Colitis ulcerosaErfahrungen der langjährigen Praxis

Ein Beitrag von Gerhard Glas

Bei dieser Erkrankung des Dickdarmes ist die Naturheilkunde mit all ihren Facetten gefragt. Wir Heil-praktiker und Naturheilkundler sind für den Patienten nach meist langen Irrwegen mit unbefriedigen-

der, allopathischer Behandlung oft die letzte Station. Cortison, Antibiotika und Azulfildin wirken symp-tomatisch, aber nicht ursächlich heilend. Gelingt es, diese hartnäckige Erkrankung, bei der zumeist

gleich mehrere Miasmen und eine Anzahl anderer Vergiftungen und Störfelder im Hintergrund stehen, ursächlich und nachhaltig zu bessern, so hat man sein Meisterwerk vollbracht.

AkutbehandlungDas vertrauensvolle Mitei-nander ist die Vorausset-zung für das gemeinsame Ziel, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Um dies zu erreichen, ist es zu-nächst einmal dringend nötig, einen akuten Zu-stand mit starken Schmer-zen, häufigen (wässrig schleimigen oder blutigen) Durchfällen, Übelkeit und Schwäche rasch zur Besse-rung zu bringen. Die Maß-nahmen dazu im Über-blick:

Rezept

Einlauf durchführen

Folgende Mittel alle 10 Minuten im Wechsel in der genannten Reihenfolge nehmen, lange im Mund lassen:

Aethiops antimonialis D4 – D6: 6 Tbl. (Haupt-mittel, während der gesamten Behandlung immer wieder, auch mal in LM-Potenzen einsetzen)

Carbo vegetabilis D3 Tabl.: 2 Tbl. Chinin arsenicosum D4: 10 Tr. oder 2 Tbl. Uzara (als Saft oder Tablette) bei Kreislaufschwäche zusätzlich: Veratrum

album D6 Dil.

Sobald sich eine Besserung einstellt, diese Mittel langsam seltener nehmen und dazu eines oder zwei der folgenden Arzneien wählen:

Carbo Königsfeld® (Kaffeekohle, Fa. Müller Göppingen, allerdings nur noch Restbestände in der Apotheke zu erwerben)

Colina® (Smektit, Fa. Intersan) Luvos Heilerde®

Die Dosierung dieser Pulver bitte der jeweiligen Packungsbeilage entnehmen.

Bewährte ArzneienIm Verlauf der oft monatelangen (manchmal jah-relangen) Behandlung, auch wenn zwischendurch die erwünschte deutliche Besserung oder gar Be-schwerdefreiheit erreicht wurde, haben sich in meiner Praxis folgende Mittel bewährt, die ich je nach Symptomatik auswählte:

Rezept

Bei gelegentlichem Blut im Stuhl: Hydrastis D2–D4 Glob. oder Spagyrik Hydras-

tis Urtinktur Calendula Urtinktur oder Calendula spag.

Urtinktur Thuja D6 Glob. oder Thuja D6 Dil. Hamamelis Urtinktur Baptisia D3 Glob. oder Baptisia D3 Dil. Kreosotum D6 Dil.

Bei großer Schwäche: Kalium phosphoricum D6 als Schüßler-Salz

Für Eilige

Die Colitis ulcerosa ist eine ernstzuneh-mende Erkrankung, die die Lebensquali-tät des Betroffenen erheblich einschränken kann. Gerhard Glas stellt hier Behandlungs-strategien für verschiedene Stadien der Erkrankung vor, u. a. Homöopathie, Er-nährungstherapie, Störfeldsanierung und Ozonanwendungen und gibt wertvolle Er-fahrungen aus seiner langjährigen Praxis weiter.

Der akute Zustand muss schnell zur Besserung gebracht werden.

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Naturheilpraxis 04 /201614

Bei großer Schwäche und Unruhe: Mercurius solubilis ab D12 und höher, Glob.

oder Dil. Arsenicum album D12–D30 Glob. oder Dil. Calcium stibiato-sulfuratum D4 Tbl. (evtl. D3)

Zur Regeneration der Darmschleimhaut: Acidum nitricum D4–D6 Dil. Argentum nitricum D6 Dil.

Bei Reaktionssperre durch Kortison-Behandlung: Conium D4 Dil.

In den akuten Entzündungsphasen eignen sich Echinacea-Präparate.

Da die Colitis ulcerosa zu den fakultativen Präkan-zerosen zählt, empfehle ich Podophyllum comp. (Fa. Heel) als Injektionen. Es soll den antineoplas-tischen Umkehreffekt bei Krebsdisposition för-dern. Dies ist besonders angezeigt, wenn schon mal eine Hepatitis vorlag. Dazu sollte unbedingt noch Agaricus phalloides D4 Dilution, täglich 5  Tropfen, eingenommen werden. Diese Tropfen sollen die Metastasenbildung verhindern.

RezeptZur Stabilisierungsbehandlung während symptomfreier Zeiten:

Horvi-Enzym-C33 und Horvi-Enzym-C300 Liquida (nur 1-5 Tropfen/Tag in Wasser)

Bei akuten Darmblutungen: Horvi-Enzym-Russelli forte (Ampullen) und

Horvi-Enzym-Mokassin forte (Liquida)

Zur Abwehrsteigerung: alle Mercur-Präparate bedenken Injektionstherapie z. B. mit Mischspritze Echi-

nacea comp. und Ulbichinon comp. im Wechsel mit Coenzym comp. und Mucosa comp. (alles Fa. Heel)

Tormentilla comp. (Fa. Wala) Synergon 108 Erigeron (Fa. Kattwiga) Clematis N Oligoplex (Fa. Meda Pharma)

Bei starkem und häufigem Durchfall empfiehlt es sich, Vitamine (z. B. B-Gruppe) vorübergehend mit Injektionen zu verabreichen.

Stör- und HerdsanierungIm Laufe der Behandlung sind Herdsanierun-gen und Störfeldtherapie unerlässlich und soll-ten sofort nach deutlichem Rückgang der Schwä-che durchgeführt werden. Dazu können folgende Maßnahmen dienen:

Neuraltherapie: Das Entstören aller vorhande-nen Narben (z. B. von Operationen an Blinddarm, Mandeln, Verletzungen) mittels Procain. Narben können die Regulationsfähigkeit des Organismus nachhaltig stören.

Fußreflexzonenmassage: Hier empfiehlt sich eine zarte, vorsichtige Behandlung ein- bis zweimal wö-chentlich, um Organzusammenhänge herauszu-finden und direkt zu behandeln. Es empfiehlt sich natürlich, dann auch die entsprechende Arznei einzusetzen, wie z. B. Carduus marianus Urtinktur bei Leberbelastung usw.

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Praxis Darm und IrisEs kommt vor, dass der Darm in der Iris so schwach strukturiert ist, als ob es ihn gar nicht gäbe. Die anth-roposophische Medizin erklärt das damit, dass die Bildekräfte beim Betroffenen während der vorgeburtli-chen Phase (im Mutterleib) die sich zum Menschen bildende Materie nicht richtig erfassen und diese so-mit nicht komplett entwickeln können. Dies geschieht aus zunächst unbekanntem Grund. Bei diesen sehr schwachen Irisstrukturen verordne ich grundsätzlich Colon GL D5 Injektionen und Aquillinum comp. Globuli (beides Fa. Wala) für eine längere Zeit als Regenerationskraft der schwachen Darmstruktur.

Abb. 1: Beispiel für sehr schwache Darmstruktur. Starke Säureablagerun-gen, Leberstauung.

Ein Auge ohne Darm?

Abb. 2: Beispiel für sehr schwache Darmstruktur. Säurebelastung, instabile Leber, Stoffwechselbela-stung.

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Naturheilpraxis 04 /201616

„DIE HERAUSFORDERUNG IST, DEN PATIENTEN ZU FÜHREN, IHM MUT UND ZUVERSICHT ZU VERMITTELN.“

Der Ernährung kommt bei der Behandlung der C. ulcerosa ein hoher Stellenwert zu – der Darm darf nicht zusätzlich belastet werden.

Weitere MaßnahmenAuch mögliche seelische Belastungen sollte man nicht ignorieren und schon in der Anamnese da-nach fahnden. Der heutige Dauerstress und mög-liche Schockerlebnisse auch schon in der Kindheit können sich möglicherweise durch den Darm äu-ßern. Man denkt oft nicht daran, aber der Darm denkt daran! Ein erfahrungsgemäß gutes „Schock-mittel“ ist Argentum/Rohrzucker Globuli von Wala.

Um dem schwachen Darm Energie zu schen-ken, eignen sich Baunscheidtieren, ein Senfpflas-ter und ggf. blutiges Schröpfen. Nach Puttkammer befinden sich mehr Segmente auf dem Bauch als auf dem Rücken, da nicht der Ursprung der Ner-ven reagiert, sondern das Ende. Durch geschicktes Abtasten kann man auf dem Bauch die geeigneten Stellen finden, die oft als kalte Hautstellen zu füh-len sind.

Im fiebernden Stadium empfehlen sich Prießnitz-Umschläge, im fieberfreien Zustand auch eine Kar-toffelpackung oder ein Heublumensack auf den Bauch.

Wenn die Füße kalt sind, kann der Körper nicht gesund werden. Chronisch kalte Füße müssen mit-tels täglicher Wechselfußbäder, Trockenbürstun-gen und Wollstrümpfen vermieden werden.

Ozon-AnwendungenAls sehr effiziente Therapie bei Colitis ulcero-sa empfehle ich die Ozon-Anwendung als Darm-insufflation, zunehmend in der Konzentration im akuten Fall zwei bis drei Anwendungen im Ab-stand von ein bis zwei Tagen. Damit ist häufig ei-ne schnelle Reduzierung der akuten Problematik zu erwarten. Auch die Eigenbluttherapie mit Ozon, ergänzt durch die entsprechenden Homöopathika und Impfnosoden (evtl. austesten) sowie mit dem Organmittel Colon von Wala hat sich sehr bewährt.

ErnährungstherapieDie Ernährung hat grundsätzlich einen sehr hohen Stellenwert, insbesondere bei der Behandlung von Colitis ulcerosa. Die moderne Zivilisationskost trägt sicher nicht zur Darmgesundheit bei. Des-halb hängt das Gelingen einer naturheilkundlich-

ganzheitlichen Therapie auch in hohem Maße von der Compliance des Patienten bezüglich der Er-nährung ab. Ich empfehle bei einer akuten Colitis ulcerosa folgende Ernährungsregeln kompromiss-los einzuhalten:

Anfänglich keine Vollwert- und Rohkost so-wie Vollkornerzeugnisse und tierisches Eiweiß (Fleisch, Wurst, Fisch, Ei, Milch), keinerlei Indus-triezucker sowie Erzeugnisse daraus und keinen Kaffee und Alkohol verzehren bzw. trinken. Um den Darm und die Entzündung zur Ruhe kommen zu lassen, anfänglich nur Schleim aus Reis, Gerste und Buchweizengrütze und Schleim von roh gerie-benen (mit der Pelle) und dann gekochten Kartof-feln zu sich nehmen. Diese Schleime mit Kräutern (Reformhaus, Bio-Qualität) wie Majoran, Thymi-an, Basilikum, Kümmelpulver, Kardamom und Liebstöckel sowie mit ein wenig Kräutersalz (z. B. Lichtwurzel-Kräutersalz, kein Kochsalz) würzen.

Wenn der Darm zur Ruhe gekommen ist und sich wieder Appetit einstellt, beginnt man mit frisch hergestelltem Gemüsesaft (jede Viertelstunde ein bis zwei Teelöffel). Dazu Schleimbrei aus Reis, Ha-ferflocken, Gerste, Weizen, Hirse oder Kartoffel-brei, die mit den o. g. Kräutern gewürzt und mit je ein bis zwei Teelöffel Mandelmus und Hasel- oder Walnussmus angereichert werden. Nüsse enthal-ten reichlich Vitamin  A, D und E in bioharmo-nischer Kombination, laut Prof. Kollath mit bio-logisch hochwertigem Eiweiß. Nach dieser Phase erweitert man die Kost sehr behutsam um Rohkost (v. a. Obst). Auch Vollkornbrot ist in Verbindung mit sehr gutem Kauen erlaubt.

Erwähnt sei hier noch der hohe Stellenwert einer intakten Darmflora, besonders was (Nahrungsmit-tel-)Allergien und Unverträglichkeiten und eben chronische Entzündungen betrifft. Bei diagnosti-zierter Störung (z. B. mittels Stuhluntersuchung) sind die entsprechenden Probiotika (z. B. Laktoba-zillen, Enterokokken etc.) einzusetzen.

Anschrift des Verfassers:

Gerhard Glas Kleiststraße 12 86165 Augsburg

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17Naturheilpraxis 04 /2016