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1581 Geschichtsblätter für Lüdenscheid Stadt und Land Herausgegeben vom Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V. Nr. 188 23. November 2011 Die Karte der Grafschaft Mark von 1791 Der Prediger Friedrich Christoph Müller als Theologe, Landvermesser und Astronom in der preußischen Provinz – der Grafschaft Mark Ernst Martin Greiling 1982 gab Walter Hostert mit dem Buch „Histo- rische Landkarten“ einen Nachdruck der Karte der Grafschaft Mark von 1791 als lose Beilage heraus und beschrieb sie auch. 1 Wenige Jah- re später – 1993 – erschien ihr Bild wieder: auf dem Umschlag des Ausstellungsbandes „Preußen im südlichen Westfalen“ von Eck- hard Trox. 2 Die Karte ist die erste trigonome- trisch vermessene Karte Preußens. Berechnet und gezeichnet hat sie „Friederich Christoph Müller, Prediger zu Schwelm und Mitglied der Kön. Preuß. Academie der Wißenschaften“, wie es auf der Vignette der Karte heißt. Lebenslauf Friedrich Christoph Müller kam am 8. Oktober 1751 in Allendorf an der Lumba in Hessen, nördlich von Gießen, zur Welt. Sein Vater Jo- hann Daniel Müller war dort Pfarrer. Auch sein Großvater war in Nordhessen Rektor und Pfar- rer. Der Vater wurde 1768 Professor für Theo- logie an der Universität Rinteln, das damals zu Hessen-Schaumburg gehörte. 3 Der begabte Sohn, der weitgehend von seinem Vater un- terrichtet worden war, begann auf dessen Wunsch als 17jähriger mit dem Studium der Theologie. Nach gut vier Jahren hatte er die erforderlichen Examina abgelegt. Nebenbei hörte er Mathematik, Astronomie, mathema- tische Geographie und Physik, bildete sich in den Sprachen Griechisch, Hebräisch, Englisch und Französisch aus, gab dann selber Sprach- unterricht. – Sein Urteil über diese Zeit in Rin- teln: „Die Universität bedeutet nicht viel. Die Collegiengebäude sind schlecht, aus einem al- ten Kloster entstanden. […] Die Universitäts- bibliothek enthält nichts als alte Schinken. Ich habe auf dieser Universität leider! viertehalb Jahre zugebracht.4 1772 wechselte Müller nach Göttingen. Er schrieb über diese Universität: „Was die Uni- versität betrifft, so hat sie vor allen deutschen Univer- sitäten unendliche Vorzüge. Keine einzige hat eine sol- che Menge von Lehrern und berühmten Leuten. Keine einzige hat eine solche große und fürtreffliche Bücher- sammlung. Auf keiner einzigen herrscht eine so gute Ordnung und ein so guter Ton, als auf dieser. […] Daher kommt es, dass Göttingen fast in allen Wissenschaften den Ton angibt.“ Über sein Studieren schrieb er: „Mein Studir-Art in Göttingen ist etwas sonderbar und von der gewöhnlichen sehr abweichend gewesen. Ich habe die Collegien nicht ordentlich besucht – nicht etwa aus Nachlässigkeit oder aus ande- ren Ursachen – sondern aus gutem Vorsatze. […] Im Colleg soll man eigentlich den in der Wissenschaft gebräuchlichen Ton und die Art und Weise sie zu studiren und zu bearbeiten lernen, nicht aber die Wissenschaft selbsten. Ich habe aus Erfahrung gefunden, dass man in einer Viertelstunde für sich weit mehr ler- nen kann als in der ganzen langen Stunde beim Professor.“ In Göttingen betrieb er unter der Leitung von Professor Kaestner 5 hauptsächlich mathema- tische und astronomische Studien, dazu die sogenannten Geniewissenschaften, nämlich Artilleriewesen und Befestigungslehre, fer- ner Geschichte, Naturgeschichte und Theo- logie. Außerdem erlernte der schon tüchtige Zeichner die Pastell-Malerei, das Radieren und Kupferstechen. Er wohnte in Göttingen bei einem jüngeren Bruder seines Vaters, Johann Michael Müller, der in Göttingen „Kgl. Großbritannischer u[nd] kurfürstl[ich] Braunschweig-Lüneburgischer Baukommis- sar“ und Professor war. Als solcher war er verantwortlich für die Sternwarte und hielt von 1753 - 1777 Vorlesungen zur Baukunst, zum Bauzeichnen, zu Vermessung, Geräten, Kriegsbaukunst und Mathematik. Das alles war für Müller von höchstem Interesse. Lehrer und Landmesser 1773 übernahm Müller eine Erzieherstelle in Soest. 6 Außerdem unterrichtete er später in Hamm einige Offiziere in den Kriegswissenschaften: Morgens wolle er „von 8 bis 9 Uhr Arithmetik, Geo- Abb. 1) Der Prediger Friedrich Christoph Müller (* 1751, † 1808), (Gemeinde- archiv Sassendorf). 1) Schwarz-weiß Nachdruck der Karte S. 80, Erläuterungen S. 133 - 135, dort leider einige Fehler bei den Jahreszahlen. 2) Band 1 der Forschungen zur Geschichte Preußens im südlichen Westfalen. 3) Rinteln war von 1621 bis 1809 Universitätsstadt. 4) Prümer, S. 8. 5) Abraham Gotthelf Kaestner, *1719, † 1800, „Mathematiker und Dichter“ (Allgemeine Deutsche Biographie, Band VII, S. 439 ff.). Müller nennt ihn „berühmt“ und zitiert ihn in seiner „Geschichte des Müllerschen Sextanten“, (S. 5 f.) als Ideengeber für diese Arbeit. 6) Warum kam Müller gerade nach Soest? Der jüngere Bruder seines Vaters, Christoph Müller, war Pfarrer in Soest (1754 - 1788) und vermutlich der Vermittler. Briefe oder andere schriftliche Hinweise sind nicht bekannt

Nr. 188 23. November 2011 Die Karte der Grafschaft Mark

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1581

Geschichtsblätter für Lüdenscheid Stadt und LandHerausgegeben vom Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V.

Nr. 188 23. November 2011

Die Karte der Grafschaft Mark von 1791Der Prediger Friedrich Christoph Müller als Theologe, Landvermesser

und Astronom in der preußischen Provinz – der Grafschaft MarkErnst Martin Greiling

1982 gab Walter Hostert mit dem Buch „Histo-rische Landkarten“ einen Nachdruck der Karte der Grafschaft Mark von 1791 als lose Beilage heraus und beschrieb sie auch.1 Wenige Jah-re später – 1993 – erschien ihr Bild wieder: auf dem Umschlag des Ausstellungsbandes „Preußen im südlichen Westfalen“ von Eck-hard Trox.2 Die Karte ist die erste trigonome-trisch vermessene Karte Preußens. Berechnet und gezeichnet hat sie „Friederich Christoph Müller, Prediger zu Schwelm und Mitglied der Kön. Preuß. Academie der Wißenschaften“, wie es auf der Vignette der Karte heißt.

Lebenslauf

Friedrich Christoph Müller kam am 8. Oktober 1751 in Allendorf an der Lumba in Hessen, nördlich von Gießen, zur Welt. Sein Vater Jo-hann Daniel Müller war dort Pfarrer. Auch sein Großvater war in Nordhessen Rektor und Pfar-rer. Der Vater wurde 1768 Professor für Theo-logie an der Universität Rinteln, das damals zu Hessen-Schaumburg gehörte.3 Der begabte Sohn, der weitgehend von seinem Vater un-terrichtet worden war, begann auf dessen Wunsch als 17jähriger mit dem Studium der Theologie. Nach gut vier Jahren hatte er die erforderlichen Examina abgelegt. Nebenbei hörte er Mathematik, Astronomie, mathema-tische Geographie und Physik, bildete sich in den Sprachen Griechisch, Hebräisch, Englisch und Französisch aus, gab dann selber Sprach-unterricht. – Sein Urteil über diese Zeit in Rin-teln: „Die Universität bedeutet nicht viel. Die Collegiengebäude sind schlecht, aus einem al-ten Kloster entstanden. […] Die Universitäts-bibliothek enthält nichts als alte Schinken. Ich habe auf dieser Universität leider! viertehalb Jahre zugebracht.“4

1772 wechselte Müller nach Göttingen. Er schrieb über diese Universität: „Was die Uni-versität betrifft, so hat sie vor allen deutschen Univer-sitäten unendliche Vorzüge. Keine einzige hat eine sol-

che Menge von Lehrern und berühmten Leuten. Keine einzige hat eine solche große und fürtreffliche Bücher-sammlung. Auf keiner einzigen herrscht eine so gute

Ordnung und ein so guter Ton, als auf dieser. […] Daher kommt es, dass Göttingen fast in allen Wissenschaften den Ton angibt.“ Über sein Studieren schrieb er: „Mein Studir-Art in Göttingen ist etwas sonderbar und von der gewöhnlichen sehr abweichend gewesen. Ich habe die Collegien nicht ordentlich besucht – nicht etwa aus Nachlässigkeit oder aus ande-ren Ursachen – sondern aus gutem Vorsatze. […] Im Colleg soll man eigentlich den in der Wissenschaft gebräuchlichen Ton und die Art und Weise sie zu studiren und zu bearbeiten lernen, nicht aber die Wissenschaft selbsten. Ich habe aus Erfahrung gefunden, dass man in einer Viertelstunde für sich weit mehr ler-nen kann als in der ganzen langen Stunde beim Professor.“

In Göttingen betrieb er unter der Leitung von Professor Kaestner5 hauptsächlich mathema-tische und astronomische Studien, dazu die sogenannten Geniewissenschaften, nämlich Artilleriewesen und Befestigungslehre, fer-ner Geschichte, Naturgeschichte und Theo-logie. Außerdem erlernte der schon tüchtige Zeichner die Pastell-Malerei, das Radieren und Kupferstechen. Er wohnte in Göttingen bei einem jüngeren Bruder seines Vaters, Johann Michael Müller, der in Göttingen „Kgl. Großbritannischer u[nd] kurfürstl[ich] Braunschweig-Lüneburgischer Baukommis-sar“ und Professor war. Als solcher war er verantwortlich für die Sternwarte und hielt von 1753 - 1777 Vorlesungen zur Baukunst, zum Bauzeichnen, zu Vermessung, Geräten, Kriegsbaukunst und Mathematik. Das alles war für Müller von höchstem Interesse.

Lehrer und Landmesser

1773 übernahm Müller eine Erzieherstelle in Soest.6 Außerdem unterrichtete er später in

Hamm einige Offiziere in den Kriegswissenschaften: Morgens wolle er „von 8 bis 9 Uhr Arithmetik, Geo-

Abb. 1) Der Prediger Friedrich Christoph Müller (* 1751, † 1808), (Gemeinde-archiv Sassendorf).

1) Schwarz-weiß Nachdruck der Karte S. 80, Erläuterungen S. 133 - 135, dort leider einige Fehler bei den Jahreszahlen. 2) Band 1 der Forschungen zur Geschichte Preußens im südlichen Westfalen. 3) Rinteln war von 1621 bis 1809 Universitätsstadt. 4) Prümer, S. 8. 5) Abraham Gotthelf Kaestner, *1719, † 1800, „Mathematiker und Dichter“ (Allgemeine Deutsche Biographie, Band VII, S. 439 ff.). Müller nennt ihn „berühmt“ und zitiert ihn in seiner „Geschichte des Müllerschen Sextanten“, (S. 5 f.) als Ideengeber für diese Arbeit. 6) Warum kam Müller gerade nach Soest? Der jüngere Bruder seines Vaters, Christoph Müller, war Pfarrer in Soest (1754 - 1788) und vermutlich der Vermittler. Briefe oder andere schriftliche Hinweise sind nicht bekannt

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metrie, Feldmeßkunst, Artillerie, die kleine und große Befestigungskunst, Angriff und Verteidigung in 200 Vorlesungen vortragen. Am Nachmittag von 2 bis 3 Uhr soll die praktische Ausbildung im Gelände erfol-gen, vor allem das schnelle Entwerfen des Planes ei-ner Gegend nach der Natur. Auch in Geographie, Ge-schichte und Physik können die Offiziere unterwiesen werden.“7 1775 veröffentlichte er sein erstes Büchlein: „Beschreibung einer neuen und vollkommenen Art, Plans aufzunehmen und zu verzeichnen.“ Die Schrift war mit zwölf von Müller selbst verfertigten Kupfersti-chen ausgestattet.

1774 begleitete er den Junker von Dolffs aus Soest, der sich die Festung Wesel anschauen wollte. Müller hielt in seinem Reisetagebuch neben den Rötelzeich-nungen einzelner Städte auch Eindrücke fest: z. B. von Schwelm, Elberfeld, Düsseldorf, Duisburg. Er berichte-te auch von den Gottesdiensten, die er besuchte. Eine anschließende zweite Reise führte ihn über Bielefeld, Minden, Halberstadt, Magdeburg nach Potsdam und Berlin. Hier bekam er durch Major von Dolffs eine Audienz bei dem preußischen Kriegsminister von der Schulenburg. Bei einem Besuch bei Konsistorialrat Bü-sching erkundigte sich Müller, ob man im Preußischen ohne Anfrage Terrains aufnehmen und die Karte veröf-

fentlichen dürfe. Büsching riet zur Vorsicht, der König sähe es nicht gerne und es gäbe nicht einmal für die Mark Brandenburg eine zuverlässige Karte; eigentlich sei das Sache der königlichen Akademie der Wissen-schaften. Der Kriegsminister trug ihm aber doch auf, ein Stück der Grafschaft Mark aufzunehmen, ihm die Karte als Probe zu übersenden und anzugeben, wie viel er für die Karte der ganzen Grafschaft verlange. Müllers Reise führte dann nach Dresden, wo er drei Tage die Gemäldegalerie besichtigte: „Zum dritten Mal in meinem Maler-Himmel!“ notierte er darüber.

Da das Regiment inzwischen versetzt worden war, konnte Müller den Unterricht in Hamm nicht weiter-führen. „In dieser Ungewißheit meldete ich mich in Berlin um den Auftrag zur Anfertigung einer Charte von der Grafschaft Mark“. Der ihm von seiner Reise bekannte Kriegsminister von der Schulenburg erteilte dem „Ingenieur Müller“ auch den Auftrag. Es „wird sämmtlichen Land- und Steuer-Räthen, Kreis-Einneh-mern und. Magistraten, hiermit aufgegeben, demsel-ben bey dieser vorzunehmenden und aufgetragenen Arbeit alle Willfärigkeit und billige assistence auf sein Gesinnen angedeyen zu lassen.“

Müller mietete ein Pferd, packte seine Instrumente in einen Mantelsack und trat die Reise am 13. August 1775 an. Sie ging über Lünen, Dortmund, Hörde, Bo-chum, Castrop, Wattenscheid, Hattingen, Blanken-stein, Witten, Volmarstein, Wetter, Hagen, Schwelm, Breckerfeld, Plettenberg, Neuenrade, Lüdenscheid, Altena, Iserlohn, Unna, Camen und Hamm. In drei Wochen hatte Müller alle Brouillards (Entwürfe) fer-tig. „Ich kam viel vergnügter wieder als ich ausgereist war.“ Bis Ende Oktober war die Karte fertig; sie wurde in Berlin „mit Beifall aufgenommen“, schrieb Müller in sein Reisetagebuch.

Nach genauer Prüfung der Karte in Berlin stellte sich heraus, dass Müller kleine Ortschaften, Kirchspie-le, Güter und Einzelhäuser, insgesamt 64 Objekte ausgelassen, auch in der Rechtschreibung Verstö-ße begangen hatte. Nach einer Erklärung von der Schulenburgs konnte er somit für weitere preußische amtliche Aufträge nicht empfohlen werden. Müllers Entschuldigung lautete, dass ihm der kleine Maßstab [≈ 1 : 93 000] die vollständige Wiedergabe nicht erlaubt hätte, auch wären ihm sogar von zuständigen Perso-nen, wie Lehrern und Predigern, falsche Ortsgrenzen angegeben worden. Die Schreibweise wäre wegen des Dialekts der befragten Landesbewohner oft schwer zu ermitteln gewesen. Müller versicherte, alle Orte aufge-nommen zu haben, die er in den gedruckten Salzdistri-butionsregistern vorfand. Auch hätte er die Karte vor ihrer Ablieferung nach Berlin vielen landeskundigen Personen, darunter dem Märkischen Kammerdirektor, zur Prüfung vorgelegt.8

Müller bekam keine Erlaubnis, seine Karte zu verviel-fältigen. Sie diente jedoch kurz darauf als Grundlage der ersten Zechenkarte der Grafschaft Mark.9

Nach dieser Arbeit konnte er in Hamm wieder unter-richten. Er verfasste weitere Schriften: „Anwendung

zum Gebrauch der Transparente zum Zeichnen nach der Natur“, „Project einer neuen Befestigungsmanier, nebst einigen anderen Vorschlägen zur Vervollkomm-nung der Kriegesbaukunst und Vertheidigung“ und „Gebrauch der Taschenuhren zu geometrischen Mes-sungen“.

Eine weitere Arbeit hatte er schon begonnen, in der er, den Gedankengängen des Züricher Pfarrers Johann Kaspar Lavater folgend, aus Kopfform und Gesicht den Charakter eines Menschen ableiten wollte. Der Titel dieses Werkes lautete: „Physiognomisches Cabinet für Freunde und Schüler der Menschenkenntnis.“ Er ver-fertigte zu dem Text 22 Kupferstiche.

Pfarrer

Müller hatte sich anscheinend bisher erfolglos um eine Pfarrstelle beworben und war schon im Begriff, der Theologie überhaupt zu entsagen und als Ingenieur nach Amerika zu gehen, als er den Besuch von zwei Bauern erhielt, die ihm die Pfarrstelle in Sassendorf bei Soest antrugen. Er wurde 1776 gewählt und hei-ratete noch im gleichen Jahr eine Pfarrerstochter aus Hagen.10 Er blieb dort fünfeinhalb Jahre. Es war eine Zeit, an die er gerne zurückdachte. Neben seiner seel-sorgerlichen Tätigkeit ließ er seine anderen Beschäfti-gungen nicht liegen; er unterrichtete weiter in Kriegs-kunst und bürgerlicher Baukunst. Er entdeckte in der dortigen Gegend ein Torfmoor und ließ es bearbeiten, wodurch er mit dem preußischen Minister, der für die Grafschaft Mark zuständig war, Freiherr von Heinitz, bekannt wurde.11

Auf dem Pfarrhaus hatte er eine Sternwarte errichtet und selbst verschiedene astronomische Instrumente konstruiert. Er zeichnete eine Karte von Sassendorf und listete die Eigentümer der Häuser und Grundstü-cke auf.

1782 wurde er in die zweite Pfarrstelle nach Unna berufen. Trotz der größeren Zahl der Amtsgeschäfte in Unna setzte er, wenn auch in kleinerem Umfange, seinen Unterricht in den mathematischen und kriegs-wissenschaftlichen Fächern fort. Hier gab er auch sein erstes – und einziges – theologisches Werk he-raus, das „Handbuch des Christenthums“, von dem der erste Teil, „Unterricht im Christenthum“, 1783 erschien. Müller hatte nach der Vorrede die Absicht, dieses Werk noch weiter auszubauen. Dazu kam es aber nicht. – Mit einem „Unpartheyischen Urtheil“ setzte Müller sich mit der Brüder Unität (Zinzendorf), die „ohnstreitig schon seit vielen Jahrhunderten den ausgebreitesten Nutzen gestiftet hat“, auf Grund einer Veranstaltung in Unna mit dem Missionar Ernst kritisch auseinander.12

1785 wurde er nach Schwelm in die zweite Pfarr-stelle berufen, in „die zweyte Pastorath“. Schwelm war eine große Gemeinde mit zwei Pfarrstellen. Die Stadt Schwelm hatte damals – nach einer Zählung von 179713 – 2 237 Einwohner, dazu kamen im Kirchspiel etwa 4 100 Gemeindeglieder.14 Die weiten Wege, etwa zu Amtshandlungen, die zum Teil zu Pferde zu-rückgelegt werden mussten, verschlangen viel Zeit.

Abb. 2) Müllers Beschreibung einer neuen und voll-kommenen Art, einen Plan aufzunehmen und zu ver-zeichnen, von 1775.

7) Böhmer, Leben, S. 11. 8) Hanke-Degner, S. 298. 9) Spata, Die Karten …. S. 67: Tabelle 1 weist drei Exemplare nach. Sie liegen in Berlin und Dortmund. 1: 1775 Charte von der GRAFFSCHAFFT MARCK (kolorierter Entwurf der 1. Ämter- karte). 2. 1775 Neue und vollstaendige Special Situations Charte von der Grafschafft MARCK (kolorierte Reinzeichnung der 1. Ämterkarte). 3. 1775 Neue und vollstaendige Special Situations ChartevonderGrafschaftMARCK(miteinerAuflistungaller)NahmenvondeneninderGrafschafftMARCKbefindlichenundmeistinBetriebstehendenSteinkohlenZechen,derendarneben gesetzteZahlen,zugleichdieLagederselbenaufderChartenachweisen(sog.Zechenkarte,kolorierteKopiederÄmterkarte).DieGrößedieserKartenist82cmx64cm.10) LouiseElisabethHelenaHausmann.IhrVaterJohannWilhelmHausmannwar1742–1772PfarrerinHagen.SieheBauks,DieevangelischenPfarrerinWestfalenvonderReformationszeitbis 1945,inBeiträgezurWestfälischenKirchengeschichte,Band4,Bielefeld1980,Nr.2382.11) Holthaus,Nekrolog 757. Kohl: Altena 1788Ausstellungskatalog: „Heinitz, der als einer der größten deutschen Staatswirte des 18. Jahrhunderts gilt und Schöpfer des neuzeitlichen auf Wissenschaft beruhenden Berg- und Hüttenwesens ist, war Lehrmeister des Reichsfreiherrn vom Stein.“12) ArchivderBrüderUnitätHerrnhut,Re19Bi№6a3.DashandschriftlicheDokumentträgtnichtdieHandschriftMüllers.InhaltlicheGründesprechenfürihnalsAutor,ebensoder„Entwurf einerAntwort“PastorDümpelmanns(Deilinghofen).ArchivderBrüderUnitätHerrnhut,Re19Bi№6a4.DieKopieverdankeichDr.F.Groth,Hemer.13) Das„TaschenbuchRomberg“dieGrafschaftMarkinderpreussischenStatistikdesJahres1804,bearbeitetvonWilfriedReininghausundJürgenKloosterhuis,in:Veröffentlichungderhistori- schenKommissionfürWestfalenXXIIA,Band14,Münster2001,S.34-37.14) ZusammengefasstnachMüllersChoragraphie.HagenhattezuderZeit1756,Lüdenscheid1429,Altena3284undIserlohn4167Einwohner.(SieheTaschenbuchRomberg,S.34f.).Chora- graphie von Schwelm, Anfang und Versuch einer Topographie der Grafschaft Mark, 1789. Reprint: Gevelsberg 1980 (Hg. Gerd Helbeck).

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Er sagte z. B. beim örtlichen Hogericht einen Termin mit der Begründung ab: „Ich habe morgens die Pashions-predigt, Mittags eine Kopulation auf dem Winterber-ge, gleich darauf eine Leichenpredigt, und hernach 3 Kindtaufen auf dem Kirchspiel. Es ist mir also eine wahre Unmöglichkeit, dem angesetzten Termin bey-zuwohnen, und ich muß also meine Erklärung hiermit schriftlich abgeben.“15 Die Taufen sind in der Regel Haustaufen, einige finden auch in der Kirche statt. Der Dienst der Amtshandlungen wechselte zwischen den beiden Predigern wochenweise. Im Jahr waren es etwa 300 Taufen.

Müller prägte 1789 angesichts dieser Erfahrungen das Wort: Pastorem Swelmensem non oportet studere, sed studuisse16 [ein Schwelmer Pfarrer muss nicht studie-ren, sondern er muss studiert haben]. Müller hat den-noch studiert: gelesen, korrespondiert, geschrieben, er war immer wieder unterwegs.

Nach 1775 arbeitete Müller ständig weiter an der Verbesserung seiner Karte, insbesondere seitdem er 1785 das zweite lutherische Predigeramt in Schwelm übernommen hatte. So gelang ihm anlässlich der Son-nenfinsternis vom 15. Juni 1787 erstmals in Westfalen eine für die damalige Zeit sehr genaue astronomische Ortsbestimmung, die er später zur Grundlage seines trigonometrischen Netzes machte.17

Besuch des Königs Friedrich Wilhelm II. in der Graf-schaft Mark

Müller scheint in Schwelm schnell Fuß gefasst zu ha-ben. Der Ruf eines tüchtigen, geistig hochstehenden Pfarrers und Gelehrten war ihm voraus gegangen. Denn als der König Friedrich Wilhelm II. und der Kron-prinz ihren Besuch der Grafschaft Mark ankündigten, wurde der Prediger Müller – und nicht der drei Jahre

vor Müller nach Schwelm beru-fene Pfarrer Stephan Spitzbarth – von den Schwelmer „Kaufleuten und Fabrikanten“ beauftragt, die Ehrengäste in Hagen als ihr Vertre-ter am 7. Juni 1788 zu begrüßen.18

König Friedrich Wilhelm II. kam mit großem Gefolge, zu dem auch Minister Heinitz und der von ihm berufene junge Freiherr vom Stein gehörten. Der preußische Fabri-kenkommissar Eversmann mit dem Sitz in Hagen hatte die Reise mit vorbereitet. Auch er kannte Müller persönlich, denn er hatte z. B. ein Jahr zuvor seinen Bruder Friedrich zum Studium der Mathematik zu Müller nach Schwelm geschickt. Er selbst soll auch bei Müller in Unna studiert haben.19

Müller schrieb im Vorwort seiner gedruckten Predigt vom 15. Juni 1788: „Die Bewohner der Graf-schaft Mark, wurden durch die Anwesenheit ihres geliebten Köni-ges, am 6. 7. 8. und 9. Junius, in die unaussprechlichste Freude ver-sezt […] Da nun die Hauptabsicht der Reise des Landesvaters war, das Land und die in demselben

blühende Industrie kennen / zu lernen, so wurde es für das zwekmäßigste gehalten, Ihm einen genauen und vollständigen Situationsplan unseres Fabrikendistrikts zu überreichen, woraus Er sich von unserer ganzen Gegend, eine anschauliche Vorstellung machen, und sehen könnte, dass wir unsere Lage so gut als möglich zu benutzen suchen, und dass uns die Natur auch nicht das kleinste Bächgen, vergeblich geschenket hätte. Ich nahm also den gedachten Distrikt auf, und zeichnete ihn im größten Landchartenformat. Alle unsere Ham-merwerke, Schleifmühlen, Bleichereyen u.s.w. waren auf dieser Charte vollständig angegeben. Gerne hätten wir sie durch einen Kupferstich vervielfältiget, wenn die Zeit nicht zu kurz gewesen wäre.“20

Müller wählte für die Industriekarte einen relativ gro-ßen Maßstab, etwa 1 : 35 000. Diese Karte, die Müller in Kupfer stechen ließ, ist die erste gedruckte Indust-riekarte Westfalens.21

Auf der Vorderseite des dem König überreichten Ex-emplars stand eine von Müller verfasste Huldigung. Darin hieß es:

„O möchten unsre Fluren dich22 umschließen! / O möchtest Du auch unsre Tüchtigkeit besehn! / Wie Stahl und Eisenhämmer schlagen, wie die Blei-cher gießen / Wie munter unsre Webestühle gehen. Gewiß auch unsrer würdest du dich freuen / Und ger-ne schenken was zu größerm Flor uns dient. / Und o! wie würden wir den Weg mit Blumen Dir bestreu-en, / Wenn uns hierzu die frohe Hofnung grünt. Wie würde unsre Gegend sich dann schmücken! / Wetteifernd mit dem nahen schönen Wupperthal. / Und kämest du einst wieder, o! so würdest du erbli-cken, / Geschäftige und frohe Menschen ohne Zahl.“

Im Exemplar für den Kronprinzen wurde Müller noch

deutlicher:

„Wir zweifeln nicht Du wirst uns lieben, / Wenn wir Dir sagen, dass wir diese Tugend üben; / Ob-gleich nicht alles noch, nach Wunsche uns gelingt – / Wir haben wenigstens, das Gute unsrer Lage, / Zu nutzen uns bemüht, und denken alle Tage / Noch auf Verbesserung und immer größern Flor. Kein Tropfen Wasser darf uns ungebraucht verfließen, / Treibt er den Hammer nicht, so muß er Garn begie-ßen, / Und jeder unter uns, hat etwas anders vor: / Der eine Bleicherey, der andre Stahl und Eisen, / Der dritte [ein Kaufmann] unternimmt in ferne Länder Reisen, / Der vierte läßet Band, der fünfte Zeuge weben, / Kurz: wir bemühen uns, viel Menschen Brod zu geben – Doch ist das alles noch, nur Anfang und Entstehen; / Nur gleichsam erst die Saat, die wir auf Hoffnung streun. / Giebt unser König nur uns dazu das Gedeyhn, / So wirst du Prinz! dereinst die volle Erndte sehen.“

„Die Schwelmische Bürgerschaft, trug mir auf, etwas auszuarbeiten, wodurch sie ihren Enthusiasmus für den besten der Könige an den Tag legen könnte.“ Er zeichnete darum „das schöne Schwelmer Thal“ und setzte ein Gedicht darunter.

„Da ich nun vor einiger Zeit [Anfang 1788] dem Könige eine astronomisch berichtigte Char-te der Grafschaft Mark übersandt,23 und von Ihm ein sehr huldreiches Schreiben erhalten hatte, so nahm ich mir vor, mich durch … [eine] Zeichnung [vom Wuppertal] dankbar Seiner ferneren Gna-de zu empfehlen.“ Unter diesem Prospekt stand:

Abb. 4) Müllers Handbuch des Christentums.

Abb. 3) Müllers Ausweis als Ingenieur (Stadtarchiv Dortmund).

15) AKS.1,2.5, Fol. 170.16) Choragraphie, S. 23.17) Spata,Hobeuken,S.54ff.18) Datum auf der „Situationskarte“. 19) FriedrichAugustAlexanderEversmann,LebensbeschreibungTeilI,eingeleitetvonWilhelmGüthling.InAltenaerBeiträge,ArbeitenzurGeschichteundHeimatkundederehemaligenGraf- schaft Mark, Band 2, Neue Folge, Altena 1966, S. 36.20) Predigt1788,Vorrede,S.3-5.DieKupferstichesindgedrucktinder„Choragraphie“1789erschienen.21) Spata, Situationskarte, S. 202.22) EswechseltimOriginaldieGroß-undKleinschreibungdespersönlichenFürworts.23) Hanke-Degener,S.299.DreiJahrehaterander„Neue[n]ChartevonderGrafschaftMarckgezeichnetvonFriederichChristophMüller,PredigerzuSchwelm,1788“gearbeitet.Übersicht über alle Karten Spata, Karten, S. 67.

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„Sieh hier das Wupperthal, den Sitz der Industrie. / Mit Eifersucht sehn wirs – doch wir verzweifeln nie, / Dass wenn wir in der Gunst des besten Königs ste-hen, / Auch unsre Nachbarn uns, mit Eifersucht einst sehen.“24

Bei der Unterredung in Hagen hat der König „dies al-les unbeschreiblich huldreich aufgenommen. Bey der Ueberreichung wagte ich es, Ihm einige Hinderniße des völligen Flores unserer Gegend zu nennen, und Ihn um deren Vernichtung zu flehen. Der holdseligste aller Könige, gab mir das herrliche Königliche Wort: Ich will gerne alles mögliche thun. Eine unnennbare Emp-findung, gemischt von Freude, Dank, Ehrfurcht und Liebe, durchschauderte mich. Ich werde, erwiderte ich Ihm, Euer Majestät so höchst gnädige Gesinnungen, am künftigen Sonntage, meiner Gemeinde bekannt machen, und sie ermahnen einen so lieben, guten, huldreichen, gnädigen König, recht innigst und zärt-lichst zu lieben, die tiefe Ehrfurcht und willigste Un-terthänigkeit gegen Ihn zu beweisen.“

In seiner Predigt betont Müller: „Nennt mir ein Land, worin die Unterthanen in einer so beglückten Verfas-sung leben, als wir? Sind wir im Grunde nicht freyer, als selbst die Bewohner der freyen Republiken? Bei uns ist keiner des andern Herr und keiner des andern Sclave. Keine obrigkeitliche Person darf ihr Ansehn und ihre Gewalt mißbrauchen. […] Wir erkennen keine andere Herrschaft, als GOtt und den König. Hundertmal habe ich daran gedacht, und GOtt für die beglückte Verfas-sung unseres Landes gedankt. […] Wir wissen nichts von gehässigen Taxen, nichts von Kopfsteuern, nichts von Frohndiensten und andern Bedrückungen, worun-ter so manche Länder seufzen. Unsere Abgaben, […] sind noch immer erträglich und auf das verhältnismä-ßigste vertheilt. Die Fabriken und großen Handlun-gen sind ganz frey. Die Abgaben vom Landbau sind mäßig und werden nicht erhöhet. Uebrigens bezahlt der, der viele und kostbare Sachen gebraucht und ver-zehrt, viel, und der sich mit wenigem begnügt, wenig zu Landesherrlichen Einkünften. So ruhet die Last der Abgaben, nicht blos auf der geringeren arbeitenden Volksclasse, sondern auch auf der vornehmeren und reichen. In wie vielen Ländern ist es so?“25

Auch in den andern Orten der Grafschaft Mark wur-den der König und sein Gefolge so begeistert emp-fangen. Ich erinnere nur an die Aussagen der beiden Pfarrer Möller-Elsey und Höcker-Altena.26

Mitglied der Akademie der Wissenschaften

Das Gespräch Müllers mit dem König hatte zwei Nach-wirkungen.

Zunächst: Der König ist mit seinem Gefolge nach We-sel weitergereist. Dort hat es Verhandlungen mit den Engländern und Holländern gegeben, die sich positiv auf die Betriebe in der Grafschaft Mark auswirken sollten. Mül-ler notierte: „Der Herr Carl Bertram & Compag zum Ge-velsberg und die Herren Ge-brüder Goebels zu Voerde; als Deputirte der Schwelmsch[en] Kaufmanschaft und Fabrican-ten, haben auf ihre“ [Bitt-

schrift] ein „Schreiben erhalten, dass zwischen Se[iner] Königl[ichen] Majest[ät] und Grosbrittanien & Holland unterm 12t Juny ein Alliance Tractat geschlossen und nach Art. 7 die Preußische Unterthanen als die am meisten begünstigte Nation consideriunt [betrachtet] werden sollen.“27

Nicht erfüllt wurde Müllers Bitte, in Hagen eine Bank zu errichten. Da wurde „den Kaufleuten und Fabrikan-ten des Süderlandes die Hoffnung gemacht, dass in der Mitte der Provinz, zu Hagen eine Banco etablirt wer-den sollte, die nach der Einrichtung der Banken in Min-den, Emden usw. von der Hauptbanco in Berlin abhän-gig sey. Da-durch blieben nun freylich die größten und vortei lhaftes-ten Unterneh-mungen auch in den Händen der Reichsten, weil es ande-ren ebenso thätigen, ein-s i c h t s v o l l e n und unterneh-menden, aber nicht so reichen K a u f l e u t e n an dem dazu g e w ö h n l i c h nöthigen vielen baaren Gelde mangelte. Ge-genwärtig ist indessen der Geldmangel so allgemein groß und anhaltend, dass fast ein je-der mit Grunde darüber klagt, und mehr oder weniger in sei-nen Unterneh-mungen genirt ist; die Herren Banquiers in El-berfeld können

bey dem besten Willen nicht allen helfen!“ So schrieb Müller 1803 im „Westfälischen Anzeiger“.28

Die zweite Nachwirkung betraf Müller selbst. Der Kö-nig hatte an Müller und seiner Arbeit Gefallen gefun-den, so dass er in seinem Dankschreiben ihm empfahl: „Ich bemerke übrigens recht gern dass ihr außer Eu-rem Amtsberuf Euch noch mit Nützlen Gegenständen in den Astronomisch und Mathematischen Fach be-schäftiget, und werdet ihr wohl thun, wenn ihr Eure Arbeit der Academie der Wissenschaft zuschicket, und mit derselben correspondiret.“29

Minister Hertzberg, Vorsitzender der Akademie, schrieb ein paar Tage später: „Seine Königliche Majestæt ha-ben mir ihre Zufriedenheit über eine […] Charte Von der Grafschaft Marck bezeuget, dass ich ihnen einige Aufmunterung bey der hiesigen Academie der Wis-senschaften Verschaffen möchte. Da solches Schwie-rigkeit findet indem die Academie bißhero niemals Auswärtigen hat etwas Zufließen laßen. So wünsche ich Von Ew. HochwolEhrwürden selbs zu Vernehmen worinnen ihre Verdienste und Absichten bestehen und dass sie mir von ihrer Arbeit etwas zuschickten damit ich daVon urtheilen könne.“30 Welche Arbeit Müller schickte, war nicht zu ermitteln. Auch Minister Heinitz schrieb persönlich an Müller und dankte.

Abb. 5) Müllers Beobachtung der Sonnenfinsternis im Jahr 1787.

Abb. 6) Besonders durch den Ausschnitt aus der „Charte Fabricken Distrikte“ zeigt Müller die Nutzung der Wasserkraft an der Ennepe und der Heilenbecke in der Bauerschaft Mühlinghausen, heute Ennepetal-Milspe.

24) Z.B.sprachauchderElseyerPfarrerJohannFriedrichMöllervom„blühenden“Wuppertal.In:DerPfarrervonElsey.DasInteressantesteausdemNachlaßJ.F.Möllers,2Bde.,Dortmund 1810.XXIIIDiewestfälischeMark,S.208-241.25) Predigt,S.26-27.26) SieheKohl,KatalogPreußen-Ausstellung1988inAltena,S.31.27) KurzfassungderbekanntenPredigtvonMüllervom15.6.1788mitverschiedenenAnhängenimArchivderEv.KGDO-BodelschwinghAZ3,1,S.37.28) Böhmer,NachträgeS.60f.Der„WestfälischeAnzeiger“wurdeseit1798vondemJuristenArnoldMallinckrodtgegründetundherausgegeben.ErsammelteindieserZeitschrift„westfälisches Bildungsbürgertum“,sowohlAutorenalsauchLeser.AlsAutorausunsermBereichistbesondersMöller-Elseyzunennen.DannauchausSchwelmMüllerundHolthaus,und–durchMüller geworben–Benzenberg(sieheauchRibhegge,PreußenimWesten,2008,S.22-25).29) Abschrift des Briefes vom 5. 7. 1788, siehe Anm. 27, S. 28 - 29.30) Ebd. 8. 7. 1788, S. 32 - 33.

1585

Müller erhielt am 21. August 178831 die Anerkennung der Berliner Akademie der Wissenschaften: sie wählte ihn zu ihrem auswärtigen Mitglied: „5. M. Müller, pas-teur [...] qui a publié de bons Ouvrages d’Astronomie et de Géographie“. Diese Mitgliedschaft war verbun-den mit einem jährlichen Geldbetrag von 200 Reichs-talern, etwa die Hälfte von dem, was ein Schwelmer Pastor damals im Jahr erhielt.

Die finanziellen Mittel gaben Müller nun einen gewis-sen Freiraum. So war es ihm möglich, seinen Neigun-gen neben seinem Beruf nachzugehen, weil nach ei-nem „allergnädigstes rescript vom 6ten August 1790“, das er „praesentirt habe, nach welchem es demselben erlaubt seyn soll, sich einen Candidaten ordiniren zu lassen, und sich desselben in seinem Amte zu bedie-nen“.32

Durch die Vermittlung des Königs und des Kurators er-hielt Müller noch im Herbst 1788 durch den Freiherrn vom Stein, dem damaligen Direktor des Bergamtes in Wetter an der Ruhr, den Auftrag, zur Aufnahme der märkischen Revierkarten eine Triangulation der gan-zen Grafschaft Mark für ein Honorar von 600 Talern auszuführen.

Zusammen mit seinem Schüler, dem jungen Karl Fritz Eversmann, später Wasserbaukondukteur in klevischen Diensten, nahm Müller 1789/90 ein Dreiecksnetz mit 38 festen Punkten auf. Für die Winkelmessungen lieh er sich vom Freiherrn vom Stein einen Theodolit aus. Er hätte gerne ein größeres, englisches Gerät gehabt. Das konnte ihm aber aus Kostengründen nicht zur Verfü-gung gestellt werden.

Die bisher mit diesem Gerät gemachten astronomi-schen Beobachtungen waren für Müller nicht nur Selbstzweck, sondern er nutzte sie gezielt dazu, eine

von ihm „aufgenommene Charte von der Grafschaft Mark richtig graduiren [zu] können“. Denn Müller war vermessungstechnisch auf der Höhe seiner Zeit. Für Deutschland betrat er Neuland. In Frankreich und Dänemark gab es bereits trigonometrisch vermessene Karten. So wusste er, dass für genaue Karten größerer Landesteile, wie z. B. der gesamten Grafschaft Mark, stets die Konstruktion eines geeigneten Netzes der Meridiane (Längenkreise) und Parallelkreise (Breiten-kreise), ein sogenanntes Gradnetz (Kartenprojektion), notwendig war. Die Lage der einzelnen topographi-schen Gegenstände kann in einem solchen Gradnetz durch astronomische und trigonometrische Ortsbe-stimmung festgelegt werden (Ermittlung der geogra-phischen Längen und Breiten unter Berücksichtigung der Erdkrümmung).33 Die Grundstrecke für die Be-rechnung der Dreiecke war die Strecke von Unna nach Aplerbeck, außerdem Schwelm – Hobeuken. Praktisch sah die Arbeit so aus, dass meistens Eversmann maß und die Winkel für die Dreiecke an Müller meldete. Dieser berechnete die Entfernungen und zeichnete die Karte.

In der Nähe von Lüdenscheid waren die Hauptnetz-punkte: Nordhölle (Nordhelle), Wengeberg (bei Breckerfeld), Breloh (Wiblingwerde) und Giebel (zwi-schen Altena und Ihmert). Vom Wengeberg und von Linde (bei Halver) aus wurden Hülscheid, Heedfeld, Lüdenscheid eingemessen. „Heutige Neuberechnun-gen des trigonometrischen Netzes ergeben relative La-gefehler von rund ± 30 m im Schwelmer Raum34 und ± 50 m im gesamten übrigen Gebiet der Grafschaft“, schreibt der Geodät Manfred Spata, der selbst diese Nachberechnungen durchgeführt hat.35 Über seine „Vermessungsoperationen“ und die Berechnung der geographischen Koordinaten berichtete Müller aus-

führlich in seiner Schrift „Trigonometrische Vermes-sung der Grafschaft Mark nebst einem darnach ange-fertigten geographischen Netze“.36

Diese Arbeit wurde 1788/89 in der Akademie in Ber-lin verlesen und erschien 1793 in der „Sammlung der deutschen Abhandlungen, welche in der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vorgelesen wurden in den Jahren 1788 und 1789“. Wie aus dem Text hervorgeht, wurde diese Arbeit erst 1789 druck-fertig.37 In ihr beschrieb er die theoretischen Grund-lagen für eine trigonometrische Vermessung der Grafschaft Mark. Einige der angeführten trigonometri-schen Punkte hatte Müller bereits früher ohne Auftrag vermessen.

Müller schickte seine Karte nach Berlin. Sie durfte 1791 gedruckt werden. 1789 veröffentlichte Müller auch seine „Choragraphie von Schwelm – Anfang und Ver-such einer Topographie der Grafschaft Mark“. Dieses Werk hatte er mit vielen Kupferstichen versehen, die die vielfältige Arbeit in den Fabriken seiner Zeit zeig-ten. „Diese sind […] dazu bestimmt, daß sie, wenn die Topographie der ganzen Grafschaft Mark zu Stande kommt, zur Zierde des Werkes […] zwischen den Text gedruckt werden.“38

Uhr und Ortszeit

1791 schickte Müller eine Arbeit zur Bestimmung der Ortszeit nach Berlin: „Tafeln der Sonnenhöhen, nebst einem Sextanten, zum Gebrauche im gemeinen Le-ben, um dadurch auf eine genaue und bequeme Art die wahre Zeit zu erfahren, die Uhren nach der Sonne stellen und richtige Mittagslinien zu ziehen“. Für diese Arbeit erhielt er die große Preismedaille im Wert von

31) Berlin-brandenburgischeAkademiederWissenschaften,Akademiearchiv,ProtokollderSitzung:I-IV-33,83-84.Abgedruckt:BerlinischeZeitungvonStaats-undgelehrtenSachen.102tes Stück.23.8.1788,Sp.1(„welchersichdurchastronomischeundgeographischeSchriftensehrhervorgethan“).DiesesSitzungsdatumnenntnurHanke-Degner,S.297,Anm.135.–Nach Böhmer(Leben,S.17)scheintdieAufnahmeerst1792erfolgtzusein.HostertgreiftdiesesJahrauf(HistorischeLandkarten,S.134,siehebesondersAnm.33).EbensoHendriks,S.123.Sonst heißteseinfach„1788“:z.B.Helbeck,Sparöfen,S.I;Spata,Hobeuken,S.74,Anm.1.Siehedazu:Greiling,König.32) AKS.1,1.38 5. Buch Fol.5,7.33) Spata,Hobeuken,S.49.34) Spata,Hobeuken,S.70;auchSpata,Karten,S.79.35) Spata,Karten,siehebesondersHobeuken:„ÜberprüfungderörtlichenLagederfestenPunkte“,S.67.36) Weitere Darstellungen bei Hintz (1977), Lips (1936), Schmidt (1960) und Spata (1987). 37) Müller, Trigonometrische Vermessung, S. 91.38) Choragraphie, Einleitung, S. 8.

Abb. 7) Ein Reckhammer (aus „Choragraphie“). Abb. 8) Predigt Müllers nach dem Königsbesuch in der Grafschaft Mark 1788.

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Abb. 17) Die von Friedrich Christoph Müller vermessene und gezeichnete Karte der Grafschaft Mark von 1791 (hier nachgedruckt mit freundlicher Genehmigung des Geschichtsmuseums Lüdenscheid).

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Abb. 17) Die von Friedrich Christoph Müller vermessene und gezeichnete Karte der Grafschaft Mark von 1791 (hier nachgedruckt mit freundlicher Genehmigung des Geschichtsmuseums Lüdenscheid).

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50 Dukaten.39 Sein Schüler J. F. Benzenberg berichtete, dass, als dieser Fallversuche zur Erdrotation in Ham-burg machte,40 dort binnen kurzer Zeit 50 Bücher mit dem Sextanten verkauft worden seien.

In seinem Büchlein „Beschreibung und Geschichte der Müllerschen Sextanten und der dazu gehörigen Tafeln usw.“ berichtete er über die Entstehung des Werkes. In Sassendorf, als er noch „viele schöne Muße zu nütz-lichen Nebenbeschäftigungen“ gehabt habe, hätte er in den „astronomischen Abhandlungen“ des Mathe-matikers Kästner die Forderung zur Aufstellung und Verbreitung von Tafeln der Sonnenhöhen gelesen, mit der Begründung, dass man die Uhren danach stellen könne. Er, Müller, habe sich der mühsamen Berech-nung unterzogen und dabei gemerkt, warum trotz der Gemeinnützigkeit sich niemand an die Arbeit gegeben habe.

Als er aber die Berechnungen – 54 Tafeln mit den Zahlen für jeden Tag des Jahres – fertig gehabt hätte, wäre kein Verleger zu finden gewesen, da man vor der Menge der Zahlen zurückgeschreckt und die Druckle-gung für ein aussichtsloses Geschäft gehalten hätte. Er habe sich in Frankfurt a. M. die nötigen Schrifttypen gießen lassen. Bei der Ankunft der schweren Kisten in Unna hätte sich das Gerücht verbreitet, dass er durch

eine Erbschaft ein sehr reicher Mann geworden wäre. „Ich wünschte nichts mehr, als daß es wahr gewesen wäre.“ In Unna blieben die Kisten unausgepackt, und auch in Schwelm habe er zuerst keine Zeit für die Ar-beit gehabt. Doch habe er sich dann, um das Geld nicht umsonst ausgegeben zu haben, noch eine Dru-ckerei-Presse gekauft, den Text selbst gesetzt und die Tafeln also selbst gedruckt.41 Nachdem er auch noch

einen brauchbaren und billigen Sextanten erfunden und sowohl von berühmten Mathematikern und Ast-ronomen gute Urteile, als auch in mehreren gelehrten Zeitschriften günstige Beurteilungen erhalten hätte, seien so viele Bestellungen eingelaufen, dass die Auf-lage bald vergriffen gewesen sei. Dann fand sich auch ein Verleger in Leipzig, wodurch Müller der lästigen Versandarbeit und Korrespondenz enthoben war.

Er erweiterte und verbesserte das Werk durch neue Berechnungen. 1792 kamen die „Tafeln der Sonnen-höhen für ganz Deutschland“ heraus, dazu für die öst-lich und westlich gelegenen Länder eine französische Übersetzung. „…die Uhr macht, als eine Maschine, den vier und zwanzigsstündigen Zeitraum in dem Ei-nen Tage nothwendig so groß, als an dem andern. Das thut aber die Sonne nicht. […] Aus mehreren Ursa-chen ist ihr täglicher Lauf von Osten nach Westen zu gewissen Zeiten langsamer und zu andern geschwin-der, wodurch in jenem Falle eine Verlängerung, und in diesem eine Verkürzung des gedachten Zeitraums bewirkt wird. Der Unterschied schiebt sich von einem Tage zum andern fort, wird bald größer bald kleiner, verschwindet sogar viermal im Jahre ganz, kann aber auch zuweilen mehr als eine Viertelstunde betragen.

39) Hertzberg,MinisterundzugleichKuratorderAkademie,schriebam4.10.1791anMüller:„DerKönighatmirendlichIhrSchreibennebstIhremBucheundSextanten…mitdemBefehlzuge- schickt,dasGutachtenderAkademiedarüberzuerfordern.IchhabesolchesdurchdiemathematischeundphysikalischeKlassegethanundesistdahinausgefallen,dassIhrUrtheilsehrnütz- lichundgut,auchdemPublicoanzurühmensei…Ichwerdedieses,sobaldichZeithabe,aufeineEw.HochwohlEhrwürdenrühmlicheArtbewerkstelligenundesdem6.ds.inderöffentlichen VersammlungderAkademie,welchezurFeierdesGeburtstagesdesKönigsgehaltenwird,ankündigen,undIhnenhiernächstdiegoldenePreismedaillederAkademie,welche50Dukatenwerth ist,überschicken.“(PrümerS.18).SieheauchHolthaus,Necrolog,S.758.40) 50JahrevorFoucault(FoucaultschesPendel)!Benzenberg,*1777,Astronom,Physiker,Geodät.ZuBenzenberg:MeyersGroßesKonversations-Lexikon(1905),Sp.18109.41) DashatseinenSchwelmerAmtskollegenzukritischenBemerkungenveranlasst.DervonMüllergeplante„Anbau[ist]gantzgewißvölligunnötig,…[erhat]nochzweygantzgeräumige Zimmer,ohnalleMobilien,ungebraucht,dastehen,außerdaßineinemderletzterneinevölligeBuchdruckerGeräthschaftplaciretist,diesovielichweis,nichtzurnothwendigenBestimmung einesPredigersgehört.“(AKS1,2.5,Bl.20r).

Abb. 9) Aus der Antwort Müllers vom 16. 7. 1788 an Minister Hertzberg auf die Aufforderung der Akademie der Wissenschaften, seine bisherigen Arbeiten nach Berlin zu schicken (Akademiearchiv Berlin, a.a.O., Bl. 6)

Abb. 10) Aufmacher der „Berlinischen Zeitung“ vom 23. 8. 1788 (Akademiearchiv Berlin).

Abb. 11) Müllers Zeichnung in der „Trigonometrischen Vermessung der Grafschaft Marck…“. Die angegebenen Messpunkte sind auf der Karte der Grafschaft Mark durch Unterstreichung hervorgehoben.

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Kurz: gute Uhren sind mit der Sonne in beständiger Disharmonie. Hieraus erhellet die Nothwendigkeit, sie oft und wenigstens alle Woche einmal, mit der Son-ne von neuem überein zu stellen.“42 In der Beschrei-bung und Geschichte des Sextanten43 (und der dazu gehörigen astronomischen Tafeln und Projektionen zur Kenntnis der wahren Zeit und richtigen Stellung der Uhren) berichtete Müller, mit wie viel Versuchen er einen brauchbaren und preisgünstigen Sextanten entwickelt hatte. Zunächst hatte er ihn aus „Mahago-nyholz“ mit silbernen Beschlägen für die Messungen verfertigen lassen wollen. „Ich machte hierauf ver-schiedene andere Versuche: Sextanten von geschla-genem Messing“ durch einen Uhrmacher (Volmar-stein) „waren zu mühsam auszufeilen, abzuschleifen und zu poliren. Mit den gegossenen verhielt es sich ebenso […] Ich ließ deswegen Carcassen von Eisen schmieden, […] auf welche sodann Limbus, Centrum und Pinnacidien von Messing aufgenietet oder aufge-schraubt wurden.“

Aber auch diese Sextanten wurden ihm zu teuer, „oh-nerachtet ich zu Remscheid, (einem Orte ohnweit Solingen, der durch mannigfaltige Eisen- und Stahl-waaren […] bekannt ist)“ durch verschiedene Meister Versuche anstellen ließ. „Ich kam deswegen auf den Einfall, vierekten Draht aus Osemund ziehen zu lassen, der über einem stählernen Leisten zu einer Sextanten-carcasse zurecht gebogen und gehämmert, demnächst verzinkt und mit meßingnem Limbus u.s.w. versehen werden könnte. Ich reisete zu dem Ende selbst nach Lüdenscheid, und ließ in der Rolle des Herrn Richter und Assistenrath Berker (dessen Gefälligkeit bey die-sem Versuche, ich sehr rühmen muß) die erforderli-chen Einrichtungen machen. Aber siehe da! Der Draht wurde zwar vierkantig, aber nicht rechtwinklich, dabey streifig, und alle 5 bis 6 Zolle, versetzte ihm der Biß der Ziehzange eine hässliche Schmarre, dergestalt, daß mehr daran zu feilen und zu poliren war, als an ge-schmiedetem.“44

„Nach diesen und einigen andern Versuchen […] hät-

te ich meine Sextantenfabrik beynahe gänzlich aufge-geben“, wenn ihm in Gemarke nicht ein „geschickter Schlosser, namens Beckmann, der seine Kunst 10 Jahre in Paris getrieben hatte, vorgeschlagen“ worden wäre. Er lieferte mir „einige stählerne, wohlpolirte und mit Messing plattirte Sextanten, zur Probe, mit welchen ich, besonders auch in Rücksicht des Preises, wohl zu-frieden war, und eine beträchtliche Menge, bey ihm bestellte. Zugleich nahm ich einen geschickten […] jungen Mann; namens Bernay, aus Münster, der die Uhrmacherkunst in Genf gelernt hatte, zum Beystand und Haußgenossen. Dieser machte die Eintheilung und alles Uebrige, was zur Vollendung des Werkzeuges ge-hörte.“ Dies war „der zweite Sextant, den der Herr Graf von Herzberg der Academie vorzuzeigen die Güte hatte.“

„Mittlerweile als sich Herr Bernay bey mir aufhielt, und ich durch seine Geschicklichkeit, jeden Gedanken gleich realisiren konnte, kam ich auf den Einfall, die Sextanten mit noch zwey andern Vollkommenheiten zu versehen, die von verschiedenen Liebhabern ge-wünschet wurden, nehmlich mit Glas-[/]linsen und ei-ner doppelten Bewegung, damit man auch bey duns-tigem Himmel Sonnenhöhen nehmen könnte. Da nun viele Bestellungen auf solche Sextanten einliefen, so reiste ich nach Cölln, und ließ bey dem Opticus Herrn Guerin, eine Menge Gläser von der erforderlichen Brennweite schleifen.“

„Ich bemerkte aber bald, daß das Sonnenbild, welches das Glas auf das Metall warf, zu stark blendete […] Ich war also genöthiget noch ein Plangläschen anzubrin-gen, auf welches ich zwo Creutzlinien mit Flußspat-säure einäzte, und worauf sich das Sonnenbildgen, ungemein scharf und nett zeigte. Wurde hinter diesem Plangläschen, ein Ocular befestiget, so entstund ein astronomisches Fernrohr an dem Sextanten. Da hätte

es dann nur eines geringen Apparats bedurft, nehm-lich einiger Schrauben zur kleinen Bewegung, eines Mikrometers, einer Libelle [Wasserwaage] u.d.gl. um das Werkzeug auch zu feineren astronomischen Beob-achtungen einzurichten: z. E. sowohl einzelne, als cor-respondirende Sonnenhöhen, scharf zu nehmen, den gang einer Pendeluhr, bis auf Secunden, mit der Sonne zu vergleichen, sehr genaue Mittagslinien zu ziehen, die geographische Länge und Breite eines Ortes zu bestimmen u.s.w. wie ich dis alles, in der Einleitung zu meinen gem. astronomischen Tafeln, umständlich gezeigt habe.“

Der Sextant war auch nachts zur Beobachtung der Sterne zu verwenden. „Richtet man einen aufge-stellten Sextanten, ohngefähr in diesem Zeitpunkte, auf den Polarstern, so wird er sehr genau über der Mittagslinie oder in der Mittagsfläche stehen. Denn wenn auch die Uhr diesen Zeitpunkt eben nicht sehr zuverläßig angäbe, so verändert doch der Polarstern seine Stellung in einigen Minuten nur sehr wenig. Dies dient, wenn man den Sextanten und die Taschenuhr am vorhergehenden Mittag richtig zu stellen versäumt hatte“.45

Weitere Arbeiten von Friedrich Christoph Müller

Auch in ganz anderen Bereichen beobachtete und ar-beitete Müller. Er gab Bücher für den Schulunterricht heraus: „Anfangsbüchlein der Buchstaben-Kenntnis und Zeichenkunst“, „Erleichterter Anfang einer gründ-lichen Kenntnis der Rechenkunst“, „Erleichterter An-fang einer gründlichen Kenntnis der Geometrie und Feldmesskunst“. Vorher erschien eine „Bibliothek der neuesten Lesebücher“, ein 1. Band in zwei Hälften, 364 und 342 Seiten.

Weil das Westfälische Bauernhaus „in so vielen Rei-sebeschreibungen“46 negativ beurteilt wurde, betonte

42) Minutenkalender,S.23.ErstmitdemAufkommendesVerkehrs(Eisenbahn)wurdenZeitzoneneingerichtet.43) Sextant,S.13ff.Zeitgleichung(Brockhaus1981,Bd.12.S.547:„derUnterschiedzw.derwahrenunddermittlerenSonnenzeit;viermalimJahristdieZ.null(16.4.,14.6.,2.9.,26.12.), dazwischenerreichtsiefolgendeExtremwerte:-14min20sec.(10.-12.2.),+3min45sec(umden14.5.),-6min23sec(26.7.)und+16min23sec(umden4.11.).44) Ebd.S.14.45) MinutenkalenderS.19f.46) BeschreibungdeswestphälischenBauernhofes,nebsteinigenGedankenüberdiealtenBürgerhäuser,in:WestphälischesMagazin(Bd.2,1786),S.258ff.S.258,Anm.1:„Manlesez.B.nur folgendeStelle,ausLedlards(desbekanntenVerfassersderNaavalHistoryofEngland)ReisendurchWestphalenundNiedersachsenS.4“(derdeutschenUebersetzungvon1764).

Abb. 13) Müllers Minutenkalender von 1803.

Abb. 12) Müllers „Choragraphie“ von 1789.

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und beschrieb er die sinnvolle Bauweise der Bauern-höfe. „Da ich nun schon seit zwölf Jahren hier natio-nalisirt bin, so darf ich wohl auf Beyfall und Zutrauen rechnen, wenn ich die wahren Gesichtspunkte angebe, woraus man die westphälische Land- und Lebensart betrachten und beurtheilen muß.“47 – Abschließend meinte er aber: „So ein vollkommenes Gebäude nun aber auch das westphälische Bauernhaus in seiner Art ist“, als „Bürgerhaus“, das nach demselben eingerich-tet wird, jedoch „unvollkommen“. „Und dies ist leider in den meisten Ackerbau treibenden Städten Westpha-lens der Fall.“48 Weil Soest solch eine Ackerbürgerstadt war, hatte Müller in seinem Reisetagebuch (1773) die Stadt „ein fatales Nest“ genannt.

Als letztes – 1803 – veröffentlichte er die „Vollständige Beschreibung der Sparöfen und Heerde welche in der Grafschaft Mark schon seit vielen Jahren gebräuchlich und bewährt befunden sind. Nebst einer Nachricht vom Brodtbacken, Bierbrauen und Branntweinbrennen bei Steinkohlen.“ 49 Müller lobte die „Vortheile der Mär-

kischen Feuerungs-Gefäße“ gegenüber den „horizontalen […] Caminen“ in „England, Brabant, Flandern“ weil sie mit dem Heizmate-rial „nicht so ver-s c h w e n d e r i s c h “ umgehen. Dabei spielt die Verwen-dung von Steinkoh-le eine große Rolle. „Die Grafschaft Mark besitzt, außer so manchen an-dern wichtigen Na-turschätzen, auch den, ihr beinahe unter allen West-phälischen Provin-zen ausschließlich eigenthümlichen, von unerschöpf-lichen Steinkoh-lengruben.“ „Alle Jahre werden über zwei Millionen Rin-gel (Bergeimer), deren jeder 4400 Rheinländische – Cubiczolle enthält, gefördert, und es könnten noch ein-mal so viel geför-dert werden, wenn es die Nachfrage und Abnahme er-heischte.“ „Man gebraucht Stein-kohlen zur Stuben-heizung, zum Ko-chen, zum Brauen, zum Brandtwein-brennen [sic] u.s.w. Eine große Menge von Fabriken man-

cherlei Art, welche viele und stete Feuerung erfordern, wird dadurch betrieben. Der Ueber-[/]fluß gehet in das benachbarte Bergische, an den Niederrhein, und nach Holland.“50

„Wir können unsere Feuerungsgfäße, seyen es nun Oefen oder Heerde, hinsetzen, wohin wir wollen, und dadurch jedes Zimmer, ja sogar einen Stalle, in eine Stube oder Küche verwandeln. Dieser Umstand ist für eine volkreiche Fabrikgegend von außerordentlicher Wichtigkeit. […] Uns gehet keine oder doch nur sehr wenig Hitze durch den Kamin oder Schornstein verl-ohren.“51 Müller beschrieb die einzelnen Elemente des Herdes, wie man feuert, oder welche Töpfe zu benut-zen sind. Z. B. „Eben so artig ist die Einrichtung der Theeke s s e l . […] Der obere Theil ist […] so einge-richtet, daß man durch die Oeffnung, welche sonst der Deckel verschließt, ein messingnes Gefäße mit Milch einsetzen kann, welche dann zugleich mit dem Wasser kocht. Ein wahres Marienbad, wovon man vielleicht noch mehrere Anwendungen in ökonomischer Rück-

sicht machen könnte. Von diesen hat man wenigstens den Vorteil, daß die Milch nie anbrennt. Auch eignen sich unsere Kochtöpfe sehr gut dazu, um auf engli-sche Art allerlei Gemüse mit bloßen Wasserdämpfen […]“.52 Auch dieses Buch hatte in Berlin Eindruck ge-macht und wurde zum Kauf empfohlen.53

Schließlich muss noch auf eine Arbeit Müllers hinge-wiesen werden, die an seine frühen Arbeiten erinnert. 1793 erschienen die „Kurze und faßliche Erklärung des Angrifs und der Vertheidigung der Festungen, erläutert durch den Belagerungsplan von Maynz“. Französische Truppen hatten begonnen, das Rheinland zu besetzen. Auf dem Umschlag dieser Druckschrift sprach Müller eine Frage an, die wohl jeder, der über das Wirken Müllers nachdenkt, schon gestellt hat: „Um manchen Lesern, welchen ich nicht persönlich bekannt zu seyn die Ehre habe, das Kopfschütteln darüber zu ersparen, daß ich als Prediger mich nicht blos mit der Bibel und Theologie, sondern auch mit andern nützlichen Wis-senschaften und Künsten, besonders solchen, welche in das weitläufige Gebiet der Mathematik einschlagen, beschäftigt; benutze ich gegenwärtigen Umschlag, mich hierüber zu erklären.

Zeichnen und Messen war von Jugend auf meine Lieblingsbeschäftigung. Theologie wurde zwar mein Brodstudium, ich habe aber alle meine Nebenzeit auf Universitäten dazu verwendet, die gedachten Künste gleichfalls e x p ro f e s s i o zu studiren. Ob ich es weit darin gebracht habe, kann ich selbst nicht sagen; soviel aber weiß ich, daß mir viele würdige brave Männer, von welchen sich jetzt verschiedene in den Laufgraben vor Mainz befinden, für den Unterricht, welchen ich Ihnen ehemals in den sogenannten Geniewissenschaf-ten, nemlich in der Artillerie und Fortification [Befes-tigungskunst] ertheilt habe, danken. Denn ich habe zwey Jahre […] bey dem damaligen von Wolfersdorf-schen, jetzt von Mannsteinschen Regiment, […] ma-thematische Vorlesungen gehalten, und in den 17 Jah-ren, in welchen ich Prediger gewesen bin, eine Menge junger Leute zu brauchbaren Mathematikern, sowohl für den Militair- als Civildienst gebildet. […] Bekannt-lich war der Apostel Paulus ein Teppichmacher, und arbeitet zwey Jahre in der Fabrik eines gewissen Aquila zu Corinth.“

„Da nun jetzt aller Augen auf die Belagerung von Maynz gerichtet sind, und es sehr vielen Zeitungsle-sern theils an Kenntnis des Locals, theils an Einsicht in die Lehre vom Angrif und Vertheidigung der Fes-tungen fehlet, […] so habe ich geglaubt durch gegen-wärtige Unternehmung etwas zum Nutzen […] des Publikums beytragen zu können.“

Der Prediger

Nur wenige seiner Predigten sind gedruckt worden. Leider sind auch diese nicht alle greifbar. So würde z. B. die Predigt über „Freiheit und Gleichheit“ interes-sieren, die Müller 1792 im Anschluss an seine Reise nach Paris in Schwelm gehalten hat.54 Er hatte sich dort mit Mathematikern ausgetauscht und die politische Si-tuation nach der französischen Revolution erlebt. Fünf Jahre später (1797) sagte Müller nach einem erneuten Besuch in Paris in seiner Predigt aus Anlass des Todes des preußischen Königs: „Sehr lebhaft wurde in mir dieser Gedanke, [welche Bedeutung ein guter Landes-vater für sein Land hat] als ich im verflossenen Jahr [1796] zu Paris war, und da die berühmten republi-

47) Ebd.S.258f.48) Ebd.S.275.49) …undeinemAnhangeüberThermolampen,FumivorenundPhlogescopenderFranzosen.–HerausgegebenvonFriedrichChristophMüller,PredigerzuSchwelm,MitgliedderKönigl.Preuß. Acad. der Wissenschaften zu Berlin, Weimar, im Verlage des Landes-Industrie-Comtoirs, 1803.

50) Heerde, S. 1 f.

51) Ebd., S. 3.

52) Ebd., S. 10.

53) Ebd., mit anderen „Ermunterungen“ im Vorwort I - VI.

54) Minister Hertzberg schrieb am 4. 12. 1792 an Müller: „Ich habe Dero Schreiben vom 21.Novbr. nebst Ihrer gedruckten Predigt über Freiheit und Gleichheit wohl erhalten …“ (Prümer S. 20).

Abb. 14) Müllers Beschreibung der Sparöfen und Herde von 1803.

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kanischen Anstalten betrachtete. Ich sah die feierliche Versammlung des Rathes der Fünfhunderte, der Alten und des Direktoriums. Ich bewunderte die Einrichtun-gen und den Gang der Geschäfte. Aber auffallend war mir doch die Menge der Regierer. Das alles, dachte ich, thut bei uns doch der König allein, und zwar mit weit mehr Einfachheit, Schnelligkeit und Nachdruck. Durch so viele Hunderte muß also ein Einziger ersetzt wer-den!“ 55

Dann fehlt auch die gedruckte Predigt aus dem Jah-re 1795: „Noth ist kein Gebot.“ In der Mark war es durch Missernte und die Besetzung des Getreideliefe-ranten Rheinland durch die Franzosen zu einer Hun-gersnot gekommen. In Schwelm wurde ein für Lennep bestimmter Getreidetransport überfallen und ausge-raubt. Müller setzte sich für die Missetäter ein, Hun-ger und Mißverständnis habe sie zu dem begangenen Verbrechen verleitet. „Sie haben sich sowohl vorher als nachher, ehrlich, obgleich kümmerlich ernähret. […] Ich glaube auch dafür bürgen zu können, daß sich nie wieder ein ähnlicher Vorfall in der Grafschaft Marck ereignen wird, und daß in dieser Rücksicht Abschreckungsstrafen unnöthig seyen“, was einen Regierungsbeamten zu einer Marginalie veranlasste: „Welche Dreistigkeit.“56

Der Schwelmer Konrektor Holthaus schrieb in seinem Necrolog: „Auf seine Predigten bereitete er sich auf’s beste vor, und schrieb sie fast alle vorher wörtlich nie-der; und sein Lebenswandel war nicht allein untadel-haft, sondern konnte in man-/cher Hinsicht sehr zum Muster dienen.“57 „Diese große Gabe, sich deutlich zu machen, und der damit verbundenen methodischen Ordnung, in welcher sein ganzes Denken vorging, war es wohl hauptsächlich zuzuschreiben daß sowohl seine mündlichen als schriftlichen Vorträge, und ganz vorzüglich seine Predigten, die höchste Faßlichkeit und Gemeinverständlichkeit hatten. Da er zugleich ein großes Interesse hinein zu legen, und unmittelbar das Herz zu treffen wusste: so waren seine öffentli-chen Kanzelvorträge, so wie seine übrigen Reden, bey jedem beliebt, der nicht etwa ganz verschrobene Ansichten über Religion und Christenthum hatte, und so behaltbar, daß sie sich der Seele wie ein Gemähl-de einprägten; und ließ sich jemand, der auch etwa keine Neigung und Aufgelegtheit zur Aufmerksamkeit zu haben glaubte, gelüsten, die ersten Perioden seiner Predigt anzuhören, so hörte er sie auch bis zu Ende: so anziehend wußte er’s zu machen. […] Wie groß aber seine Kunst in diesem Fache war, das beweisen seine gedruckten Predigten, die ich unten angebe. Schade, daß sein Vorsatz, einen Jahrgang davon herauszuge-ben, nicht ausgeführt wurde! Man würde sie gewiß den fasslichsten, belehrendsten und erbaulichsten Pre-digten an die Seite setzen können.“

„Er [Müller] bezeichnet in einer seiner Schriften, bey Gelegenheit, seine Predigten selbst also:

‚Ich habe mich jederzeit bemühet, recht wohl ausge-backenes Brot vorzusetzen, das freylich so schön nicht aussieht und so gut nicht schmeckt, als Zuckerplätz-chen und Bonbons; aber auch dagegen keine Blähun-gen und kein Bauchgrimmen verursacht, sondern den Menschen fein stark und gesund erhält.‘“58 Holthaus schrieb im Nachruf auf ihn aber auch, dass einzelne Gemeindeglieder mit dem Pfarrer unzufrieden waren. Er war häufig nicht in Schwelm und machte immer

wieder weite Reisen, er beschäftigte sich mit Mathe-matik. „Natürlich war ihm nichts lieber, als wenn er auf seinem Zimmer seyn konnte, wo es aber seinem noch ganz ungeschwächten Geiste unmöglich war, müßig zu seyn. Und doch beschränkte sich alles, was man seit dem, daß er keinen Gehülfen mehr hatte, von mangelhafter Erfüllung seiner Amtsverrichtungen sa-gen könnte, nur darauf, daß er auf Kindtaufen, Hoch-zeiten u[nd] bey Krankenbesuchen zuweilen nicht so lange verweilte, als es, besonders die untere Klasse seiner Gemeinsglieder, verlangte.“ Allerdings hatten Müller und sein Amtsbruder Spitzbarth jahrelangen Streit – um „Kleinigkeiten“: den Anbau an das Pfarr-haus Müller, die Rente für die Witwe des Vorgängers des Kollegen Spitzbarth und die Führung der Kirchen-bücher: 174 von Spitzbarth gesammelte Dokumente besitzt das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm.59

Müller hatte 1793 eine Schrift gegen seine Ankläger verfasst.60 Auch sie ist leider nicht erhalten. Aber Holt-haus, der Müllers Schriften als Anhang zum Necrolog aufgezählt hatte, setzte hier hinzu: „Hierin findet sich einiges von den oben angeführten Umständen seines Lebens.“61 Zum Problemfeld Mathematik schrieb Mül-ler im gleichen Jahr: „Liebe Leute! ihr solltet doch nicht von Sachen urtheilen, die ihr nicht verstehet. Wisset, daß die Mathematik die erhabenste, nützlichste und zuverlässigste unter allen menschlichen Wissenschaf-ten ist. In ihr liegt der Schlüssel zu den Geheimnissen der Natur. Sie breitet die Verherrlichung der Macht, Weisheit und Güte des Schöpfers am weitesten aus, und führet zur tiefen Ehrfurcht herzlicher Liebe und Dankbarkeit gegen ihn.“62

1802 erlitt Müller einen Schlaganfall, der ihn lähmte. Er konnte nichts mehr unternehmen. Vertreten wur-de er in dieser Zeit auch durch seinen Sohn Christoph, der später Pastor in Langenberg wurde. 1806 wurde er gegen seinen Willen in den Ruhestand versetzt. Zwei Jahre später, am 10. April 1808, starb er.

Seine Freunde setzten ihm ein Denkmal. Es stand zu-nächst am Schwelmer Brunnen, später auf dem Fried-hof an der Wilhelmstraße, heute befindet es sich in den Anlagen von Schloss Martfeld, dem Schwelmer Heimatmuseum. Seit einigen Jahren gibt es in Schwelm auch eine Friedrich-Christoph-Müller-Straße.

ArchiveAkademiearchiv der Berlin-brandenburgischen Akade-mie der Wissenschaften, Berlin. Unterlagen F. C. Mül-ler, PAW (1700 - 1811), I-V-87, 1-81.

Stadtarchiv Dortmund: Familie Müller – Bestand 306.

Archiv der Ev. Kirchengemeinde Dortmund-Bodel-schwingh AZ 3,1. 37 Seiten.

Archiv der Ev. Kirchengemeinde Sassendorf, Chronik (Handschrift).

Archiv der Ev. Kirchengemeinde Schwelm (abgekürzt: AKS).

Stadtarchiv Schwelm: Sammlung von Schriften des Predigers F. C. Müller.

LiteraturverzeichnisEmil Böhmer, Das Leben eines Schwelmer Pfarrers, Pastor Friedrich Christoph Müller, In: Beiträge zur Hei-matkunde der Stadt Schwelm (= BHS), NF 1, 1951, S.5 - 29.

Emil Böhmer, Nachträge zum Lebensbild von Pastor Fr. Chr. Müller, In: BHS NF 5, 1955, S. 60 – 63.

Wolf-Herbert Deus, Ein „fatales Nest“, In: Soester Zeitschrift 1974 S.99 - 100.

Rolf-Jürgen Gleitsmann, Energiesparende Technologie um 1800: Der Schwelmer Prediger Friedrich Christoph Müller propagiert die steinkohlebefeuerten Öfen und Küchenherde der Grafschaft Mark, in Der Märker, Heft 5, 1984, S. 191 - 203.

Ernst Martin Greiling, Friedrich Christoph Müller und der preußische König Friedrich Wilhelm II., in: BHS, NF 58, 2009, S. 69 - 92.

Ernst Martin Greiling, Pfarramtswirklichkeit in der Grafschaft Mark im ausgehenden 18.Jahrhundert. Der Streit zwischen den Schwelmer Predigern Müller und Spitzbarth. In: Jahrbuch für Westfälische Kirchenge-schichte, 2009, Band 105, S. 85 - 160.

55) Gedächtnißpredigt, S. 9.

56) Arno Herzig, Sozialer Protest, S. 21. Müller hat seinen Brief in Berlin geschrieben, als er dort wegen der französischen Besetzung des Rheinlandes und den gewünschten Schutz (Barmen-) Gemarkes durch Preußen verhandelte.

57) Holthaus, Necrolog, S. 759.

58) Ebd., S.786 mit Anmerkung am Fuß der Seite.

59) Greiling, Pfarramtswirklichkeit.

60) An das Publicum, besonders in Westfalen. 16 Seiten in Oktav.

61) Necrolog, Beylage zu Nro. 52 des „Westfälischen Anzeiger“.

62) Müller auf dem Umschlag seiner Predigt zur Einsegnung, S. 5 f.

Abb. 15) Der von Müller beschriebene Ofen steht im Museum des Schlosses Martfeld in Schwelm (Foto Ernst Martin Greiling).

1592

M. Hanke, Weltgeistlicher, Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preussens bis zum Aus-gang der Friderizianischen Zeit, bearbeitet von Prof. Dr. Hermann Degner. Mit einem Vorwort von Prof. Dr.

Albrecht Penck, eine Kartenbeilage, 1935. Verlag von J. Engelhorns Nachf., Stuttgart.

Gerd Helbeck, Der Schwelmer Gelehrte Friedrich Christoph Müller und die „Feuersparkunst“. In: BHS NF 36, 1986, S. 86 - 99.

Arno Herzig, Sozialer Protest in Schwelm, In: BHS NF 33, 1983, S. 10 - 24.

Peter Heinrich Holthaus. Necrolog, Biographie des Pastors Friedrich Christoph Müller zu Schwelm. In: Westfälischer Anzeiger, 1808, Spalte 785 ff:

Walter Hostert, Historische Landkarten, Das Land an Ruhr, Lenne, Hönne und Volme auf historischen Kar-ten aus der Sammlung des Museums der Stadt Lüden-scheid, Ausstellungskatalog, Veröffentlichungen des Heimatbundes Märkischer Kreis, Band 4, 1982.

Elmar Björn Krause, Das Reisebuch des Friedrich Chris-toph Müller, Ausstellungs-Katalog 2004.

Karl Prümer, Friedrich Christoph Müller, weiland Pfar-rer in Schwelm, Dortmund 1890.

Anne Peter, Die Schwelmer Sicht ins Bergische im Jahre 1788. In: BHS NF 56, 2007, S. 15 - 19.

Walter Prestel, Zwei Schwelmer Ansichten von Fried-rich Christoph Müller und Johann Gottlieb Prestel, In: BHS NF 56, 2007, S. 19 - 28.

Maria Sommermeyer, Gevelsberg, Schwelm und Bar-men im Spiegel eines Reisetagebuches von 1774, In: BHS NF 33, 1983, S. 65 - 71.

Manfred Spata:

(1) Eine Karte der Grafschaft Mark von F. C. Müller, Prediger zu Schwelm, 1791 – Zur Reproduktion einer historischen Karte, in: Kartographische Nachrichten, 34. Jg., 1984, S. 179 - 185.

(2) Ein neuer Standort des Müller-Denkmals in Schwelm. in: Nachrichten aus dem öffentlichen Ver-messungsdienst Nordrhein-Westfalen (NÖV), 19. Jg., 1986, S. 84 - 89.

(3) Über die astronomische Bestimmung des Zentral-punktes Hobeuken durch den Schwelmer Prediger F. C. Müller in den Jahren 1787 – 1790. In: BHS NF 37, 1987, S. 49 - 85.

(4) Zwei Prospekte der Schwelmer Gegend, 1788 ge-zeichnet von F. C. Müller. In: BHS NF 38, 1988, S. 44 - 56.

(5) Die „Situationskarte vom Fabrikendistrikt im Hoch-gericht Schwelm“ aus dem Jahre 1788. Zur Geschichte der ersten gedruckten Industriekarte in Westfalen. in Der Märker, Heft 6, 1988, S. 202 - 209.

(6) Die Zechenkarte der märkischen Steinkohlenreviere aus dem Jahre 1775 – Zur Geschichte der ersten Über-sichtskarte des östlichen Ruhrreviers, in: Der Anschnitt, 44.Jg., 1992.

(7) Die Karten der Grafschaft Mark von Friedrich Chris-toph Müller aus den Jahren 1775 – 1791. In: BHS, NF 42, 1992, S.66 - 82.

(8) Friedrich Christoph Müller: Erleichterter Anfang ei-ner gründlichen Kenntnis der Geometrie und Feldmeß-kunst. Neu herausgegeben von Manfred Spata. 1992 Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart (Schriftenreihe des Förderkreises Band 20).

(9) Manfred Spata und Manfred Gombel, Müllers Ein-satz des Dollong-Theodolits bei den Triangelationsar-beiten 1789/90 in der Grafschaft Mark, in: BHS NF 56, 2007, S. 7 - 14.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

Herausgeber: Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V.

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Schriftleiter: Hartmut Waldminghaus

Druck: Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG

Abb. 16) Denkmal (Stele) für Friedrich Christoph Müller in der Anlage von Schloss Martfeld (Foto Ernst Martin Greiling).

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