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126 IX. Nachtriigliche Bernerkungen zu der Abhand- lung ii ber die Krystalyorm tler rhornboZdrischen Metalle, namentlich des Wismuths; oon G. Hose'). ( Aus den Monatsberichten der Bed Bead. 1850, Juli.) D e r Verfasser hatte Gelegenheit uoch vom TelIur eiuige Krystalle zu untersuchen, die sich durch freiwillige Zer- setzuiig einer Auflosung VOU Tellurkalium iu Wasser ge- bildet hatten, uud auf welclie er von Hrn. M i tscherlich aufmerksam gemacht war, der ihm eiuige Krystallclien ge- geben, welche er selbst von Hru. W o h l e r erhalteii hattc; die Krystalle waren sehr klein uad nadelfLhnig, liehen sich aber docli nod1 wit zieinlichcr Genauigkeit messeu. Sie bildeten Coinbiiiatioi:eii eincs regularen sechsseitigen Prisma mit eiuem RhoinboGder vcrscliiedener Ordnuug mit deln Prisma, dessen Fllchen also auf den abwcchselnden Sei- tenkaiitcu dcs Prisina aufgesetzt waren. Die M'iukcl des Rhoinboeders in den Endkanten wurdcn vou 71" 51' nur sehr wenig abweichend gefunden. Die Endkanten dieses Rhomboeders sind souach, wcnu inan die von deln Verfas- ser beim gediegenen Tellur angestellten Messuugcii zuin Grunde legt, ebenso gegeii die Axe geneigt, wie die End- kauten der beim gediegenen Tellur vorkoinmendeii sechs- flachigen Zuspitzung. Diefs Rbomboeder ist sonach dasselbe, welches auch Mobs schou, ohne es beobachtet zu habcu, zur Grundforin des Tellurs angenommen hatte, und welches zu der sechsflachigen Zuspitzung des gediegenen Tellurs in deinselbeu Verhaltnifs steht , wie die Rbombenflachen des Quarzes zu der gewbhnlichen sechsflacbigen Zuspitzung desselben. Ob nun aber an dem untern Ende, welches bei allen untersuchten Krystallen nicht ausgebildet war, die parallelen Flachen der oberen, oder wie beim Quan 1) Vergl. Poggendorff'r Ann. Bd. 57, S. 143.

Nachträgliche Bemerkungen zu der Abhandlung über die Krystallform der rhomboëdrischen Metalle, namentlich des Wismuths

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IX. Nachtriigliche Bernerkungen zu der Abhand- lung ii ber die Krystalyorm tler rhornboZdrischen

Metalle, namentlich des Wismuths ; oon G. H o s e ' ) .

( Aus den Monatsberichten der B e d Bead. 1850, Juli.)

D e r Verfasser hatte Gelegenheit uoch vom TelIur eiuige Krystalle zu untersuchen, die sich durch freiwillige Zer- setzuiig einer Auflosung VOU Tellurkalium iu Wasser ge- bildet hatten, uud auf welclie er von Hrn. M i t s c h e r l i c h aufmerksam gemacht war, der ihm eiuige Krystallclien ge- geben, welche er selbst von Hru. W o h l e r erhalteii hattc; die Krystalle waren sehr klein uad nadelfLhnig, liehen sich aber docli nod1 wit zieinlichcr Genauigkeit messeu. Sie bildeten Coinbiiiatioi:eii eincs regularen sechsseitigen Prisma mit eiuem RhoinboGder vcrscliiedener Ordnuug mit deln Prisma, dessen Fllchen also auf den abwcchselnden Sei- tenkaiitcu dcs Prisina aufgesetzt waren. Die M'iukcl des Rhoinboeders in den Endkanten wurdcn vou 71" 51' nur sehr wenig abweichend gefunden. Die Endkanten dieses Rhomboeders sind souach, wcnu inan die von deln Verfas- ser beim gediegenen Tellur angestellten Messuugcii zuin Grunde legt, ebenso gegeii die Axe geneigt, wie die End- kauten der beim gediegenen Tellur vorkoinmendeii sechs- flachigen Zuspitzung. Diefs Rbomboeder ist sonach dasselbe, welches auch M o b s schou, ohne es beobachtet zu habcu, zur Grundforin des Tellurs angenommen hatte, und welches zu der sechsflachigen Zuspitzung des gediegenen Tellurs in deinselbeu Verhaltnifs steht , wie die Rbombenflachen des Quarzes zu der gewbhnlichen sechsflacbigen Zuspitzung desselben. O b nun aber an dem untern Ende, welches bei allen untersuchten Krystallen nicht ausgebildet war, die parallelen Flachen der oberen, oder wie beim Q u a n 1 ) Vergl. Poggendorff 'r Ann. Bd. 57, S. 143.

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die nicht parallelen vorkommen, so dafs die Fllchen statt Rhomboeder Trigonoeder bilden , und die Krystallc d a m in rechte und linke wie beim Quarz zii scheidcu sind, das w a r bei der Kleinheit und der Unvollstlndigkeit der Kry- stalle nicht zu beslimmen. Vielleicht gelingt es, die Kry- stalle spater noch vollstandiger und grbfser zu erhalteo, und diese Fragen zii beantworten, die in vieler Rucksiclit von g r o t e m Interesse sind.

Der Verfasser erhielt ferner von Hrn. W ijh 1 e r noch Tellur, das sich durcli Zersetzung vor Telluramtnoniunl ge- bildet hatte. Es bestand i n ganz diinnen Riuden, die da, wo sie auf dem Glase angesessen hatten, glatt und glanzeud, auf der entgegengesetzten Seite aber von kleinen aufsitzen- den Krystallen rauh waren. Betrachtet man diese unter dem Rlikroskop bei etwa 1OOfacber Vergrbfserung, und bei auffallendem Lichte, so sieht man Bufserst glatte uud glanzende Flachen, die die Gestalt vou gleichseitigen Drei- ecken habeu, die zuweilen an den Ecken schwach abge- stumpft sind. Das Ansehen der Flacheu gleicht ganz dcm des krystallisirten Arseniks auf den spiegelfltichig glanzcu- zenden Spaltungsfitichen, daher der Verfasser auch die Krystalle fur nichts anderes, als fur sehr diinne basischc Rhomboeder halten kauu.

D e r Verfasser rechuet ferner zu den rhomboGdrischco Metallen noch das Tellumismuth oder den Tetradynait, der in der Gegend von Schemuilz vorgekommen, und voii W e h r l e beschrieben und analysirt ist. Nach H a i d i II - g e r , dem inan die grundliche Un te r suchun~ der Krystall- form verdankt, sind die Krystalle Combinationeu eines spitzen Rhomboeders mit der geraden Endflache; sie kom- men jedoch selten einfach vor, sondern wie der von H a i - d i n e r gewsihlte Name andeutet, fast stets in Zwillings- gruppen von vier Iudividuen, die so gebildet sind, dafs an ein mittleres Individuum drei andere so anwacbseu, dafs die drei Endkanten des ersteu slumpferen Rhomboeders Ton dem mittleren Krystalle in gleicher Lage sind, wie drei E n d k a n ~ e n der ersten stumpferen Rhomboeder von den drci

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uingebendeu Krystalleu. Dieses stuinpfere Rhombozder iveicht aber in den Winkelii uicht vie1 vou &in Haupt- rhomboeder des Aiitimoiis ab, die Verwachsui~g ist ebenso, \vie sie bei diesem Metalle vorkoinmt, uiid die Zwillings- gruppe uuterscheidet sich deinnach nur dadurch von dem Autimon, d d s bier das RhomboCder, parallel desseu Eud- kanten die Verwachsuug stattfindet, selbst vorkomint, da- gegeu sich beiin Tetradymit das erstere spitzcre voii diesem fiiidet. Parallel deli Eiidfllchen sind die Krystallc ebeii- falls vollkolumen uiid so spaltbar, d a t sie sic11 in duiine BlZttchen theileu lasseu , da aber die Spaltui~gsfl~cheii uu- eben, und die Krystalle dabei meich und biegsaui siud, so lafst sich die Neigung derselbeu gegen einander aiii Zwil- ling mit einer groken Geuauigkeit nicht bestiinuien. Den- nocb ist mail fur die Messuug der Kryslalle auf diese be- scliraukt, da die Fllchen der Krystalle sclbst ganz matt siud und gar nicht spiegelu. H a id i u g e r fiudet fur die Neigung der Spaltiiiigsfllchen den Winkel von 9 5 O , uud berechnet daraus fur das KboinboCder, nach desscn End- kauten die Verwachsung geschieht , Eudkantenwiukel von 81 O 2’, fur das gew8hnlich vorkoininende, Endkaiiteuwinkel von 66” 40’. Der erstere Winkel weicht zwar von dem entsprechenden Wiukel dcr tibrigen rhomboedrischen Me- talle ab, von dem Wiukel des Arseuiks, der ihin am uiich- sten kommt, schou um volle 4 Grad; dennocli tr lgt der Verfasser keiu Bedenken, deu Tetradyinit mit den rhom- boEdrischen Metallen als isomorph zu betrachten, da die ubrige Uebereinstimmung in Form uud Spaltbarkeit, na- mentlich mit Arseuik, Antiuiou und Wismuth, iiberaus grofs ist, und die Unvollkomineul~eit der Messung doch auch annehmen lafst, dafs bci Auffinduug von vollkomm- ueren Krystallen die Uebereinstiinmung in den Winkeln grBfser ausfallen werde.

Indessen enthalt der Tetradymit nicht blofs Wismuth uud Tellur, sonderu uach W e h r l e wie auch uach B e r - z e 1 i us, der die Krystalle spYter ebenfalls untersucht hat, 4,8 und 4,32 Proc. Schwefel. B e r z e l i u s betrachtet ihu

dalier

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daher als cine Verbindung von Schwefelwismutb niit Tellur- wismuth, und stellt fur ihn folgende Fonnel auf:

Biz S ” + 2 B i z Te3. Nach dem was uber seiue Krystallform gesagt ist, kaiin

man ihn niir fur eiiie Zusammenkrystallisirung von Wis- mutli, Tellur iind Schwefel halten, uiid zwar von je zwei Atomen der ersteren Metalle mit einem Atom Schwefel; iu- dessen kaiin man fragen, o b bei der geriugeu Menge des letztcrn dersclbe nls wesentlich nuzusehen sey, oder o b cr bci der grofscn Aehnlichkeit, die in cliemischer Hiu- sicht iiberhaiipt zwiscbcn ihin uiid dein Tellur stattfindet, uicht in gewissen Fiillen die Form des Tellurs anneh- inen, und init diesem zusaminen krystallisiren kiinoe, ohiie die Form des letztern zii auderu. Die letztere Ansicbt miichte jedoch die wahrschcinlichere seyii, und es kiiunte daher wohl seyn, dafs dieseui Umstande, und der Schwie rigkeit , die mit dem Krystallisiren des Schwefels in Rhom boederu verbunden zu seyn scheiut, die Abweichung der Kantenwinkel vou denen der iibrigen Metalle zoziischrei- ben ist.

Ferner gehiirt zu den rhomboedrischen Metallen noch das Zidc. Dasselbe koiumt in reinem Zustande in der Natur gar nicht vor, kiinstlich kann man es aber krystnl- lisirt erhaltcn. N i i g g e r a t h hattc Krystalle beschrieben, die sich in Hi)hluugen des gcschmolzenen iiud erstarrten Zinks auf der Zinkhutte von Alienberg bei Liiltich gebildct hatteu, und kleine regulare sechsseitige Prismeii mit gera- der Endflache wareu. Da N i i g g e r a t h bei der Beschrei- bung der Krystalle anfiihrte, dafs an ihnen auch noch schmale hbstuinpfungsflachen der Endkanteo vorkiimeu, so liatte sich der Verfasser, in der Hoffuuug diese bcstiinmen zu kiinnen, an Hrn. N 6 g g e r a t h mit der Bitte gewaudt, ibm die beschriebenen Krystalle zu schicken, was derselbe auch mit Bereitwilligkeit gern erfiillte. Indesseo war es dem Verfasser doch nicht miiglicb, die Krystalle genau zu messeu; jene Flachen fanden sich nur selten, sie waren stets niir klein und nicht glanzend. An einem Krystalle

Poggendorffs Anoal. Bd. LXXXIII. 9

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konnte der Verfasser jedoch die Neigung der Basis zu drei benachbarten Abstumpfungsfllchen messeii, und fand liier die drei Winkel von 110* 36-50', l l O o 31-42', 111" 65 - 50'. Wenngleich hierbei der letztere um ciueii ganzeu Grad von den anderen abweicht, so ist bei der Unvollkom- menheit der Messung, und der groben Wahrscheiuliclikeit der Annahme, d a t die Seitenfllchen, die sich recht gut inessen l ieten, die eines regullren sechsseitigen Prisma sind, nuch hier anzunehmen, dafs diese Winkel eigeiitlich gleich sind. Auf dem Bruche dcr Masse, worauf die Kry- stalle sitzen, sieht man recli t haufig vollkoinmene Syaltungs- fllclien, die der Basis der sechsseitigeii Prisnieii parallel gehen; andere SpaltungsH5chen existiren noch, konnteri jc- docli hier ilirer Lage nach nicht bestimmt werden, was iiberhaupt bei dem Zink recht schwer ist, dn inail bci ihm iiur auf die Betraclitiing der an dem Stiicke geraclc vor- handeneii Bruchfllchcn bcschrlnkt ist, und ncue Spaltungs- fllchen durcli Absprengung von Kanten uiid Ecken init deni Messer bci der Dehnbarkeit des Zinks iiicht hcrvorbrin- geii k ail 11.

Auf welclic Weise die Ziukkrystalle auf der Zinkhiitte am Altetiberge erhalten waren, hatte N i i gge ra t h iiicht cr- fahreii konnen ; offenbar hatteii sie sich wolil durcli lang- same Abkrjhlung der geschmolzeiien Masse gebildet, wenn- gleich hierzu imincr noch giiiistige Uinstlnde gehiiren miisseu, da das geschmolzene und erstarrte Ziuk wohl kiirnig ist, ond H6hlunge11, aber gew6hnlicb mit ganz glatten und glaiizloseii Wlnden hat; ebenso ist auch die OberflAche der geflossenen uiid erstarrten Massen gewilhlich glatt und matt, und nicht gestrickt wie beiin Antimon oder Tellur. Die Krystallisa- tioii des Innern geht dabci immer von der Oberfldche am; gegosseiies Ziiik voii cylindrisclier Form besteht aus stang- ligen Zusammensetzungsstickeii , die voo der Oberfllche rechtwiuklich uach der Axe zulaufen, an dercii Stelle sich inehr oder weniger symmetrisch eiiie HBhlung bcfindet ; plattenfilrmige Stiicke haben in der Mitte eine Nath. Un- ter den Spaltungsflfcheo, die man bei den kiirnigen oder

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slsngligen Zusaminensetzungsstickeii sieht , ist immer eine die deutlichste, die der geraden Endflache entspricht. Diese Spaltuugsflache ist theils ganz glatt, theils parallel den Fla- chen eiues gleichseitigen Dreiecks, etwas gestreift. Die Streifuug wird durch die Spaltbarkeit parallel den Flachen cines Khomboeders hervorgebracht, die aber doch nur sehr unvollkomlnen zu seyn scheiut, da sich die Winkel dieser Spaltungsflachen uicht habeu messen lassen. Deutlicher, aber auch stets stark horizontal gestreift, siud audere Spal- tungsflachen, die wie beim Tellur parallel den FlBchen des ersten sechsseitigen Prisma geheu, aber doch viel uuvoll- koinlneuer als bei diesem Metalle sind. Es fragt sich nun nbcr, w o k die sechsflachige Zuspitzung bei dein Zinke zu hnlteii sey. Die Neigung der Flachen derselben gegen die Hauptaxe ist wie die den vorhiu beschriebenen Rhomboe- derfllchen des Tellurs, deren Neigung gegen die Basis l l O o 36' betrlgt, aber theils kolnmen diese letztern uur rhom- bocdrisch vor, theils wurden sie nicht auf dem ersten, son- dern nuf dem zweiten sechsseitigen Prisma gerade aufgesetzt seyn. Es mufs als noch dahia gestellt bleiben, was es fur eine Bewandtnifs mit dieser Zuspitzung habe. Auf jedeu Fall siud die vou N ii gg e r a t h beschriebenen Krystalle re- g u l h sechsseitige Prismen, und es ist demnach wohl wahr- scheinlich, dafs die Angabe von L a u r e n t, als krystallisire das Zink in rholnbischen Prismen auf eiuem Irrthuin beruhe. Dagegen ist die Angabe von N i c k l e s , dafs das Zink auch in Krystallen des regularen Systems krystallisireu kSnne, nicht unwahrscheinlich, da das Zink in seinen ubrigen Ei- genschaften sich viel mehr den regulsren Metallen anschliefst und es im Gegentheil auffallend ist, dab es in sechsseitigen Prismen vorkommt. Das Ziuk wiire nach dieser Beobach- tung dimorph; auffallend ware dann nur die Porm des Pentagondodecaeders, die N i ck l e s angiebt, da dieselbe bisher noch bei keinem der regularen Metalle beobach- tet ist.

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