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Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd University of Education Leitfragen zur Veranstaltung „Diagnostik & Evaluation“ Einführung 1. Definieren Sie Diagnostik nach Amelang & Zielinski (1999): Psychodiagnostik ist eine Methodenlehre im Dienste der Angewandten Psychologie. Soweit Menschen die Merkmalsträger sind, besteht ihre Aufgabe darin, interindividuelle Unterschiede im Verhalten sowie intraindividuelle Merkmale und Veränderungen einschließlich ihrer jeweils relevanten Bedingungen so zu erfassen, dass hinlänglich präzise Vorhersagen zukünftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren evtl. Veränderungen in definierten Situationen möglich werden. 2. Definieren Sie Diagnostik nach Krohne & Hock (2007) Psychologische Diagnostik befasst sich mit der Feststellung der individuellen Eigenart von Personen bezüglich bestimmter Merkmale. Forschungsmethoden (vgl. Zimbardo & Gerrig 2008, ab S. 27) 3. Folgende Begriffe müssen Sie erklären können: Entdeckungszusammenhang: Der Entdeckungszusammenhang bezeichnet den Kontext der Entdeckung einer neuen theoretischen Idee bzw. einer neuen Hypothese. Begründungszusammenhang: Als Begründungszusammenhang werden alle Forschungsoperationen bezeichnet, die zur Bestätigung oder Widerlegung der zu überprüfenden bzw. empirisch zu begründenden Theorien und Hypothesen erforderlich sind. Hypothese: Eine Hypothese ist eine vorläufige und überprüfbare Aussage über den Zusammenhang zwischen Ursachen und Folgen. Hypothesen werden oft als Wenn-dann-Vorhersagen formuliert, in - 1 -

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Leitfragen zur Veranstaltung „Diagnostik & Evaluation“

Einführung

1. Definieren Sie Diagnostik nach Amelang & Zielinski (1999):

Psychodiagnostik ist eine Methodenlehre im Dienste der Angewandten

Psychologie. Soweit Menschen die Merkmalsträger sind, besteht ihre

Aufgabe darin, interindividuelle Unterschiede im Verhalten sowie

intraindividuelle Merkmale und Veränderungen einschließlich ihrer

jeweils relevanten Bedingungen so zu erfassen, dass hinlänglich

präzise Vorhersagen zukünftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren

evtl. Veränderungen in definierten Situationen möglich werden.

2. Definieren Sie Diagnostik nach Krohne & Hock (2007)

Psychologische Diagnostik befasst sich mit der Feststellung der

individuellen Eigenart von Personen bezüglich bestimmter Merkmale.

Forschungsmethoden (vgl. Zimbardo & Gerrig 2008, ab S. 27)

3. Folgende Begriffe müssen Sie erklären können:

• Entdeckungszusammenhang: Der Entdeckungszusammenhang bezeichnet

den Kontext der Entdeckung einer neuen theoretischen Idee bzw.

einer neuen Hypothese.

• Begründungszusammenhang: Als Begründungszusammenhang werden alle

Forschungsoperationen bezeichnet, die zur Bestätigung oder

Widerlegung der zu überprüfenden bzw. empirisch zu begründenden

Theorien und Hypothesen erforderlich sind.

• Hypothese: Eine Hypothese ist eine vorläufige und überprüfbare

Aussage über den Zusammenhang zwischen Ursachen und Folgen.

Hypothesen werden oft als Wenn-dann-Vorhersagen formuliert, in

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denen bestimmte Ergebnisse aufgrund spezifischer Bedingungen

erwartet werden.

• Wissenschaftliche Methode: Die wissenschaftliche Methode ist eine

allgemein gültige Sammlung von Vorgehensweisen, um Ergebnisse so

zu gewinnen, dass Fehlerquellen minimiert und verlässliche

Schlussfolgerungen gezogen werden können. Die Forscher greifen

auf wissenschaftliche Methoden zurück, um ihre Hypothesen zu

überprüfen.

• Standardisierung: Standardisierung bedeutet, dass bei allen

Stufen der Daten-gewinnung einheitliche und konsistente Verfahren

benutzt werden. Alle Merkmale des jeweiligen Tests oder

Experiments sollten hinreichend standardisiert sein, so dass alle

Probanden den genau gleichen Bedingungen ausgesetzt werden.

Standardisierung heißt, immer die gleichen Fragen zu stellen und

die Antworten nach vorgeschriebenen Regeln auszuwerten.

• Operationale Definition: Das Verfahren zur Standardisierung der

Bedeutung von Konzepten heißt Operationalisierung. Eine

operationale Definition standardisiert die Bedeutung innerhalb

eines Experiments, indem ein Konzept durch die spezifischen

Methoden zur Messung des Konzepts oder zur Bestimmung seines

Auftretens definiert wird.

• Variable: Eine Variable ist jeder Faktor, der sich in Menge und

Art verändert. In einem Experiment wollen Wissenschaftler meist

einen Ursachen-Wirkungs-Zusammenhang zwischen zwei Arten von

Variablen nachweisen. Die unabhängige Variable ist jener Faktor,

den der Wissenschaftler verändert - sie fungiert im Experiment

als Ursache. Die Wirkung zeigt sich dann an der abhängigen

Variable, die der Wissenschaftler misst.

• Experimentelle Methoden: Um unklare kausale Zusammenhänge

aufzuklären, werden experimentelle Methoden verwendet: Eine

unabhängige Variable wird manipuliert und ein Einfluss auf eine

abhängige Variable gesucht. Ziel dieses Vorgehens ist es, sichere

Kausalaussagen über den Einfluss einer Variablen auf eine andere

machen zu können.

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• Erwartungseffekt: Ungewollte Erwartungseffekte treten auf, wenn

ein Forscher oder Betrachter dem Probanden auf subtile Weise

mitteilt, welches Ergebnis er erwartet - und so erst die

gewünschte Reaktion hervorruft. In einem solchen Fall sind es die

Erwartungen des Versuchsleiters und nicht die unabhängige

Variable, welche die beobachteten Reaktionen auslösen.

Erwartungseffekte verzerren die Ergebnisse, die man gefunden zu

haben glaubt.

• Placeboeffekt: Ein Placeboeffekt tritt auf, wenn Probanden ihr

Verhalten ohne irgendeine experimentelle Manipulation verändern.

Der Begriff „Placeboeffekt“ bezieht sich in der Medizin auf die

Verbesserung des Gesundheitszustands oder des Wohlbefindens, die

auf der Überzeugung des Individuums beruht, dass die Behandlung

wirksam sei.

• Kontrollbedingungen: Um mögliche Störeffekte ausschließen zu

können, werden Kontrollbedingungen verwendet. Man versucht alle

Variablen und Bedingungen konstant zu halten, bis auf diejenigen,

die in direktem Zusammenhang mit der zu testenden Hypothese

stehen. Die Instruktionen, Zimmertemperatur, etc. müssen für alle

Probenden gleich sein, um sicherzustellen, dass die Erfahrungen

aller Probanden gleich sind.

• Doppel-Blind-Verfahren: Das Doppel-Blind-Verfahren ist eine

Technik, durch die im Idealfall der Erwartungseffekt vermieden

werden kann, indem weder Probanden noch Versuchsleiter bzw.

Forschungsassistent wissen, welcher Proband welcher Versuchs-

bedingung zugeordnet wird.

• Reliabilität: Reliabilität meint die Konsistenz und

Verlässlichkeit von Verhaltensdaten, die sich aus psychologischer

Testung oder experimenteller Forschung ergeben. Ein reliables

Ergebnis ist ein Ergebnis, das sich bei wiederholter Testung

unter ähnlichen Umständen zu unterschiedlichen Zeiten immer

wieder ergeben wird.

• Validität: Validität bedeutet, dass die Information, die durch

die Forschung oder Testung gewonnen wurde, die psychologische

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Variable oder Qualität, die sie wiedergeben soll, auch

tatsächlich wiedergibt. Wenn ein Experiment valide ist, heißt

das, dass der Forscher das Ergebnis auf allgemeinere Umstände

generalisieren kann.

Intelligenz & Intelligenzdiagnostik (vgl. Zimbardo & Gerrig 2008, ab

S. 331)

4. Definieren Sie Intelligenz:

Intelligenz ist eine sehr allgemeine geistige Fähigkeit, die unter

anderem die Fähigkeiten zum schlussfolgernden Denken, zum Planen, zum

Problemlösen, zum abstrakten Denken, zum Verstehen komplexer Ideen,

zum raschen Auffassen und zum Lernen aus Erfahrung einschließt.

5. Beschreiben Sie den IQ, was bedeutet ein IQ von 85, 100, 130?

Der Intelligenzquotient (IQ) ist ein numerisches, standardisiertes Maß

der Intelligenz. Der IQ wurde als das Verhältnis des Intelligenzalters

zum Lebensalter definiert - multipliziert mit 100, um Nachkommastellen

zu vermeiden (IQ = Intelligenzalter / Lebensalter x 100).

Ein IQ von 100 Punkten gilt als „durchschnittlich“ und besagt, dass 50

% der Menschen ihres Alters niedrigere und 50 % höhere Punktzahlen

beim IQ-Test erreicht haben. Ein IQ von 85 Punkten entspricht einer

Standardabweichung und gilt als leicht unterdurchschnittlich, d.h.

dass 16 % der Menschen ihres Alters niedrigere und 84 % höhere

Punktzahlen erreicht haben. Ein IQ von 130 Punkten gilt als

überdurchschnittlich und besagt, dass 98% der Menschen ihres Alters

niedrigere und 2 % höhere Punktzahlen erreicht haben (= zwei

Standardabweichungen).

6. Intelligenzvorstellung im BIS. Welche inhaltlichen Fähigkeiten und

operativen Fähigkeiten erfasst der BIS?

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Der Berliner Intelligenzstrukturtest (BIS) deckt ein möglichst breites

Spektrum intellektueller Fähigkeitsstrukturen ab. Dabei teilt er die

Intelligenz in die Bereiche inhaltliche und operative Fähigkeiten auf,

die zusammengesetzt die allgemeine Intelligenz ergeben. Zu den

inhaltlichen Fähigkeiten gehören figural-bildhafte, verbale und

numerische Fähigkeiten. Zu den operativen Fähigkeiten gehören die

Bearbeitungsgeschwindigkeit, die Merkfähigkeit, Einfallsreichtum und

die Verarbeitungskapazität.

Pädagogisch-psychologische Diagnostik (vgl. Wild & Krapp 2006)

7. Unterschied psychologische Diagnostik ↔ pädagogisch-psychologische

Diagnostik.

Die psychologische Diagnostik befasst sich mit der Feststellung der

individuellen Eigenart von Personen bezüglich bestimmter Merkmale.

Die pädagogisch-psychologische Diagnostik ist ein Arbeitsfeld, das

sich mit der Beschaffung und Bewertung von Informationen befasst, die

zu einer möglichst akkuraten Einschätzung der aktuellen Ausprägung von

Personenmerkmalen (z.B. Fähigkeiten und Einstellung der Lernenden

Individuellen Ausgangsbedingungen ) oder Merkmalen der Lern- und

Entwicklungsumgebung (z.B. Kommunikationsformen im schulischen

Unterricht, elterliches Erziehungsverhalten Spezifischen

Umweltbedingungen) führen und damit zu einer besseren Erklärung und

Prognosen in pädagogisch relevanten Problemfeldern beitragen. Sie ist

das „Insgesamt von Erkenntnisbemühungen im Dienste aktueller

pädagogischer Entscheidungen“.

8. Beispiele für erweiterte pädagogisch-psychologische

Problemstellungen

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Durch den heute sehr breiten Anwendungsbereich der Pädagogischen

Psychologie ergeben sich neue pädagogisch-diagnostische

Problemstellungen, die es pädagogisch-psychologisch aufzuarbeiten

gilt:

• Qualität von Lehr-Lern-Umgebungen (an der Hochschule oder im

Internet)

• Merkmale häuslicher Entwicklungsumgebungen

• Entwicklungskontexte, die durch den Umfang und die Struktur

des Freundeskreises gegeben sind

• Bewertung des dualen Ausbildungssystems in der beruflichen

Bildung

• Einschätzung des Nutzens von Lehrangeboten in der

berufsbezogenen Fort- und Weiterbildung

9. Diagnostik im Prozessmodell pädagogisch-psychologischen Handelns

Bei der Lösung von beliebigen Problemsituationen (z.B. im Schulalltag)

orientiert man sich an dem rationalen Handlungsmodell: Es wird die

Ausgangslage der Problemstellung analysiert, man verschafft sich einen

Überblick über die Handlungsmöglichkeiten und versucht die optimale

Variante zu realisieren und das Ergebnis abschließend zu prüfen.

Bei der Analyse der Problemstellung sind die individuellen und

sozialen Ausgangsbedingungen zu ermitteln. Die Analyse dient als

Grundlage für die Auswahl der Handlungsvariante. Diese Sammlung und

Aufbereitung von problembezogenen Informationen wird als Diagnose

bezeichnet. Auf die Diagnose folgt die Entscheidung für eine geeignete

Maßnahme, die als Treatment bezeichnet wird. Während des Ablaufs und

nach Beendigung eines Treatments ergibt sich oft die Notwendigkeit auf

diagnostisch erworbenen Informationen zurückzugreifen. Die Maßnahme

muss eventuell während dem Ablauf angepasst werden und damit wird eine

kontinuierliche diagnostische Begleitung notwendig.

Die beschriebenen Phasen des Handlungsmodells lassen sich durch eine

Grafik veranschaulichen.

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Vorbereitungsphase:

• Analyse der Problemstellung

• Art und Richtung der aktuellen Handlungsziele

Zielentscheidung

• Treatment-vorbereitende Diagnostik: Jene Informationen müssen

ermittelt werden, die für die Lösung des Problems von Bedeutung

sind. Es müssen in dieser Phase die problembezogenen

Informationen für die Auswahl und Gestaltung geeigneter Maßnahmen

bereitstellt und die Wirkungsweisen der vorgesehenen Treatments

abgeschätzt werden, d.h. es sind positive und negative Effekte

vorherzusagen Prognose wird erstellt

• Auswahl und Vorbereitung der in dieser Situation angemessenen

Maßnahme Treatmententscheidung

Realisierungsphase (praktische Phase):

• Treatment-begleitende Diagnostik: Diese formative Evaluation

oder Prozessdiagnostik hat die Aufgabe den Ablauf des Treatments

im Hinblick auf die angestrebten Ziele zu kontrollieren um

eventuell rechtzeitig korrigierend eingreifen zu können.

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• Treatment-abschließende Diagnostik: Nach Beendigung des

Treatments ist das Gesamtergebnis kritisch im Sinne einer

Evaluation zu prüfen.

10. Strategiemuster (Modifikations- bzw. Selektionsstrategie)

Das Ziel pädagogisch-psychologischen Handelns ist es, Individuen jene

Entwicklungs-bedingungen zukommen zu lassen, die unter

Berücksichtigung ihres Ist-Zustandes und unter Berücksichtigung eines

geeigneten Entwicklungsmodells optimal sind.

Um dies gewährleisten zu können, stehen zwei Handlungsstrategien zur

Verfügung, welche jeweils wieder in zwei Strategiemuster aufgeteilt

sind:

• Selektionsstrategie: Eine optimale Verbindung von Individuum

und Umwelt wird dadurch erreicht, dass man für ein Individuum

eine geeignete Lernumgebung (Bedingungs-selektion) oder für eine

Lernumgebung ein geeignetes Individuum auswählt (Personen-

selektion).

• Modifikationsstrategie: Eine optimale Verbindung wird dadurch

erreicht, dass man für die spezifischen Belange der Person eine

geeignete Umwelt (Bedingungsmodifikation) herstellt oder für die

Umwelt eine geeignete Person formt (Personenmodifikation). Die

Veränderung der Person hier steht aber im Vordergrund.

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Beispiel Berufsausbildung:

• Auswahl eines Ausbildungsberufs Bedingungsselektion

• Auswahl der Bewerber Personenselektion

• Ausbildung (Vermittlung von Kompetenzen)

Personenmodifikation

• Veränderung des Ausbildungsprogramms Bedingungsmodifikation

11. Prognostische Objektivität, Reliabilität und Validität

Objektivität:

Eine Messung ist dann objektiv, wenn das Ergebnis der Messung

nur von dem zu messenden Merkmal und nicht von der Person des

Messenden abhängt. Es gibt drei Arten von Objektivität:

• Durchführungsobjektivität ist beeinträchtigt, wenn die

diagnostizierenden Personen nicht unter den gleichen

Untersuchungsbedingungen arbeiten.

• Auswertungsobjektivität ist gewährleistet, wenn gleiches

Verhalten einer Testperson immer gleich ausgewertet wird.

• Interpretationsobjektivität ist gegeben, wenn gewonnene

Befunde von verschiedenen Diagnostikern in gleicher Weise

interpretiert werden.

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Reliabilität:

Mit diesem Begriff wird die Genauigkeit einer Messung

bezeichnet.

• Wiederholungsreliabilität: Schätzwert für die zeitliche

Stabilität eines Merkmals

• Paralleltestreliabilität: Gleichwertigkeit der Messungen aus

zwei Paralleltests

• Split-half-Reliabilität und Konsistenzanalyse sind zwei

Verfahren zur Einschätzung der Genauigkeit einer Messung durch

Prüfung der Homogenität der Antworten.

Valididtät:

Die Genauigkeit mit der ein Test das misst, was er messen soll. Wird

mit der Messung das richtige Merkmal erfasst?

Verfahren zur Bestimmung der Validität:

Inhaltsvalidität: Inhaltliche Analyse des Messverfahrens um

festzustellen ob das Messverfahren den zu messenden Merkmalsbereich

hinreichend genau repräsentiert. wichtig bei der Konstruktion von

schriftlichen Klassenarbeiten

Kriteriumsvalidität: Zusammenhang zwischen den empirisch gemessenen

Ergebnissen des Messinstruments und externen empirischen

Außenkriterien, die mit den Ergebnissen des Tests korrespondieren.

Prognosevalidität von Auswahlverfahren:

Prädidktive Validitätskoeffizienten sind das wichtigste Gütekriterium

für selektive Maßnahmen (z.B. Zulassung zu einem Studiengang ...). Zur

Veranschaulichung der Prognosevalidität dient folgende Grafik.

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Abb.: Modell der einfachen Selektionsentscheidung

Erläuterung zur Abbildung:

Alle Entscheidungen werden nach einem Prädiktor X gefällt. Alle

Personen, die einen kritischen Prädiktor (z.B. IQ = 110)

überschreiten, werden aufgenommen, die übrigen abgelehnt.

Ein weiterer Prädiktor Y (z.B. Durchschnittsnote) beschreibt die

Bewährung der selektierten Probanden. Es gibt zwei Bewährungsklassen

„erfolgreich“ und „nicht erfolgreich“, die den Probanden nach

Beendigung des Prognosezeitraums zugewiesen werden.

Ist die statistische Beziehung (auch prognostische Validität genannt)

zwischen X und Y bekannt, so kann man anhand dieser Information die

Zahl der Treffer und Fehler eines Selektionsvorganges bestimmen. In

der Abbildung ist die prognostische Validität durch die Weite der

Ellipse symbolisiert.

• Gruppe A: Dies sind die erwartungsgemäß erfolgreichen

Bewerber

• Grupppe B: Die zu Unrecht aufgenommen Bewerber

• Gruppe C: Die erwartungsgemäß erfolglosen Bewerber

• Gruppe D: Die zu Unrecht abgewiesenen Bewerber.

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In Entscheidungssituationen hängt die Zahl und die Art der Fehler

nicht allein von der prognostischen Validität ab, d.h. von der Höhe

der Korrelation zwischen Merkmal und Kriterium, sondern auch von der

Selektionsquote (Anteil der Aufgenommenen Bewerber A + B) und der

Grundquote (Anteil der Geeigneten: A + D)

12. Bezugsnormen

Um einen Messwert auf einer Skala richtig einordnen zu können, muss

man Kenntnisse über den Maßstab der Skala haben. Aufschluss darüber

geben die drei Bezugnormen.

• Soziale Bezugnorm: Ausprägungsgrad eines individuellen

Merkmals wird im Vergleich zu den Merkmalsausprägungen anderer

Individuen bestimmt.

• Individuelle Bezugsnorm: Leistungen anderer Individuen sind

irrelevant. Die individuelle Leistungsentwicklung steht im

Vordergrund und dient als Grundlage für die

Messwertinterpretation.

• Kriteriale Bezugsnorm: Leistungsmessung anhand eines vorher

festgelegten Erfolgskriteriums.

13. Normskalen

Abb.: Normalverteilte Testrohwerte und verschiedene gebräuchliche Normskalen

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Standardab-

weichung

z-Werte: 1

IQ-Werte: 15 ...

Mittelwert

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Normskalen machen es möglich, Rohwerte eines Tests (z.B. die Zahl der

richtigen Lösungen in einem Intelligenztest) allgemeinverständlich

(z.B. in dem Normwert IQ) darzustellen.

Individuelle Merkmale & Lernresultate (vgl. Krohne & Hock 2007, ab S.

529)

14. Beispiel für Konzentrationstest

• Aufmerksamkeits-Belastungs-Test d2 (Brickenkamp, 2002)

14 Zeilen mit je 47 Zeichen, 20 s Zeit pro Zeile

Aufgabe: Streiche alle d mit 2 Strichen durch

Beispiel:

, „ , , , , „ „

d p p d d p d p d p d d

“ ‘ “ ‘ “ ‘ ‘ ‘ “

Weitere Testverfahren zur Konzentrationsleistung sind in Kapitel

14 dargestellt.

15. Beispiele für emotionale und motivationale Merkmale

• Angst; Ängstlichkeit: (Aufgeregtheit und Besorgnis) als

zentrales leistungs-beeinträchtigendes Persönlichkeitsmerkmal;

äußert sich In Bewertungs-, Leistungs-, oder Prüfungsangst.

• Selbstwirksamkeitserwartungen: (auch als Kompetenzerwartung

bezeichnet) betreffen Einschätzungen hinsichtlich effektiver

Handlungsmöglichkeiten in einer Problemsituation.

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• Kontrollüberzeugungen: sind mit dem Konzept der

Selbstwirksamkeitserwartung verwandt und werden unterschieden in

internale Kontrollüberzeugungen (bestimmte Ergebnisse sind die

Konsequenz eigener Verhaltensweisen) und in externale

Kontrollüberzeugungen (Ergebnisse hängen von situativen Umständen

ab).

• Selbstkonzept: hierunter versteht man die Beschreibung und

Bewertung eigener Merkmale (z.B. intellektuelle Fähigkeiten,

sportliche Leistungen, soziale Akzepteanz, physische Erscheinung)

• Motivation: das Leistungsmotiv (z.B. Hoffnung auf Erfolg,

Furcht vor Misserfolg) ist das wichtigste und am besten

erforschte Merkmal.

• Belastungen: Alltagsbelastungen im Kontext der Schule.

Belastungsquellen sind Leitungsanforderungen, soziale Probleme

mit Mitschülern.

16. Lehrzieltests: Beispiele für Reproduktion, Reorganisation,

Transfer und Problemlösen

(Lehrzieltest = lehrzielorientierter Test)

• Reproduktion: bezieht sich auf die Kenntnis behandelter Daten,

Fakten, Regeln usw., sowie auf die Beschreibung und Verwendung

geübter Techniken reines Wiederholen oder Nachvollziehen,

Demonstration von Fertigkeiten in bereits bekannten

Zusammenhängen.

• Reorganisation: meint das Selbständiges Auswählen, Anordnen,

Verarbeiten und Darstellen bekannter Sachverhalte.

• Transfer: Das Übertragen von Gelerntem auf neue, aber dem

Übungszusammenhang vergleichbare Situationen.

• Problemlösen: Das kreative Bearbeitung neuer Aufgaben mit dem

Ziel, selbstständig zu Lösungen, Folgerungen und Bewertungen zu

gelangen, sowie das Auswählen und Anpassen von Methoden und

Verfahren in neuartigen Situationen.

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Schullaufbahnberatung & Umwelt- und Systemmerkmale (vgl. Krohne &

Hock, ab S. )

17. Beispiele für Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bei der

Schuleingangsdiagnostik überprüft werden

Nach Krohne&Hock Psychologische Diagnostik, Kap. 18.3:

Physische Merkmale: Ossifikation (Knochenbildung),

Dentition („Zahndurchbruch“ – Mensch hat 2 Dentitionen:

Milchzähne, Erwachsenenzähne), motorische Entwicklung

Kognitive Merkmale: Wahrnehmungsdifferenzierung,

Sprachbeherrschung, Konzentration

Motivationale Merkmale: Leistungsbereitschaft,

Belastbarkeit, Misserfolgstoleranz

Soziale Merkmale: Lösung von Bezugspersonen,

Bereitschaft zum Kontakt mit Fremden

Nach Hr. Heim-Dreger können Schuleingangstests aus folgenden

Untertests bestehen:

Untertest 1:

Formauffassung /

Unterscheidungsvermögen

Untertest 2:

Feinmotorik

Untertest 3:

Erfassung von Größen-,

Mengen- und

Ordnungsverhältnissen

Untertest 4:

Beobachtungsgabe

Untertest 5:

Kritisches Beobachten

Untertest 6:

KonzentrationsfähigkeitUntertest 7:

Merkfähigkeit

Untertest 8:

Bildliche Gegenstandserfassung und

SituationsbeurteilungUntertest 9:

Sprach- und

Inhaltserfassung

Untertest 10:

Hinweis auf den allgemeinen

Entwicklungsstand

18. Wie könnte man die Güte eines Schuleingangstests überprüfen?

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Zum einen sind da die "üblichen" Kriterien: Objektivität, Reliabilität

und Validität; wobei wir bei diesem Test in der Veranstaltung

besonders die Reliabilität besprochen

haben.

Bei einem Schuleingangstest ist sicher die prognostische Validität ein

wichtiges Gütekriterium:

„Prädiktive/prognostische Validität (predictive validity): Die

Messdaten werden zu einem Zeitpunkt erhoben, der vor der Erhebung des

Außenkriteriums liegt. So kann der Grad bestimmt werden, in dem die

Messdaten das Kriterium vorhersagen (z.B. kann im Rahmen eines

Assessment-Centers eine Prognose für beruflichen Erfolg gestellt

werden).“

Die folgende Abbildung soll Aufschluss über die prognostische

Validität geben:

Prognostische ValiditätQuelle: Hr. Heim-Dreger

19. Welche Zusammenhänge können Soziogramme aufzeigen

Durch ein Soziogramm kann die Struktur einer Gruppe in der Form eines

Netzwerks aus Knoten und Kanten dargestellt werden.

Die Knoten repräsentieren dabei die Mitglieder einer Gruppe.

Die Kanten repräsentieren die Beziehungen zwischen den Personen.

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Ziel: Die affektive Qualität der Beziehungen innerhalb einer Gruppe,

also das Muster aus Sympathien, Antipathien oder Indifferenzen, soll

veranschaulicht werden.

Siehe dazu folgende Abbildung:

SoziogrammQuelle: Hr. Heim-Dreger

Weitere Anwendungsmöglichkeiten eines Soziogramms:

o Feststellen des „Beziehungsstatus“ von Personen innerhalb einer

Gruppe,

o Feststellen der aktuellen Gruppenstruktur,

o Diagnose von Veränderungen in den Beziehungen der

Gruppenmitglieder,

o Einschätzung der sozialen Integration innerhalb einer Gruppe,

o Aufschluss über Struktureigenschaften einer Gruppe,

o Aufschluss über Kohäsion der Gruppe.

Familiale Interaktion und Erziehungsverhalten (vgl. Krohne & Hock, ab

S. 553)

20. Definition Erziehungsstil

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Erziehungsziele sind interindividuell variable, aber intraindividuell

vergleichsweise stabile Tendenzen von Eltern, bestimmte

Erziehungspraktiken zu manifestieren (Erziehungsstile beziehen sich

auf Praktiken, nicht auf Wissen).

21. Skalen des Erziehungsstil-Inventar von Krohne-Pulsack

• Unterstützung:

• beim Aufbau von Problemlösestrategien helfen

• Voraussetzungen für den Kompetenzerwerb schaffen

• motivationale & emotionale Bedingungen für erfolgreiches

Problemlösen bieten

Beispiel: Mein Vater zeigt mir, wie Dinge funktionieren, mit

denen ich umgehen möchte.

• Einschränkung: begünstigt

• eine Orientierung des Kindes an vorgegebenen Normen und

Autoritätsmeinungen

• Übernahme von Wissensinhalten und fertigen Lösungen

• Aufrechterhaltung der Abhängigkeit vom Erzieher

Beispiel: Mein Vater sagt mir, dass ich für bestimmte Dinge, die

ich gerne tun möchte, noch zu jung bin. (wenig U. viel E.

vernachlässigende Erziehung)

• Lob (positive Rückmeldung): Belohnung erwünschten

Verhaltens

Beispiel: Mein Vater freut sich, wenn ich bei einer Arbeit

geholfen habe.

• Tadel (negative Rückmeldung): Bestrafung unerwünschten

Verhaltens

Beispiel: Mein Vater wird ärgerlich, wenn ich Widerworte gebe.

• Strafintensität: Beschreibt die Intensität der negativen

Rückmeldungen

Beispiel: Wenn ich nicht pünktlich nach Hause komme ...

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• nimmt er es mir nicht übel.

• zeigt er mir, dass ich ihm Kummer gemacht habe.

• schimpft er mit mir.

• verbietet er mir meine Lieblingsbeschäftigung (z.B.

Fernsehen, Rad fahren).

• gibt er mir Stubenarrest.

• schlägt er mich. (ansteigende Intensität der Beispiele)

• Inkonsistenz: Inkonsistenz macht das Elternverhalten für das Kind

schwer prädizierbar, so dass es z.B. dessen Konsequenzen oder die

Folgen eigener Handlungen nicht genau absehen kann.

Beispiel: Mein Vater lässt sich lange Zeit nicht anmerken, dass

ihn etwas ärgert, wird dann aber plötzlich richtig wütend.

Determinanten der Schulleistung & Diagnostische Kompetenz (vgl. Helmke

& Schrader)

22. Definition Schulleistung

Schulleistung ist die individuelle Leistung von Schülern

23. Determinanten der Schulleistung

• Individuelle Determinanten:

o Kognitive Determinanten: Intelligenz (r = .50 bis .60), Vorwissen, Lernstile & Lernstrategien, Metakognitive Kompetenzen, Handlungskontrolle

o Motivationale Bedingungen: Fähigkeitsselbstkonzept, Lernmotivation, Interesse

• Familiäre Determinanten:

o Genetische Einflüsse: direkt, Interaktion von Genotyp & Umwelt

o Statusvariablen: wirken indirekt auf Schulleistung

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24. Korrelation

Die Korrelation ist die Wechselbeziehung zwischen zwei oder mehreren

Variablen

25. Diagnostische Kompetenz von Lehrern

Die Forschung hat gezeigt, dass Lehrerurteile vielfach nicht objektiv

( verschiedene Lehrer beurteilen dieselbe Leistung unterschiedlich),

nicht reliabel ( wiederholte Beurteilungen fallen unterschiedlich

aus ) und nicht valide ( Urteile werden durch andere Faktoren als das

zu beurteilende Merkmal beeinflusst) sind.

26. Diagnostische Kompetenz von Eltern

• Die gefundenen Korrelationen zwischen Elternurteil und Testleistung des Kindes weisen eine erhebliche Streuung von r=.20 bis r=.85 auf.

• Die kindliche Leistungsfähigkeit wird von den Eltern überschätzt.

• Der kognitive Entwicklungsstand der Kinder wird relativ gut eingeschätzt

• Nicht-kognitive Kindermerkmale weisen meist geringere Zusammenhänge auf

• Mütter können zutreffender beurteilen als Väter

Unterrichtsbeobachtung (vgl. Helmke 2006, ab S. 42)

27. Fachübergreifende Merkmale guten Unterrichts

• Effiziente Klassenführung und Zeitnutzung, z. B.

Einhaltung verhaltenswirksamer Regel

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• Lernförderliches Unterrichtsklima, z. B. freundlicher

Umgangston konstruktiver Umgang mit Fehlern.

• Vielfältige Motivierung, z. B. Anregung des Neugier-

Leistungsmotivs, Freude am Fach der Lehrkraft

• Strukturiertheit und Klarheit, z. B. strukturierende

Hinweise (Vorschau, Zusammenfassung), angemessene Sprache

• Wirkungs- und Kompetenzorientierung, z. B. Fokus auf

den Erwerb fachlicher, überfachlicher und nichtfachlicher

Kompetenzen

• Schülerorientierung, Unterstützung, z. B. Lehrkraft als

fachliche und persönliche Ansprechperson, Schüler ernst nehmen

• Förderung aktiven, selbstständigen Lernens, z. B.

Angebote für selbstständiges, eigenverantwortliches Lernen,

vielfältige Lerngelegenheiten

• Angemessene Variation von Methoden und Sozialformen,

Schüler-, fach- und lernzielangemessene Variation von

Unterrichtsmethoden

• Konsolidierung, Sicherung, intelligentes Üben, z. B.

Aufgaben nicht nur mechanisch, sondern „intelligent“ üben,

Bereitstellung unterschiedlicher Transfermöglichkeiten

• Passung, z. B. Anpassung der Schwierigkeit und des

Tempos an Lernsituation, sensibler Umgang mit heterogenen

Lernvoraussetzungen

Mit Hilfe eines Fragebogens, der von den Schülern ausgefüllt wird,

können die Merkmale eines guten Unterrichts bewertet werden. z.B. zum

zweiten Merkmal:

- Wie oft lachst du im Unterricht?

- Ist der Lehrer schnell verstimmt, wenn du einen Fehler machst?

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