1
In der kanadischen Provinz Nova Scotia kommen naturbe- geisterte Urlauber auf ihre Kos- ten. Ob auf dem Skyline-Trail oder im Kajak. Zu sehen gibt es Elche, Bären und Wale. SEBASTIAN SCHMID Hummer, Blaubeeren und Weihnachtsbäume – was haben diese drei Begriffe miteinan- der zu tun? Sie könnten aus der Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“ stammen. Doch ein Gourmet mit Vorliebe für die köstli- chen Krustentiere und Blaubeer- Muffins sowie Freunde von Festen würden da heftig widersprechen. Hummer, Blaubeeren und Weihnachtsbäume sind auch die Hauptexportartikel von Nova Scotia, der zweitkleinsten Pro- vinz Kanadas. Freilich werden ledig- lich Nadelbäume ausgeliefert. Dass Nova Scotia Bäume exportiert, ver- wundert nicht. Wer in der Provinz an der Atlantikküste unterwegs ist, sieht im Sommer die meiste Zeit grün – außer er blickt aufs Meer hinaus oder steht mitten in Halifax, der Provinzhaupt- stadt. Der Hummer (englisch: Lobster) ist allgegenwärtig. Sogar eine Fast- food-Kette hat den McLobster auf dem Speiseplan. Davon ist allerdings abzuraten; kein Ver- gleich zu einem Hummer, der traditionell mit zerlassener Butter serviert wird. Er darf auch im Res- taurant mit den Händen gegessen werden. Normalerweise sind Teile der Hummerschale bereits ent- fernt, wenn das Krustentier ser- viert wird. Falls nicht, ist es auch nicht schlimm. Mit der Hummerzange die Schale knacken und mit der Hum- mergabel das Fleisch herauspicken. In den Scheren und unter dem Rü- ckenpanzer befindet sich das beste Fleisch. Aber auch aus den Beinen lässt sich etwas Fleisch zuzeln – wer stilecht Weißwürste essen kann, kommt auch mit dem Hummer zu- recht. Generell gilt: einfach probie- ren. Es wäre in Nova Scotia ein grö- ßeres Vergehen, keinen Hummer zu versuchen, als ihn nicht könnerhaft zu zerlegen. Nicht nur kulinarisch, auch land- schaftlich hat die Provinz viel zu bie- ten. Ein Höhepunkt ist die zu Nova Scotia gehörende Kap-Breton-Insel. Das zehn Quadratkilometer große Eiland ist über eine Dammstraße mit dem Festland verbunden.Der Cabot-Trail, ein Highway im Nor- den Cape Bretons, der zwischen den Städten Cheticamp und Ingo- nish verläuft, zählt zu den schöns- ten Panoramastraßen Nordameri- kas. Der graue Asphalt schlängelt sich entlang der Küste bergauf und bergab, links und rechts das Grün der Wälder, und gleich daneben der dunkelblaue Atlantik. Am Cabot-Trail liegt der Skyline- Trail, an dem unbedingt ein Stopp eingelegt werden sollte. Der sieben Kilometer lange Rundweg kann ge- mütlich in zwei bis drei Stunden ge- wandert werden. Je nachdem, wie viel Zeit an den hölzernen Plattfor- men, ungefähr in der Mitte des We- ges, verbracht wird. Sitzbänke mit Blick auf den Sankt-Lorenz-Golf und den Cabot-Trail laden zum Ver- weilen ein. Dass von dort aus Wale beobachtet werden können, die sich vor der Küste tummeln, lässt ei- nen die Zeit fast vergessen. Wer nä- her an die Giganten der Meere he- ran will, sollte an einer der Walbeob- achtungstouren teilnehmen. Das Schild am Beginn des Wan- derpfades dürfte sich an die klage- wütigen Amerikaner richten es wird vor allem, was bei viel Pech pas- sieren kann, sogar vor plötzlichen Wetterwechseln. Daneben sorgt es für einen Hauch von Abenteuer, wenn vor Bären, Kojoten und El- chen gewarnt wird. So stellt sich der Tourist die raue Wildnis vor. „Mit dem nötigen Respekt sollte im Nor- malfall nichts passieren“, sagt John Francis. Als Ranger muss er es wis- sen. Was im Ernstfall zu tun ist, steht auf einem weiteren Schild: „Sollte sich Ihnen ein Kojote nä- hern, drehen Sie ihm nicht den Rü- cken zu und rennen Sie nicht weg.“ Wenn gar nichts hilft: „Fight back“– Schlagen Sie zu zurück! Am besten mit einem soliden Wanderstock, den Sie bei sich haben sollten – Ran- ger Francis hat keinen. Dafür kann er mit komischen Lauten, die in keiner Weise an Ge- zwitscher erinnern, Vögel anlo- cken. Interessiert kommen die klei- nen Piepmätze näher. Mit der Auf- forderung, ein paar Elche anzulo- cken ist der kanadische Dr. Dolittle dann doch überfordert. Die nord- amerikanischen Hirsche sind wohl nicht so leicht reinzulegen wie ihre gefiederten Freunde. Reisende sollten sich in Nova Sco- tia auf jeden Fall aufs Wasser wagen – am besten in einem Kajak. Ge- führte Touren gibt es allerorten, bei- spielsweise in der St. Anns-Bucht. Seit 17 Jahren veranstaltet Angelo Spinazzola seine North-River- Kayak-Touren. Der 42-jährige Le- benskünstler hat viel zu erzählen. Voller Stolz zeigt er vom Meer aus auf sein Baumhaus, in dem er am Rande der Bucht lebt. Wenn es ihm in Kanada zu kalt wird, schlägt er sein Winterquartier in Südamerika auf. Ob er sein Geld dort mit Kanu- touren verdient? „Nein, da schlage ich mich als Musiker durch.“ Auch von der Liscombe Lodge, 170 km östlich von Halifax, haben Paddler die Gelegenheit, Natur haut- nah zu erleben. Kajaks und Kanus stehen kostenlos zur Verfügung. Auf dem Liscomb River, der wegen sei- nes hohen Eisengehalts fast schwarz ist, gleiten die Boote leicht dahin. Wer den Blick nach oben wagt, sieht Weißkopfadler am Him- mel kreisen oder in ihren Horsten ruhen. Zahlreiche Seitenarme we- cken die Forscherneugier, zu sehen gibt es unter anderem ein paar klei- nere Wasserfälle. Wenn die untrainierte Armmus- kulatur dann anfängt zu brennen, ist es Zeit, zur Lodge zurückzukeh- ren. Nach der sportlichen Betäti- gung hat man sich einen Hummer im resorteigenen Restaurant ver- dient. Für alle, die sich wirklich nicht rantrauen: Auf der Speise- karte findet sich auch ein „Lobster- Sandwich“. „Grüner Süden“ lautet der Titel des neuen Kataloges, in dem Baden-Württemberg „grüne“ Urlaubsangebote bündelt. Er wurde auf der CMT präsentiert. HUBERT KALTENBACH Rund 100 Seiten dick ist der neue Katalog „Grüner Süden“, den der für Tourismus zuständige Minister für Ländlichen Raum und Verbrau- cherschutz, Alexander Bonde auf der Touristikmesse CMT vorgestellt hat. In ihm werden touristische An- gebote aus dem Bereichen Naturer- lebnis, umweltfreundliche Mobili- tät, klimaverträgliche Unterkünfte sowie nachhaltige regionale Pro- dukte und Küche zusammenge- führt. Die Palette der Angebote ist bunt: Ob botanischer Garten in Heidel- berg, Biosphärengebiet Schwäbi- sche Alb oder Naturpark Obere Do- nau, der Katalog stellt die „grünen“ Regionen im Land vor, verweist auf naturkundliche Museen und Veran- staltungen. Viele Vorschläge betref- fen die sanfte Mobilität, sei es Wan- dern, Radfahren oder Touren mit Kanu oder E-Bike. Aber auch die So- larfähre Helio auf dem Bodensee wird vorgestellt. Die Biosphärengastgeber und Na- turparkwirte locken mit buchbaren mehrtägigen Pauschalangeboten. Ebenso werden im Kapitel „Regio- nal genießen“ beispielsweise „E-Bike-Tage in Bad Bellingen“ oder „Natur-Genuss-Tage im Main- hardter Wald“ serviert. Aufgeführt im Katalog sind außerdem sämtli- che mit dem EU-Umweltsiegel EMAS zertifizierten Übernachtungs- betriebe Baden-Württembergs. Das Interesse am „Grünen Sü- den“ sei nicht nur bei Urlaubern, sondern auch bei den Touristikern im Land groß, zeigte sich Andreas Braun überzeugt, Geschäftsführer der Tourismusmarketinggesell- schaft, bei der Präsentation. Er gehe davon aus, dass im Laufe des Jahres weitere Regionen und touristische Akteure sich der Initiative „Grüner Süden“ anschließen werden. Part- ner-Musterregionen und -organis- tionen des „Grünen Südens“ sind bislang das Biosphärengebiet Schwäbische Alb, der Hochschwarz- wald sowie die baden-württember- gischen Naturparke. Tourismusminister Bonde hob hervor, dass nachhaltiges Wirtschaf- ten sich nicht nur positiv auf die Na- tur auswirke, sondern auch „enorme wirtschaftliche Vorteile“ mit sich bringe. Es gehe darum, Ar- beitsplätze und Wertschöpfung im Land zu halten. „Nachhaltigikeit ver- stehen wir deshalb auch im Touris- mus als Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft“. Info Der Katalog „Grüner Süden“ ist kostenlos zu beziehen: 0711/238 580 prospektservice@tourismus-bw Den „Grünen Süden“ hautnah erleben können Urlauber mit ausgebildeten Füh- rern sowohl im Schwarzwald als auch auf der Schwäbischen Alb. Foto: tmbw Das Warnschild am Skyline-Trail. Wer sich trotzdem traut, wird mit einer sagenhaften Aussicht belohnt. Ein Kajak-Ausflug sollte ebenso zu Nova Scotia gehören wie ein Hummeressen. Fotos: Nova Scotia Tourism (2), Sebastian Schmid (2) Als die Titanic gesunken war, wurden die Überlebenden nach New York gebracht – und die To- ten nach Nova Scotia. Viele da- von sind in Halifax begraben. Es war die Liebesgeschichte zwi- schen Jack Dawson (Leonardo DiCa- prio) und seiner angebeteten Rose, die „Titanic“ zu einem der erfolg- reichsten Filme der Kinogeschichte machte. Auch wenn Regisseur James Cameron die romantische Ge- schichte auf dem Ozeanriesen er- funden hat, gibt es eine enge Verbin- dung zwischen Film, Titanic und Nova Scotias Provinzhauptstadt Ha- lifax. Es war der 14. April 1912, als das als unsinkbar geltende Schiff einen Eisberg rammte. Von den 2200 Men- schen an Bord überlebten nur 705, die nach New York gebracht wur- den. Die 328 geborgenen Leichen kamen ins 1130 Kilometer entfernte Halifax, wo viele von ihnen begra- ben wurden. Allein 121 Gräber gibt es auf dem Fairview Lawn-Friedhof, eine von drei Ruhestätten der Tita- nic-Opfer in Halifax. Mancher Leich- nam wurde auch in seine Heimat- stadt überführt, wo er von den Ange- hörigen beigesetzt werden konnte. Auf einem der schlichten schwar- zen Granit-Grabsteine auf dem Fair- view Lawn-Friedhof steht „J. Daw- son“. Als der Film Titanic 1997 in die Kinos kam, pilgerten die Cineas- ten an das Grab und legten Blumen nieder. Sie dachten, es sei die letzte Ruhestätte des heldenhaften Jack. Dabei liegt hier ein John Dawson be- graben. Doch ganz aus der Luft ge- griffen ist der Zusammenhang zum Film nicht. Es heißt, dass James Ca- meron vor Drehbeginn auf dem Friedhof war und sich Dawson als Namen für seinen Held aussuchte. Die Gründe dafür sind nicht sehr he- roisch. John Dawson hatte keine Fa- milie, also musste Cameron nicht befürchten, von dessen Angehöri- gen verklagt zu werden. Im April jährt sich die Katastro- phe nun zum hundertsten Mal. Dann wird das Maritime Museum of the Atlantic in Halifax seine dau- erhafte Ausstellung mit Fundstü- cken der Titanic noch einmal erwei- tern sowie zahlreiche Sonderveran- staltungen anbieten. Das Schiffsun- glück hat überall in Halifax seine Spuren hinterlassen. seb Grabstein von J. Dawson, Namenspate für den Kinohelden Leonardo DiCaprio im Film „Titanic“. Foto: Schmid Anreise: Condor bietet bis zu drei Mal wöchentlich nonstop- Flüge in die Provinzhauptstadt Nova Scotias, Halifax, ab Frank- furt an. Die Flugzeit beträgt 6 bis 7 Stunden. Reisesaison: Von Mai bis Ok- tober ist die Hauptreisezeit. Be- sonders beliebt ist der „Indian Summer“ Ende September/An- fang Oktober, wenn die Laubfär- bung anfängt. Hierzulande ist der „Indian Summer“ als Alt- weibersommer bekannt. Die Einreise ist visumfrei bis zu drei Monate zu touristischen Zwecken möglich. Ein gültiger Reisepass ist erforderlich. Klima: Maritimes Klima, Durch- schnittstemperaturen im Som- mer zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Info Nova Scotia Tourism, Schwarzbachstr. 32, 40822 Mettmann. 02104/797454 www.novascotia.com Die beste Reisezeit ist von Mai bis Oktober Wale tümmeln sich vor der Küste Albguides für die Zollernalb Mehr über Land, Leute und Land- schaft erfahren – und das kenntnis- reich dargeboten. Die Albguides sind auch wieder 2012 auf der Zollernalb unterwegs und haben ein großes Pa- ket an Touren in ihren Rucksack ge- packt. 16 Mal geht es während den Wintermonaten mit Schneeschuhen über die Alb. Und zwar genau da, wo im Winter schöne An- und Aussichten zu bewundern sind: Am Salmendin- ger Kornbühl, auf der Hochfläche des Lochenhörnle oder übers Degerfeld. Im neuen Flyer werden auch zahlrei- che Touren zu Fuß und mit dem Rad vorgestellt. Darunter sind auch kleine Expeditionen mit Hammer und Mei- ßel: Auf der Geo-Tour gehen die Wan- derer auf die Suche nach Fossilien. Im Internet können die Termine und Tou- ren mit den Landschaftsführern he- runtergeladen werden. Den Flyer ist außerdem kostenlos zu beziehen. Info Zollernalb-Touristinfo, 07433/921139 www.zollernalb.com McLobster und Kanadas Dr. Dolittle Nova Scotia lockt mit leckerem Hummer und einem Hauch von Wildnis und Abenteuer Urlaub im Einklang mit der Natur Die Tourismusmarketing-Gesellschaft Baden-Württemberg stellt auf der CMT die Broschüre „Grüner Süden“ vor NAHZIELE Titanic-Opfer auf dem Friedhof von Halifax Halifax Halifax Halifax Cape Sable Cape Sable Atlantik Atlantik Pictou Pictou Pictou NOVA SCOTIA NOVA SCOTIA NOVA SCOTIA Louisbourg Louisbourg Louisbourg KANADA KANADA KANADA Cape Breton Highlands Nationalpark Cape Breton Highlands Nationalpark 100 km SWP GRAFIK REISE UND FREIZEIT 49 Samstag, 21. Januar 2012

Nova Scotia - McLobster und Kanadas Dr. Dolittle

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Nova Scotia - McLobster und Kanadas Dr. Dolittle

Citation preview

Page 1: Nova Scotia - McLobster und Kanadas Dr. Dolittle

In der kanadischen ProvinzNova Scotia kommen naturbe-geisterte Urlauber auf ihre Kos-ten. Ob auf dem Skyline-Trailoder im Kajak. Zu sehen gibt esElche, Bären und Wale.

SEBASTIAN SCHMID

Hummer, Blaubeeren undWeihnachtsbäume – was habendiese drei Begriffe miteinan-der zu tun? Sie könnten ausder Kategorie „Dinge, die die Weltnicht braucht“ stammen. Doch einGourmet mit Vorliebe für die köstli-chen Krustentiere und Blaubeer-Muffins sowie Freunde von Festenwürden da heftig widersprechen.Hummer, Blaubeeren undWeihnachtsbäume sind auchdie Hauptexportartikel vonNova Scotia, der zweitkleinsten Pro-vinz Kanadas. Freilich werden ledig-lich Nadelbäume ausgeliefert. DassNova Scotia Bäume exportiert, ver-wundert nicht. Wer in der Provinzan der Atlantikküste unterwegsist, sieht im Sommer diemeiste Zeit grün – außer erblickt aufs Meer hinaus oder stehtmitten in Halifax, der Provinzhaupt-stadt.

Der Hummer (englisch: Lobster)ist allgegenwärtig. Sogar eine Fast-food-Kette hat den McLobsterauf dem Speiseplan. Davon istallerdings abzuraten; kein Ver-gleich zu einem Hummer, dertraditionell mit zerlassener Butterserviert wird. Er darf auch im Res-taurant mit den Händen gegessenwerden. Normalerweise sind Teileder Hummerschale bereits ent-fernt, wenn das Krustentier ser-viert wird. Falls nicht, ist esauch nicht schlimm.

Mit der Hummerzange dieSchale knacken und mit der Hum-mergabel das Fleisch herauspicken.In den Scheren und unter dem Rü-ckenpanzer befindet sich das besteFleisch. Aber auch aus den Beinenlässt sich etwas Fleisch zuzeln – werstilecht Weißwürste essen kann,kommt auch mit dem Hummer zu-recht. Generell gilt: einfach probie-ren. Es wäre in Nova Scotia ein grö-ßeres Vergehen, keinen Hummer zuversuchen, als ihn nicht könnerhaftzu zerlegen.

Nicht nur kulinarisch, auch land-schaftlich hat die Provinz viel zu bie-ten. Ein Höhepunkt ist die zu NovaScotia gehörende Kap-Breton-Insel.Das zehn Quadratkilometer großeEiland ist über eine Dammstraßemit dem Festland verbunden.DerCabot-Trail, ein Highway im Nor-den Cape Bretons, der zwischenden Städten Cheticamp und Ingo-nish verläuft, zählt zu den schöns-ten Panoramastraßen Nordameri-kas. Der graue Asphalt schlängeltsich entlang der Küste bergauf undbergab, links und rechts das Gründer Wälder, und gleich daneben derdunkelblaue Atlantik.

Am Cabot-Trail liegt der Skyline-Trail, an dem unbedingt ein Stoppeingelegt werden sollte. Der siebenKilometer lange Rundweg kann ge-mütlich in zwei bis drei Stunden ge-wandert werden. Je nachdem, wieviel Zeit an den hölzernen Plattfor-men, ungefähr in der Mitte des We-ges, verbracht wird. Sitzbänke mitBlick auf den Sankt-Lorenz-Golfund den Cabot-Trail laden zum Ver-

weilen ein. Dass von dort aus Walebeobachtet werden können, diesich vor der Küste tummeln, lässt ei-nen die Zeit fast vergessen. Wer nä-her an die Giganten der Meere he-ran will, sollte an einer der Walbeob-achtungstouren teilnehmen.

Das Schild am Beginn des Wan-derpfades dürfte sich an die klage-wütigen Amerikaner richten – eswird vor allem, was bei viel Pech pas-sieren kann, sogar vor plötzlichenWetterwechseln. Daneben sorgt esfür einen Hauch von Abenteuer,wenn vor Bären, Kojoten und El-chen gewarnt wird. So stellt sich derTourist die raue Wildnis vor. „Mitdem nötigen Respekt sollte im Nor-malfall nichts passieren“, sagt JohnFrancis. Als Ranger muss er es wis-sen. Was im Ernstfall zu tun ist,steht auf einem weiteren Schild:„Sollte sich Ihnen ein Kojote nä-hern, drehen Sie ihm nicht den Rü-cken zu und rennen Sie nicht weg.“Wenn gar nichts hilft: „Fight back“–Schlagen Sie zu zurück! Am bestenmit einem soliden Wanderstock,den Sie bei sich haben sollten – Ran-ger Francis hat keinen.

Dafür kann er mit komischenLauten, die in keiner Weise an Ge-zwitscher erinnern, Vögel anlo-cken. Interessiert kommen die klei-nen Piepmätze näher. Mit der Auf-forderung, ein paar Elche anzulo-

cken ist der kanadische Dr. Dolittledann doch überfordert. Die nord-amerikanischen Hirsche sind wohlnicht so leicht reinzulegen wie ihregefiederten Freunde.

Reisende sollten sich in Nova Sco-tia auf jeden Fall aufs Wasser wagen– am besten in einem Kajak. Ge-führte Touren gibt es allerorten, bei-spielsweise in der St. Anns-Bucht.Seit 17 Jahren veranstaltet AngeloSpinazzola seine North-River-Kayak-Touren. Der 42-jährige Le-benskünstler hat viel zu erzählen.Voller Stolz zeigt er vom Meer ausauf sein Baumhaus, in dem er amRande der Bucht lebt. Wenn es ihmin Kanada zu kalt wird, schlägt ersein Winterquartier in Südamerikaauf. Ob er sein Geld dort mit Kanu-touren verdient? „Nein, da schlageich mich als Musiker durch.“

Auch von der Liscombe Lodge,170 km östlich von Halifax, habenPaddler die Gelegenheit, Natur haut-nah zu erleben. Kajaks und Kanusstehen kostenlos zur Verfügung. Aufdem Liscomb River, der wegen sei-nes hohen Eisengehalts fastschwarz ist, gleiten die Boote leichtdahin. Wer den Blick nach obenwagt, sieht Weißkopfadler am Him-mel kreisen oder in ihren Horstenruhen. Zahlreiche Seitenarme we-cken die Forscherneugier, zu sehengibt es unter anderem ein paar klei-nere Wasserfälle.

Wenn die untrainierte Armmus-kulatur dann anfängt zu brennen,ist es Zeit, zur Lodge zurückzukeh-ren. Nach der sportlichen Betäti-gung hat man sich einen Hummerim resorteigenen Restaurant ver-dient. Für alle, die sich wirklichnicht rantrauen: Auf der Speise-karte findet sich auch ein „Lobster-Sandwich“.

„Grüner Süden“ lautet der Titeldes neuen Kataloges, in demBaden-Württemberg „grüne“Urlaubsangebote bündelt. Erwurde auf der CMT präsentiert.

HUBERT KALTENBACH

Rund 100 Seiten dick ist der neueKatalog „Grüner Süden“, den derfür Tourismus zuständige Ministerfür Ländlichen Raum und Verbrau-cherschutz, Alexander Bonde aufder Touristikmesse CMT vorgestellthat. In ihm werden touristische An-gebote aus dem Bereichen Naturer-lebnis, umweltfreundliche Mobili-tät, klimaverträgliche Unterkünftesowie nachhaltige regionale Pro-dukte und Küche zusammenge-führt.

Die Palette der Angebote ist bunt:Ob botanischer Garten in Heidel-

berg, Biosphärengebiet Schwäbi-sche Alb oder Naturpark Obere Do-nau, der Katalog stellt die „grünen“Regionen im Land vor, verweist auf

naturkundliche Museen und Veran-staltungen. Viele Vorschläge betref-fen die sanfte Mobilität, sei es Wan-dern, Radfahren oder Touren mit

Kanu oder E-Bike. Aber auch die So-larfähre Helio auf dem Bodenseewird vorgestellt.

Die Biosphärengastgeber und Na-turparkwirte locken mit buchbarenmehrtägigen Pauschalangeboten.Ebenso werden im Kapitel „Regio-nal genießen“ beispielsweise„E-Bike-Tage in Bad Bellingen“oder „Natur-Genuss-Tage im Main-hardter Wald“ serviert. Aufgeführtim Katalog sind außerdem sämtli-che mit dem EU-UmweltsiegelEMAS zertifizierten Übernachtungs-betriebe Baden-Württembergs.

Das Interesse am „Grünen Sü-den“ sei nicht nur bei Urlaubern,sondern auch bei den Touristikernim Land groß, zeigte sich AndreasBraun überzeugt, Geschäftsführerder Tourismusmarketinggesell-schaft, bei der Präsentation. Er gehedavon aus, dass im Laufe des Jahresweitere Regionen und touristische

Akteure sich der Initiative „GrünerSüden“ anschließen werden. Part-ner-Musterregionen und -organis-tionen des „Grünen Südens“ sindbislang das BiosphärengebietSchwäbische Alb, der Hochschwarz-wald sowie die baden-württember-gischen Naturparke.

Tourismusminister Bonde hobhervor, dass nachhaltiges Wirtschaf-ten sich nicht nur positiv auf die Na-tur auswirke, sondern auch„enorme wirtschaftliche Vorteile“mit sich bringe. Es gehe darum, Ar-beitsplätze und Wertschöpfung imLand zu halten. „Nachhaltigikeit ver-stehen wir deshalb auch im Touris-mus als Dreiklang von Ökonomie,Ökologie und Gesellschaft“.

Info Der Katalog „Grüner Süden“ istkostenlos zu beziehen:� 0711/238580prospektservice@tourismus-bw

Den „Grünen Süden“ hautnah erleben können Urlauber mit ausgebildeten Füh-rern sowohl im Schwarzwald als auch auf der Schwäbischen Alb. Foto: tmbw

Das Warnschild am Skyline-Trail. Wer sich trotzdem traut, wird mit einer sagenhaften Aussicht belohnt. Ein Kajak-Ausflugsollte ebenso zu Nova Scotia gehören wie ein Hummeressen. Fotos: Nova Scotia Tourism (2), Sebastian Schmid (2)

Als die Titanic gesunken war,wurden die Überlebenden nachNew York gebracht – und die To-ten nach Nova Scotia. Viele da-von sind in Halifax begraben.

Es war die Liebesgeschichte zwi-schen Jack Dawson (Leonardo DiCa-prio) und seiner angebeteten Rose,die „Titanic“ zu einem der erfolg-reichsten Filme der Kinogeschichtemachte. Auch wenn RegisseurJames Cameron die romantische Ge-schichte auf dem Ozeanriesen er-funden hat, gibt es eine enge Verbin-dung zwischen Film, Titanic undNova Scotias Provinzhauptstadt Ha-lifax.

Es war der 14. April 1912, als dasals unsinkbar geltende Schiff einenEisberg rammte. Von den 2200 Men-schen an Bord überlebten nur 705,die nach New York gebracht wur-den. Die 328 geborgenen Leichenkamen ins 1130 Kilometer entfernteHalifax, wo viele von ihnen begra-ben wurden. Allein 121 Gräber gibtes auf dem Fairview Lawn-Friedhof,eine von drei Ruhestätten der Tita-nic-Opfer in Halifax. Mancher Leich-nam wurde auch in seine Heimat-stadt überführt, wo er von den Ange-hörigen beigesetzt werden konnte.

Auf einem der schlichten schwar-zen Granit-Grabsteine auf dem Fair-view Lawn-Friedhof steht „J. Daw-son“. Als der Film Titanic 1997 indie Kinos kam, pilgerten die Cineas-ten an das Grab und legten Blumennieder. Sie dachten, es sei die letzteRuhestätte des heldenhaften Jack.Dabei liegt hier ein John Dawson be-graben. Doch ganz aus der Luft ge-griffen ist der Zusammenhang zumFilm nicht. Es heißt, dass James Ca-meron vor Drehbeginn auf demFriedhof war und sich Dawson alsNamen für seinen Held aussuchte.Die Gründe dafür sind nicht sehr he-roisch. John Dawson hatte keine Fa-milie, also musste Cameron nichtbefürchten, von dessen Angehöri-gen verklagt zu werden.

Im April jährt sich die Katastro-phe nun zum hundertsten Mal.Dann wird das Maritime Museumof the Atlantic in Halifax seine dau-erhafte Ausstellung mit Fundstü-cken der Titanic noch einmal erwei-tern sowie zahlreiche Sonderveran-staltungen anbieten. Das Schiffsun-glück hat überall in Halifax seineSpuren hinterlassen. seb

Grabstein von J. Dawson, Namenspatefür den Kinohelden Leonardo DiCaprioim Film „Titanic“. Foto: Schmid

Anreise: Condor bietet bis zudrei Mal wöchentlich nonstop-Flüge in die ProvinzhauptstadtNova Scotias, Halifax, ab Frank-furt an. Die Flugzeit beträgt6 bis 7 Stunden.

Reisesaison: Von Mai bis Ok-tober ist die Hauptreisezeit. Be-sonders beliebt ist der „IndianSummer“ Ende September/An-fang Oktober, wenn die Laubfär-bung anfängt. Hierzulande istder „Indian Summer“ als Alt-weibersommer bekannt.

Die Einreise ist visumfrei biszu drei Monate zu touristischenZwecken möglich. Ein gültigerReisepass ist erforderlich.

Klima: Maritimes Klima, Durch-schnittstemperaturen im Som-mer zwischen 20 und 25 GradCelsius.

Info Nova Scotia Tourism,Schwarzbachstr. 32, 40822Mettmann.� 02104/797454www.novascotia.com

Die beste Reisezeit ist von Mai bis Oktober

Wale tümmelnsich vor derKüste

Albguides für die Zollernalb

Mehr über Land, Leute und Land-schaft erfahren – und das kenntnis-reich dargeboten. Die Albguides sindauch wieder 2012 auf der Zollernalbunterwegs und haben ein großes Pa-ket an Touren in ihren Rucksack ge-packt. 16 Mal geht es während denWintermonaten mit Schneeschuhenüber die Alb. Und zwar genau da, woim Winter schöne An- und Aussichtenzu bewundern sind: Am Salmendin-ger Kornbühl, auf der Hochfläche desLochenhörnle oder übers Degerfeld.Im neuen Flyer werden auch zahlrei-che Touren zu Fuß und mit dem Radvorgestellt. Darunter sind auch kleineExpeditionen mit Hammer und Mei-ßel: Auf der Geo-Tour gehen die Wan-derer auf die Suche nach Fossilien. ImInternet können die Termine und Tou-ren mit den Landschaftsführern he-runtergeladen werden. Den Flyer istaußerdem kostenlos zu beziehen.

Info Zollernalb-Touristinfo,� 07433/921139www.zollernalb.com

McLobster und Kanadas Dr. DolittleNova Scotia lockt mit leckerem Hummer und einem Hauch von Wildnis und Abenteuer

Urlaub im Einklang mit der NaturDie Tourismusmarketing-Gesellschaft Baden-Württemberg stellt auf der CMT die Broschüre „Grüner Süden“ vor

NAHZIELE

Titanic-Opferauf dem Friedhofvon Halifax

HalifaxHalifaxHalifax

Cape SableCape Sable

AtlantikAtlantik

PictouPictouPictouNOVA SCOTIANOVA SCOTIANOVA SCOTIA

LouisbourgLouisbourgLouisbourg

KANADAKANADAKANADA

Cape BretonHighlands Nationalpark

Cape BretonHighlands Nationalpark

100 km

SWP

GRA

FIK

R E I S E U N D F R E I Z E I T 49Samstag, 21. Januar 2012