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Nachrüstung von Straßentunneln:Bedarf, Erfahrungen und jüngste ForschungBedarf, Erfahrungen und jüngste Forschung
Prof. Dr.-Ing. F. HeimbecherFachhochschule Münster
Dipl.-Ing. I. KaundinyaBundesanstalt für Straßenwesen
4. Juni 2012
Bestand Bundesfernstraßen
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 2
Bestand Bundesfernstraßen
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 3
Maßgebende Regelwerke
Bautechnik– Neubau und Bestand Ausgabe 2007
Regelungen differenziert nach
• bergmännischer Bauweise
• offener Bauweise
• Tübbingbauweise
Regelungen u.a. zu
B l B d h• Baul. Brandschutz
• Entwässerung
B i /K t kti• Bauweise/Konstruktion
Neuausgabe ab Sommer 2012
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 4
Neuausgabe ab Sommer 2012
Akt li i t / R l
Maßgebende Regelwerke
Aktualisierte / neue Regelungen Standsicherheitsnachweise Baustoffe und Bauteile
Mindestbewehrung Aufhellung der Wandflächen barrierefreie Gestaltung Herstellung der Innenschale
baulicher Brandschutz Durchbildung der Zwischendecken
barrierefreie Gestaltung bauliche Durchbildung von
Rettungsstollen Sonstiges Sonstiges
Bauwerkssicherheit Nutzersicherheit
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 5
Maßgebende Regelwerke
Betriebstechnik/Ausstattung– Neubau und Bestand
Ausgabe 2003
Präskriptive Vorgaben u.a. zu
• Fluchtwegabstand (max. 300m)
• Notrufkabinenabstand (max. 150m)
• Lüftungssystem
Ausgabe 2006Ausgabe 2006(Umsetzung EG-RL 2004/54)
zus. performance-basierte Vorgaben u.a. zur
• Wahl des Lüftungssystems
• Zulassung alternativer Maßnahmen beim Bestand
Ausgabe 2006
• Prüfung etwaiger Zusatzmaßnahmen
• Neue RABT-Ausgabe in Arbeit
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 6
Für sämtliche Tunnel ab 400 m Länge !
Sicherheitsphilosophie
Sicherheitsphilosophie bei Straßentunneln im Bundesfernstraßenbereich
Generell gilt:
h h d k h h• erst Nutzersicherheit, dann Bauwerkssicherheit
• Selbstrettung geht vor Fremdrettung, d.h. Stärkung der S lb t tt h d h i k M ß hSelbstrettungsphase durch wirksame Maßnahmen.
Bei Brand:Schnelle Detektion schnelle Reaktion und optimale Schnelle Detektion, schnelle Reaktion und optimale Fluchtmöglichkeiten
Vorrangiger Einsatz baulicher und betriebstechnischer Vorrangiger Einsatz baulicher und betriebstechnischer Selbstrettungsmaßnahmen
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 7
Nachrüstungsprogramm - Bedarfsermittlung
Sofortprogramm Betriebstechn NachrüstungSofortprogramm Fluchtwegkennzeichnungen, Brandnotbeleuchtungen, Notrufeinrichtungen an den Portalen,
Betriebstechn. Nachrüstung Lüftungssystem, Brandlüftung Beleuchtung, Stromeinspeisung, Ersatzstromversorgung
Überholverbote in den Tunneln optische Leitelemente, Tunnel-Sperranlangen, unterbrechungsfreie
Notruftelefon an den Portalen Notrufkabinen Videoüberwachung Brandmeldung -detektion unterbrechungsfreie
Stromversorgungen, Alarm- und Gefahrenabwehrpläne
Brandmeldung, -detektion Feuerlöscheinrichtungen Funktechnische Erreichbarkeit Funktion der Lautsprecheranlage
ü Verkehrstechnische Ausstattung Verkehrszeichen vor und im Tunnel Fluchtwegkennzeichnung optische Leitelemente
Bautechn. Nachrüstung Abstand der Notausgänge Anordnung von Rettungsstollen Anordnung von Pannenbuchten optische LeitelementeAnordnung von Pannenbuchten Überfahrten an den Portalen Entwässerungseinrichtungen, Schlitzrinne Feuerlöschleitung, Hydranten
Lö h d P t l Löschwasserversorgung an den Portalen Rückhaltebecken für Störfalle Anordnung von Zwischendecken Einbau von Notrufkabinen.
• Prüfung aller Bauwerke
• Priorisierung aller
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 8
Einbau von Notrufkabinen. Baulicher Brandschutz der Konstruktion Bauwerke (qualitativ)
E B
Betriebstechnische Nachrüstung
Erneuerung von z.B. Lautsprechersystemen Beleuchtung (Tür/Fahrbahn-LED)
Lüft t Lüftungssysteme Leittechnik
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 9
li h ß h
Bauliche Nachrüstung / Instandsetzung
Bauliche Maßnahmen
Schwerpunkte bei• Rettungsstollen• Rettungsstollen• Barrierefreiheit• Aufhellung / Oberflächenschutz der
Tunnelwände• Brandschutz• Nachrüstung von ZwischendeckenNachrüstung von Zwischendecken• Entwässerung
• Viele bauliche Maßnahmen wurden mit betriebstechnischen Maß-nahmen gekoppeltnahmen gekoppelt.
• Dennoch: Sperrzeiten des Bauwerks aufgrund des hohen Verkehrs-
fk i t
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 10
aufkommens meistens problematisch
Parallele Rettungsstollen
Rettungsstollen gemäß aktuellem Entwurf ZTV-ING, Teil 5
- 1-schalige Bauweise (mit Stahlfaserspritzbeton)
- min. Dichtigkeitsklasse 3
- Dränageleitung im Sohlbereich
- Einbau einer bewehrten Gehwegplatte (d=15cm)
- Anschluss alle 300m über Querschläge an Hauptröhre (eine Fluchttür)
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 11
Parallele Rettungsstollen
Nachrüstung von Rettungsstollen – Beispiel Saukopftunnel
- Ertüchtigung der Tunnelinnenschale über 400 m Länge
- Kosten: ca. 1,5 Mio. €
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 12
Parallele Rettungsstollen
Rettungsstollen gemäß aktuellem Entwurf ZTV-ING, Teil 5
bi 3000 H t öh lä- bis 3000m Hauptröhrenlänge:
• begehbarer Querschnitt(2,25m x 2,25m)
- ab 3000m Hauptröhrenlänge:
b f h b Q h itt• befahrbarer Querschnitt(3,50m x 3,50m)
Lä i b hb R tt Länge eines begehbaren Rettungs-stollens mit nur einem Portal darf1.500m nicht überschreiten
Ein durchgehender Rettungsstollenist erst ab 3000m erforderlich !
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 13
Behinderte Personen
Berücksichtigung der Belange behinderter Personen
ursprünglich:
alle 150m Absenkung des Notgehweges geplant
( )
Notgehweges geplant
7 bis 25 cm<3 cm
(< 6 %)
nun:Der Notgehweg ist von der Fahrbahn d h ä i it i B d t i it durchgängig mit einem Bordstein mit einer Höhe von 3cm abzugrenzen.
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 14
Behinderte Personen
ät li h
Berücksichtigung der Belange behinderter Personen
Taktile Elemente
zusätzlich:Notruftaster an den Notaus-gängen und Notrufkabinen
Taktile Elemente
Entwurf ZTV-ING, Teil 5:
„Im Notgehwegsbereich direkt vor und gegenüber den Notausgängen sind taktile Aufmerksamkeitsfelder anzuordnen.“
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 15
Aufmerksamkeitsfelder anzuordnen.
Behinderte Personen
Berücksichtigung der Belange behinderter Personen
T ktilTaktileElemente
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 16
Aufhellung Tunnelwände
Anforderung Zur Aufhellung sind die Tunnelwände bis 3m über FOK mit einem Anstrich im
Farbton RAL 9010 (reinweiß) zu versehen. Der Glanzwert des Anstriches nach DIN EN ISO 2813 muss zwischen 40 und
60 liegen. Hinsichtlich der Entflammbarkeit des Anstriches ist mindestens die Klasse C-
s3, d2 nach DIN EN 13501-1 bzw. Klasse B1 (schwerentflammbar) nach DIN 4102 einzuhalten.
….
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 17
Baulicher Brandschutz
BrandschutzVorgaben der ZTV-ING, Teil 5, Abschnitt 1
1400 C 6 cm
1000
1200
1400 Cnom = 6 cm
TBewehrung < 300 °C
erat
ur [°
C]
800
1000
Tem
p
400
600
0 5 20 30 40 60 80 100 120 140 160
200
0
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 18
Branddauer [min]
Baulicher Brandschutz
Brandschutz
Vorgehensweise bei Betonminderdeckung im Bestand:
1 A f h d ä hli h B i d d k1. Aufnahme der tatsächlichen Betonminderdeckung
2. Überprüfung der für den Bau angenommenen geologischen RandbedingungenRandbedingungen
3. Rechnerische Prüfung der Tragfähigkeit für den Brandfall unter Berücksichtigung der geol. Randbedingungen, Konstruktion etc.
Vorgabe: Die Standsicherheit des Gesamtsystems muss immer gewährleistet bleiben
4 Ggf Einschaltung eines Gutachters/Instituts für weitere 4. Ggf. Einschaltung eines Gutachters/Instituts für weitere bautechnische Brandschutzmaßnahmen
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 19
Baulicher Brandschutz
Brandschutzsysteme Brandschutzplatten
Betonersatzsysteme (je nach System auch d<6cm Brandwiderstand bzw Betonersatzsysteme (je nach System auch d<6cm, Brandwiderstand bzw. Verbund zum „Altbeton“ muss sichergestellt sein)
Brandschutzputze (entsprechend Betonersatzsysteme)PP Fasern (Aufnahme in Hinweisblatt zu den ZTV ING) PP-Fasern (Aufnahme in Hinweisblatt zu den ZTV-ING)
• für „sensible“ Bauwerke ist zukünftig eine Verlängerung der Temperatur-Zeit-Kurve vorgesehen
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 20
Baulicher Brandschutz
Ertüchtigung mit Brandschutzplatten – Beispiel Schiedetunnel (L=240m)
- Nachrüstung und Instandsetzung ca. 5 Mio. €
- 6 Monate Sperrzeit pro Röhre
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 21
Alternativmaßnahmen
Nach RABT, Abs. 0.5 bzw. EG-RL Art. 3 sind Alternativmaßnahmen bei der Nachrüstung des Bestandes möglich , allerdings nur
d b l h f d häl i äßi• wenn die baulichen Anforderungen zu unverhältnismäßighohen Kosten führen oder
• bauliche Anforderungen „nicht umsetzbar“ sind.bau c e o de u ge „ c t u set ba s d
Was heißt „unverhältnismäßig hohe Kosten“ ?
Was ist „nicht umsetzbar“ ?
Beispiel: bestehender Fluchtwegabstand = 330m, d.h. > 300m
Nachrüstung erforderlich ?
Grundsätzlich ja, aber Abwägungsentscheidung der Verwaltungs-behörde (Ausnahmefall)
wenn nein dann Nachweis durch Sicherheitsbewertung
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 22
wenn nein, dann Nachweis durch Sicherheitsbewertung
P üf Alt ti ß h
Alternativmaßnahmen
Qualitative/Quantitative
Prüfung von AlternativmaßnahmenRisikoanalyse
Bewertung der massgeblichenEreignisszenarien hinsichtlich
Sicherheitsbewertung anhand des Leitfadens für Sicherheits-bewertungen von Straßentunneln
Häufigkeit Schadenausmaß
Risikoberechnung und -darstellung
Vergleich vonRisiko-
bewertung
Risikoberechnung und -darstellung
Bewertung der Risiken anhandvorgegebener Kriterien
RAlternativ≤ RRABT
vorgegebener Kriterien
Ausreichende Sicherheitja
Kompensation baulicher Maßnahmen durch betriebstechnische Maßnahmen
Maßnahmen-planung
nein
Identifikation weitererSicherheitsmaßnahmen
betriebstechnische Maßnahmen möglich Risikoreduktion und Kostenwirksamkeit
von weiteren Sicherheitsmaßnahmen
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“
Tunnel mit ausreichender Sicherheit
Nationale Methodik gemäß RL 2004/54 EG
Alternativmaßnahmen
B i i l Ei hEinhausungen mit Seitenöffnungen
Risikomindernde Einflussfaktoren
Beispiel: Einhausungen
– Risikomindernde Einflussfaktoren Querunterzüge („Brandschürzen“) Geringe Höhe Randbalken Deckenneigung zu seitlichen Öffnungen
hin Großer Querschnitt (hoher lichter Raum)Q ( )
– Verzicht auf brandspezifische Sicherheitsausstattung möglich, wenn
db lk h h lRandbalkenhöhe geringer als 0,5 m Mechanische Lüftung Detektionssystemey Notausgänge Tunnelsperreinrichtungen
O ientie ngsbele cht ng
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“
Orientierungsbeleuchtung
– Mindere Anforderungen Risikoanalyse
B i i l Ei h
Alternativmaßnahmen
Einhausungen mit Deckenöffnungen– Risikomindernde Einflussfaktoren
Beispiel: Einhausungen
Risikomindernde Einflussfaktoren Querunterzüge („Brandschürzen“) Großer Anteil offener Fläche Decken-
öfföffnung Großer Querschnitt (hoher lichter Raum)
V i ht f b d ifi h Si h h it– Verzicht auf brandspezifische Sicherheits-ausstattung möglich, wenn Öffnung mind. 25% der Deckenbreite bzw. 2,5 m Mechanische Lüftung Detektionssysteme NotausgängeNotausgänge Tunnelsperreinrichtungen Orientierungsbeleuchtung
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“
– Mindere Anforderungen Risikoanalyse
PIARC TC 4 „Road Tunnel Operations“
Current situation assessment
Step 1- Establish a safety framework
Step 2 - Investigate current situation
Step 3 - Evaluate current tunnel safety level
Acceptable Yes
End of the process
WG 2„Road Tunnel Safety“
Report
Future situation
Step 4 - Define a safety improvement programme
No Report„Improving safety in existing tunnels“
Step 4 - Define a safety improvement programme
Step 5 - Evaluate future tunnel safety level
Yes
NoAcceptable
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“
Yes
Tunnel Safety improvement Design and Construction
26Source: PIARC
Fazit Die Nachrüstung der Bauwerke erfolgt strikt nach den Vorgaben der
Regelwerke.Regelwerke.
Abweichungen sind nur in begründeten Ausnahmefällen und unter Nachweis eines mindestens gleichen Sicherheitsniveaus möglich.
Die Nachrüstung der parallelen Rettungsstollen erfordert vergleichsweise einen erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwand.
Durch die „neuen“ Hilfsmittel der risikoanalytischen Sicherheitsbewertung wird das Sicherheitsniveau eines Bauwerks transparent Hierdurch kann besser auf spezielle Wünsche“ transparent. Hierdurch kann besser auf spezielle „Wünsche reagiert werden.
Die Straßentunnel befinden sich mittlerweile auf einem sehr hohen Si h h i l l Oh i K Wi k k iSicherheitslevel. Ohne eine transparente Kosten-Wirksamkeits-Betrachtung werden neue Maßnahmen oder Zusatzmaßnahmen nicht mehr realisierbar sein.
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“ 27
Nachrüstung bei gleichzeitiger Instandsetzung ist volkswirtschaftlich sinnvoll.
Vielen Dank !
Frank HeimbecherFachhochschule Münster
Ingo KaundinyaBundesanstalt für Straßenwesen
Heimbecher, Kaundinya: „Nachrüstung von Straßentunneln“