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Sonderdruck aus de / der elektromeister + deutsches elektrohandwerk, 15-16/95, Seiten 1318 -1322 Oberflächenbündiger Einbau von Unterputzdosen Josef Bauer Die Deutsche Elektrotechnische Kommission im DIN und VDE (DKE) hat während der 79. Sitzung des Unterkomitees (UK 221.8) »Verle- gen von Kabeln und Leitungen« be- schlossen, die Errichtungsbestim- mungen DIN VDE 0100 Teil 520 dem Stand der Technik anzupassen und wie folgt zu ergänzen: »Unterputzdosen müssen oberflä- chenbündig eingebaut sein.« Das UK 221.8 plant. diese Bestim- mung bei der Internationalen Elek- trotechnischen Kommission (lEe) einzubringen. Es ist vorgesehen. dieses Vorgehen durch einen Deut- schen DIN VDE-Entwurf der Fach- öffentlichkeit mitzuteilen. Das übergeordnete Komitee 221 beriet in einer Sitzung am 23./24.Mai 1995 über die Weiterga- be der vom UK 221.8 vorgescWage- nen Ergänzung und stellte fest: »Die ormungswürdigkeit ist nicht gegeben. da die erforderlichen An- forderungen an eine sichere Er- richtung bereits allgemein abge- deckt sind.« Müssen nun Unterputzdosen ober- flächenbündig eingebaut sein oder nicht? Gibt es technisch praktikable Lösungen. welche die »allgemein ab- gedeckten« Errichtungsbestimmun- gen auch erfüllbar machen? Bisherige Unterpundosen- Vorschriften-Situotion Allgemeines: UP-Dosen müssen schon immer putz- und oberflächen bündig einge- baut sein. Diese Forderung ist in den YDE-Bestimmungen jedoch nie ein- deutig wortwörtlich zum Ausdruck gebracht worden. Für den fachlich Kundigen läßt sich die geforderte Notwendigkeit zur Oberflächen- bündigkeit über das Installations- Anforderungsprofil (Einhaltung der chutzart und Schutzisolierung, Verhinderung von Spannungsver- schleppung etc.) jederzeit herausle- sen und auch nachweisen! Weniger fachlich Bewanderte - auch in Elek- trofachkreisen - bezweifeln sehr oft die Notwendigkeit der Oberflächen- bündigkeit. UP-Dosen sind Teile von elektri- schen Anlagen. Elektrische Anlagen müssen den »Allgemein anerkann- Bild': Eine fast 30 mm zu tief sitzende, mit Befesti- gungsschrauben nicht mehr erreichbare Schalter- dose - Bild 2: Zu tief sitzende Schalterdose mit verschmutz- ten und unbenutzbaren Schraubenkopfschlitzen ten Regeln der Technik« entspre- chen. Dazu gehört u. a. das Vorschrif- tenwerk des YDE. Die YDE-Bestim- mungen befassen sich mit Festlegun- gen für das Errichten und Betreiben elektrischer Anlagen. Sie dienen da- zu, Leib. Leben, Sachen bzw. Sach- werte auf bestmögliche Weise beim Erzeugen. Speichern und Anwenden elektrischer Energie zu schützen. Da- bei ist es dem Errichter einer elektri- schen Anlage nicht etwa freigestellt. diese Bestimmungen einzuhalten - es besteht im Gegenteil die Pflicht, diese Bestimmungen einzuhalten. »Handwerkliches Können« Darüber hinaus müssen vom Errich- tel' einer elektrischen Anlage auch die »Regeln handwerklichen Kön- nens« eingehalten werden. Nun ist es eine Eigenheit dieser »Re- geln handwerklichen Könnens«, daß sie kaum in schriftlicher Form nie- dergelegt sind. Sinngemäß darf dar- um hier zur Anwendung kommen, was als Leitsatz für die »Allgemein anerkannten Regeln der Technik« gilt, daß nämlich die Fachleute, die sie anzuwenden haben, davon über- zeugt sind. daß die betreffenden Re- geln den sicherheitstechnischen An- forderungen entsprechen. Es genügt nicht, daß bloß im Fach- schriftentum die Ansicht vertreten oder in Fachschulen die Ansicht ge- lehrt wird, die Regeln entsprechen den technischen Erfordernissen. Die technische Regel muß in der Fach- praxis erprobt und bewährt sein. Es ist unerheblich, ob einzelne Fachleu- te oder eine kleine Gruppe von Fach- leuten die Regeln nicht anerkennen oder überhaupt nicht kennen. Maßgebend ist die Durchschnitts- meinung, die sich in Fachkreisen ge- bildet hat. Die Historie der UP-Dosen-Praxis • Bereits 1949 ist in der erstmals er- schienenen Elektrofibel auf Seite 19 zu lesen: »Die Dosen müssen nach dem Verputzen putzbündig liegen.« Hiermit ist festgehalten, daß die Forderung nach oberflächenbündi- gem Sitz von UP-Dosen praktisch seit eh und je besteht. Bild 3: Instollationsgeräte können wegen zu tief sit- zender Schalterdosen leicht aus ihrer Verankerung gerissen werden. Beim Abnehmen der Abdeckung »flog der Schalter gleich mit herous«.

Oberflächenbündiger Einbau von Unterputzdosen · putzten Dosen die ursprüngliche Schutzart wieder hergestellt wird. Dies und nichts anderes ist der elek-trotechnische Sinn und

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Page 1: Oberflächenbündiger Einbau von Unterputzdosen · putzten Dosen die ursprüngliche Schutzart wieder hergestellt wird. Dies und nichts anderes ist der elek-trotechnische Sinn und

Sonderdruck aus de / der elektromeister + deutsches elektrohandwerk, 15-16/95, Seiten 1318 -1322

OberflächenbündigerEinbau von Unterputzdosen

Josef Bauer

Die Deutsche ElektrotechnischeKommission im DIN und VDE (DKE)hat während der 79. Sitzung desUnterkomitees (UK 221.8) »Verle-gen von Kabeln und Leitungen« be-schlossen, die Errichtungsbestim-mungen DIN VDE 0100 Teil 520dem Stand der Technik anzupassenund wie folgt zu ergänzen:»Unterputzdosen müssen oberflä-chenbündig eingebaut sein.«Das UK 221.8 plant. diese Bestim-mung bei der Internationalen Elek-trotechnischen Kommission (lEe)einzubringen. Es ist vorgesehen.dieses Vorgehen durch einen Deut-schen DIN VDE-Entwurf der Fach-öffentlichkeit mitzuteilen.Das übergeordnete Komitee 221beriet in einer Sitzung am23./24.Mai 1995 über die Weiterga-be der vom UK 221.8 vorgescWage-nen Ergänzung und stellte fest:»Die ormungswürdigkeit ist nichtgegeben. da die erforderlichen An-forderungen an eine sichere Er-richtung bereits allgemein abge-deckt sind.«Müssen nun Unterputzdosen ober-flächenbündig eingebaut sein odernicht? Gibt es technisch praktikableLösungen. welche die »allgemein ab-gedeckten« Errichtungsbestimmun-gen auch erfüllbar machen?

Bisherige Unterpundosen-Vorschriften-Situotion

Allgemeines:UP-Dosen müssen schon immerputz- und oberflächen bündig einge-baut sein. Diese Forderung ist in denYDE-Bestimmungen jedoch nie ein-deutig wortwörtlich zum Ausdruckgebracht worden. Für den fachlichKundigen läßt sich die geforderteNotwendigkeit zur Oberflächen-bündigkeit über das Installations-Anforderungsprofil (Einhaltung der

chutzart und Schutzisolierung,Verhinderung von Spannungsver-schleppung etc.) jederzeit herausle-sen und auch nachweisen! Wenigerfachlich Bewanderte - auch in Elek-trofachkreisen - bezweifeln sehr oftdie Notwendigkeit der Oberflächen-bündigkeit.UP-Dosen sind Teile von elektri-schen Anlagen. Elektrische Anlagenmüssen den »Allgemein anerkann-

Bild': Eine fast 30 mm zu tief sitzende, mit Befesti-gungsschrauben nicht mehr erreichbare Schalter-dose

-Bild 2: Zu tief sitzende Schalterdose mit verschmutz-ten und unbenutzbaren Schraubenkopfschlitzen

ten Regeln der Technik« entspre-chen. Dazu gehört u. a. das Vorschrif-tenwerk des YDE. Die YDE-Bestim-mungen befassen sich mit Festlegun-gen für das Errichten und Betreibenelektrischer Anlagen. Sie dienen da-zu, Leib. Leben, Sachen bzw. Sach-werte auf bestmögliche Weise beimErzeugen. Speichern und Anwendenelektrischer Energie zu schützen. Da-bei ist es dem Errichter einer elektri-schen Anlage nicht etwa freigestellt.diese Bestimmungen einzuhalten - esbesteht im Gegenteil die Pflicht, dieseBestimmungen einzuhalten.

»Handwerkliches Können«Darüber hinaus müssen vom Errich-tel' einer elektrischen Anlage auchdie »Regeln handwerklichen Kön-nens« eingehalten werden.

Nun ist es eine Eigenheit dieser »Re-geln handwerklichen Könnens«, daßsie kaum in schriftlicher Form nie-dergelegt sind. Sinngemäß darf dar-um hier zur Anwendung kommen,was als Leitsatz für die »Allgemeinanerkannten Regeln der Technik«gilt, daß nämlich die Fachleute, diesie anzuwenden haben, davon über-zeugt sind. daß die betreffenden Re-geln den sicherheitstechnischen An-forderungen entsprechen.Es genügt nicht, daß bloß im Fach-schriftentum die Ansicht vertretenoder in Fachschulen die Ansicht ge-lehrt wird, die Regeln entsprechenden technischen Erfordernissen. Dietechnische Regel muß in der Fach-praxis erprobt und bewährt sein. Esist unerheblich, ob einzelne Fachleu-te oder eine kleine Gruppe von Fach-leuten die Regeln nicht anerkennenoder überhaupt nicht kennen.Maßgebend ist die Durchschnitts-meinung, die sich in Fachkreisen ge-bildet hat.

Die Historie der UP-Dosen-Praxis• Bereits 1949 ist in der erstmals er-schienenen Elektrofibel auf Seite 19zu lesen: »Die Dosen müssen nachdem Verputzen putzbündig liegen.«Hiermit ist festgehalten, daß dieForderung nach oberflächenbündi-gem Sitz von UP-Dosen praktischseit eh und je besteht.

Bild 3: Instollationsgeräte können wegen zu tief sit-zender Schalterdosen leicht aus ihrer Verankerunggerissen werden. Beim Abnehmen der Abdeckung»flog der Schalter gleich mit herous«.

Page 2: Oberflächenbündiger Einbau von Unterputzdosen · putzten Dosen die ursprüngliche Schutzart wieder hergestellt wird. Dies und nichts anderes ist der elek-trotechnische Sinn und

20mmÜberlänge

-f Abmessungnach DIN 49073

I = 40mm

-~--Sild 4: Bauer-UP-Dose nach DIN 49073, iecJoch miteiner Überlänge von 20 mm

20mmÜberlänge

Abmessungnach

DIN 49073 = 40mm

+ Vertiefungzum

Verklemmen = 20 mm

Vertiefte UP-Dose = 60 mm

Sild 5: Bauer-UP-Dose nach DIN 49073 mit Vertie-fung als Klemmraum, iecJoch mit einer Überlängevon20mm

• Fündig wird man dabei auch inHeft 4 der VDE-Schriftenreihe »Steg-leitung und ihre Verlegung«, 3., er-weiterte Auflage, 1963 in Abschnitt2 »Anbringen der Wandgehäuse fürAbzweigdosen sowie für die Schal-ter- und Steckdoseneinsätze« wiefolgt:»Nach Festlegen des Leitungswegeswerden die Wandgehäuse ange-bracht. Hierbei gibt es zwei Möglich-keiten, und zwar:- Verwendung von Wandgehäusen,die nicht tiefer als der Putz sind unddaher ebenso wie die Stegleitungunmittelbar auf dem Mauerwerk be-festigt werden können;- Verwendung der üblichen, tiefenWandgehäuse (siehe auch DIN49073), die in ausgestemmte Aus-sparungen des Mauerwerkes einge-gipst werden, so daß sie aus derOberfläche des Mauerwerkes in derzu erwartenden Putzdicke hervorra-gen. Wenn von vornherein ein genauputzbündiger Sitz von Wandgehäu-sen für Schalter und Steckdosen ge-wünscht wird, darf das Eingipsendieser Gehäuse erst nach dem Ver-putzen erfolgen. In diesem Fallesind die Leitungsenden in die zurAufnahme der Gehäuse hergestell-ten Maueraussparungen ringförmig

Elektro nstallation

einzulegen. Eine AltpapiereinIageerleichtert das Freilegen der Aus-sparungen nach dem Verputzen.«Indirekt wird hier ein genau putz-bündiger Sitz von Wandgehäusenfür Schalter und Steckdosen gefor-dert. Es wird lediglich der Abstrich»von vornherein« gemacht. Geradedieser »Ahstrich« aber zementiertdie eigentliche Forderung, nämlichden genauen, putzbündigen Sitz. Eswird lediglich auf unterschiedlicheMethoden zur Erfüllung dieser For-derung verwiesen. Die Forderungbleibt ohne Einschränkung beste-hen. Ob »von vornherein« oderdurch Nacharbeit, ist unerheblich.• DIN 57606 Teil WDE 0606 Teil 1Nov.1984:Unter 3.1.9 wird ausgeführt:»Putzausgleich-Ringe/Rahmen unddergleichen dienen der Wiederher-stellung der Schutzart nach DI40050 für zu tief eingebaute Instal-lationsdosen im Betriebszustand.Sie sind Bestandteil dieser Installati-onsdosen und sind wie diese zu prü-fen.«Weiter unter 3.2.3 ist zu lesen:»Wenn Installationsdosen aus Iso-lierstoff mit leitfähigen Befesti-gungsmitteln wie Schrauben, Nä-geln und dergleichen von innen herbefestigt werden sollen, dann müs-sen diese Installationsdosen so aus-geführt sein, daß eine Potentialver-schleppurig über die Befestigungs-mittel nicht möglich ist.«Die Zusammenschau von 3.1.9 und3.2.3 läßt erkennen, daß ein Haupt-ziel darin besteht, eine Potentialver-schleppung zu verhindern. Dies istaber - bezogen auf 3.1.9 - nur mög-lich, wenn mittels z. B. eines Putz-ausgleichsringes bei zu tief einge-putzten Dosen die ursprünglicheSchutzart wieder hergestellt wird.Dies und nichts anderes ist der elek-trotechnische Sinn und Zweck derPutzausgleichsringe.• Vermeidung von Spannungsver-scWeppungen:In Heft 45 der VDE-Schriftenreihe»Elektro-Installation in Wohnge-bäuden«, Handbuch für die Installa-tionspraxis (VDE-Verlag Berlin-Of-fenbach), ist zu lesen:»14.3.3: Vermeidung von Span-n ungsverschleppungenBetriebsmittel müssen so ange-bracht werden, daß eine Span-nungsverschleppung über Gebäude-teile nicht möglich ist. Auch dieseBedingung wird im allgemeinen VOI1geschlossenen Betriebsmitteln ohnezusätzliche Maßnahme erfüllt. Da-gegen sind alle zur Befestigungsflä-che hin offenen Betriebsmittel beimAnbringen durch geeignete Zwi-

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schenlagen von Bau- und Werkstof-fen zu trennen. Somit darf es bei derElektro-Installation keine zu tief ein-geputzten Unterputzdosen geben,die nicht durch Anwenden geeigne-ter Maßnahmen, z. B. Aufsetzen vonPutzausgleichsringen, diese Anfor-derung erfüllen. Putzausgleichsrin-ge gibt es für verschiedene Tiefen.Es können auch, falls erforderlich,mehrere Putzausgleichsringe über-einander auf einer zu tief eingeputz-ten Dose angebracht werden.Mit der auf diese Art putzbündigoder beispielsweise auch fliesen-bündig angeordneten Unterputz-Do-se kann die Bedingung, daß keineSpannungsverschleppurig über Ge-bäudeteile möglich sein darf, erfülltwerden. Das später zu installierendeBetriebsmittel, z. B. ein Unterputz-Schalter, schließt die mit dem Putz!Fliesen bündige Unterputz-Dose.Eine Spannungsverschleppung istnicht mehr möglich.«Die Forderung nach oberflächen-bündigem Sitz von UP-Dosen ist imFachschriftentum dargelegt undauch technisch begründet. Deshalbmüssen Unterputzdosen (Schalter-und Abzweigdosen, Installationsdo-sen, Wandgehäuse nach DIN 49073)putz- und oberflächenbündig einge-baut sein.Die Entscheidung des UK 221.8, denTeil 520 der VDE 0100 zu ergänzen,ist deshalb zurecht erfolgt.

Sild 6: Bauer-Meisterschablone für senkrechtes undwaagerechtes Anzeichnen von UP- und Hohlwand-dosen im Alt- und Neubau

HeutigeElektroinstallationspraxis

Es müßte für jeden verantwortungs-bewußten Elektromeister und Elek-trofachmann ganz selbstverständ-lich sein, daß so fachgerecht instal-

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Bild 7: Exakte waagerechte Ausrichtung mittels 00'sensetzer mit Wasserwaage

liert wird. Aber in der Praxis wirdteilweise genau das Gegenteil - d. h.mangelhaft ausgeführte UP-Dosen-Leistungen - praktiziert. UP-Dosensitzen oft bis zu 40 mm tiefer als dieOberfläche (Putz- oder Fliesenober-fläche) in der Wand (Bild 1... 3).Mit dem Bauboom (Akkordmetho-den) in den 50er und 60er Jahrenbegann auch die Zeit der mangel-haften UP-Dosen-Leistung.So manche mangelhafte UP-Dosen-Leistung wird mit te uren und exklu-siven Großflächen-Abdeckungenschlicht abgedeckt. Der unwissendeund unbedachte Bauherr, Häusle-bauer oder Käufer von Eigentums-wohnungen zahlt ungeprüft gutesGeld dafür.Wir leben in einer Welt von Verände-rungen! Deshalb müssen sich auchVorschriften und Bestimmungen so-wie die Arbeitsweisen ändern.

Maßnahmen zur Erreichungvon Oberflächenbündigkeit

VoraussetzungenIn erster Linie ist die »Bezugsebene«der Oberfläche einer Wand (Putz,Fliesen, Holz usw.) maßgebend. DieBezugsebene (Oberfläche) läßt sichaber nicht durch Vorbestimmungoder Anordnung festlegen, sondernsie ergibt sich aus der praktischenArbeit beim Aufbringen des Putzes..Damit ist klar bewiesen, daß einÜberstehenlassen nach einer Maß-vorgabe von UP-Dosen nach DIN49073 nicht übereinstimmen kannmit der Putzdicke, welche zu einemspäteren Zeitpunkt aufgebrachtwird - noch dazu von einer ganz an-deren Berufsgruppe (Verputzer).Dieser andere Handwerkerzweighat kein Interesse, seine Arbeitender Erfordernis des Elektrikers an-zupassen. Deshalb müssen andereWege möglich sein, die den Bezug zueiner Bezugsebene herstellen. Mut-maßungen oder Zusagen, wie dickder Putz aufgebracht wird, sind un-zureichend für die Angabe einer Be-zugsebene. Die Praxis lehrt tagtäg-

Elektro n s t o l l o t i o n

lieh, daß zwar Vorgaben gemachtwerden, diese sich aber nach prakti-scher Erledigung als unerfüllte Ver-sprechungen erwiesen haben. Eswürde in diesem Elektrofachbeitragzu weit führen, die Unzuverlässig-keit von Angaben über die Putzdickegenau zu untersuchen. Erwähnt je-doch soll die DIN 18550 Teil 2 (Jan.1985) Putz, Putze aus mineralischenBindemitteln, Ausführung Ziffer 5werden (Kasten).

Bild 8: Quattro·Dosensetzer für variable Wand·überstände

Putzdicke:

Die mittlere Dicke von Putzen, dieallgemeinen Anforderungen ge-nügen, muß außen 20 mm (zuläs-sige Mindestdicke 15 mm) und in-nen 15 mm betragen (zulässigeMindestdicke 10 rnm), bei einlagi-gen Innenputzen aus Werk-Trockenmörtel sind 10 mm aus-reichend (zulässige Mindestdicke5 mm). Die jeweils zulässigenMindestdicken müssen sich aufeinzelne Stellen beschränken. DieDicke von Putzen, die zusätzli-chen Anforderungen genügen sol-len, ist so zu wählen, daß dieseAnforderungen sicher erfüllt wer-den. Einlagige, wasserabweisen-de Putze aus Werkmörtel sollenan Außenflächen eine mittlereDicke von 15 mm (erforderlicheMindestdicke 10 mm) haben. BeiPutzen mit erhöhter Wärmedäm-mung und erhöhter Strahlungs-absorption richtet sich die Dickenach dem angestrebten physikali-schen Effekt. Die Mindestdickevon Wärmedämmputzen muß20 mm betragen. Bei Bauteilen,an die besondere schall- oderbrandschutztechnische Anforde-rungen gestellt werden, kann einebestimmte Putzdicke zur Erfül-lung der Aufgaben erforderlichsein.

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Daraus ist zu entnehmen, daß esüberhaupt nicht möglich ist, eine ge-naue Vorhersage über die anzubrin-gende Putzdicke zu treffen, denn essind Toleranzen bei Innenputz bis5 mm und mehr üblich und auchDIN- und normengerecht! Deshalbist ersichtlich, daß eine vorweg ge-nannte Putzdicke gar nicht einge-halten wird, nicht eingehalten wer-den braucht, nicht eingehalten wer-den kann, weil hierbei Toleranzenerlaubt sind. Ohne das Vorhanden-sein einer Bezugsebene ist ein ober-flächenbündiges Einsetzen von UP-Dosen jedoch nicht möglich!

Oberflächenbündigkeitmit Putzausgleichsringen?

Die Methode des Aufschraubens vonPutzausgleichsringen bringt aus-drücklich keine Oberflächenbündig-keit. Putzausgleichsringe werden inbestimmen Abmessungen (i. d. R. 6,12,24 mm) angeboten. Diese Metho-de geht nun aber von der leider allzuoptimistischen Vorstellung aus, dieAbmessungen der Putzausgleichs-ringe seien exakt gleich der zufälligauftretenden, überstehenden Tiefedes Putzauftrags. Dies ist nicht derFall.Die Zusammenschau von Ziffer 3.1.9(Aufschrauben von Putzausgleichs-ringen) und Ziffer 3.2.3 (Verhinde-rung von Spannungsverschleppung)in YDE 0606 Teil 1 läßt erkennen,daß ein Hauptziel darin besteht, ei-ne Potentialverschleppung zu ver-hindern. Hier ergibt sich nun dieFrage, um wieviel der Putz bzw. diePutzfläche dann - sofern überhaupt- über dem Dosenrand liegen darf.Die Antwort ergibt sich aus DIN YDE0606, Anforderungen 3.2.3. Dortwird der Kopf einer Schraube bzw.eines Nagels als ausreichend für dieGefahr einer Potentialverschlep-pung erachtet. Der Kopf einer Holz-schraube 3,5 . 35 mm z. B. hat einenDurchmesser von ca. 6 mm, was ei-ne Oberfläche von annähernd28 mm- bedeutet. Der Putzüber-stand von nur 3 mm an einer Schal-terdose entspricht jedoch. einer Flä-

Bild 9: Je nach Putzdicke beträgt der Überstand biszu20mm

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ehe von über 600 rnm, dem fast20fachen der Fläche des Kopfes ei-ner Schraube.Die Antwort muß damit dahinge-hend lauten, daß der Putz überstandpraktisch »Null« betragen darf, al-so, wie anderweitig schon vorgetra-gen, die Dose exakt oberflächenbün-dig sitzen muß.Gerade diese Forderung ist aber mitPutzausgleichsringen nicht erfüll-bar. icht erfüllbar deswegen, weildie Abmessungen bzw. Abstufungender Putzausgleichsringe keine exak-te Angleichung an die bestehendePutzdicke zulassen.

Bild '0: Mit dem Dosenabfräser wird der iibersfe-hende Teilabgefräst.

Putzausgleichsringe sind also unge-eignet, eine Oberflächenbündigkeitbei UP-Dosen zu erreichen. Putz-oder Mauerwerk ist kein Ersatz undkeine Ergänzung für Isolierstoff-In-stallationsdosen unter Putz. Unwe-sentlich ist dabei, ob der Putz feuchtoder trocken ist. Damit ist erklärt,daß die Entscheidung des UK 221.8:»Unterputzdosen müssen oberflä-chenbündig eingebaut sein« absoluterforderlich und gerechtfertigt ist.Toleranzen sind also nicht erlaubt.

Methoden zur oberflächenbün-digen Montage von UP-Dosen

Installation im Altbau bei vorhan-dener PutzoberflächeGrundsätzlich muß als Vorausset-zung die fertige Oberfläche als Be-zugsebene vorhanden sein. Das isti. d. R. nur im Altbau der Fall. UP-Dosen können im Altbau bzw. beiErweiterungsinstallationen pro-blemlos. ·oberflächenbündig einge-setzt werden, weil der fertige Putzals Oberflächenbezugsebene vor-handen ist. Das ist jedoch auchschon die einzigste Methode.

Unverputzte Wände in Alt- undNeubauProblematisch wird es schon dann,wenn in älteren Gebäuden der Putz

Elektro nstallation

Bild 1I: UP-Dosen sitzen oberRächenbiindig.

oftmals völlig abgeschlagen bzw.großflächig abgeschlagen und neuangebracht wird. Die Elektroinstal-lation wird jedoch vor Beginn derVerputzarbeiten ausgeführt. Somitist bei Nichtvorhandensein einerfertigen Putz- oder sonstigen Ober-fläche (z. B. Fliesen) als Bezugsebe-ne ein oberflächenbündiges Einset-zen von UP-Dosen nicht möglich. Esstellt sich allerdings die Frage: Wiehaben es die Elektrofachleute in frü-heren Zeiten geschafft, daß UP-Do-sen putz- und oberflächenbündigeingesetzt werden konnten? Als dieHektik am Bau bei den Handwer-kern noch nicht so stark Einzug ge-halten hatte, wie es heutzutage derFall ist, stemmte der Elektriker nochmit Hammer und Meißel das Lochfür die UP-Dosen ins Mauerwerk,verlegte seine Rohre oder Leitungenund verstopfte das Loch im Mauer-werk mit Papier. Die Verputzerbrachten dann die Abzugsleisten an,welche fluchtgemäß ausgerichtetworden sind. ach dem die aus Putzbestehenden Abzugsleisten ausge-trocknet (fest geworden) waren,kam wieder der Elektroinstallateurund setzte (gipste, mörtelte) seine

P-Dosen mit Hilfe von Ausrichtlat-ten auf die Bezugsebene der Ab-zugsleisten. Dann erst führte derVerputzer die allgemeinen, großflä-chigen Verputzarbeiten aus.Daß diese Methode heute unwirt-schaftlich und unbezahlbar für ei-nen Auftraggeber von Bauleistun-gen ist, erkennt der kaufmännischund wirtschaftlich denkende undhandelnde Elektrofachmann vonselbst. Diese Methode erklärt auch,warum UP-Dosen, früher auch nochverbleite Dosen, genau putz- undoberflächenbündig eingesetzt wer-

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den konnten. Diese Methode läßtsich auf die heutigen Bauabwick-lungshetzereien nicht mehr übertra-gen.Es haben sich auch die Verputztech-niken gewaltig verändert. Es gibtfast ausschließlich den t-Lagen-Putz. Der 3-Lagen-Putz (Anspritzen,Rauhputzen, Feinputzen) ist unbe-zahlbar geworden, weil zu zeitauf-wendig.Diese Ausführung erklärt, daß es beiden heutzutage angewendeten Ver-putztechniken nicht möglich ist, UP-Dosen nach DIN 49073 oberflächen-bündig einzusetzen.Entscheidend ist der betriebsfertigeZustand der elektrischen Anlage,der i. d. R. beim Abnahmezeitpunkterreicht werden muß.

Abfräsen überlanger UP-Doseneit 10 Jahren ist eine Konstruktion

von UP-Dosen auf dem Markt, diedie Oberflächenbündigkeit ermög-licht - und das unter wirtschaftli-chen Bedingungen. Das System»Bauer« beruht auf der Umkehrungder bisherigen Übung oder Denk-weise. Bis dato wurde versucht, denDosenrand der Putzoberfläche bzw.der Oberfläche der Wandverklei-dung, Fliesen und Platten mit Putz-ausgleichsringen anzupassen. DerErfolg war nicht nur sehr oft abhän-gig vom guten Willen oder dem fach-lichen Können der beteiligten Hand-werker, sondern auch von der abso-luten Machbarkeit.Beim System »Bauer« wird der 00-senrand der tatsächlichen Tiefe desPutzes angepaßt. Dies wird dadurcherreicht, daß die Bauer-Dose gegen-über traditionellen UP-Dosen nach01 49073 um ca. 20 mm »verlän-gert« ist (Bild 4 und 5). Sie wird alsonach der Montage deutlich über diefertige Wand eberfläche hinausra-gen bzw. überstehen.

Bild 12: Zu tief sitzende UP-Oosen kännen mit demBauer-Aufsteckdasensysfem entsprechend verlän-gert werden.

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Bild 13: Die Bauer-Aufsteckdosen sind nach demEin- und 8eiputzen »überstehend«.

Bei diesem System beginnt die ratio-nelle UP-Dosen-Montage bereitsbeim Anzeichnen des Montageortesan der Wand mit der »Meisterschab-lone« (BLld6).Der Elektriker setzt (gipst, mörtelt),wie bi her praktiziert, in der ge-wohnten Weise die überlangen UP-Dosen auf der unverputzten Wandfest. AI z itsparende Erleichterungdient der Dosensetzer, mit dem dieIotgerechte Ausrichtung in der senk-rechten als auch waagerechten(Bild 7) Ausführung erfolgt.Mit dem »Quattro«-Dosensetzer(Bild 8) lassen sich die Putz-/Fliesen-IPlattendicken noch individuellereinstellen (Bild 9):18 rnrn: 20 rnrn Überlänge bei UP-Dosen minus 2 mrn für den Altbaubei vorhandener Bezugsebene.25 mrn: 20 mrn Überlänge bei UP-Dosen plus 5 rnrn für den heute übli-chen Einlagenputz.32 mrn: 20 mm ..berlänge bei UP-Do-sen plus 12 mm für Dreilagenputz,Fliesen oder Reibeputz (die e Putz-oder Aufbauarten sind dicker);37 mm: 20 mm ..berlänge bei UP-Do-sen plus 17 mm für Rigipsplatten aufdas Mauerwerk geklebt oder Altbau-wände unverputzt, krumm und schief.

ach dem Verputzen wird der derOberfläche überstehende Teil mit-tels Dosenabfräser (Bild 10) auf dasOberflächenniveau abgefräst. DasZiel der exakten Oberflächenbün-digkeit (Bild 11) ist somit erreicht.Aufgrund der technisch-prakti ehenMachbarkeit ist die Ergänzung vonTeil 520 der VDE 0100 durch da K221.8 gerechtfertigt.

• Nebenleistungen sind Leistungen. dir auchohne Erwähnung in den Vertrag zur vertragli-

chen Leistung gehören (siehe VOB/C ATV Dl18299 Abschnitt 4.1).

Elektro nstallation

Zu tief sitzende UP-Dosen könnenauch nachträglich mit dem Bauer-Aufsteckdosen- und -Mini-Aufsteck-dosen-System (Bild 12) - auch beiKombinationen - verlängert, einge-putzt (Bild 13), abgefräst und somitabsolut oberflächen bündig nachge-bessert werden.

Vorteile für denElektroinstallateur

• Die ausgeführte Arbeitsqualität istgesteigert, weil eben jede 00 e - imGegensatz zu jahrzehntealter Tradi-tion - genau putz- und oberflächen-bündig sitzt.Der elektrische Isolationswert undomit die Sicherheit ist gesteigert,

weil durch die Putzbündigkeit derI olierstoff bis zur Oberfläche reicht,also oberflächenbündig abschließt.• Alle UP-Installationsgeräte könnenchutzi oLiert eingebaut werden.

• Jeder Elektrofachmann ist in derLage, die Vorbedingungen »Unter-putzdo en müs en oberflä henbün-dig ein« gemäß Leistungsverzeich-nlss n und YDE zu erfüllen.• 0 r Elektroin tallateur kann mitdem Dosenmontage ystem schnelldie Arbeitskosten enken, so daß dieKosten für Dosensetzer, Dosenabfrä-ser nach ca. 150 verarbeiteten Do-sen erwirt chaftet sind:

Bild 14: Das 8eiputzen ist für den Verputzer leicht,weil die »hervorroqende« UP-Dase als Anschlag

- Das Setzen der Dosen mit dem 00-sensetzer geht in wesentlich kürze-rer Zeit, als bei bisherigen üblichenDosensetzmethoden.- Es brauchen keine zu- und überge-putzten Dosen mehr gesucht undfreigelegt werden. Das ergibt einewesentliche Zeiteinsparung.- Es genügt eine einzige Länge vonBefestigungsschrauben, weil jedeDose exakt bündig sitzt.- Es brauchen nicht mehr zeitrau-bend Putzausgleichsringe aufge-schraubt werden.

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- Es brauchen keine achgipsarbei-ten mehr ausgeführt werden.- Die Montagezeiten bei Schalter-und Steckdosen halbieren sich.

Vorteile für den Bauherrn

Die Verwendung und der Einsatz vomUP-Dosen-System Bauer sichert demBauherrn, Häuslebauer bzw. Auftrag-geber von BauJeistungen eine absolutmängelfreie Elektroinstallation imBereich UP-Dosen. Bauträger könnensicher sein, daß Käufer von Eigen-tumswohnungen nicht mehr aufWertminderung wegen zu tief sitzen-den UP-Dosen klagen bzw. Klage an-drohen können. Die ausführendeElektrofirrna kann durch die Verwen-dung von abfräsbaren UP-Dosen vonvornherein kosten trächtige achbes-erungen verhindern. Entsprechende

Fälle sind dem Autor bekannt. Die An-sprüche und ensibilität der Häusle-bauer, -käufer und Käufer von Eigen-tumswohnungen wird zunehmendgrößer.

Konsequenzen fürVerputzer und Gipser

Die Verputzer haben im Rahmen vonebenJeistungen* nach der Verdin-

gungsordnung für BauJeistungen(VOB), Allgemeine Technische Vor-schriften »Putz- und Stuckarbeiten«(siehe VOB/C ATV Dl 18350 Ab-schnitt 4.1.7) Ein-, Zu- und Beiputzar-beiten auszuführen. Das heißt, dieseBeiputzarbeiten (Bild 14) sind auszu-fahren. ohne daß ein Recht auf einevergütungspflichtige besondere Lei-stung nach VOB17C,ATV DIN 18299,Abschnitt 4.2 besteht (Sachverständi-gen-Gutachten liegen dem Autor vor).Beiputzarbeiten rührt der Verputzerbislang schon aus, und zwar beimFensterbrett, bei den Gurtauslaßtül-len am Rollokasten. bei Metalltürzar-gen, in den Heizkörpernischen um Be-festigungskonsolen, W11Heizkörper-anschlußrohre, bei jedem Wand-leuchtenanschluß um das aus derWand herausragende Leitungsende.sogar kopfüber bei Deckenleuchten-leitungen, LnKüchen und Bädern umeine nicht geringe Anzahl von Sanitär-bauteilen und nunmehr auch umüberstehende Bauer-UP-Dosen. Ab-schnitt 4.1.8 der OIN 18350 sagt aus,daß auch »Maßnahmen zW11Schutzvon Bauteilen, wie Türen, Fenster, vorVerunreinigungen und Beschädigungdurch die Putzarbeiten einschließlichder erforderlichen Stoffe« zu treffensind; d. h.. auch das Abdecken der ln-stallationsdosen ist Aufgabe der Ver-putzerfirma und nicht die der Elektro-firma. 0