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Erich ~ausser, Naehkontrolle kieferor@mp~idischer ].}eha~;dlungsf~lle ~sw. 27 dem (~ergt und wit deshalb beobaeh{en kSnnen, dab die Progeniker ihre Apparave mit der gr0gten ltegehngBigkeit tragen~ Z a s a m m e n f a s s e n d kann festgest ellt werdm~,dab wir auf Grund ver gnderten ther~qgeutisehen Vorgehens nit groBer t%egehng13igkeit Behandlungsergebnisse zu Oesieht bekommen haben, die nnsere Prognosestelkmg in Zukunft bei ~thnlieh gelager~en Fgllen im Sinne einer gfinstigeren Beurteilung beeinflussen werden. Dies bezieht sieh besonders auf die Bi13]ageabweiehungen naeh distal und mesial a'r!d den Ausgleieh sekundgrer Anpassungserseheinungen an insuffiziente ~'ront- zahnartikulation bei DeekbiB, tiefem lind offenem BiB. Waehs~mnshemmungen im ~iittelgesieht dagegen, die sieh in Zwisehenkiefer- trod Oberkieferbasishypo- plasien ausdriieken, stelten aueh wei{erhin nnr bis zu einer gewissen Grenze iiber- windbare ~iderstgnde itir die Gntfaltung tier Gebisse n~it meellanisehen Im- pulsen dar. Ansehrift d. gerf.: Wiesbaden, \Vilhelms~rafie 40 Aus der Universit/its-Klinik nnd PolikIinik fiir Mund-, Zahn- und KieferkrankhMten (Direkgor: Prof. Dr. Dr. G. Korkhatts), Bonn Nachkentrelle kiefererthepiidlscher Behand~ungsfiiRe und Fdgerunge= fiir die Pregnose *) Yon Privatdozen~ Dr, Erich Hm~sser~ Bonn Mit 9 Abbi!dungen Die Frage nach dem gfinstigsten Zeitpunkt fi~r das ]~inleiten einer kieferortho- p:adisehen J~ehandlung beriihrt viel!eieht das wichtigste Problem der kieferortho- pgdischen Therapie~ ~rurde fr~her die Ansicht vertreten, dab eiim kieferortho- pgdische ]3ehandtung nieht vet ~eendigung des Zahnweehsels begonnen werden so]lte, so h~t sich bier dutch die Erforsehung der Xtio]ogie und @enese der Ano- mMien in den Jghren vor dem Kriege ein grundsgtzlich.er Wand.el vol]zogen. Aus den zghlreichen Arbeiten, besonders yon Kan.torowiez, Korkhaus and A. ~i. Sehwarz ist bekannt, dM.~ nieht nur ira. ~'[ilehgebiB bereits ausgepr'agte AnomMien vorha.nden sind, sonde.rn sehon der Sguglingsldefer auoh Anzeiehen :[{iv eine sieh anba.hnende Fehlentwioklung des Ka,ttorgans tragen kann. Auf @rtmd dieser wichtigen grkenntnisse setzt sieh immer mehr die Ansieht dureh, d.M~eine kfeferorthopgdische ~ehandlung m6gliehst frilhzeilig eingeleitet werden sollte, so dM~ eine sieh anbahnende Feh[entwiekhmg des Kauorgans reehtzeitig abgebremst und dlvreh zweel<mggige therapetttisehe MaBnahmen der Weg fib' eine gate Gntwickhmg freigemaeht werden kann. J3ei der J3eseitigung einer an or'mMen En.twieklung im Anfangsstadium wird a:ber aueh vie] eher mit einer giinstigen Prognose gereehnet werden k6nnen als bei de,' Th.erapie bereits aus- gebildeter Zahnstelhmgs- und BiBabweiehungen. i) Vortrag~ gehMten auf der wissenschaftliehen Jahrestagung der ,,Deutschen Ge- sellsohaft ffir Kieferorthopgdie" in Berlin veto 23.--26. Okt. 1952

Nachkontrolle kieferorthopädischer Behandlungsfälle und Folgerungen für die Prognose

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Erich ~ausser, Naehkontrolle kieferor@mp~idischer ].}eha~;dlungsf~lle ~sw. 27

dem (~ergt und wit deshalb beobaeh{en kSnnen, dab die Progeniker ihre Apparave mit der gr0gten ltegehngBigkeit tragen~

Z a s a m m e n f a s s e n d kann festgest ellt werdm~, dab wir auf Grund ver gnderten ther~qgeutisehen Vorgehens n i t groBer t%egehng13igkeit Behandlungsergebnisse zu Oesieht bekommen haben, die nnsere Prognosestelkmg in Zukunft bei ~thnlieh gelager~en Fgllen im Sinne einer gfinstigeren Beurteilung beeinflussen werden. Dies bezieht sieh besonders auf die Bi13]ageabweiehungen naeh distal und mesial a'r!d den Ausgleieh sekundgrer Anpassungserseheinungen an insuffiziente ~'ront- zahnartikulation bei DeekbiB, tiefem lind offenem BiB. Waehs~mnshemmungen im ~iittelgesieht dagegen, die sieh in Zwisehenkiefer- trod Oberkieferbasishypo- plasien ausdriieken, stelten aueh wei{erhin nnr bis zu einer gewissen Grenze iiber- windbare ~iderstgnde itir die Gntfaltung tier Gebisse n~it meellanisehen Im- pulsen dar.

Ansehrift d. gerf.: Wiesbaden, \Vilhelms~rafie 40

Aus der Universit/its-Klinik nnd PolikIinik fiir Mund-, Zahn- und KieferkrankhMten (Direkgor: Prof. Dr. Dr. G. Korkhatts), Bonn

Nachkentrelle kiefererthepiidlscher Behand~ungsfiiRe und Fdgerunge= fiir die Pregnose *)

Yon Privatdozen~ Dr, Erich Hm~sser~ Bonn

Mit 9 Abbi!dungen

Die Frage nach dem gfinstigsten Zeitpunkt fi~r das ]~inleiten einer kieferortho- p:adisehen J~ehandlung beriihrt viel!eieht das wichtigste Problem der kieferortho- pgdischen Therapie~ ~rurde fr~her die Ansicht vertreten, dab eiim kieferortho- pgdische ]3ehandtung nieht vet ~eendigung des Zahnweehsels begonnen werden so]lte, so h~t sich bier dutch die Erforsehung der Xtio]ogie und @enese der Ano- mMien in den Jghren vor dem Kriege ein grundsgtzlich.er Wand.el vol]zogen. Aus den zghlreichen Arbeiten, besonders yon Kan.torowiez, K o r k h a u s and A. ~i. Sehwarz ist bekannt, dM.~ nieht nur ira. ~'[ilehgebiB bereits ausgepr'agte AnomMien vorha.nden sind, sonde.rn sehon der Sguglingsldefer auoh Anzeiehen :[{iv eine sieh anba.hnende Fehlentwioklung des Ka,ttorgans tragen kann. Auf @rtmd dieser wichtigen grkenntnisse setzt sieh immer mehr die Ansieht dureh, d.M~ eine kfeferorthopgdische ~ehandlung m6gliehst frilhzeilig eingeleitet werden sollte, so dM~ eine sieh anbahnende Feh[entwiekhmg des Kauorgans reehtzeitig abgebremst und dlvreh zweel<mggige therapetttisehe MaBnahmen der Weg fib' eine gate Gntwickhmg freigemaeht werden kann. J3ei der J3eseitigung einer an or'mMen En.twieklung im Anfangsstadium wird a:ber aueh vie] eher mit einer giinstigen Prognose gereehnet werden k6nnen als bei de,' Th.erapie bereits aus- gebildeter Zahnstelhmgs- und BiBabweiehungen.

i) Vortrag~ gehMten auf der wissenschaftliehen Jahrestagung der ,,Deutschen Ge- sellsohaft ffir Kieferorthopgdie" in Berlin veto 23.--26. Okt. 1952

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Fortschritte der tGeferorthoio~idie Bd. I6 ~. 1 (1953}

lira stlgemeinen kann n%ht mit einer Selbstausheihmg yon Zahnstellungs- ~d I~il~a.n0malien, die bereits ira, 5'rilehgebig vorhsnden sind, gereehnet werden. Mr ganz wenige Anomalien habe:n unter besonders giinstigen Umstttnden eh~e endenz zum Selbs~a-~l~sgleieh. Diese gtinst,igen Entwieklungstendenzen reiohen lerdings in vielen Fgilen stmh nioht ztt einem volik0mmenen Ansgleioh der Ab- eiehungen at, s, undes besteht bei diesen iFgllen diesNrotwendigkeit einer weiieren 'ntersttitzung der ]~ntwiokl.ung din'oh therapeutisohe Msl3nslnnen.

~kueh bei dem Weehsel der Zghne kann nur un'ter besonders gfinstigen Um- gnden mit einem ~usgleioh yon A.bweiotmngen gereohnet werden, in den moisten [~llen erfolgt sogar behn Zahnwechsel eine Verstgrkungszmlahme d.er einze]ner, bweiohungen. Die Prognose ffir einen ,Mtsg].eich der GebiBanomalien ohne mrapetttisohe Mal3nah.men ist, wfe die Unterst, ehnng fiber den Entwieklungs- alsuf beider l~rogenie ('Benediktson), des Deekbisses (Zimm er'i~ ann), der [ompressionsanomalien (qKorkhaus-Neumann, Sodermanns), des offenen isses (Korkhaus) und der Yolgen vorzeitigen Zahnverlnstes (Jordan- ~'inkler, Z immermann) zeigen, e~Iso stets seh.lecht.

Eine Prognose ffir die kieferorthopgdisehe Therspie der versehiedenen kiefer- ?thopgdisehen ~Krankheit-sbilder is* yon zahtreiehen Faktoren abhgngig, deren inffug in vielen tq'gilen bei Beginn der Behandlung nut sehwer abgeseh'a~{zt erden kann. Stellt das Ziel der kieferorthopgdischen Mal3nahmen die Hersteilung nes funktionellen und iisthetisehen OFdmums dar, so wh'd dieses ]3ehandlungs- e} in um so einfaeherer Weise zt! erreiehen sein, je frfiher - - d. h. im riohtigen eit:punkt - - die Behsndlung einsetzt. Die .Abweiohungen im Milchgebig sind tufig geringgradiger Art und der lJmbsu erfolgt auf Orund der gfinstigeren eaktionsweise des Jngendliehen auf die therapeutisohen 7geize grins*igor als bei teren Patienten. Weiterhin beeinflussen die ts und die An]age (Vet- bung) den Ablauf kieferorthopgdiseher Maf]nahmen, undes wird angenommen, ~g sietl die Beh.sndhng erworbener Abweiehungen h.ii:u,fig leiehter dnrehfiihren Bt als die ererbter.

Freilieh gibt es aueh F.alle, bei denen eine fr{ihzeitige l~ehandlung auf reeht 'o13e Sehwierigkeiten st6gt, trod es hat nioht an Versnchen gefehlt, den Ablanf ~r Behandlung dutch sllgemein wh'kende Mittel wie Vitsmingaben, Organ- ';ipacate, Lebertran, H6hensonnenbestrahhmg mid interne Medikamentation t m~r

Vgenn also die Dnreh:f{fln'ung kieferorthopttdiseher Magnahmen im Sinne der cophylaxe und iVriihbehandlung der Oebiganomalien als besonders giinstig an- ~sehen is* und das Ziel der kief'erorthopgdisehen Therapie eine m6gliehst frfih- itige iBeseitigung yon Abweiehungen darstellt, so werden sieh doeh Spittbehand- ngen nieht ganz vermeiden lassen.

Die Prognose einer kieferorthopgdisehen Spgtbehandhmg h.angt verstgnd- ~herweise in weitaus stgrkerem Mage als die der Friihbehandh:mg yon dem ~Ein- ~B unbeksnnter Faktoren, insbesondere der Reaktionsweise ab. Es steht selbst- ~rst'andiioh ~mBeL' Frage, dab unter der Voraussetzung elmer zweekmgBigen herapie auf Grund eJner eingehenden diagnostisehen Klgrang such da,nn hgufig n befr{edigender AbsehhtB der ldeferorthopgdisehen Behandlung din:oh Her- elhmg eines funktionellen Optimums erreieht werden kanm In nieht seltenen ~llen wh'd aber festzustellen sein, dab naeh Absehlug der Behandlung im t~au- 'gan Vergnderungen eintreten, die den Behandlungserfolg mehr odor weniger mintrgehtigen kOnnen.

hi.no kieferorthop~idisehe ~ehandhng ksnn bekanntlioh mit der t~eendigung

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Erich ~ausser, h'achkontrollekieferorthop~idiseher Behandlungsfglle usw. 29

der ~ktiven Behand[ung und attek der i[etentioa hinsiehelieh eines Dauererfolges noeh nieht als volikommeu abgesehlossen angesehen werde~. Eine ]3eurteihmg des ]3ehandlungsergebnisses ist ~detmeh,r erst m6glieh, wenn die Behandlungs- nfitteI lgngere Ze% night mehr zar Stfitzung des ]3ehandlungsergebrdsses ver- wa.ndt worden sind trod dann ist es aueh erst mOglieh, aus den sieh evtI. noeh ergebenden weiteren Verii, nderungen FeststellungsI~ fiber die Prognose zu rnaehen.

Zur Kl~rung d.er Frage, inwiewe% sine kieferorthopS, d.isehe Beh~nd]ung mit einm gfinstigen Prognose fiir die Funktionstfiehtigkeit des )Kauorgans ab- geselQossen werden kann, ski gesg~ttet, fiber die Naehuntersu.ehmgen ~'on kiefer- orthop~diseh behan.delten Fiillen zu beriehten, deren Behandlung wsnigstens 15 Jahre zartiekliegt.

Abb. 1. Fal l J . Sch. Behandlungsbeginl~ [m Al te r yon S 3ahren . lee bes land eine K ie fe rkompres s ion mi t fron- r E n g s t a n d bei Neut ra lb i fs Nael~einer Behancl lungsdauer yon e twa 3 J a h r e n war nach Abschlu/,l der R e t e n - t ion ein ko r rek te r ZusammenbiB der Zahnre iben und eine iEinordnmlg der Z~/hne erreicht , i )% Nachkonl ro l le 15 J a h r e silSter zeigte , dab das funktionelle O p t i m u m erhal ten gebl ieben ist und die Umformungen yon Bes t and

warer l

Bei dem ersten FMi (Abb. 1) war eine Kieferkompression mit frontalem Eng- stand bei N'eu.tralbiB im AIter yon 8 Jahren vorh~nden. Die oberen sei.tliehen Sehaeidez~hne waren hinter der unteren Zahm:eihe veffangen. Im Oberkiefer war im PrLtmolarengebiet e~ne Verengung x'on etwa 4 mm vorhanden, doeh war die Kiefe:renge irn Eekzahngebiet, noeh st'Ssker ausgeprii.gt. Aueh in sagigl:Me,: ]~,iehltmg wa.r eine Unterentwieklung des Oberkiefers gegeben.

Da mit einem Selbstausgleieh. des .Abweieh~mge:n nieh~ mehr zu reehnen war, -wurde ei~e kieferort, hop~idisehe Behandhmg zur Naehe~ltwieklung des Ober- kiefers in der I~reite und L'~Lnge eingetei6et, sie win'de durehge:ffihrt m[t einem Lingualbogen raft Expansioxls- und Protrusionsfederehen. Zur Desorientierung des Bisses wurde durch AufbiBkappen eine BiBsiperrung hergesteI!t..

Die a,ktive kieferorl;l~opitdisebe Be;haadhmg dazterte egwa, 2 Jahre; die }le~en- tion erfo]gte dutch eine Vot'biBpla.ti:e und hat bis zum Abgew6hne.a der Platte etwa ein weiteres Jahr beansprtleht;

Bei AbsetlluB des aktiven Behandlrmg bes~and ein korrekter ZusammenbiB der Zahnreihen in alien drei P~ieb.tungen, u.nd die oberen seitliehen Sehneidez~ilme waren in einem woh]geformfen Zahnbogex~ eingeordnet.

DiG Naehkontrolle zeigt im Vergle%h zu dem Bild bei deny A_bseMu.2 der kiefero:rtho/?gdisehen ]3ehandlu:ng eine geringe Drehung des Iinken oberen mitt- leren Sehneidezahnes, die seitlietlen Sebneidezithne haben ihre Stellung abet un- verii.ndert beibeha]ten. Der reehte obere 2. Pr/i, molar ist ebenso wie der linke untere 1. grebe Baekenzahn entfernt, trod des yon den beiden Z~ihnen ein- genommene Platz ist n u t wenig ~erkleinert dt~reh ein t~ineinwandern der die

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30 Fortsehritte der I~iefm-orthot~gdie Bd. 16 ~. 1 {1953)

Liieke begrenzenden Z~ihne. Die Okklusion der Eekzghne ist beiderseits neutral and im 8eitenzahngebiet besteht ein I-I6eker-Fissurenbig~

Aus dem Befund der Naehantersuchung geht also hervor, dab die Umformung des OberMefers yon Bestand gewesen ist utld das bei AbsehluB d.er ]~ehandlung gesehafiene flmktionelle Optimum trotz des Verlustes zweier ]~aekenzghne keine Verringerm~g erfahren hat.

Abb. 2, Im Alter yon 1.6 3ahren bestand eine :Kieferkompression mit frontalem Engstand bei Neufralbit3. iNach &bsehlu/3 der ilegengion waren die Z~ihne in einem wohlgeform~en Bogerl eingeordnet und bestand ein korrekger Zusammenbif; der Zahnreihen. Nach 15 aahren hatge sich wieder sine geringe Komt}ression bdder Zahnb6gen

und ein geringer frongaler Engstand gebildef. Die :Bighebung ist jedoch erhal~en geblieben

~}ei dem zweiten ~all (i~kbb. 2), s A., ebenfalls bei Behandhmgsbeginn eine liieferkomI~'ession mit fronta]em gngsta.nd bei l-Nrer~Sra.lbi.13, wa:ren dueeh, das AI$er -v-on 16 Jahren ftir eine kieferorthop'gdische ]3ehandlung ungfinstigere Vor- aussetzungen gegeben. Es konnte zwar aueh bei diesem Fall eine ]~inordnung der in augerordentlie~l starkem ELgstand stelhenden ~mteren 7~rontziihne erreioht, werden. Die Behandlm?g, die 21/~ Jahre dauerte, wurde mit dem Lingualbogen and Fingerfederchen begonnen. Zur Einordntmg der Frontzghne naeh geniigender Erweiterung win'den sp~ter diinne Augenb6gen benatzt, und die BiBhebung er- foJgte naeh Absehlug der akti.ven Behandlung im Oberkieler rail Iti]fe einer A.uf- b:iBplatte. Die ~etention erstreokle sieh ar~i fast 2 aahre.

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Erich igausser, Nachkontrolle kieferorthop~discher l~ehandhngsfglle usw. 31

Die [Nachkontrolle zeigt 15 Jahre n~eh AbschluB der t{etention, dab die Form des oberen Zghnbogens ~icht in vollem Umfange erhalten blieb, die mitCleren Sehneidez/ihne stehen etowas zu welt vorund der reeh~e obere Seitliche Schneide- zab.n steht etwas zu welt zuriiek. Im Unterkie:fer hat sieh wieder ein, wenn at~eh im Vergleieh zum Anfang, reeht geringer frontaler Engstgnd gebildet, indem der Iinke untere mittlere Schneidezahn lingual steht. Die Bil~hebnng ist jedoeh in -,-ol!em Umf~nge erha.l~en geblieben, so daf~ a.uch Image dgs Gebift noeh als funk- tionell durchaus vo]lwertig angesehen werden darf.

Dieser Fall demonstriert die Versehleehterung der Prognose flit eine kiefer- orthoptidisch.e Beha,ndlung dureh das Alter, da, obwohl die Erweiterung der 5Kiefer erhalten geblieben ist, sieh wieder ein geringer frontaler Engstand ergeben hat, wenn dieser a,mh bei weitem nieht das ursprting!iche AusmaB erreichto

I/ :1: i';,

, ~

Abb. 8. g e l dem Fall ('~. (~. war im AIter yon 10 a a h r e n eine Xie fe rkompress ion mi t f ron ta lem 2Engs{a.nd bei T~istalbifa vorhanden . N a c h Absehlug der kieferorthot~gdisohen ]3ehandlung waren die Abweichungen in den Zahnb6gen ausgegl iohen und die Neutralbifalage hergeste l l t . Die ~Nachkontrolle zeig[, dab die ~BiBlage erhall, en

gebl ieben is'~ und auch die Form der Zalmt~Ogen keine n~.nnenswer~e~r e r f a h r e n l~a~

t~ei dem n~ichsten I~atl, G.G. (Abb. 3), einem bei Behandhmgsbeginn fas{, tOighrigen Mgdchen, war eine Xieferkompression mit frontalem f2ngstand, bei ff)ista.ibiB um nicht ganz eine Zahnbreite vorhanden. Wtihrend der akiiven Y3e- }xandtung, die sich rl:tit zwei L~nterbrechungen yon, je etwa 6 5.[onateu ~iber fast 5 JaJare erstreekte, wurden mit IKilfe yon Linguala.pparaten beide ts um-

.q " l" geformt,. An._~ehhe~end wurde durch ein Vorb~ggit.ter die Nivellierung der BiB- h6he des Lrnterkiefers eingeleitet und die Biflversch{ebung mittels intermax{ll/irer Gummiziige durehgefiihrt. Zur l~.etention land eine Vorbil3platte Verwendung.

Ein Vergleieh der Modelle 5eim Absehlug der it~etention und der naoh 15 .~ah- ren erfolgten Xaehkontrolle ergibt, dab die beim AbseMug der Meferorthop~idi- sehen Behandhmg vorhandenen Beziehungen der Zahnreihen unver'andert~ erhalten geblieben sind. Es ist ein einwandfreie~' HSeker-Fissu:renbit~ im Seitenzatmgebiet vorhanden. Auoh die l?orm der Zahnb6gen hat keine nennenswerte Vertinderung erfahren. Obwoht die zweiten linken Molaren entfernt wurden, haben sieh naeh ~4.bsehlug der kieferorthopgdisehetl Beha,ndhmg keine ungtinstigen Vertinderungen ergeben. Das Gebig k~mn auch heute noel~ als /isthetisch und funktionell voi1- wertig angesehen werden.

Eine t(ieferkompression mit frontalem Engs~nd und DistalbiB um ~ P.~B. wa:r bei dem 7Fall liP. A. (Abb. 4) vorha.nden, einer bei I~ehandhmgsbeginn fast i 2 ~ Jahre alten PatienCin. Wghrend einer Behandlungszeit yon nicht ganz 3 ,)ahren wurde eine De, hnung bsider Kiefer mit ansehlieBender Einordnung der oberen Frontzghne durchgefi).hrt. Hierzu win'den ein LinguMbogen mit J?inger- federchen und die Schlinge eines t~ochlabialbogens benutzt~ Die BiBverschiebung

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32 Fortschritte der Kieferorthopgdie 7Bd. 14t I-I. I (1953)

- - 3iesiMbewegung des Unterkiefers - - wurde mit, ingerma,xill~iren Gummiziigen durehgefiihl% Als 7getentionsapp~ratar land eine VorbiBplaLte Verwendnng.

~ei Absohh!g der kieferori:hopgdisehen Behandlung wa:ren eine gute Vet~ zahmmg der Seitenzghne ira. NeutrMbiB und eine saubere Frontzahnokklus:ion vorhanden. Es bestand iloeh ein eLwas zu ~iefer BiB.

Abb. -L Im Al~er von 7i2 Jahren bes6and eine Xieferkompression Init frontMem Engstand bei 7Oista!biB um 3~ Z~hnbeei~e. Xach AbschluI.~ der kiefero~'thopgdischen ir wa*.'en die ~4hwvichungen in dea Zahn- bbgen ausgegliclaen und besta.i}d korrek~er Ilbck(r-Fissurenbil3. 7Die .Nachkoni, roIle ergab, daft die Um-~ormungen tier Zahabbgen und auch der ti6cker-l?'issurenbil3 erhalten geblieben sind, obwohl im obere n und untei 'en .gacken-

zahngebieg inzwisohen Zghne entferng wtlrden

Die 2(achkontrolle 14 J-ahre nach AbsohluB der }~et.ention ergab, dab die Neu,tra.!okkhlsion im Saitenzahngebiet erhMten geblieben ist, obwohl im Unter- kiefer links der 2. Prgmolar and der 1. Molar und im Oberkiefer links der 1. und 2. grof3e 13ackenzahn wghrend dieser Zeit entt'ernt, wttrden. A~mh die Stellnng

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Erich J~a.usser, Naehkontrolle kieferort.hopgdischer ]~ehandlungsffille usw. 33

der 2~rontzghne ist erhalben, sis zeigen sine deutliehe Abrasio der Schneidekant.en, die als sin "Zeiehen fiir sine ausgiebige funktionelle ]3eanspruel!ung gewerl)e~ werden darf. 33ei den unteren Sehneidez~i.hnen besgeht sine Paradent;i~s. Mit gem Dm:ehbrueh der 2. und 3. Molaren hat sieh noeheine beaehtliehe Bighebung eingestellt.

Abb. 5. ]~ei dem Fall I. t'/,. war im Alter yon ;tO Jahren sine Kieferkompression mit fron~alsm ]~]ngstand und beider~elfigem Eckzatmboehs~and bei DistalbiB vorbanden. Nach ~nt;fernung der linken oberen :Pr~imotaren wurden die oberen Z~thne in einem wohlgeformteu Bogen eingeordne~. J3ei der Nachkonlrolle zcig~,e sich0 dal~

die Umformungen der Zahnb6gen fast unver~ndert erhalten geblieben sind

Eine Kieferkompression mit frontalem Engstand und beiderseitigem Eek- zahnhochstand bei Distalbig war bei der bei Behandlungsbeginn 10 Ja.hre alte~t P~gientin I. 1~. vorhanden (Abb. 5). ]3~ naeh der Analyse der Kiefergesiehts- beziehungen der Unterkiefer keine abnorm grebe ts zeigte, warden die ersten Pr~molaren hn Oberkiefer entfernt und die oberen Eekz/~hne mittels intra.

~ortschritte clef KieferorthoI~d% 13d, 1~ H. 1 3

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4 FortschritSe der Kieferorthop~idie [Bd~ 14 2I. 1 (1953)

~and intermaxillgrer Gummiziige naeh distal bewegt. AuBerdem wurden beide J~efer gedehn~ und warden die oberen Frontz'ghne in einem wohlgeformten Bogen eingeordnet. Die aktive /~ehundlung mit ansehlieBender 1%etention erstreekte sieh fiber einen Zeitraum ~on 41~ Jahren, da die 5~itarbeit der Patientin sehr zu wiinschen iibrig lieg.

Die ~achuntersuehung 15 Jahre nach AbschlnB der kieferorthop'~dischen ]3e- handlung ergab, dab die Frontzahnstelhmg keine wesentlichen Ver~nderungen in der Z~schenzeit erfa.]iren hat~ und auch die Okk]asion im Seitenzah~gebiet m~- n~er~ndert erhalten geblieben ist. Der Oberkiefer zeigt auch bet der Ausmessung i:~ der ~Breite keine Veriinderung naeh AbsehluB der ~Retention. Die ~r Zahnbogenlgnge ergfbt bei der Naehmessung eine Verringer~ng nm 1~ ram, da tier linke obere mittlere Sehneidezahn etwas mehr zur/ieksteht. Bei diesem Fall ist besonders hervorzuheben, dab die Eekzithne, die an die Ste]le der 1, Prt- molaren bewegt wurden, in ihrer neuen Stellnng verblieben sind und aueh die Frontz:~ihne keine Tendenz zeigen, in ihre alte Stellung in Engstand znriiek- zugehen~

Eine Kieferkompression mit ]iiekiger Profrusion bet D:istalbiB mn fast eine ganze Zahnbreite zeigte der Fall 14.1%. (Abb. 6), ein bet ~3ehandlungsbeginn 9~/~ Jahre altes Kind. Xaeh Dehnung des Oberkiefers mit dem Lingualbogen wurden die oberen Frontzghne mit der Sehtinge eines I{oehlabialbogens zur/iek- gebraeht und ansehliegend wurde milreis intermaxill&rer (~mnmiziige der Unter- kiefer in den Neutralbil3 ~-orentwiekelt, eine VorbiBp]atte diente znr Unter- stiitzung der i~iesialbewegung des Unterkiefers und zur Nivellierung der Bighthe des Unterkiefers.

Die aktix-e l%handlung dauerte 3 Jahre und die sieh ansehlieBende 1%etention s- zeit betrug 2 Jahre.

Jdeikbseh]ul3 der ~et, enfion bestanden eine einwandfreie H6eker-Fissurem, er- zahnnng hn Nentralbig und ein knapper Sehneidezahniiberbii?. Die Naeh- kontrolle 15 Jahre s]?~iter ergab, dab sieh die Einstellung des Unterkiefers in ~'eutralbig unverfi,ndert erhalten hat, abet ein geringer tiefer BiB wieder ent standen ist. ])ie tmteren Frontzfi.hne stehen etwas im Engstand. Es haben sick. also Vergnderungen ergeben, die zwar die Funktionstiiehtigkeit und aueh die statisehen Verhgltnisse des Gebisses beeintrg~ehtigen, die aber den Behand!ungs- erfolg nieht in nennenswertem AusmaB verringern k6m~en, da bei Behandlungs- beginn wesentlieh ungiinstigere Verh~tttnisse bestanden habe:m

Bei der Patientin 33. L. war im Alter -yon lq Jahren eine Kieferkompression mit frontaiem Engstand bei NeutralbiB vorhanden trod im Oberkiefer bestanden an[ beiden Seiten Folgen ~.orzeitigen ~filehzahnx'erlustes (Abb. 7). Die LTmformu:ngen des Kiefern wurden mit Innen- und Aufgenbogen durehgeffihrt. Die kieferortho- p'gdisehe Be]~andlung dauerte bis zmn Abschlul3 der ]~etention 4 ~ Jahre. Eine ~;ollkommene Einordnung der Frontz~ihne in einem wohlgeformten J3ogen war nieht erreieht worden. Es bestand jedoeh eine einwandfreie Verzahnung im t!6eker-FissurenbiB.

Die Naehkontrolle ergab, dag der geringe frontale Engstand erhalten geblieben ist und sieh nieht wesentlieh %ergrtgert hat. Aueh hat sieh die Verzahnung nieht gefindert, obgleieh der reehte tmtere 1.5iotar entfernt win'de. ])ie dutch die ZUmformungen erzielten Ver~inderungen sind also im wesentliehen erhalten ge- blieben, insbesondere ist die Naehentwiekhmg des Oberkiefers in transversaler und sagittaler I:{iehtung erhalten.

Bei dem n~iehsten Fall, U. E. (Abb. 8), war irn Alter ~,on 13 Jahren eine Kiefer-

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Erich tfausser, Nachkontrolle kieferorthop/~diseher Beha~dlungsfiille usw. 35

Abb. 6. Der }'all t{. R. zeigte im Alter yon 9}~ :fahren eine Kieferkoml?ressiol: mit Hickiger Pr()trnsfon be: Distalbig um :fast eine g~nze Zahnbreite. Bei Abschlll[~ der Rete[d, ion war eine korrekte ]rOcker-Fissureli- ~,erzahnm~g in Xeutralbig y o n wohlgeformten Zahnb6gen hergest(llt. ~ie Na,etlkontro]le ergab eine geringe .Bi~senkung und einen m~i~igen t~ngsta~d der untereti]fron~z~h~,te, Die Biglage hat sich miver~tndert gehalte~i

kompi:ession mR frontatem EHgsta:nd bei Dist~lbi13 uJ~ ~; Pramolarenbreite vof handen, m~d die Frontz-Mme und 1.3{ola.ren batten ausgepr~igte Hypoptasien. Die kie~erorghopS.disehe Beha,~dhmg da.uerte einseIlliei~tieh der ~etentionszeR 3a/a ,Jahre; es wurden mit Silfe yon hmen- und Augenbogen beide Kiefer um- geformt und dureh 5~esialbewegung dea Unterkiefers korrekte iH6cker-}~issuren- verzahmmg hergestellt. Naeh AbselaluB der ~R.etentioi~szeit wurde:tl die l~ypo. plastischen oberen Frontzii.hne n~i.~ t?orzetlanmantetkronen versehen und die ml- ~eren Frontzfi.]ane etwas eillgeschliffen.

Bei der Nrachkontrolle zeigt si.ch, dab die Umformungen der Zahnb6gen in a:~ollem Lrmfange erhalten geblieben sind und auch die Bil31age keine ~rgnderung

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36 For• der KieferorthoFgd~e Bd. 14 K, 1 (1953)

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Abb. 7. ]~ei der ~Pa.t,.'enfiin B. I.. wa r im Al t e r yon 10 J a h r e n eine J{ ie fe rkompress ion mi~. f ron ta l em J~ngstarld bei Neutra lb iB und Fo /gen vorzeitigen Zahnverlustes vorhanden . N a e h Absehlu8 der Reten~ionszett waren alle Zghne in e inem Bogen e lngeo rdne t , und es bestand ein korrekter N6cker-l) ' issurenbiB. 15 aah re spg te r besteht wieder ein mggiger frontaler Jgngstand im Ober- und Unterkiefer, werlngl( ieh sich alich die Urn*

formungen der ZahnbOgen im wesentl iehen gehalten haben

erfa~hren hat, Im linken Seitenzahngebiet besteht jedooh keine saubere J-{Seker- Fissurenverzahnung mehr, da die linken unteren Seitenz~ihne infolge der Ent- fernung des linken unteren 1. Molaren mehr distal stehen Ms die reehten un{eren Pritmolaren.

Die naeh Absehlug der 1%etention eingetretenen VerSnderungen dtirften ohne Znsammenhang Inig der Meferorthopgdisehen Behar~dlung sein, und es haben sieh die Umformungen der ZMmbiSgen und der BiBlage ohne Minderung des fm~k. tionellen Optimums erhMten,

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Erich ~ausser, Nachk0ntrolle kiefero~rthop~tdischer tlehandhmgsf.a.lle usw. 37

Abb. 8. I~ei der Patientirl U. 1~. war im Alter yon 13 Jahren eine Kieferkompression mR frontalem 1,3ngsgand bei Disgalbil~ um 3~ Zahnbreite vorhanden. Die Iinken 3[olaren und Fro~tzghne haRen Itypoplasien. Nacb AbschlLlla der tlegen~ion waren die Zi~hne in wohlgeformf, en Zahnb6gen eingeordne~ und eine korrekte Yer- zahnung in Xeutralokklusion hergest:ell*. ,Bei der Nachkontrolle zeigte sieb, dag die Vmformungen der Zahn- b0gen im Wesentlicben erhalgen geblie ben sind, obwohl verschiedene l~ackenz~J~hne inzwischen entfer_,tt wtlrden. Aueh die BiBlage zeigt keine Ver~inderungen, obgleich auf der ]inken SeRe keine saubere l~'0eker-lrissuren- verzahnullg rnehr vo:rha/ldell ist, da die linken urlteren Seilenzfilme llaeh Yerlusl, des 1.31olaren mehr zur0ck-

stehen als die rechten

Bei dem letzten Fail (Abb. 9), ether bei Beh~ndhmgsbeginn ?l//2]~ihrigen Patientin, War eine I*2ieferkompression mit liiekiger Protrusion bei Distalbi8 mn eine ga.nze ]2r'~tmolarenbreite vorhanden. Die Behandlung mahm auBerordenttieh tange geit in Anspruoh, da sie duroh hgufige Nrkranknng und sehr seMeehte BiRarbeit mehrfaeh mehrere Monate unterbroehm~ wurde. 7l)ie !{etention konnte daher erst 7 Jahre naeh Behandlungsbeginn abgesehlossen werden.

Withrend der aktiven Behandlung wurde die Dehnung des Oberkiefers mit dem Lingua.lbogen darohgefiihrt, die I~,etrusion der oberen Prontz.ghne mit Hilfe

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38 Fortschritte der J~.ieferort?aop~die ]Sd. 14 ~. 1 (1953)

der frontalen Schlinge yore t~ochlabialbogen nnd die t-Ierstellung der Neutral- okMusion mittels intermaxill~rer Gummiziige vorgenommem Zur ]3iBhebung diente eine Vorbigplat~e.

Ein Vergleieh des Zustandes bei Abschlul3 der kieferorthop'adisehen Behand- hmg und der jetzt erfolgten Naehkontrolle ergibt vollkommen lmvergnderte Verhgltnisse, abgesehen yon der inzwisehen erfolg~en Uberkronung des linken seitliehen Schneidezahnes. Es stellt somit die d.urehgeftihrte kieferorthop'adisehe iBehandlung trotz der w:~%hrend der Behandlung einge{retenen Sehwierigkeiten auoh heu,te noch ein hmktionelles Optimum dar~

Die Naehkontrolle kieferorth0pgdischer Behandiungsfglle viele Jahre naeh Abschlug der .I%etention ergibt also far die kieferorthop~idisehe Prognose, dab der Zustand des BehandlungsabscMusses sieh in vielen Fallen fast unvergndert h~tit. Insbesondere konnten keine Anzeiehen eines Zurticklaufens einer t~2ieferdehnung

. . . . . :::7; !!i} "

Abb. 9. Eine s m i t l t tckiger P ro t rus ion bei Dista lbiB war bei e iner 7).'_,j~thrigen Pa~ientir t v o r h a n d e m Naeh Absch lug der kieferorthop~i.disehen ~ehand lu i l g bes / and ehl k o r r e k t e r Zusammenb iB der Z a h n r e i h e n in Xeut ra lokklus ion , und waren Ober- und Un~erkiefer e n t s p r e c h e n d u m g e f o r m t worden . ;Bei der Nachkon~rolle waren keiner le i Y e r g n d e r u n g e n fes tzuste l len, die V m f o r m u n g e n b a t t e n sich in vol lem U m f a n g e gehMten . Der v e r k f l m m e r l e 1;nke obere sei t l iehe 8ehneidezahn erhielg aus kosme t i s ehen Ori inden hi der

Zwischenzei t eine Porze l l anman te lk rone

.... wie dies aueh seh on K o r k h aus vor 2 Jahren gezeigt hat - -und eine b eachtens- werte Stab:tilter der Einordnung yon Frontz~thnen festgestellt werden. Im Unter- kiefer bes~eht Mlerdings die Gefahr, dab die Frontzahnstelhmg eine Verschlech.. terung erfghrt und dad urch sich auch wieder ein tiefer Bif~ einstellt. Hierbei d/irfte das Alter des Patienten beim Behandlungsbeginn yogi ]3edeutung sein, da der Stand der unteren Frontz'ahne um so sehwieriger zu hMten ist, je glfer der Patient znr Zeit der Umformungen ist.

Im ~inbtiek auf die ]3if~lage ergibt die Xachun/ersuehung, dal3 die korrekte Iq.6eker-Fissurenverzahmnlg im Neutralbil3 bei Abschlu.B der Behandhmg er- halten bleibt, wenn aueh dutch Z'ahnwanderungen infolge vo:n Zahnverlust eine Beeintrgehtigung der gerzahnung eintreten kann. ~geiterhin hat sieh gezeigt, dab die Umformungen prognostiseh um so g/instiger zu beurteilen sind, wenn das Tempo der Umform.tmgen nicht zu schnelI war, und dab mit langsam durch- ge:f/ihrten Bewegungen ein befriedigender Dauererfolg erzielt werden kann. ~ier- bei diirfte es yon besonderer Bedeutung sein, dab die Retention bei rasehem ]~e- wegungsablauf bis zur Stabilitgt der Umformungen meist eine lgngere Zeit be- n6tigt Ms bei langsam verlaufenden Zahnbewegungen, wie aus den Kranken- geschlohten der Fl%lle nlit langer Behandhmgsdauer hervorgeht.

Eine wesentliehe Rolle fiir den Dauererfolg spielt die Retention, sie kann nieht sorgfgltig genug durohgefiihrt werden. AuBer dem allmghlichen Ab- gewShnen der Behelfe ist dabei eine gute funktionelle Beanspruehung des Kau-

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W. JacpbsJaagen, Die Psyehologie des Kindes in der Kieferortholpgdie 39

organs yon groger Badeutung, da besonders dutch die Funktion die dutch die Bebandltmg geschaffenen Verhitltnisse eine Fesgigung erfahren, die die Prognose f~r <tie Meferorthopgdisehen MaBna.hmen g/instig gesg~iget,. Bei einer ~eihe yon Fgllen wird freilieh die Prognose nicht so giins~ig sein, doeh spielen hierbei siche> lich Fa.ktoren eine ]r die ffir unsere theraPeutischen 3{aBnahnlen nieh~ zuggng- lichsind. So sollbeiallen Anomalien, derenEats tehungvonendogenen Einfl/issen in starkem M'aBe beeinflu13~ wird, die Pr'ognose fiir die kieferorthopgdisehe Be- handhmg Weniger gfinstig sein als bei den vorwiegend exogen bedingten Anomalien. Vv'eiterhin wird die Prognose mn so giinst.iger sein, je jiinger der Patient befm s ist, und sie wird aueh yon tier Mitarbei{. des ~Patienten _~aich~. ~mwesen~tieh beeinfl~i13t.

Anschrif~ d. VerL: Bonn, Kronprinzenstr . 2 b

| o ~ o 1 Die Psyehdegle des Kindes in der ~fdeferorthopadm )

~=on Dr. We Jaeobshagen, J~erlin

~Das zweite H aupttherna der heutigen Tagung heiBt ,,Die kieferorthop.adische ]?rognose". In den heute iiblichen Hell- und Kostenp]gnen finden wit als Siche- rtmg des behandelnden Kieferorthopgden h~ufig den Passus, dab die Behand- lung eine bestimm~e Zeit in Anspruch nghme, dieses aber nur bei g,lter Mit~rbeit des Kindes. Der Kie:{erorthop~[de set.zt also voraus, dal.~ das zu behandelnde Kind den Behandlungsmaflnahmen und den Behandlungsanweisungen nicht nur Ver- stgndnis entgegenbringt, sondern aueh dieselben rest]os bei'olgt. Unter diesen Voraussei:zungen, mein{, der Kieferorthopfide, :wgre die Zeit, innerhalb der der Erfolg der Behandlung zu erwarten ist, einigermaBen zu iibersehen, nnd el" schiitzt sich den E]teI'n gegeniiber bei iN*ieh~eeI'ftillung der zeitliehen Ei'wartung dadurch, dab er yon der guten Mitarbeit des Kindes spricht and diese voraussetzt.

Die gute Mitarbeit des Kindes enth~ilt dabei nicht nur die Pflege der Apparatur, das sorgsame Siehverhalten gegenLiber dieser, sondern sie enthgtt auch die Folg- samkeit gegenffber der Ermahmmg, iible Angewohnheiten, die ~mserer Arbeit direkt entgegengesetzt wirken, abzulegen. Jeder Kieferorthopgde weig, ~n wel- ehenl MaBe einzelne Kinder diese Behandlnngsvorschriften nnd ]Sehandlungs- forderungen nicht ,mr rlicht befolgen, sondern geradezu Sabotage iiben. In den, Augenblick, in dem wit diese ~u zu iiberwinden versnchen, miissen wir e$was yon der Psychologic des Kindes verstehen, denn Erziehnng nnd Pgdagogik lassen sich nur betreiben atd grund psyehologischen Studinlns des Kindes. Und wenn man die psych Cogischen Vorgii, nge unserer Patienten selbst im spatiugend- lichen Alter verstehen will, so n-lug man sioh iiber die Entwicklung des Kindes nnd seines l~esens im klaren sein.

Das Neugeborene befinde~ sieh unmittelba.r ha.oh der Cebnr~. noch in einem Zustand tiefsier ~-~ilfslosigkeit nnd steht in seinem ~aeaktionsverm6gen auf der Stnfe der Wirbe]tiere: nSmlich auf der Stufe des t{sfiexes. Iin Gegensatz dazu ist das Tier im i~ugenbliek der Gebnr{ ~ficht nm" k6rperlich sondern auch seinem Wesen nach viel welter entwickek, teilweise iibei'hanpt fert~ig entwiekelt.

~) Vortrag gehalten auf dee wissenschaftiichen J~hrestagung der ,,Deutschen Ceseli- schaft fiir Kieferorthopttdie" in Berlin yore 23.--26. Okt. 1952.