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3. Internationales Branchenseminar für Frauen 2005 Hildegund Mötzl Mag., Bauphysik, Bauökologie IBO Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie Wien, Österreich Ökologische Bewertung von Holzwerkstoffen 1

Oekologische Bewertung von Holzwerkstoffen

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Oekologische Bewertung von Holzwerkstoffen von Hildegund Moetzl,IBO Wien

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Page 1: Oekologische Bewertung von Holzwerkstoffen

3. Internationales Branchenseminar für Frauen 2005

Hildegund Mötzl Mag., Bauphysik, Bauökologie IBO Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie Wien, Österreich

Ökologische Bewertung von Holzwerkstoffen

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Ökologische Bewertung von Holzwerkstoffen 1 Inhalt des Vortrags Im folgenden Vortrag werden Ergebnisse aus den Studien „Ökologische Kennwerte von Holz und Holzwerkstoffen in Österreich“ [Holz 2002] und „Ökologische und wirtschaftliche Anforde-rungen an den großvolumigen Holzwohnbau“ [Lipp 2004], die vom – Österreichischen Institut für Baubiologie und –ökologie (IBO) erstellt wurden, präsentiert. 2 Methode Baustoffe beeinflussen während ihres Lebenszyklus die verschiedensten Umwelt- und Ge-sundheitsbereiche. Möglichst viele dieser Wirkungen sollten bei der Bewertung der ökologi-schen Eigenschaften Berücksichtigung finden. Die Ökobilanz ist eine Möglichkeit, die Bau-stoffbewertung auf möglichst wissenschaftliche oder zumindest reproduzierbarer Ebene durchzuführen. Dabei werden die Energie- und Stoffströme in einem Datensatz erfasst (Sach-bilanz) und bestimmten Umweltwirkungen zugeordnet (Wirkbilanz). Von Heijungs wurde die Methode der wirkungsorientierten Klassifizierung vorgeschlagen [CML 1992], die mittlerweile in einer aktuellen Auflage vorliegt [CML 2001]. In der Studie [Holz 2002] wurden Holzwerkstof-fe von der Rohstoffgewinnung bis zur Erstellung des auslieferfertigen Produktes bilanziert. Im vorliegenden Referat werden die Ergebnisse für folgende Umweltkategorien präsentiert: • Treibhauspotential (Global Warming Potential GWP) • Versäuerungspotential (Acidification Potential AP) • Potential zur Bildung von Photooxidantien (Photochemical ozone creation potential POCP) • Primärenergieinhalt nicht erneuerbar (PEI) 1 Die Ökobilanz-Ergebnisse werden ergänzt um Betrachtungen zu Emissionen aus Holzwerk-stoffen in die Raumluft. 2.1 Treibhauspotential (GWP) Durch die vom Menschen in die Atmosphäre injizierten Treibhausgase wird ein höherer Anteil der von der Erde abgehenden Wärmestrahlung absorbiert und damit das Strahlungsgleichge-wicht der Erde verändert (anthropogener Treibhauseffekt). Dies wird globale Klimaverände-rungen zur Folge haben. Für die häufigsten treibhauswirksamen Substanzen ist relativ zum mengenmäßig wichtigsten Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) ein sog. Treibhauspotential GWP (Global Warming Potential) definiert. Das Treibhauspotential kann für verschiedene Zeithori-zonte (20, 100 oder 500 Jahre) bestimmt werden, meistens wird das Treibhauspotential 100 Jahre angegeben. Bei nachwachsenden Rohstoffen wird die CO2-Aufnahme während ihres Wachstums berücksichtigt. Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Holz können daher auch ein negatives Treibhauspotential aufweisen, d.h. sie speichern mehr CO2 als für ihre Produktion benötigt wird.

1 Der Bedarf an nicht erneuerbaren energetischen Ressourcen in Form des Primärenergieinhaltes ist nicht Be-

standteil der wirkungsorientierten Klassifizierung nach Heijungs, da er eine Stoffgröße (Ursache) ist.

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2.2 Versäuerungspotential (AP) Versäuerung wird hauptsächlich durch die Wechselwirkung von Stickoxid- (NOx) und Schwe-feldioxidgasen (SO2) mit anderen Bestandteilen der Luft wie dem Hydroxyl-Radikal verursacht. Die Auswirkungen der Versäuerung sind noch immer nur bruchstückhaft bekannt. Zu den ein-deutig zugeordneten Folgen zählt die Versäuerung von Seen und Gewässern, die zu einer Dezimierung der Fischbestände in Zahl und Vielfalt führt. Darüber hinaus dürfte die saure Ab-lagerung an den beobachteten Waldschäden zumindest beteiligt sein. Durch die Übersäue-rung des Bodens kann die Löslichkeit und somit die Pflanzenverfügbarkeit von Nähr- und Spu-renelementen beeinflusst werden. Die Korrosion an Gebäuden und Kunstwerken im Freien zählt ebenfalls zu den Folgen der Versäuerung. Das Versäuerungspotential AP (Acidification Potential) wird für jede säurebildende Substanz relativ zum Säurebildungspotential von Schwefeldioxid (SO2) angegeben. 2.2.1 Bildung von Photooxidantien (POCP) Sommersmog in Städten und ihrer näheren Umgebung ist eine weitere anthropogen verur-sachte Erscheinung. Er wird durch die Bildung von Photooxidantien in der unteren Troposphä-re verursacht. Darunter wird jene Mischung aus gesundheitsschädlichen, reaktionsfreudigen Gasen verstanden, die sich bildet, wenn Sonnenstrahlung auf Emissionen (insbesondere Stickoxidverbindungen und Kohlenwasserstoffe aus Autoabgasen) trifft. Die reaktiveren Sub-stanzen reagieren innerhalb weniger Stunden in der Nähe der Emissionsquelle, die reaktions-trägeren Komponenten können sich dagegen weiter ausbreiten, bevor sie Oxidantien bilden. Ozon ist das wichtigste Produkt dieser photochemischen Reaktion und auch die Hauptursa-che für smogbedingte Augenreizungen und Atemprobleme sowie für Schäden an Bäumen und Feldfrüchten. Die Leitsubstanz für die Photooxidantienbildung ist Ethylen. 2.2.2 Primärenergieinhalt nicht erneuerbar (PEI n.e.) Im Primärenergieinhalt wird der Bedarf an nicht erneuerbaren energetischen Ressourcen in einer Kenngröße erfasst. Er berechnet sich aus den oberen Heizwerten der nicht erneuerba-ren Energieträger Erdöl, Erdgas, Braun- und Steinkohle sowie Uran. Erneuerbare Energieträ-ger wie Holz, Wasserkraft, Sonnenenergie und Windenergie werden nicht berücksichtigt. Der Primärenergieinhalt ist keine Wirkungskategorie sondern eine Stoffgröße, er wird aber häufig gleichberechtigt mit den restlichen ökologischen Wirkungskategorien angegeben. 2.2.3 Emissionen in die Raumluft In vergleichenden Studien hat sich gezeigt, dass die Belastung durch Luftschadstoffe in nicht gewerblich genutzten Innenräumen die Belastung im Außenbereich um ein Vielfaches über-schreiten kann. Diese speziell in Innenräumen anzutreffenden Luftverunreinigungen werden sowohl durch menschliche Aktivitäten, wie zum Beispiel Zigarettenrauchen, Reinigungstätig-keiten oder Verbrennungsvorgänge (z.B. Freisetzung von Formaldehyd und Stickoxiden), als auch durch Emissionen von Baustoffen und Einrichtungsgegenständen verursacht. Gesetzli-che Grenzwerte für Schadstoffe in der Raumluft sind in Österreich nicht vorhanden.

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Tabelle 1: Häufig vorkommende Schadstoffe aus Baumaterialien im Innenraum

Schadstoffgruppe Mögliche Quelle Wirkung auf den MenschenBiozide Holzschutzmittel, Lacke, Teppiche Kopfschmerzen, Übelkeit, Schädigung

des Nervensystems

Flüchtige Kohlenwasserstoffe Lösungsmittel, Farben, Lacke, Kleber, Ausgleichsmassen, Holzwerkstoffe

Geruchsbelästigung, Reizung des Atemtrakts, Beeinträchtigung des Ner-vensystems, Befindlichkeitsstörungen

Formaldehyd Spanplatten und Holzwerkstoffe, Dis-persionskleber, Lacke

Reizung der Schleimhäute (v.a. Augen, Nase), Hustenreiz, Unwohlsein, Atem-beschwerden, Kopfschmerzen, mögli-cherweise krebserregend

Gerüche Möbel und Fußbodenlacke, Naturstoffe, synthetische Stoffe wie z.B. Teppichrü-cken

Belästigung, Befindlichkeitsstörungen, Stressfaktor

Polychlorierte Biphenyle (PCB) Fugen- und Dichtungsmassen, alte Wandfarben

Schädigung der Leibesfrucht, Beeinträchtigung des Immunsystems, Krebsverdacht

2.3 Ökologische Bewertung von Holz und Holzwerkstoffen 2.3.1 Beschreibung der betrachteten Werkstoffe In der Studie [Holz 2002] wurden die Aufwände zur Herstellung von Holz und Holzwerkstoffen am österreichischen Markt erhoben und bewertet. Die Bilanzierung erfolgte von der Rohstoff-gewinnung bis zur Fertigstellung folgender Produkte: Brettschichtholz Brettschichtholz wird insbesondere im konstruktiven Holzbau eingesetzt. Üblicherweise wird Nadelholz verwendet. Die Sachbilanz stützt sich auf [Frühwald 96], wobei der Standardträger dargestellt wird. Die Leimflotte besteht vor allem aus Melaminformaldehydharz, es werden auch geringe Mengen an Phenolformaldehydharz und Harnstoffformaldehydharz verwendet. Furnierschichtholz Furnierschichtholz ist ein platten- oder balkenförmiger Holzwerkstoff, der als tragendes und aussteifendes Element eingesetzt wird. Furnierschichtholz besteht aus überwiegend faserpa-rallel miteinander verklebten Furnieren (2,5 - 4,5 mm), als Klebstoff werden Phenolformalde-hydharze eingesetzt. Furniersperrholz Furniersperrholz wird als tragendes und aussteifendes Element im Innen- und Außenbau ein-gesetzt. Furniersperrholz besteht aus Furnieren (0,5 - 3,2 mm), die je nach Beanspruchung mit Harnstoffformaldehydharz oder hochwertigen Harzen wie Phenolformaldehydharzen zu-sammengeleimt werden. Brettsperrholz (Stabsperrholz) Haupteinsatzgebiet des Brettsperrholzes ist der Möbelbau, es wird allerdings auch im kon-struktiven Ingenieursbau eingesetzt. Zwischen 2 außenliegenden Furnierlagen bilden Stäb-chen die Mittellage, die Verleimung entspricht dem Furniersperrholz.

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Massivholzplatten Massivholzplatten können aus einer oder mehrerer Lagen Holz bestehen. Massivholzplatten bestehen aus Holzstücken, die an ihren Schmalseiten und, falls mehrlagig, an den Breitseiten miteinander verklebt sind. Mehrlagige Massivholzplatten bestehen aus zwei in Faserrichtung parallel verlaufenden Decklagen und zumindest aus einer, zur Faserrichtung der Decklagen um 90° versetzten Innenlage. Kunstharzgebundene Spanplatten Spanplatten werden als tragende und aussteifende Elemente im Innen- und Außenbereich eingesetzt. Im Folgenden sind die ökologischen Kennwerte für

• eine Spanplatte V100 für den Feuchtbereich mit Phenolformaldehydharz und • eine Standardplatte mit Harnstoffformaldehydharz dargestellt.

OSB-Platten OSB-Platten werden ebenfalls als tragende und aussteifende Elemente eingesetzt. OSB-Platten werden aus verhältnismäßig langen Spänen zusammengeklebt. Bei den hier darge-stellten OSB-Platten wurden als Kleber Phenolformaldehydharz oder ein Gemisch aus MUPF und Polyharnstoff verwendet. Langspanholz Langspanholz ist ähnlich einer OSB-Platte aufgebaut, die Späne sind allerdings länger. Als Kleber wird Polyharnstoff eingesetzt. Zementgebundene Spanplatten Zementgebundene Spanplatten sind zur Aussteifung im Wohnungsbau und insbesondere zur Erhöhung der speicherwirksamen Masse, des Schallschutzes etc. geeignet. Holzweichfaserplatten Holzweichfaserplatten werden als Dämmstoff und zusätzlich als Windbremse eingesetzt. 2.3.2 Ökologische Kennwerte Die Ergebnisse für die betrachteten Wirkungskategorien sind in der nachstehenden Tabelle angeführt. Bezugseinheit ist 1 m³ des Fertigproduktes. Für den Primärenergieinhalt sind die Ergebnisse zusätzlich grafisch dargestellt. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beach-ten, dass die Anwendungsgebiete der dargestellten Holzwerkstoffe sehr unterschiedlich sind und die Werte daher nicht direkt miteinander verglichen werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass Holzwerkstoffe mit höherem Kleberanteil wie z.B. Langspanplat-ten oder Furniersperrholz höhere Umweltbelastungen verursachen als Holzwerkstoffe mit ge-ringem Kleberanteil (z.B. Massivholzplatte). Beim Treibhauspotential haben insbesondere Holzwerkstoffe mit hohem Holzanteil bei gleichzeitig geringer Belastung durch Treibhaus-emissionen in der Herstellung wegen der Kohlenstoffspeicherung im Holz eine hohe Gutschrift im Treibhauspotential aufzuweisen. Lärchenholz hat hier durch seine größere Masse einen Vorteil gegenüber Fichtenholz.

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Tabelle 2: Ökologische Kennwerte von Holz und Holzwerkstoffen [Holz 2002]

Wirkungskategorien Treibhaus-potential Photosmog Ver-

sauerungPEI nicht erneuerbar

Bezug: 1 m3 kg CO2 eq g C2H2 g SO2 eq MJ Schnittholz Fichte sägerau, luftgetrocknet -775 60 144 308 Schnittholz Fichte sägerau, technisch getrocknet -728 71 344 1012 Schnittholz Fichte technisch getrocknet, gehobelt -701 120 649 1381 Schnittholz Lärche sägerau, luftgetrocknet -992 57 184 389 Schnittholz Lärche sägerau, technisch getrocknet -944 142 787 1038 Schnittholz Lärche technisch getrocknet, gehobelt -911 211 1221 1483 Brettschichtholz Standard -571 210 1750 3335 Furnierschichtholz -554 343 3210 8658 Brettsperrholz UF (Stabsperrholz) -810 310 1674 4602 Brettsperrholz PF (Stabsperrholz) -775 307 1818 5339 Furniersperrholz UF -504 358 3288 9392 Furniersperrholz PF -424 353 3612 11115 Massivholzplatte 3-Schicht UF -648 104 923 2957 Massivholzplatte 3-Schicht PF -626 102 1019 3433 OSB-Platte OSB 3 MUPF/PMDI -740 265 2568 4868 OSB-Platten PF -786 269 1983 5476 Langspanholz -464 252 4599 8981 Spanplatte Trockenbereich UF -875 156 1722 4904 Spanplatte V100 PF -788 158 1960 7738 Spanplatte zementgebunden 281 88 2586 4397 Holzweichfaserplatte -156 40 1097 3074

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Primärenergiebedarf nicht erneuerbarSchnittholz und Holzwerkstoffe

308

10121381

389

10381483

3335

8658

4602

5339

9392

11115

29573433

4868

5476

8981

4904

7738

4397

3074

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2000

4000

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[MJ/

m³]

Abbildung 1: Primärenergieinhalt an nicht erneuerbaren energetischen Ressourcen von Holz und

Holzwerkstoffen [Holz 2002]

Die folgende Grafik zeigt die Ökobilanz-Ergebnisse einer Holzrahmenkonstruktion im Ver-gleich zu einer Standardkonstruktion mit Betonsteinen und Polystyrol-Wärmedämmung. Es ist ersichtlich, dass Konstruktionen mit Holzwerkstoffen gute Ökobilanzergebnisse im Vergleich zu alternativen Konstruktion aufweisen.

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Holzrahmenbauweise, Bezug Außenwand Kranichstein

0%

20%

40%

60%

80%

100%

PEI n.e. Treibhaus Versauerung Wiederver-wenden

Kranichstein Holzrahmen

Abbildung 2: Ökobilanz-Ergebnisse einer Außenwand in Holzrahmenbauweise in Bezug auf eine Außenwand aus Betonsteinen und Polystyrol-Dämmung mit gleichem U-Wert.

In [Lipp 2004] wurden mehrgeschossige Gebäude in Massiv- und in Holzbauweise erfasst und bewertet. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse am Beispiel von Krems-Rehberg. Das Gebäude wurde in Holzleicht- und Massivbauweise ausgeschrieben, sodass für beide Varian-ten ausreichend Daten für einen ökologischen Vergleich vorlagen. Tabelle 3: Ökobilanz-Ergebnisse für 1 Gebäude in Holz- und Massivbauweise [Lipp 2004].

Datenbasis: aktualisierten Daten aus [Bauteilkatalog 1999], [Dämmstoffe 2000] und [Holz 2002]

Projektbezeichnung: Siedlung Krems-Rehberg

Baujahr: 2001-2003

Gemeinde: Krems-Rehberg

Nutzfläche des Gebäudes: 1446 m²

Beheizbare Bruttogeschossfläche: 1295 m²

Anzahl der Geschosse: 3 (EG, 1. + 2.OG)

Konstruktionen: Holzleichtbau Massivbau

Außenwände: 20 cm Holzskelettkonstruktion mit Mineralfaser

25 cm Ziegel mit 12 cm EPS

Kellerdecke: Stahlbeton mit XPS und Perlite Stahlbeton mit XPS und Perlite

Zwischendecken: 32 cm Holzkonstruktion-Kastenelement mit Mineralfaser

22 cm Stahlbeton

Dach: Holztragkonstruktion mit Mineralfa-ser

Holztragkonstruktion mit Mineralfa-ser

Fenster: Holzfenster Holzfenster

Heizwärmebedarf: 50‘321 kWh/a 47‘480 kWh/a

Spez. Heizwärmebedarf: 39 kWh/(m²a) 36 kWh/(m²a)

Ökokennzahlen der thermischen Gebäudehülle pro m2 :

Primärenergie nicht erneuerbar PEIges 2’769’579 MJ 2’911’344 MJ

Treibhauspotential GWPges 67’800 kg CO2 äquiv. 211’008 kg CO2 äquiv.

Versäuerungspotential APges 994 kg SO2 äquiv 1’080 kg SO2 äquiv

Mehrkosten der Errichtung 1) 13 % 0 %

1) in % zum Massivbau Annahme: Rohbau + Ausbau = 70% Errichtungskosten

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Vergleicht man die Errichtungskosten pro Quadratmeter Wohnnutzfläche und im Speziellen die Errichtungskosten für den Rohbau und den Ausbau, also ohne Haustechnikkosten, so ist die Ausführung in Holzleichtbauweise um 13% teurer in der Errichtung wie die Massivbauvari-ante von Krems-Rehberg. Aus ökologischer Sicht schneidet dagegen die Holzbauweisen bes-ser ab. 2.3.3 Emissionen in die Raumluft aus Holz und Holzwerkstoffen Überblick Holz kann natürliche Holzinhaltsstoffe, vor allem Terpene wie Alpha- und Beta-Pinen, Limo-nen und Delta-3-Caren an die Umgebungsluft abgeben, die einerseits zum holztypischen Ge-ruch beitragen andererseits aber auch Sensibilisierungen auslösen können. Diese Emissionen sind meist aber von untergeordneter Bedeutung im Vergleich zu den möglichen Formalde-hyd-Emission aus dem Bindemittel. Holzwerkstoffe werden in Österreich in Emissionsklassen - Maßzahl für das Formaldehydab-gabepotential - eingeteilt. Die Österreichische Formaldehydverordnung 1990 schreibt für die meisten Holzwerkstoffe eine Begrenzung der Formaldehydabgabe von 0,1 ppm in der Prüf-kammer vor. Die Formaldehydabgabe von Holzwerkstoffen nimmt zwar am Beginn merklich ab, der Vorgang der Formaldehydemission hält jedoch über Jahre an. Bei Verwendung sehr schlechter Qualitäten ist die Abgasung von Formaldehyd auch noch nach Jahrzehnten hoch. Außerdem kann bei niedriger Luftwechselzahlen, hohen Flächen / Raumvolumenverhältnisse oder zusätzliche Formaldehydquellen im Raum die tatsächliche Belastung im Innenraum hö-her als die in der Prüfkammer erzielte sein. In der Studie „Formaldehyd und Luftwechsel in Österreichischen Fertigteilhäusern” [Tappler 1997] wurde eindeutig nachgewiesen, dass rund 50% der aus minderwertigen Spanplatten erbauten älteren Fertigteilhäuser (Gruppe A, Baujahr vor 1985) heute noch teilweise stark erhöhte Formaldehyd-Konzentrationen in der Raumluft aufweisen. Bei nach heutigem Standard erzeugten Spanplatten tritt dieses Problem in der Regel nur mehr bei Produkten aus dem Ausland auf. Es kommt immer wieder vor, dass als „ökologisch“ gel-tende Materialien wie dreischichtiges Sperrholz oder Tischlerplatten, welche die Vorgaben der österreichischen Formaldehydverordnung nicht erfüllen, importiert werden. Ähnliches gilt mit-unter für Möbelimporte. Aus Oberflächenbeschichtungen können Lösungsmittelbestandteile (flüchtige organische Verbindungen) und sekundär gebildete Geruchsstoffe abgasen. Einen innenraumlufthygienischen Risikofaktor können Altlasten darstellen. Zu nennen sind hier Holzschutzmittel (Pentachlorphenol – PCP, Lindan usw.) sowie die nach wie vor anhal-tende Emission von Formaldehyd aus älteren, minderwertigen Spanplatten.

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Verhalten von Holzwerkstoffplatten Leimbinder und verleimtes Vollholz tragen bedingt durch den niedrigen Leimanteil in der Re-gel nur in geringem Ausmaß zur Belastung der Innenraumluft mit Schadstoffen bei. Spanplatten werden mit Harnstoff-Formaldehydharzen (UF), Melamin-Harnstoff-Formaldehyd-Harzen, teilweise mit Phenolformaldehydharzen modifiziert (MUF, MUPF) und Diphenylmethan-diisocyanat-Oligomeren (PMDI) verleimt. Mit Harnstoff-Formaldehydharzen und Melamin-Harnstoff-Formaldehyd-Harzen verleimte Holzwerkstoffe haben stets ein merkli-ches und anhaltendes Formaldehydabgabepotential. Die Qualität dieser Aminoplastharze wurde jedoch in den letzten Jahren erheblich verbessert, was zu einer deutlich verringerten Formaldehyd-Abgasung führte. Im Baubereich (Einsatz von V100 – Spanplatten) ist die Ver-leimung mit Phenoplasten und/oder PMDI-Klebstoffen üblich. Mit Phenoplasten verleimte Holzwerkstoffe weisen eine geringe Formaldehydabgabe auf, mit PMDI-Klebstoffen sind for-maldehydfreie Verleimungen möglich. OSB-Platten ähneln in Bindemittelart, -gehalt und Emissionsverhalten den Spanplatten. Da es sich dabei um vergleichsweise junge am deutschsprachigen Markt erhältliche Produkt han-delt, sind sie weniger gut untersucht als Spanplatten. Als Leime für Lagenhölzer werden Harnstoff-Formaldehydharze, teilweise auch Phenolfor-maldehydharze oder andere Kleber eingesetzt. Bei diesen oft als „ökologisch“ bezeichneten Produkten ist die Auswahl von ausschlaggebender Bedeutung für die Emissionsrate an For-maldehyd. Platten guter Qualität tragen nur unbedeutend zur Formaldehydkonzentration in Räumen bei, Materialien schlechter Qualität können dagegen beträchtliche Mengen an For-maldehyd abgeben. Bei Faserplatten unterscheidet man poröse Holzfaserplatten, die als Bindemittel Naturharze enthalten und vor allem Dämmzwecken dienen, harte Holzfaserplatten, die unter Verwendung von Phenolformaldehyd- und teilweise auch Harnstoffformaldehydharzen verleimt werden, sowie mittelharte Holzfaserplatten (MDF), bei denen vorwiegend Harnstoff-Formaldehydharze oder PMDI-Harze möglich sind. Poröse Holzfaserplattten tragen in der Regel in nur geringem Ausmaß zur Belastung der Innenraumluft bei. Das Abgasungsverhalten von harten Holzfaser-platten hängt vom Bindemittelgehalt und von einer ev. Oberflächenbeschichtung ab. Das Formaldehydabgabepotential von MDF-Platten liegt in der gleichen Größenordnung wie das von Spanplatten. Als anorganisch gebundene Holzwerkstoffe werden Verbundstoffe verstanden, die aus anorganischen Bindemitteln wie Zement, Kalk, Gips, Magnesit oder Wasserglas und organi-schen Bewehrungsstoffen wie Holzspänen und -fasern, Cellulose-, Woll- und Baumwollfasern bestehen. Zusätzlich werden Verflüssiger, Beschleuniger und Verzögerer, in der Regel jedoch keine flüchtigen organischen Stoffe, zugegeben. Anorganisch gebundene Holzwerkstoffe sind dann als Schadstoffquellen in Innenräumen nicht von Bedeutung.

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Natureplus, das internationale Umweltzeichen für Bauprodukte mit den strengsten Anforde-rungen bezüglich Innenraumemissionen, stellt an Spanplatten unter anderem folgende Anfor-derungen:

Prüfparameter Grenzwert Prüfmethode Summe flüchtige organische Verbindungen (TVOC)28 d nach Prüfkammerbeladung

µg/m³ ≤ 300

Probenvorbereitung: E DIN EN 13419-3 und Auswertung: DIN ISO 16000-6

Formaldehyd 28 Tage nach Prüfkammerbeladung

µg/m³ ≤ 36 1)

ÖN bzw. DINV ENV 717-1

1) 36 µg/m³ = 0,03 ppm Bei Einhaltung der natureplus-Grenzwerte ist gewährleistet, dass auch bei großflächiger An-wendung des geprüften Holzwerkstoffes keine gesundheitsschädlichen Emissionen in die Raumluft abgegeben werden. 3 Zusammenfassung und Ausblick

• Der Baustoff Holz und die untersuchten Holzwerkstoffe zeigen in Ökobilanzen gute Er-gebnisse. Am besten schneiden Holz und Holzwerkstoffe mit sehr geringem Bindemit-telanteil ab. Durch die Speicherung von atmosphärischem CO2 ist das Treibhauspoten-tial von Holz und Holzwerkstoffe besonders niedrig. Die Ergebnisse der Studie [Holz 2002] sind in einen Holzbauteilkatalog eingeflossen, der auf der homepage www.dataholz.com die ökologischen und bauphysikalischen Kennwerte aller in und um Österreich üblichen Holzbauteile präsentiert.

• Je nach Holzart und Bindemittel können aus Holzwerkstoffen Schadstoffe in die Raum-

luft emittiert werden. Für die Formaldehydabgabe schreibt die Österreichische Formal-dehydverordnung 1990 eine Begrenzung vor, die bei importierter Ware aber nicht im-mer eingehalten wird. Außerdem können bei ungünstigen Rahmenbedingungen höhe-re Raumluftbelastungen als die durch die Prüfkammer vorhergesagten auftreten. Um-weltzeichen schreiben daher in der Regel strengere Grenzwerte als die Formaldehyd-verordnung vor. Die Auswahl hochwertiger Holzwerkstoffe ist von ausschlaggebender Bedeutung für die Emissionsrate an Schadstoffen. Platten guter Qualität tragen nur unbedeutend zur Schadstoffkonzentration in Räumen bei, Materialien schlechter Quali-tät können dagegen beträchtliche Mengen an Schadstoffen abgeben. Natureplus-geprüfte Produkte sind auf der homepage www.natureplus.org zu finden.

4 Literatur Bauteilkatalog 1999 Waltjen, T.; Mötzl, H.; Mück, W; Torghele, K.; Zelger, T.: Ökologischer

Bauteilkatalog. Bewertete gängige Konstruktionen. Österreichisches Institut für Baubiologie und –ökologie, Zentrum für Bauen und Umwelt (Hrsg.). Wien: SpringerWienNewYork 1999

CML 1992 Heijungs, R. (final ed.): Environmental life cycle assessment of products. Centre of Environmental Science (CML), Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO), Fuels and Raw Materials Bureau (B&G). Leiden: 1992

CML 2001 Centre of Environmental Science, Leiden University (Guinée, M.; Heijungs, R.; Huppes, G.; Kleijn, R.; de Koning, A.; van Oers, L.; Wegener Seeswijk, A.; Suh, S.; de Haes, U.); School of Systems Engineering, Policy Analysis and Management, Delft University of Technology (Bruijn, H.); Fuels and Raw Materials Bureau (von Duin,

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R.); Interfaculty Department of Environmental Science, University of Amsterdam (Huijbregts, M.): Life Cycle assessment: An operational guide to the ISO standards. Final Report, May 2001.

Dämmstoffe 2000 Mötzl H.; Zelger T.: Die Ökologie der Dämmstoffe. Österreichisches Institut für Baubiologie und –ökologie, Zentrum für Bauen und Umwelt (Hrsg.). Wien: SpringerWienNewYork 2000

Frischknecht 1996 Doka, G.; Hirschier, R.; Martin, A.; Dones, R.; Gantner, U.: Ökoinventare von Energiesystemen. Grundlagen für den ökologischen Vergleich von Energiesystemen und den Einbezug von Energiesystemen in Ökobilanzen für die Schweiz. ETH Zürich Gruppe Energie - Stoffe - Umwelt (3. Aufl.) 1996

Frühwald 96 Grundlagen für Ökoprofile und Ökobilanzen in der Forst- und Holzwirtschaft. Frühwald A., Scharai-Rad, M.; Zimmer, B.; Hasch, J. 1996

Holz 2002 Ökologische Kennwerte von Holz und Holzwerkstoffen in Österreich. Autoren: Zelger, T.; Gann, M. sowie Bauer, B.; Boogman, P.; Mötzl, H. Hrsg: IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und –ökologie GmbH. Teilstudie im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprojekts „dataholz“ von IBO, Holzforschung Austria, Wirtschaftskammer Österreich / Die Holzindustrie, Magistratsabteilung 39 der Stadt Wien – VFA. April 2002

Lipp 2004 Ökologische und wirtschaftliche Anforderungen an den großvolumigen Holzwohnbau. Autoren: Lipp, B.; Mötzl, H.; Rohregger, G.; Tappler, P.; Torghele, K.; Zelger, T. (IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und –ökologie GmbH); Heinz G. Ambrozy, H.G. (Atelier für Solararchitektur + Möbeldesgin); Deubner, H. (Atelier für naturnahes Bauen). Im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. April 2004

Tappler 1997 Tappler et al.: Formaldehyd und Luftwechsel in österreichischen Fertig-teilhäusern, 1997, 60 S.

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