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1476 302. W. Kerp: Notis iiber die Fahigkeit des gewahnliohen Alkohols, bei hoher Temperatur reducirend zu wirken. [Mittheilnng aus dam chemischen Institut der Uoiversiffit Gcttingen.] (Eingegangen am 18. Juni; mitgetheilt in der Sitzung von Hrn. A. Bistrzycki.) Haller und Minguin 1) haben kiirzlich eine Beobachtung mitge- theilt, wonach Natriumalkoholate beim Erhitzen auf 200- 210° auf verschiedene Ketone, wie Benzophenon, Anthrachinon etc., reducirend .einzuwirken vermiigen. Diese Beobachtung lasst sich noch vervoll- standigen. Wie ich a. a. 0. im Zusammenhang mit anderen Ver- suchen zeigen werde, besitzt nlrnlich der Alkohol an sich schon diese Fahigkeit. Erhitzt man 1 g Benzophenon mit 5 ccm absolutem Alkohol 6 Stunden lang im zugeschmolzenen Rohr auf 300-320° und destillirt nach beendeter Reaction den Alkohol ab, so lassen sich im Destillat grosse Mengen von Acetnldehyd nachweisen, wlhrend der Riickstand sich ale Benzhydrol darstellt, welches schon nach einmaligem Um- krystallisiren rein ist. Auf gleich glatte Weise lasst sich das Diphe- nylenketon in Fluorenalkohol uberfuhren. Studirt wurde die Reaction noch beim Acetophenon, dem Phenanthrenchinon und dem Anthra- chinon, wobei ich mich indessen mit dern Nachweise des Aldehyde in dem rom Reactionsproduct abdestillirten Alkohol begniigte. Ein Erhitzen auf niedrigere Temperaturen bei kiirzerer oder langerer Zeitdauer fiihrt nicht zum Ziel. Da sich in allen Flllen eine der angewandten Menge des Ketons iiquivalente Menge Aldehyd gebildet hatte, so lasst sich die Reaction durch die Gleichung: >CO + CaH60 = Rl >CH. OH + CaH40 Ri ausdriicken. Benzaldebyd wird unter diesen Bedingungen nicht zu Benzyl- alkohol reducirt. Ebenso entsteht beim Erhitzen des Alkohols fur sich auf 340° kein Aldehyd. Bei der Einwirkung von Amylalkohol auf Benzophenon unter den beschriebenen Bedingungen konnte hinwiedernm in den Theilen des Destillats, welche bei 90 - 100° iibergingen, Valeraldehyd mit aller Scharfe nachgewiesen werden , wiihrend aus Methylalkohol auf iese Weise kein Formaldehyd zu erhalten war. Vielleicht ist hierzu eine noch hahere Temperatur als 3%0° erforderlich. GGttingen, im Juni 1895. 1) Compt. rend. 120, 1105.

Notiz über die Fähigkeit des gewöhnlichen Alkohols, bei hoher Temperatur reduzierend zu wirken

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Page 1: Notiz über die Fähigkeit des gewöhnlichen Alkohols, bei hoher Temperatur reduzierend zu wirken

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302. W. Kerp: N o t i s iiber die Fahigkeit des gewahnliohen Alkohols, bei hoher Temperatur reducirend zu wirken. [Mittheilnng aus dam chemischen Institut der Uoiversiffit Gcttingen.]

(Eingegangen am 18. Juni; mitgetheilt in der Sitzung von Hrn. A. Bistrzycki.) H a l l e r und M i n g u i n 1) haben kiirzlich eine Beobachtung mitge-

theilt, wonach Natriumalkoholate beim Erhitzen auf 200- 210° auf verschiedene Ketone, wie Benzophenon, Anthrachinon etc., reducirend .einzuwirken vermiigen. Diese Beobachtung lasst sich noch vervoll- standigen. Wie ich a. a. 0. im Zusammenhang mit anderen Ver- suchen zeigen werde, besitzt nlrnlich der Alkohol an sich schon diese Fahigkeit.

Erhitzt man 1 g Benzophenon mit 5 ccm absolutem Alkohol 6 Stunden lang im zugeschmolzenen Rohr auf 300-320° und destillirt nach beendeter Reaction den Alkohol ab , so lassen sich im Destillat grosse Mengen von Acetnldehyd nachweisen, wlhrend der Riickstand sich ale Benzhydrol darstellt, welches schon nach einmaligem Um- krystallisiren rein ist. Auf gleich glatte Weise lasst sich das Diphe- nylenketon in Fluorenalkohol uberfuhren. Studirt wurde die Reaction noch beim Acetophenon, dem Phenanthrenchinon und dem Anthra- chinon, wobei ich mich indessen mit dern Nachweise des Aldehyde in dem rom Reactionsproduct abdestillirten Alkohol begniigte.

Ein Erhitzen auf niedrigere Temperaturen bei kiirzerer oder langerer Zeitdauer fiihrt nicht zum Ziel.

Da sich in allen Flllen eine der angewandten Menge des Ketons iiquivalente Menge Aldehyd gebildet hatte, so lasst sich die Reaction durch die Gleichung:

>CO + CaH60 = Rl > C H . OH + C a H 4 0 Ri ausdriicken.

Benzaldebyd wird unter diesen Bedingungen nicht zu Benzyl- alkohol reducirt. Ebenso entsteht beim Erhitzen des Alkohols fur sich auf 340° kein Aldehyd.

Bei der Einwirkung von Amylalkohol auf Benzophenon unter den beschriebenen Bedingungen konnte hinwiedernm in den Theilen des Destillats, welche bei 90 - 100° iibergingen, Valeraldehyd mit aller Scharfe nachgewiesen werden , wiihrend aus Methylalkohol auf

iese Weise kein Formaldehyd zu erhalten war. Vielleicht ist hierzu e i n e noch hahere Temperatur als 3%0° erforderlich.

G G t t i n g e n , im Juni 1895.

1) Compt. rend. 120, 1105.