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Neues aus der Literatur Rezensionen Neues aus der Literatur CO2 - Klimabedrohung oder Politik? Autoren: Frits BOTTCHER, Helmut METZNER; Verlag: Paul Haupt, Bern-Stuttgart-Wien 1994. ISBN 3-258-05037-6 Wohl kaum ein zweites Thema ist in den letzten Jahren so intensiv und kontrovers er6rtert worden, wie die Frage der CO2-Emissionen in be- zug auf klimatische Auswirkungen. Die Debatte wird streitig sowohl in der naturwissenschaftlich-technischen Fachwelt wie in der allgemei- hen C)ffentlichkeit und in der Politik gefiihrt. Nicht immer werden da- bei in angemessener Weise sachliche Konflikte yon Interessenkonflik- ten oder gar l~)berzeugungskonflikten getrennt. In dieser schwierigen Diskussion ist es dankbar zu vermerken, daft sich zwei fachlich hochqualifizierte und ebenso gesch/itzte Wissenschaftler zu Wort melden. Die wichtigste Botschaft des Buches ist bereits in der l)berschrift zu erkennen. Es ist das Fragezeichen. Im Gegensatz zu viel- fach ge/iuferten Meinungen der Umweltpolitiker ist nach Auffassung der Autoren der naturwissenschaftlich-technische Sachverhalt keinesfalls abschlieflend gekliirt! In der zur Debatte stehenden Thematik ist keineswegs alles klar oder in sich stimmig. Nach Auffassung der beiden Autoren gibt es ernstzu- nehmende Aspekte, die intensiv er6rtert werden mfissen, um sie einer Kl~irung zuzufiihren. So wird darauf hingewiesen, daft das Thema CO 2 und Klima bereits von dem berfihmten Physikochemiker Svante Arrhenius Ende des vorigen Jahrhunderts angesprochen wurde. Diese frfihe Besch/iftigung durch einen herausragend qualifizierten Wissen- schaftler hat den Mythos einer Prophezeiung entstehen lassen. Die Au- toren zeigen, daft bei sachlicher Analyse einige Vorhersagen der Prog- nosen yon Arrhenius eingetreten sind, andere jedoch nicht. Diese Fest- stellung ist deshalb so besonders bemerkenswert, weil in der gesamten modernen Debatte folgender Sachverhalt zu beriicksichtigen ist: Der in mathematischen Dingen weniger gebildete Laie sieht in mathe- matischen Formulierungen gerne so etwas wie einen Wahrheitsbeweis h6heren Ranges. Die von vielen Wissenschaftlern mit grofer Akribie erstellten und mit Computern durchgerechneten mathematischen Kli- mamodelle sind unter diesem Gesichtspunkt besonders nfichtern zu be- trachten. Mathematische Modelle k6nnen keinen Wahrheitsbeweis lie- fern. Sie ergeben nut logisch richtige Schluflfolgerungen im Rahmen vor- gegebener Randbedingungen. Sind diese Randbedingungen nicht oder nicht vollst/indig zutreffend, oder sind wichtige Randbedingungen nicht ber0cksichtigt, so k6nnen selbst die besten mathematischen Modelle kei- nen Beitrag zur Wahrheitsfindung liefern. Die Autoren weisen auf m6g- licherweise nicht angemessen beriicksichtigte Randbedingungen hin. Diese betreffen die Frage der m6glichen Absorption infraroter Strah- lung innerhalb der schmalen Absorptionsbanden des CO 2 ebenso wie den Hinweis, daft die ~iuflerst komplexe Rolle der Biosph~ire und insbe- sondere der Ozeane nicht angemessen beriicksichtigt wird und m6gli- cherweise wohl auch ohne weitere intensive Forschungsarbeiten nicht angemessen berficksichtigt werden kann. Wohltuend in den Ausfohrun- gen des Buches ist der sachlich nfichterne, jede Polemik vermeidende Diskurs, den man ja leider bei manchen Er6rterungen zu diesem Thema gelegentlich vermiflt. Die wichtige Botschaft der Autoren dieses Buches besagt, daf die Debatte durchaus noch nicht als abgeschlossen gesehen werden kann, und dat~ erheblicher Kl~irungsbedarf durch Forschung er- forderlich ist. Eine solche Aussage kann die 0ffentlichkeit und Politik nicht befriedi- gen. In Anbetracht der apokalyptischen Bilder der Szenarien, die sich aus bestimmten Klimamodellen ergeben, ergibt sich ffir die Politik ein Handlungszwang. Die augerordentlich schwierige Frage ist dabei, wie diese Handlungen aussehen sollten und mit welchem Ausmag in bezug auf die absolute Gr6ge und die zeitliche Staffelung diese Handlungen ausgestaltet werden sollen. Hier erheben die Autoren warnend ihre Stimme. Beispiele unzul/issiger Vereinfachungen oder sachlich nicht zu- treffender Schluffolgerungen wie beispielsweise durch den derzeitig am- tierenden amerikanischen Vizepr~isidenten Al Gore werden dargelegt. Die wichtigste Botschaft des Buches besteht in der Aussage, daft man es sich bei der Diskussion dieser komplexen Thematik weder im Bereich der naturwissenschaftlich-technischen Fakten noch der politischen Dis- kussionen fiber Maflnahmen und Konsequenzen keinesfalls zu einfach machen darf. Ffir die Wissenschaft ergibt sich ein immenser Kl~irungs- bedarf, for den nachhaltig im Buch geworben wird. Die Politik muff fiber- zeugende Konzepte dafor finden, welche Ma/~nahmen tats~chlich fest- zulegen sind, die sich auf der Grundlage nicht vollstfindig abgeschlos- sener Erkennmisse grfinden. Das Buch kann und sollte nicht dahingehend miflverstanden werden, daft die Autoren davon ausgehen, daft fiberhaupt kein Handlungsbe- darf fOr die Politik vorhanden ist. Sie pl~idieren aber angesichts der enor- men Tragweite der bisher diskutierten politischen Mat~nahmen for Au- genmag und eine Ausrichtung aller Entscheidungen an einer sorgffilti- gen Kosten-Nutzen-Analyse. Das insgesamt lesenswerte Bfichlein plfi- diert somit ffir weitere geistige Anstrengungen sowohl im Bereich der Wissenschaft wie der Politik, wobei sich fortschreitende Erkennmisse in den jeweiligen Bereichen durchaus befruchten k6nnten. Ffir die Wis- senschaften sowie fOr die Umweltpolitik steht viel auf dem Spiel. Die Wissenschaft steht dabei auf dem Priifstand, wie weit ihre Aussagen for eine wahrhaftige Politikberatung infrage kommen. Fiir die Umweltpo- litik geht es um nicht weniger, als um die Legitimierung des Vorsorge- prinzips auf der Grundlage wahrhaftiger und rational nachvollziehba- rer Mafst~ibe. Prof. Dr. Herwig HULPKE Bayer AG, Leverkusen Umweltbericht auf dem Prfifstand - Bericht der OECD zur Umweltsituation und Umwehpolitik in Deutschland Verlag: (Deutsche Ausgabe) Economica Verlag, Bonn 1993 Dieser vonder OECD vorgelegte Bericht ist der erste in einer Reihe von ,Pr/.ifberichten" und hat daher Pilotcharakter. Die Prfifer kommen je- weils aus anderen OECD-Staaten, im vorliegenden Fall aus Italien und den USA. Der generelle Eindruck nach der Lektiire dieses sehr informativen Wer- kes (es erlaubt auch zahlreiche Vergleiche mit anderen OECD-L/indern, mit dem OECD-Durchschnitt und mit dem Durchschnitt der europ/ii- schen OECD-L/inder) ist, daft die Umweltpolitik in Deutschland gut ab- schneidet, zu gut, werden viele sagen. Bei genauerem Lesen ergibt sich dann ein etwas differenzierteres Bild. Das Buch ist in die folgenden Abschnitte gegliedert: Allgemeine Rah- menbedingungen; Luftreinhaltung; Abfallentsorgung und Altlastenma- nagement; Gew~isserschutz; 0kologische Sanierung in den neuen Bun- desl~indern: Integration yon Umwelt- und Wirtschaftspolitik; Sektorale UWSF-Z.Umweltchem. Okotox. 6 (5) 1994 3 1 1

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Neues aus der Literatur Rezensionen

Neues aus der Literatur

CO2 - Klimabedrohung oder Politik?

Autoren: Frits BOTTCHER, Helmut METZNER; Verlag: Paul Haupt, Bern-Stuttgart-Wien 1994. ISBN 3-258-05037-6

Wohl kaum ein zweites Thema ist in den letzten Jahren so intensiv und kontrovers er6rtert worden, wie die Frage der CO2-Emissionen in be- zug auf klimatische Auswirkungen. Die Debatte wird streitig sowohl in der naturwissenschaftlich-technischen Fachwelt wie in der allgemei- hen C)ffentlichkeit und in der Politik gefiihrt. Nicht immer werden da- bei in angemessener Weise sachliche Konflikte yon Interessenkonflik- ten oder gar l~)berzeugungskonflikten getrennt. In dieser schwierigen Diskussion ist es dankbar zu vermerken, daft sich zwei fachlich hochqualifizierte und ebenso gesch/itzte Wissenschaftler zu Wort melden. Die wichtigste Botschaft des Buches ist bereits in der l)berschrift zu erkennen. Es ist das Fragezeichen. Im Gegensatz zu viel- fach ge/iuferten Meinungen der Umweltpolitiker ist nach Auffassung der Autoren der naturwissenschaftlich-technische Sachverhalt keinesfalls abschlieflend gekliirt! In der zur Debatte stehenden Thematik ist keineswegs alles klar oder in sich stimmig. Nach Auffassung der beiden Autoren gibt es ernstzu- nehmende Aspekte, die intensiv er6rtert werden mfissen, um sie einer Kl~irung zuzufiihren. So wird darauf hingewiesen, daft das Thema CO 2 und Klima bereits von dem berfihmten Physikochemiker Svante Arrhenius Ende des vorigen Jahrhunderts angesprochen wurde. Diese frfihe Besch/iftigung durch einen herausragend qualifizierten Wissen- schaftler hat den Mythos einer Prophezeiung entstehen lassen. Die Au- toren zeigen, daft bei sachlicher Analyse einige Vorhersagen der Prog- nosen yon Arrhenius eingetreten sind, andere jedoch nicht. Diese Fest- stellung ist deshalb so besonders bemerkenswert, weil in der gesamten modernen Debatte folgender Sachverhalt zu beriicksichtigen ist: Der in mathematischen Dingen weniger gebildete Laie sieht in mathe- matischen Formulierungen gerne so etwas wie einen Wahrheitsbeweis h6heren Ranges. Die von vielen Wissenschaftlern mit grofer Akribie erstellten und mit Computern durchgerechneten mathematischen Kli- mamodelle sind unter diesem Gesichtspunkt besonders nfichtern zu be- trachten. Mathematische Modelle k6nnen keinen Wahrheitsbeweis lie- fern. Sie ergeben nut logisch richtige Schluflfolgerungen im Rahmen vor- gegebener Randbedingungen. Sind diese Randbedingungen nicht oder nicht vollst/indig zutreffend, oder sind wichtige Randbedingungen nicht ber0cksichtigt, so k6nnen selbst die besten mathematischen Modelle kei- nen Beitrag zur Wahrheitsfindung liefern. Die Autoren weisen auf m6g- licherweise nicht angemessen beriicksichtigte Randbedingungen hin. Diese betreffen die Frage der m6glichen Absorption infraroter Strah- lung innerhalb der schmalen Absorptionsbanden des CO 2 ebenso wie den Hinweis, daft die ~iuflerst komplexe Rolle der Biosph~ire und insbe- sondere der Ozeane nicht angemessen beriicksichtigt wird und m6gli- cherweise wohl auch ohne weitere intensive Forschungsarbeiten nicht

angemessen berficksichtigt werden kann. Wohltuend in den Ausfohrun- gen des Buches ist der sachlich nfichterne, jede Polemik vermeidende Diskurs, den man ja leider bei manchen Er6rterungen zu diesem Thema gelegentlich vermiflt. Die wichtige Botschaft der Autoren dieses Buches besagt, daf die Debatte durchaus noch nicht als abgeschlossen gesehen werden kann, und dat~ erheblicher Kl~irungsbedarf durch Forschung er- forderlich ist. Eine solche Aussage kann die 0ffentlichkeit und Politik nicht befriedi- gen. In Anbetracht der apokalyptischen Bilder der Szenarien, die sich aus bestimmten Klimamodellen ergeben, ergibt sich ffir die Politik ein Handlungszwang. Die augerordentlich schwierige Frage ist dabei, wie diese Handlungen aussehen sollten und mit welchem Ausmag in bezug auf die absolute Gr6ge und die zeitliche Staffelung diese Handlungen ausgestaltet werden sollen. Hier erheben die Autoren warnend ihre Stimme. Beispiele unzul/issiger Vereinfachungen oder sachlich nicht zu- treffender Schluffolgerungen wie beispielsweise durch den derzeitig am- tierenden amerikanischen Vizepr~isidenten Al Gore werden dargelegt. Die wichtigste Botschaft des Buches besteht in der Aussage, daft man es sich bei der Diskussion dieser komplexen Thematik weder im Bereich der naturwissenschaftlich-technischen Fakten noch der politischen Dis- kussionen fiber Maflnahmen und Konsequenzen keinesfalls zu einfach machen darf. Ffir die Wissenschaft ergibt sich ein immenser Kl~irungs- bedarf, for den nachhaltig im Buch geworben wird. Die Politik muff fiber- zeugende Konzepte dafor finden, welche Ma/~nahmen tats~chlich fest- zulegen sind, die sich auf der Grundlage nicht vollstfindig abgeschlos- sener Erkennmisse grfinden. Das Buch kann und sollte nicht dahingehend miflverstanden werden, daft die Autoren davon ausgehen, daft fiberhaupt kein Handlungsbe- darf fOr die Politik vorhanden ist. Sie pl~idieren aber angesichts der enor- men Tragweite der bisher diskutierten politischen Mat~nahmen for Au- genmag und eine Ausrichtung aller Entscheidungen an einer sorgffilti- gen Kosten-Nutzen-Analyse. Das insgesamt lesenswerte Bfichlein plfi- diert somit ffir weitere geistige Anstrengungen sowohl im Bereich der Wissenschaft wie der Politik, wobei sich fortschreitende Erkennmisse in den jeweiligen Bereichen durchaus befruchten k6nnten. Ffir die Wis- senschaften sowie fOr die Umweltpolitik steht viel auf dem Spiel. Die Wissenschaft steht dabei auf dem Priifstand, wie weit ihre Aussagen for eine wahrhaftige Politikberatung infrage kommen. Fiir die Umweltpo- litik geht es um nicht weniger, als um die Legitimierung des Vorsorge- prinzips auf der Grundlage wahrhaftiger und rational nachvollziehba- rer Mafst~ibe.

Prof. Dr. Herwig HULPKE Bayer AG, Leverkusen

Umweltbericht auf dem Prfifstand

- Bericht der OECD zur Umweltsituation und Umwehpolitik in Deutschland

Verlag: (Deutsche Ausgabe) Economica Verlag, Bonn 1993

Dieser vonder OECD vorgelegte Bericht ist der erste in einer Reihe von ,Pr/.ifberichten" und hat daher Pilotcharakter. Die Prfifer kommen je- weils aus anderen OECD-Staaten, im vorliegenden Fall aus Italien und den USA. Der generelle Eindruck nach der Lektiire dieses sehr informativen Wer- kes (es erlaubt auch zahlreiche Vergleiche mit anderen OECD-L/indern, mit dem OECD-Durchschnitt und mit dem Durchschnitt der europ/ii-

schen OECD-L/inder) ist, daft die Umweltpolitik in Deutschland gut ab- schneidet, zu gut, werden viele sagen. Bei genauerem Lesen ergibt sich dann ein etwas differenzierteres Bild. Das Buch ist in die folgenden Abschnitte gegliedert: Allgemeine Rah- menbedingungen; Luftreinhaltung; Abfallentsorgung und Altlastenma- nagement; Gew~isserschutz; 0kologische Sanierung in den neuen Bun- desl~indern: Integration yon Umwelt- und Wirtschaftspolitik; Sektorale

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Rezensionen Neues aus der Literatur

Integration (Umwelt und Energie, Umwelt und Verkehr, Umwelt und chemische Industrie); den Schlug bildet ein Abschnitt fiber die Zusam- menarbeit mit der internationalen Staatengemeinschaft. Bei der Analyse sind je nach Datenverffigbarkeit West- und Ostdeutsch- land getrennt oder gemeinsam aufgefiihrt, jedoch immer gekennzeich- net. Sehr gute ,Noten" erhfilt die Bundesrepublik erwartungsgem/if auf dem Gebiet des nachsorgenden Umweltschutzes, wo (im Westen) in den letzten 2 Jahrzehnten gewaltige Mittel yon Staat und Industrie investiert wurden, die auch zur Reduktion zahlreicher Umweltbelastungen fiihr- ten. Die besonderen Schwierigkeiten im Osten Deutschlands werden in einem eigenen Kapitel behandelt. Die Erfolge im industriellen Umwelt- schutz werden an mehreren Stellen besonders hervorgehoben. Auf die im klassischen Umweltschutz erzielten Erfolge stolz zu sein ist durch- aus legitim und sollte von allen Beteiligten (auch von den kritischen Ak- teuren, die ja zu mancher Entwicklung den Anstog gaben) anerkannt werden. Der Bericht lobt auch die internationale Rolle Deutschlands im grenzfiberschreitenden Umweltschutz. Verhaltene, stellenweise auch explizite Kritik gibt es in den Bereichen

Straflenverkehr (Luftemissionen) und Landwirtschaft (Boden und Grund- wasser). Dennoch wirkt der Bericht insgesamt etwas ,geschbnt", was an der (vermutlich) ausschlieflichen Verwendung amtlicher Unterlagen bei seiner Erstellung liegen mag. Die Prfifer h/it-ten zur Abrundung ih- rer Recherchen auch einige mit der staatlichen Umweltpolitik unzufrie- dene K6pfe im Lande befragen sollen. Zum andem mag dieser Eindruck darauf beruhen, daft im Vordergrund der Analyse die klassischen Sek- toren des Umweltschutzes standen, w~hrend die heute im Zentrum der Umweltdiskussion stehenden globalen Probleme nur am Rande behan- delt werden. Der zur Lektfire einer mbglichst breiten Leserschaft empfohlene, preis- werte Bericht sollte den ,Gepriiften" Anerkennung for erzielte Erfolge und Ansporn ffir die BewMtigung der neuen Herausforderungen sein.

Prof. Dr. Walter KLOPFFER C.A.U. GmbH Frankfurt,

AG Chemikalien-, Produkt- und Systembewertung

Umweltbetriebspr/.ifung und Oko-Auditing

- Anwendungen und Praxisbeispiele

Hrsg.: Manfred SIETZ Verlag: Springer-Verlag GmbH & Co. KG Heidelberg 1994. 270 S., 79 Abb., 23 Tab., gebunden; DM 2 4 8 , - ; ISBN 3-540-57328-3

Mit der Verordnung (EWG) Nr. 1836, 93 des EG-Ministerrates vom 29. Juni 1993 ,fiber die freiwillige Beteiligung gewerblicher Unterneh- men an einem Gemeinschaftssystem f'fir das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprfifung" wurde auf EG-Ebene ein neues Instrumen- tarium geschaffen, das Unternehmen und die dort Verantwortlichen zu einer weiteren, 6kologisch ausgerichteten Uberpriifung ihres Unterneh- mens veranlaflt. Wenn auch die Beteiligung an dem in dieser Verord- nung angesprochenen Auditing - zumindest bis jetzt - freiwillig ist, so werden viele Unternehmen zum einen aus Grfinden der Eigenabsi- cherung, zum anderen aus Griinden der Marktakzeptanz des Unterneh- mens aus bkologischer Sicht ein Oko-Audit durchfohren. Wie bei vie- len anderen rechtlichen Vorgaben sind die Verordnungsinhalte ein Ge- rfist, das den Aufban eines praxisbezogenen Verfahrens im Unterneh- men lediglich strukturiert; die betriebliche Umsetzung der Vorgaben der Oko-Audit-Verordnung ist zur Zeit eine der grot~en Herausforderun- gen in Sachen Umwelt fOr die Unternehmensverantwortlichen. SIETZ konnte ffir die Darstellung dieser Thematik ausgewiesene Fach- leute zweier Unternehmen gewinnen, die ihre Erfahrungen bei der be- trieblichen Auditierung weitergeben k6nnen:

1. Umwelt-Auditing in einem ModeUbetrieb der Druck- und papier- verarbeitenden Industrie unter besonderer Berficksichtigung des be- trieblichen Abfallwirtschaftskonzepts (Dr. August Oetker Nahrungs- mittel KG) von Klaus TODENHOFER unter Mitarbeit von Andreas BRAUN.

2. ()koaudit in einem mittelstiindischen Unternehmen der metallverar- beitenden Industrie (Franz Schneider Brakel GmbH + Co, Brakel) von J. W. BRAUN, H. BARTH und W. HILLEBRAND, Brakel

3. Zenker-Fester - Umweltbericht yon G. DGREN

In einer kurzen Zusammenfassung werden zunfichst die wesentlichen Begriffsinhalte der neuen Verordnung erlfiutert und sowohl die Zielset- zung als auch der Ablauf des Umwelt-Audits in die betriebliche Situa- tion projiziert. Die Verbindung yon Naturwissenschaft/Technik, stand- ortbedingten Sachverhalten und der betriebliche Umgang mit Stoffen werden unter Bezugnahme auf einschliigig aktuelle gesetzliche Grund- lagen abgearbeitet. Die Handhabung der aufgefohrten Untersuchungs- parameter wird ausfiihrlich erl~iutert und mit einer Vielzahl sehr gut fiberschaubarer und Mengengerfiste enthaltender Grafiken erleichtert.

Neben der Erfassung der betrieblichen Tatbest/inde werden in Abglei- chung des Ist-/Soll-Zustandes Mat]nahmen aufgefohrt, die sich - wie zum Beispiel im Bereich der Abfallbilanzierung - auf bereits vorhan- dene betriebliche Daten stfitzen. Grundlagen for das Audit des Umwelt-Managementsystems werden ins- besondere auch unter dem Gesichtspunkt der Unternehmensorganisa- tion behandelt, womit die umweltschutzorientierte Personal- und Or- ganisationsstruktur vonder Gesch/iftsleitung mit der Gesamtverantwor- tung for den Umweltschutz bis hin zur Zust/indigkeit der Abteilungs- und Meisterebene strukturiert wird; auch hier werden in iibersichtlichen Diagrammen Erfahrungen einer Strukturierung der Umweltorganisation im Betrieb verdeutlicht. In ihren Darstellungen gehen die Autoren aber auch auf das for viele Unternehmen schwierige Thema der Registrierung und Bewertung von Umwelteinwirkungen ein und verbinden dieses mit den Gesichtspunk- ten der Betriebskontrolle sowie der Dokumentation des Umwelt- Managementssystems; die Oko-Audit-Verordnung wird insbesondere mit Blick auf die in regelm/ifigen Abst~inden zu wiederholende lJber- prfifung des installierten Umweltinstrumentariums eine jederzeit m6g- liche Verffigbarkeit der Erkennmisse fr/iherer Untersuchungen notwendig machen. Dies bedeutet sowohl die Erfassung der betrieblichen Tatbe- st/inde als auch deren Wertung unter Umweltgesichtspnnkten in Konti- nuit/it. Auch am Beispiel ,Wasser/Abwasser" wird eine Checkliste vorgestellt, die die Erfassung der umweltrelevanten Daten aus diesem Bereich sy- stematisiert; die sich daraus ergebenden Maflnahmen zur Verbesserung der Umweltsicherheit werden erl/iutert und fiberschaubar vorgelegt. Ei- nen wesentlichen Beitrag haben bei den Interviews mit Mitarbeitern in den Unternehmen die Checklisten des Herausgebers mit den Schwer- punkten Wasser/Abfall/Luft geleistet. Das Buch .Urnweltbetriebsprfifung und Oko-Auditing - Anwendun- gen und Praxisbeispiele" wird nicht nut den mittelst/indischen Unter- nehmen wertvolle Hilfe dabei leisten k6nnen, den rechtlichen Vorga- ben dieser neuen europ/iischen Verordnung entsprechen zu k6nnen.

Volker GASSER Gerling Konzern, K61n

312 UWSF- Z.Umweltchem. Okotox. 6 (5) 1994