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Naturstrom - der Etikettenschwindel

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Die Naturstrommasche ist reiner Etikettenschwindel den inzwischen alle, auch die "Großen" wie RWE oderE.On unter Ausnutzung der Gutgläubigkeit oder Dummheit einiger - ja vieler- Mitmenschen in unseremLand mit Erfolg betreiben.

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Page 1: Naturstrom - der Etikettenschwindel

Prof. Dr.-Ing. Helmut Alt 52078 Aachen, den 02.03.2011 Fachhochschule Aachen Eichelhäherweg 6 Tel. (0241) 520 108 Am 01.03.2011 17:14, schrieb Dr. Hans-Joachim Zielinski: Lieber Herr Professor Alt,vielleicht können Sie helfen - was ist von den u.a. Aussagen zu halten? Jan Schrobsdorff / VertriebNaturStromHandel GmbH Büro Oldenburg: „Viele Unternehmen nutzen dabei auch den positiven Imageeffekt eines Wechsels zu naturstrom. Ihren Kunden und Mit-arbeitern zeigt der Bezug von naturstrom, dass Sie sich auch im Energiebereich zusammen mit einem der glaubwürdigs-ten Lieferanten ökologisch engagieren. Denn unser Angebot beinhaltet eine 100 % regenerative Strombelieferung und trägt zum weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland bei. So hat naturstrom durch Förderung und Inves-tition bereits den Neubau von über 170 neuen Solar-, Wasser-, Wind- und Biomasseanlagen bewirkt.“

Lieber Herr Dr. Zielinski, diese Naturstrommasche ist reiner Etikettenschwindel den inzwischen alle, auch die "Großen" wie RWE oder E.On unter Ausnutzung der Gutgläubigkeit oder Dummheit einiger - ja vieler- Mitmenschen in unse-rem Land mit Erfolg betreiben. So genannter "Naturstrom" ist Strom aus Wasser- Wind-, Sonnen-, Biomassekraftwerken.

Der kostengünstigste „Naturstrom“ ist der Strom aus Wasserkraftwerken, mit dieser Stromerzeugungsart hat die Stromversorgung zu Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Dieser Strom war schon immer Teil des Strommixes und wird es auch immer bleiben. In Norwegen 99%, bei uns heute etwa 5 %, im Jahr 1905 waren es bei uns in der Aachen-Kölner Gegend 100% mit Strom aus dem Wasserkraftwerk Heimbach das 1905 von Kaiser Wilhelm in Betrieb genommen wurde und auch heute noch, wie 1905 in Betrieb ist, nun aber u.a. als Lieferant von RWE Ökostrom. Die Wasserführung der zulaufenden Urft ist leider auch heute noch ebenso wie 1905 daher die Leistung bis auf eine inzwischen erfolgte Modernisierung der Turbinen eben auch, nur der Strombedarf hat erheblich zu-genommen und eine zweite Urft ist in unserer schönen Eifel leider nicht verfügbar.

In vielen Gebieten Bayerns waren es auch bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts z.B. bei den Isar-Amper Werken 100 % Stromerzeugungsanteil aus Wasserkraft, ebenso einige Jahre nach Kriegsende.

Heute sind Wind- und Sonnenanlagen als mögliche Quelle hinzugekommen, die haben aber den Nachteil, dass deren Strom wegen der erheblich höheren Kosten praktisch nicht verkäuflich wäre. Die Anbieter prakti-zieren daher den Trick, den immer schon vorhandenen kostengünstigen Wasserstromanteil "formal" aus Ihren Erzeugungsportfolio bzw. Angebotsportfolio herauszunehmen und diesen Anteil separat als "Natur-strom" zu vermarkten, da es doch eine erhebliche Zahl von Kunden gibt, die darauf herein fallen und mit-unter sogar bereit sind, einen etwas höheren Preis für das vermeintlich bessere zu zahlen.

Damit das ganze nun auch rechtlich nicht anfechtbar wird, werden einige neue kleine teureren Wasseranla-gen oder auch Wind- und Sonnenanlagen mit ins Portfolio hinein genommen und aus dem erzielten Mehrerlös mit finanziert, so dass die Umetikettierung formal rechtlich in Ordnung ist.

Vielfach wird der Naturstrom in Form von Wasserkraftwerksstrom auch in Österreich und der Schweiz oder Norwegen aus dortigen Wasserkraftwerken beschafft. Die dortigen Wasserkraftwerksbetreiber haben noch nie so gute Preise erhalten, wie Naturstromanbieter zu zahlen bereit sind.

Die Betreiber der kostengünstigen alten Wasserkraftwerken oder auch der neuen Wasserkraftwerksstromliefe-ranten haben auch in der Vergangenheit , als es die Idee vom Naturstrom noch nicht gab, noch nie ihr Was-ser an der Turbine vorbei ins Tal laufen lassen, sondern stets daraus Strom erzeugt, wie niedrig der am Markt zu erzielende Preis auch war.

Norwegen bezieht bereits nachts unseren Kohlestrom um in der Nacht den Wasserabfluss aus den Speicher-seen zu sparen und liefert daher am Tage zu wesentlich höheren Preisen den als Naturstrom veredelten Strom als Wasserkraftwerksstrom zurück. Das ist ein gutes Geschäft und der begrenzte Wasservorrat wird so besser genutzt. Nun bietet sich die Chance in Deutschland, diesen Strom exklusiv zu einem besseren Preis zu vermarkten und die Anbieter wären ja dumm, das nicht zu nutzen. "naturstrom" hat darauf sein Geschäftsmodell aufge-baut, ich wäre als E-Techniker niemals auf eine solche Idee gekommen.

Je mehr "sachlich unkundige Strombezieher" auf diese Masche hereinfallen, desto weniger Wasserkraft-werkstrom befindet sich in meiner und "unserer" Steckdose. Das ist sehr bedauerlich, denn zu mir kommt keiner und senkt deswegen meinen Strompreis ab, was verursachungsbezogen geboten wäre, da ich schlussendlich nur noch kostengünstigen Kernenergiestrom über die Steckdose geliefert bekomme. Das ist so, wie die Behandlung von Privat und Kassenpatienten, die ärztliche Methode und Praxis am Patien-ten ist identisch, die erstere bringt aber mehr Geld und weshalb soll man das nicht mitnehmen, mitunter viel-leicht ausschließlich für Privatpatienten praktizieren. Es mag sein, dass der Arzt auch noch einen Tick freundlicher und länger zuredet, insofern hinkt das Beispiel. Das Schreiben von naturstrom: "So hat naturstrom durch Förderung und Investition bereits den Neubau von über 170 neuen Solar-, Wasser-, Wind- und Biomasseanlagen bewirkt ...", zeigt das Selbstbewusstsein dieser Leute, was auch immer mit ein "bisschen Förderung" bewirkt haben mögen. Viel kann es jedenfalls nicht sein, sonst würde keiner den erheblich teureren Strom abnehmen wollen, sofern dieser aus Wind- Bio-masse- oder Sonnenanlagen stammt. Dies dürfen Sie gerne beliebig weitergeben, mit bestem Gruß auf das schöne Sylt, bis bald mal wieder, Ihr Helmut Alt