2
54 MEDICAL NETWORK 2011 THEMEN-SPECIAL www.augen.co.at www.augen.co.at MEDICAL NETWORK 2011 THEMEN-SPECIAL 55 Z unächst wie immer der Hinweis, dass die Befunde, die wir heute tagtäglich auf den Bildschirmen unserer OCTs sehen, früher ebenfalls schon sichtbar wa- ren, allerdings nur für das Auge des geschul- ten Untersuchers. Liest man die einschlä- gigen Publikationen unseres verehrten Pro- fessors Hans Slezak aus den früher 60er- Jahren des vergangenen Jahrhunderts, fin- den wir schon Beschreibungen verschie- denster Pathologien im Bereich der Makula, die uns ob ihrer präzisen Aussagen überra- schen (Abbildung 1) und die vieles von dem vorwegnehmen, was wir erst heute in der klinischen Routine als typischen Befund er- kennen. Die Entwicklung des 1991 erstmals beschriebenen OCTs wiederum verlief zu- nächst ohne dass die oph- thalmologische Öffentlich- keit groß Notiz davon nahm. Das erste am lebenden Auge aufgenommene OCT wurde 1993 als „letter to the edi- tor“ im American Journal of Ophthalmology veröffen- licht, als Publikation der Wiener Gruppe um Professor Fercher, der damals schon der uns jetzt so vertraute Wolfgang Drexler angehörte. Wirklich aufmerksam wurde man erst als Zeiss-Hum- phrey das OCT 1 vorstellte. Dieses OCT war gerade ein besserer Prototyp und war insofern bemerkenswert, weil es im Jahr 1997 immer noch als Be- triebssystem das zu diesem Zeitpunkt bereits längs obsolete Windows 3.1 verwendete und dadurch sowohl hard- als auch softwaremä- ßig extrem kompliziert zu bedienen war. Erst die Weiterentwicklung zum OCT 2 brachte im Jahr 2000 ein in der Pra- xis brauchbares Gerät, auch wenn die Bil- der noch immer eine sehr niedrige Auflö- sung hatten. Zumindest war es nun mög- lich, rasch durchaus eindrucksvolle topogra- phische Darstellungen der Netzhautdicke zu bekommen, die erste Einblicke in die neuen Möglichkeiten der Anwendung eines OCT in der klinischen Routine aufzeigten (Abb. 2). Zeiss-Humphrey benutzte die Erfahrungen der OCT-2-Anwender und brachte schon 2002 das OCT 3, „Stratus 3000“ genannt, auf den Markt. Dieses Time-domain-OCT er- laubte bereits erstaunlich hochauflösende ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Stur Mitglied der ÖOG, der Deutschen Retino- logischen Gesellschaft, der EURETINA, der Macula Society, der Association für Research in Vision and Ophthalmology und der Americal Academy of Ophthalmology. Vorsitzender der Netzhautkommission der ÖOG. Wahlarzt- und Privatordination Anton Frankgasse 5, HP, Tür 4 1180 Wien Tel.: +43 1 470 70 17 Fax: +43 1 470 70 174 [email protected] kwww.netzhautklinik.at Scans, allerdings mit einer so niedrigen Scan-Geschwindigkeit, dass praktisch bei jedem Bild Bewegungsartefakte auftraten. In dieser Zeit präsentierte Prof. Drexler auch bereits Bilder, die mit einem hochauflösen- den OCT aufgenommen worden waren und die jeden, der gerade ein Stratus-OCT gekauft hatte, neidisch werden ließen (Abb. 3). Es ist daher erstaunlich, dass sich das Zeiss Stratus OCT noch immer großer Beliebtheit erfreut und nach wie vor gebaut und ver- kauft wird, was vor allem auf der Tatsache beruht, dass Zeiss die Software für dieses Gerät nach wie vor regelmäßig verbessert und damit das Stratus OCT als Standard für klinische Studien etabliert hat. Das Jahr 2007 brachte dann das Spectral- OCT, das auch Fourier-Domain-OCT oder Frequency-Domain-OCT genannt wird. Die zahlreichen ver- 20 Jahre OCT – Rückblick aus der Sicht eines Benutzers Wenn im Jahr 2011 der 20. Geburtstag einer revolutionär neuen Untersuchungsmethode gefeiert wird, ist es an der Zeit, diese 20 Jahre Revue passieren zu lassen und sich zu erinnern, wie „das OCT“ in unser Leben getreten ist. Wie war es damals, als wir noch kein OCT hatten und wie erlebten wir die ersten Gerätegenerationen, ab wann nahm das OCT welchen Einfluss auf die klinische Routine und was wird uns die Zukunft bringen? Von ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Stur Fortsetzung Seite 54 > FOTOS (2): MEDICAL NETWORK / ERICH FEICHTINGER Abb. 1: Biomikroskopie des optischen Schnitts einer fovealen Abhebung bei epiretinaler Gliose (Slezak 1962) Abb. 3: Vergleich der Auflösung von OCT 2, OCT 3 und dem Prototyp UHR-OCT (2003) OCT 3 UHR-OCT OCT 2 Abb. 2: OCT-Scan und OCT-Maps vor und nach PDT einer CNV (2001) OCT OCT OCT

OCT 20 Jahre oct · 2002 das OCT 3, „Stratus 3000“ genannt, auf den Markt. Dieses Time-domain-OCT er-laubte bereits erstaunlich hochauflösende ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Stur

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: OCT 20 Jahre oct · 2002 das OCT 3, „Stratus 3000“ genannt, auf den Markt. Dieses Time-domain-OCT er-laubte bereits erstaunlich hochauflösende ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Stur

54 • M e d i c a l N e t w o r k 2 0 1 1 • t H e M e N - S P e c i a l • w w w . a u g e n . c o . a t w w w . a u g e n . c o . a t • M e d i c a l N e t w o r k 2 011 • t H e M e N - S P e c i a l • 55

Z unächst wie immer der Hinweis, dass die Befunde, die wir heute tagtäglich auf den Bildschirmen unserer OCTs

sehen, früher ebenfalls schon sichtbar wa-ren, allerdings nur für das Auge des geschul-ten Untersuchers. Liest man die einschlä-gigen Publikationen unseres verehrten Pro-fessors Hans Slezak aus den früher 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, fin-den wir schon Beschreibungen verschie-denster Pathologien im Bereich der Makula, die uns ob ihrer präzisen Aussagen überra-schen (abbildung1) und die vieles von dem vorwegnehmen, was wir erst heute in der klinischen Routine als typischen Befund er-kennen.

Die Entwicklung des 1991 erstmals beschriebenen OCTs wiederum verlief zu-nächst ohne dass die oph-thalmologische Öffentlich-keit groß Notiz davon nahm. Das erste am lebenden Auge aufgenommene OCT wurde 1993 als „letter to the edi-tor“ im American Journal of Ophthalmology veröffen-licht, als Publikation der Wiener Gruppe um Professor Fercher, der damals schon der uns jetzt so vertraute Wolfgang Drexler angehörte.

Wirklich aufmerksam wurde man erst als Zeiss-Hum-phrey das OCT 1 vorstellte. Dieses OCT war gerade ein besserer Prototyp und war insofern bemerkenswert, weil es im Jahr 1997 immer noch als Be-triebssystem das zu diesem Zeitpunkt bereits längs obsolete Windows 3.1 verwendete und dadurch sowohl hard- als auch softwaremä-ßig extrem kompliziert zu bedienen war.

Erst die Weiterentwicklung zum OCT 2 brachte im Jahr 2000 ein in der Pra-xis brauchbares Gerät, auch wenn die Bil-der noch immer eine sehr niedrige Auflö-sung hatten. Zumindest war es nun mög-lich, rasch durchaus eindrucksvolle topogra-phische Darstellungen der Netzhautdicke zu bekommen, die erste Einblicke in die neuen Möglichkeiten der Anwendung eines OCT in der klinischen Routine aufzeigten (abb.2).

Zeiss-Humphrey benutzte die Erfahrungen der OCT-2-Anwender und brachte schon 2002 das OCT 3, „Stratus 3000“ genannt, auf den Markt. Dieses Time-domain-OCT er-laubte bereits erstaunlich hochauflösen de

ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Stur

Mitglied der ÖOG, der Deutschen Retino-logischen Gesellschaft, der EURETINA, der Macula Society, der Association für Research in Vision and Ophthalmology und der Americal Academy of Ophthalmology. Vorsitzender der Netzhautkommission der ÖOG.

Wahlarzt- und PrivatordinationAnton Frankgasse 5, HP, Tür 41180 WienTel.: +43 1 470 70 17Fax: +43 1 470 70 [email protected]

kwww.netzhautklinik.at

Scans, allerdings mit einer so niedrigen Scan-Geschwindigkeit, dass praktisch bei jedem Bild Bewegungsartefakte auftraten. In dieser Zeit präsentierte Prof. Drexler auch bereits Bilder, die mit einem hochauflösen-den OCT aufgenommen worden waren und die jeden, der gerade ein Stratus-OCT gekauft hatte, neidisch werden ließen (abb.3).

Es ist daher erstaunlich, dass sich das Zeiss Stratus OCT noch immer großer Beliebtheit erfreut und nach wie vor gebaut und ver-kauft wird, was vor allem auf der Tatsache beruht, dass Zeiss die Software für dieses Gerät nach wie vor regelmäßig verbessert und damit das Stratus OCT als Standard für klinische Studien etabliert hat.

Das Jahr 2007 brachte dann das Spectral-OCT, das auch Fourier-Domain-OCT oder Frequency-Domain- OCT genannt wird. Die zahlreichen ver-

20Jahreoct–Rückblick aus der Sicht eines BenutzersWenn im Jahr 2011 der 20. Geburtstag einer revolutionär neuen Untersuchungsmethode gefeiert wird, ist es an der Zeit, diese 20 Jahre Revue passieren zu lassen und sich zu erinnern, wie „das OCT“ in unser Leben getreten ist. Wie war es damals, als wir noch kein OCT hatten und wie erlebten wir die ersten Gerätegenerationen, ab wann nahm das OCT welchen Einfluss auf die klinische Routine und was wird uns die Zukunft bringen?

Von ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Stur

Fortsetzung Seite 54 …>Fo

to

s (

2):

Me

dic

al

Ne

tw

or

k /

er

ich

Fe

ich

tiN

ge

r

Abb. 1: Biomikroskopie des optischen Schnitts einer fovealen Abhebung bei epiretinaler Gliose (Slezak 1962)

Abb. 3: Vergleich der Auflösung von OCT 2, OCT 3 und dem Prototyp UHR-OCT (2003)

OCT 3

UHR-OCT

OCT 2

Abb. 2: OCT-Scan und OCT-Maps vor und nach PDT einer CNV (2001)

oct OCT oct

Page 2: OCT 20 Jahre oct · 2002 das OCT 3, „Stratus 3000“ genannt, auf den Markt. Dieses Time-domain-OCT er-laubte bereits erstaunlich hochauflösende ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Stur

56 • M e d i c a l N e t w o r k 2 0 1 1 • t H e M e N - S P e c i a l • w w w . a u g e n . c o . a t

schiedenen Bezeichnungen weisen schon auf die Tatsache hin, dass hier gleich eine Handvoll verschiedener Hersteller auf den Plan traten, was die Sache für die Anwen-der natürlich sehr unübersichtlich machte. Auch heute, vier Jahr später, gibt es diese Geräte, in wenig veränderter Ausführung, von Zeiss Meditec (Cirrus 4000), Heidel-berg Engineering (Spectralis OCT), Topcon (3D OCT 2000), Nidek (RS 3000), Optopol (Copernicus HR), Opko (Spectral OCT/SLO) und Optovue (iVue und RTVue).

Dieses große Angebot ist aber nur schein-bar ein Vorteil für den Käufer, denn: Die grundlegende OCT-Technik ist bei allen die-sen Geräten letztlich die gleiche, der Unter-schied besteht vor allem in der Software, die die OCT-Scans auswertet und in der Art der Bilddatenbank. Aus diesem Grund hat sich das Spectralis OCT von Heidelberg trotz bes-tenfalls durchschnittlicher OCT-Hardware auf dem Markt sehr gut behaupten können, denn die Möglichkeit der simultanen Auf-nahme von Angiogramm und OCT-Bildern, verbunden mit einem Echtzeit-Eyetracking, bietet in der Praxis große Vorteile bei der Untersuchung von Makulopathien (abb.4).

Was wird nun die Zukunft bringen? Seit Jah-ren macht uns Professor Drexler den Mund

20Jahreoct–Rückblick aus der Sicht eines Benutzers

• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

1991 – vor zwanzig Jahren – publizierten zwei Forscher-

gruppen parallel die Entwicklung der OCT. Eine Gruppe am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und eine Gruppe um Univ.-Prof. Dr. Christoph Hitzenberger und Univ.-Prof. Dr. Adolf Fercher an der Universität Wien. Diese In-vivo-Histologie der Netzhaut beruht auf der Anwendung des Michelson-Interferome-ters, das im Jahr 1881 erst-mals vom US-Forscher Albert Abraham Michelson einge-setzt wurde.

Bei der DOC 2011 in Nürnberg wurde dem Wiener Professor Wolfgang Drexler, einem Pio-nier der Optischen Cohärenz-tomographie (OCT) in der au-

genärztlichen Diagnostik die Ehrenvorlesung “Innovator’s Lecture” beziehungsweise “Alb-recht von Graefe-Vorlesung” überlassen. Er konnte dabei seine persönliche Geschichte über die Entwicklung der OCT – „von der Idee zur Realität“ erzählen. Erstmals in der nun-mehr 19-jährigen Geschichte dieser Ehren-vorlesung wurde damit von der DOC kein

Ophthalmologe, sondern ein Physiker aus-gezeichnet. Univ.-Prof. Wolfgang Drexler (im Foto rechts) ist Professor für Medizinische Physik an der Medizinischen Universität Wien und Leiter des Zentrums für Biomedizinische Technik und Physik. Er hat sich bereits in sei-ner Dissertation mit der Anwendung der OCT am menschlichen Auge auseinandergesetzt.

Abb. 4: ICG-Angiogramm und OCT einer polypoidalen CNV (2010)

wässrig, wenn er die Ergebnisse seiner neu-esten OCT-Prototypen präsentiert. In der Praxis wird es wohl noch eine weitere we-sentliche Beschleunigung der Aufnahme-technik geben, die das Problem der Bewe-gungsartefakte endlich beseitigen wird. Ob aber auch die anderen technischen Möglich-keiten, die seit Jahren immer wieder prä-sentiert werden, wie z.B adaptive Optiken mit der Möglichkeit der Darstellung einzel-ner Zellen der Netzhaut oder das Full-field-OCT mit einer deutlich verbesserten 3D-Dar-stellung der Netzhaut, in der nächsten Ge-neration von OCT-Geräten auch für den kli-

nischen Routinebetrieb angeboten werden? Das wissen nur die Hersteller ...

Aus der Sicht des OCT-Anwenders gäbe es noch einige Wünsche, die derzeit von kei-nem Anbieter erfüllt werden können. So gibt es z. B. bis heute keine Möglichkeit, die Fundusperipherie zwischen Äquator und Ora serrata zirkulär mit einem OCT zu unter-suchen, obwohl gerade die peripheren re-tinalen Degenerationen und die Basis des Glaskörpers interessante Befunde verspre-chen, über die Slezak schon vor 50 Jahren publiziert hat ... k

GEODIS AUSTRIA GmbH, Campus 21 - BUSINESSZENTRUM WIEN SÜD, Liebermannstr. A01 304, Büro 7, 2345 Brunn am Gebirge, Österreich, Telefon: +43-2236-315891, Fax: +43-2236-315891-15,Mobil: +43-699-133333 87-89, E-Mail: [email protected], [email protected]

OPHTHALMOLOGISCHE UND OPTISCHE GERÄTE VON TOPCON

www.geodisgroup.at

EXKLUSIVER VERTRIEBSPARTNER VON OPHTHALMOLOGISCHEN UND OPTISCHEN TOPCON GERÄTEN FÜR ÖSTERREICH

Optischer Kohärenztomograph

3D OCT-2000

VOLLENDETES ALL-IN-ONE OCT

hochaufl ösendes Farb-Fundusbild hochaufl ösendes FA & FAF Bild intuitiver Arbeitsablauf normative Datenbank Glaukommodul volle Netzwerkunterstützung IMAGEnet i-base Verbindung

inz AUSTRIA 3D OCT-2000 plus.indd 1 11.4.2011 11:22:55

oct