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Neglect und assoziierte Störungen Georg Kerkhoff Lena Schmidt 2., überarbeitete Auflage Fortschritte der Neuropsychologie

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Neglect und assoziierte Störungen

Georg KerkhoffLena Schmidt

2., überarbeitete Auflage

Fortschritte der Neuropsychologie

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus G. Kerkhoff und L. Schmidt: Neglect und assoziierte Störungen (ISBN 9783840928543) © 2018 Hogrefe Verlag, Göttingen.

Neglect und assoziierte Störungen

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus G. Kerkhoff und L. Schmidt: Neglect und assoziierte Störungen (ISBN 9783840928543) © 2018 Hogrefe Verlag, Göttingen.

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Fortschritte der NeuropsychologieBand 1

Neglect und assoziierte StörungenProf. Dr. Georg Kerkhoff, Dr. Lena Schmidt

Herausgeber der Reihe:

Dr. Angelika Thöne-Otto, Prof. Dr. Herta Flor, Prof. Dr. Siegfried Gauggel, Prof. Dr. Stefan Lautenbacher, Dr. Hendrik Niemann

Georg KerkhoffLena Schmidt

Neglect und assoziierte Störungen

2., überarbeitete Auflage

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Neglect und assoziierte Störungen

2., überarbeitete Auflage

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Prof. Dr. Georg Kerkhoff, geb. 1960. 1979–1985 Studium der Psychologie in Bielefeld. 1989 Promo-tion. 1999 Habilitation. 1987–2003 klinische Tätigkeit als Neuropsychologe in München-Bogenhau-sen, ab 1993 in der Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie (EKN). 2003–2006 Lehrstuhl für Klinische Psychologie, Biologische Psychologie und Neuropsychologie an der Universität Eichstätt-In-golstadt. Seit 2006 Professur für Klinische Neuropsychologie an der Universität des Saarlandes und Leiter der neuropsychologischen Universitätsambulanz. 2008–2010 Geschäftsführender Professor der Fachrichtung Psychologie. Forschungsschwerpunkte: zere brale Sehstörungen, neurovisuelle Therapie-verfahren, evidenzbasierte Therapie.

Dr. Lena Schmidt, geb. 1986. 2006–2011 Studium der Psychologie mit Schwerpunkt Klinische Neu-ropsychologie und Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität des Saarlandes. 2014 Promotion. Seit 2014 Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin in Verhaltenstherapie am SIAP in Saarbrücken. Arbeitsschwerpunkte: Neurorehabilitation, Neglect.

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Men gen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertig-stellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskript herstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausge schlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Ver-antwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benut-zung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warenna-men (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

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Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGMerkelstraße 337085 GöttingenDeutschland Tel. +49 551 999 50 0Fax +49 551 999 50 [email protected]

Satz: ARThür Grafik-Design & Kunst, WeimarFormat: PDF

2., überarbeitete Auflage 2018© 2004 und 2018 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2854-3; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2854-4)ISBN 978-3-8017-2854-0http://doi.org/10.1026/02854-000

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Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Arbeits-blätter, die sich darauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books.

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XI

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Danksagung zur 2. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

1 Beschreibung der Störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1.1 Erscheinungsbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1.1.1 Visueller Neglect . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1.1.2 Akustischer Neglect . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

1.1.3 Olfaktorischer Neglect . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

1.1.4 Body-Neglect . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

1.1.5 Körperbezogene und motorische Neglectformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1.1.6 Neglect in der Vorstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

1.1.7 Neglectdyslexie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1.1.8 Raumsektoren und entsprechende Alltagsprobleme . . . . . . . . . . . . . . 9

1.1.9 Extinktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1.1.10 Assoziierte Beeinträchtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.1.11 Posturale Imbalance und Pushersymptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.1.12 Unawareness (Anosognosie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

1.2 Inzidenz, Ätiologie, Neuroanatomie, Lateralität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.2.1 Neglect, Extinktion und Unawareness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.2.2 Pushersymptomatik (PS) und Posturale Imbalance (PI) . . . . . . . . . . . . . . 18

1.2.3 Körperbezogene Neglectsymptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

1.2.4 Unawareness für Hemiparese und Hemianopsie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

2 Erklärungsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2.1 Neglect . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2.2 Extinktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2.3 Posturale Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.3.1 Posturale Imbalance (PI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.3.2 Pushersymptomatik (PS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.4 Körperbezogene Neglectsymptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

2.5 (Un)Awareness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

3 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.1 Testverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.1.1 Testbatterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

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3.1.2 Screeningtests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.1.3 Tests für körperbezogene Neglectstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.2 Fremdbeurteilungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

3.3 Differenzialdiagnostik zu elementaren Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

3.3.1 Hemianopsie versus visueller Hemineglect . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

3.3.2 Hemianästhesie versus somatosensibler Neglect . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.3.3 Unilaterale Hörstörung versus akustischer Neglect . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.3.4 Hemiparese versus motorischer Neglect . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.4 Posturale Imbalance vs. Pushersymptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.4.1 Beurteilungsskalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.4.2 Screeningverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.4.3 Quantitative Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.5 Körperbezogene Neglectstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3.6 Unawareness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.6.1 Unawareness der Hemiparese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.6.2 Unawareness des Gesichtsfeldausfalles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.6.3 Unawareness räumlicher Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.7 Restneglect und Restextinktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.8 Fahrtauglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

4 Behandlung von Neglect und assoziierten Störungen . . . . . . . . . . . . 43

4.1 Grundlagen der Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

4.1.1 Kurzzeitige Modulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

4.1.2 Ziel der Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

4.1.3 Auswahl des Behandlungsverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

4.1.4 Wirksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

4.1.5 Tipps für Pflegepersonal und Angehörige in der Akut- und Frühphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

4.2 Beschreibung der einzelnen Therapieverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

4.2.1 Optokinetische Stimulationstherapie mit aktiven Blickfolge- bewegungen (OKS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

4.2.2 Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) und Thetaburst-Stimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

4.2.3 Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

4.2.4 Galvanisch Vestibuläre Stimulation (GVS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

4.2.5 Nackenmuskelvibration, Vibration vernachlässigter Körperteile . . . . 61

4.2.6 Visuomotorische Prismenadaptation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

4.2.7 Visuelles Explorationstraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

4.2.8 Spiegeltherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

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4.2.9 Hemibrillen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

4.2.10 Medikamente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

4.2.11 Extinktionsbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

4.2.12 Behandlung räumlicher Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

4.2.13 Behandlung der Neglectdyslexie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

4.2.14 Behandlung der körperbezogenen Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

4.2.15 Verbesserung der Awareness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

4.2.16 Posturale Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

4.2.16.1 Posturale Imbalance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

4.2.16.2 Pushersymptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

4.2.17 Kombinationstherapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

4.2.18 Alltagsnahe Therapieelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

4.2.18.1 Sequenzierung und Strukturierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

4.2.18.2 Doppelaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

4.2.18.3 Sichere Orientierung im Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

4.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

5 Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

7 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Dokumentation von Herstellern, Geräten, Software, Tests, Fragebögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Catherine Bergego Skala (CBS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Motor Neglect Alltags-Rating . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Postural Assessment Scale for Stroke Patients . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Standardisierte Pusher Skala . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

Untersuchungsbogen zur Erfassung der Unawareness für den vernachlässigten Arm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

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Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus G. Kerkhoff und L. Schmidt: Neglect und assoziierte Störungen (ISBN 9783840928543) © 2018 Hogrefe Verlag, Göttingen.

Vorwort und Danksagung zur 2. Auflage

Etwa ein Drittel aller Menschen, die einen Schlaganfall der rechten Gehirn-hälfte erleiden, kämpfen mit den Folgen eines Neglects und den vielfältigen assoziierten Störungen. Die Häufigkeit entsprechender Beeinträchtigungen steigt aufgrund der höheren Lebenserwartung und dadurch höheren Schlag-anfallinzidenz über 65 Jahre weiter an. Diese Zahlen verdeutlichen die klini-sche und praktische Relevanz dieser Krankheit. In die vorliegende Neuauf-lage des Neglectbuches aus dem Jahre 2004 haben wir deshalb zahlreiche neue Therapiemethoden, hilfreiche und praktikable neue Assessments und Wissenswertes aus der klinischen Forschung einfließen lassen, um die Be-handlungsmöglichkeiten für Therapeuten und Patienten noch wirksamer und vielfältiger zu gestalten.

Auch diesmal haben viele „Helferinnen“ zum Gelingen des Werkes beigetra-gen! Wir möchten hier insbesondere Frau Mara Schultens danken, die sich für zahlreiche Fotos zur Verfügung gestellt hat. Frau Lara Borúnda Vacquez und Frau Mara Schultens haben Vorversionen des endgültigen Manuskriptes kritisch korrekturgelesen und viele Verbesserungsvorschläge beigesteuert. Ebenso haben zwei Herausgeber hilfreiches Feedback zur Neuauflage gege-ben.

Wir wünschen allen Lesern, dass sie die gleiche Faszination bei der Beschäf-tigung mit diesem spannenden Gebiet erleben und hoffentlich möglichst viel von diesem Buch profitieren und diese Erkenntnisse den Betroffenen zugu-tekommen.

Saarbrücken, im Juli 2017 Georg Kerkhoff und Lena Schmidt

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1 Beschreibung der Störung

1.1 Erscheinungsbild

Neglect, Hemineglect oder halbseitige Aufmerksamkeitsstörung bezeichnet die Nichtbeachtung von Reizen in der der geschädigten Gehirnhälfte gegen-überliegenden (= kontraläsionalen) Raum- oder Körperhälfte, sowie den ver-minderten Einsatz der Extremitäten dieser Körperhälfte. Ein Neglect kann in allen Sinneskanälen wie etwa dem Sehen, Hören, Fühlen und Riechen auf-treten, sich in der räumlichen Vorstellung (repräsentational) oder bei Bewe-gungen des Armes oder Beines auswirken (motorischer Neglect; s. Kasten 1). Voraussetzung für die Diagnose Neglect ist, dass eine primäre sensorische Beeinträchtigung (Hemianopsie, Hemianästhesie, periphere Hörstörung) oder ein motorisches Defizit (Hemiparese) als alleinige Erklärung für das festgestellte Defizit ausgeschlossen werden kann, wobei diese Beeinträchti-gungen häufig komorbid auftreten. Der Neglect ist eine gravierende neuro-logische Erkrankung, die mit einer fehlenden Krankheitseinsicht (Unaware-ness) der Patienten assoziiert ist, sowie mit vielfältigen Begleitstörungen, wie etwa nicht sichtbare körperbezogene Defizite. Patienten mit Neglect zei-gen deutlich größere Läsionen (Kerkhoff, 2001) als solche ohne Neglect, und sie haben ein schlechteres Rehabilitationsergebnis als andere Patientengrup-pen. Sie bedürfen daher intensiver stationärer und anschließender ambu-lanter Rehabilitation (Katz, Hartman-Maeir, Ring & Soroker, 1999; Kerkhoff & Schenk, 2012).

1.1.1 Visueller Neglect

Patienten mit visuellem Neglect suchen überwiegend mit Augen- und Kopf-bewegungen die intakte (ipsiläsionale) Seite ab, haben anfangs eine nach ipsiläsional verlagerte, subjektive Geradeausrichtung im Raum und lassen beim Lesen viele Worte auf der vernachlässigten Seite aus (Reinhart et al., 2011). Sie teilen Objekte häufig zu weit rechts, wenn die Aufgabe darin be-steht sie zu halbieren (s. Abb. 1). Sie übersehen Objekte, Personen und Hin-dernisse auf der kontraläsionalen Seite oder reagieren zu spät auf sie. Ihr vi-sueller Überblick ist deutlich reduziert, und sie beginnen ihre Suche nach einer Person oder einem Gegenstand spontan fast immer auf der ipsiläsio-nalen Seite. Hier suchen sie wiederholt die gleichen Raumbereiche perse-veratorisch ab.

Neglect betrifft alle Sinne und die Motorik

Ungünstiges Reha-Outcome

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Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus G. Kerkhoff und L. Schmidt: Neglect und assoziierte Störungen (ISBN 9783840928543) © 2018 Hogrefe Verlag, Göttingen.

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Abbildung 1: Visuelle Neglectsymptome. Ipsiläsional verschobene subjektive visuelle Mitte (beim Linienhalbieren) und auditive Mitte. Linksseitige Auslassungen beim visuellen Absuchen einer Szene mit 8 Menschen (der Patient beach-tet nur die 2 Personen rechts), linksseitige Auslassungen beim Textlesen (Neglectdyslexie) und Defizite beim Zeichnen eines Uhrenziffernblattes aus dem Gedächtnis.

Abbildung 1: Visuelle Neglectsymptome. Ipsiläsional verschobene subjektive visuelle Mitte (beim Linienhalbieren) und auditive Mitte. Linksseitige Auslassungen beim visuellen Absuchen einer Szene mit 8 Menschen (der Patient beach-tet nur die 2 Personen rechts), linksseitige Auslassungen und wortbezogene Fehler beim Textlesen (Neglectdyslexie) und Defizite beim Zeichnen eines Uhrenziffernblattes aus dem Gedächtnis.

Patienten mit Neglect werden von Reizen in ihrer ipsiläsionalen Raumhälfte scheinbar „magnetisch“ angezogen, so dass es ihnen schwerfällt, ihren Blick relevanten Dingen in der anderen Raumhälfte zuzuwenden. Beim Lesen von Schildern, Plänen oder großen Hinweistafeln übersehen sie oft den kontra-läsionalen Teil. Hinweispfeile oder Zahlen werden besonders leicht überse-hen, da hier die semantische Plausibilitätskontrolle fehlt. Neben den raum-bezogenen Neglectphänomenen, die bestimmte Raumsektoren betreffen, gibt es auch objekt- oder wortbezogene Neglectphänomene, die jeweils die kontra-läsionale Hälfte einzelner perzeptueller Objekte betreffen (ein Gesicht, eine Pflanze, ein Wort), und zwar unabhängig von deren Position im Raum. Die-ser objekt- oder wortzentrierte Neglect ist seltener als der raumbezogene Ne-glect, beide Phänomene kommen aber oft gemeinsam vor (etwa beim Lesen, s. Abb. 1, rechts unten). Der Neglect betrifft jedoch nicht nur das Sehen, son-dern auch alle anderen Sinnesmodalitäten (s. Kasten 1).

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Kasten 1: Zusammenfassung sensorischer, motorischer und repräsentationaler Neglect-phänomene

Visuell: Patient (Pt.) exploriert vorwiegend ipsiläsionalen Halb-raum oder ipsiläsionale Körperhälfte. Verschobene Mitte beim Geradeausgehen/-fahren; kontraläsionale Auslassungen bei allen Alltagsleistungen. Probleme bei Blickkontakt.

Auditorisch: Ipsiläsionale Abweichung der akustischen Gerade-ausrichtung. Fehlende Reaktion auf Ansprache oder Umgebungsgeräusche aus der kontraläsionalen Raum-hälfte. Probleme in der Ortung bewegter Schallquel-len.

Somatosensibel: Pt. reagiert nicht auf Berührungs- oder Schmerzreize (kalt/heiß); eingeklemmte Finger im Rollstuhl oder in den Speichen des Rollstuhls.

Körperbezogen: Pt. weiß nicht wo seine kontraläsionalen Gliedmaßen im Raum und zueinander stehen. Gestörter Lage-/Po-sitionssinn („wo ist mein linker Arm/Fuß?“). Pt. ver-nachlässigt Körperpflege links (Rasieren, Schminken, Kämmen, Reinigen). Nichtbeachtung körpernaher Ge-genstände (Schlüssel in Jacke, Feuerzeug, Smart-phone, Münzen). Vernachlässigung von Essensresten im kontraläsionalen Mundraum.

Olfaktorisch: Gerüche, die ausschließlich dem kontraläsionalen Na-senloch angeboten werden, werden ignoriert. Im All-tag kaum relevant, da sich Gerüche rasch in beiden Raumhälften verteilen und dann vom ipsiläsionalen Nasenloch wahrgenommen werden.

Motorisch: Verminderter Gebrauch des kontraläsionalen Armes/Beines (nicht allein durch Parese verursacht). Arm schwingt beim Gehen nicht mit und wird bei beid-händigen Aktivitäten (Tablett halten) weniger einge-setzt. Kontraläsionaler Fuß steht oft falsch beim Auf-stehen.

Repräsentational: Pt. beschreibt kaum kontraläsionale Details aus einer vorgestellten Szene (eigenes Krankenzimmer, Zim-mer in der eigenen Wohnung, Städte auf Landkarte).

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1.1.2 Akustischer Neglect

Während Umweltgeräusche oder Stimmen bei Gesunden eine Orientierungs-reaktion der Augen, des Kopfes und des Oberkörpers zur Schallquelle hin aus-lösen, zeigen Patienten mit Neglect keine solche Reaktion oder wenden sich fälschlicherweise der gesunden (ipsiläsionalen) Seite zu (Allästhesie), obwohl sich die Schallquelle in der vernachlässigten Raumhälfte befindet. Diese Stö-rung ist nicht nur auf die Lokalisation statischer Schallquellen begrenzt, son-dern betrifft auch bewegte Schallquellen (z. B. ein Moped fährt von links nach rechts, ein Radfahrer kommt von links und klingelt). Auch ist es für die Be-troffenen oft schwierig, den jeweiligen Gesprächspartner einer Gruppe von mehreren Menschen zu identifizieren und anzuschauen. Das subjektive Ge-radeausempfinden für akustische Reize ist nach ipsiläsional verschoben (Kerk-hoff et al., 2012, 2013, 2014). Die genaue Lokalisation des Gehörten ist schwie-rig, besonders im vernachlässigten Halbraum und im Rückraum, aber auch partiell im intakten Halbraum. Nach parietalen Läsionen kommt es zu einer ipsiläsionalen Verdrehung des gesamten akustischen Raumes, nach Basal-ganglienläsionen dagegen eher zur akustischen Extinktion (Bellmann, Meuli & Clarke, 2001). Die akustische Ällästhesie (Patient wendet sich nach rechts, wenn Schallquelle von links kommt) findet sich ausschließlich nach rechts-hemisphärischen Läsionen (Spierer et al., 2009).

1.1.3 Olfaktorischer Neglect

Der olfaktorische Neglect bezeichnet die Vernachlässigung von Gerüchen in einer Raumhälfte bei intaktem primärem Riechvermögen (d. h. es liegt keine Anosmie vor). Im Alltag spielt der olfaktorische Neglect eine untergeordnete Rolle, da sich Gerüche rasch verbreiten bzw. sehr schnell eine Habituation an Gerüche erfolgt. Experimentell lässt sich aber eine Vernachlässigung von Ge-rüchen nachweisen, die kontranasal dargeboten werden (also am Nasenloch, das gegenüber der geschädigten Hirnhemisphäre liegt). Interessanterweise ist die Vernachlässigung von Gerüchen, die experimentell links-nasal darge-boten wurden, am häufigsten, obwohl die Projektionsbahnen im olfaktori-schen System zum Cortex hin ungekreuzt verlaufen.

1.1.4 Body-Neglect

Im Unterschied zur geringen Bedeutung des olfaktorischen Neglects ist der Body-Neglect für viele Alltagsbereiche relevant. Er liegt dann vor, wenn Pa-tienten auf kontraläsionale Berührungsreize am eigenen Körper nicht reagie-ren, obwohl keine primäre Hemianästhesie der betroffenen Körperhälfte vor-

Geräusche werden ignoriert

oder falsch lokalisiert

Gerüche verteilen sich

rasch in beiden Raumhälften

Berührungen werden oft

nicht bemerkt

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liegt. Reaktionen auf schmerzhafte Berührungen bleiben oft aus (Beispiel: Patient fährt mit dem Rollstuhl links gegen einen Türrahmen oder eine Wand und klemmt sich das Bein ein). Gelegentlich wird auch der Ort der Berührung falsch zugeordnet. Oft werden Berührungen auf der kontraläsionalen Kör-perhälfte fälschlicherweise auf der ipsiläsionalen Seite lokalisiert (Allästhe-sie). Beim taktilen Explorieren mit der intakten Hand (im Dunkeln oder bei geschlossenen Augen) wird im kontraläsionalen Halbraum wenig, unsyste-matisch oder gar nicht gesucht, dafür im ipsiläsionalen Raumbereich oft wie-derholt an den gleichen Orten. Zusammenfassend bezeichnen wir diese Phä-nomene als Body-Neglect (oder auch personalen Neglect), weil sie sich auf den eigenen Körper des Patienten und den Nah-/Greifraum beziehen (Glocker, Faber & Kerkhoff, 2008).

1.1.5 Körperbezogene und motorische Neglectformen

Zu den häufig mit Neglect assoziierten Beeinträchtigungen gehören auch kör-perbezogene Störungen (Schmidt et al., 2013a, b). Hierunter verstehen wir Störungen des Lagesinns (Propriozeption), der Kinästetik (Gefühl für die Be-wegung der Gliedmaßen), die taktile Extinktion sowie den Bodyneglect (s. o.). Diese Phänomene haben in der Vergangenheit wenig Beachtung gefunden, da sie weniger offensichtlich und daher auch schwerer zu diagnostizieren sind als etwa die visuellen und motorischen Defizite. Dem gegenüber steht, dass die Patienten überwiegend die Folgen dieser nicht sichtbaren, körperbezoge-nen Einschränkungen beklagen (im Gegensatz zu den offensichtlichen visu-ellen oder motorischen Defiziten).

Zu diesen körperbezogenen Störungen gehören der zuvor genannte Body-Ne-glect, die taktile Extinktion, sowie die gestörte Propriozeption für Arm/Bein („Lagesinn; Schmidt et al., 2013a, b). Propriozeption bezeichnet die Fähigkeit die Bewegung und/oder Lage der eigenen Extremitäten ohne visuelle Infor-mationen wahrzunehmen (Fuentes & Bastian, 2010; Schmidt et al., 2013a). Patienten mit einem gestörten Lagesinn können ihren kontraläsionalen Arm nicht im Raum oder in Relation zu ihrem Körper lokalisieren (Schmidt et al., 2013a). Im Alltag sind die Betroffenen unsicher beim Greifen nach Objekten, beim Objektgebrauch, haben einen unsicheren Stand oder Gang, benutzen Körperteile seltener, zeigen eine langsamere und geringere Regeneration der häufig komorbiden Hemiparese oder -plegie, sind ungenau in motorischen Handlungen und nehmen ungünstige Arm- oder Fußhaltungen ein. Zudem korreliert eine propriozeptive Störung mit einem ungünstigen Outcome und Alltagsbeeinträchtigungen (Carey, 1995). Schließlich beklagen die Patienten auch oft Schmerzen an der vernachlässigten Körperseite, sowie den Verlust des Gefühls, dass ihr Körper eine Einheit bildet, ein Unwohlsein in sozialen

Der Arm hängt oft unbeachtet herunter

Der vernachläs-sigte Fuß steht oft falsch beim Aufstehen