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Fachzeitschrift der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

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Für die Praxis

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Zweckbindung von Spenden Steuerrechtliche Aspekte

Nicht selten wünscht ein/e SpenderIn die Verwendung ihrer/seiner Spende für einen bestimmten Zweck, z.B. für ein konkretes Projekt. Ähnliches gilt, wenn der Verein bereits beim Spendenaufruf einen detaillierten Verwendungszweck für die Spenden nannte.

Steuerlich ist eine Zweckbindung der Spende ohne Belang, solange sie wie alle zweckgebundenen Mittel satzungsgemäß und zeitnah verwen-det wird. Zweckgebundene Spenden müssen also auch nicht in der Buchhaltung gesondert ausgewiesen werden; ebenso wenig erfolgt eine finanzamtliche Überprüfung.

Lediglich nach § 62 Abs. 3 der Abgabenordnung ist eine Zweckbindung von Zuwendungen insoweit von Belang, als die Mittel dem Vermögen zugeführt werden dürfen, also nicht zeitnah verwendet werden müssen.

Zu Problemen kommt es nur dann, wenn der Verein die gewünschte Zweckbindung - es handelt sich hier um eine sog. Schenkung unter einer Auflage nach § 525 BGB - nicht erfüllen kann. Die/der SpenderIn hat dann unter Umständen einen Rückforderungsanspruch.

Im Einzelfall wird sicherlich strittig sein können, wie konkret die Zweck-bindung war und ob eine abweichende Verwendung wirklich einen Rückforderungsanspruch begründet. Unabhängig davon sollte der Verein eine abweichende Verwendung vermeiden und im Zweifelsfall mit der/dem SpenderIn Rücksprache halten. Das gilt natürlich insbe-sondere für größere Spendenbeträge und bei Spendern mit enger Bindung an den Verein.

Kommt es tatsächlich zu einer Rückzahlung der Spende, muss das zuständige Finanzamt informiert werden, wenn bereits eine Spenden-bestätigung ausgehändigt wurde. Für den Verein ist das wichtig, um eine eventuelle Spendenhaftung zu vermeiden. Für die/den SpenderIn hat das eine Berichtigung der Steuerfestsetzung zur Folge, wenn mit der Steuererklärung bereits der Sonderausgabenabzug für die Spende geltend gemacht wurde.

Um solche Komplikationen zu vermeiden, sollte der Verein:

keine zu enge Zweckbindung der Spende akzeptieren, wenn die zweckentsprechende Verwendung nicht sicher gestellt werden kann,

bei einem Spendenaufruf keine zu konkreten Angaben zum Ver-wendungszweck machen,

mit der/dem SpenderIn bei Zeiten eine eventuelle Umwidmung der Spende abklären.

Eine besondere buchhalterische Behandlung von zweckgebundenen Spenden ist nicht zwingend erforderlich. Allenfalls bei bilanzierenden Einrichtungen ist das sinnvoll, um eine eventuelle Rückzahlbarkeit der entsprechenden Vermögenspositionen zu berücksichtigen.

Und noch ein wichtiges Detail: Ein Vermerk über die konkrete Zweck-bindung auf der Spendenbescheinigung ist im Mustertext nicht zulässig. Hier muss der allgemeine Verwendungszweck angegeben werden. Möglich ist aber eine Angabe auf der Rückseite der Bescheinigung.

Auf die kostenmindernde Behandlung zweckgebun-dener Spenden bei der Berechnung der Höhe einer öffentlichen Förderung (z.B. aus dem Kinder- und Förderplan) haben wir bereits mehrfach hingewiesen. Sie finden hierzu Details in unserer, von der Homepa-ge downloadbaren Schrift "Mitmachen lohnt!"

nach: Vereinsknowhow.de, 10.4.2014

Bemerkenswerte Herausgebergruppe "The Web, we want"

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl Veröffentlichungen, die Jugendlichen das Internet erklären und die Diskussion über das richtige Verhalten im Netz anregen wollen. Relativ frisch auf dem Markt ist eine Broschüre, die mit Unterstützung vom Google-Konzern, dem Kabelanbieter Unity-media Kabel BW, der EU-Initiative Insafe und 30 europäischen Bil-dungsministerien herausgegeben wurde. Auch Jugendliche haben bei der Entwicklung geholfen.

Der Leitfaden "Das Web, wie wir‘s uns wünschen" liegt bereits in neun Sprachen vor und behandelt u.a. die Themen Datenschutz, Gesetze und Kreativität im Netz. Mit Hilfe von Übungen und Comics sollen Ju-gendliche überlegen, welche Fotos sie im Internet hochladen dürfen und wie Geschäftsbedingungen zu verstehen sind.

Geht es nach den MacherInen, sollen - neben LehrerInnen - vor allem Jugendclubs die Broschüre nutzen. Joachim Kind von Klicksafe, dem deutschen Partner von Insafe, ist es insbesondere wichtig, dass Ju-gendliche die Informationen im Netz nicht uneingeschränkt für bare Münze nehmen sollten. Das Heft rege deswegen auch zum Hinterfra-gen an.

Kritiker bemängeln, dass der Google-Konzern ein Heft unterstütze, in dem sich ein ganzes Kapitel der Privatsphäre widmet. Die Inhalte seien unabhängig von den beiden Hauptgeldgebern entstanden, erklärt da-gegen Kind. Google und Unitymedia hätten lediglich bei der Verbreitung geholfen und die Druckkosten übernommen. "Es gibt keine Lösungsbo-gen, es gibt also kein richtig oder falsch, sondern es geht darum, sich Gedanken zu machen", so Sabine Frank, bei Google Deutschland für Jugendschutz zuständig. Stephan Groschwitz von der Arbeitsge-meinschaft der Evangelischen Jugend bemängelt genau dies, dass die Broschüre keine Antworten auf die Frage nach dem Datenschutz liefere.

Downloadbar ist die 50-seitige Broschüre (ca. 4,5 MB) u.a. unter: www.klicksafe.de/service/materialien/broschueren-ratgeber/

Klicksafe, 4.2014

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Für die Praxis

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Kostenlos abrufbar Vergriffene Titel digitalisiert

Anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums im Jahr 2013 hat der Verlag des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) vergriffene Titel digi-talisiert und für Interessierte im PDF-Format auf seiner Internetseite bereitgestellt. Neben Klassikern aus den frühen Forschungsjahren "Wie geht’s der Familie?", "Jugend im Ab-seits?" oder "Mütter im Zentrum" finden sich auch Materialienbände zu den Kinder- und Jugendberichten.

Zum Archiv der digitalen Bücher führt folgen-der Link: www.dji.de/index.php?id=43003

DJI, 4.2014

"Inhalt VOR Technik!" Medienpädagoge kommentiert Mediennutzung

Verfolgt mann/frau die zahlreichen Veröffentlichungen zur außerschuli-schen Bildung, Freizeit- und insbesondere Spielpädagogik, so scheint der vielfältige und intensive Einsatz von digitalen Medien (also Smart-phones, GPS, Digitalkameras und iPads) bei pädagogischen Angebo-ten nicht nur für viele Eltern sondern auch für so manche (traditionelle) Fachkraft ungewohnt. In der Nutzung von so viel moderner Technik solle lieber etwas mehr Zurückhaltung erfolgen.

Ulrich Baer hat vor kurzem - mit Blick auf die Spielmobileszene - zu-nächst begrüßt, dass auch diese sich der aktuellen Medien bediene; denn dadurch würden die Angebote natürlich bei den technikbegeister-ten Kindern an Attraktivität gewinnen. "Und (z.B.) für Stadtforscherspie-le sind diese Geräte auch genau die richtigen Mittel, damit die Kinder ihre Entdeckungen dokumentieren und weiter bearbeiten können. Dank digitaler Erfassung können die Kinder ihre Aktivitäten selbst im Internet veröffentlichen, wodurch sie aufgewertet werden und damit wiederum pädagogisch wirkungsvoller werden. Also eine rundum tolle Sache.

Aber wir müssen dabei auf zwei Dinge aufpassen: Wir sollten alle Apps und Programme auf Einfachheit und leichte Bedienung prüfen. Zu komplexe und unübersichtliche Software schreckt eher ab. Photoshop ist nichts für Kinder, um mal ein extremes Beispiel zu nennen. Mit mehr als vier, fünf Apps muss man sich für unsere Projekte nicht auskennen: Notizbuch, Bildbearbeitung, Browser, Email und Dropbox - fertig. Mehr muss man nicht beherrschen, sonst beherrscht die Technik (und ihre Macken) uns. Die Technik muss uns dienen und nicht umgekehrt.

So aufregend diese vielen neuen digitalen Möglichkeiten auch sind, manchmal lenken sie auch von den Inhalten, den Themen ab. Ich gebe es ja zu: Ich freue mich auch jedes Mal, wenn ich einen kleinen Film nach YouTube hochgeladen habe. Und ich bin darauf stolz, wenn ich meine Fotos so beeindruckend bearbeitet habe. Aber dann konzentrie-re ich mich wieder auf den Inhalt, auf die Wirkung und Aussagen mei-ner Bilder und Texte. Das ist bei aller Technikverliebtheit wichtiger.

Nicht mit welchen faszinierenden Geräten die Kinder im Stadtteil auf Entdeckungsreise gehen, ist wichtig. Sondern WAS sie herausgefun-den haben und was sie dazu meinen. Vor allem: Was sie zu ihren Entdeckungen meinen. Wie sie die Orte beurteilen und kommentieren. Denn je klarer die Kinder ihre Meinung äußern, desto intensiver bleiben ihnen ihre Entdeckungen im Gedächtnis. Und das nennt man dann Bildung."

Ulrich Baer, BAG Spielmobile, 30.4.2014

NRWeltoffen.de Neues Informationsportal geht online

Unter www.nrweltoffen.de informiert ab sofort ein neues Internetportal der Landesregierung über die wichtigsten Angebote und Aktivitäten gegen Rechtsextremismus und Rassismus in Nordrhein-Westfalen.

Unter verschiedenen Menüpunkten bietet die neue Webseite viele Beratungs- und Weiterbildungsangebote sowie Informationen zu Pro-jekten und Programmen. Dazu gehören u.a. Informationen über die Mobilen Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus, die Beratungsein-richtungen für Opfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt sowie Angebote für Aussteigerinnen und Aussteiger, die aus der rechtsextre-mistischen Szene aussteigen wollen.

Mit der Einrichtung einer Online-Informationsplattform, auf der bereits bestehende Programme und Informationen zusammengefasst werden, setzt die Landesregierung eine konkrete Empfehlung von fünf Regio-nalkonferenzen zu den Themen Rechtsextremismus und Rassismus um, die Ende 2013 in ganz Nordrhein-Westfalen stattfanden.

Die neue Webseite ist Bestandteil der Entwicklung eines integrierten Handlungskonzepts gegen Rechtsextremismus und Rassismus für Nordrhein-Westfalen durch die Landesregierung. Ziel ist es, die Aktivi-täten im Land zu bündeln und mit einer nachhaltigen Strategie zu stärken.

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, 16.4.2014

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"Ein wichtiger Tag für Kinderrechte" Beschwerdeverfahren

Mit einem Beschwerdeverfahren für Kinder wollen die Vereinten Nati-onen (VN) die Kinderrechte international weiter stärken. Die Möglich-keit eines solchen Verfahrens wurde im dritten Zusatzprotokoll zur VN-Kinderrechtskonvention vereinbart, das am 14.4. in Kraft trat.

"Das ist ein wichtiger Tag für die Kinderrechte: Von jetzt an verfügen Kinder und Jugendliche über ein Instrument, mit dem sie ihre Rechte auch auf internationaler Ebene geltend machen können", sagte Bun-desministerin Manuela Schwesig. "Damit Kinder und Jugendliche weltweit von dem Beschwerdeverfahren profitieren, müssen aber noch viele weitere Staaten dem Zusatzprotokoll zustimmen", so Schwesig weiter.

Durch dieses Rechtsinstrument können Kinder und Jugendliche die Verletzung ihrer Rechte aus der VN-Kinderrechtskonvention nun vor dem Ausschuss der Vereinten Nationen für die Rechte des Kindes in Genf rügen. Sie haben damit die Möglichkeit sich gegen die Verletzung ihrer Rechte, insbesondere zum Schutz vor Gewalt und Misshandlun-gen, zu wehren oder ihr Recht auf soziale Sicherheit einzufordern.

Die VN-Kinderrechtskonvention war die letzte Menschenrechtskonven-tion der Vereinten Nationen ohne ein entsprechendes Beschwerdever-fahren. Das Zusatzprotokoll muss von insgesamt 10 Staaten ratifiziert werden, damit es Inkrafttreten kann. Deutschland hat das Protokoll als weltweit dritter und erster europäischer Staat bereits am 28. Februar 2013 ratifiziert.

BMFSFJ, 14.4.2014

"Die Rechte der Kinder sind unteilbar!" Impulspapier mit breiter Unterstützung

Bereits Ende letzten Jahres hat die Freie Wohlfahrtspflege in NRW gemeinsam mit 16 NRW-Landesorganisationen (unterstützt u.a. von der AGOT-NRW e.V., dem Spitzenverband der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in freier Trägerschaft) mit einem 28-seitigen Impulspapier auf den weiteren Handlungsbedarf in Sachen "Verwirklichung der UN-Kinderrechtskonvention" hingewiesen.

Ausgehend von der vollständigen Anerkennung der UN Kinderrechts-konvention durch die Bundesrepublik Deutschland vom Juni 2010, nach der die Kinderrechte vollumfänglich auch für ausländische Kinder und Jugendlichen gelten, stellen die Verbände fest: "Zwei Jahre nach Un-terzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention nehmen wir enttäuscht zur Kenntnis: Die Bundesregierung sieht bisher keinen Handlungsbe-darf."

Auch wenn für NRW erste Ansätze gesehen werden, das Spannungs-feld zwischen Kinder- und Jugendhilferecht und dem bestehenden Aufenthalts- und Asylrecht auch über die spezielle Gruppe der unbe-gleiteten minderjährigen Flüchtlinge hinaus zu verringern, bestehe auch für NRW ein weitergehender Verbesserungsbedarf.

Mit Blick auf Bundes- und Landesregierung will das Impulspapier u.a.

entlang der Lebenslagen der jungen Menschen eine Fülle von Be-nachteiligungen aufzeigen;

Verantwortlichkeiten und Mechanismen, die einer Teilhabe von Flüchtlingskindern und -jugendlichen im Wege stehen, benennen;

auf konkrete Schritte zu einer vollständigen Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hinweisen;

konkrete langjährige Erfahrungen aus der Flüchtlings- und Jugend-hilfe vor Ort und in den Lebenslagen von jungen Flüchtlingen ein-bringen;

sich aktiv in die gegenwärtige Diskussion um eine Willkommenskul-tur einmischen.

Das Impulspapier, das sicherlich auch Anliegen vieler Jugendeinrich-tungen aufgreift, findet sich auf www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de

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"Mehr Tempo und Geduld!" Rörig bittet um Steigerung des Engagements

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Jo-hannes-Wilhelm Rörig, hat am 29. April seine Agenda 2014 – 2019 vorgestellt. Dabei warb er gleichzeitig für mehr Tem-po und Geduld, "wenn wir den zig-tausendfachen Missbrauch an Mädchen und Jungen in den kommenden Jahren besser verhindern und den Betroffenen schneller helfen wollen. Wir müssen davon ausgehen, dass die Fallzahlen leider weiterhin hoch sind. Das Netz aus Prävention und Hilfen muss in den kom-menden Jahren weiter ausgebaut wer-den." Rörig appellierte deshalb an alle gesellschaftlich Verantwortli-chen, ihr bisheriges Engagement zu steigern. Auch er selbst hat sich so einiges vorgenommen:

"Betroffenenrat" sichert Mitwirkung für Betroffene

Betroffene werden noch in 2014 durch die Einrichtung eines "Betroffe-nenrats" ein dauerhaftes Forum erhalten, durch das sie kontinuierlich und strukturiert an der Arbeit des Beauftragten beteiligt werden. Der Betroffenenrat wird eigene Informations- und Mitwirkungsrechte erhal-ten.

Prävention soll in Schulen festen Platz einnehmen

"Schulen sollten künftig das Aktionsfeld Nr. 1 der Prävention sein", so Rörig, "denn nur dort können alle Kinder erreicht werden. Schutzkon-zepte müssen in Schulen selbstverständlich werden". In den rund 30.000 Schulen sollten Fachkräfte in den kommenden Jahren besser fortgebildet und Eltern besser informiert werden. Alle Kinder sollten eine altersangemessene Aufklärung über Missbrauch erhalten, eingebettet in Gewaltprävention und flankiert von einer modernen Sexualpädago-gik, und die dringend notwendige Vermittlung von Medienkompetenz, auch und gerade wegen zunehmenden Cyber-Groomings und der rasanten Bildverbreitung durch die neuen Medien. "Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass die perfiden Strategien der Täter umso besser greifen, je ahnungsloser Kinder, Eltern und Fachkräfte sind."

Mehr Verbindlichkeit bzgl. der Prävention in Verbänden der Zivilge-sellschaft

Noch in 2014 will Rörig neue Vereinbarungen mit Verbänden der Zivil-gesellschaft zu einem verbesserten Schutz der Kinder und Jugendli-chen vor sexuellem Missbrauch schließen. Er strebe hierbei einen noch höheren Grad der Verbindlichkeit an und werde u.a. auch auf weitere Religionsgemeinschaften und den privaten Sektor zugehen.

Noch mehr Transparenz

Das Monitoring, die bundesweiten Befragungen in Einrichtungen zu Schutzkonzepten gegen sexuelle Gewalt, werden fortgeführt und um qualitative Erhebungen vor Ort ergänzt werden. Erste Ergebnisse sollen in 2016 vorliegen. Auch die Kampagne "Kein Raum für Missbrauch" wird fortgesetzt und weiterentwickelt werden.

Besserer Zugang zu Beratungs- und Hilfestrukturen

Beratung und Hilfen müssen für Betroffene leichter zugänglich werden. Dazu dienen auch weiterhin das Hilfeportal Sexueller Missbrauch (www.hilfeportal-missbrauch.de) und die Telefonische Anlaufstelle des Unabhängigen Beauftragten. Diese wurde jetzt in "Hilfetelefon Sexueller Missbrauch" umbenannt und in die fachliche Verantwortung der Beratungsstelle N.I.N.A. e.V. übergeben. Die kostenfreie und ano-nyme Nummer 0800 2255530 bleibt bestehen. Seit Start der Anlaufstel-

le im Mai 2010 sind rund 19.000 telefonische Gespräche geführt wor-den. Rörig drängte darauf, das Beratungsnetz dichter zu knüpfen. Die besondere Kompetenz der spezialisierten Beratungsstellen müsste künftig umfassender in bestehende Beratungsstrukturen einfließen. "Wir brauchen ein unterstützendes Netzwerk, insbesondere dort, wo die Versorgungdefizite bei der spezialisierten Beratung bestehen", so Rörig.

Bewusstseinswandel und Anerkennung des Leids durch unabhängi-ge Aufarbeitung

"Die Aufarbeitung von Kindesmissbrauch kann nicht allein Betroffenen, Institutionen oder den Medien überlassen bleiben", betonte Rörig. Es gäbe noch viele unausgesprochene und verdrängte Missbrauchstaten der Vergangenheit. Politik und Gesellschaft müssten bereit sein, sich diesen Fragen zu stellen. Eine unabhängige Kommission bleibe weiter-hin zentrales mittelfristiges Ziel. Erste Gespräche mit dem Bundestag wurden bereits geführt und sollen zügig fortgesetzt werden.

Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmiss-brauchs, 29.4.2014

Jungdenken jetzt! LJR NRW veröffentlicht die Ergebnisse der Initiative

Welche politischen Themen sind für Jugendliche von Bedeutung? Und welche Ideen haben sie zur Gestaltung der Zukunft Nordrhein-Westfalens? Darüber haben 2.500 Jugendliche mit der Initiative "umdenken – jungdenken! Fri-sche Ideen für NRW" diskutiert. 200 Dele-gierte haben auf dem Jugendkongress 2014 im Landtag aus den Ergebnissen der Initiative Forderungen formuliert, die nun erschienen sind.

"Wir werden uns die Ergebnisse genau an-schauen - und darauf reagieren!", versprach Ministerpräsidentin Han-nelore Kraft am 24.1.2014 den 200 Jugendlichen, die zum "Jugend-kongress 2014 – jungdenken jetzt!" zusammengekommen waren. Der Kongress fand auf Einladung der Landtagspräsidentin Carina Gödecke im Landtag NRW statt. Die Jugendlichen waren Delegierte der 30 Veranstaltungen vor Ort und der Jugendverbände, die im Vorfeld schon intensiv diskutiert hatten. "Wenn in den Medien bisweilen das Bild gezeichnet wird von einer desinteressierten und desillusionierten Ju-gend, dann kann ich nur sagen: Ich habe bei meinen Begegnungen etwas anderes erlebt", berichtete Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, die als Schirmherrin die Initiative begleitet.

Nun liegt die Dokumentation der Initiative und des Jugendkongresses 2014 vor. "Wir werden die Landesregierung und das Parlament weiter-hin an ihre Verantwortung gegenüber den Forderungen und den Be-dürfnissen der jungen Menschen erinnern. Der Jugendkongress 2014 war kein Ende sondern ist ein Anfang für einmischende Jugendpolitik", erklärt Sarah Primus, Vorsitzende des Landesjugendrings NRW. "Die Jugendlichen haben dabei ordentlich gearbeitet – jetzt sind Politik und Verwaltung an der Reihe. Wir haben ihnen Zeit bis zum September gegeben. Dann laden wir sie zu einer Nachfolgeveranstaltung ein."

Die Ergebnisse der Jugendforen werden auf www.umdenken-jungdenken.de dokumentiert.

LJR NRW, 29.4.2014

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Kinder- und Jugend(hilfe)politisches Leitpapier zum 15. DKJHT

Traditionell erscheint anlässlich des Deutschen Kinder- und Jugend-hilfetages (DKJHT) ein kinder- und jugend(hilfe)politisches Leitpapier. Auch mit dem diesjährigen Leitpapier möchte die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ erneut den fach- und jugendhilfe-politischen Diskurs anstoßen. Das Papier soll einen Beitrag zur Weiter-entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe leisten sowie den kritischen Austausch zwischen Politik, Theorie und Praxis der Kinder- und Ju-gendhilfe und ihren Schnittstellen befördern.

Neben einer aktualisierten Selbstverortung der Kinder- und Jugendhilfe (siehe Motto des DKJHT; rechts oben in der Abbildung) werden zu-nächst - nach Auffassung des AGJ-Vorstandes - fünf zentrale Aufga-benstellungen konkretisiert:

"Kinder- und Jugendhilfe soll …

… Vielfalt leben,

… Beteiligung umsetzen!

… Professionalität sichern,

… Politik machen und

… gemeinsame Verantwortung für das Aufwachsen in Europa tragen."

Zum Schluss fasst das Papier seine Gedanken in Form von Erwartun-gen an sich selbst, gegenüber Politik und AdressatInnen zusammen. Wir zitieren:

Kinder- und Jugendhilfe …

… verlangt von sich selbst:

Die Kinder- und Jugendhilfe muss sich und ihre Leistungen, die sie für breite Kreise der Bevölkerung zur Verfügung stellt, selbstbewusst präsentieren. Zugleich muss sie sich ihrer Wirkungen vergewissern und darüber auch öffentlich Rechenschaft ablegen. Die Wirkungen der Kinder- und Jugendhilfe müssen im Interesse von Kindern, Ju-gendlichen und ihren Familien sowie im Interesse ihrer Fachlichkeit und Qualität transparent und in fiskalischen Auseinandersetzungen stark gemacht werden.

Die Kinder- und Jugendhilfe muss ihre Leistungen und Angebote selbstkritisch und reflexiv daraufhin überprüfen, inwieweit diese so-ziale Gerechtigkeit fördern oder soziale Ungleichheitsstrukturen re-produzieren.

Die Kinder- und Jugendhilfe muss auch über die gegenwärtige jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa hinaus tätig werden

und Mitwirkungsmöglichkeiten etwa in den Bereichen Armutsbe-kämpfung, soziale Integration, Bildung, Migration, Antidiskrimi-

nierung, Beschäftigung und Mobilität nutzen.

Kinder- und Jugendhilfe kann ohne Professionalität den gestiegenen Anforderungen nicht gerecht werden. Der quantitativen Expansion des Personals muss eine qualitative Verbesserung der Arbeitsbe-dingungen wie auch der Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten folgen, wenn die Kinder- und Jugendhilfe auch zukünftig ein attrakti-ver Arbeitgeber sein will.

… fordert von der Politik:

Politik ist verantwortlich für die Schaffung von Rahmenbedingungen zum Abbau sozialer Ungleichheit und für die Anerkennung und den wertschätzenden Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie mit der Vielfalt von Lebensformen.

Ein zusätzliches und dauerhaftes finanzielles Engagement von Bund und Ländern muss die kommunale Ebene in die Lage versetzen, ei-ne soziale Infrastruktur des Aufwachsens junger Menschen qualitativ hochwertig, bedarfsgerecht und regional sowie sozialräumlich aus-differenziert zur Verfügung zu stellen.

… erwartet von den Adressatinnen und Adressaten:

Erziehung, Bildung und Betreuung sind Prozesse, an denen junge Menschen und ihre Familien aktiv mitwirken und ihre Potenziale ein-bringen sollen. Dies setzt entsprechende Beteiligungsmöglichkeiten voraus.

Junge Menschen und ihre Familien sollen die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe selbstverständlich, selbstinitiiert und nicht-stigmatisierend in Anspruch nehmen können. Voraussetzung dafür sind niedrigschwellige Zugänge zu den Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe.

Die Ermöglichung von Teilhabe, Inklusion und Vielfalt braucht auch die selbstverantwortliche Nutzung von Beratungs-, Beschwerde- und Beteiligungsrechten. Dies setzt die Befähigung zur Mitwirkung vo-raus."

Das komplette Leitpapier (PDF, 252 KB) ist downloadbar unter www.jugendhilfetag.de/leitpapier/

Jugendkriminalität im Altersverlauf Auch Intensivtäter finden den Weg in die Normalität

Lassen sich individuelle Verläufe von Gewaltkriminalität im Jugendalter vorhersagen? Schrecken harte Strafen wirklich ab? Wie wirkt sich der Konsum von Gewaltfilmen auf Jugendliche aus? Auf diese und andere Fragen suchen Kriminologen immer wieder nach Antworten. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit zwölf Jahren geförderte Langzeitstudie "Kriminalität in der modernen Stadt" unter Leitung des Kriminologen Prof. Dr. Klaus Boers (Westfälische Wil-helms-Universität Münster, WWU) und des Soziologen Prof. Dr. Jost Reinecke (Universität Bielefeld) bringt nun Licht ins Dunkel.

Die Studie unterscheidet sich von bisherigen Untersuchungen vor allem dadurch, dass einmalige Befragungen lediglich Momentaufnahmen lieferten, aber nichts über die individuelle Entwicklung der Kriminalität aussagten. "Es gibt bisher keine vergleichbare Studie in Deutschland, die delinquentes Verhalten für Jugendliche und junge Erwachsene im Altersverlauf erfasst", unterstreicht Jost Reinecke den Wert der Studie. Auf Basis einer jährlich wiederholten und anonymen Befragung von rund 3.400 Duisburger Jugendlichen gibt die Untersuchung einen ein-zigartigen und profunden Überblick über den Einfluss von Wertorientie-rungen, Erziehungsstilen, Freundesgruppen, Gewaltmedien, Migrati-onshintergrund, Präventionsmöglichkeiten und über die Wirkung straf-rechtlicher Sanktionen.

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Zu Beginn der Befragung im Jahr 2002 waren die Jugendlichen durch-schnittlich 13 Jahre alt. Bis zum 20. Lebensjahr wurden immer diesel-ben Jugendlichen jährlich befragt, seitdem jedes zweite Jahr bis zum 24. Lebensjahr. Die Wissenschaftler bekamen Einblicke in das Dunkel-feld der Kriminalität, indem die jungen Menschen über Straftaten be-richteten, die in keiner offiziellen Statistik auftauchen. Zusätzlich werte-ten sie (Hellfeld-)Daten über Verurteilungen und Verfahrenseinstellun-gen aus.

Zwar stammen die Angaben und Daten der Studie ausschließlich aus Duisburg – die Wissenschaftler sind aber davon überzeugt, dass sich viele Ergebnisse auch auf andere deutsche Großstädte übertragen lassen. Die aktuellen Befunde widerlegen nicht nur gängige Vorurteile, sondern geben auch der Polizei und Justiz wichtige Hinweise für die Kriminalprävention und den Umgang mit jugendlichen Straftätern.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: Viele Jugend-liche begehen bis zum 18. Lebensjahr mindestens einmal eine in aller Regel leichte oder mittelschwere Straftat (beispielsweise Ladendiebstahl) – dies sind rund 84% der Jungen und 69% der Mädchen. Bei den meisten erledigen sich solche Episoden noch im Ju-gendalter ohne Eingriff von Polizei oder Justiz. Nach einem schnellen Anstieg zum Ende des Kindesalters geht die Delinquenz bereits ab dem 15. bis 16. Lebens-jahr wieder weitgehend zurück. Zudem sind Mädchen stärker belastet als bisher angenommen. Der Delin-quenzrückgang geschieht weitgehend ohne Interventi-on durch die Polizei oder Justiz. Er ist Ausdruck einer erfolgreichen Vermittlung von Werten und Normen durch Familie und Schule. Dieser positive Prozess wird im Jugendstrafrecht zu Recht durch weitverbreitete Verfahrenseinstellungen bei Erst- und gelegentlich handelnden Tätern unterstützt.

Problematisch sind die sogenannten Intensivtäter: Sie machen nur 6 bis 8% ihrer Altersgruppe aus, begehen aber die Hälfte aller Taten und mehr als drei Viertel der Gewaltdelikte. Früher ging man davon aus, dass diese Gruppe bis in das Erwachsenenalter gewalttätig bleibt. Die Studie widerlegt diese These im Einklang mit inter-nationalen Forschungsbefunden und zeigt, dass die Zahl der Delikte auch bei Intensivtätern - wenn auch zum Teil erst zum Ende des Jugendalters – deutlich zurückgeht. Insbesondere ein erfolgreicher Übergang in das Erwerbsleben sowie stabile soziale Bindungen unterstützen den oft schwierigen Weg in die Normalität.

Jugendliche aus Migrantenfamilien sind in Duisburg nicht häufiger an Gewaltdelikten beteiligt als Jugendli-che ohne Migrationshintergrund. Als präventive Fakto-ren werten die Wissenschaftler stabile familiäre und nachbarschaftliche Bindungen, ein gutes Schulklima sowie eine erfolgreiche Ausbildung. Die Orientierung an traditionellen und religiösen Werten geht außerdem mit weniger Alkoholkonsum und einem gemäßigteren Freizeitverhalten einher.

Die Studie belegt, dass vor allem eine stärkere Bildungsbeteiligung ein wesentlicher Schlüssel zur Verringerung der Straffälligkeit von jungen Migranten ist: Je besser die Einbindung in das Bildungssystem gelingt, desto mehr verliert die Gewalt an Attraktivität.

Der Konsum von Gewaltfilmen erhöht die Neigung, Gewalttaten zu begehen. Zwar gibt es nur selten eine direkte Verstärkung des Gewalt-verhaltens durch den Konsum von Gewaltfilmen. Es kann aber zu einer problematischen indirekten Wirkung kommen: Der Konsum steigert die Befürwortung von Gewalt - und je stärker Gewalt befürwortet wird, desto häufiger kommt es zu Gewalttaten. Strafen schrecken nicht ab - im Gegenteil: Haftstrafen können den Kontakt zu gewaltbereiten Grup-pen fördern und soziale Bindungen schwächen.

Die Forscher empfehlen deshalb, strafrechtliche Eingriffe auf das Not-wendige zu beschränken. "Die für Jugendliche typische, gelegentliche Delinquenz regelt sich weitgehend von selbst", bilanziert Klaus Boers.

Uni Bielefeld, 22.5.2014

Aus dem Jahresbericht 2013 der Amigonianer, Gelsenkirchen

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Kinder-/Jugendarbeit + Ganztagsschule Lebenswelten als gemeinsame Bezugspunkte

Auf dem von der Serviceagentur »Ganztägig lernen« NRW und dem LWL-Landesjugendamt Westfalen veranstalteten Fachtag "Kinder- und Jugendarbeit und Ganztagsschule in der Sekundarstufe I" am 12.3.2014 in Münster diskutierten Akteure aus Ganztagsschulen, Kommunen und Jugendarbeit über Chancen und Herausforderungen der gemeinsamen Umsetzung ihres jeweiligen Bildungsauftrags im Rahmen der Ganztagsschule.

Prof Dr. Benedikt Sturzenhecker richtete in seinem Eröffnungsvor-trag den Blick auf die durchaus unterschiedlichen Bildungsbegriffe der Systeme Schule und Jugendarbeit, die sich in der Schule vorrangig auf die kompetenzorientierte Ausbildung und in der Jugendarbeit auf eine demokratische Selbstbildung der Kinder und Jugendlichen beziehen. Damit verfolgen die Partner zum Teil sehr unterschiedliche Bildungsziele, die sie an ihren jeweiligen Bildungsorten mit vielfältigen Methoden umsetzen wollen. Vor diesem Hintergrund ist es für die Kooperation beider Partner im Rahmen der Ganztagsschule sinnvoll, die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen als Bezugs-punkte für die gemeinsame Arbeit zu nehmen und Konzepte partizipativ zu entwickeln. Wie das gelingen kann und welche Modelle es vor Ort schon gibt, damit beschäftigten sich die ca. 100 Teilnehmenden in acht Praxisforen. Die vielfältigen Diskussionen und der fachliche Austausch zeigten den großen Bedarf an weiteren Auseinandersetzungen mit diesem Themenbereich.

Die Serviceagentur hat daher folgende Dokumente online gestellt:

Vortrag/Diskussion: "ganz!recht – von der Aufsicht bis zur Versiche-rung im Ganztag"

Praxisforum 1: Zusammenarbeit zwischen Jugendverband und Schule an den Beispielen Ganztagsbetreuung, Schülergenossen-schaft und Computerfu hrerscheinkurse

Praxisforum 2: Synergieeffekte zwischen Schule und der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Praxisforum 3: Was geht?! Gelingende Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern durch die Kooperation von Schule und Jugendarbeit

Praxisforum 4: Kommunale Bildungslandschaften als Leitidee der außerschulischen Vernetzung im Ganztag

Praxisforum 5: Eine Spielstadt macht Schule – sozialpädagogisches Beteiligungslernen in Kooperation von Jugendhilfe und Schule

Praxisforum 6: "Lass ma Ganztag ...!" Faktoren gelingender Zu-sammenarbeit zwischen Jugendzentrum und Hauptschule (Vers-mold)

Praxisforum 7: Gemeinschaftsprojekt "keep calm – start Tolerance" für Vielfalt und Toleranz - gegen Rassismus und Ausgrenzung

Praxisforum 8: Miteinander mehr erreichen – der Sportverein als Partner der bewegten Schule

Die Texte / Präsentationen finden sich auf der Homepage der Service-agentur (www.ganztag-nrw.de) unter: http://tinyurl.com/p6aah8m

ISA, 11.4.2014

"Zebras" ziehen um Nach 20 Jahren wechselt der Herausgeber

20 Jahre lang - ohne Unterbrechung - hat das Team von SOS-Rassismus-NRW in der Federführung von Ralf-Erik Posselt den lehrreichen und streitbaren Antirassismus-Kalender im Auftrag des Amtes für Jugendarbeit hergestellt. "Der Kalender war für viele junge

Menschen auf ihrem Weg zur Demo-kratieentwicklung und für Menschen-rechte gegen Rassismus und Diskri-minierung ein wichtiger Begleiter. Er hat viel dazu beigetragen", so Lan-desjugendpfarrer Udo Bußmann von der EKvW in seinem "Abschieds-" und Dankesbrief "Horizonte und Welten vor allem für junge Menschen zu öffnen und sie als Friedensstifte-rInnen gegen Gewalt, Rassismus und Menschenverachtung zu stärken. Mit Provokation, Witz und Know-how hat dieser jedes Jahr wieder einen Bei-trag zur persönlichen Auseinander-

setzung und zur Überwindung von Rassismus geleistet."

Das langjährige Redaktionsteam hat sich nun endgültig verabschiedet. Die Gründe dafür sind vor allem altersbedingt. Jedoch hat sich zur Fortführung des Kalenders bereits eine neue Herausgebergruppe gefunden: Der ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V., ein langjähri-ger produktiver Partner und Unter-stützer, wird nun künftig den Anti-rassismus-Kalender verantwortlich übernehmen und Ansprechorgani-sation sein. Dort wird also der Kalender 2015 inhaltlich gestaltet und bestellbar sein.

EKvW, 6.5.2014

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Bunt, vielfältig, beeindruckend 'HIER BIN ICH' 2014: Ein erster Rückblick

Vom 9.-23. Mai 2014 hat die zweite landesweite Kam-pagne zur Kath. Offenen Kinder- und Jugendarbeit "HIER BIN ICH" stattgefunden. In diesem Zeitraum haben MitarbeiterInnen katholischer Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ihr Arbeitsfeld mit zahlreichen, ganz unterschiedlichen, dezentralen Aktionen in ganz NRW in der Öffentlichkeit präsentiert.

Alle Einrichtungen der LAG Kath. OKJA NRW waren - unabhängig ihrer Größe - im Kampagnenzeitraum eingeladen zu sagen: "Ich bin dabei!" Im Nachgang heißt es nun nicht mehr "Ich bin dabei" sondern "Wir waren dabei…" und die LAG Kath. OKJA und die diözesanen Arbeits-gemeinschaften der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sagen DANKE!

Die wichtigsten Akteure der Kampagnen waren die Einrichtungen der Kath. Offenen Kinder- und Jugendarbeit mit ihren MitarbeiterInnen und BesucherInnen, die die Kampagne inhaltlich gefüllt und lebendig ge-macht haben. 15 Tage und Nächte geballte katholische Offene Kinder- und Jugendarbeit in ganz NRW hat dem Arbeitsfeld aufs Neue ein buntes, vielfältiges und beeindruckendes Gesicht gegeben und hat damit selbst in der nahen und breiten Öffentlichkeit für erneute Auf-merksamkeit und Wertschätzung gesorgt.

Es haben sich auch in diesem Jahr wieder eine bemerkenswerte An-zahl Einrichtungen aus ganz NRW an der Kampagnen beteiligt. Der Aktionskalender brachte zum Ende ca. 110 Aktionen hervor. Die de-zentralen Aktionen mit ganz unterschiedlichen Ausprägungen, Teil-nehmern und Gästen waren geprägt von Erfolg und Herzlichkeit. Der DANK und die Wertschätzung für diese Erfolge und Herzlichkeit gilt uneingeschränkt den Akteure vor Ort. Nur durch sie können wir nun auf eine sehr gelungen, vielfältige, beeindruckende und bunte Kampagne zurückschauen.

HBI-Aktion "Die Küchenforscher" in der JFE St. Matthäus, Düsseldorf

Die Steuerungsgruppe hatte sich für die inhaltliche und organisatori-sche Planung der Kampagne in ihrer Gesamtheit zweimal getroffen und wird sich ein weiteres Mal zu einem Auswertungsgespräch treffen. Insgesamt bestand die Steuerungsgruppe aus 11 Personen gemischt aus Vertretern der DiAGs, den DiösesanjugendreferentInnen und der LAG Kath. OKJA NRW. Nach einer schnellen Einigung zur inhaltlichen Ausgestaltung der diesjährigen Kampagnen hat sich die Steuerungs-gruppe hauptsächlich mit der Überarbeitung der Arbeitshilfen für die Einrichtungen beschäftigt und sich die Bewerbung zur Teilnahme an der Kampagne auf die Fahnen geschrieben. Die Treffen in der Steue-

rungsgruppe waren geprägt durch lebhafte, stets lösungsorientierte und ergebnisbrin-gende Diskussionen in angenehmer und kollegialer Atmosphäre

Die Kampagne wurde auch in diesem Jahr wieder durch eine eigene Homepage (www.hier-bin-ich-okja.de) und einen eigenen, viel genutzten Facebookauftritt

(www.facebook.com/HierBinIch.OKJA) begleitet. Über die Homepage wurde si-chergestellt, dass neben Information zur Kampagne, auch diverse Materialien und Arbeitshilfen abgerufen und die dezentralen Aktionen gemeldet werden konnten. Die

einzelnen Aktionen wurden vorgestellt und die beteiligten Einrichtungen mit ihren HP‘S und Facebookauftritten verlinkt. Zudem wurden hier die Grußworte der Paten – und Unterstützer publiziert. Im Nachgang zur Kampagne werden auf der HP diverse, lebhafte und bunte Aktionsbilder und Presseartikel zu finden sein.

Die Facebookseite hat zum Ende der Kampagne 224 "Freunde". An einzelnen Tagen wurden über 1000 Personen mit den HIER BIN ICH Posts auf der Facebookseite erreicht. Inhaltlich waren die Einträge auf der Facsbookseite nicht nur im engen Sinne auf die Kampagne be-schränkten, sondern immer auch wieder mit Alltagsthemen aus einzel-nen Einrichtungen, Regionen und Bistümern durchmischt.

Zur Zeit befindet sich die Kampagne in der Auswertung, dafür werden die beteiligten Einrichtungen mit einem Auswertungsbogen um Rück-meldungen zur Kampagne gebeten. Diese bilden die Grundlage für die Entscheidungen in der Steuerungsgruppe bezüglich der Ergebnissiche-rung und der Überlegungen zur weiteren Fortführung der Kampagne.

Doris Reiß

Jugendhearing im Jugendhaus Anhold Jugendliche nutzten die Chance ihre Meinung zu sagen

Im vollbesetzten Jugendhaus Anholt konnte am 26. März Moderator Johannes Jötten kurz nach 16 Uhr Jugendliche und politische Gäste aus Isselburg zu einem Jugendhearing begrüßen, bei dem Kritik und vielfältige, aber nicht überzogene Wünsche zur Sprache kamen: Über-dachte Jugendtreffs, eine Erweiterung der Skateranlage, mehr Müllei-mer in verschiedenen Bereichen, eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und vielleicht auch ein Soccerfeld. Rede und Antwort standen PolitikerInnen von Grüne, FDP SPD und CDU sowie Bürger-meister Rudi Geukes.

Abschließend waren sich die fünf PolitikerInnen, aber wohl auch die Jugendlichen, sowie die OrganisatorInnen aus den Jugendhäusern darin einig, dass das Jugendhearing eine gelungene Veranstaltung war.

Einen ausführlichen Bericht über das Jugendhearing gibt es hier: http://tinyurl.com/plduyea

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Move 2 Communicate Ein besonderes Inklusions-Projekt

Move 2 Communicate ist ein Inklusions-Projekt für Jugendliche mit dem Schwerpunkt Hörschädigung, das derzeit in der Kölner Offenen Ju-gendeinrichtung BUGS (in Trägerschaft der Caritas Köln)im Rahmen eines landesweiten Großprojektes, zusammen mit weiteren 14 Instituti-onen/Gruppen durchgeführt wird. Ziel ist es hier, dass Kommunikati-onsbarrieren zwischen hörenden und hörgeschädigten Jugendlichen abgebaut werden.

Dazu bietet die Einrichtung für hörende und hörgeschädigte Jugendli-che einen gemeinsamen Kurs der Deutschen Gebärdensprache an, der die Kommunikationsgrundlage für weitere gemeinsame Aktionen legen soll.

Bei den ersten beiden Treffen wurde vielen Jugendlichen schon klar, dass Kommunikation ohne zu sprechen gar nicht so einfach ist. Ob Lippenlesen, Zeichensprache oder Pantomime – es gibt immer Mög-lichkeiten sich mitzuteilen. Dennoch sind Missverständnisse vorpro-grammiert.

Im Sommer werden die Jugendlichen gemeinsam an Sportaktionen teilnehmen: Man will auf der Wupper Kanu fahren, in Brühl klettern gehen, in Köln bowlen und weitere sportliche Tage erleben. An all diesen Tagen werden sich die Jugendlichen der Herausforderung stellen müssen, dass sie kaum auf gewohnte Weise kommunizieren können. An den Sporttagen kann die Gruppe diese neue Art der Kom-munikation in der Praxis erproben. Alle freuen sich auf Sommertage voller Spaß, Herausforderung und neuen Erfahrungen.

Andrea Heinz (bugs), 19.5.2014

"Help for Watoto" Rock und Metal für den guten Zweck

Im Jugendcafé Freiraum gab es am 4. April ein besonderes Konzert. Vier Bands - Rapid Jack, Rosston, My Own Hostage und Jo de Laniis - aus der Umgebung von Ochtrum waren zu sehen und natürlich zu hören. Sie alle spielten unter dem Motto "Help for Watoto" – Hilfe für Watoto und erwiesen damit "Watoto Visions", einen kleinen Verein, der bis zu 30 Halb- und Vollwaisen in Kenia unterstützt, einen Benefiz.

Hier geht’s zu einem Artikel, der über die Benefizveranstaltung und die vier Band ausführlich berichtet: http://tinyurl.com/lwn3hxz

Facebookeintrag der Einrichtung vom 4.4.2014

Kath. OKJA im Doppelpack Weihbischof Ansgar Puff zu Besuch

Gleich zweimal wurde Weihbischof Ansgar Puff in Einrichtungen der Kath. Offenen Kinder- und Jugendarbeit entdeckt. Zunächst beim Be-such in seiner alten Wirkungsstätte dem Caritas Jugendzentrum Uns Huus in Bonn. Und dann im Rahmen der landesweiten HIER BIN ICH Kampagne im Jugendzentrum LIVE St. Martin in Rheinbach.

Zu beiden Besuchen gab' es Presseartikel, die hier nachzulesen sind: http://tinyurl.com/pgw8g7a und http://tinyurl.com/ogysugv

https://www.facebook.com/ag.okja?fref=ts, 28.4.2014 und https://www.facebook.com/jugendseelsorge.erzbistum.koeln?fref=ts, 23.5.2014

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Wir sagen Herzlichen Glückwunsch

zu 18, 30 und 60 Jahren

Kinder- und Jugendarbeit

und wünschen

alles Gute für viele weitere Jahre!

Das "Volljährigkeits"-Jubiläum Ende Mai wird kräftig gefeiert

Das Kinder und Jugendzentrum Neheim feiert Ende Mai sein 18 jähriges Bestehen. Da dies für eine Jugendeinrichtung ein besonderes Alter ist, wird dies ausgiebig gefeiert.

Und weil's so schön ist, geben wir hier das Werbeplakat für den anste-henden Jubiläumstag wider.

Daniel Büenfeld, 20.5.2014

Das 3x10-Jubiläum Jugendzentrum Fischeln startet Jubiläumsjahr

"Feste feiern wie sie fallen …", dieser bekannte Spruch gilt auch in Krefeld-Fischeln. Doch dort feiert man/frau auch gerne mal ein ganzes Jahr. Das Jubiläumsjahr zum 30 jährigen Bestehen des Jugendzent-rums in Fischeln begann mit einem Mitmach-Musik-Theater im Mai für Kinder ab 3 Jahren.

In Herbst wird es zahlreiche weitere Aktionen für Kinder und Jugendli-che geben, und am 19. Oktober veranstaltet das Jugendzentrum ein großes Jubiläumsfest für VertreterInnen aus Kirche, Gesellschaft und Politik.

Hier ein Bericht zum Jubiläumsjahr: http://tinyurl.com/mk7dtvo

Facebookeintrag der Einrichtung vom 18.5.2014

Das 60 Jahre-Jubiläum Kölner Jugendwerkzentrum lädt ein

Als eine der ältesten (noch bestehenden) Offenen Kinder- und Jugend-einrichtungen in NRW kann das Kölner Jugendwerkzentrum als einer der ersten (logisch!) seinen 60. Geburtstag feiern. Dazu lädt es zu einem großen Sommer-Jubiläumsfest incl.Trödel auf den Ehrenfelder Geisselmarkt ein:. Mit Live Musik, Zaubershow, Spiel & Spass, Kaffee, Kuchen, Grillstation und viele andere spannende Sachen.

Infos unter: https://www.facebook.com/events/1418554765077990/

Facebookeintrag der Einrichtung vom 2.5.2014

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Aus der Praxis

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Wie gibt man den Glauben weiter? Neue Zeiten erfordern neue Glaubensweisen

Es sind wohl einige Jahre vergangen, seit Pastor Benedikt Schmetz dem Horizont in Lindlar seine Anregungen und Hintergründe zur Wei-tergabe des Glaubens an Kinder und Jugendliche in den Anhang der Konzeption der Einrichtung geschrieben hat, aber zeitlose Gedanken sollten auch in einem innovativen Arbeitsfeld nicht verloren gehen. Daher sei der Text ungekürzt zitiert:

"1. Wie gibt man den Glauben überhaupt weiter? Zum Glauben kann man eigentlich nicht "erziehen", denn ob ein Mensch glaubt oder nicht, das kann ihm niemand von außen sagen oder beibringen, das muss er letztlich aus sich heraus (mit der Gnade Gottes) tun. Insofern kann man auch den Glauben nicht ein-fach weitergeben wie eine Information. Sondern Glau-bensweitergabe erfolgt immer indirekt durch das Leben. Ich kann niemandem den Glauben geben, ich kann ihn vielleicht zum Glauben anregen.

2. Die Situation heute verstehen. Grundlegend für die Weitergaben des Glaubens heute erscheint mir, dass wir die Situation der Kinder und Jugendlichen (in Gesellschaft und Kirche) heute verstehen (lernen). Man kann nicht dazu beitragen, dass junge Menschen zu Glauben finden, wenn man ihre Situation mit all ihren Prägungen, mit ihren Schwierigkeiten, Ängs-ten ihren Motivationen und Hoffnungen nicht versteht.

3. Neue Zeiten erfordern neue Glaubensweisen Oft wird heute über den Glaubensverfall bei Kindern und Jugendlichen geklagt oder geurteilt. Aber hat man dabei auch bedacht, dass sich die Zeiten einfach geändert haben? Kann es nicht sein, dass vieles, was für uns wie Verfall und Mangel aussieht, einfach die neue Weise ist, wie Kinder und Jugendliche heute nur noch den Glauben leben können? Die Kirchengeschichte zeigt, wieviel Wandel Glaube und Kirche aushal-ten, und wie normal ein solcher Wandel ist! Es scheint mir wichtig, dass wir bei der Glaubensweitergabe unser Bild von Glaube und Kirche nicht für unsere Kinder und Jugendlichen verpflichtend machen. Die Art und Weise des Glaubens-Lebens der jüngeren Generation kann (und darf), ja muss eigentlich ganz anders aussehen als unsere.

4. Andeutungen zum gesellschaftlichen Wandel Die Situation, in der Kinder und Jugendlichen heute groß werden, ist gesellschaftlich radikal anders als früher. Kirche und Glaube sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Im Gegenteil: sie erscheinen in einer naturwissenschaftlichen Welt (nachprüfen und planen) als höchst frag-würdig und überholt. Die eigene Identität muss in der Vielfalt der Mei-nungen und Lebensentwürfe erkämpft werden. Es gibt nicht mehr die Geborgenheit von früher, auch in der Kirche nicht. Aufgrund der Spe-zialisierung der Arbeitsbereiche wird Kirche automatisch zur beliebigen Freizeitbeschäftigung. Heute muss also positiv zu Glaube und Kirche hin motiviert werden. Und die Widerstände sind - ohne Schuld der Kinder und Jugendlichen - viel größer als früher.

5. Antworten auf kirchliche Fragen geben Vielleicht bleiben so viele Menschen und Jugendliche der Kirche fern, weil wir - d.h. alle Gläubigen! - immer noch Antworten auf Fragen ge-ben. Die für den heutigen Menschen keine Fragen mehr sind, während die Kinder und Jugendlichen keine Antworten auf die Fragen bekom-men, die ihre wirklichen Fragen sind. Wichtig ist also bei der Glau-bensweitergabe: Zuhören auf das, was die wirklichen Fragen der Kin-der und Jugendlichen sind, - und nicht unsere Fragen/Antworten ihnen überstülpen. Es scheint mir ganz wesentlich, dass wir neu

lernen, über unseren persönlichen Glauben miteinander zu spre-chen, und zwar sowohl in der Familie wie auch in kleinen Grup-

pen in unseren Gemeinden.

6. Vorleben ist wichtiger als alles Belehren Das Entscheidende bei der Glaubensweitergabe scheint mir, dass unser Glaubensleben - mit aller Gebrochenheit natürlich! - glaubwürdig ist. Wenn uns der Glaube etwas bedeutet, etwas wert oder eine Hilfe ist, dann werden die Kinder und Jugendlichen davon etwas mitnehmen, auch wenn wir nicht wissen: wie. Das heißt nicht, dass wir keine Zweifel haben dürften. Im Gegenteil: es kommt, glaube ich, gerade darauf an, die Kinder und Jugendlichen am eigenen Leben und Glauben - mit allen Zweifeln, mit aller Angst und Bedrängnis - teilhaben zu lassen!

7. Wichtiger als Glaubenswissen ist Glaubenserfahrung Provokativ gesagt: Wenn Kinder und Jugendliche den Eindruck gewin-nen, dass der Glaube eine wirkliche Lebenshilfe ist, dann ist für die Weitergabe des Glaubens mehr erreicht, als wenn sie den Katechismus

auswendig können. Daher ist es wichtig, dass die Kinder und Ju-gendlichen uns und die Kirche als einen Raum erfahren, in dem sie mit all ihrer Freude und Hoffnung, Trauer und Angst da sein dürfen, wie sie sind (vgl. GS 1). Eines der größten Probleme scheint mir zu sein, dass die Kirche

(und auch die kirchliche Erziehung heute - auch durch die Schuld der Kirchen selbst! – in erster Linie als "Mo-

ralanstalten" erscheinen, statt als der Ort aufzuscheinen, an dem ich erfahren kann, dass ich gerade unabhängig von meiner morali-schen Verfassung, bedingungslos von Gott geliebt und getragen bin (vgl. Mk. 1,14f). Das religiöse Potential ist, glaube ich, da – nur wird es von uns, von den Kirchen auch genutzt, richtig aufgegriffen?

8. Glaubensweitergabe ist heute nur möglich als Erziehung zur Freiheit und Selbstverantwortung

Wer heute nicht lernt, aus freien Stücken, von innen her selbst zu glau-ben, der wird an seinem Glauben nicht festhalten können. Daher ist es wichtig, den Kindern, besonders aber den Jugendlichen die Freiheit der Entscheidung zu lassen, auch wenn das oft schwerfällt. Glaubensleben, das ohne Selbstverantwortung von außen erzwungen ist, hat heute keine Überlebenschance mehr. Die Achtung vor der Freiheit der eige-nen Kinder und Jugendlichen ist meines Erachtens eine Nagelprobe des Glaubens überhaupt.

9. Schwerpunkt Jesus und Gott - nicht: die Kirche Das Entscheidende unseres Glaubens sind Jesus und Gott - und nicht, wie es oft scheint, die Kirche/Kirchlichkeit. Schon das Glaubensbe-kenntnis macht diesen Unterschied ("Ich glaube an Gott", aber "ich glaube ... die Kirche (= der Kirche)). Glaubensweitergabe darf nicht Dressur zur Kirchlichkeit sein! Sie muss Gott nahebringen, der immer größer ist - auch größer als die Kirche und unsere persönlichen Vorstel-lungen.

10. Vertrauen ist die beste Weitergabe des Glaubens Glaube ist eine positive Haltung zum Leben: Dem Leben vertrauen, weil es letztlich in den Händen Gottes geborgen ist. Daher würde ich sagen: Das, was am meisten bei der Weitergabe des Glaubens hilft, ist Ver-trauen. Dass wir einerseits selbst vertrauend leben, und dass wir ande-rerseits unseren Kindern und Jugendlichen vertrauen, ihnen etwas zutrauen, auch und gerade, wenn sie Fehler machen oder nicht so sind, wie wir sie uns vielleicht gewünscht hätten. Jesus mahnt uns im Neuen Testament, nicht aus Angst zu handeln (auch in der Glaubensweiterga-be!), sondern im Vertrauen auf Gott - auf den Gott, der die Saat zum Wachsen bringt selbst da, wo ich nichts tue oder nichts geben kann oder gar versage (Gleichnis von der selbst wachsenden Saat). Und er lehrt uns Vertrauen in das Gute (auf den Weizen) in uns selbst und in anderen Menschen. Wir dürfen vertrauen, dass das Unkraut nicht die Oberhand erhält und brauchen keine Gewaltmethoden anzuwenden (das Unkraut ausreißen) um das Gute hervorzubringen, sondern es ist gerade so, dass wenn man es wachsen lassen kann, Gott am Ende das Gute zur vollen Geltung bringt - bei uns selbst und sicher auch bei unseren Kindern und Jugendlichen."

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Aus der Praxis

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Neuer Bus für die mobile Jugendarbeit Streetwork Schwalmtal

Die mobile Jugendarbeit/Streetwork Schwalmtal hat Unterstützung bekommen. Mit dem neuen Bus für ihre mobilen Angebote wird die Arbeit an den unterschiedlichen Einsatzorten noch ein Stück wertvoller, als sie eh schon war.

Herzlichen Glückwunsch und gutes Gelingen!

Facebookeintrag der Einrichtung vom 19.3.2014

Der (interne) Link des Monats I www.ot-josefshaus.de

Videoworkshop im Don- Bosco- Club Erste Erfahrungen vor und hinter der Kamera

Nach den Osterferien wurde es spannend im Kölner "Club": Am Diens-tag kamen die Filmemacher von "Domstadt.TV" und boten einen Vide-oworkshop an. Jeden Tag waren 6-10 Kinder mit Freude dabei und ihnen wurde die Filmwelt erklärt.

Das Besondere dabei war, dass an jedem Tag ein Experte oder eine Expertin aus verschiedenen Bereichen zu Gast waren. Am Dienstag erklärte ein Kameramann den Kids, wie gefilmt wird und wie wichtig der Ton beim Drehen ist.

Hierbei machten unsere Kids ihre ersten Erfahrungen vor als auch hinter der Kamera. Sie wechselten in der Rolle als Kameramann, Ton-meister und als Protagonist. Selbst wer keine Lust hatte vor der Kame-ra etwas zu machen, wurde mit einbezogen und konnte die Kamera führen oder den Ton halten.

Am Mittwoch hatten wir eine Visagistin mit dabei und diese erklärte den Kindern, wie wichtig die Maske beim Film sei und schminkte die Kids. Diese durften sogar sie schminken und hatten ziemlich viel Spaß dabei. Am Donnerstag wurde es spannend und eine Schauspielerin kam dazu und ein Kollege, der erklärte, was man machen muss, um beim Fern-sehen zu arbeiten.

Kurz vorm Wochenende wurde es dann nochmal so richtig spannend und die Kids fingen an zu drehen, führten Interviews oder zeigten sogar Kunststücke per Diabolo oder auf dem Einrad.

Jetzt geht es in den Schnitt und die Kinder dürfen dazu kommen, bevor es dann zur großen Premiere kommt in unserem Saal.

www.don-bosco-club.de, Mai 2014

Der (interne) Link des Monats II www.bluecake.de

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Impressum

Herausgeberin:

Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder- und Jugendarbeit Nordrhein-Westfalen (LAG Kath. OKJA NRW)

Am Kielshof 2 51105 Köln

0221 - 899 933-0

0221 - 899 933-20

E-Mail: [email protected]

Aktuelle Infos, Arbeitshilfen, (geldwerte) Impulse, wichtige Links, Hin-weis auf aktuelle Buchveröffentlichungen usw. finden Sie auf unserer Homepage: www.lag-kath-okja-nrw.de

Redaktion:

Norbert Hubweber (verantw. i.S.d.P.), Anke Oskamp, Doris Reiß, Manuel Hetzinger

Fotonachweis: (soweit nicht aus dem Artikel ersichtlich)

Titel Mobilé, St Donatus, Aachen Seite 7 Martin Steffen Seite 9 links Christoph Meiser Seite 9 rechts isselburg-live.de Seite 10 oben Jonas Katerkamp, wn.de Seite 10 unten Manuel Hetzinger

Redaktionsschluss:

22. Mai 2014

nächste Ausgabe: September 2014

Wir nutzen in dieser Ausgabe "tinyurl.com" zur Komprimierung (allzu) langer Links.

Alle Artikel ohne Quellenangabe stammen aus der Offen-Redaktion. Nachdruck eigener Artikel ist bei Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.

Die Herausgabe dieser Zeitschrift ist gefördert aus dem Kinder- und Ju-gendförderplan des Landes NRW.