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Nachname: Ihde
Vorname: Antje
Einsendeaufgabe: B1
Kundennummer: 100294
Lerngruppe: LK1 Kurs 0413B
E-Mail: [email protected]
Datum: 27.06.2013
1. Erläutern Sie den Begriff Êvidence - based nursing an einem Beispiel!
Definitionen
Evidence – based nursing wird in der Fachliteratur unterschiedlich beschrieben.
So sagt Schlömer (2000): „ EBN ist eine auf wissenschaftliche Erkenntnis basierende Pflege.“
Thiel (2001) fügt dieser Definition hinzu: „EBN will die Pflegepraxis professionalisieren. Mit
EBN soll der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis gewährleistet werden.“
Die Definition von Behrens & Langer (2004) besagt: „EBN ist die Integration der derzeit besten
wissenschaftlichen Belege in die tägliche Pflegepraxis. Unter Einbezug theoretischen Wissens
und der Erfahrung der Pflegenden, der Vorstellung des Patienten und der vorhandenen
Ressourcen.“
Ziel des EBN
Alle drei Definitionen verfolgen das gleiche Ziel, nämlich eine Grundlage zu schaffen um
Pflegebedürftigen die beste und wirksamste Pflege zukommen zu lassen, sinnloses Leid von
Patienten soll vermieden werden. Zudem soll die Pflege nicht ausschließlich auf Traditionen,
Überlieferungen und Erfahrungen beruhen sondern auch auf wissenschaftlichen Belegen.
Kurze Geschichte
Florence Nighingale war die Wegbereiterin der Pflege und eine der ersten
(Medizin-)Statistikerinnen. Sie stellte Überlegungen und Aufzeichnungen über den
Zusammenhang von sozialem Status und Gesundheit an. Aus den gewonnenen
Erkenntnissen leitete sie Behandlungsstrategien ab und integrierte diese in die Pflege. Mittels
der Datenaufzeichnung und -sammlung sah sie eine wichtige Möglichkeit
gesundheitspolitische Veränderungen herbeizuführen.
Vorgehensweise
Im Verlauf dieser Hausarbeit werde ich mich an der Definition des EBN von Behrens & Langer
orientieren, da diese mir am aussagekräftigsten erscheint.
Sie enthält:
vier Komponenten der pflegerischen Entscheidung
Die Methode EBN
Gemeinsame pflegerische Entscheidungshandlung ist die Basis von Evidence - based nursing, und
diese besagt, dass im Vorfeld ein Problem erkannt wird und Lösungsalternativen gesucht werden,
über die dann entschieden wird. Es gibt Bestimmungsgründe, wie die externe und interne Evidence,
ökonomische Aspekte und Vorschriften, welche bei dieser pflegerischen Entscheidung mitwirken.
Patienten-
Präferenz
Wünsche,
Bedürfnisse,
Vorlieben,
Intimsphäre
Angehörige/
Patienten mit
einbeziehen
Erfahrungs-
werte vom
Krankheits-
und
Betreuungs-
erleben
Expertise
= Interne
Evidenz ->
was will der
Patient und
wessen
bedarf er
Erfahrungen
und
Fertigkeiten
der
Pflegenden
im Laufe ihres
Berufs -> Ge-
fühle für
situationsab-
hängige
Bedürfnisse
und intuitive
Entscheidung
der
Plegemaßnah
me
Kontex
= äußere
Faktoren z.B.
materiell,
zeitlich
Rahmenbe-
dingungen
Umfeld
rechtliche
Richtlinien
Forschungs-
Resultate
= externe
Evidenz ->
alle
Maßnahmen
sollen durch
Forschungen
begründet
werden
können
Sechs Schritte der EBN – Methode
Fazit
Evidence - based nursing ist eine Möglichkeit Pflegepraxis und Pflegetheorie miteinander zu
verbinden. Durch EBN-Methoden wird die Einhaltung von wissenschaftlichen Kriterien in der Pflege
gewährleistet und EBN trägt wesentlich zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung in der
Patientenbetreuung bei.
Aufgaben-
klärung
Liegt Problem in
meinem
Aufgabenbereich?
Auseinander-
setzung mit pflg.
Aufg. im KH ->
Orientierung am
Pflegeleitbild
Grundvorraus-
setzung für alle
weiteren Schritte
Frage-
Stellung
hilft beim
Bewusstwerden des
Problems
präzise und beant-
wortbar
nach dem PIKE-
Schema bei Inter-
ventionsstudien
Literatur-
recherche
elektronische
Datenbanken wie
PubMed,Medline,Co-
chrane,Cinahl usw.
Studie im Volltext
lesen
Pflegefachzeit-
Schriften,Fachbü-
cher,nationale &
internationale
Leitlinien
Evaluation
…des Nutzens, der
durch
Implementierung der
Studienergebnisse
erreicht wurde
Strukturen wie
Personal,Material,In-
formation
Prozess wie
Anwendung,Durch-
führung der
Intervention
Ergebnis wie Eintritt
des gewünschten
Ergebnisses,Kosten-
Nutzen-Relation
Implemen-
tierung &
Adaption
Entspricht beurteilte
Studie
Beurteilungskrite-
rien?
Implementierung =
Studienergbnisse in
Praxis,Einrichtung,
Ausbildung einführen
Adaption =
Anpassung der
Organisation z.B.
Pflegesystem,Kon-
zepteinführung,Ar-
beitszeitenänderung,
Aufgabenverteilung
Kritische
Beurteilung
= zentraler Punkt
des EBN
mehrere
Bewertungskriterien
zur Entscheidungs-
findung
Studie auf
Glaubwürdigkeit,Aus-
sagekraft,Anwend-
barkeit prüfen
Beurteilungsbögen
helfen bei Beurteilung
vorliegender Studie
Nun möchte ich versuchen anhand eines Beispiels, aus meiner Einrichtung des Kinderhospizes
Sonnenhof, EBN zu erläutern.
1. Problem
Schmerzerfassung bei mehrfach-schwerstbehinderten Kindern und Kindern mit
lebenslimitierten Erkrankungen
Schwerst- mehrfachbehinderte Kinder leiden unter einer Vielzahl von Schmerzen, wobei es
sich sowohl um chronische als auch um akute Schmerzen handelt. Aufgrund ihrer fehlenden
verbalen Kommunikation ist es sehr schwierig für das Pflegepersonal und/oder die
Angehörigen zu erkennen ob das Kind Schmerzen hat, und wenn ja, dann wo und wie stark
der Schmerz ist.
Chronische Schmerzen führen unweigerlich zu einer erheblichen Einschränkung der
Lebensqualität, sowohl bei gesunden als auch mehrfach behinderten Menschen.
Es gibt viele Messinstrumente zur Schmerzmessung bei gesunden Kindern, bei Erwachsenen,
bei Dementen oder bei Neugeborenen, aber nur eine geringe Anzahl für derart kognitiv
eingeschränkte Kinder und Jugendliche.
Gut ausgearbeitete Skalen wie die Face, Legs, Activity, Cry, Consolability ( FLACC) gibt es
bei uns nur auf Englisch. Zudem existieren zur Zeit noch keine aussagekräftigen Studien über
die Schmerztherapie und Schmerzmessung bei dieser besonderen Patientengruppe. Deshalb
orientiere ich mich an Archivmaterial von CA Prof. Dr. med. Boris Zernikow.
Die Schmerzeinschätzung und die daraus resultierenden therapeutischen Maßnahmen liegen
in den Händen der betreuenden Pflegepersonen.
1. Fragestellung
Ist eine zuverlässige Schmerzmessung mit den vorhandenen Skalen bei schwerst-mehrfach
behinderten Kindern möglich?
Um die Ausarbeitung etwas anschaulicher zu gestalten, habe ich mir einen bestimmten
Bewohner aus dem Sonnenhof ausgesucht, welcher stellvertretend für den Großteil unserer
Kinder steht.
Wo ist Fred?
P: Patient = Um wen geht es? Für wen?
Fred (26), schwerste Mehrfachbehinderung, Blindheit, Spastiken, Kontrakturen, Skoliose,
Tracheostoma mit assistierender Beatmung,COPD, PEG, Katheterismus, kontinuierliche
Monitorüberwachung bei Lungeninsuffizienz und chronische sowie
akuten Schmerzen
I: neue Pflegeintervention = Was möchte ich tun? = SOLL
Schmerzmessung mit der Berner Schmerzscore für Neugeborene (BSN)
K: Kontrollintervention = bisherige Situation oder Pflegehandlung = IST
Schmerzerfassung mittels der Pädiatric Pain Profile (PPP)
E: Ergebnis = Was erwarte ich ?
Eine zuverlässige Schmerzmessung und mit der daraus resultierenden Medikation eine
Schmerzfreiheit oder wenigstens eine Schmerzlinderung.
Ausarbeitung
Vorab einige Schmerzherde, welche offensichtlich sind.
Spastiken Kontrakturen
PEG-Granulom Katheterismus
Cough-Assistant Beatmung
Skoliose Tracheostoma
Als nicht sichtbare Schmerzen sind noch Zahn-, Ohren- und Kopfschmerzen, Refluxösophagitis,
Lippenbiss und neuropathische Schmerzen zu erwähnen.
Um eine möglichst genaue Schmerzmessung durchzuführen, ist die Mimik und Körperhaltung des
Kindes ausschlaggebend, wenn es sich nicht verbal äußern kann. Nun entsteht allerdings die
Schwierigkeit die Körperspannung zu beurteilen, weil Fred sehr starke Spastiken und Kontrakturen
hat, welche sich auch im Normalzustand nicht lösen lassen.
Also bleiben mir nur die Mimik und die Vitalparameter zur Beurteilung.
I: Berner Schmerzskala für Neugeborene (BSN)
Die BSN ist eine Schmerzskala für Neugeborene ohne Beatmung, somit scheint es unsinnig diese für
junge Erwachsene zu benutzen, aber es darf nicht vergessen werden, dass viele unserer Kinder auf
dem Stand eines Babys sind und/oder in ihrer Motorik der eines Neugeborenen entsprechen.
Die BSN bietet neben den subjektiven Symptomen wie Mimik und Tonlage auch rein objektive wie die
Atmung, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung, Gesichtsfarbe und Tränenfluss. Da gibt es nichts zu
interpretieren. Sie sind ein Fakt! Für die Beurteilung einer vermutlichen Schmerzsituation sind sie
ausschlaggebend.
Bei Kindern mit einer derart starken Behinderung ist der Gesichtsausdruck häufig die einzige
Orientierung. So kann es allerdings auch sein, dass sie sämtliche Gefühlsregungen wie Langeweile,
Unlust, Anstrengung, Missfallen oder Hunger mit der gleichen Mimik wie bei Schmerzen ausdrücken.
Hier kommt mir die Monitorüberwachung zur Hilfe. Anhand von veränderten Vitalparametern kann ich
die diese mit der Mimik verbinden und so eher eine Schmerzsituation erkennen oder ausschließen.
Bevor ich eine Schmerzmedikation verabreiche, versuche ich mit Intuition und nicht medikamentösen
Therapien wie Umlagern, andere CD einlegen, Vibration, Absaugen usw. eine Besserung des
Zustandes herbeizuführen oder herauszufinden ob Fred vielleicht nur Langeweile hat.
Erst wenn diese Maßnahmen keinen Erfolg haben, wird eine Medikation verabreicht.
Es sei noch erwähnt, dass die meisten unserer Kinder ohnehin eine dauerhafte Schmerzmedikation
aufgrund von oben genannten chronischen Schmerzen erhalten.
K: Padiatric Pain Profile (PPP)
Die PPP wurde eigens für behinderte Kinder erstellt, allerdings enthält sie für mehrfach-schwerst-
behinderte Kinder einige Punkte, die nicht beurteilbar sind wie „weinte, jammerte, stöhnte, schrie oder
wimmerte“ oder nicht relevant sind wie „aß widerwillig“ oder „beugte die Beine oder zog sie zur Brust“.
Deshalb eignet sich dieses Messinstrument nur bedingt für bestimmte Kinder.
E: Eine explizite Schmerzmessung mittels der BSN und daraus resultierender Schmerzfreiheit bzw. -
linderung und dementsprechend Erhöhung der Lebensqualität.
Zusammenfassung
Messinstrumente zur Schmerzmessung sind vielfältig, aber es gibt immer noch
Verbesserungsmöglichkeiten, da jeder Mensch, egal ob mit oder ohne Behinderung, einzigartig ist und
ein ganz eigenes Schmerzerleben und- empfinden hat. Schmerzmessung durch Fremdeinschätzung
ist immer die schlechteste Einschätzung, aber die Skalen sind eine große Hilfe bei der Erkennung von
Schmerzen, dennoch ist es absolut unerlässlich die eigenen Beobachtungen mit einzubeziehen. Auch
in der eigenen Wahrnehmung sind Fehler möglich wie z.B. das eigene Schmerzerleben oder
persönliche Tagesform.
Im Kinderhospiz Sonnenhof wenden wir jetzt vorzugsweise die BSN an nachdem wir zu Beginn mit
der PPP gearbeitet haben. Bei nicht so komplexen Schmerzsituationen benutzen wir zudem noch die
KUSS-Skala.
Aber es ist und bleibt Gesetz: „Schmerz ist, was der Patient sagt und er existiert, wann immer er es
sagt.“ ( Margo Mc Caffery )
Auch wenn eine verbale Kommunikation nicht möglich ist.
Rätselauflösung: Fred hat auf allen Bildern KEINE Schmerzen. Diese wilde Mimik ist in vielen
verschiedenen Situationen entstanden, die ihm nicht so gut gefallen wie z.B. Zähneputzen oder die
falsche Märchen-CD.
Quellenangaben
Behrens, J.: Vertrauensbildende Entzauberung: Evidence- und Eminenz- basiert professionelle
Praxis, Teitschrift für Soziologie, Jg. 32, Heft 3, Juni 2003, s. 262-269, Lucius & Lucius Verlag,
Stuttgart 2003
Schlömer, G.: Evidence-based-nursing. Eine Methode für die Pflege? In: Pflege, Huber Verlag, Bern
2000
Prof. Dr. med. Schreiber, W.: Beruf aktuell, Neurotransmitter, Deggendorf 10.2005
Herr-Wilbert, I.: Kinderrankenschwester, April 2008, 27 Jhrg., Heft 4, s.142-147
CA Prof. Dr. med. Zernikow, B.: Schmerztherapie bei Kindern mit lebenslimitierten,
nichtonkologischen Erkrankungen, Kinderärztliche Praxis 80, Nr. 4, S. 256-270, Datteln 2009
Cegla, Gottschalk: Schmerztherapie im Kindesalter, (ISBN 9783131457417), Georg Thieme Verlag
KG 2008
Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V.-DGS: Schmerztherapie, 27. Jhrg., 2/2011
Aksu, F.: Neuropädiatrie in Klinik und Praxis, Heft 1/2003, Schmidt/Römhild, Datteln, 2003
www.pflegwiki.de/index.php?title=Evidence_based_nursing&printable=yes
www.wikipedia.org/windex.php?title=Evidence-based_Nursing&printable=yes