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Nr. 1 Januar 2006 Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei EuroCop: Heikle Mission in der Slowakei Internet: GdP-Mitgliederbereich rund um die Uhr geöffnet In dieser Ausgabe: Ehegattensplitting: Diskussion um Splitting-Praxis Terrorismus: Sturmtruppen erpressen Deutschland Überschuldung: Millionen in der Falle JUNGE GRUPPE: • Aktiv-Plus Betreuungsteam beim Castor 2005 • Fußball ist unser Leben Stress im Dienst!

Nr.1 Januar 2006 Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizeifile/DeuPol0601.pdf · Qaida von Abu Musab al-Zarqawi sind Geiseln mehr Tod-geweihte, deren Überleben gar nicht vorgesehen

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Nr. 1 Januar 2006 Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei

EuroCop:Heikle Mission in der Slowakei

Internet:GdP-Mitgliederbereich rund um die Uhr geöffnet

In dieser Ausgabe: Ehegattensplitting:Diskussion um Splitting-Praxis

Terrorismus:Sturmtruppen erpressenDeutschland

Überschuldung:Millionen in der Falle

JUNGE GRUPPE:• Aktiv-Plus Betreuungsteam

beim Castor 2005• Fußball ist unser Leben

SSttrreessss iimm DDiieennsstt!!

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1/2006 Deutsche Polizei 1

KOMMENTAR

INTERNET2 18KURZ BERICHTET

4/5

29

Druckauflage dieser Ausgabe:183.740 ExemplareISSN 0949-2844

Inhalt:100% RecyclingpapierUmschlag:chlorfrei gebleicht

Deutsche

PolizeiTitelbild: Fotos: ddpTitelgestaltung: Rembert Stolzenfeld

Nr. 1 • 55. Jahrgang 2006 • Fachzeitschriftund Organ der Gewerkschaft der Polizei

Herausgeber:Gewerkschaft der Polizei,Forststraße 3a, 40721 Hilden,Telefon Düsseldorf (0211) 7104-0,Fax (0211) 7104-222Homepage des Bundesvorstands der GdP:http://www.gdp.de

Redaktion Bundesteil:Marion Tetzner(verantwortliche Redakteurin)Gewerkschaft der Polizei, Pressestelle,Stromstraße 4, 10555 Berlin,Telefon (030) 39 99 21 - 114Fax (030) 39 99 21 - 190E-Mail: [email protected]

Verlag:VERLAG DEUTSCHE POLIZEILITERATUR GMBHAnzeigenverwaltungForststraße 3a, 40721 HildenTelefon Düsseldorf (0211) 7104-183,Fax (0211) 7104-174E-Mail: [email protected]

Geschäftsführer:Bodo Andrae, Lothar Becker

Anzeigenleiter:Daniel DiasEs gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 29vom 1. Januar 2005

Herstellung:L.N. Schaffrath GmbH & Co.KG,DruckMedienMarktweg 42-50, 47608 Geldern,Postfach 1452, 47594 Geldern,Telefon (02831) 396-0, Fax (02831) 89887

Grafische Gestaltung & Layout:Rembert Stolzenfeld, Dipl.-Designer

Die unter Verfassernamen erschienenenArtikel stellen nicht in jedem Fall die Meinungder Redaktion dar. Für unverlangt eingesandteManuskripte kann keine Gewähr übernommenwerden. Mitteilungen und Anfragen bitten wiran den jeweiligen Landesbezirk zu richten.

Erscheinungsweise und Bezugspreis:

Monatlich 2,90 EURO zuzüglich Zustellgebühr.Bestellung an den Verlag.Für GdP-Mitglieder ist der Bezug durch denMitgliedsbeitrag abgegolten

INHALT

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6

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25

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FORUM

TITEL/STRESS IM DIENST

EHEGATTENSPLITTING

SCHIESSWETTKAMPFDER SPEZIALEINHEITEN

ÜBERSCHULDUNG

Neues Jahr, neue Chancen

Psychische Belastungen und Stress imPolizeidienst – Runter vom Stresskarussell

Was kann man individuell bei Stress tun?

Fernfahrerstammtisch bald auch in Norwegen?

Millionen in der Falle

Mitgliederbereich rund um die Uhr geöffnet

Diskussion um Splitting-Praxis

GdP traf mit Veranstaltung ins Schwarze

RECHTUrteile

5 FUSSBALL-WMMit Sicherheit am Ball – die GdP

16 PREISAUSSCHREIBENBundesvorsitzender Konrad Freiberg

lädt zum Gespräch JUNGE GRUPPE 3017 EUROCOP

Heikle Mission in der Slowakei:EuroCop interveniert zur Unterstützung der

Polizeigewerkschaft

Was muss und kann institutionellgetan werden?

VERKEHRSSICHERHEIT

32BÜCHER

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2 1/2006 Deutsche Polizei

KURZ BERICHTET

DELEGIERTENTAGE:

Schleswig-Holstein undNiedersachsen bestätigten ihreVorsitzenden

Zu Gewerkschaftstagen tra-fen sich Ende November Kolle-ginnen und Kollegen der GdP-Landesbezirke Schleswig-Hol-stein und Niedersachsen.

Beide Gewerkschaftstagewaren geprägt von Vorstands-wahlen und in beiden Landes-bezirken zeigten sich die Dele-gierten mit der Arbeit der Vor-stände und vor allem der

Niedersachsen: BernhardWitthaut nach seiner Wiederwahlals Landesvorsitzender.

Foto:

Zu einem Symposium zumThema „Verhältnis Polizei – Pri-vate Sicherheitsdienste“ trafensich Vertreter des Bundes-verbandes Deutscher Wach- undSicherheitsunternehmen e.V. mitMitgliedern des Geschäftsführen-den Bundesvorstandes und Sekre-tären der GdP am 24. November2005 in Berlin. Das Treffen setzteeinen bereits seit langem geführ-ten Dialog fort und diente dazu,die jeweiligen Standpunkte hin-sichtlich der zukünftigen Auf-gabenverteilung bei der Gewähr-leistung der inneren Sicherheit he-rauszuarbeiten. now

GDP-SYMPOSIUM: Verhältnis Polizei – Private Sicherheitsdienste

Landesbezirksvorsitzenden sehrzufrieden. Sowohl OliverMalchow im nördlichsten Bun-desland als auch BernhardWitthaut in Niedersachsen wur-den in ihrem Amt mit überwälti-genden Mehrheiten bestätigt.Beide erreichten rund 97 Prozentder Stimmen, beide treten ihredritte Amtszeit an.

MiZi

Die Ausbildung in der Polizeibefindet sich aktuell in einembeachtlichen Wandel. Die Fach-hochschulen des öffentlichenDienstes stellen sich zurzeit denAnforderungen des Bologna-Prozesses und die Entwicklungder PolizeiführungsakademieMünster zur „internen Hoch-schule Polizei“ ist auf gutemWege. Insofern stehen wir bun-desweit vor möglicherweise be-achtlichen Veränderungen in derpolizeilichen Ausbildung.

Darüber hinaus hat Hamburgwohl die Absicht, die polizeilicheAusbildung zumindest in Teilbe-reichen zu „externalisieren“.

Andere Länder diskutieren

ähnliche Schritte. Vor diesemHintergrund hat der Bundesvor-stand der GdP auf Initiative derJUNGEN GRUPPE (GdP) aufseiner Sitzung in Leipzig im Juni2005 beschlossen, eine Arbeits-gruppe zu bilden, die sichmöglichst umfassend mit dieserThematik befasst. Die Arbeits-gruppe setzt sich aus internenund externen Experten der Aus-bildung in der Polizei zusammenund hat im Dezember 2005erstmals getagt.

Die JUNGE GRUPPE (GdP)erhofft sich „von der Arbeits-gruppe eine Grundlage für einekritische Begleitung des Bolo-gna-Prozesses und sieht in dem

Bologna-Prozess auch die Chan-ce, durch eine weitere Annähe-rung der Ausbildungen in denLändern und des Bundes hin zueiner in Eckpunkten bundes-einheitlichen Ausbildung imPolizeidienst zu kommen.

Sascha Göritz

Am 19. Juni 1999 unter-zeichneten 29 europäischeNationen die „Bologna-De-klaration“ und bekanntensich zu dem Ziel, bis zum Jahr2010 einen gemeinsamen eu-ropäischen Hochschulraumzu schaffen.

JUNGE GRUPPE: Polizei-Ausbildung im Blick ARBEITSSCHUTZ:

PolizeibooteNach 8-monatiger Projekt-

laufzeit stellte das Forschungs-team unter Führung des Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialfor-schung und Politikberatung e. V.in Sachen Arbeitsschutz aufPolizeibooten seinen Zwischen-bericht vor. Nunmehr beginnendie Auswertungen mit dem Zielder Schaffung von Instrumentenzur Prävention sowie eines spezi-fischen Sicherheitstrainings-konzepts.

In der Rubrik „Wasserschutz-polizei“ der GdP-Homepage sindnähere Informationen eingestellt.

hjm

Die Mitglieder der Arbeits-kreise der Großen Tarifkommis-sion (GTK) der GdP trafen sichEnde November zu ihrer jährli-chen Fachtagung in der BerlinerGeschäftsstelle und diskutiertenbzw. bearbeiteten die aktuellenProbleme des neuen Tarifrechts(TVöD) – insbesondere die nochungeklärten Fragen zum Ortszu-schlag. Darüber hinaus spieltengrundsätzliche tarifpolitische

FACHTAGUNG:

GTK-Arbeitskreise diskutiertenFragen des neuen Tarifrechts

Themen wie Arbeitszeit, redu-ziertes Weihnachts- und Urlaubs-geld bei Neueinstellungen einegroße Rolle.

Ein Referent des DGB stell-te die gewerkschaftlichen Anfor-derungen an die Reformen zuden Sozialversicherungssyste-men dar (siehe www.dgb.de) so-wie die dazu bestehenden Ab-sichten in der Politik. kör.

Foto: Zielasko

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1/2006 Deutsche Polizei 3

TERRORISMUS

Sturmtruppen erpressenDeutschlandGenau ein Jahr nach Aus-

bruch des Irak-Krieges beganndie polizeiliche AusbildungshilfeDeutschlands für irakische Poli-zisten, seinerzeit in den Vereinig-ten Arabischen Emiraten(VAE), rund 150 km südöstlichder Hauptstadt Abu Dhabi, ander Grenze zu Oman. In derPolizeiakademie des Oasen-städtchens Al Ain vermitteltenBKA-Spezialisten Grundkennt-nisse in Tatortarbeit und Spuren-sicherung. Dieser Beitrag des‚nation building‘ zieht sich wieein roter Faden bis in die heutigeZeit. So waren in Deutschland imNovember/Dezember 2005 rund50 Irakis in mehreren Bundes-ländern auf polizeilichen Lehr-gängen. Wie es in ihrer kriegs-geschüttelten Heimat aussah,belegte das Zahlenwerk für denNovember 2005: In diesem Mo-nat starben 666 Menschen (Ok-tober 407), darunter mehr als 540Zivilisten; 734 (520) wurden ver-letzt. Es wurden 24 Autobom-benanschläge, 30 Angriffe mitSprengstoff oder Granaten sowie58 bewaffnete Angriffe verübt. Indrei Fällen hatten sich Selbst-mordattentäter mit Sprengstoff-gürteln in die Luft gesprengt.Darüber hinaus wurde einegrößere Anzahl von Personenentführt. Beispielsweise vierMänner aus den USA, Großbri-tannien und Kanada, Mitarbeitereiner christlichen Organisation.

Mit der Archäologin SusanneOsthoff wurde zum ersten Maleine Deutsche entführt. Am 25.November wurde die zum Islamkonvertierte Frau zusammen mitihrem Fahrer Chalid al-Schimaniin der nördlichen Irak-ProvinzNinive auf dem Weg ins kurdi-sche Arbil Entführungsopfer.Drei Tage später wurde einemfreien Mitarbeiter des ARD-Bü-ros in Bagdad eine CD mit einerVideobotschaft der Entführerzugespielt. Darin wird Deutsch-land aufgefordert, die Zusam-menarbeit mit der irakischen Re-gierung – dazu zählt auch diepolizeiliche Ausbildungshilfe –einzustellen, ansonsten würdedie Geisel getötet. Die Geisel-

nehmer nennen sich „Saraja al-Salasil“ (arab. Sturmtruppen derErdbeben). Sie werden mehrdem arabischnationalistischenMilieu (der Ischrin-Brigaden)zugeordnet; eine Gruppe unterheute mehr als 100 Widerstands-und Terrorgruppen, die im Irakkämpfen und morden.

Für größere Gruppen sunni-tischer Aufständischer zähltvornehmlich der Propaganda-wert einer Geisel. Für djihad-ter-roristische Gruppen wie die al-Qaida von Abu Musab al-Zarqawi sind Geiseln mehr Tod-geweihte, deren Überleben garnicht vorgesehen ist. In min-destens 35 Fällen endeten Ent-führungen tödlich. Sie ragen auseiner regelrechten Entführungs-industrie heraus, die sich über dieletzten Jahre am Golf entwickelthat und von ihren Dimensionennur mit dem KriegsschauplatzNordkaukasus vergleichbar ist,wo in Tschetschenien von 1999(Beginn des zweiten Krieges) bisMitte 2005 über 2.500 Menschenentführt wurden.

Im Irak wurden seit dem SturzSaddam Husseins im März 2003bis heute Über 2.000 Iraker ent-führt: Seit April 2004 bis Ende2005 über 200 Ausländer, darun-ter über 100 Nicht-Araber. DieGeiselnahme zum Zwecke derLösegelderpressung, zur Frei-pressung inhaftierter Glaubens-kämpfer bis hin zur ins Videobildgesetzten gezielten Tötung alsAkt der psychologischen Kriegs-führung ist in diesem asymmet-risch geführten „Heiligen Krieg“(Djihad) zu einer regelrechtenWaffengattung entwickelt wor-den. Frau Osthoff verschwandmit ihrem Fahrer hinter TusChurmatu in einer Gegend, dieals sehr unsicher und von krimi-nellen Banden kontrolliert be-schrieben wird. Man darf denbeiden Geiseln wünschen, dass esden Geiselnehmern nur um Lö-segelder geht. Politischen Forde-rungen kann und darf die Bun-desregierung nicht nachkom-men.

Berndt Georg Thamm

GESPRÄCHE:

US-Botschaftsrat bei GdP

Der neue Botschaftsrat fürArbeit und Soziales der Wirt-schaftsabteilung an der Amerika-nischen Botschaft in Berlin,Robert S. Hagen besuchte in Be-gleitung des Referenten an derUS-Botschaft für Arbeit und So-ziales, Joachim Kowalik, dieBundesgeschäftsstelle in Berlin.Botschaftsrat Hagen setzt mitder GdP die intensiven Kontak-te fort, die auch sein VorgängerDavid Wagner pflegte, der vorwenigen Wochen seine Tätigkeitin Mexiko aufnahm.

Robert S. Hagen zeigte sichgut über die Situation der deut-schen Polizei und ihre gewerk-schaftliche Vertretung auf natio-naler und europäischer Ebene

informiert. Sein besonderes Inte-resse galt den Auslandseinsätzen,der Hilfe der deutschen Kollegin-nen und Kollegen beim Aufbauziviler Verwaltungen in Krisen-gebieten, der Ausbildung auslän-discher Polizeien, der Bekämp-fung des Menschenhandels undder illegalen Beschäftigung so-wie den Vorbereitungen auf dieFußballweltmeisterschaft imkommenden Jahr. Hagen, der imauswärtigen Dienst der USAüber langjährige Erfahrungenverfügt, war in vielen Welt-gegenden tätig, unter anderem inKuba, Portugal, Russland, Kana-da, Argentinien und im ehemali-gen Jugoslawien.

hol

Von links: GdP-Sekretär Andreas Nowak, zuständig für internationaleAngelegenheiten, Botschaftsreferent Joachim Kowalik, BotschaftsratRobert S. Hagen, GdP-Bundesvorsitzender Konrad Freiberg.

Foto: Holecek

MAUT-DATEN: Zur Aufklärung

Ende November brachte Bun-desinnenminister Dr. WolfgangSchäuble den Vorschlag in die öf-fentliche Diskussion, die vomAutobahnmautsystem erhobenenDaten auch für die polizeilicheFahndung zu nutzen. Dies kom-mentierte die GdP gegenüber derPresse als sinnvolle Maßnahmezur Bekämpfung der Schwerst-kriminalität. „Bei besondersschweren Straftaten wie Terroris-mus und in den Fällen, wo die Po-lizei für die Strafverfolgung per-sönliche Daten über die Tele-kommunikationsüberwachung er-mitteln darf, sollte es auch möglich

sein, Zugriff auf Maut-Daten zuhaben“, so GdP-VorsitzenderKonrad Freiberg. Zur Aufklärungvon Ordnungswidrigkeiten undweniger schweren Straftaten dürf-ten die Maut-Daten allerdingsnicht genutzt werden.

Anlass für den Vorstoß desBundesinnenministers bot eineStraftat auf einem Autobahn-Rast-platz an der A6 in der Nähe vonSchwäbisch-Hall. Dort war einLastwagenfahrer unerkannt überdie Autobahn entkommen, nach-dem er zuvor einen Parkwächterüberfahren und getötet hatte.

MiZi

schwerster Straftaten nutzen

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4 1/2006 Deutsche Polizei

KOMMENTAR

Die Zeit zwischen Jahresendeund dem Anfang des neuenJahres ist jedes Mal wiederetwas Besonderes: Man resü-miert, fasst gute Vorsätze, wägtChancen ab, ist voller Ideen …Mir fällt da eine Redewendungein: Der Optimist sieht in je-

dem Problem eine Aufgabe, derPessimist sieht in jeder Aufgabeein Problem.Insofern haben wir als Gewerk-schaft jede Menge Aufgaben imkommenden Jahr, denn die Pro-bleme werden nicht geringer. Indiesem Jahr wird Einiges aufuns zukommen. Denken wir andie Föderalismusdebatte, diebizarre Blüten in RichtungKleinstaaterei treibt. Das wirdnicht nur uns als GdP, sondernauch die Landesregierungen ineinem Maße fordern, das demEinen oder Anderen heutenoch gar nicht bewusst ist. Ab-gesehen davon, dass ich es nachwie vor für grundfalsch halte,die Besoldung, Versorgung unddas Laufbahnrecht in die Län-der zu geben, werden wir dengesamten Prozess gewerk-schaftlich begleiten und mit-gestalten müssen, um Arges inBund und Ländern zu verhin-dern. Wir müssen versuchen,annähernd eine gleiche Landes-und Bundesbesoldung und

-versorgung auch untern denneuen Verhältnissen hinzukrie-gen. Die Spirale nach „unten“muss aufgehalten werden.

Zwar ist mit dem Koalitions-vertrag nicht der große Wurfgelungen (was soll herauskom-men, wenn sich diametralgegensätzliche Parteipositionenzu einem vertraglichen Kom-promiss einigen müssen?) undwir werden uns auf eine Politikder kleinen Schritte einstellenmüssen, aber dennoch: Einbisschen Stimmungswechsel istzu spüren. Ich habe den Ein-druck, politisch geht man weni-ger rigide miteinander um, gehtProbleme behutsamer an. Dasscheint dem Wunsch geschul-det, endlich in Deutschlandgemeinsam spürbar voran zukommen.

Einen kleinen Lichtblick gibt esbereits: Die Konjunktur inDeutschland ist nach Einschät-zung von Wirtschaftsforschernauf dem Weg der Erholung. DerAufschwung, der in der zweitenHälfte 2005 eingesetzt habe,werde sich 2006 stärker be-schleunigen, so das Kieler Insti-tut für Weltwirtschaft (IfW)zum Jahresende.

Ganz ungetrübt ist die Freudefreilich nicht: Schwachpunktbleiben die privaten Konsum-ausgaben. Wir merken es dochselbst, die finanziellen Belas-tungen haben für uns alle zuge-nommen und wer etwas übrighat, hält sein restliches Geldbeisammen.

Schwachpunkt bleibt auch derArbeitsmarkt. Dort sind keinegrundlegenden Verbesserungenin Aussicht.Aber es gibt auch etliches, wor-auf wir uns freuen können, undzwar Anstrengendes, aber Loh-nendes:Ganz oben steht ohne Frage dieFußball-WM – eine gigantischeAufgabe für die Polizei; mit vie-len persönlichen Einbußen an

Freiräumen, aber ich bin sicher,das wird auch ein gewaltigesErlebnis.Ein richtungsweisendes Ereig-nis für uns als GdP ist unserGdP-Kongress im November.Hier gilt es, den zukünftigenKurs der GdP festzulegen.

Und ganz bestimmt hat jeder inseinem Bereich etwas, woraufoder worüber er sich ganz per-sönlich freut. Sich das öfter undintensiver ins Gedächtnis zu ru-fen, hat nichts mit der berühm-ten rosaroten Brille zu tun.Aber mit einem Stück Lebens-gefühl.Wir als Gewerkschaft möchtenmit unserer Arbeit auch in die-sem Jahr dazu beitragen, dassgenau dieses Lebensgefühl fürdie Kolleginnen und Kollegenmöglichst wenig getrübt wird.Daher müssen wir verhindern,dass die Polizei kaputt gespartwird. Wir müssen weiterhin mitall unseren Möglichkeiten dazubeitragen, dass das hohe Anse-hen der Polizei bei der Bevöl-kerung auch weiter garantiertbleibt, indem wir uns kompro-misslos dafür einsetzen, dassunsere Polizei weitestgehendeinheitlich und gerecht, dabeizugleich ordentlich bezahlt undausgestattet wird und dass dieArbeitsbedingungen für dieKolleginnen und Kollegenweiter verbessert werden –kurz: dass Polizistinnen undPolizisten das bekommen, wassie brauchen.Natürlich müssen auch die Inte-ressen der Tarifbeschäftigtenentsprechend berücksichtigtwerden. Die Polizei kann nurim Zusammenwirken aller er-folgreich sein. Nur dann kön-nen wir unserem Rechtsstaatzum Wohle der Bürger mitvereinten Kräften dienen.

Insofern gibt es viel zu tun indiesem Jahr.

Neues Jahr, neue ChancenZu: Getroffen, DP 12/05

Hiermit möchte ich mich fürdas Thema „Schusswaffenge-brauch“ und seine Folgen bedan-ken.

Die Artikel haben bereits viel-fältige Reaktionen hervorgerufen.

Ein 75jähriger Pensionär riefmich bereits am 2.12. an und woll-te mir mitteilen, dass er sich über„die Weicheier“ bei der Polizeiwundert. Zu seiner Zeit habe es sowas nicht gegeben. Ich konnte ihmim weiteren Gespräch vermitteln,dass wir keine „Weicheier-Polizis-ten“ pflegen wollen, sondern eineangemessene Betreuung und Für-sorge für den betroffenen Kolle-gen anstreben. Als ich ihm erzähl-te, dass im Oktober 2004 ein Kol-lege erstmals nach 30 Jahren überseine Schusswaffenerlebnisse ausden 70er Jahren berichten durfte,wurde er merklich nachdenklicherund Rührung kam in seiner Stim-me auf. Er beendete dann auchrecht hastig das Gespräch, nichtohne mir noch vorher „Viel Glückbei der Abhaltung der nächstenSeminare“ zu wünschen. Ich neh-me an, der Kollege dachte an sei-ne eigene Polizeiangehörigkeit

Mit großem Interesse habe ichdie Artikel über die Schuss-waffenerlebnisse gelesen.

Ich war 1972 beim Olym-piamassaker im Einsatz (Crew derD-HAQQ). Hier gab es 17 Tote.Der Münchner Kollege ManfredFliegenbauer kam bei dem Einsatzums Leben. Ein Crewmitglied deszweiten Hubschraubers wurdeschwer verletzt (Oberkörper-durchschuss). Ich habe überlebt,weil ich mich 90 Minuten tot stell-te. Der Anführer der arabischenTerroristen lag unter meinemHubschrauber und ich ca. 6 Meterdavor. Wenn er Richtung Towerschoss, flogen die Geschosse dichtüber mich hinweg.

Dieses Erlebnis habe ich bisheute nicht verarbeitet. Ich träu-me noch heute davon. Ganzschlimm war es die ersten vier Jah-re nach dem Anschlag. Darumfreut es mich, dass man heute denbetroffenen Kollegen hilft!

Klaus Bechler, Gifhorn

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1/2006 Deutsche Polizei 5

FORUM

Die Redaktion behält sich vor,Leserbriefe zu kürzen, ummöglichst viele Kolleginnenund Kollegen zu Wort kom-men zu lassen. AbgedruckteZuschriften geben nichtunbedingt die Meinung derRedaktion wieder. AnonymeZuschriften werden nichtberücksichtigt.

Kontakt zur Redaktion:

GdP-BundesvorstandRedaktion Deutsche PolizeiStromstraße 410555 BerlinTel.: 030/39 99 21-114Fax: 030/39 99 21-190E-Mail:[email protected]

FUSSBALL-WM

Mit Sicherheitam Ball – die GdP

Hast du Lust dich im Torwand-schießen zu versuchen? Unterwww.gdp.de hast du die Möglich-keit, deine Geschicklichkeit zu tes-ten. Die Website der GdP wird imLaufe des Monats Dezember miteinem Link zur GdP-Fußball-WMausgestattet. Das Torwandspiellädt – ähnlich wie im Sportstudio

– zum Kicken ein. Wie viele Tref-fer schaffst du in 90 Sekunden? Wostehst du auf der Rangliste? Sinddeine Kollegen oder Kolleginnenauf der Dienststelle erfolgreicherbei den Treffern?

Möchtest du einen Tipp für dasnächste Bundesligaspiel abgeben?Du klickst einfach das „Tippspiel“an und landest auf der Seite fürden nächsten Spieltag. Hier gibstdu deine Tipps ab und kannst dichunter einem Nicknamen registrie-ren lassen. Eine „Bestenliste“ zeigtdir nach dem Spieltag an, wo du inder Gesamtwertung stehst. Wäh-rend der Fußball-Weltmeister-schaft werden natürlich die WM–Spiele getippt.

Bei dem Quiz hast du die Chan-ce, dein Wissen über die Gewerk-schaft der Polizei und zum ThemaFußball unter Beweis zu stellen.Hast du alle 20 Fragen richtig be-antwortet, nimmst du an der Ver-

losung vieler wertvoller Preise teil.Falls es dir im ersten Anlauf nichtgelingt, Fragen nach dem Namendes ersten Vorsitzenden der Ge-werkschaft der Polizei oder nachdem Rekordnationalspieler zu be-antworten, versuchst du deinGlück zu einem späteren Zeit-punkt noch einmal. Alle Teilneh-

mer/innen, die die Fragen richtigbeantwortet haben und alle GdP-Kolleginnen und Kollegen, die indem Zeitraum von Oktober 2005bis zur Beendigung der Fußball-Weltmeisterschaft am 9. Juli 2006ein Mitglied für die GdP geworbenhaben, nehmen an der Verlosungvieler wertvoller Preise teil. Beidem richtig beantworteten Quiz-spiel kannst du nur einmal teilneh-men bzw. dich registrieren lassen,für jedes Mitglied, das du wirbst,kommt deine Mitgliednummer einweiteres Mal in der „Lostrommel“.Es lohnt sich also, viele Mitgliederzu werben. Die Preise sind äußerstattraktiv und reichen von Hotel-gutscheinen über Reisegutscheine,Digital-Kameras, Navigations-systeme, einen Laptop bis zu ei-nem wirklich traumhaften Haupt-preis, den wir heute noch nicht ver-raten wollen. Auf jeden Fall lohntes sich mitzumachen. Viel Spaßund viel Erfolg!

Annette Terweide

Werbung Seite 9„AlkoStar“, DP 10/05

Auf der o. g. Seite habe ich dieWerbung für das Gerät „Alko-Star“ gefunden und mich gewun-dert und geärgert.

Seit Jahren bemühen meineKollegen und ich uns, etwas gegenden Alkoholkonsum in Verbin-dung mit dem Autofahren zu tun.

In meinen Vorträgen weise ichstets ausdrücklich auf die Risikender Nutzung von Alkoholtest-geräten zum privaten Gebrauchhin. Einerseits, damit sich keiner anirgendeine (für andere tödliche)Grenze heran trinkt, andererseits,weil sämtliche Geräte nicht zuver-lässig und eichpflichtig sind.

Die Unzuverlässigkeit wirdbereits in der Anzeige angedeutet:„Genauigkeit +/- 10 % bei 1,00Promille“.

Der Slogan am Ende: „Genie-ßen ohne Reue: Volle Kontrolle fürfreie Fahrt“ bringt mich dannvollends auf die Palme.

Ich würde mich freuen, wenndiese Anzeige nicht wieder in„Deutsche Polizei“ erscheint.

Peter Granzow, Polizei-inspektion Verden-Osterholz

Zu: Wenn die Liebe töd-lich endet, DP 10/05

zurück und erkannte, dass mandamals vielleicht doch etwas falschgemacht hat.

Ein anderer Pensionär berich-tete mir per E-Mail, dass auch er1972 einen 16-Jährigen angeschos-sen hat und man ihm anerkennendauf die Schulter klopfte. Das warsdann aber auch schon mit der wei-teren Betreuung. Er habe sichdamals einen gewünscht „der ihmzur Seite gestanden“ habe.

Ein Berliner Kollege berichte-te mir am Telefon, dass er beimLesen des Artikels sofort schweiß-nasse Hände bekam und wieder in„seinem Film“ 2002 (Banküber-fall), 1986 (Angriff mit einem Ba-jonett) und beinahe Ertrinkungs-tod als achtjähriger Junge war. Erbat um einen Platz im April-06-Seminar.

Sie sehen, ein heißes Eisen be-hutsam angefasst und publiziert,lässt so manchen Kollegen nach-denklich werden.

Reinhold Bock, per E-Mail

Davon ausgehend, dass KathrinRichter im Jahr 2004, im Zeitraumvon 4 Monaten, 11-mal Strafanzei-ge gegen ihren Peiniger erstattethat, muss ich gegen die Aussagedes KOR Uwe Stürmer ein ent-schiedenes Veto einlegen. HerrStürmer behauptet: „Sie könntenoch leben, wenn die Polizei ein-gegriffen hätte“.

Wenn ich mich recht erinnere,ist für die Verurteilung von Straf-tätern immer noch die Justiz zu-ständig. Ich würde sagen: „KathrinRichter könnte noch leben, wenndie Justiz eingegriffen hätte“! Dahat es wohl vermeidbare Pannenbeim Abgleich der Vortaten undUrteile des Herrn Jens W. im Lan-de Thüringen gegeben. Als Be-amter im Streifendienst erlebt manderartige Situationen oft genug.Man schließt den Gewalttäter fürein paar Stunden im Gewahrsamein und muss ihn dann bald wiederauf freien Fuß setzen. Ich denke,mit seiner Aussage tut Herr Stür-mer den unzähligen Kolleginnenund Kollegen Unrecht, die oftgenug schulterzuckend den Prü-gelnden Partner, zumeist denMann, grinsend aus dem Gewahr-sam marschieren sehen, um imnächsten Nachtdienst erneut ein-greifen zu müssen.

Thomas Waringer, per E-Mail

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6 1/2006 Deutsche Polizei

TITELSTRESS IM DIENST

Psychische Belastungen und Stressim Polizeidienst –Runter vom Stresskarussell

Dass Stress krank machen kann, weiß jedes Kind. Dasser aber in der westlichen Welt inzwischen als Gesund-heitskiller an erster Stelle steht, ist speziell im Bereichöffentlicher Dienst noch nicht bis zu jedem vorgedrungen.Wie sonst wäre zu erklären, dass es zwar gesetzliche Re-gelungen gibt, auch die Stressproblematik in den Arbeits-schutz zu integrieren, aber bislang nur 20 Prozent derDienststellen mit entsprechenden Erhebungen reagierten,dass Personalräte, wenn sie in diesem Punkt tätig wer-den, mit Unverständnis zu rechnen haben oder schlicht-weg nur belächelt werden.Aber es ist auch in unserer hoch komplizierten Welt undim polizeilichen Dienst möglich, Stress und seine Auswir-kungen in Grenzen zu halten. Wenn man wirklich will.

Das menschliche Vermögen,Druck und Stress auszuhalten, istbegrenzt. Der Polizeiberuf gilt alseiner der stressigsten Berufeüberhaupt. Dabei fallen die ope-rativen Tätigkeiten mit ihrenBegleiterscheinungen Gewalt,persönliche Gefährdung, Kon-frontation mit Tod, Schusswaf-fengebrauch usw. als erstes insAuge. Aber auch die wenigerspektakulären Tätigkeiten desnormalen Verwaltungs- und Or-ganisationsgeschehens sind nichtzuletzt in Folge vieler Struktur-reformen und des Personalab-baus ganz erheblich mit Stressbelastet.

Normale Reaktionenbei Dauerstress

Dauerstress macht nicht ebennur mal ein bisschen fertig, son-dern führt zu ganz konkretenBeschwerden. KörperlichenStressreaktionen wie Herzrasen,erhöhter Puls, Herzstolpern,Bluthochdruck, Angina pectoris,Gefäßverengung, Kopfschmer-zen, Sehstörungen, Schwindel,Atemprobleme, Asthma, Tinitus,Hörsturz; Muskel- und Gelenk-schmerzen (Nacken, Schultern u.a.), Störungen der Verdauung,

Appetitmangel, Gewichtsverlust,verminderte Libido, gestörteSexualfunktion können die Fol-ge sein. Ebenso gibt es auch psy-chische Reaktionen: Angst undIrritation, Panikattacken, chroni-sche Besorgtheit, aber auch Wutund Ärger sowie Stimmungs-schwankungen, Nervosität undGereiztheit. Auch Konzen-trationsmangel, Beeinträchti-gung des Denkens, Gedanken-flut, Gedankenflucht und Schlaf-losigkeit, sogar Depressionenkönnen die Folge sein. Die Leis-tungsfähigkeit sinkt, die Qualitätder Arbeit leidet. Komplexe Auf-

gaben werden vermieden odermit eher rigiden Methoden, an-statt mit Sorgfalt und Aufmerk-samkeit erledigt. Fehler könnensich häufen. Arbeitsunfälle wer-den wahrscheinlicher.

Indirekte psycho-soziale Effek-te von Dauerstress können funk-tioneller Alkohol- und sonstigerDrogenkonsum, funktionelles Es-sen (Frustessen), Spielsucht odersoziale Auffälligkeiten wie Rück-zug, leichte Erregbarkeit, Streit-sucht oder das Burn-out-Syndromsein. Es kann zur Vernachlässigungder eigenen Gesundheit und derzwischenmenschliche Beziehun-gen kommen.

Die physiologische Grundla-ge dafür, dass wir Stress erlebenkönnen, bildet unsere angebo-rene Erregungsbereitschaft beiGefahr. Die erste unwillkürli-che Reaktion auf eine unge-wöhnliche Veränderung in derUmwelt, z. B. einen Lichtreflex,ein plötzliches Geräusch, eineunerwartete Berührung oderBewegung oder eine blitz-schnell erkannte konkrete Ge-fahr („Ein anderes Auto schnei-det mir die Vorfahrt!“) – ist der

Der Ursprung der StressreaktionSchreck. Die Schrecksekunde istein energiereiches und zugleichunangenehmes Erleben. Daskönnen wir an dem Ärger ermes-sen, der uns überkommt, wennwir nur „aus Spaß“ erschrecktwurden. Der Schreck ist alsÜberlebensmechanismus ein bi-ologisches Verhaltensmuster,dessen Ablauf bei allen Men-schen, aber auch anderen Säuge-

tieren, im Wesentlichen gleich ist:Das Individuum wird unmittel-bar und kompromisslos aus derbisherigen Handlung herausge-rissen. Der Befehl lautet: AllesStopp! Die Augen werden weitaufgerissen, die Ohren werden inOrtungsposition gebracht, umjede Information über eine mög-liche Bedrohung aufnehmen zukönnen. Es gibt ein ruckartiges

Einatmen, um den Körper vor-sorglich für den Ernstfall mit ei-ner Portion Sauerstoff zu versor-gen. Die Atmung stoppt darauf-hin und der Mensch erstarrt füreinen Augenblick, um selbst kei-ne Geräusche und Signale anmögliche Feinde zu liefern undum seine extrem gesteigerteWahrnehmung nicht selbst zubehindern. Eine Verhärtung desNackens und der Rücken-muskulatur dient dem Schutz derKörperrückseite. Stellt sich die

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Nicht jede Belastungmacht Stress

Jeder weiß, dass Belastungenauch Freude machen können undbei Weitem nicht zu unangeneh-men Stresserlebnissen führenmüssen. Wo liegt nun der Unter-schied zum Stress?

Stress entsteht immer dann,wenn die persönliche Einschät-zung über die eigenen Fähigkei-ten, eine Situation oder Aufgabezu bewältigen, mit den objekti-ven Anforderungen der Situati-on nicht im Gleichgewicht steht– also bei vermeintlicher oderrealer Überlastung.

Darüber hinaus gibt es Stres-soren, die jeden Menschen belas-

ten, beispielsweise die Bedro-hung des eigenen Lebens oderder Gesundheit. Dennoch wir-ken Stressoren nicht an sichstressend, sondern immer vermit-telt über die innere Einstellungder betreffenden Person. Sokann sich beispielsweise ein Per-fektionist mit seiner Haltungselbst in endlosen Stress bringen,obwohl Außenstehende mit des-

sen Arbeitsergebnissen völligzufrieden sind.

Im Polizeidienst gibt es berufs-typische Stressfaktoren. Eineähnliche Stressorenkombinationhaben nur wenige andere Tätig-keiten und Berufe (z. B. Feuer-wehr, Rettungsdienste, Militär).Darüber hinaus sind Beschäftig-te der Polizei auch den „norma-len“ administrativen und organi-satorischen Stressfaktoren derArbeitswelt ausgesetzt.

Stressoren durch polizei-typische Einsätze

Agieren in Konflikten – DiePolizeiarbeit spielt sich häufig inspannungsgeladenen oder ge-

fährlichen Situationab. Eskalationen undüberraschende Verän-derungen sind nie-mals auszuschlie-ßen. Herbeigeholt zurSchlichtung einesNachbarschaftsstreits,können sich die Ag-gressionen schnell ge-gen die Beamtenwenden. Anderer-seits müssen die Be-

amten häufig in den persönlichenNahraum anderer Personen ein-dringen, Personen fixieren,durchsuchen, Zwang ausübenusw. Das erfolgreiche, fehlerfreieHandeln in solchen Konfliktenerfordert ein bleibend hohesMaß an Kompetenz, Training,Entschlossenheit, Disziplin undkörperlicher Fitness – jederzeitabrufbar. Aufgrund unserer bio-

logischen Ausstattung löst gera-de das „polizeiliche Funktionie-ren“ in solchen Konflikten jeneoben beschriebene Stress-Hor-mon-Kaskade aus.

Um dauerhaft gesund zu blei-ben und die Handlungsfähigkeitzu erhalten ist es nach solchenEinsätzen zwingend notwendig,die persönlich wirksamsten Me-thoden der Stressreduktion an-zuwenden.

Konfrontationund Bedrohungdurch Gewalt –Die Gefahr dereigenen Verlet-zung oder Tö-tung oder dervon Kolleginnenbzw. Kollegenoder der eigeneSchusswaffenge-brauch sind be-sonders dramati-sche Stressfak-toren der Polizei-tätigkeit – siesind einerseitssehr belastend,andererseits aberüberlebensnot-wendig: Sie er-möglicht in sol-chen Konfron-tationslagen derSituation ange-messenes Han-deln. Allerdingskann solcherStress auch über-borden undhandlungsunfä-hig machen, ins-besondere ohneHilfe zur Verar-

beitung des Erlebten. Dann führter häufig im Nachhinein zu einerposttraumatischen Belastungs-störung.

Konfrontation mit dem Tod –Das Bergen von Toten, insbe-sondere von Kindern, die Teil-nahme an Obduktionen, dasÜberbringen einer Todesnach-richt an Angehörige sind eben-falls außerordentlich Stress be-

Ursache des Schrecks als harm-lose heraus, stellt sich Erleichte-rung ein, die Atmung wird wiederaufgenommen, die Muskeln lö-sen sich und die ursprünglicheTätigkeit wird wieder aufgenom-men.

Wenn sich die Warnung desSchrecks aber bewahrheitet undeine wirkliche Gefahr droht, wer-den bestimmte Zentren des emo-tionalen Gehirns (Angstzentrum;Hypothalamus) stark aktiviert.

Spezielle Hormone werden ingroßen Mengen ausgeschüttet.Es wird ein weiteres angebore-nes Verhaltensmuster zum Über-leben aktiviert, das bereits vorMillionen Jahren bei derMenschwerdung existierte undzu dieser Zeit seine elementareFunktion der Überlebenssiche-rung leistete.

Das, was wir heute Stress nen-nen, ist nichts anderes als einebiologisch vorgegebene gezielte

Mobilisierung des gesamten Or-ganismus und seiner Bereitschaftzum Kampf oder zur sofortigenFlucht.

Die biologische Funktion derStressreaktion ist also die unmit-telbare körperliche Mobilisie-rung zu Kampf oder Flucht. DerStoffwechsel und Funktions-weise des Körpers werdenschnellstmöglich und effektiv aufdiese Aufgabe umgestellt; Hor-mone als Steuerungsinstrumente

werden ausgeschüttet, damitdie Muskeln mit der größtmög-lichen Menge an Energie aus-gestattet werden. Damit dieMuskeln arbeiten können,brauchen sie „Treibstoff“. Die-ser besteht aus Zucker undFettmolekülen auf der einenSeite und Sauerstoff auf deranderen Seite. Der Sauerstoffwird dem Körper durch ver-stärkte Atmung zugeführt. Eskommt zur Ausschüttung vonCholesterin, um den Zucker-

Bei einer Befragung von 2.000Beschäftigten durch das nordrhein-westfälische Ministerium für Wirt-schaft und Soziales wurden vonden zehn stärksten Belastungenim Arbeitsleben sieben psychischeund nur drei körperlicheBelastungsfaktoren genannt.

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stoffwechsel anzukurbeln. Cor-tison sorgt für die Freisetzungvon Körperfettreserven aus derLeber. Adrenalin sorgt für dieallgemeine Aktivierung, dasHormon ACTH dient zurEnergiebereitstellung. Man be-kommt einen schnellen Pulsund steigenden Blutdruck, da-mit das Blut möglichst viele En-ergieträger und möglichst vielSauerstoff in kürzester Zeit zuden Muskeln transportierenkann.

Darüber hinaus wird dieBlutgerinnung erhöht sowie dieDurchblutung der Haut gedros-selt, damit es bei Verletzung zukeinen größeren Blutungenkommt. Es kommt zu Schweiß-ausbrüchen, weil die vibrieren-den Muskeln viel Wärme pro-duzieren. Die Muskulatur wirdinsgesamt in Spannung versetzt(als Zittern oder Kribbeln spür-bar), um spontan kraftvolle Be-wegungen ausführen zu kön-nen. Bestimmte Muskelgrup-

Der amerikanische Psycholo-ge Lazarus hat die wichtigstenStressauslöser zusammengestellt.Stress wird demnach ausgelöst,wenn:

• Leben und Gesundheit ge-fährdet oder bedroht sind,

• die soziale Anerkennungschwindet oder ausbleibt,

• die augenblicklichen Fähig-keiten der Person überfordertsind,

• die normale Belastungs-fähigkeit dauerhaft überschrittenwird,

• der Mensch den innerenoder äußeren Erwartungen nichtgenügen kann,

• Hemmnisse und Hindernis-se nicht oder nur unter unver-hältnismäßig großen Mühen zuüberwinden sind,

• gravierende Verluste auftre-ten (Tod von nahen Menschen,Insolvenz, Amputation).

lastete Aufgaben. Der Tod oderauch der Selbstmord von Kolle-gen berühren das Innerste. SelbstMedienberichte über Verletzun-gen und Todesfälle im Dienst ausanderen Bundesländern könnenimmer wieder die eigene Verletz-lichkeit deutlich machen. Hiergeht es um ganz existentielle Er-lebnisse.

Erzwungene Selbstbeherr-schung – Die Diskrepanz zwi-schen innerer Aufregung undnach außen demonstrierter Ge-lassenheit kann auch zur Stress-Quelle werden: Polizisten müs-sen bei Einsätzen das Zurück-haltungsgebot einhalten und sichinfolgedessen emotional starkkontrollieren. Beispielsweisebeim Umgang mit aggressiven,stark verschmutzten, betrunke-nen oder unter Drogen stehen-den Personen fällt das nichtimmer leicht. Auch dürfen Sym-pathien und Antipathien dasneutrale, gesetzesgemäße Han-deln nicht beeinträchtigen. Aberauch innerdienstlich sind vieleMomente zu bewältigen, in de-nen die innere Gefühlslage unddas von außen erwartete Verhal-ten im Widerspruch zueinanderstehen. Eine Zwickmühle, dennwer seinen Ärger oder seine Ent-täuschung dauerhaft in sich hin-einfrisst, gefährdet seine Ge-sundheit. Wer dagegen dieSelbstbeherrschung verliert, ge-fährdet nicht allein seine beruf-liche Existenz, sondern schädigtzudem den Ruf der Polizei.

Präventiv helfen kann hier re-gelmäßiges Training von Kon-fliktmanagement und Kommuni-

kation. Wer sich kompetent fühltund in solchen Situationen kom-petent und flexibel agieren kann,hat weniger Anlass zu dem Stress

auslösenden Empfinden desKontrollverlusts und Gefähr-dung.

Zeit- und Vorgangsdruck –Personalabbau und Arbeits-verdichtung haben auch bei derPolizei Einzug gehalten. Wer mitVerwaltungstätigkeiten befasstist, lebt ständig mit dem Gefühl,einen sehr großen Berg Arbeitvor sich her zu schieben. Bloßkeine Termine oder Stichtageversäumen! Und immer wiederdas schlechte Gewissen, nicht

genügend geschafft zu haben.Während manche diese Situati-on durch konsequentes Zeit-management, gute Arbeits-organisation und Grenzensetzendurch Nein-Sagen gut in denGriff bekommen, geraten ande-re regelmäßig an und über denRand ihrer psychischen Leis-tungsfähigkeit.

Schichtdienst – InsbesondereWechselschichten oder Arbeits-zeiten auf Zuruf, wie sie für dieKriminalkommissariate typischsind, zwingen die Beschäftigtenständig gegen ihre innere biolo-gische Uhr zu agieren, worunterdie meisten Schichtdienstlerspätestens ab dem 40. Lebensjahrzunehmend leiden. Für älterePolizisten wird die ständige Um-stellung inzwischen körperlichstärker spürbar und muss immeraufwändiger kompensiert wer-den. Als Resultat stellen sich ne-gative soziale Konsequenzen ein:Der Freundeskreis bröckelt undfamiliäre Koordinierungsnot-wendigkeiten und Auseinander-setzungen häufen sich.

Fachliche oder organisatori-sche Überforderung – Es kommtim Einzelfall vor, dass man mitAufgaben konfrontiert wird, fürdie einem aktuell das fachlicheWissen, die erforderlichen Infor-mationen oder die praktischenFähigkeiten fehlen. Der beglei-tende Stress ist dann unvermeid-lich, hilft allerdings auch, die not-wendige Energie und Entschlos-senheit bis zur Erledigung derAufgabe bereitzustellen. Zwarkann man in solchen Situationen

durch „Learning by doing“wachsen, kommt es allerdingsgehäuft zu solchen Konstellatio-nen, dass das durch Stress mobi-lisierte Potential bald ausge-schöpft ist.

Konflikte im Kollegenkreis –Schlechtes Betriebsklima ist fürBeschäftigte in allen Branchenein Problem. Bei der Polizei, Feu-erwehr oder auch im Bergbau,wo die Menschen existentiellaufeinander angewiesen sind, istein schlechtes soziales Mi-teinander eine zweifache Belas-tungsquelle:

Zum einen ist das zwischen-menschliche Miteinander, dassoziale Dazugehören ohnehinein menschliches Grundbedürf-nis. Ist es in Frage gestellt, blei-ben Stressreaktionen nicht aus(Mobbing als extreme Form zwi-schenmenschlicher Konfliktewird daher von der arbeits-medizinische Forschung als einerder größten Stressfaktoren imArbeitsleben bezeichnet). Zumanderen kommt das notwendigeVertrauen in die Unterstützungim Notfall abhanden.

Auch wenn Corpsgeist zu Ka-meraderie mit hohem, unhinter-fragbaren Anpassungsdruckübergeht, kann das bei einigenBeteiligten, die solche Entwick-lung kritisch sehen, ebenfalls füreinen hohen Stresspegel sorgen.

Falsches Führungsverhalten –Eine der größten chronischenStressursachen in der Arbeits-welt ist das falsche Verhalten vonFührungskräften. Damit ist nicht

Stress schlägt sichauch statistisch in derZunahme von Arbeits-unfähigkeitstagen auf-grund von psychischenErkrankungen nieder,wie die DAK (DeutscheAngestellten-Kranken-kasse) in ihrem Gesund-heitsreport 2005 doku-mentiert: Während dasallgemeine Kranken-standsniveau der DAK-Mitglieder seit 1997 nurum 5 % angestiegen ist,lag die Steigerungsratehinsichtlich der Ausfall-tage aufgrund von psy-chischen Erkrankungenbei 69 %.

STRESS IM DIENST

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pen werden auch als Schutz-panzer dauerhaft angespannt(z. B. der Nacken). Es kommtzu einer extrem gesteigertenWahrnehmung, insbesonderefür Bewegung und alle Signalefür weitere Gefahren oderChancen der Gefahrenabwehr.Das kann zu der so genanntenZeit lupen-Wahrnehmungführen.

Die Stressreaktion ist äu-ßerst energieaufwändig. Des-

wegen müssen viele andereKörperfunktionen zeitgleich„heruntergefahren“ werden –dies trifft insbesondere dasVerdauungssystem, aber auch dieSexualfunktionen. Das differen-zierte und kreative Denken setztquasi aus.

Großer oder lang anhaltenderStress macht unfle-xibel. Eskommt außerdem zu einer Ver-minderung der Immunabwehr,was sich in Infektanfälligkeitzeigt.

Die biologische Funktion derStressreaktion ist – wenn man sowill – das Überleben. Nach einerEpisode der Hochtourigkeit auf150 % ist jedoch eine Phase derRegeneration aller beteiligtenRegelsysteme zwingend erfor-derlich.

Ein unterschätztes Problem istwohl, dass wir nicht nur durchlebensbedrohende Situationen,sondern auf viele Bedrohungenähnlich dramatisch mit der

F l u c h t - / A n g r i f f r e a k t i o n„Stress“ reagieren. Wer seinenKörper und seine Psychedadurch ausbeutet, dass er voneiner Stresssituation in dienächste galoppiert (oder sich„galoppieren“ lässt), ignoriertdie Natur des Menschen. Wiesoll der Körper seine Funkti-onsfähigkeit bei Dauerstressgarantieren? Das geht über sei-ne Kräfte. Zunächst zeigen sichdiverse Funktionsstörungen,auf lange Sicht wird er krank.

gesagt, dass die Mehrzahl derVorgesetzten hier Defizite hat,sondern dass der Prozentsatz vonVorgesetzten, die mangelnde so-ziale Kompetenz vorzuweisenhaben, gewaltige Probleme er-zeugt. Mangelnde Anerkennung,Ignoranz gegenüber Problemen,ungerechtfertigte Bevorzugungund Benachteiligung einzelnerUntergebener (Nasenprinzip),ungerechte oder unsachliche Kri-tik, Herablassung, Schlecht-beurteilung – das sind nur einigeder immer wieder in Befragun-gen oder in der Sprechstunde derPersonalräte hervorgebrachtenKlagen über Vorgesetzte.

Die Ursache für solches Ver-halten von Vorgesetzten liegtteilweise wiederum in ihremStress begründet: Immer wiederentsteht der Eindruck, dass eini-ge bis zur Inkompetenz befördertwurden (sog. Peter-Prinzip). Nunstehen sie mit der Erfüllung derneuen Aufgaben so unter Span-nung, dass keine Ressourcenmehr für menschengerechteMitarbeitführung übrig bleiben.

Frustrationen – Sie könnendauerhaft erheblich Stress auslö-sen – wegen misslungener Ein-sätze oder wenn bestimmte poli-zeiliche Maßnahmen aufgrundrechtlicher oder politischer Ge-gebenheiten permanent ins Lee-re laufen. Stress belastet sind vorallem solche Menschen, die dieUrsache nicht zu klären versu-chen, sondern den Frustrationenverhaftet bleiben und demzufol-ge ihren Groll über Jahre mit sichherumtragen.

Was kann man individuellbei Stress tun?

Dr. Esser, es sagt sich so schön,wenn es zu stressig wird, mussman etwas ändern. Aber was undwie?

Es gibt zum Glück und leiderviele Möglichkeiten, Stress undseine negativen Langzeitwir-kungen einzudämmen, die sogarSpaß machen und so in Fleischund Blut übergehen können, dassman sie gar nicht mehr als beson-dere Anti-Stress-Maßnahmen er-lebt.

Warum das leider?Etliche Arbeitgeber schluss-

folgern aus den vielen Stress-bewältigungsmöglichkeiten, dassman seinen Beschäftigten jedeForm von Belastung zumutendarf, weil es so viele Kom-pensationsmöglichkeiten gibt.Dauerstress bei den Beschäftig-ten wird eher als individuellesProblem gesehen: Wer nicht mit-halten kann, gilt schnell als nichtleistungsfähig.

Wann ist die Grenze erreicht?Es ist tatsächlich so, dass viele

diesen Absprung aus der Dau-erbelastung nicht schaffen. Da istdies noch zu erledigen und jenesauch noch. Und auf eine kaumerklärliche Weise bringt der Kör-per es zustande, immer wiederReserven zu mobilisieren undmit Überanstrengung und Hek-tik umzugehen. Fazit: Geht doch!

Aber im Laufe der Zeit tau-chen kleine Krankheitsepisodenauf, werden häufiger und ernst-hafter. Das Immunsystemschwächelt. Man beginnt sich aufsWochenende, den Urlaub oderFeiertage wie rettende Ufer hin-zubewegen. Doch der Erholungs-effekt bringt immer weniger,bleibt schließlich aus. Immer häu-figer fühlt man sich gehetzt, un-zufrieden, ausgelaugt …

Es ist sicher schwer, sich dieseGrenze einzugestehen – ist mannicht zum Großteil selbst schuld?

Das Erleben von Stress ist keinZeichen von Schwäche. Das Igno-rieren von dauerhaften Stress-symptomen wäre allerdings einZeichen von Dummheit.

Also: Warten Sie nicht ab, bisKörper und Seele „Kiel oben“schwimmen. Fragen Sie sichschonungslos offen, was Sie imInnersten dazu treibt, ein solchesLeben zu führen und diese dau-erhaften Belastungen zu tolerie-ren. Wenn es Ehrgeiz oderPflichtgefühl ist, dann ist manwahrscheinlich eher sukzessiv indiese Situation geraten: Man hatsich als kompetent erwiesen, warstolz auf die eigene Leistung.Irgendwann wäre der Zeitpunktgewesen, auch einmal Stopp!oder Nein! zu sagen, aber manhat es nicht getan. Vielleicht sindes bestimmte Ängste, die einen

Unser Gesprächspartner: Dr.Axel Esser –

freiberuflicher Trainer fürBetriebs- und Personalräte,Diplom-Psychologe, leitet biszu 40 Seminaren, Workshopsund Schlichtungen im Jahr u.a. für den Bundesvorstand derGdP; Beratung von Gremien

Berufl. Selbstverständnis:Erkenntnisse der Psychologiefür die Arbeit der Interessen-vertretungen nützlich machen

Themen: Konfliktfähigkeit;Konfliktmanagement, Mob-bing, Gesprächs- und Ver-handlungsführung, Methodeneffektiver Gremienarbeit,Zeit- und Selbstmanagement,Stressbewältigung, Motivation

Fachbuchautor: Mobbing –der Ratgeber für Betroffeneund ihre Interessenvertretung,in der 6. Auflage, EffektiveInteressenvertretung, GdP-Broschüren sowie CD-Rom zuMobbing und Konflikt

STRESS IM DIENST

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immer wiederins Hamsterradtreiben – etwazu versagenoder die Furcht,das Ansehenunter Kollegenzu verlieren.Man glaubtmöglicherweisemit der Altersversorgung nichtauszukommen, wenn man nichtnoch weitere Beförderungs-stufen erreicht. Oder man rotiertin dem verzweifelten Versuch, esjedem Recht zu machen.

Mit anderen Worten: Wofür,zur Erfüllung welcher Ziele, habeich diese Stress belastete Formder Tätigkeit gewählt oder dul-de sie?

Wenn Sie das geklärt haben,stellen Sie sich die folgenden Fra-gen: Ist es das wert? Kann ichsagen, dass ich eine hohe Lebens-qualität genießen kann? Ist meinLeben attraktiv? Bin ich glück-

lich? Ist meineAnwesenheit fürandere Menscheneine Bereiche-rung? Habe ichgenug Zeit für dieMenschen, die mirwichtig sind?Schaffe ich dieQualität, die ich

möchte? Habe ich noch Freudean meiner Arbeit? Kann ich dieErgebnisse meines Tuns genie-ßen? Genieße ich das Leben?

Mit anderen Worten: Wie hochist der Preis, den ich bezahle?

Wenn sich die Antworten aufdie Fragen nach dem persönli-chen Sinn und dem persönlichenPreis in keinem angemessenenGleichgewicht befinden, ist eshöchste Zeit, etwas zu ändern.

Leicht gesagt. Man will ja auchetwas ändern, aber es gibt so vie-le Zwänge …

Man muss ja nicht gleich alles

hinschmeißen wollen. Es gibtauch weniger radikale, aber wirk-same Methoden. Jeder entwi-ckelt im Laufe seines Lebensspontan Verhaltensweisen, ummit Stress umzugehen. Von man-chen heißt es, sie seien die Ruhein Person. Offenbar haben siepersönlich eine gute Mischungunterschiedlicher Verhaltens-und Denkweisen entwickelt, dieihnen dies ermöglicht. Manchergenießt nach Feierabend denausführlichen Spaziergang mitdem Hund und kann dabei dieLast des Tages von sich abfallenlassen.

Es macht Sinn, sich einmal zufragen, welche Verfahrensweisezum Umgang mit Stress man ei-gentlich anwendet. Dennerfahrungsgemäß ist nur ein Teildieser spontan entwickelten Ret-tungsanker tatsächlich tauglich.So ist beispielsweise das berüch-tigte Aufschieben von Aufgabenbis zum letzten Augenblick eine

Form von unbewusstem Stress-management. Jedes Mal nämlich,wenn ein Gedanke an eine wich-tige, aber auch belastende Auf-gabe auftaucht, stellen sichgleichzeitig unangenehme Ge-fühle ein – z. B. Verwirrung,Angst, Hektik oder der Eindruckvon inhaltlicher Überforderung.Indem man den Gedankenwieder beiseite schiebt und sichschnell leichteren Aufgaben wid-met, hat man unbewusst denStress eingedämmt. Allerdings zudem Preis, dass man kurz vordem Stichtag völlig in Stress ge-rät. Manche haben sogar denEinruck, dass sie nur auf dieseWeise arbeiten könnten. Psycho-logisch funktioniert das so: Erstwenn die Furcht vor dem Versa-gen und dem Nichteinhalten ei-ner Zusage größer geworden istals die negativen Gefühle, die mitder Erledigung der Aufgabeselbst verbunden sind, kann eslosgehen. Dabei gibt es allerdings

Das Erleben von Stressist kein Zeichen vonSchwäche. Das Ignorie-ren von dauerhaftenStresssymptomen wäreallerdings ein Zeichenvon Dummheit.

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sehr viele überflüssige Reibungs-verluste und sehr viel unter-schwelligen Stress.

Ein weiteres, sehr verbreitetesMittel zum „Stressmanagement“ist Alkohol – nichts gegen ein biszwei Gläser Wein nach der über-schäumenden Aufregung einesArbeitstages. Wenn das aller-dings zur Routine wird oder einnormales Gefühl von Ruhe nurnoch mit Alkohol zu erreichenist, kann das der Weg in dieAlkoholkrankheit sein.

Eine Reihe von Personen wirdin Stresssituation aggressiv, mür-risch und unzugänglich; schottetsich vor weiteren Informationen,Anforderungen und Kontaktenab, um sein Inneres vor dem völ-ligen Chaos zu bewahren. Zwi-schenmenschlich ist dies wenigerbaulich. Konflikte und Kom-munikationsblockaden könnendie Folge sein. Wohl dem Team,dass dann sagen kann: „Wenn erim Stress ist, musst du ihn einfachin Ruhe lassen. Nachher kommstdu wieder bestens mit dem aus.“

Welche bewusst angewandtenMethoden der Stressbewältigungsind aus Ihrer Sicht effektiv undempfehlenswert?

Je nachdem, ob ich eine Stressbelastete Tätigkeit noch vor mirhabe, mitten drin stecke oder siehinter mir habe, sind unter-schiedliche Methoden sinnvoll.Welche, das hängt von äußerenBedingungen, aber auch von per-sönlichen Vorlieben und Über-zeugungen ab. Während einerheiklen Personenkontrolle wäre„Meditation“ wahrscheinlichkein geeignetes Mittel der Stress-reduktion.

Einen Überblick über Hand-lungsmöglichkeiten zur Stress-eindämmung habe ich in der Ta-belle auf S. 14 zusammengestellt.

Lindern wir mit diesen Mög-lichkeiten nur die Symptomeoder werden wir so insgesamtstressresistenter?

Beides. Beste Ergebnisse er-zielen Sie mit der mentalenStressbewältigung: Die meistenStresssymptome spüren wir imKörper, aber die Entscheidung,ob und wie stark wir negativen

Stress erleben oder nicht, findetim Kopf statt. Darauf haben dieGedanken, Gefühle und Werte,die wir in uns tragen, einen ent-scheidenden Einfluss.

Ein bisschen Mühe muss mansich schon geben, gewisse Tech-niken zu lernen und konsequentanzuwenden, um dem Stresswirklich Paroli bieten zu können.Schließlich sind Stressreaktionenso mächtig, dass sie selbst phy-sisch und psychisch sehr stabileMenschen „aus der Bahn“ wer-fen können.

Wie sieht mentale Stress-bewältigung konkret aus?

Ein Element von mentalerStressbewältigung ist die bewuss-te Arbeit mit den eigenen Ein-stellungen. So kann der eigeneübertriebene Perfektionismusletztendlich in die Depressionführen, weil man viel häufigerscheitert oder die gewünschteQualität nur unter Aufbietung al-ler Kräfte erreicht, als dass man

Erfolge verbu-chen kann.

Auch dasSorgen ma-chen ist einsehr großerStressfaktor.Hier kann bei-s p i e l s w e i s eeine persönli-che Klausurta-gung pro Jahrhelfen, in derman sich sol-che Fragenstellt wie: „Hatmir das Sor-g e n m a c h e ngeholfen, ir-gendein Pro-blem zu über-winden?“ oder„Was ist mirwirklich wich-tig im Leben?“

Auch kannman den Um-gang mit Ge-fühlen in derStresssituationlernen. Es gibtberuhigendeoder ermuti-gende Sätze(so genannteKonfirmatio-

nen), die man sich immer danninnerlich sagt, wenn der Stressüberhand zu nehmen droht odervor einer Stress belasteten Akti-vität.

Das neurolinguistische Pro-grammieren (NLP) bietet z. B.die sehr wirksamen Methoden„Refraiming“ und das „Ankern“an. Bei ersterem geht es um eineUmwertung der Erlebnisse.Wenn jemand sehr unter Span-nung gerät, sobald er einen Feh-ler macht, könnte ihm die ge-dankliche Umwertung „Umwe-ge erhöhen die Ortskenntnisse“zu mehr Gelassenheit verhelfen.Dann erlebt man einen Fehlernicht mehr als Ausdruck persön-lichen Scheiterns oder Versagens,sondern sogar als Prozess mit po-sitiven Seiten.

Beim „Ankern“ erinnert mansich beispielsweise gezielt an per-sönliche Erfolge und positiveErlebnisse aus der Vergangen-heit sowie andere bestärkendeFaktoren in seinem Leben. Die-

se Sammlung emotionaler High-lights „verankert“ man in einereinfachen Körperbewegung. ImStress kann man diesen Ankerdurch Ausführen der Körper-bewegung freisetzen und damitpositive Stimmung und Zuver-sicht freisetzen. Versuchen Sie es,es funktioniert!

Wirksam ist auch die Metho-de der „Achtsamkeit“, die sich inStresskliniken sehr bewährt hat.Dabei lernt man zunächst, ganznormale alltägliche Tätigkeitenmit großer Aufmerksamkeitwahrzunehmen (präsent sein imAugenblick); im weiteren Trai-ning lässt sich diese Erlebnis-weise auch auf völlig chaotischeArbeitssituationen übertragen.Gerade im Augenblick überwäl-tigenden Stresserlebens erweisensich Methoden der Aufmerk-samkeitslenkung, der Konzentra-tion auf das Atmen oder denKörper als sehr hilfreich.

Übrigens kann man auch denAbschluss einer aktuellen Stress-situation für Stressbeseitigungnutzen. Zunächst einmal sollteman den erfolgreichen, wennauch Stress belasteten Abschlussoder nur das Durchhalten ange-messen würdigen: GratulierenSie sich, klopfen Sie sich inner-lich auf die Schulter, oder beloh-nen Sie sich auf irgendeine Wei-se. Viel zu häufig galoppiert manfast besinnungslos von einemProjekt zum nächsten – ohnepositive Höhepunkte; alles wirdzur notwendigen Pflicht.

Der zweite Nutzen einerStresssituation kann die Lern-möglichkeit sein. Stress bedeutetja, dass die Anforderungen unddie Kompetenzen zur Bewälti-gung dieser Aufgaben nicht imGleichgewicht gestanden haben.Also fragen Sie sich: Was genauist schief gelaufen? Was war nichtoptimal geregelt, wo fehlten per-sönliche Kompetenzen oder Res-sourcen?

Wenn es gelingt, daraus dierichtigen Schlüsse zu ziehen, dasheißt zu lernen, hat man für dieZukunft etwas gewonnen.

Welche organisatorischen„Krücken“ könnten Sie empfeh-len, um selbst verursachten Stressmehr und mehr auszuschließen?

STRESS IM DIENST

Fotos (alle): ddp

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Hier ist vor allem an Zeit-management und sorgfältigeArbeitsvorbereitung zu denken.Beim Zeitmanagement sind diefolgenden Elemente besonderswichtig:1. realistische Ziele setzen;2. immer wieder zeitnah Priori-

täten setzen und gegebenen-falls umgruppieren;

3. zwischen eiligen und wirklichwichtigen Aufgaben unter-scheiden.

Die Technik, wie man seineTermine und Aufgaben zeitlicheinordnet, ist eher ein nach-rangiges Problem. Andere Fak-toren sind das Gruppieren vonähnlichen Aufgaben (z. B. nureinmal am Tag E-Mails bearbei-ten; Telefon-Zeit einplanen) oderdas Sicherstellen von störungs-freien Zeiten.

Zeitmanagement verbrauchtselber Zeit. Oft wird mangelsZeit zu wenig in Vorbereitungvon Tätigkeiten investiert. Hilf-reich sind Checklisten und Vor-lagen. Gerade in Stressphasen istes sehr entlastend, wenn man ein-fach ein vorgegebenes Schemaabarbeiten kann.

Gute Vorbereitung bedeutet,dass man die bevorstehende Tä-tigkeit quasi theoretisch schoneinmal durchgegangen ist (sog.Private Premiere), um „Sackgas-sen“ und Umwege im Vorfeld zuerkennen und schwierige Passa-gen gedanklich vorwegzuneh-men. Das erspart stressige Im-provisation.

Überhaupt ist Training das A& O für die Stressprävention.Was man antrainiert hat, bestärktdas in Stresssituationen so wich-tige Kompetenzgefühl. Deswe-gen ist allen zu empfehlen, die beider Polizei angebotenen Trai-nings- und Schulungsmaßnah-men so weit es geht, wahrzuneh-men.

Wie steht es mit Sport alsStresskiller?

Wenn man nicht gerade Ex-tremsportarten oder sehr ehrgei-zige Leistungsanforderungensucht, die einen wieder unterStress setzen, unterstützt Sportgerade die Fähigkeit des Orga-

nismus, nach einer Stress-belastung schnell wieder in denNormalzustand zurück zu finden– dabei sind Ausdauersportartenbesonders geeignet. Es ist für vie-le immer wieder erstaunlich, wiebefreit und entspannt sie sichnach einer Stunde Sport oderTanz fühlen kann. Es muss „nur“gelingen, den inneren Schweine-hund zu überwinden.

Nicht weniger wirksam sindGartenumgraben oder Holz-hacken. Die entstressende Wir-kung von körperlicher Betäti-gung hat damit zu tun, dass alleKörperfunktionen, die im Stressauf Hochtouren laufen (mobili-sierende Hormone, Puls, Blut-druck usw.) nun eine biologisch„sinnvolle Betätigung“ erfahren.

Aber auch bewusste Entspan-nung ist für den Ausgleich vonStressbelastungen außerordent-lich wirksam, da hier u. a. die hor-monellen Gegenspieler des Ad-renalins ausge-schüttet werden– je nach Nei-gung stehen z. B.die progressiveMuskelentspan-nung und dasautogene Trai-ning zur Verfü-gung oder auch Entspannungs-methoden aus dem asiatischenKulturkreis – wie Yoga, Tai Chi,Qi Gong, Aikido usw. VielenMenschen haben sie zur Gesund-heit und Entspannung verholfen,andere lehnen sie als fremd und„spinnert“ ab. Hier muss jederseinen eigenen Weg finden.

Die wichtigste körperlicheEinflussquelle auf Stress undebenso auf Angstgefühle ist – sosimpel es sich anhört – bewuss-tes Atmen (siehe auche DP 3/05ab Seite 26 „Atmen ist mehr alsLuftholen”, die Redaktion). ImStress wird die Atmung eherflach und schnell, das signalisiertdem emotionalen Gehirn jedochauch weiterhin Gefahr. Puls undBlutdruck bleiben oben. Indemman bewusst langsam und tiefatmet, kann man diesem negati-ven Selbstläufer entgegenwirken.Es kommt jedoch darauf an,nicht bloß einmal tief einzuat-

men und dann mit aufgeblähtemBrustkorb dazusitzen, sondernüber einige Minuten ruhig zu at-men und dabei länger auszuat-men.

Nun gibt es gerade im Polizei-bereich Arbeiten, die immerStress belastet bleiben – wie kanndas soziale Umfeld helfen?

Es gibt eine Reihe arbeits-psychologischer Untersuchun-gen, die darauf hinweisen, dassStress durchaus mit dem sozialenUmfeld verzahnt ist:

Wenn die Arbeit sehr Stressbelastet ist, so ist die soziale Un-terstützung von Kolleginnen undKollegen, aber ganz besondersvon Vorgesetzten, äußerst wich-tig. Dadurch wird das negativeEmpfinden stark gedämpft undlangfristige Krankheitsentwick-lungen bleiben viel häufiger aus,wenn man sich wertgeschätztfühlt und auf Hilfe in der Not ver-trauen kann. Aber nicht jeder istmit einem guten Betriebsklima

gesegnet odermit Vorgesetz-ten, die ihrerpersönl ichenFürsorgepflichtnachkommen.Dann bleibt nur,selbst dafür zusorgen, dass

man ein soziales Unterstützer-netzwerk zusammenstellt. Esscheint trivial, aber sich Proble-me von der Seele zu reden unddabei auf Verständnis oderLösungsansätze zu stoßen, kannungemein entlastend sein.

Wer über seinen Stress redet,wird oft als jemand eingestuft,der den Anforderungen nichtgenügt oder seine Arbeit auf an-dere abzuwälzen versucht …

Solche Reaktionen finde ichunprofessionell, wenig kollegialund wenig hilfreich. Sie zeugenvon geringer Menschen- undAufgabenkenntnis, von mangeln-den Führungsqualitäten bei Vor-gesetzten. Aber ich weiß auch,dass es solche Reaktionen häu-fig gibt.

Zu bedenken ist aber Folgen-des: Hierbei geht es ja geradenicht um Pflichtverletzung undArbeitsverweigerung, sondern

Die GdP erarbeitet zurzeiteine CD zum Thema Stress-bewältigung – u. a. mit ge-nauen Anleitungen für Ent-spannungsübungen. DP wirdberichten.

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darum, die eigene Arbeitskraftund Gesundheit so einzuteilen,dass man auch noch in zwei Wo-chen oder zwei Jahren für dieAufgaben der Polizei zur Verfü-gung stehen kann.

Und dazu gehört, auf die Pro-bleme deutlich aufmerksam zumachen.

Es gibt in der Polizeiarbeit vie-le unvermeidbare spezifischeStressfaktoren. Oft bleibt einemin erster Linie nur, diese Belas-tungen zu kompensieren. Es gibtjedoch mindestens ebenso vielevermeidbare und unnötige Stres-soren. Es gleicht der Situationvon Sisyphos, wenn man sie stän-dig neu durch persönliches Ge-gensteuern ausgleichen will. Mansollte stattdessen die Initiativeergreifen und versuchen, imKollegengespräch, durch Aus-sprache mit Vorgesetzten, überden Personalrat oder mit ge-werkschaftlicher Hilfe grund-sätzlich Abhilfe zu schaffen.

Das Gesprächführte MarionTetzner

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Im Zuge der Gesundheits-projekte der 80er und 90er Jahrewurden unter dem Logo „Hu-manisierung der Arbeitswelt“insbesondere die Stressbelas-

tungen am Arbeitsplatz grundle-gend untersucht. Die Zahl der wis-senschaftlichen Veröffentlichun-gen zu diesem Thema ist gar nichtmehr abzuschätzen.

Erstaunlich daher, dass in vie-len Dienststellen dieses Themaimmer noch ignoriert wird. Perso-nalräte, die etwas dazu unterneh-

men möchten, werden mitleidigoder herablassend belächelt. Ge-legentlich wird auch eine übertrie-bene Anspruchshaltung der Be-schäftigten unterstellt. Und „leere

Kassen“ scheinen das entscheiden-de Argument geworden zu sein,um alle Ansprüche auf eine gesun-de Arbeitsumwelt wegzudisku-tieren.

All das zeugt von außerordent-lich wenig Problembewusstseinund Weitsicht. Denn nicht allein,dass Beschäftigte ernsthaft krank

werden können und sich Fehl-zeiten häufen, auch der Arbeitsab-lauf kann massiv gestört werden,es kommt zu inneren Konflikten,die unnötig Kräfte binden, zurHäufung von Fehlern und zu de-ren Vertuschung. Ein gravierendesProblem entsteht, wenn sich vieleMitarbeiter zum Selbstschutz vorÜberforderung in die innere Im-migration begeben und nur nochdas nötigste Engagement zeigen.Nicht selten ist zu beobachten, dasganz engagierte Mitarbeiterirgendwann Stress bedingt die„Brocken hinschmeißen“.

Arbeitsschutzgesetz

Im bereits 1996 in Kraft getre-tenen Arbeitsschutzgesetz geht esinsbesondere um Maßnahmen zurVerhütung von arbeitsbedingtenGesundheitsgefahren einschließ-lich Maßnahmen der menschen-gerechten Gestaltung der Arbeit,wie es in § 2 des Gesetzes heißt.Mit einbezogen ist hier der Schutzvor psychischen Belastungen undihren negativen Auswirkungen.

Gefährdungsanalyseist Pflicht

Zu den Pflichten des Arbeitge-bers gehört eine regelmäßigeGefährdungsanalyse an den Ar-beitsplätzen und in den Tätigkeits-bereichen. Eine Gefähr-dungs-analyse zum Bereich der psychi-schen Belastungen am Arbeits-platz schien zunächst vielen Ar-beitgebern als undurchführbar,nach dem Motto: Wie soll man dasmessen? Inzwischen stellen re-nommierte Institute und Univer-sitäten solche Erhebungsin-strumente zur Verfügung. In derfreien Wirtschaft sind in weitausmehr Betrieben Gefährdungs-analysen zur psychischen Belas-tungen gemacht worden als bisherim öffentlichen Dienst. Das ver-wundert, wo doch der quasi aller-oberste Dienstherr, das Parlament,dieses Gesetz beschlossen hat. Esliegt also nicht an den fehlendenInstrumenten, sondern am fehlen-den Problembewusstsein oderWillen.

Ein erster Einstieg in die Ge-

Was muss und kann institutionell getan werden?

STRESS IM DIENST

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Vor 5 Jahren wurden öster-reichische Polizisten per Internetnach ihrem Stresserleben undderen Verarbeitung befragt so-wie über Belastungsstörungenund das posttraumatische Stress-syndrom als Folge von trau-matisierenden Situationen. Zwarkann die Befragung nicht als re-präsentativ angesehen werden,dennoch lieferten die Ergebnis-se einen überzeugenden Einblicküber die Belastungsursachen undStressfolgen. Die zehn am häu-figsten angekreuzten Belastungs-faktoren waren (in dieser Rei-henfolge):• Unglücke mit Kindern• Unglück eines Kollegen• Überbringen einer Todes-nachricht• durch den Beruf bedingte pri-vate Probleme• eigener Schusswaffenge-brauch• angespanntes Klima unterKollegen• Verkehrsunfall mit Toten undSchwerverletzten• Gewalt (Konfrontation mitGewalttätigen)• nahestehende Personen alsOpfer• Probleme mit Vorgesetzten

Dabei kann sich Stress unter-schiedlich auswirken, auchdurchaus positiv:

Positive Auswirkungen vonStress: 59 % bewerteten Stress-situationen als Quelle für einengrößeren Erfahrungsschatz. 53% wurden sich der Wichtigkeitvon Eigensicherung bewusster.35 % fanden berufliche Stress-situationen als Anlass zu bewuss-ter Lebensführung. Hier ist an-zumerken, dass die positive Wir-kung nicht in der Stresssituationselbst erlebt wird, die bleibt be-lastend, sondern in der Nach-betrachtung. Die negativen Aus-wirkungen dominieren jedochdeutlich.

Negative soziale Auswirkun-gen: Über 60 % berichteten überStreitigkeiten infolge von Stress,45 % über Probleme in Partner-schaft/Familie. Bei 36 % nahmendie Freizeitaktivitäten ab und32 % beklagten den Verlust vonFreundschaften, vermutlich weilimmer weniger Zeit für das Pri-

vatleben bleibt. Schließlich er-tappten sich 22 % dabei, dass siezu ungerechter Behandlung derMitmenschen neigen.

Negative körperliche Auswir-kungen: U. a. Schlafstörungen,die von 58 % erlebt wurden.Ermüdungserscheinungen hat-ten 51 %. 38 % berichteten vonMagen- oder Herzproblemen.Bei 23 % hat sich hoher Blut-druck eingestellt. Mehr als einDrittel versuchte, Stress mit er-höhtem Nikotin- oder Alkohol-konsum unter Kontrolle zu brin-gen (35%).

Negative berufliche Konse-quenzen: Verminderte Arbeits-motivation wurde von zwei Drit-teln der Stressgeplagten genannt(65 %). Fast die Hälfte machtesich Gedanken über einenBerufswechsel (47 %). Beinaheein Drittel (31 %) erlebte diestresstypische Blockierung vonGedanken. Bei 7,5 % trat eineDienstunfähigkeit ein.

Negative psychische Auswir-kungen: Von 73 % der Befrag-ten wurde Gereiztheit als Aus-wirkung genannt. Gefühlskältetraf für 46 % zu, während 41 %von Selbstzweifeln geplagt wur-den. Nervosität wurde von wei-teren 27 % angegeben, Mutlosig-keit (22 %), Angst (19 %) bishin zur Depression (16 %).

Wie bewältigen Polizisten die-se Belastungen? Nach den Aus-künften der Befragungsteilneh-mer wird Stressbewältigung alsprivates Problem angegangen.Nur 11,5 % der befragten Perso-nen gaben an, fremde oder pro-fessionelle Hilfe in Anspruch ge-nommen zu haben. 10 % ver-suchten sich abzulenken. Etwasmehr als die Hälfte (52 %) ver-suchte, die soziale Verarbeitungvon Stresserlebnissen durch Ge-spräche mit Freunden, Familieoder Kollegen zu bewerkstelli-gen.

Viele machten es mit sich sel-ber aus und versuchten durchsystematische Pro-blemanalysefür die Zukunft vorzubauen. Be-denklich ist jedoch das Ergebnis,dass 43 % trotz hoher Belastun-gen nur wenig oder gar nichts un-ternahmen.

Polizisten-Befragung in Österreich

fährdungsanalyse würde ein ano-nymer Fragebogen an alle Be-schäftigten einer Dienststelle sein.Dort würden Fragen etwa zu fol-genden Bereichen gestellt:Arbeitsorganisation, Zeitdruck;Störungen; Arbeitszeiten; Ab-wechslung, Verantwortung, per-sönlicher Einflussrahmen auf dieausgeübte Tätigkeit; Arbeitsplatz-zufrieden-heit; Betriebsklima,Konflikte und andere soziale Be-lastungen; Vereinbarkeit von Fa-milie, Privatleben und Arbeit; An-erkennung; Verhalten von Kolle-gen und Vorgesetzten.

In allen diesen Fragestellungenkönnen gehäufte psychische Be-lastungen verborgen sein. In derAuswertung einer solchen Befra-gung, die zwar anonym bleibt, aberstatistisch auf Tätigkeitsbereicheoder Abteilungen herunter gebro-chen werden kann, stellen sich re-gelmäßig bestimmte Bereicheoder bestimmte Tätigkeiten alsbelastet heraus.

In einem nächsten Schritt wür-de eine mit den Daten ausgestat-tete Kommission kleine Ge-sprächskreise bilden, in denen dieProbleme angesprochen und da-mit detaillierter ermittelt werdenkönnen.

Diese Gefährdungsanalyse darfselbstverständlich kein bürokrati-scher Selbstzweck sein. Auf dieErmittlung von Risikobereichensollte die Diskussion über Abhilfebeginnen und auch praktisch um-gesetzt werden.

Maßnahmen zur Stress-eindämmung

Die Zielstellung kann nicht sein,jedweden Stress aus der Arbeit derPolizeiarbeit zu eliminieren. DasZiel kann aber sein, möglichst vie-le unnötige und chronische Stress-quellen zu erkennen und in ihrerWirksamkeit einzudämmen oderganz zu beseitigen.

Maßnahmen der Vorbeugungkönnten sein:• Ständig weiter verbesserteSchulungen und Trainings fürrisikoreiche Situationen,• Trauma-Prävention,• Erhalten des Sportangebots aufhohem Niveau sowie Verpflich-tung, Sport zu treiben,

• Schulungen und Anleitungenzum Zeitmanagement und zurArbeitsorganisation,• Informationsmaterial und Info-veranstaltungen zum Stress-management (lässt sich gemein-sam mit Krankenkassen organi-sieren),• Führungskräfteschulungen mitThema Stressursachen/-bewälti-gung anreichern.

Maßnahmen für den Dienst-alltag (Monitoring) könnten sein:• Eine Dienstanweisung für dasUmgehen mit Stress im Polizei-alltag herausgeben,• Thema Stressbewältigung inDienstbesprechungen behan-deln,• Kollegen, die unter Stress lei-den, persönlich ansprechen undunterstützen,• Entschärfung von belastendenSituation organisieren,• Verantwortung als Führungs-kraft im Sinne von Stresspräven-tion wahrnehmen (Mitarbeiternim normalen Dienstalltag Frei-räume zur selbst bestimmten Or-ganisation der Arbeit gewähren;dagegen in extremen Situationdurch Präsenz, Fürsprache undpraktische Unterstützung wirken)

Maßnahmen für die Betreuungvon Stressopfern könnten sein:• Betreuungs- und Beratungsan-gebote für traumatisierte Kolle-ginnen und Kollegen,• Kurse für Methoden der Stress-bewältigung anbieten,• gezielte Wiedereingliederungs-maßnahmen nach stressbeding-ter Erkrankung.

Feld für Personalräte

Gesundheitsschutz ist für diePersonalräte ein zentrales Auf-gabengebiet, in dem ihnen ent-sprechende Rechte zur Seite ste-hen. Ein Personalrat kann initia-tiv werden und eine entsprechen-de Dienstvereinbarung „Umge-hen mit psychischen Belastungenund Stress am Arbeitsplatz“ aufden Weg bringen. Er kann auchden Arbeitgeber mit Nachdruckauffordern, die erforderlicheGefährdungsanalyse durchzufüh-ren, die Konsequenzen aus denErgebnissen zu ziehen und prak-

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tische Abhilfe zu schaffen. Diemeisten Maßnahmen gegen Stresssind für den Arbeitgeber nicht sehrteuer, es geht in erster Linie um dieVermittlung von Know-how undes geht häufig um die Eindäm-mung von Stressoren durch ver-fehlte Arbeitsorgani-sation undFührungstätigkeit.

Teuer wird es, wenn nichts ge-gen Stress unternommen wird.

Bundesverband der Unfall-kassen www.unfallkassen.deEine Broschüre& Checklistenzum Thema unter: www.regelwerk.unfallkassen.de/daten/

TU Dresden, Professur fürArbeits- und Organisations-psychologiew w w . p s y c h o l o g i e . t u -dresden.de/i3/aos/reab-as/rechts.html(vertreiben über ihre Gesell-schaft für Wissens- und Tech-nologietransfer der TU Dres-den eine Software mit NamenREBA_AS zu Erhebung psy-chischer Belastungen)

Büro für Arbeitsschutz,Hamburg(praktische Gefährdungsana-lysen in Betrieben in Zusam-menarbeit mit Betriebsräten)www.buero-fuer-arbeitsschutz.de

Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e. V.www.gfa-online.de

Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizinwww.baua.de

Zentralstelle für Arbeits-schutz bim BMI-Unfallkassedes BundesArbeitshilfe zur Ermittlungvon arbeitsbedingten Gefähr-dungenwww.uk-bund.de

Siehe auch Buchtipp Seite 32

Ansprechpartner zumThema Gefährdungsana-lyse psychischer Belas-tungen

STRESS IM DIENST

BundesvorsitzenderKonrad Feiberglädt zum Gespräch

Bei der Polizei beschäftigt zu sein ist wahr-lich kein Spaziergang. Bestimmt könnten vie-le über all die Belastungen und Gefahren stun-denlang erzählen und seitenweise schreiben.

Aber der Beruf hat bei weitem nicht nurSchattenseiten. Er ist durchaus interessant,anspruchsvoll und abwechslungsreich.

Ganz sicher ist jeder schon mit einer be-sonderen Zufriedenheit nach dem Dienst nachHause gegangen, hat sich über besondereErfolge freuen können. Genau diese Fälle su-chen wir, um auch einmal das Befriedigendeam Polizeiberuf ins Blickfeld zu rücken. DieLichtblicke sozusagen.

Also, liebe Kolleginnen und Kollegen, schil-dert uns doch ein beeindruckendes Erlebnisaus eurem Berufsalltag, durchforstet gedank-lich euren Dienst nach den positiven Seiteneures Jobs. Eure Zuschriften – und Fotos, fallsihr habt – wollen wir in DEUTSCHE POLIZEIveröffentlichen.

Als Anreiz für eure Mühe setzen wir diefolgenden Preise aus:

1. bis 3. Preis:Der GdP-Bundesvorsitzende lädt zum geselli-gen Abendessen mit drei Kolleginnen/Kolle-gen ein.

4. bis 10. Preis:Lightpan Professional

11. bis 20. Preis:Kugelschreiber Saturn

Einsendeschluss:24. Januar 2006Die Gewinner geben wir in derMärz-Ausgabe bekannt.

Schickt eure Zuschriften unter demKennwort Lichtblicke an:

Gewerkschaft der PolizeiRedaktionDEUTSCHE POLIZEIStromstr. 410555 Berlin

oder per E-Mail:[email protected] per Fax: (030) 39 99 21 190

P r e i sausschr e iben

Die FHÖV/Polizei bietet diver-se Uniform-Bekleidungsstückeunserer alten Uniform (beige/grün), kostenlos an Selbstabholeran.

Es handelt sich um Parka,Outdoor-Pullover, Uniformja-cken und diverse Hosen.

Hamburg gibt abUNIFORMEN:Bis auf die Hosen sind die Be-

kleidungen katalogisiert nachGrößen und Damen/Herren-Ar-tikeln.

Es sind teilweise getragene undungetragene Bekleidungsartikel.

Da es sich bei diesem Umfangum einen erheblichen Wert han-delt, möchten wir diesen weiter-

hin einer dienstlichen Verwen-dung zuführen.

Anfragen bitte an:FHÖV/Polizei, Axel Schirrow,

Braamkamp 3, 22297 HamburgTel.: 040/ 428 66 88 24 (7.30-16.00Uhr)Fax: 040/ 428 66 86 09 E-Mail:[email protected]

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Am Samstag, dem 3. Dezember 2005, bot sich den Ein-wohnern der Hauptstadt der Slowakei ein ungewöhnlichesBild: Gemeinsam mit ca. 3.000 Polizistinnen und Polizistendemonstrierten knapp 60 Kolleginnen und Kollegen ausden 20 in EuroCOP vertretenen Ländern auf dem Platz desFriedens dafür, dass die Slowakische Regierung sich an diein der EU üblichen Gepflogenheiten im Umgang mit derPolizeigewerkschaft hält. Vorangegangen war eine kurzfris-tig anberaumte Sonderkonferenz von EuroCOP, sowie Ge-spräche des EuroCOP Präsidenten Heinz Kiefer mit politi-schen Vertretern in der Slowakei, unter anderem demInnenminister, Vladimir Palko.

Grund der ganzen Aufregungwar eine Zuspitzung von Konflik-ten über Bezahlung und sozialeAbsicherung von Polizisten zwi-schen der Gewerkschaft und demInnenministerium, die mit demeinseitigen Abbruch der Bezie-hungen zur Gewerkschaft seitensdes Innenministers und der Degra-dierung von Mitgliedern derGewerkschaftsführung Ende Ok-tober einen vorläufigen Höhe-punkt gefunden hatte. Prominen-testes Opfer war der Vorsitzendeder Polizeigewerkschaft, MiroslavLitva, der kurzerhand vom Direk-tor im Innenministerium zumSachbearbeiter einer technischenAbteilung degradiert worden war.

Diese jüngste Eskalation hattemit einer friedlichen Demonstra-tion von ebenfalls rund 3.000 An-gehörigen der Slowakischen Poli-zei am 25. Oktober begonnen. Die

Polizeigewerkschaft hatte zu derDemonstration aufgerufen, nach-dem in monatelangen Verhand-lungen keine Einigkeit mit demMinisterium über die Bewertungdes Budgets der Polizei für 2006und die damit verbundene Frageeiner Anhebung der Löhne in derPolizei erreicht werden konnte.Der Innenminister reagierte wenigbegeistert auf die Demonstration,die in den Medien und in der Öf-

EUROCOP

Heikle Mission in der Slowakei:

EuroCOP interveniert zur Unterstützungder Polizeigewerkschaft

fentlichkeit breite Unterstützungfand. Er brach die Verhandlungenmit der Gewerkschaft ab, Degra-dierte den Vorsitzenden und wei-gerte sich, die gewählte Führungder Gewerkschaft in Zukunft alsVerhandlungspartner anzuerken-nen. Gleichzeitig machte er un-missverständlich klar, dass jederPolizist, der sich an weiteren Akti-

onen der Gewerk-schaft beteiligensollte, ebenfallsmit dienstlichenKonsequenzenwegen der Verlet-zung der Treue-pflicht zu rechnenhabe.

Auf nationalerEbene war die Si-tuation damit fest-gefahren: Politischsitzt Innenmini-ster Palko fest imSattel, da er gleich-zeitig Vorsitzen-

der einer der Koalitionsparteien inder Slowakischen Regierung ist –eine Maßregelung durch den Mi-nisterpräsidenten hätte damitsofort zu einer Regierungskrise ge-führt. Knapp ein Jahr vor den imSeptember 2006 stattfindendenNeuwahlen, wäre das ein harterRückschlag für alle Koalitionäre.Damit blieb den Kollegen derPolizeigewerkschaft nur noch einAusweg: Kurz vor der Herbst-

tagung des EuroCOP- Komitees inLondon, wandten sie sich anEuroCOP und baten um Unter-stützung.

Was folgtewar eine um-f a n g r e i c h eU n t e r s t ü t -z u n g s k a m -pagne, die miteiner unmiss-v e r s t ä n d l i -chen Erklä-rung der Ver-sammlung derE u r o C O P -Mitgliedsorga-nistionen, desEuroCOP-Ko-mitees am 3.November inLondon begann. Die Forderungenwaren klar: Anerkennung der Ge-werkschaft, Rehabilitierung desVorsitzenden und Rücknahme derDrohungen gegenüber Gewerk-schaftsmitgliedern.

Genauso entrüstet wie die Ver-treter der Mitgliedsorganisationenvon EuroCOP zeigte sich auch dasEuropäische Parlament (EP) undder Europäische Gewerkschafts-bund, EGB, nachdem EuroCOPüber die Vorgänge in der Slowa-kei berichtet hatte. Unter der Füh-rung des ehemaligen dänischenPremierministers Paul Nyrup Ras-mussen, der dem EuropäischenParlament seit 2004 angehört, setz-

te das EP für den 1. Dezember eineSonderdebatte zur ‚Lage derPolzei in der Slowakei’ an und zi-tierte dazu auch die Kommissionzu einer Stellungnahme ins Parla-ment. In der Debatte wurde un-missverständlich klar, dass das Eu-ropäische Parlament nicht gewilltwar, derartige Vorgänge in einemMitgliedsstaat der EuropäischenUnion zu dulden. Auch der Vertre-ter der Kommission, Lazlo Kovac,teilte mit, dass die Kommission dieVorgänge in der Slowakei unter-suche und eine mögliche Vertrags-verletzung durch die Regierungder Slowakei prüfe. Einzig zweiParteikollegen des Innenministers

aus der Slowakei, versuchten, denStandpunkt des Innenministers zuverteidigen.

Am Tag darauf war dannEuroCOP in der Slowakei amZug: In einem vierstündigen Ge-spräch mit dem Innenminister be-mühte sich EuroCOP PräsidentHeinz Kiefer darum, die Weichenfür einen Neuanfang zwischen Ge-werkschaft und Innenminister zustellen. Mit einigem Erfolg: AmEnde des Gesprächs konnte Kie-fer den vor der Tür wartendenJournalisten mitteilen, dass derMinister seine harte Haltung auf-gegeben hatte und grundsätzlichzu einem Neuanfang mit der

Polizeidemonstration am 3. Dezember 2005 inder slowakischen Hauptstadt Fotos: Vellemann

EuroCop-Präsident Heinz Kiefer konnte nach dem vier-Stunden-Gespräch mit dem slowakischen Innenministerden Medien verkünden: Es wird grundsätzlich einenNeuanfang mit der Gewerkschaftsführung geben.

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Gewerkschaftsführung bereit war.Gleichzeitig distanzierte er sichausdrücklich von Drohungen mitdienstlichen Konsequenzen ge-genüber Gewerkschaftsmitglie-dern und kündigte an, für die Zu-kunft eine Freistellung der Ge-werkschaftsführung einzuführen.Bisher konnte die Gewerk-schaftsarbeit ausschließlich in derFreizeit stattfinden.

Das Ergebnis der Gesprächezwischen Heinz Kiefer und demInnenministerium wurde amFolgetag von den Kollegen derPolizeigewerkschaft der Slowakeimit vorsichtigem Optimismus be-grüßt, war doch das Eis damitzunächst gebrochen, wenn auchlängst nicht alle Differenzen bei-gelegt waren. Nicht zuletzt stehteine vollständige Rehabilitierungder degradierten Gewerkschafts-mitglieder noch aus. Gleichzeitigmuss das zerstörte Vertrauen zwi-schen Gewerkschaft und Innenmi-nisterium erst langsam wiederwachsen.

Über EuroCOP konnte aller-dings erreicht werden, dass die tat-sächliche Umsetzung der Ergeb-nisse des Gesprächs mit dem Mi-nister nun auch vom EuropäischenParlament und von der EU Kom-mission beobachtet wird. DasRecht zur Gründung von Berufs-vertretungen ist in den europäi-schen Verträgen genauso veran-kert, wie auch die daraus abzulei-tenden Diskriminierungsverbotegegenüber Gewerkschaftsmitglie-dern und erst recht deren gewähl-ten Vertretern.

Für die Kollegen in der Slowa-kei ist damit klar, dass sie mit ih-ren Problemen in Europa nichtalleine stehen. Neben der wichti-gen Erfahrung der Solidarität vonKollegen aus ganz Europa, stehtihnen mit EuroCOP eine effizien-te Organisation zur Verfügung, dieihnen hilft, wenn es auf der natio-nalen Ebene nicht weitergeht unddie auch dazu in der Lage ist, Re-gierungen an ihre mit dem Beitrittzur EU eingegangenen Verpflich-tungen zu erinnern, wenn das nö-tig wird. JV

INTERNET

Mitgliederbereich rund umdie Uhr geöffnet

„Wo die Mitglieder sind, muss auch die GdP sein“, ist ei-ner der Grundsätze, dank derer die Gewerkschaft der Poli-zei in über fünf Jahrzehnten ihres Bestehens zur größtenBerufsvertretung der Polizeibeschäftigten gewachsen ist.Erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit lässt sich nicht von fer-nen Zentralen aus gestalten, sondern geschieht vor Ort.Hunderte ehrenamtlicher Gewerkschafter, Arbeiter, Ange-stellte, Polizeibeamtinnen und -beamte, sind im ganzenLand täglich für ihre Kolleginnen und Kollegen aktiv. Soselbstverständlich wie der persönliche Kontakt, istinzwischen auch die Begegnung im so genannten Cyber-space geworden, dem weltweiten virtuellen Datenraumohne topographische Lokalität. Erstmals hat in Deutsch-land die Zahl der Internetnutzer (Onliner) im Jahr 2005die Zahl der Menschen überholt, die dieses Medium nichtnutzen (Offliner). Damit sind 55 Prozent der Bevölkerungonline, das entspricht 35,7 Millionen Menschen über 14Jahre. Im Jahr 2006 kommen, so ergaben Umfragen, wei-tere 4,1 Millionen Bundesbürger hinzu. Damit hat sichdas Internet als wichtiges Informations- und Kommunika-tionsmittel etabliert.

Seit Dezember 1996 ist dieGewerkschaft der Polizei „imNetz“. Unter der Adresse„www.gdp.org“ wurde damalsdie Seite rund 4.500-mal im Mo-nat angeklickt. Mit der Jahres-wende 2005/2006 überschreitetdie Anzahl der Hits pro Monatauf der GdP-Seite erstmals dieMillionengrenze.

Ab sofort „www.gdp.de“ hießes am 18. September 2001, alsknapp eineinhalb Jahre nach dererneuten Überarbeitung desGdP-Internetauftritts von derdamaligen Domain www.ge-werkschaftderpolizei-online.deAbschied genommen werdenkonnte.

PionierarbeitEine Fachzeitschrift schrieb:

„Die GdP zählte zu den Pionie-ren unter den Gewerkschaftenim Internet”, da sowohl der GdP-Bundesvorstand als auch dieLandesbezirke schon lange eige-ne Websites betrieben. Eine ko-ordinierte Kommunikation imInternet fand jedoch nicht statt.Die einzelnen Websites entstan-den in Eigenregie, sie waren un-terschiedlich gestaltet und zumTeil technisch veraltet.

ZeitenwendeEine Zeitenwende leitete der

22. Ordentliche Bundeskongress2002 in Magdeburg ein, als er den

Bundesvorstand beauftragte, diegesamte Internet-Präsenz derGdP neu zu gestalten. Bund,Landesbezirke und BezirkeBKA und Bundespolizei, sollteneinheitlich in Architektur undGestaltung auftreten. Für dieMitglieder sollte ein geschlosse-ner Bereich mit umfassendenInformationen und Service-An-geboten geschaffen werden. AlsWebportal sollte der GdP-Auf-tritt versuchen, verschiedene re-gelmäßig benötigte Dienste zubündeln und eine Übersicht fürden Einstieg in die vielenThemenkomplexe zu schaffen.

Viele KöcheEine GdP-Web-Arbeitsge-

meinschaft, bestehend aus Ge-werkschaftssekretären der Lan-desbezirke, der Abteilung EDVder Organisations- und Service-Gesellschaft der Gewerkschaftder Polizei mbH (OSG) und derBundespressestelle der GdP,Abteilung Öffentlichkeitsarbeit,übernahm unter der Leitung vonJörg Radek, zuständig fürKommunikationstechnik im Ge-schäftsführenden Bundesvor-stand, Planung und Konzeptiondes Projektes. Für den öffentli-chen und den geschlossenen Be-reich sollte ein gemeinsames Sys-tem genutzt werden, um Auf-wand, Komplexität und Kostengering zu halten. In Zusammen-arbeit mit der Software &Consulting GmbH TIMETOACT, Spezialist für Content Ma-nagement, eBusiness undeCommerce in Köln, wurde esrealisiert.

1 Million klicken pro Monat auf www.gdp.de

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Über 3.000 QuellenKnapp ein Jahr später, im No-

vember 2003, ging das GdP-Web-portal ins Netz. Bereits sechsMonate später, am 4. Mai 2004,konnte der geschlosseneMitgliederbereich www.gdp.de/member eröffnet werden. Erwurde in den folgenden Mona-ten ständig weiter ausgebaut. Sostehen derzeit den GdP-Mitglie-dern rund 3.000 Informations-quellen bei einer Gesamtdaten-größe von 1,1 Gigabyte zur Ver-fügung.

Wachsende BesucherzahlenSeit dem Start des neuen GdP-

Web-Portals stieg die Zahl dermonatlichen Zugriffe von130.700 im November 2003 auf950.000 im Oktober 2005 und

überschritt zum Jahreswechseldie magische Zahl von über ei-ner Million Zugriffe pro Monat.

Die Internetredaktionen inden Landesbezirken und beimBundesvorstand arbeiten mitHochdruck an ihrem selbst ge-steckten Ziel, mit dem nur fürMitglieder zugänglichen ge-schlossenen Bereich des GdP-

Web-Portals ein neues und zu-sätzliches Angebot und mit ihmdie Möglichkeit einer weit rei-chenden Betreuung der Mitglie-der zu schaffen. Ihnen sollenDienstleistungen und das kom-pakte GdP-Know-how „just intime“, also dann, wenn es ge-braucht wird, rund um die Uhrzur Verfügung stehen.

MeinungsbildungbeeinflussenDamit wird die Leistungs-

palette der GdP mit jedem Zu-griff komplett sichtbar. Allein imMitgliederbereich des Bundessind derzeit über 3.000 Infor-mationsangebote abrufbar, Fo-ren bieten jedem Mitglied dieMöglichkeit, sich an Sachde-batten zu beteiligen und somit

die Meinungsbildung der Ge-werkschaft der Polizei zu beein-flussen.

Zielgruppen der GdP-Präsenzim Internet sind GdP-Mitglieder,Noch-Nicht-Mitglieder, Journa-listen als Mittler zur Breiten Öf-fentlichkeit, Entscheider in Poli-tik und Polizei sowie allgemeinInteressierte an der GdP oder ander Polizei.

RedaktionssystemRegelmäßig tauschen die

GdP-Web-Redakteure aus Bundund Ländern redaktionelle Ideenund praktische, technische Tippsaus. Im Mittelpunkt steht dabei

das Content-Management-Sys-tem (CMS), die „Seele“ des GdP-Web-Portals. Mit diesem an-spruchsvollen Redaktionssystemgestalten die Web-Redakteuredie Seiten ihrer Landesbezirke

Neben Heften der GdP-Schriften-reihe können Nutzer von gdp.de/member u. a. auf Arbeitshilfen,Positionspapiere, Linklisten, PC-Sicherheitstipps und Fachartikelaus vielen GdP-Ressorts zugreifen.

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innerhalb des Web-Portalswww.gdp.de.

Aktuelle NachrichtenIn ihrer täglichen Arbeit pro-

duzieren die GdP-Web-Redak-teure aktuelle Reportagen,Nachrichten aus Polizei und in-nerer Sicherheit, stellen die Leis-tungen der GdP dar, verschaffenZugang und Kontakt zur Orga-nisation und erleichtern denschnellen Zugriff auf Spezial-interessen.

PressearchivSo wird der aktuelle Presses-

piegel im geschlossenen Mit-gliederbereich zum Downloadzur Verfügung gestellt. Er infor-miert in Bund und Ländern re-

gelmäßig über Veröffentlichun-gen von GdP-Statements, -Inter-views und -Hintergründen in Ta-geszeitungen, Zeitschriften sowieInternet-Medien. Ende August2004 eingerichtet, wächst er kon-tinuierlich zu einer zugriffs-fähigen Medienarchiv-Daten-bank über nahezu alle Themenaus Polizei und Innenpolitik.

PositionsbestimmungGdP-Positionspapiere zu den

relevanten Themen aus Polizeiund Gewerkschaftsarbeit (aktu-ell: „Auslandseinsätze”), von Ex-perten erarbeitet und den Gre-mien beschlossen, geben siche-ren Halt in Diskussionen, bei

Vorträgen oder überraschendenInterviewanfragen.

DEUTSCHE POLIZEI – diekomplette Ausgabe

Die aktuelle Ausgabe derGdP-Fach- und Mitgliederzeit-schrift DEUTSCHE POLIZEIsehen Mitglieder bereits imInternet, bevor sie der Postbotewenige Tage später in den Brief-kasten steckt. Hier sind nicht nurder Bundesteil und der jeweilige

Landesteil zu finden. Der DP-Sammelband enthält alleLandesausgaben, einschließlichder Bezirke BKA und Bundes-polizei. Erstmals erhalten GdP-Mitglieder nun also nach weni-gen Klicks fundierte und aktuel-le Informationen über die GdP-Arbeit in allen Ländern und Be-zirken.

MedienbibliothekHilfreiche Informationen zu

verschiedensten Themen fasstdas Menü „GdP-Medien“ zu-sammen. Zugreifen können Mit-glieder unter anderem auf GdP-Arbeitshilfen, die GdP-Schrif-tenreihe, Themen-Broschüren,

Link-Sammlungen und Softwa-re-Tipps.

PC-SicherheitAuch das Jahr 2005 war das

Jahr der Würmer und Viren. DieAttacken auf den heimischenRechner werden auch in Zukunftnicht abnehmen. Autor PeterHuth zeigt, welche Möglichkei-ten der Anwender hat, seinenprivaten Rechner vor Schädlin-gen zu schützen.

Mit Schritt-für-Schritt-Anleitungenund praktischen Tippserfahren GdP-Mitglie-der anschaulich und inverständlicher Spra-che, wie sie ihrenRechner sicherer ma-chen können. Abbil-dung geben zudemAnleitungen.

Stellentausch„Polizeihauptmeis-

ter aus sucht Tausch-partner in ...“ die GdP-Internet-Tauschbörsefür Arbeiter, Ange-stellte und Beamte hatschon manchen an sei-nen Wunschwohnort„bewegt.“ Hundertevon Tauschgesuchensind in den wenigen

Monaten seit Mai 2005 eingetrof-fen. Der Clou: Die Tauschan-gebote können alle sehen, alsoauch Nicht-Mitglieder. EinTauschgesuch aufzugeben bleibtdas Privileg der GdP-Mitglieder.Meldet sich ein Interessent, so er-hält derjenige automatisch eineNachricht mit den Kontaktdatendesjenigen, der das Gesuch auf-gegeben hat. So kann er, wenn erwill, seine Anonymität wahren,oder den Kontakt herstellen.

FachbereicheDie Fachbereiche der GdP-

Bundesgeschäftsstelle stellenihre speziellen Informationenauf ihren eigenen Seiten zur Ver-

INTERNET

fügung, die Wasserschützerebenso wie die Kriminalisten, dieSenioren wie die JUNGEGRUPPE.

FußballweltmeisterschaftMit einem breit angelegten

Konzept zur Betreuung unserereingesetzten Kolleginnen undKollegen während der Einsätzezur Fußballweltmeisterschaft indiesem Jahr wird die GdP dasGroßereignis begleiten. Natür-lich auch auf www.gdp.de.

ForenInterne Foren laden jedes Mit-

glied ein, seine Meinung zu äu-ßern und Informationen auszu-tauschen. Da die GdP-Gemein-schaft im geschlossenenMitgliederbereich, der besondersgesichert ist, unter sich ist, gilt dasPrinzip des „offenen Visiers“.Persönliche Daten sind für ande-re Mitglieder nicht generelleinsehbar. Bei der Teilnahme anDiskussionsforen wird für ande-re Mitglieder der richtige Namesichtbar.

Persönliche SicherheitAuf den Seiten der Länder

und des Bundes können vieleAngebote bereits online wahrge-nommen werden, wie zum Bei-spiel Bestellungen oder dieBeantragung des GdP-Mitglieds-ausweises. Auch ist die Änderungder eigenen Adresse möglich.Die Telefonnummern dienengegebenenfalls auch dazu, Mobi-le Dienste anzubieten (z.B. SMSInfo-Dienste).

Die E-Mail-Adresse wirdebenfalls für Infor-mations-dienste genutzt (z.B. für denNewsletterversand). Die Mitglie-derdaten werden zudem für Mei-nungsumfragen und für Infor-mationsschreiben genutzt (perPost und per E-Mail/Internet).Mit allen Daten geht die GdPsehr sorgfältig um. Deshalb be-dient sich der geschlosseneMitgliederbereich des verschlüs-

Die komplette Ausgabe vonDEUTSCHE POLIZEI: Alles,was in Bund und Ländern ak-tuell geschah, auf einenBlick – und immer eine Wo-che eher, als im Briefkasten.

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selten https-Codes, erkennbar ander farbig unterlegten URL mitdem Schloss-Zeichen. Dieses si-chere Verfahren, bekannt ausdem Onlinebanking, unterschei-det sich erheblich von den einfa-chen Zugangsvoraussetzungenzahlreicher Web-Seiten, bei de-nen der Benutzer das Passwortund die Freischaltung ohne Prü-fung der Identität per E-Mailzugesandt bekommt.

FreischaltungDie Freischaltung für

www.gdp.de/member erfolgt erstdann, wenn das Mitglied eineDatenschutzerklärung unter-schrieben und per Post an dieOSG der GdP, EDV-Abteilung,Forststr. 3a, 40721 Hilden, ge-schickt hat.

Diese Datenschutzerklärungist Teil der dieser Ausgabe bei-

liegenden Information zum GdP-Webserver. Die Datenschutzer-klärung kann aber auch im offe-nen Bereich des GdP-Web-servers aufgerufen und ausge-druckt werden. Das Kennwortfür den Zugang zum geschlosse-nen Bereich wird nach Eingangund Registrierung der Daten-schutzerklärung an das Mitgliedunverzüglich auf dem Postwegzugesandt.

Es lohnt sich, das Portal zumGdP-Web zu öffnen und die vir-tuelle Welt der GdP zu betreten.Redaktion und Technik freuensich über Anregungen und Kritik.

Rüdiger Holecek

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EHEGATTENSPLITTING

Diskussion um Splitting-PraxisSteuerrechtlich fragwürdig, familienpolitisch ohne Nut-zen und mit Blick auf gleichstellungspolitische Belangesogar schädlich – so charakterisiert ein von der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) gefördertes Gutachten derJuristin Ulrike Spangenberg das Ehegattensplitting.Und andere Untersuchungen bestätigen: Der Splitting-effekt von mehr als 20 Mrd. Euro jährlich entlastet vorallem Einzelverdiener-Ehepaare mit gehobenem bis ho-hem Einkommen in Westdeutschland, von denen einDrittel keine Kinder hat.

Seit 1958 werden Ehepaare inder Bundesrepublik Deutsch-land nach dem Splitting-verfahren besteuert: Die Ein-künfte der beiden Ehegattenwerden zusammengerechnet,durch zwei geteilt und damit un-terstellt, dass beide Partnergleichermaßen durch ihren Ver-dienst zum Familienunterhaltbeitragen. Für jede Hälfte wirdnun in Anwendung des entspre-chenden Steuertarifes die Steu-erschuld ermittelt und anschlie-ßend verdoppelt (Splittingtarif).Der größte Splittingvorteil vonbis zu 660 Euro monatlich ent-steht, wenn ein Einkommen von104.304 Euro jährlich von nureinem Ehegatten erwirtschaftetwird. Denn durch die fiktive Ver-

teilung der Einkünfte auf beidePartner kann zweimal derGrundfreibetrag in Anspruchgenommen werden.

Außerdem wird auf das durchdie Teilung geringere (hälftige)Einkommen ein niedrigererSteuertarif angewendet. Je gerin-ger das Einkommen des Ehepaa-res ist, desto schmaler fällt derSplittingvorteil aus. Er sinkt au-ßerdem, je partnerschaftlichersich beide Ehegatten tatsächlichan der Erwirtschaftung des Ein-kommens beteiligen.

Ursache für die Einführungdes Ehegattensplittings, Endeder fünfziger Jahre, war ein Ur-teil des Bundesverfassungsge-richtes (BVerfGE 6,55). Ehepart-

ner und Alleinerziehende hattengegen die damals geltende, nochaus der Weimarer Republikstammende, rohe Haushalts-besteuerung geklagt. Nach die-sem System waren die Einkünf-

te der Ehegatten ebenfalls ad-diert, das zusammengerechneteEinkommen allerdings dem (hö-heren) Individualtarif unterwor-fen worden. Weil dadurch Ehe-paare bei der Versteuerungschlechter gestellt wurden alsUnverheiratete, hatte das Bun-desverfassungsgericht diese Artder gemeinsamen Veranlagungverworfen und das in den Verei-nigten Staaten praktizierteSplittingverfahren favorisiert,das sich schließlich auch der Ge-setzgeber zu eigen machte. Dabeistütze man sich vor allem aufArtikel 6 (1) des Grundgesetzes,der Ehe und Familie unter denbesondern Schutz der staatlichenOrdnung stellt. Demnach ist dasEhegattensplitting Ausdruck der

Wirtschafts- und Verantwor-tungsgemeinschaft, die beidePartner durch ihre Heirat be-gründet haben. Auch die neuereRechtsprechung des Bundesver-fassungsgerichtes scheint diese

Interpretationzu stützen. InnachfolgendenUrteilen ging esdavon aus, dass„ein Ehegattean den Ein-künften undLasten des an-deren wirt-schaftlich je-weils zur Hälf-te teil hat“ unddas Splitting„an die wirt-schaftliche Re-alität der in-takten Durch-schni t t sehe“

anknüpft. Daher hält das Bun-desverfassungsgericht das Ehe-gattensplitting nicht für eine be-liebig veränderbare Steuer-vergünstigung, sondern wegender Teilhabe beider Ehegattenam Einkommen für den Aus-druck der Besteuerung nachLeistungsfähigkeit.

Kritik

Doch in den letzten Jahren istdas Ehegattensplitting zuneh-mend in die Kritik geraten. Ur-sache hierfür ist nicht zu letzt dieverstärkte Berufstätigkeit ver-heirateter Frauen, die inDeutschland nie so gut ausgebil-det waren wie heute. Im

Grundsatzprogramm des DGBheißt es dazu: „Die Steuervor-teile des Ehegattensplittingsmüssen begrenzt und schrittwei-se zugunsten eines Familien-lastenausgleiches abgeschafftwerden.“

Beanstandet wird das Ehe-gattensplitting vor allem aus dreiPerspektiven: steuersystema-tisch, familien- und gleichstel-lungspolitisch.

Im deutschen Einkommen-steuerrecht gilt der Grundsatzder Besteuerung nach Leistungs-fähigkeit. Besteuert werden diejeweiligen Einkünfte abzüglicheines Grundfreibetrages (7664Euro) und individueller Verlus-te sowie erwerbsbedingter Auf-wendungen. Angewendet wirdein Individualtarif, der mit zu-nehmender Einkommenshöhesteigt (Steuerprogression, Spit-zensteuersatz 42 Prozent).Darüber hinaus können Unter-haltszahlung jedoch nur in Höhedes jeweiligen Existenzmini-mums steuermindernd geltendgemacht werden.

Dieser Systematik wider-spricht das Ehegattensplitting:Ein verheirateter Alleinver-diener kann seine Steuerschuldnicht nur um das Existenzmini-mum für den anderen Partnermindern. Er kann vielmehr denfür seinen Partner zustehendenGrundfreibetrag beanspruchenund kommt zusätzlich in denGenuss einer geringeren Steuer-progression.

Ähnlich wird verfahren, wennbeide Ehepartner in unterschied-lichem Maß zum Einkommenbeitragen und die Kombinationder Lohnsteuerklassen III undVI gewählt haben: Dem besserVerdienenden in Steuerklasse IIIwerden beide Grundfreibeträgesowie die Pauschalen für Sonder-ausgaben und Vorsorge zuge-rechnet. Versteuert wird das Ein-kommen nach dem Splittingtarif.Steuermindernde Ausgabenkommen folglich beim niedrige-ren, „zweiten“ Einkommen desEhepartners nicht mehr in Ab-zug; zusätzlich gilt hier derGrundtarif. Sämtliche Freibeträ-ge und steuerlichen Vergünsti-gungen schlagen sich daher aus-schließlich im Nettolohn desPartners nieder, der ohnehin den

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höheren Verdienst hat. Das ge-ringere Einkommen des „Zweit-verdieners“ wird steuerlich zu-sätzlich belastet.

Aus diesem Zusammenhangergibt sich auch die gleich-stellungspolitische Kritik amEhegattensplitting – es verstärktdie Tendenz zur traditionellenRollenverteilung, die materielle

Abhängigkeiten nach sich ziehtund finanzielle Spätfolgen habenkann.

Noch immer gibt es Lohn-unterschiede zuungunsten vonFrauen. Auch Hausarbeit undKindererziehung liegen zumweitaus größeren Teil in derHand der Frauen. Da durch dasSplittingverfahren bereits eingeringer Zuverdienst steuerlicheNachteile mit sich bringt, lohntsich eine zweite Erwerbstätigkeitnur, wenn das erzielte Einkom-men diesen ausgleicht unddaraus zusätzlich entstehendeKosten für die Betreuung vonKindern bestritten werden kön-nen. Daher setzt das Ehegatten-splitting eher Anreize gegen eineErwerbstätigkeit von Frauen,woraus sich neben einer geringenFrauenerwerbsquote vielfältigeökonomisch nachteilige Folgenergeben. Die Juristin UlrikeSpangenberg nennt in ihremGutachten für die HBS vor allemden Mangel an eigenständigerExistenzsicherung für Frauen(Sozialversicherungsleistung,

Rente), den Verlust an Bildungs-kapital und negative Lohn-effekte.

Studien aus Großbritannienlassen außerdem den Schluss zu,dass es für den Zugang zu finan-ziellen Mitteln nicht unerheblichist, wem Erwerbseinkommenund steuerliche Vergünstigungeninnerhalb einer Ehe zufließen.

Auch aus familien-politischer Sicht wird dasEhegattensplitting heftigkritisiert. Die Mütter undVäter des Grundgesetzesgingen Ende der vierzigerJahre bei der Formulierungdes Artikels 6 (1) sichervon einer weitgehendenIdentität der beiden dortgenannten Schutzgüter„Ehe“ und „Familie“ aus.Heute aber bleibt eineDrittel aller Ehe kinderlos– und kommt auch ohne fi-nanzielle und zeitliche Be-lastung durch Nachwuchsin den Genuss der steuer-lichen Begünstigung desSplittingverfahrens. Sindbeide Eltern berufstätigund tragen in ähnlicherHöhe zum Familienein-kommen bei, werden sie

steuerlich sogar gegenüber kin-derlosen Alleinverdiener-Ehenbenachteiligt. Ebenso ergeht esnicht verheirateten Elternpaarenund Alleinerziehenden; auch siekönnen vom Ehegattensplittingnicht profitieren. Insofern kanndas Ehegatten-Splitting eher alssteuerlicher Anreiz zur Begrün-dung einer Ehe denn als Beitragzum Familienlastenausgleich gel-ten.

Alternativen

Aus diesen Gründen mehrensich die Stimmen, die eine Re-form der Splittingregelungenverlangen. Die Vielfalt der in derDiskussion befindlichen Alterna-tiv-Modelle ist groß.

Dabei würde die Einführungeines „Realsplittings“ die ge-ringste Veränderung bedeuten.Es entspricht dem Verfahren, dasheute schon bei getrennt leben-den Ehegatten angewendet wird:Der Besserverdienende kann fik-tive Unterhaltszahlungen, deren

Foto: ddp

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Höhe begrenzt ist, steuer-mindernd gelten machen. DerPartner ohne eigenes oder mitgeringem Einkommen muss sieversteuern. Dabei würde sich füruntere und mittlere Einkommenund in Bezug auf die Förderungvon Familien wenig ändern.

Von der weitestgehendenUmgestaltung, der ersatzlosenStreichung des Ehegatten-

splittings, versprechen sich Wirt-schaftswissenschaftler dann gro-ße Effekte, wenn die Einsparun-gen zu einer Absenkung des all-gemeinen Steuertarifes genutztwerden.

Zwischen beiden Lösungenliegt die Variante, die in dem vonder HBS geförderten Gutachtenfavorisiert wird. Hier plädiert dieAutorin Ulrike Spangeberg füreine Individualbesteuerung mitübertragbarem Grundfreibetrag:Jeder Ehepartner wird mit demfür sein Einkommen gültigenSteuertarif belastet und kanndabei Grundfreibetrag undsteuermindernde Abzüge für sichgeltend machen. Handelt es sichum eine Einverdienst-Ehe, kannder Einkommen erzielende Part-ner seine Steuerschuld durch dieÜbertragung des zweiten Grund-freibetrages mindern.

Im Modell der Individual-besteuerung mit übertragbaremGrundfreibetrag werden Steuer-schuld und steuerliche Entlas-tung personenbezogen erhobenbzw. berücksichtigt, was auchgleichstellungspolitischer Sicht

zu begrüßen wäre. Den gegensei-tigen Unterhaltspflichten in derLebens- und Verantwortungs-gemeinschaft Ehe wird durchden übertragbaren zweitenGrundfreibetrag Rechnung ge-tragen.

Die dadurch frei werdendenMitteln von ca. 7,5 bis 8 Mrd.Euro, so Spangenberg, könntenfür die zielgerichtete Förderung

von Familien aufgewendet wer-den.

Über die Förderungswürdig-keit von Familien besteht partei-übergreifend Einigkeit. In wel-cher Form dies geschehen soll –darüber gehen die Meinungenweit auseinander. Im Koalitions-vertrag, den Union und SPDeben geschlossen haben, sind ne-ben der Einführung eines Eltern-geldes auch andere familien-politische Neuregelung an-gedacht. Das Ehegattensplittingwird jedoch nicht erwähnt.Allerdings haben sch dieKoalitionspartner auf eine ande-re steuerpolitische Zielsetzungverständigt: „Zur gerechten Ver-teilung der Lohnsteuerbelastungzwischen den Ehegatten undbesonders zum Abbau von Be-nachteiligungen von Frauen beider (Wieder-)Aufnahme einerErwerbstätigkeit werden wir dasSteuersystem besser aufFlexibilisierungen in der Er-werbsbeteiligung ausrichten.“DP wird darüber berichten.

weu

EHEGATTENSPLITTING SCHIESSWETTKAMPF DER SPEZIALEINHEITEN

GdP traf mitVeranstaltungins Schwarze20 Mannschaften von Spezialeinheiten der Polizeien derLänder, Bundespolizei, Zoll und Bundeswehr trafen sicham 16.9.2005 zum ersten GdP-BundesfinanzpolizeiSchießwettkampf in Springe am Deister. Sie folgten derEinladung der Kreisgruppe GdP-Bundesfinanzpolizei Han-nover, deren Mitglieder mit großem ehrenamtlichem En-gagement diesen bisher beispiellosen sportlichenLeistungsvergleich ermöglichten.

Für die Mannschaften ausReihen der SEK´s, MEK’s,BFE’en, UnterstützungsgruppenZoll, Feldjäger und Fallschirmjä-ger war bei diesem Wettkampf

nicht nur gutes Schießen sondernauch Fitness und Improvisationgefragt. Die Aufgabe der Mann-schaften bestand darin, als „Auf-wärmübung“ die Evakuierungeiner Person durchzuführen.Den Mannschaften blieb genau2 Minuten, um diesen „Einsatz“zu planen, bevor sie eine Türzwangsweise ohne die üblicheRamme schnellstmöglich öffnenund im Anschluss eine knapp 800Meter lange Bergstrecke hinauf-stürmen, um dort eine ca. 80 kgschwere Puppe zu evakuieren.Um den Transport ein wenig zuerschweren, durfte die Puppebeim Rücktransport den Bodennicht berühren. Ganz nebenbeisollten die Teilnehmer bei diesem

Stressparcour untypische Bege-benheiten wahrnehmen. „Es warwie gegen eine Wand zu laufen“,gestand ein Mitglied einer Spe-zialeinheit aus Berlin.

Am Ziel angekommen ging eszu den einzelnen Schießstati-onen, wo die Mannschaften mitder Pistole einen IPSC-Parcourzu bewältigen hatten. Mit Erstau-nen mussten andere Spezial-einheiten ansehen, wie die Fall-schirmjäger von der DivisionSpezielle Operationen den IPSC-Parcour mit Bravur absolvierten.

Beim Tontaubenschießenzeigte sich, wo die Jagdschützenin den Mannschaften beheimatetsind. Als Abschlussübung wardas Können beim Schießen aufeine laufende Zieldarstellung mitdem Gewehr G 36 gefordert.

Die Teilnehmer zeigten sichüber das Zustandekommen die-ses bundesweiten und vor allembehördenübergreifenden Zu-sammenkommens der Mitglieder

Die Siegertrophäe – ein auf einerHolzplatte fixiertes Gewehr G 3 –sowie die mit dem Veranstal-tungslogo versehen Fortis-Uhrengingen an das MEK Hamburg.

Niedersachsens Innenstaats-sekretär Dr. Roland Koller insein Grußwort: „Was dienstlichnotwendig ist, kann durchausauch mal Spaß machen“. BeimTontauben- und Pistolenschießenentpuppte sich der Schirmherrder Veranstaltung als ausge-zeichneter Schütze.

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von Spezialeinheiten sehr er-freut. Sie sprachen der GdP, diedies ermöglicht hat, Anerken-nung aus. Die Kollegen genossenwährend des Wettkampfs, aberauch während des Rahmen-programms die Möglichkeit, ihreErfahrungen und Erlebnisse ausden alltäglichen Extremsitua-tionen austauschen zu können.Kommentierungen wie beispiels-weise „leider wird auf dienstli-cher Basis ein behördenüber-greifendes und überregionalesTreffen nicht geboten“ oder„schön, dass die GdP diese Ver-anstaltung durchführt“, waren andiesem Tag nicht selten zu hören.Und so verwunderte es auchnicht, dass der Ruf nach einer

Neben den Mannschaftenreisten auch Einzelgäste zu die-ser Veranstaltung. So ließ es sichu. a. der Leiter des SchweizerZoll SEK´s Major Roland Bratschi(Mitte) nicht nehmen, bei dieserGroßveranstaltung dabei zu seinund Kontakte zu deutschenSpezialeinheiten zu knüpfen.(l. Ansgar Menke, VorsitzenderKreisgruppe GdP- Bundesfinanz-polizei Hannover, r. FrankBuckenhofer, Vorsitzender Kom-mission GdP-Bundesfinanzpolizei) Fotos: GdP

VERKEHRSSICHERHEIT

Fernfahrerstammtisch baldauch in Norwegen?

Drei Polizeibeamte aus Oslowaren vom 2. bis 3. Novemberauf Einladung des Initiators derbundesweiten Fernfahrerer-stammtische, Polizeihauptkom-missar Rainer Bernickel, bei derVerkehrssicherheitsberatung derAutobahnpolizei Münster zuGast. Die zweitägige Hospitati-on hatte der Leitende Polizei-direktor, Wolfgang Blinden-bacher, aus dem Düsseldorfer In-nenministerium ermöglicht.

Ziel des Besuches war es, einein Norwegen geplante Verkehrs-sicherheitskampagne für Lkw-Fahrer, durch bereits in derBundesrepublik bewährte Akti-onen zu unterstützen.

Erste Eindrücke konnten dieGäste als Teilnehmer des Fern-fahrerstammtisches an der A 1,auf dem Rastplatz Münsterland-Ost gewinnen. Die 36-köpfigeGesprächsrunde befasste sich andiesem Tage mit der Unfall-ursache „Sekundenschlaf“. DerVortrag eines Schlafmedizinersder Uni Münster und der Beitragvon PHK Bernickel über recht-lichen Folgen bei Nichtbeach-tung der gesetzlichen Bestim-mungen zu diesem Thema, wur-den von den Gästen ebenso po-sitiv aufgenommen wie die Be-richte zur Entstehungsgeschich-te der Fernfahrerstammtische,über die Ziele der Autobahn-polizei zur Senkung der Unfall-zahlen, bis hin zur Planung vonAktionen zur Steigerung der Ver-kehrssicherheit für Lkw-Fahrerauf Autobahnen.

Da die polizeilichen Ziele, inallen Ländern auf eine deutlicheReduzierung der Unfallzahlenausgelegt sind, wird der bisheri-ge und künftige Informations-austausch mit den norwegischenKollegen einen Beitrag zum Er-reichen der Ziele der EU Kom-mission, bis 2010 die Zahl derVerkehrstoten auf europäischenStraßen zu halbieren, darstellen.

Rainer Bernickel,AP Münster

Verkehrssicherheitsberatung

Rainer Bernickel, Jan Morgan Guttormsen, Sverre Borge, Sten Gregersen (v. r. n. l.) Foto: Christoph Becker

Fortsetzung dieser Zusammen-kunft für Spezialeinheiten schonam Wettkampftag laut wurde.

Zur Erinnerung an diese Ver-anstaltung kann über dieHomepage der KG GdP-Bun-desfinanzpolizei Hannoverwww.gdp-hannover.de ein Patchmit dem Veranstaltungslogo be-zogen werden kann. Wer Interes-se an der GdP Limited EditionUhr aus dem Hause Fortis hat,erhält nähere Informationenebenfalls über die KreisgruppeGdP-Bundesfinanzpolizei Han-nover.

Ansgar Menke

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ÜBERSCHULDUNG

Millionen in der Falle

Immer mehr Privathaushalte melden Verbraucher-insolvenz an. Fachliche Hilfe rettet jeden zweitenBetroffenen aus der Krise, dennoch werden die Mittelfür die Schuldnerberatung gekürzt.

„Ich wollte unbedingt mit mei-nen Freunden mithalten”, sagtFrank Leistner*. Der 37-Jährigearbeitet als Pförtner in einem mit-telständischen Industriebetrieb,sein Lebensstil aber ähneltezeitweise eher dem eines leiten-den Angestellten. Er leistete sichteure Abendessen in edlen Res-taurants, bestellte eine neueWohnungseinrichtung, kaufte sichein schickes Auto – alles aufPump. Irgendwann stand Leist-ner mit über 30.000 Euro bei Ban-ken, Möbelhäusern und Handy-firmen in der Kreide. Mitarbeitervon Inkassofirmen besuchten ihnregelmäßig, die Mahngebührenstiegen unaufhörlich, er hatteschlaflose Nächte. Dann fand erden Weg in eine Beratungsstelle,

stellte schließlich beim Amtsge-richt einen Antrag auf Privat-insolvenz. In sechs Jahren, so hofftLeistner jetzt, ist er seine Schul-den los. Ohne Unterstützung vonaußen, da ist er sicher, „hätte ichdas nie geschafft”.

Über drei Millionen Haushal-te stecken in Deutschland in derSchuldenfalle. In den letzten fünf-zehn Jahren hat sich die Zahl ver-doppelt. Das Stadium der Über-schuldung ist erreicht, wenn „Ein-kommen und Vermögen trotzReduzierung des Lebensstan-dards nicht ausreichen, um fälli-ge Forderungen zu begleichen” –so definiert es der letzte Armuts-

und Reichtumsbericht der Bun-desregierung. Als wichtigste Ur-sachen listet der Bericht Arbeits-losigkeit, schwere Krankheit,Scheidung, Niedrigeinkommen,unwirtschaftliche Haushalts-führung und gescheiterte Selbst-ständigkeit auf. Jeder vierte Be-

troffene hat elf oder mehr Gläu-biger; ebenfalls 25 Prozent stehenmit Summen über 50.000 Euro imSoll. Doch nur zwölf Prozent su-chen, wie Frank Leistner, eineSchuldnerberatung auf.

„Überschuldung ist ein gesell-schaftliches Problem und darfnicht tabuisiert werden”, betontIris Spranger, stellvertretendeBundesvorsitzende der Arbeiter-wohlfahrt. Georg Cremer, derGeneralsekretär des DeutschenCaritasverbandes, fordert mehrUnterstützung durch öffentlicheBeratungsstellen: „Vorwürfe hel-fen den Leuten nicht weiter.”Mit der bundesweiten Aktions-

woche „Der Mensch hinter denSchulden” machten die Wohl-fahrtsverbände im Sommer 2005gemeinsam auf das Themaaufmerksam.

Mehrere Monate, manchmalnoch länger müssen Überschul-dete hierzulande auf einen Ter-

min warten, weildie öffentlichenMittel für dieSchuldnerberatungdrastisch gekürztwurden. Von den240 Anlaufstellen,die zum Beispieldie Verbraucher-zentralen im Jahr2000 anboten, sindnur noch 180 übriggeblieben.

In diese Service-lücke stoßen dubi-ose private Schuld-nerberater, die teil-weise am Randeder Legalität arbei-ten und die Not-situation der Be-troffenen zum eige-nen Vorteil ausnut-zen.

Immerhin gelingt es in jedemzweiten Beratungsfall, durch Hil-fe von seriösen Überschuldungs-Experten einen Ausweg aus derKrise zu finden – etwa mittels dervon Frank Leistner beantragtenVerbraucherinsolvenz. In einemgerichtlich geregelten Prozessträgt der Schuldner sechs Jahrelang einen möglichst großen Teilseiner Verpflichtungen ab. Auchwenn er seine Gläubiger nichtvollständig zufrieden stellenkann, wird er dann von seinenrestlichen Verpflichtungen be-freit. Mit fast 70.000 Fällen proJahr hat dieses neue Verfahreninzwischen sogar die Zahl der

Ein Bericht von Thomas Gesterkamp

Stufe 1:

Der Schuldner versucht,sich mit seinen Gläubigernaußergerichtlich zu einigen.Unterstützt von einemSchuldnerberater (oderauch einem Rechtsanwalt)schlägt er einen festen mo-natlichen Beitrag vor, um dieVerbindlichkeiten schritt-weise zu verringern.

Stufe 2:

Wenn die Gläubiger denVorschlag ablehnen, stelltder Schuldner beim Amtsge-richt den Antrag auf Eröff-nung eines Privatinsolvenz-verfahrens. Das Gerichtschlägt den Gläubigernnochmals einen Plan zumSchuldenabbau vor.

Stufe 3:

Lehnen diese erneut ab,wird die Verbraucherinsol-venz eingeleitet. Der Schuld-ner muss sechs Jahre langsein pfändbares Einkom-men einem Treuhänderüberlassen. Die Pfändungs-grenze liegt bei 990 Euro,hinzu kommen Freibeträgefür Kinder und Unterhalts-verpflichtungen.

Stufe 4:

Nach sechs Jahren endetdie so genannte Wohlver-haltensphase. Auch wenndann nicht alle Schulden ge-tilgt sind, wird der Betroffe-ne von seiner Restschuldbefreit.

Wege zurSchuldenfreiheit:

Die Verbraucherinsolvenz

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Unternehmensinsolvenzen deut-lich übertroffen.

Banken in der Kritik

Für die Kürzungen in der Be-ratung machen die Wohlfahrts-verbände vor allem die Bundes-

länder verantwortlich. Danebenwollen sie die Banken und ande-re Kreditgeber in die Pflicht neh-men. Die Geldinstitute müsstensich an der Finanzierung der Hil-fen beteiligen und die Betroffe-nen auf direktem Wege stärkerunterstützen. Schließlich, so ar-gumentieren auch die Verbrau-

cherschützer, trügen die Ver-marktungsstrategien der Bankeneine Mitschuld an der ausweglo-sen Situation vieler Haushalte:Die Werbung der Geldinstitutegaukelt eine heile Welt vor, in dersich Wünsche sofort und ohneAufschub erfüllen lassen.

Nach dem Motto „Jetzt kaufen,

später zahlen” werden zuerst ris-kante Kredite und ein allzu groß-zügiger Dispo eingeräumt – selbstwenn in manchen Fällen offen-sichtlich ist, dass die Kundenschlicht nie gelernt haben, mitGeld umzugehen. Ist die Über-schuldung dann später nicht mehrzu übersehen, folgen kostspielige

ÜBERSCHULDUNG

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Mahnverfahren, das Einfordernhoher Sollzinsen und schließlichdie Kündigung des Girokontos.Damit geraten die Überschulde-ten in einen Teufelskreis: Wennihnen die Bankverbindung ge-kappt wird, sind sie vom bargeld-losen Zahlungsverkehr ausge-schlossen. Sie haben dann nochgrößere Schwierigkeiten, etwaeine passende Wohnung anzu-mieten oder eine neue Arbeitsstel-le zu finden. Befinden sie sich ineinem festen Arbeitsverhältnis, somacht spätestens die Konto-kündigung die schwierigen priva-ten Verhältnisse für Personalabtei-lung oder Dienststelle offensicht-lich.

Der soeben vorgelegte dritte„Schuldenkompass” der Schutz-gemeinschaft für allgemeine Kre-ditsicherung (Schufa) erfasst dasZahlungsverhalten von 62 Millio-

nen Bun-d e s b ü r g e r n .Der Bericht be-legt die wach-senden finanzi-elle Engpässevor allem beijungen Leuten.Eine Schufa-E i n t r a g u n gkann allerdingskein Grundsein, die Füh-rung eines Giro-kontos zu ver-weigern, beto-nen die Verbän-de der Kre-ditwirtschaft.In der Praxisaber wird dieseSelbstverpflich-tung der Ban-ken häufig miss-

achtet. Georg Cremer von der Ca-ritas fordert deshalb im Einklangmit den Verbraucherzentralen ei-nen Rechtsanspruch auf ein Giro-konto für jedermann – als „wich-tige Voraussetzung für die Wieder-eingliederung in das soziale undwirtschaftliche Leben”.

Frank Leistner wird wegen sei-nes niedrigen Einkommens wohlnur einen Teil seiner Schulden zu-rückzahlen. Dass die Gläubiger-banken ihre Forderungen nichthundertprozentig durchsetzenkönnen, stört ihn wenig. „Die ha-ben mit ihrer sorglosen Kredit-vergabe selbst dazu beigetragen.”Eines aber will er künftig auf je-den Fall vermeiden: das Minuszei-chen auf seinen Kontoauszügen.Bei einer Sparkasse hat er sich einreines Guthabenkonto eingerich-tet.

* Name geändert

ANKÜNDIGUNG

Tagung zur OrganisiertenKriminalität

„Alles OK? – Der Kampf ge-gen das organisierte Verbre-chen“ ist Thema einer Polizei-Tagung, die vom 6. bis 8. Februar2006 in der Evangelischen Aka-demie Hofgeismar stattfindet.Die Tagung beschreibt die OK,fragt, wie Polizei damit umgeht,was vorbeugt und wo juristischund technisch die Grenzen imKampf gegen die OK liegen.

Angehörige der Landes-Polizeien zahlen 50 Euro, dieweiteren Tagungskosten über-nimmt die Polizeiseelsorge. An-

dere Personen zahlen 131 Euroim Einzelzimmer (einschl.Tagungsbeitrag 45 Euro sowieVerpflegung) bzw. 119 Euro imDoppelzimmer; Ermäßigungenauf Anfrage.

Anmeldungen und weitereInformationen unter:Telefon: 05671/881-118,E-Mail:[email protected]: www.akademie-hofgeismar.deMichael Goldbach, Studien-leiter

Fernbleiben vom Dienst trotzDienstfähigkeit für annäherndein Jahr – OVG entferntPolizeibeamten aus dem Dienst

Ein Polizeibeamter, der trotzamtsärztlich festgestellter In-nendienstfähigkeit annäherndein Jahr nicht zum Dienst er-schienen ist, gleichzeitig aberwiederholt private Arbeitsleis-tungen ausgeübt und darüber hi-naus einer dienstlichen Anord-nung, sich in stationäre Beobach-tung zu begeben, nicht Folge ge-leistet hat, ist aus dem Dienst zuentfernen. Dies entschied dasOberverwaltungsgericht in Kob-lenz.Oberverwaltungsgericht Rhein-land-Pfalz, 3 A 10815/05.OVG

Sonderzahlung – so genanntWeihnachtsgeld – 2003 für Be-amte, Professoren und Richter

Das Verwaltungsgericht Mag-

deburg hat am 6.9.2005 als ers-tes Gericht in Sachsen-AnhaltEntscheidungen zur Recht-mäßigkeit der Sonderzahlung imJahre 2003 getroffen und ent-schieden, dass die entsprechen-den bundes- und landesrecht-lichen Regelungen formell undmateriell nicht zu beanstandensind.

Hintergrund:Mit dem Besoldungs- und

Versorgungsrechtsanpassungs-gesetz 2003 hat der Bundes-gesetzgeber den Ländern dieMöglichkeit eingeräumt, Bestim-mungen über jährlich zu zahlen-de Sonderzuwendungen (sog.Weihnachtsgeld) zu treffen.Davon hat das Land Sachsen-Anhalt erstmals für das Jahr 2003Gebrauch gemacht und dieSonderzuwendung nach Ämterngestaffelt festgelegt.

Den von den Klägern vorge-brachten Einwendungen insbe-sondere gegen das formelle Zu-standekommen der bundes- undlandesrechtlichen Regelungenhat sich das Gericht nicht ange-schlossen. So sei das Landes-gesetz rechtzeitig, nämlich amFreitag, den 28.11.2003, verkün-det worden. Auch im Übrigenseien der Absenkung der Sonder-

zuwendung rechtliche Bedenkennicht entgegen zu halten. Für dieKläger besteht nunmehr dieMöglichkeit, gegen das UrteilRechtsmittel bei dem Ober-verwaltungsgericht desLandes Sachsen-Anhalt einzule-gen.

Anmerkung: Seit dem Jahr2005 wird eine Sonderzahlung an

Beamte, Professoren und Rich-ter, bis auf die Zahlung eines„Sonderbeitrages“ pro Kind inHöhe 25,56 Euro, auf Grund derHaushaltslage des Landes Sach-sen-Anhalt nicht mehr vorge-nommen.VerwaltungsgerichtMagdeburg, 5 A 57/05 MD(u. a.)

Urteile

Foto: dpa

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30 1/2006 Deutsche Polizei

Eine Reise in ein Land, wel-ches so herzlich abschre-ckend ist, dass man es amliebsten erkunden würde –wenn es denn existieren wür-de. Der Reiseführer durch dasimaginäre Land, welchesirgendwo in Osteuropa liegenkönnte, ist nicht nur ein rhe-

MolvanienThemen in diesem Jahr werdensein:

• Internetkriminalität• Das neue Aufenthaltsgesetz

– Veränderungen und Chancen• Polizeien in Europa• Gesund im Beruf

Seminare 2006torisch brillanter Exkurs in dieWelt des rauen Ostens, vielmehrweckt es das wohlige Gefühlbeim Lesen, mit dem Standortder eigenen Couch sehr zufrie-den zu sein. Einen kleinen Ein-blick und eine Leseprobe in die-ses fantastische Buch findetman unter www.Molvanien.de

Teilnehmen kann jedes Jun-ge Gruppe-Mitglied bis zum30. Lebensjahr.

Weitere Informationenund Anmeldungen sind onlineunter www.gdpjg.de erhältlichbzw. möglich.

Willkommen liebe Leser undÜberleser, willkommen auch die,die uns schon kennen oder viel-mehr kannten – denn die medialePlattform der JUNGEN GRUPPEwählt ab dieser Ausgabe unsererMitgliederzeitung DEUTSCHE PO-LIZEI, einen neuen Weg, auf demsie hofft, mehr Leser – gern auchdie älteren – zu erreichen und mitden Belangen, Programmen und

Aktivitäten der JUNGEN GRUPPEvertraut zu machen. So erschei-nen wir jede zweite Ausgabe aufdiesen Seiten und freuen uns aufdie Möglichkeit, den Focus auf denleider immer weiter ausgedünntenPolizeinachwuchs zu richten. Auchin diesem Jahr haben wir uns eineMenge vorgenommen: Wir bietenallen jungen Polizeibeamten dieMöglichkeit, sich über Seminare

VORSTELLUNG

Neue Zeiten – neue Seitender JUNGEN GRUPPE fortzubilden,befassen uns mit aktuell politi-schen Themen, welche den Polizei-alltag tangieren und in den meis-ten Fällen leider beschneiden, rich-ten unser Augenmerk stärker aufdie Entwicklungen innerhalb derEU und deren Auswirkungen aufdie Polizei. Des Weiteren richtenwir im Mai die Bundesjugend-konferenz in Potsdam aus, zu wel-

cher der GeschäftsführendeBundesjugendvorstand neu ge-wählt wird. Trotz dieses Planes er-halten wir uns immer eine Flexibili-tät, die es uns ermöglicht, auf alledenkbaren und undenkbaren Ereig-nisse zu reagieren und im Interes-se unserer Mitglieder zu agieren.

Falls auch euch etwas unter denNägeln brennt oder ihr ein Themahabt, zu dem ihr gern etwas lesenoder vielleicht selbst schreibenwollt, dann setzt euch mit uns überunsere Internetseite in Verbin-dung. In diesem Sinne – ihr wer-det von uns lesen …

Fanni Schneider

Aktiv-Plus-Betreuungsteam der JUNGEN GRUPPEbeim Castor 2005 im Wendland

Wie im letzten Jahr haben auchdieses Jahr Kolleginnen und Kol-legen der JUNGEN GRUPPE an ih-ren freien Tagen die Einsatzkräftebeim Castor-Transport tatkräftigunterstützt. Sabrina Kunz ausRheinland-Pfalz, Thorsten Weißvon der Bundespolizei, Sven Lan-ge aus Baden-Württemberg undJens Berner aus’m Saarland wa-ren dabei (s. Foto).

Neben dem bewährten Ein-kaufsservice aus dem letztenJahr haben wir in diesem Jahrauch Kaffee, Tee und Cappucci-no angeboten. Unser Hauptzielwar jedoch, Kritik aufzuschnap-pen und die Punkte, wenn mög-lich, direkt vor Ort zu lösen. Wir

fuhren in zwei Teams mit voll ge-ladenen Fahrzeugen Tag undNacht – so lange es halt ging –im Einsatzgebiet umher. Immerdort, wo wir auf Einsatzkräfte stie-ßen, wurden diese mit heißen Ge-tränken und den schon legendä-ren Castor-Kondomen, Kugel-schreibern und Bonbons versorgt.

Schon zu Beginn wurden dieersten Probleme an uns herangetragen. So beschwerte sich einKollege der Bundespolizei überdie ungerechte Stunden-vergütung. Denn er sollte, nachseinen Worten, nur die reine Ein-satzzeit vergütet bekommen.Durch einen Anruf bei dem Kolle-gen Martin Schilff vom PHPR der

BPol konnte wir dem Kollegengenauere Informationen geben.

Bei einem Problem trauten wirzuerst unseren Ohren nicht. DieKollegen hatten, bis unmittelbar

vor dem Straßentransport, keineDosimeter erhalten. Auch hierkonnten wir glücklicherweise fürAbhilfe sorgen.

Nicht jede Kritik und nicht alleProbleme konnten wir vor Ort lö-sen. Wir wollen an dieser Stelle

einige Punkte aufführen. Der Restist nicht vergessen.

Ganz oben stand bei den Kol-

JUNG

E GR

UPPE

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1/2006 Deutsche Polizei 31

Vom 27. Juli bis 6. August2005 trafen sich über 5.000 Ju-gendliche aus mehr als zwanzigNationen in Almke bei Wolfsburgzum Bundeslager des „Bundesder Pfadfinderinnen und Pfadfin-der“ (BdP). Ein Stab von über100 Freiwilligen hat die komplet-te Infrastruktur dieser Pfadfinder-stadt mit Namen „Vineta“ sprich-wör tlich aus dem Boden ge-stampft.

Dabei waren drei Rheinland-Pfälzische Kollegen, die unter derLeitung des saarländischen Kol-legen Jens Berner hier ihr Zeltaufgeschlagen hatten. Aufgabe

Sicherheit beim Bundeslager

leginnen und Kollegen dieArbeitszeitregelung. Es kann nichtsein, dass die Zeit, die die Kolle-ginnen und Kollegen in den Un-terkünften zubringen, als Freizeitbetrachtet wird. Aus unserer Sichtverbringen wir Freizeit selbst-bestimmt zu Hause. Die gesam-te Zeit vor Ort muss 1:1 angerech-net werden.

Die Unterbringung hat sich be-stimmt wesentlich verbessert.Aber auch in diesem Jahr wurdenwieder Betten in ehemaligenDuschräumen aufgestellt. Oderdie Dusch- und Toilettencontainerbefanden sich vielfach auf demHof.

Ebenso ist die Verpflegung teilsimmer noch völlig unzureichend.In manchen Unterkünften ist nichtausreichend Verpflegung vorhan-den. Wenn die Platten leer sind,sind sie halt leer und werden erstwieder nach einigen Stunden auf-gefüllt. Man muss sich mal über-legen, die Kolleginnen und Kolle-gen kommen zu völlig verschiede-nen Zeiten, die sie nicht selbstplanen können, aus dem Einsatzin die Unterkunft zurück und esist kein Essen da.

Ein Hohn ist es da, wenn dieInnenminister der Länder sagen,dass sich die Einsatzbedingungenwesentlich verbessert haben. Wirmöchten daran erinnernern, dasssie zu Beginn der Castor-Transpor-te teils menschenunwürdig wa-ren.

Aber wenn die Bedingungen inden Unterkünften so toll sind,sollte die nächste Innenmini-sterkonferenz in einem Container-dorf mit dem oben beschriebenenBegleitumständen tagen. Dakann man bestimmt jede MengeGeld sparen.

Wir bleiben für euch auf alleFälle am Ball, denn der nächsteCastor kommt bestimmt und euerAktiv-Plus-Betreuungsteam istdann auch wieder für euch da.

Sabrina Kunz – Jens Berner

„Gemeinsam mit den Bundes-ländern haben wir ein NationalesSicherheitskonzept erarbeitet undauf der letzten Innenminister-konferenz erneut beraten. Zu ei-nem fröhlichen Fußballfest gehört

auch, dass die Fußballfans ausDeutschland und aller Welt sichsicher fühlen“, so der Bundes-innenminister Dr. WolfgangSchäuble anlässlich der Gruppen-auslosung zur Fifa WM 2006.

Eine ähnliche Botschaft brach-ten auch die Referenten zur Fach-tagung der JUNGEN GRUPPE vom8. bis 11.12.2005 in Gelsen-kirchen mit, die die JUNGENGRUPPE in Vorbereitung auf dieFifa WM 2006 durchgeführt hat.20 junge Kolleginnen und Kolle-gen aus dem Bundesgebiet ha-ben sich angemeldet und wolltensich u.a. über die Sicherheits-vorkehrungen zur WM 2006 infor-mieren.

Hohe Anforderungenan die Innere Sicherheit

Auf der Tagung stellte HerrWittmann vom Stab BA SicherheitWM 2006, BMI die aktuellenMaßnahmen des Bundes im Be-reich Sicherheit zur Fifa WM 2006vor. Ausgangspunkt sind dieRegierungsgarantien, die die Bun-

desregierung gegenüber der Fifaabgegeben hat. Die Gewährleis-tung der Sicherheit ist hierbei einzentrales Thema. Ferner ging erauf die Sicherheitsorganisationauf der Ebene der Länder ein, in

deren Mittelpunkt die veran-staltungsbezogene Vorfeldarbeitund viele anlassbezogene Maß-nahmen, z. B. Veranstaltungs-schutz und Bekämpfung der an-lassbezogenen allgm. Kriminalitätstehen. Herr Wittmann stellte die

Gewaltgruppierungen indeutschen Fußballstadien

FUSSBALL IST UNSER LEBEN – WM 2006 Aufgabenfelder des Stab BA Si-cherheit Fußball WM 2006 darund gab einen Überblick über dieRahmenbedingungen der Fifa WM2006.

In der folgenden Diskussionwar eine wichtige Frage derDigitalfunk. Hierzu konnte HerrWittmann keine konkrete Aussa-ge treffen. Die TeilnehmerInnenwaren sich aber einig, dass dieszur WM ein schöner Traum bleibt.

Ein exklusives Hobby –Hooligans in Deutschland

Egbert Gössing von Polizeiprä-sidium Dor tmund ist szene-kundiger Beamter. Er berichteteund zeigte Videos über enthemm-te, erlebnisorientierte junge Men-schen an so genannten Dritt-orten. Er gab eine Einschätzungzur derzeitigen Lage und woraufdie eingesetzten Kolleginnen undKollegen sich während der WMeinstellen müssen. In ca. 20 Wo-chen wird das Eröffnungsspielangepfiffen und schon vorher be-ginnt einer der größten Polizei-einsätze Deutschlands. Wir wün-schen allen eingesetzten Kolle-gInnen eine ruhige und sichereWM 2006. MaBe

des Teams war es, die Sicherheitauf dem Platz in enger Abspra-che mit der örtlichen Polizei undder Lagerleitung zu gewährleis-ten.

Dabei gab es für das Teamjede Menge Probleme, die es zulösen galt. Angefangen von derkoordinierten An- und Abreise der5.000 Jugendlichen in Bussen,Aufräumarbeiten nach diversenStürmen und nicht zu vergessen,die etlichen Nachtdienste, umdie Sicherheit der Jugendlichenzu gewähren. Dennoch gelanges, mit vereinten Kräften dengrößten Schaden von allen fernzu halten. md/jb

www.gdpjg.de

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32 1/2006 Deutsche Polizei

WirtschaftslexikonDie Koalitionsverhandlungen

haben wieder deutlich vor Augengeführt, mitverfolgen kann diekomplizierten Themen von Steu-er-, Geld-, Finanz- und Haus-haltspolitik nur, wer über ausrei-chendes Wissen verfügt. Mit demnun in 3. Auflage (aktualisiert underweitert) erschienenen Wirt-schaftslexikon gibt WernerRittershofer Personalräten, Ver-trauensleuten und Funktions-trägern in den Gewerkschafteneine verständliche und fundierteErklärungshilfe wirtschaftlicherBegriffe. Dies wundert auch nicht,denn der Autor ist der ehemaligeLeiter der Wirtschaftsabteilungder Deutschen Postgewerkschaft.

Erläutert werden mehr als 4.000Fachbegriffe aus den Gebieten• Wirtschafts- und Finanzpolitik• Arbeits- und Sozialrecht• Managementbegriffe, Betriebs-

und Volkswirtschaft• Finanzen und Börse•Internet und Informations- technologie• Europäische Institutionen und Rechtsbegriffe• Umweltrecht und Umweltpolitik

Das Wirtschaftslexikon, einNachschlagewerk, das bei jedemGewerkschafter im Bücher-schrank stehen sollte.Wirtschaftslexikon – über4.000 Stichwörter für Studiumund Praxis, Werner Rittershofer,Beck-Wirtschaftsberater im dtv,3. Auflage 2005, 1150 Seiten,20 Euro, ISBN 3423508442

HJA

Disziplinarrecht –aktueller Leitfaden

Der Leitfaden stellt das gel-tende Disziplinarrecht auf derBasis des Bundesdisziplinar-gesetzes anschaulich und umfas-send dar. Das behördliche Diszi-plinarverfahren bildet den

Trennung und Zu-sammenarbeit

In Zeiten der Bekämpfung desinternationalen Terrorismus undder Organisationen Kriminalitätsind Fragen nach dem Verhältniszwischen der Polizei und denNachrichtendiensten aktuellerund umstrittener denn je. Ausge-hend von der historischen Ent-wicklung, insbesondere nachdem Zweiten Weltkrieg, unter-sucht der Autor das im Zentrumder öffentlichen Diskussion ste-hende Trennungsgebot auf des-sen (verfassungs-)rechtliche Ver-bindlichkeit. Die umfassendeAuseinandersetzung mit demThema bezieht europarechtlicheAspekte ein. Ebenfalls berück-

StressObwohl bekanntermaßen der

Beruf des Polizeibeamten einerder subjektiv belastendsten undstressigsten ist, existieren insbe-sondere im deutschsprachigenRaum nur wenige wissenschaftli-che Untersuchungen, die sich mitdiesem Thema befassen und dieFrage

untersuchen, wie Polizisten aufbelastende Ereignisse im Dienstreagieren. Diese Studie soll dazubeitragen, diese Lücke zu schlie-ßen und geht u. a. den Fragen nach,welche Situationen und Ereignis-se von Beamten der Österreich-ischen Bundespolizei als Stressempfunden werden und wie belas-tend diese sind, welche Auswirkun-gen die Stressoren auf

das dienstliche und private Le-ben haben und welche Wege derVerarbeitung eingeschlagen wer-den. Weiterhin wird die Wahr-scheinlichkeit des Auftretens vonAkuten und Posttraumatischen

Schwerpunkt der Darstellung.Dabei legt der Autor besonderenWert auf die Möglichkeiten derAusdehnung und Beschränkungdes Verfahrens sowie auf die vor-läufige Dienstenthebung und dieEinbehaltung von Bezügen. An-merkungen zum Widerspruchs-verfahren bieten wertvolle Hilfe-stellungen für die Praxis.

Die Ausführungen zum ge-richtlichen Disziplinarverfahrenzeigen die Grundzüge derDisziplinargerichtsbarkeit sowiedie Abläufe von Disziplinarver-fahren vor dem Verwaltungs-gericht, dem Oberverwaltungs-gericht und dem Bundesverwal-tungsgericht auf.

Abschließend gibt der Verfas-ser einen umfassenden Über-blick über die verschiedenen Dis-ziplinarmaßnahmen und ihreAuswirkungen: von Verweis undGeldbuße über die Kürzung derDienstbezüge, die Zurückstu-fung und die Entfernung aus demBeamtenverhältnis bis hin zuKürzung und Aberkennung desRuhegehaltes.Das aktuelle Disziplinarrecht,Leitfaden für den öffentlichenDienst, Dr. Dr. Frank Ebert,Richard Boorberg Verlag2005, 2. überarbeitete Aufla-ge, 168 Seiten, 16,80 Euro,ISBN 3-415-03532-8

sichtigt sind die grundrechtlichenAnforderungen an Datenüber-mittlungen zwischen Polizeibe-hörden und nachrichtendienst-lichen Stellen.

Die Fragen zur Trennung undZusammenarbeit von Polizei undNachrichtendiensten sind bislangin Rechtssprechung und Litera-tur trotz ihrer enormen Bedeu-tung für das viel diskutierte Ver-hältnis von Freiheit und Sicher-heit im Rechtsstaat eher ver-nachlässigt worden. Der Verfas-ser arbeitet die vielfältigen undunübersichtlichen Regelungenauf Bundes- und Länderebene,die dieses Gebiet prägen, fun-diert auf und führt sie einerSystematisierung zu. Nicht zu-letzt dadurch leistet das Buch ei-nen wichtigen Beitrag zur recht-lichen Durchdringung diesesBereiches.Trennung und Zusammenar-beit von Polizei und Nachrich-tendiensten, Dr. Marco König,Richard Boorberg VerlagGmbH & Co KG 2005, 336 Sei-ten, 36 Euro,ISBN 3-415-03521-2

Belastungsstörungen nach demErleben von sehr belastenden Er-eignissen im Dienst erforscht. DieFragen werden hinsichtlich Unter-schiede auf Grund des Geschlech-tes, der Diensterfahrung und desVerwendungszweiges (Sicher-heitswache und Kriminalpolizei)untersucht.Stress im Polizeiberuf – Verar-beitung belastender Ereignisseim Dienst, Martina Steinbauer,Reinhold Jagsch & Ilse Kryspin-Exner, Verlag für Polizei-wissenschaft, 218 Seiten, 23Euro, ISBN 3-935979-03-7

Die Autoren machen Befra-gungen und Glaubhaftigkeitsein-schätzung in den Grundzügentransparent. Sie verdeutlichendie Wichtigkeit der Befragungund inwieweit offene Fragen,freie Berichte und ein detaillier-tes Protokoll von entscheidenderBedeutung sind.

Die Verfasser stellen Aufbauund Ablauf sowie die Ziele vonVernehmungen dar, geben Tippszur Planung und zum Beginn so-wie Hinweise zum taktischenVorgehen und zu den Belehrun-gen. Besondere Bedeutungkommt den Ausführungen zuverbalen Merkmalen und Warn-signalen, nonverbalen Signalenund der Aussagemotivation beider Einschätzung der Glaubhaf-tigkeit von Aussagen zu.

Der Analyse und Bewertungvon Aussagen wird in dem Buchebenso Rechnung getragen wieden Problemen, die sich z.B. beider Vernehmung von Kindernund traumatisierten Personenoder durch das Hinzuziehen vonDolmetschern ergeben.Polizeiliche Vernehmung undGlaubhaftigkeit – EinTrainingsleidfaden, von Profes-sor Dr. Max Hermanutz, Pro-fessor Dr. Sven Max Litzcke,Ottmar Kroll, RichardBoorberg Verlag 2005, 165Seiten, 18 Euro, ISBN 3-415-03554-9

Vernehmung