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Nr. 4 | Dezember 2015 — Februar 2016 Tansania Waisenkinder begleiten auf dem Weg zur Selbständigkeit Bleibende Eindrücke Ein Rückblick aufs Jubiläumsjahr Ohne Vertrauen kein Frieden Interreligiöse Friedensarbeit in Indonesien und Nigeria Mission Frieden

nachrichten 4/2015

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Nr. 4 | Dezember 2015 — Februar 2016

TansaniaWaisenkinder begleitenauf dem Weg zur Selbständigkeit

Bleibende EindrückeEin Rückblick aufs Jubiläumsjahr

Ohne Vertrauen kein FriedenInterreligiöse Friedensarbeit in Indonesien und Nigeria

Mission Frieden

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an. Daneben gibt es Christen und Christin-nen, und auch Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus haben ihren Platz. Das Recht auf freie Ausübung dieser fünf Weltreligionen ist trotz der Pancasila im-mer wieder bedroht: Es kommt vor, dass Kirchen brennen oder die Geschäfte von konfuzianischen Chinesen zerstört werden. In Indonesien gehören ausgerechnet ehe-malige Missionsschulen zu denjenigen, die Religionsfreiheit garantieren. Sie stehen heute unter staatlicher Aufsicht. Schüler und Schülerinnen werden vor Übergriffen von Lehrkräften geschützt, die von ihnen den «richtigen» Glauben verlangen. Die Mission ist selbst auf Religionsfreiheit und das friedliche Zusammenleben mit anderen Religionen angewiesen. Dass sich Mission 21 für interreligiösen Dialog einsetzt, ist für unsere Partner deshalb tatsächlich mitunter eine Frage des Über-lebens.

Ihre

Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21

«Warum fördert Mission 21 interreligiö-sen Dialog?», werde ich oft gefragt. Da-hinter steht ein leiser Zweifel: Seid ihr gar nicht mehr Mission? Macht ihr nur noch «Verständigungsrunden»? Mission bewegt sich immer an einer Grenze: zur anderen Religion, Kultur oder Lebenswelt. Wir wollen verständlich machen, warum der Glaube Christen und Christinnen viel bedeutet.Dass sich unterschiedliche Religionen di-rekt und respektvoll begegnen, ist oft die beste Überlebensstrategie für unsere Part-ner. Die meisten Vorurteile gibt es dort, wo man einander nicht wahrnimmt. Wir beob-achten eine zunehmende religiöse Radika-lisierung in einigen unserer Partnerländer. Der so genannte Islamische Staat (IS) gilt in Westeuropa als kriminell und grausam. An-dere hingegen – zum Beispiel die Anhänger von Boko Haram in Nigeria – nehmen IS-Kämpfer als Vorbilder wahr. Unsere Partner in Indonesien machen sich grosse Sorgen, weil bei ihnen junge Menschen, die sich dem IS anschliessen, als Helden gefeiert werden. Die indone-sische Staatsideologie, die «Pancasila», soll einen respektvollen Umgang der Re-ligionen miteinander sichern und wird als staatsbildend und harmonisierend angesehen. Fast 90 Prozent der indone-sischen Bevölkerung gehören dem Islam

Editorial

Impressum

nachrichten Mission 21, Nr. 4/2015Herausgeberin: Mission 21, Evangelisches Missionswerk BaselMissionsstrasse 21, 4009 Basel, SchweizTelefon: +41 (0)61 260 21 20 E-Mail: [email protected] Auflage: 22‘450Redaktion: Katrin Pilling (kp)Titelbild: Interreligiöse Begegnung in Banjarmasin (Indonesien) mit christlichen und muslimischen Teilnehmenden aus Partnerorganisationen von Mission 21 in Nigeria und Indonesien. Foto: Karin PraxmacherLayout: Helge Neuschwander-Lutz, Schwabach, D

Print kompensiertId-Nr. 1331055

www.bvdm-online.de

Druck: MHD Druck und Service GmbH, Hermannsburg, DSpendenkonto: PC 40-726233-2, IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2Mission 21 vereint die Arbeit der Basler Mission, der Evangelischen Mission im Kwango und der Herrnhuter Mission. Mission 21 ist Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS), Stuttgart. Die «nachrichten» erhalten Gönnerinnen und Gönner von Mission 21. Sie erscheinen vier Mal jährlich, jeweils zum 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember.

Liebe Leserin, lieber LeserAus dem Inhalt

Editorial 2

Rückblick Jubiläum 3Bleibende Eindrücke Ein persönliches Fazit von Isabel Schlerkmann, Jubiläumsbeauftragte

Thema 4-5Ohne Vertrauen kein FriedenInterreligiöse Friedensarbeit in Indonesien und Nigeria

Unser Projekt 6-7Tansania Waisenkinder in die Selbständigkeit begleiten

Die gute Nachricht 8Den Mangel ausfüllen Bahati Mshani Pangani über kirchliche Waisenkinderarbeit in Tansania

Mission 21 aktuell 9-10Good News aus unseren Projekten Nigeria und Indonesien

Gedenken Nachruf auf Rehema Mwakalo

Tipps 11Herrnhuter Sterne Fotokalender 2016

Archiv & Buch«Chinesische Nudeln» Claudia Wirthlin über die Archivpart-nerschaft mit Hongkong

Agenda 12

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2015 stand im Zeichen des 200-Jahre-Jubiläums der Basler Mission. Isabel Schlerkmann, Jubiläumsbeauftragte von Mission 21, blickt in einem persönlichen Text auf ein ereignisreiches Jahr zurück.

Von meinem Fenster aus sehe ich in den grosszügigen Garten des Missions- hauses – ein Blick, den ich bald missen werde. Zwei Jahre lang habe ich einem grossen Kastanienbaum beim Wechsel des Kleides zuschauen können: das bun-te Verfärben der Blätter im Herbst, die nackten Äste im Winter, das Spriessen der Knospen im Frühjahr und die volle Blätterpracht im Sommer. Und nun legt der Baum wieder sein Winterkleid an. Für mich ein Zeichen dafür, dass meine Auf-gabe als Jubiläumsbeauftragte bald abge-schlossen ist und sich ein ereignisreiches Jahr dem Ende neigt.Vor genau einem Jahr erschienen die «nachrichten» mit einem ungewohnten Titelbild: einer aus Papier gerissenen Welt-kugel, umgeben von einer weissen Taube, einem Buch, Mais, einem Arztkoffer sowie einer Menschenkette – Symbole für die Ar-beitsschwerpunkte von Mission 21. Unter-titelt war das Bild mit «200 Jahre unver-schämt viel Hoffnung», dem Motto für das grosse Jubiläum. Dabei wollten wir nicht einfach nur feiern, sondern ein inspirie-rendes Jahr gestalten: Mit Arbeitsheften haben wir für Pfarrper-sonen Anregungen für die Gestaltung von Gottesdienst und Unterricht zusammen-gestellt. Mit einer Ausstellung im Garten und einem Jubiläumsmagazin haben wir die Öffentlichkeit ermuntert, sich mit der reichen Geschichte der Basler Mission auseinanderzusetzen. Mit Curry, Schoko-lade und dem Jubiläumssymbol Sankofa wollten wir die Sinne ansprechen. Mit der Festwoche im Sommer konnten wir unse-

ren internationalen Partnern und hiesigen Unterstützerinnen und Unterstützern für ihre Treue und ihr Engagement danken. Zum Abschluss diskutierten Fachleute aus aller Welt an einem grossen Symposium über die Vergangenheit und Zukunft der Mission.

Mission ist Begegnung Ich denke, dass allen Beteiligten beson-ders eines im Gedächtnis bleiben wird: die Begegnungen in den Gemeinden, mit Verbundenen und zwischen Mitarbeiten-den – an Veranstaltungen, aber auch bei informellen Treffen im Privaten. Ich erin-nere mich gut daran, dass ich bei Antritt meiner Stelle gelegentlich gefragt wur-de, ob es denn die Basler Mission bzw. Mission 21 noch gibt. Diese Wahrnehmung scheint sich während des Jubiläums gänz-lich aufgelöst zu haben: Mission 21 wird als modernes Werk gesehen, das gesell-schaftliche Verantwortung übernimmt und sich am Puls der Zeit bewegt, zum Beispiel mit der Solidaritätsaktion für Nigeria.

Die Basler Mission wird kulturgeschicht-lich zunehmend als bedeutender Teil der Schweizer Geschichte betrachtet. Gera-de beim Lesen des Jubiläumsmagazins «Pioniere, Weltenbummler, Brückenbau-er» stellten viele fest: Geschichte ist nicht schwarz oder weiss, sondern reich an Nuancen. Eine der zahlreichen Rückmel-dungen war, das Magazin sei «in gutem Sinn nicht unkritisch und doch zutiefst loyal». Eines der schönsten Komplimente, das ich mir vorstellen kann.Der Baum im Garten des Missionshauses ist in den letzten zwei Jahren ein Stück weiter in den Himmel gewachsen. Auch wenn nun meine Arbeit zu Ende ist: Im Frühjahr werden wieder neue Knospen heranwachsen und Mission 21 wird mit frischen Kräften und neuen Hoffnungen weiter ihrer Arbeit nachgehen. Ich werde gerne an die intensive Zeit zurückdenken, an meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen – und wünsche mir, dass auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser, das Werk über das Jubiläum hinaus in die Zukunft begleiten werden.

Isabel Schlerkmann, Jubiläumsbeauftragte Mission 21

Rückblick Jubiläum

Bleibende EindrückeEin Rückblick aufs Jubiläumsjahr

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Der Sankofa-Vogel aus Ghana ist unser Jubi-läumssymbol. Er steht für die Idee, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Mehr Infos: www.mission-21.org/sankofa

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Thema Friedensarbeit

«Als mein ältester Bruder meine Mutter um Erlaubnis bat, eine muslimische Frau zu heiraten und zum Islam zu konvertieren, gab sie ihm ihren Segen», erzählt Darius Dubut, Christ und Mitbegründer des Dia-logzentrums der Staatlichen Islamischen Universität in Yogyakarta (UIN). Seine Mutter stellte damals nur eine Bedingung: «Vergiss nicht, dass deine Brüder Christen sind.» Nicht alle Indonesierinnen und Indo-nesier sind so tolerant. Die Erinnerungen an die Gewaltausbrüche zwischen Christen und Muslimen nach dem Sturz des Dikta-tors Suharto im Jahr 1998 sind noch frisch. Seitdem ist das Land mit der weltweit grössten muslimischen Bevölkerung nicht mehr richtig zur Ruhe gekommen. Meist geht die Gewalt von radikalen sunnitischen

Muslimen aus. Die Opfer sind neben Chris-ten auch muslimische Minderheiten. Um der Gewaltspirale ein Ende zu setzen, engagiert sich der 65-jährige Pfarrer Dubut seit mehr als 30 Jahren in der interreligiö-sen Friedensarbeit. Er wollte das friedliche Vorbild seiner eigenen Familie nutzen, um anderen zu zeigen, dass verschiedene Re-ligionen sich nicht feindlich gegenüberste-hen müssen. «Wir sollten die Unterschiede gemeinsam feiern, so wie meine Familie sowohl an Weihnachten als auch zum Ende des Ramadans zusammenkommt», beschreibt er seine Vision.

«Freundschaft ist die Basis»Dem von Mission 21 unterstützten Dia-logzentrum der UIN geht es um Vertrau-

ensaufbau. In interreligiösen Workshops kommen christliche und muslimische Jugendliche und junge Erwachsene zu-sammen, um zu lernen, wie sie sich im Alltag für ein friedliches Miteinander ein-setzen können. «Die Basis jedes Dialogs ist Freundschaft», ist Dubut überzeugt. Deshalb ist ein grosser Teil der Workshops dem Aufbau persönlicher Beziehungen gewidmet: Die Teilnehmenden werden in religiös gemischten Unterkünften ein-quartiert. Sie zeigen sich gegenseitig ihre religiösen Rituale und diskutieren, was sie als grösste Bedrohung des Friedens erleben. Nach den Workshops bleiben sie über Foren verbunden und setzen gemein-same Aktivitäten um (siehe Seite 9). Du-but bringt seine Kenntnisse in zahlreichen weiteren Initiativen ein, die ebenfalls von Mission 21 unterstützt werden. So arbeitet er beispielsweise mit dem Islamischen In-stitut (LK3) zusammen, einer muslimischen Partnerorganisation von Mission 21.

Werte statt SymboleGemeinsam mit der Evangelischen Kaliman-tan-Kirche (GKE) setzt sich LK3 in Kalimantan für die Einhaltung der Gesetze und die Aus-übung der demokratischen Rechte ein. LK3 hat mittlerweile ein starkes interreligiöses Netzwerk aufgebaut, mit Bildungsarbeit in Koranschulen, Jugendcamps und einer wir-kungsvollen Öffentlichkeitsarbeit, die von vielen Menschen und Institutionen wahr-genommen wird. «Wir sollten weniger auf Symbole achten als auf Werte. Islam zum Beispiel steht für Toleranz und Ehrlichkeit. Diese Werte finden wir auch in anderen Religionen», beschreibt Rafiqah, Leiterin von LK3, ihre Idee vom interreligiösen Mit-einander. Und so pflanzt sie gemeinsam mit Angehörigen verschiedener Glaubensge-meinschaften Bäume, veranstaltet HIV/Aids-

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Arbeitsrunde bei LK3, einer muslimischen Partnerorganisation von Mission 21 in Indonesien, mit Darius Dubut.

Ohne Vertrauen gibt es keinen Frieden

Schlagzeilen machen in der Regel diejenigen, die im Namen der Religion verfolgen, zerstören und töten. Es gibt aber auch Menschen, die leidenschaftlich für den Frieden kämpfen. Mission 21 arbeitet mit einigen von ihnen zusammen. Zum Beispiel in Indonesien und Nigeria.

Interreligiöse Friedensarbeit in Indonesien und Nigeria

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Thema Friedensarbeit

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Die christlich-muslimische Delegation aus Nigeria beim 200-Jahre-Jubiläum der Basler Mission im Juni 2015.

Präventionskampagnen oder fördert Frauen dabei, ein Einkommen zu erwirtschaften. Der Erfolg ihrer Arbeit zeigt sich unter an-derem an der Haltung der Provinzregierung: In Südkalimantan wurden die restriktiven Verbote während des islamischen Fasten-monats Ramadan wieder etwas gelockert.

Mobilisierung über Social MediaDie im mehrheitlich muslimischen Westjava tätige christliche Pasundan-Kirche (GKP) ist auch über soziale Medien vernetzt. Rasch können so junge Muslime mobilisiert wer-den, wenn eine Kirche von der Schliessung bedroht ist, oder Christinnen, die sich ge-gen das Verbot einer Veranstaltung der schiitischen Minderheit wehren. In Yogyakarta organisiert die theologische Fakultät der Christlichen Universität «Duta Wacana» (UKDW) jedes Jahr ein einwöchi-ges Intensivseminar zum Islam. Angehen-de oder bereits ordinierte Pfarrpersonen bearbeiten hier zusammen mit muslimi-schen Dozierenden und Studierenden ein aktuelles, gesellschaftliches Thema aus islamischer Perspektive. Drei Tage ver-bringen sie währenddessen in islamischen Internaten. Oftmals ein prägendes Erlebnis, ist es doch meist das erste Mal, dass sie so nah am muslimischen Leben dran sind. Verwurzelt im Eigenen, offen für das AndereAnders als in Indonesien gibt es in Nigeria keine klare religiöse Mehrheit: Vereinfacht gesagt, sind im Norden die Muslime, im Süden die Christen in der Mehrheit – wäh-rend die Städte durch Landflucht und Mi-gration religiös durchmischt sind. Neben der Bedrohung durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram im Nordosten Nigerias sind es die massive Armut sowie grosse Migrationsbewegungen von Nor-den nach Süden, die zu Spannungen und Gewaltausbrüchen führen. Viele ehemals gemischte Wohnviertel in den Städten sind inzwischen ausschliesslich christlich oder

muslimisch. Die Angst vor den jeweils an-deren ist gross. Mission 21 unterstützt im Rahmen eines Soforthilfeprogramms für Nigeria ihre ni-gerianischen Partner nicht nur dabei, die unzähligen Flüchtlinge zu versorgen. Eine dringende Aufgabe ist es auch, dem wach-senden Misstrauen und der Isolierung der Religionsgemeinschaften entgegenzuwir-ken. Nur so können friedliche Beziehungen wachsen. Deshalb ist der Aufbau einer in-terreligiösen Siedlung im Dorf Gurku unter der Leitung der NGO «Lifeline Compassio-nate Global Initiative» (LCGI) ein wichtiges Teilprogramm der Soforthilfe (lesen Sie einen Zwischenbericht dazu auf Seite 9).In Europa können wir von Kirchen lernen, die – wie in Indonesien und Nigeria – als religiöse Minderheiten leben und teilweise von Unterdrückung betroffen sind. Sie leh-ren uns, wie es möglich ist, zum eigenen Glauben zu stehen und gleichzeitig offen auf andere zuzugehen.

Sara Winter Sayilir, JournalistinBearbeitung: Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21

«Mission Frieden»Neues Materialpaket zu interreligiöser FriedensarbeitIm Herbst 2015 ist neues Material von Mission 21 zur interreligiösen Friedens-arbeit erschienen. Es enthält eine Ein-führung in das Thema, Anregungen für Gottesdienst und Unterricht sowie Tipps, wie Sie aktiv werden können. Zum Mate-rialpaket gehört auch der neue Kurzfilm «Friedenskirche unter Beschuss» zur Ver-söhnungsarbeit in Nigeria.

Info und Bestellung: www.mission-21.org/download

Tipp

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Unser Projekt

Waisenkinder begleiten auf dem Weg zur Selbständigkeit

Unbeschwerte Momente:

Waisenkinder in der Stadt Mbeya beim

Flaschenrennen.

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Im Südwesten Tansanias ist eine beispielhafte Projektarbeit mit Waisenkindern entstanden, die Kinder vielfältig und wirksam fördert. Zwar unterstützt Mission 21 ihre tansanische Partnerkirche finanziell, die grosse Arbeit leisten aber Einheimische.

«Mein Traum ist es, dass es Aids in Afrika nicht mehr gibt», sagt Pfarrerin Nikwisa Mwakamele, «damit die Kinder nicht mehr leiden und in Frieden mit ih-ren Eltern leben können.» Mwakamele leitet ein Waisenkinderprojekt in Rung-we, Tansania. Es sind grosse Worte, die sie sagt. Und doch kommt ihr Traum der Realität in ihrem Heimatland bereits in kleinen Schritten näher: Der Kampf gegen HIV trägt Früchte. Die Zahl der Aids-Toten steigt erstmals nicht weiter an, sondern stagniert dank Aufklärung und kostenlo-ser medikamentöser Versorgung. Doch die Epidemie der vergangenen Jahrzehnte hat spürbare Folgen: Es gibt in Tansania momentan bis zu 1,8 Millio-nen Aidswaisen. Wo Eltern und Bezugs-personen sein sollten, klafft über ganze Generationen hinweg eine schmerzhafte Lücke. Angesichts der grossen Anzahl Hil-febedürftiger versagt die staatliche Für-sorge. Deshalb hat es sich die «Moravian Church» (Herrnhuter Brüdergemeine) in Tansania zur Aufgabe gemacht, diese Lücke zu schliessen. Seit 2006 ist eine beispielhafte Projektarbeit mit Waisen-kindern entstanden, die vom Engagement der lokalen Bevölkerung lebt. Die unter-schiedlichen Projekte, die von Mission 21

mitfinanziert werden, ermöglichen etwa 700 Kindern ein menschenwürdiges Le-ben. Die Arbeit ist dezentral aufgebaut und spielt sich vor allem in entlegenen Dör-fern im Südwesten Tansanias ab: in der Stadt Mbeya sowie in den ländlichen Ge-genden um Matema, Isoko und Rungwe. «Das ist ein Vorteil der Kirche: Sie ist fast überall, in jedem Winkel des Landes», sagt Johannes Klemm, Programmverant-wortlicher für Tansania bei Mission 21.

Unterstützung auf afrikanische ArtDie Waisenkinder werden auf vielfältige Weise unterstützt: Das meiste Geld fliesst in die Bildungsförderung, die für Pfarre-rin Mwakamele eine Herzensangelegen-heit ist. Kinder, die sonst womöglich in den Drogenhandel oder die Prostitution abrutschen würden, werden dadurch zu «wertvollen Mitgliedern der Gesell-schaft». Allein das Büro in Rungwe hat bereits 500 Kinder bei Schul- und Be-

rufsbildungen unterstützt. Noch immer verfolgt Mwakamele deren Lebenslauf mit Stolz. Einige würden als Schreiner, Schneiderinnen oder Mechaniker bereits ihr eigenes Geld verdienen, andere seien an der Universität, um Lehrerinnen oder Krankenpfleger zu werden -«das fühlt sich gut an», sagt die Pfarrerin.Neben der Bildungsarbeit ist eine ange-messene Unterbringung der Kinder in Pflegefamilien Teil des Projekts. Laut Jo-hannes Klemm macht es in Tansania we-nig Sinn, Waisenhäuser aufzubauen, um die Kinder dort zu versorgen: «In Afrika sind die sozialen Netzwerke zur Unter-stützung von Familienmitgliedern noch intakt.» Doch trotz der traditionellen Offenheit gegenüber Waisenkindern aus der eigenen Familie, werden diese nicht immer freudig aufgenommen, sondern oft als finanzielle Belastung betrachtet. Wichtig sind deshalb einkommensför-dernde Massnahmen: Durch Bienenzucht oder Geflügelhaltung und den Anbau von

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Unser Projekt

«HIV/Aids-Arbeit Afrika und Asien» ist eines von fünf Hoffnungsprojekten der Kampagne «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung» zum Jubiläum der Basler Mission 2015. Weitere Infos: www.mission-21.org/hoffnungsprojekte

Info

GESUNDHEITSARBEIT VON MISSION 21Nummer: 999.1314Spenden: Konto PC 40-726233-2IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2, «999.1314» oder online: www.mission-21.org/spendenInformationen: Projektdienst, Telefon +41 (0)61 260 23 [email protected]

Wir brauchen Ihre Unterstützung

landwirtschaftlichen Produkten wie Mais erwirtschaften die Familien ein zusätzli-ches Einkommen. Somit ist sichergestellt, dass sie über die Mittel verfügen, um noch ein weiteres Kind zu beherbergen.

Vorurteile abbauenEbenso wichtig wie die materielle Ab-sicherung ist die psychosoziale Betreu-ung der oft traumatisierten Aidswaisen. Lehrkräfte und Sozialarbeiter werden an Workshops für die Erfahrungen der Waisenkinder sensibilisiert und darin geschult, wie sie mit ihnen umgehen können. Mwakamele sagt: «Manche

beschweren sich darüber, dass Waisen schwierig und stur seien, aber das Leid, welches sie ertragen mussten, lässt die Kinder rebellieren.» Wenn Eltern an HIV/Aids erkranken, ändere sich vieles, «die Last der Pflege liegt oft auf den Schultern der Kinder.» Nach dem Tod der Eltern würden manche als billige Arbeitskräf-te ausgebeutet, und so – anstatt Trost zu erfahren – noch mehr verletzt. «Während die eigenen Kinder der Pflegefamilien zur Schule gehen, bleiben die Waisen zuhau-se, werden manchmal auch sexuell miss-braucht.» Wenn Fälle von Missbrauch ans Licht kommen, versucht die Kirche, die Kinder aus der Familie zu nehmen und sie auf einem Internat oder in einer Frei-willigenfamilie unterzubringen. Die Waisenkinderarbeit ist mit der Prä-ventionsarbeit eng verknüpft: «Wir klä-ren die Menschen über HIV/Aids auf und zeigen ihnen, wie sie mit dem Virus leben können», sagt Mwakamele. Viele wür-den Waisenkinder immer noch als die schwächsten, wertlosesten Glieder der Gesellschaft sehen. Um diese Vorurteile aus dem Weg zu räumen, geht Mwaka-mele manchmal zum kirchlichen Radio-sender, der eine grosse Hörerschaft hat, und moderiert dort eine Sendung über das Leid der Waisenkinder. Solche Akti-onen verändern die Haltung der Bevöl-kerung gegenüber Aidswaisen und ihren Familien und wirken der Stigmatisierung entgegen.

Die letzte ChanceVernetzung ist für die Arbeit besonders wichtig: Ohne die Freiwilligen aus kirch-lichen Frauengruppen wäre das Projekt nicht annähernd so erfolgreich. Mwaka-mele schildert, wie in enger Zusammen-arbeit mit dem Frauenbüro ein Hilfsnetz-werk entstanden ist, welches immer noch wächst: «Die Frauen sammeln Feuerholz und bringen gelegentlich Essen zu Be-troffenen. Sie helfen mit Kleidung und

anderen Dingen des täglichen Bedarfs, oder sie sammeln Geld für Schulhefte.»Dieses starke Netzwerk gibt Mwakame-le Sicherheit und einen gewissen Stolz. Die Spenden aus Europa machen einige Projekte zwar erst möglich, die Basis-arbeit wird aber von den Menschen vor Ort geleistet: «Wir sind nicht nur von den europäischen Geldern abhängig», sagt Mwakamele. Diese zunehmend selbstbewusste Eigen-ständigkeit ist laut Johannes Klemm ganz im Sinne von Mission 21: «Wir wollen nie-manden bevormunden, sondern die Un-abhängigkeit unserer Partnerkirchen för-dern.» Der Beitrag von Mission 21 diene in erster Linie der Finanzierung von Schulen oder weiterführenden Ausbildungen. Das Ergebnis dieser Bildungsförderung kann sich sehen lassen: Viele der unterstütz-ten Waisenkinder erzielen herausragende Schulresultate, und schliessen oft sogar besser ab als ihre Kameraden. Warum das so ist? Klemm sagt: «Sie begreifen, dass eine gute Bildung ihre letzte Chan-ce ist.» Denn nur durch Erlernen eines Berufs können sie einen eigenen Weg finden, heraus aus der Abhängigkeit und hin zu einem selbstbestimmten Leben.

Mara Wirthlin, Team Öffentlichkeitsarbeit Mission 21

Nikwisa Mwakamele, Leiterin des Waisenkinder-projekts in Rungwe, träumt von einem Afrika ohne HIV/Aids.

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Die Gute Nachricht

Den Mangel ausfüllen

Eigentlich wäre es die Aufgabe der El-tern, ihr Kind grosszuziehen und für sein Wohl zu sorgen. Doch viele Kinder in Tan-sania haben keine Eltern mehr. Sie sind abhängig von anderen Verwandten. «Wie du ein Kind erziehst, so wächst es heran», sagt ein Sprichwort. Doch was, wenn nie-mand diese Verantwortung übernimmt? Dann sind Kinder stark benachteiligt. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass Gott Kinder segnen will. Sie sollten von früh an lernen, Gott, ihre Eltern und andere Menschen zu respektieren.

SchutzbedürftigDie Herrnhuter Brüdergemeine in Tansa-nia erlebt, dass viele Kinder davon nichts wissen. Vor allem Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Diesen Waisenkindern möchten wir helfen, indem wir für sie sorgen und sie spüren lassen, dass Gott sie liebt. Die Kirche will diese Liebe da-durch zeigen, dass sie den Kindern gibt, was ihnen fehlt.Jakobus beschreibt es als «makellosen Dienst vor Gott, für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind» (Jako-bus 1,27). In Tansania ist es so, dass sich oftmals die Grosseltern um die Waisen kümmern, obwohl diese eigentlich selbst abhängig von der Hilfe und Pflege ihrer erwachsenen Kinder sind. Andere Wai-sen leben bei Verwandten oder sogar in Haushalten, die von Kindern geführt wer-den. Waisen sind besonders benachtei-ligt, aber auch sonst fehlt vielen Kindern in Tansania das Lebensnotwendige. Sie

haben keine angemessene Ernährung, Kleidung oder Pflege, es fehlt ihnen an Schutz und Bildung. Sie sind traumati-siert, sie leben auf den Strassen, leiden, weil sie viel arbeiten müssen oder sexu-ell ausgebeutet werden. Viele Kinder sind bei schlechter Gesundheit und oftmals brechen sie vorzeitig die Schule ab. Als Kirche wollen wir diese Kinder nicht nur lehren und unterrichten; vielmehr wollen wir den Mangel, den sie erleiden, ausfül-len – so wie Jesus es tat.

Bildung als Schlüssel zum LebenZwar wurden 2002 in Tansania die Ge-bühren für Primarschulen abgeschafft,

doch der Schulbesuch ist dennoch nicht kostenlos: Die Schuluniform muss gekauft werden, ebenso Hefte, Bücher und Stifte. Auch Wasser- und Prüfungsgebühren fal-len an. Es wäre Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, dass sich wirklich jedes Kind den Schulbesuch leisten kann. Denn wenn die Familie oder die Verwandten nicht dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler genügend Geld für all diese Dinge haben, bleiben sie zu Hause. Kin-dern den Schulbesuch zu ermöglichen, ist eine konkrete Aufgabe unserer Kirche. Schliesslich glauben wir, dass Bildung der Schlüssel zu einem selbständigen Leben in Würde ist. Es sind soziale, wirtschaftliche und psy-chologische Ursachen, die zur Verwund-barkeit der Waisenkinder beitragen. Bil-dung kann ein Ausweg daraus sein. In den Worten eines Kindes gesagt: «Unsere Familien können es sich nicht leisten, uns zur Schule zu schicken. Sie sehen auch nicht, wie wichtig das ist. Ohne die Kir-che, die unsere Bedürfnisse sieht, wür-den uns auch Essen und ein Dach über dem Kopf fehlen. Wir danken allen, die der Kirche helfen und sie weiter ermu-tigen. Wir beten, dass Gott sie segnet.»

Bahati Mshani Pangani ist Pfarrerin und Leiterin der Waisenkinderarbeit der Herrnhuter Brüdergemeine

in Mbeya/Tansania. Aus dem Englischen übersetzt und bearbeitet

von Dorothee Adrian.

«Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ob-dachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.» (Matthäus 25, 35-36)

Schon früh müssen Waisenkinder grosse Ver-antwortung tragen, so wie dieses Mädchen, die sich um ihre kleine Schwester kümmert.

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Arbeit mit Waisenkindern in Tansania

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Mission 21 aktuell

Mission 21 unterstützt seit 2014 im Rah-men ihres Soforthilfeprogramms für Nigeria ein interreligiöses Ansiedlungs-projekt im Dorf Gurku in der Nähe der Hauptstadt Abuja. Trägerin ist die NGO «Lifeline Compassionate Global Initiative» (LCGI). Inzwischen sind die ersten Bewoh-nerinnen und Bewohner eingezogen. Die offizielle Einweihungsfeier wurde von Christen und Muslimen gemeinsam gestaltet: Gebete des Imams von Gurku wechselten sich mit christlichen Andach-ten und traditionellen Tänzen ab. Aktuell wohnen 70 Familien in 62 Häusern der neuen Siedlung. Weitere 89 Familien leben noch in temporären Unterkünften auf dem Gelände. Unter den Neuansied-

lern sind bisher zehn muslimische Fami-lien. In den kommenden Monaten werden weitere 40 Häuser fertiggestellt. «Die Auswahl der Bewohner war schwie-rig», berichtet Markus Gamache, Leiter von LCGI. Einige Christen wie auch Mus-lime seien abgesprungen, weil es für sie nach den erlittenen Traumata unvorstell-bar gewesen sei, mit Angehörigen der jeweils anderen Religionsgemeinschaft zusammenzuleben. Doch viele waren zu diesem mutigen Schritt bereit, und so füllt sich die neue Siedlung mit Leben. Gurku ist von einer visionären Grund-steinlegung auf einem weitgehend un-genutzten Gelände vor einem Jahr zu einem Vorbild für friedliches christlich-

Nigeria: Neue interreligiöse Siedlung ist bewohnt

Indonesien: Rio und RisdoDer muslimische Journalist Rio Tuasikal hat an einem interreligiösen Jugendcamp der Pasundan-Kirche (GKP), einer Partnerkirche von Mission 21, teilgenommen. Diese Erfahrung brachte in seinem Leben vieles in Bewegung. Rio Tuasikal berichtet:

Mein erstes Gespräch mit Risdo habe ich noch lebhaft in Erinnerung. Risdo ist ein orthodoxer Christ und hat mich wegen meines Gesichts ebenfalls für einen Chris-ten gehalten. Aber ich bin Muslim. Wir lernten uns im interreligiösen Jugendcamp der GKP kennen. Dort bin ich zum ersten Mal mit Menschen anderer Religionszuge-hörigkeit in Kontakt gekommen. Ich kann mich glücklich schätzen, in eine muslimi-sche Familie geboren zu sein, die zwar gläubig ist, aber nicht fanatisch. Meine Familie lehrt keinen Hass auf diejenigen, die anders sind. Aber sie lehrte mich den-

Flüchtlinge aus Ngoshe/Gava vor ihrem neuen Haus in der interreligiösen Siedlung Gurku.

muslimisches Zusammenleben in Nigeria geworden. www.mission-21.org/soforthilfe-nigeria

Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21

noch viele Vorurteile, und ich habe mich nie mit nicht-muslimischen Menschen an-gefreundet. Meine Begegnung mit Risdo änderte meine Meinung. Es stellte sich heraus, dass ich nichts über die Vielfalt in meinem Land wusste. Viele Konflikte entstehen aus Gleichgültigkeit oder Un-wissenheit. Ich habe viel von Risdo und anderen Freunden gelernt: Ich als Sunnit kann in einer Ahmadiyah-Moschee beten und mit Schiiten plaudern. Schon mehr-mals beging ich das Fastenbrechen in der Kirche. Ich erhalte Einladungen zum Weih-nachtsmahl – und es gibt kein Problem!

Es stellte sich heraus, dass interreligiöse Beziehungen schön sind. Leider wissen viele Menschen dies nicht. Deshalb habe ich mit Freunden einen Blog kreiert. Mit Texten, Fotos und Videos zeigen wir die bunte Vielfalt verschiedener Ethnien und Religionen in unserem Land. Für den Blog haben wir 100 Kurzgeschichten über interreligiöse Freundschaften zu-sammengetragen, die auch in Buchform publiziert wurden. So leiste ich meinen Beitrag zu einer fairen Gesellschaft ohne Diskriminierung.Der Blog von Rio Tuasikal ist (auf Indo-nesisch) abrufbar unter: www.untukharmoni.com Mehr zum Projekt: www.mission-21.org/frieden-indonesien

Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21

Good News aus unseren Projekten

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Mission 21 aktuell

Nachruf auf Rehema Mwakalo

Die Menschenmenge im tansanischen Dorf Mwakaleli war unüberschaubar. Hunderte sassen auf dem Platz vor der Kirche. Greise und Kleinkinder, Männer und Frauen, politische Würdenträger neben Tagelöhnern, der Kirchenpräsi-dent neben einem traditionellen Heiler. Alle waren gekommen, um Abschied zu nehmen.Rehema Mwakalo, geboren am 3. Okto-ber 1960, war eine beeindruckend selbst-lose Frau. Sie wählte die Ausbildung zur Krankenschwester, um anderen helfen zu können. Dabei beschäftigte sie sich auch mit alternativen Heilmethoden und überwand Grenzen zwischen moderner und traditioneller Medizin. Bewusst ar-beitete sie in entlegenen Dorfspitälern und nicht in der Stadt, denn auf dem Land gibt es kaum medizinisches Fach-personal. Sie baute eine Basisgesund-heitsversorgung in den Dörfern auf und organisierte Aufklärungskampagnen. Als sie feststellte, dass kaum jemand zu medizinischen Vorträgen kam, schrieb sie Lieder über Gesundheit und HIV/Aids und tourte mit diesen durch die Dörfer. Oft nahm sie Laienschauspieler mit, die einprägsame Theaterszenen darboten. Plötzlich strömten die Menschen zu den Veranstaltungen.

Ein grosses Herz für WaisenAls ihre sechs Geschwister innert kur-zer Zeit an Aids starben, nahm Rehema deren zwölf Kinder bei sich auf und zog sie gross. Sie motivierte andere Frauen, Ähnliches zu tun und baute die Gruppe «Huruma» (Barmherzigkeit) auf, die sich

bis heute um Waisenkinder kümmert. Als sie einmal gefragt wurde, was ihr die Kraft zu ihrem grossen Einsatz gibt, antwortete sie: «Mein Glaube. Ich bat Gott, mir die Kraft zu geben, dass ich für die Menschen da sein kann.» Bis zuletzt setzte sie sich für die Schwächsten der

Sie war ihr Leben lang für andere da. Die tansanische Krankenschwes-ter Rehema Kabunga Mwakalo hat Menschen gepflegt, Waisenkinder aufgezogen und sich in der Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine engagiert. Im September ist sie nach längerer Krankheit kurz vor ihrem 55. Geburtstag gestorben.

Gesellschaft ein. Selbst vom Kranken-lager aus diktierte sie noch Briefe, um auch nach ihrem Tod die Ausbildung für Waisenkinder sicherzustellen. Mission 21 ist dankbar für alles, was Re-hema Mwakalo für die Kirche und die ganze Gesellschaft getan hat. Ihr Tod hin-terlässt eine grosse Lücke. Mission 21, die Herrnhuter Brüdergemeine in Tansania und die Herrnhuter Mission trauern um eine einzigartige Persönlichkeit.

Johannes Klemm, Programmverantwortlicher für Tansania

Wir gedenken in Dankbarkeit – an anderem OrtBisher enthielt jede Dezember-Ausgabe der «nachrichten» die Nachrufseite «Wir gedenken in Dankbarkeit». Dort nannten wir jene Menschen namentlich, die im jeweiligen Jahr verstorben sind und im Laufe ihres Lebens für einen der drei Trägervereine von Mission 21 (Basler Mission, Herrnhuter Mission und Evan-gelische Mission im Kwango) im Einsatz gewesen waren.Künftig verzichten wir darauf, diesen Nachruf in den «nachrichten» zu publi-zieren: Diese haben sich in den vergange-

nen zehn Jahren von einem Medium, das sich eher an internen Kreisen orientiert, zu einer Zeitschrift entwickelt, die eine breite Öffentlichkeit anspricht.Stattdessen veröffentlichen wir die Ge-denkseite jeweils im Dezember in einer eigenen Rubrik auf unserer Webseite. Sie finden die Nachrufe unter der Adresse: www.mission-21.org/gedenken. Zusätz-lich richten wir uns weiterhin jeweils mit Kondolenzschreiben direkt an die Hinter-bliebenen.

Katrin Pilling, Redaktorin Mission 21

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Rehema Mwakalo setzte sich unermüdlich für andere Menschen ein und strahlte bei ihrer Arbeit grosse Freude aus.

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Tipps

Die Vaterunser-Bitte «Unser täglich Brot gib uns heute» ist das Thema des Fotokalenders 2016 evangelischer Mis-sionswerke. Welche unterschiedlichen Lebensmittel tägliches Brot sein können, zeigen grossformatige Fotos aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa. In ihnen spiegelt sich die Freude an der

«Unser täglich Brot»

Archiv & Buch

Nein, köstliche Nudeln servieren wir keine im Lesesaal. Hier gilt nach wie

Chinesische Nudeln Die Annehmlichkeiten einer «Archivpartnerschaft» mit Hongkong

vor striktes Ess- und Trinkverbot. Zudem braucht Iris Leung, unsere Gastforscherin aus Hongkong, ganz andere Nahrung, um ihren Hunger zu stillen: Für sie holen wir Schachtel um Schachtel unserer China-bestände aus dem Keller. Sie ist die offi-zielle Beauftragte der Tsung Tsing Mission (TTM), Partnerorganisation von Mission 21, für deren 170-Jahre-Jubiläum, das 2017 gefeiert wird. Pausenlos sucht, findet und fotografiert sie Dokumente in chinesischer oder englischer Sprache. Diese elektronische

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Gemeinschaft bei Aussaat und Ernte, bei der Zubereitung und dem gemeinsamen Mahl. Der Kalender im Format 33cm (Breite) x 23.5cm (Höhe) ist ein attrakti-ver Wandschmuck zur Begleitung durch das Jahr 2016.Preise: 8.00 CHF (ab 20 Expl.: 7.00 CHF, ab 50 Expl.: 6.00 CHF)

Aus dem Archiv der Basler Mission, Original-titel: «Chinesen bei der Mahlzeit».

Sammlung wird eine wichtige Grundlage für ein geplantes Archiv zur Geschichte der TTM in Hongkong bilden. Wir sind begeistert von dieser Idee und scheuen keine Mühe, Iris zu unterstützen – umso mehr, als am Ende des Tages manchmal ein herrliches Nudelgericht und spannen-de Gespräche auf uns warten! Fazit: Auch Archivpersonal ist manchmal bestechlich. Achtung: Das ist kein Tipp im eigentlichen Sinne!

Claudia Wirthlin, Leiterin der Bibliothek von Mission 21

Herrnhuter Sterne und Losungen

Bestellungen: [email protected]. 061 260 22 36

Der Herrnhuter Stern verdankt seinen Namen der Ortschaft Herrnhut in der Oberlausitz, wo er seit über 100 Jahren von Hand hergestellt wird. Er ist zum Symbol für die Advents- und Weih-nachtszeit geworden und erhellt in der dunklen Jahreszeit viele Kirchen und Wohnzimmer. Die Losungen der Herrnhuter sind ein Andachtsbuch, das für jeden Tag des

Jahres zwei Bibelverse enthält: eine Lo-sung aus dem Alten Testament und ei-nen Lehrtext aus dem Neuen Testament. Ergänzt werden die beiden Texte durch einen Liedvers oder ein Gebet. Die alttes-tamentliche Losung wird ausgelost, die anderen Texte thematisch passend aus-gesucht. Die Herrnhuter Mission Schweiz ist einer von drei Trägervereinen von Mission 21.

Info/Bestellung: www.mission-21.org/herrnhuterstern

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nachrichten 4/201512

AgendaVeranstaltungsorte: Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen bei Mission 21 an der Missionsstrasse 21 in Basel statt.

Agenda

Den laufend aktualisierten Veranstaltungskalender mit weiterführenden Informationen finden Sie auf: www.mission-21.org/agenda

Impulstagung für KirchenbasareMittwoch, 20. Januar 20168.45-16.00 UhrKirchgemeindehaus JohannesWylerstrasse 5, BernAnregungen in Theorie und Praxis für die Basararbeit in Kirchgemeinden. Infos:www.mission-21.org/impulstagung [email protected]. 031 340 26 04

Fachtagung Interreligiöse Friedensarbeit«Tschüss, ich geh in den #Krieg»Fundamentalismus vorbeugen: Was hilft gegen religiöse Radikalisierung? Montag, 29. Februar 20169.00-17.00 UhrSeit religiöser Fundamentalismus ein Problem im eigenen Land ist, gewinnt die Frage nach Prävention an öffentli-cher Aufmerksamkeit: Wie kann verhin-dert werden, dass Menschen sich religiös radikalisieren? Die Fachtagung verbindet die Perspektive eines Schweizer Muslims mit der eines christlichen Missionswerks. Mit: Dr. Edit Schlaffer, Vorsitzende Frauen ohne Grenzen, Wien — Dr. Miryam Eser Davolio, ZHAW Soziale Arbeit, Zürich — Mustafa Memeti, Imam, Schweizer des Jahres 2014, BernInfos: www.mission-21.org/[email protected]. 061 260 22 67

EhemaligentagFreitag, 18. März 2016, 9.30-17.00 UhrJahresanlass für ehemalige Mitarbeiten-de von Mission 21. Infos: [email protected]. 061 260 22 05

Info- und BegegnungstagDonnerstag, 7. April 2016, 10.00 UhrDankesanlass von Mission 21 für Ehren-amtliche. Infos: [email protected]. 061 260 23 37

Begegnungsreise nach Indonesien27. April bis 17. Mai 2016Reisen Sie mit uns in den faszinieren-den Inselstaat Indonesien! Wir besuchen Partner von Mission 21, lernen einige In-seln kennen und beschäftigen uns mit der reichen kulturellen und religiösen Vielfalt des Landes. Infos: www.mission-21.org/[email protected]. 061 931 14 23

young@mission21-WeekendSamstag/Sonntag, 30. April und 1. Mai 2016Pfadiheim EinsiedelnHast du Lust, ein Wochenende mit ande-ren jungen Erwachsenen zu verbringen? Zwei Tage lang über Gott und die Her-ausforderungen in unserer globalisier-ten Welt zu diskutieren, gemeinsam zu kochen und Spass zu haben? Und bist du zwischen 18 und 30 Jahre alt? Dann melde dich an, wir freuen uns!Infos: www.mission-21.org/young [email protected]. 061 260 22 39

Internationaler Bonhoeffer KongressBonhoeffer lesen in einer globalen Zeit6. bis 10. Juli 2016In Zusammenarbeit mit der Internatio-nalen Bonhoeffer Gesellschaft und dem Institut für Hermeneutik und Religions-philosophie der Universität Zürich. Die Konferenz will klären, wie Bonhoef-fers eigene Theologie durch Auslandser-fahrungen und ökumenische Begegnun-gen geprägt wurde. Kann Bonhoeffers Theologie auch in unserer heutigen glo-balisierten Situation noch hilfreich sein? Infos: www.mission-21.org/[email protected]. 061 260 22 59

young@mission21: Camp in Taizé mit Gästen aus Hongkong22. Juni bis 5. Juli 2016Gemeinsam mit jungen Erwachsenen aus Hongkong leben wir in der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé (Frankreich). An-schliessend verbringen wir einige Tage in der Schweiz. Gemeinsames Essen, La-chen, Diskutieren, Singen und den Alltag teilen werden diese Woche prägen. Infos: www.mission-21.org/[email protected]. 061 260 22 39

Begegnungsreise nach Argentinien und Chile6. bis 25. November 2016Argentinien und Chile – zwei wunder-schöne Länder und ihre kirchlichen Tra-ditionen und Aufbrüche – sind das The-ma dieser Reise. Besonders geeignet für Pfarrpersonen, Theologiestudierende und Kirchenmitarbeitende, aber offen für alle Interessierten.Infos: www.mission-21.org/lateinamerika2016Daniel Frei: [email protected], Tel. 061 260 22 67

Symbol der Hoffnung. Irakische Kinder malen einen Panzer an.

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