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22. JULI 1924 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 3- J A H R G A N G . Nr. 3~ 363 Kontrollen mit Kochsalzl6sung bet Zimmer- und Brutschrank- w~irme. Auch hierbei land sich, wie zu erwarten war, derselbe Befund unter p-Phenylendiamin-Einwirkung wie am Lebenden nnd bei den v. GRO~Rschen Dopaversuchen, makroskopisch und auch im Schnitt. Nach dem Ergebnis unserer Untersuehungen, durch welche die Erfahrungen KREImCHS und MI~tROWSKYS bestXtigt werden, haben demnach v. GROERund seine Mitarbeiter Iediglich die Oxydations- bereitschaft der Epidermis, besonders der basalen Zellen, nicht abet das Vorkommen ether spezifisehen Dopa-Oxydase bewiesen. L i t e r a t u r. v. GROER, Wiener kitH. Wochenschr. 192o, S. 392,439, 459. -- Ders., Klin. Wochensehr. 1923, S. 1437, x485. -- v. GROER, ST~TZ und TOMAS- ZEWSKI, Zeitschr, f. d. ges. exp. Med. 33. --IKREIBICH, DermatoI. Wochen_ schri~t 66. -- MEIROWSIKY, Zentralbl. L Haut- u. Geschleehtskrankh. 8 (Lit.). KURZE WISSENSCHAFT 0F1ER DIE ROLLE DES EKTO- UND ENDOPLASMAS DER BAKTERIEN FOR DIE SERUMBACTERICIDIE UND FOR DIE PHAGOCYTOSE. Von H. BRAUN und R. NODAKE. In friiheren Untersuehungen hatten wit mit Hilfe der Agglutination gezeigt, dab der ektoplasmatische GeiBel- apparat der peritrich begeiBelten Bakterien (Typhus-, Proteus- bacillen, Bacillus inconstans) biochemisch anders gebaut ist als das Endoplasma derselben. Wir'zeigten weiterhin, dab die Entwieklung des ektoplasmatischen Geigelapparates dureh Giftwirkung und UnterernXhrung unterdrfickt wird und dem- naeh das Ektoplasma nicht lebensnotwendig ist. Da die Lebensbedingungen der Krankheitserreger im infizierten Organismus nicht framer gfinstige sind, mfissen wir daran denken, dab das Ektoplasma auch w~hrend des Infektions- prozesses verschieden ausgebitdet wird. Es muB auch be- aehtet werden, dab die F~higkeit, Ektoplasma auszubilden, den verschiedenen St~mmen derselben Art in ungleichem MaBe eigen ist. Gibt es doch z. B. Proteusbacillen, die auch unter den gfinstigsten Bedingungen ihr Cilienkleid nieht aus- bilden. Ffir die Immunit~tsvorg~nge ist die ]3eschaffenheit der Oberf]~che des Bacteriums yon besonderer Wichtigkeit, da sie doch die erste Angrifisil~tche darstellt. \u haben deshalb untersucht, welche Rolle die gegen das Ekto- und Endoplasma peritrich begeiBelten Bakterien gerichteten AntikSrper bet Immunit~tsvorg~ngen spjelen, und zwar bei der Serumbacter~- cidie und bet der Phagocytose. Die Versuche wurden zun~chst der gr6geren Klarheit und Exaktheit halber im Reagensflase ausgeffihrt, f3ber Tierversuche werden wir sp~ter berichten. Um uns kiirzer ausdrficken zu k6nnen, nennen wit ,,Voll- bakterien" solche, bet denen Ekto- und Endoplasma gut ent- wickelt ist, ,,nackte Bakterien" solche, bet denen der ekto- plasmatische GeiBelapparat fehlt. Als ,,Vollimmunserum" bezeichnen wir ein so!ches, welches sowohl gegen Ekto- wie Endoplasma gerichtete Antik6rper enth~lt, ekto- bzw. endo- plasmatische Antik6rper solche, die gegen die homologen Bakterienleibesbestandteile gerichtet sind. Die Haupt- ergebnisse der V~troversuche sind folgende: i. Die gegen das Ektoplasma der Proteusbakterien gerich- teten baetericiden Antik6rper sind qualitativ verschieden von den gegen das Endoplasma wirksamen. Wie bei der Aggluti- nation ~istauch ]i~r die Bacterieidie Ekto- und Endoplasrna dieser peritrieh bege~fielten Balcterien Serologisch di]]erent. 2. Das Ektoplasma schi~tzt, wenn im Immunserum die ektoplasmatischen Antik6rper fehlen, die Vollbakterien gegen die bactericide ~Virksamkeit der endoplasmatischen Anti- kSrper. 3. Die gegen das Ektoplasma gerichteten Antik6rper gentigen bet Vollbakterien zur Vermittlung der bactericiden Komplementwirkung. 4- Auf nackte ]3akterien wirken nut die endoplasmatisehen Antik6rper. 5. Die Wirksamkeit eines Immunserums, das ekto- und endoplasmatische Antik6rper enthXlt, kann gegeniiber Ilackten und Vollbakterien eine graduell verschiedene sein. Es mfiBte deshalb der Gehalt solcher Sera an den beiden Antik6rpern getrennt geprfift Werden, da das eine Immunserum mehr endo- plasmatische, das andere mehr ektoplasmatische Antik6rper enth~tlt. LICHE MITTEILUNGEN. 6. Ffir die Hersteilung der bactericiden Sera gegenfiber peri- trich begeil3elten Bakterien und ffir die Verwendung yon Impf- stoffen gegen solche Mikroorganismen wie Typhus-, Para- typhus-, Colt- und Proteus-Bakterien miissen St~mme ver- wendet werden, deren Ektoplasma gut entwickelt ist. Die Zuchtbedingungen (N~hrstoffgehalt, Feuchtigkeit des N~hr- bodens [EISLER und SILBERSTGIN], Temperatur) und der verwendete Stature sind sorgf~ltig auszuw~hlen. Weiterhin isf ffir die Herstellung des Impfstoffes zu be- achten, dab die ektoplasmatischen Antigene thermolabil sind (SACHS und SCHLOSSB]~RGER). Es mul3 untersucht werden, ob im infizierten Organis- mus wghrend der Krankheit ,,nackte" oder ,,Vollbakterien" oder beiderlei Bakterienformen, auftreten. Was die Phagocytose betrifft, so ergab sich, dab die ekto- plasmatischen Antik6rper die Phagocytose der Vollbakterien in geringem Ausmal3e f6rdern, dab dagegen die endoplasrnati- schen Ant~l~b'rper ffir die bakteriotrope Wirkung (NEuFELn und RIMPAU) v o n entscheidender Bedeutung sind. Die Phago- eytose des ,,nackten" Baeteriums tritt nur bei Anwesenheit der endoplasmatischen Antik6rper ein. Die fiir die Phago- cytose n6tige Ver~inderung des peritrich begeiBelten Bacteriums tritt besonders dann ein, wenn der lebens- wichtige Teil des Bakterienprotoplasmas, n~imlich sein Endo- plasma, von Antik6rpern besetzt ist. Die Phagocytose tritt in betrXchtlichem Ausmage aueh dann ein, wenn nwr das Endo- ptasma mit Antik6rpern beladen ist, das Ektoplasma dagegen antik6rperfrei bleibt. Ohne Ektoplasma ist, wie wir wissen, das Bacterium v611ig iunktionstiichtig. Welche Lebensfunk- tionen nun durch die Endoplasmabeladung ausgeschaltet werden, entzieht sich bis jetzt unserer Kenntnis*). (Az~ der bakteriologiseh-hygieniseher~ Abteilung des Stfidt. Hy.qienisehen UniversitSts-Instituts Franlcjurt a. M.) NEUERE VERSUCHE ZUR SERODIAGNOSTIK DER SYPHILIS MITTELS AUSFLOCKUNG. Von H. SACHS, A. I~LOPSTOCK und T. OHASHI. Ffir den serologischen Luesnachweis mittels Ausfiockung hat sich die Verwendung cholesterinierter Rinderherzextrakte nach dem Vorgang yon SACHs-GEORCl gut bew/ihrt. Wir selbst verffigen mit dieser als S.-G.-R. bezeichneten 51ethode fiber fortgesetzt beiriedigende Ergebnisse. Als Naehteil der IVfe- thode wird yon manchen Seiten geltend gemacht, dab sie erst verhiiltnism~iBig sp~it endgfiltig beurteilt werden kann. Man darf diesen Nachteil nicht fibersch~itzen. Denn die Ergeb- nisse sind auch bei der S.-G.-R. bereits naeh wenigen Stunden abzulesen. Bei der Frfihablesung ist nur zu berficksich- tigen, dab gelegentliche unspezifische reversible Friihflockun- gen auftreten, lhre H~iufigkeit wechselt bei den versehiedenen I~xtrakten. Im allgemeinen handelt es sich um z?emlich sel- tene Vorkommnisse, so dab in der fiberwiegenden IVIehrzahl der F~ille die l~rfihablesung nach 2--3 Stunden einwandfreie Ergebnisse liefert. Wir haben nun versucht, die unspezifische reversible Frfihfiockung zu vermeiden, um dadurch zu einer end- gfiltigen Jri~hen Ablesuny zu gelangen. Die unspezifischen Friihflockungen fallen weg, wenn man den Extrakt rasch, anstatt zweizeitig, verdfinnt. Die Empfindlichkeit wird aber *) Die ausfflhrliehen VerStfentliehungen erfolgen im Zentralblatt fiir Bakteriologie und in der Zeitsehrift ffir Immunit~itsforschung. 86*

Neuere Versuche zur Serodiagnostik der Syphilis Mittels Ausflockung

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2 2 . JULI 1924 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3- J A H R G A N G . Nr. 3 ~ 363 Kontrollen mit Kochsalzl6sung bet Zimmer- und Brutschrank- w~irme. Auch hierbei land sich, wie zu erwarten war, derselbe Befund unter p-Phenylendiamin-Einwirkung wie am Lebenden nnd bei den v. GRO~Rschen Dopaversuchen, makroskopisch und auch im Schnitt.

Nach dem Ergebnis unserer Untersuehungen, durch welche die Erfahrungen KREImCHS und MI~tROWSKYS bestXtigt werden, haben

demnach v. GROER und seine Mitarbeiter Iediglich die Oxydations- bereitschaft der Epidermis, besonders der basalen Zellen, nicht abet das Vorkommen ether spezifisehen Dopa-Oxydase bewiesen.

L i t e r a t u r. v. GROER, Wiener kitH. Wochenschr. 192o, S. 392,439, 459. - - Ders., Klin. Wochensehr. 1923, S. 1437, x485. - - v. GROER, ST~TZ und TOMAS- ZEWSKI, Zeitschr, f. d. ges. exp. Med. 33. - - IKREIBICH, DermatoI. Wochen_ schri~t 66. - - MEIROWSIKY, Zentralbl. L Haut- u. Geschleehtskrankh. 8 (Lit.).

K U R Z E W I S S E N S C H A F T

0F1ER DIE ROLLE DES EKTO- UND ENDOPLASMAS DER BAKTERIEN FOR DIE SERUMBACTERICIDIE UND FOR

DIE PHAGOCYTOSE. V o n

H. BRAUN und R. NODAKE.

In friiheren Untersuehungen hatten wit mit Hilfe der Agglutination gezeigt, dab der ektoplasmatische GeiBel- apparat der peritrich begeiBelten Bakterien (Typhus-, Proteus- bacillen, Bacillus inconstans) biochemisch anders gebaut ist als das Endoplasma derselben. Wir'zeigten weiterhin, dab die Entwieklung des ektoplasmatischen Geigelapparates dureh Giftwirkung und UnterernXhrung unterdrfickt wird und dem- naeh das Ektoplasma nicht lebensnotwendig ist. Da die Lebensbedingungen der Krankheitserreger im infizierten Organismus nicht framer gfinstige sind, mfissen wir daran denken, dab das Ektoplasma auch w~hrend des Infektions- prozesses verschieden ausgebitdet wird. Es muB auch be- aehtet werden, dab die F~higkeit, Ektoplasma auszubilden, den verschiedenen St~mmen derselben Art in ungleichem MaBe eigen ist. Gibt es doch z. B. Proteusbacillen, die auch unter den gfinstigsten Bedingungen ihr Cilienkleid nieht aus- bilden.

Ffir die Immunit~tsvorg~nge i s t die ]3eschaffenheit der Oberf]~che des Bacteriums yon besonderer Wichtigkeit, da sie doch die erste Angrifisil~tche darstellt. \u haben deshalb untersucht, welche Rolle die gegen das Ekto- und Endoplasma peritrich begeiBelten Bakterien gerichteten AntikSrper bet Immunit~tsvorg~ngen spjelen, und zwar bei der Serumbacter~- cidie und bet der Phagocytose. Die Versuche wurden zun~chst der gr6geren Klarheit und Exaktheit halber im Reagensflase ausgeffihrt, f3ber Tierversuche werden wir sp~ter berichten.

Um uns kiirzer ausdrficken zu k6nnen, nennen wit ,,Voll- bakterien" solche, bet denen Ekto- und Endoplasma gut ent- wickelt ist, ,,nackte Bakterien" solche, bet denen der ekto- plasmatische GeiBelapparat fehlt. Als ,,Vollimmunserum" bezeichnen wir ein so!ches, welches sowohl gegen Ekto- wie Endoplasma gerichtete Antik6rper enth~lt, ekto- bzw. endo- plasmatische Antik6rper solche, die gegen die homologen Bakterienleibesbestandteile gerichtet sind. Die Haupt- ergebnisse der V~troversuche sind folgende:

i. Die gegen das Ektoplasma der Proteusbakterien gerich- teten baetericiden Antik6rper sind quali tat iv verschieden von den gegen das Endoplasma wirksamen. Wie bei der Aggluti- nation ~ist auch ]i~r die Bacterieidie Ekto- und Endoplasrna dieser peritrieh bege~fielten Balcterien Serologisch di]]erent.

2. Das Ektoplasma schi~tzt, wenn im Immunserum die ektoplasmatischen Antik6rper fehlen, die Vollbakterien gegen die bactericide ~Virksamkeit der endoplasmatischen Anti- kSrper.

3. Die gegen das Ektoplasma gerichteten Antik6rper gentigen bet Vollbakterien zur Vermittlung der bactericiden Komplementwirkung.

4- Auf nackte ]3akterien wirken nut die endoplasmatisehen Antik6rper.

5. Die Wirksamkeit eines Immunserums, das ekto- und endoplasmatische Antik6rper enthXlt, kann gegeniiber Ilackten und Vollbakterien eine graduell verschiedene sein. Es mfiBte deshalb der Gehalt solcher Sera an den beiden Antik6rpern getrennt geprfift Werden, da das eine Immunserum mehr endo- plasmatische, das andere mehr ektoplasmatische Antik6rper enth~tlt.

L I C H E M I T T E I L U N G E N .

6. Ffir die Hersteilung der bactericiden Sera gegenfiber peri- trich begeil3elten Bakterien und ffir die Verwendung yon Impf- stoffen gegen solche Mikroorganismen wie Typhus-, Para- typhus-, Colt- und Proteus-Bakterien miissen St~mme ver- wendet werden, deren Ektoplasma gut entwickelt ist. Die Zuchtbedingungen (N~hrstoffgehalt, Feuchtigkeit des N~hr- bodens [EISLER und S I L B E R S T G I N ] , Temperatur) und der verwendete Stature sind sorgf~ltig auszuw~hlen.

Weiterhin isf ffir die Herstellung des Impfstoffes zu be- achten, dab die ektoplasmatischen Antigene thermolabil sind (SACHS und SCHLOSSB]~RGER) .

Es mul3 untersucht werden, ob im infizierten Organis- mus wghrend der Krankheit ,,nackte" oder ,,Vollbakterien" oder beiderlei Bakterienformen, auftreten.

Was die Phagocytose betrifft, so ergab sich, dab die ekto- plasmatischen Antik6rper die Phagocytose der Vollbakterien in geringem Ausmal3e f6rdern, dab dagegen die endoplasrnati- schen Ant~l~b'rper ffir die bakteriotrope Wirkung (NEuFELn und RIMPAU) von entscheidender Bedeutung sind. Die Phago- eytose des , ,nackten" Baeteriums tr i t t nur bei Anwesenheit der endoplasmatischen Antik6rper ein. Die fiir die Phago- cytose n6tige Ver~inderung d e s peritrich begeiBelten Bacteriums tr i t t besonders dann ein, wenn der lebens- wichtige Teil des Bakterienprotoplasmas, n~imlich sein Endo- plasma, von Antik6rpern besetzt ist. Die Phagocytose t r i t t in betrXchtlichem Ausmage aueh dann ein, wenn nwr das Endo- ptasma mit Antik6rpern beladen ist, das Ektoplasma dagegen antik6rperfrei bleibt. Ohne Ektoplasma ist, wie wir wissen, das Bacterium v611ig iunktionstiichtig. Welche Lebensfunk- tionen nun durch die Endoplasmabeladung ausgeschaltet werden, entzieht sich bis jetzt unserer Kenntnis*). (Az~ der bakteriologiseh-hygieniseher~ Abteilung des Stfidt. Hy.qienisehen UniversitSts-Instituts Franlcjurt a. M.)

NEUERE VERSUCHE ZUR SERODIAGNOSTIK DER SYPHILIS MITTELS AUSFLOCKUNG.

V o n

H. SACHS, A. I~LOPSTOCK und T. OHASHI.

Ffir den serologischen Luesnachweis mittels Ausfiockung hat sich die Verwendung cholesterinierter Rinderherzextrakte nach dem Vorgang yon SACHs-GEORCl gut bew/ihrt. Wir selbst verffigen mit dieser als S.-G.-R. bezeichneten 51ethode fiber fortgesetzt beiriedigende Ergebnisse. Als Naehteil der IVfe- thode wird yon manchen Seiten geltend gemacht, dab sie erst verhiiltnism~iBig sp~it endgfiltig beurteilt werden kann. Man darf diesen Nachteil nicht fibersch~itzen. Denn die Ergeb- nisse sind auch bei der S.-G.-R. bereits naeh wenigen Stunden abzulesen. Bei der Frfihablesung ist nur zu berficksich- tigen, dab gelegentliche unspezifische reversible Friihflockun- gen auftreten, lhre H~iufigkeit wechselt bei den versehiedenen I~xtrakten. Im allgemeinen handelt es sich um z?emlich sel- tene Vorkommnisse, so dab in der fiberwiegenden IVIehrzahl der F~ille die l~rfihablesung nach 2--3 Stunden einwandfreie Ergebnisse liefert.

Wir haben nun versucht, die unspezifische reversible Frfihfiockung zu vermeiden, um dadurch zu einer end- gfiltigen Jri~hen Ablesuny zu gelangen. Die unspezifischen Friihflockungen fallen weg, wenn man den Extrakt rasch, ans ta t t zweizeitig, verdfinnt. Die Empfindlichkeit wird aber

*) Die ausfflhrliehen VerStfentliehungen erfolgen im Zentralblatt fiir Bakteriologie und in der Zeitsehrift ffir Immunit~itsforschung.

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I364 dabei erheblich herabgesetzt. Es sind daher bei rascher Extraktverdfinnung verst~irkende Stoffe erforderlich. Ein derartiges verst~rkendes Agens hat 1KEINICKE Ifir seine Trti- bungsreaktion in dem Tolubalsam benutzt *). Wit selbst hubert ats VerstXrker Benzoeharz gewghlt, das schon iranz6- sische Forscher ( D U J A R R I C Dig LA RIVII~RE and G A L L A R A N D )

ftir ihre Flockungsreaktion herangezogen haben. Man darf wohl annehmen, dab das Benzoeharz ein AnMogon des Tolu- balsams bei MEtNICK~S Trfibungsreaktion darstellt.

Bei unseren Versuchen sind wir insofern bei der Methodik der S.-G.-R. geblieben, als wir inaktiviertes Serum, choleste- rinierte Rinderherzextrakte und physiologische Kochsalz- 15sung als Verdtinnungsmedium benutzten. Die Verwendung der eholesterinierten Rinderherzextrakte hat auch bei Zusatz yon Benzoeharz gegeniiber den yon den franz6sischen Autoren bevorzugten Ext rakten naeh BOt~DET-RUEI.ENS den Vorteil, dab die Reaktion beschlennigt wird. Zugleich kommt aber dem Cholesterin hierbei eine Doppeifunktion zu: neben der Beschleunigung der Wirkung erzeugt es eine erh6hte L6s- tichkeit des Benzoeharzes nach Verdtinnen der alkoholisehen Extrakte mit physiologischer KochsalzlSsung. Nach um- fassenden Versuchsreihen, die zum Tell durch Dr. OI~ASHI ausgeftihrt wurden, sind wir schliel31ich zu einer Extrakt- zusammensetzung gelangt, die bei der Ausflockungsmethode in bezug auf Einfachheit, Raschheit und 0konomie des Ver- fahrens auBerordentliehe ~Vorteile aufweist. Wenn man die nach dem Vorgang yon SAcI~s und GEolaaI bereiteten chol- esterinierten Rinderherzextrakte in geeigneter, empirisch zu erprobender Weise mit alkohotischer 13enzoeharzl6sung ver- setzt, so erh~lt man in der Tat bei entsprechender Versuchs- anordnnng in kurzer Zeit leicht ablesbare Flockenbildung.

Wit ver]ahren ]olgendermafien: Die cholesterinierten, Benzoeharz enthaltenden ]~xtrakte**)

werden mit physiologischer KochsalzlSsung (o,85%) 2ofach rasch verdt~nnt. Die Verd~'Annnng erfolgt in der Weise, dug der Extrakt unter Einffihrnng der Pipettenspitze bis an den Boden der Ver- dflnnungsflasche so rasch als m6glich in die physiologische Kochsalz- 16sung hineingeblasen wird; durch mehrmaliges Aufsaugen und Ausblasen erfolgt eine grtindliche Mischung. Je o, 5 ccm dieser Extraktverdtinnung werden unmittelbar nach der Bereitung so rasch als m6glich in Reagensgl~ser gefiilit, die je o,I ccm des un- verdfinnten inaktivierten Patientenserums en~halten.

Zur Beschleunigung der t'lockenbildung, nach dem Vorgang von HorN, sowie yon KA~N (Amerika), sind die die Reagensgl~ser ent- haltenden Gestelle zu schfitteln. Am zweckmitfligsten l~fit man die t~eagensglasgestelle 10 Minuter~ lung in einem Schi~ttela/pparat sehiitteln and kann dann sofort makroskopisch wie bei der Agglutination ablesen. Naeh 3 ~ Minuten tangem Brutschrank- aufenthalt empfiehlt es sich, eine zweite endgflltige Ablesung vor- zunehmen.

Arbeitet man ohne Schiittelapparat, so werden die Reagens- glasgestelle nach dem Einfflllen eine Minute lang (oder much l~nger) mit der Hand kr~ftig geschiittelt. Nach Ablesung der Ergebnisse erfolgt einstfmdiger Brutschrankaufenthalt, sodann endgflltige Ablesung.

Die Ergebnisse sind demonstrativ ***). Die Flockenbildung ist eine intensive. Bei der zweiten Ablesung ist in der l~egel eine Sedimentation der 2~locl~ung eingetreten. Die negativen Sera haben eine Aufhellung erfahren.

Neben den cholesterinierten Benzoeharzextrakten ver- wenden wir die gleichen Extrakte mi t einem geeigneten LecitMnzusat$. Theoretisch ftihrte uns dazu das Beispiel der BOl~D~T-RuELENs-Extrakte. D a e s sich bei ihnen um eine Vorextraktion mit Aceton handelt, kann man annehmen, dab eine relative Anreicherung der Phosphatide statthat. Das gleiche ZieI suchten wit durch elnen Lecithinzusatz zn den gew6hnlichen cholesterinisier~en Rinderherzextrakten zu er- reichen. Durch den Lecithinzusatz wird in der Tat Benzoe-

*) lJber allerdings erfolglose Versuehe, zu elmer Verst~rkung der Au~flockung dutch Verwendung verschiedenartiger Zus~tze , darunter aueh yon Mastix, zu gelangea, haben SACHS und GEORGI (Med. Klinik 1918, Nr. 33) beriehtet. Sehon frfiher hat ter tBRUCK und H I D A K A (Zeitsehr. f.' Imlnunitfitsforseh. u. exp. Therap,, 0rg. 8, 476. i911) Mast ixzur Vers~rkung vom Ffiiluugserscheir~ungem beim Vermisehenvon Syphititiker- serum mit Organextrakt benutzt. **) Wi t Mud germ ~ereit, geeignete Extrakte (,,Benzoehol-Extrakte") abzugeben. ***) KontrolIversuehe mit Formol-Zusatz Mad m6glieh, dtirften abet bei hinreichend klaren Seris nicht erforderlich sein..

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr. 3 ~ 22. lULL ~924

harz noch etwas besser in LSsung gehalten. Die Extrakt-Serum- Gemische weisen daher, soweit sic nich• Ausflockung zeigen, eine st~rkere Anfhellung auf, die eine Ablesung im Agglutino- skop, wofern man aui eine solche Wef t legt, erleichtert. Im tibrigen scheint der Lecithinzusatz die Reaktionsf~Lhigkeit geringgradig abznschw~chen. Es empfiehlt sich, in Doppel- reihen Extrakte ohne und mit Lecithinznsatz zu verwenden.

Was unsere bisherigen Ergebniase mit den yon uns berge- stellten Ext rakten anlangt, so erscheinen die Ftoeken bei der yon uns geiibten Methode so rasch und so intensiv, wie wohl bei keinem anderen Verfahren. Unsere vorlaufigen diagnosti- sehen Ergebnisse sind im tibrigen durchaus ermutigend. Sic tibertreffen allerdings nicht diejenigen der gew6hnlichen S.-G.-R. Wir mSchten das hervorheben, weft uns nicht etwa eine mangelhafte Brauchbarkeit der Ausflockung mit eholeste- rinierten Extrakten den AnlaB zu den neuen Versuchen ge- geben hat. Wie schon erw~hnt, hat sieh uns die alte Methode fortgesetzt aufs beste bew~Lhrt. Nur der yon manchen Seiten gertigte, in seinen Nachteilen vietleicht fibersch~tzte Urnstand der reversiblen Friihflockungen und der hierdurch bedingten verh~ltnism~Big sp~ten Ablesbarkeit ftihrte uns dazu, die M6glichkeit einer rasch ablesbaren Flockungsreaktion zu er- proben. Sollte sich weiterhin die praktische Brauchbarkeit der neuen Ext rakte in bezug auf Empfindliehkeit und charak- teristisches Verhalten erweisen, so wfirden IKeagens und Reak- tion an Einiachheit und Schnelligkeit alles Wfinschenswerte vereinigen. Das Veriahren ist sparsam in bezug auI Serum- menge und Extraktverbrauch. Das Ergebnis ist rasch makro- skopisch ablesbar. Es t r i t t eine schneile Sedimentierung der Flocken ein, und endlich seheint wenigstens in~erhalb ge- wisser Grenzen eine verh~ltnismaBige Unabh~ngigkeit yon den Temperaturbedingungen zu bestehen. In dieser Hinsicht wer- den treilich weiter e Erfahrungen gesammelt werden mtissen, um festzustellen, ob ein bestimmtes Temperaturoptimum ftir die Extraktverdfinnung und den Aufenthal t in den Versuchs- r6hrehen besteht. Ebenso ist zu erproben, welche Mengen der Extraktverdfinnung auf einmal hergestellt werden kSn- men, ohne dab bei raschem Einffillen die schnell einsetzende Dispersit~tsvergrSberung zu einem ~berschrei ten der Grenzen des charakteristischeI1 Gepr~tges ftihrt. Vorl~,ufig dtirfte es sich empfehlen, itir praktische Z{vecke nicht tiber Io ecm Extraktverdi innung hinauszugehen.

Anch ftir die Priifnng yon Lumbal/lftssigkeiten seheint die gleiche Methodik brauchbar zu sein. Wit verffigen aber noch nicht tiber hinreichende Erfahrung, um die gtinsfigsten Men genverhMtnisse best immen zu k6nnen. (Aus der wissenschaJt- lichen Abteilung des Instituts ]i~r cxperimente!le Krebs]or- 8chung in Heidelberg.)

DIE GEF2~SSREAKTION BEIM VOLLSTANDIGEN UND BEIM VITAMINHUNGER*).

W o n

D A N I E L A L P E R N .

Zum Studium der Gei~t3reaktion dienten uns isolierte Fliigel yon normalen Tauben, sowie yon vollhungernden, mit erhaKenem WassergenuB, wie auch yon solchen, die mit avitamin6ser Nahrung, bestehend aus autoklavisiertem Reis, geffittert waren. Dutch eine in die A. brachialis des Fltigels eingeftihrte Kanfile wurde Ringer-Lockesche Fltissigkeit

eingelassen, dabei wurden die durch die durchschnittenen Venen abflieBenden Tropfen abgez~hlt. Das Organ wnrde im Thermostat bei 4 ~ ~ C aufgestellt. Es wurde die Wirkung yon Adrenalin P . D . (in Tabl.) I : I ooo ooo, Chlorbarium I : I o o o und Coffein pur. I :IOOO auf die peripherischen G.efXl3e geprtift, wobei an jedem Fltigel nur die Wirkung eines dieser Gifte untersucht wurde. Im ganzen wurden 47 Versuehe ( I 6 a n normalen, 14 an hungernden und 17 an avitamin6sen Tieren) ausgeitihrt. Die SchluBfolgerungen, die aus diesen Versuchen gezogen werden dfirfen, sind folgende :

i. Die Gef~Bsreaktion im vollstgndigen Hungerzustande (bei erhaltenem Wassergenug) ist den gefgBverengernden

*) In ausftihrlieher Form ist diese Arbeit von uns Iflr das Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. best immt.