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vi Ir. Ncue Entdeckungen aber d i e Knochenetde, FOWRCROY und VAUQUELIX, (vorgelercn iln huionalinfi;rute am 18ten Juli 1803.) '1 j VOLi Die Arbeiten, welche wir mehrere Jahre lang ges meinfchaftlich uber den Urtn und uber die jkinar- rigen Concretionen ties Nenfchcn und der Thiere fortgefiihrt liatten, und von ,denen wir das Inftitut wiederhohlt unterhalten haben, hatten uns zu folb genden Hefdtaten-gefiihrt: Er/lrns, rlafs'die phosr 6orfauren Salze, welche. irn rneofchlichen Urine enthalten find, fch im Urine der Ssugthiere nicht finden; bweitens, dafs bei den Setigtliieren die Haab ;e, die Klaueo, die Hiirncr und die Haut die Ab- z",oe oder die Depots find, wohin die uberfluliigen phosphorfauren Salze, welche die Katur aus dem Kijrper heraustreibt , abgdettt werden; und drit. Lpfis, dafs den rnenfchlichen ElJfenfieinen niclit blofs die Harnftufffdure, (Blarenftcinf;urc,) fon- dern auch phocphorfaurer Kalk und phnsphorfaure MagneGa ausichIiefsli.-h eigen find; indel's fich diere Beftandtheile in den Blalenfieinen der Thiete nicht

Neue Entdeckungen über die Knochenerde

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Page 1: Neue Entdeckungen über die Knochenerde

vi Ir . N c u e E n t d e c k u n g e n

a b e r d i e K n o c h e n e t d e ,

F O W R C R O Y u n d V A U Q U E L I X , (vorgelercn iln huionalinfi ;rute am 18ten Juli 1803.) '1 j

V O L i

Die Arbeiten, welche wir mehrere Jahre lang ges meinfchaftlich uber den Urtn und uber die j k i n a r - rigen Concretionen ties Nenfchcn und der Th ie re fortgefiihrt liatten, und von ,denen wir das Inftitut wiederhohlt unterhalten haben , hatten uns zu folb genden Hefdtaten-gefiihrt: Er/lrns, rlafs'die phosr 6 o r f a u r e n Salze, welche. irn rneofchlichen Urine enthalten find, fch im Urine der Ssugthiere nicht finden; bweitens, dafs bei den Setigtliieren die Haab ;e, die Klaueo, die Hiirncr und die Haut die Ab- z",oe oder die Depots f i n d , wohin die uberfluliigen phosphorfauren Salze, welche die Ka tu r aus dem Kijrper heraustreibt , abgde t t t werden; und drit . L p f i s , dafs den rnenfchlichen ElJfenfieinen niclit blofs die Harnftufffdure, (Blarenftcinf;urc,) fon- de rn auch phocphorfaurer Kalk und phnsphorfaure MagneGa ausichIiefsli.-h eigen find; indel's fich diere Beftandtheile in den Blalenfieinen de r Th ie t e nicht

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fintleh, wogeqen die T b i e r e Concretionen aus ph& phorfauren Ertlen in ihren Eingeweiden , [fogenannb t e n Bezoaren ,] unterworfen find, dergleichen im Intefiinalkanal des i~lenfchen nicht Vorkornmen.

Dicfe Tln t fachen , die durch fehr aahlreichb und of t wiederhohlte Aiialyfen auf das Genugendfta bewihrt find; veranlafsten uns auch , die Kttochen der l'hiereund des b h f c h m , zenarter als es bisher gefchehn war i n ihrern chemikhen Verhalren m i t einanrler 20 verglerchen , iiberzeugt, dais die Be- ft ;I n d t h e i 1 e d i e fe r 0 rg a n e g 1 e i c ti fa i I s v e f fc h i e '! e n feyn mcilren, wenn es die Beftandtheile'dcs Urincr ttnd d e r thierirchen Steine find. Wir. 113ben uns hiermit feit rnehrern JJhren befchaftigt. Erft nach- dern wir lange utiifttnit gearbeitet , und cine fiJen- ge von Sclnvicrjgkeiten ilherwunden hatten, gldck- te es uns entllictr , eia unbekanntes erdiges Shz in den Knoclien der T h i e r e , und einen Prozefs zu entdecken , d e r , wo auch nicht kurz und leicht, doch zuverlilfig und gegen allen kinrpruch geijcherr ifi, urn diere3 neuen Beftandtheil clai zuftellen. . Das Refultdt aller diefer Arbeiteri iR , dafs de

Knochen tler T h i e r e aufser phosphorfaurem und lrohlenlaurem Kdlke, der in den Zellen des mem- brano - gelatin6:en Oewebes d e t Xnochen abgea fetzt il't, such eine gewirfe Menge Yon plrosphorjiru- rer Magnrjio enthalteo, indefs diefe fich in den l(nochea des menfchlichen Skeletts nicht findet, we- I

. njgifens nlcht i n einer durch chemil'che Mittel zu entdeckendea Mengee

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Folgendes'jft die Art dcr Analpre, durch die es

uns gegliickt iR, diefes Salz zu entclezlten y . untl die j e d e n Che-nilder gelingeh wird. M a n nehmr weirs calcjnirte ynd fe in gepdverte O.chfeo - oc!cr Piurcle- knochen, giefse dai-titer e in glt.icf;es & w i c t i : t con- cru t r i r te r SchwefellZure, unter beftiiiitligtanr Um- r i lhren, bis alles gi l t gemifcht i9, irntl 1311'i! dann die hlifchung 5 oder I; Tage Jang ruhjg ftelin. Uar- au f verdiir.nt man Ge mit 6 mahl To vie1 tVafler, ichiittet fie zurn .Filtriren auf feine Leinwand, und

'u4::erwirft Gc der Prel'fe, urn die FllilTrgkeit mijg- liclifi abzbfcheiclen. hlan wiifcht fie darauf I n 5

-Inah1 ihtem Gewichte deltillirten Waffers, filtrirt. un'd prefst fie, wia das erfie PvIahl, und gi&t heide FliilGgkeiten tufamtnen. .Diere Flilfligkeit hielt man, ehernahls fiif PlrosphurTjime ; wir . haben fie aber k h o n vor rnehretn Jahren als iiberfsuren phos- phorlauren Kalk kennen geleli t t , doch ohne cia- malils phosphorfaure Magnefia darin zu fuchen.

Nun giefse man in. die FlaCCgkeit Ammoriialc in Ueberflurs, Es priicipitirt fich phaspborfaurer Ihlk und p h o s p h d a u r e Arnmoniak - MagueGa, und in d e r Fliilfigkeit bleiht nor vom letztern Salze etwas, doch Fo wenig t u r u c k , dais m a n es vernach!affigen kann. Man wafecht- den fiiederCchlag.init ein we- nig kaltem' Walfer ,. und 1ikt tlar&f recht reine: . jiquides Kal i To !ange da,titber kochen', his ' aller C'eruch nach Arnmoniak vorbei ifi. Das Kali zer- fe t t t das dreifache Salz, und die freie NagneGa Bleibt ' mit. dem phosphorfauren. Kalk,e gemengt.

, . Urn

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Uin fie davon zu fclieiden, wird der Xiederf'chlag, nachdem e r gewafchen worden, mit kochender Effigfsure behandelt, welche, o h n e den phosphor- lauren I h l k irn mindenen anziigreifen, die Ma- gnelia uod die wenige freie Kalkerde aufl i i f i , die das Kal i aus dem phosphorfauren ICalke abfchei- det. ") Die effigfaure Magnelja wjrd eingedickt, wieder aufgelijk und mit 'kohlenfaurem Nstron ge- fi l lt , das man io Ueberflufs iiber i h r kochen lafst. So erhiilt man kohlenfaure Magnefia, die man

w a k h t , t rocknet und wiegt, untl die, wenn fie rein iG, ficL gmz in'Schwefelfaure auflijft, ohne- dics aber etwas fchwefelrauren Kalk abfetzt.

. . . , *) Bekanntlich wirken die fixen .Alkalien wedcr anf

d m Fdfiien phosphorrauren Kalk, [Apatit,] e r fey nocli'fo k i n gepulvert, noch auf calcinirte Knochen, bevor fie in einer Saure aufgeloft wa: ren; auch weirs man, dafs der Kalk das phosphoi- faure Kali vollR&ndig zerTettzt. Dafs aber doch' in diefern ProzelTe das Kali etwas phosphorLauren Kalk zerretzt, das riihrr er/Cens wohl von der ausneh- mend feinern Theilung des niedergefchlagnen , als des bloh caicinirten phosphorfauren . Kalks, und zzuci tenr von der -groTsen' Menge von Kalilauge her, die bier durch+'.ihre MaEe wirkt. D i e t s Ibeftatigt B e r t h o 11 e t's Ideen vom EinfluTfe der NarLen auf die chernikhen Wirkungen, ohne jedoch im min- deften gegen die all~eimeine Lehre der W u h h r - wnndtj 'chft zu Zeyn; ein Pi-ame, der niir das all- gcmeine Refdtat. der chernifchen Zerlotzungen rer- Gnnljchen Toll. , , F. . . ,..

Annd. d. PbyEk, B, 8% St. 4.' JI 1803. St fa) Ii

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&Ian fieht, 'Iafs tliefer W e g zwac etwas lang, aber doch lcictit und liclier if t , da msn es dabei m i t lauter einfachen Operatioilen zu tlicn h a t , uncl tlafs fich auf ihm felbfi die Slenge d e r phosphorfauren Magnefia mi t Genauigkeit bdiinirnen Iirst. W i r ha- ben itin feit zwei Jahren l e h r li3ufig hetrcteil , uild i m m e r mi t glcichem Erfulge fo wohl bei Jen Kno- chcn verfchicdner Arten von Siugthieren, als bei den Knochen der Vi;gel untl d e r Fifche.

Unlern erften Verfuch fiellten wir mit Ochlbn- &nochen a n , die t u r Pliocphorbereitung pr3parirt waren. Wir erhielten a u s ilinen a u f . Clem angegeb- nen W q e n ich t vijllig i! jlires Gewichts a n I'chwe- felfaurer bldgnefia, welches 'nach den 'beltanntrn 3rftandtheilen der Salte nahe 2 8 a n phosphorfaurer Magrlefia i n ) Rtickftande d e r calcinirten, und etwa 5 A des Gewichts d e r ganzen Knochen anzcigt. - CokiiiirLa Pfcrde - untl Hornmelknochen enthiclten 3 2 ; calcinirte Knochen von Huhnern und knorpiigen fi lchen nahe MerrJchpnknochPn dagegen lceine da rli el 1 ba c e 1L1 en ge p h 0 s p h o r fa u r e r 31 a g n e fi a.

Die dc+knknoc/wn, (lie wir hiiufiger uid ge- nauer als die d e r antlern T h i e r e zerlegt haben, icheinen uns folgende l3efiandtheile zu enthalten :

Felicr Gallert 5 1 . 1'11. I W i r wiirclen diefen Plosphorl: I i i l k 3;,7

vergleichendenThei1 un- ferer h r b e i t noch mehr

Kolllcnr. k d k 10

PhosphorC Mngnrl;a I , I

I 0 0 - I vervollfi5ndigt hahen, hat te 'uns nicht. ein in Lyon gcdruckter Auffatz,

--_._L_-

I I I I -

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L brr eine nme Erde in den Knochen, von F r i (1 r i c 11 L a n g e , Apotheker , ( 8 , S., q.,) d c r uns-vor ein p a r Tagen zugekornmen , und, wie es fcheint, in der Sociitt! de h’1t;decine zu Lyon vergelelen i l l , ge- zwungcn, unfre Arbeit eher bekannt zu machen, a19 wir wollten, urn nicht die Elire unfrer Entde- ckung xu verlieren. L u n g e fsllte ebenfalls mit

Ammoniak, fah aber den aus phosphorlaurem Kalk und phosphorfaurer Arnmonidk - Magoefia befie- henden Du’ieclerfchlag fur eine neue Erdp a n , wie e r denn itberhaupt weder rnit der Theor ie , noch r l . i t

d e r Praxis der jetzigen Zerlegungsarten thicrif‘ciier Stoffe recht Befcheid weirs. * )

Lafst Lch zeigen, dak die Kahrungsmittel d e r Th ie re ptlosphorfaure Magnelia entlialten , fo ifi es wohl a m naturlichfien , anzunelirnen, dais diefes Salz b h o n ganz gebildet i n den Kiirper kijmmt. \Vir haben fchon vor 2 0 Jahren gezeigt, clafs plies- phorraurer ICalk irn Mehle enthalten i f t , und dafs durch tliefes tiiglich 4 Grammes davon in unrern I(orper kommen, und meht noch in den Kiirper d e r grofsen Ouadrupede. Daffelbe ik rnit der phos- phorfauren MagneGa de r Fall, die wir im Korne, jn cler Gerfte, im Hafer und in der Wicke, (und.

zwar i n den Getreidearten zu 0 ~ 1 5 , allo in doppel- ter Alenge als den phosphorfauren Kalk ,} gefund

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*) F o u r c r o y giebt einen beurtheilenden Auszug aus feinern AuKatze, der diefes Urtheil hinreichend hcwdirt , den ich aber hier iibergehe. d. H.

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I 484 3 den haben. Hiernach muCs man mehr tlarliber er- fiaunen, dafs man verlialtnifstciif~ig nur To wenig phosphorfaure Kalkerde in [fen Kioochen der Thie- re findet. Sollte fich hieraus nicht erklsren laIfen, warum die Pferde fo fehr lnteftinalfieinen unter- worfen find, die aus phosphorfaaurcr Ammoniak- filagnrfia beftehn ?

Weshalb die menfchlichen Knochen keine phos- phorfaure filngnefia geben , rlariiber Lelehrtwns die Natur d t s menkhliclien Crins, vergliclien niir tlem

Hrrrnc der Thiere . In jenem findet Gch phosphor- faure RIagneGa ,- in dierecm keine Spur derfelhen. Diefes Salz wird alfo durch die Kieren des Men- fclien abgefiihrt, dagcsen- nicht durch die n’ieren de r Thiera .

Die Blafenfteine de r T h i e r e ki innen daher aucli keine phosphorfaurc MagneGa enthalten, vielinehr be’fieho fie alle aus kohlenlaurer Kallterde, wogegen die Xatur haufig in ihreii Eingeweiden .Concretio- qen aus pliosphorfaurer Amrnoniak- blagnefia ab- Ietzt. Irn Menfchcn fiiidet fivh gerade die entgegen- gefett te Djspohion. Sein Urin en thd t phospbor- fayre Ammoniak-Magnefa, und hiiufig befiehn dar- aus feine BlaCenfieine, indefs tliefcs Salz weder i n feinen Knochen, noch in frinen Eingeweiden als Concretionen vorkommr.

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