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1 Einleitung
In denUSA hat sich dasWirtschaftswachs-tum in j�ngster Zeit zwar merklich abge-schw�cht, die Performance der US-Wirt-schaft war allerdings seit Mitte der 90erJahre außergew�hnlich. Das Wirtschafts-wachstum erreichte in den letzten f�nf Jah-ren durchschnittlich fast 4�%p. a., die Ar-beitslosenquote ging seit Anfang 1996 umfast 2%-Punkte auf zeitweise unter 4% zu-r�ck und die Inflation blieb trotz drasti-schem�lpreisanstiegmoderat (vgl. Bild 1).
Das Ph�nomen einer bei niedriger In-flation kr�ftig expandierenden Wirtschaftwird aus makro�konomischer Sicht h�ufigals „New Economy“ bezeichnet. Nebenden Liberalisierungseffekten, den Auswir-kungen der zunehmenden Globalisierungsowie der flexibleren Arbeitsm�rkte wirdzur Erkl�rung der außergew�hnlichen US-Entwicklung vor allem auf eine breit ange-legte, IT-getriebene Produktivit�tsbe-schleunigung verwiesen, die ein dauerhafth�heres Trendwachstum erm�glicht. Dochhandelt es sich in den USA tats�chlich umeinen auf breiter Basis stehenden struktu-rellen Produktivit�tsschub und sorgen dieEffekte der „New Economy“ f�r eine an-haltende Erh�hung des Trendwachstumsohne Inflation? Die j�ngsten Entwicklun-gen in den USA zeigen, dass es auch in ei-ner „New Economy“ noch zyklischeSchwankungen gibt, und dass die Preisent-wicklung dem in der Sp�tphase eines Kon-junkturzyklus (wenn auch in abge-schw�chter Form) �blichen Muster folgt.Einige kritische Bemerkungen sind zudeman der Messung der Produktivit�tsfort-schritte im IT-Bereich angebracht.
2 Produktivit�t und Preise
2.1 Die Produktivit�tsentwicklungin den USADer Zuwachs der Arbeitsproduktivit�t hatsich in den USA etwa seit Mitte der 90erJahre merklich beschleunigt. Außerhalbder Landwirtschaft nahm sie seit 1996 um23/4% p. a. zu, wobei der Anstieg in 2000sogar 41/4% erreichte. Im Zeitraum 1990bis 1995 betrug die durchschnittliche Zu-nahme dagegen lediglich 1�% (ebenso wiein der Dekade zuvor), was auf den ersten
Blick die These einer neuen �konomie zubest�tigen scheint (vgl. Bild 2).
Oliner/Sichel kommen in ihrer Studiezu dem Ergebnis, dass etwa �%-Punkt dergesamtwirtschaftlichen Produktivit�ts-beschleunigung seit 1996 auf die Nutzungvon Computern zur�ckzuf�hren ist [Ol-Si00, 21]. Bei ihrer Untersuchung verwen-den sie eine Produktionsfunktion, die imKapitalstock explizit Computer, Softwareund Kommunikationsausr�stungen be-r�cksichtigt.
Ein Blick auf die sektorale Produktivi-t�tsentwicklung zeigt allerdings, dass diebeschleunigte Produktivit�tszunahme vorallem auf die Entwicklung im Bereich derComputerfertigung bzw. der IT-nahenBranchen selbst zur�ckzuf�hren ist, dieseit 1996 Produktivit�tszuw�chse von 25bis 45% p. a. aufweisen. In nahezu allenanderen Sektoren der US-Wirtschaft ver-lief die Produktivit�tsentwicklung dage-gen moderat und lag kaum �ber den Zu-w�chsen der vorangegangenen F�nf-Jah-res-Periode (vgl. Bild 3 und Tabelle 1).
Dies verst�rkt die Zweifel an der vonden Bef�rwortern der „New Economy“vorgebrachten These einer breit angelegtenProduktivit�tsbeschleunigung. Ein „spill-over“ hat danach noch nicht bzw. nochnicht in dem Umfang stattgefunden, dass
schon jetzt ohne Zweifel von einer „NewEconomy“ gesprochen werden kann. Ei-ner der popul�rsten Kritiker der „NewEconomy“, Robert J. Gordon, erkl�rt diebeschleunigte (gesamtwirtschaftliche) Pro-duktivit�tszunahme seit Mitte der 90erJahre durch verbesserte Methoden bei derErmittlung der Preisdeflatoren (die bei derBerechnung der realen Ausgaben zugrun-de gelegt werden und Qualit�tssteigerun-gen explizit ber�cksichtigen), die zyklischeZunahme (die in Zeiten normal ist, in de-nen das Wirtschaftswachstum das Trend-wachstum �bersteigt) und vor allem durchkr�ftige Produktivit�tsfortschritte bei derProduktion von Computern bzw. IT-G�-tern selbst [Gord99, 32–5].
Dr. Bernhard Gr�f, Deutsche BankResearch, Industrial CountriesResearch, Grosse Gallusstr. 10–14,60272 Frankfurt,E-Mail: [email protected]
New Economy :„Produk t i v i t�t swunder“
in den USA nur einstat ist isches Ph�nomen?
Bernhard Gr�f
WI – Aufsatz
WIRTSCHAFTSINFORMATIK 43 (2001) 4, S. 363–368 363
2.2 Das Produktivit�tsparadoxon
Nach den Ergebnissen der Studie von Oli-ner/Sichel w�re das Produktivit�tsparado-xon, das durch die Aussage von Robert So-low „You can see the computer ageeverywhere but in the productivity statis-tics“ [Solo87] weltweit Beachtung fand,gel�st. Das Produktivit�tsparadoxon ist ei-ne empirisch vor allem auf den Zeitraumbis Mitte der 90er Jahre gest�tzte These,wonach trotz steigender Rechnerleistung,steigender IT-Investitionen und zuneh-
mendem IT-Einsatz in Unternehmen dieProduktivit�t nicht entsprechend steigt.Nach Oliner/Sichel h�tte der Einsatz vonIT immerhin etwa �%-Punkt zur gesamt-wirtschaftlichen Produktivit�tsbeschleuni-gung seit 1996 beigetragen. Den Unter-suchungen von Gordon zufolge l�st sichdas Produktivit�tsparadoxon jedoch nurf�r den Bereich der Computerherstellungselbst und die IT-nahen Produktionssekto-ren, w�hrend es f�r die anderen Bereicheder Wirtschaft weiter seine G�ltigkeit be-sitzt.
2.3 Die Bedeutung der Preisef�r die Produktivit�tsbestimmung
Unter der Arbeitsproduktivit�t verstehtman das Verh�ltnis von Output zu einge-setzter Arbeit pro Periode. Sie kann prin-zipiell als Output pro geleistete Arbeits-stunde oder als Output pro Besch�ftigtengemessen werden. In beiden F�llen ist au-ßer den geleisteten Arbeitsstunden bzw.der Anzahl der eingesetzten Arbeitskr�fte(beide Gr�ßen k�nnen statistisch relativeinfach und genau bestimmt werden) vorallem die Kenntnis des realen, d. h. preis-bereinigtenOutputs notwendig. Es gilt
(1) Pt =ORt/At mit
Pt = (Arbeits)Produktivit�t in Periode tORt = realer Output in Periode tAt = eingesetzte Arbeit in Periode t
und(2) ORt =ONt / Dt mit
ONt = nominaler Output in Periode tDt = Preisdeflator in Periode t
somit gilt(3) Pt =ONt / (Dt* At)
D. h. die Produktivit�t ist außer vom no-minalen Output und der eingesetzten Ar-beit auch vom Preisdeflator bzw. der Preis-entwicklung in Periode t abh�ngig. Somitkommt der „richtigen“ Preiserfassung beider Ermittlung des realen Outputs und da-mit bei der Berechnung der Produktivit�teine zentrale Rolle zu [Schr00, 11]. Diesgilt insbesondere dann, wenn nachhaltige,drastische Preis- bzw. Qualit�ts�nderun-gen stattgefunden haben bzw. weiter statt-finden, wie zumBeispiel bei Computern.
2.4 Die Preisentwicklungvon IT-G�tern in Deutschlandund den USAEin Blick auf die amtlichen Statistikenzeigt, dass Computer und Peripherieger�tegem�ß der volkswirtschaftlichen Gesamt-rechnung in den USA seit 1991 qualit�ts-bereinigt um mehr als vier F�nftel billigergeworden, w�hrend die Preise vergleich-barer Produkte in Deutschland entspre-chend dem Index der Erzeugerpreise f�rB�romaschinen, Datenverarbeitungsger�-ten und -einrichtungen (nach OECD-Ein-sch�tzungen kommt dieser dem US-Pen-dant relativ nahe) nur um gut ein F�nftelgesunken sind (vgl. Bild 4).
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BIP (real), % gg.Vj.
Inflation
% gg.Vj.
Arbeitslosenquote, %
Quelle: US Bureau of Economic Analyses, US Bureau of Labor Statistics
Bild 1 USA: Wachstum, Inflation & Arbeitslosigkeit
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% gg.Vj.
Output pro Stunde
außerhalb der Landwirtschaft
Quelle: US Bureau of Labor Statistics
Bild 2 USA: Produktivit�tsentwicklung
BernhardGr�f
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Mit Blick auf das Gesetz des einheitli-chen Preises bei international handelbarenG�tern �berrascht dieses Ergebnis. Diesspricht daf�r, dass die drastische Abwei-chung der Preisentwicklung in beidenL�ndern zu einem großen Teil auf metho-dischen Unterschieden bei der Ermittlungder Preise basiert [Oecd00a, 203].
Bei der vor allem in Europa �blichenMethode der Inflationsbestimmung wirdder Preis eines Gutes zu zwei unterschied-lichen Zeitpunkten ermittelt. Dieser Me-thode sind dann Grenzen gesetzt und sief�hrt zu Fehlern, wenn das betrachtete Gutvor allem aufgrund qualitativer Ver�nde-rungen nicht mehr mit dem Gut vor einemMonat bzw. Jahr verglichen werden kann.Dies trifft vor allem auf Computer und IT-G�ter zu, deren Leistungen und damit„Qualit�t“ sich in den letzten Jahren dras-tisch verbessert haben. So hat sich die Ver-arbeitungsgeschwindigkeit der g�ngigenMikroprozessoren in den 90er Jahren ummehr als das 16-fache und die Standard-speicherkapazit�t um mehr als das 200-fache erh�ht. �hnliche Entwicklungen ha-ben sich auch bei den Telekommunikati-onsausr�stungen (Beispiel Mobilfunktele-fone) vollzogen [Oecd00a, 203].
Dass Qualit�tsver�nderungen bei derPreisentwicklung ber�cksichtigt werdenm�ssen, steht außer Zweifel.W�hrendmansich in Deutschland bisher auf eher tradi-tionelle Methoden zur Bewertung vonQualit�ts�nderungen st�tzt (der Geldwertder Qualit�ts�nderung wird nachMaßgabevon Regeln, die das Statistische Bundesamtaufgestellt hat, fallweise gesch�tzt [Bu-ba00, 8]), wird in den USA ein „hedo-nischer“ Preisindex verwendet [Grim98].
Hinter der auf �konometrischen Ver-fahren basierenden hedonischen Preis-sch�tzung steht die Annahme, dass sich einGut durch eine Kombination von Pro-dukteigenschaften beschreiben und sichdamit die Preis- und Qualit�tsentwicklungdieses Gutes durch die Preisentwicklungder einzelnen Produkteigenschaften abbil-den l�ßt. Damit wird ein Gut im Waren-korb des Konsumentenpreisindexes nichtals Ganzes erfasst, sondern in qualit�tsrele-vante Eigenschaften zerlegt und der reinePreiseffekt vom Qualit�tseffekt statistischisoliert. So gehen bei der hedonischenPreisbestimmung f�r Computer beispiels-weise die Taktfrequenz des Prozessors so-wie die Kapazit�ten des Arbeitsspeichersund der Festplatte als erkl�rende Variablenexplizit in die Preisgleichung ein.
2.5 Probleme von Qualit�ts-�nderungen f�r Preisdeflatoren
Sicherlich erfordern neue Entwicklungen(vor allem im IT-Bereich) und damit eine„New Economy“ neue Methoden auch beider Preisermittlung. Die in Deutschlandverwendeten traditionellen Ans�tze stoßenan ihre Grenzen. Es spricht einiges daf�r,dass dadurch die Preisentwicklung vor al-lem im IT-Bereich, der sich im besonderendurch rasche und umfangreiche Leistungs-steigerungen auszeichnet, tendenziell�bersch�tzt wird. Grunds�tzlich sind neueMaße der Inflationsmessung, die mit ver-
feinerten Methoden eine „exaktere“ Preis-bestimmung erlauben, den bisherigen Ver-fahren vorzuziehen. Allerdings zeigenauch die Erfahrungen in den USA, dass ei-nige Zweifel hinsichtlich der neuen Meß-methoden angebracht erscheinen. Bei-spielsweise stellt sich die Frage, wie Quali-t�tsverbesserungen einzusch�tzen sind, dievomKonsumenten nicht gewollt sind bzw.die er nicht nutzt. So ist beispielsweise vor-stellbar, dass ein PC-Nutzer – nur umkompatibel mit anderen zu sein bzw. zubleiben – bei einem Update einer Softwareauch einen neuen PC braucht (weil dieneue Software auf dem alten Rechner nicht
Kernpunkte f�r dasManagement
, Die Produktivit�tsentwicklung hat sich in den USA seit Mitte der 90er Jahrebeschleunigt
, Das Produktivit�sparadoxon scheint f�r die Computerproduktion gel�st, Hedonische Preisdeflatoren spielen bei der Produktivit�tsmessung eine
wichtige Rolle, Bei Anwendung gleicher Methoden diesseits und jenseits des Atlantiks
w�ren Technologiel�cke undWachstumsgef�lle zwischen den USA undEuroland weit weniger ausgepr�gt, als es die amtlichen Statistikenausweisen
Stichworte:USA, New Economy, IT-Sektor, Preisdeflator,Wirtschaftswachstum,Produktivit�tsentwicklung, Produktivit�tsparadoxon
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% gg.Vj.
Output pro Stunde
Verarbeitendes
Gewerbe, insgesamt
Gebrauchsgüterindustrie
Verbrauchsgüterindustrie
Quelle: US Bureau of Labor Statistics
Bild 3 USA: Produktivit�tsentwicklung (verarbeitendes Gewerbe)
New Economy: „Produktivit�tswunder “ in den USA nur ein statistisches Ph�nomen?
365
mehr l�uft), er mit der neuen Software aberdie gleiche Arbeit wie fr�her erledigt. Einzweites Beispiel soll diese Problematiknoch deutlicher machen: Ist ein „Handy“mit Videospielen und anderen Funktionen(z. B. Internetzugang) f�r einen Mobil-funknutzer, der nur telefonieren will,wirklich eine Qualit�tsverbesserung?
Alles in allem d�rften hedonische Me-thoden – im Gegensatz zu den traditionel-len Ans�tzen – die Preisentwicklung daher
eher untersch�tzen, sodass die „wahre“Preisentwicklung f�r IT-G�ter wohl ir-gendwo zwischen der aufgezeigten Ent-wicklung diesseits und jenseits des Atlan-tiks liegen d�rfte.
3 Eine Alternativrechnung:Der Einflußhedonischer Preisindices
3.1 Hedonischer PreisindexundWirtschaftswachstumUm den Einfluß hedonischer Preisindicesf�r Computer und IT-G�ter auf das Wirt-schaftswachstum und die Produktivit�ts-entwicklung in den USA abzusch�tzen,wurden die nominalen Investitionen inComputer und Peripherieger�te in denUSA mit dem deutschen Erzeugerpreis-index f�r gewerbliche Produkte, G�ter-gruppe B�romaschinen, Datenverarbei-tungsger�te und -einrichtungen (der nachder OECD seinem US-Gegenst�ck wohlam n�chsten kommt [Schr00, 11]), defla-tioniert, d. h. in reale Gr�ßen umgerech-net. W�hrend die IT-Investitionen seit1996 nach der amerikanischen VGR nomi-nal um durchschnittlich knapp 12% p. a.zunahmen und bei einem Preisr�ckgang(auf hedonischer Basis) von rund 22 �%p. a. real um gut 44 �% p. a. expandierten,h�tten sie sich bei Verwendung der deut-schen Preisentwicklung (–5% p. a.) real le-diglich um 17 3/4% p. a. erh�ht (Bild 5).
Das unter diesen Bedingungen ermittel-te US-Wirtschaftswachstum w�re danachseit 1996 mit durchschnittlich 4% um0,4%-Punkte p. a. niedriger ausgefallen,
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1992 Q1=100
Deutschland
(Index der Erzeugerpreise, Büro-
maschinen, Datenverarbeitungs-
geräte und -einrichtungen)
USA
(Deflator für Computer und
Peripheriegeräte gemäß VGR,
hedonische Basis)
Quelle: US Bureau of Economic Analyses, Statistisches Bundesamt
Bild 4 Computerpreise
Mining
Total
Non-
durable
Stone,
Clay,
Glass,
Products
Primary
Metals
Fabricated
Metal
Products
Electrical
Machinery Instruments
darunter
Computer
darunter
Motor
Vehicles
% p.a.
1960-69 3,6 3,8 3,4 2,0 3,2 1,2 3,4 7,5 5,0 3,3 3,5 4,5 5,0
1970-79 2,8 3,3 2,4 2,3 1,4 1,7 3,2 13,4 4,8 2,5 2,8 5,1 -3,3
1980-89 3,2 2,4 3,8 1,8 3,2 2,1 5,7 21,3 6,5 3,1 3,0 3,0 3,0
1990-00 4,5 2,4 6,4 2,1 3,2 1,8 8,6 32,6 18,9 3,0 3,3 3,8 2,1
1960-90 3,1 3,1 3,2 2,0 2,6 1,6 3,9 13,7 5,5 2,9 3,0 4,1 1,5
1991-95 3,9 2,0 5,5 1,7 3,6 2,6 7,9 26,9 14,4 3,3 3,9 4,6 3,5
1996-00 5,8 3,1 8,4 3,0 3,2 1,8 11,3 44,3 25,9 3,2 3,5 3,4 1,2
Quelle: US Bureau of Labor Statistics, eigene Berechnungen
Manufacturing
Transportation
Equipment
Industrial Machinery &
Equipment
Durable
Tabelle 1 Produktivit�tsentwicklung: Output pro Besch�ftigten
BernhardGr�f
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als es nach den amtlichen Statistiken derFall war.
Zu �hnlichen Ergebnissen gelangt aucheine Studie der Bundesbank, die den umge-kehrten Weg gegangen ist. Bei Deflationie-rung der deutschen IT-Investitionen mitdem US-Deflator f�r Computer und Peri-pherieger�te w�rde sich der reale Anstiegder deutschen IT-Investitionen von 1992bis 1999 nicht wie nach dem traditionellenAnsatz auf rund 6%, sondern j�hrlich auf27 �%belaufen [Buba00, 8].
Der Effekt auf das US-Wirtschafts-wachstum erh�ht sich noch durch diePreiseffekte auf den Export. Da die USAin erheblichem Umfang High-Tech-G�terausf�hren, h�tte ein schw�cherer Preis-r�ckgang f�r IT-G�ter bei gleicher nomi-naler Zunahme einen geringeren realen Ex-portzuwachs und damit ein niedrigeresWirtschaftswachstum zur Folge. Je nachAbgrenzung entfallen zwischen 10% und20% des amerikanischen Exports aufComputer und IT-Ausr�stungen. Unterder Pr�misse, dass die entsprechendenPreise nicht wie nach der US-Statistik umgut 22 �%, sondern lediglich um knapp5% p. a. zur�ckgegangen w�ren, h�tte dasExportwachstum seit 1996 j�hrlich zwi-schen 2% (bei einem Anteil von Compu-tern am Gesamtexport von 10%) und4%-Punkten (bei einem Anteil von 20%)und damit das US-Wirtschaftswachstumzwischen 0,2% und 0,4%-Punkten p. a.niedriger gelegen.
Insgesamt summieren sich die Effekteeines schw�cheren Preisr�ckgangs bei IT-G�tern auf das gesamtwirtschaftlicheWachstum in den USA auf j�hrlich 0,6 bis0,8%-Punkte, so dass das BIP-Wachstumseit 1996 mit dann nur noch gut 3 �% p. a.(statt durchschnittlich knapp 4 �% nachamtlicher Statistik) weit weniger erkl�-rungsbed�rftig hoch ausgefallen w�re undwohl eher inEinklangmit dembisher ange-nommenen Trendwachstum sowie der mo-deratenLohnentwicklung gestandenh�tte.
3.2 Hedonischer Preisindexund Produktivit�t
Ebenfalls deutlich schw�cher w�ren dieProduktivit�tsfortschritte in der „NewEconomy“ ausgefallen. Die Zunahme derArbeitsproduktivit�t h�tte der Alternativ-rechnung zufolge seit 1996 nur noch zwi-schen 2% und 2 1/4% p. a. gelegen, gegen-�ber durchschnittlich 2,8%, wie es die
amtliche Statistik ausweist. Damit h�ttesich die Produktivit�tsentwicklung ledig-lich um gut �%-Punkt j�hrlich gegen�berdem Durchschnitt von 1990 bis 1995(1,5%) beschleunigt (Bild 6).
Da der Unterschied zwischen den bei-den Deflatoren vor allem ein Ph�nomender 2. H�lfte der 90er Jahre ist, ist eineKorrektur der Produktivit�tsentwicklungvon 1990 bis 1995 bei dieser Sch�tzungentbehrlich.
Trotz dieser deutlich niedrigeren Zah-len bleiben die US-Produktivit�tsentwick-lung und damit die Ph�nomene der „NewEconomy“ beachtlich. So geh�ren dieUSA auch unter den Ergebnissen der Al-ternativrechnung immer noch zu den we-nigen L�ndern, deren Zunahme der Ar-beitsproduktivit�t sich sp�rbar beschleu-nigt hat. Ebenso ist dieser Anstieg nichtmehr auf methodische Unterschiede zu-r�ckzuf�hren und hebt sich deutlich von
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1990/1995
1,5% p.a.
2 - 2¼%p.a.
(Alternativ-
rechnung)
Q1 1996/ Q3 2000
2,8% p.a.
Quelle: US Bureau of Labor Statistics, eigene Berechnungen
Bild 6 USA: Produktivit�tsentwicklung
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Nominal
(11,9% p.a.)
Preisindex
USA
-22.4% p.a.
Preisindex
Deutschland
-4.9% p.a.
Real (mit
US Deflator)
44.6% p.a.
Real (mit
deutschem
Deflator)
17.7% p.a.
Quelle: US Bureau of Economic Analyses, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Q1 1996 - Q3 2000
Bild 5 USA: Computerinvestitionen
New Economy: „Produktivit�tswunder “ in den USA nur ein statistisches Ph�nomen?
367
der Entwicklung anderer wichtiger Indus-triel�nder, wie Japan, Deutschland, Frank-reich und Italien, ab, wo das Tempo desProduktivit�tsfortschritts zum Teil merk-lich abgenommen hat [GuMa00, 671]. Diesk�nnte daran liegen, dass die neuen Tech-nologien dort noch ein zu geringes Ge-wicht in der Wirtschaft haben und andereproduktivit�tssteigernde Faktoren, wiebeispielsweise flexible Arbeitsm�rkte,nicht in dem Umfang wie in den USA vor-handen sind [Feld00, 191]. W�hrend derIT-Sektor in den USA 1999 knapp 7%zum nominalen Sozialprodukt beitrug, lagder vergleichbare Anteil beispielsweise inDeutschland bei unter 4% [Euro00, 115].
4 Fazit
Die im Vergleich zu Europa sehr unter-schiedliche Methode bei der Ermittlungder Preisentwicklung, die der Berechnungder realen Produktion von IT- und Kom-munikationsg�tern in den USA zugrundeliegt, ist f�r das amerikanische „Produkti-vit�tswunder“ von großer Bedeutung. Ei-ne Alternativrechnung mit deutschem De-flator zeigt, dass die Produktivit�tsent-wicklung seit 1996 deutlich schw�cher aus-gefallen w�re. Die Produktivit�tszunahmeh�tte aber in diesem Zeitraum – im Gegen-satz zu vielen anderen Industriel�ndern –immer noch �ber dem durchschnittlichenAnstieg in der ersten H�lfte der 90er Jahregelegen, so dass methodische Unterschiede
zur Erkl�rung des amerikanischen Pro-duktivit�tswunders nicht ausreichen. Diesspricht prinzipiell f�r die Existenz einer„New Economy“, deren Effekte aber an-gesichts der vorliegenden Ergebnissemerklich geringer – als ihr �blicherweise inden USA zugeschrieben werden – zu ver-anschlagen sind. Bei Anwendung gleicherMethoden diesseits und jenseits des Atlan-tiks w�ren die Technologiel�cke und dasWachstumsgef�lle zwischen den USA undEuroland weit weniger ausgepr�gt, als esdie amtlichen Statistiken ausweisen.
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