12
Nr. 1 | März — Mai 2015 200 Jahre Basler Mission Neuigkeiten zum Jubiläum Südsudan «Die Kirche ist dort, wo die Menschen sind» Lernen fürs Leben Ein Alphabetisierungs-Projekt von Mission 21 in Peru Perspektiven für den Südsudan

nachrichten 1/2015

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Januarausgabe des Spendenmagazins von Mission 21. Schwerpunktthemen: Südsudan und Neuigkeiten zum 200-Jahr-Jubiläum der Basler Mission.

Citation preview

Page 1: nachrichten 1/2015

Nr. 1 | März — Mai 2015

200 Jahre Basler MissionNeuigkeiten zum Jubiläum

Südsudan«Die Kirche ist dort, wo die Menschen sind»

Lernen fürs LebenEin Alphabetisierungs-Projekt von Mission 21 in Peru

Perspektiven für den Südsudan

Page 2: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/20152

Er wollte damit deutlich machen, dass sich die PCOSS auch in Notzeiten der Kor-ruption verweigert. «Aber wer glaubt das schon ohne Beweise?», fragte er. Nur Be-lege würden diesen guten Ruf bewahren. Das sei gerade in dieser Krisenzeit wichtig. Mit grosser Erleichterung übergab er sei-ne Belege an die zuständigen Kontrollin-stanzen. Ganz besonders während dem aktuellen Konflikt im Südsudan sind Kirchen in der Vermittlung und als Vertrauensträgerin-nen wichtig – nicht nur im Umgang mit Finanzen. Sie verkörpern auch die für das Land so bitter notwendige Einheit jenseits ethnischer Unterschiede und bieten Räu-me für die Aufarbeitung von Traumata und Schuld sowie für Versöhnung. In einer Si-tuation permanenter und schlimmer Men-schenrechtsverletzungen und anhaltender Gewalt ist dies ein Hoffnungsschimmer, der Aufbau und Entwicklung möglich macht.

Ihre

Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21

Der Wahlspruch des Südsudans lautet «Gerechtigkeit, Freiheit, Wohlstand». Doch die junge Nation ist erschreckend weit davon entfernt: Gewalt, Willkür, Hun-ger und Fehlernährung gehören zum Alltag der Bevölkerung. Die Regierung und Op-positionskräfte finden nicht zu einem Waf-fenstillstand, der den Menschen die nötige Sicherheit gewähren würde, um aus den Flüchtlingslagern heimkehren zu können. Das zu tun, was zum Überleben nötig ist, trotz der schwierigen Umstände korrupti-onsfrei zu bleiben, ist sehr schwierig. Anlässlich eines Seminars, wie Korrup-tion vorgebeugt und vermieden werden kann, hat Mission 21 im Jahr 2014 den Südsudanesen Peter Shabak geehrt. Als Finanzverantwortlicher unserer Partner-kirche, der «Presbyterianischen Kirche des Südsudan», wurde er für seinen ausser-ordentlichen Beitrag zu Transparenz und effizienter Projektarbeit ausgezeichnet.Peter Shabak rettete auf der Flucht nicht sein persönliches Hab und Gut, sondern schleppte wochenlang die Abrechnungen und Belege für die Projekte und Ausga-ben der Programme seiner Kirche mit sich durch den Busch. «Wir sind vertrauens-würdige Partner. Davon, dass wir uns auf-einander verlassen können, dass ihr euch auf uns verlassen könnt, hängt unsere Zu-kunft ab », sagte Peter Shabak anlässlich der Ehrung.

Editorial

Impressum

nachrichten Mission 21, Nr. 1/2015Herausgeberin: Mission 21, Evangelisches Missionswerk BaselMissionsstrasse 21, 4003 Basel, SchweizTelefon: +41 (0)61 260 21 20 E-Mail: [email protected] Auflage: 22‘000Redaktion: Katrin Pilling (kp)Titelbild: Die erfahrene Hebamme Kate Foi bildet für die südsudanesische «Presby-terian Relief and Development Agency» (PRDA), Partnerorganisation von Mission 21, junge Frauen zu staatlich anerkannten Hebammen aus. Foto: Ulrich Kleiner Layout: Helge Neuschwander-Lutz, Schwabach, D

Print kompensiertId-Nr. 1544896

www.bvdm-online.de

Druck: MHD Druck und Service GmbH, Hermannsburg, DSpendenkonto: PC 40-726233-2Mission 21 vereint die Arbeit der Basler Mission, der Evangelischen Mission im Kwango und der Herrnhuter Mission. Mission 21 ist Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS), Stuttgart. Die «nachrichten» erhalten Gönnerinnen und Gönner von Mission 21. Sie er-scheinen vier Mal jährlich, jeweils zum 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember.

Liebe Leserin, lieber LeserAus dem Inhalt

Editorial 2

Thema 3–5«Die Kirche ist dort, wo die Menschen sind» Perspektiven für den Südsudan

Unser Projekt 6Lernen fürs LebenAlphabetisierungsprogramm in den peruanischen Anden

Die gute Nachricht 7«Ein Auftrag – gestern, heute und morgen!» Karl F. Appl über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Mission

Mission 21 aktuell 8-10Neuigkeiten von Mission 21, ihren Partnerkirchen und Trägervereinen

Tipps 11Die Jubiläumsfestwoche

Archiv & BuchSchoggi im Archiv

Agenda 12

Page 3: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/2015 3

Keine vier Jahre nach der Unabhängigkeit versinkt der jüngste Staat der Welt in Chaos, Militärgewalt und neuen Flüchtlingsströmen. Es droht eine humanitäre Katastrophe. Die südsudanesische Partnerkirche von Mission 21 gibt nicht auf und bietet den Menschen auch unter enormen Herausforderungen Hilfe und Perspektiven.

Im Flüchtlingslager Kakuma, Nordkenia, circa 120 Kilometer von der Grenze zum Südsudan entfernt: 20 junge Frauen ste-hen auf dem staubigen Gelände vor ihren Zelten. Das Baracken- und Zeltlager mit den Ausmassen einer Kleinstadt bietet etwa 179‘000 Menschen Schutz, von de-nen die meisten aus dem kriegsversehr-ten Südsudan stammen. So auch diese Frauen, alle zwischen 18 und 30 Jahre alt. Etwas unterscheidet sie von vielen anderen Menschen in Kakuma: Sie haben eine Pers-pektive. In der rund 100 Kilometer entfern-ten Stadt Lokichoggio werden sie von der «Presbyterian Rural Development Agency» (PRDA) zu Hebammen ausgebildet. Die

PRDA ist die unabhängigen Nothilfe- und Entwicklungsagentur der «Presbyteria-nischen Kirche des Südsudans» (PCOSS), Partnerkirche von Mission 21. Neben dem Theorieunterricht in Geburts-hilfe, Anatomie und allgemeinbildenden Fächern wie Englisch, Mathematik und kommunaler Gesundheitsversorgung sam-meln die angehenden Hebammen im Spi-tal von Lokichoggio die notwendigen prak-tischen Erfahrungen. Eine dieser jungen Frauen ist Rose Peter Diu. Vor gut einem Jahr besuchte sie noch die PRDA-Hebam-menschule in der südsudanesischen Stadt Leer. Den Entschluss, Hebamme zu werden, fasste sie, als sie einmal unterwegs einer

Frau begegnete, die ihr Kind im Wald zur Welt bringen musste: «Ich wollte ihr helfen, doch mir fehlte das Wissen», erinnert sich Rose. Sie ist stolz, zu den wenigen Frauen im Südsudan zu gehören, denen über-haupt eine Schul- und Berufsausbildung möglich war: «Wir sind so oft geflüchtet wegen der Kämpfe, deshalb wurden auch keine Lehrer ausgebildet. Uns allen fehlt Bildung.»

Bildung ist bitter nötigDie Zahlen geben der jungen Frau recht: Der Südsudan hat eine erschreckende Analphabetenrate von 73 Prozent, bei den Frauen liegt sie sogar über 80 Prozent. Des-halb sind Bildungsangebote wie die Heb-ammenausbildung der PRDA bitter nötig. 2013 hatten bereits 60 Frauen erfolgreich die Ausbildung durchlaufen. «Der Südsu-dan ist eines der Länder mit der höchsten Mütter- und Kindersterblichkeit weltweit und braucht dringend fähige Hebammen»,

Thema Südsudan

Nach Zwischenhalt im Flüchtlingslager Kakuma können die Hebammenschlüerinnen ihre Ausbildung in Lokichoggio (Nordkenia) fortsetzen.

«Die Kirche ist dort, wo die Menschen sind»Perspektiven für den Südsudan

Joch

en K

irsc

h / M

issi

on 2

1

Page 4: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/20154

Thema Südsudan

erklärt Jochen Kirsch, Leiter der Abteilung Internationale Beziehungen von Mission 21. Darum sei der Ausbildungsgang der PRDA Ende 2012 auf Bitten der Regierung aufge-wertet und ausgebaut worden, sodass die Abschlüsse heute staatlich anerkannt sind, so der Pfarrer. Stolz hatte Rose Peter Diu damals in Leer davon erzählt, dass sie dank der Ausbildung nun etwas für ihr junges Land tun könne. Doch die Kleinstadt Leer in der Region Upper Nile liegt heute in Schutt und Asche, die dortigen Gebäude der Heb-ammenschule sind vollständig zerstört.

Um Jahre zurückgeworfenAm 15. Dezember 2013 waren in der Haupt-stadt Juba blutige Unruhen ausgebrochen, die bald darauf auf die Region Greater Up-per Nile im Nordosten des Landes über-griffen. Bis heute ist dieser Landesteil nicht zur Ruhe gekommen. Traditionell ist die PCOSS im Konfliktgebiet stark vertreten. Ihr ehemaliger Hauptsitz Malakal ist eine der am stärksten verwüsteten Städte. Über 10‘000 Todesopfer hat die militärische Auseinandersetzung zwischen Armee-teilen der Regierung und der Opposition bereits gefordert. Der Traum von einem friedlichen Start in die Unabhängigkeit ist ausgeträumt. «Innerhalb kürzester Zeit wurde der Südsudan um Jahre zurückge-worfen, gerade erst mühsam Aufgebautes zerstört, und es droht eine humanitäre Katastrophe», fasst Jochen Kirsch die Fol-gen dieses Machtkampfes auf Kosten der Zivilbevölkerung zusammen.

Die Arbeit muss weitergehenDie PRDA reagiert auf die enormen Her-ausforderungen mit viel Flexibilität und Ausdauer: Anstatt die Hebammenschule in Leer aufzugeben, verlegte sie die Schu-le kurzerhand ins kenianische Lokichoggio. Die Studentinnen waren vor der Gewalt in verschiedene Regionen des Südsudan ge-flohen. Sie wurden gesucht, mit Ausnahme einer Person auch gefunden und nach Juba

sowie anschliessend ins Flüchtlingslager Kakuma bei Lokichoggio evakuiert. Hier setzen sie seit April 2014 ihre Ausbildung fort. In Kakuma trafen PRDA-Mitarbeitende unverhofft auch eine Absolventin der Heb-ammenschule wieder, die ihre erworbe-nen Fähigkeiten inzwischen im hiesigen Krankenhaus des Internationalen Roten Kreuzes einsetzt.Die Geschichte der Hebammenschule von Leer ist eines von vielen Beispielen dafür, wie die südsudanesischen Partner von Mission 21 trotz der katastrophalen Lage vor Ort weiterarbeiten: «Die Kirche ist da, wo die Menschen sind», kommentiert Jo-chen Kirsch das Vorgehen der PRDA und der PCOSS. Bei inzwischen 1,9 Millionen Flüchtlingen und einer weiterhin ange-spannten Sicherheitslage heisst das: Die Kirche ist mit mobilen Bildungsangeboten und Trauma-Begleitung in den Flüchtlings-lagern in Kenia, Äthiopien und im Sudan. Und sie ist an jenen Orten im Südsudan, die als stabil gelten. Zum Beispiel in der Hauptstadt Juba, wo die mit einer Milli-onen Mitgliedern drittgrösste Kirche des Landes derzeit wieder eine permanente

Präsenz aufbaut und sich als Netzwerk sta-bilisiert. «Wir haben inzwischen so etwas wie eine mobile Kirchenleitung mit den beiden Basisstationen in Lokichoggio und Juba», erklärt Jochen Kirsch.

Rückenwind aus BaselDie PCOSS erhält tatkräftige Unterstützung von Chantal Wullimann. Mission 21 hat die Geographin und Afrikanistin im Herbst 2013, wenige Monate vor dem Ausbruch des Konflikts, als erste ökumenische Mit-arbeiterin in den unabhängigen Südsudan entsendet. Ihre Aufgabe ist es, der Part-nerkirche bei ihrem Neuanfang im jungen Staat als Projekt-Koordinatorin zur Seite zu stehen. Aus Sicherheitsgründen musste die Baslerin jedoch bereits im Dezember 2013 nach Kenia evakuiert werden, von wo aus sie seither arbeitet. Seit einigen Monaten sind wieder sporadische Kurzaufenthalte in Juba möglich, die sie nutzt, um mit den Mitarbeitenden der PCOSS Workshops zu Projektmanagement und Personalentwick-lung durchzuführen. «Dieses Wissen ist für unsere Partnerkir-che sehr wichtig, da die momentane Kri-sensituation noch höhere Anforderungen an das Personal und die Projektplanung stellt», erklärt die 42-Jährige. Der Ein-satz von Chantal Wullimann stärkt den PCOSS-Mitarbeitenden in dieser schwie-rigen Zeit den Rücken, hilft ihnen bei der Vernetzung sowie bei der Projektplanung und –umsetzung. Mit dieser Unterstützung führt die Kirche derzeit eine ausführliche Studie durch. Diese soll klären, welche der PCOSS-Schulen noch intakt und nicht von Militäreinheiten besetzt sind, und wo neue Primar- und Abendschulen errichtet werden müssen, sodass der Unterricht mit einfachsten Mitteln wieder aufgenommen werden kann. Die Bildungsangebote der PCOSS umfassen Alphabetisierungskurse sowie allgemeinbildenden Unterricht und stehen Menschen jeden Alters, aber auch jeder ethnischen oder religiösen Zugehö-

Ulr

ich

Klei

ner

Die angehende Hebamme Rose Peter Diu freut sich auf ihren Beruf.

Page 5: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/2015 5

Thema Südsudan

Die ökumenische Mitarbeiterin Chantal Wulliman unterstützt die südsudanesische Partnerkir-che von Mission 21 vor allem durch Wissensvermittlung im Bereich Projektmanagement und Personalentwicklung.

Mis

sion

21

InfoMission 21 im SüdsudanDie Beziehungen der Basler Mission zur «Pres-byterianischen Kirche des Sudan» (PCOS) ge-hen zurück auf das Jahr 1972. Seit der Teilung des Sudan im Juli 2011 kooperiert Mission 21 nur noch mit der Partnerkirche im neu ge-gründeten Südsudan. 2012 gab diese sich den Namen «Presbyterianische Kirche des Südsu-dan» (PCOSS) und verabschiedete eine neue Verfassung. Mission 21 unterstützt die PCOSS in den Bereichen Bildung, Landwirtschaft, Gesundheit, Friedensförderung und in der Frauen- und Jugendarbeit.

Neue Programmverantwortliche SüdsudanSeit dem 1. Februar 2015 ist die Soziologin und Mediatorin Bettina Schucan-Birkhäuser die neue Programmverantwortliche für den Südsudan bei Mission 21 in Basel. Der bisheri-ge Südsudanverantwortliche Jochen Kirsch hat die Leitung der Abteilung «Internationale Be-ziehungen» übernommen. Bettina Schucan-Birkhäuser war zuvor unter anderem beim «Eidgenössischen Departement für Auswär-tige Angelegenheiten» (EDA) tätig. Ihre The-menschwerpunkte sind zivile Konflikttransfor-mation und Menschenrechte.

Spenden für den Südsudan:Konto: PC 40-726233-2Vermerk: «179.1001» oder online: www.mission-21.org/spenden

rigkeit offen. «Dies ist ein konkreter Beitrag zur Friedensarbeit», betont Jochen Kirsch, «denn so entsteht ein Gemeinschaftsgefühl jenseits von Religion oder Ethnie. Und es ist eine sehr wichtige Förderung der stark benachteiligten Frauen.»

Nicht alle Regionen betroffenTrotz der verzweifelten Lage im Südsudan gibt es Hoffnung. So blieb zum Beispiel der isoliert gelegene Ort Pochalla im Südwes-ten des Landes von den Kämpfen verschont. Hier baut die PRDA seit 2013 ein grosses integriertes Programm zur ländlichen Ent-wicklung auf. Es kombiniert Schulungen von Bäuerinnen und Bauern durch lokale Projektberater mit Angeboten im Bereich Schulbildung und dem Aufbau einer Basis-gesundheitsversorgung. Vorbild ist ein in der Region Maiwut erfolgreich abgeschlos-senes Projekt. Dieses hat die Ernährungs-lage der lokalen Bevölkerung spürbar ver-bessert, sodass Mission 21 sich inzwischen aus Maiwut zurückziehen und mit Pochalla auf eine neue Region konzentrieren kann.

Die Arbeit im landwirtschaftlichen Pro-grammteil ist bereits gut etabliert, De-monstrationsfelder wurden angelegt und Multiplikatoren ausgebildet. Im Jahre 2015 werden die Bereiche Bildung und Gesund-heit verstärkt integriert, etwa durch den Bau von Klassenzimmern, Brunnen und Latrinen. «Die ländliche Entwicklung im Südsudan zu unterstützten, ist jetzt wich-tiger denn je», erklärt Jochen Kirsch. «Die Konflikte im Nordosten des Landes sorgen für zusätzliche Engpässe in der Nahrungs-mittelversorgung der notleidenden Bevöl-kerung.»

Weg nach vorneDie PCOSS wählt den Weg nach vorne: Die jungen Frauen in Lokichoggio lernen un-weit eines riesigen Flüchtlingslagers den Hebammenberuf. Die Kirchenleitung baut inmitten von Zerstörung ein neues, funk-tionierendes Netzwerk auf, in dem bereits jetzt wieder unverzichtbare Bildungsarbeit und die Begleitung traumatisierter Men-schen geleistet werden. Allem Misstrauen

zum Trotz besuchen die PCOSS-Mitarbei-tenden in ethnisch gemischten Teams ihre versprengten Gemeinden und leben somit Vielfalt und Toleranz vor. «Dieser Mut be-eindruckt mich immer wieder!», sagt Jo-chen Kirsch. Mission 21 wird ihre südsudanesische Partnerkirche auf dem schwierigen Weg weiterhin viel Rückenwind geben. «Un-verschämt viel Hoffnung!», das ist nicht nur das Motto zum 200-jährigen Jubiläum der Basler Mission im Jahr 2015, sondern etwas, das wir ganz konkret hier und jetzt brauchen.

Katrin Pilling

Page 6: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/20156

Lernen fürs Leben

Die Frauen lernen nicht nur lesen und schreiben, sondern

eignen sich Wissen für alle Lebensbereiche an. Zum Beispiel über den

hohen Nährwert von Quinoa.

Mis

sion

21 /

Dor

othe

e Ad

rian

Es ist eine wunderschöne, aber karge und arme Gegend: die Hochebene der süd-peruanischen Anden. Viele Frauen hier können weder lesen noch schreiben. Die Sonne strahlt auf etwa 3‘900 Höhenmetern intensiv, weshalb die Menschen Hüte tra-gen. In den Weilern Arapa und Chupa, die zum Department Puno gehören, leben sie in selbst gebauten Lehmhütten. Sie haben ein kleines Stück Land und ein paar Tiere. «Wie gerne hätte ich einen anderen Beruf erlernt!», sagt die indigene Kleinbäuerin Francisca Itusaca de Mullisaca. «Aber dazu gab es keine Möglichkeit.» Ihre sechs Kin-der gehen zur Schule. Sie selbst hatte die-se Möglichkeit nicht. So geht es in dieser Region fast allen Frauen. Sie wurden als Arbeitskräfte zuhause und auf dem Feld gebraucht.

Eine Frage des SelbstbewusstseinsWeil sie weder lesen noch schreiben und sich auf Spanisch nur schlecht ausdrücken können, fühlen sich viele Frauen min-derwertig. Der «Evangelische Entwick-lungsdienst» Alfalit, Partnerorganisation von Mission 21, hat für diese Frauen ein Bildungsprogramm entwickelt: Sie lernen in ihrer Muttersprache Quetchua und in Spanisch Lesen und Schreiben, aber auch Fertigkeiten für Haus und Hof. Und sie lernen die Gesetze und ihre Bürgerrechte kennen. «Wir wissen jetzt, dass wir genau-so viel wert sind wie die Männer!», sagt Nila Condori stolz. «Durch Alfalit sind wir selbstsicherer geworden.» Die Frauen, die regelmässig zu den Kur-sen von Alfalit gehen, wirken tatsächlich stolz, froh, in sich ruhend. An Wegesrän-

dern und auf Plätzen trifft man auch ganz andere Frauen an. Sie sitzen kauernd am Boden und senken den Blick, wenn man sie als Ausländerin anschaut. «Dank Alfalit haben wir unsere Angst verloren» erzählt María Marlen. Für die 37-jährige Mutter ist es wichtig, den Lernstoff ihrer fünf Kinder mitverfolgen oder ihnen etwas vorlesen zu können.

Quinoa: Kleines Korn, viele VitamineAuf dem Lehrplan stehen auch Themen wie Umweltschutz, Hygiene, Viehzucht und Ernährung. «Früher verkaufte ich Quinoa, um dann Nudeln für meine Familie zu kau-fen», erzählt Juana Mamani Mullisaca. Bei Alfalit habe sie gelernt, dass dieses Getrei-de einen sehr hohen Nährwert hat. Nun kommt es bei ihrer Familie immer öfter auf den Tisch. Auch Rezeptideen erhält sie in den Kursen. «Vieles hat sich bei uns geän-dert, seitdem meine Frau zu Alfalit geht», sagt ihr Ehemann. Auch die Rollenvertei-lung werde diskutiert, er übernehme nun einen Teil der Hausarbeit. Und könne sich jetzt besser mit seiner Frau austauschen.

Die indigene Kultur wertschätzen16 Lerngruppen gibt es in dieser Region. «Besser leben» ist ein Wunsch vieler Men-schen. «Ein Schlüssel dazu ist Bildung», ist Dora Peña überzeugt, die die Lehrmate-

rialien entwickelt. «Viele Frauen machen enorme Fortschritte und können sich im-mer besser ausdrücken.» Sie und ihr Kol-lege Bernabé Quispe sprechen voller Wert-schätzung von den Teilnehmerinnen und ihrer indigenen Kultur. «Wenn ich mit den Menschen auf Quechua spreche», erklärt Quispe, Lehrer und Sohn einer Kleinbau-ernfamilie, «erfahre ich viel darüber, was sie zutiefst bewegt.»

Dorothee Adrian

Unser Projekt

Wir brauchen Ihre UnterstützungProjekt: «Kooperationsprogramm Peru & Bolivien» Nummer: 476.1001

SpendenKonto PC 40-726233-2, «476.1001» oder online: www.mission-21.org/spenden

InformationenProjektdienst, Tel. 061 260 23 03 [email protected]

Armut und Bildung hängen eng miteinander zusammen. Das Alphabetisierungsprogramm Alfalit in Peru zeigt: Frauen werden durch das Erlernen von Lesen und Schrei-ben selbstbewusster und nehmen ihr Leben in die Hand.

«Frauenförderung durch Bildung» ist eines von fünf Hoffnungsprojekten der Kampagne «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung» zum Jubiläum der Basler Mission 2015. Weitere In-fos: www.mission-21.org/hoffnungsprojekte

Der Film «Die Frauen und das Alphabet» gibt Einblick in das Projekt ALFALIT: www.mission-21.org/alfalit

Info

Page 7: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/2015 7

Die gute Nachricht

Jedes Jahr zieht die Herrnhuter Brüder-gemeine eine Jahreslosung für die Basler Mission. Zum 200. Geburtstag des gröss-ten Trägervereins von Mission 21 im Jahr 2015 fiel das Los auf den folgenden Satz des Propheten Sacharja: «Viele Völker werden sich dann zu mir bekennen und mein Volk werden» (Sacharja 2,15). Be-wusst habe ich die Übersetzung aus der Guten Nachricht gewählt, weil sie die ak-tive Rolle der Menschen unterstreicht. Mit Zuversicht und ElanAls die ersten Basler Missionare nach Afri-ka und Asien ausgesandt wurden, hatten sie diesen Satz wohl anders im Ohr. In der Lutherausgabe von 1881 heisst es: «Und sollen zu der Zeit viele Heiden zum Herrn gethan werden, und sollen mein Volk sein; und ich will bei dir wohnen, dass du sollst erfahren, dass mich der Herr Zebaoth zu Dir gesandt hat.» Die ersten Missionare waren sich ihres Auftrags ganz sicher. Sind sie deshalb mit solcher Zuversicht und grossem Elan losgezogen, um von Basel aus das Evangelium zu verkünden und die «wohlthätige Civilisation» zu verbreiten? Nach 200 Jahren sind es nur noch wenige Frauen und Männer, die von Basel ausge-sandt werden, nach Kamerun zum Bei-spiel, in den Südsudan oder nach Malaysia. Auch deren Bezeichnung hat sich geän-dert: Aus Missionarinnen und Missionaren sind «ökumenische Mitarbeitende» in den längst unabhängigen Partnerkirchen von Mission 21 geworden. Mission erfüllt?

Noch lange nicht genugAls wir von Seiten der Basler Mission mit den Vorbereitungen zum 200-jährigen Ju-biläum begonnen haben, erhielt ich einen langen Brief. Der Verfasser hat darin den Standpunkt vertreten, dass es nach 200

Ein Auftrag – gestern, heute und morgen!

Jahren doch nun wirklich genug mit der Mission sei. Ich konnte und kann nicht an-ders, als dem zu widersprechen: Es ist noch lange nicht genug Frieden, es ist noch lange nicht genug Gerechtigkeit, es ist noch lange nicht genug Chancen-gleichheit für alle Menschen. Solange es diesbezüglich so viel zu tun gibt, sind wir gerufen – ja, sind wir gesandt! Wir haben den Auftrag, das Wort Jesu weiterzugeben, das uns von Lukas überliefert ist: «Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen das Evangelium zu verkündigen.Er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheitund Blinden das Augenlicht zu verkündi-gen,Geknechtete in die Freiheit zu entlassen, zu verkünden ein Gnadenjahr des Herrn.» (Lukas 4,18f.) Dies zu leben und zu verkünden, war, ist und bleibt der Auftrag der drei in Mission 21

vereinten Missionswerke: der Basler Mis-sion, der Herrnhuter Brüdergemeine und der Evangelischen Mission im Kwango. Gestern, heute und morgen, hier bei uns, in Afrika, in Asien und in Lateinamerika. Mission nicht erfüllt!Unser Auftrag bleibt vom Inhalt her der gleiche, auch wenn die Form sich gewan-delt hat: Verkündigung und Diakonie als sichtbares Zeichen und aktives Tun derer, die sich zu Gott bekennen, damit diese Welt Frieden und Gerechtigkeit erfahren kann. Eine Gerechtigkeit, in der deutlich wird, dass Platz ist für alle Menschen und in der wir uns als Geschwister über alle Grenzen hinweg die Hand reichen.

Pfr. Karl F. Appl, Präsident der Basler Mission

und Vorstandsmitglied von Mission 21.

Die Missionsweltkarte aus dem Jahr 1891.

BM A

rchi

ves:

BM

A KA

RVAR

-31.

080

Page 8: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/20158

V.l.n.r.: Jochen Kirsch, Markus Gamache, Binta Bakari, Samuel Dali und Claudia Bandixen bei der Grundsteinlegung zum interreligiösen An-siedlungsprojekt bei Jos.

Mis

sion

21

Mission 21 besucht Partnerkirche in Nigeria

Mission 21 aktuell

Im Dezember 2014 waren Claudia Ban-dixen, Direktorin von Mission 21, und Jochen Kirsch, Leiter Internationale Be-ziehungen, zu Besuch bei der «Kirche der Geschwister in Nigeria» (EYN). Ziel der Reise war, einen Überblick über die Situ-ation der Partnerkirche von Mission 21 und die Soforthilfemassnahmen für Flüchtlin-ge, Witwen und Waisen zu gewinnen, so-wie ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Der Besuch hat gezeigt: Die Soforthilfe von

Mission 21 kommt an und wird weiterhin dringend für die Versorgung der unzähli-gen Flüchtlinge benötigt. Zuletzt gingen 40‘000 USD an die aus der EYN hervorgegangene NGO «Lifeline Compassionate Global Initiatives» (LCGI). Mit dem Geld wird ein interreligiöses An-siedlungsprojekt von Flüchtlingen in der Region Jos finanziert. Die Mission 21-De-legation war bei der Grundsteinlegung zu-gegen. Die Notversorgung der Flüchtlinge und die Unterstützung von Witwen und Waisen läuft weiter: Mission 21 plant, bis Ende 2016 1,2 Millionen CHF dafür zur Ver-fügung zu stellen. Katrin Pilling

Weitere Informationen:www.mission-21.org/soforthilfe-nigeria

Projekt-Nr. 999.1108 (Soforthilfe für Flüchtlinge) und 999.1105 (Unterstützung von Witwen und Waisen)

Spenden:

Mission 21 erhält ZEWO-Siegel Mission 21 ist seit Dezember 2014 berech-tigt, das Gütesiegel der Stiftung Zewo zu führen. Zewo ist die Schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen. Vor einem Jahr hatte Mission 21 den Antrag auf das Gütesiegel ge-stellt. Daraufhin prüfte Zewo, ob das Missionswerk seine Mittel zielgerichtet und kosten-bewusst verwendet, über unabhängige

Christine Christ-von Wedel ist Ende 2014 von ihrem Amt als Vorstandspräsiden-tin von Mission 21 zurückgetreten, bleibt dem Werk aber weiterhin als Ehrenpräsidentin des Vorstandes verbunden.

Johannes Blum-Hasler, stellvertreten-der Vorstandspräsident von Mission 21 und leitender Arzt am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut, übernimmt die Funktion des Prä-sidenten bis zur Neubesetzung des Präsidiums an der Missionssynode im Juni 2015.

Jochen Kirsch ist neuer Leiter für Interna-tionale Beziehungen bei Mission 21. Der Pfarrer und Ent-wicklungsexperte aus Grenzach-Wyhlen arbeitet seit zehn Jahren beim Evangeli-schen Missions-werk Basel.

Der Radiojournalist Christoph Rácz, zuvor Redaktor beim Regionaljournal von Ra-dio SRF 1 in Basel, hat am 1. Februar die Nachfolge von Anna Wegelin als Medienbeauftrag-ter und Teamleiter Öffentlichkeitsar-beit bei Mission 21 angetreten.

Kontrollmechanismen verfügt und den Spenderwillen vollumfänglich respektiert. Auch die Transparenz der Informationen, die Fairness der Mittelbeschaffung und die Aussagekraft der Rechnungslegung wurden begutachtet. Diese sorgfältigen Prüfungen fokussierten auf die Frage, ob Mission 21 die hohen Standards erfüllt, welche Zewo an die Gemeinnützigkeit ei-ner Organisation und ihrer Tätigkeit legt. Nach der bestandenen Prüfung hat der Zewo-Stiftungsrat Mission 21 die Erlaubnis erteilt, das Gütesiegel zu führen.

Katrin Pilling

Personalia

Page 9: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/2015 9

Mission 21 aktuell

Exklusiv im Jubiläumsjahr – die Jubiläums-

schokolade aus Fair-Trade-Produktion

Die Geschichte der Basler Mission ist eng mit der Geschichte der Kakaopro-duktion in der früheren Goldküste, dem heutigen Ghana, verbunden. Ghana war zugleich das erste Land, in welchem die Basler Mission eine Missionsstation auf-baute und dauerhaft blieb. Mission 21 hat dies zum Anlass ge-nommen, eine Jubiläumsschokolade in Schweizer Produktion herstellen zu lassen. Sie hat 50 Prozent Kakaoanteil, wovon 41 Prozent aus Ghana stammen, und trägt das Max Havelaar-Gütesiegel.Ein von der Basler Mission freigekauf-ter Sklave machte die aus Südameri-ka eingeführte Kakaopflanze in Afrika

heimisch und läutete so den Beginn der ghanaischen Kakaoindustrie ein. Während den beiden Weltkriegen tru-

Zum Geburtstag nur das Beste!

Mis

sion

21

Gönner-Seminar: «Die letzten Dinge regeln» Wie kann ich zu Lebzeiten meine letz-ten Dinge regeln? Welche Gesetze sind zu beachten? Wie kann ich am besten meine finanziellen Angelegenheiten ordnen? Antworten auf diese wichtigen Fragen gibt das jährlich stattfindende Gönner-Seminar von Mission 21 in be-währter Zusammenarbeit mit dem VZ VermögensZentrum. Für persönliche Gespräche sind Claudia Bandixen, Direk-torin von Mission 21, sowie Vorstands-mitglieder von Mission 21 und der Basler Mission während des ganzen Anlasses anwesend. Nach dem gemeinsamen Mittagessen haben die Teilnehmenden die Möglich-keit, an einer speziellen Führung durch das neue «Haus der Religionen» teilzu-nehmen. Das «Haus der Religionen» ist ein weltweit einzigartiger Ort des Ge-sprächs und der Begegnung zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und

religiösen Gemeinschaften. Am Dialog beteiligen sich acht Weltreligionen so-wie zahlreiche Institutionen und Orga-nisationen aus den Bereichen Migration, Integration und Kultur.

Wann und wo?: Dienstag, 24. März 2015, 10.00–15.30 Uhr im neuen «Haus der Religionen», Bern

Anmeldung erforderlich: [email protected]. 061 260 23 36

«Mission possible?»

Im Jahr 1981 übergab die Basler Mission dem Museum der Kulturen Basel ihre ethnografische Sammlung als Dauerde-positum. Dieses besteht aus rund 12‘000 Objekten aus nahezu allen Weltgegen-den, jeweils gesammelt von Missiona-ren, Missionsangehörigen und Missions-ärzten. Was wollte Mission, wo war sie erfolg-reich, wo ist sie gescheitert? Was war die Aufgabe der Missionare? Weshalb haben sie ethnografische Objekte gesammelt? Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Basler Mission im Jahr 2015 realisiert das Museum der Kulturen unter dem Ti-tel «Mission possible? Die Sammlung der Basler Mission – Spiegel kultureller Begegnungen» eine umfassende Aus-stellung mit der Sammlung und ihren Objekten. Vernissage: 21. Mai 2015, 18.30 Uhr im Museum der Kulturen BaselAusstellung: 22. Mai bis 4. Oktober 2015Infos: www.mkb.ch

Ausstellung zur Basler Mission im Museum der Kulturen Basel

gen diese Kontakte zum Überleben der Schweizer Schokoladenindustrie bei. Die Beziehungen zur Presbyterianischen Kir-che von Ghana, die aus der Basler Missi-on hervorgingen, bestehen nach wie vor, jedoch ohne eine Projektzusammenar-beit im Bereich Landwirtschaft. Deshalb kommt der Verkaufserlös der Schokola-de dem Landwirtschaftsprogramm von Mission 21 in Bolivien und Peru zugute.

Infos und Bestellung: www.mission-21.org/schokolade

Stef

an M

aure

r

Page 10: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/201510

Mission 21 aktuell

Aufbruch in der Demokratischen Republik KongoSeit einem Jahr sind Stéphane Kabongo und Alfred Mbuta das Ko-Leitungsteam der kongolesischen Partnerkirche von Mission 21. Die Bilanz nach einem Jahr ist ermutigend.Im Jahr 1994 starb Bischof Mukwalem-ba, der charismatische Leiter der Kwan-gokirche «Communauté Evangélique du Kwango» (CEK). Seine Stellvertreter übernahmen nacheinander die Leitung. Doch die Kirche verlor zunehmend an Dynamik, was die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wie Mission 21 immer wieder auf die Probe stellte. Vie-les, was in Europa als normal angesehen wird, ist in der Demokratischen Republik (DR) Kongo, einem der ärmsten Länder der Welt, «einfach anders». Rufe nach Veränderungen in der Kwangokirche wurden laut. Im Februar 2014 wählte die Synode der CEK Alfred Mbuta und Stéphane Kabon-go zu neuen Gesamtleitern der Kwan-gokirche. Damit übernahm eine neue Generation das Ruder: zu zweit, in Ko-Leiterschaft, aus zwei sich kritisch ge-genüberstehenden Parteien innerhalb der Kirche. Ob das gut gehen kann?

«In Afrika unmöglich»Bei meinem Besuch im Sommer 2014 äus-serten viele Kirchenmitglieder Zweifel: So etwas sei unmöglich in Afrika. Doch ich konnte mich davon überzeugen, wie gut die beiden miteinander funktionieren, wie sie Gott und einander respektieren. Gemeinsam setzen sie neue Massstäbe. Als ich mit Stéphane Kabongo verschie-dene Dörfer im Kwango besuche, stellt er herkömmliche Werte auf den Kopf: Nicht Pfarrer, Lehrer oder Häuptlinge empfängt er zuerst, sondern 30-40 Witwen, die Ärmsten im Dorf. Beide Leiter fordern mehr Eigeninitiative und weniger Abhängigkeit von aussen.

Diese aussergewöhnliche Ko-Leitung funktioniert ausgezeichnet. Bereits jetzt zeigen andere Kirchen und Institutionen Interesse an dieser Lösung. Wir sind Gott dankbar für diese erfreuliche Entwick-lung und sind überzeugt: Auch für uns beginnt eine neue Ära in der Partner-schaft mit der CEK im Kwango.

Markus Flückiger, Präsident der «Evangelischen Mission im Kwango»

(EMiK), war als Theologe gemeinsam mit seiner Frau Barbara von 1989 bis 1996 in der DR Kongo tätig.

Mis

sion

21

Alfred Mbuta und Stéphane Kabongo: Seit einem Jahr leiten sie gemeinsam die Kwan-gokirche.

Die Herrnhuter im JubiläumsjahrDie Bewegung der Herrnhuter hat zur Gründung der Basler Mission beigetra-gen, darum freut uns ihr 200-jähriges Jubiläum im Jahr 2015 besonders. Wir Herrnhuter denken in diesem Jahr an ein anderes, weniger rühmliches Ereignis, nämlich die Verbrennung des Reforma-tors Jan Hus auf dem Konzil in Konstanz am 6. Juli 1415. Mit diesem Gedenken wollen wir keine konfessionellen Gegensätze heraufbe-schwören oder religiöse Märtyrer feiern. Entscheidend ist Hus‘ Ruf nach freiem Zu-gang zur Bibel und kirchlicher Erneuerung. Vor seiner Hinrichtung appellierte Hus an seine Zeitgenossen: «Und nun bitte ich Euch noch, dass Ihr einander liebet, die Rechtschaffenen durch keine Gewalt unterdrücken lasset und einem jeglichen die Wahrheit gönnt.» Schon damals vermischten sich religiö-se und politische Motive. Radikale und gemässigte Hussiten trennten sich von-einander. Von solchen Kämpfen ermüdet beschloss im Jahr 1457 eine Gruppe von Männern und Frauen, sich auf ein abge-legenes Gehöft zurückzuziehen und dort ein einfaches, gewaltfreies Leben im Geiste des Evangeliums zu führen. Das

war die Geburtsstunde der alten Brüder-Unität. Diese erhob nie den Anspruch, die einzig wahre Kirche zu sein, sondern suchte ökumenische Partner.

Die Anfänge der Herrnhuter MissionDoch auch sie wurde in Böhmen und Mähren verfolgt, bis einige in die Ober-lausitz geflohen sind. Hier gründeten sie 1722 die Siedlung Herrnhut. 1732 brachen die ersten Missionare in die Karibik auf. Damit begann die Geschichte der Herrn-huter Mission. Im Jan Hus-Gedenkjahr findet in Herrnhut ein Seminar mit in-ternationalen Theologie-Dozierenden statt. Eine einmalige Gelegenheit, sich über die Kontinente hinweg darüber aus-zutauschen, wie dieses Erbe zeitgemäss umgesetzt werden kann. Wir freuen uns, wenn einige der Geladenen vorher das Jubiläum in Basel besuchen. Vielleicht reicht es sogar für einen Abstecher nach Bern, wo sich die Herrnhuter im neu eröffneten «Haus der Religionen» am Dialog um die Wahrheit beteiligen – ei-nem Dialog, von dem Jan Hus noch nicht träumen konnte.

Dieter Zellweger, Präsident der Herrnhuter Mission Schweiz,

einem von drei Trägervereinen von Mission 21.

Page 11: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/2015 11

Tipps

Das Geburtstagskind bekommt Be-such! Vom 8. bis zum 14. Juni 2015 feiert Mission 21 den Geburtstag ihrer Basler Mission mit Gästen und Beiträgen aus vier Kontinenten. Das Highlight der Jubi-läumswoche ist das grosse internationale Missionsfest am Sonntag, den 14. Juni auf dem Münsterplatz in Basel. Hier bietet sich die Gelegenheit, weltweite Kirche zu erleben und Gäste aus aller Welt per-sönlich kennenzulernen. Ein buntes Rah-menprogramm mit Musik, Marktständen, kulinarischen Köstlichkeiten und einem kinderfreundlichen Programm machen das Fest zu einem Erlebnis für die ganze Familie. Weitere Veranstaltungen in der Jubi-läumswoche sind unter anderem: die

«Gemeinsam mit der Welt» Internationale Festwoche zum Jubiläum mit Missionssynode

Archiv & Buch

Um es gleich vorwegzunehmen: Der Konsum von Schokolade in den Räum-lichkeiten von Bibliothek und Archiv ist strengstens untersagt. Das gilt auch für die Jubiläumsschokolade, obwohl wir da-von mittlerweile süchtig sind. Trotzig sitzen wir am Bildschirm und ge-ben auf www.bmarchives.org das Wort «Schokolade» ins Suchfeld ein, ohne Re-sultat. Wir besinnen uns auf die Bestand-teile der süssen Tafel und versuchen es mit «Kakao»: 40 Treffer, hurra!Wir klicken uns durch die Fotos: Ka-kaopflanzen mit reifen Früchten, Ern-teszenen, Trocknungsanlagen. Unsere Schoggi-Sucht weicht unmerklich einer

Schoggi im Archiv oder «Wie die Schweiz zur Schokolade kam»

Konferenz des internationalen Frauen-netzwerkes von Mission 21, Themen-abende zu Afrika, Asien und Latein-amerika und eine Spezial-Ausgabe der Jugendbegegnung «come, meet and share». Während der Festwoche tagt von Mitt-woch bis Freitag auch die internatio-nale Missionssynode mit Delegierten aus den Partnerkirchen von Mission 21. Die Verhandlungen sind öffentlich. Wer einmal die gelebte internationale Ent-scheidungsstruktur von Mission 21 er-leben möchte – eine Besonderheit des Missionswerkes – ist herzlich willkom-men. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen gemeinsam «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung» zu feiern.

anderen Sucht: Wir wollen mehr sehen, mehr wissen. Wir klicken und klicken, schauen und schauen. Am Ende stehen wir abrupt auf, steuern zum Bücherregal und greifen uns Andrea Francs Buch zum Kakaohandel der Bas-ler Handelsgesellschaft: «Wie die Schweiz zur Schokolade kam». Uns ist nun klar, wie wir zu Schokolade kommen: Eine spannende Bettlektüre ist ohne sie nicht zu schaffen!

Claudia Wirthlin

Info zum Programm: Agenda (Seite 12) und www.mission-21.org/festwoche

BMA

QE-

30.0

07.0

030

Das Missionsfest ist eine gute Gelegenheit, Men-schen aus den Partnerkirchen von Mission 21 persönlich kennenzulernen.

Mis

sion

21

Mehr zur Jubiläumsschokoladeauf S. 9 und unter: www.mission-21.org/schokolade

Page 12: nachrichten 1/2015

nachrichten 1/201512

VeranstaltungenVeranstaltungsorte: Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen bei Mission 21 an der Mis-sionsstrasse 21 statt.

Info- und Begegnungstag Donnerstag, 19. März, 10.00 Uhr Dankesanlass für freiwillige Mitarbeiten-de von Mission 21. Themenschwerpunkt: «Missionskinder erzählen».Infos: [email protected]. 061 260 23 37

Fachtagung: Religionen als Res-source für den FriedenMontag, 23. März, 9.30 —17.00 UhrMit: Jörg Stolz, Religionssoziologe Univer-sität Lausanne; Dilek Ucak-Ekinci, Islam-wissenschaftlerin, Ausländerbeirat Stadt Zürich; Markus A. Weingardt, Friedensfor-scher in Tübingen.Infos: www.mission-21.org/[email protected]. 061 260 22 67

Gönnerseminar«Die letzten Dinge regeln»Dienstag, 24. März, 10.00—15.30 Uhrim neuen «Haus der Religionen»Europaplatz, BernSiehe Seite 9. Anmeldung erforderlich.Infos/Anmeldung: [email protected]. 061 260 23 36

EhemaligentagFreitag, 27. März, 9.30—17.00 UhrJahresanlass für ehemalige Mitarbeitende von Mission 21. Themenschwerpunkt: «Advocacy – einstehen füreinander».Infos: [email protected]. 061 260 22 05

Agenda

Den laufend aktualisierten Veranstal-tungskalender mit weiterführenden In-formationen finden Sie auf: www.mission-21.org/agenda

Festwoche in Basel «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung»8. bis 14. Juni in BaselInfos: www.mission-21.org/festwoche

Internationale FrauenkonferenzMontag, 8. Juni14.00 Uhr: Konferenz des internationalen Frauen-Netzwerkes 18.00 Uhr: gemeinsames Essen und Fest

Kontinent-AbendeDienstag, 9. Juni bis Donnerstag, 11. Junijeweils 17.30–21.30 UhrProgramm und Abendessen für Interes-sierteAfrika-Abend: Dienstag, 9. JuniAsien-Abend: Mittwoch, 10. JuniLateinamerika-Abend: Donnerstag, 11. Juni

SPECIAL «come-meet-share»Freitag, 12. JuniAb 17.00 Uhr: internationale Begegnung für junge ErwachseneInfos und Anmeldung: www.mission-21.org/young

«Freundschaftstag»Samstag, 13. Juni12.30 Uhr: Mittagessen für Gäste aus dem In- und Ausland14.00 Uhr: Empfang und Angebote für Gäste18.00 Uhr: Abendessen und gemütliches Zusammensein

Grosses Jubiläumsfest«Gemeinsam mit der Welt»Sonntag, 14. JuniMünsterplatz Basel 10.00 Uhr: Festgottesdienst im Basler Münster11.30–17.00 Uhr: Internationales Jubiläumsfest auf dem Münsterplatz mit Live-Musik, Marktstän-den, Kulinarischem aus aller Welt und ei-nem familienfreundlichen Programm.

Musical zum Jubiläum«Das Grab des weissen Mannes»PREMIERE: 29. März, 18.00 UhrWeitere Vorstellungen bis Sonntag, 12. April Gemeindezentrum Oekolampad, BaselInfos/Tickets: www.basel-musical.ch [email protected]. 061 260 22 53

Ostermarsch 2015 Ostermontag, 6. April, ab 13.00 UhrBesammlung: Eichholz an der Aare, BernMotto 2015: «Frieden schafft Raum – dem Frieden Raum schaffen». Mission 21 ist erst-malig Trägerorganisation des Ostermarsches.Infos: www.ostermarschbern.ch [email protected]. 031 340 26 07

young@mission21 WeekendSamstag, 18. April bis Sonntag, 19. AprilPfadiheim Birchli, EinsiedelnFür junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren. Zwei Tage Gespräche über Gott und die Welt, gemeinsames Kochen und Spass im Pfadiheim Einsiedeln.Infos: [email protected]. 061 260 22 39

Ausstellung zur Basler Mission22. Mai bis 4. OktoberMuseum der Kulturen BaselSiehe Seite 9. Infos: www.mkb.ch

Internationales Symposium Donnerstag, 24. September bis Samstag, 26. September Internationale Fachleute diskutieren drei Schwerpunkte: Polyzentrische Zugänge zur Missionsgeschichte, Transformation der Mission sowie Missionsgeschichte als Potenzial für die Zukunft der Kirche.Infos: www.mission-21.org/symposium [email protected] Tel. 061 260 22 59