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Kroatien Seite 1 11.07.2007 KROATIEN – Jährlicher Länderbericht Juli 2007 Hauptstadt: Zagreb Regierungsform: Republik Einwohner: 4,44 Millionen Bruttoinlandsprodukt in EUR (2006): 34,2 Mrd. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in EUR (2006): 7706 Währung: Kuna (HRK) Ratings: Fitch IBCA (BBB-), S&P (BBB), Moodys (Baa3), OECD (4) Mitgliedschaften: IHK, UNO, OSZE, EBRD, Weltbank, IFC, WTO, CEFTA Interne Beurteilung

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  • Kroatien Seite 1 11.07.2007

    KROATIEN – Jährlicher Länderbericht Juli 2007

    Hauptstadt: Zagreb Regierungsform: Republik Einwohner: 4,44 Millionen Bruttoinlandsprodukt in EUR (2006): 34,2 Mrd. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in EUR (2006): 7706 Währung: Kuna (HRK) Ratings: Fitch IBCA (BBB-), S&P (BBB), Moodys (Baa3), OECD (4) Mitgliedschaften: IHK, UNO, OSZE, EBRD, Weltbank, IFC, WTO, CEFTA Interne Beurteilung

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    Kommentar ATTRAKTIVITÄT Die Einflussfaktoren des nachhaltigen Wirtschaftswachstums der letzten Jahre liegen im Tourismussektor, und – eng mit dem Tourismus verbunden – in der Infrastruktur- bzw. Bauwirtschaft. Neuerdings kommt dazu auch der wachsende Export. Mit dem Beginn der Beitrittsverhandlungen wurde ein wichtiger Schritt gesetzt, der zur politischen sowie wirtschaftlichen Stabilität bedeutend beiträgt. Um die Wachstumspotentiale besser zu nutzen, sind dennoch entscheidende Reformen, insbesondere im Justiz- und Grundbuchwesen, Steuersystem und in der Verwaltung unumgänglich. Zwar noch weit hinter dem Euro-Mitgliedsland Slowenien, ansonsten aber fast ebenso weit über dem regionalen Durchschnitt weist Kroatien ein BIP pro Kopf von etwa 50% des EU-Durchschnitts auf (in Kaufkraftparitäten für 2006 laut Eurostat). Mit rund 4,5 Millionen Einwohnern und einer im Vergleich zu Serbien oder Bosnien-Herzegowina gefestigten staatlichen Struktur kann es daher als das attraktivste Balkanland gelten. Auch die lange Grenze mit der Eurozone (Slowenien, Italien) macht das Land auf längere Sicht interessant. Es ist nicht weniger auf die Wiederaufnahme der früheren Handelsbeziehungen mit den anderen Regionen des ehemaligen Jugoslawiens angewiesen, profitiert aber ebenfalls von den dabei erzielten Fortschritten.

    RISIKO Bonität Die Ratingagenturen bewerten das Risiko Kroatiens nicht ganz einheitlich. Während Standard&Poor’s Kroatien mit BBB am höchsten einstuft, bewerten Moody’s und Fitch das Finanzrisiko Kroatiens um eine Stufe niedriger - BBB- und Baa3. Der Ausblick Kroatiens wird einheitlich als Stable eingestuft. Dabei hat Fitch IBCA im August 2006 Kroatiens country ceiling auf BBB+ angehoben. Angesichts der positiven wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahren, sowie die weitere Annäherung des Landes an die EU, ist eine weitere Verbesserung der Bewertungen nicht auszuschließen. Wirtschaftliche Stabilität Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre, hohes Wirtschaftswachstum, niedrige Inflation und sinkende Arbeitslosigkeit wirken positiv und das Land kann somit als makroökonomisch stabil bewertet werden. Als wesentliche Einflussfaktoren für die Entwicklung des Landes gelten weiterhin der Tourismus, der weitere Verlauf der Privatisierung und die FDI-Zuflüsse, sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen. Als nach wie vor mangelhaft werden u.a. die Leistung des Justiz- und Verwaltungsapparats, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sowie die Umweltschutzmaßnahmen angesehen. Die hohe Auslandsverschuldung Kroatiens von fast 85% des BIP im Jahr 2006, das hohe Leistungsbilanzdefizit sowie stark steigende Kredite privater Haushalte bleiben die wichtigsten Risikofaktoren. Aufgrund der starken „Euroisierung“ ist die Zentralbank in ihrer Geldpolitik eingeschränkt, versucht den verbleibenden Handlungsspielraum aber nach Kräften zu nutzen. Für die Reduktion von Ungleichgewichten ist eine restriktive Fiskalpoltik dennoch unumgänglich. Politische Stabilität Die für das Ende 2007 geplanten Parlamentswahlen dürften bereits jetzt zu einer Neuformierung der sehr zersplitterten Parteienlandschaft führen. Es ist aber zu befürchten, dass im Rahmen des bereits angelaufenen Wahlkampfes tatsächliche Reformen und auch die EU-Verhandlungen zweitrangige

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    Bedeutung haben werden. Dennoch hofft die Regierung, dass bis zu den Europawahlen 2009 Kroatiens Aufnahme in die Europäische Union vollzogen sein wird. Dies scheint aufgrund von Defiziten in den Bereichen Justiz und Korruptionsbekämpfung und der noch nicht ganz geklärten, europäischen Verfassungsfrage aber zu optimistisch. Rahmenbedingungen Um die Voraussetzungen für Neuinvestitionen und Privatisierungen zu verbessern, bedarf es institutioneller Reformen u.a. im administrativen Bereich (Grundbuchwesen, Genehmigungsverfahren, Zusammenarbeit der Behörden), im Justizwesen (überlange Verfahrensdauern, Rechtsdurchsetzung) sowie im Bereich des Arbeitsrechts und des Ausbildungssystems. Die Annäherung an die EU hat aber bereits Fortschritte gebracht und lässt auf eine weitere Verbesserung hoffen. Regulierung und Liberalisierung im Bankensektor sind im regionalen Vergleich schon weit fortgeschritten. Die hohe Präsenz ausländischer Banken aus der Eurozone ist ein Standortvorteil.

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    Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis: 1. Kommentar……………....…………………………………………………………………………………....2

    2. Stärken/Schwächen…………………………………………………………………………………………..5

    3. Volkswirtschaftliche Kennzahlen…………………………………………………………………………….6

    3. Wechselkurse, Zinsen, Aktienindex……………………………………………………………………….11

    3.1 Geldpolitik..………………………………………………………………………………………..11

    3.2 Währung…………………..……………………………………………………………………....13

    3.3 Zinsen………………………..…………………………………………………………………….14

    3.4 Aktienmarkt ………………………………………………………………………………………..14

    3.5 Banksystem………………………………………………………………………………………..15

    4. Strukturindikatoren…………………………………………………………………………………………..18

    4.1 Anteil der Sektoren am BIP……………………………………………………………………...18

    4.2 Industrie……………………………………………………………………………………………18

    4.3 Landwirtschaft……………………………………………………………………………………..20

    4.4 Exporte/Importe…………………………………………………………………………………...21

    4.5 Demographie………..……..……………………………………………………………………...22

    4.6 Investitionsklima- und Rahmenbedingungen…………………………………….…………….22

    4.7 Privatisierung………………………………………………………………..…………………….23

    4.8 Tourismus…….……………………………………………………………..…………………….24

    5. Politische Faktoren…………………………………………………………………………………………..25

    5.1 Innenpolitik…………………………………….…………………………………….…………….25

    5.2 Kroatien und die Nachbarn………………………………………………..………………….….26

    5.3 Kroatien und EU…..………………………………………………………..……………………..26

    6. Ratings………………………………………………………………………………………………………..27

    6.1 Ratings..……………..…………………………………………………………………………….27

    6.2 Bonität………………………………….…………………………………………..………………27

    7. Externe Faktoren…………………………………………………………………………………………….28

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    Stärken Langfristig / strukturell

    Geopolitische Lage, die das Land für Tourismus, Handel und Transit interessant macht

    Gut entwickelte Tourismusbranche, die noch ein starkes Entwicklungspotential aufweist

    Starke Werftindustrie Gut ausgebildete Arbeitskräfte (vor allem

    in den technischen Bereichen) Vergleichweise hohe Kaufkraft Starke Position von KMU Gute EU (EU-Nachbarland) und

    regionale Integration EU Beitrittskandidat

    Kurzfristig / konjunkturell Stabiles Wachstum (um die 4,5%) Vergleichsweise niedrige Inflationsrate

    (2006: 3,2%) Geringes Budgetdefizit (2006: 3,0%) Stabiler Wechselkurs Stetig steigende FDI Stetig wachsender Außenhandel Hohe Infrastrukturinvestitionen

    Schwächen Langfristig / strukturell

    Politische Spannungen mit den Nachbarn-Länder (u.a. mit Slowenien über den Grenzverlauf)

    Hohes Leistungsbilanzdefizit Hohe Bruttoauslandsverschuldung,

    insbesondere des privaten Sektors Hohe Arbeitslosenrate, wenn auch mit

    fallender Tendenz (2006: 12,3%) Rechtsunsicherheit Korruption und Bürokratie Unzureichende institutionelle Reformen

    Kurzfristig / konjunkturell

    Bis jetzt kein konkreter EU-Beitrittstermin Trotz großer Investitionen in den

    Wiederaufbau (2006: 1 Mrd. EUR) noch immer vorhandene Kriegsschäden

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    Volkswirtschaftliche Kennzahlen

    Kroatien 1993 Durchschnitt 1996-2005 2004 2005 2006 2007 2008 2012

    Bevölkerung [in Mio.] 4,6 4,5 4,4 4,4 4,4 4,6 4,6 4,5

    BIP, nominal [Mrd. €] 9,3 22,4 28,7 31,3 34,2 36,6 39,8 52,2

    BIP pro Kopf [€] 2005 5009 6462 6967 7703 8046 8741 11592

    BIP, reale Wachstumsrate [% J/J] -8,1 4,1 4,3 4,3 4,8 4,4 4,1 3,8

    Bruttoinvestitionsquote in % des BIP 16,1 26,9 30,6 31,0 32,8

    Bruttosparquote [in % des BIP] 13,1 16,9 21,7 22,6 23,9 24,3 24,7 27,4

    Verhältnis Bruttospar-/Bruttoinvestitionsquote 0,81 0,63 0,71 0,73 0,73

    Marktkapitalisierung in % des BIP 21,0 31,1 33,5

    Wachstum Arbeitsproduktivität [% J/J] 4,0 1,4 3,3 2,8 3,0 2,2 1,8

    Exportwachstum, real [in % J/J] 6,9% 7,5% 9,0% 9,5% 8,9% 8,3%

    Realer Wechselkurs (Basis 2000 = 100) 113,13 113,88 114,68

    Direktinvestitionen in % des BIP 1,1 5,0 3,4 4,6 8,3

    Direktinvestitionen in % der Bruttogesamtinvestitionen 6,9 18,5 11,2 14,9 25,3

    Bestand Direktinvestitionen am BIP [in %] 34,7 37,4 40,8

    Offenheitsmaß I [Außenhandel in % des BIP] 108,56 99,04 107,10 105,55

    Offenheitsmaß II

    Steuereinnahmen [in % des BIP] 23,42 23,34 23,59 23,40 23,62

    Inflation [% J/J] 2,0 3,3 3,2 2,5 3,3 2,8

    Wechselkurs zu EURO [Einheiten pro €] 4,14 7,35 7,50 7,40 7,32

    Wechselkurs zu USD [Einheiten pro $] 3,58 6,83 6,03 5,96 5,84 5,39 5,01 5,30

    Devisenreserven [in Mrd. €] 0,53 4,61 7,05 7,08 9,16

    M2 Wachstum [in % J/J] 21,4 9,3 10,6 18,0

    Geldmenge M1/BIP [in %] 14,0 16,1 16,8 19,4

    Geldmultiplikator (M2/M0) [in %] 6,3 10,5 11,8 11,8 11,6

    Geldmenge M1/ Devisenreserven [in %] 70,8 65,4 74,1 72,4

    Geldmenge M2/Devisenreserven [in %] 454,2 269,2 266,3 296,9 273,7

    Gesamtverschuldung [in % des BIP] 14,80 63,74 92,38 77,66

    Externe Schuldendienstquote im Verhältnis zum BIP 3,0% 13,3% 12,7%

    Externer Schuldendienst/Exporte [%] 5,03 27,17

    % Anteil Privat an langfr. Außenverschuldung 59,6% 53,3% 60,4% 62,2%

    Kurzfr. Außen-/Gesamtaußenverschuldung [in %] 6,6 8,4 11,1 14,3

    Außenverschuldung/Kreditvergabe Inland 14,7% 117,8% 139,3% 105,8%

    Forward Cover in Monaten (Devisenreserven/mtl. Importe)

    kurzfristige Auslandsschuld in % der Reserven 17,3 25,4 41,7 49,1

    kurzfr. Auslandsschuld in % der Gesamtschulden 6,6 7,7 11,1 14,3

    Externer Zinsendienst/ Exporte [%] 1,60 6,17

    % der Tilgung an externen Schuldendienst 0,68 0,80 0,82

    Importdeckung der Devisenreserven [in Monaten] 1,6 5,3 6,3 5,8 6,5

    Leistungsbilanz in % des BIP 5,73 -6,67 -5,22 -6,63 -7,40

    Verschuldung öffentlicher Sektor in % des BIP 5,51 27,92 32,55 25,18

    Budgetdefizit in % des BIP -2,36 -4,34 -3,04 -3,20 -3,40 -3,20 -2,85

    Primärdefizit in % des BIP

    Verschuldung des priv. Sektors bei Banken [% des BIP] 47,30 44,36 55,79 60,58 68,72

    Verschuldugnsgrad des privaten Sektors [% des BIP] 8,12 30,14 49,59 41,35

    Inlandskredit [Mrd. €] 9,39 12,82 19,02 22,94 27,58

    Kreditwachstum % J/J 13,8 12,8 19,1 18,9

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    Quelle: Global Insight, Kroatische Nationalbank, Kroatisches Finanzministerium Kroatien hatte in den 90er-Jahren mit zwei hartnäckigen Rezessionsphasen zu kämpfen, die als Folge der Kriegsereignisse im ehemaligem Jugoslawien und der verfehlten Wirtschaftspolitik unter Präsident Tudjman entstanden waren. In den letzten Jahren wurde eine Stabilitätspolitik verfolgt, die sich in stabilen Wachstumsraten, allmählicher Verbesserung der Staatsfinanzen und einer relativ niedrigen Inflationsrate widerspiegelt. Die kroatische Wirtschaft befindet sich seit einigen Jahren in einem nachhaltigen Aufwärtstrend. Ab 2003 wuchs die Wirtschaft Kroatiens real um rund vier Prozent jährlich. Im Jahr 2006 wurde ein BIP-Zuwachs von 4,8% erzielt und im Jahr 2007 sollte das Wachstum neuerlich 4% übersteigen. Dank eines gegenüber den Importen rascheren Exportwachstums dürfte sich das Leistungsbilanzdefizit etwas verringern. Somit setzt sich die positive Entwicklung der letzten Jahre weiter fort. Insbesondere der Konsum, der Export, die Industrieproduktion, der Tourismus, die Transportdienstleistungen sowie der Hoch- und Tiefbau zählen zu den Wachstumstreibern. Auch die Bruttoanlageinvestitionen und die Produktivität konnten zulegen. Dennoch konnte die Industrieproduktion noch immer nicht das Vorkriegsniveau von 1990 erreichen.

  • Kroatien Seite 7 11.07.2007

    reale Wachstumsraten [% J/J] 2005Q2 2005Q3 2005Q4 2006Q1 2006Q2 2006Q3 2006Q4BIP 4,95 5,40 4,90 5,78 3,61 4,89 4,81Inlandsnachfrage 3,45 3,79 4,45 6,70 3,77 4,98 5,43privater Konsum 4,40 3,76 3,16 3,96 2,06 3,87 4,05öffentlicher Konsum 1,03 0,95 1,43 0,95 1,75 1,49 4,42Bruttoanlageinvestitionen 3,20 5,79 9,86 18,07 8,40 9,30 9,25Exporte (Güter & Dienstleistungen) 6,70 4,85 4,85 14,00 5,22 2,17 11,15Importe (Güter & Dienstleistungen) 5,82 2,27 3,56 16,14 4,18 5,49 4,98 Quelle: Global Insight reale Wachstumsbeiträge [in Prozentpkt.] 2005Q2 2005Q3 2005Q4 2006Q1 2006Q2 2006Q3 2006Q4 2007Q1BIP 5,01 5,40 4,81 5,81 3,60 4,91Inlandsnachfrage 4,03 4,05 5,12 7,14 4,34 5,24 6,22Aussenbeitrag -0,80 2,10 -0,24 -3,95 -0,38 -1,89 1,55Privater Konsum 2,76 2,11 2,08 2,38 1,29 2,14 2,63Öffentlicher Konsum 0,22 0,20 0,30 0,20 0,36 0,30 0,90Bruttoanlageinvestitionen 1,04 1,74 2,73 4,55 2,69 2,81 2,68Exporte (Güter & Dienstleistungen) 3,01 3,58 2,06 4,95 2,38 1,60 4,73Importe (Güter & Dienstleistungen) -3,81 -1,49 -2,30 -8,90 -2,76 -3,49 -3,18Bestandsveränderungen Quelle: Global Insight Die gute Konjunktur und die Vorbereitungen auf einen EU-Beitritt sorgen in Kroatien für viele Geschäftsmöglichkeiten. Die Wirtschaft ist im Jahr 2006 um real 4,8% gewachsen, wobei sich insbesondere die Investitionstätigkeit und der Außenhandel dynamisch entwickelten. Auch 2007 sollte das Bruttoinlandsprodukt um ca. 4,6% zulegen. Im Zuge der EU-Perspektive investieren nicht nur die Unternehmen in ihre Wettbewerbsfähigkeit; auch der Staat dürfte in den nächsten Jahren weiter hohe Mittel aufwenden, vor allem für die Infrastruktur, den Umweltschutz und den Energiesektor. Kroatien / BIP-Wachstum

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    1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 20060,0

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    9000,0BIP pro Kopf [€] (rechte Skala)BIP, reale Wachstumsrate [% J/J] (linke Skala)

    Kroatien / BIP

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    1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 20064,3

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    Bevölkerung [Mio.] (rechte Skala)BIP, nominal [Mrd. €] (linke Skala)

    Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Die Industrieproduktion hat sich im Jahr 2006 um 4,5% gegenüber dem Vorjahr erhöht. In den Bereichen Bau, Transport, Kommunikation und Finanzdienstleistungen wurde ein massives Wachstum von über 8% verzeichnet. Tourismus erzielte ebenfalls einen soliden Anstieg um 5,2%, während der Handel mit mäßigen 3,4% im Plus lag. Die Erwartungen der Unternehmen bleiben nach wie vor gut. Im ersten Quartal 2007 legte die Industrieproduktion sogar um satte 8,0% (Q4 06: 6,8%) zu. Allerdings ist die kroatische Industrie nach wie vor von Branchen mit relativ geringer Wertschöpfung geprägt. Kroatien / Arbeitslosigkeit & Produktion

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    Arbeitslosenrate [in %]

    Industrieproduktion [% J/J]

    Einzelhandelsumsatz [% J/J]

    Kroatien / Produktivität

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    1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

    Wachstum Arbeitsproduktivität [% J/J]Exportwachstum, real [in % J/J]

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    Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Die ausländischen Direktinvestitionen stiegen im Jahr 2006 in erster Linie dank Privatisierungen (vor allem von INA, der nationalen Erdöl- und Erdgasgesellschaft, und PLIVA, einer Pharmagesellschaft) und Kapitalerhöhungen der internationalen Banken auf 8,3% des BIP und beliefen sich damit im Jahr 2006 auf eine Rekordsumme von 2,8 Mrd. EUR. Seit 1993 haben die ausländischen Investoren 14,2 Mrd. EUR in die kroatische Wirtschaft investiert. Somit befindet sich Kroatien bei den ausländischen Direktinvestitionen/Kopf unter den führenden Transformationsländern. Die meisten ausländischen Unternehmen investierten in den Finanzsektor (31,1%), die Chemische Industrie (14,9%), die Telekommunikationsbranche (13,5%) und in die Produktion von Raffinerieprodukten (4,7%). Erfreulich ist aus kroatischer Sicht, dass auch die im Land reinvestierten Gewinne den Rekordbetrag von 702 Mio. Euro erreichten. Allerdings machen vor allem Privatisierungen das ausländische Engagement aus. Die „Greenfield“ Investitionen sind noch in der Minderzahl, nehmen aber laufend zu. Im Jahr 2006 kamen 97,1% der FDI aus der EU. Dabei hat sich Österreich seit 1993 als größter ausländischer

    FDI nach Sektoren, 2006

    Investor positioniert. Unter den anderen wichtigsten Investoren befinden sich Niederlande, Deutschland, Frankreich und Italien. Kroatien / Direktinvestitionen

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    1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

    Direktinvestitionen in % des BIP

    Quelle: Kroatische Nationalbank Quelle: Global Insight Im Vergleich zu den Investitionen hat sich der private Konsum 2006 etwas schwächer entwickelt. Der private Konsum legte um moderate 3,5% zu, während der öffentliche Konsum um 2,2% anstieg. Allerdings ist hier für 2007 ebenfalls mit einer leichten Belebung zu rechnen - auch, weil im Wahljahr mit Lohnsteigerungen im öffentlichen Sektor und mit weiteren Transferzahlungen gerechnet wird. Weitere Gründe für die erwartete Steigerung des privaten Konsums liegen auch in der Beschäftigung, die sich 2007 infolge des Wirtschaftswachstums ausweiten soll, zum anderen in den wachsenden Löhnen. Insbesondere die Kaufkraft älterer Einwohner wird sich erhöhen, denn die Pensionen sollen 2007 um 1,8 Mrd. HRK angepasst werden, dazu stehen weitere Zahlungen von Pensionsrückständen aus den Neunziger Jahren in Höhe von 3,3 Mrd. Kuna an. Die Kaufkraft ist in Kroatien bereits höher als in fast allen anderen Transformationsländern. Das BIP pro Kopf liegt mit 7703 Euro weit über dem anderer südosteuropäischen Staaten. Hinter dem Trend zu einem verstärkten Konsum steht auch eine starke Ausweitung der Kredite an die Haushalte. Infolge der Kreditausweitung sind immer mehr Menschen in Kroatien mit Schulden belastet. Die Nationalbank schätzt, dass die durchschnittliche Verschuldung pro Beschäftigtem zwischen 2001 und 2005 von 23.000 HRK auf 58.000 HRK gestiegen ist. Zum anderen hat gerade die ältere Generation oft mehr Geld zur Verfügung, da im Juni und Dezember 2006 Zahlungen von je 1,2 Mrd. HRK (ca. 164 Mio. EUR) an Pensionsrückständen aus den Neunziger Jahren fällig waren. Dies entspricht 1% des BIP. Weitere Überweisungen von 3,3 Mrd. HRK stehen 2007 an. Geringere Bedeutung für das Konsumwachstum hatte dagegen der Lohnanstieg, der real und netto zwischen Januar und August 2006 etwa 1,3% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum ausmachte. Die Umsätze des Einzelhandels waren im Jahr 2006 real nur um 2,1% höher als im gleichen Vorjahreszeitraum und stiegen um 2.3% in den ersten vier Monaten 2007. Verdienst und Kaufkraft fallen in Kroatien höher aus als in anderen Transformationsländern, die Nettolöhne erreichten im Februar 2007 im Schnitt 4.649 Kuna, das waren 5,6% mehr als vor der Jahresfrist. Die Bruttolöhne stiegen im gleichen Zeitraum um 6,5% auf 6.739 Kuna. Allerdings ist das Verdienstniveau in Zagreb deutlich höher als in anderen Regionen. Nach der neuesten verfügbaren Statistik gab ein Haushalt

  • Kroatien Seite 9 11.07.2007

    2005 im Schnitt 69.683 Kuna für den Konsum aus, doch laut einer GfK-Studie reicht das Budget nicht, um die Bedürfnisse zu decken. So hatte ein Haushalt Ende 2006 monatlich 820 Euro zur Verfügung, nötig wären jedoch 1.119 Euro. Insbesondere größere Anschaffungen werden daher oft per Kredit oder Leasing getätigt. Anfang 2007 war ein kroatischer Arbeitnehmer im Schnitt mit 67.000 Kuna verschuldet, das waren 9.000 Kuna mehr als Ende 2005. Das Außenhandelsvolumen erreichte im Vorjahr mit knapp zwei Milliarden Euro ein Rekordniveau. Im Zuge der verbesserten Wettbewerbsposition haben sich auch die Ausfuhren kräftig erhöht. Während die Exporte im Jahr 2006 um stolze 16,7% (auf Eurobasis) gestiegen sind (2005: +9,6%), wuchsen die Importe um 14,3% (2005: +12%). Somit trugen die Ausfuhren entscheidend zur Wirtschaftsentwicklung bei. Darüber hinaus erwirtschaftet Kroatien u.a. wegen des Tourismus traditionell hohe Überschüsse in der Dienstleistungsbilanz, hinzukommen laufende Übertragungen aus dem Ausland. Im Warenhandel hat Kroatien ein Außenhandelsdefizit. Im Jahr 2006 stand in der Handelsbilanz einem Minus von 8,4 Mrd. Euro ein Plus bei den Dienstleistungen von 5,7 Mrd. Euro gegenüber. Hinzu kamen laufende Übertragungen aus dem Ausland in Höhe von 1,1 Mrd. Euro. Dennoch kletterte das Minus in der Leistungsbilanz 2006 auf insgesamt 2,6 Mrd. Euro. Die EU-Kommission schätzt, dass das Defizit 2007 etwa 8,1% des BIP ausmachen kann. Um den Druck zu verringern, startete Kroatien Anfang 2007 eine Exportoffensive, mit der sich die Zahl der Exporteure bis 2010 um ein Viertel erhöhen und die Wertschöpfung dank neuer Technologien, Innovationen und besserem Design verbessern soll. Geplant sind auch exportorientierte Cluster in den Sparten Mineralwasser, kleine Werften, Textilien und Bekleidung, IKT, Holz und Möbel sowie Fischverarbeitung. Unmittelbar positiv könnte sich für das Land die Erweiterung der Freihandelszone CEFTA (Central European Free Trade Agreement) auf alle Nicht-EU-Mitglieder in der Region auswirken. Während Kroatien 2006 im EU-Handel ein Minus von 5,9 Mrd. Euro einfuhr, gab es mit den jetzigen CEFTA-Partnern ein Plus von 751 Mio. Euro. Die gegenwärtige Struktur der Wirtschaft Kroatiens ist aber trotzdem weiterhin durch hohe Importintensität gekennzeichnet, was auf allen Fällen ein wesentliches Hindernis für die Beschleunigung eines nachhaltigen Wachstums ist. Die Dynamik im kroatischen Außenhandel hat sich Anfang 2007 insbesondere bei den Exporten abgeschwächt. So führte Kroatien im ersten Quartal 2007 mit einem Volumen von 2,0 Mrd. Euro 1,7% mehr Waren aus als im gleichen Vorjahreszeitraum (Gesamtjahr 2006: +16,7% auf Eurobasis). Dagegen stiegen die Einfuhren im ersten Quartal 2007 um 7,7%, auf 4.3 Mrd. Euro (2006: +14,3%). Damit erweiterte sich das Handelsbilanzdefizit weiterhin (um 13,5% in Euro) und erreichte 4,3 Mrd. EUR, während die Importe/Exporte Deckungsrate auf 47,1% zurückging (Q1 2006: 49,9%). Das Handelsdefizit ist u.a. auf die geringe Konkurrenzfähigkeit vieler kroatischer Produkte zurückzuführen. Der IWF schätzt, dass nur eine deutliche

    Internationalisierung der Produktion über ausländische Direktinvestitionen ein nachhaltiges Wachstum absichern könnte. Daher wurde die Steigerung der Konkurrenzfähigkeit der kroatischen Industrie zu den primären wirtschaftspolitischen Zielen des Landes. Im Jahr 2006 vergrößerte sich das Leistungsbilanzdefizit auf 7,6% des BIP (2005: 6,3%). Dazu beigetragen haben vor allem die vermehrten Importe, die relativ höheren Energiepreise, höhere Gewinne ausländischer Investoren und das etwas langsamere Wachstum der Einnahmen aus dem Tourismus.

    Quelle: Kroatische Nationalbank

  • Kroatien Seite 10 11.07.2007

    Die ohnehin hohe Außenverschuldung Kroatiens nimmt kontinuierlich zu und hat sich trotzt der Restriktionen der Nationalbank seit dem Jahr 2001 mehr als verdoppelt. Die Außenverschuldung des Landes hat im Jahr 2006 84,7% des BIP erreicht, was im regionalen Vergleich die zweithöchste Rate ist, gleich nach Ungarn (94,1% des BIP). Die geldpolitischen Maßnahmen zur Begrenzung der Außenverschuldung sind im Abschnitt Geldpolitik genauer beschrieben.

    Quelle: Kroatische Nationalbank Kroatien / Verschuldungsgrad

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    1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

    Verschuldung des priv. Sektors bei Banken [in % des BIP]

    Verschuldunsgrad des privaten Sektors in % des BIP

    Inlandskredit [Mrd. €]

    Kreditwachstum % J/J

    2006 verschärfte sich das Ungleichgewicht in der Außenwirtschaft, während die Auslandsverschuldung um 13,5% anstieg. Der Anteil des Staates an der Außenverschuldung hat sich jedoch verringert, was ein positives Signal ist. Den größten Anteil an der Verschuldung haben die kommerziellen Banken (38,4%), danach folgen die Unternehmen (28%) und dann der Staat (24,6%). Bis Ende März 2007 nahm Kroatiens Auslandsverschuldung um 11,6% im Jahresvergleich zu und lag somit bei 29,6 Mrd. Euro.

    Quelle: Global Insight Obwohl das gesamte Haushaltsdefizit 2006 wegen des stark gestiegenen Steueraufkommens nur noch 3% betrug (2005: 4,0%), machten die Rückzahlungen an die Pensionisten die gesamte Haushaltskonsolidierung wieder zunichte. Ob sich die Haushaltskonsolidierung auch im Wahljahr 2007 fortsetzt, gilt noch immer als unsicher. Dabei sieht das Budget 2007 die Verringerung des Defizits auf 2,8% vor. Dem relativ starkem Wachstum der geplanten öffentlichen Einnahmen (Q1: 13%) stehen ebensolche Ausgabenerhöhungen, wie zB eine kräftige Anhebung der Beamtengehälter, höhere

    Kroatien /staatl. Finanz

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    Steuereinnahmen [in % des BIP]

    Verschuldungsgrad des öffentlichen Sektors in % desBIPBudgetdefizit in % des BIP

    Quelle: Global Insight

    Ausgaben für Sozialleistungen und Subventionen an Unternehmen, sowie die Rückzahlung der ausstehenden Schulden an Pensionisten gegenüber. Die Defizitfinanzierung dürfte 2007 weiter hauptsächlich über den inländischen Kapitalmarkt, sowie aus den Privatisierungseinahmen großer Staatsbetriebe bestritten werden. Die Inflationsrate blieb in Kroatien im Jahr 2006 niedrig (3,2%; 2005: 3,3%)), wozu sowohl die Stabilisierung der Ölpreise als auch die stabile Währung beigetragen haben. Da mit einer Fortsetzung der Politik des stabilen Wechselkurses durch die Zentralbank zu rechnen ist, wird die künftige

  • Kroatien Seite 11 11.07.2007

    Preisstabilität hauptsächlich durch die Volatilität der Ölpreise und den Aufwärtstrend bei den Dienstleistungspreisen bestimmt. Der Rückgang der Energiepreise führte zu einem Rückgang der Verbraucherpreisinflation auf 2% zum Ende 2006 und unter 1,8% in den ersten drei Monaten 2007. Dennoch stieg schon im April der Verbraucherpreisindex erneut über 2% und lag bei 2,3% J/J, gefolgt von 2,2% im Mai. Die Produzentenpreise entwickelten sich ähnlich. Die Lohnstückkosten waren Anfang des Jahres rückläufig. Insgesamt dürfte die Inflation weiterhin vergleichsweise niedrig und stabil bleiben.

    Kroatien / Inflation

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    Inflation [% J/J] Erzeugerpreise [% J/J] Lohnkostenindex [% J/J]

    Quelle: Global Insight Von der dynamischen Entwicklung profitiert die Beschäftigung in Kroatien, weshalb die Arbeitslosigkeit im Jahr 2006 den niedrigsten Stand seit 1998 erreicht hat. Allerdings waren laut der günstigeren ILO-Zählweise im Jahr 2006 immer noch 11,2% der Erwebsbevölkerung arbeitslos (2005: 12,7%). Allgemein wird ein weiteres Absinken der Arbeitslosigkeit erwartet, die allerdings 2007 im Schnitt kaum unter 12% fallen soll. Gründe für die immer noch hohe Arbeitslosigkeit sind die hohen Lohnnebenkosten, die bis zu 50% des Bruttolohns (durchschnittlich ca. 600 EUR/Monat) ausmachen, und die restriktive Arbeitsgesetzgebung, die betriebsbedingte Kündigungen nahezu unmöglich macht. Dies erklärt u.a. den florierenden Schwarzmarkt. Dazu kommen eine geringe Mobilität und die niedrige Erwerbsquote (51,1%) kroatischer Arbeitskräfte. Mittlerweile macht sich der Arbeitskräftemangel in einigen Arbeitssegmenten allerdings bereits bemerkbar. Wechselkurse, Zinsen, Aktienindex Geldpolitik In der Geldpolitik hat die kroatische Zentralbank Anfang 2007 Schritte gesetzt, um die Ausweitung der Bankkredite mit maximal 12% zu begrenzen. Wird diese Grenze überschritten, zwingt die Zentralbank die Geschäftsbanken zur Zeichnung von einjährigen CNB-Bills in Höhe von 50% des über dem Limit liegenden Engagements im nicht öffentlichen Sektor. Die Rendite der CNB-Bills ist dieselbe wie jene der vorgeschriebenen Mindestreserven (derzeit 0,75%). Die Mindestreserve beträgt 17% und liegt damit bedeutend höher als zB im Eurosystem (2%), wo die Mindestreserve auch besser verzinst wird.1 Die kroatische Mindestreservepflicht erfasst sowohl Depositen, begebene Anleihen und andere Instrumente in Kuna als auch in Fremdwährung. Ausdrücklich miterfasst sind auch Instrumente, die zwar in Kuna verrechnet, aber an eine Fremdwährung gekoppelt (indexiert) sind. Ein zusätzliche marginale Mindestreserve von 55% ist in Fremdwährung (EUR, USD) bei der Zentralbank für Verbindlichkeiten zu halten, die im jeweiligen Monat über ihrem Ausgangswert aus einem bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit (jüngste Vergleichsbasis derzeit: 1. bis 31. Mai 2006) liegen. Diese Maßnahmen bezwecken eine Eindämmung des Kreditwachstums und des Geldmengenwachstums, was die Inlandsnachfrage dämpfen sollte und dadurch das Leitungsbilanzdefizit verringern und das Ungleichgewicht in der Außenwirtschaft mildern soll. Bis jetzt wurde aber wenig Erfolg verbucht. Die Kreditwachstumsgrenze von 12% p.a. versuchten die Banken damit abzuschwächen, dass Ende 2006 noch Kapitalerhöhungen durchgeführt wurden, sodass sich die Ausgangsbasis der Bilanzsumme erhöhte. Im Wahljahr 2007 wird auch von staatlicher Seite nur wenig Unterstützung beim Versuch einer Eindämmung des Kreditwachstums und der Außenverschuldung zu erwarten sein. Aufgrund der Orientierung an einem stabilen Wechselkurs (s.u.) spielen die Leitzinsen in der kroatischen Geldpolitik nur eine untergeordnete Rolle. Der Diskontsatz beträgt seit Oktober 2002

    1 In der Erfüllungsperiode von 15.5. bis 12.6.2007 lag die EZB-Verzinsung bei 3,8%.

  • Kroatien Seite 12 11.07.2007

    unverändert 4,5%, die Repo-Rate liegt bei 3,5% (seit August 2005) und der Lombardsatz bei 7,5% (seit Dezember 2005). Trotz der Bemühungen der Zentralbank um eine Eindämmung des Geldmengenwachstums durch administrative Maßnahmen wuchsen die wichtigsten Geldmengenaggregate 2006 rascher als 2005. Die starke Zunahme von Geldmenge (25%) und Bankkrediten (23%) im Jahr 2006, die durch den massiven Zufluss ausländischen Kapitals zusätzlich unterstützt wurde, heizte die Inlandsnachfrage an. Die Kuna wertete zum Euro dank Interventionen der Zentralbank am Forex-Markt nur geringfügig auf.

    Kroatien / Geldmenge

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    1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

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    25,0M2 Wachstum [in %J/J] (linke Skala)Geldmenge M1/BIP [in %] (rechte Skala)

    Quelle: Global Insight

    Finanzmarktkennzahlen 2007

    2007M1 2007M2 2007M3 2007M4 2007M5 2007M6

    Inflation [% J/J] 1,76 1,26 1,75 2,22 2,21

    Erzeugerpreise [% J/J] 2,08 1,59 1,90 2,22 2,21

    Großhandelspreise [% J/J] 2,08 1,59 1,90 2,22 2,21

    Lohnkostenindex [% J/J] 6,30 5,54

    Geldmenge M2 [% J/J] 20,38 20,74 20,78 20,86

    Ölpreis, West Texas Intermediate [USD pro Fass] 54,78 59,27 60,56 63,97 63,52 67,48

    Arbeitslosenrate [in %] 17,00 17,00 16,60 15,90 15,10

    Industrieproduktion [% J/J] 8,99 5,78 8,98 9,50 7,63

    Einzelhandelsumsatz [% J/J] 6,55 6,69 7,29 6,72 6,17 5,83

    Devisenreserven [Mrd. USD] 11,88 12,63 12,68 12,92 12,70

    Wechselkurs zu EURO, Periodenende [Einheiten pro €] 7,37 7,35 7,41 7,36 7,31 7,30

    Wechselkurs zu USD, Periodenende [Einheiten pro USD] 5,66 5,56 5,56 5,40 5,43 5,39

    Geldmarktzins [% p.a] 1,79 2,19 2,68 3,24 3,84

    Realzinsen, kurzfristig [% p.a.] 0,03 0,93 0,93 1,02 1,63

    Rendite Staatsanleihen, langfristig [% p.a] 4,67 4,77 4,94 5,07 5,40

    Aktienindex, lokal [Punkte] 3.762,56 3.797,06 4.237,67 4.633,81 4.976,79 4.835,28

    Auslandsverbindlichkeiten Bankensektor [% p.a.] 12,72 4,17 5,11 -2,17

    Einlagezinssatz [in %] 2,06 2,07 2,05 2,06

    Kreditzins [in %] 9,56 9,59 8,99 9,36

    Spread Kredit- über Einlagezinssatz 750,00 752,00 694,00 730,00

    Forderungen ggü. Privatsektor [% p.a.] 22,72 22,70 22,48 22,34

    Inlandskreditvergabe [% p.a.] 19,33 17,84 17,23 15,66

    Fremdwährungskonten in % der Gesamtliquidität 17,44 17,13 17,41 17,62

    Fremdwährungskonten in % aller Einlagen 18,86 18,53 18,86 19,12

    Sovereign rating, foreign currency, Standard & Poor's BBB BBB BBB BBB BBB BBB

    Sovereign rating, foreign currency, Moody's Baa3 Baa3 Baa3 Baa3 Baa3 Baa3

    Sovereign rating, foreign currency, Global Insight BBB BBB BBB BBB BBB BBB

    Sovereign rating, foreign currency, Fitch Ratings BBB- BBB- BBB- BBB- BBB- BBB-

    Sovereign rating, foreign currency, consensus BBB BBB BBB BBB BBB BBB

    Rat

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    Quelle: Global Insight

  • Kroatien Seite 13 11.07.2007

    Währung Die kroatische Kuna (HRK) ist keine Währung, deren Kurs frei durch den internationalen Finanzmarkt gebildet wird. Der Kurs zum Euro wird von der kroatischen Nationalbank stabilisiert. Die Zentralbank interveniert am Forex Markt, wobei kein vorbestimmter Wechselkurs oder ein Zielband festgelegt ist. Auffallend ist, dass die Kuna zu Beginn der Tourismus-Saison, wenn die Kuna-Nachfrage aus dem Ausland entsprechend hoch ist, zum Euro aufwertet, während es gegen Ende der Tourismussaison wieder zu einer Abwertung der kroatischen Währung kommt.

    Quelle: Kroatische Nationalbank

    Die Bewegungen sind insgesamt aber gering: Seit 1998 schwankte die Kuna in einem Band von etwa +/- 5 Prozent um einen Mittelwert von 7,44 HRK je EUR. Zuletzt notierte sie bei 7,30 HRK je EUR, hat nach der Abwertung Ende der 90er Jahre nun also wieder etwas aufgewertet.

    Wechselkurs zum US-Dollar Daily QHRK= [Line]

    19.05.1994 - 02.10.2007 (GMT)[Professional]

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    Wechselkurs zum Euro Daily QEURHRK= [Line]

    05.01.1998 - 31.08.2007 (GMT)[Professional]

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    Quelle: Reuters Quelle: Reuters Die Orientierung an einem stabilen Wechselkurs zum Euro bzw. zuvor zur D-Mark hat maßgeblich zum Desinflationsprozess beigetragen. Nachdem in früheren Jahren die Kuna als überbewertet galt, ist in jüngerer Vergangenheit eher ein Aufwertungsdruck entstanden. Dieser folgte u.a. der weiter steigenden Auslandsverschuldung der Banken, der Devisenzuströme von Auslandskrediten an Unternehmen sowie den zufließenden Direktinvestitionen. Für die künftige Entwicklung des Wechselkurses stellt das große Leistungsbilanzdefizit eine Gefahr dar, die durch die Bemühungen der Zentralbank, die Auslandsverschuldung durch erhöhte Reserveerfordernisse für Fremdwährungspositionen einzudämmen, aber limitiert ist. Auch der Gap zwischen inländischen Ersparnissen und Investitionen zeigt eine Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland. (Bruttosparquote 22,3% des BIP, Bruttoinvestitionsquote 23,5% des BIP im Jahr 2006, wenig Änderung zu den Vorjahren). Die HRK hat seit März 1998 um gut 4% zum Euro abgewertet, was aufgrund der Inflationsdifferenz von rund 1 Prozentpunkt einer moderaten realen Aufwertung entspricht, wie sie für Länder in Aufholprozessen typisch ist (Balassa/Samuelson Effekt). Aus der realen Entwicklung lässt sich kein Bedarf für eine gröbere Kurskorrektur ableiten. Der mittelfristige Ausblick für die Währung ist neutral.

  • Kroatien Seite 14 11.07.2007

    Zinsen

    Das rasante Wachstum von ausländischem Kapitalzufluss nach Kroatien im Jahr 2006, löste heftige Interventionen der Zentralbank am Devisenmarkt aus. Dabei kam es zum Kauf von rund 1,4 Mrd. EUR, was zur hohen Liquidität des Geldsystems beitrug. Darauf sanken die Geldmarktzinsen um etwa einen Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei gab es in den ersten drei Monate 2007 ein wesentliches Einengen der Kuna/Euro Zins- und Rendite-Spreads. Gründe dieser Entwicklung waren die Straffung der Geldpolitik bei der Europäischen Zentralbank sowie die rückläufige kroatische Inflation. 3-Monats-ZIBOR seit 2003

    Daily QZIHRK3MD= [Line]06.01.2003 - 10.08.2007 (GMT)[Professional]

    Jän Jul Jän Jul Jän Jul Jän Jul Jän Jul2003 2004 2005 2006 2007

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    Quelle: Reuters

    Staatsanleihe bis 2015 (seit März 2006)

    Daily QHRRHMFO157A6= [Line]20.03.2006 - 13.07.2007 (GMT)[Professional]

    Mai Jul Sep Nov Jän Mär Mai Jul2006 2007

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    4,9QHRRHMFO157A6=, Close(Yield_1), Line04.07.2007 4,863

    Nachdem im vergangenen Jahr der hohe Mittelzufluss aus dem Ausland zu einem recht stabilen, leicht rückläufigen Zinsniveau am Geldmarkt beigetragen hatte, zeigt dieser in diesem Sommer wieder seine typische Volatilität. In diesem Jahr schwankte die dreimonatige Zagreb Interbank Offered Rate (ZIBOR) zwischen 3,72% am 24. und 25. April und 8,08% am 3. Juli. Ein Teil dieses Anstiegs dürfte auf die hohe Kuna-Nachfrage zu Beginn der Tourismus-Saison zurückgehen und dementsprechend ab September wieder abgebaut werden. Dieser Effekt war mit Ausnahme des vergangenen Jahres regelmäßig zu beobachten. Eine weitere Begründung dürfte in der zunehmenden Knappheit verfügbarer Bankkredite aufgrund der 12%-Regel zu suchen sein: Um das Kreditwachstum zu reduzieren, schreibt die Zentralbank den kroatischen Banken in diesem Jahr vor, dass sie ihre Kreditvergabe im Vergleich zum Vorjahr nur um 12% ausweiten sollen (siehe Geldpolitik). Zwar haben die Banken im vergangenen Jahr ihre Bilanzen noch nach Kräften verlängert und Kapitalerhöhungen durchgeführt, die Restriktion dürfte nun aber zunehmend wirkungsvoller werden. Die Kreditwachstumsrate lag in den ersten Monaten des laufenden Jahres bei rund 20% p.a. Der kroatische Leitzins (Diskont-Satz) liegt seit Oktober 2002 bei 4,5%, die Repo Rate beträgt 3,5% (seit August 2005) und der Lombardsatz 7,5% (seit Dezember 2005). Für eine Abschätzung der Entwicklung bei den Geldmarktzinsen spielen die offiziellen Sätze der Nationalbank daher nur eine untergeordnete Rolle. Die Politik der Wechselkursstabilisierung dürfte auch künftig zu recht großen Ausschlägen bei den Geldmarktzinsen führen. Die Renditen für Kuna-Anleihen haben sich in den vergangenen Jahren wesentlich stabiler gezeigt und weisen eine höhere Korrelation mit der Entwicklung des Euro-Marktes auf. Aktienmarkt Ursprünglich gab es in Kroatien zwei Börsenplätze: einen in Zagreb und einen in Varazdin. Da ein kleines Land wie Kroatien keine zwei Aktienmärkte braucht, kam es im März 2007 nach langen Verhandlungen zur Fusion. In der letzten Woche ihrer Existenz wurden an der Varazdin Börse Wertpapiere im Wert von 140 Mio. HRK gehandelt (1,2 Mrd. seit 01.01.2007), während an der Zagreb Börse Wertpapiere im Wert von 2,1 Mrd. HRK in der selben Woche gehandelt wurden. Insgesamt notieren an der neuen Börse 439 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von ca. 49 Mrd. EUR.

  • Kroatien Seite 15 11.07.2007

    Der CROBEX ist der Leitindex der kroatischen Börse und bildet die Kursentwicklung der 30 größten kroatischen Unternehmen Kroatiens ab. Die Firmen im Index sind nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet, wobei jedes Unternehmen bei anteilig max. 20% im Index begrenzt ist. Unter den Indexschwergewichten und gleichzeitig auch den meist gehandelten Werten befinden sich das Pharmaunternehmen Pliva, die im Jahr 1999 privatisierte Privredna Banka sowie der Nahrungsmittelkonzern Podravka.

    Daily Q.CRBEX [Line]27.10.1997 - 03.09.2007 (GMT)[Professional]

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    4000

    Q.CRBEX, C lose(Last Trade), Line13.06.2007 4.751,63

    Quelle: Reuters Seit zwei Jahren befindet sich der kroatische Aktienmarkt in guter Verfassung. Der Index wurde am 01.09.1997 mit einem Basiswert von 1.000 Punkten aufgelegt und konnte am 16. Mai 2007 sein Allzeithoch bei 5.138,45 Punkten erreichen. Dies war der steilste Anstieg eines Aktienindizes in der Region. Seitdem kam es wie allgemein erwartet zu einer kleineren Korrektur. Seit Jahresbeginn bis Mitte Juni legte der CROBEX um knapp 48% zu. Begünstigt wird der Kursaufschwung dabei nicht nur von einer zunehmenden konjunkturellen Dynamik. Im Jahr 2006 hat sich vor allem die Übernahmeschlacht um den kroatischen Pharmakonzern Pliva als der wichtigste Kurstreiber erwiesen. Das Marktschwergewicht, das im ersten Halbjahr 40% aller Börsenumsatze ausmachte (in 2005 waren es nur 13%), ist nicht nur selbst stark gestiegen, sondern die bei diesem Wert angefallenen Gewinne wurden auch in andere Titel reinvestiert. Nachdem die Übernahme inzwischen abgeschlossen ist, wurde es an der kroatischen Börse aber nicht ruhiger, wie von vielen Teilnehmern ursprünglich erwartet. Ein wichtiges Ereignis stellte die Teilprivatisierung der Ölgesellschaft INA im November 2006 dar. Dadurch stieg die Attraktivität der Börse in Zagreb für institutionelle Investoren weiter. Aber auch abgesehen von möglichen Privatisierungen scheint das Emissionsgeschäft langsam in Gang zu kommen. Immer mehr kroatische Unternehmen entdecken die Börse als Mittel zur Finanzierung. Eine etwas bremsende Wirkung könnte dagegen von den anstehenden Parlamentswahlen ausgehen oder für den Fall, dass sich die EU-Beitrittsgespräche weiter in der Länge ziehen, ohne dass dem Land demnächst ein konkreter Beitrittstermin in Aussicht gestellt wird. Was einzelne Branchen anbelangt, zählen vor allem die Banken weiter wie die Bauaktien zu den Favoriten, die von der guten Auftragslage in den Bereichen Wohnungen, Büros und Infrastruktur profitieren. Im Fokus des Interesses dürften wegen stetig steigender Gewinne auch die Vertreter aus der Nahrungsmittelindustrie und der Agrarwirtschaft bleiben. Zumal diese Unternehmen nicht selten auch größere Immobilien besitzen. Bankensystem Nach Jahren der Instabilität hat sich das kroatische Banksystem seit 2000 sowohl in wirtschaftlicher als auch in juristischer Hinsicht stabilisiert. Seit 2000 sind fast alle Kreditinstitute in privater Hand und seitdem war ein stetiges Wachstum zu verzeichnen. Die Privatisierung vieler Großbanken sowie das hohe Engagement ausländischer Banken waren wesentliche Schritte zum Aufbau des zurzeit gut funktionierenden Banksystems. Seit dem Jahr 2000 ist Kroatiens Finanzmarkt stark von ausländischen Unternehmen dominiert, insbesondere italienischen, österreichischen und deutschen. Über 90% der gesamten Bilanzsumme verwalten Banken im ausländischen Besitz, was im Vergleich zu anderen osteuropäischen Länder eine der höchsten Raten ist. Quelle: ZEB

    Anteil Assets, der von ausl. Banken gehalten wird

    EstlandTschechienSlowakeiKroatienRumänienLitauenBosnienBulgarienPolenUngarnSlowenienSerbienLettlandUkraine

    0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

  • Kroatien Seite 16 11.07.2007

    Die gesamten Aktiva kroatischer Banken sind seit dem Jahr 2000 stetig angestiegen und betrugen 2006 304,9 Mrd. HRK (2005: 260,6 Mrd. HRK). Gleichzeitig ist die Zahl der Banken stetig zurückgegangen. 2006 waren in Kroatien 33 Banken aktiv, davon 15 in ausländischem und nur 2 noch in staatlichem Besitz. Damit fällt der Anteil der Assets, der von der Staat gehalten wird, in Kroatien wie in Tschechien im Regionalvergleich am niedrigsten aus. Davon waren 6 große Banken (deren Aktiva

    größer als 5% der Aktiva aller Banken beträgt), 4 mittelgroße (mit Aktiva zwischen 1% und 5% der Aktiva aller Banken) und 23 kleine (mit Aktiva unter 1%). Der Marktanteil der Top 6 Banken in Kroatien ist mit einem Aktivaanteil von 80,6% einer der höchsten in der Region. Marktführer ist die Zagrebačka banka, deren mehrheitlicher Eigentümer die UniCredito ist. Nicht überraschend entfallen 80% der Kredite auf die größten Banken des Landes. Im Jahr 1998 waren in Kroatien noch 60 Banken tätig.

    Quelle: Kroatische Nationalbank Ähnlich wie in anderen Ländern der Region steigt das Kreditwachstum auch in Kroatien extrem rasant (vor allem im Haushaltssektor). Es legte im Jahr 2006 um 23% zu, nach einem Anstieg von 17% in 2005. Dabei legten im Vorjahr vor allem die Unternehmenskredite zu (2006: 24% J/J; 2005: 14%), während die Haushaltskredite relativ stabil blieben (+22%). Von der Struktur her bleiben die Hypothekendarlehen die Wachstumsträger (2006: 34% J/J, 2005: 29%). Somit liegt Kroatien weit über dem Durchschnittsniveau der Peer Group.

    Kredite an den privaten Sektor, % des BIP, 2005

    RumänienPolen

    LitauenSlowakeiTschechienBulgarienUngarnSlowenienEstlandLettlandKroatien

    0 10 20 30 40 50 60 70

    Quelle: ZEB Kreditstruktur, 31.12.2006

    Einlagenstruktur, 31.12.2006

    Durchschnittliche Kreditzinsen

    Durchschnittliche Anlagezinsen

    Quelle: Kroatische Nationalbank Quelle: Kroatische Nationalbank

    Quelle: Kroatische Nationalbank

  • Kroatien Seite 17 11.07.2007

    Dabei zählen die Banksektoren Sloweniens und Kroatiens zu den reifsten in der Region. Es sind positive Ergebnisse zu verzeichnen, insbesondere was die Entwicklung der Produkte und Dienstleistungen betrifft. Beispielsweise ist die Anzahl der Kreditkarten in Kroatien größer als die Anzahl der Erwachsenen. Gleichzeitig ist die Rentabilität der Banken angestiegen, wobei nicht so steil wie erwünscht. Im EBRD Indikator für Bankreform und Zinsliberalisierung liegt Kroatien unter den südosteuropäischen Staaten an der Spitze.

    Quelle: Kroatische Nationalbank

    Da die Kapitaldecke mit dem Kreditwachstum nicht Schritt hielt, hat sich die Kapitaladäquanz der südosteuropäischen Banken in den vergangenen Jahren durchweg verringert. Kroatien lag 2005 an letzter Stelle, aber noch immer etwas über dem Durchschnitt der ursprünglich 8 neuen EU-Länder aus der CEE-Region (Erweiterung ohne Zypern, Malta, Bulgarien und Rumänien). Die im vergangenen Jahr durchgeführten Kapitalerhöhungen, die vor allem ein Kreditwachstum trotz der neuen 12%-Regel ermöglichen sollten, dürfte die Stellung Kroatiens etwas verbessert haben.

    Quelle: OeNB

    Die kroatischen Banken konnten den Anteil fragwürdiger Forderungen in ihren Bilanzen zwischen 2000 und 2005 reduzieren und liegen mit einem Anteil von 5% genau im Schnitt der ursprünglich 8 neuen EU-Mitglieder aus CEE. Die Bankbilanzen sind wesentlich besser als in Serbien, wo der Anteil notleidender Forderungen sogar stieg, und in Mazedonien, allerdings schlechter als in Bosnien. Quelle: OeNB

    Kreditwachstum und Wohlstand

    0

    2.000

    4.000

    6.000

    8.000

    10.000

    12.000

    0 10 20 30 40 50 60 70 80

    Ukraine

    Slowenien

    BulgarienBosnien

    Rumänien

    Slowakei Kroatien

    Tschechien

    Ungarn

    Kreditvergabe in % des BIP

    BIP

    pro

    Kop

    f

    Auch bei Berücksichtigung der Tatsache, dass Kroatien in Hinblick auf das BIP pro Kopf besser entwickelt ist als die anderen Länder der Region, ist die Verschuldung in den letzten Jahren überproportional stark angestiegen. Die Grafik zeigt die Kreditvergabe in % des BIP im Vergleich zum BIP pro Kopf. Quelle: Global Insight, eigene Berechnung

  • Kroatien Seite 18 11.07.2007

    Strukturindikatoren Anteil der Sektoren am Bruttoinlandsprodukt: Kroatiens wichtige Wirtschaftssektoren sind die Verarbeitungsindustrie und der Dienstleistungssektor. Die kroatische Wirtschaft hat drei wichtige Standbeine. An erster Stelle steht der Tourismus, der mit über 25% der Wirtschaftsleistung das Handelsbilanzdefizit zum Großteil abdeckt. Der traditionell bedeutendste Industriezweig ist der Schiffbau, hier steht das Land sogar an zweiter Stelle innerhalb Europas. Ebenfalls von erheblicher Bedeutung sind die hohen Auslandsüberweisungen von im

    BIP (in %) 2005 Landwirtschaft

    7%

    Industrie24%

    Baugewerbe7%

    Dienstleistungen

    62%

    Quelle: Kroatische Nationalbank Ausland lebenden Kroaten. Kroatiens weitere bedeutende Wirtschaftssektoren sind vor allem die Textilprodukte, Schuh- und Lederindustrie, Chemie- und Kunststoffindustrie, Maschinen, Werkzeuge, Aluminium, Papier-, Holz- und Baustoffindustrie, ölverarbeitende Industrie, Genussmittel, Metallverarbeitung. Die landwirtschaftliche Produktion hat sich nach den Kriegsjahren nur langsam erholt und deckt den Inlandsbedarf nur teilweise ab. Dank seiner langen Meersküste ist das Land ein interessanter Ort auch für die Logistikbranche. Darüber hinaus, ist Kroatien wegen der im Vergleich zu anderen Transformationsländer hohen Kaufkraft auch für den Handel und Vertrieb sowie für Finanzdienstleistungen interessant. In diese Bereiche sind auch bisher deutlich mehr ausländische Direktinvestitionen als in die Produktion geflossen. Zagreb ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die Küstenregionen Istrien, Primorje und Dalmatien sind stark vom Tourismus, den Hafen und Werften, sowie von der Aluminiumindustrie (Sibenik) und dem Stahlsektor (Split) geprägt. Industrie: Generell bietet sich Kroatien mit seinen Rohstoffen für Anbieter von Baumaterialien und wegen seiner hervorragenden Holzbestände auch für die Holzindustrie an. Dazu ist Kroatien traditionell ein Standort für die Verarbeitung von Metallen, die oft aus Bosnien und Herzegowina bezogen werden. Allerdings ist die Bedeutung dieser Branche seit jugoslawischer Zeit stark zurückgegangen. Aufgrund der gut ausgebildeten Bevölkerung - auch bei Fremdsprachen - nutzen internationale Konzerne Kroatien inzwischen auch als Standort zur Forschung und Entwicklung, so unter anderem Siemens und GlaxoSmithKline. In Varazdin soll ein (Bio-)Technologiepark entstehen. Angesichts der EU-Beitrittsperspektive, der günstigen Lage und dank der sich rasch verbessernden Infrastruktur bei Häfen, Straßen und Schienenwegen hat Kroatien auch als Logistikzentrum für den Handel mit EU-Ländern wie Ungarn, Österreich, Italien oder der Slowakei eine Perspektive, auch, weil Schiffe aus Asien oder dem östlichen Mittelmeer an der Adria fünf Tage früher als an den Nordseehäfen anlangen. Diesen Vorteil wird Kroatien allerdings erst mit einer EU-Mitgliedschaft voll ausspielen können.

  • Kroatien Seite 19 11.07.2007

    Anteil am BIP (in %) 1) Anteil am BIP (in %) 1)Anteil an den

    Beschäftigten (in %)Anteil an den

    Beschäftigten (in %)2000 2005 2000 2005

    Verarbeitende Industrie 21,7 24,2 2) 24,3 21,9Bergbau/Rohstoffe 0,7 k.A. 0,8 0,7Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei 9,1 7 3 2,5Baugewerbe 4,8 6,6 6,2 7,6Handel u. Tourismus 14,1 18,1 18,5 20,8Verkehr u. Logistik, Kommunikation 10 10,2 7,8 7,1Geschäftsdienstleistungen 10,6 k.A. 4,8 6,1Finanzen/Versicherungen 4,6 18,1 3) 2,8 2,8Sonstige Dienstleistungen 24,5 20,1 29,2 28Strom-, Gas- u. Wasserversorgung 3,1 k.A. 2,6 2,5

    Bedeutung der Wirtschaftssektoren

    Abweichung von 100% ergibt sich durch unterstellte Finanzdienstleistungen; 2) erfasst auch Bergbau und Strom-, Gas- und Wasserversorgung; 3) erfasst auch Immobilienverkauf und Verpachtung Quelle: Statistisches Amt Kroatien

    Jan. bis Dez. 2004 Jan. bis Dez. 2005 Jan. bis Sep. 2006

    Verarbeitendes Gewerbe insgesamt 104,1 106,5 103,7Nahrungs- und Genussmittel, Getränke 102,7 106,9 106,1Holz (ohne Möbel) 110,3 105,3 104,5Zellstoff, Papier u. Pappe 101,5 105,4 106,4Druck und Verlage 108,2 115,8 105,9Chemische Erzeugnisse 109,5 98,1 88,5nichtmetallische Mineralerzeugnisse 101,5 105,9 110,3Metalle 125,5 104,7 104,2Metallwaren (außer Maschinen) 107,3 109,6 106,3Maschinen und Geräte 114,1 117,7 133,1Radio-, TV- und Telekom-Geräte und Ausrüstungen 87,1 120 139Kfz, Anhänger 121,3 108,5 130,6

    Industrieproduktionsindizes nach Hauptsparten

    Quelle: Statistisches Amt Kroatien Die kroatische Industrieproduktion legte im Jahr 2006 um 4,5% zu (2005: 5,1%). In den Jahren 2007 und 2008 wird allerdings mit einer Abschwächung des Wachstums gerechnet. Die Industrie beschäftigt heute 280.000 Personen. Sie macht etwas über 20% des nationalen Bruttoinlandsproduktes aus und schaffte einen Bruttomehrwert von etwas mehr als 40 Mrd. HRK (ca. 5,5 Mrd. EUR). Nach der Wertschöpfungsleistung führen das Ernährungsgewerbe, gefolgt von der Strom-/Gas- und Wasserversorgung, die Herstellung von Chemikalien und chemischen Produkten, sowie die Mineralölverarbeitung, Metallerzeugnissen usw. In nächster Zeit wird ein weiteres Wachstum der Industrieproduktion und Arbeitsproduktivität erwartet. Trotz des starken Wachstum in den letzten zehn Jahren wird geschätzt, dass in diesen Bereichen auch weiterhin bedeutende Reserven vorhanden sind, denn der Umfang der Industrieproduktion aus den 1990en Jahren (die letzten Vorkriegsjahre) ist immer noch nicht erreicht. Bedeutendster Industriezweig in Kroatien ist die Nahrungsmittelverarbeitung, die 2006 um 5% gewachsen ist und deren Anteil an der gesamten Industrieproduktion Ende 2006 circa 18,8% ausmachte. In Vergleich zu den anderen verarbeitenden Industriezweigen in Kroatien beschäftigt die Produktion von Lebensmitteln, Getränken und Tabak die größte Zahl von Arbeitsnehmer und erzielt das höchste Gesamteinkommen. Der Modernisierungsdruck in diesem Bereich bleibt angesichts des nahenden EU-Beitritts groß. Ein warnendes Beispiel bietet die ähnlich strukturierte slowenische Branche, in der lokale Anbieter mit einer starken Position auf den postjugoslawischen Märkten nach der Öffnung zum EU-Binnenmarkt wegen ihrer geringen Produktivität in große Schwierigkeiten geraten ist.

  • Kroatien Seite 20 11.07.2007

    Der Chemiesektor, der zusammen mit der Petrochemie und der Kunststoff- und Gummiverarbeitung einen Anteil von knapp 13% an der kroatischen Industrieproduktion hat, verzeichnete 2006 Produktionsrückgänge. Dennoch wird investiert. So will etwa der Energiekonzern Ina bis 2011 seine Raffinerien für insgesamt 750 Mio. Euro auf neuesten EU-Standard bringen. Das Unternehmen Dioki beabsichtigt 60 Mio. Euro in seine PVC- und VCM-Produktion zu investieren, und die schwedische Firma Eureka plant 50 Mio. Euro für eine Ethanol-Produktion aufzuwenden. Dazu investiert Pliva 15,5 Mio. Euro in eine Anlage zur Erzeugung von Biogenerika und Arvi Osijek 13,5 Mio. Euro in die Mineraldüngererzeugung. Das Druckgewerbe (Anteil an der Industrieproduktion Ende 2006: 8,6%) hat 2006 weiter zugelegt (+7,2%). Weiter im Aufschwung befinden sich auch die Holz- und Papierverarbeitung (+6,7 bzw. +8,0%; Anteil an der Industrieproduktion 5,2%). Um 6,4% expandierten die kroatischen Möbelhersteller. Bei der Holzbearbeitungstechnik ist insbesondere solche mit CE-Standard gefragt. Hier ist Branchenkennern zufolge 2007 ein Wachstum von 10% möglich. Kräftig wachsen wird auch der Hochbau, denn hier war der Wert der neuen Baugenehmigungen 2006 um 20,5% höher als im Vorjahr. Allerdings hatte der Tiefbau ein Minus von 13,4% zu verzeichnen, wobei das Ausgangsniveau nach dem starken Anstieg von 2005 (+24,4%) zu berücksichtigen ist. Einer Studie von UniCredito zufolge zählt die Papier-, Möbel- und Bauindustrie zu den zukunftsträchtigsten Branchen in Kroatien. Bei Werkzeugen wird der kroatische Markt auf ein jährliches Volumen von 50 Mio. Euro geschätzt. Werkzeugproduzenten kommt die gute Konjunktur in der Metallverarbeitung zugute, die 2006 um 7,1% expandierte (Anteil an der Industrieproduktion: 5%). Die kroatischen Werften müssen erheblich in ihre Produktivität investieren. Zwar sollen 2007 Schiffe im Wert von 750 Mio. US$ ausgeliefert werden, doch der Sektor verzeichnete in den ersten drei Quartalen 2006 Verluste von 9 Mrd. Kuna (K; Wechselkurs am 31.12.06: 1 Euro = 7,34 Kuna). Die bisher praktizierte Verlustübernahme durch den Staat wird in der EU so nicht mehr möglich sein. Daher ist bei der Umstrukturierung Eile geboten. Im Jahr 2006 hatten die Maschinen- und Anlagenbauer einen Anteil von 3,7% an der gesamten Industrieproduktion. Wenngleich sich der kroatische Maschinenbau zuletzt wieder stark erholen konnte, hat die Branche heute nicht mehr die Bedeutung wie zu jugoslawischen Zeiten. Das Sektorwachstum erhöhte sich 2006 nochmals auf 26,9%, nachdem es 2005 bereits ein Plus von 17,7% gegeben hatte. Damit war die Dynamik im Maschinenbau 2006 fast sechsmal so hoch wie in der Gesamtindustrie. Die kroatischen Branchenausfuhren konnten um 15,7% zulegen, und der Beitrag zu den Güterexporten war mit 7% überproportional. Kroatische Maschinen- und Anlagenbauer liefern u.a. für Werften, Kraftwerke und die Nahrungsmittelindustrie. Es prosperieren auch die Betriebe, die in die Arbeitsteilung international führender Maschinenbauer eingebunden sind. Landwirtschaft: Kroatien gliedert sich in drei geographisch und klimatisch unterschiedliche Regionen: das Tiefland im Norden, welches vom Kontinentalklima beeinflusst ist, die mediterrane Küstenregion im Süden und die im zentralen Teil des Landes gelegenen Gebirge. Somit ermöglicht die Vielfalt des Klimas, des Reliefs und des Bodens die Produktion eines breiten Sortiments von landwirtschaftlichen Produkten (vor allem Getreide) und Industriepflanzen, sowie Weinbau und Anbau von kontinentalen und mediterranen Frucht- und Gemüsesorten. Viehzucht und Fischerei spielen auch eine bedeutende Rolle, während die kroatische Geflügelzucht den heimischen Bedarf vollkommen deckt. Die Landwirtschaft macht 6% des kroatischen Bruttoinlandsproduktes aus. Von ungefähr 1,2 Mio. Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Fläche werden 91% bebaut. Der Rest ist Weideland. Fast 84% der nutzbaren Fläche befindet sich im Privatbesitz. Dabei deckt der Ackerbau den gesamten Bedarf an Getreide und Zucker sowie den vorwiegenden Bedarf an Industriepflanzen ab. Die Obstgärten und Olivenhaine bedecken eine Fläche von 43.000 Hektar und die Weinberge 30.000 Hektar. Von den insgesamt 2 Mio. Hektar Wald sind 80% in Staatseigentum. Der Rest ist in Privathänden. Die Buche ist die meistvertretenste Baumart.

  • Kroatien Seite 21 11.07.2007

    Exporte/Importe: Kroatien weist im regionalen Vergleich eine hohe Wirtschaftsleistung auf, wobei der Beitrag des Außenhandels zum Bruttoinlandsprodukt geringer als in vielen Nachbarstaaten ist. Der kroatische Außenhandel entwickelte sich zuletzt dynamisch, 2006 konnten die Exporte um 16,7% und die Importe um 14,3% zulegen (auf Euro Basis). Trotzdem hat sich das seit Jahren chronische Handelsbilanzdefizit nochmals ausgeweitet. Kroatiens bedeutendste Exportwaren sind u.a. Textil- u. Bekleidungsprodukte, elektrische Maschinen, Apparate u. elektronische Waren, chem. Produkte inkl. Erdölderivate, Nahrungsmittel, Schuhe u. Lederwaren, Holz. Zu den bedeutendste Importen gehören vor allem Erdölderivate, Fahrzeuge und div. Maschinen, Eisen und Stahl, Kunststoffe, Papier, sowie Obst und Gemüse. Die führenden Industriezweige im Export sind traditionell der Schiffsbau, die Mineralölverarbeitung, Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsträgern und –einrichtungen, Elektrotechnik, chemische Produkte, usw. Wichtigste Handelspartner: Ausfuhr (%), 2006

    Italien 23%

    Bosnien-Herzegowina

    13%

    Deutschland10%Slowenien

    8%Österreich

    6%

    Serbien5%

    Sonstige 28%

    USA 3%

    Schweden2%

    Frankreich2%

    Wichtigste Handelspartner: Einfuhr (%), 2006

    Italien 17%

    Deutschland15%

    Russland10%

    Slowenien6%

    Sonstige30%

    Österreich5%

    China5%

    Frankreich4%

    Ungarn3%

    Bosnien-Herzegowina

    3%

    Tschechische Republik

    2%

    Quelle: Statistisches Amt Kroatien Quelle: Statistisches Amt Kroatien Kroatiens Wirtschaft ist bereits stark mit der EU verflochten, dazu sind die anderen Nachfolgestaaten Ex-Jugoslawiens ein wichtiger Absatzmarkt. So stellte die EU 2006 insgesamt 65% aller kroatischen Importe, und 63,3% der Ausfuhren gingen dorthin.

    Wichtigste Handelspartner KroatiensImport in Mio. USD 2005 2004 2003 2002Italien 2.967 2.819 2.581 1.850Deutschland 2.751 2.569 2.221 1.742Slowien 1.257 1.179 1.051 826Russland 1.693 1.206 678 717Österreich 1.065 1.131 940 710Exporte in Mio. USD 2005 2004 2003 2002Italien 1.881 1.834 1.650 1.114Bosnien-Herzegowina 1.260 1.154 892 704Deutschland 936 895 733 689Österreich 628 757 480 366Slowenien 712 601 511 428

    Quelle: Statistisches Amt Kroatien Kroatien hat Freihandelsabkommen mit 37 Ländern. Es wurde ebenfalls ein vorübergehendes Freihandelsabkommen mit dem Kosovo unterzeichnet. Durch die WTO-Mitgliedschaft und den Beitritt zur CEFTA per 01.03.2003 (die Ende 2006 ausgeweitet wurde) sowie durch den Abschluss des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens mit der EU werden bereits 85% des Außenhandels zollfrei oder zollbegünstigt abgewickelt. Die Einfuhr ist grundsätzlich liberalisiert, es besteht jedoch eine Gruppe von Waren, bei denen die Erteilung einer speziellen Genehmigung erforderlich ist (Opiate, Medikamente, Sprengstoff, Waffen, etc.).

  • Kroatien Seite 22 11.07.2007

    Demographie:

    Bevölkerung [in Mio.] Urbanität in % Altenquotient

    Geburtenrate pro tsd. Einw.

    Sterberate pro tsd. Einw.

    Geburtenrate pro Frau

    Lebenserwart. [in Jahren]

    Arbeitslosenr. [in %]

    Gini Index [in Pkt.]

    1993 4,51 55,2% 0,47 10,20 10,60 1,53 71,52 - -2001 4,66 55,9% 0,48 9,20 11,20 1,35 73,54 22,28 29,002006 4,43 60,4% - - - 1,36 - 16,94 -

    Der Gini-Index ist ein statistisches Maß für Verteilungsgleichheit. Ein Wert von 0 entspricht völliger Gleichheit, ein Wert von 100 entspricht völliger Ungleichheit. Quelle: Global Insight Die regionalen Unterschiede hinsichtlich der Wirtschaftskraft sind beträchtlich. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich und kulturell ist Zagreb das unbestrittene Zentrum des Landes. Die meisten bedeutenden in- und ausländischen Unternehmen haben hier ihren Sitz und auf die Hauptstadtregion entfällt über die Hälfte des landesweiten Umsatzes. Logischerweise ist auch die Kaufkraft hier am höchsten. Allerdings sind auch die Löhne in Zagreb am höchsten. Das Hinterland Dalmatiens und die Grenzregion zu Bosnien und Herzegowina liegen deutlich hinter dem relativ wohlhabenden Nordkroatien (Istrien und Zagreb). Im Vergleich zu den meisten anderen mittel- und osteuropäischen Ländern weist Kroatien ein relativ hohes Lohn- und Gehaltsniveau auf. Lediglich in Slowenien liegen die Löhne noch darüber. Die nominalen Brutto- und Nettolöhne sind in den letzten Jahren angestiegen. Der durchschnittliche Stundenlohn lag 2005 bei 34,56 HRK brutto (4,64 Euro), bzw. 24,35 HRK netto (3,27 Euro), was einem realen Lohnzuwachs von 1,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Umgerechnet entsprach der Nettolohn 578 Euro. Die Einkommensverteilung ist mit einem Gini-Koeffizient unter 30 sehr ausgeglichen. Den höchsten Nettolohn erhielten die Beschäftigten in der Luftfahrtindustrie: umgerechnet 1.038 Euro, gefolgt von denjenigen der Finanzdienstleister (885 Euro), hier entsprach der reale Lohnzuwachs 8,5% bzw. 6,5%. Die Beschäftigten in der Lederverarbeitung erhielten mit 290 Euro den niedrigsten Nettolohn, gefolgt von denen in der Bekleidungs- (306 Euro) und Textilindustrie (353 Euro), sowie diejenigen in der Holzverarbeitenden Industrie (348 Euro). Investitionsklima und Rahmenbedingungen: Insgesamt beliefen sich die Auslandsinvestitionen in Kroatien von 1993 bis Ende 2006 auf 14.237,5 Mio. EUR. Der Großteil dieses Geldes floss in Dienstleistungen und nicht in die Fertigung. Ende Juni 2006 floss in das Finanzwesen 24,9% des Gesamtbestandes, gefolgt von der Telekommunikationsbranche (12,4%), der Chemieindustrie (8,4%), der Öl- und Gasgewinnung sowie Raffinerien (7.6%) und dem Handel (5,9%). Zu den wichtigsten Sparten im verarbeitenden Gewerbe zählten Baustoffe (nichtmetallische Mineralien; 3,7%), Nahrungsmittel und Getränke (vor allem Brauereien; 1.9%) und die Unterhaltungselektronik (0,8%).

    Ausländische Direktinvestitionen nach Ländern, Mio. EUR (1993-Sept. 2006)

    Österreich 2.952,80

    Deutschland 2.130,80

    Frankreich 1.158,40USA 1.141,70

    Italien 1.006,60

    Niederlande 928,30

    Ungarn 921,60

    Luxenburg 778,80

    Slowenien 531,70

    Schweiz 427,50

    Andere Länder 1.173,60

    Quelle: Kroatische Nationalbank

    Wichtigstes Herkunftsland ausländischer Direktinvestitionen war Österreich mit einem Anteil von 21,2%, gefolgt von Deutschland, den USA, Frankreich, Italien und Ungarn. Die Investitionstätigkeit soll sich im Jahr 2007 weiter ausweiten und somit eine Hauptstütze des Wirtschaftswachstums bleiben.

  • Kroatien Seite 23 11.07.2007

    Wichtigste Sektoren für ausländische Direktinvestitionen in KroatienKum. Bestand Ende Juni 2006 (Mio. Euro) Wichtigste Investoren

    Finanzsektor 3.112,90 UniCredit, Banca Intesa, Raiffeisen, Erste, OTPTelekommunikation 1.552,40 Deutsche Telekom, VIP, Tele 2Chemieproduktion 1.046,10 KrkaRaffinerien 513,9 MOLProduktion von nichtmetallischen Mineral. 460,7 Cemex, HolcimErdöl- und Gasgewinnung 436,6 INAgipGroßhandel 395,8 MetroEinzelhandel 336,5 Mercator, Kaufland, Rewe-Billa, Ipercoop, SparHotels, Restaurants 298,3 Kempinski Hotels, Hilton, Falkensteiner, Orco Property GroupNahrungsmittel und Getränke 242,4 Heineken, Interbrew, Hipp Quelle: Kroatische Nationalbank Kroatien hat keine Investitionsbeschränkungen für Ausländer, außer bei bestimmten Rohstoffen. Dennoch sind einige problematische Branchen immer noch weitgehend unter dem Einfluss des Staates. Dies sind vor allem die Schwerindustrie, die Werften sowie die Bahn. Auch viele Tourismusobjekte sind noch nicht verkauft, während der Banken- und Telekommunikationssektor sich schon weitgehend in privaten Händen befindet. Bei den trotz voller Auftragsbücher unrentablen Werften und anderen verlustbringenden Staatsbetrieben gibt es noch immer einige Unternehmen, als auch Kommunen oder Regionen, die zum Teil ausgeprägte Widerstände gegen Übernahmen durch kroatische und vor allem ausländische Investoren haben. Es scheint sich noch nicht auf allen Ebenen das Bewusstsein durchgesetzt zu haben, dass sektorale Subventionen in der EU höchstens für eine begrenzte Übergangszeit möglich sind. Die kroatische Regierung bereitet jedoch entsprechende Privatisierungen vor und hofft auf eine Realisierung bis spätestens 2010. Der Staat investiert seit Jahren massiv in den Ausbau der Infrastruktur, um Kroatien für einen EU-Beitritt vorzubereiten und damit das Land von seiner günstigen Transitlage besser profitieren kann. Da die Bevölkerung gut ausgebildet und Kroatien kein klassisches Billiglohnland ist, erscheint es für Investitionen in die Forschung und Entwicklung sowie in Fertigungen mit höherer Wertschöpfung geeigneter als für eine Produktion, bei der die Lohnstückkosten eine herausgehobene Rolle spielen. Dank der Baukonjunktur und zahlreichen Rohstoffen bietet sich das Land auch für Hersteller von Baustoffen an, ebenso wie für Holzverarbeiter, die vor allem Eichen und Buchen in sehr hoher Qualität in Kroatien vorfinden können. Neue Industriegebiete finden sich mittlerweile im ganzen Land. Diese bieten den großen Vorteil, dass Eigentumsfragen des Landes bereits geklärt sind, während die im Krieg okkupierten „Gebiete unter besonderer staatlicher Obhut“ zusätzliche Investitionsanreize für Unternehmen (wie Steuererlasse) anbieten. In Kroatien existieren zudem freie Wirtschaftszonen, die an See-, Fluss- bzw. Flughäfen gelegen sind oder per Bahn oder Straße gut an die internationalen Verkehrskorridore angebunden sind. Sie bieten als Investitionsanreiz eine auf die Hälfte reduzierte Gewinnsteuer (regulär: 20%). Ab einem Kapitalengagement von 1 Mio. HRK entfällt die Steuer in den ersten fünf Jahren völlig. Beim Güterimport zur Lagerung oder Nutzung in der Zone werden zudem weder Zölle noch Mehrwertsteuer fällig, und bei in der Zone gefertigten Gütern sind nicht die Endprodukte, sondern nur die Vorprodukte zu verzollen bzw. zu versteuern. Zudem fallen keine Lagergebühren an. Derzeit gibt es 15 freie Wirtschaftszonen. Privatisierung: Kroatien eröffnet vielfältige Geschäftsmöglichkeiten, sowohl im Baugewerbe als auch bei Maschinen, Anlagen und sonstigen Ausstattungen. Industrieunternehmen bereiten sich auf den EU-Beitritt vor und suchen nach Modernisierungsmöglichkeiten. Ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern müssen auch die Werften und führende Branchen wie die Metall- und Nahrungsmittelindustrie. Auch im Tourismus stehen Projekte in Milliardenhöhe an, besonders bei der Errichtung moderner Handels- und Logistikflächen. Bei öffentlichen Investitionen deutet sich eine Verlagerung vom massiven Autobahnbau der letzten Jahre hin zu Umwelt-, Energie- und anderen Projekten an, etwa im Gesundheitswesen oder im Schienen- und Luftverkehr.

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    Die Investitionstätigkeit soll 2007 um 8,5% steigen, nachdem es bereits 2006 einen Sprung von 10,9% gab. Trotzdem erfolgt die Umstrukturierung und Privatisierung staatlicher Unternehmen langsamer als erwartet. Privatisierungen im Energie-, Schwerindustrie- und Tourismusbereich waren für 2006 geplant, wurden dennoch nur teilweise umgesetzt. Um den großen Staatseinfluss zurück zu drängen und den EU-Beitritt weiter vorzubereiten, wären jedoch gerade jetzt entscheidende Privatisierungsschritte erforderlich. Somit verspricht die kroatische Regierung die Privatisierung fortzusetzen. Bis zur Ende 2008 dürfen laut dem Regierungsplan weitere 874 Unternehmen privatisiert werden. Dennoch, sind der Banken- und Telekommunikationssektor bereits weitgehend privatisiert. Im Jahr 2006 hat der US-Konzern Barr den kroatischen Pharmahersteller Pliva für 2,5 Mrd. USD übernommen. Auch 2007 sollen vor allem Privatisierungen ausländische Investoren anziehen. Das Volumen könnte erneut 2 Mrd. Euro überschreiten. Zusätzliche Staatsverkäufe stehen an, unter anderem der Versicherer Croatia Osigurantje, der Croatia Banka und der Postbank. Daneben will die Regierung weitere Anteile an der Hrvatski Telecom veräußern. Weiter problematisch sind dagegen die Restrukturierung und Privatisierung der Bahn und der Werften, wo im Wahljahr 2007 nicht mit großen Fortschritten gerechnet wird. Nichtsdestotrotz, der Verkauf der Bahn (Hrvatske Zeljeznice) sowie von fünf großen Werften, von Stahlwerken in Sisak und Split und vom Aluminiumanbieter TLM in Sibenik ist geplant. Letztere sind jedoch wenig rentabel, weswegen sich der Privatisierungsprozess hinziehen dürfte. Bei den Werften hofft die Regierung auf eine Lösung bis 2010. Tourismus: Aufgrund seiner günstigen Lage und der zügig ausgebauten Infrastruktur gewinnt Kroatien für den Tourismus immer weiter an Bedeutung. Rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung Kroatiens wird im Tourismus erwirtschaftet. Im Jahr 2006 kamen rund 10,4 Mio. Touristen nach Kroatien (+3,9%) und blieben rund 53 Mio. Nächte (+3%). Dabei betrug der Anteil der ausländischen Touristen an den Nächtigungen 89,6%. Die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus stiegen auf 6,3 Mrd. EUR (+4%) und konnten damit das Handelsbilanzdefizit teilweise abdecken. Zwar registrierte Kroatien 2006 etwa 3,9% mehr Gäste, jedoch ging das Plus zum großen Teil auf Inländer zurück (+12,9%). Mehr Anreisen gab es auch aus Österreich (+6,4%) und Slowenien (+3,9%), während zum Teil drastische Rückgänge aus Italien (-1,4%), Deutschland (-1,7%), Tschechien (-3,6%), Ungarn (-11,1%) und Frankreich (-14,5%) zu verzeichnen waren. Branchenkenner schließen nicht aus, dass ein Teil des Wachstums auch auf eine bessere statistische Erfassung der Gäste zurückzuführen ist, vor allem von Inländern in Privatunterkünften.

    2006 Veränderung zu 2005 (in %)Anreisen, darunter aus 10.384 3,9 Kroatien 1.726 12,9 Deutschland 1.545 -1,7 Italien 1.235 -1,4 Slowenien 913 3,9 Österreich 790 6,4 Tschechien 593 -3,6 Frankreich 505 -14,5 Ungarn 403 -11,1Übernachtungen, darunter in 53.007 3,1 Privatunterkünften 15.381 11 Hotels 14.613 -1,2 Campingplätzen 12.591 -3,8 Resorts 4.532 -3,6 Häfen 1.210 6,3 Bädern 211 4,1

    Kroatiens Fremdenverkehr in Zahlen (in 1.000)

    Quelle: Kroatische Nationalbank, Statistisches Amt Kroatien

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    Dabei muss beachtet werden, dass Kroatien im Vergleich zu andere Destinationen eine relativ kurze Saison hat. In der letzten Zeit bemüht sich Kroatien um die Verlängerung der Saison durch ein diversifiziertes touristisches Angebot, vor allem durch Golf, Thermenhotels und Wellnesscenters. Somit gehört die Erweiterung des Luxussegments zu den Prioritäten der kroatischen Tourismusstrategie. Im 2006 wurden 1 Mrd. EUR in den Ausbau touristischer Einrichtungen investiert. Die Privatisierung ist im Tourismusbereich weitgehend abgeschlossen. Das kroatische Ministerium für Tourismus, Verkehr und Entwicklung rechnet damit, dass im Jahr 2007 die Rekordsumme von 13,6 Mrd. HRK (ca. 1,8 Mrd. EUR) in den kroatischen Tourismus fließen, wobei sich einige Projekte bis 2010 hinziehen werden. Davon sollen jeweils 6,6 Mrd. HRK auf die Bezirke und Hotels entfallen, weitere 418 Mio. HRK müssten die regionalen Tourismusverbände aufwenden. Auch die jüngste Statistik belegt, dass der kroatische Fremdenverkehr in sein Angebot investieren muss. So entfielen 2006 etwa 29% aller Übernachtungen auf Privatunterkünfte und 24% auf Campingplätze. Hotels und Resorts hatten dagegen mit 28 beziehungsweise 9% einen geringeren Anteil als in anderen wichtigen Urlaubsländern. Zudem legte das Segment der Privatunterkünfte 2006 am stärksten zu (+11%). Einer Studie zufolge fehlen in Kroatien bis zu 100.000 Hotelbetten der gehobenen Kategorie. Mittelfristig sollen 60 Hotels mit vier oder mehr Sternen entstehen, entweder als Neubauten oder als Komplettsanierung bestehender Anlagen. Weiterhin ist vorgesehen, bis 2010 über 100 Familienhotels mit mindestens drei Sternen zu eröffnen. Unter den klassischen Urlaubsregionen an der Adria fallen die höchsten Investitionen 2007 in Istrien an, das touristisch am weitesten entwickelt ist, jedoch zuletzt nur auf ein unterdurchschnittliches Wachstum kam. Generell verzeichnet die nördliche Küste die meisten Übernachtungen, wenngleich sich die südlicheren Bezirke in den letzten Jahren dynamischer entwickeln konnten, was auch mit der neuen Autobahn nach Split zusammenhängt. Eine Ausnahme bildet Dubrovnik, das 2006 Rückgänge zu verzeichnen hatte. Hier haben die Preise zuletzt zum Teil stark angezogen. Politische Faktoren Innenpolitik: Ende Mai 1991 fand ein Referendum über die Lösung Kroatiens von Jugoslawien statt, welches am 25.06.1991 zur Unabhängigkeitserklärung führte. Nach mehreren Aufschüben trat die Unabhängigkeitserklärung schließlich am 08.10.1991 in Kraft, was zu Kampfhandlungen mit der Jugoslawischen Volksarmee führte. Schließlich wurde am 15.01.1992 die Unabhängigkeit Kroatiens international anerkannt und Kroatien am 22.05.1992 in die Vereinten Nationen aufgenommen. Am 07.02.2000 wurde Stjepan Mesić zum Staatspräsidenten gewählt. Am 2. und 16. Jänner 2005 fanden die neuen Präsidentschaftswahlen statt, in deren zweiten Runde der bisherige Präsident Stjepan Mesić mit 66% der Stimmen wieder gewählt wurde. Im Jahr 2007 sollen in Kroatien die Parlamentwahlen bis spätestens Ende des Jahres stattfinden. Ivo Sanader und seine HDZ Partei (Kr. Demokratische Union) hatten bei den letzten Wahlen zum Kroatischen Parlament im November 2003 mit 43,4% der erreichten Wahlstimmen einen fulminanten Erfolg erzielt. Seither regiert die HDZ mit hauchdünner, mitunter von Entscheidung zu Entscheidung neu zu verhandelnden Mehrheiten. Das Parlament hat sich dabei kompromissfähig gezeigt und die Regierung ist in den vergangenen drei Jahren nie ernsthaft in Bedrängnis geraten. Allerdings erreichte die HDZ in den Umfragen niemals mehr ihr Wahlergebnis von 2003. Im Gegenteil: ihr Stimmenanteil sank dauerhaft um fast die Hälfte auf einen Wert von zwischen 23 und 25% laut den Jänner 2007 Umfragen. Dabei lag die Oppositionspartei SDP (Sozialdemokratische Partei) bei den gleichen Umfragen bei 17%. Darüber hinaus ist der langjährige Parteichef Ivica Racan im späteren Frühling wegen seiner Krankheit zurückgetreten. Damit muss die SDP kurz vor den Wahlen einen neuen Chef nominieren. Somit gehen die kroatische Regierungspartei HDZ und Ministerpräsident Sanader durchaus mit guten Chancen in die Wahlen. Allerdings wird die HDZ Koalitionspartner brauchen. Dabei ist eine große Koalition zwischen den Demokraten und Sozialisten kaum in Sicht. Die

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    längerfristige wirtschaftspolitische Ausrichtung Kroatiens sollte vom Wahlergebnis aber letztlich nur wenig verändert werden. Kroatien und die Nachbarn: Die Streitfrage zwischen Kroatien und Slowenien bezüglich der Grenzziehung in der Bucht von Piran auf der Halbinsel Istrien scheint in einer neuen Phase zu sein. Beide Länder haben nämlich ihr Einverständnis für einen internationalen Schiedsspruch gegeben. Kroatien setzt sich seit Beginn dafür ein, dass die Grenze in der Mitte der Bucht läuft, wobei Slowenien das gesamte Gewässer beansprucht, um Zugang zum offenen Meer zu bekommen. Beide Länder müssen sich zunächst darüber einigen, ob die Streitfrage nur die Grenzziehung betrifft oder die ganze zwischenstaatliche Grenze. Die zweite Frage, über die man sich einigen soll, ist die darüber zu entscheidende Instanz – der Seegerichtshof in Hamburg oder der Internationale Gerichtshof in Den Haag. Fünfzehn Jahre seit dem Kroatien unabhängig wurde, hat das Land noch immer einige offene Grenzfragen. Kroatien hat von allen ehemaligen jugoslawischen Republiken die längste Staatgrenze, insgesamt 2.197 km. Außer mit Slowenien ist die Grenze teilweise mit Bosnien und Herzegowina sowie mit Serbien an einigen Stellen ungelöst. Kroatien und EU: Kroatien ist möglicherweise auf absehbare Zeit einer der letzten Beitrittskandidaten für die Europäische Union. Denn die EU dürfte nach den umfangreichen Erweiterungen der letzten Jahre erst einmal bestrebt sein, die neuen Mitgliedsstaaten zu integrieren. Erst dann können weitere Länder aufgenommen werden. Dennoch wurde mit dem Beginn der Beitrittsverhandlungen am 03.10.2005 ein wichtiger Schritt gesetzt. Inzwischen wurden zwei Verhandlungskapitel abgeschlossen („Wissenschaft und Forschung“ und „Bildung und Kultur“), drei weitere („Zollunion“, „Wirtschaft und Währung“ und „Unternehmen und Industrie“) werden verhandelt. Dabei wird vor allem die wirtschaftliche und insbesondere politische Situation des Landes betrachtet. Es sind vor allem aus der Kriegsvergangenheit Kroatiens resultierende politische Gründe, die einen schnelleren Beitritt verhindern. Die EU moniert unter anderem den Umgang mit ethnischen Minderheiten, wie den vertriebenen Serben. Ohne diese politischen Hindernisse hätte Kroatien eventuell schon gemeinsam mit Rumänien und Bulgarien der EU beitreten können. Wirtschaftlich wären die Voraussetzungen durchaus gegeben. Das marktwirtschaftliche System wurde erfolgreich ein- und Privatisierungen durchgeführt. Als realistisches Datum für den EU Beitritt Kroatiens wird das Jahr 2011 oder frühestens 2010 genannt. Selbst wenn Kroatien bis Ende 2008 alle Verhandlungskapitel mit der EU abgeschlossen haben sollte und das EU-Parlament noch vor der Europawahl 2009 zustimmt, wird es voraussichtlich eineinhalb Jahre dauern, bis der Beitrittsvertrag EU-weit ratifiziert wird. Die kroatische Regierung ist optimistischer: Sie rechnet damit, dass sich ein Beitritt noch vor der nächsten EU-Wahl im Juni 2009 ausgehen könnte. Es ist aber zu befürchten, dass im Rahmen des bereits angelaufenen Wahlkampfes tatsächliche Reformen und auch die EU-Verhandlungen zweitrangige Bedeutung haben werden. Am 8. November 2006 legte die Europäische Kommission den Fortschrittsbericht 2006 für Kroatien vor. In dem Bericht wurden Fortschritte in allen Bereichen verzeichnet, als Problemzonen wurden die Justiz, die Bekämpfung der Korruption sowie die Wirtschaft genannt. Kroatiens nächste Aufgabe wäre die Grenzkonflikte – mit Slowenien – rasch zu lösen. Als ersten Erfolg würdigte das EU Parlament die Zusammenarbeit Kroatiens mit dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag. Bei der Rückholung von Flüchtlingen gibt es aber noch Nachholbedarf: Hier müssten die Eigentums- und Mietverhältnisse geklärt werden. Der EU-Rat forderte zuletzt eine Justizreform, die den „Aufbau einer unabhängigen, transparenten und leistungsfähigen Justiz“ garantieren soll.

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    Ratings: Im Ranking von Transparency International, dem Weltwirtschaftsforum und der Heritage Foundation rangiert Kroatien zwischen dem 51. und 69. Platz, während es innerhalb Südeuropas die 1. oder 2. Stelle belegt. Nach dem Transparency-Index von 2006, der eine Einschätzung des Korruptionsgrades eines Landes widerspiegelt, liegt Kroatien auf Rang 69, auf dem besten Platz in Vergleich zur Peer Group. Hiervon weicht der Weltbank-Report „Doing Business in 2007“, der jährlich die aus Unternehmenssicht relevanten Rahmenbedingungen für Investitionen in 175 Länder bewertet, deutlich nach unten ab (Rang 124). Dabei wurde dieses Rating in Vergleich zu dem vorigen Jahr deutlich verbessert, da Kroatien im Jahr 2005 noch den 134. Platz belegte.

    Starting Business

    Dealing with

    Licenses

    Employing Workers

    Registering Property

    Getting Credit

    Protectimg investors

    Paying Taxes

    Trading actoss

    Borders

    Enforcing Contracts

    Closing Business

    Rank Rank Rank Rank Rank Rank Rank Rank Rank Rank

    BiH 95 141 160 95 139 7 83 111 56 117 69Kroatien 124 100 170 130 109 117 156 58 92 28 80Mazedonien 92 76 86 117 87 48 83 79 127 72 123Serbien 68 60 157 73 110 33 60 64 51 76 103Slovenien 61 98 63 146 97 48 46 84 108 84 35

    Country

    Ease of Doing Business

    Rank 2006

    Das Weltwirtschaftsforum in Davos sieht Kroatien in seinem Index der globalen Wettbewerbsfähigkeit 2006 mit Rang 51 deutlich besser als im Jahr zuvor (2005: 64). Grund dafür ist die bessere Bewertung bei den Technologie-, Innovation- und Infrastrukturindizes. Nach wie vor kritisch gesehen werden öffentliche Instutitionen, das Gesundheitswesen und Markteffizienz.

    Ranking 2006 Ranking 2005Slovenia 33 30Croatia 51 64Romania 68 67Bulgaria 72 61Ukraine 78 68Macedonia 80 75Moldova 86 89Serbia 87 85Bosnia 89 88Albania 98 100

    Global Competitiveness Index

    Quelle: WEF Der Index der wirtschaftlichen Freiheit der Heritage Foundation listet Kroatien 2006 mit Rang 55 vor Mazedonien (57), Bulgarien (64) und Rumänien (92). Einzig Albanien wird in Südosteuropa noch besser eingestuft (52). Die beste Einschätzung erhält Kroatien bei der Geldpolitik, sodann dem Finanzwesen, den Regierungsinterventionen, der Handels- und der Steuerpolitik (vor allem die niedrige Unternehmensbesteuerung). Am schlechtesten wurden der informelle Sektor, Regulierungen und Eigentumsrechte bewertet. Bonität Das Finanzrating Kroatiens wurde zum letzten Mal erst im Dezember 2004 verbessert. Damals hat die internationale Ratingagentur Standard&Poor’s das Rating Kroatiens von BBB- auf die Stufe BBB angehoben. Seitdem wurde dieses Rating nur bestätigt. Dabei wurden insbesondere die Vorbeitrittstrategie – Reduktion des Budgetdefizits, stabile Inflation und Auslandsverschuldung, sowie Reduktion des Leistungsbudgetdefizits – und das Wirtschaftswachstum gelobt. Die Agentur hat auch den Verlauf der Reformen der letzten Jahre als positiv empfunden, sowie die Annäherung Kroatiens in Richtung EU. Negativ bewertet wurden der hohe Verschuldungsgrad des privaten Sektors, der Bedarf für weitere Strukturreformen sowie die starke Abhängigkeit der Wirtschaft von dem Tourismus-Sektor. Dies ist bis jetzt das höchste je an Kroatien ve