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1) www.research.ibm. com/resources/ news/20010518_pixie_ dust.shtml 2) www.isit.fhg.de/ german/mst/spiegel.html 3) http://moebius. physik.TU-Berlin.DE/ lasergrp/ Neue Technik für Festplatten Festplatten von heute speichern Daten in einer einzigen dünnen fer- romagnetischen Schicht – meist ei- ne komplexe Legierung bestehend aus Kobalt, Platin, Chrom und Bor. Beim Speichern wird ein Schreib- kopf über die Oberfläche geführt, der aus einem geschlitzten weich- magnetischen Ringkern aufgebaut ist, um den eine Spule gewickelt ist. Das Magnetfeld im Ringkern, das am Spalt als Streufeld austritt, ma- gnetisiert die Schicht in diesem Be- reich in eine bestimmte Richtung. Beim Auslesen induzieren die ma- gnetisierten Bereiche der Schicht eine Spannung in der Spule eines analog aufgebauten Lesekopfes. Das Vorzeichen der Spannung ent- hält jetzt die Information. Will man die Speicherdichte erhöhen, muss man – so scheint es – also nur die laterale Ausdehnung der magneti- sierten Bereiche verkleinern. Damit sich jedoch kleinere Be- reiche auch zuverlässig auslesen lassen, ist eine geringere Schicht- dicke notwendig. Das hängt mit der magnetischen Dicke des Materials zusammen – dem Produkt aus dem remanenten magnetischen Moment und der physikalischen Dicke. Höhere Speicherdichten führen al- so bei magnetischen Einfachschich- ten zu drastisch reduzierten Spei- chervolumen und damit wird der superparamagnetische Effekt zum Problem: Je kleiner die Volumenbe- reiche zum Speichern werden, des- to niedriger ist die charakteristische Temperatur, oberhalb der sich keine Weissschen Bezirke mehr ausbil- den. Wissenschaftler bei IBM konn- ten vor kurzem diese Restriktionen umgehen und die theoretisch mög- liche Speicherdichte verbessern. 1) Sie verwenden zwei magnetisierba- re Schichten, mit einer etwa drei Atomlagen dünnen Schicht aus Ru- thenium dazwischen (s. Abb.). Die- se unmagnetische Zwischenschicht führt zu einer antiferromagneti- schen Kopplung (AFC) der beiden magnetischen Schichten, sodass die Bereiche zur Speicherung eines Bits wesentlich kleiner werden können. Die oberste Schicht darf dabei dicker sein als eine Einzelschicht, da die effektive magnetische Dicke bei AFC-Materialien bei gleicher Datendichte kleiner ist als bei bis- herigen Festplatten. Diese dickere Schicht und die damit verbundenen relativ großen Bereiche verhindern den superparamagnetischen Effekt auch bei höheren Speicherdichten. Die ersten seit Juni auf dem Markt erhältlichen AFC-Harddisks haben zwar „nur“ eine Speicherdichte von 25,7 Gbit/inch 2 , doch in nicht mehr als zwei Jahren will IBM Festplat- ten mit einer Speicherdichte von 100 Gbit/inch 2 anbieten. 400 Gbyte-Festplatten könnten dann zum PC-Standard werden. Glänzende Schalter Ob früher von Hand, dann per Re- lais oder heute durch moderne Elektronik – seit jeher ist die Ver- mittlungstechnik ein Engpass in der Datenübertragung. Schaltgeschwin- digkeiten von einigen Dutzend Gi- gabit pro Sekunde sind zwar inzwi- schen recht ordentlich, doch mit der Datenrate in modernen Glasfa- sernetzen können sie nicht mithal- ten – diese ist um den Faktor hun- dert größer. Bei der bislang übli- chen elektronischen Verschaltung müssen optische Signale zuerst in elektrische umgewandelt werden, um nach dem Knotenpunkt wieder in ein Lichtsignal zurückgewandelt zu werden. Bei bis zu 160 Wellen- längen, die parallel übertragen wer- den, ist das nicht nur aufwändig, sondern kostet auch Zeit; die elek- tronische Datenübertragungstech- nik ist heute an einer Grenze ange- langt ist. Opto-mechanische Schalt- Techniken sollen bald durch den Verzicht auf eine Signalumwand- lung das Internet schneller machen. Daran arbeiten nicht nur amerika- nische und japanische Forscher, sondern z. B. auch das Fraunhofer- Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe (ISIT). 2) Die Fraunhofer-Forscher fertigen polierte Siliziumspiegel mit einer Kantenlänge von unter 1 mm. Mit solchen Spiegeln, die flächig ange- ordnet als sog. optische Cross- Connects eingesetzt werden sollen, lassen sich Lichtsignale direkt von einer Glasfaser in die nächste re- flektieren. Damit dies funktioniert, kommt es vor allem auf eine präzise Fertigung der 50 mm dicken Spie- gelchen an, die kardanisch an vier nur 8 mm breiten Torsionsfedern aus Nickel aufgehängt sind. Die Wissenschaftler verwenden Silizi- um-Wafer als Basismaterial, auf die sie lithografische Strukturen belich- ten und anschließend ätzen. Ob- wohl sie Torsionsfedern aus Silizi- um viel einfacher fertigen könnten, setzen sie auf Nickel. Nickel ist we- niger spröde und deutlich belastba- rer. Mit einer von außen angelegten Spannung lässt sich ein solcher Mi- ni-Spiegel verkippen – schnell und exakt um zwei Achsen. Die Kipp- winkel betragen bis zu ±10°, doch auch größere Kippwinkel sind zu realisieren. Am ISIT gibt es zurzeit einen funktionierenden Prototypen. Und in den nächsten Jahren will das Institut zusammen mit einem Industriepartner einen optischen Netzknoten entwickeln, der viele hundert Glasfasern miteinander verschalten kann. Die Internet-User werden also noch etwas warten müssen – aber darin sind sie ja geübt. Ein Wechselspeicher für morgen? Fällt das Wort „Holographie“, den- ken viele zuerst an dreidimensiona- le Abbildungen – z. B. an Beetho- ven auf der EC-Karte. Ganz anders geht es den Mitgliedern der Laser- gruppe an der TU Berlin. 3) Sie den- ken bei Holographie an ein neues Speicherverfahren, um mithilfe mi- kroskopisch kleiner Reflexionsgitter Informationen nicht nur in einer Ebene einer CD speichern zu kön- nen, sondern in deren gesamtem Volumen. Sie erzeugen diese klei- nen optischen Gitter, indem sie ei- Physikalische Blätter 57 (2001) Nr. 7/8 18 High-Tech Die neuen AFC- Festplatten spei- chern Bits in antiferromagne- tisch gekoppelten Materialien (AFC). Diese lassen sich in größeren Schichtdicken aus- lesen als übliche Festplatten, die nur eine einzige magnetische Schicht besitzen. Dadurch bleiben die Volumen der magnetisch ausge- richteten Bereiche bei AFC-Festplat- ten selbst bei enorm hohen Spei- cherdichte von 100 Gbit/inch 2 so groß, dass thermische Instabilitäten keine Rolle spie- len. (Quelle: IBM) Winzige Siliziumspiegel können Daten von einer Glasfaser in die nächste len- ken. Einmal gekippt, tun sie dies wesent- lich schneller und mit weniger Aufwand als elektronische Netzknoten, bei denen die optischen Daten erst in elektronische umgewandelt werden müssen. (Foto: ISIT)

Neue Technik für Festplatten/Glänzende Schalter/Ein Wechselspeicher für morgen?

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Page 1: Neue Technik für Festplatten/Glänzende Schalter/Ein Wechselspeicher für morgen?

1) www.research.ibm.com/resources/news/20010518_pixie_dust.shtml

2) www.isit.fhg.de/german/mst/spiegel.html

3) http://moebius.physik.TU-Berlin.DE/lasergrp/

Neue Technik für Festplatten

Festplatten von heute speichernDaten in einer einzigen dünnen fer-romagnetischen Schicht – meist ei-ne komplexe Legierung bestehendaus Kobalt, Platin, Chrom und Bor.Beim Speichern wird ein Schreib-kopf über die Oberfläche geführt,der aus einem geschlitzten weich-magnetischen Ringkern aufgebautist, um den eine Spule gewickelt ist.Das Magnetfeld im Ringkern, dasam Spalt als Streufeld austritt, ma-gnetisiert die Schicht in diesem Be-reich in eine bestimmte Richtung.Beim Auslesen induzieren die ma-gnetisierten Bereiche der Schichteine Spannung in der Spule einesanalog aufgebauten Lesekopfes.Das Vorzeichen der Spannung ent-hält jetzt die Information. Will mandie Speicherdichte erhöhen, mussman – so scheint es – also nur dielaterale Ausdehnung der magneti-sierten Bereiche verkleinern.

Damit sich jedoch kleinere Be-reiche auch zuverlässig auslesenlassen, ist eine geringere Schicht-dicke notwendig. Das hängt mit dermagnetischen Dicke des Materialszusammen – dem Produkt aus demremanenten magnetischen Momentund der physikalischen Dicke.Höhere Speicherdichten führen al-so bei magnetischen Einfachschich-ten zu drastisch reduzierten Spei-chervolumen und damit wird der

superparamagnetische Effekt zumProblem: Je kleiner die Volumenbe-reiche zum Speichern werden, des-to niedriger ist die charakteristischeTemperatur, oberhalb der sich keineWeissschen Bezirke mehr ausbil-den. Wissenschaftler bei IBM konn-ten vor kurzem diese Restriktionenumgehen und die theoretisch mög-liche Speicherdichte verbessern.1)

Sie verwenden zwei magnetisierba-re Schichten, mit einer etwa dreiAtomlagen dünnen Schicht aus Ru-thenium dazwischen (s. Abb.). Die-se unmagnetische Zwischenschicht

führt zu einer antiferromagneti-schen Kopplung (AFC) der beidenmagnetischen Schichten, sodass dieBereiche zur Speicherung eines Bitswesentlich kleiner werden können.Die oberste Schicht darf dabeidicker sein als eine Einzelschicht,da die effektive magnetische Dickebei AFC-Materialien bei gleicherDatendichte kleiner ist als bei bis-herigen Festplatten. Diese dickereSchicht und die damit verbundenenrelativ großen Bereiche verhindernden superparamagnetischen Effektauch bei höheren Speicherdichten.Die ersten seit Juni auf dem Markterhältlichen AFC-Harddisks habenzwar „nur“ eine Speicherdichte von25,7 Gbit/inch2, doch in nicht mehrals zwei Jahren will IBM Festplat-ten mit einer Speicherdichte von100 Gbit/inch2 anbieten. 400Gbyte-Festplatten könnten dannzum PC-Standard werden.

Glänzende Schalter

Ob früher von Hand, dann per Re-lais oder heute durch moderneElektronik – seit jeher ist die Ver-mittlungstechnik ein Engpass in derDatenübertragung. Schaltgeschwin-digkeiten von einigen Dutzend Gi-gabit pro Sekunde sind zwar inzwi-schen recht ordentlich, doch mitder Datenrate in modernen Glasfa-sernetzen können sie nicht mithal-ten – diese ist um den Faktor hun-dert größer. Bei der bislang übli-chen elektronischen Verschaltungmüssen optische Signale zuerst inelektrische umgewandelt werden,um nach dem Knotenpunkt wiederin ein Lichtsignal zurückgewandeltzu werden. Bei bis zu 160 Wellen-längen, die parallel übertragen wer-den, ist das nicht nur aufwändig,sondern kostet auch Zeit; die elek-tronische Datenübertragungstech-nik ist heute an einer Grenze ange-langt ist. Opto-mechanische Schalt-Techniken sollen bald durch denVerzicht auf eine Signalumwand-lung das Internet schneller machen.Daran arbeiten nicht nur amerika-nische und japanische Forscher,sondern z. B. auch das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie inItzehoe (ISIT).2)

Die Fraunhofer-Forscher fertigenpolierte Siliziumspiegel mit einerKantenlänge von unter 1 mm. Mitsolchen Spiegeln, die flächig ange-ordnet als sog. optische Cross-Connects eingesetzt werden sollen,lassen sich Lichtsignale direkt voneiner Glasfaser in die nächste re-

flektieren. Damit dies funktioniert,kommt es vor allem auf eine präziseFertigung der 50 mm dicken Spie-gelchen an, die kardanisch an viernur 8 mm breiten Torsionsfedernaus Nickel aufgehängt sind. DieWissenschaftler verwenden Silizi-um-Wafer als Basismaterial, auf diesie lithografische Strukturen belich-ten und anschließend ätzen. Ob-wohl sie Torsionsfedern aus Silizi-um viel einfacher fertigen könnten,setzen sie auf Nickel. Nickel ist we-niger spröde und deutlich belastba-rer. Mit einer von außen angelegtenSpannung lässt sich ein solcher Mi-ni-Spiegel verkippen – schnell undexakt um zwei Achsen. Die Kipp-

winkel betragen bis zu ±10°, dochauch größere Kippwinkel sind zurealisieren. Am ISIT gibt es zurzeiteinen funktionierenden Prototypen.Und in den nächsten Jahren willdas Institut zusammen mit einemIndustriepartner einen optischenNetzknoten entwickeln, der vielehundert Glasfasern miteinanderverschalten kann. Die Internet-Userwerden also noch etwas wartenmüssen – aber darin sind sie jageübt.

Ein Wechselspeicher für morgen?Fällt das Wort „Holographie“, den-ken viele zuerst an dreidimensiona-le Abbildungen – z. B. an Beetho-ven auf der EC-Karte. Ganz andersgeht es den Mitgliedern der Laser-gruppe an der TU Berlin.3) Sie den-ken bei Holographie an ein neuesSpeicherverfahren, um mithilfe mi-kroskopisch kleiner ReflexionsgitterInformationen nicht nur in einerEbene einer CD speichern zu kön-nen, sondern in deren gesamtemVolumen. Sie erzeugen diese klei-nen optischen Gitter, indem sie ei-

Physikalische Blätter57 (2001) Nr. 7/818

High-Tech

Die neuen AFC-Festplatten spei-chern Bits inantiferromagne-tisch gekoppeltenMaterialien (AFC).Diese lassen sichin größerenSchichtdicken aus-lesen als üblicheFestplatten, dienur eine einzigemagnetischeSchicht besitzen.Dadurch bleibendie Volumen dermagnetisch ausge-richteten Bereichebei AFC-Festplat-ten selbst beienorm hohen Spei-cherdichte von 100Gbit/inch2 so groß,dass thermischeInstabilitätenkeine Rolle spie-len. (Quelle: IBM)

Winzige Siliziumspiegel können Datenvon einer Glasfaser in die nächste len-ken. Einmal gekippt, tun sie dies wesent-lich schneller und mit weniger Aufwandals elektronische Netzknoten, bei denendie optischen Daten erst in elektronischeumgewandelt werden müssen. (Foto:ISIT)