die Leistungsfähigkeit der DMU (Prozesse) haben, sollte möglichst umfassend
ausgestaltet sein und alle Faktoren enthalten, die mit der Leistungserstellung der
DMUs in Verbindung stehen (Golany & Roll, 1989). Die Vollliste bildet die
Grundlage für Systematisierung in Input- und Output-Faktoren sowie zur Konstruktion
des DEA-Messmodells. Da keine individuelle Präferenzstruktur vorliegt, wird allen
identifizierten Faktoren die gleiche Bedeutung zugewiesen (Greißinger, 2000).
6.5.4 Qualitative Datenanalyse zur Klassifikation der Prozessmessgrößen als
Inputs und Outputs
Die qualitative Datenanalyse ist der erste Schritt zur Auswahl und Klassifikation der
Messgrößen. Zudem erfolgt eine kritische Begutachtung und entsprechende Reduktion
der erstellten Vollliste. Die Faktoren müssen klar voneinander zu unterscheiden und
entsprechend der Zielsetzung der Analyse ausgewählt sein. Die qualitative
Modellanalyse, auch als Judgemental Screening bezeichnet, umfasst eine kritische
Betrachtung der Faktoren durch Fachexperten und Entscheidungsträger aus dem
Analyseumfeld. Zudem werden dabei die Faktoren ausgeschlossen, die bereits
berücksichtigte Informationen wiederholen bzw. aufgrund fehlender Relevanz
ausgeschlossen werden können.131 Es wird eine klare Unterscheidung getroffen
zwischen den Faktoren, die die Effizienz der Prozessausführung tatsächlich
beeinflussen und jenen, die bei der Erklärung von Effizienzlücken helfen. Die DEA-
Systematik erfordert zum einen die explizite Zuordnung der Prozessmessgrößen in die
Kategorien Input oder Output, zum anderen ist der Aufbau der prozessspezifischen
Produktionsbeziehungen eine zentrale Herausforderung (Golany & Roll, 1989; Sarkis,
2007; Cantner et al., 2007; Triantis, 2011). Jedoch zeichnen sich die DEA-Modelle
131 Golany/Roll (1989) beschreiben ein dreistufiges Verfahren zur Auswahl und Verfeinerung der Faktoren. Ein
alternatives Vorgehen beschreibt die Nutzung der Principal Component Analysis (PCA). Siehe dazu z. B.
Ueda und Hoshiai (1997) sowie Adler und Golany (2001).
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 141
insbesondere dadurch aus, dass die Grundlage der Analyse durch die empirisch
beobachteten Werte der Inputs und Outputs gebildet wird, ohne dass a priori ein
funktionaler Zusammenhang zwischen den Inputs und Outputs bekannt ist. Ressourcen
bzw. Einsatzobjekte, die für die operative Durchführung der Prozesse benötigt werden,
sind typischerweise als Inputs zu klassifizieren. Dabei können diese Ressourcen
sowohl monetärerer als auch zeitlicher Ausprägung sein. Hingegen sind messbare
Ergebnisse bzw. Erzeugnisse als Output zu klassifizieren, wobei auch Qualitäts- und
Zufriedenheitsaspekte dazugehören können. Auch ergebnisbezogene Sachziele und
Formalziele sind Merkmale des Ergebnisses des Transformationsprozesses bzw.
beschreiben die monetäre Wirkung der Produktion und sind daher als Output zu
klassifizieren (Golany & Roll, 1989; Kühner, 2005).
6.5.5 Quantitative Analyse und Harmonisierung der Ausgangsdaten zur
Aufstellung des Messmodells
Ziel dieses Schrittes ist die strukturelle Aufstellung des Kennzahlensets als Basis für
die Formulierung der finalen DEA-Messmodelle. Dazu werden die vorliegenden Daten
mithilfe statistischer Verfahren analysiert und hinsichtlich definierter Formalkriterien
überprüft. Einige Produktionsfaktoren eignen sich für eine Zuordnung sowohl in die
Input- als auch in die Output-Kategorie. Derartige unklare Zuordnungen können bspw.
mit der Durchführung einer Serie von Regressionsanalysen behoben werden.132
Korrelationstests eignen sich zur Eliminierung von Redundanzen bei der Einsteuerung
der Faktoren, wobei die Ergebnisse ausschließlich als Indikator für potenziell zu
eliminierende Faktoren zu interpretieren sind (Holland, 1986; Schendera, 2014). Eine
starke Korrelation weist möglicherweise darauf hin, dass die durch den Faktor
ausgedrückte Information bereits durch andere Faktoren bereitgestellt wird. Dies ist
insbesondere im Hinblick auf die mögliche Verzerrung der Ergebnisse der
Effizienzanalyse relevant (Bürkle, 1994).133 Darüber hinaus können weitere
quantitative Analysen mithilfe der DEA-Systematik vorgenommen werden. Zum einen
kann auf der Basis der mit dem CCR-Modell errechneten Gewichtungen identifiziert
werden, welche Faktoren mit dauerhaft niedrigen Gewichtungen nur minimalen
Einfluss auf die Effizienzwerte haben und im Hinblick auf die Notwendigkeit der
132 Für quantitative Untersuchungen der Inputs und Outputs müssen entsprechende Daten der Vergleichsobjekte
vorliegen. 133 Zur Interpretation der Korrelationskoeffizienten (Kor.): < 0,2 sehr geringe Kor., < 0,5 geringe Kor. < 0,7
mittlere Kor., < 0,9 hohe Kor., > 0,9 sehr hohe Kor. (Schendera, 2014, S. 16).
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 142
Modellintegration überprüft werden müssen. Zum anderen werden Test-Trials mithilfe
der DEA durchgeführt, wobei jeweils ein Faktor aus der Analyse eliminiert wird, um
das finale Setting der DEA-Modelle zu bestimmen.
Eine grundlegende Schwäche der DEA liegt darin, dass keine adäquate
Berücksichtigung von Messfehlern erfolgt. Daher berücksichtigt die Betrachtung auch
Extremwerte, was Einfluss auf die Konstruktion des effizienten Randes der
Technologie hat. Entsprechend bietet sich eine Analyse der Datenbasis zur
Identifikation von Ausreißern an. Eine deskriptive Betrachtung der Datengrundlage
erfolgt durch eine Betrachtung der minimalen und maximalen Variablenausprägungen,
des arithmetischen Mittels und der Standardabweichungen.134 Die Analyse dient
vorrangig dazu, auffällige DMUs bzw. deren Ausprägungen zu identifizieren und eine
entsprechend detaillierte Betrachtung anzustoßen. Grundsätzlich besteht im Rahmen
der Datenerhebung, insbesondere auf Prozessebene, die Gefahr, dass die Bandbreite
der Messergebnisse erheblich ist und fehlerbehaftet sein kann. Gerade bei
Informationen, die durch subjektive Einschätzungen beeinflusst sind, kann es zu
Verzerrungen bzw. Ausreißern kommen.135 Eine zielorientierte Vorgehensweise zur
Identifikation von Ausreißern besteht darin, die DEA mit dem vollständigen Datensatz
durchzuführen. Anschließend werden die effizienten Einheiten entfernt und die
Analyse erneut gestartet. Dies wird so oft wiederholt, bis sich die Effizienzwerte der
betrachteten Einheiten stabilisieren, was einen entsprechend subjektiven Aspekt der
Analyse mit sich bringt (Hammerschmidt et al., 2012; Wilson, 1995).136
In diesem Schritt soll auch die Erfüllung der methodischen Anforderungen der DEA
sichergestellt werden. Die DEA ist grundsätzlich so konzipiert, dass sie Nullwerte in
den Input- bzw. Output-Größen akzeptiert, solange die Summe der Kenngrößen größer
null ist (Cantner et al., 2007). Im Unterstützungsbereich der Krankenhäuser treten
Nullwerte bei den Outputgrößen vergleichsweise selten auf, da die zu erbringenden
Leistungen klar definiert sind. Eine Lösung des Nullwertproblems ist die Ersetzung
des Nullwerts durch einen hinreichend kleinen positiven Wert, wobei in der Literatur
134 Werte > 2–3× Standardabweichung sind verdächtig, Ausreißer zu sein (Griffiths, 2009, S. 122). 135 Im Rahmen der quantitativen Datenanalyse werden auch Anwendungen des AHP/ANP oder Delphi-
Methoden eingesetzt, bspw. Mahalik et al. (2010). 136 Für weitere Ausführungen zur Identifikation von Ausreißern siehe Kap. 6.5.7 dieser Arbeit, wobei betont
werden muss, dass die Analyse der Ausreißer vor der Durchführung der finalen DEA abgeschlossen sein
muss. Jedoch zeichnet sich die Vorgehensweise der DEA grundsätzlich dadurch aus, dass die einzelnen
Schritte des Vorgehens in Reihenfolge und Häufigkeit variieren können, um iterativ ein bestmögliches
Resultat zu generieren. Damit ist der Einsatz unterschiedlicher Methoden zur Identifikation der Ausreißer
möglich.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 143
oftmals 1/10 des Wertes der kleinsten Faktorausprägung des Samples vorgeschlagen
wird (Tone, 2001, S. 506 f.):
𝑥𝑖0 →1
10min{𝑥𝑖𝑗 | 𝑥𝑖𝑗 > 0, 𝑗 = 1, … , 𝑛} 𝑓ü𝑟 𝑖 = 1, … , 𝑚
𝑦𝑟0
→1
10min {𝑦
𝑟𝑗|𝑦
𝑟𝑗> 0, 𝑗 = 1, … , 𝑛} 𝑓ü𝑟 𝑟 = 1, … , 𝑠
Voraussetzung für dieses Vorgehen ist die Erfüllung der oben genannten Bedingung.
Eine wichtige Anforderung der DEA ist zudem die Isotonizität der Beziehung
zwischen Inputs und Outputs; eine Erhöhung der Inputs muss damit zu einer Erhöhung
der Outputs führen (Golany & Roll, 1989). Sollen nicht erwünschte Outputs in die
Betrachtung einbezogen werden, ist diese Bedingung nicht erfüllt. Ein unerwünschter
Output ist ein Output, bei dem eine Erhöhung nicht wie bisher postuliert positiv zu
bewerten ist, sondern die DMU besser gestellt ist, je weniger von diesem Output
generiert wird (Scheel, 2000). Im Rahmen einer Betrachtung auf Prozessebene kann
dies beispielsweise der Faktor „Anzahl nicht pünktlich gelieferter Waren“ sein. Für
den Umgang mit derartigen Faktoren sind unterschiedliche Lösungen möglich. Sollen
die DEA-Technologiemengen nicht strukturell verändert werden, kann der Faktor zum
einen als Input statt als Output deklariert werden und wird daher entsprechend der
Minimierungsregel für Inputs bzw. der Maximierungsregel für Outputs bei gewählter
Input-Orientierung nicht maximiert. Zum anderen kann der Faktor in Form des
Kehrwertes als Output in die Betrachtung eingehen (inverse Transformation). Dabei
muss beachtet werden, dass die Auswahl eines bestimmten Ansatzes nicht willkürlich
erfolgen darf, da die Effizienzwerte unterschiedlich ausfallen können (Kühner, 2005;
Scheel, 2000):
𝑥𝑖𝑗 →1
𝑥𝑖𝑗
𝑗 = 1, … , 𝑛 𝑓ü𝑟 𝑖 = 1, … , 𝑚 𝑢𝑛𝑑 𝑖 𝑖𝑠𝑡 𝑢𝑛𝑒𝑟𝑤ü𝑛𝑠𝑐ℎ𝑡𝑒𝑟 𝐼𝑛𝑝𝑢𝑡
𝑦𝑟𝑗
→1
𝑦𝑟𝑗
𝑗 = 1, … , 𝑛 𝑓ü𝑟 𝑟 = 1, … , 𝑚 𝑢𝑛𝑑 𝑟 𝑖𝑠𝑡 𝑢𝑛𝑒𝑟𝑤ü𝑛𝑠𝑐ℎ𝑡𝑒𝑟 𝑂𝑢𝑡𝑝𝑢𝑡
Zudem müssen die Daten auf Vollständigkeit und Plausibilität überprüft werden.
Insbesondere muss das Sample auf das Vorliegen von spezialisierten Häusern mit
entsprechend eingeschränktem Leistungsangebot oder begrenztem Aufgabengebiet der
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 144
betrachteten Abteilung untersucht werden. Im Rahmen der kritischen Begutachtung
der Daten kann eine punktuelle Nacherfassung und Validierung der Daten erfolgen.137
6.5.6 Berechnung des individuellen Effizienzwertes und Analyse der
Ineffizienzen
Aufbauend auf das konzipierte Messmodell werden zum einen mithilfe der DEA die
DMU-individuellen Effizienzwerte berechnet, zum anderen erfolgt die Zerlegung der
Ineffizienzen. Bei Beachtung der gewählten inputorientierten Modellausrichtung wird
je ein Effizienzwert unter Annahme konstanter und variabler Skalenerträge berechnet.
Grundlage für die Analyse und das Vorgehen zur Interpretation der Effizienzwerte
liefert das von GOLANY und ROLL (1989) vorgestellte Konzept. Entsprechend den
vorangegangen Erläuterungen wird jeder DMU ein individueller Effizienzwert
zwischen 0 und 1 zugewiesen, wobei eine DMU mit einem Effizienzwert von 1 als
effizient gilt. Die Differenz des Effizienzwertes zu 1 gibt bei den vorliegenden
inputorientierten Modellen an, um wie viel die Inputs reduziert werden müssen, um
den effizienten Rand der Technologie zu erreichen. Der Effizienzwert unter konstanten
Skalenerträgen (CRS) repräsentiert die absolute technische Effizienz eines
Prozesses.138 Darüber hinaus ermittelt der Optimierungsalgorithmus jene Einheiten,
die den für die Betrachtungseinheit relevanten Teil der Effizienzhülle bilden und somit
über eine ähnliche Konfiguration der Input/Output-Relation verfügen, die Faktoren
jedoch effizienter einsetzen. Diese Einheiten bilden das Referenzset der gewählten
Betrachtungseinheit und kommen somit als geeignete Benchmarkingpartner, sog.
Peers, in Betracht. Darüber hinaus können mithilfe der DEA-Systematik
entsprechende Slacks identifiziert werden. Jedoch ist darauf hinzuweisen, dass es bei
Betrachtung realer Werte empirischer Beobachtungen extrem unwahrscheinlich ist,
dass mindestens zwei Beobachtungen über das identische Input-Niveau verfügen
(Cantner et al., 2007).
Die DEA bietet die Möglichkeit der Berücksichtigung variabler Skalenerträge (VRS).
Ein Unternehmen ist dann skaleneffizient, wenn kein Unternehmen existiert, das den
definierten Output mit einem geringeren Einsatz der Input-Konfiguration realisiert.
137 Zur Vermeidung von Ungleichgewichten im Datenset sowie von Rundungsfehlern im Rahmen der
Berechnung aufgrund großer Unterschiede in der Ausprägung der einzelnen Faktoren können entsprechende
Normierungen durchgeführt werden. Dabei wird im ersten Schritt für jeden Input- und Outputfaktor der
Mittelwert aller Beobachtungen errechnet, der im zweiten Schritt den Divisor jeder Faktorausprägung zur
Errechnung des normierten Faktorwertes darstellt (Sarkis, 2007). 138 Siehe Kap. 6.3 dieser Arbeit.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 145
Jedoch können DMUs existieren, die unter anderen Größenverhältnissen eine bessere
Relation von Input und Output aufweisen (Banker et al., 1984).139 Entsprechend wird
im Rahmen der Analyse überprüft, ob Effizienzsteigerungen durch Variation der
Prozessgröße erreicht werden können. Die Skalenineffizienz wird errechnet als
Quotient aus dem ermittelten Effizienzwert unter Annahme konstanter Skalenerträge
und dem Effizienzwert unter Annahme variabler Skalenerträge (Kao & Hwang, 2011;
Banker et al., 1984). Entsprechend kann bei Existenz von Skalenineffizienz die
Prozesseffizienz durch Veränderung der Prozessgröße beeinflusst werden. Die
Richtung der Veränderung wird durch die Analyse hinsichtlich nicht zunehmender
bzw. nicht abnehmender Skalenerträge festgestellt. Bei nicht zunehmenden
Skalenerträgen ist demnach eine Reduktion der Prozessgröße, bei nicht abnehmenden
Skalenerträgen eine Vergrößerung der Prozessgröße zu verfolgen.140
Die Partitionierung der DMUs in Kategorien entsprechend spezifischen
Charakteristika bildet einen weiteren Ansatzpunkt zur differenzierten Erklärung der
identifizierten Prozesseffizienz. Der Einsatz von Kategorisierungen ist dann sinnvoll,
wenn Charakteristika identifiziert werden können, die Einfluss auf die Durchführung
des Prozesses haben, jedoch nicht als ein beeinflussbare Faktoren der Input/Output-
Relation in das Modell eingesteuert werden (Banker & Morey, 1986).141 Unter
Berücksichtigung der prozessbasierten Kategorisierung werden individuelle
Effizienzwerte unter Annahme konstanter bzw. variabler Skalenerträge berechnet. Auf
diese Weise können strukturelle Besonderheiten zur Erklärung der identifizierten
Ineffizienz beitragen und den Anteil der nicht erklärbaren Ineffizienz verringern. Die
Zerlegung der Ineffizienz erfolgt entsprechend den Effizienzwerten unter konstanten
und variablen Skalenerträgen sowie unter Berücksichtigung der Kategorisierung.
Dabei kann die Ineffizienz durch Kalkulation eines kostenbasierten Anteils im
Vergleich zum Best Performer und innerhalb der identifizierten Kategorie erklärt
werden. Zudem findet die durch mögliche Skaleneffekte generierte Ineffizienz
(Kategorie) bei der Erklärung Beachtung. Jedoch verbleibt bei ineffizienten Einheiten
häufig ein Teil, der lediglich durch Best Practices erklärt werden kann und somit eine
tiefgreifende Analyse und ggf. Restrukturierung der Prozessabläufe notwendig macht.
Eine weitere Möglichkeit zur Erklärung der Ineffizienz ist die Durchführung einer
139 siehe Kap. 3.1.2 dieser Arbeit. 140 Für steigende Skalenerträge gilt:. VRS > NIRS = CRS; für fallende SE gilt: VRS = NIRS > CRS. 141 Flinspach (2011) nutzt die Kategorisierung zur Berücksichtigung unterschiedler IT-Integrationsgrade.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 146
periodenübergreifenden Betrachtung, z. B. mithilfe des Malmquist-Indexes (Färe et al.,
2011).
6.5.7 Überprüfung der Robustheit der Analyseergebnisse
Die Durchführung einer Sensitivitäts- bzw. Validitätsanalyse zur Sicherstellung der
Qualität und Aussagekraft der Ergebnisse ist der letzte Schritt des Vorgehens. Da die
DEA im Gegensatz zu stochastischen Verfahren nicht auf Annahmen über den Verlauf
der Produktionsfunktion oder Verteilungsannahmen beruht, ist die Durchführung von
Hypothesentests und inferenzstatistischen Signifikanzprüfungen nicht möglich (Simar
& Wilson, 1998). Da die DEA aufgrund ihrer methodischen Konzeption auch
Messfehler bzw. Zufallsgrößen in die Berechnung übernimmt, beeinflussen diese
möglichen Extremwerte die Konzeption des effizienten Randes der Technologie und
somit die Effizienzwerte der weiteren DMUs. Bei ineffizienten Einheiten hat dies
lediglich Auswirkungen auf deren individuellen Effizienzwert, bei effizienten
Einheiten hat dies insbesondere Einfluss auf jene Einheiten, welche die fehlerhafte
DMU als Referenzeinheit besitzen oder deren Effizienz mithilfe dieses Abschnitts der
Technologie ermittelt wurde und denen in der Folge falsche bzw. verzerrte
Effizienzwerte zugewiesen wurden (Cooper et al., 2011a).
Neben den oben beschriebenen Anforderungen hinsichtlich der Anzahl von
notwendigen Betrachtungseinheiten zur Sicherstellung der Stabilität der Betrachtung
besteht die Möglichkeit der Ex-post-Überprüfung der DEA-Ergebnisse. In der
Literatur werden dafür zahlreiche Ansätze genannt, von denen hier ausgewählte kurz
vorgestellt werden sollen. Zum einen bietet die Betrachtung der durchschnittlichen
Abweichung der Effizienz eine Möglichkeit, die Robustheit der Ergebnisse zu
untersuchen. Dabei werden die effizienten Einheiten nach erstmaliger Durchführung
der DEA eliminiert und die Effizienzberechnung erneut ausgeführt. Neben der
Überprüfung der konstanten Folge des DMU-Rankings wird dabei die
durchschnittliche Abweichung der Effizienzwerte überprüft, wobei ein Wert von
< 7,5 % auf eine stabile Funktion zur Konstruktion des effizienten Randes der
Technologie schließen lässt (Gubelt et al., 2000; Schwarz, 2013).142 Zum anderen kann
durch Ermittlung der Supereffizienz eine Aussage über das Vorhandensein möglicher
Ausreißer getroffen werden (Banker & Chang, 2006). Dabei berechnet das
142 In der Literatur herrscht keineswegs Einigkeit hinsichtlich der definierten prozentualen Obergrenze, jedoch
kann sowohl hinsichtlich des Vorhandenseins von Ausreißern eine gute Aussage als auch bzgl. Indikation für
die Stabilität der Daten getroffen werden kann.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 147
Supereffizienz-Modell den präzisen Effizienzwert, indem Werte von > 1 zugelassen
werden. Jede effiziente DMU wird einmal aus der Konstruktion des effizienten
Technologierandes ausgeschlossen und mit dem neu berechneten effizienten Rand
verglichen, wobei dieser Abstand der DMU zum effizienten Rand als Supereffizienz
bezeichnet wird (Zhu, 2009). Übersteigt der errechnete Effizienzwert einen
Schwellenwert143, wird die DMU als Ausreißer deklariert. Eine weitere Möglichkeit
zur Identifikation von Ausreißern bietet die Verwendung von Kreuzeffizienzen (Doyle
& Green, 1994). Dabei werden den Input- und Output-Gewichtungen der beobachteten
DMU0 mit den Gewichtungen aller anderen k DMUs zugewiesen und für jede
Gewichtung k ein Kreuzeffizienzwert berechnet. Nach Berechnung des arithmetischen
Mittels wird der Kreuzeffizienzwert mit dem ursprünglichen Effizienzwert verglichen.
Diese Kennzahl wird als Maverick-Index bezeichnet und beschreibt die Abweichung
des durchschnittlichen Kreuzeffizienzwertes vom Standard-DEA-Effizienzwert
(Hammerschmitdt et al., 2012, S. 294):
Liegt ein Wert von Mk ≧ 1 vor, liegt die Vermutung nahe, dass der Effizienzwert einer
DMU über extreme Gewichtungen ausgewählter Faktoren verfügt und entsprechend
als Ausreißer klassifiziert werden kann. Eine Anwendung des Maverick-Indexes
erfolgt vorrangig für die effizienten Einheiten, die Kalkulation der Kreuzeffizienz für
alle DMUs. Eine weitere Möglichkeit zur Eliminierung von Ausreißern ist die
Verwendung der sog. Order-m-Schätzer (Cazals et al., 2002). Dabei wird erlaubt, dass
einzelne Datenpunkte außerhalb des effizienten Randes der Technologiemenge liegen.
Zudem wird der Abstand der DMU zum effizienten Rand nicht mithilfe einer
deterministischen Größe ermittelt, sondern basiert auf einer erwarteten
Effizienzgrenze, wobei die Betrachtung jeweils für die Input- oder Output-
Orientierung erfolgt (Hammerschmidt et al., 2012).
6.5.8 Zusammenfassung der DEA-gestützten Systematik
Die siebenstufige DEA-gestützte Systematik baut auf den Ergebnissen der
Prozessstrukturierung auf und stellt eine enge Verbindung zum etablierten
Benchmarking-Vorgehen her. Dabei wird ein prozessfokussiertes Vorgehen zur
143 Banker, Chang (2006) untersuchen die Wirkung unterschiedlicher Schwellenwerte (100 %, 120 %; 160 %
und 200 %) und variieren die Wahrscheinlichkeit der Fehlerhaftigkeit einer DMU.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 148
Messung und Bewertung der Leistungsfähigkeit beschrieben, wobei die Generierung
schrittweiser Zwischenergebnisse den Fortschritt sicherstellt. Zudem erfolgt eine
grundlegende Analyse der Datenstruktur sowie der Einsatz qualitätssichernder
Maßnahmen mit dem Ziel der Erhöhung der Validität der Analyseergebnisse. Dabei
werden systematisch qualitative und quantitative Informationen mit in die Betrachtung
einbezogen und systematisch die Möglichkeiten zur Zerlegung der diagnostizierten
Ineffzienz aufgezeigt. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden,
dass das Vorgehen zur Analyse der prozessualen Leistungsfähigkeit einen iterativen
Prozess darstellt, der in Abhängigkeit von der Komplexität der vorliegenden Situation
ein mehrmaliges Durchlaufen der einzelnen Schritte des Vorgehens erfordert.
Insbesondere die Identifikation von Ausreißern und die Sicherstellung der Qualität der
zugrunde liegenden Daten und Ergebnisse sind hervorzuheben. Strukturell orientiert
sich die beschriebene Systematik an bestehenden Konzepten und entspricht durch die
individuelle Konfigurierbarkeit den Anforderungen und Besonderheiten einer
Betrachtung von Unterstützungsprozessen in Krankenhäusern. Die Abbildung 28 zeigt
die Systematik des Vorgehensmodells im Überblick.
Abbildung 28: DEA-gestützte Systematik zur Prozessleistungsmessung (eigene Darstellung)
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 149
6.6 Beispielhafte Anwendung der Systematik in der Beschaffung in
Krankenhäusern
Wie bereits die Umsetzung der Prozessstruktur wird auch die DEA-gestützte
Systematik zur Prozessleistungsmessung für Unterstützungsprozesse im Krankenhaus
validiert. Nachfolgend wird die schrittweise Durchführung des vorgestellten Ablaufs
dokumentiert und die Ergebnisse der Effizienzanalyse dargelegt.
6.6.1 Prozessbasierter Einsatz der DEA-gestützten Systematik im
Beschaffungsbereich
Die exemplarische Anwendung der Systematik erfolgt in der Beschaffung von
Krankenhäusern in Deutschland und der Schweiz, wobei auf die zentralen Elemente
fokussiert wird und die Ergebnisse der Betrachtung zusammenfassend vorgestellt
werden.144 Basis für die Datenerhebung und die Durchführung der
Prozessleistungsanalyse bildet die in Kapitel 5 erstellte Prozessstrukturierung. Die
entwickelten Messmodelle fußen auf den im Referenzmodell dokumentierten
Prozessschritten, welche die Möglichkeit zur Identifikation von prozessbasierten
Kenngrößen bieten. Somit wird die Vergleichbarkeit der abgeleiteten Kennzahlen
sichergestellt. Der Branchenfokus der Betrachtung trägt zur Validität und
Übertragbarkeit der Ergebnisse bei (Prašnikar et al., 2005).
Die grundsätzliche Modellkonfiguration von Betrachtungen mithilfe der DEA
erfordert die Definition von Ressourcen, die zur Leistungserstellung verwendet werden
(Inputs), und die Bestimmung von Prozessergebnissen in Abhängigkeit von den
Prozesszielsetzungen, die sowohl quantitativer als auch qualitativer Art sein können
(Outputs). Im vorliegenden Fall wird eine kostenbasierte Betrachtung vorgenommen,
wobei die Kosten in Personalkosten, Sachkosten und Fremdleistungskosten unterteilt
werden (Möller et al., 2007). Personalkosten umfassen die vom Unternehmen für den
Produktionsfaktor Arbeit eingesetzten Kosten, also die Bruttolohn-Gehaltssumme
unter Berücksichtigung aller relevanten Zulagen und Zuschläge, der gesetzlichen und
freiwilligen Personalnebenkosten (Heisler, 2002). Aufgrund des
Dienstleistungscharakters des Beschaffungswesens sind die Personalkosten von
besonderer Bedeutung. Fremdleistungskosten sind hingegen jene Kosten, die für
144 Die Erhebung der prozessualen Daten erfolgte im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität
St. Gallen, u. a. mit Unterstützung von Abschlussarbeiten (Kalmbacher, 2015; Krautenbacher, 2015).
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 150
extern bezogene Leistungen entstehen, die die Wertschöpfung im betrachteten Prozess
betreffen. Diese können durch die Involvierung von Beratern oder die teilweise
Fremdvergabe von Tätigkeiten an externe Dienstleister entstehen. Zudem muss
berücksichtigt werden, dass Krankenhäuser, die Teil eines Verbunds sind, anteilig an
den Verwaltungskosten einer möglichen zentralen Verwaltung beteiligt werden, wenn
bestimmte Tätigkeiten durch eine zentrale Beschaffungsstelle ausgeführt werden.
Sachkosten werden als durch Sachleistungen verursachte Kosten beschrieben. Dazu
können Kosten für Bürobedarf, Weiterbildungen, Werbe- und Reisekosten und
insbesondere Kosten für die Sicherstellung der IT-Unterstützung etc. zählen (Möller
et al., 2007).
Die häufig in der Literatur geforderte Berücksichtigung von Zeit-Kriterien stellt auf
Prozessebene eine Herausforderung dar, insbesondere wenn es sich bei den
betrachteten Prozessen um nicht (teil-)automatisierte und sehr wissensintensive
Tätigkeiten mit Dienstleistungscharakter handelt. Diese aus Ansätzen der
Prozesskostenrechnung stammende Kategorisierung setzt repetitive und im Zeitablauf
gleichmäßig anfallende Tätigkeiten voraus, was im Beschaffungsbereich der
Krankenhäuser nicht durchgängig vorauszusetzen ist. Zudem ist hinzuzufügen, dass
die individuelle Dokumentation der benötigten Ressourcen, bspw. der
Bearbeitungszeiten, zahlreiche Fehlerquellen birgt, die nicht durch standardisierte
stochastische Verfahren behoben werden können (Glaser, 1992). Die
Beschaffungsleiter waren zwar in der Lage, Aussagen hinsichtlich der
Kostenverteilung auf Teilprozessebene zu treffen, jedoch konnten leider keine
detaillierten Werte für individuelle Kostensätze erhoben werden. Die Möglichkeit der
Simulation unterschiedlicher Szenarien bzw. alternativer Prozesskonfigurationen mit
Berücksichtigung der ggf. differenzierten Kostensätze unterschiedlicher
Hierarchieebenen bleibt damit ungenutzt.
Auf der Seite der Outputs ist wie oben beschrieben zwischen quantitäts- und
qualitätsbezogenen Faktoren zu unterscheiden. Dabei bilden die quantitätsbezogenen
Faktoren die zentralen Outputs der gewählten Analyseebene, interpretierbar als
Kostentreiber, ab. Im Teilprozess Bestellung entspricht dieser zentrale Output zum
Beispiel der Anzahl der Bestellungen von Investitionsgütern bzw.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 151
Verbrauchsgütern.145 Während in der Analyse der Hauptprozesse eben jene
Kostentreiber im Vordergrund der Analyse stehen, wird die Betrachtung bei der
detaillierteren Analyse auf Teilprozessebene um qualitätsbezogene Faktoren erweitert.
Im Teilprozess Verhandlungen könnten dies zum Beispiel die Faktoren Erfolgsquote
der Verhandlungen bei der Beschaffung von Investitionsgütern bzw. von
Verbrauchsgütern sein. Damit wird sowohl die Häufigkeit der Haupttätigkeit der
Prozessdurchführung als auch der Qualitätsaspekt durch Verwendung entsprechender
Indikatoren quantifiziert.
6.6.2 Durchführung der analysevorbereitenden Schritte zur Messung der
Prozessleistung
Die Analyse wird gemäß der oben beschriebenen Systematik durchgeführt. Der Fokus
liegt auf den Schritten, die die Effizienzmessung vorbereiten. Die zentralen Ergebnisse
der einzelnen Schritte werden punktuell vorgestellt.
1. Identifikation und Auswahl der Vergleichsobjekte
An die Betrachtungseinheiten wird der Anspruch gestellt, dass sie über einen gewissen
Grad an Homogenität verfügen müssen.146 Durch die detaillierte Herstellung von
Prozessstruktur, insbesondere durch die Verwendung des erstellten Referenzmodells,
wird sichergestellt, dass die DMUs zu einer vergleichbaren Gruppe zusammengeführt
werden. In dieser Arbeit besitzt die gesamte Methode einen klaren Branchenfokus und
konzentriert sich auf Unterstützungsprozesse. Die in Kapitel 5.8 beschriebene
Prozesshierarchie unterscheidet im Wesentlichen zwischen der strategisch orientierten
Sortimentsgestaltung und der operativen Beschaffung. Die Basis für die
Datenerhebung bildet die Teilprozessebene, da die Outputs der Hauptprozessebene
entsprechend daraus generiert werden. Grundsätzlich ist zu konstatieren, dass die
Betrachtung der Effizienz auf Hauptprozessebene durch die Aggregation der Daten an
Genauigkeit verliert, jedoch eine belastbare Basis für strategische Entscheidungen
sowie zur Identifikation von Verbesserungspotenzialen bietet.
145 Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass sich die einzelnen Teilprozesse in Abhängigkeit von der Güterart
(Verbrauchsgüter vs. Investitionsgüter) erheblich hinsichtlich der Ressourcenbeanspruchung unterscheiden
und nur in begrenztem Umfang von repetitiven Aktivitäten ausgegangen werden kann. 146 Siehe Kap 6.5.1 dieser Arbeit.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 152
Der Betrachtungszeitraum für die zu erhebenden Daten ist auf ein Geschäftsjahr
festgelegt. Regional verteilen sich die befragten Kliniken auf Deutschland und die
Schweiz, wobei sich von den 46 betrachteten Krankenhäusern 22 in Deutschland und
24 Einrichtungen in der Schweiz befinden. Ansprechpartner für die Datenerhebung
waren die Leiter Beschaffung bzw. die kaufmännischen Leiter der betreffenden
Krankenhäuser. Dazu wurden für die Erhebung des grundsätzlichen Samples
semistrukturierte Experteninterviews auf der Basis eines detaillierten
kennzahlenfokussierten Fragekatalogs mit Vertretern der Krankenhäuser geführt. Den
Teilnehmern wurde der Analyserahmen und das Referenzmodell vorgestellt sowie
Struktur und Zielsetzung der Befragung präsentiert. Die Interviews wurden persönlich,
in Ausnahmefällen via Telefon, geführt und dauerten zwischen 45 und 60 Minuten.
Zur Dokumentation der Aussagen und Pflege der Datenbasis wurde ein online-
basiertes Erfassungstool konzipiert, das die Basis für die quantitative Untersuchung
bildet. Darüber hinaus wurden Workshops und Interviews zur Vertiefung spezifischer
Sachverhalte und zur Klärung von Fragen zur Datenbasis durchgeführt.
2. Definition der Betrachtungsebene und Festlegung des Analyserahmens
Die erstellte Prozessstrukturierung bietet die Möglichkeit der Prozessanalyse auf
unterschiedlichen Detaillierungsstufen. Abbildung 29 veranschaulicht die Struktur des
Unterstützungsbereichs und zeigt im Beschaffungsbereich die möglichen Haupt- und
Teilprozessebenen, die für eine Untersuchung der Leistungsfähigkeit infrage kommen.
Abbildung 29: Prozesslandkarte und Darlegung der unterschiedlichen Betrachtungsebenen (eigene Darstellung)
In dieser Untersuchung wird eine Betrachtung auf Hauptprozessebene vorgenommen,
die Informationen werden jedoch zum Teil von der Ebene der Teilprozesse aggregiert.
Durch die Verwendung des Referenzmodells wird sichergestellt, dass die hinsichtlich
der Leistung zu bewertenden Einheiten vergleichbar sind und mit der gleichen
Zielsetzung ausgeführt werden. Zudem leistet die über die Erstellung eines reinen
Referenzmodells hinausgehende Strukturierung der Prozesse einen wesentlichen
Beitrag dazu, dass die individuellen Rahmenbedingungen systematisch mit in die
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 153
Betrachtung einbezogen werden, z. B. in Form der Berücksichtigung struktureller
Kenngrößen. Das dritte genannte Kriterium zur Herstellung einer homogenen
Vergleichsgruppe verlangt eine identische Charakterisierung hinsichtlich der
Verwendung der Input- und Output-Faktoren, was durch die nachfolgenden Schritte
sichergestellt wird.
3. Identifikation der Prozessobjekte und Ableitung einer Vollliste
Die Identifikation der originären Prozessobjekte erfolgt auf der Basis der Teilprozesse.
Ziel ist die Fokussierung auf die zentralen und erfolgskritischen Faktoren als Ergebnis
der identifizierten Prozesse sowie der dafür notwendigen Ressourcen (Kühner, 2005).
Die zentralen Prozessobjekte werden hier mit den zur Ausführung relevanten Kosten,
den eingereichten Beschaffungsanträgen, ausgewählten Lieferanten, geführten
Verhandlungen, erfolgten Bestellungen und den vermerkten Wareneingängen
beschrieben. Für die identifizierten Prozessobjekte werden unter Berücksichtigung der
erstellten Prozessmodelle Kenngrößen dimensionsspezifisch definiert, die im nächsten
Schritt in einer Vollliste zusammengefasst werden. Dabei sind die Verfügbarkeit sowie
die Möglichkeit zur Operationalisierung der Kenngrößen von zentraler Bedeutung. Die
Vollliste soll möglichst alle Faktoren berücksichtigen, die in irgendeiner Form
Einfluss auf das Analyseziel haben können, weshalb explizit sowohl qualitative als
auch quantitative Faktoren berücksichtigt werden (Scheel, 2000). Als Beispiel wird
hier ein Ausschnitt der Vollliste des Teilprozesses „Verhandlungen“ präsentiert, wobei
jeder Faktor sowohl für Investitions- als auch für Verbrauchsgüter separat definiert ist:
Anzahl der Verhandlungen, Erfolgsquote der Verhandlungen, finanzieller
Verhandlungserfolg, durchschnittliche Vertragslaufzeit, Detaillierungsgrad der
Vorbereitung der Verhandlungen, durchschnittliche Verhandlungsdauer,
Ausbildungsgrad bzw. Erfahrung der am Verhandlungsprozess beteiligten Mitarbeiter
und Dokumentationsgrad der abgeschlossenen Verhandlungen. Abbildung 30 zeigt
den Zusammenhang zwischen Prozessmessgrößen und den identifizierten
Prozessobjekten, wobei damit die Dimensionen Kosten, Zeit und Qualität
operationalisiert in ausgewählten Faktoren umgesetzt werden. Eine erste
Kategorisierung der Faktoren in Inputs und Outputs wurde anhand der
Prozessressourcen- bzw. Ergebnisdefinition vorgenommen.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 154
Abbildung 30: Prozess der Generierung einer Vollliste „Verhandlungen“ (eigene Darstellung)
4. Qualitative Datenanalyse zur Klassifikation der Prozessmessgrößen als
Inputs und Outputs
Ziel der qualitativen Datenanalyse ist die Erhöhung der Zielorientierung des
Kennzahlensets und eine Verkürzung der Vollliste. Zu diesem Zweck wurden weitere
punktuelle und spezifische Interviews mit Experten zur Verfeinerung des
Kennzahlenmodells geführt. Durch die systematische Einbeziehung sowohl von
Entscheidungsträgern als auch von Betroffenen im Nachgang der Analyse kann die
Akzeptanz der Ergebnisse deutlich erhöht werden (Scheel, 2000). Die vorliegende
Vollliste beschreibt ein sehr umfangreiches, wenig zielgerichtetes Setting von
qualitativen und quantitativen Kennzahlen. Insbesondere werden die Faktoren, die
tatsächlich Einfluss auf die Prozessdurchführung haben, von jenen separiert, die die
Ausführung nur moderierend beeinflussen. Der Ausschluss redundanter Daten, aber
auch die Zuordnung zu den Kategorien Input und Output zählen zu den zentralen
Aufgaben der qualitativen Analyse der Daten. Das führt zu einer schrittweisen
Reduktion der Vollliste. Besondere Bedeutung erlangt die qualitative Analyse im
Hinblick auf die unterschiedlichen Analyseebenen zur Definition der relevanten und
weniger relevanten Outputs. Darüber hinaus konnten entscheidende Informationen zur
Verfügbarkeit der gewünschten Daten gewonnen werden. Als Beispiel wird an dieser
Stelle das Messmodell des Verhandlungsprozesses nach Durchführung der qualitativen
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 155
Datenanalyse in Abbildung 31 präsentiert. Es wird deutlich, dass eine Unterscheidung
in Investitionsgüter und Verbrauchsgüter von den Befragten als sehr wichtig eingestuft
wird und daher entsprechend in dem Messmodell Beachtung findet. Diese
Unterteilung wird für alle weiteren Teilprozesse beibehalten und muss somit auch in
der Betrachtung auf Hauptprozessebene berücksichtigt werden. Gleichzeitig wurde der
Teilprozess „Bedarfsentstehung“ aus der Betrachtung ausgeschlossen, da die
Beschaffungsmanager keine belastbaren Angaben für diesen Prozessschritt machen
konnten bzw. auf einen sehr hohen Automatisierungsgrad ohne Möglichkeit der
Zuordnung der entstandenen Kosten verwiesen.
Abbildung 31: Darstellung des Teilprozesses „Verhandlung“ nach der qualitativen Datenanalyse (eigene Darstellung)
GOLANY und ROLL (1989) definieren die formalen Kriterien Zielbezug,
Informationsrelevanz, Widerspruchsfreiheit sowie Datenverfügbarkeit und -qualität als
wichtige Parameter für die Auswahl der für die Messung relevanten Variablen. Für die
Anzahl der notwendigen Betrachtungseinheiten in Abhängigkeit von den verwendeten
Input- und Output-Faktoren existieren zahlreiche Vorschläge. Diese Arbeit folgt der
Definition von DYSON ET AL. (2001), die die Anzahl der notwendigen DMUs mit 2×
Anzahl Inputs × Anzahl Outputs definiert.147
Grundsätzlich sind die im Rahmen der qualitativen Analyse der Einflussfaktoren
berücksichtigten Schritte zur Reduktion und Klassifikation der Prozessmessgrößen
hinsichtlich der von FLINSPACH (2011) vorgeschlagenen Kriterien Prozess-
Kostenrelevanz, Prozess-Zielrelevanz und Zumutbarkeit bzw. Möglichkeit einer
zuverlässigen Erhebung zu analysieren. Dabei bedeutet Kostenrelevanz, dass sich die
Ausprägung des Outputs aus einer Variation der Inputs ableiten lassen muss. Die
Zielrelevanz beschreibt den inhaltlichen Bezug des Outputs zur übergeordneten
147 Golany, Roll (1989) schlagen hingegen 2 × (Inputs + Outputs) vor. Bowlin (1998) fordert, dass die Summe
aus der Anzahl der Inputs und Outputs kleiner 1/3 der in der Betrachtung inkludierten DMUs sein muss.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 156
Zielsetzung des Prozesses, wobei der Effektivitätsbezug hergestellt und die
Zielsetzung sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Ausprägung berücksichtigt
wird.
5. Quantitative Analyse und Harmonisierung der Ausgangsdaten zur
Aufstellung des Messmodells
Die quantitative Datenanalyse nutzt die Datengrundlage, um Implikationen für die
Gestaltung der finalen Analysemodelle und die ggf. notwendige Eliminierung von
Faktoren abzuleiten. Bei der Durchführung dieses Schrittes mit dem Ziel der
Konstruktion der Struktur des Messmodells muss unterschieden werden zwischen der
eigentlichen Analyse der Daten und der Aufbereitung der Daten. Den Ausgangspunkt
bildet dabei die Betrachtung hinsichtlich der Nullwerte in den Faktoren. Grundsätzlich
ist die DEA in der Lage, Nullwerte zu berücksichtigen, jedoch muss die Summe der
Inputs und Outputs für eine Betrachtungseinheit größer null sein. SARKIS (2007)
betont dagegen die Bedeutung der Vermeidung von negativen Werten bzw.
Nullwerten. Vorhandene Nullwerte wurden entsprechend der oben dargelegten
Berechnung bearbeitet. Faktoren, die aus Effizienzgesichtspunkten minimiert statt
maximiert (Outputs) werden sollen, wurden entsprechend mit dem reziproken Wert in
die Betrachtung eingesteuert.148 Die Korrelationsanalyse eignet sich insbesondere zur
Eliminierung von Redundanzen hinsichtlich der enthaltenen Informationen bei der
Konstruktion der Analysenmodelle (Lewin et al., 1982). Dabei ist zu betonen, dass die
Ergebnisse lediglich einen Indikator für mögliche Ausschlüsse von Variablen bilden,
es besteht jedoch die Notwendigkeit, die Faktoren hinsichtlich der doppelten
Berücksichtigung von qualitativen und quantitativen Informationen zu untersuchen
(Bürkle, 1994). Die Korrelationsanalysen wurden für alle Analysemodelle auf Haupt-
und Teilprozessebene durchgeführt. Beispielsweise wurde im Rahmen der Betrachtung
der Sortimentsgestaltung (SG) die höchste Korrelation zwischen der Anzahl neuer
Lieferanten für Investitionsgüter (IG) und der Anzahl zu prüfender Anträge IG (0,632)
festgestellt. Die vergleichsweise hohe Korrelation erscheint nachvollziehbar, jedoch
wurde nach Rücksprache in Validierungsinterviews mit Verweis auf die
differenzierten Informationen in den Faktoren von einer Reduktion einzelner Faktoren
abgesehen. Darüber hinaus konnten in diesem Modell keine weiteren
überdurchschnittlich hohen Korrelationen diagnostiziert werden.
148 Dies ist insbesondere bei der Berücksichtigung von Qualitätsaspekten relevant.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 157
Abbildung 32: Messmodelle Sortimentsgestaltung nach der quantitativen Datenanalyse (eigene Darstellung)
Die Modellanalyse mithilfe der Data Envelopment Analysis identifiziert die Faktoren,
denen durchgängig eine sehr niedrige bzw. keine Gewichtung im Rahmen der Analyse
zugewiesen wird. Diese Faktoren müssen hinsichtlich ihres Einflusses zur Erbringung
der Prozessleistung überprüft werden. Nach Durchführung der Analyse für alle Haupt-
und Teilprozesse wurde der Input-Faktor Fremdleistungskosten aus der Betrachtung
entfernt. Diese Entscheidung wurde dadurch bestärkt, dass die marginale Bedeutung
der Fremdleistungskosten an den Gesamtkosten für den Beschaffungsbereich in
Krankenhäusern von den Interviewpartnern bestätigt wurde. Zudem wurde mithilfe der
DEA eine Analyse durchgeführt, um den Einfluss einzelner Faktoren auf die
Effizienzwerte bzw. das daraus resultierende Ranking der Betrachtungseinheiten zu
evaluieren. Dafür wird die Betrachtung jeweils ohne einen der Output-Faktoren
durchgeführt. Hat ein Faktor keinen Einfluss auf die Rangfolge, kann er eliminiert
werden (Flinspach, 2011). Für die ausgewählte Betrachtungsebene mussten keine
weiteren Faktoren eliminiert werden. Abbildung 32 zeigt die Übersicht aller auf
Teilprozessebene verwendeten DEA-Modelle der Sortimentsgestaltung nach
Durchführung der qualitativen und quantitativen Modellanalyse auf Ebene der
Hauptprozesse und Teilprozesse. Grundsätzlich ist herauszustellen, dass die einzelnen
Schritte der Systematik, welche die präzise Ausprägung der Analysemodelle
beeinflussen, integrativ aufeinander aufbauen und eng zusammenhängen.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 158
Bevor eine Analyse der Effizienz auf der gewählten Betrachtungsebene durchgeführt
werden kann, müssen die krankenhausspezifischen Daten grundsätzlich bereinigt und
aufbereitet werden. Dabei wurden die Daten der einzelnen Betrachtungsobjekte
systematisch überprüft und einer Plausibilitätsanalyse unterzogen. Das
Ausgangssample (n = 46) bildet die Basis für die weiteren Untersuchungen. Aufgrund
erheblicher struktureller Unterschiede konnten einige Betrachtungseinheiten (3) nicht
für die weitere Betrachtung berücksichtigt werden, da es sich dabei um Spezialkliniken
mit sehr stark fokussiertem Anwendungsgebiet (z. B. reine psychosomatische
Kliniken) bzw. um Angaben zur Verwaltung eines gesamten Krankenhausverbundes
handelt. Zudem mussten Krankenhäuser aus der Betrachtung entfernt werden, die nur
unvollständige Informationen bereitgestellt haben bzw. bereitstellen konnten. Dies
kann zum einen auf die bloße Nichtkenntnis der erfragten Kriterien (1) bzw. veraltete
Steuerungssysteme (3), jedoch ebenso auf die enge Zusammenarbeit mit externen
Dienstleistern oder schlicht unvollständige Daten (1) zurückzuführen sein.
Abschließend müssen Betrachtungseinheiten exkludiert werden, wenn die
Beschaffungsabteilungen über einen eingeschränkten inhaltlichen
Verantwortungsbereich verfügen (5), zum Beispiel im Falle der Beschaffung von
Investitionsgütern über andere Abteilungen. Das finale Sample umfasst somit
insgesamt 33 Kliniken aus Deutschland (14) und der Schweiz (19).
Die zentralen Input-Faktoren setzen sich aus den genannten Kostenpositionen
zusammen, wobei dezidierte Angaben insbesondere hinsichtlich der Personalkosten
möglich waren. Bei den Sachkosten war es jedoch für die Ansprechpartner schwierig,
konkrete Ausprägungen der Werte zu benennen. Mithilfe von konzentrierten
Experteninterviews konnte festgestellt werden, dass ca. 5 % der gesamten
Prozesskosten als Sachkosten angenommen werden können. In Anlehnung an das von
SARKIS (2017, S. 317) vorgeschlagene Vorgehen wurden die Ansprechpartner
hinsichtlich ihres erwarteten Wertes Vm, eines optimistischen Wertes Vo und eines
pessimistischen Wertes Vp befragt:
𝑉𝑒 =𝑉0 + 4𝑉𝑚 + 𝑉𝑝
6
Die fehlenden Daten wurden auf der Basis dieser Berechnung ermittelt und die
Datenbasis vervollständigt. Als Indikator für die Verteilung auf die Haupt- und
Teilprozesse wurde die Verteilung der Personalkosten gewählt. Im Bereich der
Fremdleistungskosten konnten die Interviewpartner klar definieren, ob diese in ihrem
Unternehmen anfallen oder nicht. Daher wurden dort Nullwerte zugelassen. Ebenso
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 159
war die Verteilung der Fremdleistungskosten auf die Hauptprozesse
Sortimentsgestaltung und operative Beschaffung sehr heterogen. An dieser Stelle
wurden die Daten lediglich validiert und keine Korrekturen bzw. Vervollständigungen
auf der Basis weiterer Interviews und Workshops durchgeführt. Es ist hinzuzufügen,
dass die Fremdleistungskosten von den Beschaffungsmanagern nicht einzelnen
Teilprozessen zugeordnet werden konnten. Wenn keine ausdrückliche und präzise
Angabe der Verteilung auf die Hauptprozesse vorlag, wurde eine paritätische
Zuordnung vorgenommen. Einschränkend muss erwähnt werden, dass nicht alle
Beschaffungsmanager in der Lage waren, vollständige Daten bereitzustellen, was zu
unterschiedlich großen Samplegrößen bei der Betrachtung der einzelnen Teilprozesse
führte. Zudem haben die vorgenommenen Schätzungen und manuellen Korrekturen
auf der Basis der Workshops den Nachteil, dass die Ergebnisse der Betrachtung einer
gewissen Unschärfe unterliegen. Da die durchgeführte Betrachtung Daten sowohl
schweizerischer als auch deutscher Krankenhäuser enthält, wurden entsprechende
Korrekturen mit Berücksichtigung des realen Wechselkurses durchgeführt.149
6.6.3 Ergebnisse der Effizienzanalyse
Auf der Basis der durchgeführten Strukturierung der Prozesse und der vorbereitenden
Schritte für die Leistungsanalyse auf Prozessebene sollen im Folgenden die
empirischen Ergebnisse der Effizienzanalyse, die mit der Data Envelopment Analysis
durchgeführt wurde, beispielhaft dargelegt werden. Dabei werden zu Beginn die
Modelle der Hauptprozessebene analysiert und deskriptiv beschrieben. Anschließend
werden die Ergebnisse der Effizienzanalyse und eine Analyse der Effizienzpotenziale
vorgestellt.
6.6.3.1 Deskriptive Statistik der Hauptprozesse und Effizienzanalyse
Der Hauptprozess Sortimentsgestaltung gliedert sich in die drei Bestandteile
Antragsprozess, Lieferantenidentifikation und Verhandlung.150 Dieser Hauptprozess,
der eine strategische Ausrichtung besitzt, umfasst vorrangig die Neubeschaffung
bisher nicht im Sortiment befindlicher Güter. Als Inputs werden die kumulierten, dem
Hauptprozess zurechenbaren Personal- und Sachkosten berücksichtigt. Als Outputs
werden, jeweils separat für Investitions- und Verbrauchsgüter, die Anzahl der
149 Dabei wurde ein Umrechnungskurs von Euro : CHF = 1 : 1,2030 vom 25.11.2014 genutzt sowie der
branchenspezifische Preisniveauindix (2013) berücksichtigt (SIX, 2013). 150 Für eine detaillierte Beschreibung siehe. Kapitel 5.8.2.4 dieser Arbeit.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 160
bearbeiteten Anträge, die Anzahl neuer Lieferanten und die Anzahl der durchgeführten
Verhandlungen zur Etablierung einer Geschäftsbeziehung eingebunden. Dabei wird
mit dem Faktor Anzahl neuer Lieferanten ausdrücklich auf die Aufwendungen für jene
Lieferanten abgestellt, mit denen eine neue Geschäftsbeziehung eingegangen werden
soll, und nicht das Management bestehender Lieferantenbeziehungen adressiert.
Tabelle 4 gibt einen Überblick über die deskriptiven statistischen Daten der im Modell
verwendeten Faktoren.
Sach-
kosten in
EUR
Personal-
kosten in
EUR
Anzahl
Anträge
IG
Anzahl
Anträge
VG
Anzahl
neuer
Lief. IG
Anzahl
neuer
Lief. VG
Anzahl
Verhandl.
IG
Anzahl
Verhandl.
VG
Mittel-
wert 11.413,72 142.440,93 364,45 654,23 4,79 17,02 99,98 80,18
Median 6.296,09 68.500,00 150,00 100,00 2,00 9,32 72,50 50,00
Max 81.271,79 503.548,82 4.000,00 7.500,00 40,20 108,80 300,00 416,00
Min 1.031,60 23.600,00 1,00 5,00 0,01 0,04 0,50 5,00
Stabw. 15.455,38 143.774,14 744,24 1.607,19 9,57 21,39 78,35 99,96
Tabelle 4: Deskriptive Statistik des Hauptprozesses „Sortimentsgestaltung“ (eigene Darstellung)
Der Hauptprozess „operative Beschaffung“ fokussiert auf die Durchführung der
Wiederbeschaffung von bereits im Krankenhaus verwendeten Gütern und hat somit
starken operativen Charakter. Dabei umfasst der Hauptprozess neben dem Teilprozess
Bedarfsentstehung, der aus oben dargelegten Gründen nicht Teil der Betrachtung ist,
die Teilprozesse Bestellung, Bestellkontrolle und Abschluss. Als Inputs finden wie bei
der Sortimentsgestaltung die kumulierten, den Teilprozessen zurechenbaren Personal-
und Sachkosten Berücksichtigung. Als Outputs wurden, jeweils separat für
Investitions- und Verbrauchsgüter, der durchschnittliche Wert der ausgelösten
Bestellung der betrachteten Periode und die Anzahl der erfassten Wareneingänge in
die Analyse einbezogen.151 Tabelle 5 zeigt die deskriptive Statistik der genannten
Faktoren.
Sachkosten
in EUR
Personalkosten
in EUR
Anzahl
Wareneingänge
IG
Anzahl
Wareneingänge
VG
Durchschnittl
Bestellwert
IG in EUR
Durchschnittl
Bestellwert
VG in EUR
Mittelwert 26.468,94 302.777,37 604,94 3.0391,16 26.828,36 2.432,77
Median 14.208,55 197.223,29 175 10.000 13.987,47 1.097,48
Max 170.502,62 1.349.478 7.787 250.000 209.812,01 31.891
Min 2.164,23 27.275,56 10 1.000 1.183,65 251,77
Standabw. 33.249,26 296.862,54 1386,10 54.379,85 38.532,64 5.474,73
Tabelle 5: Deskriptive Statistik des Hauptprozesses „operative Beschaffung" (eigene Darstellung)
151 Als Output des Teilprozesses Bestellung wurde „Wert der durchschnittlichen Bestellung“ ausgewählt, da die
Anzahl der Bestellungen sehr stark (0,922) mit der Anzahl der Wareneingänge der ausgewählten
Gütergruppe korrelierte und damit keine neue Information bereitstellen konnte.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 161
Die Analyse auf der Hauptprozessebene gibt einen übergeordneten Blick auf die
Leistungsfähigkeit des Beschaffungswesens in Krankenhäusern. Für die Analyse der
Effizienz wurde die frei zugängliche Software Efficiency Measurement System (EMS)
eingesetzt.152 Die Validierung der Daten erfolgte mithilfe einer selbst erstellten Excel-
basierten Lösung. Zudem wurde für die gesamte Betrachtung eine Restriktion der
Gewichtungsfaktoren vorgenommen. Dabei muss der Input-Faktor Personalkosten
immer stärker als der Input-Faktor Sachkosten in die Bewertung eingehen. Der
Hauptprozess Sortimentsgestaltung besitzt einen durchschnittlichen Effizienzwert von
0,543 (CRS). Dabei variieren die Effizienzwerte zwischen 0,044 und 1 mit einer
Standardabweichung von 0,349. Insgesamt werden unter der Annahme konstanter
Skalenerträge 8 Krankenhäuser als effizient klassifiziert. Unterstellt man variable
Skalenerträge, hat der Hauptprozess operative Beschaffung einen durchschnittlichen
Effizienzwert von 0,676, wobei die Werte zwischen 0,061 und 1 variieren.
14 Betrachtungseinheiten konnten als effizient deklariert werden. Die
Standardabweichung beträgt 0,342. Die als Quotient zwischen CRS und VRS
errechnete Skaleneffizienz besitzt einen durchschnittlichen Wert von 0,789.153 Für die
ineffizienten Betrachtungsobjekte konnten entsprechende Referenz-DMUs identifiziert
werden. Beispielsweise sind dies für die ineffiziente DMU 26, unter Annahme
konstanter Skalenerträge, die DMU 3, DMU 6 und DMU 30. Die Referenz-DMUs
besitzen eine ähnliche Kombination der Faktoren, setzen diese jedoch effizient ein.
Analog zur Analyse des Hauptprozesses Sortimentsgestaltung wurde auch der
Hauptprozess der operativen Beschaffung analysiert. Dieser zeichnet sich durch einen
durchschnittlichen Effizienzwert von 0,356 (CRS) aus, wobei 3 effiziente DMUs in
der Betrachtung identifiziert werden konnten.154 Eine Analyse der Prozesseffizienz auf
aggregierter Ebene gibt einen ersten Einblick in die Effizienz der einzelnen DMUs.
Tabelle 6 zeigt für den Hauptprozess operative Beschaffung zudem die Effizienzwerte
unter Berücksichtigung einer Kategorisierung. Gerade im Bereich der
Unterstützungsprozesse ist der Standardisierungs- bzw. Automatisierungsgrad ein
relevantes Unterscheidungskriterium, da Verbesserungen häufig mit großen
Aufwänden, z. B. in der IT-Infrastruktur, einhergehen. Auf der Basis der empirischen
Daten wurden daher Kategorien gebildet und entsprechend in das Modell eingesteuert
152 Siehe http://www.holger-scheel.de/ems/; Version 1.3 153 Min. 0,120; Max: 1; Standabw: 0,237. 154 Min (CRS): 0,040; Max (CRS): 1; Standabw. (CRS): 0,276; Min (VRS): 0,045; Max (VRS): 1; Standabw.
(VRS): 0,323.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 162
(Banker & Morey, 1986). Die Kategorisierung erlaubt eine bessere Interpretation der
Effizienzwerte und trägt zu einer präzisen Auswahl der Referenzeinheiten bei (Golany
& Roll, 1989).
Sortimentsgestaltung Operative Beschaffung Operative Beschaffung
DMU CRS VRS CRS VRS CRSK VRSK
1 0,365 0,832 0,080 0,091 0,209 0,227
2 0,361 0,617 0,073 0,134 0,102 0,153
3 1,000 1,000 0,602 0,631 0,856 0,910
4 0,417 1,000 0,201 0,210 0,541 0,600
5 1,000 1,000 0,375 0,397 0,382 0,398
6 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000
7 0,982 1,000 0,281 0,323 0,419 0,432
8 0,266 0,398 0,240 0,316 0,556 0,673
9 0,359 0,442 – – – –
10 0,104 0,223 – – – –
11 1,000 1,000 0,474 0,478 0,865 0,935
12 0,540 1,000 0,085 0,131 0,101 0,148
13 0,322 0,525 0,373 0,397 0,613 0,655
14 0,484 0,929 0,208 0,525 0,301 0,560
15 0,140 0,141 0,204 1,000 0,399 1,000
16 0,273 0,280 0,069 0,093 0,092 0,122
17 0,044 0,065 0,832 1,000 1,000 1,000
18 0,436 1,000 0,290 0,298 0,829 1,000
19 1,000 1,000 0,212 0,262 0,254 0,298
20 1,000 1,000 0,365 0,420 0,395 0,420
21 0,626 0,764 0,255 0,463 0,283 0,492
22 0,980 1,000 0,478 1,000 0,683 1,000
23 0,336 0,343 0,304 0,425 0,361 0,451
24 0,796 0,858 0,255 0,286 0,602 0,655
25 0,055 0,455 1,000 1,000 1,000 1,000
26 0,402 0,554 0,175 0,205 0,269 0,294
27 0,364 0,397 0,099 0,164 0,139 0,168
28 0,136 0,215 0,455 0,466 0,529 1,000
29 1,000 1,000 0,574 1,000 0,714 1,000
30 1,000 1,000 0,364 0,386 1,000 1,000
31 0,057 0,061 0,062 0,097 0,097 1,000
32 0,862 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000
33 0,197 0,198 0,040 0,045 0,109 0,311 Tabelle 6: Übersicht der Effizienzwerte auf Hauptprozessebene und nach Kategorisierung für HP operative Beschaffung
(eigene Darstellung)
Zudem wurde eine Sensitivitätsanalyse zur Überprüfung der Robustheit der Ergebnisse
durchgeführt. Dabei wurde die durchschnittliche Abweichung der Effizienzwerte
berechnet, wobei trotz einer schiefen Verteilung der Messwerte keine DMU
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 163
ausgeschlossen werden musste. Dies ist jedoch insbesondere auf den vorangestellten
Prozess sowie die kritische Analyse der Datenbasis zurückzuführen. Dem
Benchmarking-Gedanken entsprechend ist es von besonderer Bedeutung, dass die
Effizienzwerte zur Identifikation möglicher Verbesserungen auf individueller Ebene
untersucht werden. Zudem ist eine Analyse der Effizienz der einzelnen Teilprozesse
unter Einbeziehung von quantitativen und qualitativen Ausprägungen unumgänglich.
Ziel ist dabei neben der Identifikation der Referenzeinheiten zum einen die Zerlegung
der Ineffizienzen, zum anderen die Ableitung individueller Zielkorridore.
6.6.3.2 Zerlegung der Ineffizienz
Die Ineffizienz kann entsprechend in einzelne Bestandteile zerlegt werden, um
spezifische Stellschrauben zur Generierung von Handlungspunkten zu identifizieren.
Das von GOLANY und ROLL (1989) präsentierte Vorgehen soll hier zur erklärenden
Beschreibung der Ineffizienz genutzt werden. Dabei kann die Ineffizienz in einen Teil
zerlegt werden, der die Leistungsunterschiede zwischen den Benchmarks, im
vorliegenden Fall bezeichnet als Referenzeinheiten, beschreibt. Diese Ineffizienz
referenziert auf die nicht optimale Allokation der zur Leistungserstellung benötigten
Ressourcen und besitzt somit eine sehr starke Kostenfokussierung. Ein weiterer Teil
wird beschrieben als Leistungsdifferenz, erklärt durch die Beachtung von
Skaleneffekten, wobei explizit auf die optimale Prozessgröße referenziert wird. Den
dritten Teil bilden tatsächliche Leistungsdifferenzen, die durch Best Practices bedingt
sind. Die folgende Analyse155 wird anhand von DMU 26 durchgeführt.156 Dabei
handelt es sich um ein Plankrankenhaus mit Regel- und Schwerpunktversorgung. Das
grundsätzlich profitable, öffentliche Allgemeinkrankenhaus im Besitz der Landkreise
stellt über 200 Betten zur Verfügung und verbucht jährlich mehr als 60.000 Fälle. Die
Zerlegung soll beispielhaft am Hauptprozess der operativen Beschaffung vorgestellt
werden. Da der Aufwand in der operativen Beschaffung sehr stark von der Anzahl der
Bestellungen getrieben ist, werden die kumulierten Sach- und Personalkosten je
Bestellung angegeben. Unter Annahme konstanter Skalenerträge besitzt das
betrachtete Krankenhaus einen Effizienzwert (CRS) von 0,175. Der Prozess der
operativen Beschaffung weist demnach ein Effizienzdefizit von 82,5 % auf. Als
Referenzeinheiten für dieses Krankenhaus wurden die DMUs 6, 20 und 23 (VRS)
identifiziert, die den relevanten Teil der Effizienzhülle für die ausgewählte DMU
155 In diesem und im folgenden Kapitel. 156 Eine Übersicht zu den Kostenverläufen der DMUs findet sich in Anhang 7.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 164
aufspannen. Dem betrachteten Hauptprozess von DMU 26 können in der ausgewählten
Betrachtungsperiode kumulierte Personal- und Sachkosten in Höhe von 37,87 Euro
pro Bestellung zugewiesen werden.157 Um den effizienten Rand der Technologie zu
erreichen, müssten diese auf 6,63 Euro pro Bestellung reduziert werden. Folglich
resultiert für die betrachtete DMU eine Effizienzlücke von 31,24 Euro pro Bestellung,
die zur Ableitung geeigneter Maßnahmen erklärt werden soll. Die Data Envelopment
Analysis bietet die Möglichkeit, neben konstanten Skalenerträgen auch variable
Skalenerträge zur Erklärung der (In-)Effizienz heranzuziehen. Im vorliegenden Fall
konnte für die betrachtete DMU ein Effizienzwert unter Annahme variabler
Skalenerträge von 0,205 identifiziert werden. Entsprechend verfügt die DMU über
einen Skaleneffizienzwert von 0,854. Das bedeutet, dass das derzeitig gewählte
Prozessvolumen durchaus Optimierungspotenzial besitzt. Dabei können 5,54 Euro pro
Bestellung durch eine nicht optimale Gestaltung des Prozessvolumens erklärt werden.
Jedoch verbleibt eine erhebliche Ineffizienz, die auf eine nicht optimale
Prozessdurchführung zurückzuführen ist. Der Vollständigkeit halber wurde die
beschriebene DMU ebenso auf das Vorliegen von Input-Slacks untersucht. Diese
konnten weder bei Annahme konstanter noch variabler Skalenerträge identifiziert
werden.
In der Literatur werden weitere Maßnahmen zur Erklärung der Ineffizienz
vorgeschlagen. So können durch eine Partitionierung der Betrachtungsobjekte
Kategorien gebildet werden (Golany & Roll, 1989; Banker & Morey, 1986).158 Diese
werden mithilfe von Faktoren definiert, die als nicht direkt die zugrunde liegende
Input/Output-Relation determinierend deklariert sind. Somit kann durch den Vergleich
von Untergruppen, die unter ähnlichen Rahmenbedingungen agieren, eine bessere
Erklärung der Effizienz erreicht werden. Gerade im Bereich der
Unterstützungsprozesse spielt die prozessuale Standardisierung und Automatisierung
eine hervorgehobene Rolle. Daher werden mithilfe dieser Indikatoren zwei
unterschiedliche Prozesskonfigurationen simuliert. Die unterschiedlichen
Effizienzwerte werden somit durch den Vergleich innerhalb der zugewiesenen
Kategorie erklärt. Im vorliegenden Fall erreicht der betrachtete Hauptprozess innerhalb
157 Eine Darstellung des monetären Effizienzpotenzials erfolgt für den hier betrachteten Fall der operativen
Beschaffung anhand der Kosten pro Bestellung, da die Bestellungen als der zentrale Kostentreiber dieses HP
identifiziert werden konnten. 158 Siehe zur Methodik Banker & Morey (1986); für eine ähnliche Anwendung im Prozessumfeld bspw.
Flinspach (2011).
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 165
der zugewiesenen Kategorie einen Effizienzwert unter Annahme konstanter
Skalenerträge (CRSK) von 0,269. Als neue Referenzeinheiten innerhalb der Kategorie
konnten die DMUs 25 und 30 identifiziert werden. Entsprechend dem ausgewiesenen
Effizienzwert können 11,39 % der identifizierten Ineffizienz durch die Zugehörigkeit
in der definierten Kategorisierung erklärt werden. Eine Reduktion der Ineffizienz kann
somit durch die Anpassung der genannten Faktoren, die die Prozesskonfiguration
bestimmen, erreicht werden. Unter Berücksichtigung variabler Skalenerträge kann
innerhalb der zugewiesenen Kategorie ein Effizienzwert (VRSK) von 0,294 ermittelt
werden. Eine Reduktion der prozessualen Kosten auf 11,13 Euro pro Bestellung kann
ohne die Anpassung der Prozesskonfiguration oder der Prozessoutputmenge realisiert
werden. Durch die Positionierung im Bereich nicht abnehmender Skalenerträge159 lässt
sich eine Kostenreduktion auf 10,19 Euro pro Bestellung durch eine Erhöhung der
Ausbringungsmenge, im vorliegenden Fall des quantitativen Prozessoutputs,
realisieren. Durch das beschriebene Vorgehen können im vorliegenden Fall lediglich
ca. 14,42 % der identifizierten Ineffizienz erklärt werden. Abbildung 33 zeigt die
Partitionierung der Effizienzlücke des Hauptprozesses operative Beschaffung der
Beispiel-DMU 26. Es wird deutlich, dass noch immer der überwiegende Teil der
diagnostizierten Ineffizienz nicht systematisch erklärt werden kann. Diese sogenannte
Best-Practice-Lücke kann mit einer Standard-DEA nicht final beschrieben werden, ist
jedoch gerade aus der Sicht eines praxisorientierten Benchmarking-Ansatzes von
Interesse. Es bedarf damit eines Ansatzes zur Erklärung und Ableitung von
Handlungsempfehlungen sowie konkreten Stellhebeln, der auf die erstellte
Prozessstrukturierung zurückgreift.
159 Nicht abnehmende Skalenerträge bedeuten, dass sich eine Erhöhung der Ausbringungsmenge positiv auf die
Effizienz auswirkt.
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 166
Abbildung 33: Zerlegung der Ineffizienz am Beispiel von DMU 26 (eigene Darstellung)
6.7 Fazit und Zusammenfassung der Prozessleistungsmessung
Nach Darlegung der Eignung der DEA zur Leistungsbeurteilung auf Prozessebene
wurde die grundsätzliche Vorgehensweise der DEA vorgestellt. Zudem wurde eine
methodengestützte Systematik aus bestehenden theoretischen Ansätzen und
Anwendungen entwickelt, inkl. der spezifischen Anpassungen zur Beurteilung der
Leistungsfähigkeit von Unterstützungsprozessen im Krankenhaus. Die Entwicklung
dieses Methodenbestandteils basiert auf der vorangegangenen Prozessstrukturierung,
die insbesondere die Homogenität der in die Betrachtung involvierten Einheiten
sicherstellt. Die vorgestellte Systematik weist engen Bezug zum oben beschriebenen
Benchmarking-Vorgehen auf, da sowohl Benchmarks als auch verbesserungswürdige
Einheiten identifiziert, konkrete Zielsetzungen definiert und Implikationen für die
Ableitung von Handlungsempfehlungen gegeben werden können. Nach der
Bestimmung der Vergleichsobjekte und der Betrachtungsebene wird mithilfe eines
konsistenten Vorgehens die Qualität und zielgerichtete Auswahl der Input- und
Output-Faktoren sichergestellt. Diese sind für die Berechnung des Effizienzrankings
0,706
0,825
0,119
85,6%
3%
11,4%
0,731
DMU 26
Best-Practice -
Lücke Ineffizienz in
Kat. unter CRS
Darlegung der Best-Practice-Lücke
Erklärbarer
Anteil Ineffizienz
0,2940,269
0,175
Ineffizienz
Total
1,000
Zerlegung der Ineffizienz
Effizienzwert in der Kategorie
Effizienzwert unter variablen Skalenerträgen in der Kategorie
Effizienzwert unter konstanten Skalenerträgen
Kostenbedingte Prozessineffizienz
Beschreibung und Anwendung einer Systematik zur effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene 167
von zentraler Bedeutung. Abschließend wird ein individueller Effizienzwert für jede
Betrachtungseinheit in Form einer Spitzenkennzahl berechnet, die eine Aussage
hinsichtlich der Positionierung und des ggf. daraus resultierenden Handlungsbedarfs
enthält. Zudem erfolgt eine systematische Zerlegung der Ineffizienz als erster Schritt
zur Ableitung konkreter Stellhebel für das Management. Durch den systematischen
Aufbau weist jede Stufe des Vorgehens ein konkretes Ergebnis auf und ermöglicht so
die ggf. notwendige Rückkehr zu vorangegangenen Schritten.
Die beschriebene Systematik wurde im Rahmen einer empirischen Studie in 46
deutschen und schweizerischen Krankenhäusern umgesetzt. Die dort erhobenen
prozessbasierten Daten bilden die Grundlage für die Durchführung der
effizienzbasierten Leistungsmessung. Dabei konnte das Vorgehen der individuellen
Zerlegung der Effizienz und Ableitung konkreter Referenzwerte anhand einer
beispielhaft ausgewählten Betrachtungseinheit demonstriert werden. Im untersuchten
Fall hat DMU 26 ein Effizienzpotenzial von 59,8 % (CRS) im Hauptprozess zur
Sortimentsgestaltung, im Hauptprozess der operativen Beschaffung 82,5 % (CRS) und
zeigt so erheblichen Raum für Einsparungen sowie Anknüpfungspunkte für
Entscheidungsträger auf. Daneben konnten konkrete Krankenhäuser als Referenz-
DMUs identifiziert werden, bei denen eine effiziente Ausführung der Prozesse vorliegt
und die geeignete Peers im Sinne des Benchmarking-Vorgehens bilden. Im
analysierten Einzelfall wird deutlich, dass nur ein Teil der Ineffizienz methodisch
anhand der durchgeführten Kategorisierung und durch die Betrachtung
unterschiedlicher Skalenertragsannahmen erklärt werden kann und eine erhebliche
Best-Practice-Lücke zum Benchmark verbleibt. Die Erklärung der identifizierten
Leistungslücke und die Berücksichtigung von strategischen Zielsetzungen des
Managements zur zielgerichteten Ableitung von Referenzwerten bildet die Basis für
das folgende Kapitel.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 168
7 SYSTEMATISCHE ABLEITUNG PROZESSBASIERTER
ZIELWERTE UND HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
Nach der Berechnung der Effizienzwerte besteht die Notwendigkeit, der ermittelten
Ineffizienz mit konkreten Maßnahmen zu begegnen. Entsprechend müssen geeignete
Handlungsempfehlungen abgeleitet und operative Zielsetzungen anhand der
strategischen Zielsetzungen des Managements operationalisiert werden. Zu diesem
Zweck muss eine Verbindung zwischen der erstellten Prozessstrukturierung und den
ermittelten Effizienzwerten hergestellt werden, um insbesondere die Best-Practice-
Effizienzlücke zu erklären und geeignete Handlungen abzuleiten und zu priorisieren.
Im Folgenden sollen die Ansätze am Beispiel eines Teilprozesses dargelegt werden.
Im ersten Schritt erfolgt die Analyse der Teilprozesse zur Identifikation ineffizienter
Einheiten entsprechend dem dargelegten Vorgehen unter Berücksichtigung der
notwendigen Betrachtungsebene. Tabelle 7 zeigt die Ineffizienzen der Teilprozesse
Antrag, Lieferantenidentifikation und Verhandlung, des übergeordneten
Hauptprozesses Sortimentsgestaltung sowie zur Vervollständigung die Werte des
Hauptprozesses operative Beschaffung der DMU 26.
Betrachtungsebene Effizienzwert CRS Effizienzwert VRS
HP operative Beschaffung 0,175 0,205
HP Sortimentsgestaltung 0,402 0,554
TP Antragsprozess 0,243 0,437
TP Lieferantenidentifikation 0,166 0,194
TP Verhandlung 0,308 0,362
Tabelle 7: Übersicht der Effizienzwerte der DMU 26 (eigene Darstellung)
Hinzuzufügen ist, dass die Hauptprozesse wie oben beschrieben lediglich auf die
quantitativen Outputs fokussieren, im Rahmen der Effizienzbetrachtung der
Teilprozesse jedoch sowohl Informationen zur Quantität als auch zur Qualität
Berücksichtigung finden. Die Analyse der Effizienzergebnisse offenbart, dass alle
relevanten Hauptprozesse verhältnismäßig geringe Effizienzwerte zeigen und somit
über ein hohes Effizienzpotenzial verfügen.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 169
7.1 Theoretische Konzeption zur Ableitung zielgerichteter
Benchmarks
Die in Kapitel 6 errechneten Effizienzwerte beschreiben die Leistungsfähigkeit einer
Betrachtungseinheit mit einer Spitzenkennzahl im Vergleich zu allen in die
Betrachtung involvierten Einheiten. Dabei werden im Regelfall, je nach gewählter
Orientierung, gleichmäßige Reduktions- bzw. Steigerungsanforderungen für die
betreffenden Faktoren formuliert, um die DMU auf den effizienten Rand der
Technologie zu befördern.160 Ziel des von STEWART (2010) vorgestellten Vorgehens
ist die Berücksichtigung der DMU-individuellen Zielsetzung des Managements und
die entsprechende Ableitung von differenzierten Zielsetzungen für die einzelnen
Faktoren.
7.1.1 Theoretische Fundierung und Konzeption
Die Data Envelopment Analysis besitzt eine herausragende Eignung zur objektiven
Diagnose und Bewertung der Leistungsfähigkeit von Organisationen oder Prozessen
(Du et al., 2010; Ferrier et al., 2006; Grosskopf & Valdmanis, 1987). Resultat der
beschriebenen Betrachtung ist die Bestimmung eines (äquiproportionalen)
Effizienzwertes sowie die Ableitung von Benchmarks, die entsprechende
Referenzeinheiten repräsentieren, die über eine ähnliche Input/Output-Konfiguration
verfügen (Scheel, 2000). Im Rahmen der Analyse kann die Untersuchung durch die
zielorientierte Auswahl des Settings der eingesteuerten Faktoren hinsichtlich einer
bestimmten strategischen Zielstellung ausgerichtet werden. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass die Ableitung des Handlungsbedarfs sowie geeigneter
Benchmarks und damit verbundener operativer Ziele selbst bei einer dynamischen
Betrachtung über mehrere Perioden auf vergangenheitsorientierten Daten aufbaut.161
Insbesondere aus Sicht des Managements besteht der Bedarf, dass die Prozessziele mit
den übergeordneten bzw. strategischen Zielsetzungen des Unternehmens
übereinstimmen. Die Möglichkeit zur Berücksichtigung übergeordneter Präferenzen
bzw. der Nutzung der DEA in Verbindung mit den Methoden der multikriteriellen
Entscheidungsanalyse (MCDA) wird in der Literatur intensiv diskutiert (Bouyssou,
1999; Stewart, 1996; Joro & Korhonen, 2015). Zudem existiert ganze Reihe von
160 Für eine detaillierte Diskussion der Unterschiede zwischen Target Setting und dem errechneten
äquiproportionalen Effizienzmaß siehe Scheel (2000). 161 Siehe Kap. 3.1.4 dieser Arbeit.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 170
Anwendungen, welche die DEA-Systematik mit Verfahren der MCDA kombinieren
(Jyoti et al., 2008; Joshi et al., 2011). Dabei ist es wichtig zu unterscheiden, dass
multikriterielle Verfahren zukunftsorientiert ausgerichtet und
entscheidungsunterstützend sind sowie Werte und Ziele berücksichtigen und ggf.
gewichten.162 Die DEA stellt in ihrer Reinform eher ein Monitoring- und
Kontrollsystem dar (Cooper, 2005), bei dem ein vergangenheitsbezogener
Benchmarking-Wert den zentralen Output bildet (Allen, 2002; Stewart, 2010). Um
diesem Monitoring- und Diagnoseaspekt eine Planungsseite hinzuzufügen, entwickelt
STEWART (2010) einen Ansatz zur systematischen Berücksichtigung von strategischen
Unternehmenszielen.163 Somit wird ein Verbund geschaffen zwischen den vom
Management gewünschten strategischen Zielwerten und denen, die technisch
erreichbar sind. Diese Informationen werden zu Prozessplanungszwecken im weiteren
methodischen Vorgehen berücksichtigt. Ziele können mit Berücksichtigung der
strategischen Zielsetzung des Unternehmens oder Unternehmensteils für jeden Prozess
individuell festgelegt werden.164 Darüber hinaus ist die Methode nicht nur dazu
geeignet, die zielgerichteten Benchmarks ineffizienter Prozesse zu bestimmen, sondern
eignet sich ebenso zur Berücksichtigung von Zielen für die in der Betrachtungsperiode
effizienten Units im dem Sinne, dass diese näher an die Management-Zielsetzung
heranreichen. Ergebnis des Verfahrens ist eine Bandbreite von Benchmarks, die zum
einen die DMU effizient erscheinen lässt und sich zum anderen an den vom
Management vorgegebenen Zielen orientiert. Zusammengefasst orientiert sich das
entwickelte Verfahren an drei zentralen Prinzipien:
1) Die Benchmarks sollen so nah wie möglich an den Zielsetzungen liegen.
2) Die Benchmarks sollen auf dem effizienten Rand der Technologie liegen.
3) Die Benchmarks sollen so realistisch bleiben, dass sie im Rahmen einer
Budgetperiode erreichbar sind.
Den methodischen Rahmen beschreibt neben der DEA insbesondere der von CHARNES
und COOPER (1961) entwickelte Goal-Programming-Ansatz. Im Rahmen
multikriterieller Entscheidungsverfahren wird in einem ersten Schritt versucht, das
Zielsystem des Entscheidungsträgers zu entwickeln, um es dann zur
162 Der Präferenzstruktur des Entscheiders werden dabei Präferenzwerte zugeordnet. Mithilfe paarweiser
Vergleiche wird eine Ergebnismatrix erstellt, wobei die Alternative mit dem höchsten Präferenzwert
hinsichtlich der Ziele die „beste“ Lösung beschreibt. 163 Der Ansatz von Stewart (2010) bildet die Basis für die nachfolgenden Ausführungen. 164 Die nachfolgenden Berechnungen beruhen auf der Annahme konstanter Skalenerträge.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 171
Entscheidungsfindung heranzuziehen (Laux et al., 2014). Entscheidungsverfahren, die
Referenzpunkte nutzen, haben einen vergleichsweise geringen Bedarf an
Informationen. Das von WIERZBICKI (1980) entwickelte Referenzpunkte-Verfahren
umfasst zwei wesentliche Schritte und bildet die Grundlage für das folgende
Vorgehen. Zunächst werden für jedes Ziel (im vorliegenden Fall Input- und Output-
Faktoren) entsprechende Anspruchsniveaus jeweils in Form eines Referenzpunkts
festgelegt, der häufig nicht realisierbar bzw. nicht effizient ist. Die angestrebten Ziele
können somit außerhalb des effizienten Randes der Technologiemenge liegen. Im
zweiten Schritt erfolgt eine Projektion des Referenzpunktes auf den effizienten Rand
der Technologie durch Minimierung einer entsprechenden Distanzfunktion, d. h., die
Summe der gewichteten Abweichungen wird minimiert (Isermann, 1987). Dabei
beschreibt gik das individuelle Ziel bzw. Anspruchsniveau für den Input i der DMUK,
hrk, entspechend für den Output r der DMUK. Da die Ziele nicht notwendigerweise
erreichbar sind, werden Goal-Programming-typische Abweichungsvariablen eingefügt:
𝑥𝑖𝑘+ − 𝛿𝑖𝑘
𝐼 ≤ 𝑔𝑖𝑘 für 𝑖 = 1, … , 𝑚
𝑦𝑟𝑘+ + 𝛿𝑟𝑘
𝑂 ≥ ℎ𝑟𝑘 für 𝑟 = 1, … , 𝑠
Die Anwendung der beschriebenen Referenzpunktmethode nach WIERZBICKI hat zum
einen den Vorteil, dass immer eine Projektion auf den effizienten Rand erfolgt, auch
wenn der Referenzpunkt bspw. innerhalb des PPS liegt. Zum anderen ist sichergestellt,
dass die bestmögliche Lösung generiert wird und der identifizierte Benchmark
effizient im Sinne der MCDA ist. Das heißt, es gibt keine bessere Lösung, die allen
einbezogenen Kriterien entspricht.165 Der identifizierte Benchmark ist gemäß dem
Vorgehen der Standard-DEA eine lineare Kombination real existierender
Beobachtungen.
Werden für den Referenzpunkt als Ziele die realen Ausprägungen einer bestimmten
DMU gewählt (Input- und Output-Faktoren), so wird im Falle einer vorliegenden
Effizienz die DMU selbst als Benchmark genannt, ansonsten wird eine Projektion auf
den effizienten Rand der Technologie als Benchmark deklariert. Der identifizierte
Punkt bildet eine gute Ausgangslage, aber der errechnete Benchmark ist unabhängig
von den spezifischen Zielen des Managements und berücksichtigt ausschließlich die
vergangene Leistung. Auf der anderen Seite weist die ausschließliche Nutzung der
managementorientierten Ziele keine Beziehung mehr zur eigentlichen Prozessleistung
165 Siehe Kapitel 3.1.4 dieser Arbeit.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 172
der DMU auf, es sei denn, die Ziele sind ggf. von der Bekanntheit der aktuellen
Leistung beeinflusst. Entsprechend wird im Rahmen des vorliegenden Konzepts ein
Referenzpunkt erzeugt, der sowohl die Zielsetzungen als auch die aktuelle
Leistungsfähigkeit des Prozesses berücksichtigt und daher gleichermaßen zielorientiert
und realistisch ist. Der Referenzpunkt ist definiert als 𝑥𝑖𝑘𝑟𝑒𝑓
= 𝛼𝑔𝑖𝑘 + (1 − 𝛼)𝑥𝑖𝑘 für
die Input-Variablen und als 𝑦𝑟𝑘𝑟𝑒𝑓
= 𝛼ℎ𝑟𝑘 + (1 − 𝛼)𝑦𝑟𝑘 für die Output-Variablen,
wobei Alpha einen Wert zwischen 0 und 1 annimmt. Demnach wird durch die
Variation von Alpha eine Bandbreite möglicher Benchmarks generiert, abhängig von
der Gewichtung der Zielsetzung bzw. der aktuellen Leistungsfähigkeit. Wenn 𝛼 = 0
ist, wird ausschließlich die tatsächliche Leistung in die Betrachtung einbezogen, wenn
𝛼 = 1 ist, werden ausschließlich die Zielsetzungen des Managements berücksichtigt
und die momentane Leistungsfähigkeit der DMU bleibt unberücksichtigt. Die
genannten Formulierungen werden zur Ableitung des besten zielorientierten
Benchmarks in ein lineares Optimierungsprogramm unter der Annahme konstanter
Skalenerträge eingebunden:
min ∆ + 휀 [∑ 𝑤𝑖𝑘𝐼 𝛿𝑖𝑘
𝐼 + ∑ 𝑤𝑟𝑘0 𝛿𝑟𝑘
0
𝑠
𝑟=1
𝑚
𝑗=1
]
𝑢. 𝑑. 𝑁. ∑ 𝜆𝑗𝑥𝑖𝑗 −
𝑛
𝑗=1
𝛿𝑖𝑘𝐼 ≤ 𝛼𝑔𝑖𝑘 + (1 − 𝛼)𝑥𝑖𝑘 (𝑖 = 1, … , 𝑚)
∑ 𝜆𝑗𝑦𝑟𝑗 −
𝑛
𝑗=1
𝛿𝑟𝑘0 ≥ 𝛼ℎ𝑟𝑘 + (1 − 𝛼)𝑦𝑟𝑘 (𝑟 = 1, … , 𝑠)
∆ − 𝑤𝑖𝑘𝐼 𝛿𝑖𝑘
𝐼 ≥ 0 (𝑖 = 1, … , 𝑚)
∆ − 𝑤𝑟𝑘0 𝛿𝑟𝑘
0 ≥ 0 (𝑟 = 1, … , 𝑠)
𝜆𝑗 ≥ 0 (𝑗 = 1, … , 𝑛)
Dabei ist ∆, 𝛿𝑖𝑘𝐼 (für 𝑖 = 1, … , 𝑚) und 𝛿𝑟𝑘
0 (für 𝑟 = 1, … , 𝑠) unbeschränkt hinsichtlich des
Vorzeichens. Die Operatoren 𝑤𝑖𝑘𝐼 und 𝑤𝑟𝑘
0 beschreiben Gewichtungsfaktoren, die dann
von Relevanz sind, wenn die Inputs nicht gleich skaliert sind, sondern bspw. normiert
auf ein definiertes Maximum. Gerade bei ineffizienten Prozessen ist es von besonderer
Bedeutung, dass die einzuleitenden Maßnahmen mit den übergeordneten Zielen in
Übereinstimmung sind. Aufbauend auf den auf der Basis der Prozessstrukturierung
generierten Messmodellen und den somit ermittelten Effizienzwerten werden die
Faktorenausprägungen auf ein Maximum von 100 normiert. Entsprechend dem
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 173
Vorgehen von STEWART (2010) ist Alpha in 0,25-Schritten aufgeführt und es wird eine
Bandbreite möglicher Benchmarks generiert, um die betrachtete DMU effizient
erscheinen zu lassen.
7.1.2 Anwendung des Konzepts zur Ableitung zielgerichteter Benchmarks auf
der gewählten Analyseebene
Eingangs wurde der Hauptprozess Sortimentsgestaltung der DMU 26, inkl. der
Teilprozesse und deren Effizienzwerten, exemplarisch beschrieben. Dabei wurde
Potenzial zur Effizienzsteigerung identifiziert. Beispielsweise wird dem Teilprozess
Verhandlung ein Effizienzwert von 0,308 unter Annahme konstanter
Skalenbedingungen bei inputorientierter Betrachtung zugewiesen. Ziel des Vorgehens
ist es, auf der gewählten Analyseebene des Hauptprozesses konkrete Benchmarks
abzuleiten, mit denen die DMU den effizienten Rand der Technologiemenge erreicht.
Neben den Effizienzwerten des Teilprozesses müssen vom Management
entsprechende Ziele je Faktor definiert werden.
Variable
Personal-
kosten in
EUR
Sach-
kosten in
EUR
Anzahl
Anträge
IG
Anzahl
Anträge
VG
Anzahl
neuer
Lief. IG
Anzahl
neuer
Lief. VG
Anzahl
Verhandl
IG
Anzahl
Verhandl.
VG
Normierte
Werte 18,06 100 5,63 1 20 1,20 7,46 2,76
Zielsetzung –25 % –20 % +5 % +10 % +5 % +10 % +5 % +10 %
Tabelle 8: Übersicht der faktorspezifischen Zielsetzungen aus Sicht des Managements (eigene Darstellung)
Im vorliegenden Fall wird bei Existenz erheblicher Effizienzpotenziale für die Input-
Faktoren eine entscheidende Reduktion angestrebt. Für die Ausprägung der
Outputfaktoren wird eine moderate Verbesserung avisiert. Tabelle 8 zeigt die
normierten Werte der aktuellen Performance und die prozentualen faktorindividuellen
Zielsetzungen. Weiterhin sind in Abhängigkeit vom gewählten Alpha die Benchmarks
aufgezeigt, um die Ineffizienz der DMU zu beheben. In Tabelle 9 sind zum einen die
Zielwerte, zum anderen die Benchmarks aufgeführt, um die DMU auf den effizienten
Rand der Technologie zu befördern.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 174
Faktor Personal-
kosten in
EUR
Sach-
kosten
in EUR
Anzahl
Anträge
IG
Anzahl
Anträge
VG
Anzahl
neuer
Lief. IG
Anzahl
neuer
Lief. VG
Anzahl
Verhandl.
IG
Anzahl
Verhandl.
VG
Ausprägung Input Input Output Output Output Output Output Output
Ziel 13,54 80 5,91 1,1 21 1,32 7,84 3,03
Zielgerichtete Benchmarks für unterschiedliche α:
α: 1,00 9,09 36,76 1,39 5,61 25,50 36,33 12,34 24,67
α: 0,75 10,23 42,09 1,34 5,56 25,24 36,86 12,23 27,33
α: 0,50 11,38 47,42 1,29 5,52 24,97 37,40 12,11 30,00
α: 0,25 12,53 52,75 1,24 5,48 24,70 37,93 12,00 32,66
α: 0,00 13,68 58,08 1,19 5,43 24,43 38,47 11,89 35,33
Tabelle 9: Ergebnisübersicht der zielgerichteten Benchmarks (normiert)(eigene Darstellung)
Im konkreten Anwendungsfall wird deutlich, dass die faktorspezifischen Benchmarks
teilweise sehr stark in Abhängigkeit vom gewählten Alpha variieren und die
Benchmarks entsprechend in einer großen Bandbreite liegen. Dabei muss
berücksichtigt werden, dass aufgrund der diagnostizierten deutlichen Ineffizienz die
notwendigen Veränderungen grundsätzlich vergleichsweise umfangreich ausfallen. In
Abhängigkeit von den vom Management gewählten Zielsetzungen, die im
vorliegenden Fall die erhebliche Reduktion der Kostenpositionen vorsehen, können die
Benchmarks generiert werden. Dabei wird deutlich, dass insbesondere die Sachkosten
um mindestens 42 % reduziert werden müssen, um auf den effizienten Rand der
Technologiemenge zu gelangen. Darüber hinaus sind relevante Veränderungen
hinsichtlich der Anzahl der neuen Lieferanten (VG) und damit einhergehend der
Anzahl der Verhandlungen (VG) nötig. Jedoch muss die Ableitung konkreter
Handlungsempfehlungen stets in Abhängigkeit von der gewählten strategischen
Ausrichtung des Betrachtungsobjekts bzw. der betrachteten Funktion erfolgen.
Aufgrund der vergleichsweise hohen diagnostizierten Ineffizienz weisen die
(effizienten) Benchmarks mit Berücksichtigung der strategischen Zielsetzung teilweise
eine erhebliche Differenz zur aktuellen Performance auf und erfordern daher
weitreichende Maßnahmen zur Reduktion der Ineffizienz.166 Hinzuzufügen ist, dass
die Methode nicht nur für ineffiziente DMUs angewendet werden kann. Im
vorliegenden Fall einer ineffizienten Einheit werden bei der Wahl von Alpha = 0 jene
faktorindividuellen Benchmarks ausgewiesen, ohne dass die Zielsetzung des
166 Zur Ableitung der operativen Zielwerte muss die zuvor durchgeführte Normierung der ermittelten
zielgerichteten Benchmarks beachtet werden.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 175
Managements berücksichtigt wird. Bei einer stärkeren Gewichtung der strategischen
Zielsetzungen variieren diese Werte entsprechend.
Als Ergebnis der Methode werden dem Anwender neben der grundsätzlichen Aussage
zur Veränderung der Input-Faktoren konkrete Benchmarks für die individuellen
Faktoren bereitgestellt, um den Prozess hinsichtlich der übergeordneten Zielsetzungen
zu steuern. Nebenergebnis der Betrachtung ist, dass entsprechende Maßnahmen zur
Optimierung oder grundsätzlichen Restrukturierung unter Berücksichtigung der
operativen Leistungsstärke des Prozesses abgeleitet werden können.
7.2 Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen unter
Berücksichtigung der Prozessstrukturierung
Die Effizienzanalyse und die Ableitung zielgerichteter Benchmarks liefern eine
geeignete Basis zur Ableitung von Prozessoptimierungs- bzw.
Restrukturierungsvorhaben. Insbesondere die Zusammenführung der
multidimensionalen Prozessleistungsmessung mit der entwickelten Prozessstruktur
und den dort erhobenen Prozessstrukturvariablen besitzt das Potenzial, spezifische
Handlungsempfehlungen für die einzelne DMU abzuleiten. Dabei erfolgt eine
Zusammenführung des strikt analytischen Ansatzes der Data Envelopment Analysis
und einer individualisierten Betrachtung der strukturellen Rahmenbedingungen.
7.2.1 Zusammenführung der Effizienzwerte und der Prozessstrukturierung zur
Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen auf Prozessebene
Eine wichtige Zielstellung des Benchmarking-Ansatzes ist neben der Identifikation
geeigneter Benchmarkingpartner und der Bestimmung der individuellen
Positionierung insbesondere die Erklärung der Best Practices der führenden
Unternehmen und die entsprechende Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen.
Die dargelegten Referenzprozessmodelle liefern die Basis für die Konstruktion des
Effizienz-Messmodells und sind somit valide Grundlage für die Durchführung der
Leistungsmessung. Zudem konnten mithilfe der Data Envelopment Analysis
Effizienzwerte unter der Annahme konstanter und variabler Skalenerträge sowie unter
Beachtung der strukturellen Kategorisierung der Betrachtungsobjekte ermittelt
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 176
werden.167 Darüber hinaus liefert die DEA Informationen über reale Referenzeinheiten
des ausgewählten Betrachtungsobjekts. Jedoch verbleiben je nach Betrachtungsfall
unterschiedlich dimensionierte unerklärbare Teile der Ineffizienz, die auf Best
Practices zurückzuführen sind. Insbesondere die Identifikation dieser Best Practices
liefert einen Beitrag zu überdurchschnittlicher prozessualer Leistung. Daher besteht
der Bedarf, diese Best Practices systematisch hinsichtlich ihrer strukturellen
Eigenschaften und Besonderheiten zu analysieren. Im Rahmen der Herstellung der
Prozessstruktur sind nicht nur aktivitätenfokussierte Leistungsfaktoren berücksichtigt,
sondern systematisch jene Merkmale dokumentiert, die Einfluss auf die
Leistungserbringung in den Prozessen haben. In Kap. 5.8.2.3 dieser Arbeit wurden
dafür fünf Bewertungsdimensionen definiert, denen jeweils detaillierte Kriterien
zugeordnet sind. Im Vergleich mit weiteren Krankenhäusern und insbesondere den als
Referenzobjekten identifizierten Betrachtungseinheiten sollen so strukturelle
Unterschiede identifiziert werden. Zentrale Ergebnisse des Vorgehens sind:
die Identifikation von individuellem Verbesserungsbedarf aufgrund der Analyse
der Kriterienausprägungen je Strukturdimension,
die Herstellung von Strukturtransparenz hinsichtlich der Vergleichsgruppe und
der individuell zugewiesenen Referenzeinheiten,
die Priorisierung von Maßnahmen aufgrund der absoluten Entfernung der
eigenen Leistung zum Benchmark und der prozessindividuellen Kostenposition.
Die Ausführung der Prozesse ist nicht nur von der Ressourcenausstattung abhängig,
sondern wird in erheblichem Maß von moderierenden Faktoren beeinflusst. Dabei
können qualitative Moderatoren, wie z. B. die Qualität und Vollständigkeit von
Produktinformationen bei Bestellvorgängen medizinischer Güter oder der Einfluss des
medizinischen Personals auf betriebswirtschaftliche Entscheidungen einen
wesentlichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Prozesse ausüben. Zudem ist die
Effizienz der Leistungserbringung in indirekten Bereichen von Krankenhäusern in
hohem Maße durch den Entwicklungs- und Implementierungsstand der IKT-Systeme
beeinflusst. Dabei spielt die IT-Einbindung sowohl unternehmensintern als auch
unternehmensübergreifend eine zentrale Rolle. Ein unterdurchschnittlicher
Entwicklungsstand, insbesondere hinsichtlich der Automatisierung von Prozessen und
167 Schwegmann und Laske (2012) weisen darauf hin, dass die mangelnde Vergleichbarkeit von Kennzahlen
aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen (siehe Kap. 5 dieser Arbeit) bei der Interpretation der
Kennzahlen und der darauf basierenden Ableitung konkreter Maßnahmen berücksichtigt werden müssen.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 177
der Einbindung in IKT-Netzwerke, kann die Prozesseffizienz erheblich beeinflussen.
Darüber hinaus ist die Ausführung von Prozessen und damit verbundenen
Entscheidungen organisationsspezifisch häufig von formalen Rahmenbedingungen und
Vorgaben abhängig. Die so verkörperte Unternehmenskultur kann entscheidenden
Einfluss auf die Ausführung von Prozessen und somit auf die Leitungsfähigkeit ganzer
funktionaler Einheiten ausüben. Oben wurde bereits ausgeführt, dass die Ausführung
der Unterstützungsprozesse im Krankenhaus in erheblichem Maß durch
funktionsbereichsexterne Mitarbeiter determiniert wird. Dabei kann einerseits direkter
Einfluss durch Eingreifen in die Prozessausführung (operativ) ausgeübt werden,
andererseits kann die Prozessausführung mithilfe der systematischen Beeinflussung
von Zielsetzungen und Entscheidungskriterien (strategisch) beeinflusst werden. Der
Einfluss gerade des medizinischen Fachpersonals wird im Rahmen der Betrachtung
explizit berücksichtigt. Die Dimensionen Komplexität der Ausführung,
Informationsverfügbarkeit, Unterstützung durch IKT, Formvorschriften und
Mitarbeiterspezifika bilden den Analyserahmen zur Beschreibung der
dimensionsspezifischen Kriterien. Die erhobenen Daten basieren auf den qualitativen
Informationen, erhoben im Rahmen der Interviews zur Datenerhebung zum
Leistungsbenchmarking. Dabei ist zu erwähnen, dass die qualitativen Einschätzungen
der Manager oder Verantwortungsträger zur eigenen Organisation subjektiv sind und
entsprechenden Verzerrungen unterliegen, was zu Validitätsproblemen und
Manipulationsspielräumen führt (Hammerschmidt, 2006).168 Zudem muss darauf
hingewiesen werden, dass die Maßnahmen häufig erst im Verbund zu den
gewünschten Effekten führen und es sich bei den generierten Handlungsempfehlungen
um Beispiele handelt, die im Anwendungsfall jeweils weiter konkretisiert werden
müssten.169 Die Auswertung erfolgt anhand des eingangs beschriebenen
Krankenhauses (DMU 26). Tabelle 10 zeigt einen beispielhaften Ausschnitt für die
Dimension „Komplexität der Leistungserbringung“.170 Durch die Systematisierung
168 Die Standardversion der DEA fokussiert auf quantitative Angaben, da sich die Interpretation unscharfer
Größen im Rahmen der zugrunde liegenden methodischen Überlegungen als schwierig erweist. Jedoch
existieren entsprechende Anwendungen, bspw. Cook (2011); Saati et al. (2013) und Despotis und Smirlis
(2002). Donthu et al. (2005) verwenden im Rahmen ihrer Betrachtung qualitativ anmutende Messgrößen wie
bspw. Managementerfahrung, die jedoch durch konkrete Zahlen operationalisiert werden (in dem Fall durch
Jahre an Berufserfahrung). 169 Die Gesamtliste potenzieller Handlungsempfehlungen wurde im Rahmen eines Spezialistenworkshops
(11.03.–12.03.2015) erhoben. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass insbesondere Best Practices, die in
anderen Industrien identifiziert werden können, hohes Potenzial für innovative Ansatzpunkte liefern. 170 Ein Überblick zu den Ergebnissen und möglichen Handlungsfeldern der weiteren Dimensionen findet sich in
Anhang 6.
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 178
wird eine systematische Identifikation von Bereichen mit besonderem
Entwicklungspotenzial ermöglicht. Dabei werden neben dem eigenen Wert, der in
Abhängigkeit von der Ausprägung mit einer grünen (überdurchschnittlich), grauen
(neutral) oder roten (unterdurchschnittlich) dreieckigen Markierung versehen ist, die
minimalen und maximalen Ausprägungen der betrachteten Variable dargestellt.
Zudem wird sowohl der Median (senkrechter Strich) als auch der Mittelwert (Quadrat)
des Gesamtsamples vermerkt. Die grau markierte Fläche kennzeichnet dabei die
mittleren 50 % der beobachteten Werte.
Dimen
sion Kriterium 171
Handlungs-
bedarf Handlungsempfehlung
Ko
mp
lex
ität
der
Lei
stu
ng
serb
rin
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ng
An
zah
l
Pro
zess
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ritt
e*
Jobrotation zur Sicherstellung der Kenntnis der gesamten
Beschaffungsprozesses
Initiierung eines regelmäßigen Austauschs, z. B. in Form
eines „KVP-Marktplatzes“
Etablierung von Notfallplänen und Freiraum, um aus
definierten Soll-Prozessen auszubrechen, falls nötig
Einrichtung von Online-Katalogen (insb. für
Verbrauchsgüter) und eines Wikis
An
zah
l M
edie
nb
rüch
e*
Etablierung eines einheitlichen IT-Systems
Reduktion und Harmonisierung der Schnittstellen
Ganzheitliche Betrachtung der Anforderungen und
Spezifika auf Kunden- und Lieferantenseite von Beginn
an
Vermeidung manueller Workarounds und papierbasierter
Tätigkeiten, z. B. Bestellungen
Bea
rbei
terw
ech
sel*
Entwicklung und Implementierung einer übergeordneten
Prozess-Guideline
Jobenrichment
Spezifische Kompetenzentwicklung und Qualifikation zur
Übernahme von verantwortungsvollen Tätigkeiten
Zuweisung von Verantwortung sowie Erweiterung der
Befugnisse/Befähigungen
Tabelle 10: Überblick beispielhafter Handlungsempfehlungen je Dimension (eigene Darstellung)
Da die Beurteilung der individuellen Kriterien hauptprozessbezogen erfolgte, werden
die Einschätzungen auf die jeweils zuzuordnenden Teilprozesse übertragen.
Insbesondere bei sehr ineffizienten Prozessabläufen kann eine komplette
Restrukturierung statt einer schrittweisen Prozessoptimierung sinnvoll sein. Zudem
besteht für einzelne Prozesse die Möglichkeit, sie auszulagern und die Leistung mit
definierten Anforderungen von Dritten erbringen zu lassen.
171 Bei mit * gekennzeichneten Kriterien besteht ein negativer Zusammenhang zwischen den Skalenwerten und
deren Aussage/Interpretation (je höher, desto schlechter).
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 179
7.2.2 Ableitung eines Prozesseffizienz-Portfolios zur Maßnahmenpriorisierung
Die oben vorgestellte systematische Verbindung zwischen der Prozessstrukturierung,
zum einen in Form der Prozessmodelle, zum anderen in Form der
Prozessstrukturvariablen, und der DEA-basierten Leistungsmessung zeigt den
möglichen Mehrwert eines integrativen Benchmarkingkonzepts auf. Aus Management-
Perspektive ist es darüber hinaus wünschenswert, dass die verbesserungswürdigen
Prozesse und damit verbundene Maßnahmen priorisiert werden. Da insbesondere im
Unterstützungsbereich die strategische Option des Outsourcings bzw. Offshorings von
hoher Bedeutung ist, müssen entsprechende (Make-or-buy-)Entscheidungen getroffen
werden (Mahmoodzadeh et al., 2009; Walker & Weber, 1984). Das vorliegende
Konzept zum Prozessbenchmarking liefert die transparente Grundlage, um die eigenen
Leistungserstellungsprozesse zu beurteilen und entsprechend zu verbessern.
Insbesondere die Identifikation vergleichsweise leicht zu erreichender Verbesserungen
ist aus umsetzungsorientierter Perspektive von hoher Relevanz. Dabei wird sowohl die
Ausprägung der Prozessstrukturen als auch das Effizienzpotenzial des betreffenden
Krankenhauses analysiert und in einem Prozesseffizienzportfolio für die analysierten
Prozesse zusammengefasst. Die daraus abzuleitende Priorisierung der Maßnahmen
hilft den Krankenhäusern, die Ressourcen in jene Maßnahmen zu investieren, die auf
Basis des gegenwärtigen Kenntnisstandes die höchste Rendite bieten.
Zur Priorisierung der Maßnahmen wurde ein Prozesseffizienz-Portfolio entwickelt, das
eine mehrdimensionale Abbildung der einzelnen Teilprozesse möglich macht. Auf der
y-Achse wird zu diesem Zweck das mithilfe der DEA identifizierte Effizienzpotenzial
abgebildet. Auf der x-Achse ist die Wahrscheinlichkeit einer Umsetzung abgetragen.
Diese resultiert aus den diagnostizierten strukturellen Besonderheiten des
Betrachtungsobjekts im Vergleich zur Peergroup. Dabei wird anhand eines
systematischen Vorgehens sowohl unter Betrachtung der Anzahl notweniger
Anpassungen als auch der erhobenen faktorspezifischen Ausprägung der
Veränderungsbedarf quantifiziert. Abschließend bildet die Fläche des Kreises die
strategische Wichtigkeit der Maßnahmen ab, wobei insbesondere auf die
Ausprägungen der Kostenstrukturen abgestellt wird. Mit dem in Abbildung 34
exemplarisch für DMU 26 dargestellten Portfolio wird eine systematische
Operationalisierung der verschiedenen Ergebnisse bereitgestellt, die insbesondere in
Kombination mit der in Kap. 7.2.1 dieser Arbeit dargelegten operativen Analyse der
Systematische Ableitung prozessbasierter Zielwerte und Handlungsempfehlungen 180
Strukturen der Leistungserbringung eine valide Grundlage zum Ergreifen geeigneter
Maßnahmen bildet.
Abbildung 34: Prozesseffizienz-Portfolio für DMU 26 (eigene Darstellung)
Eine zusammenfassende Darlegung der Leistungsspezifika, Referenzeinheiten,
zielgerichteter Benchmarks und klarer Handlungsempfehlungen ermöglicht den
Entscheidungsträgern der Krankenhäuser auch innerhalb des wettbewerbsintensiven
Marktumfeldes, Verbesserungen zu identifizieren und umzusetzen. Die Priorisierung
und die Möglichkeit zur überblicksartigen Identifikation von Leistungspotenzialen
liefert einen wichtigen Beitrag zur Implementierung des etablierten
Benchmarkingkonzepts und stellt den Entscheidungsträgern eine transparente
Grundlage für die Ableitung und Priorisierung geeigneter Maßnahmen zur Verfügung,
um überdurchschnittliche prozessuale Leistungen erreichen zu können.
Fazit 181
8 FAZIT
Zu Beginn werden die zentralen Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst.
Anschließend erfolgt die kritische Würdigung des konzeptionellen Teils im Hinblick
auf methodische und anwendungsspezifische Aspekte. Nach einer Erörterung der
Limitationen der Arbeit wird weiterer Forschungsbedarf skizziert und ein Ausblick auf
zukünftige Entwicklungen bereitgestellt.
8.1 Ergebnisse und eigene Innovationsbeiträge
Zielstellung der Arbeit war die Konstruktion und Ausgestaltung einer systematischen
und zielgerichteten Methode zum prozessbasierten Benchmarking von
Unterstützungsprozessen im Krankenhaus. Dabei dient die Effizienz der
Prozessausführung als zentrales Entscheidungskriterium, während das
Prozessmanagement die Handhabung der auftretenden Komplexität und eine
durchgängige prozessbasierte Struktur sicherstellen muss. Das etablierte
Benchmarking-Vorgehen bildet den Bezugsrahmen, in dem eine geeignete Methode
entwickelt und auf Unterstützungsprozesse im Krankenhaus angewendet wurde.
Besonders durch die erreichte Transparenz werden unternehmerische Entscheidungen
in systematischer Weise unterstützt. Dabei ist die Berücksichtigung
multidimensionaler Kriterien sowohl für unterschiedliche Zielsetzungen bei der
Leistungsbetrachtung als auch im Rahmen der konstruierten Prozessstruktur
hervorzuheben. Die Innovationsbeiträge der vorliegenden Arbeit lassen sich drei
Kategorien zuordnen. Zum Ersten wurde eine strukturierte Aufarbeitung der Literatur
zur Identifikation des Status quo sowie zur Ableitung konkreter
Methodenanforderungen vorgelegt. Zum Zweiten erfolgte eine konzeptionelle und
methodische Weiterentwicklung des Benchmarking-Vorgehens mit Fokussierung auf
den gewählten Betrachtungsbereich. Dritter zentraler Innovationsbeitrag ist die
Anwendung und Validierung der erstellten Methode mithilfe empirischer Daten von
Krankenhäusern aus Deutschland und der Schweiz.
Mit dem Ziel, die theoretische Forschungslücke zu identifizieren, wurde im Rahmen
der Arbeit nach differenzierter Darstellung des Untersuchungsbereichs ein
systematischer Literaturüberblick zur Darlegung des aktuellen wissenschaftlichen
Standes im Bereich der Schnittstelle zwischen Prozessmanagement, Benchmarking
und der Data Envelopment Analysis erarbeitet. Die damit einhergehende
Fazit 182
Strukturierung des Untersuchungsgebietes liefert einen essenziellen Beitrag zur
Beschreibung der Problemstellung, sowohl aus methodischer als auch aus
anwendungsorientierter Sicht, und bestimmt den Rahmen für die Definition und
Systematisierung der Anforderungen an die zu entwickelnde Methode. Dabei wird
insbesondere die Bedeutung der Betrachtung aller Stakeholder und die Möglichkeit der
Berücksichtigung unterschiedlich dimensionierter Kriterien betont.
Das zentrale konzeptionelle Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist die Beschreibung
einer systematischen Methode, die in Handlungsanleitungen zum prozessbasierten
Benchmarking von Unterstützungsprozessen im Krankenhaus überführt wird. Dabei
werden die Strukturierung des Prozessumfeldes und die effizienzbasierte
Leistungsmessung als Kernbestandteile unterschieden. Bei der Strukturierung des
Prozessumfeldes wird ein Vorgehensmodell zur Strukturierung des
Betrachtungsbereichs als Grundlage für ein Benchmarking der Leistung konzipiert.
Dabei konnten ein Klassifikationsraster sowie strukturelle Variablen für eine
Clusterung der Krankenhäuser entwickelt werden mit dem Ziel der Spezifikation und
Beschreibung des Analyseziels und -objekts. Zur Herstellung von größtmöglicher
Transparenz wird ein Anforderungskatalog für die Auswahl einer geeigneten
Modellierungssprache zur Abbildung der (Referenz-)Prozessmodelle entwickelt. Die
Konstruktion des übergeordneten methodischen Rahmens für die Erstellung der
Referenzmodelle sowie die Entwicklung einer zielspezifischen Systematisierung zur
Darstellung der prozessstrukturierenden Faktoren sind ein weiterer konzeptionell-
innovativer Bestandteil der vorliegenden Arbeit. Bei der effizienzbasierten
Leistungsmessung erfolgt vorrangig die Darstellung einer DEA-gestützten Systematik
in Form einer detaillierten Beschreibung der einzelnen Schritte zur Durchführung einer
Prozessleistungsanalyse. Dabei können sowohl verbesserungswürdige Einheiten als
auch individuelle Benchmarks identifiziert werden, die die Grundlage für die
Ableitung konkreter Referenzwerte und für die Ableitung von
Handlungsempfehlungen bilden. Im Anschluss an die Bestimmung der
Vergleichsobjekte und die Auswahl der Betrachtungsebene wird mithilfe eines
konsistenten Vorgehens die zielgerichtete Auswahl der Input- und Output-Faktoren
sichergestellt, welche für die Aufstellung der Messmodelle und die daraus
resultierende Berechnung des Effizienzindex erfolgskritisch sind. Die Berechnung der
individuellen prozessbasierten Effizienzwerte für jede Betrachtungseinheit mündet in
die Bestimmung einer übergeordneten Spitzenkennzahl. Diese gibt Auskunft über die
DMU-spezifische Positionierung der Leistungsfähigkeit und enthält Aussagen zum
Fazit 183
ggf. daraus resultierenden Handlungsbedarf. Für ineffiziente Einheiten erfolgt die
systematische Zerlegung der Ineffizienz als Basis für die Ableitung konkreter
Stellhebel. Die abschließende Zusammenführung der Ergebnisse der beiden
Kernbestandteile ermöglicht die Identifikation konkreter Handlungsbereiche und
Maßnahmen. Dabei wird ein Vorschlag zur Priorisierung des Handlungsbedarfs zur
Verfügung gestellt.
Den dritten Bereich bilden die empirischen Anwendungen der einzelnen Teilbereiche
der entwickelten Methode. Bei der Strukturierung des Prozessumfeldes wurde zum
einen eine Prozesslandkarte für den gesamten Unterstützungsbereich im Krankenhaus
generiert. Darüber hinaus wurde ein vollständiges Referenzmodell am Beispiel der
Beschaffung im Krankenhaus erstellt und als valide Grundlage für die nachfolgenden
empirischen Schritte definiert. Die Erstellung der Prozesslandkarte sowie des
Referenzmodells basiert auf 29 Experteninterviews mit Managern deutscher und
schweizerischer Krankenhäuser und bildet so eine valide Grundlage für die
Bestimmung der prozessbasierten Input- und Output-Faktoren, die in ein Messmodell
überführt werden. Daneben bietet das Referenzmodell die Grundlage für eine
zielgerichtete Gestaltung der Prozessabläufe. Die verwendete Modellierungssprache
Business Process Model and Notation 2.0 erlaubt dabei eine transparente Darstellung
der beteiligten Stakeholder und bietet so das Potenzial, differenzierte
Prozesskonfigurationen abzuleiten und auf das eigene Unternehmen zu übertragen. Im
Rahmen der effizienzbasierten Leistungsmessung auf Prozessebene konnte die DEA-
basierte Betrachtung im Beschaffungsbereich von Krankenhäusern aus Deutschland
und der Schweiz durchgeführt und entsprechende Benchmarks abgeleitet werden.
Dazu wurden 46 Krankenhäuser aus Deutschland und der Schweiz als Teilnehmer des
prozessbasierten Benchmarkings gewonnen. Die kaufmännischen Ansprechpartner
stellten im Rahmen von semistrukturierten Interviews neben detaillierten Angaben zu
den prozessbasierten Leistungsfaktoren konkrete Informationen hinsichtlich der
Variablen bereit, die die Prozessleistung determinieren. Die individuelle Analyse der
DMU-Ineffizienz, im vorliegenden Fall 82,5 % des Hauptprozesses operative
Beschaffung unter der Annahme konstanter Skalenerträge, wurde am Beispiel einer
ausgewählten DMU durchgeführt. Dabei erfolgte eine transparente Zerlegung der
Ineffizienz, die ein erhebliches Potenzial hinsichtlich der Durchführung der Prozesse
offenbarte. Durch Kenntnis der einzelnen Kostenpositionen können so präzise
monetäre Verbesserungspotenziale aufgezeigt werden. Die geschaffene prozessuale
Transparenz bietet eine valide Basis für Entscheidungsträger zur Ableitung konkreter
Fazit 184
Maßnahmen. Die Zusammenführung der Prozessstrukturierung und der
Leistungsmessung mithilfe der Data Envelopment Analysis stellt den Versuch der
systematischen Erklärung der Ineffizienz dar und zeigt mithilfe der prozessbasierten
Effizienzwerte sowie der prozessdeterminierenden Variablen geeignete Stellhebel und
Ansatzpunkte zur Steigerung der Effizienz auf. Dabei werden über die Effizienzwerte
hinaus die prozessdeterminierenden Faktoren im Vergleich zum Wettbewerb analysiert
und ein umfangreiches Bild der Leistungsfähigkeit gezeichnet. Eine vorgeschlagene
Priorisierung der Maßnahmen auf der Basis eines DMU-spezifischen Prozesseffizienz-
Portfolios bildet eine Entscheidungsgrundlage für strategische Entscheidungen. Die
empirische, erstmals auf Prozessebene durchgeführte Umsetzung eines bestehenden
methodischen Ansatzes zur Einbeziehung von Managementzielen für die Ableitung
geeigneter Benchmarks ergänzt den vorgestellten Ansatz um einen zukunftsgerichteten
Aspekt. Dabei konnten im Rahmen der Betrachtung der genannten DMU exemplarisch
prozessbasierte Referenzwerte mit Berücksichtigung der individuellen Zielwerte
ermittelt werden.
Im Sinne eines integrierten Prozessmanagements wird damit die gesamte Bandbreite
von strategischen bis hin zu operativen Aspekten abgedeckt. Der integrative Aufbau
des Vorgehensmodells ermöglicht die prozessbasierte Betrachtung von Kosten, Zeit
und Qualität sowie eine strategisch orientierte (Neu-)Gestaltung des Prozessablaufs
mit kritischem Blick auf die optimale Gestaltung der Wertschöpfungskette (Horváth,
2011).
8.2 Kritische Würdigung und Limitationen
Im Rahmen der Konzeption und Validierung der präsentierten Methode konnten die
Stärken, aber auch Schwächen dargelegt werden, die für den zukünftigen Einsatz und
die (Weiter-)Entwicklung von Bedeutung sind. Grundsätzlich bildet die systematische
Aggregation und Aufbereitung der relevanten Informationen eine fundierte Grundlage
für unternehmerische Entscheidungen. Als zentrale Problemstellungen wurden beim
Benchmarking auf Prozessebene insbesondere die Vergleichbarkeit der
Untersuchungsobjekte, die Messbarkeit der Leistungsfähigkeit und die Überführung
der Ergebnisse in konkrete Handlungsempfehlungen identifiziert. Aufgrund der
modularen Konzeption der Methode ist eine transparente Partitionierung der
Problemstellung möglich. So konnte ein umfassender und vergleichsweise komplexer
Sachverhalt auf wesentliche Elemente reduziert werden. Die Kombination aus
Fazit 185
qualitativen und quantitativen Bestandteilen stellt eine umfassende und tiefgreifende
Betrachtung des Analyseobjekts sicher. Darüber hinaus sind der große Einfluss und die
systematische Verarbeitung von Expertenwissen in allen Bestandteilen der Methode zu
betonen. Dabei werden individuelle Meinungen und Sichtweisen ebenso wie
Organisations- bzw. Branchenspezifika in die einzelnen Schritte der Methode
eingebunden und mithilfe eines qualitätssichernden Verfahrens berücksichtigt.
Die Methode besitzt in der vorliegenden Form einen klaren Branchenfokus sowie eine
Ausrichtung auf eine bestimmte Prozesstypologie. Dennoch eignen sich die
erarbeiteten Ergebnisse für eine breite Nutzung und sind nicht auf den vorliegenden
Sachverhalt begrenzt. Das systematische Vorgehen lässt die Möglichkeit der
Anpassung auf weitere Leistungsbereiche oder ähnliche Branchen zu. Das im Sinne
der Transaktionskostentheorie gewählte Entscheidungskriterium der Effizienz stellt
dem handelnden Akteur transparente und nachvollziehbare Informationen zur
Verfügung. Insbesondere muss dabei betont werden, dass bereits ein Vergleich der
Prozessstrukturen zahlreiche Implikationen für notwendige Maßnahmen liefert und der
entscheidungsunterstützende Aspekt nicht auf die Analyse der Effizienzwerte
beschränkt ist. Einen deutlichen Mehrwert bietet die Multidimensionalität der
Betrachtung, da nicht nur auf ein einzelnes Leistungsmerkmal abgestellt wird, sondern
eine Vielzahl unterschiedlich dimensionierter Kriterien in der Betrachtung
berücksichtigt wird. Herauszuheben ist in diesem Zusammenhang nicht nur die
Nutzung unterschiedlich dimensionierter quantitativer Werte, sondern ebenso der
Verbund mit qualitativen Daten. Die nicht notwendige A-priori-Gewichtung der
Faktoren erhöht sowohl die Objektivität der Betrachtung als auch die Akzeptanz der
Ergebnisse. Die systematische Ableitung und Analyse der Einflussfaktoren, die der
konsistenten Auswahl der prozessualen Produktionsfaktoren vorausgeht, induziert eine
zielspezifische und transparente Auswahl der Faktoren zur Modellerstellung. Im
Unterschied zu bestehenden Methoden und Konzepten bietet die vorgestellte Art der
Prozessstrukturierung einen Mehrwert, insbesondere im Hinblick auf die
methodeninhärent notwendige große Anzahl vergleichbarer Prozesse zur
Durchführung eines Leistungsbenchmarkings.
Betrachtet man die kritischen Punkte der zugrunde liegenden Methode, muss gesagt
werden, dass keine statistische Überprüfung der Ergebnisse möglich ist, sondern die
Validierung sich auf die Durchführung von Sensitivitätsanalysen und systematischen
Plausibilisierungen beschränkt. Entsprechend den DEA-Eigenschaften werden zum
Fazit 186
einen die Benchmarks nur auf Basis der in der Betrachtung berücksichtigten DMUs
abgeleitet, zum anderen werden alle verfügbaren Werte in die Betrachtung einbezogen.
Daraus resultiert, dass Ausreißer und Messfehler mit in die Betrachtung integriert und
entsprechende Verzerrungen bei der Ableitung der Referenzwerte möglich werden.
Neben den methodeninhärenten Schwächen der DEA muss an dieser Stelle das
Dilemma der Referenzmodellierung angeführt werden. Im Rahmen Erhebung der
Kriterien, welche die Prozessausführung determinieren, erfolgte die Einschätzung auf
einer Skala von 1 bis 7 mit den damit einhergehenden Schwächen. Die
Berücksichtigung individueller Einschätzungen der eigenen Positionierung kann
entsprechende Verzerrungen aufweisen und somit fehlerbehaftet sein. Neben den
inhaltlichen Anforderungen und Besonderheiten bleiben der hohe Anspruch an die
Datenqualität sowie die Notwendigkeit der Erfassung der Daten auf dem
entsprechenden Detaillierungslevel als zentrale Herausforderungen. Abschließend sei
vermerkt, dass für eine Wirtschaftlichkeitsanalyse nicht nur Akzeptanz für das
gesamte Verfahren, sondern auch die Bereitschaft zur Umsetzung der
Analyseergebnisse bestehen muss, ebenso wie bei Benchmarkingpartnern die
Bereitschaft zum Teilen von Informationen notwendig ist.
8.3 Ausblick und weiterer Forschungsbedarf
Die entwickelte Methode baut auf etablierten und anerkannten Verfahren und
Ansätzen auf und versucht die individuellen Vorteile bestmöglich zur Bereitstellung
einer validen Entscheidungsgrundlage zu nutzen. Gleichwohl sollen einige Punkte
benannt werden, die in nachfolgenden Forschungsvorhaben berücksichtigt werden
können. Hinsichtlich der Herstellung einer Prozessstruktur mithilfe der
Referenzmodellierung ist eine weitergehende Modularisierung der
Prozessbestandteile, die eine individuelle Erstellung der Prozessmodelle ermöglichen,
anzustreben. Aus informationstechnologischer Perspektive ist dabei eine Verbindung
der Prozessmodelle mit geeigneten Kennzahlen anzustreben, um automatisiert
Messmodelle als Basis für die nachfolgende Leistungsmessung bereitstellen zu
können. Dies könnte die Umsetzungsorientierung der Methode, insbesondere im
Hinblick auf die sehr heterogene Nutzerstruktur, weiter steigern. Darüber hinaus ist
eine Ausweitung auf weitere als die behandelten Bereiche der Leistungserbringung in
Krankenhäusern in enger Verbindung zur medizinischen Wertschöpfung und den
damit verbundenen spezifischen Anforderungen denkbar. Zudem verspricht eine
Fazit 187
kontinuierliche Betrachtung über mehrere Betrachtungsperioden einen
überdurchschnittlichen Nutzen, da so die Wirksamkeit der angestoßenen
Veränderungen und ggf. ausgelöster Restrukturierungen der Prozesse gemessen und
gesteuert werden kann. Die damit einhergehende stetige Orientierung an dynamischen
Referenzwerten besitzt das Potenzial der Orientierung am Benchmark und der
bestmöglichen Leistungserbringung. Zudem wäre die Gefahr der Fehleranfälligkeit,
die bei Betrachtung einer einzelnen Periode auftritt, reduziert. Außerdem ist
insbesondere die Einbeziehung von qualitativen Faktoren in die Leistungsbetrachtung
als Desiderat zu nennen. Dabei verspricht insbesondere die Interpretation von ordinal
skalierten Variablen interessante Einblicke. Abschließend kann eine weitergehende
Validierung und Verfeinerung des vorgestellten Vorgehens in ähnlichen und
benachbarten dienstleistungsintensiven Branchen angeregt werden. Insbesondere der
branchenfremde Vergleich der Prozesse und prozessualen Rahmenbedingungen besitzt
möglicherweise das Potenzial der Identifikation innovativer Ansätze zur Gestaltung
der Prozesse.
Anhang 188
ANHANG
Anhang 1: Prozessmodell Antragsprozess
Anhang 189
Anhang 2: Prozessmodell Verhandlung
Anhang 190
Anhang 3: Prozessmodell Lieferantenidentifikation
Anhang 191
Anhang 4: Prozessmodell Bedarfsentstehung
Anhang 192
Anhang 5: Prozessmodell Bestellung
Anhang 193
Anhang 6: Überblick über beispielhafte Handlungsempfehlungen für DMU 26
Dim-
ension Kriterium
Handlungs-
bedarf Handlungsempfehlung
Ver
füg
bar
kei
t v
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Info
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ion
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Kla
rhei
t p
roze
ssu
aler
Zie
lset
zung
en Strategie-Implementierung auf operativer Ebene durch
prozessbezogene Zieldefinitionen
Einbindung der operativen Ziele in Zielvereinbarungen
Etablierung relativer Zielsetzungen
Kla
rhei
t d
er
Ku
nd
enan
ford
eru
ngen
Systematische Aufnahme von Kundenanforderungen
Implementierung einer Produktdatenbank, insb. für
Verbrauchsgüter
Konzeption von Lastenheften und Erstellung von
Leistungsverzeichnissen
Dokumentation getätigter Bestellungen pro Kunde bzw. Lieferant
Standardisierte Aufnahme von Anforderungen/Anträgen
Qu
alit
ät/V
erfü
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arkei
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von
In
form
atio
nen
Aufbau einer Datenbank zur Dokumentation lieferanten- bzw.
produktspezifischer Eigenschaften und Anforderungen
Erweiterung der Informationsrechte/Zugriffe/Zugänge
Weitgehende Eliminierung hierarchischer Freigabeprozesse
Definition von Datenverantwortlichkeiten
Un
ters
tütz
un
g d
urc
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KT
Su
ppo
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urc
h I
T
Harmonisierung der internen und externen IT-Schnittstellen
Nutzung und Etablierung von Plattformen/Netzwerken
Institutionalisierung von digitalen Warenverwaltungssystemen
und Prozessen zum Troubleshooting
Gestaltung zielgruppenspezifischer Reporting-Dokumente
Qu
alit
ät d
er I
T-T
ools
Systematische Vermeidung von Datenredundanzen
Harmonisierung des Aufbaus und des zugrunde liegenden
Datenmodells über Anwendungsbereiche hinweg –
Ermöglichung einer prozessorientierten Datenaufbereitung
Etablierung eines Berechtigungskonzepts
Reduktion des Anteils eigenentwickelter Tools
Sy
stem
anbin
dun
g
Einbindung in Unternehmens-IT bzw. Warenwirtschaftssystem
Just-in-time-Verfügbarkeit von Bestell-Informationen
Einbindung in organisationsübergreifende Netzwerkstrukturen
Verbindung zu Lieferanten-/Logistikpartnernetzwerken
Anhang 194
Dim-
ension Kriterium 172
Handlungs-
bedarf Handlungsempfehlung
Fo
rmv
ors
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un
d A
rbei
tsan
wei
sun
gen
Ver
fügb
ark
eit
un
d
Ver
stän
dli
chk
eit
Harmonisierung der operativen Ziele mit übergeordneter
Strategie/Zielstellung
Zusammenstellung und transparente Bereitstellung von
Arbeitsanweisungen und Guidelines
Dokumentation von Best Practices und Standard-
Arbeitsvorgängen
Definition eines regelmäßigen Aktualisierungsprozesses
Str
ikth
eit
der
Fo
rmvo
rsch
rift
en
Definition von Soll-Prozessen und mitarbeiterspezifischen
Entscheidungsspielräumen
Aufbau eines internen Management- und Kontrollsystems
Verifizierung und Zertifizierung der Prozesse durch externe
Anbieter
Etablierung einer „Behavioural & Performance Orientation“-
Kultur
Mit
arb
eite
rsp
ezif
ika
Ein
flu
ss d
es f
inal
en
(med
.) A
nw
end
ers
Systematisierung und Priorisierung der kaufmännischen und
medizinischen Anforderungen
Definition von Standards und Grenzen sowie transparenten
Points of no Return
Mehrdimensionale Erhebung der Leistungsanforderungen und
Definition von Erfolgskriterien
Definition von Verantwortlichkeiten und notwenigen
Freigabeprozessen
Au
sbil
du
ng
/Erf
ahru
ng
des
Mit
arb
eite
rs
Spezifische Schulungen zur Mitarbeiter-Weiterbildung
Institutionalisierung eines funktionsübergreifenden
Wissensmanagements
Einbindung der Mitarbeiter in die Prozessausgestaltung sowie
Steigerung der Mitarbeiterbeteiligung
Entwicklung der fachlichen, sozialen, methodischen und
persönlichen Kompetenzen der Mitarbeiter
Do
ku
men
tati
on /
Bes
t
Pra
ctic
es
Aufbau konkreter (Soll-)Dokumentations- und Referenzprozesse
und damit verbundener Messmodelle
Definition und Zuweisung von Verantwortlichkeiten
Dokumentation von Best Practices und alternativen Wegen zur
Problemlösung
Etablierung eines permanenten prozessbasierten
Beschaffungscontrollings
172 Bei mit * gekennzeichneten Kriterien besteht ein negativer Zusammenhang zwischen den Skalenwerten und
deren Aussage/Interpretation (je höher, desto schlechter).
Anhang 195
Anhang 7: Deskriptive Beschreibung der Kostenverläufe
Literaturverzeichnis 196
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Curriculum Vitae 231
CURRICULUM VITAE
Name: Christian Georgi
Geburtsdatum/-ort: 08. September 1985 in Dresden
Ausbildung
2012-2015 Universität St. Gallen
Doktoratsstudium (Ph.D. Programme in Management)
2012 Friedrich - Alexander - Universität Erlangen - Nürnberg
M.Sc. in Management
2011 Warsaw School of Economics
Auslandssemester
Berufserfahrung
2015 - heute Bayer AG
Corporate Controlling
2012-2015 CEPRA – Center for Performance Research & Analytics
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Weitere praxisrelevante Erfahrungen
Porsche Consulting GmbH
OMV AG
E.ON AG
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Deutsche Telekom AG
BayernLB