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977 colinsiiure C9 H4 04, sondern nur Glycolsliure erhalten habe. Naheres uber diese Untersuchung ist schon in den Berichten mitgetheilt. Hr. B o r a d u l i n hat die Kalkniederschliige untersucht, die sich beim Filtriren gewisser Runkclriibensyrupe (namentlich ails unreifm Riiben) absetzen , und gefunden, dass sie haoptsachlich aus oxal- eaurem und citronsaurem Kalk bestanden. Ferner hat Hr. Bo r o d 11 - lin In der L6sung;welche man durch Bearbeitnng von rohern Kalk- sacharat mit Alkohol von 40 8 erbalt, Asparaginslure und Betain nach- gewiesen. 287. 0. Xeiater aue Ziirich, 20.Dec. 1871. Seit meinem letzten Berieht iiber die Yerhandlungeri der ,Ch+ mischen Qesellschaft in Ziirich' sind hier folgende Original-Mitthi- lungen gemacht worden: Hr. Prof. E. .Kopp hat die Para-Phenolsulfosaure, da die bisherigen Angaben dariiber in vielen Punkten stark von einander abweichen, einem geuaaern Studium unterzogen. L h s t man gleiche Theile concentrirter Schwefelsaure und Phenol bei 80 -1000 auf ein- ander einwirken, 80 ist nach 36stiindigem Erhitzen fast nur Para- Phenolsulfosaure gebildet, die in farblosen, glanzenden, leicht zerflies- senden Nadeln auskrystallisirt. - In Oemeinscbaft mit Hrn. Folle- nius hat er eine Reihe von Salzen dieser SBure und namentlich auch' die Einwirkung oxydirender Agentien darauf untersucht. Kiioigswaseer erzeugt mit dem Calciumsalz eioen krystallinischen, gelben Kijrper, der ein ausserst starkes Fiirbe-Vermiigen aof Wolle besitzt; die Mutterlauge giebt mit Salzsaure einen krystallinischen, weissen Niedemchlag. Dm Zinksalz liefert bei dqr Oxydation ein braungefilrbtes Oel, das mit Alkalien leicht krystallisirbare, verschieden gefarhte, detoni- rende Salze bildet. Freie Para - Phenolsolfosiiure giebt mit Kaliumchlorat behandel t einen in kleinen Nadeln krystallisirenden , gelben Korper von schwa- chem Farbe - Vermiigen ; mit Kaliumchlorat und Salpetersiure eirr braunes Oel, wie bei der Oxydation des Zinksalzes, daneben einen intensiv gelb farbenden Kiirper, der in kogelig groppirten, kleinen h'adeln krystallisirt. Bei der Einwirkang von Kaliumchlorat und Salzsfiore aof Para-Phenolsulfoefiure entsteht eine braun gefiirbte, schwer krystallisirbsre~ Maese. Hr. Prof. T u c h s c h mi d bat das Raliumsale der Phenolparasulfn- siiwe in alkoholischer Liisung nitrirt und drrbei Nitrophenoleulfosaure erhalten; bei der Oxydation des Quecksilbersalzes rnit Arsensiure entsteht ein stark fiirbender krystallinischer gelber Riirper.

O. Meister aus Zürich, 20. Dec. 1871

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colinsiiure C9 H4 04, sondern nur Glycolsliure erhalten habe. Naheres uber diese Untersuchung ist schon in den Berichten mitgetheilt.

Hr. B o r a d u l i n hat die Kalkniederschliige untersucht, die sich beim Filtriren gewisser Runkclriibensyrupe (namentlich ails unreifm Riiben) absetzen , und gefunden, dass sie haoptsachlich aus oxal- eaurem und citronsaurem Kalk bestanden. Ferner hat Hr. B o r o d 11 - l i n In der L6sung;welche man durch Bearbeitnng von rohern Kalk- sacharat mit Alkohol von 40 8 erbalt, Asparaginslure und Betain nach- gewiesen.

287. 0. Xeiater aue Ziirich, 20.Dec. 1871. Seit meinem letzten Berieht iiber die Yerhandlungeri der ,Ch+

mischen Qesellschaft in Ziirich' sind hier folgende Original-Mitthi- lungen gemacht worden:

Hr. Prof. E. .Kopp hat die P a r a - P h e n o l s u l f o s a u r e , da die bisherigen Angaben dariiber in vielen Punkten stark von einander abweichen, einem geuaaern Studium unterzogen. L h s t man gleiche Theile concentrirter Schwefelsaure und Phenol bei 80 -1000 auf ein- ander einwirken, 80 ist nach 36stiindigem Erhitzen fast nur Para- Phenolsulfosaure gebildet, die in farblosen, glanzenden, leicht zerflies- senden Nadeln auskrystallisirt. - In Oemeinscbaft mit Hrn. F o l l e - n i u s hat er eine Reihe von Salzen dieser SBure und namentlich auch' die Einwirkung oxydirender Agentien darauf untersucht.

Kiioigswaseer erzeugt mit dem Calciumsalz eioen krystallinischen, gelben Kijrper, der ein ausserst starkes Fiirbe-Vermiigen aof Wolle besitzt; die Mutterlauge giebt mit Salzsaure einen krystallinischen, weissen Niedemchlag.

Dm Zinksalz liefert bei dqr Oxydation ein braungefilrbtes Oel, das mit Alkalien leicht krystallisirbare, verschieden gefarhte, detoni- rende Salze bildet.

Freie Para - Phenolsolfosiiure giebt mit Kaliumchlorat behandel t einen in kleinen Nadeln krystallisirenden , gelben Korper von schwa- chem Farbe - Vermiigen ; mit Kaliumchlorat und Salpetersiure eirr braunes Oel, wie bei der Oxydation des Zinksalzes, daneben einen intensiv gelb farbenden Kiirper, der in kogelig groppirten, kleinen h'adeln krystallisirt. Bei der Einwirkang von Kaliumchlorat und Salzsfiore aof Para-Phenolsulfoefiure entsteht eine braun gefiirbte, schwer krystallisirbsre~ Maese.

Hr. Prof. T u c h s c h mi d bat das Raliumsale der Phenolparasulfn- siiwe in alkoholischer Liisung nitrirt und drrbei Nitrophenoleulfosaure erhalten; bei der Oxydation des Quecksilbersalzes rnit Arsensiure entsteht ein stark fiirbender krystallinischer gelber Riirper.

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Nahere Angaben iiber die para-pheno~sulfosauren Salze nnd die daraus erhaltenen Producte sollen spater folgen.

Rei der Untersuchung der phenolsulfosauren Salze hat Hr. Prof. K o p p eine n e u e B i l d u n g s w e i s e d e r S u l f a n i l s i i u r e aufgefunden.

Es wurde sowohl meta- als para-phenolsulfosaures Anilin dar- gestellt; beide krystallisken in kleinen, farblosen Bliittchen, die lei& 16sIich eind in heiesem, ziemlich liislich in kaltem Wasser.

P a r a - p h e n 01s ul fo s a u r e s A n i l i n bchmilzt gegen I 70° zu einer leicht riithlich gefarbten , beinahe farblosen Fliissigkeit; bei 180 - 1900 beginnt es sich zu zcrsetzen. Die Zersetzang ist sehr glatt: es destillirt fast reines Phenol; in aer Retorte bleibt Sulf- anilsaure.

( C , H, 0. SG,)C, H, N = C, H, N . SO, - + C , H, 0. Bei raschem , starkem Erhitzen sublimirt ein wenig scbweflig-

saures Anilin. Durch einmaliges Umkrystibllisiren aus Wasser ist die Sulfanil-

saure schon farblos und rein; sie wurde als solche charakterisirt durch Analyse, Eigenschaften und Umwandlung derselben in Tribrom- anilin bei der Einwirkung von Brom.

M e t a - p h e n o l s u l f o s a u r e s A n i l i n giebt beim Erhitzen die- selben Producte: Sulfanilsaure und Phenol, letzteres haufig so rein, dass es in kurzer Zeit in langen Nadeln krystallisirt.

Die Sulfanilsauren aus meta- oder para - phenolsulfosaureru Ani- lin zeigen absolut keine Differenzen, weder in Krystallform noch Liislichkeit, SO dass sie a!s i d e n t i s c h angenommen werden miiseen.

Seit Hrn. K o p pa Mittheilung dieser neuen Bildungsweise der Sulfanilsiiure (in der Sitzung vom 17. Juli) haben die HHm. O i r a r d und d e L a i r e im .Moniteur scientifique Oct.' ebeufalls Mittheilungen gemacbt iiber die Producte, die beim Erhitzen von phenolsulfosaurem Anilin aich bilden. Sie geben aber nur an: Phenol, Phenylsulf- hydrat (?), Anilinsulfat und Anilinsulfit, ohne die Sulfanilsiiure zu er- wiihnen, indem eie dies wohl charakterisirte und leicht zu erhaltende Zwischenproduct iibersehen halen. Hr. 0. Mii l le r hat , von Hrn. K o p p veranlasst, die Zersetzungaproducte der Sulfanilsiiure untersucht; er fand, dass beim Erhitzen derselben neben vie1 Kohle und Striimen von SO, Anilinsulfat und Anilinsulfit gebildet werden. Hr. M i i l l e r ist mit dem weitern Studium der Sulfanilsiiure beschaftigt.

Hr. F r e d. Rev e r d i n hat unter Anleitung des Hrn. Prof. K o p p ein kiinstliches Alizarin untersocht J dasselbe stammte aus der Fabrik von Gebr. G e s s e r t in Elberfeld und stellte eine dicke, gelbe Fliissig- keit von 108 Farbstoff-Gehalt dar.

Reim' Erhitzen sublimirt daraus das Alizarin in rothen Nadeln, daneben finden sich in ziemlich betrachtlicher Menge orangegelbe und sehr wenig hellere Nadeln. Alizarin und die dunkler orangegefiirbten

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Nadeln. lbsen sich in Natronlauge rnit blrtuer Farbe, die beim Ver- diinnen rnit Wasser in Rosa iibergeht, die helleren Nadeln bleiben zuriick; sie sind schwer lijslich in Alkohol, durch Wasser aus der alkoholischen Losung nicht wieder fallbar. lhre Menge war nicht geniigend, um damit eine Analyse ausfiihren zu k h n e n ; Hr. R e v e r - d i n hat sich aber iiberzeugt, dass der fragliche Riirper nicht, wie man etwa vermuthen kiinnte, Anthrachinon sei; zu einer genauern Untersuchung miissen erst etwas grijssere Mengen desselben darge- stellt werden.

Wie L i e b e r m a n n (diese Berichte IV. pag. 108) gezeigt hat, enthalten fast alle kiinstlichen Alizarine auch Monogy-Antrachinon. Resser als das vorgeschlagene Barytwasser eignet sich zur Trennung dieses Kijrpers vom Alizarin Kalkmilch., D a namlicb der alizarin- same Baryt in heissem Wasser nicht vollstandig unlijslich ist, SO er- hiilt man auf Zusatz von Sa lzshre zu dem rosafarbigen Filtrat dunkel orangegelbe Flocken, die, wie eine Farbeprobe zeigt , noch Alizarin beigemengt enthalten , wahrend beim Ausziehen von kiinstlichem Ali- zarin rnit Kalkmilch ein Filtrat entsteht, aus welchem mit Salzslure direct Monoxy - Anthrachinon gefiillt wird, das gebeizte Stoffe nicht mehr farbt und in Natronlauge mit rothbrauner Farbe sich lost.

Der alizarinsauro Baryt , eine dunkel violettgefiirbte Masse von metallischem Glanz, zerfallt bei der trockenen Destillation, ohne dass dabei theerartige Producte auftreten , in Bariumcarbonat, Wasser, Kohle und Anthrachinon, welch' letzteres in hellgelben Nadeln subli- mirt.

B a ( C , 4 H , 0 4 ) , = B a C 0 , + 3 H z O + 1 3 C + C , , H , 0 2 . Aehnlich ist die Zersetzung des alizainsauren Kalks.

Hingegen liefern die Kalk- und Barytverbindungen des P u r p u- r i n s bei gleicher Behandlung nicht Anthrachinon, wie inan bei Be-

Der Process echeint nach folgender Gleichung zu verlaufen:

tracbtung des Purpurins als Trihydroxyl-Antrachinon C, H5 I",), erwarten sollte, sondern ein gelbbraunes Oel, das erst nach einiger Zeit erstarrt. Mi t obiger Formel des Purpurins und dessen naher Verwandtechaft zum Alizarin stimmt auch wenig der Umstand, dass im rohen kiinstlichen Alizarin kein Purpurin neben Alizarin auftritt; Hr. R e v e r d i n hat vergeblich gamcht aus seinem Alizarin-Prlparat Purpurin zu isoliren.

Bei den Farbeproben ergab das robe Alizarin sehr schiine Far- bentiine, sogar schonere als das sublimirte; die brillantesten Niiancen, namentlich in Roth und Rosa, erhielt man jedoch aus dem durch Be- handlong rnit Barytwasser von gelber Substanz gereinigten Alizarin.

Ueber ein n e u e s Verfahren zur Darstellung reinen Alizarins aus kiinstlichen Alizarinpraparaten berichtete Hr. G . A u e r b ach. Rohes Alizarin wird in Natronlauge gelost und dadurch yon Verunreinigun-

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gen (Anthrachinon, Anthracen etc.) getrennt. In die Liieung des Ali- zarins wird sodann anhaltend Kohlensaure eingeleitet, wodurch aus der rothen Fliissigkeit ein rothlicher Kiederschlag, bestehend aus Na- triumbicarbonat, Alizarin und alizarinsawem Nation, gefallt wird, wiihrend gleichzeitig die Wiinde des Gefiisses rnit gelben Krusteri von Alizarin eich bedecken. Der Niederschlag mehrmals mit Wasser gvwaschen, liefert durch Zersetzung rnit Salzsiiure oder SchwefelsPurc das Alizarin als schone, orange Flocken. die sich in Natronlauge viillig rnit blauer Farbe losen : ein unreines, i n Natronlauge nicht vollstiirrdig losliches Alizarin erhalt man aue deli1 Filtrat durch Zusatz von Siiuren.

Hr. 0. M i i l l e r machte Mittheilung von einer n e u e n S y n t h e s e d e r M a n d e l s i i u r e . Die Darstellung der Mandelelure

i /OK I Phenylglycolslure = cH * '6 H 5

C O O H

aus Rittermandeliil, BlausLure rind Salzstiure hat den Uebelstand, dass die Reagentien sich ZII wenig mit einander mischen und darum nicht geniigend auf einauder einwirken. Hr. M i i l l e r stellte tauf den Rath des Hrn. Prof. W i e l i c e n u s das N i t r i l d e r M a n d e l s i i u r e

,OH C H . C 6 H 5 I

C N

dar, durch Einwirkung von Cyankalium a u f die Verbindung dee Bitter- mandelol mit Natriumhydrosulfit

V 6 H5 C 6 H6

6 ~ . OH + K C N = c 1-1. o H + Na, s o3 K l

C N

DM Gemisch der beiden festen Rijrper wird mit Alkohol mehrere Stnnden anf dem Wasserbade gekocht; unter starker Braunfiirbung des Alkohols nnd heftigem Stoasen der Masse bildet sich ein weisser

K Salzniederschlag, beetehend vorwiegend aus N B l S 0, neben wenig

K . C N und K, CO,. Die dunkelbraune, alkoholische Liisung hinter- lies8 nach der Deetillation dm Alkohols vine dickliche brauna, Peru- Balsam-artig riechende Fliissigkeit, die in Wasser, Alkohol und Aether niemals viillig loslich war. D a die Reindaretellung des Cyaniirs ZII vie1 Schwierigkeiten bot , wiirde daraus durch Rochen mit Wasser und SalzsPure direct das Carboxylderivat dargestellt. Die saure Fliissig-

:0 &O, Na

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keit wird zur Trockne verdampft, wieder rnit WBsser aufgenommen nnd init iiberschiissigem Bariumcarbonat versetzt , das getrocknete Bariumsalz hernach 80 lange mit Alkohol- Aether ausgewaschen, bis es rein weiss erscheint and dann mit Schwefelsaure zersetzt. Durch Ausschiitteln rnit Aether wurde eiue Saure erhalten, die nach mehr- maligem Umkrystallisiren aw Wasser reine Mandelsaure lieferte; die Identitiit wurde durch Verbrennung und die Untersuchung des Kalium- und des Kupfersalzes festgestellt.

Die HHm. Prof. Merz und W e i t h haben P e n t a c h l o r p h e n o l dargestellt, indem sie in eine auf 1000 erhitste Mischung von Phenol und Chlorantimon anhaltend Chlorgas einleiteten. Durch Losen in Soda wurde das rohe Pentachlorphenol von indifferenter Substanz befreit, RUB der Sodalijsung durch Salzsaure abgeschieden und durch Destillation mit iiberhitztem Wasserdampf und schliesslich Umkrystal- lisiren rein erhal ten.

Die so erhaltene Verbindong hat im Allgemeinen die schon von La u r e n t angegebenen Eigenschaften ; sie 16st sich kaum in kaltem, wenig in heissem Wasser auf, dagegen leicht in AlkohoI, Aether und Benzol, nur massig in Ligroin; aus einer Mischung von Benzol und Ligroin lasst sie sich in glanzenden, weissen Nadeln krystallisirt er- halten ; Schmelzpunkt gegen 1850. Vorsichtig erhitzt snblimirt das Pentachlorphenol nnzersetzt in langen Nadeln ; bei starkerem Erhitzen entweicht Salzsaure, wahrend indifferente Snbstanz zuriickbleibt. Mit gewijhnlichem Wasserdampf nur wenig fftichtig, geht es in reichlicher Menge iiber rnit solchem von 150 - 180°, wodurch es bequem rein erhalten werden kann.

Das Halium- und Natrium-Salz 0, C1, .OK und C , C1, . ONa krystallisiren in langen, wasserfreien Nadeln, die leicht lijslich in Aether sind.

Versnehe, daraus ein Perhydroxylbenzol darzustellen , fuhrten nicht zum Ziel. Unterschiedlicb vom Chloranil wird das Pentachlor- phenol von Aetzalkalien nur schwierig, selbst bei 2000 wenig ange- griffen ; Erhitzen auf 2500 wirkt unvollstandig, wenn kurze, zerstiirend unter Bildung von Huminsubstanzen, wenn langere Zeit erhitzt wird. Ueber die Einwirkung von Natriumamalgam, Schwefelsaure u. s. w., eowie uber Umsetzungsverhiltnisse des Chloranils wurden weitere Mittheilungen in Aussicht gestellt.

Bei Anlass von Versuchen, Azobenml darzustellen aus Nitro- benzol und Anilin, haben Hr. Prof. M e r z und Dr. B. C o r a y auch Aetzalkalien angewandt. Beim Erhitzen crfolgt eine heftige Reaction, nocb heftiger, wenn das Anilin weggelaesen wird; es erfoigt starkes Schaumen und SO massenhafte Entwicklung brennbarer Dampfe, dass z. H. ein Versuch, der in der Sitzung mit einigen CC. Nitrobenzol angestellt wurde, eine 1-13 Fuss lange Plamme erzeugte.

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Wegen der heftigen Reaction darf nur wenig h’itrobenzol ge- nommen werden, oder man muss mit Anilin verdiinnen. Als eine aolche Mischung, um die Reaction vollstiindig zu macben , anhaltend gekocht wurde, trat sehr merklich Ammoniak aiif. Reim EingieRsen der Reactionemasse in iiberschiissige cerdiinnte Salzsaure entetand ein rothbrauner, schmieriger Niederwhlag, der nach einiger Zeit kry- e t a h i s c b erstarrte. Er wiirde, iiin saures Harz zu entfernen, mit Natronlauge ausgezogen , dann wiederholt aus Aether-Weingeist um- kryetallieirt; es wurden dadurch schijne, rothe Tafeln erhalten, welche alle Eigenschaften des Azobenzols zeigten; Schmelzpiinkl MO. Die Identitat mit Azohenzol wurde dargethan durch Verbrennung und Umwandlung in Benzidin.

Die Mutterlaugen vom Azobenzol scheinen Azoxybenzol zu ent- halten, wenigstens gaben sie ahnlich aiissehende: gclbliche Nadeln.

Requemer, als wie eben angefrihrt, ljisst sich das Azobenzol rein erhalten , indem man den rothbraonen Niederschlag fiir sich oder besser noch mit WasRerdsmpfen destillirt und hierauf das sofort cr- starrende rothe Destillat aus Aether- Weingeist umkrystallisirt.

En te r den Zersetzungsproducten des Kitrobenzols war , d a sich Ammoniak gebildet hatte, auch Anilin zu vermuthen. i n der That gab eine Destillation von reinem Nitrobenzol und Kaliumhydrat reich- liche Mengen eines rijthlichen Oels, das fast nur aus Azobenzol and Anilin bestand; nebenbei war Ammoniak entwichen und vie1 Koble zuriickgeblieben.

Hiernach zereetzt sich reines Nitrobenzol mit Kaliumhydrat ana- log, wie wenn Weingeist zugegen ware; wie sonst der Alkohal, so dient hier ein Theil des Nitrohenzols dem andern als Reduct ink- rnittcl und es werden dieselben Hauptproducte erhalten.

Anilin, Azobenzol nnd Arnmoniak sind iibrigene nicht die ersten, sondern die letzten Prodiicte der Reaction zwischen h’itrobenzol und Kaliiimhydrat. Unmittelbar nach der ersten heftigen Reaction liist sich fast Alles in Wasser auf ; durch iiberschiissige Salzsaure fallen diinkle Flocken eines sauren Harzes, das noch nicht niiher unteraucht worden ist.

Aehnlich heftig wie das Kitrohenzol werden durch Kaliumhydrat auch andere Nitrokijrper zersetat, 80 dns Nitrotolnol, Nitronaphtalin u. s. w. Nitrot.oluol gab sowobl Toluidin wir Ani l in , Azobepzol war dagegen riicht nachznweisen. Die Ammoniakentwicklung und Verkohlung ist hier noch starker als h i m Kitrohenzol; aucb hier entstehen zuniichst snure Harm.

Hohere Nitroverbindungen, wie niiiit rohenzol rind Dinitronaphtalin verglimmen f6rmlich beim Erhitzrn riiit Kaliumhydrat nnd werden fast Tollstindig verkohlt.

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Wie Kaliurnhydrat, nur milder, wirkt auf die Nitrokorper anch dw Natriumhydrat ein.

Hr. Dr. A. H a l t z e r machte Mitt.heilungen uber den Adamello- granit und den darin enthaltrnen Glimmer. Er halt dieses Gestein der Adamellograppe (siidlich vom Ortler), das v n n i R a t h als eigen- thumliche Felsart beschreibt, wiihrend Z i r k e l es zum Diorit rechnet, nur fur eine Granitvarietat, 11. a. deshnlb. weil im Hintwgrun.de des Salarnothals Hornblende-freie Vorkommriisse sich finden, die dann vom Granit kaum zu unterscbeiden sind.

Die Analyse des im Qestein enthaltenen, bei 100" getrockneten Glimmers crgab:

Kieselscure . . . . 36,43 IZisennxyd . . . . 16.71 Thonerde . . . . 14,M Eisenoxydiil. . . . 1 7 , N Magnesia. . . . . 637 Rulk . . . . . . 1,66 Kali . . . . . . 5,51 Natron . . . . . 0,03

99:o-L. .. . . _- .

SHcierstoffverhBltriiss vori

Hieraus ergiebt sich fur den Adamellogranit-Olimmer Folgendes: Derselbe reilit sich der allgemeirien Poi~mt~l der Magnesia- Glimmer an, welche Verliindungen vnn Siiigulo- Si1katC.n eind:

R O : R, Oa : Si O 2 = 4 : 5,88 : 9,72.

m ( 2 R O . S O , ) + n ( 2 R , 0 R , 3Si02). Er bildet den hisher noch nicht lwoliachteten Fall, wn m = '2,

II . n = 1, spine Formel ist daher 2 ( 2 R . O . SiO,) + '1R,O,, 3Si0,. Seiner Zusammenaetzung untl Formel nach ist er ein Eisenoxydul- Magnesittglirnrner und schlicsst sich dern Lcpidomelan con S o l t m a n n (n = 1, m = I ) , rowia S c b e e r e r ' s Glimmer aus dern Zirkonsyenit von Norwegen (11 = 1, m = J) an. Ausfihrlich(.rcas dariiber und iiber die geognostisctic!n \'erhiiltnisse des Salttrnoth:ils hat Hr. Dr. Bal t z e r veroffcnt.licht in der Zeitschrift d w ,%iiricher nnturforscbendrn Ge- sellschaftU und im .Jahrbucti 1871, des .Schweiaer Alpon-Cliibs.'

Eine fernere Mitthvilung (1t.s Hrn. I)r. H a l t z e r betraf einen, dorn alpinen braunen ,Jura angctiiirigcn %en-Oolith (Hlegioolith) vom Olilrnisch im Cantoii (;larus.

Dirses Sedimentgestein bietet. irisofern ein allgemeines Interessc. a18 sich an ihm die Hildung aiif iiassem Wcige durch Absatz ails eiriem ehemaligcn .Jur:imcwr c:hcmisc.h tIttchwciwn lasst.

Extrahirt man niimlich dirs Eisenvra rnit Waswr, YU erithalt dip 1,nsung die Hc~st;iridtheile des Meerwassers, d. ti. kleine, aber deutlicli

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nachweisbare Quantitgten von Cl(Br, J) Magnesie a n d Alkalien. LTm zu entscheiden, ob dieee Kiirper nicht etwa durch nsehtriigliche In- filtration hineingekommen seien, wurden trockene Stiicke vom An- stebenden bis Mitte der compacten Mame herausgearbeitet; dieeelben fieferten bei der Prufurig dasselbe Ergebniss.

Eine Chlorbeetimmung ergab 0,034 pCt. C1.; es hat aomit das Geetein bei seinem Abeatz mechanisch Meerwassertheilchen einge- fichloseen und dercln Salzgehalt seiner Masse eiuverleibt.

Ee ist bekaunt, daes in den meisten Quellwaseern Chloriire vor- kommen; aoch hat die Untersuchung der Urfelsarten gezeigt, dam viele deraelben Chlor enthalten. S t r u v e fand im Basalt, Porphyr und K l i n g s t e i n Chlornatrium; E. S c h w e i z e r im Kreuznacher Por- p h v 0,l c1; K e n n e d y im Basalt 0 , O l pCt., K l a p r o t h 0,001, B i e c h o f 0,0008 pCt. HC1, wlihrend P l o c k in seohe anderen Basalt- proben keine Spur von C1 entdecken konote.

Do& vermieet man in der Literatur Angaben iiber den Chior- gehalt der Sedimentgesteine; Bi e c h o f fiihrt ganz vereinzelt a n , dass S i k g w ar t in einem bituminiisen Liasschiefer Wiirtembergs Jod nach- gewiesen habe.

Der besprochene Eieenoolith besitzt ca. 1 Meter Miichtigkeit, eteht an in einer Hohe von ca. 5000 Fuse und daronter und ist dem weieeen @Jura unmittelbar unterlagert. Im 16. Jahrbundert wurde dieeer Eieen- ak in an verechiedenen Stellen am Glilrniech bergmiinniech auegebeutet und unten im Thal auf Eisen verechmolzen. Der Ertrag enteprach den Koeten und der Miihe nicht, daher die Baue eingingen wie die meisten alpinen Bergwerksunternehmungen.

Im gleiclien geologischen Horizont liegt der Eisenetein vom Qonzen bei Sargane.

Hr. Prof. W i B 1 i c e n u s bericbtete iiber Vereuche, welche er durch Hrn. R u d . Br i in n e r anetellen lieee, um die Natur der Benzoldisulfo- saure festzuetellen und womiiglich Isomere derselberl zu gewinnen. Die ails Beneolmonosulfoeiiure durch Einwirkung von Schwefeleiiureanhydrid dargestcllte Benzoldisulfoshre wurde ale Kaliiimsalz mit Cyankalium gcmengt und dcr trocknen Destillation unterworfen. Neben viel Am- rnoncarbonat wurde eine Flussigkeit erhalten , welche ans B e n d Henzonitril und einem bei 19.5" noch ntcht siedenden, beim Erkalten eretarrenden Kiirper bestand, der in kleinen, weissen Nudeln krystal- lisirt. Dereelbe, obwohl nicht fiir eich analyeirt, iRt das 1 . 4 D i c y a n - h e n z o l , denn e r liefert beim Kochen mit Alkali neben viel Ammoniak eine Stture, welche nach Zueammeneetzung urid Eigenechaften T e - r e p h t a l e t i o r e iet. Die auf gewohrllichem Wege dargestcllte Benzol- dieulfoeilure iet eomit, wenigetene grBsetentheils, die 1 .4 Verbindung.

Um eine vielleicht isomere Benzoldieulfosiiure zu crhalten, wnrde der Versucli gemacht, Thiophenol mit Schwefelsliure in eine Thio-

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phenolsulfoeliore eu verwandeln, welche spliter durch Oxydation in eine Benzoldisulfosaure hiitte iibergefiihrt werden kijnnen; So leicht sich Phenol in Sulfosaure verwandeln l b a t , so gelang der ent- sprectende Process beim Thiophenol doch nioht. Daaselbe lijst sich vielmehr in der Ktilte in Schwefelshre mit prachtvoll blaoer Farbe (von K o l b e schon bei Tolylsulfhydrat beobachtet) auf, wahrend gleich- zeitig vie1 schweflige Siiure entatebt. Eine geringe Verdiinnung mit Wasser geniigt, um die blaue Farbung aufzuheben und gleichzeitig einen schwach rijthlich gefgrbten K8rper zu fiillen, der sich in engli- scher Sehwefelsiiure wieder mit deradben blauen Farbe 16st. Bei der Analyse ergab dieser Kijrper Zahlen, welche ungefhhr en der Formel C, H, SO:, stimmen. Die Bildong wiirde demnacb nech der Gleichung

C 6 H , S + 2H290, = C6H,S0, 4 2 H 2 0 + 260, stattiinden und der neue schwach aaure Kijrper ein Isomeres der ben- zolschwefligen Siure win, von welcher er sich indeasen durchaus anteracbeidet. Hr. R u d . R r u n n e r setet die Untersuchung nament- lich eur Featstellung der Constitution der neuen Verhindung fort.

Hr. E. G i r a r d , Assistent am Univ.-Laboratorium, hat zur Unter- suchung von DerivateR dcs Pseudotoluidins den Schwefelharnstoff desselben dargestellt, indem er Pseudotoluidin mit Schwefelkohlenstoff in weingeistiger Lijsung so lange auf dem Wasserbad erwlirmte, bis die Entwicklung von Schwefelwasserstoff aufhijrt. Schon wghrend der Reaction, hauptslchlich aber nacb dem Erkalten scheidet aich das Sulfcarbo-Pseudotoluidin aus; nach dem Umkrystalliairen aus Alkohol stellt es weisse wollige Nadeln dar , die liusserst leicht liislich sind in Alkohol und Aether und bei 165O (uncorr.) sohmelzen ; die Analyse atimmt zu der Formel

. N . H . C , H , CS \N H . C, H,.

Hr. A b e l j a n z rnachte aeitere Mittheilungen iiber den aus Bi- cblorlther erhaltenen Oxycblorlither C H P . OH - - C H CI . 0 . C , H, und dessen Condeneationsproduct C, HI CI, 0, (vergl. d. Ber.IV, 624).

Er liess auf den Oxychlorather conccntrirte Schwefelsaore ein- wirken, in der Erwartung, dass derselbe sich damit in Aethylschwefel- sliore, Cblorwaeserstoff und Oxyaldehyd omsetsen wiirde :

\O.C,H, UHU

Sehwefelsiiure wirkt in der That unter starker ChlorwasseretofT- Entwicklung auf den Oxycbloriither ein. Um den Oxyaldehyd 211

gewinnen, wurde die Reactionsmasse mit Aether eusgeschuttelt, die

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Page 10: O. Meister aus Zürich, 20. Dec. 1871

gtherieche Liieung mit Soda neutralisirt und flltrirt; nach dem Ver- dampfcn dee Aethere hinterblieb eine gelblich gefbbte Fliiesigkeit, die in hohem Grade den Aldehydgernch eeigte. Ein Theil derselben, ltingere Zeit unter dem Exsiccator bei Bfterem Leftzotritt etehen ge- laasen, lieferte einan eauren Syrup, aber keine Spur von Kryetallen.

Der griisste Theil wurde mit Silberoxyd behandelt, wobei ein glhnzender Silberepiegel entetand ; bei niiherer Untersuchong dee me- talliechen Silbere zeigte sich aber lruch eine relativ kleine Quantitiit Chloreilber.

Daa Verhiiltniss von Chlorsilber zu reducirtem metalliechem Silber euchte Hr. A h e l j a n z zu heetimmen, iadem e r nach volletiindiger Oxydation des Aldehyde den Niedemchlag, beetehend aue Ag, Ag C1 und iiberechiiesigem Ag, 0, filtrirte, daa Oxyd durch Auewaechen mit verdiinnter Schwefeletiore entfernte nnd m r Trennung von Ag ond Ag C1 den Riicketand mit Salpeteregure behandelte. Es wurden auf dieee Weiee gefuoden in 3,6167 gr. Riicketand 2,6046 A g und 1,0121 A g CI, wtihrend die Rechnung fir 2,6046 A g 1,704 Ag Cl verlangt. Die zu geringe Chlormenge l L s t eich vielleicht dadurch erkliiren, dass, fihnlich wie gewiihnlicher Aldehyd rnit Salze6ure Aetbylidenoxychloriir liefert, der Oxyaldehyd mit Salzslure aich in Chloraldehyd verwandelt hiitte:

CH, .OH CH, C1

C H . 0 C H . 0

I

I + H C 1 = , ’ +H,O.

Daa Oxydationsproduct wurde in eeinen Rarium- und Zinksalzen ale Qlycoletiure erkannt.

Daa Condeneationsproduct c, HI C1, O3 liefert bei der Hehand- lung mit conc. Schwefelsiiure 80 gut wie gar keine Salzeiiure, dagegen Chloraldehyd, Waeser und Aethylechwefelsiiure

Wird in eine iitherische Liisung von Chloraldehyd Ammoniakges eingeleitet, 80 erhiilt man eine Verbindung, die beim Verduneten des Aethera eich in langen, grossen, rechtwinkligen Siiulen von Perlmutter- glanz ouescheidet. Die Krystalle sind sehr leicht loelich in Aether, echmelzen bei 136O ; zwei Chlarbestirnmungen ergaben im Mittel 61 pCt. C1, 80 dase verrnuthlich eine Verbindung von der Formel

oder I’olymeree davon vorliegt. C H , . C1 I

C H C l . NH, Weitere Mittheilungen hieriiber etellt Hr. A b e l j a n z in Aueeicbt.