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KLINISCHE WOCHENSCHRII<T x8. JAHRGANG Nr. 35 2. SEPTEMBER I939 0BERSICHTEN. NEUERE ~ERGEBNISSE UND PROBLEME DER i BLUTGRUPPENFORSCHUNG. Von Dozent Drl habiL PETER DAHR. Aus dem Hygienischen Institut der Universit~.t K61n (Direktor: Prof. Dr. REINER MIUILLER). Bald nach Entdeckung der menschlichen Blutgruppen durch LANDSTEINER ist die Blutgruppenforschung zu ver- schiedenen Wissenschaftsgebieten in Beziehung getreten. So brachten die Ergebnisse yon Blutgruppenuntersuchungen bei Tieren, insbesondere Menschenaffen, wichtige Erkenntnisse ftir die Stammesgesehiehte. Die 1919 erfolgte EntdeckUng der verschiedenen Verteilung der t31utgruppen, d. h. der Blut- gruppengene bei verschiedenen VSlkern und 1Rassen, rief das besondere Interesse der Rassen]oraeher und VSllcerlcundler wach. Die Erbpathologie hat sich in zahlreichen Arbeiten und Untersuchungen mit der wichtigen Frage befal3t, ob be- stimmte Beziehungen bestehen zwischen erblichen Kranlcheiten und erblichen Kranlcheitsdispositionen einerseits und bestimm- ten Blutgruppen bzw. Blutgruppengenen andererseits. Prak- tisch verwertbare Ergebnisse sind bei den umfangreichen bisherigen Untersuchungen auf diesem Gebiete leider noeh nicht erzielt worden. Vielleicht ist das darauf zurtickzuffihren, dab man bei diesen Untersuchungen bisher immer nur die klassischen Blutgruppen A, t3, AB und O berficksichtigt hat unter VernachlAssigung anderer inzwischen schon entdeckter erblicher 131uteigenschaften. WAhrend tier in K61n im Herbst 1938 herrschenden Poliomyelitisepidemie wurden yon K. und M. RIETHMULLER1 die erblichen Bluteigenschaften in ihren Beziehungen zur KinderlAhmung studiert, wobei erstmalig aueh die Untergruppen A 1 und A s und die Blut]ak- toren M und N Beri~eksichtigung fanden. Die dutch die An- wendung auch dieser Prtifungen erhaltenen Ergebnisse sind recht interessant. Zur Untersuchung gelangten nicht, wie in friiheren gr6Beren lJntersuchungsreihen, nur vorwiegend geli~hmte Formen (BLOTE- VOGEL 2) oder ungel~hmte (JENs~Na), sondern gleichmi~13ig Kranke mit und ohne Li~hmungen. Dabei waren die mit Li~hmungen elnher- gehenden l~ormen bei der O-Gruppe stdrker vertreten als die li~hmungs- freien. Umgekehrt, allerdings weniger deutlich als bei O, war das Verhalten in der Gruppe A. Bei Bestimmung der Untergruppen zeigten sieh die li~hmungsfreien Formen bei A 1 zahlreicher ver- treten als bei As, w~hrend bei A~ wie bei der Gruppe O, im Gegensatz zu A1, die mit Liihmung einhergehendenFormen wieder relativ h~iuJiger waren. D'ieses Verhalten kann wohl so gedeutet werden, dab mit der O-Anlage mehr oder weniger eine erbliche Disposition, bei Poliomyelitisinfek~ion mit Li~hmung zu erkranken, verkniipft ist. Bei A1-Menschen , die zwar zu etwa 80 % das Erbbild AO besitzen, bei denen aber wegen der sehr geringen und scheinbar fehlenden Reaktion mit Anti-O das O-Gen offenbar gehemmt ist, ist deshalb auch die Zahl der gel~hmten Formen weniger hi~ufig Ms bei A s- Mensehen, die wegen der Recessiviti~t des Ae-Gens gegeniiber A 1 zu etwa 96 % den Genotypus AO besitzen, bei denen abet auf Grund ihrer Reaktion mit Anti-O-Agglutinin eine Unterdriickung oder Hemmung der O-Anlage nicht anzunehmen ist. Bei der Bestim- mung der Faktoren ergab sich eine relativ hiiuJige Beteiligung der geliihmten Formen bei 25 und M25, ilnd umgekehrt niedrige Werte ffir die gel~hmten Formen bei M. Die praktisehe Bedeutung der Erkenntnis yon Beziehungen zwischen erblichen 131utk6rpercheneigenschaften und erb- lichen Disposit[onen oder Krankheiten 1Age wohl zunAchst auf dem Gebiete individuell prophylalctischer Mal3nahmen; bei der Poliomyelitis etwa in dem Sinne, dab man Kinder der 131utgruppe 0 oder A~ in erster Linie der M6glichkeit einer Infektion entzieht oder sonstige prophylal~tische MaBnahmen besonders bei ihnen anwendet. Das: hohe rassenhygienische, Klinische Wochenschrift, 18. Jahrg. heute a!!erdings noch unerreichbar scheinende Ziel all dieser Forschungen ware jedoch die M6glichkeit einer gewollten Auslese gegen gewisse erbliciie Krankheiten oder Dispositionen immuner Menschen: Die Untersuchungen yon K. und M. lc~IH, THMf)LLER weisen darauf bin, dab bei Einbeziehung mSglichst aller bisher in ihrem Erbgang schon erforschten Blkp.-Eigenschaften vielleicht doch praktische Ergebnisse er- zielt werden. Eine unbestrittene pralctische Bedeutung haben die 131ut- gruppen bzw. auch die fibrigen erblichen Blkp.-Eigenschaften bisher auf 2 Gebieten schon erlangt. An erster Stelle nenne ich die Bluti&ertragung, die dutch vorherige exakte Blutgruppenbestimmung gefahrlos geworden ist. Einige Probleme sind allerdings in letzter Zeit bier auf- getaueht. Zungchst die Frage, ob nicht dutch wiederholte Uber- tragung ]aktorenJremden Blutes beim Emp](~nger Immun- agglutinine entstehenlcSnnen; bekanntlich erzielt man ja auch bei Kaninchen dutch wiederholte Einspritzung yon M-oder N-Blkp. Immunagglutinin. Die praktischen Erfahrungen jedoch, insbesondere die yon CLAUSEN* eigens daraufhin gerichteten Beobachtungen, sprechen indessen daftir, dab es durch wiederholte ~;bertragung yon ]alctoren]remdem Blut beim Menschen anscheinend nieht zur Bildung yon Immun-AnticM und -Anti-N kommt. Eine zweite Frage ist die, ob bei der Bluti~bertragung die Unterteilung yon A in A1 und As zu be- ri~elcsiehtigen ist; mit anderen Worten, ob nicht nur die ~ber- tragung gruppen-, sondern auch untergruppengleichen Blutes angebracht ist. Diese Frage erscheint bereehtigt dutch die Tatsache, dab im Serum von A-Menschen gelegentlich Anti-A- Agglutinin, und zwar gegeni~ber der ]remden Untergruppe wirlcsames, vorhanden ist. Das so bei manchen A1B- und A1-Menschen Vorhandene Anti-A s sowie alas gelegentlieh bei A~B- und A2-Menschen vorkommende Anti-A1-Agglutinin ist zwar gewShnlieh nur bis etwa 18--2o ~ herauf wirksam; gelegentlich beobachtet man aber auch ,,irregulAre" Anti-A- Agglutinine, die bei noch h6herer Wgrme (20--22--25 ~ wirken. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dab solehe Agglutinine in manchen FAllen aueh noch bei K6rperwgrme wirksam sind wie die gew6hnlichen gruppenspezifischen Agglutinine c~ und ft. In diesem Falle wfirde die Ubertragung untergruppenfremden Blutes natfirlich ebenso zu St6rungen tfihren wie die Llbertragung gruppenfremden Blutes. In diesem Zusammenhang ist die Mitteilung yon SEGGEL 5 inter- essant, dab die bei 21o 5 Bluttibertragungen trotz vorheriger einwandfreier Gruppenbestimmung in 7 FAllen beobachteten St6rungen ausschlieBlich Angeh6rige der Gruppen A und A13 betrafen. Da durch den stgndig sieh erweiternden Indikations- bereich der 131utiibertragungen auch eine m6glichste Aus- schaltung irgendwelcher schAdigenden ZwischenfAlle geboten ist, so halte ich auch die Bestimmung der Untergruppen bzw. eine entsprechende Serumanalyse beim EmpJginger als unerld/3- lich, zumal bei Blutspendern, die auf lange Sicht ausgesucht werden und bei solchen Empfgngern, bei denen diese Unter- suchung zeitlich noch m6glich ist. Damit geh6rt aber die ftir die Zwecke der Bluttibertragung Vorzunehmende Gruppen- bestimmung in die Hand des Serologen. Wenn man yon ehirurgischer Seite gelegentlieh h6rt, die Untergruppen- bestimmung sei nicht erforderlich, und es sei die Einschaltung des Serologen in die Blutgruppenbestimmung zwecks Blut- tibertragung nicht notwendig, da ohnedies K0mplikationen praktisch nie oder sehr selten vorkommen, so ist dies ein Trugschlul3, wenn man bedenkt, dab durch die allgemein iibliche Oehleckersche ,,biologischeVorprobe" die dutch un- zulAngliche t3estimlnung zu erwartenden St6rungen von vornherein ausgeschaltet werden. Es ware zu bedenken, ob 8o

Neuere Ergebnisse und Probleme der Blutgruppenforschung

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KLINISCHE WOCHENSCHRII<T x8. J A H R G A N G Nr. 35 2. S E P T E M B E R I939

0BERSICHTEN. NEUERE ~ERGEBNISSE UND PROBLEME

DER i BLUTGRUPPENFORSCHUNG. Von

D o z e n t Dr l h a b i L PETER DAHR. Aus dem Hygienischen Institut der Universit~.t K61n

(Direktor: Prof. Dr. REINER MIUILLER).

Bald nach En tdeckung der menschl ichen B lu tg ruppen durch LANDSTEINER is t die B lu tg ruppenforschung zu ver - schiedenen Wissenschaf tsgebie ten in Beziehung getre ten. So b rach ten die Ergebnisse yon Blu tg ruppenun te r suchungen bei Tieren, insbesondere Menschenaffen, wicht ige Erkenntn isse ftir die Stammesgesehiehte. Die 1919 erfolgte En tdeckUng der versch iedenen Ver te i lung der t31utgruppen, d. h. der Blu t - g ruppengene bei verschiedenen VSlkern und 1Rassen, r ief das besondere Interesse der Rassen]oraeher und VSllcerlcundler wach. Die Erbpathologie h a t sich in zahlre ichen Arbei ten und U n t e r s u c h u n g e n mi t der wicht igen F rage befal3t, ob be- s t immte Beziehungen bes tehen zwischen erblichen Kranlcheiten und erblichen Kranlcheitsdispositionen einersei ts und bes t imm- ten B lu tg ruppen bzw. Blutgruppengenen anderersei ts . P rak- t isch ve rwer tba re Ergebnisse sind bei den umfangre ichen bisherigen Unte r suchungen auf diesem Gebiete leider noeh n ich t erziel t worden. Viel le icht is t das darauf zurtickzuffihren, dab m a n bei diesen Un te r suchungen bisher immer nur die klassischen Blu tg ruppen A, t3, A B und O berf icksicht igt h a t un te r VernachlAssigung anderer inzwischen schon en tdeck te r erbl icher 131uteigenschaften. WAhrend tier in K61n im H e r b s t 1938 her rschenden Pol iomyel i t i sep idemie wurden yon K. und M. RIETHMULLER 1 die erbl ichen Blu te igenschaf ten in ihren Beziehungen zur Kinder lAhmung s tudier t , wobei erstmalig aueh die Untergruppen A 1 und A s und die Blut]ak- toren M und N Beri~eksichtigung fanden. Die du tch die A n - wendung auch dieser Pr t i fungen e rha l tenen Ergebnisse sind rech t in teressant .

Zur Untersuchung gelangten nicht, wie in friiheren gr6Beren lJntersuchungsreihen, nur vorwiegend geli~hmte Formen (BLOTE- VOGEL 2) oder ungel~hmte (JENs~Na), sondern gleichmi~13ig Kranke mit und ohne Li~hmungen. Dabei waren die mit Li~hmungen elnher- gehenden l~ormen bei der O-Gruppe stdrker vertreten als die li~hmungs- freien. Umgekehrt, allerdings weniger deutlich als bei O, war das Verhalten in der Gruppe A. Bei Bestimmung der Untergruppen zeigten sieh die li~hmungsfreien Formen bei A 1 zahlreicher ver- treten als bei As, w~hrend bei A~ wie bei der Gruppe O, im Gegensatz zu A1, die mit Liihmung einhergehenden Formen wieder relativ h~iuJiger waren. D'ieses Verhalten kann wohl so gedeutet werden, dab mit der O-Anlage mehr oder weniger eine erbliche Disposition, bei Poliomyelitisinfek~ion mit Li~hmung zu erkranken, verkniipft ist. Bei A1-Menschen , die zwar zu etwa 80 % das Erbbild AO besitzen, bei denen aber wegen der sehr geringen und scheinbar fehlenden Reaktion mit Anti-O das O-Gen offenbar gehemmt ist, ist deshalb auch die Zahl der gel~hmten Formen weniger hi~ufig Ms bei A s- Mensehen, die wegen der Recessiviti~t des Ae-Gens gegeniiber A 1 zu etwa 96 % den Genotypus AO besitzen, bei denen abet auf Grund ihrer Reaktion mit Anti-O-Agglutinin eine Unterdriickung oder Hemmung der O-Anlage nicht anzunehmen ist. Bei der Bestim- mung der Faktoren ergab sich eine relativ hiiuJige Beteiligung der geliihmten Formen bei 25 und M25, ilnd umgekehrt niedrige Werte ffir die gel~hmten Formen bei M.

Die praktisehe Bedeutung d e r Erkenn tn i s yon Bez iehungen zwischen erbl ichen 131utk6rpercheneigenschaften und erb- l ichen Disposi t [onen oder K r a n k h e i t e n 1Age wohl zunAchst auf dem Gebiete individuell prophylalctischer Mal3nahmen; bei der Pol iomyel i t i s e twa in dem Sinne, dab man Kinder der 131utgruppe 0 o d e r A~ i n erster Linie der M6glichkei t einer Infekt ion entz ieht oder sonstige prophylal~tische MaBnahmen besonders bei ihnen anwende t . Das: hohe rassenhygienische,

Klinische Wochenschrift, 18. Jahrg.

heu te a!!erdings noch uner re ichbar scheinende Ziel all dieser For schungen ware jedoch d i e M6glichkei t einer gewol l ten Auslese gegen gewisse erbliciie Krankhe i t en oder Disposi t ionen i m m u n e r Menschen: D i e Un te r suchungen yon K. und M. lc~IH, THMf)LLER weisen darauf b in , dab bei E inbez iehung mSglichst al ler bisher in ih rem Erbgang schon er forschten Blkp . -Eigenschaf ten viel le icht doch prakt ische Ergebnisse er- ziel t werden.

Eine unbes t r i t t ene pralctische Bedeutung haben die 131ut- g ruppen bzw. auch die fibrigen erbl ichen Blkp . -Eigenschaf ten bisher auf 2 Gebieten schon er langt .

An ers ter Stel le nenne ich die Bluti&ertragung, die du tch vorher ige exak te B lu tg ruppenbes t immung gefahrlos geworden ist. Einige P rob leme sind al lerdings in le tz te r Zei t bier auf- ge taueht . Zungchst die Frage, ob nicht dutch wiederholte Uber- tragung ]aktorenJremden Blutes beim Emp](~nger Immun- agglutinine entstehenlcSnnen; bekannt l ich erziel t m a n ja auch bei Kan inchen du tch wiederhol te E inspr i tzung yon M - o d e r N-Blkp. Immunagg lu t in in . Die prakt i schen E r f a h r u n g e n jedoch, insbesondere die yon CLAUSEN * eigens daraufh in ger ichte ten Beobachtungen , sprechen indessen daftir, d a b es durch wiederhol te ~;bertragung yon ]alctoren]remdem Blut beim Menschen anscheinend nieht zur Bildung yon Immun-AnticM und -Anti-N kommt. Eine zweite F rage is t die, ob bei der Bluti~bertragung die Unterteilung yon A in A1 und As zu be- ri~elcsiehtigen ist; mi t anderen Wor ten , ob n ich t nur die ~ b e r - t r agung gruppen- , sondern auch un te rgruppengle ichen Blu tes angebrach t ist. Diese Frage erscheint bereeh t ig t du tch die Tatsache , dab im Serum von A-Menschen gelegentlich Anti-A- Agglutinin, und zwar gegeni~ber der ]remden Untergruppe wirlcsames, vorhanden ist. Das so bei manchen A1B- und A1-Menschen Vorhandene Ant i -A s sowie alas gelegent l ieh bei A~B- und A2-Menschen v o r k o m m e n d e Anti -A1-Agglut inin ist zwar gewShnlieh nur bis e twa 18- -2o ~ herauf w i rksam; gelegent l ich beobach te t man aber auch , , irregulAre" Ant i -A- Agglut inine, die b e i noch h6herer W g r m e (20- -22- -25 ~ wirken. Es ist deshalb n icht ausgeschlossen, dab solehe Agglut in ine in manchen FAllen aueh noch be i K6rpe rwgrme wirksam sind wie die gew6hnl ichen gruppenspezif ischen Agglut in ine c~ und ft. In diesem Fal le wfirde die U b e r t r a g u n g un te rg ruppenf remden Blutes natf ir l ich ebenso zu St6rungen tfihren wie die Llber t ragung g ruppenf remden Blutes . In diesem Zusammenhang ist die Mit te i lung yon SEGGEL 5 in ter - essant, dab die bei 21o 5 Blu t t iber t ragungen t ro tz vorher iger e inwandfre ier Gruppenbes t immung in 7 FAllen beobach te t en S t6rungen ausschlieBlich Angeh6rige der Gruppen A und A13 betrafen. Da durch den s tgndig sieh erwei ternden Indika t ions- bereich der 131utiibertragungen auch eine m6gl ichste Aus- schal tung i rgendwelcher schAdigenden ZwischenfAlle geboten ist, so ha l t e ich auch die Bestimmung der Untergruppen bzw. eine entsprechende Serumanalyse beim EmpJginger als unerld/3- lich, zumal bei Blu tspendern , die auf lange Sicht ausgesucht werden und bei solchen Empfgngern , bei d e n e n diese Unte r - suchung zeitlich noch m6glich ist. D a m i t geh6r t aber die ftir die Zwecke der Blu t t ibe r t ragung Vorzunehmende Gruppen- be s t immung in die H a n d d e s Serologen. W e n n m a n yon ehirurgischer Seite gelegentl ieh h6rt , die U n t e r g r u p p e n - bes t immung sei n ich t er forder l ich , und es sei die E inscha l tung des Serologen in die B l u t g r u p p e n b e s t i m m u n g zwecks Blu t - t iber t ragung n ich t notwendig, da o h n e d i e s K0mpl ika t ionen prakt isch nie oder sehr sel ten vo rkommen , so is t dies ein Trugschlul3 , wenn m a n b e d e n k t , d a b durch die a l lgemein i ibliche Oehleckersche , ,b io logischeVorprobe" die du tch un- zulAngliche t3est imlnung zu e rwar tenden S t6rungen von vornhere in ausgeschal te t werden. Es ware zu bedenken, ob

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1174 K L I N I S C H E W O C H E N S C H I ~ I F T . 18. J A H R G A N G . Nr . 35 z. SEPTEMBER 1939

e s in m a n c h e n F~llen n i ch t e infacher wXre, das Blur vor der ~ b e r t r a g u n g yon fachm~tnniseher Seite ana lys ie ren zu lassen, als sich der Gefahr auszuse tzen , auf Grund des Ausfal ls der , ,Vorprobe" eine dr ingl iche I3ber t ragung viel le icht abb rechen zu mfissen.

In den l e t z t en J a h r e n h a t m a n sich mi t b e s o n d e r e m In te r - esse der p rak t i sch wich t igen F rage der indirekten Bluttrans- ]usion, d. h. der l~ber t ragung a u f b e w a h r t e n und ,konservier ten Blutes , zugewandt .

f3ber praktische Erfahrungen, die bei der t3bertragung konser- vierten Btutes in jfingster Zeit im spallischen Krieg gemacht wurden, unterrichten uns Arbeiten v o n SOKOLOWSKI 6 und yon MAISONNXT und JEAN!~ENEYV, In Tausenden roll Fitllen hat sich demnach die lJbertragung von konserviertem Blut, dab durch Zusatz ge- rinnungshemmender StoIfe ~bei Kfihlhaltung bis zu 14 Tagen un- gerinnbar zu erhalten war, auBerordelltlich bewXhtt. Deutscherseits hat kfirzlich 1-IEIM 8 mitgeteilt, dab es durch Zusatz des gerinnungs- hemmenden Heparillstoffes Vetre n zu dem zu konservierenden Blur einwandfrei gelingen soll, Blur fiber 3 ~ Tage zu konservieren. Auf die Bedeutung der Anwendung konservierten Blutes gerade Ifir Kriegszwecke wird auch in dieser Ver6ffentlichung nachdrfick- lichst hingewiesen.

Das zwei te Gebiet , auf d e m die B l u t g r u p p e n eine grol3e p rak t i sche B e d e u t u n g gewonnen haben , is t die Kldrung strittiger Abstammung, die au] unserer Kenntnis vonder Ver- erbungsweise der Blutgruppen beruht. Sehr zahlre iche Fami l ien- u n t e r s u c h u n g e n h a b e n ergeben, dab die in der yon BER~- STEIN aufges te l l ten Dre i -Gentheor ie a n g e n o m m e n e A-B-O- V e r e r b u n g ta t s~chl ich a l lgemeine Regel ist.

Daran ~ndert auch nichts die einzige, bisher beobachtete, 1928 voll HASELHORST und LAV~R mitgeteilte Abweichung ill einer Mutter-Kind-Verbindung; andere, gelegentlich beobachtete Ab- weichungen hat man auf ungenaue Technik oder Unehelichkeit zurflckgeffihrt. Auf dem I. Interllationalen Kongrel3 tfir Gericht- liche Medizin in Bonn ~938, machte LAUER flbrigens die interssante Mitteilung, dab der damals erhobene Befulld : Mutter A2B, Kind O, kfirzlich yon ihm mit demselben J~rgebnis nachgeprfift worden sei; das jetzt lojahr. Kind sei fibrigens ein vollstXlldiger Idiot mit k6rperlichen MiBbildungen. LAVnR Xul3erte die Ansicht, dal3 es sich bei dem in Wirklichkeit zwar an das Kind vererbten, phano- typisch aber nicht vorhandenen Ae um eine Fehlmigbildung, eine ,,DeJektvariation" handele, so dab die Erbregel dadurch llicht beein- tr~chtigt werde. Eill kiirzlich yon pANAGIOTtI~ mitgeteilter Blut- gruppenbefund bei einem Zwillingspaar, stellt ebenfalls eine, viel- leicht abet nur scheinbare, Ausnahme yon der Dreigentheorie dar. PASAGIOTU Iand bei einem auf Grund der Placenta-Eih~ute- Kontrolle und der Siemensschen Ahnlichkeitsdiagnose ale eineiig anzusprechenden c?-Zwillingspaar verschiedelle Blutgruppen, B und O. Die Bestimmung tand wiederholt (am IO. Tage llach der Geburt, im 4. und im 6. Lebensmonate) s ta t t und tiel stets gleich- sinnig aus. Der Vater geh6rte der 131utgruppe O, die Mutter der Gruppe B an. Auch hier k6llnte man, wenll nieht, wie eine Aus- sprache auf der diesj~hrigen Tagung der Deutschen Gesellschaft ffir Rassenforschung ergab, eine Ialsche Eiigkeitsdiagnose anzu- nehmen ist, an eine HemmungsmiBbildung bei dem einen Zwilling dellken: Eille in Wirklichkeit v o n d e r Mutter geerbte B-Anlage hat sich bei dem einen Zwilling nicht entwickelt. Nach PANAGIOTU wurde flbrigens schon vorher einmal ein angeblich eineiiges Zwil- lingspaar (~) mit verschiedenem Blutgruppenbefund, A und B, beschrieben; die russische Mutter hatte die Gruppe O, der chinesi- sche Vater die Gruppe A. Es k6nnte hier der Vater ein phanoty- pisch defektes B, und damit das Erbbild AB habell; vielleicht handelt es sich aber auch in Wirklichkeit um ein zweieiiges, dann allerdings uneheliches Zwillingspaar.

D i e 1924 aufges te l l te Dre i -Gentheor ie wurde bekann t l i ch 193o y o n THOMSEN, F R I E D E N R E I C H u n d WORSAE:E 10 ZU der Vier-Gentheorie erwei te r t , die sich d a m i t auch auf die Ver- erbung der Untergruppen bezieht . Nach dieser Theor ie l iegen den 6 P h ~ n o t y p e n A~, A~, A~B, AaB, 13, O die Gene A~, Ae, t3, O zugrunde, von d e n e n A~, A2 and B d o m i n a n t fiber O, das Gen Az d o m i n a n t fiber A2 und die Gene A~ und A~ n i c h t d o m i n a n t fiber B seien. Die Fcvmilienuntersuchungen i~ber A~ and A~ sind noch nicht so um]angreich, daft die au] Grund der Vier-Gentheorie angenommene Vererbungsweise yon AI and A~ als 2Regel anerkannt ist. W o h l kann m a n schon mi t e iner gewissen Wahrsche in l i chke i t eine Va te r scha f t ausschlieBen, wenn eine Ausschliel3ung nach der Vie r -Gentheor ie an sich m6glich w~re. Bei den bisher vor l iegenden Fami l i enun te r -

suchungen h a t m a n eine Anzah l yon Abweichungen gefunden, die wegen der Schwier igkei t der e inwandfre ien B e s t i m m u n g yon A 1 u n d A 2 woh l h~ufig - - und zwar m e h r als bei de r A B O - B e s t i m m u n g - - auf technische M~ngel, daneben woh l auch auf Unehe l i chke i t zurfickzuffihren sind. Da ta ts / ichl ich bei de ra r t igen E rb l i ch k e i t s u n t e r s u ch u n g en mi t einer ge- wissen Anzah l d u t c h Unehe l i chke i t e rM~rbarer unvere in- ba re r ]3efunde ge rechne t werden muB, und diese in Wirkl ich- kei t n u r seheinbaren A u s n a h m e n le icht ats wirlcliche Aus- n a h m e n fXlschlicherweise angesehen werden , is t es angebracht , dab ,,die Vere rbungss ta t i s t ik , die die Rich t igke i t der E rb - formeln beweisen Soll, nur auf einwand]reie M u t t e r - K i n d - Paa re abzus te l l en" ist, ,,well h ierbei die M6glichkei t de r I l leg i t imi t~ t entf i i l l t" . (Rundschr . des l~eichsnlinisters des I n n e r n v o m 17. 14. 1939.)

Die einzige, das ABO-System betreffende Abweichung in der Mutter-Kind-Verbindung ist der oben angefiihrte, yon HAS~L- HORST und LAVER mitgeteilte Fall, Itir den Lauer die oben wieder- gegebene ErklXrung hat. Ffir das A1-Ae-System habe ich selbst bei gemeinsam mit BUSSraANN (I938) verOffentlichten Familien- untersuchungen 11 eine Mutter-Kind-Abweichung gefunden: Vater = AIB, Mutter = A2, 5 Kinder = A1, ein abweichend sich ver- haltendes Kind ~ A1B. Eine Kindsvertauschung oder Adoption kam hier nicht ill Frage. Da damals all eille Vertauschung der Proben gedacht worden war, wurde die Ulltersuchung mit gleich- sinnigem Ergebnis wiederholt. Ich hoffe, dab mir in der lllichsten Zeit bei der sehr schwierigen Familie eille weitere Nachprfifung m6glich sein wird. Da die das AvA2-System betreffenden Ab- weichungen nicht so selten seien -- so ist in der damaligell Ver- 6ffentlichung ausgeffihrt - - seien die durch Illegitimit~t oder mallgelnde Technik erklXrten Abweichungen vielleicht tat~.dieh- liche Abweichungen, die nur zuldlliq durch Illegitimit~t erkl~.rbar seien. Die yon den fibrigen Untersuchern beobachteten Abwei- chungen seien nicht als solche ill der Mutter-Kind-Verbindullg erkennbar, was jedoch nicht bedeute, dab ill Wirklichkeit solche nicht vorl~tgell. So sei bei der Familie 92 -- d. i. die Familie, bei der die Abweichung festgestellt wurde -- die Abweichung fiberhaupt nicht erkannt worden, wenn nicht der Vater und damit auch das Kind R. ein B-Gen besAl3e. Der dann erhobelle Befund: Vater A 1, Mutter A2, Kind I-l. A t sei scheinbar einwandfrei. Abet dutch das Vorkommen der AB-Gruppe bei der Familie war der Genotypus nach den geltenden Vererbungsregeln bei Vater und Sohn testgelegt, wAhrend bei Fehlen des ]3 infolge Annahme voI1 Heterozygotie bei beiden eine Unvereinbarkeit h~tte ausgeschaltet werden k6nllen. Vielleicht wXren, so hieB es welter, bei den yon anderen Unter- suchern beobachteten Abweichungen bei Kenntnis des Genotypus der Beteiligten auch Abweichungen in der Mutter-Kind-Verbindullg erkannt worden. Ich schrieb damals, dab man diesen Betund, wie auch die meisten allderen beobachteten Ausnahmen, erkl~ren k6nne durch die Annahme, dab sow0hl Ifir das starke A, A1, wie ffir das schwache A, A~ eine Erbanlage bestehe, die sich einmal zum starken A, das andere Mal zum schwaehen A entwiekele, eine Annahme, die aber wohl auf Grulld der immer mehr zu- nehmenden mit der Vier-Gentheorie vereinbarenden Familien- oder sollstigen Erblichkeitsbefullde sehr unwahrscheilich ist. In einer pers6nlichen Aussprache mit FRIEDENRI~ICH, dem Mit- begrfinder der Vier-Gentheorie, fiber meinen abweichenden Befund in der Mutter-Kind-Verbindung, hubert dieser, dab es wohl auch nicht mehr ang~ngig sei, die relativ hohe Zahl yon gefundenen , ,Ausnahmen" durch Illegitimitiit zu erkl~ren, sondern dab daffir andere Grfinde vorliegen mflBten. FRIEDENREICH ist allerdings der Auffassung, dab die Vier-Gentheorie im Prinzip richtig ist. Da zwischen A 1 und Ae aber hauptsltchlich quantitative Unterschiede best~nden, sei es durchaus nicht zu erwarten, dab diese so ull- beeinfluBbar seien durch ~uBere Einfliisse, wie die qnalitativ ver- schiedenen Merkmale, die die anderen Gruppen charakterisierten. Es seien demnach die Abweichungen vielleicht erkl~rbar als Ex- treme der ,,ph~notypischen Variation". Wahrscheinlicher aber sei zur Erkl~rung die Annahme eines gewissen, sich einmischendell genetischen Prinzips, welches mit dem ,,Hauptprinzip" zusammen- wirke, mit anderell Worten: FRII~DXNRI~ICH scheint es fiir m6glich zu haltell, dab diese Abweichungen bedillgt sind durch besondere abtindernde Gene, wodurch dann diese Abweichungen erblieh seien und geset2m~iflige Ausnahmen der Regel darstellten. Vielleicht sei es m6glich, durch Untersuchung weiterer Falniliell- ulld Sippen- angeh6riger derartig sich abweichelld verhaltellder Personell die Abweichullgen als erblich bedingt und damit Ms gesetzm~Big zu er- kennen, und so die Richtigkeit der zweiten Auffassullg zu beweisen.

Jedenfa l l s e rscheinen wei tere Untersnchungei1 zu der Ax-A~-Frage, am bes t en auch ix d e m yon ]FRIEDENREICH an-

2. S E P T E M B E R i 9 3 9 K L I N I S C H E V v ' O C H E N S C H

g e d e u t e t e n Sinne d r i n g e n d erforder l ich , u m dieses P r o b l e m end l i ch e i n m a l e iner r e s t losen Kl~trung zuzuff ihren.

1936 w u r d e y o n FRIEDENREICH n bei e inigen P e r s o n e n e ine b e s o n d e r s s chwache A-E igenscha f t , die er As I Iannte , ge funden . Auf G r u n d v o n F a m i l i e n - u n d S ippenbe funde i i w u r d e a n g e n o m m e n , d a b die As -E igenscha f t au f d e m Wor- h a n d e n s e i n eiiies besonde ren , gegent iber A 1 u n d A s recess iv s ich v e r h a l t e n d e i i Gens be ruhe . Die V i e r - G en th e o r i e w u r d e d a m i t zu e iner Fftn/-Oentheorie erwei te r t . FRIEDENREICH i s t d e r Auffassung , d a b es sich bei d e m schon frf iher y o n FISCHER u n d HAHN ls b e s c h r i e b e n e n Tal l eines aul3ergew6hnl ich s c h w a c h e n A-Recep to r s u m ein solches As g e h a n d e l t habe . B e m e r k e n s w e r t ist, d a b FISCHER u n d HAHN d a m a l s fes t s te l l en k o n n t e n , d a b das u n g e w S h n l i c h s chwache A n u r bei U n t e r - s u c h u n g m i t manchen, sons t a l l e rd ings gu t w i r k s a m e n An t i -A- Se ren s ch l ech t ode r k a u m n a c h w e i s b a r war , d a b m i t anderen A n t i - A - S e r e n ( insbesondere de r G r u p p e O) ein Nachweis leich- t e r mSgl ich war . A uf d iesen merkwfirdigei i B e f u n d werde ich n o c h z u r t i c k k o m m e n . Serologisch i s t das FRIEDENREICHSChe A s n i c h t n u r g e k e n n z e i c h n e t d u r c h die besondere Schwgche de r A-E igenscha f t , s o n d e r n a u c h d u r c h das A u f t r e t e n eines seh r charakteristischen Agglutinationsbildes bei Pr f i fung auf d e m Ob jek t t rAge r : , ,Langsames A u f t r e t e n v o n e inigen wenigen, n i c h t be sonde r s kle inen, a b e t z iemlich brt ichigei i A g g l u t i n a t e n u n t e r im f ibr igen g~.nzlich n i c h t agg lu t in ie r t e i i B l u t k S r p e r - c h e n . " Vie l le ich t wird m a n bei A n w e n d u n g a n d e r e r Techn ik , z. B. de r Z e n t r i f u g i e r m e t h o d e , we i lh i e rbe id ie ses A g g l u t i na t i ons - b i ld n i c h t zu e r k e n n e n ist, das A s ale solches n i c h t nachweisen , z u m a l es n a c h FRIEDENREICH a u c h v o r k o m m t , d a b As in ge- wissen F~tllen eiiie s t~ rke re R e a k t i o n g ib t als A s, ui id d a b die Absorp t io l i s f~h igke i t de r Aa-Blkp. gegent iber A n t i - A m e r k - wt i rdigerweise st~.rker i s t als die de r Az-Blkp. t3emerkens- w e r t i s t we i t e r die M i t t e i l u n g FRIEDENREICHS, d a b s ich das As, dessen E r b l i c h k e i t n a c h den F a m i l i e n - u n d S i p p e n u n t e r - s u c h u n g e n wohl auBer F r a g e s t eh t , n u r m i t Hilfe b e s o n d e r e r daf i i r gee igne te r B-Se ren n a c h w e i s e n l~13t. W e l c h e D e u t u n g ich se lbs t i m R a h m e n d ieser u n d gewisser a n d e r e r B e f u n d e d e m A a geben mSchte , sei u n t e n ausgef t ihr t . A b g e s e h e n v o n e igenen U n t e r s u c h u i i g e n sind, sowei t ich fes t s t e l l en k a n n , Versuche , das FRIEDENREICHsche A s als solches nachzuwei sen , b i she r v o n a n d e r e n n i c h t du rchge f f i h r t w or den .

1937--1938 untersuchte ich fiber 4ooo unserem Untersuchungs- amt eingesandte WaR.-Blutproben aut etwaiges Vorkommen yon A s und A a B n ; ein Nachweis gelang in keinem Fall. Das mag daran liegen, dab das As-Gen ungleich vertei l t ist, so dab es bei Unter- suehung bes t immter Bev61kerung seltener, bei anderer his gefunden wird. ~i'RIEDENREICH konnte schon nachweisen, dab das A s sippenm~Big h~kufiger vorhanden war als beim Durchsehni t t der BevSlkerung (was ia zu erwarten ist, da es sich um eine erb- liche Eigenschaft handelt). E in zweiter Grund Itir das Nicht- auffinden der Aa-Eigenschaft bei meinen damaligen Untersuchungen in IK61n ist mSglicherweise oder vielleicht in Wirklichkeit, dab die damals zu meinen Priifungen benutz ten Anti-A-Seren Iflr die Erkennung des A s nicht geeignet waren.

Eine Bedeutung ]i~r die Vaterscha]tsausschlieflung hgtte das As, unter Voraussetzung der Richtigkeit der 2'i~n]-Gentheorie, nut dann, wenn es ale solches und nicht lediglich ale A nach- gewiesen wi~rde. N a c h e i n e m R u n d s c h r e i b e n des R .d . I . s ind die Ger i ch t e ai igewiesen, in al l d en F~l len, wo m i t Rf icks ich t a u f ein v o r h a n d e n e s abe r n i c h t nachgewiesenes schwaches A eine a n s ich mSgliche Ausschl ieBung zwei fe lhaf t e rsche in t , e ine l ) b e r p r t i f u n g de r B l u t g r u p p e n b e s t i m m u n g d u r c h e inen O b e r g u t a c h t e r v o r n e h m e n zu lassen.

So wie das A B O - S y s t e m zu d e m Vier- bzw. Ff in f -Gen- s y s t e m e~wei te r t wurde , h a t FRIEDENREICI-114 inzwischen das M_N-System ebenJalle durch sine Drei-Gentheorie erweitert. ]Da- n a c h soll eilie schwer nachwe i sba re , seh r s chwache N-E igen - schaf t , N s, au f e inem b e s o n d e r e n Gen, Ns, b e r u h e n , das n u t y o n de r An lage ffir das n o r m a l s t a r k e N u n d n i c h t vol i de r M-Anlage f ibe rdeck t werde . ] )as s c h w a c h e N~ i s t n u t d u t c h h o c h w i r k s a m e I m m u n s e r e l i n a c h w e i s b a r , iDa bei de r B i n d u n g d e r unspezif ischeH A g g l u t i n i n e d u t c h M - B l u r A n t i - N - R o h - se ren m i t a n sich h o h e m N - T i t e r ih re spezif ische An t i -N- W i r k u n g of t so e rheb l i ch einbtil3en, d a b de r de n s t a a t l i c h e n M i n d e s t f o r d e r u n g e n gen t igende G e b r a u c h s t i t e r - - 5 S tu fen

R I F T . 18. J A H R G A N G . N r . 35 1175

T i t e r q u o t i e n t zwischen M- und N-I31ut - - n i c h t se l t en k a u m zu e r h a l t e n ist, e m p f a h l PIETRUSKY 15 I936, d u t c h , , E i n e n g u n g " de r A n t i - N - G e b r a u c h s s e r e n den T i t e r u n d d a m i t die W i r k - s a m k e i t zu e r h 6 h e n . D a r a u f h i n w u r d e in e inem R u n d e r l a B des R u P r M d I . v o m Mai 1937 a n g e o r d n e t , , , in a l ien F~l len , in d e n e n de r N - F a k t o r eine ftir die B e u r t e i l u n g wesen t l i che Rol le spiel t , abe r m i t den G e b r a u c h s s e r e n n i c h t n a c h g e w i e s e n w e r d e n k a n n , d u r c h E i n e n g u n g e r h a l t e n e be sonde r s h o c h - wer t ige A n t i - N - S e r e n zu v e r w e n d e n " . Die inzwischen m i t den e ingeeng t en A n t i - N - S e r e n g e m a c h t e n E r f a h r u n g e n (CLAN- BERG 16, HOLZER 17, OLB~ICH ls) h a b e n n i c h t d e n E r w a r t u n g e n e l l t sp rochen . Es w~re d e s h a l b a n g e b r a c h t , d a b die s t a a t - l iche V o r s c h r i f t d e r V e r w e n d u n g e ingeeng te r A n t i - N - S e r e n a u f g e h o b e n wtirde. 1938 e m p f a h l OLBRICH 19 zur G e w i n n u n g h o c h w e r t i g e r A n t i - N - I m m u n s e r e n eine k o m b i n i e r t e pass ive u n d a k t i v e I m m u n i s i e r u n g , f iber d e r e n genaue M e t h o d i k u n d g t ins t igen E r g e b n i s s e er I939 au f de r T a g u n g de r D e u t s c h e n Gese l l schaf t ffir Niikrobiologie be r i ch t e t e . Z u m Nachweis de r schwacheI1 N - E i g e n s c h a f t e n d t i r f te s ich abe r auch , a b g e s e h e n y o n den B e m f i h u n g e n u m Seren m i t h 6 h e r e m G e b r a u c h s t i t e r , die A n w e n d u n g einer e m p f i n d l i c h e n T e c h n i k empfeh len . So h a t REINER 1V[OLLER bei de r voI1 i h m a m K S l n e r Hyg ien . I n s t i t u t gef ib ten M e t h o d e de r A b l e s u n g de r M- u n d N-Ergeb - nisse n a c h zweis t f ind igem A u f e n t h a l t de r P r o b e n - - die s ich in k le inen GlasschXlchen in f e u c h t e n I g a m m e l n be f inden - - im E i s s c h r a n k bei v ie len b i she r d u r c h g e f f i h r t e n U n t e r s u c h u n - geii n i e m a l s E rgebn i s se ge funden , die au f die N i c h t e r f a s s u n g eines s c h w a c h e n N h i n d e u t e n . 3/iit einer JErweiterung der Aussehlieflung dutch das M-N-N~-System ist allerdings nur dann zu rechnen, wenn das schwache 2V~ ale solches erkannt wird; w~thrend d u r c h die e in fache E r k e n n u n g als N ledigl ich die a l l e rd ings viel wich t igere F o r d e r u n g de r V e r m e i d u n g e iner f a l s chen SchluBfolgerung erffillt wird. A h n l i c h wie bei d e m s c h w a c h e n A w e r d e n a u c h zur V e r m e i d u n g e iner f a l schen SchluBfo lgerung infolge N i c h t e r k e n n e n s e iner s c h w a c h e n N - E i g e n s c h a f t die Ger i ch t e d u r c h min i s te r i e l l e V e r o r d n u n g a n g e h a l t e n , ,,in a l len F~tllen, in d e n e n sich de r AusschluB de r V a t e r s c h a f t au f das F e h l e n v o n N grf indet , eine n o c h m a l i g e ~ lbe rp r t i fung de r B I u t g r u p p e n b e s t i m m u n g d u t c h e inen Ober - g u t a c h t e r v o r n e h m e n zu l a s sen" . Als G u t a c h t e r v o r Ger i ch t wi rd m a n bezfigl ich de r M N - F a k t o r e n s ich au f den S ta i id- p u n k t stel lei i k6nl ien , d a b eiiie Wate r scha f t , ,o f fenbar un- m 6 g l i c h " ist, w e n n de r angeb l i che Water au f G r u n d de r F a k t o r e n b e s t i m m u n g auszuschl ieBen i s t . - M a n wird a b e t vors ich t ige rwe ise in m a n c h e n F~tllen, w e n n bei A n n a h m e eines n i c h t n a c h g e w i e s e n e n s c h w a c h e n N 2 eine V a t e r s c h a f t mSgl ich wS.re, n u t y o n e iner U n w a h r s c h e i n l i c h k e i t sp rechen .

D u r c h unse re K e n n t n i s y o n d e m V o r k o m m e n de r s c h w a c h e n a n s c h e i n e n d e rb l i chen E i g e n s c h a f t e n A s, Aa u n d N~ b e s t e h t zwar die augei ib l ick l ich a l l e rd ings n u r b e s c h r ~ n k t e M6glich- ke i t e iner Aussch l ieBungserwei te rung , es e r h e b t s ich a b e r a u c h wegen de r z u m Nachweis d ieser : E i g e n s c h a f t e n ve r - f e ine r t en T e c h n i k die No twend igke i t , m i t de r DurehJi~h~ung yon Blutgruppenbestimmungen Ji~r gerichtliehe Zwecke nur be- sonders da/i~r geschulte ~rzte zu betrauen. D e m i s t in Deu%sch- l a n d s c h o n d a d u r c h R e c h n u n g ge t ragen , d a b die Ger i ch t e d e r a r t i g e B e s t i m m u n g e i i n u r b e s t i m m t e n , ' y o r e M i n i s t e r i u m des I n n e r n d a z u e r m ~ c h t i g t e n A r z t e n t i b e r t r a g e n dt i r fen, dere i i Un t e r suchungse rgeb i i i s s e in beso i ide ren F ~ l l e n d u l c h b e s t i m m t e , , O b e r g u t a c h t e r " k o n t r o l l i e r t w e r d e n k6nnen .

Bei de r A n w e n d u n g de r B l u t g r u p p e n b e s t i m m u n g zur K l ~ r u n g s t r i t t i g e r A b s t a m m u n g w~tre eine Ausschl ieBungs- e r w e i t e r u n g gegeben, w e n n a u c h a n d e r e b i s h e r beschr iebene , a n s c h e i n e n d erbliehe Bluteigenseha/ten, wie P, Q, G, H, jE-grofl und jE-klein schon v e r w e r t e t w e r d e n k S n n t e n . ]:)as is t a b e r b i s lang n o c h n i c h t m6gl ich, d a die Ye re rbungswe i se al l d ieser E igenscha f t e i i IIoch n i c h t s icher f e s t s t e h t bzw. n c c h n i c h t e i n m a l m i t e iner gei i t igend groBen W a h r s c h e i n l i c h k e i t als r i c h t i g a i i g e n o m m e n w e r d e n k a n n .

Was den Faktor P betrifft, so habe ich vor einiger Zeit nach zuf~lligem Auffinden eines natfirlichen Anti-P-Agglutinins in einem Schweineserum in K61n mit Erbl ichkei tsuntersuchungen fiber den Faktor P beginnen kOnnen, fiber deren vorl~ufige Ergeb- nisse ich in dieser Wschr. I939, Nr 23, ber ichtet habe, weshalb ich

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mir bier weitere Ausfi ihrungen ersparen kann. Die in der genannten Ver6fientlichung auf Grund der Untersuchungsergebnisse ange- ffihrteu SchluBfolgerungen bzw. der Vererbnng yon P, konnten durch inzwischen wetter erfoigte Zwillings- und Familienunter- suchungen bestAtigt werden. Auch die bet verschiedenen Personen vorhandene verschiedene StArke der P-Eigenschaft ist anschei- nend erblich bedingt, wodurch sich vielleicht bet I fenntnis der Ver- erbungsweise der P-StArke noch weitere AusschlieBungsm6glich- keiten ergeben als dutch den Nachweis des P allein, Ahnlich wie bet dem A I und A 2 innerhalb der Eigenschaft A.

Die erbliehe Bluteigenseha# Q ist bisher nur in Japan yon ihren Entdeckern FURUHATA und I~IAMURAI0 studier t worden. Sie ist durch ein nu t in natt~rlichen Schweineseren vorkommendes Agglu- t inin nachweisbar. Ihre Vererbung soll beruhen auf einem Gen- paar Qq, wobei Q die Anlage ffir das Vorhandensein, und q die Anlage fiir das Fehlen yon Q ist, die yon dem Gen Q dominiert wird. Ebenfalls in J apan entdeckt (von SUGISCHITA 21) und bisher nur dort studiert, wurde der erbliche Faktor E, der durch ein in Aalseren vorhandenes Agglutinin naehweisbar ist, und bet dem je nach der StArke tier Agglut inat ion in dem Aalserum ein E-groB und E-klein unterschieden werden, analog dem A 1 und A 2, deren urspriingliche Bezeichnung bekanntl ich ebenfalls A-groB und A-klein lautete.

Von FURUI~ATA und seinen Mitarbeitern wurden Studien an- gestellt fiber die Teiltypen B 1 und B e der menschlichen 131uteigen- schaft 13; danach ware die B-Gruppe ebenso wie die A-Gruppe in 5 Genotypen und die A13-Gruppe nunmehr in 4 Genotypen unter- teilbar. Die Arbeiten hierfiber sind leider in japanischer Sprache ver6ffentlicht, so dab ich nicht ermitteln konnte, worauf diese Trennung des 13 beruht und wie sie durchfflhrbar ist.

DuTch einige n e u e r e A r b e i t e n i s t das t~roble~r~ der ,,Aus- scheiclung" der B l u t g r u p p e n s u b s t a n z in ein ganz a n d e r e s L i c h t g e t r e t e n als v o r h e r .

DaB die 131utgruppensubstanz nicht nur an den Blkp., sondern auch im Serum vorhanden ist und auch in den Ausscheidungen (wie Speichel, SchweiB USW.) nachgewiesen werden kann, wissen wit seit 1925 dutch Arbeiten japanischer Forscher. SpAter ha t sich insbesondere SCHIrF ~2 zum Teil mit seinen Mitarbeitern AKUNE 23, SASAK124 und WEILER 25 mi t dem Nachweis der Gruppen- subs tanzen in den Sekreten befaBt. Er gelangte dabei zu der Auf- fassung, die Anwesenheit yon Gruppensubstanz beruhe auf ether einfachen Ausscheidung yon im 13lute kreisender Gruppensubstanz. Auf Grund yon Famil ienuntersuchungen gelangten SCHIIrF und seine Mitarbeiter zu der Annahme, dab das , ,Ausscheiden" bzw. das , ,Nichtausscheiden" auf dem Vorhandensein eines einfach mendelnden Genpaares beruhe, wobei das Gen tiir das Nichtaus- scheiden, ,,s" dominiert werden yon dem Gen ffir das Ausscheiden, ,,S". Da die Vererbung der Gene S und s unabhAngig yon der ABO- und der MN-Vererbung erfolgen soil, wlire bet Richtigkeit der Theorie dutch Unte rsuchung des Speichels auI Ausscheidung oder Nichtausscheidung die M6glichkeit einer Erweiterung der Aus- schlieBung gegeben.

Das S s - S y s t e m h a t abe r b i she r ftir A b s t a m m u n g s u n t e r - s u c h u n g e n n o c h keine ger ich t l iche A n e r k e n n u n g ge funde n , u n d zwar w o h l aus f o lgenden Grf inden : I. i s t die Sc t t lFFsche T heo r i e n o c h n i c h t d u r c h wei te re zah l r e i che F a m i l i e n u n t e r - s u c h u n g e n als r i ch t ig bewiesen u n d 2. h a l m a n ge legent l ich bet zu v e r s c h i e d e n e n Ze i t en w i e d e r h o l t e n U n t e r s u c h u n g e n ein u n d d e r s e lb en P e r s o n Unregelm~ifligkeiten in dee Aus- scheidung g e f u n d e n d e r a r t , d ab die StArke de r A u s s c h e i d u n g yon G r n p p e n s u b s t a n z zu v e r s c h i e d e n e n Ze i t en v e r s c h i e d e n war, n n d d ab soga r ge legen t l i ch s o n s t a ls A u s s c h e i d e r be- f u n d e n e P e r s o n e n als N i c h t a u s s c h e i d e r b e f u n d e n w u r d e n . Bet zufgl l iger U n t e r s u c h u n g t i e r i s chen Speichels ge l ang te ich zu B e f u n d e n , die m i c h zu einer E r k l g r u n g dieses V e r h a l t e n s f f ihr ten . Z u v o r set j edoch fo lgendes ausge f i i h r t :

Die Agglutinogene A und 13 miissen wir uns aus einzelnen Teilstticken zusammengesetz t vorstellen, y o n denen einzelne, allein oder vereint mit anderen, auch bet einzelnen Tierarten vor- komm en k6nnen. So besitzen beispielsweise alle Schale an ihren Blkp. das Forssman-Antigen, das als Teilantigen bet allen mensch- lichen Blkp. mit A-Eigenschaft vorhanden ist (Schafanteil der menschlichen A-Blkp. [ScHIFF=6]). Daneben ist an manchen Schaf- Blkp. noch ein weiteres A-Teilstfick vorhanden (KOMYTA=7). Das menschliche 13 besteht nach den Untersuchungen yon FRI~nENREICH und WITH 2s aus drei bisher bekannten Teilst~cken, B 1 ]32 Ba, genannt . AuBer dem B t f inden sich diese Teilstflcke auch bet manchen Tierarten. So fand ich 132 und B a bet Kaninchen, iKAngu- ruh und Katze; 13a bet Meerschweinchen, Elelant, Hund und bet einigen Arten yon Neuweltaffen (Platyrrini). Das anscheinend

ffir das menschliche B charakterist ische Teilstfick B 1 konnte ich jedoch ebenfalls bet einem Organ-Utah mi t B Eigenschaft nach- weisen. Man kalln also sagen, dab das B all der genannten Tiere, auBer dem des Orangs, mi t dem menschlichen B nicht identisch, sondern ihm IlUr Ahnlich ist, dab aber das 13 des Orang-Utans allein yon dem menschlichen B ununterscheidbar ist; ebenso Iand ich das bet anthropoiden Alien gefundene A v0n de m menschlichen A ununterscheidbar . Auffallend ist, dab die im System h6hers tehenden Neuweltaffen ein 13 besitzen, das anscheinend weniger , ,menschen- Ahntich" ist als das 13 niederer Tiere, wie etwa Kaninchen. Es ist jedoch m6glich, dab noch mehr, bisher als solche noch nicht er- kennbare, Teilstticke des menschlichen 13 vorkommen, yon denen vielleicht mehr bet den Neuweltaffen vorhanden sind als bet den anderen, niederen Tieren, so dab das B der Platyrrhinen doch viM- leicht mehr mi t dem menschlichen B fibereinstimmt als das dieser Tiere. Entsprechend den drei bisher bekannten verschiedenen Teilstficken des mensehlichen B konnten FRIEDENREICH und WITH dutch Absorption mit verschiedenem B-haltigen Tierblut ermitteln, dab das menschliche Anti-B-Agglutinin aus drei den verschiedenen Agglutinogenteilen entsprechenden Agglutininteilen , /51, f12, 8a, besteht. Nach eigenen Feststel lungen 29 sind die Anti-13-Seren, die alle drei Teilstficke, 81, 82, f12, enthalten, ziemlich selten (I%), in der Regel enthal ten sie nu t f12 und 83, ihr Anti-B ist also bei- spielsweise durch Kaninchen-Blkp. , die anscheinend artcharakteri- stisch ein B yon der Formel B2B a besitzen, restlos zu absorbieren. Menschliche Anti-B-Seren mit nu t fla-Gehalt komfnen nach den Untersuchungen yon KAUERZ a~ anscheinend nicht vor; wenigstens Iand sich ein solches -- das durch Meerschweinchen-131kp., die nur B a besitzen, zu absorbieren gewesen wgre -- nicht bet Untersuchung yon 5oo Anti-B-Seren.

Bet Untersuchung von Speichelproben einiger Tiere mi t einzelnen Anti-B-Agglutininteilen fand ich mit LINDAU at nun auffallender- weise bet einem Kaninchen, das an den Blkp. B2B a besaB, im Spei- chel nur ein Ba; wetter lieB sich im Speichel yon zwei Kapuziner- affen (Cebus hypoleucus) an den Blkp. nu t 13a, im Speichel jedoch 132B3 nachweisen. Demnach war bet diesen Tieren die an den Blkp. vorhandene J~igenscha]t B qualitativ verschieden Yon der im Speichel vorhandenen. Es war nun der Gedanke naheliegend, dab dem auch beim Menschen so sein k6nne, und dab dadurch die beobachteten UnregelmABigkeiten in der Ausscheidung wenigstens zum Teil bedingt sein k6nnten. Es land sich auch tatsAchlich unter wenigen B-Menschen ein Mensch, dessen Speichel den Titer eines Anti-B- Serums v o n d e r Fornlel fl2fla nicht erniedrigte, wohl aber den eines der seltenen Anti-B-Seren, fllfl2fla; sein Speichel enthielt offenbar nur ein Bx, und bet Untersuchung mit den zweierlei verschiedenen Anti-13-Seren wurden die verschiedenen Diagnosen ,,Ausseheider" und , ,Nichtausscheider" gestellt. Auf meine Veranlassung ha t dann •AUERZ 30 Speichelproben yon 5 ~ B- und AB-Menschen gegeniiber den verschiedenen /~-Agglutininteilen im Agglut in inhemmungs- versuch geprfift. Er land, dab bet 29 Personen B1B2B s im Speichel vorhanden war, bet 13 Personen jedoch nur 131; 7 erwiesen sich als vollkommene Nichtausscheider. Bet Untersuchung mi t einem der gew6hnlichen Anti-13-Seren vom Typus flefla wAren die 13 Bi-Aus- scheider also als Nichtausscheider, bet zufAlliger gelegentlicher Unte rsuchung aber mit einem fllfl2~a-Serum wXren sie als Aus- scheider festgestellt worden. Wegen der Unm6glichkeit, Speichel einiger Bi-Ausscheider lXngere Zeit hindurch zu untersuchen, konnte leider iloch nicht ermittel t werden, ob die 13iAusscheidung selbst wieder vorfibergehend unterbleibt.

Au] Grund dieser Untersuehungsergebnisse kann wohl, wenigstens ]i~r die B-Eigenscha]t, angenommen werden, daft bet wiederholte,r Speicheluntersuchung beobachtete Unregelm~flig- lceiten in der Diagnose bedingt sein k6nnen dadureh, daf t bet B-Personen, deren Speiehel-B anders beseha]/en ist als das an den Blkp. vorhandene, zu den verschiedenen Untersuehungszeiten qualitativ verschiedene Anti-B-Seren verwendet werden.

N a c h A u f f i n d u n g y o n drei q u a l i t a t i v v e r s c h i e d e n e n T y p e n de r A n t i - A - S e r e n (durch ve r sch i edene A b s o r b i e r b a r k e i t m i t A - h a l t i g e n Schaf-Blkp. ) k o n n t e ich d a n n nachweisen~I ,? 2 daft eben]alls bet A-Me~vsehen das A irr~ Speiehel qualitativ anders besehaf#n sein ]cann, als das an den Blkp. be]indliehe A, so daft bei gleiehzeitiger Untersuchung eines Speichels mit qualitativ verschiedenen Anti-A-Seren verschiedene Diagnosen, Ausscheider bzw. Nichtausscheider, gestellt werden konnten. D u r c h l~ngere Zei t bet e in igen A - M e n s c h e n v o r g e n o m m e n e U n t e r s u c h u n g e n lieB s i c h d a n n noc h e rmi t t e ln , dab die A - A u s s c h e i d u n g n i c h t n u r quantitativen, s o n d e r n a u c h quali- tativen S c h w a n k u n g e n un te r l i eg t . Dies s ind Ergebnisse , die der f o r e ns i s c he n A n w e n d u n g des S s - S y s t e m s (soweit die S p e i c h e l u n t e r s u c h u n g in F r a g e k o m m t ) , zur K l ~ r u n g s t r i t -

2. SEPTEMBER 1939 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

t iger A b s f a m m u n g uns i che r e r sche inen lassen . J e de n fa l l s df i r f te es s ich em p f eh l en , de ra r t ige U n t e r s u c h u n g e n n u r u n t e r gewissen Voraus se t zunge l i , z. t3. A u s w a h l b e s t i m m t e r Seren, v o r z u n e h m e n .

U n s e r t3efund, d ab die im Speichel v o r h a n d e n e G r u p p e n - s u b s t a n z b e i m M e n s c h e n a n d e r s beschaf fe l i seili k a n n als die a n d e n Blkp. v o r h a n d e n e , wgre m i t der u r sp r f ing l i chen Auf - f a s s u n g y o n SCHIEF, dab es s ich u m eine e in fache A n s s c h e i d u n g y o n i m ]31ut k re i sende r S u b s t a n z hande le , s ch l ech t v e r e i n b a r gewesen . F a s t g le ichzei t ig m i t u n s e r e n d a m a l i g e n A r b e i t e n erschienel i n u n U n t e r s u c h u n g e n y o n FRIEDENREICIt 3a, ill d e n e n e r nachwies , d a b es s ich bei der Ausseheidung nieht urn eine ein/ache Exkretion im Sinne SchiJ/s handeln k6nne; es werde vielmehr bei den ,,Ausscheidern" das betre]]ende Antigen in den Dri~senzelten gebildet, ~hnl i ch d e m A u f b a u der G r u p p e n - s u b s t a n z in d e n B l u t k 6 r p e r c h e n b i l denden K n o c h e l i m a r k s - zellen, der das B l u t g r u p p e n p h ~ n o m e n bedinge . Bei de n , , N i c h t a u s s c h e i d e r n " besal3en die Drf isenzel len diese F~hig- ke i t n ieh t , Mit d ieser A u f f a s s u n g w a r e n unse r e B e f u n d e o h n e wei te res ve re inba r . D u r c h wei te re U n t e r s u c h u n g e l i zu d i e s e m P r o b l e m ge lang te G. HARTMAN~S~ ZU der A u f f a s s u n g , d a b zwei v o n e i n a n d e r v611ig u n a b h ~ n g i g e G r u p p e n s y s t e m e , ein w a s s e r - u n d ein a lkohol l6s l iches , a n z u n e h m e n seien. Bei den , , A u s s c h e i d e r n " wie bei den , , N i c h t a u s s c h e i d e r n " sei das al- kohol l6s l i che in den O r g a n e n nachwe i sba r , das wasse r l6s l i che j edoch n u r bei d en , , A u s s c h e i d e r n " ; es s tel le s o m i t al lein die G r u n d l a g e des P h ~ n o m e n s de r , , A u s s c h e i d u n g " dar . IIIter- e s s a n t i s t in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g die F e s t s t e l l u n g y o n TASlRO 3s, d ab y o n den m e n s c h l i c h e n Speicheldrf isen n u t die Sub l ingua l - u n d die S u b m a x i l l a r d r f i s e n G r u p p e n s u b s t a n z en t - h a l t e n , die Ohrspe iche ld r f i sen d a g e g e n n ich t .

A u / Grund dieser neueren Arbeiten erscheint also das Problem der ,,Ausseheidung" in einem ganz a,~eren Licht, so- wohl bezi~glieh des Wesens dieses Ph~inomens als aueh bezi~glich seiner praktischen Verwertbarl~eit.

Ein a n d e r e s P rob lem, das in de r l e t z t en Zei t G e g e n s t a n d v ie l f ache r E r 6 r t e r u n g e n geworden ist , i s t das Wesen der Eigenseha/t O.

Bekanntl ich kommen im mensehlichen Blur gegen O-Blkp. wirksame Isoagglutinine nicht vor; die O-Blkp. sind demnach nicht isoaffglutinabel*. In der Drei-Gentheorie ist dieser Tatsache insofern Rechllung getragen, dab man das der O-Eigensehaft Zugrunde liegende Gen als ein gegenfiber den Anlagen A ulld ]3 recessiv sich verhaltelldes auffaBt. Ers t bei Zusammentref fen zweier dieser O-Gene, werde die O-Eigenschaft ph~notypisch. Diese Auffassung ist nun insofern nieht reeht befriedigend, als nach der ursprflnglichen Auffassung bei O ja doch keine positive Eigenschaft vorhanden ist, sondern das , ,Ph~llotypische" eigentlich etwas Negatives ist, ni~mlich das Fehlen von A und ]3. I927 land dann SCruFF ss, dab in gewissen Rinderseren nach Ent fe rnung von gruppenspezifischell (cr und fl) und Anti-Art-Agglutininen durch Absorption mit mensch- lichen A1B-Blk p. ein Agglutinin zurtickbleibe, das elektiv mensch- liehe O-Blkp. agglutiniere. Dami t war zun~ehst das Vorhandensein einer besonderen Gruppensubstanz 0 festgestellt. Fflr die theoretisehe Frage, ob die Grnppe O besondere serologische Eigenscha~ten besitzt, ist es indes gleichgMtig, ob gegen O gerichtete Antik6rper in der Na tu r h~uiig oder selten vorkommen. 1931 fanden FRIEDn~- REmH und ZACHO 87, dab das tierische Anti-O-Agglutinin, wenn auch im a11gemeillen etwas sehw~cher, Blkp. der Untergruppe A Sim Gegen- satz zu A 1 agglutinierte; sie rechlleten mit der M6glichkeit, dab das Anti-O in Wirktichkeit mi t dem O-Anteil der A2-Blk p. - - die infolge der Recessivit~t des A S gegeniiber A I in der Rege lvom Genotypus A O sind - - reagiere. Bei dieser Anffassung k6nnen wir das O-Gen nicht mehr als ein grunds~tzlich gegenflber der A- und B-Anlage recessives Gen auffassen, da es sich ja, zum mindes ten bei Kombinatiol l mit einem A~-Gen, zu einer mit Anti-O naehweisbaren Eigenschaft entwickelt. Auf Grund yon Agglutinations- und Absorptionsprflfungen an A-Blkp vom Genotypus AO mit Anti-A und Anti-O-Agglutinin, ver t ra t ich 1938 die Auffassung, dab - - ~hnlich wie in der AB-Gruppe die Receptoren A und t3 - - beim heterozygoten A-Blur sich die A- nnd O-Receptoren mengenmaBig wechselseitig verhaltell as. Beim AeO-Mensehen mi t , ,kleinem" A, sei der O-Antei! entsprechend gr613er, so dab sein Nachweis mit

* Es gibt zwar in maRcheR A~B~ und A~-Seren ein gegenflber O- (und As~).Blkp. wirk- sames Isoagglutinin, abet es seheint meines Eraehtens doeh angXngig, bei Betrach- tung eines physiologischen Systems die Verh~ltnisse zugrunde zu Iegen, wie sie auch natfirlieh gegeben sind. Demnach ist das nut bei tieler und nieht bei K6rpertemperatur wirksame ,,irregul~re" Agglutinia a~(Anti-O) kein Isoagglutinin im physiologischen Sinne.

R I F T . iS. J A I t R G A N G . N r . 35 1177

Anti-O-Agglntinin schon im Agglut inat ionsversuch m6glich sei; beim A10-Menschen dagegen sei infolge des ,,groBen" A der O-An- teil entsprechend kleiner, so dab A10-Blk p. in der Regel mit Anti- O-Agglutinin im Agglut inat ionsversuch nicht reagieren*. Dutch Unte rsuchungen an Blkp. mit bekann tem Genotypus und Reihen- un te r suchnngen an genotypisch nnbekann ten Blutproben gelangte ich dann weiter zu der Ansicht, dab es w~hrscheinlich m6glich sei, heterozygote A- und B-Blkp., zwar nicht durch Nachweis des O durch Agglut inat ion wie bei A2, sondern durch Absorption yon Allti-O-Serum zu erkennell. OLt3RICH 39 ha t meine Ergebnisse best~tigt, allerdings nur insofern, als er feststellte, dab A- und t3- Blkp. yon unbekann tem Genotypus Immun-Ant i -O-Agglut in in (yon M~tusen) teils stark, teils unwesentl ich absorbierten, was, wie er angibt, durch Heterozygotie bzw. Homozygotie erklgrt werden k6nne. Nun ist yon einigen Autoren mitgeteil t worden (MouREAU 40, HIRSZFELD und I~OSTLTCH41), dab i. Anti-O-Agglutinin gebunden wurde yon Blutproben, die keille O-Allelemorphen ent- hielten, bei dellen also der Genotypus AA oder BB oder AB vor- handen war, und dab 2. Blutprobell yon Personen ohne O-Gene mi tunter Anti-O gleichstark oder sogar noch stiirker banden als heterozygotes A- und B-Blur**. MOREAU folgerte daraus, dab die Bes t immung heterozygoter A- und B-Blkp. nicht m6glich sei, und HIRSZFELD ulld KOSTUCH ziehen den SchluB,,,dal3 die Reeep- toren auch unabh~ingig yon den O-Genen, die allelomorph zu A und ]3 vorhanden sind, existierell, dab sie den A- und B-Substanzen als solchen noeh anhaf ten" . ,,Man kann daher die Reaktiolls- f~higkeit der A 1 und A S- und B-Blutsorten unm6glich auf die recessive O-Anlage zurflckffihren." Die Ergebnisse MOUREAUS habe ich frfiher as schon einer Besprechung unterzogen. ARch OLBRICH 30 scheinen seine Ergebnisse nicht beweiskr~ftig genug, ,,da er es unterlieB, in vergleichenden Absorpt ionsversuchen die quantitativen Beziehungen genauer zu erforschen". Was die Bill- dungsf~higkeit des Anti-O durch alte Blkp.-Sorten angeht, so kann ma n dieser Tatsache auch eine andere Deu tung geben, als dies HIRSZFELD und KOSTUCI~ 41 t u n . Wenn das Anti-O-Agglutinin, mit dem wir die auf dem Vorhandensein des O-Gens beim OO-, AO- oder BO-Mensehen beruhende Eigenschaft naehzuweisen glauben, auch yon Blkp. homozygoter A- und t3- oder von AI3- Mensehen gebunden wird, dann braucht das nicht zu bedeuten, dab O-Receptoren aueh unabh~ngig yon den O-Genen bestehen und dab die bei A S mit Anti-O nachweisbare Eigensehaft nicht auf einem O-Gen beruhe. Es kann sich bei der Bindung durch homo- zygotes t31ut, die doch gew6hnlich wie bei A1B nu t geringfiigig ist, um eine unspezi]ische Bindung handeln, wie wir sie ja auch kennen bei der Bindung des Allti-N-Agglufinins durch heterologes Blut; auch bei der unspezifisehen Bindullg des Anti-N-Agglutinins, etwa durch M-Blur, werden an diesem doch keine eigentlichen N-Receptoren al lgenommen; und ma n denkt nicht daran, zu fol- gern, dab die bei Blkp. mi t N-Eigenschaft zu beobachtellde st~rkere Reaktion mit dem Anti-N nun nicht auf dem Vorliegen der N-Anlage beruht. Vielleicht handel t es sich bei dem Anti-O ebenfalls mn einen so leicht unspezifisch zu bindenden Antik6rper wie beim Anti-N. Wenn allerdings hi~ufiger gefunden werden sollte, dab genotypisch bekannte AO-Proben nicht mehr Anti-O b inder als man bei Vergleich mit dell Proben ohne O-Gen (A1B) erwarten kann, dann besteht allerdings nicht die Aussicht, das heterozygote AO oder t30 erkennen zu k6nnen.

I m t ibr igen g l a ube ich, da b die L 6 s u n g d iese r F r a g e da- durch kompl i z i e r t wird, da b die v e r s c h i e d e n e n U n t e r s u c h e r Anti-O-Agglutinin verschiedener HerkunJt zu de n U n t e r s u c h u l i - gen, de r e n E r g e b n i s s e I Iachher in Vergle ich g e s e t z t werden , v e r w e n d e n , so z. B. HIRSZFELD u n d KOSTUCH A n t i - S h i g a - I m m u n s e r u m . D a wir a n n e h m e n k 6 n n e n , dab die g le ichen A g g l u t i n i n e eine ve r s c h i e de n k o m p l e x e Z u s a m m e n s e t z u n g h a b e n - - soga r d iese lben g r u p p e n s p e z i f i s c h e n A g g l u t i n i n e in v e r s c h i e d e n e n M e n s c h e n s e r e n (s. o.) - - , k 6 n n t e m a n anl iehmel i , d a b das gegen O-Blkp . w i r k s a m e S h i g a - Z i e g e n i m m u l i s e r u m , das v ie l le icht IIur d e s h a l b a u c h O-t31kp. agg lu t in i e r t , weil d iese m i t de n S h i g a - R u h r b a k t e r i e n eine A n t i g e n k o m p o n e n t e ge- m e i n s a m h a b e n , q u a l i t a t i v a n d e r s b e s c h a f f e n ist , als e twa na t t i r l i ches A n t i - O in R i n d e r s e r u m ; u n d wir k6nne l i wei ter folgern, da b a u c h das A n t i -O in ve r sch iede l i en R i n d e r s e r e n v ie l le icht n i c h t f i be r e in s t immt . Als wei te re Schwier igke i t k~me vie l le icht h inzu , d a b das O als s icher l ich wie A u n d B

* Nicht selten werden A1Blkp. trotz ausgiebiger Entferrmng der gruppenspezifisehen und Anti-ArVAgglutinine in Anti-O-Seren ~ his + agglutiniert; die Amlahme, dab es sich hier um AIO-Blk p. handelt nfit schon dutch Agglutination nacbweisbarem O-Anteii, w~ire durchaus berechtigt. ** DaB Anti-O tats~ichlieh yon Blkp. aller Gruppen gebunden werden kann, babe ich in der oben zitiertell Arbeit as in ~bereinstimmung mit frfiheren Ergebnissen yon GREEN. FIELD 42 sowie vor~ MORZYCK143 ebenfalls gefunden.

1178 K L I N I S C H E W ' O C H E N S C H

ebenfal ls komplexes Ant igen m6glicherweise in seiner Zu- s a m m e n s e t z u n g bei ve r sch iedenen Menschen ve rsch ieden ist. DaB wir dies le tz te ffir das A und ]3 schon a n n e h m e n k6nlieii, i s t nach u n t e n b e s p r o c h e n e n Be funden sehr wahrscheinl ich. D e m n a c h b e r u h t me ine r Meinung IIach die M6glichkei t de r E r k e n n u n g v o n AO- ~ n d BO-Blkp. d u r c h Ant i -O auf der Verwendung besonders hier]~r geeigneter Seren, vorausgese t z t , dab nicht , wie auch schon frfiher betoi i t , die O-Aiilage durch A und B in mancher l F~t]len ta tsXchlich vo l l kommen ge- h e m m t wird.

HIRSZFELD und KOSTUCH 4~ h a b e n vor einiger Zeit in einer in dieser Zei tschr i f t e r sch ienenen umfangre ichen Arbe i t aus- ffihrlich ihre Auffassung fiber das W e s e n der B lu tg ruppe O dargelegt , so dab ich nu r kurz da rau f e ingehen m6chte .

Interessant ist ihre Erkli~rung ffir das Vorkommeli der durch Reaktion muir Anfi-O nach ihrer Meinung bei allen Blutsorten IIach- gewiesenen Reste yon O-Substanz an den A- oder B-Blkp. Da anzunehmen sei, dab aus der primitiveren Grlippe O durch Miitation die A- und B-Eigenschaften entstanden seien, fassen sie A1-Blkp. , die weniger O enthalten als A v als eine weitergehende Mutations- stufe auI als A 2. Diejenigen Blutsorten, die die gleichen Mengen der O-Substanzen enthalten, m6chten sie zu nenen Einheiten zusammenfassen, die sie ,,Pleiaden" nennen, wobei sie vorlAufig 6 Pleiaden unterscheiden. Ffir die O-Substanz, die an den Blkp. ohne das allele O-Gen vorhanden ist, nehmen sie eine besondere, den A- und ]3-Genen nicht allele O-Anlage an, die noch n~her untersucht werdeli mfisse. Zur ErklArung der Phi~nomene halten sie eine yon MATTA der Grei-Gentheorie BERNSTEINS gegenfiber- gestellte Theorie m6glich, nach der neben den Genen A und B, mit diesen gekoppelt, noch besondere O-Gene bestehen. Nach MATTA *s bestehen innerhalb der Gruppe A demnach die Genotypen AAAA, AAAO, AAOO, AOOO, innerhalb der Gruppe ]3 die ]?;rbbilder BBBB, B]3BO, BBOO, ]3000, bei der Gruppe AB die Genotypen AABB, AOBt3, AA]30, AAA]3, ABB13, bei der O-Gruppe dagegen IIur das Erbbild OOOO. Diese Erbbilder k~tmen zustande dadurch, dab yon den Eltern nicht ein Gen, sondern immer ein Genpaar vererbt wfirde. Abgeseheli davoli, dab man vielleicht durch diese Hypothese MATTAS die serologischeli Ph~nomelie, die sich auf die Reaktioli mit Anti-O beziehen, deuten k6nlite, haben PAtJWEN und MORIJEAIJ 4s kfirzlich gezeJgt, dal3 die MATTAsehe Theorie nach erbstatistischeli Berechnungeli nicht aufrechtzuerhalten sei.

Zusammen/assend be t r ach t e t , erseheint also das ,,O-Pro- blem" noch lceineswegs geklgrt, vielmehr erscheint es dutch die gerade in letzter Zeit verSJJentliehten Untersuchungsergebnisse und die da rauf gegrf indeten, tei lweise sich wide r sp rechenden Auf fassungen eher noch verwickelter als vorher.

Einige auffa l lende, 1938 mi tge te i l t e Befunde seien, da sie s icherl ich noch IIicht sehr b e k a n n t geworden sein dfirf ten, kurz besp rochen . So be r i ch te t e DOMBROWSK11938/39, dab bei e inem MN-Menschen die N-E igenscha f t mi t eiiiigen n o r m a l s t a rke n N-Seren n o r m a l IIachweisbar, mi t e inem bestimmten gegent iber anderen N- und MN-Blu t en sich n o r m a l ve rha l t en - den N-Se rum j edoch vollkommen ~nnaehweisbar war. Wir kSnnen d iesen t3efund ohne wei teres so deu ten , dab das N dieses abwegig sich v e r h a l t e n d e n MN-Menschen anders be- schaf fen war , als das bei den n o r m a l reag ie renden MN- und N-Menschen ; wei te rh in , dab auch das Ant i -N-Agglu t in in in denl ve r sagenden Serum anders beschaf fen war, als das in den a n d e r e n Ai i t i -N- Immunse ren .

DaB das Anti-M und Anti-N tats~chlich in den verschiedenen Immunseren verschieden sein kann, konliten LANDSTI~INER und WIENER 4s bei Untersuchung yon Blkp. verschiedener Affeliarten IIachweisen. Verschiedene Irnmlinseren reagierten dabei mit denselben Affen-Blkp. bei gleichzeitiger Prflfung verschieden. LANDST~II~ER und ~VIENER erkl~rten dies so, dab an den Affen- Blkp. Teilstticke des komplexen M-Agglutinogens in verschiedelier Verteilung vorhaliden seien. Eine Reaktioli mit einem Immun- serum erfolgte demnach nur dann, wenn das diesem Teilstfick elit- sprechende Agglutinin des ebenso komplex zusammengesetzten Immunaggllitinins in diesem Serum enthalten war. Bei Unter- suchung eilier grol3en Anzahl Blutproben verschiedener Affen und Affenarten konnte ich gemeinsam mit LII~DAIJ ~ diese Ergebnisse der amerikanischen Antoren best~.tigeli. Vr gabeli damals fi]r die qualitative Verschiedentleit verschiedener Immunseren folgelide m6glicheli Erkl~rlingen an: I. die zur Immunisierullg benutztei1 Kanincheli besitzen das eine oder andere M-Stfick selbst an den Blkp. oder sonst im Organismus, so dab bei der hnmunisierung das diesem M-Stfick entsprechende Agglutininsstfick nlcht gebildet

R I F T . 18. J A H R G A N G . N r . 35 2. SEPTEMBERI939

wird. 2. Es silid zur Immunisierung verschiedener Tiere Blkp. verschiedener M-Menscheli mit qualitativ verschiedenem M ver- wendet wordeli.

Auf dem 7-skalidinavischen Pathologenkongrel3 teitten 1938 FRIEDENREICH und LAURIDSEN eine iihnliche Beobachtung wie die voli DOMBROWSKI gemachte nait, die sich allerdings auf ein M bezog: bei Prfifung des ]3lutes eines 3jlthr. MN-Kindes mit drei verschie- denen M-Seren, agglutinierteli zwei M-Seren die Blkp. normal; in dem dritteli, sich gegen andere M- und MN-Blkp. normal ver- haltenden Serum, wurden die Blkp. des Kindes dagegen nicht verklumpt. Die Auffassung der Autoren, dab das M des Kindes und das Anti-M des abwegig sich verhalteliden Immunserums qualitativ abwich von anderen M-Eigenschaften bzw. von anderen Anti-M-Immunseren, konnte durch Absorptionsversuche bestatigt werden. Das M des Kindes wurde zunachst als ,,deiekt" bezeichnet. Eine lJntersuchung der Blkp. des Kindes mit fiber 3 ~ verschiede- hen, yon anderen serologischen Laboratorien (darunter auch yon uns) bezogenen Anti-M-Seren ergab, dab die Mehrzaht der Seren mit den Blkp. reagierten, wAhrend 5 M-Seren mit der gew6hnliehen Technik keine Reaktion gaben. Eine Austitrierung der positiv reagierenden Seren gegenfiber den Blkp. des I~indes bei Vergleich mit normalen MN-Blkp. ergab, dal3 fiber die H~lfte der Seren mit den Blkp. des Kindes schwacher reagierten als mit den I4ontroll- Blkp. ; etwa ein u reagierte bei beiden Blkp.-Arten in gleicher St~irke, das fibrige Viertel agglutinierte dagegen die Blkp. des ~Kindes starker als die Kontroll-Blkp. Auf Grund dieses sehr interessanten Ergebnisses war das M des t(indes wohl nicht mehr als ein ,,defektes" M anzusprechen, sondern es kolinte, da es offen- bar M-Teilstficke besaB, die an anderen M-haltigen Blkp. nicht vorhanden waren, als ein ,,besonders spezialisiertes M" angespro- chen werden. Die Untersuchung eiliiger Familienangeh6riger ergab, dab dieses ,,besondere" M anscheinend erblieh sei.

Wir mfissen nach diesen in t e r e s san ten Be funden v c n DOMBROWSKI SO~,vie von ~RIEDENREICH und LAURIDSEN da- mi t r echnen , d a b I. das M und N bei ve r sch iedenen Menscheii qua l i t a t iv versch ieden sein kann. Ob dabei , , anomal" er- scheinei ide M- oder N -T y p en se l tener oder h~ufiger beob- a ch t e t werden , kann yon der zuf~lligeI1 Ve lwei idung verschie- dener I m m u n s e r e n , die ja auch qual i ta t iv vone inande r ab- weichen k6nnen , abhAngig sein.

2. DaB, wie das ja auch die schon oben z i t ie r ten U n t e r - suchungen an Affen ergaben, die I rnmunagglu t in ine Ant i -M and Ant i -N in ve r sch iedenen I m m u n s e r e n verschiedei i sein k6nnen .

In der A n n ah me , dab die versch iedene Zusamense t zung der I m m u n a g g l u t i n i n e n ich t nu r auf die Versch iedenhe i t des M oder N bei ve rsch iedenen Pe r s o n en zurfickgeffihrt werden kann, s o n d e rn auch darauf , dab bei den zur I m m u n i s i e r u n g ve rwe i ide t en K a n i n c h e n M-Teile vo rha i iden sein k6nnten , m 6 c h t e ich diese ganzen Befunde und Zusammenh/ inge durch Iolgende Dars te l lung er lAutern: N e h m e n wir an, an der ]3il- dung des menschl ichel i M (oder N) k6iii i ten insgesamt 5 Teil- st t icke bete i l ig t sein. Diese ve r sch iedenen Teilstf icke w~treii bei den verschiedei ien Menschen mi t M-Eigenschaf t ver - schiedeii ver te i l t , es bes~Ben also versch iedene M- oder MN- Blkp. ve r sch iedene , ,M-Komplexe" , yon denen man nach d e m Befund von FRIEDENREICH und LAURII)SEN a n n e h m e n k6nnte , dab sie als solche erbl ich seien. Bei der Immuni s i e rung yon K a n i n c h e n mi t b e s t i m m t e n M- (oder N-) Blkp. k6ni i te IIatfir- lich i m m e r IIur ein d iesem M - K o m p l e x en t sp rechend zusam- mengese t z t e s Ant i -M (bzw. Anti-N) gebi lde t werden . Die Bi ldung der den im K a n i n c h e n o r g a n i s m u s v o r h a n d e n e n Ant igente i t s t f icken homologen Aggluti i i intei le wfirde j edoch ve rh inde r t . Dann erg~tben sich in ve r sch iedenen Ant i se ren bezfiglich de r qua l i ta f iven Z u s a m m e n s e t z u n g beispielsweise fo lgende I~2ombinationen

M-Tefle bei den M-Teile bei den M-Teile Starke immunisier ten injizierten Anti-M der gepriiften

Kaninchen Blutk6rperchen der Imnmnseren Blutk6rperchen tier Reaktion

2 , 3 2, 3

3 , 4 1,5 1,5

I, 2, 3 i, 2, 3 I, 2, 3 2, 3, 4 2 , 3 , 4 2, 3, 4

Anti-i Anti-x Aiiti-1, 2, 3 Anti-2 Anti-e, 3, 4 Anti-2, 3, 4

1 , 2 , 3 + 2 , 3 , 4 I, 2, 3 + + + I, 2, 3 + 1 , 3 , 5 + 2, 3, 4 [ + + +

2, SEPTL.M/3ER 1939 K L 1 N I S C I I E \ V O C t t L N S C H R I I : T . 18. J A t t R G A N G . N r . 35 II79

I c h m 6 c h t e a u s d r t i c k l i c h b e t o n e n , d a b d i e s e D a r s t e l l u n g n u r e in hypothetischer Erkldirungsversuch f i i r d i e B e o b a c h t u n g e n v o n DOMBROWSKY, FRIEDt~NREICH u n d LAURIDSEN d a r s t e l l e n s o i l N e h m e n w i r an , d a s y o n FRIEDENREICH u n t e r s u c h t e M N - K i n d h ~ t t e e i n 51 v o n d e r Z u s a m m e n s e t z u n g , w ie in d e r 2. R e i h e a n g e g e b e n , u n d d a s A n t i - M d e s a b l l o r m s i ch v e r - h a l t e n d e n S e r u m s w ~ r e y o n der Z u s a m m e n s e t z u n g , wie s ie in d e r g l e i c h e n R e i h e y o n d e m A n t i - M a n g e n o m m e n wi rd , d a n n s e h e n wi t , d a b d a s M d e s K i n d e s n i c h t y o n diesem M - S e r u m , w o h l a b e r y o n e i n e m anderen ( R e i h e 6) n a e h - g e w i e s e n w e r d e n k a n n , u n d d a b d a s l e t z t g e n a n n t e A n t i - M d i e B l k p . d e s K i n d e s s o g a r sti~rl~er a g g l u t i n i e r t ( R e i h e 6) a l s a n d e r e M - B l k p . ( R e i h e 5).

I c h m 6 c h t e n u n in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g n o c h m a l s a n d e n y o n FRIEDENRF, ICH m i t g e t e i l t e n t 3 e f u n d e r i n n e r n , d a b das A a mit manchen Anti-A-Seren nicht oder kaum, mit anderen, b e s o n d e r s g e e i g n e t e n S e r e n j e d o c h leichter nachweisbar sei ( e b e n s o wie d a s y o n FISCHER u n d HAHN b e o b a c h t e t e s e h r s c h w a c h e A). M a n k 6 n n t e d e m n a c h a u c h h i e r b e i a n d a s V o r - l i e g e n v e r s c h i e d e n e r k o m p l e x e r Z u s a m m e n s e t z u n g d e n k e n , e t w a wie in d e r f o l g e n d e n D a r s t e l l u n g w i e d e r g e g e b e n :

Anti-A-Serum cr I Blutk6r- A-Antigen- Reaktion Komplex I perehen Komplex

Z u m Nachweis y o n A s n i ch t g e e i g n e t . . .

Z u m Nachweis v o n A 3 gee ignet . . . . .

Ant i - i , 2 A2 An t i - l , 2 A a Anti-2, 3, 4 A2 Anti -z , 3, 4 Aa

I , 2, 3 3 , 4 , 5 I, 2, 3 3 , 4 , 5

+ +

+ + + +

M i t d i e s e r hypothetischen D a r s t e l l u n g k S n n t e m a n d i e t3e- : [ul]de v o n FRIEDENREICH s o w i e v o n FISCHER u n d HAHN, d ie d u r c h A n n a h m e y o n nut quantitativen D i f f e r e n z e n nicht zu v e r s t e h e n s i n d , w o h l erkl~tren. Abgesehen vonder Schwdiche der A-Eigenscha]t, wiire demnach das A a durch ein besonderes Antigenmosailc gekennzeichnet, d a s a l s s o l c h e s v e r e r b b a r w ~ r e ; d i e s e r b e s o n d e r e A n t i g e n k o m p l e x A a w ~ r e n u r d a n n n a c h w e i s - b a r , w e n n zu f~ l l i g e in S e r u m m i t e i n i g e n d e n A n t i g e n t e i l e n h o m o l o g e n A g g l u t i n i n s t f i c k e n z u r P r i i f u u g b e n u t z t w t i rde .

E s e r s e h e i n t v i e l l e i c h t b e d e n k l i c h , a n z u n e h m e n , d a b d a s A o d e r B be i v e r s c h i e d e n e n M e n s c h e n e i ne v e r s c h i e d e n e k o m p l e x e Z u s a m m e n s e t z u n g h a b e , we l l d a d u r c h v i e l l e i c h t d a s Gef t ih l d e r S i c h e r h e i t d e s N a c h w e i s e s d i e s e r E i g e n s c h a f t e n e r s c h f i t t e r t w e r d e n k 6 n n t e ; a b e r g e g e n d i e s e B e f t i r c h t u n g s p r e c h e n d i e p r a k t i s c h e n E r f a h r u n g e n ; a b g e s e h e n d a v o n , k 6 n n t e n wi r a n n e h m e n , d a b d i e , , a b n o r m e n " A- o d e r B - K o m - p l e x e s e l t e n s i n d .

D i e p r a k t i s c h e n F o l g e r u n g e n , d ie n i c h t n u r a u s d i e s e r h y p o t h e t i s c h e n E r w ~ g u n g , s o n d e r n v i e l m e h r n o c h a u s d e n b e o b a c h t e t e n E r g e b n i s s e n s i ch a b l e i t e n , s i n d die , d a b m a n z u m N a c h w e i s e i n e s A g g l u t i n o g e n s a m b e s t e n m e h r e r e A n t i - s e r e n v e r w e n d e t . I m t i b r i g e n t r ~ g t m a n s c h o n d i e s e n h y p o - t h e t i s c h e n A n n a h m e n , w e n n a u c h v i e l l e i c h t u n b e w u B t , in - s o f e r n R e c h n u n g , d a b m a n be i d e r G r u p p e n b e s t i m m u n g aul3er A - u n d B - S e r u m z u m m i n d e s t e n n o c h e in O - S e r u m i n i t v e r w e n d e t , u n d d a b z u m N a c h w e i s y o n M u n d N d i e A n - w e n d u n g v o n m i n d e s t e n s je d r e i v e r s c h i e d e n e n A n t i - M - u n d A n t i - N - S e r e n a n g e b r a c h t e r s c h e i n t .

Z u m S c h luB d e r l ) b e r s i c h t sei n o c h k u r z a u f d ie b e s o n d e r s i n d e n l e t z t e n J a h r e n g e w o n n e n e n E r g e b n i s s e d e r B l u t - g r u p p e n f o r s c h u n g , d u r c h d ie d ie Stammesgeschichte b e r e i c h e r t w u r d e , h i n g e w i e s e n .

Es is t vers t~ndl ich , dab m a n bald n a c h E n t d e c k u n g der m e n s c h - l i chen B l u t g r u p p e n s u c h bald zu erforschei1 suchte , ob bei den e inzelnen T i e r a r t e n eine iihnliche G r u p p e n b i l d u n g vorliege.

D a b e i s i n d n u n a b e r zwei v e r s c h i e d e n e F r a g e s t e l l u n g e n zu b e r i i c k s i c h t i g e n :

I . K o m m e n be i e i n e r T i e r a r t i s o a g g l u t i n a b l e ]31kp.- u n d i s o a g g l u t i n i e r e n d e S e r u m e i g e n s c h a f t e n vo r , so d a b d a d u r c h e ine G r u p p e n b i l d u n g b e d i n g t i s t ?

2. S ind d i e d ie G r u p p e n b i l d u n g b e d i n g e u d e n B l k p . - u n d S e r u m e i g e n a c h a f t e n i d e n t i s c h o d e r ~thnl ich d e n g e i m M e n - s c h e n g e f u n d e n e n o d e r n i c h t ?

Manche U n t e r s u c h e r g laub ten , , , B l u t g r u p p e n u n t e r s u c h u n g e n " bei Tieren de r a r t durchf f ih ren zu kOnnen, dab sie das B lu r e in fach m i t m e n s c h l i c h e m A- bzw. B - S e r u m im A g g l u t i n a t i o n s v e r s u c h pr i i f ten. I ch habe fr i iher s chon ve rsch ieden t l i ch d a r a u f h ingewiesen 51 (hier s u c h fibriges S c h r i f t t u m fiber Ileuere B l u t g r u p p e n u n t e r s u c h u n - gen bei Tieren) , dab diese Method ik u n d die d a r a u s abge le i t e t en SehluBfolgerungen un r i ch t ig sind. Menschense r en e n t h a l t e n n~im- l ich f a s t regelm/iBig , ,He te roagg lu t in ine" gegenf iber T ie r -Blkp . , die die W i r k u n g v o n 0~ u n d /J v o r t ~ u s c h e n kbnnen . Ffir d en Nachwei s der E i g e n s c h a f t e n A u n d 13 an Tier -Blkp. is t v i e l m e h r die P r i i fung m i t ,,gereinigten" Agglutininldsungen (LANDSTEINER) 0r u n d t~ oder der Absorptionsversuch v o r z u n e h m e n .

D a B d a s a u f d i e s e W e i s e a n T i e r - B l k p . n a c h g e w i e s e n e A o d e r B m i t d e m m e n s c h l i c h e n A o d e r B n i c h t i d e n t i s c h s o n d e r n d i e s e m n u t ~ h n l i c h is t , b a b e i ch o b e n s c h o n e rwS.hnt . Nur das bei anthropoideft Alien, und zwar als Isoagglutinogen ge]undene A und B ist yon dean menschlichen A und B nicht unterscheidbar. A u c h s i n d d ie in A n t h r o p o i d e n s e r e n g e f u n d e - h e n I s o a g g l u t i n i n e y o n d e m m e n s c h l i c h e n a u n d fl n i c h t z u u n t e r s c h e i d e n . D i e E i g e n s e h a f t e n A u n d B s i n d f i b r i g e n s b i s - h e r n u r be i S~ tuge t i e ren u n d n i e m a l s be i i m S y s t e m t i e f e r s t e h e n d e n T i e r e n g e f u n d e n w o r d e n .

W a s d i e F r a g e e i n e r Gruppenbildung bei Tieren b e t r i f f t , s o b e s t e h t z w a r e i ne s o l t h e be i h 6 h e r e n S ~ u g e t i e r a r t e n ; d i e G r u p p e n b i l d u n g i s t a b e t h i e r u n r e g e l m ~ B i g , d a d i e , , g e s t a t - t e t e n " I s o a g l u t i n i n e n i e h t , w ie b e i l n M e n s c h e n , regelm~13ig v o r k o m m e n . E i n e regelm~iflige Gruppenbildung, wie beim Mensehen, i s t anscheinend nur bei den anthropoiden Alien v o r h a n d e n .

A u s d i e s e n E r g e b n i s s e n l a s s e n s i ch w o h l f o l g e n d e Sch l t i s s e z i e h e n : A1s d i e A b s p a l t u n g d e r A n t h r o p o i d e n v o n d e r m i t d e m M e n s e h e n g e m e i n s a m e n S t a m l n f o r m e r fo lg t e , w a r be i d i e s e r d ie B l u t g r u p p e n b i l d u n g s c h o n v o r h a n d e n . D i e A b t r e n n u n g d e r t i b r i g e n h S h e r e n S ~ u g e t i e r e e r f o l g t e zu e i n e r Zei t , a l s d i e B l u t g r u p p e n b i l d u n g n o c h n i c h t v o l l e n d e t w a r , w ~ h r e n d d i e n i e d e r e n S ~ u g e t i e r e s i c h y o n d e r S t a m m f o r m t r e n n t e n , a l s e i ne G r u p p e n b i l d u n g be i d i e s e r t i b e r h a u p t n o c h n i c h t v o r - h a n d e n w a r .

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