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Naturwissenschaftliche Kriminalistik. Spurennachweis. Alters- und IdentitÄtsbestimmungen

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Uterus.) (Soc. de Mdd. L~g. de France, Paris, 12. IV. 1937.) Ann. M6d. 16g. etc. 17, 528--536 (1937).

Verff. berichten yon 2 Beobachtungen, in denen die Lungen Entfaltung zeigten. Sic ftigen histologische Bilder bci, die diese Entfaltung zeigcn. Sic sind dcr Ansicht, dal~ dutch solche Entfaltung die Annahme der Atmung and des Gelebthabens in Frage gestellt sei. Vcrff. kennen die deutsche Literatur in dieser Richtung anscheinend nicht. F r a e n c k e l und W c i m a n n haben auf diese Tatsache hingewiesen and yon dem Ref. sind eine Reihe yon Untersuchungen ausgef~ihrt, die zu dieser Frage Stellung nehmen. Es er/ibrigt sich deshalb, ngher auf die Beobachtungen einzugehen. FSrster.

Natuvwissenscha[tliche K~imlnallstlk. Spurennavhweis. Alters- und Identitlitsbestimmungen.

Sehlegeh Mord oder Selbstmord. Arch Kriminol. 100, 18--26 (1937). Beschreibung eines Falles yon Selbsterh~ngen mi t Fesselung der tI~nde unter

Umst~nden, die an Mord denkcn lieften. Die Aufkl~rung brachte der Fund eines yon der Schuhsohle des Toten stammenden Abdruckes an der Heubodenwand.

v. Neureite~ (Berlin). Collins, J. V.: Der Mord in Baddegama. (Chem. Staatslaborat., Colombo.) Arch.

Kriminol. 100, 40--45 (1937). Es handelt sich um eine kasuistische Mittcilung iiber einen Mord dutch tterz-

~stich, bei dem der T~ter dutch Anzeigeerstattung den Verdacht auf eine andere Person abzuw/~lzen versuchte. Dutch sorgf/~ltige kriminalistische Untersuchungen am Tatort wurde aber der wahre Sachverhalt bald klargestellt and der wirkliche T~ter iiber- ~fihrt. Schrader (Halle a. d. S.).

Spiegel, Hans Wilhelm: Der Fail I~iif. Mord and Versieherungsbetrug, Selbstmord oder Unfall? Arch. Kriminol. 100, 98--122 (1937).

Ausftthrliche Mitteilungcn s~mtlicher Indizien, die die Zfiricher Geschworenen im November 1934 vcranlal]t haben, den Angeklagten N~f wegen Mordes, Betrugs- versuches und ldbertretung des Bet~ubungsmittelgesetzes zu lebensl~nglichem Zucht- haus zu verurteilen, v. Neureiter (Berlin).

ttesselink, W.F. : Der Brand des Weinhausturms and des Museums zu Zutphen. Die Aufkliirung einer Brandstiftung. Arch. Kriminol. 100, 68--77 (1937).

Verf. gclang es, die Brandstiftung auf Grand folgender Erw~gungen za be- weisen: An einem Treppenabsatz des Nebenhauses wurde eine lokalisierte Brandstelle gefunden. Nun brennt abet Holz erst dann spontan, wenn es vorher grofter ttitze aus- gesetzt ist. Feuerwehrleute hatten w~hrend des Brandes festgestellt, daft am Anstrich der Treppe Blasen nicht zu beobachtcn waren. Bei grol]er ttitzeentwicklung sollen abet stets Blasen im Anstrich entstehen. Verf. schlieftt daraus, daft die Brandstelle am Treppenabsatz nicht infolge allgemeiner ttitzeeinwirkung entstanden sein kann, sondern daft hier mit Hilfe eines Brandmittels (Benzin) yon ~remder Hand Bin Brand angclegt sein muft. Es fiel weiterhin auf, dab dieser Brandherd dutch Aufstellung yon alten Matratzen gegcn Sicht von anften geschiitzt worden war. Diese Indizien reichten .trotz Bedenken yon Gcgengatachtern zur Verurteilung des Beschuldigten aus.

B. Mueller (GSttingen). Kraft, B.: Ein Fall yon Brandstiftung mit Zeitziindnng. Arch. Kriminol. 100,

05--97 (1937). Mitteilung einer Brandstiftung, wo eine Zeitztindung (brennende Kerze auf Brett

montiert auf einem Strohhaufen) in einer durch die LSscharbeiten geretteten Sch~une aufgefuadcn wurde, w~hrend das Wohnhaus niederbrannte. Es mull demnach bei Br~nden nicht nut im Brandschutt nach Beweisstiicken ftir eine Bfandstiftung gesucht werden, sondern auch in unversehrten Geb~udeteilen oder anliegendcn Gcb~uden. Dutch kriminalistische Untersuchungen an dem Kerzenmaterial der Zeitziindung sowie Kerzenspuren in tier Werkstatt des verd~chtigen Besitzers gelang die Uber-

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ffihrung; u.a. warden beim Krystallisationsversuch naeh D angl im Polarisations- mikroskoD gut iibereinstimmende Krystallbilder nachgewiesen. Sch~ader.

Fritz: Balkenbriinde und andere natiirliehe Brandursaehen. Arch. Kriminol. 100~ 63--67 (1937).

Verf. stellt 7 F~ille zusammen, in denen ein Brand dadurch entstanden ist, dal~ in- folge Schadhaftigkeit des Schornsteins ciner der in der N~he gelegcnen Balkcn eines. Nindliehen Hauses zu schwelen begann. Der Balken hat oft tagelang gesehwelt, be re t das Feuer entdeekt warde. In einem Falle fiel den Bewohnern nar auf, dal] der Fuf~- boden hell] war; der Brand konnte erst nach l~ngerem Suchen entdeckt werden. Veff. weist darauf hin, daf] man, nm eine Verd~iehtigung Schuldloser zu vermeiden, immer aa die MSgliehkeit eines solchen Balkenbrandes bei Untersnchung yon Brandstellen denkeli soil. B. Mudler (Heidelberg).

Sehatz, Wflh.: Funkenziindung. Arch. Kriminol. 100, 78--83 (1937). Unter der Bauernsehaft ist die Ansieht verbrei'tet, dal~ Funkenflug aus dem

Auspuffrohr eines ,,Bulldog", den man zum Antrieb yon Dresehmasehinen benutzt,. nieht zfinde, weshalb die Br~nde yon Getreidesehobern nieht daranf zuriickzuffihre~ seien. Neuere Versuehe schienen dies auch zu bestgtigen. Verf. macht demgegeniiber geltend, da]] aus dem Auspuff eines Bulldogs neben Funken auch Schwaden yon unverbranntem Roh61 ausgestol~en werden. Diese schlagen sieh unter Verdiehtung an der kiihlen Aui~enluft auf dem Stroh nieder nnd erhShen dessen Brennbarkeit~ Die Hauptgefahr bildet dabei die Ansammlung solcher Gassehwaden in den Zwisehen- r~umen des Strohes. Solche Stellen kS~nen nach Ansicht des Verf. leicht entfiammen, wean hier Funken aus dem Auspuff auftreffen. Er empfiehlt deshalb, in der Nghe yon Strohmaterial entweder den Bulldog ganz zu vermeiden oder deft, we dessert Oebrauch nicht zu umgehen ist, niemals die Aufstellnng vet dem Wind nnd in zu grof~er Nghe des Brennmaterials vorzuliehmen. Weiterhin mfi~ten beweglicheSchutz- schilder die RohSlschwaden und Funkea yell Sehober und 8cheune abhalten.

Schrader (Halle a. d. 8.). Kernbaeh, M., C. Cotutiu und V. Dahnoviei: Beitr~ige zur mikroskopisehen und

ehronologisehen Diagnose der Verwundungen. Arch. Inst. Med. leg. Univ. Cluj 9--23 n. dtsch. Zusammenfassnng 24--25 (1936) [Rum~nisch].

Es wnrde experimentell versucht, mikroskoloisch den Zeitpunkt der Verwundung zu diagnostizieren. Zu diesem Zwecke wurden Untersuehungen an 9 ,Ratten durch- gefiihrt, wobei in gleicher Zeit auch menschliches Material yon 24 Autopsien verwendet wurde. Es wurde nach folgenden Detailen gesucht: 1. Auftreten lind Evolution des Fibrins in den Wunden; 2. Leu]~ocytosis, das pigment und die degenerativ-regenerativen cyto-histologischen Prozesse; 3. die histologischen Elemente des It~matoms. Man fund, da$ in dell experimentell bei Ratten erzeugten Wlinden das sieh nach der Wei- gertschen Methode f~rbende Fibrin am 3.1Jberlebungstag an der Feripherie des H~matoms auftritt, eine Kapsel derselben bildet, damit am 8. Tage ein Granulations- gewebe erscheinen soll, welches sich am 9. Tage in junges Bindegewebe umwandelt. In dem nichtinfizierten mensehlichen Material crscheint das Fibrili nach 24sttindiger Uberlebungszeit, es wird immer deutlichcr und schwindet naeh 14 Tagen, als man ein Neoformationsgewebe vorfindet. In infizierten Wunden ist eine Versp~tung im Auftreten des Fibrins zu konstatieren, das Auftreten dcsselben ist nnsicher und es seheint l~ngere Zeit bestehen zu bleiben (25 Tage). Die Leukoeytosis erscheint an dem zum Experimente verwendeten Material nach 2 Tagen, es wird deutlicher am 3. Tage, als die nucle~ren Zerst6rungsprozesse beginnen. Schliel~lieh geht es an die Peripherie des I-Iamatoms tiber, wobei sich loolinucleare Lenkocyten, Lymlohocyten und Fibro- blasten vorfinden. Gegen den 9. Tag f~llt die Leukocytosis, und e~ erscheinen degenera- tive Prozesse, wobei sich das Granulationsgewebe mehr ausbildct. Anf dem nicht- infizierten menschlichcn Material ist eine frtihzeitige Leukocytosis Ieststellbar (24 Stun- den) und dieselbe hat einc l~ingere Dauer (14~ Tage). Alif dem infizicrten menschliehe~

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Material ist ein fr~ihzeitiges Auftreten der degenerativen Vorg~nge und eine u sp/~tung der Granulation feststellbar. Was die Pigmente betrifft (das Eisenpigment und das braune Pigment), die yon Fall zu Fall variieren, ist man der Meinung, dab sic kein sieheres histologisches Zeichen bieten. Was die histologisehen Elemente des H~matoms betrifft, werden einige neue Tatsaehen mitgeteilt. In den Wunden, die gleieh vet dem Tode oder maximum 6 Stunden vet dem Tode gesetzt wurden, er- seheinen (wie es in 7 F~llen gezeigt wird) im mikroskopisehen Feld Fgden, die sieh naeh der Weigertschen Methode ffir elastisehes Gewebe und sieh in u nach der Weigertschen Probe ffir Fibrin f~rbten. Diese F~den yon elastischem Gewebe (dutch Zerreil]ung, Yermisehung mit der Masse der retch BlutkSrperehen und Verlust der tinktoriellen Eigenschaften) zeigen auf einen dem Tode vorangehenden, degenerativen Proze~ bin und sind siehere Zeiehen einer vitalen Rea~ztion. Das Zeichen des ,,ela- stisehen Fadens" ist d~s erste zwischen allen Zeiehen der vitalen Reaktion, und mit Hilfe desselben k6nnen wit Verwundungen gleich vor dem Tode und Verwundnngen gleieh naeh dem Tode differenzieren. Kernbach.

Del Carpio, I.: Le seheggiature del tavolato esterno delle ossa eraniehe sul eon- tornodel forame di entrata delle ferite d'arma da fuoco. (Die Splitterungen tier Lamin~ externa der Seh~delknoehen am l%ande der Eintrittsstelle bei Schiissen mit Feuer- waffen.) (Istit. di Med. Leg, Univ., Catania.) (6. congr, naz. d. Assoc. Ital. di Med. Zeg., Milano, 10.~13. X. 1935.) Arch. di Antrop. erimin. 57, Suppl.-H, 327--33r (1937).

Verf. hat eine Reihe yon SehieBversuchen auf Leichenseh~del mit versehiedenen Feuerwaffen bei Ladung yon Bleigesehossen mit und ohne Mantel ausgefiihrt und dabei beobaehtet, dal~ regelm~ig eine Knoehensplitterung am iiulteren Rande der EinsehulL stelle au~tritt. Manchmal besteht sic allerdings nur aus ~ul~erst kleinen Splittern, welehe mit blol~em Auge kaum wahrnehmbar sind. Diese Erscheinung ist aueh bei Sehfissen aus 1 m Entfernung naehweisbar, weshalb Verf. im Gegensatz zu F r i t z glaubt, da~ die Splitterungen kein sieheres Erkennungszeiehen iiir Sehiisse aus aufgesetzter Waffe dar- stellen: Romanese (Turin).

Chavigny, Paul: Verwundung dureh Sehrotgesehosse. Stereo-radiographisehe Fest- stellung, ob einmal .der zweimal gesehossen wurde. Arch. Kriminol. 100, 37--39 (1937).

Ein Wilderer war dutch Schrotkugeln verletzt worden. Verf. erhielt den Auftrag festzustellen, ob die Verletzung dutch einen Schrotschu~ oder dureh mehrere Sehrot- schiisse erfolgt sei. Nach Durchftihrung yon stereoskopisehen RSntgenaufnahmen ergab sich, dal~ die im KSrper befindliehen Sehrote (8 Projektile) alle au~ e inen Aus- gangspunkt hindeuteten. Verf. sehlol] daraus, da~ nut ein Schrotsehu~ abgegeben worden war. B. Mueller (Heidelberg).

fierin, Cesare: La diagnosi radiologiea di et~ delle fratture dei metatarsi, dei meta- carpi e delle falangi. (Die radiologische Altersbestimmung yon Frakturen der Meta- tarsal- und Metaearpalknoehen und tier Phalangen. ) (Istit. di Mecl. Leg. e In/ortunist., Univ., Bologna.) (6. congr, naz. d. Assoc. Ital. di Med. Leg., Milano, 10.--13. X. 1935.) Arch. di Antrop. crimin. 57, Supp].-H., 385--387 (1937).

In fast 90% der veto Verf. untersuchten F~lle war die radiologische Altersbestim- mung naeh den veto Verf. bereits besehriebenen Merkmalen (GrSBe, Bau, Intensit~t der Schatten, Verhalten tier R~nder der periostalen und interfragment~ren Knoehen- schwielen) mit geniigender Genauigkeit mSglieh. In 10% der F~lle dagegen war die Diagnose, selbst mit grober Anni~herung, unmSglieh. Romanese (Turin).

Cazzaniga, Antonio: Sul peso speeifieo dei pelmoni neIl'annegamento. (Uber das spezifische Gewicht der Lungen beim Ertr'inl~en.) (Istit. di Med. Leg. e d. Assicuraz., Univ., Milano.) Zacehia 1, 19--26 (1937).

Der Autor hat experimentelle Untersuchungen angestellt (118 Meerschweinchen), um das Verhalten des spezifisehen Gewichts tier Lungen in bezug auf die Bedingungen des Ertrinkens zu studieren. Auf Grund der erhaltenen Resultate h~lt er sieh ftir be-

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reohtigt, die folgenden Schliisse zu ziehen: I)as spezifische Gewieht der Lungen ist gewShnlich hSher bei Tieren, die dutch vollkommenes und endgiiltiges Untertauchen ertrunken sind, als bei solchen, die aus anderen Gritnden gestorben sind. Es ist dsgegen be:[ Tieren, die dutch unterbroehenes Untertauchen ertrunken sind, gewShnlich nied- tiger. Diese Tatsaehe ist sehr wahrscheinlich in Zusammenhsng zu bringen mit der Feststellung der emphysemat6sen Ausdehnnng, die beim unterbroehenen Untertauehen beinahe konstant ist. Der Luftiiberflul~ h~inge deshalb auf eine gewisse Weise yon der ]etzteren ab. Der Grad der Kongestion der Lungen beeinflul]t das spezi~ische Gewieht nieht nennenswert. Bei Tieren, die dutch unkontinuierliches Untertauehen ertrunken sind, findet man leiehter unter der Pleura B]utergiisse und dies wghrseheinlieh dutch den Einflu~ der gr5~eren Heftigkeit und der l~ngeren Dauer der Atmungsanstrengungen.

A utore] erctt. Schuster, Karl: ljber die Zersetzliehkeit yon mensehliehem tIaar beim Koehen

mit konzentrierter Magnesiumehloridl~sung. (Med.-Chem." Inst., Dtsch. Univ. Prag.) tIoppe-Seylers Z. ~47, 6--8 (1937).

Ausgehend yon der Tatsaehe, dal3 im Hydrolysat yon Rhizostoma naeh Kochen mit Meerwasser kein Cystin mehr, jedoch freier Sehwefel naehgewiesen werden konnte, hat Verf. Untersuehungen an menschliehem ttuar angestellt, das mit konzentrierter Magnesiumchloridl6sung gekoeht wurde. Das Haar wurde dadurch brfiehiger und zer- fiel beim Aufbewahren in Natronlauge zu gallertigen Massen. Naeh der Hydrolyse mit Salzsgure konnte aus den 100 Stunden gekoehten Haaren kein Cystin mehr isoliert werden. Heinsen (Gielten).o

Loeard, Jacques: La mieroanalyse du euivre en eriminalistique. (Der krimi- nalistische mikr0analytische Kupfernaehweis.) (Laborat. de Police Techn., Lyon.)

R e v . internat. Criminalist. S, 539--556 (1936). Verf. gibt eine Zus~mmenstellung der fiir den Nachweis kleinster Kup~ermengen

geeigneten gravimetrisehen, volumetrisehen und eolorimetrisehen Verfahren; Ins- gesam* werden 22 (8, 10, 4) Verfahren gesehildert. Estler (Berlin).

Kofler, Ludwig, und Fritz August Miiller: Mikroehemisehe Unterseheidung yon Alkaloiden auf Grund der Sehmelztemperaturen ihrer Pikrate, Pikrolonate und Styph- hate. (Pharma/sognost. Inst., Univ. Innsbruc/~.) Mikroehem., N. F. 16, 43--77 (1937).

Verff. beschreiben ein Verfahren, mit dem es gelingt, A]kaloide dutch die Art der Fg~llung mit Pikrinsgure, Pikrolonsgure ur/d Styphninsiiure und die Sehmelztempera- turen dieser Fgl]ungen zu unterseheiden. Pikrinsgure und Styphninsiiure werden in gesgttigter, w~isseriger LSsung, Pikrolonsgure in damit ges~ttigtem 20proz. Alkohol angewandt. Bei der Verwendung yon Pikrolons~ure ist darauf zu aehten, dal~ auf dem Objekttrgger neben Pikrotons~ure noch andere Xrystalle ausgesehieden werden kSnnen, die intensiv gelb gefarbt sind, bei 80 o trfibe werden, und sich bei fiber 200 ~ in braun- gef~rbte Tropfen verwandeln. Von AlkaloidniedersehNigen lassen sic sich leieht unter~ seheiden. Zur tterstellung der Pr~iparate werden 1--3 Tropfen w~sserige Alkaloidsalz- ]Ssung mit 1--3 Tropfen Reagens versetzt und alas Reaktionsgemiseh naeh kurzer Zeit ohne Deekglas uater dem Mikroskop gepriift: 1. Es entsteht ein krystalliner Nieder- seMag. 2. Der Niedersehlag ist amorph. 3. Es ist ein zur weiteren Bearbeitung nn- geeigneter I~iedersehlag entstanden. 4. Es ist kein I~iedersehlag entstanden. Amorphe Niederschl~ige versueht man a) dutch Ritzen mit einem Glasstab; b) dureh gelindes Erwgrmen; e)dutch stgrkeres Erw~irmen, darauffolgendes Ritzen und Stehenlassen in einer feuehten Kammer; d) dutch Zusatz eines Tropfens 70 proz. Alkohols, zur Krystalli- sation anzuregen. Tritt aueh nach 24stfindigem Stehen keine Krystallisation ein, so wird der l~iedersehlag wie unten angegeben, ausgewaschen. Triibe Ausseheidungen, oder solehe in :Form 51iger Tr5pfchen versueht man zungehst wie amorphe l~ieder~ sehlage zur Krystallisation anzuregen bzw. in kompaktere amorphe 1XIiederschlgge zu verwandeln. Tritt iiberhaupt keine F~]lung ein, so sueht man durch Ritzen, gelindes Erwarmen usw. einen Niedersehlag zu erhalten und erst wenn nach 1--2 tggigem Stehen

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in einer feuchten Kammer kein 1Yiedcrschlag zu erhalten ist, wird angegeben, dab keine :F/~llung entsteht. Das Auswaschen der Pr/~parate geschieht in der Weise, dal] ein kleines, dreieckiges Stiickchen Filtrierpapier an den Rand des Reagenstropfens gebracht und mit einer unten plan geschliffenen Pipette die iiberschiissige Fltissigkeit abgesaugt wird. Dann tropft man 20proz. Alkohol auf das Filtrierpapierstilckehen, l~Bt 3 bis :4 Minuten stehen, riihrt mit einem Glasstab den ~'iedersehlag durch und saugt mit der Pipette die iiberschtissige Fliissigkeit ab und wiederholt den ganzen Vorgang 4--5 mal. Die gewaschenen Pr/iparate werden entweder an der Luft oder durch Daritber- leiten eines warmen Luftstromes getrocknet, dann mit einem Deckglas bedeckt und der Schmelzpunkt bestimmt. Verff. benutzen eine v~ Universit/itsmechaniker Sehe- nach (Innsbruck) nach Angaben Kof le r s hergestellte Apparatur. Da die Temperatur, bei der die Niederschlgge sehmelzen, mitunter in ziemlich weiten Grenzen schwankt, sprechen die Verff. nieht yon Schmelzpunkten, sondern yon Sehmelztemperaturen. Untersucht wurden r Alkaloide, deren Verhalten bei Zugabe des F/illungsreagens im speziellen Tell der Arbeit n~her besproehen werden. Die Schmelztemperaturen sind in Tabellen tibersiehtlich nach steigenden Sehmelzpunkten der Pikrate, Pikrolonate und Styphnate geordnet. Klauer (Halle a. d. S.).

Liebers: Was mull eine Verkehrsunfallskizze enthalten? Arch. Kriminol. 100, 211--213 (1937).

Kurze Zusammenstelbing der Mindestforderungen, die an eine Verkehrsunfall- skizze zu stellen sind. Verf. weist auch darauf hin, daft die Anfertigung der Skizze mit Tintenstift und ihre Einheftung in die Akten unvorteilhaft ist, denn dadurch wird ihre Verwendbarkeit ira Lokaltermin und in der Hauptverhandlung herabgesetzt. Elbel.

Blixenkrone-Moller, N.: l~apillarmuster und Imbezillitiit. Nsehr. Psychiatr. 95, 28--31 (1937).

Verf. hat die Papillarlinienmuster yon 282 m/innlichen Sehwaehsinnigen (endo- :gener Sehwaehsinn) re_it den Papillarlinienmustern yon 2000 m/~nnlichen Polizeibeamten statistiseh verglichen. Im Gegensatz zu Poll kommt er in Ubereinstimmung mit Kri - s t in e B o n n e vi e-zu dem Ergebnis, da$ siehere Abweiehungen in der Hi~ufigkeit des Vor- kommens der einzelnen Mustertypen bei Sehwaehsinnigen sich nicht feststellen lassen.

B. Mueller (Heidelberg). Ilaberfeld, Erwin: Die Ermiidung der Kraftwagenfiihrer. (Zaktadu big., uniw.,

Krakdw.) Arch. big. 4, 142--163 u. dtseh. Zusammenfassung 159 (1936) [Polniseh]. Die auf Grund von 30 Probe~ahrten mittels des Ergographs erzielten Bereehnungen

erbraehten den Beweis dafiir, da$ der Ermiidungsgrad der Kraftwagenlenker yon der Kilometerzahl, der Fahrtdauer, endlich yon den /~ul]eren Fahrtumsti~nden (Stra$en- qualit~t, Wetter, Jahres- und Tageszeit "usw.) abh~ngig ist. L. Waehholz.

~havigny: Proe~d~s d'identifieation ~t l'usage des honn~tes gens. (Anwendung yon Identifikationsmethoden bei Nichtrechtsbrechern.) Rev. internat. Criminalist. 8, 532--538 (1936).

Der Weft einer einwandfrelen Identifikationsmethode ist welt fiber die 5ffentlieh rechtliche Bedeutung hinaus aueh fiir private Rechtsverh~ltnisse so gro$, dal~ in ausgiebiger Weise yon den zu diesem Zwecke vorhandenen M5gliehkeiten Gebraneh gemaeht werden sollte. Verf. deutet kurz die Umst/~nde an, unter denen die Feststel- lung der Identit/~t yon Wiehtigkeit sein und dutch Benutzung der Daktyloskopie znr K1/irung yon Reehtsfragen und zur Vermeidung yon folgenschweren Irrtiimern bei- tragen kann. Die Bew/ihrungsprobe als Hilfsmittel der privaten Reehtspflege babe die Daktyloskopie dureh ihre jahrtausendealte Verwendung in China bestanden.

Elbel (Heidelberg). Ploetz-Radmann, Maria: Die ]tautleistenmuster der unteren beiden Fingerglieder

der mensehliehen Hand. (Kaiser Wilhelm-Inst. /. Anthropol., Menschl. Erblehre u. _Eugenik, Berlin-Dahlem.) Z. Morph. u. Anthrop. 36, 281--310 (1937).

Verf. wundert sich miV Reeht dariiber, da$ man sich wohl mit den Leistenmustern

Z. f. d. ges. Gerichtl. ~edizin. 29.13d. 7

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tier Fingerballen und der Hohlhand nieht abet mit denen der fibrigen Fingerglieder befal~t habe. An den Fingerabdrficken yon 320 Personen holt sic das nach und stellt das Vorkommen yon 4 Grund-, und 12 znsammengesetzten Mnstern lest, die in ihren versehiedenen Abweiehungen 29 Gruppen geben, deren Verteilung any die einzelnen Finger und Fingerglieder sic naehprtiYt und berechnet. Es stellt sich heraus, dal~ 1. nnd 2, dann der 5. Finger verh~ltnismiil~ig wenig mannigfaltige Muster zeigen, wghrend der 3. und 4. mehr Abwechslung bieten, fJber s/4 (iiber 4/5 bei Frauen) der Muster sind Grundformen. Nut auf den Grundgliedern kommen Einsehlul~ und alas Federmuster (seltene Formen) vet, w~hrend die fibrigen zusammengesetzten Muster nut auf dem 2. Fingerg!ied erseheinen. Als Gesamtergebnis kann man Yeststellen, dug auf den Fingern I - - I I I radial geriehtete, auf IV und u ulnar gerichtete Muster vorkommen. Es besteht eine sichere Eeehtslinksungleichheit. Ein bestimmter Zu- sammenhang zwischen Fingerbeerenmuster nnd Leistemdichte liel~ sich nieht nachwei- sen, aus dem Zwillingsmaterial konnten keine neuen Ergebnisse gewonnen werden. Es bestehen keine sieheren Geschlechtsunterschiede. Man wird die Arbeit bei u sehaftsgutaehten mit heranziehen k6nnen. Neufler (Berlin).

Grunnet, Aage: Untersuehungen iiber die MSgliebkeit, zugeklebte Kuverts unaut- t~tllig zu 6gnen und wie{ler zu sehlieBen. Arch. Kriminol. 100, 93--94 (1937).

Im d~nisehen ausw~rtigen Amt hatte man BrieYe dadnrch ,,besonders sorgf~ltig" gesehlossen, daS man die gummierten Klebekanten mit einer besonderen Leimschieht, bestrieh und dann den Brief schlol~. Gerade diese Briefe waren beraubt worden. Nach den Versuchen des VerY. gelingt die 0ffnung yon Umsehlggen, die any diese Weise ver- schlossen werden, mit Hilfe eines Federhalters oder Bleistiftes besonders leicht, und zwar viel leichter als bei Umschl~gen, die lediglieh dutch Befeuchten der Klebekante ver- scMossen werden. VerY. erklgrt dieses Verhalten dadurch, dab der aufgestrichene Leim nieht geniigend Feuchtigkeit enth~lt, um die racist sehr troekene Klebekante des Um- sehlages aufzulSsen. Der Leim trocknet ein, ohne sieh mit der Klebekante wesentlich zu verbinden. B. Mueller (Heidelberg).

Sgterman, Harry: Eine eigenartige Teehnik tier Papier- und Wasserzeiehenher- stellung bei einer Notentiilsehung. Aulgekliirt mit Hil~e eines Ultraviolettstrahlenfilters neuer gonstruktion. (Kriminalteehn. Inst., Univ. Stockholm.) Arch. Kriminol. 100, 15--17 (1937).

Der F~lseher butte 2 Papiersorten ~bereinandergeklebt. Die wasserzeiehenfreien Teile der gefglsehten Banknote waren dutch Bedrucken leieht getSnt worden. Die Wasserzeichen wurden dadurch erzeugt, dug an den nicht getSnten Stellen das zweite hellere Papier deutlieher hervortrat. Die falschen Wasserzeichen waren also nieht anY die sonst iibliche Art naehzuweisen, indem man die Banknote in Natron- oder Kalilauge badete und auf diese Weise zum Versehwinden brachte. Die Wasserzeichen werden ngmlieh sonst racist dutch Aufdrueken yon Fettsubstanzen gefglscht. In diesem Falle gelang der Naehweis der F~lschung nur dadureh, dal~ die getSnten Partien zwi- sehen den falschen Wasserzeichen in ultraviolettem Lieht fluorescierten, wi~hrend dies bei den echten Noten nieht der Fall war. Der Nachweis der Fluoreseenz gelang aller- dings nieht mit HilYe der Hanauer Quarzlampe, sondern nut mit einer besonders ken- struierten Apparatur, deren Filter das gesamte slchtbare Lieht nnd aueh alle hSheren Wellenlgngen, einsehliel~lieh 3660/~, aussehaltete. B. Mueller (Heidelberg).

Favero, Flaminio: Die 0to-Rhino-Laryngologie in ihren Beziehungen zu der geriehtliehen Metizin. Rev. otolaring. S~o Paulo 4, 337--348 u. Yranz. Zusammen- fassung 348 (1936) [Portugiesisch].

Die Oto-Rhino-Laryngologie untersteht zunaehst den gesetzliehen Bestimmungen, die fiir die ~rztliehe T~tigkeit im allgemeinen gelten. Wohl Mufiger als auf anderen Gebieten wird sieh die geriehtliehe Medizin mit der Frage zu beseh~ftigen haben, ob Eingriffe, welehe zu kosmetischen Zwecken unternommen, verunstMtende oder

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gar tSdliche Folgen batten, eine Sehuldhaftigkeit des Arztes darstellen. -- Grol~e Beihilfe kann die gerichtliche Medizin yon dem 8pezialfach beim Erkennungsdienst erfahren. Dabei wird angeregt, dal~ der Morphologie der Zunge (die VerI. besonders zu pflegen seheint), ferner der Stimme, dem inneren Ohr und sogar dem Cerumen in diesem Zusammenhang gr51~ere Aufmerksamkeit als bisher gewidmet werde. RichartZ.o

Psychologie und Psychiatrie. Sander, Friedrieh: Zur neueren Geffihlslehre. Sammelreferat. (15. Kongr., Jena,

Sitzg. v. 5.--8. VII. 1936.) Verb. Dtsch. Ges. Psychol. 23--52 (1937). Naeh einem geschichtlichen Rfickbliek fiber die neuere Geffihlslehre, der die Wen-

dung der deutsehen Psyehologie weg yon der Elementenauffassung der 2. Hglfte des 19. Jahrhunderts lain zu ether umfassenden Ganzheitstheorie des Seelisehen dartut, ~verden in groben Zfigen einige der gesiehert erseheinenden Ergebnisse der Gefflhls- lehre skizzenhaft umrissen und dabei vor allem gezeigt, da/] das Geffihl als Ganzqualitgt des jeweiligen Erlebnisgesamtes weitgehend das Sosein aller Ganzheitsbereiche be- stimmt, wie daft umgekehrt jede wie aueh immer bedingte Veriinderung eines Ganz- heitsbereiehes und seiner Gegebenheiten die geffihlsartige Qualit~t des Ganzen umfgrbt.

v. Neureiter (Berlin). Hippius, Rudolf: Gefiihl und Denken. (15. Kongr., Jena, Sitzg. v. 5.--8. VII. 1936.)

Verb. Dtsch. Ges. Psychol. 52--65 (1937). Der interessante Aufsatz beweist Mar und deutlich, dal] jede Erfassung der Au/]en-

welt eta ~sthetisehes Phgnomen im weitest4n Sinne des Wortes ist, in dem Ausdruek und Gestalt erfahren werden, v. Neureiter (Berlin).

Wartegg, Ehrig: Gefiihl und Phantasiebild. (15. Kongr., Jena, Sitzg. v. 5.--8. VII. 1936.) Verb. Dtseh. Ges. Psychol. 70--81 (1937).

Berieht fiber ein testartig anwendbares Untersuehungsverfahren, mittels dessen die individuelle kusbildnng der Geffihls- und Phantasiefunktion aueh bet zeiehneriseh ungesehulten Versuehspersonen erkannt werden kann. v. Neureiter (Berlin).

Reuther, Fritz: Das GefiihlslebeninseinertypologisehenBedeutungbeiE.R.Jaenseh. Z. angew. Psyehol. 52, 179--242 (1937).

Die Bedeutung des Geifihlslebens ist in der Jaensehschen Typologie nicht ein- deutig gekli~rt; tells erscheint das Geffihl als eine den fibrigen Funktionen gleiehgeordnete ~unktion, tells wird ibm eine tibergreifende Stellung zugewiesen. Weitere Sehwierig- keiten in dieser Typologie bestehen darin, dal~ yon dem ursprfingliehen Einteilungsprin- zip naeh dem Grade der Integration zu Untersehieden in der Richtung und in der Dauer der Integration fibergegangen wird und dag der desintegrierte Typ im strengen Sinne des Wortes als psyeholohysisehe Person nieht mSglieh ist. Der Verf. gibt zungehst eine eingehende Ubersicht fiber die Grundprinzipien und die tIaupttypen der Marburger Sehule. Zur Analyse des Geffihlslebens stellt er den Begriff der Untergrtindigkeit des Geffihls auf, womit zum Ausdruck gebraeht wird, dal3 das Geffihl, die immer bestehende emotionale Haltung der Grund, der N/ihrboden ist, aus dem alles seelisehe Leben anf- steigt. Die Lust-Unlusttheorie wird entsehieden abgelehnt. Der Begriff der Unter- grfindigkeit wird nun allerdings in gewisser Weise wieder aufgehoben, indem der Yerf. dem Geffihl eine integrierende Kraft zuschreibt. Unter dieser integrierenden Kraft wird nicht die das Ganze der aus dem Geffihlsgrund aufsteigenden seelisehen Best~nde zusammenhaltende, ganzerhaltende Kraft des Geffihls verstanden, vielmehr wird ihr eine verbindende, zusammensehmelzende Rolle zugewiesen; die vorfindbaren seelisehen Ganzen werden zum Integrationsprodukt, wodureh mit Notwendigkeit vorausgesetzt ist, dal3 zuniiehst unverbundene Best//nde vorhanden gewesen sein mtissen. Diese Hauptproblematik des Integrationsbegriffes hat der Verf. nieht gesehen. In der Frage der Arten der Geffihle sehlieBt sieh der Verf. eng an die Kruegersehe Unterscheidung flacher und tiefer Geffihle an, steht abet so starJ~ im typologischen Denken, dab sofort eine eindeutige, fast aussehlieBliche typologisehe Zuordnung vorgenommen wird. Wohl