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420 F. A. Fliickiger, Notii iiber aogenanntes Holzol. Xotiz fiber sogensnntes HolztTl. Von F. A. Fluokiger. Ich habe gefunden, dass das atherische Oel des Diptero- carpus - Balsams, welcher als Gurjunbalsam oder Holzol (Wood -oil) bekannter ist , sich in hohem Grade dadurch auszeichnet, dass es, in ungefahr 20 Theilen Schwefelkohlen- stoff gelost und mit einem Tropfen eines erkalteten Gemenges gleicher Theile concentrirter Schwefelsaure und Salpetersaure genlischt , prachtvolle violette Farbung annimmt. Ein einzi- ger Tropfen des atherisehen Oeles geniigt, um diese Reaction vorzufuhren und die Farbung halt sich wahrend einiger Stun- den. Sie wird durch die Gegenwart des Harzes nicht ver- hindert, auch nicht durch Copaivabalsam, so dass man die Reaction ebenso gut eintreten sieht, wenn man den rohen Gurjun -Balsam nimmt, statt des daraus destillirten Oeles, so wie auch, wenn derselbe mit achtmal mehr Copaivabalsam vermischt ist. Die Reaction eignet sich daher, ganz abgesehen von andern Unterschieden, sehr gut zur E r k e n n u n g v o n Dip- terocarpus-Balsam in Copaiva. Unter denselben Um- stinden werden Leberthran und Baldrianol ebenso schon violett gefarbt, aber nur sehr voriibergehend; urn bei der Priifung den Thran auszuschliessen, empfiehlt es sich, das atherische Oel abzudestilliren , was freilich bei dem hohen Siedepunkte (250°-260O) desRelben kein leichtes angeneh- me8 Geschaft ist. Doch geniigen ja wenige Tropfen zur Priifung. Wknn nun dennoch Wood - oil getroffen wird, welches meinen Angakpn nicht entspricht, so ware es denkbdr, dass vielleicht einzelne Dipterocarpusbaume einen abweichenden Balsam liefern. Derselbe wird in sehr grosser Menge von folgenden Arten gewonnen : 1) Dipterocarpus turbinatus Gartner (Synonym: D. laevis Hamilton, D. indicus Beddome).

Notiz über sogenanntes Holzöl

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420 F. A. Fliickiger, Notii iiber aogenanntes Holzol.

Xotiz fiber sogensnntes HolztTl. Von F. A. Fluokiger.

Ich habe gefunden, dass das atherische Oel des Diptero- carpus - Balsams, welcher als Gurjunbalsam oder Holzol (Wood -oil) bekannter ist , sich in hohem Grade dadurch auszeichnet, dass es, in ungefahr 20 Theilen Schwefelkohlen- stoff gelost und mit einem Tropfen eines erkalteten Gemenges gleicher Theile concentrirter Schwefelsaure und Salpetersaure genlischt , prachtvolle violette Farbung annimmt. Ein einzi- ger Tropfen des atherisehen Oeles geniigt, um diese Reaction vorzufuhren und die Farbung halt sich wahrend einiger Stun- den. Sie wird durch die Gegenwart des Harzes nicht ver- hindert, auch nicht durch Copaivabalsam, so dass man die Reaction ebenso gut eintreten sieht, wenn man den rohen Gurjun -Balsam nimmt, statt des daraus destillirten Oeles, so wie auch, wenn derselbe mit achtmal mehr Copaivabalsam vermischt ist.

Die Reaction eignet sich daher, ganz abgesehen von andern Unterschieden, sehr gut zur E r k e n n u n g v o n Dip- t e r o c a r p u s - B a l s a m in C o p a i v a . Unter denselben Um- stinden werden Leberthran und Baldrianol ebenso schon violett gefarbt, aber nur sehr voriibergehend; urn bei der Priifung den Thran auszuschliessen, empfiehlt es sich, das atherische Oel abzudestilliren , was freilich bei dem hohen Siedepunkte (250°-260O) desRelben kein leichtes angeneh- me8 Geschaft ist. Doch geniigen ja wenige Tropfen zur Priifung.

Wknn nun dennoch Wood - oil getroffen wird, welches meinen Angakpn nicht entspricht, so ware es denkbdr, dass vielleicht einzelne Dipterocarpusbaume einen abweichenden Balsam liefern. Derselbe wird in sehr grosser Menge von folgenden Arten gewonnen :

1) D i p t e r o c a r p u s t u r b i n a t u s Gartner (Synonym: D. laevis Hamilton, D. indicus Beddome).

F. A. Fliickiger, Notiz iiber sogenanntes HolzS1. 421

2) D. incanus Roxburgh. 4) D. zeylanicus Thwaites. 6 ) D. trinervis Blume. 8) D. littoralis B1.

3) 1). alatus Roxb. 5) D. hispidus Thw. 7) D. gracilis Blume. 9) D. retusus B1.

Alle diese Arten sind in Indien und dim Srchipelagus, No. 8 sogar his nach den Philippinen verbreitet und ihre Harzsafte dienen sehr allgemein als Firniss, daher der Name Holzol. Es lasst sich von vornherein kaum annehmen, dass alle diese Baume eben so wenig, als die verschiedenen Abie- tineen- Arten, einen chemisch und physicalisch in allen Fallen identischen Harzsaft geben, doch hatte ich bisher nur in so ferne Gelegenheit, beziigliche Andeutungen zu treffen, als ich ;us unzweifelhaft echtem Dipterocarpua - Balsam selbst destil- lirtes Oel rechts drehend gefunden habe, wahrend W e r n e r , welcher zuerst Gurjunbalsain chemisch untersucht hat (1862), das Oel links drehend nennt. Es ist nun wohl moglich, dass auch in Bezug auf die von mir ermittelte Farbenreaction Unterschiede vorkommen, doch habe ich sie an verschiedenen von mir im Laufe der Zeit verglichenen Proben von Wood - oil bestiitigt gefundcn. Man mag nun iiber derartige Farben- reactionen denken wie man will, so gewahrt diese hier in Frage stehende doch wohl unlaugbar practischen Nutzen, bis sie durch bessere Kennzeichen ersetzt wird.

Ein anderer Grund, welcher am Ausbleiben der gedach- ten Reaction Schuld seiu kann, ist in der Moglichkeit zu suchen, dass noch andere Fliissigkeiten als Dipterocarpus - Harzsaft zu gleichen Zwecken dienen. So wird in Siidindien der Balsam von H a r d w i c k i a p i n n a t a Roxb., aus der Familie der Leguminosen , in denselben Fallen medicinisch angewendet wie der Copaivabalsam; doch ist mir nicht be- kannt, dass er dort Wood-oil genannt werde. Der Hard- wickia-Balsam, den ich in einer authentischen Probe vor niir habe, ist nicht fluorexcirend wie derjenige von Dipterocarpus und firbt sich in Schwefelkohlenstoff - Losung mit dem oben angegebenen Sauregemische nur gelb. *)

*) Pharmacographia 206.

422 F. A. Fliickiger, Notk iiber ~ 0 g e n i ~ t e 6 Holzol.

Es giebt aber auch ein fettes Oel, das in Ostasien in ganz ungeheurer Menge technische Cerwendung zum Anstreichen und Kalfatern, als Firniss, auch als drastisches Heilmittel findet und sehr allgemein Wood-oil heisst. Dieses Oel wird aus den Saamen A 1 e u r i t e s c o r d a t a , Xiller Argoviensis *) (Synonyme : Dry- andra cordata Thunberg, Elaeococca Vernicia Sprgl, Elaeococca verrucosa Adr. Jussieu), eines Baumes aua der Familie der Euphorbiaceen , gewohen. Der Baum ist in China und Japan gemein von sehr characteristischem Aussehen und in China allgemein als T u n g - B a u m bekannt**); X l m p f e r traf ihn schon vor 200 Jahren in Japan unter dem Namen Abrasin. Wie riesig der Verbrauch dieses Oeles ist, geht daraus hervor, dass 1871 allein aus Hanlieu (Hankow), dem grossen Haupthandelsplatze Centralchinas, am untern Tang- tse-Kiang, uber 38 Jlillionen Pfund desselben ausgefuhrt worden sind, d. h. nicht in das Ausland, sondern nur nach den ostlichen Provinzen, Chinas. Die Oele der Saamen von Ricinus und Croton Tiglium weichen in ihrem chemischen Verhalten und in Hinsicht der physiologischen Wirkung auf das wesentlichste von der Uehrzahl der iibrigen genauer bekannten Oele ab; \vie weit solche Eigenthiimlichkeiten i n d e r F a m i 1 i e d e r E u p h o r b i a c e e n uberhaupt vorkommen, ist eine Frage, welche noch der Beantwortung harrt. Jedenfalls aber liegt in diesem ,, Holzole" des Tungbaumes ebenfalls ein husserst merkwiirdiges Fet t vor, wie die von C lo i i z ausgefiihrten Versuche ***) zeigen. Dieser Chemiker erhielt aus den Saamen- kernen der Aleurites cordata vermittelst Schwefelkohlenstoff 41 pC. des fetten unterhalb + 32O krystallinisch erstarrenden Oeles. Zieht man dagegen die Saamen mit Aether aus, so erhllt man ein selbst bei - IS0 nicht fest werdendes Oel; wunderbarer Weise aber verwandelt sich dasselbe , mag es durch Pressung oder vermittelst eines der genannten Losungs-

*) Prodr. XV. 2. pag. 724.

**) F. von R i c h t h o f e n , in Petermana's Geog. Mittheilungen

***) Comptes rendus 1875 , Septembre. 1873. 296.

Nr. 11. p. 469 - 472. I

E. Romminger, Alter privilegirter Apotheken in Deutschland. 423

mittel dargestellt sein, an der Luft auf 200° erhitzt, plotzlich in eine feste durchsichtige Gallerte, die sich nunmehr wic das Linoxyn aus Leinol weder in Aether, noch in Schwefel- kohlenstoff auflost. Diese Umwandlung geht auch bei Luft- abschluss durch den alleinigen Einfluss des Lichtes in weni- gen Tagen vor sich; es ist daher begreiflich, dass sich das Tungol im hochsten Grade zu Firnissen eignet. Dasselbe trocknet noch weit rascher als das Leinol; die darin haupt- sachlioh vorhandene Saure wurde in Xrystallen erhalten, welche bei 44O schmelzen, aber sehr rasch verharzen, also jedenfalls nicht Leinolsiiure sind.

In mancher Hinsicht erinnert dieses chinesische Holzol auch an das sonderbare Axin oder Age der Mexicaner, wel- ches 1860 von H o p p e - S e y l e r untersucht worden ist. *)

Alle diese Oele scheinen darin iibereinzustimmen, dass sie jenen eigenthiimlichen Xorper liefern, den Mu 1 d e r als Lino x y n bezeichnet hat.

Kurze Bemerkiing iiiber dns Alter privilegirter Apo- theken in Deutschland.

Von E. R o m N i n g e r in Konigsberg i/Pr.

Schon ofter hat es sich ergeben, dass unsere Kultur nicht so ganz xeu ist, als vielc zu glauben geneigt sind, weil Ur- kunden entweder nichts davon ergeben, oder weil die Urkun- den eben verloren gegangen sind. Eine Menge noch jetzt bestehender Einrichtungen sind keineswegs neu, sondern gehen bis in ferne Zeiten zuriick. So hat man namentlich gemeint, die Apotheken seien emt seit dem Ende des 15. Jahrhunderts vorhanden, und wenn auch vorher hier und da einmal ein Apotheker erwahnt wird, 80 seien dies doch nur sogenannte Materialwaarenhandler gewesen. Ein Urtheil dieser Art ist

*) Gmelin, Organ. Chemie VII, 1471; auch das Nin-Fett BUS Yuoa- tan, beschrieben von D o n d 6 , Ph. Journ. 1V (1874 Apr. 18) 836 mochte hierher gehoren.