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Neues und Altes Münchner Rathaus Schutzgebühr 0,50

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Neues und AltesMünchner Rathaus

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Gestaltung: QS2M, München

Fotos:Presse- und Informationsamt, Michael NagyStadtarchiv, Historisches Bildarchiv

Druck: Gerber KG Druck + Medien, München Gedruckt auf Papier aus 50 % Primärfasern und 50 % Recyclingfasern

Texte: Dr. Brigitte Huber, Stadtarchiv

Herausgegeben vom Presse- undInformationsamt der LandeshauptstadtMünchen in Zusammenarbeit mit demStadtarchiv München

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Inhalt

Das Neue Rathaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Zur Baugeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Der Bau des Neuen Rathauses (1. Bauabschnitt) 1867 – 1874 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Die erste Erweiterung des Neuen Rathauses (2. Bauabschnitt) 1889 – 1892 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Die zweite Erweiterung des Neuen Rathauses (3. Bauabschnitt) 1898 – 1905 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Die Fassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Ansicht vom Marienplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Ansicht von der Dienerstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Ansicht von der Landschaftstraße bzw. vom Marienhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Ansicht von der Weinstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Durch den Eingang am

Fischbrunnen ins Rathaus . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Die Haupträume des Neuen Rathauses . . . . . 28

Durch den Haupteingang

unter dem Turm ins Rathaus . . . . . . . . . . . . . . . 36

Das Rathaus –

ein Ort des Erinnerns und Gedenkens . . . . . . 40

Das Alte Rathaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

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Herzlich willkommen im Münchner Neuen Rathaus !

Von hier aus lenken Stadtrat und Oberbürger-meister die Geschicke der Stadt. Das Gebäudebeherbergt zudem nicht nur die Arbeitsplätzevon rund 650 städtischen Beamten und An-gestellten, sondern bietet auch prächtige historische Räume, die einen Besuch lohnen.Auf den folgenden Seiten geben wir Ihneneinen knappen Überblick über die Bau-geschichte des Neuen Münchner Rathauses.Außerdem erfahren Sie manches Wissens-werte zum Skulpturenschmuck der Fassadenund den wichtigsten Räumlichkeiten desGebäudes.

Das Neue Rathaus

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Zur Baugeschichte

Das sprunghafte Anwachsen der MünchnerBevölkerung im 19. Jahrhundert und die da-durch bedingte Vergrößerung der Stadtver-waltung machten um 1865 den Bau einesneuen Rathauses nötig. Nachdem die Stadtdas ehemalige Regierungsgebäude am Marien-platz/Ecke Dienerstraße erworben hatte undsomit über ein Grundstück in prominenterLage verfügte, begannen die Planungen. Nachlangem Ringen entschieden sich der Magistratund das Gemeindekollegium gegen ein Rat-haus im Renaissance-Stil und für den neugoti-schen Entwurf des erst 25-jährigen GrazerArchitekturstudenten Georg Hauberrisser(1841 – 1922). In der Öffentlichkeit wurde dieseEntscheidung mit viel Kritik aufgenommen.

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Georg von Hauberrisser (1841-1922)

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Der Bau des Neuen Rathauses

(1. Bauabschnitt) 1867 – 1874

Im Juni 1867 begannen die Bauarbeiten. Schonbald geriet der Rathausbau immer mehr inVerzug. Zudem wurde er immer teurer. Warenfür den Bau ursprünglich 550.000 Gulden vor-gesehen gewesen, so lagen die Kostenberech-nungen um 1869 bereits bei 830.000 Gulden.Architekt Hauberrisser wurde deshalb verpflich-tet, seine Planungen drastisch zu vereinfachen.

Nach mehr als achtjähriger Bauzeit konnten imAugust 1874 Magistratsmitarbeiter endlich ihreDiensträume im Neuen Rathaus beziehen. Diebis ins Detail von Georg Hauberrisser entwor-fene Ausstattung der Repräsentationsräume(Großer und Kleiner Sitzungssaal, sog. Reprä-sentationssaal, Bürgermeisterbüros u.a.) warzu diesem Zeitpunkt großteils noch nicht ein-mal begonnen, sie sollte noch fast zehn Jahrebeanspruchen.

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Blick auf das Rathaus, 1. Bauabschnitt, um 1885

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Als im Jahr 1883 endgültig alle Arbeiten amund im 1. Bauabschnitt des Neuen Rathausesabgeschlossen wurden, war man besondersstolz darauf, dass nahezu alle Bauarbeiten undDekorationen von Münchner Firmen und Hand-werkern ausgeführt worden waren und derRathausbau somit zur Förderung der einheimi-schen Wirtschaft beigetragen hatte. Die Kos-ten für das Neue Rathaus (1. Bauabschnitt)beliefen sich inklusive Bauplatz auf insgesamt2.722.654 Mark. Hinsichtlich der reinen Bau-kosten war der ursprünglich vorgegebeneKostenrahmen um mehr als das Zehnfacheüberschritten worden.

Die erste Erweiterung des NeuenRathauses (2. Bauabschnitt) 1889 – 1892

Schon bald zeigte sich, dass das Neue Rathausfür die stetig wachsenden Bedürfnisse derstädtischen Verwaltung zu klein war. Bereits1875 (!) begann man deshalb über einen Er-weiterungsbau nachzudenken. Um eine wirk-lich großzügige Erweiterung überhaupt mög-lich zu machen, begann die Stadt ab 1887 Zugum Zug sämtliche dem Rathaus benachbartenAnwesen an der Diener-, Landschaft- undWeinstraße aufzukaufen.

In den Jahren 1889 bis 1892 wurde das Rat-haus zunächst in einer zweiten Bauphase ander Ecke Diener-/Landschaftstraße ausgebaut.Wiederum wurde Georg Hauberrisser alsArchitekt und Bauleiter berufen. Der Anbaupasste sich optisch völlig an das schon beste-hende Rathaus an; die Fassaden an derDiener- bzw. an der Landschaftstraße warenebenso wie der 1. Bauabschnitt in Backstein-rohbau mit Hausteinen ausgeführt.

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Die zweite Erweiterung des Neuen

Rathauses (3. Bauabschnitt) 1898 – 1905

1897 entschieden sich Magistrat und Gemeinde-kollegium, das Rathaus durch Erweiterungs-bauten am Marienplatz sowie in der Wein- undLandschaftstraße zu einem vierseitigen Kom-plex zu ergänzen. Dieses Ansinnen löste in derÖffentlichkeit große Meinungsverschieden-heiten aus. U.a. wurde darüber diskutiert, obder Erweiterungsbau nicht in einem anderenBaustil als dem neogotischen gemacht werdensollte, damit die überlange Fassade nicht soeintönig werde. Mehr noch als der Stil und dasAusmaß des Gebäudes erhitzte jedoch dieHöhe des geplanten Rathausturmes (80 Meter)die Gemüter. Doch die Stadt ließ sich nichtbeirren. 1898 begannen – wiederum unterArchitekt Georg Hauberrisser – die Bauarbeiten.

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Erweiterung des Neuen Rathauses, um 1903

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Mit dem Setzen des Schlusssteins auf demRathausturm im Dezember 1905 war derRohbau des 3. Bauabschnitts beendet. Biszum Jahresende 1906 konnten nahezu alleBüro- und Kanzleiräume ihrer Bestimmungübergeben werden.

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Grundriss Neues Rathaus:

1. Bauabschnitt

2. Bauabschnitt

3. Bauabschnitt

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Der gesamte Komplex des Neuen Rathausesbildet in seiner Grundfläche ein unregelmäßigesViereck von 9.159 Quadratmetern Flächen-inhalt mit einer Frontlänge von 98,5 Metern amMarienplatz (wovon 48 Meter auf den 1. Bau-abschnitt treffen), 85 Meter an der Diener-straße, 111 Meter an der Landschaftstraßeund 86 Meter an der Weinstraße.

Als weitere Werke des Architekten Georg

Hauberrisser müssen seine beiden MünchnerBauwerke erwähnt werden: die im Stil derFrühgotik gehaltene St. Paulskirche und seinWohnhaus an der Schwanthalerstraße.Genannt seien auch seine Rathausbauten fürKaufbeuren, Wiesbaden und Saarbrücken.

Das Münchner Neue Rathaus erlitt im Zweiten

Weltkrieg erhebliche Schäden. Die Bestands-aufnahme im Frühsommer 1945 ergab folgen-des Ergebnis: Fast alle Dachbereiche warenausgebrannt. Nur ein ca. 30 Meter langesDachstück war unbeschädigt geblieben. Anden Fassaden waren neben vielen Zierteilenauch fünf Standbilder bayerischer Herrscherzerstört. Teile des Traktes Landschaftstraßesowie verschiedene Bauteile im Innern warenvollständig verloren bzw. ausgebrannt.

Unmittelbar nach der Besetzung Münchenswurde der nahezu intakt gebliebene Rathaus-trakt an der Weinstraße von der amerikani-schen Besatzungsregierung in Anspruch ge-nommen. Das Glockenspiel, das auf Wunschder amerikanischen Militärregierung schleu-nigst instand gesetzt wurde, erklang erstmalswieder am 14. September 1945.

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5

1

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1 Wurmeck

2 Münchner Kindl

3 Herrscher / Turm Südseite*

4 Glockenspiel

5 Herrscher / Königslaube*

6 Herrscher / 1. OG*

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7 Herrscher / 2. OG*

8 Prinzregent Luitpold

9 Ritter

10 Engel mit Stadtwappen

11 Bürgertugenden

12 St. Georg * Siehe Seite 17

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Die Fassaden

Bevor man ins Innere des Rathauses tritt, sollte man zunächst den gesamten Bau um-wandern und die Fassaden und ihre zahl-reichen Figuren genauer betrachten.

Ansicht vom Marienplatz

Die Fassade am Marienplatz stellt sich alsasymmetrische, aus zwei Teilen bestehendeAnlage dar – dem östlich gelegenen 1. Bau-abschnitt mit dem fünfachsigen übergiebeltenMittelrisalit, der im 2. Stockwerk durch eineLoggia akzentuiert ist, und dem westlich an-schließenden Neubautrakt mit dem Turm. DenÜbergang vom älteren, in Backstein errichtetenTeil zum neueren Bauabschnitt, dessen glatteFlächen durchweg in Tuffstein ausgeführt sind,markiert das 2,90 Meter hohe Reiterstandbilddes Prinzregenten Luitpold (Entwurf: Ferdinandvon Miller).

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Prinzregent Luitpold

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Die Figuren an der Loggia des Neuen Rat-hauses (1. Bauabschnitt; am Fischbrunnen)stellen die bürgerlichen Tugenden „Gewerbe-fleiß“ (Jüngling mit Winkelmaß und Hammer),„Häuslichkeit“ (Mutter mit Kind), „Bürgermut“(Geharnischter) und „Wohltätigkeit“ (Brotspendende Frau) dar. Im Giebelfeld darüberhalten zwei Engel unter einem steinernen Bal-dachin das Münchner Stadtwappen. Bekröntwird der Mittelrisalit von einem stattlichenRitter mit Wetterfahne. Über den Arkaden des Erdgeschosses sowie über den Fensternim 3. Stockwerk (Fortführung dieses Zyklus inder Dienerstraße) sind die Wappen bayerischerStädte angebracht. Die Ecke zur Dienerstraßewird von der Figur eines Münchner Kindlsgeziert, schräg darüber befindet sich einHeiliger Georg im Kampf mit dem Drachen.

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Engel mit Stadtwappen Münchner Kindl

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Ritter mit Wetterfahne

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Für die Angleichung der beiden unterschied-lichen Bauteile am Marienplatz (1. und 3. Bau-abschnitt) griff Architekt Hauberrisser zu meh-reren vereinheitlichenden Maßnahmen:Entlang der gesamten Fassade ziehen sich vorgeblendete Spitzbogenarkaden, hinterdenen sich zahlreiche kleine Läden verbergen.Auch die „München Information“, eine wichti-ge Anlaufstelle für die Münchner Bürger undTouristen, hat hier ihren Platz. Schließlich wurdedie gesamte Front mit zwei Reihen Standbildernder bayerischen Herrscher geschmückt. DieseGenealogie weist insgesamt 41 Figuren aufund bietet damit den umfangreichsten Zyklusseiner Art an einem deutschen Rathaus.

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Königslaube mit vier Herrscherfiguren

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Im 1. OG befinden

sich (v.l.n.r.):

Herzog Ernst 1397 – 1438

Herzog Wilhelm III. 1397 – 1435

Herzog Adolph 1435 – 1441

Herzog Albrecht III. 1438 – 1460

Herzog Albrecht IV., der Weise 1465 – 1508

Herzog Christoph, der Starke (ohneRegierungsbeteiligung, gest. 1493)

Herzog Wolfgang (ohne Regie-rungsbeteiligung, gest. 1514)

Herzog Albrecht V. 1550 – 1579

Herzog Wilhelm V., der Fromme 1579 – 1598

Kurfürst Maximilian I. 1598 – 1651

Kurfürst Ferdinand Maria 1651 – 1679

Kurfürst Max III. Joseph 1745 – 1777

Kurfürst Karl Theodor 1777 – 1799

Im 2. OG, beginnend am

Erker über dem „Wurmeck“

befinden sich (v.l.n.r.):

Herzog Wilhelm I. 1347 – 1349

Herzog Albrecht I. 1347 – 1349

Herzog Otto V. 1347 – 1353

Herzog Meinhard 1361 – 1363

Herzog Stefan III. der Kneißl 1375 – 1392

Herzog Friedrich 1375 – 1392

Herzog Johann II. 1375 – 1397

Herzog Ludwig VII., der Gebartete 1413 – 1443

Herzog Johann IV. 1460 – 1463

Herzog Siegmund 1460 – 1467

Herzog Wilhelm IV. 1508 – 1550

Herzog Ludwig X. 1516 – 1545

Kurfürst Max II. Emanuel 1680 – 1726

Kurfürst Karl Albrecht 1726 – 1745(Kaiser Karl VII. 1742 – 1745)

Am Turm befinden sich

im 2. OG, sog. „Königslaube“

(v.l.n.r.):

Maximilian I. Joseph, Kurfürst 1799 – 1806; König 1806 – 1825

Ludwig I. 1825 – 1848

Maximilian II. 1848 – 1864

Ludwig II. 1864 – 1886

im 8. OG (v.l.n.r.):

Herzog Otto I. 1180 – 1183

Herzog Heinrich XII., der Löwe 1156 – 1180

Herzog Rudolf I., der Stammler 1294 – 1317 (alle Südseite)

Herzog Ludwig I., der Kelheimer 1183 – 1231

Herzog Otto II., der Erlauchte 1231 – 1253

Herzog Ludwig II., der Strenge 1253 – 1294 (alle Westseite)

Herzog Ludwig VI. 1347 – 1353

Herzog Heinrich XIII. 1253 – 1255(alle Nordseite)

Kaiser Ludwig der Bayer, Herzog1301 – 1347; Kaiser 1328 – 1347

Herzog Ludwig V. 1347 – 1361

Herzog Stephan II. 1347 – 1375 (alle Ostseite)

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Beherrscht wird die Fassade zumMarienplatz durch den 80 Meterhohen, zwölfstöckigen Turm des-sen im 9. Stockwerk gelegene,öffentlich zugängliche Aussichts-plattform einen prächtigen Panora-mablick bietet (der Aufzug befindet sich imEingangsbereich des Turmes). Er ist bekröntvon der Figur des Münchner Kindls, das derBildhauer Anton Schmid nach dem Vorbild seines Sohnes, dem später sehr populärenVolksschauspieler Ludwig Schmidt-Wildy,modellierte.

Etwa auf Höhe des Rathausdaches befindetsich das größte Glockenspiel Deutschlands.Im Spielwerkserker werden zwei Ereignisseaus der Münchner Stadtgeschichte dargestellt:Hauptthema ist die im Februar 1586 gefeierteHochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renatevon Lothringen, anlässlich der ein Ritterturnierauf dem Marienplatz stattfand. Beim Wett-kampf triumphierte der bayerische Ritter überseinen lothringischen Gegner. Neben demFürstenpaar und seinem Hofmarschall gehöreninsgesamt 16 Figuren zu dieser Szene. In derunteren Etage tanzen die Schäffler; die Fass-macher sollen sich nach einer schweren Pest-epidemie als Erste wieder auf die Straßengewagt und mit ihrem Tanz die Bevölkerungerheitert haben. Der Tanz der MünchnerSchäffler findet seither alle sieben Jahre statt.

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Glockenspiel

Turmspitze mitMünchner Kindl

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Turm des Neuen Rathauses

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Das Glockenspiel, dessen Musik monatlichwechselt, ertönt täglich um 11 und 12 Uhrsowie von März bis Oktober zusätzlich um 17Uhr. Außerdem wird jeden Abend um 21 Uhrdas Münchner Kindl von einem Nachtwächterund dem Friedensengel „zu Bett gebracht“.Diese kurze Szene wird von Musik aus RichardWagners „Die Meistersinger von Nürnberg“sowie Johannes Brahms‘ „Wiegenlied“ begleitet.

Durch ein schmiedeeisernes Gitter, das vomGroßen Münchner Stadtwappen bekrönt ist,gelangt man in die Turmhalle, in der sich zahl-reiche Gedenk- und Erinnerungstafeln befinden(u.a. eine Tafel mit den Wappen von MünchensPartnerstädten). Von hier geht man weiter inden Prunkhof.

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Eingangsgitter mit Stadtwappen

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Ein beliebter Treffpunkt für Innenstadtbesucherist das „Wurmeck“ an der linken Ecke desRathauses (gegen die Weinstraße), an dem einvollplastischer Drache, Symbol der Pest,emporkriecht. Drei darüber angebrachte Stein-reliefs schildern Szenen, die auf die Bedrohungder Stadt durch die Seuche anspielen: Aufdem linken Bild kämpfen mutige Bürger gegenden Lindwurm, während die Stadtoberentatenlos zuschauen. Das mittlere Motiv zeigteinen vom Gifthauch getroffenen Patrizier,Frauen und Kinder ergreifen die Flucht. Aufdem rechten Relief schließlich schauen einSchusterbub, der Hanswurst und die „Gretlmit der Butten“ (eine Marktfrau vom Land)den tanzenden Schäfflern zu, deren muntererTanz das Ende der Pest bedeutet.

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„Wurmeck“ (Marienplatz / Ecke Weinstraße)

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Ansicht von der Dienerstraße

Da die Dienerstraße sehr schmal ist, kann diein schlichter Backsteinoptik gehaltene östlicheFassade des Neuen Rathauses keinerlei Fern-wirkung erlangen. Sie wurde deshalb – abge-sehen von Zugankersplinten in vielfältigenFormen – ohne besonderen Zierrat ausgeführt.Nur die beiden Ecken des Traktes werdendurch vorspringende Giebelbauten betont.Direkten Zugang zum Großen Hof gewährteine Toreinfahrt in der Mitte der Fassade.

Ansicht von der Landschaftstraßebzw. vom Marienhof

Mit Rücksicht auf die untergeordnete Bedeu-tung der Landschaftstraße wurde auch dienördliche Rathausfassade bewusst einfachgestaltet. Die in zwei Bauabschnitten entstan-dene Front weist keine Symmetrie auf, son-dern bindet die beiden Bauteile durch einenschmalen Erker optisch aneinander. ReicherenSchmuck erhielt nur der neuere Teil, er wurdean der Ecke zur Weinstraße durch einen hohen,asymmetrischen Giebel akzentuiert, der reichgegliedert und mit Tierfiguren (Löwe, Fuchs)verziert wurde. Während an den anderen dreiStraßenfronten sämtliche Parterreräume schonimmer für Läden genutzt wurden, war das Erd-geschoss des Traktes Landschaftstraße ursprüng-lich städtischen Räumen (Stadthauptkasse, Feuerwache, Telefonzentrale) vorbehalten.

Durch die Toreinfahrt an der Landschaftstraßegelangt man über den von rotgeziegeltenWandflächen geprägten Kleinen Hof in denPrunkhof oder durch den sich nach Südenanschließenden Großen Hof und das Vestibülzum Marienplatz.

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Ansicht von der Weinstraße

Die westliche Rathausfassade ist nach der amMarienplatz die am reichsten verzierte, dochkommt auch sie wegen der Enge der Straßenicht recht zur Geltung. Sie ist im Wesent-lichen symmetrisch um eine fünfstöckige,reich gegliederte Mittelpartie angelegt, durchderen Torbogen man in den Prunkhof gelangt.Im südlichen Fassadenabschnitt schließt sichein vierachsiger Giebelbau an, der zum„Wurmeck“ (s. S. 21) überleitet. In seinem 1. Obergeschoss befindet sich eine Figur desHeiligen Benno, Schutzpatron der StadtMünchen.

Heiliger Benno,Schutzpatron

von München

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Der reiche Figurenschmuck dieser Fassadebefasst sich mit bayerisch-münchnerischenThemen:

die Regierungsbezirke Bayerns (jede Figur hält ein Stadtwappen) – 1. OG

Berufszweige – 2. OG / Mittelbau

Charaktereigenschaften der Bürger – 3. OG über den Fenstern

Geschäftssparten des Magistrats – 3. OG / Eckturm Wein-/Landschaftstraße

die Volksstämme Altbayerns – Wasserspeier am Giebelbau rechts

An der Nordwestecke des Rathauses, an derEcke Landschaftstraße/Weinstraße, befindetsich das „Kloibereck“. Zwar erklärt dort einRelief den seltsamen Namen mit der Tätigkeitdes Holzhackens – „Als Kloibereck bin ich be-kannt, vom Mann der Holz kliebt so benannt“ –,doch handelt es sich dabei um eine jahr-hundertealte Fehlinterpretation. Tatsächlichbezieht sich der Name auf den Weinschenkund Salzsender Jakob Klewber, der dasEckhaus im Jahr 1415 erwarb.

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„Kloibereck“ (Ecke Landschaft- /Weinstraße)

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Besonders abwechslungsreich wurden diezahlreichen Wasserspeier am gesamtenNeuen Rathaus gestaltet, die häufig Tiere,manchmal aber auch menschliche Wesen darstellen. Die Wasserspeier am Turm sindden vier Weltreligionen gewidmet.

Wasserspeier an der Rathausfassade

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Durch den Eingang

am Fischbrunnen

ins Rathaus

Betritt man das Neue Rathaus durch den Haupt-eingang am Fischbrunnen, so kommt man inden Trakt, der in den Jahren 1867 bis 1873entstand. In der Vorhalle befindet sich rechtsdie Portierloge. Über ihr ist eine Uhr mit ge-maltem Zifferblatt angebracht, um das sich einSpruchband mit folgendem Text schlingt: „Nurgute Stunden möcht ich zeigen, die bösen aberwohl verschweigen.“ Durch das schmiede-eiserne Gittertor des Haupteinganges gelangtman in das von vier Granitsäulen getrageneVestibül, von dem aus man durch einenDurchgang in den Großen Hof und in dieRatstrinkstube (s. dort) gehen kann. Auf derlinken bzw. rechten Seite führen steinerneTreppen in die oberen Stockwerke. Jeweils zubeiden Seiten der Treppenaufgänge befindensich von Rudolf Seitz (1842 – 1910) gemalte„Kostümbilder“, welche verschiedene Ständezeigen: „Söldling und Rathsherr“, „Poet undJungfrau“, „Bürger und Hausfrau“, „Maler undGelehrter“. Ein Detail zum Schmunzeln stelltdie kleine Affenfigur in Augenhöhe am hinte-ren Ausgang des Vestibüls dar.

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SkulpturenschmuckAffe im Vestibül Glasfenster im Treppenhaus

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Über die Treppenhäuser führt der Weg in dieverschiedenen Stockwerke mit ihren neogo-tisch gestalteten Fluren. Granit- und Marmor-säulen stützen hier vielgliedrige Kreuzgratge-wölbe, steinernes Maßwerk bildet die Brüstun-gen und Treppengeländer aus. Die Kapitellesind mit vielfältigen Blätter- und Tierdarstellun-gen verziert, die Schlusssteine am Gewölbezeigen variantenreiche Pflanzenornamentik.Die ursprünglich reiche Ausgestaltung derTreppenhäuser mit Glasmalereien ging imZweiten Weltkrieg fast vollständig verloren. Bis 1988 konnten jedoch dank großzügigerSpenden 26 Glasfenster wieder hergestelltwerden. Die Gestaltung der Fenster folgt keinem konsequenten Bildprogramm und hat –soweit historische München-Ansichten über-haupt dargestellt werden – nur willkürlichenBezug zur Münchner Stadtgeschichte. Zumeistzeigen die Fenster sehr persönliche biografi-sche Details oder sonstige Interessen ihrerursprünglichen Stifter.

Treppenhaus, Aufgang zum 3. Geschoss

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Die Haupträume des

Neuen Rathauses

Die meisten der repräsentativen Räumlich-keiten des Rathauses befinden sich im 2. Ge-schoss des Traktes Marienplatz. Sie weisenallesamt noch wesentliche Teile ihrer ursprüng-lich rein neogotischen Ausstattung auf.

Der Große Sitzungssaal, in dem auch dieVollversammlungen des Münchner Stadtratsabgehalten werden, ist der größte Raum imNeuen Rathaus. Er wird dominiert von Karl von Pilotys (1826 – 1886) Kolossalgemälde„Monachia“, das mit einer Breite von 15,2 Metern und einer Höhe von 3,6 bzw. 4,7 Metern die ganze Stirnwand des Saaleseinnimmt. Das Leinwandbild befindet sich erst

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seit 2004, nach mehr als 50-jähriger Abwesen-heit und mittlerweile gründlicher Restaurierung,wieder an seinem angestammten Platz. PilotysRiesengemälde illustriert in geradezu provo-kanter Weise den mit dem Bau des Rathauseserstmals gegenüber der Staatsgewalt demon-strierten Anspruch der Kommune München aufwachsende Selbständigkeit: Während diePersonifikation der Stadt, die „Monachia“, umdas Gemeinwohl verdiente Bürger und Bürger-innen auszeichnet, kommen die Landesherrennur als leblose Standfiguren im Hintergrund vor.

An der rückwärtigen Seite des Sitzungssaales,über den gotisierenden, zum Ausschusszimmerführenden Türen, befindet sich eine Galeriemit vergoldeten schmiedeeisernen Brüstungs-gittern. Bürgerinnen und Bürger können vonhier aus die öffentlichen Sitzungen des Stadt-rats verfolgen.

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Vollversammlung des MünchnerStadtrats im Großen Sitzungssaal

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Der Kleine Sitzungssaal wird vor allem fürSitzungen des Münchner Stadtrats undEmpfänge der Stadt genutzt. Er ist der Raumim Neuen Rathaus, der noch am meistenOriginalausstattung besitzt. BesondereBeachtung verdienen die reich geschnitzteEichenholzdecke und der 24-armige Bronze-lüster. Der Raum gibt darüber hinaus mit sei-nen Wandvertäfelungen, den baldachingekrön-ten Ledersofas, einer Standuhr mit reich ver-ziertem Gehäuse sowie dem imposanten, fastbis zur Decke reichenden Kamin einen Ein-druck von den einst in allen Repräsentations-räumen des Rathauses vorhandenen, reichenneogotischen Dekorationen und Möblierungen.Auch dieser Saal hat eine für die Öffentlichkeitzugängliche Galerie.

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KleinerSitzungssaal

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Im Kleinen Sitzungssaal nimmt ein Gemäldenahezu die ganze Stirnseite des Raumes ein.Unter dem Titel „Münchens Aufblühen unterLudwig dem Ersten in Kunst und Wissen-schaft“ schuf Wilhelm Lindenschmit d. J.(1829 – 1895) ein Fresko, das inhaltlich eineklare Gegenposition zu dem Bild im GroßenSitzungssaal darstellt. Das Werk war eine ein-deutige Huldigung an das Haus Wittelsbach:König Ludwig I., unter einem lebensgroßenKruzifix stehend, krönt die demütig vor ihmkniende Personifikation der Stadt, die„Monachia“. Allegorien der Kunst, derWissenschaft (rechts vom König stehend)sowie des Kunstgewerbes (sitzende Figur)assistieren bei der Szene.

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Gemälde von Wilhelm Lindenschmit d. J. im Kleinen Sitzungssaal

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Als Eingangsbereich für die Sitzungssäle bietetdas ebenfalls noch original ausgestattete Vor-bzw. Botenzimmer Stadträten und Besucherndie Möglichkeit, ihre Garderobe abzulegen.Besonders imposant ist der mit einer Uhr ver-sehene, fast raumhohe Eichenschrank im neo-gotischen Stil.

Das Ausschusszimmer dient heute vor allemder Rekreation der Stadträte während derSitzungspausen. Einen besonderen Blickfangstellen hier die noch aus der ursprünglichenAusstattung des Raumes stammende gewölb-te Holzdecke und ein Lüsterweibchen dar, dasdie Wappenschilde mit den Farben der Stadtund des Landes Bayern zeigt.

Botenzimmer

LüsterweibchenAusschusszimmer

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Das sog. Hauberrisser-Zimmer (Zimmer 200)ist einer der wenigen noch historisch ausgestatte-ten Amtsräume. Es vermittelt einen Eindruck desursprünglichen, durchweg von Architekt GeorgHauberrisser entworfenen Mobiliars. Im neu-gotischen Stil verzierte Schränke und Holz-vertäfelungen geben heute den Rahmen fürBesprechungen oder feierliche Ehrungen imkleinen Kreis ab. Kronleuchter und Zinnkrügesowie ein monumentaler Besprechungstischgehören zur mobilen Ausstattung des noblen,nicht öffentlich zugänglichen Raumes.

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Hauberrisser-Zimmer

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Die von Georg Hauberrisser üppig mit ge-schnitzten Möbeln und Dekorationen sowieGemälden ausgestatteten Amtsräume desOberbürgermeisters befanden sich ursprüng-lich im 1. Bauabschnitt des Neuen Rathauses(Zi. 210 – 212). Heute liegen die Bürgermeister-räume an der Ecke Marienplatz/Weinstraße. Nach wie vor schmückt der jeweilige Amts-inhaber sein Dienstzimmer mit Werken zeit-genössischer Münchner Künstler. Mit Ausnahme des alle zwei Jahre stattfindenden „Tag der offenen Tür“ ist das Büro des Oberbürger- meisters für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

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Amtszimmer des Oberbürgermeisters

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Nach der Besichtigung der Haupträume imTrakt Marienplatz sollte man das 3. Stockwerkdes Mitteltrakts, den sog. Bibliotheksbau, auf-suchen. Hier befindet sich die 120 Quadrat-meter große, über zwei Stockwerke reichendeJuristische Bibliothek, in der ab 1906 die„Bücher-Sammlung der städtischen Kollegien“untergebracht war. Der Lesesaal mit seinerPräsenzbibliothek steht nicht nur dem Stadtratund der Verwaltung, sondern allen Bürgerinnenund Bürgern zur Verfügung. Ein Großteil derBücher wird noch heute in den auf drei Ebe-nen angeordneten, originalen eichenen Schrän-ken und Bücherregalen aufbewahrt, die überzwei reich verzierte Wendeltreppen zugänglichsind. Besonders beachtenswert sind auch dieschmiedeeisernen Wandleuchter.

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JuristischeBibliothek

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Durch den Haupteingang

unter dem Turm ins

Rathaus

Den 885 Quadratmeter großen Prunkhof

erreicht man sowohl durch den Eingang in derWeinstraße als auch durch die Turmhalle amMarienplatz. In den Boden des Hofes ist einriesiges Mosaik in der Form eines Labyrinthseingelassen, das allerdings nur selten vollstän-dig zu sehen ist. Im Winter verdecken Christ-kindlmarkt-Stände die Pflasterung, während sie vom Frühjahr bis zu den letzten schönenHerbsttagen unter der sommerlichen Bestuh-lung des Hofes durch die Gaststätte „RatskellerMünchen“ verschwindet.

Labyrinth im Prunkhof

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An der Westseite des Hofes befindet sich die„Treppe der Lebensalter“, ein Wendel-treppenturm mit reichem Skulpturenschmuck.Über drei Stockwerke hinweg versinnbildlichenmännliche Großfiguren die verschiedenenLebensalter von der Kindheit bis hin zumGreisenalter, während Porträtbüsten an denKonsolen der Figuren die gleichen Phasen fürdas weibliche Geschlecht zeigen. Im oberenBereich des Turms persiflieren Tierdarstellungendie Thematik („Mit 10 Jahren ein Kind“ – Kalb und Hühnchen; „Mit 20 Jahren ein Jüng-ling / eine Jungfrau“ – Bock und Taube etc.).

Gegenüber, an der östlichen Seite des Prunk-hofes, im sog. Registraturbau ist die Rathaus-kantine untergebracht.

Treppe der Lebensalter

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An der Nordseite des Prunkhofes befindet sichder sog. Bibliothekstrakt. Er ist in Höhe des 3. Stockwerks mit den Figuren „Religion“,„Recht“, „Monachia“, „Geographie“ und„Zeitung“ (Personifikation der öffentlichenMeinung) (v.l.n.r.) geschmückt. Das Eingangs-portal nimmt Bezug auf die einst im Parterreuntergebrachte Stadtkasse. Es zeigt mittig dasStadtwappen. Links davon knurrt ein Mops alldiejenigen an, die Geld hinaustragen, währendrechts ein schwanzwedelnder Hund allebegrüßt, die Geld bringen. Darunter befindensich die Figuren „Zahlender Bürger“ und die„Kasse“ (Frauengestalt mit Kassenbuch).

Die ehemalige Kassenhalle, heute Rathaus-galerie wird seit 1979 in erster Linie als Aus-stellungsraum genutzt. Der durch die Überwöl-bung des 245 Quadratmeter großen Hofes miteinem Glasdach entstandene Raum, dessenGewölbe und Decken von 20 Granitsäulen und-pfeilern getragen werden, beherbergte einstdie verschiedenen städtischen Kassenräume;auch wurde hier der Schalterverkehr abgewi-ckelt.

Ausstellungsraum in der Rathausgalerie

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Die ebenfalls im Parterre des Bibliotheksbausgelegene Grütznerstube wurde ursprünglichzusammen mit dem angrenzenden St.-Benno-Stüberl für Weinproben genutzt. SeinenNamen verdankt der gemütliche Raum demMaler Eduard Grützner (1846 – 1925). Er schufdie fünf Porträts, die noch heute hier hängen(sie zeigen die Bürgermeister Philipp vonBrunner und Wilhelm Georg von Borscht, denVerwaltungsrat Dr. Bachmeier, den Ratskeller-meister Michael Krahmer, den Weinguts-besitzer Heinrich Koch aus Deidesheim undden Künstler selbst). Erwähnenswert sind indiesem Raum auch der sehr schöne alteKachelofen sowie die bleiverglasten Fenster.Die Grütznerstube dient heute – wie auch dieRatstrinkstube – als Raum für städtischeFeierlichkeiten und Pressekonferenzen.

Die Ratstrinkstube ist sowohl durch denHaupteingang am Fischbrunnen als auch überden Großen Hof zu erreichen. Sie diente früherden wöchentlichen Sitzungen der Fraktionender städtischen Kollegien. Heute wird sie vorallem für Feierlichkeiten im kleineren Rahmengenutzt. Zur Adventszeit verwandelt sich derRaum in eine „Himmelswerkstatt“ für Kinder;kleine „Engel“ können sich dann unter Anlei-tung mehrerer „Himmelsboten“ zum kreativenBasteln, Backen und Spielen treffen. Der zwei-geteilte Raum mit dem schönen Kreuzgrat-gewölbe kann für ausgewählte Veranstaltungenangemietet werden.

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Grütznerstube Ratstrinkstube

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Das Rathaus –

ein Ort des Erinnerns und

Gedenkens

Sowohl im Neuen Rathaus als auch in seinenHöfen und in der Turmhalle finden sich nebenden Wappen der Münchner Partnerstädte zahl-reiche Gedenktafeln. Sie erinnern u.a. an denBau des Rathauses und seine Vorgängerbauten,an Münchner Kriegsteilnehmer und -opfersowie an besondere Ereignisse des städti-schen Lebens, zumeist Großveranstaltungen.Ein besonderer Ort des Erinnerns ist der„Gedenkraum“ im 1. Geschoss des TraktesMarienplatz. In dem kapellenartig gestaltetenRaum wird nicht nur der Toten der beidenWeltkriege 1914/18 und 1939/45 sowie der„Opfer der politischen Verfolgung 1933/45“

„Gedenkraum“ im 1. Stock des Neuen Rathauses

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gedacht, sondern auch der im Dienst verun-glückten städtischen Mitarbeiter. Von derTurmhalle kommend findet man an der Treppe(vor dem 1. Stockwerk) außerdem eineGedenktafel, die an die erste Deportation jüdischer Bürger und Bürgerinnen nach Kaunas(heute Kowno) in Litauen im November 1941und ihre dortige Ermordung erinnert.

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Gedenktafel fürdie 1941 nach

Kaunas (Kowno),deportierten und

ermordeten jüdischen

Bürger undBürgerinnen imNeuen Rathaus

Gedenktafel an die

Pogromnacht1938 im Alten

Rathaus

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Das Alte Rathaus

Der Marienplatz, früher nur „Markt“ genannt,war seit den frühesten Zeiten Münchens zen-traler Platz. Da sich hier die von Ost nach Westführende alte Salzhandelsstraße von Salzburgnach Augsburg und die vom Alpenvorlandkommende Süd-Nord-Verbindung nach Nürn-berg und Böhmen kreuzten, war die baulicheAnlage des Platzes entsprechend darauf aus-gerichtet. Im Osten begrenzten ein Stadttor,das Talburgtor (heute Alter Rathausturm), unddas Rathaus (heute Altes Rathaus), das wohlschon um 1300 errichtet wurde, den Platz.

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Zwischen 1470 und 1480 erbaute Jörg vonHalsbach (um 1410 – 1488, auch Jörg von Polling genannt), der Schöpfer der MünchnerFrauenkirche, das Rathaus neu. Im Erdgeschosswurden das Stadtgefängnis (Fronhaus) und dasvon allen städtischen Bäckern belieferte Brot-haus untergebracht. Im 1. Stock befand sichder Fest- und Tanzsaal, an dessen Ausschmü-ckung die besten Münchner Maler und Bild-hauer arbeiteten: Die große hölzerne, mitprachtvoll gestalteten Ziergurten verseheneTonnendecke schuf Hans Wenger. Die Schnitt-punkte dieser Gurtbänder schmückte ErasmusGrasser (1450 – 1518) mit plastisch gearbeite-ten Schilden, die sich in erster Linie der Genea-logie der Münchner Linie des Hauses Wittels-bach widmeten. Im Zentrum der Holztonneerschien in silbernem Strahlenkranz der dop-pelköpfige Reichsadler mit aufgelegtem wit-telsbachischem Herzschild, der einerseits eineErinnerung an Kaiser Ludwig den Bayern war,andererseits aber auch die noch andauerndeKaiserwürdigkeit der Familie Albrechts IV. the-matisierte. Am Ansatz des Tonnengewölbeslief auf der Süd- und Nordseite des Saales ein

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Festsaal im Alten Rathaus

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gemalter Wappenfries, der in 99 (heute nurnoch 95) Einzelschilden die Ordnungs- undHerrschaftsmächte der Welt in der Mitte des15. Jahrhunderts darstellte. Unterbrochenwurde der Fries durch zehn Aussparungenunterhalb der Ziergurte, in denen sich dieebenfalls von Grasser geschaffenen „Moris-kentänzer“ befanden (die kostbaren Originalebefinden sich seit 1927 im Münchner Stadt-museum); die Tänzer sind Akteure eines im15. Jahrhundert sehr beliebten Tanzspiels; sieleiten ihren Namen von den damals noch inSüdspanien herrschenden Mauren ab, mitderen fremdartigen Gebärden und Bewegun-gen man diesen Modetanz wohl in Verbindungbrachte. Der Rathaussaal diente nicht nur alsbürgerschaftlicher Fest- und Tanzsaal, sonderner war stets auch ein von der Landesherrschaftgenutzter Repräsentationsraum. Hier versam-melten sich die Landstände Oberbayerns, hierließen sich die wittelsbachischen Herzöge undKurfürsten jeweils nach ihrem Regierungsantrittvon den Ständevertretern feierlich huldigen.

Deckenverzierung mit Münchner Stadtwappen

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Nicht nur der Saal, auch das Äußere des Rat-hauses musste im Lauf der Zeit mehrfach tief-greifende Veränderungen über sich ergehenlassen. So erfolgte etwa um 1860 eine Regoti-sierung des Gebäudes, bei der u.a. die Saal-fenster Maßwerk erhielten und die barockenGiebel sich in gotische Treppengiebel verwan-delten. Die Parterrezone des Gebäudes wurde1934/35 durch die Schaffung einer zweitenVerkehrsdurchfahrt endgültig zerstört.

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Moriskentänzer

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Page 49: Neues und Altes Münchner Rathaus - muenchen.de5785049a-3c39-456a-929b-fc0456... · Herzog Otto V. 1347–1353 Herzog Meinhard 1361–1363 Herzog Stefan III. der Kneißl 1375–1392

Das Münchner Alte Rathaus, von dem aus am9. November 1938 ReichspropagandaministerJoseph Goebbels zum Pogrom gegen jüdischeBürger in ganz Deutschland aufgerufen hatte,wurde im Zweiten Weltkrieg besondersschwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Fest-saal brannte völlig aus, der Turm war so demo-liert, dass er abgebrochen werden musste.Das Alte Rathaus wurde ab 1952 wiederauf-gebaut, eine weitgehende Rekonstruktion desRathaussaales fand erst ab 1977 statt. DerRathausturm war bereits ab 1971 wiederauf-gebaut worden (er beherbergt heute ein Spiel-zeugmuseum).

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Deckenverzierung mit Reichsadler

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LiteraturMichael Schattenhofer: Das Alte Rathaus in München. Seine bauliche Entwicklung und seine stadtgeschichtliche Bedeutung. München 1972.

Richard Bauer: Marienplatz und Rathaus. München, 1997.

Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München. Georg Hauberrisser (1841 – 1922) und seinHauptwerk. Ebenhausen b. München, 2006.

Jürgen Wurst / Alexander Langheiter: Monachia von Carl Theodor von Piloty im Münchner Rathaus. München, 2005.

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Online Rundgang

Einen virtuellen Rundgang durchs MünchnerRathaus bietet das München-Portal unter www.muenchen.de/rathausrundgang(Stadtinfos).

Selbst im Rathaus feiern

Der Große und der Kleine Sitzungssaal desNeuen Rathauses sowie der Saal des AltenRathauses können wie auch zahlreiche weite-re Räume im Neuen und Alten Rathaus fürprivate Zwecke angemietet werden. (Weitere Informationen unter www.muenchen.de/raumboerse).

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MünchenInformationim Rathaus am Marienplatz

MünchenTicketTelefon: 51 81 81 81

TourismusamtTelefon: 2 33-9 65 00

StadtinformationT

Internetmuenchen.de/rathaus

elefon: 22 23 24

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag10 – 20 Uhr

Samstag 10 – 16 Uhr

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