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08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus / Seite 1
Straßenverkehrsunfälle und deren volkswirtschaftliche Bedeutung aus Sicht der Versicherung
Symposium der Polizeidirektion Braunschweig zur VSI 2020
08.11.2012 | Dr. Bernd Höddinghaus | Mitglied des Vorstandes
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 2
Agenda
Unternehmen Öffentliche Versicherung Braunschweig
Versicherungsmarkt in Deutschland
Gesamt
Kraftfahrtversicherung
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis
Gesamt
Fallbeispiele „Personenschaden“ und „Massenunfall“
Handlungsbedarf zur Unfallvermeidung/Schadenverhütung
Allgemein
Risikosport Motorradfahren
Ausblick: Kfz-Assistenzsysteme zur Schadenbegrenzung
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 3
Unternehmen Öffentliche Versicherung Braunschweig
Gründung:
– im Jahr 1754 als Gebäudefeuer-Zwangsmonopol-Versicherung
Geschäftsgebiet:
– ehemaliges Land Braunschweig, ca. 800.000 Einwohner
Kennzahlen:
– 400.000 Kunden– 330 Mio EUR Brutto-Beitragseinnahmen– 1,3 Mio Verträge– 30 Mio EUR Ergebnis vor Steuern
Mitarbeiter:
– 600 Innendienst (davon 75 IT-Mitarbeiter)– 500 Außendienst
(Schwerpunkt: § 84 HGB-Vertreter)
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 4
Unternehmensprofil Öffentliche Versicherung
ca. 3 von 4 Wohngebäuden ca. jeder 2. Hausrat
ca. jedes 2. Auto ca. jeder 5. Einwohner (Leben)
Marktstellung im Geschäftsgebiet
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 5
Versicherungsmarkt in Deutschland | GesamtVersicherungsmarkt in Deutschland | Gesamt
... sind Erwerbs-quelle für 216.400 Arbeitnehmer
Insgesamt arbeiten im Versicherungs-sektor 561.600 Menschen (sozialversicherungspflichtige Angestellte und selbständige Vermittler).
... repräsentieren über 97% des Erstversicherungs-marktes in Deutschland
... sind mit Kapital-anlagen von 1.256 Mrd. EUR führende Kapitalgeber für langfristige Investitionen
... generierten 2010 in der Erst-versicherung insgesamt 178,9 Mrd. EUR an Beiträgen und zahlten 187,2 Mrd. EUR an Leistungen aus
... bieten durch 452 Millionen Versicherungs-verträge Bürgern und Unternehmen umfassenden Risikoschutz und Vorsorge
Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e. V.
470 Mitgliedsunternehmen
Dienstleister für die deutschen Versicherer
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 6
Versicherungsmarkt in Deutschland | Gesamt
Brutto-Beitragsanteile 2011 (insgesamt 178.098 Mio. EUR)
Lebensversicherung86.798 Mio. EUR
49%
Kompositversicherung(Schaden/Unfall)56.615 Mio. EUR
32%
Krankenversicherung34.685 Mio. EUR
19%
Quelle: GDV
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 7
Versicherungsmarkt in Deutschland | Kompositversicherung
Brutto-Beitragsanteile 2011 (insgesamt 56.615 Mio. EUR)
Quelle: GDV
Sachversicherung insgesamt
27,3% Transport-/ Luftfahrtversicherung
3,2%
Kredit-/ Kautions-/ Vertrauensschaden-
versicherung2,7%
Allgemeine Haftpflichtversicherung
12,2%
Kraftfahrtversicherung insgesamt
36,9%
Private Unfallversicherung11,5%
Rechtsschutzversicherung5,9%
Schutzbriefversicherung0,3%
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 8
Versicherungsmarkt in Deutschland | Kompositversicherung
23,3 Mio. Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung im Jahr 2011
Quelle: GDV(Millionen Schadenfälle)
Sachversicherung insgesamt
24,2%
Private Unfallversicherung3,5%
Rechtsschutzversicherung16,7%
Allgemeine Haftpflichtversicherung
13,2%
Kraftfahrtversicherung insgesamt
42,3%
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 9
Versicherungsmarkt in Deutschland | Kfz-Versicherung
Anzahl der Schäden in der Kfz-Haftpflichtversicherung
Kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) in der Kfz-Versicherung
Quelle: GDV
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 10
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | KH-Schadenaufwände
Personenschäden: 39%
Sach- und Vermögensschäden:
61%
Sach- und Vermögensschäden61%
Personenschäden39%
Anteil Schadenaufwand Personen- und Sachschäden in der KH-Versicherung
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 11
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | KH-Schadenaufwände
Schadenbedarf Personenschäden und Verkehrstote/Verunglückte (indiziert, 2001=100)
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20
30
40
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80
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2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Schadenbedarf Personenschäden Anzahl Verkehrstote und Verunglückte
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 12
Schadendurchschnitt Personenschäden und Bruttoinlandsprodukt (indiziert, 2001=100)
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | KH-Schadenaufwände
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Schadendurchschnitt Personenschäden (in EUR) BIP
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 13
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | System Straßenverkehr
Zahlen, Daten, Fakten
mehr als 10 Verkehrstote pro Tag
20 Schwerstverletzte pro Tag
200 Schwerverletzte pro Tag
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 14
Getötete nach Ortslage (2011)
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Ansatzpunkte
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 15
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Ansatzpunkte
Getötete/ außerorts
Getötete/ innerorts
Getötete/ Autobahn
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 16
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel I (1)
Das Unfallereignis
Datum Sonntag, 28.11.2010, gegen 03:00 Uhr
Ort Landstraße
Unfallhergang Reh springt aus dem rechten Graben undüberquert die Fahrbahn. Infolgedessen weicht der Fahrer infolge einerSchreckreaktion nach rechts aus. Er verliert die Kontrolle über dasFahrzeug, der PKW kollidiert mit einemBaum.
Der Beifahrer, 32 Jahre, erleidet einPolytrauma, insbesondere eine Frakturder Brustwirbelsäule (BWK 5-8).
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 17
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel I (2)
Die Heilbehandlung
28.11. – 17.12.10 Stationäre Erstversorgung; insbesonderewird die Brustwirbelsäule durch eine Platte
fixiert, Verletzter bei der Entlassungvollständig bewegungsfähig.
06.01.11 Anschließende Reha-Maßnahme wird nach 9 Tagen vom Verletzten abgebrochen.
31.08.11 Erneute Vorstellung in der MH Hannover miteiner erheblichen Kyphosierung (Buckel-bildung) der Brustwirbelsäule durch dieLösung der Plattenverschraubung.
Erneute Operation und Einbringen einer zweiten Platte führt zu einer Querschnitts-lähmung ab dem BWK 5 - Querschnittssyndrom unterhalb TH 4 - Motorisch komplette Paraplegie(Lähmung) - Vollständige Blasen- und Mastdarmparese - Restsensibilität unterhalb der TH 4
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 18
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel I (3)
Der Verletzte
Alter zwischenzeitlich 34 Jahre
Ausbildung/Beruf - Hauptschulabschluss - Ausbildung zum Metallbauer - ca. 10 Jahre im erlernten Beruf tätig - vor dem Unfall seit 2010 Postzusteller
Bruttoeinkommen ca. 30.000 EUR jährlich
Familienstand ledig, keine Kinder
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 19
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel I (4)
Der Schadenaufwand (Zahlung und Reserve)
gezahlt 53.000 EURRückstellung 200.000 EUR
gezahlt 20.000 EURRückstellung 1.300.000 EUR
gezahlt 20.000 EURRückstellung 596.000 EUR
gezahltRückstellung 75.000 EUR
gezahlt 2.000 EURRückstellung 620.000 EUR
gezahlt 20.000 EURRückstellung 280.000 EUR
= zu erwartender Gesamtaufwand 3.186.000 EUR
622.000 EUR
300.000 EUR
+
+
+
+
+
253.000 EUR
1.320.000 EUR
616.000 EUR
75.000 EUR
Sonstige Kosten
Schmerzensgeld
Heilbehandlung
Pflegekosten
Verdienstausfall
Vermehrte Bedürfnisse
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 20
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel I (5)
Die Risiken und Chancen
Risiken Chancen
- Kostenentwicklung bei- Heilbehandlung- Rente- Pflege- Vermehrte Bedürfnisse
- Lebenserwartung
- Berufliche Reha verläuft erfolgreich
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 21
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel II (1)
Das Unfallereignis
Datum Freitag, 08.04.2011,gegen Mittag
Ort Bundesautobahn 19, Nähe Anschlussstelle Rostock-Laage
Unfallhergang Ein Sturm hatte Sand von umliegendenFeldern auf die Fahrbahn geweht und den Fahrern die Sicht genommen. Augen-zeugen berichteten, man hätte nur nochca. 10 m weit sehen können.
In Fahrtrichtung Berlin fuhren 23 Fahrzeugeaufeinander. In die andere Fahrtrichtung fuhren 60 Autos ineinander, Fahrzeuge ver-schmorten, acht Opfer starben. Insgesamtwurden mehr als 130 Personen verletzt.
+++ Gemeinsame Regulierungsaktion? +++
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 22
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel II (2)
Voraussetzungen für eine gemeinsame Regulierungsaktion
es müssen mehr als 49 Fahrzeuge in den Unfall verwickelt sein
bei Unfällen mit mehr als 19 Fahrzeugen nur, wenn es zu schwierig ist, den Unfallhergang nachzuvollziehen
nicht bei voneinander abgetrennten Unfallstellen oder nachvollziehbarem Hergang!
Entscheidung durch Kommission des GDV, welche auch die Beauftragung der 2 – 3 abwickelnden Versicherer vornimmt.
Regulierungsvorgehen
Angebot der beauftragten Versicherer an die Beteiligten zur Abrechnung nach einheitlichem Schlüssel (eine Teilnahmepflicht besteht nicht)
ansonsten nach Sach- und Rechtslage abwickeln
BACK UP „ Schlüssel zur Abwicklung bei gemeinsamer Regulierungsaktion“
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 23
Straßenverkehrsunfälle in der Praxis | Fallbeispiel II (3)
Die Abwicklung
Der Unfallhergang war nicht mehr nachvollziehbar. Die GDV-Kommission entschied: Aachen-Münchener, Allianz und HUK Coburg übernehmen die Abwicklung
2/3 der Geschädigten nahmen das Angebot der Versicherer an. Ihnen wurde bisher ein sechsstelliger Betrag (ausgenommen Arztkosten und Reha-Maßnahmen)ausgezahlt
29 Geschädigte haben auf eine Teilnahme verzichtet. Jetzt liegt es bei ihnen, den Unfallhergang zu beschreiben und ihre Ansprüche zu begründen.
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 24
Handlungsbedarf zur Unfallvermeidung/Schadenverhütung
Innerorts
Fußgänger schützen
Radfahrunfälle vermeiden
Außerorts
Landstraßenunfälle verhindern
Baumunfälle vermeiden
Motorradunfälle reduzieren
08.11.2012
Handlungsbedarf | Risikosport Motorradfahren
Risikosport Motorradfahren (Landstraße 2010)
30 Prozent aller Unfälle mit getöteten Motorradfahrern von diesen selbst verschuldet
einschließlich Alleinunfälle: 63 Prozent
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 26
Handlungsbedarf | Risikosport Motorradfahren
Hauptursachen
Abkommen von der Fahrbahn
Überholunfälle
Vorfahrtsmissachtung durch PKW
Hauptgründe
Geschwindigkeit
Mangelnde Erfahrung („Freizeit-Fahrer“)
Fehlende Fahrer-assistenzsysteme
Reaktion der Versicherer
Überlegungen zu „Belohnungssystemen“ bei Fahrzeugausstattung mit Fahrer-Assistenzsystemen
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 27
Ausblick | Kfz-Assistenzsysteme zur Schadenbegrenzung
Was ist ein Fahrer-Assistenzsystem?
Elektronische Zusatzeinrichtung in Kraftfahrzeugen zur Unterstützung des Fahrers in bestimmten Fahrsituationen. Hierbei stehen oft Sicherheitsaspekte, aber auch die Steigerung des Fahrkomforts im Vordergrund. Ein weiterer Aspekt ist die Verbesserung der Ökonomie.
Beispiele
Antiblockiersystem (ABS)
Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP)
Bremsassistent (BAS)
Automatische Notbremsung (ANB)
Abstandswarner
Spurhalte-/-wechselassistent
Fahrerzustandserkennung
Verkehrszeichenerkennung
...
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrerassistenzsystem (aufgerufen am 26.10.12)
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 28
Ausblick | Kfz-Assistenzsysteme zur Schadenbegrenzung
Auswirkungen
Nach Untersuchungen der Unfallforschung der Versicherer (UDV) würde die serienmäßige Ausrüstung von PKW, LKW und Transportern mit ESP und von Motorrädern mit ABS die Zahl der Unfälle deutlich um folgende Anteile reduzieren.
ESP für PKW 25 – 35 % *)
ESP für LKW 9 % *)
ESP für Kleintransporter 19 % *)
ABS für Motorräder 10 % **)
Mit dem serienmäßigen Einbau von Auffahrwarn- und Notbremssystemen in Pkw ließen sich darüber hinaus viele schwere Auffahrunfälle vermeiden. Nach Berechnungen der UDV wäre mit modernen Bremsassistenten eine Verringerung der schweren Pkw-Unfälle um zwölf Prozent möglich. Zu vorsichtiges und spätes Bremsen sind den Unfallforschern zufolge verantwortlich für viele Verkehrsunfälle
Nach dem seit November 2011 europaweit für alle Neuwagen vorgeschriebenen Schleuderschutz ESP versprechen Auffahrwarn- und Notbremssysteme das höchste Unfallvermeidungspotenzial
*) beeinflussbare Unfälle mit schwerem Personenschaden **) beeinflussbare Unfälle mit Personenschaden Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrerassistenzsystem (aufgerufen am 26.10.12)
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 29
Ausblick | Kfz-Assistenzsysteme zur Schadenbegrenzung
Das Typklassensystem in der Kfz-Versicherung
je Fahrzeugtyp Bewertung des Schadenbedarfs nach Schadenhäufigkeit und -höhe
Kriterien für die Ermittlung der Typklasse
Kraft-Haftpflicht: Vorgängerfahrzeuge + Vergleichsfahrzeuge
Kaskoversicherung: Vorgängerfahrzeuge + Vergleichsfahrzeuge +Typschaden
Zusammenhang von Schadenhäufigkeit und -höhe mit dem Einsatz von
Assistenzsystemen
Überlegung bei GDV„Belohnung“ der Fahrzeug-ausstattung mit wirksamen
Assistenzsystemen über die Typklasseneinstufung
BACK UP „Kehrseite Fahrerassistenzsystem“
08.11.2012Dr. Bernd Höddinghaus | Seite 30
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!