Niedrig Dosiertes Naltrexon (LDN) Hilft Bei Fibromyalgie Und CFS

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Niedrig Dosiertes Naltrexon (LDN) Hilft Bei Fibromyalgie Und Chronischem Erschöpfungssyndrom

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  • 09/07/14 08:072: Niedrig dosiertes Naltrexon (LDN) bei Fibromyalgie und chronischem Erschpfungssyndrom NEXUS Magazin

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    2: Niedrig dosiertes Naltrexon (LDN) bei

    Fibromyalgie und Chronischem Erschpfungssyndrom

    LDN hat sich in den letzten Jahren als kostengnstige und effektive Manahme bei der Behandlungvon Fibromyalgie und dem chronischen Erschpfungssyndrom (CFS) erwiesen. Das besttigen dieBerichte Betroffener ebenso wie medizinische Studien.

    Es mutet vielleicht auf den ersten Blick etwas seltsam an, niedrig dosiertes Naltrexon (Low Dose Naltrexone;LDN) solchen Menschen als Medikament zu empfehlen, die an Fibromyalgie oder chronischemErschpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome; CFS) leiden. Normalerweise wird das Mittel nmlichhochdosiert verabreicht und kommt gegen Alkoholismus und die Nebenerscheinungen einesRauschgiftentzugs zum Einsatz. Naltrexon an sich blockiert die Opioid- bzw. Endorphinrezeptoren im Gehirn.LDN jedoch hat den Vorteil, dass es billig und sicher ist und sich auerdem in Apotheken, die selbstRezepturarzneimittel herstellen, leicht zusammenmischen lsst.1

    Doch warum hilft ein Medikament, das blicherweise zur Entwhnung beim Narkotikaentzug angewendetwird, auch Patienten mit Fibromyalgie, CFS und anderen Erkrankungen?

    Wohlfhlen (endlich!)Dafr gibt es einige Grnde: Zum Beispiel ist LDN eine Wohlfhldroge. Aus medizinischen Studien gehthervor, dass Wohlfhl-Substanzen wie beispielsweise Endorphine bei Schmerzkrankheiten, wie esFibromyalgie und CFS sind, im Krper in zu geringer Konzentration vorhanden sind. Weil das LDN dieEndorphinrezeptoren blockiert, wird das Gehirn dazu angeregt, grere Mengen Endorphine auszuschtten.Dass Endorphine auch natrliche Schmerzmittel sind, ist hchstwahrscheinlich der Grund dafr, dass sicheine hhere Konzentration dieser krpereigenen Opioidpeptide auf Menschen mit solchen Erkrankungen sehrpositiv auswirkt.

    Aus einer neuen Fallstudie2 ber die Behandlung von Fibromyalgie geht hervor, dass diese Endorphin-Theorie durchaus realistisch ist. In der Studie geht es um den Fall eines 37-jhrigen Professors mitstechenden und dumpfen Schmerzen, Brennen, Augenschmerzen, Schlafstrungen,Konzentrationsschwierigkeiten und Gemtserregungen. Sein Zustand verbesserte sich nach LDN-Gabenerheblich, obwohl er die Fibromyalgie nicht berwunden hatte.

    Dabei ist besonders interessant, dass Endorphine von der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse produziert werden, die sowohl bei Fibromyalgie als auch bei CFS beeintrchtigt zu sein scheint.

    Die Immun- / Autoimmun-ZusammenhngeEs gibt aber auch noch eine weitere Erklrungsmglichkeit: Endorphine verstrken die Reaktion natrlicherKillerzellen, die bei CFS einer der wichtigsten Immunfaktoren sind, und reduzieren die Aktivitt von B-Lymphozyten (B-Zellen), die Antikrper bilden. [] Derzeit wird die Wirksamkeit von LDN gegen diverseAutoimmunerkrankungen getestet.3

    Wie es scheint, beeinflusst LDN auch die Funktion der Mikrogliazellen also der steuernden Immunabwehr

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    im Zentralnervensystem. Wenn diese Zellen infiziert oder geschdigt werden, produzieren sieinflammatorische Zytokine, reaktive Sauerstoffspezies (freie Radikale) und Stickstoffmonoxid; alle dieseBegriffe werden auch im Zusammenhang mit CFS genannt.

    Bei Mikrogliazellen knnte es sich um eine Schlsselkomponente der Krankheitsreaktion handeln, dieMdigkeit, grippeartige Symptome, Schmerz usw. hervorruft, wenn uns eine Infektion erwischt hat. NachAnsicht mancher Forscher knnte diese Reaktion bei CFS- und Fibromyalgie-Kranken permanent ablaufen.Da LDN einen wichtigen Rezeptor (TLR4) der Mikrogliazellen blockiert, ist dieser vermutlich fr derenAktivierung verantwortlich.

    LDN lsst sich in jeder Apotheke leicht zusammenmischen und wird daher von den groen Pharmafirmennie teuren klinischen Studien unterzogen werden. Es gibt jedoch trotzdem einige serise Studien dazu. (DieFibromyalgie-Tests, zu denen wir noch kommen werden, wurden beispielsweise von der SelbsthilfegruppeAmerican Fibromyalgia Association finanziell untersttzt.) Im Jahr 2013 waren auf der Websitewww.ClinicalTrials.gov ganze 23 LDN-Studien (laufende sowie abgeschlossene) aufgefhrt, in denen sich dieForscher mit Erkrankungen wie Fibromyalgie, Alkoholismus und multipler Sklerose, aber auch mitDrogenentzug befassten.

    SchwangerschaftBei vielen Frauen, die an multipler Sklerose oder CFS leiden, tritt whrend der Schwangerschaft wenn dieProduktion endogener Opioide auf Hochtourenluft interessanterweise eine Remission ein; sinkt derOpioidspiegel dann einige Monate nach der Schwangerschaft wieder, kommt es zu einem Rckfall. Das lsstvermuten, dass einer oder mehrere der Opioidrezeptoren, auf die sich LDN auswirkt, eine Rolle imKrankheitsverlauf spielen knnten.

    LDN knnte gegen CFS undFibromyalgiewirken, weil es mglicherweise die Immunfunktion des Krpers reaktiviert und die Ausschttung der als Endorphinebekannten Neurotransmitter steigert, die aufgrund der Erkrankung nicht mehr ausreichend produziert werden.

    Da LDN dazu imstande ist, die natrliche Aktivitt der Killerzellen anzupassen und die B-Zell-Aktivitt zureduzieren, kann es auch zu einer Neuregulierung der Immunantwort bei CFS-Fllen kommen. Weil es auchdie Funktion der Mikrogliazellen hemmt, knnen sich Erschpfungszustnde, Schmerz und andere Symptomeder Krankheitsreaktion vermindern.

    Zum Thema LDN und Fibromyalgie gibt es brigens ein faszinierendes Video vom Stanford UniversityMedical Center.4

    CFS- und Fibromyalgie-StudienZwei kleinere Studien der Forscher aus Stanford weisen darauf hin, dass das Medikament eine erheblicheschmerzlindernde Wirkung haben kann. Bei einer einfachblinden Cross-Over-Studie wurde im Jahr 20095festgestellt, dass LDN sowohl das Schmerz- als auch Erschpfungs- und Stressniveau erheblich reduzierte.Wurde das Medikament abgesetzt, so erreichten dieSymptome sehr bald wieder ihr frheres Niveau.Faszinierend war die Erkenntnis, dass die Blutsenkungsreaktion (BSR), mit der normalerweise Entzndungenfestgestellt werden, zu einer wichtigen Vorhersage herangezogenwerden konnte: Bei 80 Prozent derPatienten mit einer erhhten BSR kam es zu einer Linderung der erwhnten Symptome. Da die BSRnormalerweise bei Fibromyalgie nicht verstrkt ist, knnten die BSR-Werte dazu verwendet werden, jeneFibromyalgie-Flle herauszufiltern, die von einer LDN-Behandlung profitieren wrden.

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    Eine grere, placebokontrollierte doppelblinde Cross-Over-Studie6 ergab, dass es bei jenenVersuchspersonen, die tglich 4,5 Milligramm LDN einnahmen, zu einer deutlichen Schmerzreduktion undeiner erheblichen Verbesserung des Gemtszustands kam. Auerdem waren sie allgemein zufriedener. AufMdigkeit und Schlaf hatte das Medikament jedoch keinen Einfluss.

    Jarred Younger von der Stanford University plant eine Reihe weiterer LDN-Studien mit folgendenSchwerpunkten:

    Untersuchung der Frage, ob es zu einer Reduktion der Entzndungsmarker im Blut kommt, wenn sichder Zustand eines Patienten durch Verabreichung von LDN bessert;Festlegung der geeigneten Dosierung mit der Studie soll ermittelt werden, ob bei bestimmtenPatienten eine hhere oder geringere Dosierung angebracht ist;Untersuchung der Frage, ob LDN auch bei anderen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Arthrose,CFS und eventuell sogar Depressionen positive Auswirkungen zeigt;Konzeption einee groen klinischen Studie (mit mehr als 200 Versuchspersonen) zum Thema LDN undFibromyalgie.7

    Nebenwirkungen von LDNFr Dr. Nancy Klimas ist LDN das Mittel der Wahl gegen Schmerzen, die durch Fibromyalgie und CFSverursacht werden. Ihren Erfahrungen nach ist das Medikament wirksam und sicher.

    Nebenwirkungen sind selten; mglich sind hier Priapismus (schmerzhafte Dauererektion), Schlafstrungen(meist zu Beginn der Behandlung) und Gewichtsabnahme. Die Nebenwirkungen werden im Allgemeinen alsgering bezeichnet und tauchen nur selten auf brigens auch bei den viel hheren Naltrexon-Dosen, die beiSuchtkrankheit und Alkoholismus verabreicht werden. Bei manchen Patienten mit CFS und / oderFibromyalgie ist es jedoch ratsam, die Medikamentendosis nur sehr langsam zu erhhen. []

    Kosten und DosierungAuf der Website www.ldninfo.org heit es, dass LDN von der Pharmafirma Mallinckrodt unter dem NamenDepade und vom Unternehmen Barr Pharmaceuticals als Naltrexone angeboten wird. Eine Monatsrationkoste zwischen 15 und 40 US-Dollar.

    Nach Dr. de Meirleir kann die Dosierung bei CFS zwischen 0,5 und 5 Milligramm liegen. Die 4 bis 6 Stunden,die das Medikament im Krper verbleibt, reichen aus, den endogenen Opioidspiegel fr 18 bis 24 Stunden zuerhhen. Wenn Sie Opioidanalgetika einnehmen, warten Sie vor dem Einsatz von LDN ab, bis Ihr Krper dieMedikamente ausgeschieden und abgebaut hat. Wenn Sie an Hashimoto-Thyreoiditis leiden, sprechen Sievor der Einnahme von LDN mit Ihrem Arzt und beginnen Sie mit einer niedrigen Dosis.8

    Mehr erfahrenDa LDN sehr einfach erhltlich ist, kann man davon ausgehen, dass es zu dem Medikament keinegroangelegten Studien oder Marketingkampagnen der Pharmakonzerne geben wird. Besonders im Internetist jedoch eine bemerkenswerte Basisbewegung zum Thema entstanden, die sich fr LDN einsetzt und dieWirkungsweise des Mittels, empfohlene Dosen etc. erlutert. Die folgende Liste kann Ihnen den Einstieg inIhre Recherchen erleichtern:

    Got Endorphins? LDN (Low Dose Naltrexone): eine sehr aktiveFacebook-Seite zum Thema LDN(www.facebook.com/groups/GotEndorphins [Anmeldung beiFacebookerforderlich, Anm. d. Red.])LDN Research Trust: jede Menge Informationen plus Videos, rztelisten, Konferenzen und mehr

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    (www.ldnresearchtrust.org)LDN Science: wissenschaftliche Website ber LDN (www.ldnscience.org)LDN World Database: Hier findet man eine Menge Fakten und Daten zum Thema(http://www.ldndatabase.com).Fiikus.net: Auf der LDN-Webseite von Maija Haavisto gibt es sehr viele Informationen undBezugsquellen zu entdecken (www.fiikus.net/?ldn).Low Dose Naltrexone: eine Website zum Thema (www.lowdosenaltrexone.org)LDN-Dokumentation: ein 30 Minuten langes Video ber LDN aufYouTube(LDN documentary,hochgeladen von DiamonDie, 10.02.2013; http://youtu.be/-U_F0aKkBEE)LDN-Buch:Moore, E. A., Agrawal, Y. P., Wilkinson, S.: The Promise Of Low Dose Naltrexone Therapy:Potential Benefits in Cancer, Autoimmune, Neurological and Infectious Disorders (Jefferson, NC:Mcfarland & Co, 2008)

    Anmerkung der Redaktion

    Den vorliegenden editierten Artikel finden Sie im englischsprachigen Original auf Cort Johnsons WebsiteHealth Rising unter http://bit.ly/1tu01Kv. Deutschsprachige Informationen zu LDN erhalten Sie z. B auf derWebsite www.ldnhilft.org. Dort finden Sie auch einen Link auf eine Diskussionsgruppe, in der Sie sich mitanderen Anwendern austauschen knnen. Eine Facebook-Gruppe finden Sie unter http://on.fb.me/1jUiBcS.

    Endnoten

    1. Die Website LDN Science weist darauf hin, dass viele Apotheken, die selbst Rezepturarzneimittelherstellen, nicht vertrauenswrdig sind (vgl. Reliability Problem With Compounding Pharmacies auflowdosenaltrexone.org; aufgerufen: Mai 2014). Dort wird empfohlen, LDN nicht in derRetardformulierung anzuwenden und bestimmte Fllstoffe nicht zu verwenden.

    2. Ramanathan, S., Panksepp, J., Johnson, B.: Is fibromyalgia an endocrine / endorphin deficit disorder?Is low dose naltrexone a new treatment option? in Psychosomatics, 2012, 53(6):591594;http://1.usa.gov/1k1WUSc (aufgerufen: Mai 2014)

    3. Siehe dazu auch meinen Aufsatz: Johnson, C.: Is Chronic Fatigue Syndrome (ME / CFS) anAutoimmune Disorder? auf PhoenixRising.com, 06.11.2011; http://bit.ly/1jLbKTa (aufgerufen: Mai2014)

    4. Research Channel: An Update on Fibromyalgia auf Youtube.com, 01.05.2009;http://youtu.be/jtc2JARVpPw (aufgerufen: Mai 2014)

    5. Younger, J., Mackey, S.: Fibromyalgia symptoms are reduced by low-dose naltrexone: a pilot study inPain Med., 2009, 10(4):663672; http://1.usa.gov/1jDIcWi (aufgerufen: Mai 2014)

    6. Younger, J., Noor, N., McCue, R., Mackey, S.: Low-dose naltrexone for the treatment of fibromyalgia:findings of a small, randomized, double-blind, placebo-controlled, counterbalanced, crossover trialassessing daily pain levels in Arthritis Rheum., 2013, 65(2):529538; http://1.usa.gov/1vSL6ve(aufgerufen: Mai 2014)

    7. Siehe dazu auch meinen Artikel: Johnson, C.: Low Dose Naltrexone, Inflammation and Pain: ADifferent Approach to Fibromyalgia auf CortJohnson.org,15.04.2014; http://bit.ly/1kb96VP (aufgerufen:Mai 2014)

    8. Vgl. How can I obtain LDN and what will it cost? auf lowdosenaltrexone.org, 11.01.2014;http://bit.ly/1pjxvIW (aufgerufen: Mai 2014)