8
W er kennt es nicht ein Zwicken, ein Stechen oder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig daran hindern, sein optimales Potenzial auszuschöpfen. Aber auch die schwerwiegenden Ver- letzungen ohne Einwirkung von Außen bis hin zu Bandrupturen (Im Knie-, Schulter-, Sprunggelenk etc.) hat in den letzten Jahren in allen Sportarten dra- matische Ausmaße angenommen. So berichteten Mediziner in der Zeit- schrift „Schmerztherapie“ über die dra- matische Einnahme von Schmerzmit- teln in allen Sportarten zur Aufrechter- haltung Ihrer Trainings- und Wett- kampfphasen. Dies ist nur die Spitze des Eisberges. Der Traum vom Gewinn der Meis- terschaft, die Sucht nach Erfolg als Anerkennung der persönliche Stärke, die finanziellen lukrativen Angebote haben dazu geführt, dass immer häufi- ger Sportler in allen Sportarten auch zu Schmerzmitteln greifen, um eine Konti- nuität der Trainings- und Wettkampha- sen tolerieren zu können und dies Mikronährstoffe – überbewertet oder unterschätzt? Über Sinn und Unsinn von Mikronährstofftherapien wird bis heute in der Wissenschaft gestritten. Prof. Dr. Elmar Wienecke versucht in seinem Beitrag zu erklären, wo die Stärken einer solchen Therapie liegen. Der Autor: Prof. Dr. Elmar Wienecke ist Diplom-Sportwissenschaftler. Er promo- vierte im Fachbereich Sportmedizin/ Kardiologie/Trainings- und Bewegungs- lehre an der Deutschen Sporthochschule Köln. Außerdem ist er Inhaber der Fuß- ball-Bundesliga Trainerlizenz und Autor diverser Bücher. Sein Unternehmen SALUTO ist beheimatet in der Gerry Weber World in Halle/Westfalen. Weitere Informationen: www.saluto.de | HINTERGRUND TennisSport | 5_2012 | 12

ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

Wer kennt es nicht einZwicken, ein Stechen odervielfältige andere kleineBeschwerden, die den

Sportler häufig daran hindern, seinoptimales Potenzial auszuschöpfen.Aber auch die schwerwiegenden Ver-letzungen ohne Einwirkung von Außenbis hin zu Bandrupturen (Im Knie-,Schulter-, Sprunggelenk etc.) hat in denletzten Jahren in allen Sportarten dra-matische Ausmaße angenommen. Soberichteten Mediziner in der Zeit-schrift „Schmerztherapie“ über die dra-

matische Einnahme von Schmerzmit-teln in allen Sportarten zur Aufrechter-haltung Ihrer Trainings- und Wett-kampfphasen. Dies ist nur die Spitzedes Eisberges.

Der Traum vom Gewinn der Meis-terschaft, die Sucht nach Erfolg alsAnerkennung der persönliche Stärke,die finanziellen lukrativen Angebotehaben dazu geführt, dass immer häufi-ger Sportler in allen Sportarten auch zuSchmerzmitteln greifen, um eineKonti-nuität der Trainings- undWettkampha-sen tolerieren zu können und dies

Mikronährstoffe –überbewertet oder unterschätzt?

Über Sinn undUnsinn vonMikronährstofftherapienwird bis heutein derWissenschaft gestritten. Prof. Dr.

ElmarWienecke versucht in seinemBeitrag zu erklären, wo die Stärken einer

solchen Therapie liegen.

Der Autor: Prof. Dr. Elmar Wienecke istDiplom-Sportwissenschaftler. Er promo-vierte im Fachbereich Sportmedizin/Kardiologie/Trainings- und Bewegungs-lehre an der Deutschen SporthochschuleKöln. Außerdem ist er Inhaber der Fuß-ball-Bundesliga Trainerlizenz und Autordiverser Bücher. Sein UnternehmenSALUTO ist beheimatet in der GerryWeber World in Halle/Westfalen.

Weitere Informationen: www.saluto.de

| HINTERGRUND

TennisSport | 5_2012 | 12

Page 2: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

13 | 5_2012

sowohl im Freizeit- als auch im Leis-tungssport.

Dabei liegen die Verletzungspro-phylaxe und mögliche Leistungsexplo-sionen in einfachen optimalen Präven-tionsmaßnahmen. Ohne Benzin läuftder Motor nicht und genauso verhältsich die Leistungsentwicklung undVer-letzungsprophylaxe bei Sportlern.

Ohne Mikrovitalstoffe könnenSportler ihr Leistungspotenzial nichtausschöpfen. Diese Wirkung wird biszum heutigen Zeitpunkt allerdings vonTeilen derWissenschaft dementiert. Esexistiert nach Aussagen internationalerWissenschaftler „geringes Wissen“über die positiven Effekte einer geziel-ten Mikronährstoffzufuhr bei Sport-lern. All dies steckt noch in den „Kin-derschuhen“.

Die Firma „Saluto“ hat mit ihrenKooperationspartnern in den letztenzehn Jahren 11150 Leistungssportlern(u.a. Europameister, Weltmeister) ausallen Sportarten und 6434 Freizeits-portler untersucht und durch ein ganz-heitliches Präventionskonzept mit denNachwuchstalenten (Junioren-Natio-nalspielern) des Deutschen Handball-Bundes neue Erkenntnisse in derMikronährstofftherapie gewinnen kön-nen. Analog wurde bei 830 Tennisspie-lern (Profis und Nachwuchs) vielenSpitzen- und Freizeitsportlern drama-tische Defizite im zellulären Vitalstoff-haushalt, des funktionellen Energie-stoffwechsels und der Aminosäurenfestgestellt. Ambitionierte Sportlerleben im wahrsten Sinne des Wortesohne „optimales Benzin“ (Mikronähr-stoffversorgung) gefährlich.

Es lassen sich erste Zusammenhän-ge zwischen der zellulären Mikrovital-konzentration (Aminosäuren, Vitami-ne, Mineralien, Spurelemente), derDegeneration von bradytrophen Ge-webestrukturen (Bänder, Sehnen,unterschiedlicher Knorpelsubstanzen),des Immunsystems und der Leistungs-stabilität bei Sportlern erkennen. Unse-re ersten Voruntersuchungen mit spe-ziellen Parametern (wie Pyridinium-Crosslinks) zeigen interessante Zusam-menhänge.

»Jeder Sportler hateinen eigenenindividuellenEnergie- bzw. Mikro-nährstoffbedarf.«| PROF. DR. WIENECKE

Im Tennis sind epidemieartig ver-größerte Trainerstäbe mit vielfältigenKompetenzen entstanden, aber auchdort lassen sich noch enorme Leis-tungsentwicklungen auf allen Ebenender physischen Leistungsfähigkeitdurch den Einsatz der gezieltenMikronährstofftherapie erzielen.

Unsere bisherigen Untersuchungs-ergebnisse dokumentieren, dass eingutes Ernährungsverhalten und eineoptimale individualisierte Mikrovital-stoffkonzentration eindeutig das Ver-letzungsrisiko reduzieren, einen Ver-zicht auf schmerzlindernde Medika-mente, die Leistungsfähigkeit derSportler verbessern und zu einer Leis-tungskonstanz führen kann, im Gegen-satz zu bisher interdisziplinär gewon-nen Erkenntnissen aus der Sportmedi-zin, Sport- und Ernährungswissen-schaft. Sauberer, verletzungsfreier underfolgreicher Sport scheint also keinMythos oder Märchen mehr, sondernkönnte Realität werden.

Jeder Sportler hat einen eigenenindividuellen Energie- bzw. Mikro-nährstoffbedarf – Richtige Mikro-nährstoffdiagnostik ist das „A undO“

Für die Erfassung des individuellenMikronährstoffbedarfs sind folgendeFaktoren wichtig:- spezielle zelluläre Mikronährstoff-analysen

- Konzentrationen einzelner Ami-nosäuren

- der funktionelle Energiestoffwechsel- die Beanspruchung körpereigenerProteinstrukturen am Energiestoff-wechsel (Pyridinium Crosslinks)

- weitere Blutparameter- Analyse des individuellen Er-nährungsverhaltens

- umfassende Vergleichsdatenbank- Zeitpunkt der Trainingsphase (inten-sive Trainings- undWettkamphase)

Foto:pixelio

Mikrovitalstoffmängelbleiben häufig unerkanntWenn überhaupt werden Vitamine undSpurenelemente in der Regel im Blut-serum gemessen, nicht aber in der Zel-le (in den Erythrozyten). Blutserum-messungen sind bezüglich der realenVersorgung der Zelle mit Mikronähr-stoffen nicht aussagekräftig. Dort istein Abfall der Werte erst erkennbar,wenn charakteristische Mangelsym-ptome oder sogar Gewebe- und Organ-schäden auftreten. Es können aberschon seit längerem latente Unterver-sorgungen bestehen, ohne dass einakutes gesundheitliches Problem zuTage tritt.

Blut ist ein Transportmedium, dieKonzentration von Mineralstoffen,Spurenelementen und anderenMikronährstoffen hängt stark von derkurzfristig zurückliegenden Aufnahmedieser Stoffe z. B. über die Nahrung ab.

Die routinemäßig durchgeführtenBlutanalysen laufen auf der Serumebe-ne ab, wo keine roten undweißen Blut-körperchen mehr vorhanden sind. Sieliefern also extrazelluläre Werte(extrazellulär = außerhalb der Zellenvorliegend; Gegenteil = intrazellulär).Überwiegend intrazellulär konzen-trierte Elemente wie z. B. Kalium,Magnesium, Zink und die B-Vitamine(B1, B2, B6, B9) können so nicht erfasstwerden. Elementbestimmungen imSerum lassen also keine zuverlässigenRückschlüsse auf den Mineralstoff-,Vitamin- und Spurenelementhaushaltzu.

Der Austausch zwischen Extra-und Intrazellulärraum wird durchkomplexe körpereigene Mechanismenreguliert. Die Konzentration wichtigerElemente im Serum wird so konstantwie möglich gehalten. Falls die Mikro-nährstoffzufuhr (Vitamine, Mineral-stoffe etc.) hierfür nicht ausreicht, wer-

Bei einer reinen Serum-Untersuchung lassen sich Nährstoff-mängel nicht wirklich erkkennen.

Page 3: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

TennisSport | 5_2012 | 14

einzelnenMikronährstoffkonzentratio-nen die Serumwerte fast ausschließlichim Referenzbereich (Normbereich) lie-gen, während die zellulären Blut-analysen erhebliche Defizite aufzeigen(kleiner der Referenzbereich) sind.

Die Abbildung 1 zeigt die erhebli-chen Defizite bei Tennisspielern, diekeine individuelle Mikronährstoffre-zeptur erhalten haben. Eine optimaleVersorgung zur Funktionserhaltungder vielfältigen Bindegewebsstruktu-ren (Bänder, Sehnen, Muskel, Knor-pel), des Immun- und Hormonsystemslassen sich 20 Prozent oberhalb derMedianwerte erkennen.

Gesunde Ernährung – für vieleein nie erreichtes Optimum

Jeder ahnt den engen Zusammenhangzwischen Ernährung und Leistungs-fähigkeit. Es gibt mittlerweile unzähli-ge Bücher, die sich mehr oder wenigerobjektiv damit befassen. Deshalb wer-den wir hier keine Details darstellen,sondern uns mit einem guten Ernäh-rungsverhalten und vor allemmit einerqualitativ und quantitativ gezieltenergänzenden Zufuhr von Mikronähr-stoffen befassen, die in den Fachkrei-sen von Sportmedizin und Ernäh-rungswissenschaft sehr kontrovers dis-kutiert wird.

Nach den bisher dargestelltenErgebnissen kann der Eindruck entste-hen, die Sportler seien auf eine gezielteweitere Zufuhr von Mikronährstoffenangewiesen und ein gutes Ernährungs-verhalten habe wesentlich wenigerEinfluss auf den Mikrovitalstoffhaus-halt als bisher angenommen.

Weit gefehlt. Richtig ist zwar diedringende Notwendigkeit einer geziel-ten individuell ausgerichteten Mi-

kronährstoffrezeptur (nicht nach dem„Gießkannen-Prinzip“ und dem Glau-ben folgend „Viel hilft viel“). Aberunsere langjährigen Untersuchungenzeigen, dass nur die Sportler, die sichzusätzlich auch ausgewogen mit vielObst und Gemüse (mit darin enthalte-nen zahlreichen noch unerforschtensekundären Vitalstoffen) ernährenauch die zusätzlichen Mikrovitalstoffeaufnehmen können.

Wer glaubt, sein schlechtes Ge-wissen durchdie regelmäßigeZufuhrvon Vitaminen, Mineralien und Spu-renelementen beruhigen zu können –nach demMotto „Fastfood essen undPillen schlucken“ – hat die Problema-tik nicht verstanden.Unsere Untersu-chungen zeigen eindeutig, dass frei-zeitorientierte Leistungssportler oderauch Hochleistungssportler ihren per-sönlichen Bedarf an zellulären Mikro-vitalstoffen trotz guten Ernährungs-verhaltens nicht abdecken konnten.Deshalb achten Sie auf das Ernäh-rungsverhalten Ihrer Sportler und aufeine qualitativ sinnvolle Ergänzung.

Energiebereitstellung undMikronährstoffhaushalt

Je intensiver die körperliche Aktivitätim Breiten- oder auch Leistungssport,desto höherwird der Bedarf anEnergieliefernden Makronährstoffen (z. B.Kohlenhydrate) und auch an Katalysa-toren unseres Stoffwechsels, denMine-ralstoffen, Spurenelementen und Vita-minen. Mikronährstoffe spielen beizahlreichen Stoffwechselprozessen (z.B. Muskelaufbau, Speicherung vonMuskelglykogen) eine wichtige Rolle.Daneben sind sie an der Regulierungder Muskelkontraktion, der Nerven-reizleitung, der Koordination und des

den zur Aufrechterhaltung des Serum-spiegels körpereigeneReservenmobili-siert. Daher sind Mängel im Serummeist nicht oder erst sehr spät zuerkennen. Bei 11150 Spitzen- und 6434Freizeitsportlern lassen sich keineDefizite auf der Serumebene erkennen,allerdings sind deutliche Defizite aufder zellulären Ebene zu finden. Beste-hen schon Defizite auf der Serumebe-ne, so sind schon lange Defizite in derZelle nachweisbar.

Es können schon lange Befindlich-keitsstörungen vorliegen, die durchroutinemäßige Blutuntersuchungennicht zu begründen sind: NachlassendeKonzentrationsfähigkeit, vermehrtauftretendeMüdigkeit, muskuläre Ver-spannungen bis hin zu pollenallergi-schen Reaktionen sind nur einige dervielschichtigen Beschwerdebilder.

Aber auch wenn keine aktuellenBeschwerden vorliegen, sollte das Zielsein, seine persönlichen Ressourcenerst gar nicht aufzubrauchen. EineDegeneration von vielfältigen Bindege-websstrukturen (Sehnen, Bänder,Knorpel) wird sich nach unserenersten Untersuchungsergebnissen erstnach Monaten bis Jahren zeigen. Diessetzt voraus, dass die zellulären Spei-cher rechtzeitig wieder aufgefüllt wer-den.

Wichtiger Hinweis:Für die Aufrechterhaltung wichtigerMikronährstoffe auf der Serumebenewerden alle denkbaren körpereigenenRessourcen mobilisiert, insbesondereaus der zellulären Ebene. Daher sinddie Mängel auf der Serumebene nichtoder sehr spät erkennbar. Eigene Ver-öffentlichung aus „Advances in Thera-py“ (September/Oktober 2007) zeigenbei 508Versuchspersonen, dass bei den

Abbildung 1: 135TennisspielerohneindividuelleMikronährstoffrezeptur(Alter:23,5+-6,7)

Intrazellulär:MagnesiumZinkSelenVitaminB1VitaminB2VitaminB6VitaminB9

Serum:FerritinGesamteiweißVitaminB12

Vollblut:Kalium(Hämatokritkorrigiert)Chrom

Magnesium

Zink

Selen

Ferritin

Gesamteiweiß

VitaminB1

VitaminB2

VitaminB6

VitaminB9

VitaminB12

Kalium

Chrom

BedeutungderMikronährstoffkonzentration(quantitativ)nachAbweichungvomMedianwert in%

Bewertungskriterien

Vereinfachter Energie-Mikronährstoffwechsel

EiweißMagnesium, Zink, B-Vitamine

Energie

KohlenhydrateB-Vitamine, Magnesium

FetteB-Vitamine, Vitamin C, Magnesium

Glykogen/GlukoseB-Vitamine, Magnesium, CoQ10,

-Liponsäure, Chrom

AminosäurenVitamin B6, B9, B12,

Selen, Zink

PyruvatB-Vitamine, Magnesium,

-Liponsäure, Biotin

ZitratzyklusB-Vitamine, Magnesium

Acetyl-CoA-Liponsäure, L-Carnitin,

CoQ10

AtmungsketteB-Vitamine, Vitamin C,

Vitamin E

KarbonsäurenB-Vitamine

FettsäurenB-Vitamine, Magnesium,

L-Carnitin, CoQ10

Abbildung 2: Vereinfachte Darstellung des Energie-Mikronährstoffwechsels.

Page 4: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

15 | 5_2012

Säure-Basen-Gleichgewichtes betei-ligt. Der Energie- und Mikronährstoff-bedarf steigt bei sportlichem Trainingerheblich.

Schon eine geringe Unterversor-gung mit Mikronährstoffen kann be-reits zu einer Beeinträchtigung derphysischen und psychischen Leis-tungsfähigkeit führen. Bei 830 Tennis-spielern ließen sich erhebliche zellulä-re Mikrovitalstoffdefizite bei ausgewo-gener Ernährung feststellen, die zuvielfältigen Beschwerden geführthaben. Gerade Sportler sind im Hin-blick auf eine optimale Stoffwechsel-funktion und körperlicher Fitness stär-ker angewiesen als Nichtsportler.

Kurzcharakteristika desEnergie-Baustoffwechsels

Die für die genannten Funktionen inden Zellen benötigte Energie wirddurch schrittweise Oxidation derNährstoffe (siehe Abbildung 2):- Zucker z. B. Traubenzucker (Glucose)- Fette (insbesondere Fettsäuren)- Eiweiße (Aminosäuren) gewonnen.- Wichtiger Hinweis: Eiweiße werdennach neueren Erkenntnisse bei inten-siven und umfangsbetonten Trai-ningseinheiten vermehrt für dieEnergiegewinnung herangezogen –Gefahr des langfristigen Substanzver-lustes wichtiger Struktureiweiße, diedann für den Aufbau der vielfältigenBindegewebsstrukturen (Sehnen,Bänder, Knorpel) und des Immunsy-stems nur noch unzureichend zurVerfügung stehen.Je nach Energiebedarf werden die

enzymgesteuerten Schritte der aero-ben Energiebereitstellung (Aktivierungder Essigsäure, Citratzyklus undAtmungskette) teilweise durch kompli-zierte Reaktionen beschleunigt oderverlangsamt. Zusammenfassend ist dieaerobe Oxidation letztlich dadurchcharakterisiert, dass der Wasserstoffder Nährstoffe (und seine Elektronen)auf den Sauerstoff übertragenwird undbei dieser Reaktionsfolge die energie-losen Verbindungen Wasser und CO2entstehen. Dabei werden folglich fast100 Prozent der im Glucosemolekülenthaltenen Energie freigesetzt undunter Standardbedingungen etwa 40Prozent davon im energiereichenPhosphat ATP speicherbar.

Fazit: Mikronährstoffdefizite beider Energiebereitstellung des Kohlen-hydrat- und Fettstoffwechsels könnenzu einer Enzymblockierung führen.Die Energiebereitstellung erfolgt dannaus körpereigenen Strukturproteinenden Aminosäuren, die dann für diewichtigen Bindegewebsstrukturen(Bänder, Sehnen, Knorpel) nicht mehrausreichend zur Verfügung stehen. DerMikronährstoffbedarf bei Leistungs-sportlern ist weitaus größer als bisherangenommen.

Insbesondere der Zitronensäure-zyklus bildet die zentrale Schaltstelledes gesamten Stoffwechsels. In ihmlaufen die Abbauwege der Kohlen-hydrate, Fette undProteine in Formderaktivierten Essigsäure (Acetyl-CoA)zusammen. Acetyl-CoA wird unterEnergiegewinnung metabolisiert. Er-niedrigte Konzentrationen der Meta-boliten basieren oftmals auf eine unzu-

reichende Bereitstellung von Kohlen-stoffatomen, die von Aminosäuren aufdiese Zwischenprodukte des Zitro-nensäurezyklus übertragen werden.Folge ist eine deutliche Herabsetzungder Energiegewinnung.

Der funktionelle Energiestoffwech-sel (siehe Abbildung 3) zeigt am Bei-spiel eines 21-jährigen Tennis-Profisdeutliche Aktivitätseinschränkungenbestimmter Enzyme (deutliche ernied-rigte Zitronensäure, Cis-Aconitsäure,erhöhte Alpha-Keto-Glutarsäure undFumarsäure).

Mikronährstoffdefizite undKonsequenzen für Sportler

Die zellulären Blutergebnisse bei Aus-dauersportlern (Fußball, Handball,Triathleten, Tennisspielern,Marathon-läufern) zeigen ein erhebliches Mikro-nährstoffdefizit. Hieraus wird erkenn-bar, dass bestimmte Stoffwechselpro-zesse der Energiebereitstellung ver-langsamt oder nur noch unzureichendablaufen können. Diese verhindern u.a.die optimale Entwicklung der Ausdau-erleistungsfähigkeit aufgrund vielfälti-ger physiologischer Prozesse und ver-zögern die Regenerationsfähigkeit nachintensiven Belastungen. Der Sportlerkann nur unzureichend seine Glyko-genspeicher (in der Leber und Musku-latur) wiederauffüllen, so dass weitereEnergieliefernde Prozesse aus Struk-turproteinen erfolgt, die so für den ele-mentaren Aufbau der vielfältigen Bin-degewebsstrukturen nicht mehr aus-reichend zur Verfügung stehen.

Wir betrachten hier nur Sportler,

Zitronensäure

Cis-Aconitsäure

Alpha-Keto-Glutarsäure

Bernsteinsäure

Fumarsäure

Äpfelsäure

Pyruvat imUrin

AktivitätseinschränkungenbestimmterEnzyme

Wertedes21-jährigenTennisprofis

21-jährigerTennis-ProfiFunktionellerEnergiestoffwechsel(AbweichungvomMedianwert in%) KurzerWadenbeinmuskel

HaltebänderderSehnenderWaden-beinmuskel

SehnedeskurzenWadenbeinmuskels

SehnedeskurzenGroßzehenstreckers

UnteresHaltebandderStreckersehnen

DritterWadenbeinmuskelAchillessehne

KurzeZehenstrecker

Abbildung 3: Deutliche Aktivierungseinschränkungen sind beibestimmten Enzymen zu erkennen.

Abbildung 4: Nährstoffdefizite können nachweislich dieBindegewegsstrukturen des Sehnen-, Muskel- undBandapparates schwächen.

Page 5: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

die nachweislich schon ein ausgewoge-nes Ernährungsverhalten nach denKriterien der Deutschen Gesellschaftfür Ernährung (DGE) praktizieren.

Die zellulären Defizite bei unausge-wogener Ernährung sind noch weitausgrößer und dies bei den Freizeitsport-lern meistens der Fall ist. Unsere Er-fahrungen in den letzten Jahren, insbe-sondere die der letzten klinischen Stu-die mit 100 sportiven Frauen, die sichschon sehr ausgewogen ernährt haben,zeigen bei einem Trainingsaufwandvon 3 x 40Minuten in derWoche nachvier Monaten erhebliche Mikronähr-stoffdefizite. Bei Leistungssportlernbewirken diese zunehmenden Defiziteschon eine starke Einschränkung desgesamten- Energie- und Baustoffwech-sels. Die Folgen sind vermehrt Elasti-zitätsverluste des Sehnen- Bandappa-rates, die durch eine sehr starke Bean-spruchung körpereigener Strukturpro-teine am Energiestoffwechsel mit ver-ursacht wird.

Da jedes Organ von Bindegewebeumgeben ist, stellt ein gesundes Binde-gewebe eine optimale Voraussetzungfür funktionierende, leistungsfähigeOrganleistungen dar. Das Bindegewebeeines Erwachsenen hat insgesamt einGewicht von ca. 13 kg und vernetztjedes Organ und auch die Nervenuntereinander. Über Bindegewebs-strukturen wird auch die Muskulaturmit dem Knochen verbunden.

Anfälligkeit derBindegewebsstrukturen

Wer kennt dieses Problem nicht: Dievielen leistungsorientierten Freizeit-sportler verspüren vermehrte Be-schwerden in der Achillessehne, in der

Hüfte, im Knie etc. Dies können ersteAnzeichen von schwach ausgebildetenBindegewebsstrukturen sein, die beihoher Belastung anfällig sind. Insbe-sondere sind vor allem gefährdete Bin-degewebe betroffen wie:- Gelenkknorpel- Bänder und Sehnen- Gelenkkapsel- Zwischenwirbelscheiben

Erste beginnende Beschwerdenmüssen nicht sein. Durch eine optima-le Ernährung und gezielter Gabe vonindividuellen Mikronährstoffkonzen-trationen (Aminosäuren, Mineralien,Vitaminen, Spurenelemente) könnenSie Ihr Bindegewebe entscheidendkräftigen.

Unsere Untersuchungen habensowohl bei leistungsorientierten Frei-zeitsportlern als auch bei Profisport-lern zeigen können, dass elementareDefizite im Bereich der gewebeaufbau-enden Aminosäuren (Prolin, Gycin,Lysin, Arginin, Methionin und Cystein)vorliegen. Durch eine gezielte Ernäh-rungsumstellung in Richtung kiesel-säurehaltiger Lebensmittel und dieerforderliche ergänzende Gabe einerqualitativ hochwertigen Aminosäuren-mischung in Kombination mit der fürjeden einzelnen Sportler ermitteltenMikronährstoffrezeptur lassen im Vor-feld schon viele kleine Beschwerdenvermeiden.

Außer durch langfristigen Trai-ningsaufbau kann man sein Bindege-webe auch durch sinnvolle Ernährungunterstützen. Umso wichtiger sindauch ernährungsphysiologische Maß-nahmen zur gezielten Unterstützungder hoch beanspruchten Bindegewebs-strukturen.

Bindegewebe-Strukturen bestehen

aus Eiweißbestandteilen (kollageneFasern) und einer Grundsubstanz ausAminosäuren zum Beispiel Methionin,Cystein, Prolin und Arginin. ZelluläreMikronährstoffdefizite (Vitamine, Mi-neralstoffe, Spurenelemente) undquali-tative hochwertige Aminosäuren kön-nen zu einer Schwächung vielfältigerBindegewebsstrukturen führen. DieBedeutung bindegewebsaufbauenderAminosäuren wird aus der Abbildungfünf deutlich.

Bindegewebsstrukturenbenötigen Kieselsäure

Die wichtigsten Nährstoffe für ein star-kes Bindegewebe und damit starke Seh-nen und Bänder sind Aminosäuren undeine kieselsäurehaltige Ernährung (z. B.Vollkornprodukte, Ackerschachtelhal-mextrakte etc.).

Kieselsäure enthält als zentralenBestandteil Silicium. Silicium fördertdie körpereigene Bildung der kolla-genen Fasern und der Grundsubstanz.Außerdem sorgt Silicium für eine bes-sere Quervernetzung.

Angesichts der Vielfalt an biologi-schen Funktionen ist es einleuchtend,dass im Stoffwechsel ständig das ge-samte Aminosäure-Spektrum in ausrei-chender Menge zur Verfügung stehenmuss. Dies ist nur gegeben, wenn regel-mäßig über das Nahrungseiweiß Ami-nosäuren nachgeliefert werden, da kör-pereigene Aminosäuren ständig ver-braucht bzw. zu Ammoniak abgebaut,danach in der Leber in Harnstoff über-geht und in dieser Form über die Nie-ren ausgeschieden werden.

Unsere Erfahrungen haben gezeigt,dass trotz optimalen Ernährungsver-haltens bei leistungsorientierten Frei-

TennisSport | 5_2012 | 16

BindegewebsaufbauamBeispieleinerKnorpelstruktur

Knorpelzelle

KollageneFasernausProlin,Glycin,Lysin,Arginin,CysteinverbesserteBildungdurchSilicium

GrundsubstanzausMetionin,CysteinverbesserteBildungdurchSilicumundVitaminC

BessereQuervernetzungder kollagenen FasernundderGrundsubstanzdurchSilicium(Si)

Abbildung 5: Der Bindegewebsaufbau am Beispiel einerKnorpelstruktur.

| HINTERGRUND

145Tennisspieler (Alter21,3+-5,3)mit individuelleMikronährstoffrezepturin intensiverTrainings-Wettkampfphase

IndikatorKnorpelstoffwechsel IndikatorKnochenstoffwechsel

IndikatorfürdieBeanspruchungkörpereigenerStrukturproteineamEnergiestoffwechsel

PD/Creanmol/mmol

DPD/Creanmol/mn

Auf Abbildung 6 erkennt man die Auswirkungen einer indi-viduellen Zufuhr von Mikronährstoffrezepturen auf diePyridinium Crosslinks (PD und DPD).

Page 6: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

zeitsportlern und den Spit-zensportlern körpereigeneEiweißstrukturen energe-tisch verbrauchtwerden undsomit für die Regenerationund der Stabilität des Binde-gewebes nichtmehr zur Ver-fügung stehen.

Speziell eingesetzte Pa-rameter zeigen Zusam-menhänge von Mikro-nährstoffdefiziten undder vermehrten Bean-spruchung körpereigenerEiweißstrukturen amEnergiestoffwechsel, diezu einer Schwächung viel-fältiger Bindegewebs-strukturen führt.

Die Ergebnisse der Pyri-dinium-Crosslinks bestäti-gen diese Ergebnisse: Kur-zer Exkurs zur Erklärungdieses Parameters: UnsereKnochen unterliegen einemständigen Auf- und Abbau.Bis zum Alter von etwa 30Jahren überwiegt der Kno-chenaufbau, was mit einerständigen Zunahme derKnochendichte einhergeht.Danach werden die Wei-chen in Richtung Knochen-abbau gestellt und irgend-wann überwiegt der Abbaudie Aufbauprozesse. Geradebei Leistungssportlern las-sen sich häufig vielfältigeVerletzungen des Sehnen-Bandapparates und insbe-sondere der Knorpelstruk-turen erkennen, die bishernie in Verbindung mit einerlangfristig schlechten Ver-

17 | 5_2012

sorgung mit Mikronährstof-fen diskutiert wird.

Die Daten unsererUntersuchungen von 730Tennisspielern über einenZeitraum von drei Jahrensind die Basis für die nach-stehenden Betrachtungen.Bei 280 dieser Tennisspielerhaben wir alle Parameter(Blut- undUrinanalysen) dieden Energiestoffwechselcharakterisieren analysiert.Von diesen 280 Tennisspie-lern haben sich bei insge-samt 145 Spielern über einenZeitraum von zwei Jahrendie eine gezielte individuelleMikronährstoffrezepturzuführten eine nachweislichdeutlich reduzierte Verlet-zungsquote und ein deutlichreduziertes Infektrisrikogezeigt. Während die 135Tennisspieler ohne indivi-duellen Mikronährstoffre-zeptur immer wieder klei-nere Verletzungen der viel-fältigen Bindegewebsstruk-turen aufweisen. Regel-mäßige Analysen der Pyridi-nium Crosslinks dokumen-tieren, dass der unzurei-chende Energiestoffwechselbei diesen Spielern immerzu einer Beanspruchungkörpereigener Strukturpro-teine geführt hat und so dasVerletzungsrisiko deutlicherhöht hat.

Optimale zelluläreMikrovitalstoffkonzentra-tion der Garant für gesun-de Bindegewebsstruktu-

135Tennisspieler (Alter23,3+-4,7)ohne individuelleMikronährstoffrezepturin intensiverTrainings-Wettkampfphase

IndikatorKnorpelstoffwechsel IndikatorKnochenstoffwechsel

IndikatorfürdieBeanspruchungkörpereigenerStrukturproteineamEnergiestoffwechsel

PD/Creanmol/mmol

DPD/Creanmol/n

Abb. 7 zeigt die starke Beanspruchung körpereigener Eiweiß-strukturen am Energiestoffwechsel und die dadurch gemesse-nen hohen Pyridinium Crosslinks der Tennisprofis aufgrundeiner unzureichenden Mikronährstoffversorgung. Eine derar-tig hohe Beanspruchung führt zu einem Leistungsabfallund/oder zu einem deutlich erhöhten Verletzungsrisiko derbeanspruchten Bindegewebsstrukturen.

Eine optimale Mikronährstoffversorgung kann nachweislichdiese erhöhten Pyridinium Crosslinks vermeiden und so dieBeanspruchung körpereigener Proteinstrukturen verhindern.

ren, Leistungsfähigkeit undVerletzungsprophylaxe.

Verletzungsrisikovon Tennisspielern

Die Zusammenhänge einerausreichenden Versorgungvon qualitativen Aminosäu-

ren, einer optimalen zel-lulären Mikronährstoffkon-zentration und der Verlet-zungshäufigkeit insbesonde-re bei Trainings- und Wett-kampfbelastungen ohneFremdeinwirkung lassensich aus den Abbildungenacht und neun erkennen.

Verletzungsrisiko bei Tennisspielern (N=385)die keine individuelle Mikronährstoffrezeptur (Aminosäuren, Vitamine, Mineralien) über einen Zeitraum von drei Jahren erhalten haben(Verletzungen im Sehnen-Band-Apparat, in unterschiedlichen Knorpelstrukturen und der Muskulatur ohne Fremdeinwirkung)

Alter (Jahre)28,3 ± 8,3

Größe (cm)185 ± 4,85

Gewicht (kg)74,8 ± 4,4

BMI kg/m2

21,9

%100

80

60

40

20

0

145 Profi -TennisspielerTrainingsumfang>30 Stundenpro Woche

115TennisspielerTrainingsumfang>10 Stundenpro Woche

125TennisspielerTrainingsumfang4-6 Stundenpro Woche

Verletzungsrisiko bei Tennisspielern (N=345)die eine individuelle Mikronährstoffrezeptur (Aminosäuren, Vitamine, Mineralien) über einen Zeitraum von drei Jahren erhalten haben(Verletzungen im Sehnen-Band-Apparat, in unterschiedlichen Knorpelstrukturen und der Muskulatur ohne Fremdeinwirkung)

Alter (Jahre)28,1 ± 7,2

Größe (cm)184 ± 4,0

Gewicht (kg)75,2 ± 3,9

BMI kg/m2

22,9

%100

80

60

40

20

0

125 Profi -TennisspielerTrainingsumfang>30 Stundenpro Woche

115TennisspielerTrainingsumfang>10 Stundenpro Woche

105 TennisspielerTrainingsumfang4-6 Stundenpro Woche

Abbildung 8

Abbildung 9

Page 7: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

Der Zeitraum der begleitenden Unter-suchung erstreckte sich insgesamt aufeinen Zeitraum von drei Jahren sowohlbei Tennisspielern ohne gezielte indivi-duelle Zufuhr von Mikronährstoffre-zepturen (N=135), als auch bei denTennisspielern mit gezielter Zufuhr(N= 145).

Hier werden die Ernährungsanaly-sen der 280 Tennisspieler über einenZeitraum von vierMonaten dargestellt.Beide Gruppen haben sich nachweis-lich – im Sinne der Deutschen Gesell-schaft für Ernährung (DGE) – gut undausgewogenen ernährt.

1. Gruppe: 135 Tennisspieler ohne ge-zielteMikronährstoffzufuhrAltersstruktur: 22,3 +- 6,3durchschnittliche Kalorienzufuhr:3.695 +-626 kcalErnährungsverhalten entspricht 90 %der Vorgaben der DGEGesamtenergiezufuhr: 59 % Kohlenhy-drate; 27 % Fett; 15 % EiweißFlüssigkeitszufuhr: 4,3+- 1,0 Liter

2. Gruppe: 145 Tennisspieler mit ge-zielterMikronährstoffzufuhrAltersstruktur: 21,1 +- 5,2durchschnittliche Kalorienzufuhr:3795 +-326 kcalErnährungsverhalten entspricht 90 %der Vorgaben der DGEGesamtenergiezufuhr: 55 % Kohlenhy-drate; 27 % Fett; 16 % EiweißFlüssigkeitszufuhr: 4,2+- 1,1 Liter

Für die meisten Mikronährstoffelagen Zufuhr und routinemäßig durch-geführte Blutanalysen auf der Serum-Ebene im Normbereich, während diezellulären Analysen (in den Erythro-zyten) der Mikronährstoffe (Mg, Zn,Se, B1, B2, B6, B9) Defizite aufwiesen.

TennisSport | 5_2012 | 18

Die Gruppe der Tennisspieler(N=145) mit individueller Mikronähr-stoffrezeptur, zeigt eine deutliche Auf-füllung der Mikronährstoffkonzentra-tionen. Die Tennisspieler (N=135) ohneindividuelle Rezeptur zeigen eine ekla-tante Reduzierung ihrer Mikronähr-stoffkonzentrationen, die nachweislichauch das Infekt- und Verletzungsrisikoerhöht haben.

Die Tennisspieler (N = 145 s. Abb. 9)die eine gute Mikronährstoffversor-gung aufweisen, zeigen über einenZeitraum von drei Jahren ein deutlichgeringeres Infekt- und Verletzungsrisi-ko im Vergleich zu den Tennisspielern(siehe Abb. 8) die keine individuelleMikronährstoffversorgung (Aminosäu-ren, Vitamine, Mineralien) erhaltenhaben.

Ganzheitliche Betreuungdieser Tennispieler

Jeder Sportler, der an diesem Pilotpro-jekt teilgenommen hat, erhielt auf-grund der durchgeführten biomecha-nischen Funktionsanalysen, individu-elle Trainingspläne zur Optimierungseiner persönlichen Leistungsfähig-keit, insbesondere bei vorliegendenmuskulären Dysbalancen. Mit Hilfevon Video- und detaillierten Statikana-lysen konnten anfängliche Fehlsteh-lungen bzw. Fehlbelastungen behobenwerden.

Die eklatanten Defizite von wichti-gen Mikronährstoffen (Aminosäuren,Vitaminen, Mineralien) für die Ge-websstrukturen haben bei den von unsuntersuchten Tennisspielern eindeutigzu einem höheren Verletzungsrisikogeführt. Die Blutanalysen ergaben ein-deutig einen deutlichen Mangel anMikronährstoffen, die für die Struktur

und Stabilität der Gewebsstrukturenverantwortlich sind. Diese werden beiintensiven Trainings- und Wettkampf-belastungen vermehrt für den Energie-stoffwechsel verbraucht d. h. körperei-gene Ressourcen werden angegriffen,die dann für die Regeneration und dieStabilität des Bindegewebes nichtmehr ausreichend zur Verfügung ste-hen.

Sport und das ImmunsystemDie 145 Tennisspieler mit einer geziel-tenMikronährstoffrezeptur zeigten einInfektrisiko von 5,2 Prozent, währenddie 135 Tennisspieler ohne gezielteMikronährstoffrezeptur ein 54,6 pro-zentiges Infektrisiko aufwiesen. Aufeine detaillierte Darstellung der immu-nologischen Parameter wird hier ver-zichtet.

Fallbeispiel eines19-jährigen Tennisprofis

Jetziger Trainingsaufwand: 25 bis 30StundenAusgangssituation: häufig Infekte undLeistungsschwankungen

Der Tennisspieler ist zu uns gekom-men, nachdem alle medizinischeninternistischen und weiterführendenimmunologischen Untersuchungenkeine erkennbaren Hinweise ergebenhaben.

Der sehr talentierte Tennisspielerhatte in den letzten Wochen kaumnoch das Trainingprogramm absolvie-ren können, da immer wieder kleineInfekte und leichte Verletzungen dervielfältigen Bindegewebsstrukturen(Bänder, Sehnen, Muskel, Knorpel)dies verhinderten. Er beschrieb zudem:- vermehrt auftretende Müdigkeit- gewisse Antriebslosigkeit

Abb.10:135TennisspielerohneindividuelleMikronährstoffrezeptur

Aminosäurenkonzentrationen(AbweichungvomMedianwert in%)

FunktionserhalteneBindegewebsstrukturenStabilisierungdes Immunsystems

OptimierungdesEnergiestoffwechselsundAktivitätvonNeurotransmittern

Bewertungskriterien

Fallbeispiel einer individuellen Mikronährstoffzufuhr eines19-jährigen Tennisprofis mit einem Trainingsaufwand von28 Stunden in der Woche.

Page 8: ÜberSinnundUnsinnvon Mikronährstofftherapienwirdbisheute ...€¦ · W er kennt es nicht ein Zwicken,einStechenoder vielfältige andere kleine Beschwerden, die den Sportler häufig

19 | 5_2012

- leichte Schwitzen nachts- deutlich verlängerte Rege-nerationszeitDie Ergebnisse zeigten

eklatante Defizite im Be-reich der zellulären Mikro-nährstoffkonzentration, ob-wohl dieser schon gezielteVitalstoffe nach Vorgabender DGE eingenommen hat-te. Die Ergebnisse der Er-nährungsanalyse entspra-chen zum großen Teil denVorgaben der DGE. Außer-dem ließen sich erniedrigteFerritinwerte von 32,1 ng/mlund grenzwertige Schilddrü-senhormone eine beginnen-de Unterfunktion erkennen.Die weiteren immunologi-schen Untersuchungen zeig-ten eine verminderte Phago-zytoseleistung („Fress-eigenschaften“ der Mono-zyten und Granulozyten).

Jede Woche wurde andrei Tagen ein ganztägigesBasen-Säureprofil durchge-führt. Aufgrund der festge-stellten Unterfunktion derSchilddrüse erhielt derSportlermorgens 10Minutenvor dem Frühstück L-Thry-roxin 50.

Nach vier Monatenhaben wir eine erneuteintrazelluläre Blutanalyseder Mikronährstoffe durch-geführt und das Immunsy-stemuntersucht. Die Blutab-nahme erfolgte nach dreitä-gigem Regenerationstrai-ning.

Seit der gezielten Zufuhrder Mikronährstoffe hatteder Sportler keinen einzigenInfekt mehr und konnte dasTrainingsprogramm optimaldurchführen. Die erheblichverminderte Phagozytose-leistung der Monozyten und

Granulozyten normalisiertesich. Eine bakterielle odervirale Infektionserkrankunglag bei beiden Untersu-chungszeitpunkten nach-weislich nicht vor. Seineheutige individuelle Mikro-nährstoffrezeptur sieht wiefolgt aus:

Der Tennisprofi erhieltzuletzt eine individuelleMikronährstoffrezeptur, dienach den aufgeführten Kri-terien aus einem Baukasten-system durch einen Apothe-ker zusammengestellt unddurch einigeMonopräparateergänzt wurden (L-Thry-roxin 50, Eisen, hoch dosier-tes Omega-3-Konzentrat).

FazitEine aktuelle Problematik inder Sportmedizin, Sport-und Ernährungswissen-schaft sind die zahlreichenMärchen undMythen in derMikronährstofftherapie beiSportlern. Richtig ist aller-dings, dass bis heute keineleistungsphysiologischenDaten zur praktischenÜber-prüfung der klinischen Rele-vanz bisheriger Mikronähr-stoffdosierungen existieren.

Bisherige Dosierungs-empfehlungen leiten sichaus Überlegungen zwischenEnergieverbrauch underhöhtenNährstoffbedarf ab(Zitat aus „Sportmedizin fürÄrzte“ 2007). Es existiertnach Aussagen internationa-ler Wissenschaftler „gerin-ges Wissen“ über die positi-ven Effekte einer gezieltenMikronährstoffzufuhr beiSportlern. All dies stecktnoch in den „Kinderschuh-en“. Die von uns durchge-führten Forschungsprojekte

Magnesium

Zink

Selen

Ferritin

Gesamteiweiß

VitaminB1

VitaminB2

VitaminB6

VitaminB9

VitaminB12

Kalium

Chrom

Intrazellulär:MagnesiumZinkSelenVitaminB1VitaminB2VitaminB6VitaminB9

Serum:FerritinGesamteiweißVitaminB12

Vollblut:Kalium(Hämatokritkorrigiert)Chrom

BedeutungderMikronährstoffkonzentration(quantitativ)nachAbweichungvomMedianwert in%

Abb.14:145Tennisspielernach3-monatiger individuelleZufuhrderMikronährstoffrezeptur

Abb.13:145Tennisspielernach3-monatigerZufuhrderMikronährstoffrezeptur

Aminosäurenkonzentrationen(AbweichungvomMedianwert in%)

FunktionserhalteneBindegewebsstrukturenStabilisierungdes Immunsystems

OptimierungdesEnergiestoffwechselsundAktivitätvonNeurotransmittern

Abb.12:145Tennisspielermit3-monatigerZufuhrderMikronährstoffrezeptur

quantitativeAminosäurenkonzentrationen(AbweichungvomMedianwert in%)

StabilisierungdesEnergie-undZuckerhaushaltes

VorläufersubstanzfüraktivierendeundberuhigendeNeurotransmitter

Abb.11:135TennisspielerohneindividuelleMikronährstoffrezeptur

quantitativeAminosäurenkonzentrationen(AbweichungvomMedianwert in%)

StabilisierungdesEnergie-undZuckerhaushaltes

VorläufersubstanzfüraktivierendeundberuhigendeNeurotransmitter

Bewertungskriterien Bewertungskriterien

Bewertungskriterien

Bewertungskriterien

und klinische Studien zeigenjedoch, dass der Mikro-nährstoffbedarf bei Lei-stungssportlern deutlichhöher ist als bisher ange-nommen wird.

90 Prozent aller Verlet-zungen der beanspruchtenvielfältigen Bindegewebs-strukturen (Bänder, Sehnen,Muskeln, Knorpel) lassen

sich durch eine gutesErnährungsverhalten undindividuelle Mikronähr-stoffrezeptur vermeiden.Dies haben unsere Untersu-chung an weiteren 15580Leistungssportlern zeigenkönnen. Somit ergibt sicheine Trainingskontinuitätund optimale Entwicklungder Leistungsfähigkeit.