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7 NeuerscheiNuNgeN für 2010 Gottfried Honegger: Reflektionen über Kunst und ihren Auftrag reihe Kunst Theorie Band 17 ca. 80 s., format 24,5 x 17 cm isBN 978-3-931876-82-1 (hardcover) EUR 19,— Vorwort gottfried hoNegger die welt der Kunst – reflektionen Marshall Mc Luhan vergleicht in seinem Buch ›understanding media‹ die Kunst mit einem ›frühwarnsystem‹ wie das rAdAr, das der gesellschaft erlaube, soziale und psychologische Probleme weit früher zu erkennen als die sozialwissenschaften. gustave flaubert meinte einigermaßen selbstbewusst - »der Krieg von 1870 hätte nie geführt werden müssen, wenn nur die Leute meinen roman ›edu- cation sentimentale‹ gelesen hätten.« wyndham Lewis, den Mc Luhan beifällig zitiert, hat einmal gesagt »the artist is always engaged in writing a detailed history of the future, because he is the only person aware of the nature of the present«. und Mc Luhan meint dazu: »das wissen dieser einfachen tatsache ist heute für das menschliche überleben notwendig.« »der Künstler ist auf allen wissenschaftlichen und humanen gebieten derjenige, der als erster die implikationen der handlungen und des neuen wissens seiner Zeit wahrnimmt. er ist der Mensch des umfas- senden Zeitbewusstseins.« weil dem so ist, sollten die Kunsthistoriker, die soziologen im interesse einer – über Künste schlecht orientierte gesellschaft – vermehrt aufklären, zeigen, dass ohne die ethische Kultur der Künste die Krisen sich stapeln – ja ... ein weltwirtschafts-Kollaps möglich wird. und dann ... Auch die Politik muss die Kunst endlich ernst nehmen und dies nicht nur für die tourismuswerbung missbrauchen. die Kultur – das vergessen die Politiker – ist ein bedeutender wirtschaftsfaktor für das Land. heute dient die Kunst der Politik als ‹Alibi›, als nationale werbung, wie die schweizer Banknoten es heute belegen. Keiner dieser vier abgebildeten Künstler wurde zu seiner Lebzeit ernst genommen. Kunstmessen, Auktionen, der Kunsthandel sollten darüber wachen, dass die Kunst nicht handelsware, spekulationsobjekt wird. Man vergleicht schon heute die Aktienrenditen mit dem gewinn im Kunstmarkt. Mitschuldig an der vorherrschenden globalen Kunstkrise sind auch die Künstler. es wird geschwiegen. ruhm und geld bestimmen für zu viele von uns ihr Künstlerdasein. Kasimir Malewitsch schrieb einst ‹die strasse ist mein Atelier›. ich behaupte und bin nicht alleine, wenn unsere heutige ich- gesellschaft sich weiterhin von der Marktwirtschaft und der unterhaltungs- industrie verführen lässt, ist alles Böse möglich. schon heute ist ein Viertel der weltbevölkerung depressiv. Mit diesen meinen reflektionen will ich einfach die enorme Vielfalt, die vielen fragen der heutigen Kunst-welt auflisten, begleitet von kurzen hinweisen. es ist mir ein Anliegen, ein Anliegen auch Kritisches über die Kultur-situation von heute beizutragen. ich weiß – das alles genügt nicht – was diese reflektionen belegen: es brennt im haus der Kultur. es ist höchste Zeit, dass wir Kultur-schaffenden uns zur aktiven gemeinschaft wieder finden und der Politik und der wirtschaft und dem Kunsthandel zei- gen, dass ohne ethik der Kultur, ohne die Künste unsere Lebensqualität, die desaströse welt-gemeinschaft weiter zerfällt. wenn wir Künstler uns weiterhin dem Kunstmarkt unterwerfen, verliert die Kunst ihren sozialen Auftrag. wir verlieren die utopie, dass die Kunst ein heilmittel – ein Licht ist, das uns hoffnung für die Zukunft gibt. gottfried honegger die kunst ist auch eine schule um das sehen um das bewusste sehen zu lernen kunst macht die wirkung von farben von formen von materialien bewusst – lesbar kunst ist auch zeitbild geschichte unsere augen lernen zu werten zu fragen abzulehnen zu verstehen zu träumen das neue ohne vorurteile wahrzunehmen schönheit beinhaltet wahrheit harmonie ordnung schönheit ist eine energie die glück wohlbefinden selbstsicherheit toleranz und gemeinsinn schafft schönheit ist eine existentielle notwendigkeit hässliches fernsehen hässliche werbung hässliche architektur hässliche konsumware macht unsere seele krank wer hässlichkeit herstellt macht sich schuldig Mit Reflexionen über Kunst und ihren Auftrag können wir in der reihe Kunst- theorie nun bereits den 3. Band mit texten des schweizer Künstlers gottfried honegger publizieren, der in diesem Jahr seinen 93. geburtstag beging und sich nach wie vor für ethische und ästhetische schönheit in der Kunst einsetzt. es ist ein Plädoyer für die Kunst, ein tiefer glaube an die Kraft der Kunst, ein deutlicher hinweis auf die wirkung von Kunst und ihre folgen. die Auseinandersetzung mit Kunst verändert den Menschen, macht ihn sehend und, wie die alten griechen schon wussten, damit zugleich erkennend. die erfahrung der Kunst ist eine große chance und ein glück. die 65 Reflexionen analysieren in gedichtform verschiedene gruppen von Menschen (sammler, Kinder, Kunstvermittler etc.) und ihre mögliche Beziehung zur Kunst. was wir brauchen ist eine kunst die uns seh freiheit denk freiheit wahl freiheit gibt naturalistische kunst reduziert die sehfreiheit abstrakte konkrete kunst stimuliert unsere fantasie der betrachter gibt so dem bild seinen sinn kunst ist keine konsum ware kein luxus keine werbung kunst ist gemeinsinn aufklärung kinder müssen in freiheit zeichnen malen spielen sie brauchen bilder um die noch unbekannte umwelt zu verstehen das im gehirn memorierte bild programm seine qualität bestimmt sein sehen sein denken sein wählen sein handeln seine welt sicht sich ein bild machen gibt ihm sicherheit fantasie verständnis identität bild und zeichnungen von kindern sind kinderkunst

NeuerscheiNuNgeN für 2010 7 Vorwort gottfried hoNegger...NeuerscheiNuNgeN für 2010 7 Gottfried Honegger: Reflektionen über Kunst und ihren Auftrag reihe Kunst Theorie Band 17 ca

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7NeuerscheiNuNgeN für 2010

Gottfried Honegger: Reflektionen über Kunst und ihren Auftragreihe Kunst Theorie Band 17ca. 80 s., format 24,5 x 17 cmisBN 978-3-931876-82-1(hardcover) EUR 19,—

Vorwort gottfried hoNegger

die welt der Kunst – reflektionen

Marshall Mc Luhan vergleicht in seinem Buch ›understanding media‹ die Kunst mit einem ›frühwarnsystem‹ wie das rAdAr, das der gesellschaft erlaube, soziale und psychologische Probleme weit früher zu erkennen als die sozialwissenschaften. gustave flaubert meinte einigermaßen selbstbewusst - »der Krieg von 1870 hätte nie geführt werden müssen, wenn nur die Leute meinen roman ›edu-cation sentimentale‹ gelesen hätten.«wyndham Lewis, den Mc Luhan beifällig zitiert, hat einmal gesagt »the artist is always engaged in writing a detailed history of the future, because he is the only person aware of the nature of the present«. und Mc Luhan meint dazu: »das wissen dieser einfachen tatsache ist heute für das menschliche überleben notwendig.« »der Künstler ist auf allen wissenschaftlichen und humanen gebieten derjenige, der als erster die implikationen der handlungen und des neuen wissens seiner Zeit wahrnimmt. er ist der Mensch des umfas-senden Zeitbewusstseins.«weil dem so ist, sollten die Kunsthistoriker, die soziologen im interesse einer – über Künste schlecht orientierte gesellschaft – vermehrt aufklären, zeigen, dass ohne die ethische Kultur der Künste die Krisen sich stapeln – ja ... ein weltwirtschafts-Kollaps möglich wird.und dann ... Auch die Politik muss die Kunst endlich ernst nehmen und dies nicht nur für die tourismuswerbung missbrauchen. die Kultur – das vergessen die Politiker – ist ein bedeutender wirtschaftsfaktor für das Land. heute dient die Kunst der Politik als ‹Alibi›, als nationale werbung, wie die schweizer Banknoten es heute belegen. Keiner dieser vier abgebildeten Künstler wurde zu seiner Lebzeit ernst genommen.Kunstmessen, Auktionen, der Kunsthandel sollten darüber wachen, dass die Kunst nicht handelsware, spekulationsobjekt wird. Man vergleicht schon heute die Aktienrenditen mit dem gewinn im Kunstmarkt.Mitschuldig an der vorherrschenden globalen Kunstkrise sind auch die Künstler. es wird geschwiegen. ruhm und geld bestimmen für zu viele von uns ihr Künstlerdasein. Kasimir Malewitsch schrieb einst ‹die strasse ist mein Atelier›. ich behaupte und bin nicht alleine, wenn unsere heutige ich-gesellschaft sich weiterhin von der Marktwirtschaft und der unterhaltungs-industrie verführen lässt, ist alles Böse möglich. schon heute ist ein Viertel der weltbevölkerung depressiv.Mit diesen meinen reflektionen will ich einfach die enorme Vielfalt, die vielen fragen der heutigen Kunst-welt auflisten, begleitet von kurzen hinweisen. es ist mir ein Anliegen, ein Anliegen auch Kritisches über die Kultur-situation von heute beizutragen. ich weiß – das alles genügt nicht – was diese reflektionen belegen: es brennt im haus der Kultur. es ist höchste Zeit, dass wir Kultur-schaffenden uns zur aktiven gemeinschaft wieder finden und der Politik und der wirtschaft und dem Kunsthandel zei-gen, dass ohne ethik der Kultur, ohne die Künste unsere Lebensqualität, die desaströse welt-gemeinschaft weiter zerfällt.wenn wir Künstler uns weiterhin dem Kunstmarkt unterwerfen, verliert die Kunst ihren sozialen Auftrag. wir verlieren die utopie, dass die Kunst ein heilmittel – ein Licht ist, das uns hoffnung für die Zukunft gibt.

gottfried honegger

die kunstist aucheine schuleum das sehenum das

bewusste sehenzu lernen

kunst machtdie wirkungvon farbenvon formenvon materialienbewusst – lesbar

kunst ist auchzeitbildgeschichte

unsere

augen lernenzu wertenzu fragenabzulehnenzu verstehenzu träumen

das neueohne vorurteilewahrzunehmen

schönheitbeinhaltetwahrheitharmonieordnung

schönheitist eine energiedie glückwohlbefindenselbstsicherheittoleranzund gemeinsinnschafft

schönheit ist

eine existentiellenotwendigkeit

hässliches fernsehenhässliche werbunghässliche architekturhässliche konsumwaremachtunsere seele krank

wer hässlichkeitherstelltmacht sich

schuldig

Mit Reflexionen über Kunst und ihren Auftrag können wir in der reihe Kunst-theorie nun bereits den 3. Band mit texten des schweizer Künstlers gottfried honegger publizieren, der in diesem Jahr seinen 93. geburtstag beging und sich nach wie vor für ethische und ästhetische schönheit in der Kunst einsetzt. es ist ein Plädoyer für die Kunst, ein tiefer glaube an die Kraft der Kunst, ein deutlicher hinweis auf die wirkung von Kunst und ihre folgen. die Auseinandersetzung mit Kunst verändert den Menschen, macht ihn sehend und, wie die alten griechen schon wussten, damit zugleich erkennend. die erfahrung der Kunst ist eine große chance und ein glück. die 65 Reflexionen analysieren in gedichtform verschiedene gruppen von Menschen (sammler, Kinder, Kunstvermittler etc.) und ihre mögliche Beziehung zur Kunst.

was wirbrauchenist einekunstdie uns seh freiheit

denk freiheitwahl freiheit gibt

naturalistischekunstreduziertdie sehfreiheit

abstrakte konkretekunststimuliertunsere fantasie

der betrachtergibt so dembildseinen sinn

kunst istkeine konsum warekein luxuskeine werbung

kunst istgemeinsinn

aufklärung

kinder

müssen in freiheitzeichnenmalenspielen sie brauchen bilder

um die nochunbekannte umweltzu verstehen

das im gehirnmemoriertebild programmseine qualitätbestimmt sein sehen

sein denkensein wählensein handelnseine welt sicht

sich ein bild machengibt ihm sicherheitfantasieverständnisidentität

bild undzeichnungenvon kindernsind kinderkunst