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Nu-mmer 20. Dr1ttes Halbjahr. April 1918. 0 s1a des deutsclt.en Kriegsgefangenen-bagers .Stob s in Schottland und-d-er zuge qc.erigen Oie Zoiluat mooallicq. Vom Krie&amiaiaterium gopruelt. Oie ,.,Stobsiode" wird jedermiDo zugutollt, der sie mit miod, Jlk,I.SO l!albjaeqrlicl! !II .. toratuotzl. Oouhoqo Golduoduogta a ur an: Lei der Hauptgescqaeltntelle luer !.itbeogabea, Erl urt, Kraomplerriag 8; Poslscqock-Konlo Leipzig Ir. 21881. Alle anderen Liobesgabea geradoawegs an: "bleue .Stob ur Zailuaf ', .Stoba in .Soltolllaad, DIE NUMMER ZWANZIG enthält mit Bezug auf die stattfindende atellung einen Beitrag .,EINIGES UEßER KUNST IM HANDWEltK'', ihm schliessen sich an · Berichte über die Tätigkeit in ver- schiedenen Lagereinrichtungen während des Winters. Dem Aufsatz über die LAGEß- SCHULE folgen Berichte, die uns die -einzelnen VEREINE zugeben li.,ssen. Die Nummer schliesst mit dem 20. April. Einiges über Kunst im Handwerk. llie uiesjäLrige , , Au s stell u n g für H a n d w er k , Ku n "t g e w e r b e und Schule'' soll, wie bereits in der letzten Nr. der Stobsiade ausgeführt, dartun, was wir trotz der unzulänglichen Mittel zu leisten im stande sind. . Es gilt zu zeigen, dass die entnervende Zeit unsrer Gefangenschaft den Sinn für guten Ge- schmack und Schönheit nicht gebrochen hat . Manch e Fmge muss dabei bedacht werden. Zunächst', was stellen w1r aus? Alles, was der betreffende Handwerker Wld Kunstgewerbler, was der Lernende und Lehrende in seinem Fache leistet. Aber auch der Laie, der irgend ein Lieb- lingsfach als Unterhaltung in müssigen Stunden ausiibt, soll zu seinem Rechte kommen. Jedenfalls soll auch er nur Früchte eigenen Denkens bearbeiten. Schon darum vermeide man das Arbeiten nach den berühmten Versandhauskata- logen. Diese bieten doch nur Massen- artikel, denen man auf Schritt und Tritt in jeder Schaufensterauslage begegnen kann. Darum benutze man seine eigenen Gedanken und suche mit seiner Arbeit aus der Masse des Alltäglichen heraus- zutreten, etwas zu schaffen, was einem als eigenstes Erzeugnis sein Leben lang Freude macht. Hier muss eine gesunde Selbstbeurteilung einsetzen. Die zweite Frage ist die nach der Zweckmässigkeit des selbst verfertigten Gegenstandes. Dies ist eine Klippe, an der schon so mancher gute Einfall gescheitert ist, weil der Hersteller gar oft über den Zweck, dem das Stück dienen soll, hinwegsieht und es mit soge- nannter Kunst derart ausstattet , dass man pra ktisch das Ding vor lauter Kunst nicht gebrauchen kann. Dazu ist auch das Material unter den obwaltenden Um- ständen zu kostspielig ; warum einen Gegenstand anfertigen, der später als zwecklos beiseite geworfen Ausser Mühe und Arbeit ist dann auch eine Erinnerung an die harte Zeit der Ge- fangenschaft verloren. Vor allem gilt es die richtigen Grössenverhältnisse herauszufinden. Richtige Masse eines Körpers in allen seinen Linien geben dem Ganze1i schon ein harmonisches Ge- präge, verleihen also schon allein dem Stücke Schönheit. Ist man kein Fach- mann, so hole man sich Rat bei einem solchen und ich glaube, er wird gern er- teilt werden. Fet · ner überlege man stets, in ·welche Umgebung kommt der Gegen- stand später, den ich herstelle ? Passt er zu den Stücken meiner Einrichtung oder soll er trotz seiner Abweichung in Form und Farbe sich dem Ganzen doch harmonisch einfügen? Soll das Stück ein Geschenk für liebe Freunde oder An- gehörige sein, so muss man erst recht einen guten Sinn für das Zweckmässige und Schöne walten lassen. Unnütze Spielereien sollte man vermeiden und nie einem Stück sein Gepräge nehmen, wie es die sogenannten "V exierartikel" tun. So etwas ist Vergaudung an Material, Ar'Qeit und Gedankenkraft. Jetzt noch die dritte Frage: welches Material verwende ich ? Die Antwort wird verschieden lauten, je nachdem wir einen Fachmann oder Liebhaber vor uns haben. Eines aber beherzige man, das Material muss stets in seiner schlichten Schönheit hervortreten.' Nie darf es durch uru1 ötige erdrückt werden. Wie unsinnig wirkt es, ein kunstvoll getriebenes Ornament ausMetall, meinetwegen ein Rosenmuster, mit den Farben der Natur bemaletl zu wollen! Dieses Nachäffen der Natur ist eine ·Täuschung, die ein Naturerzeugnis vor- spiegeln will. Aehnlich wäre es, wenn es einem Steinbildhauer einfallen wollte, Blüten und Ranken an einem Gedenk- stein mit den herrlichen bunten Farben- tönen der Natur zu versehen. Das Ge- präge des Ganzen würde dadurch ver- wischt, dem A1·beitsstück der Adel des persönlichen Schaffens genommen werden. Bei allem soll ein gesunder Sinn für Schönheit un 'nifac, heit vorherrschen. Gute, solide Arbeit ist Grundbedingung. Besonders bei der Holzbearbeitung kommt das wohl noch am meisten in Frage. Holz ist ja noch am ehesten für un s zu beschaffen. Auch bietet es durch seine Struktur und verschiedene Färbung die besten Beispiele schlichter, dabei vor- nehmer Schönheit. Daher erdrücke man nie das edle Material, sondern la<'se es durch sich selbst wirken. Erscheint eine Fläche zu einförmig, so kann man ihr durch Einlegf>arbeit ein 'schöneres, beleb- teres Aussehen geben. Aber niemals soll das eingelegte Muster das Ganze er- drücken. Bier handelt es sich um edle, einfache Linien der Zeichnung, um ri . chtige Grösse im Verhältnis zur Fläche, um Vermeidung fabrikmässig hergestellter Zierleisten . Wird als Verzierung Holz- bildhauarbeit angewandt, so ist die Ge- fahr des Erdrückens des Materials nicht so gross, das heisst, richtig Mass und Ziel halten ist natiirlich auch hier Vor- bedingung. Doch soll eines vermieden werden, das Schleifen des Schnitzwerkes. Dadurch verliert die Arbeit ihren Cha- rakter und wirkt wie aus Ton oder Wachs modelliert ; bei· noch so sauberem Schafl:'en muss immer noch Schnitzerei als solche wirken. Sonst ist es schade um den aufgewandten Fleiss. Nun noch einiges über die Verwendung künstlich durchgebeizter Hölzer. Diese benütze man zu Spielsachen, zur Herstellung

Nu-mmer 20. April 1918. s1a - swarthmore.edu...rien der· 3. Kriegswinter auch - leider - der 3. Winter der Gefangenschaft war, schien in seiner geistigen Spann kraft abzunehmen, die

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  • Nu-mmer 20. Dr1ttes Halbjahr. April 1918.

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    Zeitun~ des deutsclt.en Kriegsgefangenen-bagers .Stob s in Schottland und-d-er zugeqc.erigen Arbeitsla~ett

    Oie Zoiluat oroo~eint mooallicq. Vom oaQliac~ea Krie&amiaiaterium gopruelt.

    Oie ,.,Stobsiode" wird jedermiDo zugutollt, der sie mit miod, Jlk,I.SO l!albjaeqrlicl! !II .. toratuotzl. Oouhoqo Golduoduogta a ur an: Lei tun~ der Hauptgescqaeltntelle

    luer !.itbeogabea, Erlurt, Kraomplerriag 8; Poslscqock-Konlo Leipzig Ir. 21881. Alle anderen Liobesgabea geradoawegs an: "bleue .Stob ur Zailuaf ', .Stoba in .Soltolllaad,

    DIE NUMMER ZWANZIG enthält mit Bezug auf die stattfindende Lager~Ausatellung einen Beitrag .,EINIGES UEßER KUNST IM HANDWEltK'', ihm schliessen sich an · Berichte über die Tätigkeit in ver-schiedenen Lagereinrichtungen während des Winters. Dem Aufsatz über die LAGEß-SCHULE folgen Berichte, die uns die -einzelnen VEREINE zugeben li.,ssen. Die Nummer schliesst mit dem 20. April.

    Einiges über Kunst im Handwerk. llie uiesjäLrige , , Au s stell u n g für

    H a n d w er k , Ku n "t g e w e r b e und Schule'' soll , wie bereits in der letzten Nr. der Stobsiade ausgeführt, dartun, was wir trotz der unzulänglichen Mittel zu leisten im stande sind. . E s gilt zu zeigen, dass die entnervende Zeit unsrer Gefangenschaft den Sinn für guten Ge-schmack und Schönheit nicht gebrochen hat. Manche Fmge muss dabei bedacht werden.

    Zunächst', was stellen w1r aus? Alles, was der betreffende Handwerker Wld Kunstgewerbler, was der Lernende und Lehrende in seinem Fache leistet. Aber auch der Laie, der irgend ein Lieb-lingsfach als Unterhaltung in müssigen Stunden ausiibt, soll zu seinem Rechte kommen. Jedenfalls soll auch er nur Früchte eigenen Denkens bearbeiten. Schon darum vermeide man das Arbeiten nach den berühmten Versandhauskata-logen. Diese bieten doch nur Massen-artikel, denen man auf Schritt und Tritt in jeder Schaufensterauslage begegnen kann. Darum benutze man seine eigenen Gedanken und suche mit seiner Arbeit aus der Masse des Alltäglichen heraus-zutreten, etwas zu schaffen, was einem als eigenstes Erzeugnis sein Leben lang Freude macht. Hier muss eine gesunde Selbstbeurteilung einsetzen.

    Die zweite Frage ist die nach der Zweckmässigkeit des selbst verfertigten Gegenstandes. Dies ist eine Klippe,

    an der schon so mancher gute Einfall gescheitert ist, weil der Hersteller gar oft über den Zweck, dem das Stück dienen soll, hinwegsieht und es mit soge-nannter Kunst derart ausstattet, dass man praktisch das Ding vor lauter Kunst nicht gebrauchen kann. Dazu ist auch das Material unter den obwaltenden Um-ständen zu kostspielig ; warum einen Gegenstand anfertigen, der später als zwecklos beiseite geworfen wird~ Ausser Mühe und Arbeit ist dann auch eine Erinnerung an die harte Zeit der Ge-fangenschaft verloren. Vor allem gilt es die richtigen Grössenverhältnisse herauszufinden. Richtige Masse eines Körpers in allen seinen Linien geben dem Ganze1i schon ein harmonisches Ge-präge, verleihen also schon allein dem Stücke Schönheit. Ist man kein Fach-mann, so hole man sich Rat bei einem solchen und ich glaube, er wird gern er-teilt werden. Fet·ner überlege man stets, in ·welche Umgebung kommt der Gegen-stand später, den ich herstelle ? Passt er zu den Stücken meiner Einrichtung oder soll er trotz seiner Abweichung in Form und Farbe sich dem Ganzen doch harmonisch einfügen? Soll das Stück ein Geschenk für liebe Freunde oder An-gehörige sein, so muss man erst recht einen guten Sinn für das Zweckmässige und Schöne walten lassen. Unnütze Spielereien sollte man vermeiden und nie einem Stück sein Gepräge nehmen, wie es die sogenannten "V exierartikel" tun. So etwas ist Vergaudung an Material, Ar'Qeit und Gedankenkraft.

    Jetzt noch die dritte Frage: welches Material verwende ich ? Die Antwort wird verschieden lauten, je nachdem wir einen Fachmann oder Liebhaber vor uns haben. Eines aber beherzige man, das Material muss stets in seiner schlichten Schönheit hervortreten.' Nie darf es durch uru1ötige Verzierungen~ erdrückt werden. Wie unsinnig wirkt es, ein kunstvoll getriebenes Ornament ausMetall,

    meinetwegen ein Rosenmuster, mit den Farben der Natur bemaletl zu wollen! Dieses Nachäffen der Natur ist eine ·Täuschung, die ein Naturerzeugnis vor-spiegeln will. Aehnlich wäre es, wenn es einem Steinbildhauer einfallen wollte, Blüten und Ranken an einem Gedenk-stein mit den herrlichen bunten Farben-tönen der Natur zu versehen. Das Ge-präge des Ganzen würde dadurch ver-wischt, dem A1·beitsstück der Adel des persönlichen Schaffens genommen werden. Bei allem soll ein gesunder Sinn für Schönheit un 'nifac, heit vorherrschen. Gute, solide Arbeit ist Grundbedingung. Besonders bei der Holzbearbeitung kommt das wohl noch am meisten in Frage. Holz ist ja noch am ehesten für uns zu beschaffen. Auch bietet es durch seine Struktur und verschiedene Färbung die besten Beispiele schlichter, dabei vor-nehmer Schönheit. Daher erdrücke man nie das edle Material, sondern la

  • typischer Häuschen aus der Heimat und dergl. Doch bewahre man auch dabei einen einfachen Sinn für Harmonie der Farben. Dann wird man auch in diesen schlichten Dingen, die oft unscheinbar anmuten, Grosses erreichen. Und das gilt letzten Endes für alles, was wir schaffen.

    Gediegene, saubere Arbeit, ein gesunder Sinn für Harmonie des Ganzen, ver-bunden mit edler, schlichter Linien-führung, werden stets als künstlerisch wirken und jedem Verfertiger zum Lobe gereichen.

    Die Lagerscltule. Auch. die Lagerschule möchte heute

    einen Bericht über das vergangene Winterh!Llbjahr vorlegen. Sie hatte eben-falls untet· den schwierigen Verhältnissen der Gefangenschaft zu leiden. Der Aus-tausch nach Holland brachte ferner einen einschneidenden Wechsel von Lehrern und Schülern mit sich; Raummangel beeinträchtigte vielfach das Wirken der Schule.

    Aber gerade in unserer schw~ren Lage bewies die geistige Arbeit in der Schule ihre belebende Wirkung. Mancher, für rien der · 3. Kriegswinter auch - leider - der 3. Winter der Gefangenschaft war, schien in seiner geistigen Spann-kraft abzunehmen, die Schule bot ihm die notwendige Ablenkung und Anregung. Wer später nach Stobs kam, benützte auch gerne wieder die Gelegenheit geistig tätig zu 11ein, mancher griff nach dem einst viel verleumdeten Schulbuch, das ihn vor Langeweile und Missmut be-wahrte.

    Was will unsere Lagerschule? Sie ist freilich keine Hochschule, so zahlreich auch ihre Fächer sind. Sie will einmal dem Kriegsgefangenen die Möglichkeit geben sich allgemein oder beruflich weiter-zubilden, mag er Landwirt oder Kauf-mann, Militäranwärter oder Primaner sein. Für viele aber will die Schule nur Gelegenheit bieten sich geistig zu beschäftigen; besonders das Gebiet der Sprachen, der Ge~chichte und Steno-graphie kommen da in Frage.

    Dass die Lagerschule keine Hochburg von Muster-Pädagogik sein will, ist klar, das kann und darf sie nicht sein; der Lehrer selbst wird manchmal noch Ler-nender sein. Grundsatz ist : "Nicht Bildung ausgiessen nach Art einer Flüssi?keit von höherem Niveau auf tiefes' ; für uns gilt: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen und jeder geht zufrieden aus dem Haus".

    Was die äussere Gestaltung der Lager-s.Jhule anlangt, so befand sich bei Beginn des Winterhalbjahres, entsprechend der Belegung des Lagers, die Schule im A-B-Lager. Als Mitte Oktober 1917 auch in das 0-La.ger Kameraden kamen,

    wurde diesen ebenfalls Gelegenheit zu weiterer Fortbildung und geistiger An-regung gegeben; am 5. November wurde in einer Versammlung die Gründung einer Schule beschlossen; am 6. N O'i(em ber wurde der Unterricht bereits aufge-nommen. Die Leitung übernahm am 18. November Herr Rektor Greif, wäh-rend Herr cand. theol. Kaltenpoth weiter-hin der Schule des A-B-Lagers vorstand; da er jetzt für den Austausch in Betracht kQ.mmt, untersteht im jetzigen Sommer-halbjahr die gesamte Lagerschule Herrn Greif. U eber die beiden Lagerschulen selbst sind uns folgende Berichte zuge-gangen:

    Die Schule des A-B-Lagers er-freute sich zuAnfang des Winterhalbjahres 1917 eines ausserordentlich reichen Be-suches. Nach der am 15. ' November vorgenommenen Zählung nahmen an 154 Wochenstunden 2272 Schüler teil, die von 44 Lehrern unterrichtet wurden. Neben den bestehenden Kursen wurden neu eingerichtet Kurse für Textilarbeiter, für Gartenbau, ferner für Spanisch, Italie-nisch, Französisch und Latein. Der Unter-richt fand in zwei Räumen der Halle statt nnd in einer Hiitte, die für Aufnahme von zwei lJ nterrichtsabteilungen herge-richtet wurde: ausserdem wurden einige Abendstunden im Arbeitsraum gegeben. Die angestrengte Tätigkeit der Schiiler und Lehrer wurde durch die Weilmachta-ferien unterbrochen, die vom 19. Dezbr. bis zum 3. Januar dauerten.

    Am 15. Febr•1ar fand abermals eine Zählung statt, ie folgendes Ergebnis hatte : 40 Lehrer unterrichteten m 1 50 Wochenstunden 16 7 7 Schüler.

    Die Wettbewerbsarbeiten wurden am 15. März durchAnschlag bekanntgegeben. Nicht nur Besucher der Schule, sondern alle Lagerinsassen kamen dafür in Be-tracht. Die Beteiligung war in mehreren Fächern gut, in andet·en liess sie zu wünschen übrig. Mit dem 27. März sollte das Schuljahr seinen Abschluss finden; es wurde aber wegen des grossen Umzuges schon am 23. März beendigt.

    Ergänzt wurde die Tätigkeit der Schule durch die Sonntagsvorträge in der Y.M.O.A.-Halle, die sich durchwegs einer sehr hohen Besuchsziffer erfreuten. Von den Vorträgen seien erwähnt : 1., Liedervortrag über Schuhmann mit Erläuterungen am Klavier; 2., Ernste und heitere Deklamationen; 3., Ueber Spanien, Land und Leute; 4., Die Eini-gung des deutschen Volkes; 5., Welchen Einfluss wird der Krieg auf die Arbeiter-frage ausiiben? ; 6., Europäische Staaten-beziehungen seit dem Berliner Kongress 1878; 7., Das preussische Wahlrecht.

    D i e S c h u l e d e s 0 - L a g e r s wurde am 6. November mit den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Mathematik, Be-rufs- und Bürgerkunde, Buchführung fiir Kaufleute und Handwerker und Stenographie ins Leben gerufen.

    Die notwendigsten Unterrichtsmittel beschaffte zunächst die Schule des AB-Lagers. Am 11. November kamen neue Lehrkräfte hinzu, sodass Spanisch, G~ schichte, Volkswirtschaftslehre, Land-· wirtschaft, Zeichnen und Nationalsteno-graphie als neue Fächer in den Unter-riphtsplan aufgenommen werden konnten.

    Als Unterrichtsraum diente die mitt-lere Abteilung der Halle des CD-Lagers. Später wurde an einzelnen Nachmittagen auch noch der Lese- und Arbeitsraum der Halle, da die Halle selbst anderweitig benötigt wurde, zu Unterrichtszwecken benutzt. Le!Jrer und Schüler trugen durch regen Wetteifer zu günstiger Ent-wicklung der Schule bei, sodass diese bei der Zählung am 1. Dezember schon die stattliche Anzahl von 604 Teilnehmem an den Wochenstunden aufweisen konnte. Zur Bestreitung der laufenden Ausgaben erhielt sie fortan monatl. 20 Schillinge Dr. Markel-Geld überwiesen. Infolge Umzugs eines grossen Teils der Schüler nach dem AB-Lager sank im Januar die Zahl der Schüler auf 286 in der Woche. Die Kurse in Spanisch, Land-wirtschaft, Zeichnen gingen ein, teils wegen zu geringer Beteiligung, teils wegen Abgangs der Lehrer in Arbeits-lager.

    Vorträge, vielfach erläutert durch Lichtbilder, die im Zusammenhange mit der Schule veranstaltet wurden, fanden bei den Lagerinsassen aiJgemeine Aner-kennung. Das Winterhalbjahr endete am 23. März. Hoffen "vir, dass der Schule eine weitere günstige Entwicklung beschieden sei; möge das, was wir hier schaffen, einst mannigfache Friichte tragen, wenn uns der Friede die Heimat wieder geschenkt hat.

    Vereine im Lager .Stobs. Einem mehrfach gehörten Wunsche

    folgend will die heutige Nummer der "Stobsiade" eine Uebersicht über die in Stobs vorhandenen "Vereine" geben. Doch muss einigesvorausgeschickt werden.

    Die Bezeichnung "Verein" kann leicht missverstanden werden. Vielfach denkt man an die Vereine unserer Heimat, denen Mittel aller Art zur Verfügung stehen, die sie zu belehrenden oder tmter-haltenden Zwecken verwenden können. In Stobs leben mehrere tausend Menschen verllChiedenster Berufe und Neigungen, sie leben umgeben vom Stacheldrahtzaun, Gleichgesinnte finden sich zusammen, sie wollen sich gegenseitig Anregung geben, ihren Kameraden helfen, sich und andere vor geistiger und körperlicher Er-schlaffung bewahren. Wer die langen Winterabende hier zubrachte, wer im Sommer voller Sehnsucht durch den Drahtzaun in die blaue Ferne blickt, weiss, was ein kleiner Vortrag, ein

  • 'Konzert, ein Theater, ein W et tspiel be---deutet, um sich geistig und körperlich ,:gesund zu erhalten und einst ohne a.ll-:zugrosse Einbusse wieder am Schaffen unseres Volkes t eilnehmen zu können.

    Im folgenden seien die Berichte der .einzehten V ereine, wie sie f.ms zugegangen s ind, gegeben - in alphabetischer R eihenfolge. Umzüge der einzelnen Lager sowie Abstellungen von Mannschaften i n Arbeitslager , häufig auch di'e Raum: f rage, beeinträchtigten vielfach die E nt-wicklung der einzelnen Vereine.

    T h e.a t er-Ve r ei n " A po 11 o". Der Theaterver ein "Apollo" gab im

    Winter 1917-18 ausser einem " Bunten A bend" folgende Vorführungen: 1. " I hr

    -

  • K a t h o l. V o l k 8 v e r e i n. Am Abend des 17. Mirz fanden sieb dann

    eine grosse Anzahl Ka.tboliken ein, und na.cb -d em ein Vorstand gewählt war, nahm Kame-rad Siehold das Wort und schilderte der Versammlun g den Zweck und die Ziele dieses Vereins, der als Vorbild und Grundlage den Volksverein für das Katholische Deutschland erachte, und ersuchte um zahlreiche Anmel-dung zur Mitgliedet·schaft. E s zeichneten sich an diesem Abend 78 neue Mitglieder ein. Dank der tatkt-äftigen Bemühungen unserer Mitarbeiter - die zwn grossen T eil bereit s in Deutschland für diesen Verein mit E rfolg tätig waren - erfreut sich der· Verein lllchon regen Zuspruchs. Eine grosse Anzahl Bücher , welche uns von mebreren Stellen Deutschlands zur Verfügung gestellt wurden, machten es uns möglich eine bereits 500 ßände starlte Bibliothek zu bilden, die sich ebenfalls regen Zuspruchs erfreut. AuchJdiese Einrichtung trägt - da sie speziell dem Volks-verein unterstellt ist - dazu bei, die Be-strebungen des Vereins zu fördern. Möge der Verein weiter blühen und gedeihen t

    Lag e r-Kapelle siehe bes. Bericht in nächster Nummer.

    La n d w i r t s c h a f t I ich er Ver e i n Stobs. D er Verein wurde zu dem Zwecke ge-

    gründet , die hiesigen Landwirte mit den Vor-t eilen eines Vereins vertraut zu machen. Er besteht a.us 2 Vorstandsmitgliedern, dem .Schriftfüh rer und etwa 80 Mitgliedern. Damit die Mitglieder auch mit den Obliegenheiten des Vorstandes bekannt werden, wird den Statuten gernäss der Vorstand monatlich ge-wechselt. W öchentlich am Samstag-Abend hält der Verein seine Versammlung ab, ver-bunden mit einem Vortrage, dem sich eine Diskussion anschliesst. In jüngster Z eit wurde ein Fragekasten eingerichtet . D ie eingegangenen Fragen werden vom Vorstand verteilt und die Lösung :findet in der nächsten Versammlung statt. Eine Reihe von Vor-trägen wul'de gehalten über Bakterien und Fütterungslehre ; ferner fanden Vorträbe statt über P ferdezucht, Genossenscha.ftswesen, "!Jnkrautvertilgung, Bienenzucht usw. D er Verein er freut sich regen Interesses. Die Versammlungen werden immer sehr zahlreich besucht.

    L e h r e r v e r e i n S t o b s. D er L ehrerverein Stobs hielt wie bisher

    auch im verflossem;n Winterhalbjahr wöchent-lich eine Versammlung ab, in der pädago-gische Fragen er·ör tert wurden . Am 9. F ebr. "feierte" er sein zweij ähriges Bestehen. D ie Besucherzahl schwankte zwisch en 20 und 45. - E in e Vereinigung von etwa 15 Vereins-mitgliedern beschäftigte s ich ausserdem an drei Wochentagen mit P sychologie und Ge-schichte der Pädagogik. Ma t hem a t i seh- n atu rwi s se n sc h aft l.

    Ge s e 11 s c h a f t S t o b s. Die Gesellschaft hat seit ihr er Gründung

    im Oktober 1916 auf ihren wöchent lich statt-findenden Zusammenkünften eine Reihe von Themen in Vor trägen mit anschliessendcr·

    islmssion behandelt. Die Vorträge waren den Gebieten der Mathemat ik, der Natur-wissenschaft und der Technik entnommen. D a die Mitglieder - zum grössten Teil waren es Studierende - die verschiedensten be-sonderen Fachinteressen hatten, konnte es s ich nur darum handeln, allgemeine grund-legende Fragen zu besprechen. Ferner hatte die Gesellschaft es sich zm· Aufgabe gemacht, den Austausch von fach wissenschaftliehen B lichern unter den Mitgliedern zu ver mitteln. Sehr stark wurden unsere Bestr-ebungen d urch das Fehlen genügender , fachwissen-scbaftlicher Literatur beeinträchtigt, doch wollen wir nicht verfehlen, dem "Ausschuss zur Versendung von Liebesgaben an kr iegs-gefangene deutsche Akademiker" und den englischen Professoren, die ver schiedenen unserer Mitglieder durch Vermittelung det·

    Y. M. C. A. fachwissenschaftliche Bücher zur Verfügung stellten, unseren herzlichen Dank für dit~ uns zuteil gewordene Unter-stützung zu sagen. Militär-Turnverein Btobs 1915.

    Der Turnbt~trieb hatte während der Winter-monate seinen Höhepunkt erreicht und die Y. M. C. A.-Halle erwies sich oft als zu klein, um während der Turnstunden alle Turnenden zu fassen. Es waren durchschnittlich meistens über 90 Besucher. In der ersten Riege war eine Auslese ga.nz h ervorragend befähigter Turner aus allen Gauen unseres lieben Vater-landes zusammengestellt. Man konnte da. an jedem Turnabend ausserordentlich gute Leistungen sehen und so war es uns auch möglich, zu nnserem 5. Lager-Unterhaltungs-Abend im Februar ein ganz auserlesenes P rogramm zusammenzustellen, sodass wir unseren hier im Lager weilenden Kameraden genussreiche Stunden bereiten konnten. Es muss anerkannt wet·den, dass trotz der oft schwierigen 'Verhältnisse · die Turnerei hier unter· den Kriegsgefangenen so zur Blüte ge-langen konnte. Der G efangenen-Austausch nach Holland im April hat in unseren Verein naturgernäss eine grosse Lücke gerissen ; denn abgesehen von der grossenZahl Turner über-haupt, sind viele unserer besten und leistungs-fähigsten Kräfte weggekommen. Wir Hier-gebliebenen aber üben mit unermüdlichem Fleiss weiter, um uns den frisch-fröhlichen Mut dt~s Turnens zu erhalten. Das sind wir nicht nur allein der edlen Turnerei schuldig, souden auch uns selbst, damit wir unsern Körper gesund und widerstandsfähig erhalten, bis dann auch uns endlich die so heiss ersehnte Stunde der Freiheit wieder schlägt.

    P ä d a. g o g i s o h e V e r e i n i g u n g. Die "Pädagogisch e Vereinigung" wurde im

    J anuar d. J. im C-La.ger von einigen L ehrern, Studenten und anderen Kameraden gegründet. Einzelfragen aus der Erziehungslehre und den angrenzenden Gebieten, wie sie sich zwanglos im Laufe des Zusa.mmenar beitens ergeben, wurden zum Gegenstande der wöchentlichen Vortrags- und Besprechungs-abende gemacht. Der Zweck der Vereinigung ist nicht eine grosse Bereichenmg des Wissens zu erzielen, sondern eine gegenseitige Anregung zu geben zu eigenen Gedanken und eigener Stellungnahme. - Eine gemüt-volle Ergänzung der Besprechungen bild en die wöchentl ich zweimal stattfindenden L ese-abende ; sie ermöglichen den Mitgliedern in zwa.nglosP,mZusa.mmensein genussr eiche schöne Stunden zu ver bringen; d ie W erke der be-li,ebtesten deutschen E rzähler aber lassen vor den Zuhörern wieder die schönsten Bilder der H eimat neu erstehen. -

    S c h a c h - K I u b. Der Schachklub wurde im Nov. 1917 neu

    ins L eben ger ufen. Schon an W eibnachten konnte ein grösseres Turnier gespielt werden, an dem 35 Kameraden teilnahmen. Den Siegern lohnten 12 von Herrn Dr. Marke) gestif tete P reise. Während der Monate J anuar , F ebruar, März wurde wöchentlich zweimal gespielt. Zu dem Turnier im An-schluss an den Wettbewerb cler Schule stehen wieder wertvolle Preise zur Verfügung.

    S p o r t - V e r e i n. Auch der Sportverein hat während des

    Winterhalbjahres seine Ti~tigkeit nicht ein-gestellt. D ie wenigen guten Tage wurden ausgenutzt durch Uebungs- und Wettspiele. Letztere wurden ausgetragen zwischen der· Mannschaft vom Fussballklub "Deutschland" und einer aufgestellten Mannschaft von den aus dem Arbeitslager Dahnellington zurück-gekehrten Kameraden . Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass sich noch ein gr osser Teil der Kameraden von a llen sportlichen Uebungen fernhii.lt. S p o r tver ei n " D e u t s c h e Kraft".

    Die Tätigkeit des Sportvereins "Deutsche Kraft" war in1 Winterhalbjahr eine bessere

    als 1916-17. Es wurden zwei hintereinander-folgende Aufführungen sportlicher Art in der Y. M. C. A.-Halle und zwar am 12., 13 .... 14. Januar und am 17., 18., 19. März 1918 veranstaltet. Der Verein zählt zur Zeit. 63 aktive Mitglieder. Stenographenverein "Stolze-Schrey" •.

    Der Btenogr:a.phenverein "Stolze-Bcht·ey" wurde durch d'!e emsig tAtigen Unterrichts-leiter Albert und Eylers am 25. April ge-gründet unter zahlreicher Beteiligung der-System-Kundigen. Wir hoffen noch auf zahl-reichere Beteiligung; dankbar wären wir be-sonders für Zuwendungen von Literatur an unsere schon stark benutzte 15ibliothek.

    V o r t r u p p S t o b s. Gegriindet im Nov. 1917 in Anlehnung an

    die BeHtrebungen des Vortrupp-Bundes in der H eimat sucht der Vortrupp Stobs die-jenigen Kameraden des Lagers miteinander-· in Verbindung zu brin~en, welche ein tieferes Interesse a.n den verschiedenen Lebensreform-bestrebungen nehmen und sich nach ibrer-Rückkehr auf irgend einem Gebiet in prak-tischer Arbeit da.ra.n beteiligen wollen. Znm Hauptziel hat sich der Vortrupp Stobs gesetzt, durch Vorträge und Diskussion Interesse zu erwecken an den grossen Problemen unsere~:" Z eit, die G edanken zu klären und vor allem die Einsicht zu verbreiten, dass alle diese-· Reformbestrebungen miteinander zusammen-hängen und dass darum die Zusammenarbeit aller Kräfte, auf breitem, va.terli~nd.-religiösem Boden unter Hintansetzung aller konfessio-nellen, parteipolitischen oder sozialen Standes-unterschiede notwendig ist, wenn wirklich durchgreifende Ergebnisse erzielt werden sollen. - An Themen sind bis jetzt durch-gesprochen worden : A.lkoholfra.ge, Boden-reform und Kriegerheimstätten (zweimal); Volksbildung - V