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In Nowosibirsk fing alles an. Am dortigen
Opernhaus war Teodor Currentzis von 2004
bis 2010 Chefdirigent; dort gründete er sei-
ne beiden Ensembles, das Kammerorches-
ter Musica Aeterna, mit dem er auf histori-
schen Instrumenten Werke von der
Renaissance bis zum 21. Jahrhundert auf-
führt, und den Kammerchor New Siberian
Singers; und von dort kam er wie ein Wir-
belwind über die Klassik-Szene! Am Diri-
gentenpult ist er ein überschäumendes
Energiebündel, das mit wilden, explosiven
Gesten mit seinen Orchestermusikern kom-
muniziert. Spektakulär ist aber nicht nur
die funkenschlagende Bühnenerscheinung
von Teodor Currentzis, sondern auch das,
was er an ungehörten Details aus den ver-
meintlich bekannten Partituren kitzelt. Be-
rüchtigt sind seine fast schon obsessive Pro-
benarbeit, bei der er gemeinsam mit seinen
Musikern tief eindringt in den Kosmos der
von ihm dirigierten Werke. Keine Frage:
Currentzis ist ein Besessener. Man glaubt
ihm aufs Wort, dass er gelegentlich zwei
Tage an einem Takt feilt, bis er mit dem
klanglichen Ergebnis zufrieden ist. Für Auf-
sehen hat er in den letzten Jahren mit einem
hochgelobten Mozart/Da-Ponte-Zykus auf
CD gesorgt oder mit dem spektakulären
Purcell-Projekt »The Indian Queen«, das er
gemeinsam mit dem von ihm favorisierten
Regisseur Peter Sellars auf die Bühne
brachte. Und auch die erst kürzlich erschie-
nene Einspielung von Beethovens 5. Sinfo-
nie war neuerlicher Beleg für die fortwäh-
rende Suche des Dirigenten nach neuen,
persönlichen Sichtweisen. Längst dringt er
dabei über Barock und Mozart hinaus und
stößt immer wieder ins 19. und auch
20. Jahrhundert vor. Mit der Geigerin Patri-
cia Kopatchinskaja hat er beispielsweise
Tschaikowskys Violinkonzert eingespielt,
in seinem Kölner Konzert steht nun Schu-
berts »Unvollendete« im Fokus.
Die interpretiert er gemeinsam mit dem
Mahler Chamber Orchestra (MCO), das
ideal zur Musikauffassung von Currentzis
passt. Eilt den Musikern doch der Ruf vor-
aus, dass sie als Kollektiv gleichsam »auf
der Stuhlkante« spielen. Den Kern des
selbstbestimmten Orchesters bilden rund
45 Mitglieder aus 20 verschiedenen Län-
dern, die alle Entscheidungen demokra-
tisch unter Beteiligung aller Musiker fällen.
Laut eigener Aussage resultiert der so spe-
zifische Klang des MCO aus einem »inten-
siven künstlerischen Dialog, der durch eine
kammermusikalische Musizierhaltung ge-
prägt ist. Der Exzellenz verpflichtet, scheu-
en die Musiker daher im gemeinsamen
Spielen das Risiko nicht.« Allein diese Ver-
bindung verspricht also einen spannenden
Konzertabend. Bjørn Woll
Seite 03
17.10.2020
Weit weg vom Alltag Daniel Müller-Schott spielt das Cello-konzert von Robert Schumann gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Seite 03
08.10.2020
Daniel Erdmann und Aki Takase Zwei, die das im Jazz traditionsreiche Duo Saxophon und Klavier mit neuem Sound wiederaufl eben lassen
Seite 04
18.10.2020
Auf Mozarts GeigeChristoph Koncz spielt auf der Geige Wolfgang Amadeus Mozarts u. a. sein Violinkonzert A-Dur KV 219
Seite 04
15.10.2020
Lionel LouekeLoueke spielt Musik von Herbie Hancock
24.0
9.20
20
Obsessive DetailarbeitTeodor Currentzis gastiert mit dem Mahler Chamber Orchestra in Köln
18.10. 2020Sonntag, 20:00Marianne Crebessa MezzosopranMahler Chamber OrchestraTeodor Currentzis Dirigent
Luciano BerioFolk Songs (1964-1973) (23 Min.)Fassung für Mezzosopran und Orchester
Franz SchubertSinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 (1822) (25 Min.)»Unvollendete«
Marko Nikodijevick-hole/schwarzer horizont
€ 69,- | 59,- | 49,- | 37,- | 27,-
Teodor Currentzis
Das europäische, in Berlin ansässige Musikerkollektiv s t a r g a z e hat sich im
Beethoven-Jahr 2020 einem etwas anderen Zyklus aller Sinfonien des Jubi-
lars verschrieben: Jede Sinfonie wird von einem anderen Künstler oder einer
anderen Künstlerin für das 13-köpfi ge Ensemble bearbeitet. Dabei entstehen
teils komplette Neukompositionen, inspiriert vom Original. Aart Strootman,
Gitarrist von s t a r g a z e, nimmt sich der 1. Sinfonie Beethovens in einem
einsätzigen Gebilde an. Die 2. Sinfonie ist Grundlage für ein Auftragswerk u.
a. der BBC Proms und des Helsinki Festival. Jeder Satz der Sinfonie ist Aus-
gangspunkt für jeweils einen von vier Komponisten. Die achte Sinfonie wur-
de bearbeitet von Greg Saunier, Komponist und Schlagzeuger der amerikani-
schen Kultband Deerhoof, der laut eigenen Worten »seit seiner Kindheit eine
Obsession für diese Sinfonie Beethovens« hat. KM
2Spezial
Das Artemis Quartett
Artemis war die griechische Göttin des Mondes und der Jagd. Entsprechend leuch-
tend und treffsicher musiziert seit dreißig Jahren das nach ihr benannte Artemis
Quartett. Seit einem Jahr tritt es einmal mehr in neuer und verjüngter Besetzung
an. Und es spielt weiterhin, so der Berliner Tagesspiegel, mit »brennender Intensi-
tät« und einer »Risikobereitschaft, die an Grenzen geht«. Beste Voraussetzungen
also, um sich dem herausfordernden Werk Ludwig van Beethovens anzunehmen:
Dessen drittes Streichquartett für den kunstsinnigen Grafen Rasumowsky lässt bis
heute die Hörerschaft staunen – über die geisterhaft-gespannte langsame Einlei-
tung ebenso wie über das aufregend-fulminante Finale. Danach widmet sich das
Ensemble Beethovens eigentlich für Violine und Klavier komponierter, hochvirtu-
oser »Kreutzersonate« in einer Fassung für Streichquintett. Dabei gibt es ein Wie-
dersehen mit Artemis-Gründungsmitglied Eckard Runge, der »sein« altes En-
semble mit einer weiteren Cellostimme unterstützt. KM
Stargaze
07. 10. 2020 MIttwoch 20:00Beethoven ONE, TWO and EIGHTpart of 'ABC - (not) Another Beethoven Cycle‘ - a stargaze project
s t a r g a z e André de Ridder Leitung
€ 25,- | Schüler & Studierende unter 29 Jahre: 10,-
30. 09. 2020 Mittwoch 20:00Artemis Quartett Vineta Sareika alternierende Violinen Suyoen Kim alternierende Violinen Gregor Sigl Viola Harriet Krijgh Violoncello
Eckart Runge Violoncello
Ludwig van Beethoven / AnonymusStreichquintett a-Moll nach der "Kreutzersonate" op. 47Streichquartett C-Dur op. 59,3 (1806) (34 Min.)»3. Rasumowsky-Quartett« Introduzione. Andante con moto – Allegro vivaceAndante con moto quasi AllegrettoMenuetto graziosoAllegro molto
€ 27,-
Was für eine Ehre. In der National Portrait Gal-
lery von London fi ndet man sie alle, Persön-
lichkeiten von Rang und Namen, die die briti-
sche Kultur, Wissenschaft, Geschichte
bereichert und geprägt haben. Sogar das ver-
meintlich erste Porträt von Shakespeare hängt
hier. In diesen heiligen Hallen fi ndet sich inzwi-
schen auf ein Bild von Thomas Adès. Der „Bri-
tish Composer“, ganz in Öl… Der gebürtige
Londoner ist nicht durch die Hintertür zu sol-
cher Ehre gekommen, sondern durch seine
Musik, seine Solostücke, Konzerte und auch
seine Opern, in denen er der Gesellschaft scho-
nungslos den Spiegel vorhält. Für seine Musik
wird Adès mit Preisen und Auftragsarbeiten
geradezu überhäuft, er schreibt Auftragswerke
u.a. fürs Royal Opera House und die Salzbur-
ger Festspiele. Zu den Künstlern, die diese zur
Uraufführung bringen, zählen Simon Rattle
oder der Geiger Frank Peter Zimmermann.
Dabei ist es schwer, Adès stilistisch irgendwo
fest zu verorten. Klassik ja, aber man fi ndet
auch Anleihen vom Jazz, Grenzgänge ins Vari-
eté-Fach, Tango-Impressionen. Blues und Ba-
rock sind bei ihm nicht durch Jahrhunderte
getrennt, sondern können sich gutnachbar-
schaftlich ergänzen. Wer meint, Atonales und
traditionelle Dreiklang-Harmonik seien erbit-
terte Gegner, sollte sich im Adès-Kosmos ge-
nauer umschauen und wird nachhaltig vom
Gegenteil überzeugt. Dabei ist Thomas Adès
nicht nur Komponist. Er dirigiert häufi g und
kehrt immer wieder zu seinen musikalischen
Wurzeln zurück, ans Klavier. In den vergan-
genen Jahren war er mehrfach als Lied-Be-
gleiter des Tenors Ian Bostridge zu erleben.
Eindrücklich ihre gemeinsame „Winterrei-
se“. Nicht minder schillernd, wenn Adès sich
in die Musik von Leoš Janáček vergräbt, etwa
wenn er sich durch „Auf verwachsenem Pfa-
de“ tastet, behutsam doppelbödig „Im Ne-
bel“ erspürt. Kein Wunder, dass die Briten
Thomas Adès inzwischen in die Ahnenreihe
ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten aufge-
nommen haben… Christoph Vratz
Wie kaum ein anderer Kulturzweig braucht
der Jazz große Namen, um nicht in Verges-
senheit zu geraten. Es wäre interessant zu
ergründen, warum diese Aufgabe in den ver-
gangenen Jahrzehnten überwiegend in den
Händen von Pianisten lag. Herbie Hancock,
Bill Evans, Oscar Peterson oder Esbjörn
Svensson schienen zu ihrer Zeit fast im Al-
leingang die Fahne des Genres hochzuhal-
ten. Nach dem krankheitsbedingten Rück-
zug Keith Jarretts rückt nun ein anderer in
den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses:
Brad Mehldau. Seine Musik ist die eines glei-
chermaßen neugierigen wie anspruchsvol-
len Künstlers, der erstmals Mitte der 1990er
Jahre an der Seite des Saxophonisten Joshua
Redman Bekanntheit erlangte. Seither folg-
ten die verschiedensten künstlerischen Ex-
kurse, die der 50-Jährige aus Jacksonville/
Florida mit Persönlichkeiten und Ensembles
aus der klassischen Musik wie Anne Sofi e
von Otter oder dem Orpheus Chamber Or-
chestra genauso wie mit großen Namen des
Jazz wie Pat Metheny, Charlie Haden oder
Wayne Shorter unternahm. Mehldau beglei-
tete Stummfi lme, defi nierte die Kunst des
Pianotrios mit dem Kontrabassisten Larry
Grenadier und dem Schlagzeuger Jeff
Ballard durch seine CD-Reihe „The Art Of
The Trio“ völlig neu oder lotete seine eigenen
Grenzen in Abenteuern mit dem Mandoli-
nisten Chris Thile, großen Orchestern oder
Exkursen durch Bachs „Wohltemperiertes
Klavier“ aus. Kein anderer Künstler offen-
bart sich so sehr über seine Musik. Doch ein
Wort scheint all diese Projekte zu verbinden:
Exzellenz. Für einen wie Mehldau bedeutete
dies freilich nie, sich von seiner Zielgruppe
zu entfernen. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Gemessen an Besucherzahlen seiner Kon-
zerte darf man ihn mit Fug und Recht als
eine der rar gewordenen Lichtgestalten der
Szene bezeichnen, die heute ein Publikum
erreicht, das sich keineswegs mehr aus-
schließlich auf Jazz-Liebhaber beschränkt.
Derzeit herrscht jedoch Funkstille. Keine
Tourneen und Auftritte. Nicht nur für den
wohl meistbeschäftigten Klavierspieler des
Jazz ein hartes Los. Als sich im März die
Konzertsäle schlossen, musste Mehldau sei-
ne Aktivitäten jäh abbrechen. Er zog sich in
die Nähe von Amsterdam zurück, wo seine
Familie lebt. Wie meist im Leben des ameri-
kanischen Pianisten erfährt man derglei-
chen nicht über Interviews, sondern in Form
seines aktuellen Soloalbums. Es sind eher
kleine, hübsche, bescheidene Kompositio-
nen, die dem Alltäglichen mit jeder Menge
Fantasie, manchmal auch mit dem Instru-
ment des Slapsticks, einen völlig neuen An-
strich verleihen. Seine Titel lauten „Wai-
ting“, „Stepping Out“, „Keeping Distance“,
„In The Kitchen“ oder „Remembering All
This“. Richtig groß erscheinen die Stücke je-
doch erst, wenn er seine persönlichen Stan-
dards offenbart – „Don´t Let It Bring You
Down“ von Neil Young, den Broadway-
Schlager „Look For Silver Lining“ oder das
berührende, von Heimweh getränkte „New
York State Of Mind“ aus der Feder Billy Jo-
els. So viel Sehnsucht, so viel Wärme in den
Akkorden kann nur im häuslichen Umfeld in
der holländischen Tiefebene, an jenem höl-
zernen Tisch, der auf dem Cover des Albums
abgebildet ist und auf dem ein Strauß Feld-
blumen und ein Kaffeebecher ohne Henkel
stehen, keimen. Reinhard Köchl
Bester Jazz
24.10.2020Samstag 20:00Brad Mehldau solo
Brad Mehldau p
Brad Mehldau
Britisches SchwergewichtDer Pianist, Dirigent und Komponist Thomas Adès
Brad Mehldau zu Gast in Köln
Thomas Adès
Zu Gast mit Musik von Beethoven
Artemis Quartett
s t a r g a z e
05.10.2020Montag 20:00Thomas Adès KlavierMitglieder der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen
Ludwig van BeethovenQuintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn Es-Dur op. 16 (1796) Thomas AdèsConcerto Conciso (1997-1998) (8 Min.)für Klavier und KammerensembleLeoš JanácekConcertino JW VII/11 (1925) für Klavier, Klarinette, Fagott, Horn, zwei Violinen und Viola
Gefördert vom Kuratorium KölnMusik e.V.
3
Das Cello ist immer dabei. Im Flugzeug
bekommt es einen eigenen Sitzplatz ne-
ben ihm. »Hätte mir das jemand vorher
erzählt, wie anstrengend es ist, das Cello
durch die Weltgeschichte zu schleppen,
dann hätte ich mir das schon noch einmal
überlegt«, sagt Daniel Müller-Schott
schmunzelnd. »Ich liebe das Cello, seit-
dem ich angefangen habe damit, und über
die Jahre immer mehr, weil es eine so ur-
sprüngliche Kraft hat. Es ist ein sehr
menschliches Instrument, hat diese be-
sondere Wärme durch den Bass, kann
aber auch sehr virtuos sein und in den Hö-
hen wie eine Geige singen. Mit dem Inst-
rument, das ich spiele, das aus Venedig
kommt und im 18, Jahrhundert gebaut
wurde, ist das ein besonders schönes Er-
lebnis.« So spricht ein Berufener, dem
Musik zum Lebenselixier wurde. Alles be-
gann mit dem Cellokonzert von Schu-
mann, einem der anspruchsvollsten Wer-
ke der Literatur, Daniel Müller-Schott
hörte es zum ersten Mal als fünfjähriger
Bub – bei einer Probe des Symphonieor-
chesters des Bayerischen Rundfunks.
»Ich saß auf der Empore und war völlig
fasziniert. Die Wärme des Cellotons hat
mich verzaubert«, erinnert sich Daniel
Müller-Schott. Ein einschneidendes Er-
lebnis, das zur Initialzündung wurde: Der
kleine Daniel wollte unbedingt Cello spie-
len. Zehn Jahre später gewann er den re-
nommierten Tschaikowsky-Wettbewerb
in Moskau. Zu seinen Lehrern gehörten
Cello-Legenden wie Mstislaw Rostropo-
witsch, Heinrich Schiff und Steven Isser-
lis. Heute ist es Daniel Müller-Schott ein
großes Anliegen, Kinder und Jugendliche
für die klassische Musik zu begeistern:
»Sie kann ein Lebensbegleiter und eine
Lebenshilfe sein«, so Müller-Schott, »ein
Schatz, den man im Leben immer wieder
besucht. Man kann in eine wunderbare
Welt eintauchen, die weit weg ist vom All-
tag. Und das ist wirklich etwas ganz Be-
sonderes. Dafür liebe ich die klassische
Musik sehr.« Bei seinem Kölner Konzert
spielt Daniel Müller-Schott nun selbst
Schumanns Cellokonzert, das ihn einst
als Bub so fasziniert hat, und wie damals
begleitet das Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks. Da schließt sich
ein Kreis. Die Leitung hat Andrew Manze,
der seit 2014 als Chefdirigent der NDR
Radiophilharmonie in Hannover agiert.
Er wurde in London geboren, studierte
Altphilologie in Cambridge und war ein
bewunderter Barockgeiger, bevor er zum
Dirigierstab griff. Nach Schumanns Cel-
lokonzert steht Beethovens erste Sinfonie
auf dem Programm. »Seit ich das erste
Mal in meinem Leben Musik hörte, war
Beethoven mein Lieblingskomponist«,
gesteht Andrew Manze. In Beethovens
Musik entdeckt er demokratische Grund-
züge: »Das Orchester ist eine gute Meta-
pher für die Gesellschaft. Bei Beethoven
merkten die Leute, dass Demokratie theo-
retisch großartig ist, aber in der Praxis
schwierig. Man braucht einige, die führen,
und ein paar mehr, die nicht führen, die
aber für die Kraft sorgen. Darum sind die in-
teressanten Mittelstimmen so wichtig. Ohne
sie würden Gesellschaft und Demokratie
nicht funktionieren.« Dorle Ellmers
Spezial
Weit weg vom Alltag
17.10.2020Samstag 20:00 Daniel Müller-Schott Violoncello
Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksAndrew Manze Dirigent
Robert SchumannKonzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129 (1850) (23 Min.)
Ludwig van BeethovenSinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 (1799-1800) (23 Min.)€ 79,- | 69,- | 56,- | 42,- | 29,-
Daniel Müller-Schott spielt das Cellokonzert von Schumann
Virtuos und originell haben sie sich aus dem Heustadel in die führenden Theater- und
Konzertsäle gespielt: Die fantastischen Musikerinnen und Musiker von »Franui«
(diesen unerklärlichen Namen trägt eine Bergwiese ihres Osttiroler Heimatortes) be-
geistern seit über zwei Jahrzehnten ihr Publikum. Immer wieder setzen sie uns in Er-
staunen, wenn sie klassische Standards in alpenländischem Instrumentalgewand
neu interpretieren: vergnügt, verwegen, verehrungsvoll und voller Gefühl. Für den
Liederabend »Alles wieder gut« hat sich die unkonventionelle Musicbanda nun mit
einem weiteren Ausnahmekünstler zusammengetan: Der Bariton Florian Boesch
zählt zu den entdeckungsfreudigsten Sängerpersönlichkeiten unserer Tage und un-
ternimmt mit Franui eine faszinierende Reise durch die Welt von Schubert und Schu-
mann, Brahms und Mahler. Gemeinsam wollen sie »das seiner Natürlichkeit beraub-
te romantische Kunstlied aus der Zwangsjacke befreien«, schrieb die Südwest Presse
und resümierte knapp und hingerissen: »Große Kunst!« KM
Florian Boesch
Daniel Müller-Schott
Duos in der Kombination Saxofon/Piano hat es im Jazz schon immer gegeben:
Coltrane/Ellington, Shorter/Hancock, im deutschen Jazz zuletzt Heinz Sauer
und Michael Wollny. Mit dem deutsch-japanischen Mixed Team Daniel Erdmann
und Aki Takase erfährt das Duo-Spiel eine weitere, hochinteressante Variante –
hier der noch als jung zu bezeichnende Meister post-coltranesker Saxofonkunst,
dort die Grande Dame des Free Jazz am Klavier. Man darf gespannt sein, wie die
beiden interagieren. Dass sie für neue Einflüsse stets ein offenes Ohr haben, ist
mit vielen Konzerten und Aufnahmen dokumentiert. KM
Erdmann und Takase
08.10.2020 Donnerstag 20:00Daniel Erdmann tsAki Takase p
€ 27,-
06. 10.2020 Dienstag 20:00Florian Boesch Bariton
Franui Musicbanda
Alles wieder gut: Liederabend mit einem vergänglichen Bühnenbild von Jonas Dahlberg
€: 30,-
Florian Boesch
Musik als Lebenselexir
Aki Takase und Daniel Erdmann
4Spezial
Musikalischen Alltag gibt es für Christoph
Koncz nicht. Kein Wunder. Immerhin ist er
auf Leihbasis im Besitz einer Stradivari von
1707! Auf diesem Prachtinstrument, des-
sen Name »ex Brüstlein« auf einen Berliner
Amateurmusiker zurückgeht, begeistert
Koncz weltweit als Solist und Kammermu-
siker. Und natürlich kommt diese Geige oft-
mals auch bei seinem Job bei den Wiener
Philharmoniker zum Einsatz, bei denen er
seit 2008 einer der Stimmführer ist. Ist das
Musizieren auf einer Stradivari somit für
den aus einer österreichisch-ungarischen
Musikerfamilie stammenden Geiger stets
ein Festtag, so kommt er mittlerweile regel-
mäßig auch in den Genuss eines zweiten
Glücks- und Feiertags. Dann nämlich,
wenn das Salzburger Mozarteum seinen
Tresorraum voller Heiligtümer öffnet und
man Christoph Koncz eine unschätzbare
Violine überreicht – Mozarts originale
Konzertgeige! »Es war ein Erweckungser-
lebnis, als ich 2012 erstmals Gelegenheit
hatte, Mozarts Violine kennenzulernen«,
erinnert sich Koncz noch heute mit leicht
erhöhtem Puls! Gespielt hatte Mozart die-
ses Instrument ab 1769 als Konzertmeister
der Salzburger Hofkapelle. Und sicherlich
entstanden für diese Gelegenheiten einiger
seiner Violinkonzerte, wie Koncz betont:
»Zwischen den Konzerten und diesen Inst-
rumenten besteht eine enge Verbindung,
und Mozarts eigene Erfahrung auf dieser
Geige hat ihn sicherlich besonders inspi-
riert. Er nutzt in seinen Violinkonzerten
gerne die obere Textur und die Koloraturre-
gister. Und genau dort klingt seine Geige
besonders schön.« Schon beim ersten Auf-
einandertreffen war Koncz verblüfft, in
welch blendendem Zustand Mozarts Ba-
rockgeige sich befand. Aber wie man inzwi-
schen weiß, wurde sie speziell von Mozarts
Schwester wie eine Reliquie behandelt. Seit
1955 ist das Mozarteum im Besitz dieser
aus einer Mittenwalder Werkstatt stam-
menden Violine. Und von Salzburg aus
geht sie jetzt auf Reisen! Denn auch in sei-
ner Funktion als Gastkonzertmeister des
formidablen, von Marc Minkowski gegrün-
deten Ensemble Les Musiciens du Louvre
präsentiert Christoph Koncz neben der
Salzburger Sinfonie Nr. 33 die beiden ely-
sisch schönen Violinkonzerte Nr. 4 & 5. Für
diese beiden Wunderwerke hat Koncz zu-
dem die Solo-Kadenzen komponiert. Wo-
bei er großen Wert darauf legte, dass sie
nicht nur zu Mozart passen, »sondern auch
zu der Zeit, in der er diese Werke geschrie-
ben hat.« Aber ob es nun die allerersten
Töne in den jeweiligen Konzerten sind oder
die Kadenzen – man nimmt Christoph Kon-
cz ohne Wenn und Aber ab, dass er und die
Mozart-Geige sich »vom ersten Moment an
verstanden« haben. Guido Fischer
Die Zeiten, in denen Lionel Loueke aus
schierer Not Kabel von Fahrradbremsen
als Ersatz für Saiten auf sein Instrument
zog, sind längst vorbei. Der heute 47-Jäh-
rige hat wohl eine der erstaunlichsten Kar-
rieren in der Jazzgeschichte hingelegt: Als
der bettelarme Gitarrenstudent an der El-
fenbeinküste seine ersten Versuche als
Profi unternimmt, soll es nur wenige Jahre
dauern, um am renommierten »Theloni-
ous Monk Institute of Jazz« in Los Angeles
als vielversprechender Stipendiat nach-
haltig auf sich aufmerksam zu machen.
Die Talentschmiede für Hochbegabte er-
möglicht es nur wenigen Studierenden,
bei einigen der weltbesten Jazzer zu stu-
dieren. Die Dozenten: Wayne Shorter, Te-
rence Blanchard und Herbie Hancock.
Letzterem hat der Gitarrist, dessen Um-
gang mit Harmonien, Melodien und
Rhythmen, gelinde gesagt, spektakulär
ist, ein Soloprogramm gewidmet. Doch
was wird wohl aus dem opulenten Reper-
toire des Pianisten auf Louekes außerge-
wöhnlicher Palette der Klangerzeugung
zur Aufführung kommen?. Sind es etwa
die Funk-Stücke aus der »Headhunters«-
Phase oder doch eher die schon als klas-
sisch zu bezeichnenden Kompositionen
»Maiden Voyage«, Dolphin Dance« oder
»Cantaloupe Island«? Tom Fuchs
18.10.2020 Sonntag 11:00Mozarts Geige
Les Musiciensdu LouvreChristoph Koncz Violine und Dirigent
Wolfgang Amadeus MozartKonzert für Violine und Orchester Nr. 4 D-Dur KV 218 (1775) (26 Min.)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 (1775) (25 Min.)
Sinfonie B-Dur KV 319 (1779) (21 Min.)
Christoph Koncz spielt auf Mozarts originaler Salzburger Konzertvioline, zur Verfügung gestellt von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg.
€ 30,-
15.10.2020 Donnerstag 20:00 Lionel Loueke git
Lionel Loueke plays Herbie Hancock
€ 30,-
Auf Mozarts Saitenschwingen
Lionel Loueke
Anja Harteros
Lionel Loueke
Christoph Koncz
Charly Hübner
Christoph Koncz & Les Musiciens du Louvre
Späktakuläres Gitarrenspiel
Charly Hübner ist nicht nur einer der famosesten Schauspieler unserer Zeit (im
Film wie auf der Theaterbühne, wo er eine Zeit lang auch am Schauspiel Köln zu
erleben war), er ist auch ein überaus kluger und kreativer Kopf. Gemeinsam mit
dem Ensemble Resonanz, dieser stets gerne Neuland entdeckenden Streicherfor-
mation, hat er eines der aufregendsten Crossover-Projekte der vergangenen Jahre
entwickelt: Ausgehend von Nick Caves legendärem Song »Mercy Seat« (Gnaden-
stuhl) wird, gemeinsam mit einem hochkarätigen Jazztrio, die tödliche Liebesge-
schichte eines Mannes erzählt, der auf seine Hinrichtung wartet. Dafür werden die
musikalischen Welten der melancholisch-düsteren Cave-Chansons und die der
abgründig romantischen »Winterreise« Franz Schuberts beschworen. Hinzu ge-
sellen sich die Erfahrungen des Vormärz-Dichters Wilhelm Müller. »Alle drei ver-
bindet«, sagt Hübner, »dass sie in ihrer Zeit subversive Kräfte waren«. Und: Beide
Komponisten «sind Songwriter. Schubert war zu seiner Zeit ein Punk!« KM
Charly Hübner
09.10.2020 Freitag 20:00Ensemble Resonanz & Charly Hübner
Charly Hübner StimmeKalle Kalima E-GitarreCarlos Bica KontrabassMax Andrzejewski Schlagzeug
Sebastian Schottke Klangregie
Ensemble Resonanz
mercy seat - winterreise (Eine Séance zwischen Nick Cave und Franz Schubert. Bearbeitung: Tobias Schwencke)
€ 30,-
Kartenkaufkoelner-philharmonie.de
Kartenbestellung online über den ausführlichen und aktuellen Veranstaltungskalender der Kölner Philharmonie und alles zum Konzertbesuch während der Corona-Pandemie.
Wir freuen uns, Sie wieder zu einzigartigen musikalischen Live-Erlebnissen bei uns begrüßen zu können. In der Kölner Philharmonie erleben Sie mit Abstand die besten Konzerte.
Philharmonie-Hotline: 0221 280 280Montag bis Freitag 10:00 bis 14:00 Uhr
Neumarkt-Galerie 50667 KölnMusik GmbH(in der Mayerschen Buchhandlung)Montag bis Samstag 10:00 bis 18:00 Uhr
Bechergasse 1050667 Kölngegenüber der Kölner PhilharmonieMontag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr, Samstag 10:00 bis 16:00 Uhr
Vorverkaufsstellen
ImpressumKölner Philharmonie Spezial, Anzeigen-Sonderveröffentlichung von Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnischer Rundschau und Bonner Rundschau in Verbindung mit der KölnMusik GmbH(Kölner Philharmonie, Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln), Verlag
M. DuMont Schauberg, Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln
DruckDuMont Druck Köln GmbH & Co.KG, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln
V.i.S.d.P.Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Philharmonieund Geschäftsführer der KölnMusik GmbH.
Design / LayoutCreative DuMont Rheinland GmbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln, Geschäftsführung: Karsten Hundhausen, Kay Clauberg Layout: Milly De Cloedt, Büro Fram, www.buerofram.de.
RedaktionSebastian Loelgen, KölnMusik GmbH.
Materialien und BeiträgeDorle Ellmers, Guido Fischer, Tom Fuchs, Björn Woll, Reinhard Köchel, Chritoph Vratz
BildnachweisOlya Runyova (Titel) Felix Broede (S. 2, links oben), Maarit Kytöharju (S. 2, links unten) Michael Wilson (S. 2 rechts oben), Marco Borggreve (S. 2 rechts unten), Uwe Arens (S. 3 links), Dirk Bleicker (S. 3 rechts oben), Andreas Weiss (S. 3 rechts unten), Pedro Rodriguez (S. 4, links oben), Dave Stapleton (S.4 links unten), Jann Wilken (S.4, rechts oben)
Datenschutz Wir nehmen den Datenschutz ernst und informieren Sie auf der Internet-Seite koelner-philharmonie.de/datenschutz/, wie wir Ihre Daten verarbeiten und welche Ansprüche und Rechte Ihnen nach den datenschutzrechtlichen Regelungen zustehen (gültig ab 25. Mai 2018). In unseren Vorverkaufsstellen KölnMusik Ticket händigen wir Ihnen die Datenschutzerklärung gerne auch in gedruckter Form zum Mitnehmen aus.
www.ksta.de/philharmonie-spezialwww.rundschau-online.de/philharmonie-spezial