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Publikation – ift Rosenheim Joachim Hessinger, Bernd Saß Neufassung DIN 4109 – Teil 3 Innentüren Seite 1 von 12 © 4/2018 ift Rosenheim | Theodor-Gietl-Straße 7-9 | 83026 Rosenheim www.ift-Rosenheim.de | [email protected] | Tel./Fax 08031/261-0/290 Dr. Joachim Hessinger, Prüfstellenleiter ift Labor Bauakustik Dipl.-Ing. (FH) Bernd Saß, stellvertretender Prüfstellenleiter ift Labor Bauakustik Neufassung DIN 4109 - Innentüren Neuregelungen im Schallschutz in Deutschland In Deutschland nimmt der Schallschutz im Hochbau eine immer größere Bedeutung ein. Die DIN 4109 ist das Hauptregelwerk zur Festlegung und zum Nachweis des erforderli- chen Schallschutzes in Deutschland. Sie regelt den Schallschutz innerhalb des Gebäudes mit Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung sowie den Schallschutz gegen Lärm aus gebäudetechnischen Anlagen, aber auch den Schallschutz gegen Außenlärm. Diese Norm ist 2016 als Neufassung erschienen, die Teile 1 und 2 wurden jedoch noch einmal aktualisiert und liegen nun in der endgültigen Fassung 2018-01 vor [3], [5].. Im fol- genden Beitrag werden die wesentlichen Änderungen im Hinblick auf die Schalldämmung von Innentüren dargestellt. 1 Einführung Die Anforderung an die Schalldämmung von Bauteilen und deren Nachweisverfahren wird in Deutschland über die DIN 4109 geregelt. Dieses Normenpaket ist 2016 in einer Neu- fassung erschienen [1], [4], [6], [7]. Die Teile 1 und 2 dieser Norm sind mit Ausgabedatum 2018-01 [3], [5] überarbeitet worden, wobei sich hier im Bezug auf Innentüren keine we- sentlichen Änderungen ergeben haben. Im Vergleich zur Vorgängerfassung aus dem Jahr 1989 [1] haben sich einige Änderungen ergeben, die in diesem Beitrag dargestellt wer- den. Die Norm wurde neu gegliedert: Aus einem Hauptteil und mehreren Beiblättern wur- de eine Norm mit neun Teilen: Teil 1 stellt die Mindestanforderungen an den Schallschutz dar. Teil 2 beschreibt das Nachweisverfahren, d.h. im Wesentlichen das Rechenverfah- ren, dass zum Nachweis der Erfüllung der Anforderungen anzuwenden ist. Teil 4 enthält Regelungen zum Nachweis über bauakustische Messungen. Die Tei- le 31 bis 36 enthalten den Bauteilkatalog mit Konstruktionen zum Nachweis des Schallschutzes.

Neufassung DIN 4109 - Innentüren · Die DIN 4109 wird durch Einführungserlass in den Bundesländern bauaufsichtlich einge- führt, d.h. ihre Anforderungen gelten in Deutschland

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Dr. Joachim Hessinger, Prüfstellenleiter ift Labor Bauakustik Dipl.-Ing. (FH) Bernd Saß, stellvertretender Prüfstellenleiter ift Labor Bauakustik

Neufassung DIN 4109 - Innentüren

Neuregelungen im Schallschutz in Deutschland In Deutschland nimmt der Schallschutz im Hochbau eine immer größere Bedeutung ein. Die DIN 4109 ist das Hauptregelwerk zur Festlegung und zum Nachweis des erforderli-chen Schallschutzes in Deutschland. Sie regelt den Schallschutz innerhalb des Gebäudes mit Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung sowie den Schallschutz gegen Lärm aus gebäudetechnischen Anlagen, aber auch den Schallschutz gegen Außenlärm. Diese Norm ist 2016 als Neufassung erschienen, die Teile 1 und 2 wurden jedoch noch einmal aktualisiert und liegen nun in der endgültigen Fassung 2018-01 vor [3], [5].. Im fol-genden Beitrag werden die wesentlichen Änderungen im Hinblick auf die Schalldämmung von Innentüren dargestellt. 1 Einführung Die Anforderung an die Schalldämmung von Bauteilen und deren Nachweisverfahren wird in Deutschland über die DIN 4109 geregelt. Dieses Normenpaket ist 2016 in einer Neu-fassung erschienen [1], [4], [6], [7]. Die Teile 1 und 2 dieser Norm sind mit Ausgabedatum 2018-01 [3], [5] überarbeitet worden, wobei sich hier im Bezug auf Innentüren keine we-sentlichen Änderungen ergeben haben. Im Vergleich zur Vorgängerfassung aus dem Jahr 1989 [1] haben sich einige Änderungen ergeben, die in diesem Beitrag dargestellt wer-den. Die Norm wurde neu gegliedert: Aus einem Hauptteil und mehreren Beiblättern wur-de eine Norm mit neun Teilen: Teil 1 stellt die Mindestanforderungen an den Schallschutz dar. Teil 2 beschreibt das Nachweisverfahren, d.h. im Wesentlichen das Rechenverfah-

ren, dass zum Nachweis der Erfüllung der Anforderungen anzuwenden ist. Teil 4 enthält Regelungen zum Nachweis über bauakustische Messungen. Die Tei-

le 31 bis 36 enthalten den Bauteilkatalog mit Konstruktionen zum Nachweis des Schallschutzes.

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2 Anforderungen Die Anforderungen an den Schallschutz sind in Teil 1 der DIN 4109 enthalten. Als maß-gebliche Kenngröße werden, wie auch schon in der Vorgängernorm, das bewertete Bau-Schalldämm-Maß R'w für die Luftschalldämmung, der bewertete Norm-Trittschallpegel L'n,w für die Trittschalldämmung und der Schalldruckpegel LAF,max,n für den Schallschutz gegen Geräusche aus ge-

bäudetechnischen Anlagen verwendet. Die Anforderungen gelten für das Bauteil (z.B. Wand oder Decke) im ausgeführten Bau. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern werden die Spektrum-Anpassungswerte nach EN ISO 717-1 und -2 im bauaufsichtlichen Nachweisverfahren nicht berücksichtigt. Auch die Schalldämmung in einem erweiterten Frequenzbereich von 50 bis 5000 Hz fand keinen Eingang in die Anforderungen nach DIN 4109. Das Anforderungsniveau wurde im Vergleich zur Vorgängerfassung aus dem Jahr 1989 im Wesentlichen gleich gehalten, wobei man im Hinblick auf richterliche Entscheidungen des BGH in einzelnen Bereichen eine Erhöhung der Schallschutzanforderung vorgenom-men hat, so z.B. bei der Trittschalldämmung von Decken sowie beim Schallschutz in Doppel- und Reihenhäusern. Die DIN 4109 wird durch Einführungserlass in den Bundesländern bauaufsichtlich einge-führt, d.h. ihre Anforderungen gelten in Deutschland als Mindestanforderung. Dies spie-gelt sich jetzt auch im Titel der DIN 4109-1 „Schallschutz im Hochbau – Teil 1: Mindestan-forderungen“ wieder. Formal ist, mit Stand vom April 2018, in den meisten Bundesländern noch die alte DIN 4109:1989-11 bauaufsichtlich eingeführt,, allerdings wird die Neufas-sung der Norm bereits im Entwurf der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baube-stimmungen (MVVTB [9]) aufgeführt, . Im privatrechtlichen Vertragsverhältnis können auch Schalldämmanforderungen verein-bart werden, die über den in DIN 4109 geforderten Schallschutz hinausgehen. Richtwerte für solche erhöhten Anforderungen können für den Wohnungsbau z.B. der VDI 4100 [8] entnommen werden. Für eine Planung des erhöhten Schallschutzes nach VDI 4100 ist al-lerdings zu beachten, dass die Planungswerte in der aktuellen Fassung dieser Richtlinie auf die nachhallzeitbezogenen Kenngrößen DnT,w (Standard-Schallpegeldifferenz) und L'nT,w (Standard-Trittschallpegel) umgestellt wurden. Dies erschwert einen direkten Ab-gleich, da die vor Ort vorliegenden geometrischen Randbedingungen (Raumvolumina, Trennbauteilfläche, Prüfrichtung) mit in die Betrachtung einfließen. Zum erhöhten Schallschutz wurden in der aktuellen Überarbeitung der DIN 4109 keine neuen Regelungen getroffen. Formal ist hier noch das Beiblatt 2 zur DIN 4109 aus dem Jahr 1989 gültig. Es ist jedoch vorgesehen, dieses Beiblatt 2 im Hinblick auf den erhöhten Schallschutz zu überarbeiten.

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Die kennzeichnende Größe für die Schalldämmung von Innentüren nach DIN 4109-1, Ka-pitel 4 Tabellen 2, 4, 5 und 6, ist das bewertete Schalldämm-Maß Rw in dB mit Berück-sichtigung der Schallübertragung nur über die Tür. Die Angabe bezieht sich auf den be-triebsfertigen Zustand am Bau. Die Anforderungen werden für unterschiedliche Gebäudenutzungen getrennt formuliert. Im Wesentlichen haben sich hier keine Änderungen an den Bauteilen und deren Anforde-rungen ergeben. Einzig bei der Schalldämmung in Zweckbauten hat es in einzelnen Be-reichen Ergänzungen gegeben. 2.1 Wohngebäude und Büros In DIN 4109-1 Kapitel 5.1, Tabelle 2 stehen Anforderungen an die Schalldämmung in Mehrfamilienhäusern, Bürogebäuden und in gemischt genutzten Gebäuden. Darin sind die Anforderungen an Türen in Zeile 18 und 19 wie folgt festgelegt: Tabelle 1 Auszug aus DIN 4109-1:2018-01, Tabelle 2 [3]

Die zitierte Fußnote c nach Tabelle 1 besagt, dass ein Sicherheitsbeiwert von 5 dB be-rücksichtigt werden muss.

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2.2 Hotels In DIN 4109-1 Kapitel 6.1, Tabelle 4 stehen Anforderungen an die Schalldämmung in Ho-tels und Beherbergungsstätten. Darin sind die Anforderungen an Türen in Zeile 6 wie folgt festgelegt: Tabelle 2 Auszug aus DIN 4109-1:2018-01, Tabelle 4 [3]

2.3 Schulen In DIN 4109-1 Kapitel 6.3, Tabelle 6 stehen Anforderungen an die Schalldämmung in Schulen und vergleichbaren Einrichtungen. Darin sind die Anforderungen an Türen in Zei-le 8 und 9 wie folgt festgelegt: Tabelle 3 Auszug aus DIN 4109-1:2018-01, Tabelle 6 [3]

a) neu ist die Anforderung nach Zeile 9 an Türen zwischen Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen un-

tereinander (im Vergleich zur Vorgängernorm DIN 4109:1989-11)

a)

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2.4 Krankenhäuser In DIN 4109-1 Kapitel 6.2, Tabelle 5 stehen Anforderungen an die Schalldämmung in Krankenhäusern und Sanatorien. Darin sind die Anforderungen an Türen in Zeile 9 bis 11 wie folgt festgelegt: Tabelle 4 Auszug aus DIN 4109-1:2018-01, Tabelle 5 [3]

a) neu ist die Anforderung nach Zeile 10 an Türen zwischen Räumen mit Anforderungen an erhöhtes Ru-

hebedürfnis und besondere Vertraulichkeit (Diskretion) (im Vergleich zur Vorgängernorm DIN

4109:1989-11)

a)

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3 Nachweis- und Rechenverfahren Die DIN 4109-2 gibt die Regeln für den rechnerischen Nachweis der Schalldämmung vor. Türen im Gebäudeinneren nehmen an dieser Stelle eine Sonderstellung ein, denn für Tü-ren sind als einziges Bauteil direkte Anforderungen formuliert, so dass die Anwendung des Rechenverfahrens entfällt. Im Vergleich zur Vorgängernorm haben sich folgende Än-derungen beim Sicherheitskonzept ergeben. Das Vorhaltemaß entfällt und wird durch einen Sicherheitsbeiwert ersetzt

Die Berechnung und Planung von Übertragungen erfolgt in der neuen DIN 4109 mit Bau-teildaten ohne Berücksichtigung eines Vorhaltemaßes für das einzelne Bauteil. Es gibt al-so kein Rw,R mehr! Anstelle dessen wird ein sogenannter Sicherheitsbeiwert uProg einge-führt, der auf die berechnete Gesamtsituation R’w beim Vergleich mit der Anforderung an-gewendet wird; also R’w- uprog ≥ erf. R’w [dB] Sicherheitsbeiwert:

Für Innen- und Laubengangtüren beträgt der pauschalierte Sicherheitsbeiwert uProg = 5 dB, so dass für den Nachweis von Innentüren nun gilt: Rw - 5 ≥ erf. Rw [dB] Da der Sicherheitsbeiwert von 5 dB zahlenmäßig gleich ist mit dem Vorhaltemaß aus DIN 4109:1989 [1] hat sich an dem Anforderungsniveau für die Innentüren im Vergleich zur Vorgängernorm praktisch nichts geändert.

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4 Bauteilkatalog Einer der wesentlichen Gründe für die Überarbeitung der DIN 4109 war die Aktualisierung des Bauteilkatalogs. Alle dargestellten schalltechnischen Kenngrößen der Bauteile sind Laborprüfwerte entsprechend der aktuellen Laborprüfnormen [11], [12]. Es wurden keine Sicherheitsabschläge (wie z.B. ein Vorhaltemaß) berücksichtigt. Im Bauteilkatalog findet man auch Hinweise zur schalltechnischen Planung und Ausfüh-rung der jeweiligen Bauteile. Alternativ zur Anwendung von Konstruktionen die im Bauteil-katalog beschrieben werden, kann der Nachweis nach wie vor auch durch Messung der Schalldämmung im Laborprüfstand erfolgen. In den neuen Bauteilkatalog wurde nun auch ein tabellarisches Nachweisverfahren für Türen und Fugen aufgenommen. Dieses ist im Teil 35 der DIN 4109 (Elemente, Fenster, Türen, Vorhangfassaden) enthalten. Diese Neuregelungen zum Nachweisverfahren der Schalldämmung von Innentüren beruhen auf Forschungsergebnissen des ift Rosenheim [14]. Mit diesem Verfahren können nun verschiedene Konstruktionsvarianten und Einbau-situationen von Türen und Türblättern einfacher nachgewiesen werden, vielfach auch oh-ne separaten prüftechnischen Nachweis. Für den tabellarischen Nachweis der Schalldämmung werden der Türblattwert (das be-wertete Schalldämm-Maß Rw des Türblattes) und die Kennwerte der Fugenschalldäm-mung RS,w (bewertetes Fugenschalldämm-Maß) für die Falz- und Bodendichtung benötigt. Der Nachweis kann für Türen bis zu einem bewerteten Schalldämm-Maß von Rw = 35 dB geführt werden. Für einfach überfälzte Türen wird dann der Nachweis nach Tabelle 5, Zei-le 1, 3 und 4 geführt. Tabelle 5 Schalldämmung von einflügeligen Innentüren (Sperrtüren) ohne Messung, Tabelle 4

aus DIN 4109-35 [6]

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Diese Nachweistabelle ist so zu lesen, dass z.B. für ein bewertetes Schalldämm-Maß ei-ner betriebsfertigen Tür mit Rw = 32 dB

1. ein überfälztes Türblatt mit Rw ≥ 34 dB, 2. eine Falzdichtung mit RS,w ≥ 42 dB und 3. eine Bodendichtung mit RS,w ≥ 42 dB

benötigt werden. Das bewertete Fugenschalldämm-Maß RS,w hat als neue schalltechnische Kenngröße Eingang in die DIN 4109 gefunden. Es kann messtechnisch nach DIN EN ISO 10140-1 [11] bestimmt werden. Einige Beispieldaten wurden bereits in Kapitel 4.5 des Bauteilkata-loges DIN 4109-35 angegeben. Tabelle 6 Schalldämmung von Fugen die während der Gebrauchszeit geöffnet werden können,

Auszug aus Tabelle 7 der DIN 4109-35 [6]

Die Tabelle ist auf Holz- und Metallzargen anwendbar. Der Wert bezieht sich auf den Zu-stand „Tür in Falle“, also nicht verriegelt, sofern nichts anderes vereinbart ist. Darüber hinaus gibt es in DIN 4109-35 eine Tabelle 5 mit Korrekturwerten für Türblätter, die bei konstruktiven Änderungen ohne prüftechnischen Nachweis angerechnet werden können. Die Korrekturwerte aus dieser Tabelle müssen rechnerisch auf die Türblattwerte aufge-schlagen werden bevor sie zum Nachweis der Schalldämmung des betriebsbereiten Türelements angewendet werden.

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Tabelle 7 Korrekturwerte für die Schalldämmung von Türblättern bei konstruktiven Veränderungen, Tabelle 5 aus DIN 4109-35 [6]

Für Türen ohne baurechtliche Anforderungen an die Schalldämmung (z. B. Innentüren im eigenen Bereich) stellt die DIN 4109 keine bauakustischen Anforderungen an das Türblatt sowie an Falz- und Bodendichtungen.

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5 Anwendungsbeispiel Das Anwendungsbeispiel soll das in Abschnitt 4 dargestellte neue Tabellenverfahren für den Nachweis der Schalldämmung von Innentüren veranschaulichen. Randbedingungen Anwendungsbeispiel

Wohnungseingangstür in einem Mehrfamilienhaus, die in einen abgeschlossenen Flur in der Wohnung führt. Als konstruktives Detail wird vorgegeben, dass die Tür schwellenlos (d.h. mit absenkbarer Bodendichtung) und das Türblatt stumpf einschlagend ausgeführt werden soll. Schritt 1: Festlegung der Anforderung (lt. DIN 4109-1, siehe Tabelle 1 in Abschnitt 2.1)

Anforderung erf.R‘w = 27 dB Schritt 2: Berücksichtigung Sicherheitsbeiwert

Zum Nachweis der Schalldämmung wird ein Sicherheitsbeiwert uprog = 5 dB eingerechnet, siehe Abschnitt 3 Anforderung an Tür im funktionsfertigen Zustand Rw,Tür = erf. R‘w + uprog = 27 dB + 5 dB = 32 dB Schritt 3: Nachweis der Schalldämmung der Tür

Über die Nachweistabelle, siehe Tabelle 5 in Abschnitt 4 kann die Anforderung an die Schalldämmung des funktionsfertigen Türelements nachgewiesen werden, wenn ein ausreichend schalldämmendes Türblatt mit geeigneten Falz- und Bodendichtungen kombiniert wird. Ergebnis:

Schalldämmung Türblatt (stumpf einschlagend) Rw,Türblatt ≥ Rw,Tür + 4 dB = 32 dB + 4 dB = 36 dB

Fugenschalldämmung Falzdichtung Rs,w,Falzdichtung ≥ Rw,Tür + 10 dB = 32 dB + 10 dB = 42 dB

Fugenschalldämmung Bodendichtung Rs,w,Bodendichtung ≥ Rw,Tür + 10 dB = 32 dB + 10 dB = 42 dB

Damit kann die geforderte Schalldämmung der Tür für die dargestellte Situation durch Einsatz eines Türblatts mit einer Schalldämmung von Rw,Türblatt ≥ 36 dB und von Falz- und Bodendichtungen mit einer Fugenschalldämmung von jeweils Rs,w ≥ 42 dB erreicht und einfach nachgewiesen werden.

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6 Zusammenfassung Mit der Neufassung der DIN 4109 wurde das Hauptregelwerk für den Schallschutz in Deutschland aktualisiert und auf die aktuellen Prüf- und Berechnungsregeln angepasst. Bei den Anforderungswerten erfolgten nur relativ wenige Anpassungen. Es haben sich insbesondere beim Nachweisverfahren für Innentüren Änderungen ergeben, da im voll-ständig überarbeiteten Bauteilkatalog auch ein vereinfachtes Tabellenverfahren zum Nachweis der Schalldämmung eingeführt wurde. Autoren:

Dr. Joachim Hessinger ist promovierter Diplom-Physiker und seit 2005Prüfstellenleiter im ift-Labor Bauakustik. Davor war er lange Jahre alsPrüfingenieur im Bereich Bauphysik und Bauakustik tätig. Diese Kompeten-zen stellt er als Mitarbeiter in Normungsgremien, als Autor von Fachbeiträ-gen sowie als Referent zum Thema Bauakustik und als Dozent an Hoch-schulen zur Verfügung.

Dipl. Ing. (FH) Bernd Saß ist seit 1993 Mitarbeiter am ift Rosenheim. 2001wurde er Prüfstellenleiter für den Bereich Bauakustik; seit 2004 ist er stell-vertretender Prüfstellenleiter des ift-Labor Bauakustik. Er ist „Öffentlich be-stellter und vereidigter Sachverständiger der Industrie- und Handelskammerfür München und Oberbayern für Schallschutz von Fenstern, Türen, Torenund Verglasungen“. Er ist Referent, Fachautor und Mitglied in verschiede-nen Norm- und Fachausschüssen.

Über das ift Rosenheim Das ift Rosenheim ist eine europaweit notifizierte Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle und internati-onal nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert. Im Mittelpunkt steht die praxisnahe, ganzheitliche und schnelle Prüfung und Bewertung aller Eigenschaften von Fenstern, Fassaden, Türen, Toren, Glas und Baustoffen. Ziel ist die nachhaltige Verbesserung von Produktqualität, Konstruktion und Technik sowie Normungsarbeit und Forschung. Die Zertifizierung durch das ift Rosenheim sichert eine europaweite Akzeptanz. Das ift ist der Wis-sensvermittlung verpflichtet und genießt als neutrale Institution deshalb bei den Medien einen besonderen Sta-tus - die Publikationen dokumentieren den aktuellen Stand der Technik.

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Literatur [1] DIN 4109:1989-11 – Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise.

DIN 4109 Bbl.-1:1989-11 – Schallschutz im Hochbau, Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren DIN 4109 Bbl.-1/A1:2003-09 – Schallschutz im Hochbau, Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren; Änderung A1 DIN 4109 Bbl.-3:1996-09 – Schallschutz im Hochbau, Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eig-nung nach DIN 4109 aus Werten des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw DIN 4109-11:2010-05 – Schallschutz im Hochbau, Güte- und Eignungsprüfungen

[2] DIN 4109-1: 2016-07 – Schallschutz im Hochbau – Teil 1: Mindestanforderungen

[3] DIN 4109-1: 2018-01 – Schallschutz im Hochbau – Teil 1: Mindestanforderungen

[4] DIN 4109-2: 2016-07 – Schallschutz im Hochbau – Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der Anforderungen

[5] DIN 4109-2: 2018-01 – Schallschutz im Hochbau – Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der Anforderungen

[6] DIN 4109-31 bis -36: 2016-07 – Schallschutz im Hochbau – Teil 31 bis 36: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) Teil 31: Rahmendokument Teil 32: Massivbau Teil 33: Holz-, Leicht- und Trockenbau Teil 34: Vorsatzkonstruktionen vor massiven Bauteilen Teil 35: Elemente, Fenster, Türen, Vorhangfassaden Teil 36: Gebäudetechnische Anlagen

[7] DIN 4109-4: 2016-07 – Schallschutz im Hochbau – Teil 4: Bauakustische Prüfungen

[8] VDI 4100:2012-10 – Schallschutz im Hochbau, Wohnungen, Beurteilung und Vorschläge für erhöhten Schallschutz

[9] Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVV TB, Stand 31.8.2017

[10] DIN EN ISO 12354 – Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den Bauteileigen-schaften Teil 1: 2017-11: Luftschalldämmung zwischen Räumen Teil 2: 2017-11 Trittschalldämmung zwischen Räumen Teil 3: 2017-11 Luftschalldämmung von Außenbauteilen gegen Außenlärm

[11] Normenreihe DIN EN ISO 10140:2010 – Akustik - Messung der Schalldämmung von Bauteilen in Prüf-ständen Teil 1: 2016-12: Anwendungsregeln für bestimmte Produkte Teil 2: 2010-12: Messung der Luftschalldämmung Teil 3: 2015-11: Messung der Trittschalldämmung Teil 4: 2010-12: Messverfahren und Anforderungen Teil 5: 2014-09: Anforderungen an Prüfstände und Prüfeinrichtungen,

[12] Normenreihe DIN EN ISO 10848 – Messung der Flankenübertragung von Luftschall, Trittschall und Schall von gebäudetechnischen Anlagen zwischen benachbarten Räumen im Prüfstand und am Bau Teil 1: 2018-02: Rahmendokument Teil 2: 20186-02: Anwendung auf Typ-B- Bauteile, wenn die Verbindung geringen Einfluss hat Teil 3: 2018-02: Anwendung auf Typ-B-Bauteile, wenn die Verbindung wesentlichen Einfluss hat

[13] Scholl, W.; Bietz H.; "Integration des Holz- und Skelettbaus in die neue DIN 4109"; Abschlussbericht der PTB zum Forschungsvorhaben gefördert durch DIBt und PTB, 2004

[14] Froelich, H., Schumacher, R. und Saß, B.: „Konstruktionsmerkmale für schalldämmende Wohnungsein-gangstüren und Bürotüren aus Holz und Holzwerkstoffen“, Forschungsbericht des ift Rosenheim zum Forschungsvorhaben gefördert durch die AiF, 1996

Normen(-auszüge) sind mit Kenntnis des DIN Deutsches Institut für Normung e.V. veröffentlicht. Maßgebend für das Anwenden der DIN-Norm ist de-ren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei der Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstr. 6, 10787 Berlin, erhältlich ist.