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THEMA: NETZWERKE Clevere Bauern _ Vernetzte Wirtschafts- frauen _ Ein Strippenzieher im Porträt DOSSIER FÜR UNTERNEHMEN Nr. 1 April 2009

ÖKK Dossier 1/2009 d

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Netzwerke: Clevere Bauern, Vernetzte Wirtschaftsfrauen, Ein Strippenzieher im Porträt

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Page 1: ÖKK Dossier 1/2009 d

THeMA: netzWerkeClevere Bauern _ Vernetzte Wirtschafts-frauen _ Ein Strippenzieher im Porträt

DOSSIERFÜR UnTeRneHMen

Nr. 1 April 2009

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Anonymitis Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt.

Mit unserer Krankenversicherung hat Ihr Unternehmen einen persönlichen und engagierten Berater. www.oekk.ch

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Mit doppeltem NetzEin Netzwerk hat zwei Funktionen. Es verbindet die Mitglieder und es fängt sie auf. Wir Menschen leben in Netzwerken – und wir überleben mit ihnen, privat wie beruf lich. Gerade die Wirtschaft hat sich zu einem einzigen, weltum-spannenden Netzwerk entwickelt. Wir sind darin eingebunden als Käufer und Verkäufer, als Unternehmer und als Angestellte. Und auch die Unternehmen sind über Kunden- und Lieferantenbezie-hungen sowie über Kooperationen untereinander vernetzt. Dass dies auch negative Folgen haben kann, spüren wir gerade jetzt angesichts des beispiellosen Dominoeffekts, der die gängigen Regeln der Weltwirtschaft mit Getöse umstösst. Das globale Netz-werk zeigt sich zum ersten Mal von der globalen Seite – negativ, weil die Rezession alle spüren, aber auch positiv, weil man global dagegen kämpft. Netzwerke verbinden – und Netzwerke helfen. Sind wir in einem Netzwerk, dann leisten wir einen Beitrag für dieses Netz-werk. Und eines Tages sind wir vielleicht froh, selber von der Hilfe der anderen im Netzwerk profitieren zu können. Dann fängt uns das Netz auf. Ein doppeltes Netz sozusagen. Die neuste ÖKK Publikation nimmt diesen Gedanken auf und führt ihn weiter. Herzlich willkommen im Leserkreis unseres ÖKK Dossiers, das sich zweimal pro Jahr an unsere Unterneh-menskunden richtet. Es wartet mit vielen Beispielen auf. Bei-spiele, die zeigen, wie es andere Unternehmen machen. Damit wir alle voneinander lernen können. Für unseren eigenen Beitrag im Netzwerk – und auch für die Hilfe aus dem Netzwerk.

Peter Werder

Editorial ÖKK Dossier

Impressum ÖKK Dossier _ halbjährliche Publikation für die ÖKK Unternehmens-kunden _ 1. Jahrgang _ 1/2009 Auf-lAge 14’500 HerAusgeber ÖKK, Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart, Tel. 058 456 10 10, [email protected] CHefredAktor Peter Werder redAktIon Brand Affairs AG _ Bernhard Widmer _ Christoph Kohler redAk- tIonelle mItArbeIt Fadrina Arpagaus _ Felix Müller _ Florian Leu _ Daniel Zumoberhaus fotos Gian Marco Castelberg _ Daniel Winkler _ Ona Pinkus Art dIreCtIon Advico Young & Rubicam _Sandra Hofacker korrektorAt Lektorama Cadonau und Cavegn druCk gdz AG

Anonymitis Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt.

Mit unserer Krankenversicherung hat Ihr Unternehmen einen persönlichen und engagierten Berater. www.oekk.ch

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06 THeMA: neTZWeRKe

06 Bauern vernetzen sich Der eine Bauer mit, der andere ohne Traktor. Wie Bauern in der Surselva Maschinen und Dienstleistungen austauschen.

12 Wirtschaftsfrauen in der SchweizWie knüpft man an einem Business-Apéro in Zürich Kontakte? Unsere Reporterin Fadrina Arpagaus hat es ausprobiert.

18 Vnà – wie ein Dorf zum Hotel wird Viel gepriesen wurde das Konzept des Hotels Vnà. Unser Reporter Florian Leu hat in Vnà die Grenzen der Vernetzung kennengelernt.

24 Rhätische Bahn Sie vernetzt Menschen im Bündnerland von A wie Alp Grüm bis Z wie Zernez: die RhB, ein Unternehmenskunde von ÖKK.

Inhaltsverzeichnis ÖKK Dossier

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30 ÖKK

30 Interview

32 Fallstudie Ein Unfall – und der Weg zurück ins Arbeitsleben

46 Kundenporträt Von KMU für KMU – Michael Mathis von Netzwerk.ch

36 SeRviCe

36 Wussten Sie, dass …

37 Für Sie gelesen «Als Firma auf- oder abtreten» von Hans-Peter Rest

38 Nachgefragt Macht uns die Krise krank?

40 Gesund am Arbeitsplatz Auf der Rutschbahn zum Mittagessen – bei Google Zürich

44 Die genaue Zahl

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Jürg Grob aus Ilanz versucht die Bauern in der Surselva miteinander zu vernetzen.

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07 Thema ÖKK Dossier

die bauernschläue ist sprichwörtlich. doch wenn es nach Jürg grob vom maschinenring surselva ginge, könnten die bauern noch schlauer sein. Wenn sie sich nur besser ver-netzen würden. drei beispiele.

TexT: Christoph Kohler __ FOTO: Gian Marco Castelberg

Bauer, clever, sucht Vernetzung

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Jürg grob (52) – mr. mAsCHInenrIng

Noch bedeckt Schnee die Surselva. Doch wenn der Frühling kommt und den Boden auftaut, dann kommen wenig später auch Jürg Grob und Ernst Hänny und säen auf den Feldern den Mais aus. Vor zehn Jahren haben die beiden Partner einer landwirtschaftlichen Betriebs-gemeinschaft für 35’000 Franken eine 6-Reihen-Säma-schine inklusive Granulatstreuer gekauft. Eine unsinnige Investition in Anbetracht der paar Maisfelder, die sie selbst beackern. Doch Hänny und Grob schauten über den Tellerrand ihres Hofs hinaus und boten die Säma-schine mit Fahrer für 91 Franken pro Hektare anderen Bauern an. Heute besäen sie rund 75 Hektaren fremdes Land im Jahr; fast jedes Maisfeld der Surselva wurde von ihnen besät. Abgeschrieben ist die Sämaschine dadurch

schon lange. Und die Maisbauern der Region sind froh, dass sie auf eine eigene Sämaschine im Fuhrpark ver-zichten können.

Als Geschäftsführer des Maschinenrings Sursel-va lebt Grob vor, worum es bei jedem Maschinenring in Deutschland, Österreich und der Schweiz geht: die regionale Vernetzung von Bauern zum Austausch von Maschinen und Arbeitskräften. Hänny und Grob zum Beispiel vermieten über den Maschinenring jährlich Traktoren, Spezialmaschinen und Dienstleistungen im Wert von rund 40’000 Franken; andererseits neh-men sie für etwa 30’000 Franken Maschinen und Dienstleistungen anderer Bauern in Anspruch. Durch die Zusammenarbeit erhöhe sich die Schlagkraft der Betriebe, sagt Grob. «Schlagkraft» ist sein Lieblings-wort, und es klingt eindrucksvoll aus dem Mund dieses Hünen mit Vollbart. Der Gedanke dahinter ist simpel, jedoch existenziell für die Landwirtschaft: Effizienz-steigerung. Über den Maschinenring liessen sich ganze Silierketten organisieren, vom Mähen mit modernsten Maschinen bis zur fertig in Rundballen verpackten Sila-ge. Arbeitsspitzen und schlaf lose Bauernnächte gehörten dadurch ebenso der Vergangenheit an wie unnötig grosse Maschinenparks. Theoretisch. In Wirklichkeit ist nicht einmal jeder fünfte Bauer im Bündnerland Mitglied eines Maschinenrings.

Also übt sich Grob weiterhin f leissig im Formulie-ren von Konjunktiven: würden, wären, könnten. Auf 50 Millionen Franken schätzt er den Neuwert aller Land-wirtschafts-Maschinen der Surselva. Würden die Bau-ern nur 10 Prozent des Fuhrparks reduzieren und dafür auf Maschinen anderer Bauern zurückgreifen, ergäbe das Einsparungen von 5 Millionen Franken. Dann klopft er mit seinem dicken Zeigefinger an seine Schläfe. Das Problem stecke in den Köpfen, sagt er. Ein grosser Traktor sei für viele Bauern Ehrensache. «Dabei gehört ein Traktor nicht zur Familie, ist nicht einmal lebendig wie eine Kuh», findet er. Er sei kein grosser Denker, sagt Grob, aber so viel Grips habe er, dass er wisse, dass sich eine Maschine rechnen müsse.

luregn proJer (39) – Herr der rundbAllen

Hier eine Rundballe, dort eine Rundballe. Rundballen gefüllt mit Silage liegen in der ganzen Surselva verstreut, bilden mit anderen Rundballen Haufen, mal freistehend am Wegesrand, mal aufgetürmt an einer Hauswand. So

Thema ÖKK Dossier

Der Maschinenring

Die idee des Maschinenrings ist einfach. Da es sich für kleine und mittlere Bauernhöfe nicht lohnt, einen kom-pletten Maschinenpark anzuschaffen, vernetzt man diese landwirtschaftlichen Betriebe in einem verein, um unterei-nander Maschinen und Dienstleistungen anzubieten, nachzufragen und auszutauschen. Abgerechnet wird über Protokolle mit Tarifen, die von neutralen Bundesstellen empfohlen werden und die heute auf dem internet abruf-bar und buchbar sind. > www.maschinenring.ch Der erste Maschinenring wurde 1958 in Bayern ge-gründet. Heute sind in Deutschland und in Österreich über die Hälfe aller Landwirte Mitglieder eines Maschinenrings. Dagegen sind es in Graubünden nur 15 Prozent. immerhin geht es aufwärts: So konnte der Maschinenring Surselva seinen Umsatz seit seiner Gründung 1992 von 50’000 Franken auf 850’000 Franken im Jahr steigern und zählt heute 141 Mitglieder. Finanzieren tun sich die Maschinen-ringe durch Mitgliederbeiträge sowie eine vermittlungs-kommission von 1 Prozent bzw. 7 Prozent bei Aufträgen von nichtmitgliedern. Seit 2008 hat der bündnerische Dachverband des Maschinenrings eine vollamtliche Ge-schäftsführerin, welche die fünf Maschinenringe im Kan-ton administrativ unterstützen soll. vor allem soll das netz-werk des Maschinenrings vermehrt für Dritte, also für Gemeinden und Privatunternehmen, attraktiv werden.

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Luregn Projer aus Vella ist Bauer, doch für den eigenen Hof hat er kaum Zeit.

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Ohne den Maschinenring könnte Mario Bühler gar nicht Bauer sein.

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ist das auch im Lugnez, dem sonnigen Tal, das von Ilanz Richtung Süden führt. Hier ist fast jede Rundballe durch die Presse und den Wickler von Luregn Projer gegangen. Luregn Projer ist Bauer mit 40 Hektaren Land, aber ei-gentlich ist er vor allem Lohnunternehmer, einer, der sich und seine Maschinen pro Stunde oder pro Hektare verdingt.

«Papi! Papi!», rufen die beiden Mädchen, die auf Projers Hof in Vella auf einem Trampolin springen. Und schon tuckert ein 100-PS-Hürlimann-Traktor samt Güllewagen und Papi auf den Hof. Vielleicht freuen sich die Mädchen deshalb so auf ihren Vater, weil sie ihn so selten sehen. Der Projer, munkelt man im Tal, der habe am Anfang fast nichts gehabt. Jetzt aber steht ein drei Jahre altes Haus auf seinem Hof, ein sechs Jahre alter Stall und darin ein stattlicher Traktor, eine Krone-F125- XC-Rundballenpresse im Wert von 65’000 Franken so-wie ein Rundballenwickler. Für all das hat sich Projer in Schulden gestürzt. Nun schuftet er im Sommer bis zu 18 Stunden am Tag, presst und wickelt mit einem Partner Rundballe um Rundballe, über 4000 Ballen in diesem Jahr – Rekord. Mehr als 600 Stunden wird er dafür auf seinem Traktor gesessen haben, 100’000 Franken werden am Ende des Jahres anderen Landwirten in Rechnung gestellt sein. Den Abrechnungsblock des Maschinen-rings hat Luregn Projer öfter in der Hand als Klopapier.Wenn im Sommer seine 90 Jungrinder auf der Alp sind, gibt es kaum ein Lebewesen auf dem Hof. Keine mu-henden Kühe, keine krähenden Hähne, keinen Hofhund, der kläfft. Nur die Töchter, die auf dem Trampolin sprin-gen. Und selbst wenn die Jungrinder im Herbst, Winter und Frühling im Stall sind – gemolken werden sie nie. «Nur Aufzucht», betont Projer. Mehr liege für ihn, der so viel für fremde Bauern unterwegs sei, nicht drin. Dafür verdient Projer Cash, dafür schrumpfen seine Schulden. Irgendwann – «vielleicht in zehn Jahren» – wenn die Schuldenlast nicht mehr so drückt, hofft der Familien-vater, mehr Zeit für Frau, Kinder und seinen eigenen Hof zu haben. Bis dahin wird er weiterhin im Sommer im Lugnez Rundballe um Rundballe pressen und wickeln.

mArIo büHler (35) – bAuer oHne trAktor

Im Gegensatz zu seinen Kollegen Grob und Projer hin-terlässt Mario Bühler keine sichtbaren Spuren in der Sur-selva – mal abgesehen von den 17 Kälbern, die er pro Jahr verkauft. Für Arbeit bei anderen Bauern hat er keine Zeit,

über den Maschinenring verdient er kaum einen Rappen. Hingegen nimmt er jährlich via Maschinenring Dienst-leistungen und Maschinen im Wert von 7000 Franken in Anspruch. Eine negative Maschinenring-Bilanz sozu-sagen, die blendend aufzugehen scheint. Ist der Stall vom Hof Starpunz auch alt, so ist das Haus daneben neu und prächtig: 180 Quadratmeter Wohnfläche, helle Nadel-holzfassade und riesige Fenster, die den Blick hinunter ins Tal bis zum Hof der Grobs freigeben.

Nur 17 Hektaren misst Bühlers Land, 17 Mutterkühe und 17 Kälber sind sein Eigen. Der Maschinenpark besteht aus einem klapprigen 2-Achs-Mäher und einem einfachen Motormäher. Traktor und Transporter besitzt er nicht. Überhaupt braucht Bühler fast keine eigenen Maschinen, dafür gibt es eben den Maschinenring. «Ohne den Maschinenring wäre das Bauern, wie ich es betreibe, unmöglich», gibt der smarte Bursche zu. Er weiss, dass bei seiner Hofgrösse jede Investition in den Maschinenpark ökonomischer Unsinn wäre. Nicht um-sonst hat Bühler eine 80-Prozent-Stelle beim Kanton Graubünden als landwirtschaftlicher Betriebsberater. Unzählige Betriebsrechnungen hat er studiert, er weiss, was Bauern in der Gegend für Maschinen ausgeben, und er hat ausgerechnet: Im Vergleich zu Bauern mit dem üblichen Eigenmechanisierungsgrad sind seine Maschi-nenkosten pro Hektare nur halb so hoch. Doch sein Hof Starpunz ist rentabel. Weniger Maschinen, mehr Tiere, lautet seine Devise. «Ich und meine Freundin lieben die Arbeit mit den Tieren», sagt er. Frühmorgens, wenn seine Beamtenkollegen noch schlafen, ist er bereits bei seinen Kühen und Kälbern, und im Stall findet man ihn wieder, nachdem er heimgekommen ist. Es gibt sie noch: Bauern aus Leidenschaft, die rechnen können.

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tAke AWAy

1 Maschinen und Dienstleistungen auszutauschen, senkt die Kosten des einzelnen.

2 in Graubünden sind 15 Prozent der Bauern in einem Maschinenring, im Ausland bis zu 50 Prozent. Das Potenzial der vernetzung ist in der Schweiz längst nicht ausgeschöpft.

3 Weniger Maschinen, mehr Tiere – dank guter vernetzung und einem cleveren Geschäftsmodell wird es möglich, Bauer im nebenberuf zu sein.

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Thema ÖKK Dossier

Die Damenriege

Wer die schweizer Wirtschaft lenken will, braucht kontakte. männer haben dafür das militär oder die Verwaltungsratskollegen. frauen haben ihre eigenen netzwerke – von denen auch die männer profitieren. ein besuch bei den Wirtschaftsfrauen schweiz.

TexT: Fadrina Arpagaus __ FOTO: Ona Pinkus

«Übrigens: Man sagt sich bei uns Du», sagt Ri-carda Harris, die Geschäftsleiterin der Wirt-schaftsfrauen Schweiz, bevor sie sich am After- Work-Apéro in Zürich ein Glas Wein vom Buffet greift, die ersten Gäste begrüsst und mich im Kreis herum vorstellt. Von steifen Hosenanzügen in Dunkelgrau und ernsten Gesichtern keine Spur. Überall nur gut ge-launte, selbstbewusste und wortgewandte Frauen.

Wer bei den Wirtschaftsfrauen Schweiz Mitglied ist, steht aktiv im Berufsleben – und hat in den meisten Fällen eine Kaderstelle inne. Der Verband der Wirtschaftsfrauen ist ein Netzwerk von Unternehmerinnen, Ma-

nagerinnen, sprich: Frauen in Führungspo-sitionen. Seit seiner Gründung 1999 hat sich der Verband in der Schweiz als Plattform für Networking, Mentoring – der gezielte Wis-senstransfer von erfahrenen Personen zu un-erfahrenen Personen – und Öffentlichkeits-arbeit etabliert. Die Plattform bildet eine Schnittstelle für Frauenfragen zwischen Wirt-schaft und Politik. Es finden sich zahlreiche prominente Gesichter im Kreis der Wirt-schaftsfrauen, wie die SP-Ständerätin Anita Fetz, die Leiterin der Pensionskasse Energie, Clivia Koch, oder Carolina Müller-Möhl, Vorsitzende der Müller-Möhl Group. Auf der anderen Seite weniger bekannte Power-

Bringt Wirtschafts-frauen zusammen, ohne die Männer zu vergessen: Ricarda Harris.

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«Der Erfahrungsschatz unter uns Wirtschaftsfrauen ist riesig. Wenn wir uns damit gegenseitig unterstützen, können wir alle voneinander profitieren.»

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RICARDA HARRIS, GESCHÄFTSLEITERIN DER WIRTSCHAFTSFRAUEN SCHWEIZ

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Thema ÖKK Dossier

Frauen, die ein KMU leiten oder selbst eine kleine Firma aus dem Boden gestampft ha-ben. Mittlerweile sind 600 Einzelpersonen Verbandsmitglieder – und 40 Unternehmen: UBS, Credit Suisse, ABB, Swisscom, Swiss Re – oberste Liga. Normalerweise treffen sich die Ladies zum After-Work-Apéro in gediegenem Ambiente oder zum Businesslunch in Bern, Basel, Luzern, Aarau oder Zug. Diesmal hat sich das Zürcher Organisationskomitee etwas Besonderes ausgedacht: Der monat-liche Apéro findet im Goldschmiedeatelier der Designerin und Wirtschaftsfrau Tamara Loosli am Zürcher Limmatquai statt. Sekt und Schmuck und Wirtschaftsfrauen, das passt.

«Man sagt sich Du» – das probiere ich aus. Bedrohlich sehen sie nicht aus, die gut gekleideten, dezent geschminkten, angeregt plaudernden Damen zwischen 35 und 45. Zur grossen Gesprächsrunde in der Mitte des Raums wage ich nicht vorzustossen, aber eine Anwältin, die alleine herumsteht, lässt sich in ein Gespräch verwickeln. Beim zweiten Kontaktversuch bin ich schon ge-löster. Ich heimse Visitenkarten ein – diese typische Geste des Networkings, die ich allerdings nur halb beherrsche. Denn ich selbst habe keine eigene Visitenkarte. An-fängerfehler.

sICHtbAr Werden

«Die Wirtschaftsfrauen fungieren als Tür-öffner», sagt Ricarda Harris. Das erste Ziel

des Verbands sei: Öffentlichkeit für die Frauen schaffen. «Es gibt so viele talentierte, gebildete Frauen, die einfach keiner kennt.» Die Probleme sind bekannt: zu wenige Frauen in Kaderpositionen, zu wenige Verwaltungs-rätinnen. An Talent, an Ausbildung mangelt es nicht, aber: «Frauen sind einfach schlech-ter vernetzt als Männer und setzen sich selbst ungern in Szene. So werden sie oft über-gangen, wenn es darum geht, eine Führungs-position neu zu besetzen.» Zum Erfolg braucht es neben Authentizität, Offenheit und Spass an der Arbeit auch einen Mentali-tätswechsel: «Macht und Selbst-bewusstsein sind nichts Schlechtes. Das müssen viele Frauen erst noch lernen.» Das Wichtigste, so Harris, aber bleibt: die Beherrschung des Networkings, das Know-how des Vernetzens. Das muss jede Frau beherrschen, wenn sie nach oben kommen will.

erfAHrungen AustAusCHen

Zum Üben des Networkings bieten die An-lässe der Wirtschafsfrauen – Apéros, Dis-kussionsabende, Workshops, Dinners – die beste Gelegenheit. Vielen Frauen geht es bei solchen Anlässen gar nicht darum, mit mög-lichst vielen neuen Aufträgen in der Tasche nach Hause zu gehen. Wichtiger sind der Er-fahrungsaustausch, persönliche Kontakte – und nach einer Weile vielleicht sogar Freund-schaften. «Der Erfahrungsschatz unter uns Wirtschaftsfrauen ist riesig. Wenn wir uns damit gegenseitig unterstützen, können wir alle voneinander profitieren», sagt Harris.

Kathrin Grüneis, Relationship Manager und Mitglied der Wirt-schaftsfrauen Schweiz.

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«Macht und Selbstbewusstsein sind nichts Schlechtes. Das müssen viele Frauen erst noch lernen.»

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RICARDA HARRIS, GESCHÄFTSLEITERIN DER WIRTSCHAFTSFRAUEN SCHWEIZ

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Erstaunlich ist: Keine der Frauen hegt schlechte Gefühle gegen männliche Füh-rungsstile. Im Gegenteil. Eine Kommuni-kationschefin meint: «Ich habe die Erfah-rung gemacht, dass Frauen und Männer in leitenden Positionen sehr gut zusammenar-beiten können, wenn sie ihre spezifischen Qualitäten nutzen und zusammenfliessen lassen.» Und eine Jungunternehmerin mit einer kleinen Firma schüttelt genervt den Kopf: «Ich habe unzählige Seminare und Workshops besucht, in denen erklärt wur-de, wieso Frauen weniger erfolgreich sind als Männer. Ich mag das alles nicht mehr hören. Für Männer und für Frauen gilt: Machen, machen, machen.» So wie sie haben es in die-ser Runde viele getan.

VIelfältIge füHrungsstIle

In der Tat suchen die Wirtschaftsfrauen die Zusammenarbeit mit den Männern. «Zu unseren Business Days kommen nun schon rund 20 – 30 Prozent Männer. Ich habe das Gefühl, dass sich unsere Anlässe langsam zu einem Partnermarkt ausweiten», schmunzelt Ricarda Harris. Doch im Ernst: Ein zen-trales Anliegen der Wirtschaftsfrauen ist ne-ben einer erhöhten Sichtbarkeit der Frauen auch ein besseres Bewusstsein für die Ver-schiedenheit der Arbeits- und Führungsstile. Frauen lassen sich oft von anderen Werten leiten als Männer und setzen auf soziale Verantwortung, Kommunikation und f lache Hierarchien. Aber egal ob Mann oder Frau:

Unterschiedliche Qualitäten können der Schweizer Wirtschaft nur nützen.

Dass kaum eine Besucherin die ausgestell-ten Schmuckstücke der Apéro-Gastgeberin Tamara Loosli beachtet, scheint diese nicht zu stören. Nach einer kurzen Rede wirft sie eine Frage in den Raum: «Mein Mann und ich haben drei Kinder, aber keines will das Schmuckgeschäft übernehmen. Vielleicht hat ja von euch jemand Lust?» So funkti-oniert Networking, und es beginnt auch mir Spass zu machen. Bei meinem dritten Vorstoss bin ich ganz entspannt. Auf mei-ne Frage, «Darf ich mich Euch vorstellen?», antwortet gleich ein ganzer Frauenchor: «Ja gerne!» Die Tür in die Wirtschaftswelt scheint meterweit offen. Und als ich mich am Ende verabschiede, eilt mir sogar eine Dame nach: «Ich würde Sie gerne noch ken-nenlernen, bevor Sie gehen.»

> www.wirtschaftsfrauen.ch

Thema ÖKK Dossier

>

tAke AWAy

1 Frauen in Führungspositionen sind selten, weil sie schlechter vernetzt sind

als die Männer.

2 Die Führungsqualitäten von Männern und Frauen unterscheiden sich. in der Kombi- nation sind sie oft unschlagbar.

3 Frauen, vernetzt euch! Und lasst die Männer trotzdem nicht links liegen.

präsentiert

10. FINALE8. MAI 2009

mit Publikumspreis

Hauptsponsoren:

Infos und Tickets: www.comedy.ch

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Schmuck und Sekt, das passt, finden die Wirtschaftsfrauen.

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Page 17: ÖKK Dossier 1/2009 d

Schmuck und Sekt, das passt, finden die Wirtschaftsfrauen

präsentiert

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Der Dorfplatz mit Blick in Richtung Val Sinestra.> An jedem Haus sind Schilder mit romanischen Verben angebracht.>

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19 Thema ÖKK Dossier

Hotel Vnà – oder die Grenzen der lokalen Vernetzung

mit ihrer Idee, «ein dorf wird zum Hotel», wollen die Initianten der stiftung Vnà Abschwung und Abwanderung im unter- engadiner dorf verhindern. das beispiel zeigt Chancen, aber auch schwierigkeiten der lokalen Vernetzung.

TexT: Florian Leu __ FOTO: Daniel Winkler

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20 Thema ÖKK Dossier

Bevor sie in Vnà ein bröckelndes Haus zum Hotel umbauen liessen, hatten die Initianten der Stiftung Vnà eine schöne Idee. Daraus machten sie ein Heft, damit sammelten sie Geld. Die Idee ging so: Das ehemalige Hotel Piz Tschütta, in das sich schon lang kein Pächter mehr traute, wird renoviert und neu eröffnet. Die Gäste kom-men und essen Gerichte, die aus Zutaten aus der Gegend gemacht werden. Im hoteleigenen La-den kaufen sie Schnitzereien und Eierwärmer, Filzhüte und Wolle – alles aus der Umgebung. Sie schlafen im Haupthaus Piz Tschütta oder in einem seiner Satelliten: renovierte Zimmer unter dem Dach der Einheimischen. «Ein Dorf wird zum Hotel», lautete der einprägsame Slogan der Initianten. Das Geld f loss. Zwei Millionen Franken kamen zusammen, allein die Schweizer Berghilfe spendete 250’000. So ging am 1. Mai 2008 tatsächlich die handgeschnitzte Tür des Hotels auf, und abends leuchteten die Lichter des Hauses auf den jahrelang dunklen Dorfplatz. Urezza Famos, Unternehmerin und treibende Kraft hinter dem Projekt, konnte mit gutem Grund stolz sein.

Doch ein halbes Jahr später machen die ers-ten Einheimischen einen Bogen um das Hotel. Nino Casura zum Beispiel, ein Bauer mit rot geäderten Händen und einer Zigarette zwischen den Lippen. Er setzt sich ins Gasthaus Arina und sagt: Zu schick sei das Hotel für ihn und zu teuer. Wo früher sein Stammtisch gestanden habe, dort getraue er sich heute nicht mehr hin in seinen f leckigen Hosen. Auch hätten die Lei-ter des Hotels mehr versprochen, als sie hielten. Noch immer warteten die Einheimischen auf den Hotelladen mit einheimischen Produkten, für den das Geld der Berghilfe gef lossen sei.

eInerseIts, AndererseIts

Einerseits: Viele Menschen im Dorf sind mit dem Projekt «Hotel Vnà» geschäftlich verban-delt. Willi Joos zum Beispiel verkauft seine selbst gemachten Holzfiguren im Haupthaus, eine Bäuerin backt Nusstorten, ein Bauer liefert das Kalbf leisch. Eine andere Bäuerin putzt die Hotelzimmer, eine weitere hilft im Service, während ihr Sohn in der Hotelküche die Teller wäscht. Ginge es nach dem Schweizer Botschaf-ter bei der Welthandelsorganisation WTO, Lu-zius Wasescha, könnte Vnà ein Musterbeispiel sein für den ganzen Alpenraum. Die Alpenlän-der müssten regionale Labels entwickeln, sagt Wasescha, um ihre Produkte besser zu schützen und zu vermarkten. Sie müssten lernen, auf die Erzeugnisse und Fähigkeiten der Einheimi-schen zu setzen, auf die Stärken des lokalen Netzwerks. Genau das tut man im Hotel Piz Tschütta: Auf den Tisch kommen Bündner-f leisch und Bier aus dem Nachbarsdorf. Karot-ten, die im Tal aus den Feldern gezupft wurden. Tee aus dem Oberengadin. Zuletzt ein Gläschen Schnaps, gebrannt ganz in der Nähe.

Andererseits: Wenn er das Postauto nach Vnà lenkt, hört Chasper Mischol die Stimmen der Touristen hinter sich. Stimmen, die von der Idee des Projekts «Hotel Vnà» schwärmen. Über 200 Artikel seien in den Zeitungen erschienen, das Hotel sei einzigartig, indem es ein ganzes Dorf ins Unternehmen einbinde. Eben erst habe das Hotel einen Preis für Nachhaltigkeit gewonnen. Chasper Mischol kurvt hinein ins Dorf, holpert übers Kopfsteinpf laster. Jede Stunde hält hier sein Bus und eine Schar Touristen läuft über den Dorfplatz, begleitet vom Klackern ihrer Wan-derstöcke. Die Gäste gehen hinein ins Hotel Piz Tschütta, betreten knarrende Holzböden,

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Urezza Famos, Initiantin des Projekts «Hotel Vnà».Bei der Sanierung halfen auch deutsche Handwerker mit.

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Willi Joos verkauft im Hotel Piz Tschütta seine kunsthandwerklichen Arbeiten, zum Beispiel die Vögel über dem Fenster.

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kommen vorbei an schneeweissen Wänden und schlafen später in Laken, die täglich gewaschen werden. Sie wissen nicht, dass deutsche Arbeiter die Böden geschliffen haben, obwohl Schreiner von hier bereitgestanden wären. Dass Maler aus Baden die Wände gestrichen haben, obwohl hiesige Handwerker Interesse daran gehabt hätten. Dass die Bettwäsche im 40 Kilometer entfernten Samedan gereinigt wird, obwohl das die Leute im Dorf machen könnten. Sie kennen auch nicht Monica Mayer, eine weitere Bäuerin aus Vnà. Im matten Licht ihrer Stube sitzt sie und lobt Urezza Famos für deren Tatendrang und Ausdauer. Dann aber sagt Mayer, sie habe mehr davon, wenn sie ihre Zimmer selbst ver-miete statt übers Hotel. Bekommt sie Gäste über das Hotel vermittelt, blieben diese kaum eine halbe Woche und wollten das Zimmer täg-lich gereinigt haben. Und ihr Vieh verkaufe sie lieber dem Grossverteiler. Das gehe schneller, sei besser bezahlt und mit keinen Feilschereien verbunden. Das weiss keiner der Touristen, die Chasper Mischol eben nach Vnà gefahren hat. Doch er weiss es. Und weil er es weiss, ist er aus der Stiftung Vnà, die das Projekt vorangetrieben hat, wieder ausgetreten.

grenzen der Vernetzung

Urezza Famos kennt diese Fälle, kennt die Grenzen der dörf lichen Vernetzung. Denn für die anspruchsvollen und aufwendigen Bauar-beiten, sagt sie, habe sie Fachkräfte aus dem Unterland nehmen müssen. Den Einheimischen fehlten schlicht die nötigen Kenntnisse. Manch-mal verstünden die Leute in Vnà nicht, dass für solche Projekte Wissen und Geld von aussen kommen müssten. «Sonst hätten wir das Haus

nicht umbauen können, wie wir es getan haben – alles biologisch. Und das Geld hätten wir nie zusammenbekommen.» Betrachtet der Tourist das Hotel, dann ist offensichtlich: Hier treffen Tradition und Moderne zusammen und eben auch lokale Vernetzung und überregionale Ver-netzung. Für den von vielen ersehnten Laden fehlten noch 40’000 Franken, sagt Urezza Famos. Die kritischen Stimmen – vielleicht verstummen sie, wenn der Laden eröffnet ist.

Als würde einer das Licht ausknipsen, so schnell bricht in Vnà die Nacht herein. Wenige Laternen f lackern, zwischen ihnen tappt man im Dunkeln. Leer liegt der Dorfplatz da, hell strahlt das Hotel. Eine Einheimische sagt: «Das Projekt mag noch nicht perfekt sein – aber im-merhin leuchten jetzt wieder die Lichter in den kleinen Fenstern.»

> www.hotelvna.ch

Thema ÖKK Dossier

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tAke AWAy

1 netzwerke entstehen nicht am Reissbrett allein. Sie müssen harmonisch wachsen. Das verlangt Geduld von den Partnern.

2 Lokale netzwerke können sich überschneiden mit regionalen oder noch grösseren netz- werken. Sozusagen das netz im netz im netz …

3 ein netzwerk sollte offen sein, ist manchmal aber auch begrenzt. netzwerke produzieren nicht immer nur Gewinner, sondern auch verlierer.

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Die RhB

Als Netzwerk-Bahn zum Erfolg

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TexT: Felix Müller __ FOTO: Rhätische Bahn, Chur

Die Rhätische Bahn (RhB) vernetzt Menschen und ermöglicht Kontakte. Von A wie Alp Grüm bis Z wie Zernez. Ihre Züge befahren dabei ein Schienennetz von 384 Kilometern Länge, überqueren 582 Brücken und passieren 114 Tunnels. Dort, wo die Schienenstränge zusammenlaufen, liegen wichtige Knotenpunkte: Chur, Landquart, Reichenau, Disentis, Filisur, Samedan, Scuol und Tirano, wo die RhB auf die italienische Staatsbahn trifft.

Damit die Bündner voll auf den öffentlichen Verkehr zählen können, ist die RhB bis in die hintersten Täler und hinaus in die grosse Welt vernetzt. Als grösste Schweizer Privatbahn ist sie ein tragendes Element des Schweizer Verkehrsnetzes. Die Verbindung zum Netz-werk der RhB sichern die Bundesbahnen SBB mit ihrer Normalspurlinie nach Chur. Und wenn die roten Kom-positionen der RhB nicht mehr weiter in die Täler fahren können oder die Steigung zu steil wird, springt das Netz-werk der Postauto-Busse und Seilbahnen ein.

VIelfältIges netzWerk

Der Mann, der dieses Netzwerk von Bahnen und Bus-sen für die RhB mitgestaltet, heisst Marco Margadant. Er ist Leiter Netzplanung und -steuerung und in dieser Funktion verantwortlich für die Fahrpläne. «Wir sind in ein sehr vielfältiges Netzwerk eingebunden», sagt der langjährige RhB-Mann. Dieses beginnt bei der Fach-

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stelle öffentlicher Verkehr des Kantons Graubünden und reicht über die Präsidenten der Fahrplanregionen und die SBB bis hin zu Partnerunternehmen wie Stadtbus Chur, Engadin Bus, Postauto Schweiz AG und Matterhorn Gotthard Bahn.

Mit seinen Leuten erstellt Margadant nicht nur den RhB-Fahrplan, sondern ist auch für dessen tägliche Umsetzung mitverantwortlich. Sein Team disponiert die verschiedenen Wagentypen und Lokomotiven und ist für den Einsatz von Lokführern und Zugbegleitern zuständig. «Dabei ist das interne Netzwerk zu deren Vor-gesetzten und zu den Personalvertretern wichtig», sagt Margadant.

Wer denkt, dass damit der Netzwerkgedanke bei der RhB ausgereizt sei, täuscht sich. Peider Härtli, Leiter Kommunikation der grössten Schweizer Schmalspur-bahn, kommt beim Stichwort richtig in Fahrt: «Informa-tik-Netzwerke, internationale Netzwerke, Journalisten-

Netzwerke, Tourismus-Netzwerke, Politik-Netzwerke! Mehr gefällig?» Im weiteren Gespräch verdeutlicht Härtli, dass die RhB aufgrund ihres öffentlichen Auftrags und ihrer Dienstleistungsorientierung stärker vernetzt ist als viele andere Unternehmen – und auch vernetzt sein muss –, um ihre Leistung erbringen zu können und Erfolg zu haben. «Wir sind schliesslich eine der Lebensadern Graubündens», erklärt Härtli.

Für Erwin Rutishauser, Vorsitzender der RhB-Geschäftsleitung, sind funktionierende Netzwerke ein nicht zu unterschätzendes Element, wenn es um den unternehmerischen Erfolg geht: «Wir sind auf verschie-denen Märkten aktiv und müssen uns auf diesen gut po-sitionieren – dazu gehört auch der regelmässige Kontakt mit unterschiedlichsten Institutionen.» Als Beispiele nennt Rutishauser Reiseveranstalter, Tourismusorga-nisationen im In- und Ausland, Hotels, Kurdirektoren und die Verantwortlichen von anderen Transportunter-

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nehmen. Wichtig sind ihm zudem gute Beziehungen zu den Bündner Gemeinden und zu den Eigentümern (die zwei Haupteigentümer der RhB sind mit 51,3 Prozent der Kanton Graubünden und mit 43,1 Prozent die Eid-genossenschaft) und zu den Sozialpartnern.

Im Kanton Graubünden verfügt die RhB über ein weit gespanntes soziales und wirtschaftliches Netzwerk. Dazu gehören etwa die verschiedenen Tourismusorgani-sationen, die Zulieferbetriebe, Dienstleister wie etwa ÖKK (mit der die RhB eng kooperiert) – und letztlich auch all die Bündnerinnen und Bündner, die regelmässig mit ihrer Bahn unterwegs sind. Die RhB ist deshalb auch eine der Klammern, die das heterogene Netzwerk Graubünden zusammenhalten. Ob Rätoromanen in der Surselva, Italienischbündner im Puschlav oder Deutsch-bündner in der Herrschaft: Die RhB ist für sie alle da und verbindet Kulturräume und Sprachregionen. Deut-lich wird dies etwa im Winter, wenn die Züge durch den Albula- und den Vereinatunnel oder über den Bernina-pass oft die einzigen offenen Verbindungen zwischen den Talschaften sind.

Wichtig ist für die RhB-Leute auch, sich mit den Verantwortlichen der anderen Schweizer Privatbahnen auszutauschen. Mit einer der Bahnen, der Matterhorn Gotthard Bahn, betreibt die RhB seit Jahren den Glacier Express von Zermatt nach St. Moritz, eine der stärksten Marken der Bündner und nebst dem Bernina Express ihr Prestigezug.

UNESCO-WEltErbE

Kooperation ist im Bergkanton und bei der RhB ein oft gehörtes Wort. «Zusammen kommen wir weiter», sagt Peider Härtli, der Journalisten häufig zusammen mit seinen Kollegen von Schweiz Tourismus, Graubünden Ferien oder Chur Tourismus betreut. Viele Medienschaf-fende aus der grossen weiten Welt kennt der Rätoromane Härtli seit Jahren – und hat sich so ein globales Netz-werk aufgebaut. Dies kommt ihm nun zugute. Seit dieUNESCO im Juli 2008 die Albula-Bernina-Linie in ihre Liste des Welterbes aufgenommen hat, braucht er sein Englisch deutlich mehr als bisher. Anfang September hat die RhB 200 internationale Reisejournalisten auf den Berninapass und die Alp Grüm sowie durch das Albula-tal geführt – zusammen mit Schweiz Tourismus. Und in den ersten beiden Wochen nach Bekanntwerden der

Herr rutishauser, sind Sie ein Netzwerker?Das gehört zu jedem Führungsjob. Netzwerke helfen uns, in einem komplexer werdenden Wirt-schaftsumfeld die aktuellen Informationen an der richtigen Stelle und zum richtigen Zeitpunkt zum Wohle der Unternehmung zu platzieren. In diesem Sinne bin ich sicher ein Netzwerker.

Können Sie uns ein konkretes beispiel für ein Netzwerk geben?Ich bin zum Beispiel eng vernetzt mit meinen Berufskollegen bei anderen Privatbahnen und auch bei den SBB. Diese Kontakte helfen mir, neue Entwicklungen einzuschätzen und mich in verschiedensten Fragen zu orientieren. Oder ich pflege intensive Kontakte zu Schweiz Touris-mus, Graubünden Ferien und Destinationen, aber auch zu Güterkunden, um damit auch am Markt den Puls spüren zu können.

Ist Netzwerk nicht einfach ein anderes Wort für Vetternwirtschaft?Vetternwirtschaft heisst, dass jemand eine bevorzugte Behandlung erhält, nur weil er jemanden kennt. Das gab es vielleicht früher. Aber heute funktioniert dies in meinem Umfeld nicht mehr so. Im Vordergrund steht die Sache, die gemeinsam zum Erfolg geführt werden soll. Selbstverständlich entstehen durch ein Netzwerk persönliche Kontakte, diese können eine Weiterentwicklung erleichtern. Doch ent-scheidend ist das unternehmerische Ziel.

Interview mit Erwin Rutishauser, Vorsitzender der Geschäftsleitung RhB

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Labelvergabe an die RhB Anfang Juli erschienen in den Schweizer Medien mehr als 500 Berichte.

Als Trägerin des Labels UNESCO-Welterbe gehört die RhB mit ihrer technisch und bahnarchitektonisch einzigartigen Albula-Bernina-Strecke zu einem welt-weiten Netzwerk von Kulturdenkmälern mit klangvollen Namen – wie etwa die Pyramiden in Ägypten oder die Chinesische Mauer. Rutishauser und seine Crew sind auf diesen Erfolg stolz und versprechen sich davon auf den wachsenden Märkten im Ausland, etwa in Asien, mehr Aufmerksamkeit. Gleichzeitig ist ihnen auch bewusst, dass sie mit dem UNESCO-Welterbe auch eine Verant-wortung übernommen haben. Einerseits möchte die Bahn das Erbe ihren Gästen und auch der einheimischen Bevölkerung erleb- und erfahrbar machen. Andererseits geht es darum, dafür zu sorgen, dass die Pionierleistung der Vorfahren respektiert wird. «Die einzigartige Berg-landschaft, die Bahnstrecke und die Kultur der Region sollen geschützt werden und erhalten bleiben», betont Peider Härtli.

Im Rahmen der Feiern zum UNESCO-Welterbe hat die RhB alle ihre Netzwerke in einem rauschenden Fest zusammengeführt: Über das mittlere Septemberwochen-ende feierten gegen 20’000 Schweizer und Italiener zu-

sammen mit der RhB. An der offiziellen Feier in Same-dan gaben sich der italienische Botschafter in der Schweiz und der UNESCO-Botschafter der Eidgenossenschaft die Hand. Vertreter der italienischen Provinz Sondrio waren ebenso zugegen wie der zuständige Bündner Regierungsrat Hansjörg Trachsel sowie Bundesparla-mentarier und Grossräte aus dem Bergkanton – all dies verfolgt von Journalisten aus der Schweiz und dem Aus-land.

Für Erwin Rutishauser ist klar, dass die RhB ihren grossen Erfolg einerseits dem bahntechnischen Genie der Vorfahren und der grossen Arbeit seiner Vorgän-ger verdankt und andererseits auch der Netzwerkarbeit: «Wir haben das Label erhalten, weil wir als RhB und als Kanton viele Leute in Graubünden, in der Schweiz und international von der gemeinsamen Sache überzeugt haben.»

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Interview ÖKK Dossier

ÖKK ist bekannt als Krankenversicherung für Privat-personen. Wie sieht denn das Versicherungsangebot für Unternehmen aus?ÖKK bietet Unternehmen ein breites Spektrum an Personen-versicherungsprodukten an. Es umfasst die Erwerbsaus-fallversicherung (Krankentaggeld), die Unfallversicherung, die berufliche Vorsorge (BVG) sowie den Versicherungs-schutz auf Geschäftsreisen. Ausserdem bieten wir Saison- betrieben (Hotels, Baufirmen etc.) mit vorübergehend in der

Schweiz tätigen Arbeitnehmern bequeme Sammelinkasso-lösungen in der obligatorischen Grundversicherung an.

Gibt es den typischen ÖKK Unternehmenskunden?Ja und nein. Unsere Unternehmenskunden sind vorwiegend KMUs mit 2 bis 50 Angestellten. Idealerweise pflegen wir den Direktkontakt zum Inhaber oder zur Inhaberin, die die Versicherungsgeschäfte selber betreuen. Oder wir haben mit dem Versicherungsbroker Kontakt, der den Endkunden

« Die Taggeldversicherung schützt das Unternehmen und seine Mitarbeitenden»

reto Giovanoli, leiter Unternehmenskunden bei ÖKK, erklärt im Gespräch, was ein Unternehmen in Versicherungsfragen bedenken muss.

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betreut. Die Branchen sind völlig durchmischt. Je nach Re-gion versichern wir mehr Gastro- und Touristikbetriebe – wie zum Beispiel im Engadin – oder in städtischen Regionen eher Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. Neben KMUs zählen aber auch verschiedene renommierte Grossunterneh-men mit mehr als 500 Mitarbeitenden zu unseren Kunden.

Welche risiken geht ein Unternehmen ein, das keine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen hat?Weil ein solches Unternehmen nicht weiss, wie viele Mitar-beitende krank sein werden, kann es auch nicht abschätzen, in welchem Umfang es Lohnfortzahlungen leisten muss. Hat es dagegen eine Krankentaggeldversicherung abgeschlos-sen, so bezahlt es nur die Prämien und kennt somit seine Ausgaben.

Welche risiken bestehen für die Mitarbeiter eines Unter-nehmens ohne Krankentaggeldversicherung?Ist ein Mitarbeiter länger oder sogar auf Dauer arbeitsun-fähig, so kann eine Lücke entstehen zwischen dem Ende der Lohnfortzahlungspflicht des Arbeitgebers und dem Ein-setzen der IV und des BVG. Beide Versicherungen setzen frühestens nach einem Jahr ein. Eine solche Lücke kann für die betroffenen Mitarbeiter sehr schmerzhaft sein.

Ist ein kleineres Unternehmen überhaupt in der lage, eine längere Absenz eines Mitarbeiters richtig zu begleiten?Nein. Doch genau dafür gibt es das Case Management. Bei längeren Absenzen unterstützen wir den Arbeitgeber und begleiten den betroffenen Mitarbeiter bei dessen Rückkehr an den Arbeitsplatz mit gezielten Massnahmen.

Was kostet ein Case Manager? Oder ist diese leistung in den Prämien bereits enthalten? Diese Dienstleistung ist in den Prämien bereits enthalten. Mit dem Case Management entsteht für alle Seiten ein Nut-zen: für den Arbeitnehmer, weil er im Heilungs- und Integrati-onsprozess aktiv unterstützt wird, für das Unternehmen, weil die Krankheitsabsenzen kürzer sind – und für ÖKK, weil die Leistungen in der Regel tiefer ausfallen.

Wo orten Sie bei Unternehmen häufig Versicherungs-lücken?Meist werden Versicherungen zu einem bestimmten Zeit-punkt abgeschlossen, dann aber lange nicht mehr überprüft. Oft beobachten wir, dass Unternehmen sich positiv entwi-

ckeln, also mehr Leute einstellen und höhere Löhne bezah-len. Dabei entgeht es ihnen aber, den Versicherungsschutz anzupassen. Zum Beispiel ist in der Unfallversicherung nach UVG ein Lohn bis zu 126’000 Franken pro Jahr versichert. Das reicht den meisten Unternehmen in der Anfangszeit. Nach ein paar Jahren kann es aber nötig werden, den Be-trag zu erhöhen – dazu braucht man die Zusatzversicherung. Versicherungen sind also der Unternehmensentwicklung an-zupassen und mit dem Kundenberater zu überprüfen.

Verändern sich die Versicherungsrisiken je nach Grösse des Unternehmens? Hat also ein Kleinstbetrieb mit 5 Mitarbeitenden andere Versicherungsrisiken als eine Firma mit 50 Angestellten? Aus unserer Sicht unterscheiden sich die Risiken einer Kleinstunternehmung nur unwesentlich von jenen einer grös-seren, die Bedürfnisse sind die gleichen. Es ist allerdings für einen kleinen Betrieb sehr wichtig, eine gute Abdeckung der Risiken zu haben, da ein Ausfall eines Mitarbeiters mehr ins Gewicht fallen kann. Dies betrifft die finanzielle Seite, d.h. die Lohnkosten. Dazu kommen die indirekten Kosten beim Ausfall eines Mitarbeiters – beispielsweise die Einarbeitung eines Stellvertreters –, welche die Firma so oder so tragen muss, da sie nicht versicherbar sind.

Arbeitet ÖKK auch mit branchenverbänden zusammen? Falls ja, mit welchen und aus welchen Überlegungen? ÖKK arbeitet mit verschiedenen Verbänden zusammen. Zur-zeit kooperieren wir mit kantonalen oder schweizerischen Verbänden der Gastronomie, Hotellerie und Weiterbildung sowie der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Zen-tral dabei sind die Zusammenarbeit zwischen ÖKK und den Partnern und die Kommunikation innerhalb des Verbands, damit seine Mitglieder überhaupt von den Angeboten Kennt-nis haben. Die Zusammenarbeit mit Verbänden ermöglicht uns, die Risiken einer Branche als Ganzes zu kalkulieren und dementsprechend attraktive Prämien anzubieten, von de-nen alle Mitglieder profitieren können. Mit Schulungen und einem regelmässigen Erfahrungsaustausch können wir die Verbandsmitglieder zusätzlich unterstützen.

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«Ich arbeite einfach gerne»

Vor eineinhalb Jahren erlitt Claudia Hasler, 46, ein Schleuder-trauma. Heute arbeitet sie bereits wieder an ihrem alten Arbeitsplatz. Das verdankt sie Ärzten und Therapeuten, ihrem Arbeitgeber und ÖKK – vor allem aber sich selbst.

TExT: Christoph Kohler __ FOTO: Daniel Winkler

Fallstudie ÖKK Dossier

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Claudia Hasler auf der Dachterrasse des Bürgerspitals St. Gallen, wo sie heute wieder arbeitet.

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Das Schicksal kam auf vier Rädern, und es kam von hin-ten. Claudia Hasler konnte nicht sehen, was ihr Mann im Rückspiegel sah: einen roten Honda CRX, der un-gebremst auf das stehende Auto der Haslers zufuhr. Ihr Mann krallte sich ans Steuerrad, dann krachte es am 1. September 2007 vor der Kreiseleinfahrt Kreuzlingen Richtung Arbon.

Verletzt wurde niemand. Dachte Claudia Hasler. Also half sie erst einmal die Bruchstücke des Wagens zusam-menzukehren. Bis ein Passant an sie herantrat und ihr deutlich zu verstehen gab, dass sie sich besser hinsetzen sollte. Der Mann hatte den Unfall beobachtet und gese-hen, wie Haslers Kopf erst nach hinten, dann nach vorne, schliesslich wieder nach hinten geschleudert worden war. Wie eine Dummy-Puppe habe sie ausgesehen.

Zum Shoppen war Claudia Hasler mit ihrem Mann nach Kreuzlingen gefahren. Die Sonne hatte geschienen an diesem Samstagvormittag, dementsprechend quirlig war es zu- und hergegangen in der Fussgängerzone. Lau-ter Menschen mit Einkaufstaschen und Eiswaffeln in den Händen. So hatte sie das gern gehabt, früher, immer was los wie bei ihrem Job als Verwaltungsangestellte im Empfang des Bürgerspitals St. Gallen: 150 Anrufe am Tag, dazwischen Informationen verteilen, austauschen mit den Kolleginnen und Kollegen, Patienten aufneh-men, Patienten verabschieden, Post verschicken und Post verteilen fürs ganze Spital – herrlich.

EINE NIEdErSCHMEttErNdE dIAGNOSE

Drei Monate nach dem Unfall war Claudia Hasler froh, wieder fünf Minuten einkaufen gehen zu können – nicht an einem Samstag in der Innenstadt von Kreuzlingen, sondern an einem Dienstag in der Migros von Arbon, festgekrallt an einem Einkaufswagen. Heute, eineinhalb Jahre nach dem Unfall, kann sie wieder an ihrem alten Arbeitsplatz arbeiten. Dazwischen lag ein beschwer-licher Weg.

Nach dem Unfall ging Claudia Hasler zunächst wie gewohnt zur Arbeit, doch ihr wurde schwindelig, als wäre sie auf einem Schiff. Die Welt um sie herum schien

ständig von links nach rechts zu kippen. Sie setzte sich. Stand auf und setzte sich wieder. Dann wurde sie von der Vorgesetzten nach Hause geschickt mit dem dringenden Rat, einen Arzt aufzusuchen.

So deutlich wie die Symptome wies auf den Röntgen-bildern der Knick im oberen Bereich der Halswirbelsäule auf ein Schleudertrauma hin. Haslers Ärztin runzelte die Stirn und schrieb sie in einem ersten Schritt zwei Monate krank. Erst jetzt begann Hasler den Ernst ihrer Verlet-zung zu begreifen. Von nun an musste sie täglich zur Physiotherapie, später kam eine Craniosacral-Therapie dazu. Ständig war sie müde, lustlos, eines Tages fiel sie fast vom Fahrrad. «Ich habe immer 100 Prozent gelebt, und jetzt waren plötzlich nur noch 20 Prozent möglich», sagt sie rückblickend.

ÖKK HIlFt bEI dEr rEINtEGrAtION

Zu wichtigen Stützen auf dem Weg zurück ins Leben werden nun Haslers Ärztin, ihr Arbeitgeber und ÖKK, bei der sämtliche Angestellten des Bürgerspitals versi-chert sind. Während Hasler möglichst rasch wieder ar-

Fallstudie ÖKK Dossier

Was ist ein Schleudertrauma?

Das Schleudertrauma – oder die «Halswirbelsäulen- Distorsion» – bezeichnet eine Verletzung der Knochen oder Weichteile im Bereich der Halswirbelsäule, die meist durch eine plötzliche Beugung oder Überstreckung verur-sacht wird. Häufigste Symptome eines Schleudertraumas sind Schwindel, Müdigkeit, Aufmerksamkeitsstörungen. Laut einer Studie der Suva gab es in der Schweiz 2004 rund 25’000 Schleudertraumafälle, mehr als die Hälfte da-von hervorgerufen durch einen Autounfall. 3 bis 5 Prozent der Opfer bleiben ihr Leben lang arbeitsunfähig. Die Kosten, die durch Schleudertraumafälle in Form von IV-Renten, Taggeldern und Heilungskosten verursacht wur-den, beliefen sich in der Schweiz 2005 auf 416 Millionen Franken.

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beiten möchte und bei diesem Anliegen auch von ÖKK unterstützt wird, schlägt die Ärztin in Anbetracht der Diagnose ein schrittweises Vorgehen vor. Wie aber soll das gehen? ÖKK Case Managerin Brigitte Lötscher und die Verantwortliche des Bürgerspitals, Gabriela Sto-cker, entwickeln ein Konzept: Auf Versicherungskosten soll eine temporäre Arbeitskraft eingestellt werden, die Hasler erst vollständig ersetzt, dann schrittweise zurück-tritt. Am 1. März 2008 ist es so weit: Ein halbes Jahr nach dem Unfall geht Hasler erstmals wieder arbeiten, zwei Stunden nur, aber immerhin. Der «Schatten», wie Hasler ihren Ersatz als Verwaltungsangestellte liebevoll nennt, ist immer da, wenn sie eine Pause braucht. Die nachhaltige Strategie zahlt sich aus: Zwei Monate später schafft Hasler bereits vier Stunden, heute arbeitet sie wie früher sechs Stunden am Tag. Und bald hofft sie, auch die neuneinhalbstündigen Wochenendschichten wieder durchzustehen. «Ich bin dankbar, dass ich die Zeit be-kam, um langsam anfangen zu können», sagt Hasler. Sonst wäre sie vielleicht arbeitsunfähig geblieben und schon bald ein Fall für die IV geworden – tragisch für sie, kostspielig für die Gesellschaft.

Frau lötscher, was macht eine Case Managerin?Als Case Managerin betreue ich die privat oder über ihren Arbeitgeber bei ÖKK versicherten Personen, die infolge von Krankheit oder Unfall längere Zeit arbeitsunfähig sind. Ziel meiner Arbeit ist die möglichst rasche Wiederein-gliederung in den Arbeitsprozess. Statistiken zeigen, dass nach 60 Tagen Arbeitsunfähigkeit die Chancen einer Reintegration signifikant abnehmen. Ist eine Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz nicht möglich, unterstütze ich die betroffene Person bei der Suche nach beruf-lichen Alternativen. Dies erfolgt oft in Zusam-menarbeit mit anderen Sozialversicherungen wie der Invalidenversicherung, der Pensionskas-se oder der Arbeitslosenversicherung.

Warum war Ihre Intervention im Fall von Frau Hasler notwendig?Frau Hasler war über mehrere Monate hinweg arbeitsunfähig. Um ihr den Arbeitsplatz zu erhalten, erarbeiteten wir zusammen mit dem Arbeitgeber, dem Bürgerspital St. Gallen, ein Konzept zur Wiedereingliederung. So konnte eine Stellvertreterin organisiert und Frau Hasler ein schrittweiser Wiedereinstieg gewährleistet werden. Meine Aufgabe war es, die Möglich-keiten von Frau Hasler mit den betrieblichen Interessen des Arbeitgebers zu koordinieren.

Welche Faktoren haben dazu beigetragen, dass die Wiedereingliederung von Frau Hasler erfolgreich war?Entscheidend war die positive Einstellung von Frau Hasler. Sie wollte unbedingt wieder zurück an ihren Arbeitsplatz. Ein wichtiger Faktor war zudem die Unterstützung durch den Arbeitge-ber. Einige Monate nach dem Unfall zeigte sich, dass ein Arbeitsversuch sinnvoll wäre, aber der bisherige, hektische Arbeitsplatz nicht der ge-eignete Ort war. In Absprache mit ÖKK richtete das Bürgerspital für Frau Hasler einen befri-steten Backoffice Arbeitsplatz ein, dort konnte sie leichte Büroarbeiten erledigen. Damit wurde erreicht, dass die Arbeitsfähigkeit von anfangs zwei Stunden am Tag wieder auf das reguläre Pensum gesteigert werden konnte.

Nachgefragt: Brigitte Lötscher, Case Managerin ÖKK

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1 Der Wille allein macht keinen Kranken gesund. Aber er ist die Basis der Genesung.

2 Für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in den Berufsprozess braucht es ein Konzept.

3 Entscheidend für den Erfolg einer Wiedereingliede- rung ist die Zusammenarbeit aller Partner: Arbeitneh- merin und Arbeitgeber, Ärzte und Versicherungen.

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Wussten Sie, dass … ÖKK Dossier

Dass die Welt ein Dorf ist, muss eigentlich nicht mehr bewiesen werden. Warum sollte man sonst einen Schul-freund in einer kleinen Kneipe auf einer Karibikinsel treffen, den man seit mehr als 20 Jahren nicht mehrgesehen hat? Netzwerk-Theoretiker sprechen vom sogenannten Kleine-Welt-Phänomen. Der 1967 vom ameri-kanischen Psychologen Stanley Milgram geprägte Begriff besagt, dass jeder Mensch jeden beliebigen anderen Menschen über durchschnittlich sechs Ecken kennt.

dAS GrUNdGESEtz MENSCHlICHEr NEtzWErKE

Erstaunlicherweise haben Studien in den vergangenen Jahren die vermutete Zahl von sechs bis sieben bestätigt. Handelt es sich um eine Art Naturkonstante? Über sechs, sieben Ecken kennt jeder Mensch jeden – das Grundge-setz menschlicher Netzwerke? Den jüngsten und umfassendsten Beleg für diese These haben Jure Leskovec von der Carnegie Mellon University und Eric Horvitz von Microsoft Research ge-liefert. Die beiden hoben einen Datenschatz, wie ihn nur das weltumspannende Internet ermöglicht. Sie analysier-ten die Verbindungen von 240 Millionen Menschen, die auf dem Internet regelmässig chatten. Die Forscher ana-lysierten 30 Milliarden Einzelverbindungen und damit das grösste je analysierte soziale Netzwerk. Ergebnis: Durchschnittlich 6,6 Personen lang ist die Kette, die zwei Menschen verbindet. In Einzelfällen kann der Weg von einer Person zur nächsten aber deut-

lich länger sein. Bis auf 29 Stationen kamen die Forscher bei der Auswertung der Datenberge. 48 Prozent aller Empfänger können über sechs Stationen erreicht werden, über 78 Prozent sind es bei sieben Stationen.

KONtAKtFrEUdIGE SUPErSPrEAdEr

Horvitz zeigte sich vom Ergebnis der Studie «ziemlich schockiert», wie er der «Washington Post»schockiert», wie er der «Washington Post»schockiert», wie er der « sagte. «Was wir herausgefunden haben, spricht dafür, dass es eine soziale Verbindungskonstante für Menschen gibt.» Die Analyse menschlicher Netzwerke hat übrigens nicht nur zum Kleine-Welt-Phänomen geführt, sondern auch interessante Ungleichverteilungen zutage gebracht. Es gibt Menschen, die nur wenige Kontakte pfl egen, und es gibt jenen Hansdampf in allen Gassen, der einfach alles und jeden kennt. Diese so genannten Superspreader sind es, die Knoten mit besonders vielen Verbindungen im Netz bilden. Sie sind entscheidend bei der Verbreitung von Nachrichten – aber auch von ansteckenden Viren. Das ist die Kehrseite der Medaille: Über sechs Ecken fi nden halt nicht nur Bekannte, sondern auch Erreger zu uns.

Das Jeder-kennt-jeden-Gesetz

die Weltbevölkerung umfasst rund 6,7 Milliarden Menschen. Sie bilden ein gigantisches soziales Netzwerk, das einem verblüffenden Gesetz gehorcht: Jeder kennt jeden über 6,6 Ecken.

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So kurz und bündig hat sich selten ein Buch über Unternehmenskommunikation präsentiert.

Auf knappen 96 Seiten bringt der erfahrene PR-Berater Hans-Peter Rest in seinem PR-Berater Hans-Peter Rest in seinem PRBuch «Als Firma auf- oder abtreten» auf den Punkt, was massgeblich zum Erfolg einer Firma beiträgt: einfache, präzise Kommunikationsstrategien statt über-fl üssiges, inhaltsloses Gerede an Sitzungen und bei Präsen-tationen. Das Buch bietet 40 Antworten tationen. Das Buch bietet 40 Antworten auf 10 entscheidende Fragen und zeigt mit kurzen, leicht an-wendbaren Regeln, wie Firmen einen perfekten Auftritt in der Öffentlichkeit hinlegen, wie sie ihre Marke erfolgreich auf dem Markt präsentieren und wie sich eine gehaltvolle betriebsinterne Kommunikation realisieren lässt. Hilfreich ist schliesslich auch die persönliche Link-Sammlung des Autors für den Kommunikations-alltag.

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Nachgefragt ÖKK Dossier

Herr König, die Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise. Herr König, die Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise. In vielen Unternehmen wird es zu Entlassungen kommen. In vielen Unternehmen wird es zu Entlassungen kommen. Wie äussert sich bei den Angestellten der psychische Wie äussert sich bei den Angestellten der psychische Stress, der durch die Angst vor einem möglichen Job-verlust hervorgerufen wird? Macht er sie krank?Die Arbeitspsychologie geht davon aus, dass der Stress aufgrund der Jobunsicherheit nicht direkt krank macht. Stress kann aber die Anfälligkeit für Krankheiten erhöhen. Er schwächt das Immunsystem, so dass man leichter an ei-ner Grippe erkrankt oder sich erkältet. Auch lässt sich be-obachten, dass Stress bestehende Beschwerden verstärkt. Beispiele dafür sind Schlafstörungen oder Migräne.

reagieren Männer und Frauen unterschiedlich auf Jobunsicherheit?Aus psychologischer und wohl auch medizinischer Sicht gibt es keinen Grund, warum Männer anders auf Jobunsicherheit reagieren sollten als Frauen. Gleichwohl gibt es einen Unter-schied: Die traditionelle Rollenverteilung, wonach der Mann den Hauptanteil am Haushaltseinkommen beisteuert und die Frau nicht oder nur teilzeitlich einer Erwerbsarbeit nachgeht, ist immer noch verbreitet. Wenn der Mann seine Stelle ver-liert, hat das demnach häufi g ökonomisch gravierendere Konsequenzen, als wenn die Frau ihre Stelle verliert. Aber nicht nur das: Männer leiden tendenziell auch stärker unter der Arbeitslosigkeit, weil diese sie eben daran hindert, ihre von der Gesellschaft erwartete Rolle zu spielen. Etliche Frauen hingegen nutzen die unfreiwillige Auszeit nach einem Jobverlust dazu, Kinder zu kriegen. Damit treten sie ineine gesellschaftlich hoch akzeptierte Lebensphase ein undmüssen nicht unter dem Stigma der Arbeitslosigkeit leiden.

Steigt die Absenzenquote in der Krise, oder sinkt sie? An-Steigt die Absenzenquote in der Krise, oder sinkt sie? An-ders gefragt: Melden sich die Arbeitnehmenden häufiger ders gefragt: Melden sich die Arbeitnehmenden häufiger krank, oder kommen sie im Gegenteil sogar dann zur krank, oder kommen sie im Gegenteil sogar dann zur Arbeit, wenn sie krank sind?Arbeit, wenn sie krank sind?In der Krise gehen die Fehlzeiten tatsächlich zurück, und In der Krise gehen die Fehlzeiten tatsächlich zurück, und zwar obwohl die Leute aufgrund der Stressbelastung eher zwar obwohl die Leute aufgrund der Stressbelastung eher krank werden. Für den Betrieb sieht es also so aus, als ob krank werden. Für den Betrieb sieht es also so aus, als ob die Mitarbeitenden gesünder seien. Die Erklärung für dieses die Mitarbeitenden gesünder seien. Die Erklärung für dieses Phänomen liegt auf der Hand: Die Leute wollen nicht negativ Phänomen liegt auf der Hand: Die Leute wollen nicht negativ auffallen und sich so zu Kandidaten einer möglichen Entlas-auffallen und sich so zu Kandidaten einer möglichen Entlas-sung machen.

Wie schlägt sich die Angst vor einem möglichen Job-verlust auf die Produktivität selbst nieder? Arbeiten die leute aus Angst mehr und besser, oder lähmt sie die Angst, so dass sie weniger arbeiten?Wir haben genau zu dieser Frage eine Studie gemacht, die zeigt, dass es in der Tat diese beiden Möglichkeiten gibt. Die Studie zeigt aber auch, dass ein negativer Effekt auf die Pro-duktivität häufi ger ist. Die Vorstellung, man könne seine eige-ne Arbeitsplatzsicherheit dank einer erhöhten Produktivität verbessern, ist nicht sehr verbreitet. Die Arbeitnehmenden wissen, dass sie es in einer schweren Wirtschaftskrise nicht persönlich in der Hand haben, dass es ihrem Unternehmen wieder besser geht.

Führt die Angst vor möglichen Entlassungen zu Solidarität unter der belegschaft, oder kommt es zu einem verschärften Konkurrenzkampf?Wir beobachten, dass die Stimmung unter den Mitarbeiten-den häufi g schlechter wird. Das Problem ist, dass vielfach

Mitarbeiter sind in der Wirtschaftskrise häufi ger krank. trotzdem nehmen die Fehlzeiten ab. dr. Cornelius König, Arbeits- und Organisationspsychologe an der Universität zürich, über die Auswirkungen der Krise auf Gesundheit und Psyche.

Macht die Krise krank?

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lange nicht klar ist, in welchen Abteilungen und in welchem Umfang es zu Entlassungen kommen wird. Oft kündigen Un-ternehmen an, dass sie Stellen streichen werden. Sie wissen aber noch nicht, welche Unternehmensbereiche es treffen wird. Unter diesen Bedingungen ist ein Solidaritätseffekt un-ter den Angestellten eher unwahrscheinlich. Anders sieht es aus, wenn klar ist, dass eine ganz bestimmte Abteilung ge-schlossen oder zumindest abgebaut werden soll. In solchen Fällen schalten sich ja oft auch die Gewerkschaften ein und organisieren die Solidarität.

Wie sollte sich die Unternehmensführung gegenüber den Mitarbeitenden verhalten, wenn sie selber nicht weiss, ob und in welchem Umfang sie je nach Krisenverlauf leute entlassen muss? Anders gefragt: Wie kann sie den Mitarbeitenden die Angst nehmen, wenn sie ihnen gleichzeitig keine Garantien geben kann?Das gelingt dem Management nur, wenn es den Mitarbeiten-den glaubwürdig die Botschaft vermitteln kann: «Wir wollen alles versuchen, um Arbeitsplätze zu erhalten. Wir zählen nicht zu jenen Firmen, die bei einem schlechten Geschäfts-gang gleich an Entlassungen denken. Wir versuchen zuerst alle anderen Lösungen.» Und solche Lösungen gibt es ja auch. Kurzarbeit zum Beispiel ist eine Option, die gegen-wärtig häufi g gewählt wird. Natürlich sind viele Manager trotzdem versucht, Entlassungen in Erwägung zu ziehen – schon allein deshalb, weil sich damit zumindest kurzfristig massiv Kosten einsparen lassen. Die betriebswirtschaftliche Forschung kann allerdings zeigen, dass Unternehmen, die in Krisen sofort zum Mittel der Entlassung greifen, langfristig nicht erfolgreicher sind.

Wie wichtig ist es, dass die Unternehmensführung die Mitarbeitenden offen und ehrlich über die kritische lage informiert, in der sich das Unternehmen befindet? Angst hat ja immer auch mit Ungewissheit zu tun.Eine transparente Kommunikation ist sicher immer hilfreich. Dabei ist jedoch zu sagen, dass zumindest in grossen Unter-nehmen die Leute an der Basis bzw. an der Front oft früher über die Krise Bescheid wissen als das Management. Ein Lagermitarbeiter zum Beispiel, der in der Betriebshierarchie weit unten steht, kann direkt beobachten, dass keine Teile mehr rausgehen. Ihn muss im Grunde niemand mehr darüber informieren, dass die Nachfrage eingebrochen ist. Das weiss er längst.

tAKE AWAy

1 Jobunsicherheit macht nicht direkt krank. Aber der Stress schwächt das Immunsystem und macht so anfälliger für Krankheiten.

2 Wer seinen Mitarbeitenden glaubwürdig vermitteln kann, dass vor möglichen Entlassungen alle anderen Lösungen ausprobiert werden, reduziert ihre Angst vor einem Jobverlust erheblich.

3 Es hat keinen Sinn, die Krise schönzureden. Die meisten Mitarbeitenden wissen aus ihrer täglichen Arbeit sehr gut, wie es um das Unternehmen steht.

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Gesund am Arbeitsplatz ÖKK Dossier

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Google empfängt die Besucher mit einem Lächeln. Schon am Eingang stechen die Besonderheiten des Un-ternehmens ins Auge: Die Empfangstheke ist Google-gelb gestrichen, das Gelände wirkt bunt und verspielt, die Mitarbeiter sprechen Englisch und rufen sich beim Vornamen. Und in der Eingangshalle liegt ein Skate-board. Das Zürcher Hürlimann-Areal wirkt auf den ers-ten Blick wie ein Kinderspielplatz für Erwachsene. Gut gelaunt führen Claire und Andrew, zwei Mit-glieder des multikulturellen Teams aus 47 Nationen, durch Google City. Und zeigen: Auch im Innern ist alles anders als bei anderen Firmen. Wo sonst gibt es in einem Unter-nehmen Räume, in die sich die Mitarbeiter zur Entspan-nung zurückziehen und sich gleichzeitig aber auch neue Ideen und Projekte ausdenken können?

ES SIEHt AUS WIE FrEIzEIt

Jeder solle etwas finden können, was für ihn bequem und entspannend sei, sagt Claire. Sie fühle sich im Auf-enthaltsraum am wohlsten, der wie eine alte englische Bibliothek aussieht. Das Interieur sei nicht etwa beson-ders teuer, sondern ausgestattet mit Secondhandartikeln und gefüllt mit Büchern der Mitarbeiter. Ein Kollege lässt sich neben dem künstlichen Cheminéefeuer nicht stören. Andrew ist der Meditationsraum mit den Aqua-rien am liebsten. Eine Badewanne, gefüllt mit Schaum-gummiteilen, lädt zum «Planschen» ein, daneben steht ein Massagestuhl, der auf Knopfdruck die Akupunkte am Rücken durchknetet. Im Untersuchungsraum kön-

nen Massagen und Arztbesuche vereinbart werden. Sie kosten die Mitarbeiter keinen Franken. Gesundheitsvorsorge und Entspannung kommen überall im Glaspalast nicht zu kurz. Weiche Sofas und Kissen laden zum Verweilen ein, Mitarbeiter sitzen in orientalisch angehauchten Lounges, auf Sitzsäcken und in mit farbigen Vorhängen verzierten Gondeln sowie umfunktionierten Ruderbooten. Um ungestört mitei-nander zu kommunizieren, ziehen sie sich in zu Kokons geformte Sitzplätze zurück oder in Südpol-erprobte Iglus. Via Flachbildschirm und Telefon lassen sich Kon-ferenzgespräche mit Trondheim und Krakau schalten.

dOCH lEtztlICH zäHlt dIE lEIStUNG

Prall gefüllte Fruchtschalen sorgen für die nötigen Vi-tamine, es gibt vielerorts gesalzene Snacks, Carambars, Mohrenköpfe, Kaugummis, Lollipops und Überra-schungseier. Alles gratis. Wie auch die verschiedensten Getränke in PET-Flaschen aus den Kühlschränken. Kein Arbeitsplatz ist weiter als 30 Meter entfernt von einer Verpflegungsstation. Eine Rutsche bringt die Mitarbei-ter für die Mahlzeiten direkt ins Parterre in die Kantine. Auch hier ist das Essen kostenlos. Die Produkte dafür werden möglichst aus der näheren Umgebung einge-kauft. Spezielle vegetarische Mahlzeiten stehen ebenso auf dem Speiseplan wie koschere. Die Botschaft ist nicht schwer zu verstehen: Dass die Mitarbeiter sich wohl fühlen, hat bei Google erste Prio-rität. Der Gedanke, der dahintersteckt, ist simpel: Arbeit

Arbeiten im Wohlfühlparadies

Gestresste Arbeitnehmer sieht man häufig in zeiten der Krise – nicht so bei Google zürich: das US-Unternehmen lässt seinen Mitarbeitern zeit für Spiele, Spass und Schwätzchen und bietet eine Gesundheitsvorsorge während der Arbeitszeit. Ein Arbeitsmodell mit zukunft?

TExT: Daniel Zumoberhaus * __ FOTO: Google Schweiz

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soll nicht im Kleid von Arbeit daherkommen. Nur wer den Druck nicht direkt fühlt, ist zu Höchstleistungen fähig. Mitarbeiter, die ständig um ein Burn-out kreisen, schaden einem angenehmen Arbeitsklima und der be-triebsinternen Kommunikation. Aber die lockere Atmosphäre täuscht nicht darüber hinweg, dass auch bei Google die Leistung zählt. Doch die lässt sich leichter erbringen, wenn Entspannung und angenehme Arbeitsumgebung keine Fremdwörter sind. Strikte Deadlines gibt’s auch hier, aber jeder Mitarbeiter ist selber dafür verantwortlich, wie und wann er seine Aufgabe erfüllt. So verlassen Google-Mitarbeiter selten Punkt 17 Uhr ihren Arbeitsplatz. Oft werden noch um halb zehn Uhr abends E-Mails ausgetauscht – nach einer Gamepause an der Spielkonsole oder einer Runde Tisch-fussball. Während des Rundgangs sind die Aufenthalts- und «Leisure»-Räume weitgehend leer. In den Büros hinge-gen sind die Mitarbeiter tief in ihre Arbeit versunken.

Manch einer hat Kopfhörer mit Musik auf oder die Füsse auf dem Tisch, bunte Lavalampen sorgen für Kinder-zimmeratmosphäre. Gleichzeitig herrscht höchste Kon-zentration. Wer hier arbeitet, hat beste Qualifikationen. Google hat verstanden, was manches Unternehmen noch nicht begriffen hat: Innovative Ideen entstehen manchmal dann, wenn der Kopf am entspanntesten ist, zum Beispiel bei einer Partie Billard oder bei einem kurzen Schwatz auf dem Gang mit dem Kollegen. Für den Fall, dass ein Gespräch übers Wetter blitzartig in eine technische Dis-kussion umschlägt, hat der Konzern vorgesorgt: Überall stehen weisse Wandtafeln bereit, damit die Mitarbeiter ihre Gedanken und neue Ideen sofort festhalten können. Da werden dann vielleicht Softwareinnovationen skiz-ziert, die morgen die Welt revolutionieren. Direkt neben den Resultaten vom letzten Billardspiel.

* Daniel Zumoberhaus ist Redaktor beim «Tages-Anzeiger»

in Zürich.

Gesund am Arbeitsplatz ÖKK Dossier

Google City

Auf dem Areal der ehemaligen Hürlimann-Brauerei in Zürich beschäftigt der US-amerikanische Softwaregigant Google seit März 2008 rund 350 Mitarbeiter aus 47 Nati-onen und bietet ihnen auf 12’000 Quadratmetern Arbeits-bedingungen, bei denen Gesundheit und Entspannung grossgeschrieben werden. Betriebsintern wird nach dem 70-20-10-Modell gearbeitet: 70 Prozent der Arbeitszeit sind für Kernprojekte gedacht, 20 Prozent für sich darauf beziehende Projekte. Die letzten 10 Prozent sollen frei in neue Ideen und Visionen investiert werden. Eine Stechuhr existiert nicht. Google spornt seine Mitarbeiter auch zu öko-

logischem Verhalten an: Statt Firmenautos gibt’s Firmen- velos für die Angestellten. Der Sitz in Zürich ist Googles Ent-wicklungszentrale für Europa, den Nahen Osten und Afrika. Die administrativen Zentren liegen in Dublin und London, der Sitz für das Verkaufsmarketing für die Schweiz, Deutschland, Österreich und Skandinavien in Hamburg. Neben der Inter-net-Datensuchmaschine umfasst die Produktepalette von Google unter anderem auch Bildersuche, News-Suche, so-ziale Netzwerke, YouTube, das E-Mail-Programm Gmail, das Internet-Fotoalbum Picasa, Google Maps und Google Earth. Weltweit beschäftigt der Konzern 9’000 Mitarbeiter.

Samstag, 27. Juni 2009

Graubünden-Marathon: Chur – Lenzerheide – Rothorn Graubünden-Halbmarathon: Churwalden – Lenzerheide Infos: www.graubuenden-marathon.ch

Der härteste Marathon der WeltMit PostAuto mitten ins Geschehen

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63,9 ist die Zahl der glücklich verlebten Jahre des

Durchschnittschweizers. Damit liegt die Schweiz im weltweiten Ver-gleich an der Spitze. Schlusslicht bildet in Europa Moldawien, wo die Bewohner im Schnitt nur 20,5 glückliche Lebensjahre verbringen. Auf diese Zahlen kommt zumindest Glücksforscher Paul Veenhoven, der für seine Datenbank «World Database of Happiness» Lebenszu-friedenheit und durchschnittliche Lebenserwartung zu den «happy life years» kombiniert. Übrigens sind in fast allen europäischen Ländern die glücklichen Jahre zwischen 1973 und 2005 gestiegen, am deut-lichsten in Luxemburg und Dänemark, wo der Durchschnittsbürger mehr als sieben glückliche Jahre hinzugewann. Nur in Belgien nahm die Anzahl glücklich verlebter Jahre ab. «Warum syt dir so truurig?», würde Mani Matter fragen.

> www.worlddatabaseofhappiness.eur.nl

Die genaue Zahl ÖKK Dossier

Rund 0,1 %

des Welthandels per Schiff verdankt sich der schweizerischen Hochsee-Handelsflotte. Schweizerische Hochseeflotte? Richtig gelesen. 13 Massengutfrachter, 9 Mehrzweckfrachter, 6 Containerschiffe und 7 Tan-ker tuckern unter Schweizer Flagge über die Weltmeere. Dabei transportieren die Schiffe – wenn sie gefüllt sind – 1’012’492 Tonnen Frachtgut, Asphalt, Chemie- und Ölprodukte. Und tragen nebenbei ein Stück Schweiz in die Welt hinaus: einerseits in Form des Schweizerkreuzes, andererseits durch die Schiffsnamen. So erobert Ge-neral Guisan – einst Spezialist der Schweizer Landesverteidigung – post mortem die Weltmeere. Natürlich nur in Form eines Frachters, dessen Heimathafen wohlgemerkt nicht Mézières im Waadtland ist, sondern Basel.

> www.swiss-ships.ch

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20’000 Wörter sagen Frauen durchschnittlich pro Tag. Damit sind sie fast dreimal gesprächiger als Männer, die im Durchschnitt mit 7’000 Wörtern pro Tag auskommen. Nach Erkenntnissen der Neuropsychiaterin Louann Brizendine entwickeln sich männliche und weibliche Gehirne bereits im Mutterleib sehr unterschiedlich. Acht Wochen lang haben alle Föten dasselbe weibliche Gehirn, dann setzt bei männlichen Embryos die Testosteron-Versor-gung ein: Sie zerstört Zellen im Kommunikationszentrum des Gehirns und baut diejenigen des Aggressions- und Sexualitätszentrums aus. Bei der Geburt ist diejenige Gehirnmasse, die der Kommunikation und der Verarbeitung von Emoti-onen dient, bei einem Mann 11 Prozent kleiner als bei einer Frau.

> www.louannbrizendine.com

250 Yuan – umgerechnet fast 50 Franken – kostete das billigste Ticket für das WM-Qualifikationsspiel zwischen Nordkorea und Südkorea. Der Eintrittspreis entspricht der Hälfte eines nordkoreanischen Monatslohns. Nicht jedoch der Nordkoreanische Fussballverband geis-selte die hohen Preise, schliesslich war dieser selbst für die Preise verant-wortlich. Nein, der Südkoreanische Fussballverband schimpfte, mit den Preisen sollte den in Shanghai lebenden südkoreanischen Gastarbeitern der Besuch des Spiels vergällt werden. Stellt sich die Frage, warum das Heimspiel Nordkoreas im chinesischen Shanghai ausgetragen wurde. Der Grund ist einfach: Nordkorea hatte sich bereits im Vorfeld des Spiels geweigert, die südkoreanische Hymne abzuspielen sowie die südkorea-nische Flagge zu hissen. Für eine Beruhigung der angespannten Lage sorgten die Fussballer, die sich gütlich 0 zu 0 trennten.

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Innert kurzer Zeit hat das Unternehmensportal Netzwerk.ch im Raum Zürich 30 Partner gefunden. Das verdankt das Unternehmen auch Michael Mathis, der im Hintergrund die Strippen zieht.

TexT: Christoph Kohler __ foTo: Gian Marco Castelberg

Kundenporträt ÖKK Dossier

Wenn zwei sich treffen, freut sich der Dritte: Michael Mathis, Geschäftsführer der Netzwerk.ch AG in Zü-rich. Schliesslich ist das Sinn und Zweck der Firma Netzwerk.ch: Menschen zusammenzubringen, Wissen zu vermitteln und, ja, Business zu machen. Als erste Unternehmensplattform der Schweiz vereint Netzwerk.ch unter einem Dach Dienstleistungsunternehmen, die sich mit ihrem Angebot spezifisch an KMUs richten. «Die Unternehmensplattform von KMU für KMU», lautet der Slogan, und ein Blick auf die Homepage bestätigt, dass hier am Puls von KMUs gedacht und gewirtschaftet wird. Wie wichtig ist die Medienarbeit für ein KMU? Wann lohnt sich die IT-Ausgliederung? Und wo findet man einen seriösen Treuhänder oder eine zuverlässige Druckerei? Auf solche und ähnliche Fragen bietet Netz-werk.ch Antworten, aber auch konkrete Angebote.

ScHwIeRIgeR ANfANg

«Der Anfang war harzig», erzählt Mathis. Um das zu sagen, muss er sich nicht einmal ein Jahr zurückerinnern. 2007 konkretisierten vier mittlere Dienstleistungsun-ternehmer ihre Idee einer gemeinsamen Marketing-Plattform, indem sie die Netzwerk.ch AG gründeten und Mathis als Geschäftsführer einstellten. Allerdings ma-chen vier KMUs noch kein Netzwerk. «Und jetzt versu-chen Sie mal, einem KMU den Vorteil eines Netzwerks zu erläutern, das noch nicht existiert», sagt Mathis. Nun, ihm ist es gelungen. Heute zählt Netzwerk.ch im Wirtschaftsraum Zürich 30 Partnerunternehmen: Druckereien, Internetspezialisten, Kommunikations-experten, Treuhänder, Rechts- und Unternehmensbera-ter. Bei einigen Branchen – wie der Internetkommunika-tion – sei das Portal in Zürich bereits «voll», sagt Mathis. Deshalb will das Unternehmen nun im Mittelland, in der

Innerschweiz und der Ostschweiz weiterwachsen. «Wir sind auf halber Höhe», sagt Mathis, selbst 1 Meter 96 gross.

weR VeRtRAUeN VeRDIeNt, VeRDIeNt AUcH gelD

Zwar ist er gross, doch manchmal wäre Mathis gern unsichtbar. Ein Foto zur Illustration des Unternehmens-kundenporträts widerstrebt ihm. Das Schöne am Netz-werk sei ja, dass es als Ganzes funktioniere, nicht durch ihn, sagt er. Am wichtigsten für den Erfolg der Firma, die sich über die Mitgliederbeiträge der Partnerunter-nehmen finanziert, sei die Nachhaltigkeit des Konzepts. So würden Neuaufnahmen von Partnerfirmen genau ge-prüft, erst von einem bestehenden Partner, dann durch Mathis selbst. Erst kürzlich hat sich ein Messebauer be-worben. Doch bereits der erste Besuch zeigte, dass die Firma am Darben und lediglich auf neue Kunden aus war. «Bei uns finden Sie nur Unternehmen, die jung im Kopf sind und qualitativ hochwertige Leistungen bie-ten», betont Mathis. Bleibt die Frage, wie Mathis die Partnerfirmen von Netzwerk.ch auf dem Markt positioniert. Er positioniert sie beispielsweise im Technopark Zürich oder in einem Businesshotel in Winterthur. Dort referieren dann einer oder mehrere Partner über ihre Spezialgebiete: Internet-marketing, Personalentwicklung, Unternehmensgrün-dung, je nachdem. Zu diesen «Netzwerkstätten» lädt Mathis KMUs der Region ein, gratis und unverbindlich. «Von den Besuchern erwarten wir nichts, ausser dass sie etwas lernen», sagt er. Aber das ist ja klar: Wer bereit ist, von einer Person zu lernen, der wird dieser auch vertrauen. Dann ist der Schritt zu einem Geschäft nicht mehr weit.

> www.netzwerk.ch

Der unsichtbare Dritte

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Zieht im Hintergrund die Fäden: Michael Mathis, Geschäftsführer von Netzwerk.ch in Zürich. Im Vordergrund Robert Hürlimann von der Druckerei Hürlimann, einem Partner von Netzwerk.ch.

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Nutzen Sie die Frühlingstage für einen Ausflug mit der ganzen Familie. In Graubünden wandern Groß und Klein, ohne dass es einem langweilig wird. Auf dem Globi-Wanderweg wird aus jedem Spaziergang ein Erlebnis. Sie lernen Tierspuren und Wolkenbilder lesen und erfahren Spannendes über die Umwelt. Pflanzenfreunde finden ihr Paradies im Alpengarten Schatzalp, wo sie auf einem Rundgang so manches über die vielfältige Pflanzenwelt entdecken können. Mehr über den Bündner Sommer und Unterkünfte erfahren Sie auf www.graubuenden.ch

Graubünden: Die Schweizer Urlaubsregion Nr. 1

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