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Am Montag, den 5. Juli 2010 versuchten zwei Männer gewaltsam in den Jugendtreff SUB der linken Jugendorganisation „Die Falken“ in der Kuhstraße einzudringen, während dort gerade eine Veranstal- tung der Falken und der Antifaschistischen Gruppe Braunschweig (AGB) stattfand. Als die Tür vor ihnen geschlossen wurde, zertrat einer der beiden Angreifer die Glasscheibe der Eingangstür. Beide flüchteten. Zumindest einer der beiden ist Anhänger der Nazikameradschaft „Burschen- schaft Thormania“. Wer steckt hinter dem Angriff auf den Jugendtreff? Einer der beiden Angreifer war Oliver „Ollo“ Sulz, der sich seit einiger Zeit im Umfeld der „Burschenschaft Thormania“ bewegt. Zuletzt marschierte der 28-Jährige zusammen mit Mitgliedern der „Thormania“ beim Naziaufmarsch am 5. Juni 2010 in Hildesheim mit. Sulz, der nur ein paar Häuser vom SUB entfernt in der Kuhstrasse 15 wohnt, ist in letzter Zeit bereits durch Pöbeleien und Drohungen gegen Besucher des SUB und das Verkleben von Nazi-Aufklebern aufgefallen. Bekannt dürfte Sulz manch einem als Türsteher des „Pupasch“ sein. Es fällt auf, dass in dieser Kneipe immer wieder Nazis ganz offen in T-Shirts mit einschlägigen faschistischen Symboliken oder in Klamotten von rechten Modemarken, wie „Thor Steinar“ oder „MaxH8“ auftreten können. Auch die Nazis der „Thormania“ zäh- len zu den Gästen des „Pupasch“. Und was macht die Polizei: AntifaschistInnen festnehmen Während die Polizei kurz nach dem Angriff vor allem darum be- müht war, die Personalien der BesucherInnen der Veranstaltung festzuhalten, konnte Oliver Sulz weiter durchs Viertel spazieren und sich mit den anderen Nazis der „Thormania“, darunter Sören und Sebastian Högel und Andre Rudloff, treffen. Die Polizei war während dessen vor allem auf der Suche nach AntifaschistInnen: In der Nähe der Kuhstrasse setzte sie eine Gruppe von ca. 15 Personen fest, die den Leuten im SUB zur Hilfe eilen wollte. Die Nazis konnten während dessen völlig unbehelligt ein paar Meter wei- ter auf einem Parkplatz stehen. Einer der Angreifer hatte inzwischen auch bei der Polizei angerufen und versucht, sich nun als Opfer darzustellen: Er behauptete er sei von AntifaschistInnen attackiert worden. Was ist die „Burschenschaft Thormania“ Die 2004 gegründete „Thormania“ ist keine „Burschenschaft“ im herkömmlichen Sinne - also keine Verbindung von Studenten - sondern eine Zusammenschluss von knapp einem Dut- zend Nazis, vor allem aus Braunschweig. Die Mit- glieder fallen „in der jüngsten Zeit durch rege Ak- tivitäten auf und gehören zu einem rechtsextremen Netzwerk, das sich von Braunschweig über Wolfs- burg bis nach Südniedersachsen erstreckt“ (www. npd-blog.info). Sie marschieren bei Aufmärschen Naziangriff auf Jugendtreff der Falken im Magniviertel Oliver „Ollo“ Sulz im „Pupasch“

Nazis greifen Falken in Braunschweig an

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Am Abend des 5. Juli kam es zu einem gewaltsamen Naziüberfall auf das Jugendzentrum „SUB“ der Falken im braunschweiger Magniviertel. Die Attacke ereigenete sich während eines Informationsabends im Rahmen der Veranstaltungsreihe „don’t belive the hype“.Zur Zeit des Überfalls befanden sich mehrere Personen in den Räumlichkeiten des Jugendzentrums. Die Täter versuchten sich gewaltsam Eintritt zu verschaffen und schlugen die doppelten Glasscheiben der Eingangstür ein, hinter der die Jugendlichen Schutz suchten. Nur durch das besonnene Vorgehen der Anwesenden konnte Schlimmeres verhindert werden, die Angreifer flohen vom Tatort.AnwohnerInnen eilten den Jugendlichen zur Hilfe. Die unverzüglich eintreffende Polizei versuchte die Täter auf der Flucht aufzugreifen und konnte auch einen Tatverdächtigen festhalten. Auf Unterständnis stieß jedoch das teilweise unsensible oder sogar agressive Vorgehen der Polizeibeamten gegen die Opfer des Angriffes.Das Jugendzenrum „SUB“ ist eine staatlich anerkannte Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Von dem Vorfall schockiert zeigte sich auch die Vorstandsvorsitzende des braunschweiger Kreisverbandes der „sozialistischen Jugend - Die Falken“: „Die gezielte Attacke gegen das SUB stellt einen weiteren Beleg für die zunehmende Radikalisierung der extremen Rechten in Braunschweig dar“, sieht Franziska Rein einen gesamtgesellschaftlichen Hintergrund.Die Täter konnten von den Besuchern und Besucherinnen des Jugendzentrums identifiziert werden.Die Angreifer haben nicht nur durch eindeutige Symbole an Kleidung und Körper, sondern auch durch rechtsradikal motivierte, verbale Attacken und Provokationen in den vergangenen Wochen zunehmend auf sich aufmerksam gemacht und konnten so klar dem neonazistischen Spektrum zugeordnet werden.Das „SUB“ ist ein Ort der Begegnung und des kulturellen wie politischen Austausches für Kinder und Jugendliche. Kinderbasteltage finden hier ebenso statt wie Elternabende für Zeltlager und Bildungsveranstaltungen für Jugendliche.Schwerpunkt der Aktivitäten in den den letzten Woche war die Veranstaltungsreihe „don’t belive the Hype“ die von verschiedenen linken Gruppen organisiert wird. Eine „offene Bühne gegen Rassismus und Diskriminierung“ in der Hochschule für Bildende Künste zählte ebenso zu den Angeboten der vergangenen Tage wie ein Mädchenfußballturnier und eine Informationsabend über das WM Gastgeberland Südafrika.

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Page 1: Nazis greifen Falken in Braunschweig an

Am Montag, den 5. Juli 2010 versuchten zwei Männer gewaltsam in den Jugendtreff SUB der linken Jugendorganisation „Die Falken“ in der Kuhstraße einzudringen, während dort gerade eine Veranstal-tung der Falken und der Antifaschistischen Gruppe Braunschweig (AGB)stattfand. Als die Tür vor ihnen geschlossen wurde, zertrat einer der beiden Angreifer die Glasscheibe der Eingangstür. Beide flüchteten. Zumindest einer der beiden ist Anhänger der Nazikameradschaft „Burschen-schaft Thormania“.

Wer steckt hinter dem Angriff auf den Jugendtreff? Einer der beiden Angreifer war Oliver „Ollo“ Sulz, der sich seit einiger Zeit im Umfeld der „Burschenschaft Thormania“ bewegt. Zuletzt marschierte der 28-Jährige zusammen mit Mitgliedern der „Thormania“ beim Naziaufmarsch am 5. Juni 2010 in Hildesheim mit. Sulz, der nur ein paar Häuser vom SUB entfernt in der Kuhstrasse 15 wohnt, ist in letzter Zeit bereits durch Pöbeleien und Drohungen gegen Besucher des SUB und das Verkleben von Nazi-Aufklebern aufgefallen. Bekannt dürfte Sulz manch einem als Türsteher des „Pupasch“ sein. Es fällt auf, dass in dieser Kneipe immer wieder Nazis ganz offen in T-Shirts mit einschlägigen faschistischen Symboliken oder in Klamotten von rechten Modemarken, wie „Thor Steinar“ oder „MaxH8“ auftreten können. Auch die Nazis der „Thormania“ zäh-len zu den Gästen des „Pupasch“.

Und was macht die Polizei: AntifaschistInnen festnehmenWährend die Polizei kurz nach dem Angriff vor allem darum be-müht war, die Personalien der BesucherInnen der Veranstaltung festzuhalten, konnte Oliver Sulz weiter durchs Viertel spazieren und sich mit den anderen Nazis der „Thormania“, darunter Sören und Sebastian Högel und Andre Rudloff, treffen. Die Polizei war während dessen vor allem auf der Suche nach AntifaschistInnen: In der Nähe der Kuhstrasse setzte sie eine Gruppe von ca. 15 Personen fest, die den Leuten im SUB zur Hilfe eilen wollte. Die Nazis konnten während dessen völlig unbehelligt ein paar Meter wei-ter auf einem Parkplatz stehen. Einer der Angreifer hatte inzwischen auch bei der Polizei angerufen und versucht, sich nun als Opfer darzustellen: Er behauptete er sei vonAntifaschistInnen attackiert worden.

Was ist die „Burschenschaft Thormania“Die 2004 gegründete „Thormania“ ist keine „Burschenschaft“ im herkömmlichen Sinne - also keine Verbindung von Studenten - sondern eine Zusammenschluss von knapp einem Dut-zend Nazis, vor allem aus Braunschweig. Die Mit-glieder fallen „in der jüngsten Zeit durch rege Ak-tivitäten auf und gehören zu einem rechtsextremen Netzwerk, das sich von Braunschweig über Wolfs-burg bis nach Südniedersachsen erstreckt“ (www.npd-blog.info). Sie marschieren bei Aufmärschen

Naziangriff auf Jugendtreff der Falken im Magniviertel

Oliver „Ollo“ Sulz

im „Pupasch“

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mit, fahren zu Rechtsrock-Konzerten und verbreiten Propagandazettel und Aufkleber. Sie or-ganisieren Fußballturniere und laden zu Kameradschafts- und „Liederabenden“. Im Januar letzten Jahres durchsuchte die Polizei im Rahmen einer Razzia gegen Nazis aus ganz Süd-niedersachsen auch drei Wohnungen in Braunschweig-Querum. Hier wohnen die Brüder Sö-ren, Sebastian und Christian Högel - alle drei Aktivisten der „Thormania“. Gefunden wurden u.a. „ein Karabiner, ein waffenscheinpflichtiger Dolch sowie viele Nazi-Erinnerungsstücke und Propagandamaterial ...“ (Braunschweiger Zeitung vom 22.01.09). Aus ihrem Hang zu Waffen und Gewalt machen die Mitglieder dieser Kameradschaft keinen Hehl: Eine ihrer Internet-seiten „schmückten“ Bilder von Handgranaten, Schlagringen und einem Gewehr.

Weg mit der „Burschenschaft Thormania“Die „Thormania“ ist derzeit Kristallisationspunkt der organisierten Nazi-Szene in Braun-schweig. Noch sind es nur wenige Aktivisten, doch schon jetzt zeigt sich, dass sie durchaus Anziehungskraft für bisher nicht organisierte rechte Jugendliche hat. Die Versuche der Nazis, mit Drohungen und Angriffen vor allem gegen linke Ju-gendliche, Angst zu verbreiten und Men-schen einzuschüchtern, die sich gegen Nazis engagieren, ist nichts Neues. Die Arbeit antifaschistischer und linker Grup-pen hat allerdings dazu beigetragen, dass es den Nazis in Braunschweig bisher nicht gelungen ist wirklich Fuß zu fassen. Öffent-liche Auftritte sind selten und meist von breiten Protesten begleitet - Offenes Auftre-ten von Nazis ist noch eher eine Ausnahme. Die Arbeit antifaschistischer Gruppen, die von Öffentlichkeitsarbeit, dem Aufdecken von Aktivitäten, Strukturen und Personen der Nazi-Szene bis hin zur Organisation von Pro-testen und Aktionen gegen Nazitreffpunkte und Aufmärsche reicht, ist notwendiger denn je. Es gilt sich nicht einschüchtern zu lassen und den Angriffen konsequent entgegen zu treten.

>> Kein Fußbreit den Faschisten !!!!

>> Wehrt euch - greift ein !!!Weitere Informationen über das Treiben der Nazikameradschaft „Thormania“ und andererfaschistischer Gruppierungen in der Region gibt es unter: www.antifacafe.de.vu/nazisraus

V.i.S.d.P.: August Merges * Karl-Marx-Str. 4 * 38106 Braunschweig

Aktiv werden:

Jugend Antifa Aktion (JAA) > Jeden Montag um 19 Uhr

Offenes Antifa Info-Plenum > Jeden 1. Freitag im Monat um 19 Uhr

Antifaschistisches Café > Jeden Freitag ab 20 Uhr

Cyriaksring 55 * 38118 Braunschweig

Infos, Termine und Kontakt > www.antifacafe.de.vu

Oliver Sulz und Sören Högel

beim Naziaufmarsch am 5.6.2010 in Hildesheim