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Acta Ant. Hung. 49, 2009, 127–139 DOI: 10.1556/AAnt.49.2009.2.3 0044-5975 / $ 20.00 © 2009 Akadémiai Kiadó, Budapest LÁSZLÓ HORVÁTH NEUE HISTORISCHE DATEN BEI HYPEREIDES Summary: The paper presents possible explanations to issues raised by the newly discovered text of Hy- perides that offers previously unknown data about the number of Athenian ships at Salamis, Artemision and the Athenian contingent in the Corinthian League. In the case of the ships the orator in all probability drew on Herodotus’ text, but also distorted it by emphasizing Athens’ involvement in the Persian wars. All this to present a historical parallel of the one sided alliance between Athens and Thebes in 338 BC and by doing so to defend it. Athenians in their glorious past never calculated their financial sacrifices and after the victory they were given the leadership by the Greeks voluntarily. Something similar could have happened after Chaeronea. Following the proposed reconstruction, the Athenians provided one tenth of the allied Greek–Macedonian army according to the Corinthian Treaty in all branches of warfare (cav- alry, infantry and navy). Key words: Hyperides against Diondas, ships at Salamis and Artemision, Herodotus, Corinthian League, Athenian contingent In den vor kurzem aus einer in Privatbesitz befindlichen Palimpsesthandschrift ver- öffentlichten Blättern mit Teilen der Rede des Hypereides gegen Diondas 1 werden bisher nicht bekannte Zahlen genannt, die (a) die athenischen Schiffe bei Artemision und Salamis und (b) den Beitrag Athens an Schiffen und Truppen zur Armee des Ko- rinthischen Bundes betreffen. Meine Forschungen wurden von OTKA (inv. no. T 47136 und 71311) unterstützt. Für ihre Anmer- kungen und Hilfe danke ich besonders Herwig Maehler und Peter Rhodes, Pietro Vannicelli. 1 CAREY, CHR.–EDWARDS, M. – FARKAS, Z. – HERRMAN, J. – HORVÁTH, L. – MAYER, GY.–MÉ- SZÁROS, T. – RHODES, P. J. – TCHERNETSKA, N.: Fragments of Hyperides’ Against Diondas from the Ar- chimedes Palimpsest. ZPE 165 (2008) 1–19.

Neue historische Daten bei Hypereides

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Acta Ant. Hung. 49, 2009, 127–139 DOI: 10.1556/AAnt.49.2009.2.3

0044-5975 / $ 20.00 © 2009 Akadémiai Kiadó, Budapest

LÁSZLÓ HORVÁTH

NEUE HISTORISCHE DATEN BEI HYPEREIDES∗

Summary: The paper presents possible explanations to issues raised by the newly discovered text of Hy-perides that offers previously unknown data about the number of Athenian ships at Salamis, Artemision and the Athenian contingent in the Corinthian League. In the case of the ships the orator in all probability drew on Herodotus’ text, but also distorted it by emphasizing Athens’ involvement in the Persian wars. All this to present a historical parallel of the one sided alliance between Athens and Thebes in 338 BC and by doing so to defend it. Athenians in their glorious past never calculated their financial sacrifices and after the victory they were given the leadership by the Greeks voluntarily. Something similar could have happened after Chaeronea. Following the proposed reconstruction, the Athenians provided one tenth of the allied Greek–Macedonian army according to the Corinthian Treaty in all branches of warfare (cav-alry, infantry and navy).

Key words: Hyperides against Diondas, ships at Salamis and Artemision, Herodotus, Corinthian League, Athenian contingent In den vor kurzem aus einer in Privatbesitz befindlichen Palimpsesthandschrift ver-öffentlichten Blättern mit Teilen der Rede des Hypereides gegen Diondas1 werden bisher nicht bekannte Zahlen genannt, die (a) die athenischen Schiffe bei Artemision und Salamis und (b) den Beitrag Athens an Schiffen und Truppen zur Armee des Ko-rinthischen Bundes betreffen.

∗ Meine Forschungen wurden von OTKA (inv. no. T 47136 und 71311) unterstützt. Für ihre Anmer-

kungen und Hilfe danke ich besonders Herwig Maehler und Peter Rhodes, Pietro Vannicelli. 1 CAREY, CHR. – EDWARDS, M. – FARKAS, Z. – HERRMAN, J. – HORVÁTH, L. – MAYER, GY. – MÉ-

SZÁROS, T. – RHODES, P. J. – TCHERNETSKA, N.: Fragments of Hyperides’ Against Diondas from the Ar-chimedes Palimpsest. ZPE 165 (2008) 1–19.

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I. ÜBER DIE ZAHL DER ATHENISCHEN SCHIFFE BEI ARTEMISION UND SALAMIS

„Aber, Diondas, an der Seeschlacht bei Salamis haben ja 360 Kriegsschiffe teilge-nommen und von diesen hat unsere Stadt 220 Einheiten aufgestellt und die ganze Ausrüstung auch bezahlt! Alle anderen Städte dagegen 140. Bei Marathon haben unsere Vorfahren für alle Griechen allein gekämpft, und im Feldzug bei Artemision haben die anderen Griechen nicht einmal ein Fünftel der Flotte aufgestellt!“2

Die Sätze des Hypereides nennen Zahlen, die woandersher nicht bekannt sind. Obwohl die Rede nicht als historische Quelle angesehen werden kann,3 müssen die Daten geklärt werden. Hypereides sucht vor allem nachzuweisen, dass das unvorteil-haft geschlossene Bündnis mit Theben (dem zufolge Athen zwei Drittel der Belas-tung zu tragen hatte) in der Tradition der athenischen Geschichte steht. Ähnlich groß, wenn nicht noch größer sei Athens Beitrag im Verhältnis zu dem der übrigen Städte in den Perserkriegen gewesen.4 Die von Hypereides genannten Zahlen (220/140) stehen wohl nicht zufällig den Angaben in Demosthenes’ Kranzrede (XVIII 238) am nächsten (200/100).5 Diondas könnte sich nämlich den Vorwurf der Makedonen-freunde zu Eigen gemacht haben, den auch Aischines (III 141) gegen Demosthenes über das erwähnte Missverhältnis des Bündnisses mit Theben wiederholt hat. Hype-reides hat aber die Zahlen nicht gerundet, wie Demosthenes, und erweckt so den Ein-druck, als ob es sich hier um mehr als einen rhetorischen Gemeinplatz handelte.

Nach unseren zuverlässigeren Quellen und nach dem in der historischen Litera-tur mehr oder weniger entstandenen Konsens haben 271 (+53) verbündete griechische Schiffe bei Artemision und 310 bis 380 bei Salamis gekämpft, und das Athener Kon-tingent – die Schiffe von Chalkis werden mitgezählt – bestand in beiden Schlachten aus 200 Einheiten.6

2 145v 12 ff.: e„j dł t¾n ™n Salam‹ni naumac…an, ð Diènda, ˜x»konta kaˆ triakos…wn oÙsîn

tîn tri»rwn tîn `Ellhn…dwn, toÚtwn ¹ pÒlij ¹ ¹metšra diakos…aj kaˆ e‡kosi paršscen kaˆ t¢nalèmata e„j taÚtaj, aƒ d' ¥llai pÒleij sÚmpasai tettar£konta kaˆ ˜katÒn. ™n Maraqîni d' oƒ prÒgonoi oƒ ¹mšteroi aÙtoˆ mÒnoi Øpłr ¡p£ntwn tîn `Ell»nwn ™macšsanto: tÁj d' ™p' 'Artemis…J strate…aj oÙdł tÕ pšmpton mšroj tîn tri»rwn oƒ ¥lloi “Ellhnej suneb£lonto.

3 Vgl. THOMAS, R.: Oral Tradition and Written Record in Classical Athens. Cambridge 1989, 221 ff.; NOUHAUD, M.: L’Utilisation de l’histoire par les orateurs attiques. Paris 1982, bes. das Kapitel „Im-portance de la marine Athénienne dans la seconde guerre médique“ (186–190), in dem der Verfasser die in den Athener Reden vorkommenden Verweise aufzählt. In diese Reihe passt auch der neue Hypereides.

4 Vgl. die letztens rekonstruierte Stelle p. 144r 30 ff.: HORVÁTH, L.: Hyperides’ Against Diondas (Addenda). ZPE 166 (2008) 35–36.

5 Ähnlich ist das Verhältnis in Aristeides I 138. 6 Wichtige historische Bearbeitungen, die auf die Zahl der Schiffe eingehen: HIGNETT, C.:

Xerxes’ Invasion of Greece. Oxford 1963, 208 ff.; BURN, A. R.: Persia and the Greeks. London 19842, 441 ff.; HAMMOND, N. G. L.: The Expedition of Xerxes. CAH IV Persia, Greece and the Western Medi-terranean c. 525 to 479 B.C. Cambridge 19882, 549, 571 ff.; LANZENBY, J. F.: The Defence of Greece 490–479 B.C. Warminster 1993, 172 f.; BLÖSEL, W.: Themistokles bei Herodot: Spiegel Athens im fünf-ten Jahrhundert. Studien zur Geschichte und historiographischen Konstruktion des griechischen Frei-heitskampfes 480 v. Chr. [Historia Einzelschriften 183]. Stuttgart 2004, 89: bei der detaillierten Untersu-chung des Programms von Themistokles für den Aufbau der Flotte wird davon ausgegangen, dass die

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Wie bei Salamis, rechnet Hypereides auch für die Schlacht bei Artemision wahrscheinlich mit 220 athenischen Schiffen (könnte er die für Artemision errechnete Zahl einfach auf Salamis übertragen haben?), nämlich mit gut vier Fünfteln (217+) von insgesamt 271 (!). Bei Salamis waren nach Herodot insgesamt 366 (bzw. 370) griechische Schiffe beteiligt, darunter 180 athenische,7 nach Hypereides 360, von de-nen Athen 220 gestellt und ausgerüstet habe. Wie kommt Hypereides auf diese Zahl?

Wir könnten den Eindruck bekommen, dass Hypereides gerade von den Daten Herodots ausgegangen ist mit dem Unterschied, dass er im Vergleich zu dem Histo-riker noch mit weiteren 20 Schiffen gerechnet hat, die auf Athens Kosten ausgerüstet worden sind.8

Bei Artemision ergibt ein Fünftel der 324 (271+53) Schiffe 65 Schiffe. Falls Athen 220 (180 [127+53] + 20 aus Chalkis + 20 von dem Redner auch bei Salamis einbezogene) Schiffe ausgerüstet hat, ist die Formulierung des Hypereides nur im Vergleich zu 271 griechischen Schiffen angemessen, die Alliierten haben nämlich nicht einmal ein Fünftel der Flotte aufgestellt. Die Erklärung für die Rechnung des Hypereides könnte sein, dass der Redner sich im Bezug auf die Gesamtzahl der Schiffe an die erste Mitteilung Herodots hält. Anhand von Her. VIII 1–2 haben sich nämlich 271 Schiffe bei Artemision versammelt. Hypereides zählt der Athener Ein-heit (127 Schiffe) zugleich auch die 53 später angekommenen Athener Schiffe zu, die Herodot – zwölf Kapitel später, VIII 14 – als Verstärkung (zu den 271 Schiffen) erwähnt. Mit der Verstärkung bestand die Bundesflotte schon aus 324 Einheiten! Hy-pereides nimmt das aber nicht in Betracht. Der Redner zählt also – höchstwahr-scheinlich von der ersten Angabe Herodots ausgehend – die wahren Zahlen ver-mischt mit der kleineren Gesamtzahl, aber mit der größeren Athener Einheit, und gibt das Verhältnis auf dieser Grundlage an.

Bei Salamis gab es nach Hypereides insgesamt 360 alliierte Schiffe, was der Zahl 366 von Herodot, d.h. der Summe der an der Schlacht vermutlich beteiligten – und in Vorrechnung aufgezählten – Einheiten entspricht. Dann sagt er expressis

———— 200 Athener Schiffe bei Herodot (480 v. Chr.) die wahre Zahl widerspiegeln. Zu den Quellen (Her. VIII 1–2, 14, 43–48, 61, 82; Isocr. IV 90; Diod. XI 12. 4, XV 78. 4, Nepos, Them. 3. 2; Aeschyl. Pers. 337 ff.; Thuc. I 74; Ktesias, FGrH 688 F 13. 30; Dem. XVIII 238, XIV 29; Tzetzes ad. Lyc. 1432; Troizener Edikt Zeilen: 14, 32, 37; Suda, s. v. 'Ade…mantoj) und ihrer philologischen Deutung siehe ASHERI, D. – CORCELLA, A.: Erodoto Le Storie. Libro VIII. Mondadori 2003, 195 ff. mit einer vergleichenden Tabelle (P. Vannicelli) (siehe noch ASHERI, D. – CORCELLA, A.: Erodoto Le Storie. Libro IX. Mondadori 2006, Appendice I 348 f.) und 244. Bei dem Standpunkt non liquet bleibt zuletzt BOWIE, A.: Herodotus VIII. Cambridge 2007, 136. Die erste Version dieses Überblickes in Bezug auf die Schiffe bei Salamis habe ich A. Bowie im November 2006 zugesandt, der sie auf Seite 134 seines Kommentars erwähnt. Siehe noch WALLINGA, H. T.: Xerxes’ Greek Adventure. The Naval Perspective. Leiden 2005, 59. Der Autor untermauert Herodots Daten (375 Schiffe) mit Kalkulationen über moderne Flotteneinheiten und Schiff-größe. (Dagegen D. POTTER in BMRC 29.03.2006.) BÉLYÁCZ, K.: A salamisi csata emlékezete [Das Ge-dächtnis der Schlacht von Salamis]. Diss. ELTE Budapest 2007, 26–31.

7 Herodot VIII 44 'Aqhna‹oi młn prÕj p£ntaj toÝj ¥llouj parecÒmenoi nšaj Ñgdèkonta kaˆ ˜katÒn, moànoi: ™n Salam‹ni g¦r oÙ sunenaum£chsan Plataišej 'Aqhna…oisi. Das Schlüsselwort dürfte moànoi sein, wodurch betont wird, dass diese 180 Schiffe ausschließlich mit Athenern bemannt waren.

8 Über die Kenntnis des Werkes Herodots bei den Rednern (Lysias, Isokrates) siehe NOUHAUD (Anm. 3) 118 ff.

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verbis, dass Athen von diesen 220 ausgerüstet hat. Wie oben vermutet, könnte Hypereides einfach das Zahlenverhältnis von vier Fünfteln bei Artemision (220 von 271) auf Salamis übertragen haben.

Für den Redner sind die aufgewandten Kosten (kaˆ t¢nalèmata e„j taÚtaj) vorrangig; für den Historiker ist aber wichtig, „unter welcher Flagge“ die Schiffe ge-fahren sind; er will, entsprechend dem Geist und der Inschrift des Dreifußes in Del-phi, diejenigen verewigen, die den Kampf auf sich genommen haben. Herodot spricht deshalb konsequent von 180 athenischen Schiffen. Die 20 Schiffe von Chalkis werden dem athenischen Kontingent nur von den Modernen zugerechnet, was den summari-schen Angaben der meisten anderen Quellen (200 athenische Schiffe) entspricht. He-rodot geht, abgesehen von der Erwähnung der Schiffe von Chalkis, nicht darauf ein, ob es auch andere Einheiten gab, die von Athen ausgerüstet wurden, aber unter dem Namen einer anderen Stadt in seinem Schiffskatalog erscheinen; vielleicht gab es solche auch nicht.

Bei Thukydides ist dagegen von 400 Schiffen die Rede (I 74), wobei allerdings nicht klar ist, ob sich diese Zahl auf die gesamte Flotte oder auf den athenischen Anteil bezieht:9 naàj mšn ge ™j t¦j tetrakos…aj Ñl…gJ ™l£ssouj tîn dÚo moirîn (zwei Drittel von 400 wären 267).

An welche Schiffe hat also Hypereides bei den 20 Einheiten gedacht, die er über die von den Zeitgenossen (Demosthenes, Isokrates usw.) erwähnten 200 Schiffe hinaus Athen zuschreibt? Man könnte annehmen, dass der Redner ebenso übertrieben habe wie der athenische Gesandte bei Thukydides. Allerdings hätte er auch mit der von Demosthenes genannten Zahl von 200 Schiffen den athenischen Beitrag zu dem mit Theben geschlossenen Bündnis rechtfertigen können.

Eine andere Möglichkeit ist, dass die Athener 20 weitere Schiffe wirklich aus-gerüstet, oder dies mindestens in der historischen Erinnerung so in Evidenz gehalten haben.10 Das kann auch am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. noch allgemein bekannt gewesen sein. Nach Schäfers Annahme hat Demosthenes um 341 v. Chr. Oreos eine ähnliche (finanzielle) Hilfe geleistet, d.h. die Athener haben für von Chalkis geliehene Schiffe die Bürgschaft übernommen.11 Die Athener haben also auch in diesem Fall den geld- und mittellosen Verbündeten die Schiffe selbst finanziert. Falls solche Ein-heiten auch an den Perserkriegen tatsächlich teilgenommen haben, wissen wir nicht, welcher Stadt diese Schiffe zuzurechnen waren. Der Redner konnte die übertriebene Zahl von vier Fünfteln auch deswegen ohne Risiko verwenden, weil die Praxis auch aus den vierziger Jahren bekannt war.

19 Vgl. WALTERS, K. R.: Four Hundred Athenian Ships at Salamis? RhM 124 (1981) 199–203,

der meint, Thukydides habe mit Absicht eine Zahl in den Mund des athenischen Gesandten gelegt, die die Zuhörer ärgern sollte. Die Textstelle zu verbessern ist nicht notwendig (für eventuelle Verbesserun-gen siehe GOMME, A. W.: A Historical Commentary on Thucydides. Oxford 1945, 234 f.).

10 ASHERI–CORCELLA: Her. VIII (Anm. 6) 244: ausgehend davon, dass die Athener Flotte trotz der Verluste bei Artemision auch bei Salamis aus 200 Einheiten bestand, ziehen die Verfasser die Schluss-folgerung, dass ca. 250 Athener Schiffe am Vorabend der zwei großen Schlachten bereitstehen konnten.

11 SCHÄFER, A.: Demosthenes und seine Zeit. Leipzig 18852, II 491 f.; vgl. BRUNT, P. A.: Euboia in the time of Philip II. CQ 19 (1969) 255.

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II. ATHENISCHE EINHEITEN IN DER ARMEE DES KORINTHISCHEN BUNDES

Die folgenden Sätze des Hypereides enthalten bisher unbekannte Daten (p. 144r 32ff.): „Diondas aber beschwert sich jetzt nicht darüber, dass wir für die Rolle irgend-eines Trabanten zweimal so viel Kriegsschiffe aufzustellen gezwungen werden, im Gegenteil, er schlägt geradezu vor, dass wir freiwillig ein Angebot unterbreiten, weil – wie er sagt – es erstaunlich ist, dass die Athener für die Freiheit der Griechen grö-ßeres Engagement gezeigt haben als die Thebaner.“12

P. 175v 11ff.: „Als nämlich Philipp uns befohlen hat, in die verbündete Armee sechshundert Soldaten und sechzig Reiter zu senden, hat Diondas sich freiwillig ge-meldet, dann hat er neben dem Geld seiner Demos-Genossen auch die staatliche Zu-weisung angenommen.“13

Philipp hat im Korinthischen Bund veranlasst, eine alliierte Armee aufzustel-len, und er hat für die Griechen festgelegt, welche Einheiten sie für das gemeinsame Unternehmen gegen die Perser ausrüsten sollten.14 Hypereides liefert neue Daten im Zusammenhang mit diesen Verpflichtungen der Athener.15 Philipp hatte die griechi-

12 Dièndaj dł nàn młn oÙk ¢ganakte‹ e„ Øpłr ˜tšroij ¢kolouqe‹n dipl©j tri»reij ..., ¢ll¦

kaˆ gr£fei ... fhsi eŁnai deinÕn e„ Øpłr tÁj tîn `Ell»nwn ™leuqer…aj ple…w proqum…an 'Aqhna‹oi Qhba…wn paršsconto.

13 Óte g¦r F…lippoj ™kšleuen ¹m©j e„j tÕ sÚntagma pšmpein ˜cakos…ouj stratiètaj kaˆ ˜x»konta ƒppšaj, Dièndaj toÚtwn ˜qelÒnthj Àn kaˆ œlaben tÒ te ™k tîn dhmotîn ¢rgÚrion kaˆ tÕ par¦ tÁj pÒlewj.

14 Über die auf Inschriften und in der Literatur erhalten gebliebenen Quellen (einschließlich der Inschrift Alexanders, mit der er vermutlich den Vertrag seines Vaters bekräftigt hat = Tod 183, und auf der die Zahlen der Truppenstellung stehen konnten) siehe SCHMITT, H. H.: Die Staatsverträge des Alter-tums III. Bd. München 1969, no. 403 (im Weiteren: Svt.). Eine der wichtigsten Quellen aus dem Altertum, die auch in den Svt. zitiert ist, ist [Dem.] XVII, eine Rede, die wahrscheinlich von Hypereides stammt und über den Bruch des von Alexander bekräftigten Vertrages handelt (Svt. no. 403/II). Vgl. CAWKWELL, G. L.: A Note on Ps. Demosthenes 17.20. Phoenix 15 (1961) 74–78: nach ihm muss die Rede auf 331 v. Chr. datiert werden, obwohl der Scholiast sie auf 336/335 setzt. WILL, W.: Athen und Alexander. Unter-suchungen zur Geschichte der Stadt von 338–322 v. Chr. [Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und Rechtsgeschichte 77]. München 1983, 62. Anm. 88. (bzw. WILL, W.: Zur Datierung der Rede Ps.-Demos-thenes XVII. RhM 125 [1982] 202–213) argumentiert für das Datum 333 v. Chr., HAMMOND, N. G. L. – GRIFFITH, G. T.: A History of Macedonia. Vol. II. 550–336 B.C. Oxford 1979, 627 für 330 v. Chr. Siehe noch AGER, SH. L.: Interstate Arbitrations in the Greek World, 337–90. Berkeley 1996, 39–43; RHODES, P. J. – OSBORNE, R.: Greek Historical Inscriptions 404–323 BC. Oxford 2003 (im Weiteren: R&O) no. 76; BRUN, P.: Impérialisme et démocratie à Athènes. Inscriptions de l’époque classique. Paris 2005, no. 83.

15 Die wichtigste Fachliteratur in Bezug auf den Korinthischen Vertrag: WILCKEN, U.: Beiträge zur Geschichte des Korinthischen Bundes. SB München (1917) 10. Abh.; WILCKEN, U.: Alexander der Große und der Korinthische Bund. SB Berlin (1922) Nr. XVI 97–118; WILCKEN, U.: Philipp II. von Makedonien und die panhellenische Idee. SB Berlin (1929) Nr. XVIII 291–318; HAMMOND, N. G. L. –WALBANK, F. W.: History of Macedonia. Oxford 1988, III 572–579; BENGSTON, H.: Griechische Geschichte. München 1977, 326 f. (mit weiterführender Literatur). Über die Ereignisse nach Chaironeia, die Pazifizierung von Hellas bzw. den Inhalt und die spätere Erneuerung des Korinthischen Vertrages siehe ROEBUCK, C.: The Settlements of Philip II with the Greek States in 338 BC. CPh 43 (1948) 73–92, der die Schritte Philipps gegenüber den einzelnen Poleis nach Chaironeia anhand der Quellen aufzählt. RYDER, T. T. B.: Koine Eirene. General Peace and Local Independence in Ancient Greece. Oxford 1965; HEISSERER, A. J.: Alexander the Great and the Greeks. The Epigraphic Evidence. Norman 1980, XXIII–

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schen Stadtstaaten im Spätherbst 338 v. Chr. nach Korinth eingeladen, um Frieden zu schließen; dann hat er sie, wahrscheinlich auf einem zweiten Kongress, in einem mi-litärischen Bündnis (dem Korinthischen Bund) vereint.16

Plutarch zufolge hat Demades in Athen beantragt, an dem/den Kongress/en teil-zunehmen, was von Phokion zögernd unterstützt wurde: (Plut. Phokion 16. 5–8): Dh-m£dou dł gr£yantoj Ópwj ¹ pÒlij mštecoi tÁj koinÁj e„r»nhj kaˆ toà suned- r…ou to‹j “Ellhsin, oÙk e‡a prÕ toà gnînai, t…na F…lippoj aØtù gšnesqai par¦ tîn `Ell»nwn ¢xièsei: krathqeˆj dł tÍ gnèmV di¦ tÕn kairÒn, æj eÙqÝj ˜èra toÝj 'Aqhna…ouj metamelomšnouj Óti kaˆ tri»reij œdei paršcein tù Fil…ppJ kaˆ ƒppe‹j, “taàt'” œfh “foboÚmenoj ºnantioÚmhn: ™peˆ dł sunšsesqe, de‹ m¾

———— XXVII, der außer der Schilderung der koine eirene die wichtigsten Inschriften mit Erklärungen mitteilt; WILL: Athen und Alexander (Anm. 14) 17 ff., der – außer der kritischen Sichtung der früheren Fachlite-ratur – einen knappen Überblick über die von dem Korinthischen Bund bereiteten Verpflichtungen gibt. PERLMAN, S.: Greek Diplomatic Tradition and the Corinthian League of Philip of Macedon. Historia 34 (1985) 153–174, der die früheren intergriechischen Bündnisverträge analysiert, und feststellt, dass der Erfolg des Korinthischen Vertrages gerade der traditionellen Form zu verdanken ist. Interessant ist noch KONDRATYUK, M. A.: The League of Corinth and its Role in the Political History of Greece in the Thir-ties and Twenties of the Fourth Century B.C. VDI 140 (1977) 25–42 (auf Russisch mit englischem Resü-mee), der überzeugend beweist, dass das Dasein des Korinthischen Bundes feste Stützpunkte für die „oli-garchischen“ Gruppierungen der einzelnen Poleis bedeutete. Eigentlich haben Diondas und Demades in ähnlichem Geist in Athen gehandelt. BADIAN, E. – MARTIN, TH. R.: Athenians, other Allies, and the Hel-lenes in the Athenian Honorary Decree for Adeimantos of Lampsakos. ZPE 61 (1985) 167–172; sowie HAMMOND, N. G. L.: The Meaning of Arrian, Anabasis 7.9.5. JHS 119 (1999) 166–168; und zuletzt BUCKLER, J. – BECK, H.: Central Greece and the Politics of Power in the Fourth Century BC. Cambridge 2008, 245–253; LOW, P.: Interstate Relations in Classical Greece. Cambridge 2007, 177 ff.

16 Hammond nimmt (der Annahme Wilckens folgend) mindestens zwei, aber eher drei Versamm-lungen an. In Bezug auf die Truppen gelangt er zu folgendem Ergebnis: „There is no mention of contin-gents to be supplied or of Persia in what has survived.“ Dann in einer Anmerkung: „This came perhaps at a third meeting. There may have been some correlation between the number of votes and the military resources of any one state; but that is not the same thing as fixing the size of a state’s contingent for a war.“ (HAMMOND: History of Macedonia III [Anm. 15] 572. Anm. 4). In Bezug auf das Testimonium Iustins gelangt er zu einer ähnlichen Schlussfolgerung: „This sentence [neque enim dubium erat impe-rium Persarum his apparatibus peti] shows that the decision to go to war with Persia was not taken at the meeting which listed the forces of the individual states.“ Nach Hammond ist die erschlossene Reihenfolge der Verträge: Friedensvertrag, Bündnisvertrag (mit den Verhältnissen der Stimmen und den Truppenkon-tingenten), dann die Bestimmung der Zahl der Truppen gegen die Perser. R&O (Anm. 14) 376 formu-lieren vorsichtiger: „one or more meetings at Corinth, in which Philip united the Greeks in a common peace treaty, created an organisation, known to modern scholars as the League of Corinth, which had a synedrion and in which he held the position of hegemon, and gained approval for a campaign against the Persians, which he was to command.“ Dann: „The decision to campaign against Persia probably belongs to a later occasion than the original estblishment of the League“, 377. Die Fortsetzung veranschaulicht die Meinungsunterschiede in der Fachliteratur: „Hammond [& Walbank] believes that an alliance was made at that stage, but Ryder and [Hammond &] Griffith do not.“ Diese Frage ist besonders wichtig für uns, weil es von der Zahl der Versammlungen abhängt, ob den einzelnen Mitgliedstaaten feste Quoten für die Truppenstellung auferlegt wurden, oder ob Philipp die Zahlen (auf der dritten Versammlung) im An-gesicht der Perserinvasion mit Ad-hoc-Charakter bestimmt hat. Die Argumente Hammonds beweisen m.E. den Ad-hoc-Charakter bzw. die dritte Versammlung nicht. So eine Deutung des Satzes von Iustin erscheint gezwungen. BUCKLER–BECK: Central Greece (Anm. 15) 246 nehmen auch eher zwei Kongresse in Korinth an: „Those assembled at Corinth in 337 concluded an alliance and elected Philip both hege-mon and strategos autokrator of it. Philip immediately set quotas of soldiers and supplies to be contrib-uted by the cities for the campaign against the King.“

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baršwj fšrein mhd' ¢qume‹n, memnhmšnouj Óti kaˆ oƒ prÒgono… pote młn ¥rcon-tej, potł d' ¢rcÒmenoi, kalîj d' ¢mfÒtera taàta poioàntej, kaˆ t¾n pÒlin œsw-san kaˆ toÝj “Ellhnaj.”17

Über das Ausmaß des von Philipp bestimmten militärischen Beitrages ist Iustin (IX 5. 1–7) unsere einzige Quelle: Conpositis in Graecia rebus Philippus omnium civitatum legatos ad formandum rerum praesentium statum evocari Corinthum iubet. (2) ibi pacis legem universae Graeciae pro meritis singularum civitatum statuit, con-siliumque omnium veluti unum senatum ex omnibus legit. (3) soli Lacdaemonii et regem et legem contempserunt, servitutem non pacem rati, quae non ipsis civitatibus conveniret, sed victore ferretur. (4) auxilia deinde singularum civitatum describuntur, sive adiuvantibus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferen-dum. (5) neque enim dubium erat imperium Persarum his apparatibus peti. (6) summa auxiliorum CC milia peditum fuere et equitum XV milia. (7) extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat confinis gentium barbaria. Die Zahlen Iustins erscheinen unrealistisch hoch, besonders wenn sie mit der Größe des Invasionsheeres Alexanders verglichen werden (s. unten).18

Die Einheiten hat Philipp – nach Diodoros – einzeln unter den Stadtstaaten auf-geteilt (XVI 89): ™n Kor…nqJ toà koinoà sunedr…ou sunacqšntoj dialecqeˆj perˆ toà prÕj Pšrsaj polšmou kaˆ meg£laj ™lp…daj Øpoqeˆj proetršyato toÝj sun-šdrouj e„j pÒlemon. tšloj dł tîn `Ell»nwn ˜lomšnwn aÙtÕn strathgÕn aÙtokr£tora tÁj `Ell£doj meg£laj paraskeu¦j ™poie‹to prÕj t¾n ™pˆ toÝj Pšrsaj strate…an. diat£xaj d' ˜k£stV pÒlei tÕ plÁqoj tîn e„j summac…an stratiwtîn ™panÁlqen e„j t¾n Makedon…an.19

Obwohl der Organismus und das Funktionieren des Korinthischen Bundes dem Aufbau des zweiten Athener Seebundes bzw. der Böotischen Liga am ähnlichsten war, können wir aus diesen Beispielen keine Folgerungen hinsichtlich der militäri-schen Verbindlichkeiten und der Truppenstellungen ableiten.20

Die äußerst fragmentarische Inschrift Rhodes–Osborne 76b, die vielleicht den Text des von Alexander erneuerten Vertrages enthält, zählt die Namen der nord-griechischen Städte auf. Die ihnen zugeordneten Zahlen geben vermutlich die im Rat (synedrion) erhaltenen Stimmen bzw. die ihnen entsprechenden Verbindlichkeiten für die Truppenstellung wieder. Nach der vorsichtigen Formulierung von Rhodes–

17 HAMMOND: History of Macedonia III (Anm. 15) 573 f. zieht auch aus dem Text Plutarchs die

Schlussfolgerung, dass der erste Schritt die Schließung eines Friedensvertrages war, den Demades einge-reicht hat. Die Athener erfuhren erst später, dass die Schließung eines Bündnisvertrages (Korinthischer Bund) auf den Friedensschluss folgt, in der sie Verbindlichkeiten für die Truppenstellung erfüllen mussten.

18 „An einen Einsatz der Truppen in dieser von Justin genannten Stärke kann Philipp nicht gedacht haben. Alexanders Bundesheer blieb später nicht zuletzt aufgrund des mangelnden Engagements der Griechen weit hinter diesen Zahlen zurück.“ WILL: Athen und Alexander (Anm. 14) 19. Anm. 124.

19 HAMMOND: History of Macedonia III (Anm. 15) 573: Obwohl er betont, dass Diodoros seine Quelle, Diyllos drastisch gekürzt hat, gelangt er aufgrund des – meiner Meinung nach stark vereinfa-chenden – Textes zur Schlussfolgerung, dass Philipp die Größe der gegen die Perser aufzustellenden Ein-heiten dem von ihm vorher zustande gebrachten Korinthischen Bund vorgegeben hat.

20 PERLMAN: Diplomatic Tradition (Anm. 15) 171; bzw. BUCKLER–BECK: Central Greece (Anm. 15) 251.

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Osborne: „Attempts to reconstruct the list of members on fr. b are too speculative to be worth pursuing. The numerals presumably indicate the number of units assigned to a state or group of states, and their representations in the council and their military obligations were probably in proportion to these.“21 „The fragment of a treaty with Alexander refers to the sending of troops and their provisioning: this may refer to the contribution which Athens was required to make to the campaign.“22 Wir haben wie-derum keinen Grund anzunehmen, dass Alexander den Bündnisvertrag mit Philipp verändert hätte. „All of the evidence indicates that Alexander simply renewed Philip’s settlement and that he made his decisions regarding the Peloponnesian affairs under its aegis. Furthermore, Alexander doubtless lacked the time, inclination, and the need radically to recast Philip’s treaty.“23

Die Übersicht der Forschung des 20. Jahrhunderts zeigt, dass es bisher noch in keiner einzigen Frage hinsichtlich des Korinthischen Bundes einen Konsens gibt. Diejenigen Forscher haben höchstwahrscheinlich Recht, die auch in Bezug auf die Verbindlichkeiten für die Truppenstellung bei dem Standpunkt non liquet bleiben. Die Zahlen (Verhältnisse der Stimmen und der Truppen) festzulegen haben Schwahn und Kahrstedt bezüglich der Athener versucht. Beide Versuche wurden kritisch auf-genommen.24 Auch anhand der neuen Zahlen können wir nur eine Hypothese auf-stellen.

Ich gehe dabei von den folgenden Prämissen aus (die nicht zu beweisen, aber doch einigermaßen wahrscheinlich sind): 1. Auf dem zweiten Kongress in Korinth hat Philipp – mit dem Einverständnis der versammelten Delegierten – die Verhältnisse der Truppenstellung generell festgelegt, und sich auch während der Vorbereitung des Feldzuges gegen die Perser daran gehalten. 2. Die Daten Iustins hinsichtlich des Bundesheeres sind übertrieben. 3. Alexander hat den früheren Vertrag bekräftigt, und die Verbindlichkeiten für die Truppenstellung vor der Invasion gegen die Perser nicht verändert.

Hypereides äußert sich eindeutig: Aufgrund der Anordnung Philipps hatte Athen sechshundert Fußsoldaten und sechzig Reiter für das Bundesheer zu stellen (das Verb ™kšleuen bezieht sich wohl auf die im Vertrag enthaltene Anweisung des Königs, und nicht auf eine Verordnung mit Ad-hoc-Charakter). Der Redner erwähnt die Trieren nicht. Ihre Erwähnung bei Plutarch (Phokion 16. 89) dürfte eine Rück-projektion der Forderung Alexanders sein, von der auch Hypereides spricht (174v 14, vgl. Plutarch, Phokion 21). Auch der von Plutarch erwähnte heftige Protest der Athe-

21 R&O (Anm. 14) 378. 22 R&O (Anm. 14) 379. Der Bündnisvertrag wurde auch 303/302 v. Chr. erneuert, siehe Svt.

(Anm. 14) no. 446. Wir können aber nicht wissen, inwieweit das dreißig Jahre später entstandene Abkom-men die Verhältnisse des Korinthischen Bundes widerspiegelt.

23 BUCKLER–BECK: Central Greece (Anm. 15) 251. Ähnlich HEISSERER: Alexander (Anm. 15) 18 ff. SEIBERT, J.: Alexander der Große. Darmstadt 1972, 74–77 fasst die einschlägige Literatur bis 1972 mit einer ähnlichen Schlussfolgerung zusammen.

24 SCHWAHN, W.: Heeresmatrikel und Landfriede Philipps von Makedonien [Klio Beiheft XXI]. Leipzig 1930; BERVE, H. in Gnomon 9 (1933) 309–312; bzw. KAHRSTEDT, U.: Das Athenische Kon-tingent zum Alexanderzuge. Hermes 71 (1936) 120–124; WILL: Athen und Alexander (Anm. 14) 49. Anm. 9.

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ner ist eher ex eventu auf Alexanders Bitte um Trieren zu beziehen.25 Schäfer26 und ihm folgend Will27 ziehen aus der Beschreibung Plutarchs den Schluss, dass der Um-fang des von Philipp geforderten Kontingents riesige Empörung in Athen hervorge-rufen habe. Aber aus den von Hypereides genannten Zahlen wird deutlich, dass 600 Mann und 60 Reiter keine unerträgliche Last für die Stadt bedeuten konnten: Athen hatte vor Chaironeia 17.000 Söldner unter Waffen gehalten.

Zwei Jahre später haben die Griechen in der Bodenarmee Alexanders wahr-scheinlich im Geist des Korinthischen Bundes insgesamt 7000 Fußtruppen und 600 Reiter aufgestellt. Insgesamt bestand das Heer aus ungefähr 40.000 Mann.28 Die nied-rige Zahl der verbündeten Truppen könnte darauf hinweisen, dass Alexander die Al-liierten im Wesentlichen nicht in Anspruch nehmen wollte. Zwei Erklärungen waren bis jetzt denkbar: a) Alexander sah die griechischen Soldaten eher als Geiseln an, oder b) er schätzte ihren Kampfwert gegenüber den Söldnern gering. Andererseits hatte der gepriesene panhellenische Geist des Korinthischen Bundes Alexander gezwungen, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, zumindest zu propagandistischen Zwecken.29

Kahrstedt ist in seiner oben erwähnten Hypothese (Anm. 24) nach komplizier-ten Rechnungen zum Ergebnis gelangt, dass die Epheben des Jahrganges 335/334 v. Chr. am Feldzug Alexanders teilgenommen haben. Er hat ihre Anzahl auf ca. sieben-hundert geschätzt, die das Zehntel der verbündeten Infanterie gewesen wäre. Obwohl die Fachliteratur den Epheben-Gedanken Kahrstedts mit Recht ablehnt, könnte er hinsichtlich des zehnprozentigen Verhältnisses der Athener Recht haben. Es wäre ein merkwürdiger Zufall, dass Athen in beiden festländischen Truppengattungen (in In-fanterie und Kavallerie) – die von Philipp festgesetzten Zahlen als Grundlage genom-men – gerade nahezu das Zehntel des mit Alexander nach Asien aufgebrochenen Bundesheeres (334 v. Chr.) aufgestellt hat. Es ist sogar vorstellbar, dass auch das Athener Kontingent aus 20 Schiffen mehr oder weniger den im Korinthischen Vertrag in den Stein gemeißelten zehnprozentigen Verhältnissen gefolgt sei: Nach dem con-sensus der Althistoriker bestand die Flotte Alexanders aus 160 Einheiten (vgl. Arr. I 11. 6 und 18. 4), Iustin erwähnt dagegen 182 Schiffe (XI 6. 2). (Die letztere Frage werde ich in dem nächsten Kapitel ausführlich behandeln.) Nach den vorstehenden Erörterungen sollte Athen im Fall einer Generalmobilisierung annähernd das Zehntel der militärischen Lasten des Bundes auf sich nehmen. Das konnte gleichzeitig die obere Grenze der Einheiten darstellen, die mobilisiert werden durften. Unabhängig von den oben kurz dargelegten Konzepten der Fachliteratur kann es also nicht ausge-

25 Vgl. WILL: Athen und Alexander (Anm. 14) 18. Anm. 115. 26 SCHÄFER: Demosthenes und seine Zeit (Anm. 11) III 34. 27 WILL: Athen und Alexander (Anm. 14) 19. 28 Die Angabe kann aus Diod. XVII 17. 4 erschlossen werden, vgl. WILL: Athen und Alexander

(Anm. 14) 49. Anm. 7; BENGSTON: Griechische Geschichte (Anm. 14) 336. Siehe noch BERVE, H.: Das Alexanderreich auf prosophographischer Grundlage. München 1926, I 139 (A. Kampftruppen; 3. Die hellenischen Truppen) bes. 141 ff. ASHLEY, J. R.: The Macedonian Empire. The Era of Warfare Under Philip II. and Alexander the Great, 359–323 BC. London 1998, 185: Alexanders Invasionsheer bestand aus 5100 Reiter, 32000 Infanteristen und 7500 Knechte, das sind insgesamt ungefähr 45 000 Soldaten. In der Kavallerie haben 600 und in der Infanterie 7000 griechische Verbündete gedient.

29 Vgl. WILCKEN: Alexander (Anm. 15) 104 f. WILL: Athen und Alexander (Anm. 14) 49 ff.

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schlossen werden, dass der strategos autokrator des Korinthischen Bundes keine größere griechische Armee einberufen durfte als 6000/7000 Fußsoldaten, 600/700 Reiter und 100 oder 200 Kriegsschiffe.30 Diese Zahlen gaben die obere Grenze seiner Möglichkeiten an, die er nicht unbedingt ausgenutzt hat. Philipp hat vielleicht über-haupt nicht um Kriegsschiffe gebeten, und Alexander hat anfangs (?) die im Vertrag angegebenen Möglichkeiten ergriffen, dann zuletzt (?) im Vergleich zu den Abma-chungen einen insgesamt zweimal so großen Beitrag verlangt.

Der oben zitierte erste Abschnitt der Diondas-Rede kann mit Sicherheit mit der Invasion in Asien in Zusammenhang gebracht werden. Der Schlüssel ist der Aus-druck „für die Rolle irgendeines Trabanten“ (Øpłr toà ˜tšrJ ¢kolouqe‹n). Zwar ist die Wiederherstellung des griechischen Textes wegen des schlechten Zustands des Palimpsests unsicher, aber auch [Demosthenes] XVII 30 benutzt den gleichen Aus-druck hinsichtlich des Zwanges der Korinthischen Liga: kaˆ g¦r œti prosgšgraptai ™n ta‹j sunq»kaij, ‘™¦n boulèmeqa tÁj koinÁj e„r»nhj metšcein’: tÕ d' ‘™¦n bou-lèmeqa’ ™stˆn ¤ma toÙnant…on, e„ ¥ra potł de‹ paÚsasqai a„scrîj ˜tšroij ¢kolouqoàntaj, À mhd' ¢namnhsqÁnai mhdem…aj filotom…aj tîn ™x ¢rcaiot£tou kaˆ ple…stwn kaˆ m£lista p£ntwn ¢nqrèpwn ¹m‹n Øparcousîn. Der Verfasser der Rede XVII ist – nach Libanios – wahrscheinlich Hypereides. Der Redner be-schwert sich wegen der Verpflichtungen aus dem mit Alexander erneuerten Korinthi-schen Vertrag, und klagt die Makedonier wegen des Vertragsbruchs an.31 Der Gedan-kengang der Diondas-Rede lässt sich etwa so rekonstruieren: Diondas hat – trotz der glorreichen Vergangenheit und der gegen die Perser angenommenen Rolle – den „übertriebenen“, im Vergleich zu Theben zweimal so großen Beitrag Athens zum Feldzug gegen Philipp beanstandet. Jetzt aber würde er von den Athenern erwarten, ihr Teil zum Unternehmen gegen die Perser auch über die Forderungen (?) hinaus bei-zutragen, nur um ein geschätzter Trabant unter den Verbündeten des Korinthischen Vertrages sein zu können: Der Ausdruck Øpłr toà ˜tšrJ ¢kolouqe‹n ist dem Aus-druck Øpłr tÁj tîn `Ell»nwn ™leuqer…aj gegenübergestellt. Extrem formuliert: Die unterworfene Polis soll – für die Freiheit – mehr auf sich nehmen als früher in führender Position. In diesem Geist kann auch der Ausdruck „größeres Engagement“ (ple…w proqum…an) verstanden werden. Obwohl der Einsatz Athens, der den aller anderen Griechen übersteigt, Gemeinplatz ist,32 könnte Diondas argumentiert haben, dass die Athener den Thebanern, obwohl sie sich einst des medismos schuldig gemacht hatten, viel größere Hilfe gewährt hätten als sie jetzt zum Feldzug gegen die Perser zu leisten bereit seien. Die Argumentation des Diondas konnte sich auch darauf stüt-zen, dass die Thebaner sich im Frühjahr 335 v. Chr. den Forderungen des Korin-thischen Bundes widersetzt hatten, obwohl Alexander ihnen eine Amnestie (¥deian

30 Die von Philipp verlangten 600 Athener Fußsoldaten bedeuten aufgrund des Zehntel-Prinzips

336 v. Chr. 6000 Fußsoldaten im Bundesheer. Im Heer Alexanders kann die Zunahme um 1000 Personen mit dem Beitrag der Länder erklärt werden, die sich inzwischen angeschlossen haben.

31 Siehe Anm. 14. 32 [Dem.] XVII 66 formuliert in gleicher Weise: ¢eˆ perˆ prwte…wn kaˆ timÁj kaˆ dÒxhj ¢gw-

nizomšnhn t¾n patr…da, kaˆ ple…w kaˆ cr»mata kaˆ sèmat' ¢nhlwku‹an Øpłr filotim…aj kaˆ tîn p©si sumferÒntwn À tîn ¥llwn `Ell»nwn Øpłr aÙtîn ¢nhlèkasin ›kastoi.

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Plutarch, Alex. 11. 8) angeboten und sie vor seinem Angriff auf ihre Stadt noch auf-gefordert hatte, sich dem Bund anzuschließen (metšcein tÁj koinÁj to‹j “Ellhsin ™leuqer…aj, Diod. XVII 9. 5), was die Thebaner hochmütig ablehnten.

Nach dem hier skizzierten Gedankengang des Diondas sollte Athen also im Rahmen des Bündnisvertrages größere Lasten auf sich nehmen, nämlich mindestens doppelt so schwere im Vergleich zu denen, die sie damals für die Thebaner zu tragen bereit waren.

Das vierte Wort der ersten Zeile auf 176r, das sehr schwer zu entziffern ist, er-klärt auch, worin Diondas den mindestens zweifachen Beitrag als selbstverständlich angesehen hat: in der Zahl der Trieren (dipl©j tri»reij).33 Es fragt sich, in Bezug worauf die Zahl der Trieren verdoppelt sein soll. An die Flotte Alexanders haben sich 334 v. Chr. zwanzig Athener Kriegsschiffe angeschlossen.34 Hypereides (174v 20 ff.) und ebenso Plutarch (Phokion 16 bzw. 21) sprechen von der Empörung der Athener wegen der Trieren. Der Widerstand – von den Worten des Diondas gar nicht zu spre-chen – wäre aber weniger zu verstehen, wenn Alexander um eine dem Inhalt des Ver-trages entsprechende Zahl Kriegsschiffe gebeten hätte. Nicht einmal [Dem.] XVII stellt die im Vertrag eingegangenen Verpflichtungen in Frage; im Gegenteil, ihre Er-füllung durch die Athener ermöglicht ihm, von den Makedonen wegen ihres Vertrags-bruches Rechenschaft zu verlangen. Es bleiben also zwei Möglichkeiten: a) Alexan-der hat wieder um zwanzig Einheiten zusätzlich zu den schon gesandten (334 v. Chr.) und im Vertrag vorgeschriebenen zwanzig Schiffen gebeten – in diesem Fall müssen die Zeugnisse Plutarchs und mit ihnen die Diondas-Rede auf Frühling 333 v. Chr. datiert werden. Oder b) Alexander hat um den zweifachen Beitrag zur Invasionsflotte im Winter 335 v. Chr. gebeten, d.h., nach dem Inhalt des Korinthischen Vertrages hätte Athen nur zehn Schiffe aufstellen müssen. Das bedeutet aufgrund des hinsicht-lich der Bodentruppen vermuteten Zehntel-Prinzips, dass die Bundesflotte insgesamt aus hundert Einheiten bestand. Die wahrscheinlichere Datierung der Rede (Frühjahr 334 v. Chr.) würde für die zweite Möglichkeit sprechen.35

Wenn man die vorstehende Hypothese akzeptiert, kann man sich fragen, wa-rum Athen nur in so geringem Maße zur Bundesflotte hätte beitragen sollen. Die Frage ist schwer zu beantworten. Man könnte annehmen, dass der Korinthische Bund vor Allem zum Schutz des status quo geschlossen worden war und dass die Makedonen von Anfang an die Hauptlast des Unternehmens gegen die Perser auf sich genommen hatten. Dann wäre die geringe Zahl der verbündeten griechischen Truppen von vorn-herein im Bündnisvertrag festgelegt gewesen. Ob Athen außer den mit athenischen Besatzungen fahrenden Trieren auch Schiffe ausrüstete, auf denen makedonische oder andere griechische Mannschaften dienten, lässt sich nicht entscheiden.

Aufgrund des Gedankenganges der Diondas-Rede kann man sich vorstellen, dass Alexander gegenüber der Zehnprozent-Vereinbarung von Athen das Doppelte,

33 Die Athener hatten in 330 v. Chr. ungefähr 400 Trieren (IG II2 1627, 266 ff.). 34 Diod. XVII 22. 5. 35 Zur Frage der Datierung seihe: HORVÁTH, L.: Dating Hyperides’ Against Diondas. ZPE 166

(2008) 27–34.

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d.h. zwanzig für seinen Feldzug nach Asien verlangt hat. Der König hatte, wie auch sein unten angeführter „Brief an die Chioten“ zeigt, Mangel an Schiffen. Nach der Eroberung Thebens wird er seine Forderungen viel nachdrücklicher gestellt haben. Demades und seine politischen Partner, unter ihnen auch Diondas, haben die Bitte willkommen geheißen und hätten weitergehende Angebote gemacht, und beschwer-ten sich sogar, dass Alexander sich an sie erst als letzte gewandt hatte.

Mit den Einheiten der Flotte bzw. der Bitte Alexanders kann noch eine In-schrift in Zusammenhang gebracht werden. Heisserer hat vermutet, dass Alexanders so genannter Brief an die Chioten (SIG3 283 = R&O 84) nicht – wie meist angenom-men – auf 332 zu datieren ist, sondern schon auf 344 v. Chr.36 Rhodes–Osborne ak-zeptierten Heisserers Interpretation.37 Im Fragment A kann Folgendes gelesen werden (8 ff.): paršcein dł C…ouj tri»reij e‡kosi peplhrwmšnaj to‹j aÑtîn tšlesin, taÒtaj dł ple‹n mšcri ¨n kaˆ tÕ ¥llo naotikÕn tÕ tîn `Ell»nwn meq' ¹mîn sumplÁ. Alexander gibt also den Chioten den Befehl zwanzig Kriegsschiffe aufzu-stellen, die dann solange Dienst leisten werden, bis die griechische Bundesflotte mit dem König fährt. Unter der griechischen Bundesflotte sollen höchstwahrscheinlich die Einheiten des Korinthischen Bundes verstanden werden, mit den zwanzig Athe-ner Trieren. Chios hatte in der ersten Hälfte der 330er Jahre v. Chr. mehrmals zwi-schen Persern und Makedonen/Griechen die Seiten gewechselt. Die Inschrift geht auch darauf ein, dass die Perser-Befürworter von den Oberhäuptern in Chios vor das Bundesgericht gestellt werden sollen.38

Gewissheit ist hier nicht zu erlangen. Immerhin wäre zu überlegen, ob Alexan-der nicht gezwungen war, über die vom Korinthischen Bund garantierten Einheiten hinaus weitere Schiffe auszurüsten. So hat er den Inselstaat Chios, der sich dem ur-sprünglichen Vertrag erst später angeschlossen hatte, zur Stellung einer ziemlich gro-ßen Zahl von Schiffen verpflichtet. Aus dem Text des Briefes spricht durchaus nicht ein Bündnisverhältnis zwischen gleichrangigen Parteien, sondern der König konnte nach Belieben intervenieren und befehlen.39 Es gibt trotzdem keinen Grund, an der Vermutung von Rhodes und Osborne zu zweifeln, dass Chios 336 v. Chr. durch die Truppen des Parmenion und Attalos, die Alexanders Invasion in Asien vorbereiteten,

36 HEISSERER, A. J.: Alexander’s Letter to the Chians: a Redating of SIG3 283. Historia 22 (1973)

191–204, dann DERS.: Alexander (Anm. 15) 79 ff. HORNBLOWER, S. in JHS 102 (1982) 271–272 und FRASER, P. M. in CR 32 no. 2. (1982) 241–243 raten gleich hinsichtlich der Feststellungen zur Vorsicht und bleiben – wie auch bezüglich der anderen Aspekte des Korinthischen Bundes – bei dem Standpunkt non liquet.

37 R&O (Anm. 14) 422 ff. 38 R&O (Anm. 14) 423: „... the significance of A lies in the reference to the synedrion of the

Greeks: this is our clearest evidence that Chios, and presumably the other island states, became members of the League of Corinth. There is no reason to think that they joined the League at its foundation (pace A. B. BOSWORTH, Comm. Arr. Anab. i. 178; and SETTIS [ed.], I Greci, II. iii, 63 with n. 57), but it is likely enough that they were won over by Philip’s forces and joined in 336.“

39 Der Oberbefehlshaber hatte sowieso das Recht, Befehle zu geben ohne das synedrion zu fragen. Siehe HAMMOND: Arrian, Anabasis (Anm. 15) 167. Anm. 5. Der König konnte im Fall eines erst kürz-lich beigetretenen Staates noch freiere Hand haben.

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von den Persern zurückerobert wurde.40 Während des Feldzuges von 336 könnten auch andere Inselstaaten unter makedonische Oberhoheit geraten sein, von denen Ale-xander wie von den Chioten verlangen konnte, weitere Schiffe zu stellen. Das alles kann die Annahme stützen, dass der Korinthische Bund – und damit Athen – zur Auf-stellung verhältnismäßig weniger Schiffe verpflichtet war. Unter diesen Umständen wären die Angaben des Hypereides zur athenischen Truppenstärke und zur Anzahl der Schiffe durchaus plausibel.

László Horváth Eötvös-Loránd-Universität (ELTE) Budapest Institut für Altertumswissenschaft H-1088 Budapest Múzeum krt. 4/f. [email protected]

40 Diod. XVI 91. 2; XVII 2. 4. Siehe noch RHODES, P. J.: History of the Classical Greek World,

478–323 BC. Oxford 2006, 321. Anders HEISSERER: Alexander (Anm. 15) 86 (= Historia 196 f. [wie Anm. 36]), der hinter den Ereignissen in Chios den Erfolg des Alkimachos 334. v. Chr. vermutet.