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DAS MAGAZIN DES SüDTIROLER SANITäTSBETRIEBES EDITORIAL Schnellere Pferde 3 LEITARTIKEL War es das wert? 4 5 INFOS&NEWS Betriebsklima-Test 6 „Am Ende ein Fest“ 6 Noch mehr Sicherheit 7 Anlaufstelle Pflege und Betreuung 7 GASTKOMMENTAR 8 Bereit zum Abheben 9 MANAGEMENT&VERWALTUNG Wanted! 10 Führungskräfte gestalten Ausbildung 10 Plan-Ist-Vergleich 11 Entwicklung der Gesundheitssysteme 12–15 SäNITäT IM BILDE 16 17 TITELGESCHICHTE Change-Management 18 23 DIE STORY Klinik-Clown 24 15 AUS DEN BEZIRKEN BRUNECK „Nutze jede Gelegenheit“ 27 28 Stoßwellentherapie 28 Eine Erfolgsgeschichte 29 Kinaesthetics für alle 29 MERAN „Sich kennenzulernen hilft“ 30 Krebs – Sturz aus der Normalität 31 Palliativstelle 32 „Positiv aufgenommen“ 32 BRIXEN Neue Führung 32 BOZEN „Kleine Heilige Pfor- ten“ 34 Forum Strahlenschutz 35 Stomapatienten 35 VITA Labyrinth des Lebens 36 INFOGRAFIK 38 PERSONALIA 39 GESUNDHEIT IM NETZ Sabes-Netzwerk wird größer 39 KONTAKT & IMPRESSUM 40 Widerstand, der sich bei Mitarbeitern und Beteiligten breitmacht, ist natürlich.“ ANDREAS UNTERHOFER CHANGE–MANAGEMENT SEITE 18 09.03.2016 #01/16

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Das Magazin des Südtiroler Sanitätsbetriebes

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Da s M ag a zin D e s süD tiro l e r s a nität sbe trie be s

eDitorial Schnellere Pferde 3 leitartikel War es das wert? 4–5 infos &news Betriebsklima-Test 6 „Am Ende ein Fest“ 6 Noch mehr Sicherheit 7 Anlaufstelle Pflege und Betreuung 7 gastkoMMentar 8 Bereit zum Abheben 9 ManageMent&verwaltung Wanted! 10

Führungskräfte gestalten Ausbildung 10 Plan-Ist-Vergleich 11 Entwicklung der Gesundheitssysteme 12 –15 sänität iM bilDe 16 –17 titelgeschichte Change-Management 18 – 23 Die story Klinik-Clown 24–15 aus Den bezirken bruneck „Nutze jede Gelegenheit“ 27 –28 Stoßwellentherapie 28 Eine Erfolgsgeschichte 29 Kinaesthetics für alle 29 mer an „Sich kennenzulernen hilft“ 30 Krebs – Sturz aus der Normalität 31 Palliativstelle 32 „Positiv aufgenommen“ 32 brixen Neue Führung 32 bozen „Kleine Heilige Pfor-ten“ 34 Forum Strahlenschutz 35 Stomapatienten 35 vita Labyrinth des Lebens 36 infogr afik 38 Personalia 39 gesunDheit iM netz

Sabes-Netzwerk wird größer 39 kontak t & iMPressuM 40

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„Cultura del dato“ nannte sich die Veranstaltung, die kürzlich im Krankehaus Bozen stattgefunden hat und bei der aufgezeigt wurde, wie datenbasierte Medi-zin zum Wohle der Patientinnen und Patienten eingesetzt werden könnte.

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Henry Ford, Autopionier und Gründer des gleichnamigen Autoproduzenten, hat die Problematik der antizipierenden Ver- änderung auf den Punkt gebracht: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen,“ so meinte er einmal, „dann hätten sie gesagt, schnellere Pferde.”

Nichts ist so unsicher wie die Zukunft, heißt es, und das macht das Fällen von Entscheidungen, deren Auswirkungen vielleicht erst in fünf oder zehn Jahren wirklich in allen Ausprägungen zu sehen sind, nicht unbedingt leichter.

Der Südtiroler Sanitätsbetrieb befindet sich zur Zeit in einer Phase, in der derartige Entscheidungen anstehen, in einer Pha-se der Veränderung, des „Changes“. Welche Probleme während solcher Phasen auftreten und wie diese überwunden werden können, davon handelt die Titelgeschichte dieser Ausgabe. „Ver-änderung will gelernt sein“ nennt sich der Text über Change-Ma-nagement, der auf Seite 18 beginnt.

Zwei sehr persönlich gehaltene und äußerst lesbare Texte dieser Ausgabe sind jene in den Rubriken „Vita“ und „Die Story“. In Ers-terem beschreibt one-Redakteurin Sabine Flarer den verschlun-genen Werdegang, der eine Sabes-Mitarbeiterin von der Kranken- pflegerin über einen mehrjährigen Aufenthalt im Kloster schließ-lich zur Krankenseelsorgerin werden ließ. Der passende Titel des Textes: Labyrinth des Lebens Seite 36. Und ab Seite 24 erzählt Clownin Priscilla vom Verein Comedicus Comicus über ihre Freude an dieser Aufgabe und darüber, dass einer ihrer Auftritte ganz konkrete, gesundheitsfördernde Auswirkungen hatte.

Ab Seite 12 finden Sie den zweiten Teil der Ausführungen von Bocconi-Professor Francesco Longo zur epidemiologischen Ent-wicklung und den Gesundheitstrends in Europa.

Ab Seite 26 gibt es wieder jede Menge News aus den vier Süd-tiroler Gesundheitsbezirken und auf Seite 39 finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, eine Liste von www-Adressen, unter denen Sie den Südtiroler Sanitätsbetrieb im Netz orten, folgen und liken können.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre! Peter a . seebacher

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A uch das Wochenmagazin „ff“ kommt im Leitartikel vom 25. Februar zum Schluss, dass nach zwei Jahren Streit

und viel Gerede von den ursprünglichen Reformplänen nicht viel übrig geblieben sei: Für die Zustimmung von Seiten der Lo-kalpolitiker habe Landesrätin Stocker ei-nen hohen Preis zahlen müssen.

Und tatsächlich: Irritiert bleiben viele zurück. Da sind einmal jene, die an das ur-sprüngliche Reformpapier geglaubt haben, daran, dass angesichts der sich ändernden Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung, der Entwicklungen in Medizin und Technik und der knapper werdender Kassen eine „Neuzeichnung“ des medizinischen Ange-botes im Land notwendig gewesen wäre: sie reiben sich ungläubig die Augen und sagen: „Es wird wieder nichts!“. Auf der anderen Seite sind jene, die für den Erhalt aller Ab-teilungen und Dienste in den kleinen Spi-tälern gekämpft haben: sie sind zwar jetzt für’s erste beruhigt, aber umso mehr davon überzeugt, dass der „Bozner Zentralismus“ über sie und ihre Talschaften hinwegfah-ren wäre, hätten sie sich nicht gewehrt. Ver-trauensverlust pur!

Allerortens leckt man sich also die Wun-den. Bleibt nichts Positives? Ich denke doch. Wer das Konzept „Ein Krankenhaus mit zwei Standorten“ und die damit gemeinte gemeinsame Führung gleichartiger Abtei-lungen vor Augen hat, sieht, dass hier ein großer Schritt gemacht wird. Auf einen Schlag werden eine Reihe von Primariaten und Direktorenstellen zusammengelegt. Erinnern wir uns in diesem Zusammen-hang: Was war das 2008 für ein Aufschrei, als er damalige Landesrat Richard Theiner ankündigte, dass das Radiologie-Primariat in Schlanders nicht nachbesetzt würde? Ta-gelang gab es Protestartikel und -leserbrie-fe. Wohlgemerkt, es ging um eine einzige Chefarztstelle! Jetzt ist auf einen Schlag ein rundes Dutzend davon betroffen. So gese-hen ein epochaler „Schnitt“.

Dabei soll nicht nur gespart werden; und erst recht nicht den bisher tätigen Che-färzten deren Kompetenz abgesprochen werden! Das Südtiroler Gesundheitswesen wird insgesamt gestärkt, indem die Ein-richtungen näher zusammenrücken und die peripheren Spitäler aus ihrer Isolation geholt werden.

war es das wert?

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Hämisch schickten die Grünen vor einigen Tagen die Pressemit- teilung in den medialen Äther. Der SVP-Ausschuss hatte die soge-nannten „Leistungsprofile“ der Krankenhäuser gutgeheißen – mit einigen obligaten „Präzisierungen“. Und, so wie der SVP-Landtags- abgeordnete Josef Noggler meinte, „man könne zustimmen, weil mehr oder weniger alles so bleibt, wie es ist“, war deren Urteil ein-hellig: Man hätte sich vieles sparen können!

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„Das südtiroler gesundheitswesen wird insgesamt gestärkt, indem die einrichtungen näher zusammenrücken und die peripheren spitäler aus ihrer isolation geholt werden.“

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eine wesentliche „Flurbereinigung“ geben wird. Zum anderen soll das interne Finan-zierungsmodell revolutioniert werden: die Bezirke sind gewissermaßen nicht mehr „Herr“ über die Krankenhäuser, sondern kaufen im landesweiten Krankenhaus-Netz Leistungen ein, die sie zur Versorgung ihrer Bevölkerung benötigen. Das Ziel dahinter ist klar: die Leistungen sollen künftig näher und gleichzeitig kostengünstiger am Wohn-ort des Bürgers erbracht werden. Wenn die-ses Finanzierungsmodell tatsächlich um-gesetzt wird, so verändert sich in wenigen Jahren das Südtiroler Gesundheitswesen von Grund auf.

Ob die ursprünglich angepeilten Ge-sundheitsziele damit auch erreicht werden (Aufwertung der Gesundheitsversorgung vor Ort; Integration von sozialen und Ge-sundheitsleistungen; stärkere Einbindung der Allgemeinmedizin; landesweite Vernet-zung), wird sich zeigen. Eines ist jetzt schon klar: Die Diskussionen, ja auch die Ausei-nandersetzungen um die Gesundheitsre-form haben viele starre Strukturen „auf-geweicht“, vieles wird als veränderbar und gestaltbar empfunden.

N unmehr ist es an der Zeit, die Visi-on noch stärker zu zeichnen, klar zu machen, wie die Gesundheitsversor-

gung 2020 konkret aussehen wird, jenseits der Debatten um Struktur- und Organisati-onsmodelle. Dann nämlich kann mit Genug-tuung gesagt werden: ja, das war es wert!

Damit das aber, was jetzt auf dem Pa-pier steht, auch funktioniert, bedarf es der behutsamen Umsetzung. Es ist nämlich klar, dass es ein großer Unterschied ist, ob beispielsweise ein Primar die zweite Ab-teilung widerwillig „mitübernimmt“ oder ob ein Arzt oder eine Ärztin von Anfang an sich um beide Einheiten gleicherma-ßen kümmert, also den Auftrag für beide Abteilungen als ein und denselben sieht. Auch von den Teams wird es abhängen, von den einzelnen Mitarbeitern und Mitarbei-terinnen (und vermutlich auch deren Ge-werkschaftsvertretungen), ob sie sich auf den Weg machen und die „Rotation“ zwi-schen den beiden Abteilungen als Chance sehen, beruflich zu wachsen. Fakt ist, dass in Deutschland derartige standortüber-greifende Abteilungen und Dienste längst Realität sind und gut funktionieren, nicht nur als Instrument der Einsparung, son-dern als strukturelle Absicherung der kli-nischen Qualität vor Ort und als Mittel, dem Ärztemangel in der Peripherie entge-genzuwirken.

Ein zweiter Punkt ist die neue Füh-rungsstruktur des Sanitätsbetriebes, die einen wichtigen Teil des „Landesgesetzes zur Neuordnung des Gesundheitswesens“ ausmacht. Zum einen sind im Vorschlag eine Reihe von Führungspositionen „amalgiert“: die Bezirksdirektoren üben in Personalunion eine Funktion aus, die bisher im Territorium getrennt vergeben war; die Rolle der Sanitätskoordinatoren und koordinierenden Pflegedienstleiter gibt es als eigenständige nicht mehr; der Verwaltungsaufbau ist nicht ausgeführt, es ist aber nach wie vor klar, dass es dort

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Mit 15. Februar 2016 wurde im Süd-tiroler Sanitätsbetrieb eine Online-Be-fragung gestartet, bei welcher sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Betriebsklima äußern können. Ziel ist es, die Einschätzung des Personals zu einigen Aspekten, wie Arbeitsorgani-sation und Arbeitsklima, aber auch das Verhältnis zu den Kollegen und Vor-gesetzten zu erheben, um in Zukunft Verbesserungen erreichen zu können. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeite-rin erhielt eine E-Mail mit dem Link, von dem aus direkt auf den Fragebogen zugegriffen und dieser versandt wer-den kann. Sobald Letzteres geschehen ist, wird das Passwort deaktiviert und kann kein zweites Mal verwendet wer-den. Der Fragebogen kann über jeden Betriebs- oder Privatcomputer ausge-füllt werden und ist rund um die Uhr verfügbar.

Die Ergebnisse dieses Projektes, das von Sabes-Generaldirektor Tho-mas Schael angestoßen wurde, werden nach vorheriger kostenloser Regist-rierung unter dem folgendem Link performance. sssup.it/netval/ start.php abrufbar sein. Es liegt im Interesse des Betriebes, dass sich möglichst vie-le Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Südtiroler Sanitätsbetriebes am Projekt beteiligen. Die Einhaltung der Vertraulichkeit beim Ausfüllen des Fra-gebogens sowie bei der Auswertung der Ergebnisse ist gegeben. Deshalb wurde auch zur Gewährung des Schutzes der Anonymität und der Unparteilichkeit

Der Südtiroler Sanitätsbetrieb nimmt dieses Jahr an einer Erhebung des Betriebsklimas teil, welche vom Laboratorium Management und Gesundheit (MeS) der Fachschule Sant̀ Anna di Pisa durchgeführt wird

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die Erhebung an das Laboratorium für Management und Gesundheit überge-ben, welches die Ergebnisse in anony-mer und aggregierter Form auswerten und zur Verfügung stellen wird.

Diese Initiative ist ein Teil der Eva-luierung zur Performance der Ge-sundheitssysteme des „Netzwerkes der Regionen“. Das Evaluierungssystem besteht aus sechs Bereichen: Gesund-heitszustand der Bevölkerung, Gesund-heitsbewertung, Fähigkeit, regionale Strategien zu verfolgen, Erfassung der Zufriedenheit und der Erfahrungen vonseiten der Bürger, Bewertung der finanziellen – wirtschaftlichen Dy-namik sowie interne Bewertung, un-ter welchem die Befragung zum Be-triebsklima fällt. Verantwortlich für die Organisation dieser Erhebung auf Seiten des Sanitätsbetriebes ist der Direktor der Betriebsabteilung Perso-nal, Christian Kofler. Für Hilfe beim Ausfüllen des Fragebogens oder für weitere Auskünfte können sich die Mitarbeiter/innen direkt an das Team des Laboratoriums Management und Gesundheit unter der E-Mail-Adresse

[email protected] wenden.

„Am Ende ein Fest“ Landesethikkomi-tee veranstaltet Filmabend zum The-ma Sterbehilfe Am Mittwoch, 9. März um 20.00 Uhr wird im Filmclub Bozen (Dr.-Strei-ter-Gasse 8/d) bei freiem Eintritt „Am Ende ein Fest“ gezeigt (IL/DE 2014, 93 Min.). Der Film ist eine israelische Tragikomödie über ein Pflegeheim und dessen BewohnerInnen, die ihrem tod-kranken Freund seinen Wunsch erfüllen wollen, in Würde zu sterben.

Im Anschluss an die Filmvorführung findet eine Podiumsdiskussion statt. Das Landesethikkomitee will mit dieser Initiative Fragen rund um Medizin und Ethik mit der Bevölkerung diskutieren. Zu den Hauptaufgaben des Landes-ethikkomitees gehört es, das Gesund-heitspersonal und die Bevölkerung für ethische Fragen im Gesundheitswesen zu sensibilisieren und die Landesregie-rung zu beraten. (eGf )

Zum Youtube-Trailer von „Am Ende ein Fest“:

www.youtube.com/watch?v=dei-j9f3cmko

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Noch mehr Sicherheit

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Anlaufstellen für Pflege und Betreuung Seit Jänner 2016 erhalten betreuungs- und pflegebedürftige Menschen, deren Familien und Bezugspersonen in den gemeinsamen Anlaufstellen Informati-onen durch Fachpersonal aus Gesund-heit, Soziales und Seniorenwohnhei-men wenn Angehörige plötzlich zum Pflegefall werden und eine aufwändige Betreuung brauchen.

Mussten sich betroffene Familien in der Organisation der Pflege und Betreuung ihrer Angehörigen in Vergangenheit an verschiedene Stellen und Dienste wen-den, so erhalten sie nun vor Ort in den 20 Gesundheits- und Sozialsprengeln und vor allem aus einer Hand Informati-on, Beratung und Begleitung. Durch die-se enge Vernetzung und koordinierte, dienstübergreifende Zusammenarbeit des bereits bestehenden Personals kön-nen betreuungs- und pflegebedürftige Menschen, ihre Familien, Angehörigen und Bezugspersonen in der Betreuung stärker unterstützen. Der Dienst ist kostenlos. (robert Peer)

Die Übersicht der Anlaufstellen in den verschiedenen Bezirken und die Kon-taktdaten der Ansprechpartnerkönnen ab sofort im Internet unter folgender Adresse abgerufen werden:

www.provinz.bz.it/ sozialwesen/themen/ anlaufstellen-fuer-pflege- und-betreuung.asp

Dank einer neuen Checkliste an Südtirols Kranken- häusern konnte die Sicherheit für Patienten und Pa-tientinnen nochmals gesteigert werden. Gleichzeitig ermöglicht das jetzt angewandte standardisierte Erfas-sen erstmals auch eine Langzeitbeobachtung nach 90 Tagen. Die dazugehörige Studie wurde Anfang des Mo-nats im „JAMA Surgery“, einer der vier weltweit besten chirurgischen Fachzeitschriften, vorgestellt.

Die neuen Checklisten sind nun für jedes Südtiroler Krankenhaus Pflicht. Und: Jedes Krankenhaus kann diese in einem vorgegebenen Rahmen an die in-dividuellen Notwendigkeiten anpassen.„Damit haben wir erstmals ein einheit-liches Instrument“ so Matthias Bock, stellvertretender Primar der Meraner Intensivstation und Anästhesie, „wel-ches es uns nicht nur ermöglicht, die Sicherheit im OP-Saal standardisiert zu erhöhen, sondern auch lokale Gegeben-heiten zu berücksichtigen. Außerdem ist es so erstmals möglich, anhand der gesammelten Langzeitdaten Forschung auf hohem Niveau zu betreiben“.

Diese ersten Forschungsergebnisse waren es dann auch, welche die renom-mierte Fachzeitschrift „JAMA Surgery“ dazu bewogen hat, diese zu publizieren. Auch Sabes-Generaldirektor Thomas Schael freut sich über den zweifachen „Gewinn“: „Zum einen haben wir ein va-lides Instrument für noch mehr Sicher-heit. Zum anderen kann dadurch inte-ressante Forschung betrieben werden, was in den Nachbarländern aufgrund fehlender Langzeitdaten zu den Fri-schoperierten noch nicht möglich ist.“ Die Checklisten selbst überlassen (fast) nichts dem Zufall: So wird etwa stan-dardmäßig der Patient von Anästhesist und Chirurg vor dem Eingriff nochmals angesprochen. Kurz bevor das Skalpell angesetzt wird, ist das OP-Team ver-pflichtet, nochmals über den Patienten zu sprechen - ob Träger, OP-Schwester, Anästhesist, Arzt oder Chefarzt, keiner bleibt dabei außen vor. Ein kurzes „Brie-fing“, bei dem alle Beteiligten, unab-hängig von ihrer Aufgabe, sich zu Wort melden, ermöglicht einen berufsgrup-penübergreifenden Austausch. „Am OP-

Tisch weiß dann jeder, um was es geht“, bringt es Matthias Bock auf den Punkt. Diese Art der Risikominimierung ist zum Beispiel in der Luftfahrt bereits seit vielen Jahren gang und gäbe, denn auch dort ist ein eingespieltes Team mit immer gleichem „Wording“ entschei-dend.

Landesrätin Martha Stocker ist überzeugt, dass die Patientinnen und Patienten an Südtirols Krankenhäusern dadurch noch ein Stückchen mehr Si-cherheit dazugewinnen: „Ich danke den Mitgliedern der Projektgruppe im Sani-tätsbetrieb und in der Landesabteilung Gesundheit, die sich an die Ausarbei-tung der Checklisten nach den neues-ten wissenschaftlichen Erkenntnissen und die dadurch abgeleitete Sammlung der Ergebnisse gemacht haben, deren Handlungsanleitungen schlussendlich den Südtiroler Patientinnen und Pati-enten zugute kommen. Die Tatsache, dass dies auch Niederschlag in einer an-erkannten Fachzeitschrift findet, zeigt, dass Südtirol durchaus mit den interna-tional führenden Gesundheitsdiensten konkurrieren kann.“

Das Projekt umgesetzt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesressorts für Gesundheit und des Sanitätsbetriebes. Dabei federführend waren neben dem Anästhesisten Mat-thias Bock, seit einigen Wochen stell-vertretender Primar in der Meraner Intensivstation und Anästhesie, der Bo-zner Urologie-Primar Armin Pycha und der Statistiker Antonio Fanolla aus dem Team von Carla Melani, Amtsdirektorin der Epidemiologischen Beobachtungs-stelle sowie Vertreter verschiedener Be-rufsgruppen.

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ändern, um zu bewahren

Der Begriff „Change“ ist in aller Munde. Er wird auf vielen gesellschaftlichen Ebenen derzeit ver-wendet, um darauf zu verweisen, dass zum Erhalt uns selbstverständlich gewordener Lebensformen Veränderungen unvermeidbar notwendig sind.

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Dr. Reinhold Bartl, geb. 1957, Psycholo-ge, Berater, Supervisor, Coach; Referent auf (inter-)nationalen Fachtagungen, Systemischer Team- und Organisati-onsberater; Leiter des Milton Erickson Instituts Innsbruck.

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Wir müssen uns verändern, um etwas zu bewahren! Organisationen, deren Dienst-leistung es ist, Gesundheit und Entwicklung zu fördern, stehen vor der besonderen Her-ausforderung, Veränderungsprozesse so zu gestalten, dass für deren MitarbeiterInnen gesundheitsförderliche Arbeitsformen zu-mindest erhalten bleiben.

Dieses Ziel ist alles andere als leicht zu er-füllen, gelten doch Begriffe wie Optimierung, Kostensenkung, Effizienzorientierung, Syn-ergieeffekte als orientierungsgebende Leit-linien der Veränderung. Diese Zielvorgaben mit einer häufig einseitigen Betonung von Einsparungseffekten muss auf einer anderen Ebene aber jemand „zahlen“. Veränderungen kosten, auch wenn diese Kosten nicht immer direkt in Euro gemessen werden können. Sie kosten Motivation auf Seiten der Mitarbeite-rInnen, vermehrte Unsicherheiten, Irritatio-nen, Verlust von Vertrautem. Dies sind auch Kosten, denn es sind immer Menschen in den Betrieben, die Veränderungen gestalten und mit ihrer Kreativität und Arbeitshaltung um-setzen müssen. Bei Veränderungsprozessen, die Menschen betreffen, gilt eine allgemeine Regel: Wer unter und mit Druck rasch (ver)ändert, hat eine erhebliche Chance, dass die gewünschten Veränderungen ungewollte und ungewünschte und dann wieder teure Ne-benwirkungen schaffen. Das führt zur Frage, welche Prinzipien mit nachhaltig wirksamen Changeprozessen im Zusammenhang stehen. Aus der praktischen Erfahrung mit Organisa-tionen sind dies in aller Kürze:

1. Achte darauf, dass bestehende und gut funktionierende Kommunikationsstruk-turen gerade bei Changeprozessen erhalten bleiben, um den Verantwortungsträgern da-

bei zu helfen, die neuen Organisationsfor-men im Unternehmen wirksam und nachhaltig umzusetzen. 2. Das „Wofür“ der Veränderung, der Aufbau sinnvoller und motivierender Ziele muss konsequent und möglichst parti-zipativ kommuniziert werden. Gibt es inspi-rierende Zielbilder, die zum Aufbruch ein-laden? Ohne sinnstiftende Visionen keine sinnvolle Entwicklung! 3. Suche und fördere Labore, Studios, Experimentierräume für Gelungenes und zu Erprobendes. Gerade in Zeiten der Veränderung braucht es Unter-stützung von Mut und die Kommunikation von Gelungenem. 4. Das Neue wächst nur auf dem „Alten“. Wer nachhaltig ändert, soll sich zunächst darüber klar werden, was bis-her gut lief und auf welche Qualitäten man weiter bauen kann. Neuerung kann erst ge-lingen, wenn das Alte stabil ist. 5. Alles Neue enthält implizit die Gefahr einer Entwertung des Bisherigen! Würdige daher das Bisherige als Leistung, auch wenn Neues Raum bekom-men muss. 6. Feedback-Schleifen sind das wichtigste für lebende Systeme! Sorge dafür, dass gerade in Zeiten der Veränderung offene und kritische Rückmeldungen über gelunge-ne und auch nicht gelungene Veränderungs-schritte kommuniziert werden dürfen. Ohne Feedback kein zielbezogenes Wachstum! 7. Biete Gelegenheit zur Partizipation! Betei-ligte Menschen sind motivierter und berei-ter, Änderungen, auch solcher schmerzlicher Art, mitzutragen.

Changeprozesse, die viele Menschen be-treffen und für deren Gelingen auch die Mo-tivation dieser Menschen benötigt wird, sind schwierig, aber auch interessant und heraus-fordernd. Häufig sind Irritationen unvermeid-bar und Zielkonflikte tägliches Thema. Es geht daher nur miteinander.

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Wer kennt sie nicht: die faszinierenden Bilder von Großraumflugzeugen, die vollge-tankt und schwer beladen bis oben hin, mit nach unten gebogenen Flügelflächen, von der Startbahn abheben, steil nach oben ziehen und allmählich am Horizont verschwinden – bleierne Riesenvögel, die jedes Mal aufs Neue Zweifel hervorrufen, ob es gelingt, die Schwerkraft zu überwinden …

Der IT-Masterplan gleicht aktuell einem derartigen Riesenvogel, kurz vor dem Start, an dem zwar noch letzte Kontroll- und Vor-bereitungsarbeiten durchgeführt werden, alles aber schon bereit zum Abheben ist. Geplant ist eine dreijährige Reise und die Passagiere haben schon Platz genommen: in sehr vielen sogenannten „Stakeholder“-Tref-fen in den vergangenen Wochen – mit Prima-ren, Pflegekoordinatoren, Führungskräften der Verwaltung, VertreterInnen der Haus- und Kinderärzte, der Gewerkschaften, der Patienten- und Freiwilligenorganisationen –wurde der geplante und weit verzweigte „Itinerario“ erläutert, Vorschläge einge-holt, welche Stopps einzulegen sind, welche Routen zu fliegen wären … Es wurde Sprit getankt - rund 30 Millionen Euro an Extra-finanzierung hat die Landesregierung für die Jahre 2016-2018 zugesagt, laut Generaldi-rektor Thomas Schael Mittel, die nur auf dem ersten Blick hoch zu sein scheinen, für einen Konzern dieser Größenordnung mit Nach-holbedarf im IT-Bereich aber unverzichtbar sind - und es wurden Catering-Boxen und Gepäcksstücke und verladen.

Nach der öffentlichen Vorstellung des EDV- Strategieplanes im Dezember letzten Jahres wird innerhalb März/April der definitive Beschluss für die IT-Betriebsstrategie 2016–2018 gefasst.

bereit zum abheben

infos & news Luk a s r affL

Wichtig! Im Intranet mysabes.it wird in diesen Tagen eine eigene Pro-jektseite zum IT-Masterplan eingerichtet, die laufend Infor-mationen zu Projektfortschritt und laufenden Aktivitäten gibt. Dort werden auch die Rückmel-dungen der Mitarbeiter zum IT-Masterplan, die innerhalb Jänner 2016 eingegangen sind, veröffentlicht.

Eines der schwersten Pakete, das im Rumpf des Riesenvogels Platz gefunden hat, fast hätte es nicht durch die Ladeluke gepasst, ist zweifellos jenes mit der Auf-schrift „Datenschutz“: Generaldirektor Thomas Schael dazu: „Wir wollen die in-tegrierte elektronische Patientenakte im Betrieb einführen, die über die Kranken-hausgrenzen hinaus auch von den vielen ‚caregivern‘ in der Gesundheitsversorgung vor Ort benutzt wird, auch von den Hau-särzten, das heißt, ein hochmodernes und komplexes Tool entwickeln! Es ist natürlich klar, dass wir hierbei von Anfang an auch die strenge Normierung im Bereich des Datenschutzes mitdenken müssen.“ Last but not least steht auch die „Crew“ fest, jene Gruppe von Personen, die für die Rei-sebegleitung und -abwicklung zuständig sind und bei auftretenden Schwierigkeiten Rede und Antwort stehen: die Mitglieder der betrieblichen Managementebene, also Betriebs- und Bezirksdirektoren, die ver-schiedenen „Techniker“, allen voran der IT-Direktor des Betriebes, der IT-Master-plan-Programmverantwortliche, verschie-dene Funktionen wie die Privacy-Beauf-tragte genauso wie die externen Berater von Federsanità-Anci und dem Diparti-mento di Ingegneria Gestionale am Poli-tecnico di Milano.

Eine Reise dieser Größenordnung, ge-nau genommen eine Expedition, bedarf der Planung, Vorbereitung und Begleitung. Mittlerweile ist alles „ready to take off“!

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Nun ist der Fachärztemangel nichts Neues und auch nichts, was es nur in Südtirol gibt: Die Schwierigkeit, Ärz-tinnen und Ärzte im ländlichen Be-reich anzusiedeln, ein erhöhter Bedarf an Stellen in der Allgemeinmedizin durch die älter werdende Gesellschaft und die angestrebte Umschichtung von den Krankenhäusern hin zur wohnortnahen Versorgung, das EU-Ar-beitszeitgesetz – das alles sind Punkte, die Südtirol mit vielen anderen Län-dern gemeinsam zu bewältigen hat.

Für die Anstellung von Ärztinnen und Ärzten im Südtiroler Sanitätsbe-trieb wurden von der Landesregierung zusätzlich sieben Millionen Euro ge-nehmigt, zirka 100 Stellen sollen damit besetzt werden (Anstellungen im Pfle-gebereich folgen). In der Betriebsdirek-tion wurde nun in Zusammenarbeit mit den Abteilungen Kommunikation und Personal eine Strategie ausgearbei-tet, mit der die neuen Herausforderung gemeistert werden sollen. Netzwerken mit Universitäten, Ärztekammer und „Südsterne – Südtiroler im Ausland“ gehört ebenfalls dazu wie der Aufbau von Profilen des Sanitätsbetriebes in den Online-Portalen von LinkedIn und Xing. Um ganz gezielt potentielle Inte-ressierte ansprechen und eine umfas-sende Serviceleistung für sie erbringen zu können (Hilfe bei der Anerkennung des Facharzttitels, Informationen zu Zweisprachigkeit und Ähnliches) wird im Südtiroler Sanitätsbetrieb eine/ein Verantwortliche/r für die Personalan-werbung gesucht.

Der/Die Verantwortliche für die Personalanwerbung hat die Aufgabe

im nationalen und internationalen Bereich Kontakte mit Personalagen-turen, Headhuntern, Universitäten, Kliniken und anderen Institutionen, welche Facharztausbildungen anbie-ten zu knüpfen. Bei Veranstaltungen im Gesundheitsbereich (Messen, Kon-gresse) macht sie/er InteressentInnen auf den Südtiroler Sanitätsbetrieb aufmerksam und motiviert zu einer Bewerbung. Zudem arbeitet sie/er bei Image- und Informationskampagnen zur Gesundheitsversorgung sowie bei der Netzwerkarbeit der Betriebs-führung mit. Sie/Er stellt für Interes-sentInnen auch Erstkontakte mit den Verantwortlichen vor Ort in den Kran-kenhäusern und Sprengeln her. Ziel ist es, den Bereich der Personalanwerbung im Sanitätsbetrieb aufzubauen und in den nächsten Monaten und Jahren zu verstärken. Die Stellenausschreibung wird auf my.sabes.it veröffentlicht.

Um die Aufnahme neuer Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter in den Sani-tätsbetrieb zu erleichtern hat auch die Landesregierung verschiedene Maß-nahmen beschlossen, u.a. eine Zusat-zentschädigung und Möglichkeiten der Teilzeit.

MitarbeiterInnen anwerben für Fortgeschrittene: der Südtiroler Sanitätsbetrieb startet eine Kampagne zur Anwerbung von 100 Ärztinnen und Ärzten. Ge-sucht wird ein/e Verantwortliche/r, der/die potentiel-le Bewerberinnen und Bewerber ausfindig macht.

Wanted!

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Führungskräfte gestalten eigene Ausbildung In Sachen Weiterbildung seiner Füh-rungskräfte beschreitet der Südtiroler Sanitätsbetrieb neue, innovative Wege. Der Clou: Die Betroffenen erarbeiten gemeinsam, in welche Richtung die Weiterbildung gehen soll.

Einen weiteren, positiven Effekt dieser Vorgangsweise unterstrich Generaldi-rektor Thomas Schael in seiner Begrü-ßungsrede: „Dieses Austauschtreffen mit Themenschwerpunkten ist auch eine wichtige Veranstaltung, um Team-bildung und Betriebskultur über die Bezirksgrenzen hinaus zu schaffen.“

Rund 100 Führungskräfte des Südtiroler Sanitätsbetriebes haben sich Ende Jän-ner 2016 getroffen, um gemeinsam ihre eigene Weiterbildung zu planen. Damit wurde die obligatorische Manage-mentausbildung für Führungskräfte im Sanitätsbetrieb auf eine komplett neue und innovative Basis gestellt. Primare und Primarinnen, Pflegedienstleiter und Pflegedienstleiterinnen sowie Füh-rungskräfte aus der Verwaltung haben bei dieser Veranstaltung einen Teil der Kursinhalte in einer moderierten Veran-staltung selbst festgelegt. „Genau das ist das Besondere an dieser Vorgehens-weise“, so Bernd Karner, und Betreuer des Projekts, „die Wünsche und Anlie-gen der zukünftigen Teilnehmer werden in die Planung des Feinkonzepts der Weiterbildungsmodule miteinbezogen. Und: Während der Weiterbildung wer-den die vier geplanten, parallel verlau-fenden Lehrgänge, welche die Bereiche Sanitätsreform, Abteilungsübergreifen-de Zusammenarbeit, Betreuungspfade und Wissensmanagement betreffen, einen geplanten, regen Informations-austausch untereinander pflegen.“

Die Vorteile des partizipierenden Vorge-hens liegen auf der Hand: Vorhandenes, internes Wissen kann genutzt und wei-tergegeben werden. Damit kann teil-weise auf den Einkauf teurer Referenten und Referentinnen verzichtet werden. Gleichzeitig kann auf die Fortbildungs-bedürfnisse der Teilnehmer eingegan-gen und diese können gemeinsam mit den Betroffenen definiert werden.

Die ersten Einstiegsmodule werden bereits Mitte April 2016 stattfinden. Für Juni 2017 ist als Abschluss der Weiterbil-dungslehrgänge ein Kongress geplant. Dann werden rund hundert Führungs-kräfte des Südtiroler Sanitätsbetriebes ihre obligatorische Weiterbildung abgeschlossen haben. (eGf)

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Effizienter – und günstiger – als jede Headhunting-Agentur und Inse-ratenkampagne sind persönliche Kontakte. Sie kennen jemanden in Facharzt-Ausbildung, der in Südtirol

arbeiten möchte? Sie kennen Ärztinnen und Ärzte, die nach Südtirol (zurück) kommen möchten? Sprechen Sie ihn/sie an und achten Sie auf die Stel-lenausschreibungen auf www.sabes.it/karriere.

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Mit der Beauftragung des neuen Ge-neraldirektors Thomas Schael finden die-se in den Gesundheitsbezirken vor Ort statt, trimestral, in Form quasi „offener“ Veranstaltungen, an denen neben den Mitgliedern der Betriebsdirektion und deren Stabstellen auch die Führungsspit-zen des jeweiligen Gesundheitsbezirkes sowie eine Reihe von Primaren und Pfle-gedienstleitern und die betrieblichen Ab-teilungsdirektoren teilnehmen.

P lan-Ist-Vergleich – der Begriff steht für das, worum es geht. Jeder Be-trieb plant Leistungen und Kosten,

die unterm Jahr mit der tatsächlichen Entwicklung verglichen werden; die Fra-ge für jeden einzelnen Unternehmens-bereich ist dabei immer dieselbe: Sind wir auf Kurs oder weichen wir von der geplanten Linie ab und müssen interve-nieren? In einem Betrieb dieser Größen-ordnung sind von dieser Analyse sehr

Wie jeder Großbetrieb führt auch die strategi-sche Betriebsdirektion regelmäßig sogenannte „Plan-Ist-Vergleiche“ durch.

Plan-ist-vergleich: ampel auf grün

ManageMent & verwaltung Luk a s r affL

viele Bereiche betroffen: die Leistungen der Gesundheitsversorgung vor Ort ge-nauso wie die Vorsorge-Screenings, die ambulanten fachärztlichen Leistun-gen genauso wie die stationären und tagesklinischen Aufnahmen. Auch kos-tenseitig wird genau geschaut: wie hoch sind die laufenden Personalausgaben, die Ausgaben für Technik und Instand-haltung, jene der Einkäufe und anderes mehr? Und wie sieht es aus, nach drei Monaten „Produktion“? Laut General-direktor Thomas Schael ist der Konzern insgesamt auf „Kurs“. Es gibt eindeutig positive Entwicklungen, wie die Zunah-me ambulanter und tagesklinischer Leis-tungen bei gleichzeitiger Abnahme der Krankenhausaufenthalte, die Steigerung der direkten Medikamentenverteilung oder die rückläufigen Ausgaben bei den nicht-sanitären Gütern. „Im Blick haben müssen wir aber nach wie vor die explo-dierenden Kosten bei den sanitären Gü-tern, insbesondere bei innovativen Me-dikamenten“, erläutert Generaldirektor Thomas Schael, der daran erinnert, dass das Thema der Angemessenheit das The-ma der nächsten Jahre sein wird.

Eine eindeutig gute Nachricht konnte der Chef des größten Betriebes des Lan-des aber dann doch auch mitteilen: Dank der zusätzlichen Finanzierung von Sei-ten des Landes für den Sanitätsbetrieb in der Höhe von 30 Millionen Euro können 100 neue Ärzte eingestellt werden, die geplante IT-Offensive kann durchstar-ten und eine rundes Dutzend innovativer Projekte wird auf den Weg gebracht, wie zum Beispiel die Familienkrankenpflege in der Gesundheitsversorgung vor Ort.

Anfang März hat die Generaldirekti-on den Nachtragshaushalt 2016 auf der Grundlage der zusätzlichen Landesfi-nanzierung beschlossen.

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MeDizin & Pflege fr ancesco LonGo

Die Gesundheitstrends in fortschritt-lich dynamischen Staaten Europas ähneln sich alle in ihrem Voranbringen von Inno-vationsprozessen, nachfolgend eine Zu-sammenfassung und ein Überblick dieser Trends.

1. verbreitung verschiedener Modelle des “disease management” und des „integrated care“ für die ganzheitliche betreuung eines chronisch kranken Menschen.Es geht darum, den chronischen Patienten so früh wie möglich aufzufangen und ihm einen „case manager“ zur Seite zu stellen, der ihn auf seinem Behandlungspfad unter-stützt und die Zusammenarbeit sowie die erwarteten Zwischenergebnisse überwacht. Der „case manager“ wechselt je nach Typ und Stadium der Erkrankung. Im fortgeschritte-nen Stadium sollte es ein Facharzt sein, in der Anfangsphase der Hausarzt, solange die sozio-sanitären Bedürfnisse Vorrang haben, kann dies auch ein Krankenpfleger sein. Bei „disease management“-Modellen versucht man jene Leistungen zu koordinieren, die verschiedene Betreuungsbereiche betreffen (Diagnostik, Hausarzt, Facharzt, Rehabili-tation), um damit den Nutzern einen einfa-chen und einheitlichen Zugang zu ermögli-chen. Dies kann beispielsweise durch eine einheitliche Vormerkung aller Leistungen

Der erste Teil von Bocconi-Professor Francesco Longo zum Wandel in der Gesundheitsversorgung ist bereits in der vorigen Ausgabe der one erschienen. Nun folgt der zweite Teil mit Focus auf die zu erwartenden Entwicklungstrends und der möglichen Reaktionen darauf.

bereits zu Beginn des Betreuungspfades geschehen. Somit werden nachfolgende bü-rokratische Wege vermieden, die “compli-ance” wird durch eventuelle Erinnerungs-funktionen erhöht – einige Tage vorher erfolgt eine Erinnerung per Telefon, SMS oder E-Mail, je nach Wunsch des Patienten. Außerdem versucht man in den “integrated care”-Modellen die Gesundheitsleistungen mit jenen des sozio-sanitären Bereiches zu koordinieren. Das bedeutet naturgemäß auch, dass zum Teil Aktivitäten anders er-fasst werden müssen – nicht mehr nach Leistung, sondern als „Paket“ für den Pati-enten und je nach Ergebnis.

2. starke einbeziehung der krankenhausin-ternen fachärztlichen leistungen und der Primärversorgung, um den koordinierungs-bedürfnissen entgegenzukommen, die es für einen chronisch kranken Patienten, der übernommen wird, braucht.Um dies zu vereinfachen, werden manch-erorts institutionelle Lösungen ins Auge gefasst (zum Beispiel Einbeziehung der „policlinici Universitari“ der Sanitätsbe-triebe in Friaul-Julisch-Venezien), andern-orts werden sogenannte. „fundholding“-Lö-sungen (Vereinigtes Königreich) ins Auge gefasst, anderswo wiederum werden Ver-träge mit verschiedenen Berufsgruppen probeweise abgeschlossen (Deutschland). Abgesehen von der Wahl der Veränderungs-maßnahmen ist ein reibungsloses Ineinan-dergreifen der verschiedenen Glieder der Berufsgruppenketten in den verschiedenen Betreuungsbereichen unerlässlich.

3. eine passgenaue gestaltung der sozio-sa-nitären Dienste für ältere Mitbürger, um zu vermeiden, dass diese unangemessen im sa-nitären bereich aufgefangen werden müs-sen, zum schaden der nutzer und des ge-sundheitssystems. Dazu hat Deutschland eine Pflichtpflege-versicherung ins Leben gerufen, die einen

Entwicklung der Gesundheits-systeme

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eigenen Grundpfeiler darstellt, während Großbritannien definiert hat, dass nach einer gewissen Betreuungszeit (normaler-weise 60 Tage) jedwede weitere Betreuung als soziale Betreuung gilt und dementspre-chend zu Lasten der Angehörigen oder der öffentlichen Institutionen geht. Schweden hat sein sozio-sanitäres Budget vollinhalt-lich den öffentlichen Institutionen zur Ver-fügung gestellt, welche für die Bezahlung der Krankenhäuser verantwortlich sind: Wenn dort nach der Entlassung nicht eine Sozialbetreuung für den Patienten garan-tiert wird, muss der Patient bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin stationär verbleiben. Unabhängig von der gewählten Lösung, hat jeder dieser Staaten die Notwendigkeit erkannt, eine genaue Grenze zu ziehen zwi-schen den Gesundheitsleistungen und den sozio-sanitären und sozialen Leistungen; eine grundlegende Voraussetzung, um spä-ter die notwendigen Koordinierungsmaß-nahmen durchführen zu können.

4. evolution und verschiedenheit der land-karten der Dienste.a) Förderung der Einrichtungen für post-akute oder subakute Patienten und Pati-entinnen, falls notwendige Langzeitau-fenthalte für die Stabilisierung oder zur Erhaltung des Gesundheitszustandes er-

wartet werden, die sich stark an den geria- trischen Bedürfnissen orientiert. Diese Ein-richtungen können Koordinierungs- und Austauschdienste bieten mit sogenannten „offenen“ Einrichtungen, was dazu beiträgt, zwischenzeitliche Behandlungsschritte im Auge zu behalten. Diese Behandlungsschritte werden normalerweise unterschieden in:

subakute, die hilfreich sind für ein ange-messeneres und effizienteres Betreuungs- setting, vor allem für ältere oder nicht au-tonome Patienten, um gefährliche und un-nötige Krankenhausaufenthalte zu vermei-den;

.postakute, notwendig, um eine Kran-kenhaus-Nachbehandlung jenen Personen, die die fachärztliche klinische Phase über-wunden haben, aber zur Stabilisierung ei-nen weiteren Betreuungspfad brauchen, so schnell wie möglich anzubieten.

b) Die Entwicklung der territorialen Ein-richtungen mit Schwerpunkt der ambu-lanten Aktivität und sogenannten nie-derschwellige Leistungen. Dies ist eine vereinfachte Antwort, um die steigende Nachfrage nach ambulanten Leistungen zu befriedigen, die sich bei der Betreuung chronisch Kranker ergibt.

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c) Die Errichtung von Primärversorgungs-zentren (im Vereinigten Königreich und in Spanien) oder von Gesundheitshäusern (auch komplexe Strukturen der Primärver-sorung genannt – UCCP), welche durch die Nähe eine maximale Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für die Patienten garantieren.

5. verbreitung von internationalen und inter-regionalen abkommen, um sich auf hochspe-zielle fälle zu konzentrieren; indem diesen Patienten, in absprache mit den lokalen be-treuungseinrichtungen, in der Phase vor und nach dem krankenhausaufenthalt, vorzugs-wege garantiert werden.Dies garantiert eine Ausgewogenheit in der Entstehung der „Hub“ in jenen Einrich-tungen, die diese Partnership-Verträge un-terzeichnen. Jeder Partner bekommt seine Aufgaben zugewiesen, nach ausgewählten Kriterien werden gefährliche und schäd-liche Verdoppelungen vermieden. Die Pla-nung der breitgefächerten hohen Spezi-alisierungen erhöht die Durchlässigkeit zwischen den Betreuungspfaden und die Möglichkeit, die Basisleistungen wohnort-nah zu erhalten; die Mobilität wird nur in der höchsten Betreuungsphase vorausge-setzt. Außerdem helfen getroffene Abma-chungen, die Menge der Leistung zu planen. Damit einher geht auch die Möglichkeit, langfristig Produktivitätsfaktoren zu pla-nen, eine Grundvoraussetzung, um Effizi-enz und Qualität zu steigern.

6. konzentration der komplexen fälle in jenen einrichtungen, welche die dafür notwendige “clinical competence” aufweisen sowie die unabdingbaren technologischen vorausset-zungen und den gesamten klinischen ablauf garantieren.

7. Die breitgefächerte verwaltung der Dienstleistungen in den back offices, die für den Patienten keine direkten leistungen er-bringen, um damit ressourcen freizuschal-ten, die für die erhöhung der gesundheits-leistungen des bürgers notwendig sind. In diesem Zusammenhang seien Dienste wie zum Beispiel die Magazine, die Sterili-sationszentralen, die Labors (nicht jedoch die Blutabnahmestellen, die dezentral bleiben sollen und deren Zahl sogar erhöht werden sollten, um eine kapillare Versor-gung zu garantieren). Die Kombination dieser Innovationen wird in Europa ein Portfolio der Gesundheitsleistungen wach-sen lassen, welches sich zutiefst vom bis-her bekannten unterscheidet. Ein Wechsel braucht Zeit (fünf bis zehn Jahre), es wird unvorhergesehene Fortschritte geben, aber auch starke Widerstände, nicht-homogene Anwendungen, Orte, denen es gelingt, diese Entwicklung schneller durchzusetzen als andere. Die Transformation bringt tiefgrei-fende kulturelle und organisatorische Ver-änderungen mit sich. Auch wenn es sich um unterschiedliche Innovationen handelt, ha-ben sie doch einiges gemeinsam:

Die Nachfrage nach ambulanten Leistungen wird auch in Zukunft weiter ansteigen

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Sie lösen die Betreuung vom klinischen Kontext, indem sie klar die Funktionen trennen (zum Beispiel die klinische Betreu-ung nach Pflegeintensität). Die Betreuung obliegt nun nicht mehr allein den Klini-kern, womit dem Ärztemangel Rechnung getragen wird;

Es entwickeln sich neue Betreuungsset-tings, die meisten von ihnen sind stärker auf die Pflege konzentriert, die wie alle zwi-schenzeitlichen Betreuungsschritte immer wichtiger werden;

Der Großteil der Betreuungspfade er-fordert ein effizientes “case management”, welches die Übernahme und die Durchläs-sigkeit des Patienten von einem Betreuungs-setting zum anderen (transitional care) ga-rantiert: Gesundheitshäuser, Ambulanzen, zwischenzeitliche Behandlungen;

Die vermehrte Aufmerksamkeit einer Initiativmedizin erfordert die Entwicklung neuer Logiken und neuer Instrumente, um die Patienten frühzeitig zu überwachen, eine Erziehung zur “compliance” in der Ak-zeptanz der Therapien, eine Überprüfung dieser, ein call und recall jener, die aus dem Pfad herausgetreten sind und eine erneute Überprüfung benötigen;

Viele Phasen der technisch-klinischen Prozesse können an Sanitätspersonal dele- giert werden (beispielsweise die follow-up- Phasen kodifizieren oder Screening-Prozes-se verwalten).

In vielen Gesundheitssystemen sind diese Kompetenzen nicht weit verbreitet, da man sich bisher vor allem auf zwei Pro-filtypen festgelegt hat: den klinischen und den administrativen Bereich. Es fehlen hingegen Berufsbilder mit unterschiedli-cher Verwaltung, die sich auf das “operati-on management“ und deren Optimierung konzentrieren. Es bleibt, die Entwicklung des Know-how voranzutreiben, um effizient ein Gesundheitshaus oder eine Ambulanz zu führen. Eigene Techniken zur Verbes-serung, Überwachung und Förderung der Patienten-Compliance zu angemessenen Lebensstilen und –pfaden sind zu entwi-ckeln und technisch zu unterstützen. Für die Sanitätsberufe, auch hinsichtlich des Ärztemangels, eröffnen sich hier verschie-dene und äußerst interessante Entwick-lungsmöglichkeiten, die unterschiedliche Ausbildungswege erfordern.

Äußerst interessant ist es hierbei, die neue Landschaft der Dienstleistungen zu betrachten, die ein „upgrading“ der Kompe-tenzen aller Sanitätsberufe erfordert. Die Krankenhausärzte müssen sich auf immer schwerwiegendere Krankheitsbilder in im-mer akuteren und hochspezialisierten Fäl-len konzentrieren. Die zwischenzeitliche Betreuung muss lernen, komplexe Patien-ten mit hohem sozio-sanitären Betreuungs-bedarf zu betreuen. Im ambulanten Bereich werden komplexere klinische Aufgaben übernommen. Hausärzte und Hauskran-kenpfleger müssen Patienten in komplexen Phasen übernehmen, je nach chronischer Entwicklung. Die Möglichkeit, Aufgaben zu übernehmen, die eine Herausforderung dar-stellen, die neue und erweiterte technische Kompetenzen, den Umgang mit komplexe-ren Technologien erfordern, beinhaltet für jedes Berufsbild im Gesundheitswesen eine große Wachstumsmöglichkeit, die Motiva-tion und Arbeitsklima positiv beeinflusst. Im staatlichen Gesundheitsdienst betrifft dieses „upgrading“ der Kompetenzen Men-schen, die durchschnittlich über 50 Jah-re alt sind (55 im Falle der Hausärzte), das heißt, es trifft zu einem Zeitpunkt ein, an dem der Wille nach einem Neubeginn eher abnimmt. Wenn wir es schaffen, diese Inno-vationsmöglichkeiten als eine menschliche und berufliche Chance zu sehen, wird diese Änderung möglich sein, damit den Bürgern und Bürgerinnen bessere Dienstleistungen geboten werden können. Im Einklang mit einem kulturellen und organisatorischem Wachstum der Berufe.

viele Phasen der technisch- klinischen Prozesse können an sani-tätspersonal delegiert werden

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Der Autor: Francesco Longo ist Pro-fessor an der Universität Bocconi. Einige seiner Hauptinteressenge-biete sind Wirtschaft und Manage-ment von Gesundheitsunternehmen sowie Verwaltung der Sozial- und Gesundheitsdienste und Gesund-heitsgrundversorgung.

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Das sind die Schuldigen, wenn Zähne Löcher bekommen. Das Bakterium Streptococcus mutans setzt sich an der Oberfläche von Zähnen fest, nutzt dort Zucker als Nährstoff und produziert daraus Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und zerlöchern. (Copyright by BASF)

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Das sind die Schuldigen, wenn Zähne Löcher bekommen. Das Bakterium Streptococcus mutans setzt sich an der Oberfläche von Zähnen fest, nutzt dort Zucker als Nährstoff und produziert daraus Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und zerlöchern. (Copyright by BASF)

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Sich und seine persönlichen, liebgewonnenen Gewohn-heiten zu verändern, ist nicht leicht. Wie schwierig muss es da erst sein für ein riesiges Gebilde, wie es ein Betrieb ist, Änderungen durch- und einzuführen? Der Südtiroler Sanitätsbetrieb ist gerade dabei, das herauszufinden.

D ie Fastenzeit führt uns alle Jahre wieder vor Augen, wie verzwickt es sein kann, auf eingeschliffene

Verhaltensweisen und Gewohnheiten zu verzichten – auch wenn diese nicht un-bedingt förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden sind. Studien und Statis-tiken mögen noch so oft unterstreichen, dass ein Zuviel an Zucker, Nikotin, Alko-

hol oder stundenlanges Couch-Potato-Da-sein vor dem Fernseher nicht gesund sind – das Ablegen dieser Gewohnheiten fällt nicht leicht. Der amerikanische Schrift-steller Mark Twain fasste diesen Umstand in seiner typischen ironischen Manier fol-gendermaßen zusammen: “Man kann die Welt oder sich selbst ändern. Das Zweite ist schwieriger.”

Veränderung will gelernt sein

titelgeschichte Peter a . seebacher

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t rotzdem: Unternehmen und Betrie-be sind so etwas wie Organismen, die ihre Gewohnheiten entwickeln

und die ebenfalls nicht so einfach abgeän-dert werden können. Doch für die Weiter-entwicklung ist es – wie beim Menschen – durchaus sinnvoll, diese Gewohnheiten hin und wieder zu hinterfragen und auf den Prüfstand zu stellen. Oft genug sind es äußere Umstände, Zwänge und allge-meine Weiterentwicklungen, die Unter-nehmen dazu zwingen, sich anzupassen. Dieser Veränderungsprozess geschieht im Normalfall nicht von alleine, sondern muss angestoßen und begleitet werden. Die anvisierte Veränderung muss „gema-nagt“ werden. Dieses Veränderungsma-nagement wird im Englischen als „Chan-ge-Management“ bezeichnet.

Um Beispiele dafür zu finden, was pas-siert, wenn ein Unternehmen die Zeichen der Zeit und die Notwendigkeit zur Ver-änderung und Anpassung nicht erkennt, muss man nicht weit in die Vergangenheit schauen, Nokia, Blackberry oder Kodak seien an dieser Stelle stellvertretend für viele andere genannt. Die Führung dieser Unternehmen hatte die Entwicklungen der Branche zu spät oder gar nicht erkannt und ihre Betriebe nicht entsprechend vor-bereitet. Das Ergebnis ist bekannt: Vor-malige Weltmarktführer spielen heute nur mehr eine marginale Rolle oder sind komplett vom Markt verschwunden und haben ihre Belegschaft dementsprechend abgebaut.

Das phlegmatische Verharren im Sta-tus quo bezeichnet Sabine Bendiek, Vor-sitzende der Geschäftsführung von Micro-soft Deutschland, in einem Beitrag für den Harvard Business Manager, als besonders gefährlich für Unternehmen: „Sätze wie ‚Es läuft doch gut so, wie es läuft‘ kann ich nicht leiden. Diese Einstellung, nichts ändern zu müssen, weil die Dinge doch ei-gentlich ganz ordentlich laufen, ist meiner

Erfahrung nach ungeheuer gefährlich. Ehe man sich versieht, hat man durch dieses Verhalten den Point of no Return erreicht.“ Die Gründe, warum sich Betriebe weiter-entwickeln müssen, sind verschieden. Klaus Doppler und Christoph Lauterburg nennen in ihrem Standardwerk „Change- Management – den Unternehmenswandel gestalten“, drei Rahmenbedingungen, die eine Veränderung notwendig machen:

Innovationssprünge in der Informatik und Telekommunikation

Verknappung der Ressource Zeit Verknappung der Ressource Geld

W enngleich die Autoren diese Rahmenbedingungen global verstanden wissen wollen, so

treffen sie doch auf den Südtiroler Sanitäts-betrieb auch im Detail zu. Dass das IT-Sys-tem des Sanitätsbetriebes einer drin-genden Überarbeitung und Anpassung bedarf, steht seit Jahren außer Zweifel und war in den letzten Wochen oft genug zentrales Thema in der Berichterstattung der Medien. Die berechnete, demographi-sche Entwicklung in Südtirol, die eine kontinuierliche Steigerung des Anteils Äl-terer –und damit chronisch Kranker – vor-aussagt, weist darauf hin, dass in Zukunft die Ressource Zeit – Stichwort Mangel an Pflegekräften und Medizinern/Medizine-rinnen – eine Verknappung erfahren wird. Diese Entwicklung wird auch die Kosten für die Gesundheitsversorgung in die Höhe treiben – die Ressource Geld wird dementsprechend geringer zur Verfügung stehen. Die Bedingungen, die Veränderun-gen notwendig machen, sind im Sanitäts-betrieb also gegeben. Die Brunecker Unter-nehmensberaterin und Trainerin Sabine Fischer ist sowieso davon überzeugt, dass heute kein Betrieb mehr im Status quo ver-harren darf: „Der unternehmerische Pro-zess des Erneuerns und Ersetzens ist Teil jeder Organisation. Die Veränderungen des 21. Jahrhunderts, die sich in einem

„Die größte schwierigkeit der welt besteht nicht darin, leute zu bewegen, neue ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen.“

John maynard keynes, britischer Ökonom

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unheimlich schnellen und komplexen Wandel zeigen, die technologischen Er-neuerungen, die Informationsflut und der neue Takt, den wir derzeit in den Unter-nehmen wahrnehmen und der wirtschaft-liche Druck erübrigen eigentlich diese Frage. Es ist geradezu eine Aufgabe für Organisationen des 21. Jahrhunderts, den Wandel zu umarmen und ihn als ständi-gen Faktor in die Unternehmens- und Mit-arbeiterführung mit aufzunehmen.“

Für Andreas Unterhofer vom Bera-tungsunternehmen Business Pool in Bo-zen, geht es dabei gar um die Gesundheit eines Unternehmens: „Wer sich anpassen kann, überlebt. Nicht der Stärkere, sondern der Anpassungsfähigste überlebt. Das alles ist nichts Neues, was sich allerdings in den letzten Jahrzehnten merklich geändert hat, ist die Geschwindigkeit, mit der wir Menschen und Unternehmen konfrontiert werden. Betriebe und Unternehmen, die diesen Prozess antizipiere, weil sie diese Veränderungen frühzeitig erkennen und sich gut vorbereiten, leben nicht nur län-ger, sondern definitiv auch gesünder.“

D ie Dynamik bei Change-Manage-ment-Prozessen ist kaum vorherseh-bar und verläuft unterschiedlich,

denn, so Sabine Fischer: „Jeder Mensch reagiert – und das ist auch neurowissen-schaftlich bewiesen - auf Veränderung, die nicht gewünscht wurde, mit innerem Wi-derstand.“ Dieser dauere, so die Beraterin, einige Minuten, einige Wochen, Monate oder gar Jahre - je nach Persönlichkeitstyp. Fischer weiter: „Veränderungsprozesse charakterisieren sich dadurch, dass das uns Bekannte in der Form nicht mehr gilt oder gelten soll und das Neue noch nicht klar und erprobt ist. Veränderung und das Navigieren darin bedeutet, dass viele Sicherheitsfaktoren nicht mehr gegeben und neue Sicherheiten noch nicht greif-bar sind. In dieser Phase ist es typisch, dass verzweifelte Versuche unternommen werden, die Veränderung zu verhindern.“ Veränderung, sagt Sabine Fischer, sei Wandeln in der Dunkelheit, nahezu ohne Anhaltspunkte, bei schlechter Sicht, mit wenig Orientierung und dem Wissen, dass man auf dem Weg zum Neuen ist, ohne es zu kennen und ohne Sicherheit darüber, ob das Neue besser ist. Auf diesem Weg brauche man Vertrauen, müssten die Be-teiligten ihre Fähigkeiten und Erfahrun-gen aus anderen Veränderungsprozessen verlassen und den Mut aufbringen, auch bei schwierigem Untergrund weiterzu-marschieren. „Change macht oft Angst“, so Fischer, „weil wir Gewohntes potenti-ell verlieren, der Durchblick fehlt und wir

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„wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“

henry ford,

Gründer des automobiL-

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Change- ManagementUnter Veränderungsmanagement (englisch Changemanagement) las-sen sich alle Aufgaben, Maßnahmen und Tätigkeiten zusammenfassen, die eine umfassende, bereichsüber-greifende und inhaltlich weitrei-chende Veränderung – zur Umset-zung neuer Strategien, Strukturen, Systeme, Prozesse oder Verhal-tensweisen – in einer Organisation bewirken sollen. (WikiPedia)

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das einfach aushalten müssen. Wenn man die Entwicklung des Change-Management betrachtet, so sind Trauer und Frustration durchaus Teil des emotionalen Prozesses, um mit Veränderung umgehen zu lernen.“

Die Probleme, die während Change- Management-Prozessen auftauchen kön-nen, seien vielfältig, so Fischer. Das fange bei der Ungeduld mancher Führungs-kräfte als „Macher“ an der Spitze an und gehe über die zu späte Einbindung Be-troffener in den Prozess bis hin zum nicht konsequenten Beendigung des Change Prozesses, weil die Verantwortlichen der Meinung seien, dass es nun „eh schon gut läuft“. Wichtig bei einem Change-Manage-ment-Prozess sei, so Sabine Fischer, dass alle Mitarbeiter verstehen, was vor sich geht. Ohne zu verstehen, was passiert und was es bedeutet, sei richtiges Handeln un-möglich. Das bedeute aber nicht, dass alle Details schon klar oder bekannt sein müss-ten. Fischer: „Die Menschen brauchen das Gefühl der Zugehörigkeit. Der Change-Ma-nagement-Prozess muss dem Wunsch nach Mitgestaltung Rechnung tragen. Frühest-mögliche Einbeziehung aller Stakeholder ist wichtig. So übernehmen alle Verant-wortung für den Veränderungsprozess und sind sich dieser auch bewusst.“ Und, besonders wichtig: Alle Führungskräfte müssten an einem Strang in Richtung Ver-änderung und neuem Ziel ziehen.

Allen Change-Management-Prozes-sen sei zu eigen, so Andreas Unter-hofer, dass diese immer auf mehre-

ren Ebenen stattfinden, was verschiedene Dynamiken bedinge. Dies seien die Re-flexions- und Lernebene, Sachebene, Ma-nagement-Ebene und nicht zuletzt die psy-cho-soziale-emotionale-Ebene. Letztere betreffe Einstellungen, Gefühle, Emotio-nen, Motivationen, Gerüchte, Befürchtun-gen, Ängste, Hoffnungen, Chancen und beeinflusse den Prozess maßgeblich. „Viele Unternehmen scheitern daran, da sie die-sen Aspekt gerne ausklammern und igno-rieren, da es der unangenehmste und meist nicht greifbare Teil jedes Change-Prozes-ses ist“, so Unterhofer. Und noch etwas sei Teil jedes Change Management-Prozesses: Widerstand. Andreas Unterhofer: „Wider-stand, der sich bei Mitarbeitern und Be-teiligten breitmacht, ist natürlich. Wenn dieser Umstand aber ignoriert wird, führt er zu einer Blockade, die den gesamten Prozess bremsen können. Die Ursache des Widerstandes ist nämlich immer emotio-

nal begründet und nicht rational. Ander-seits: Wenn dieser menschliche Ansatz ausbleibt, mache ich mir meistens mehr Sorgen, da dies bedeutet, dass die Mitar-beiter resignieren und nur mehr ‚ertragen‘ anstatt ‚mittragen‘.“

D er Südtiroler Sanitätsbetrieb be-findet sich, soviel steht wohl fest, am Anfang einer Veränderungs-

phase, am Beginn eines Change-Manage-ment-Prozesses. Mit allen damit einher-gehenden Ausprägungen und Problemen. Andreas Unterhofer: „Veränderung ist nur beliebt, wenn man sie macht. Wenn man dieser Veränderung ausgesetzt ist, diese ertragen muss, ohne eine Wahl zu haben, mag das keiner. In dieser einfachen Leben-statsache liegt schon die ganze Schwie-rigkeit und Dynamik von Veränderungs-prozessen. Jeder große Change-Prozess ist die Summe vieler kleiner Schritte. Wenn kleine Erfolge für Mitarbeiter und Betei-ligten erkennbar gemacht werden, hat die Organisation an Kompetenz und Effizienz gewonnen.“

Andreas Unterhofer ist Change- Management-Experte beim Bozner Beratungsunternehmen Business Pool.

sabine Fischer ist Unternehmens- beraterin und Trainerin in Bruneck

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herr atz, sie haben im auftrag des „garantie-komitees für chancengleichheit, die aufwer-tung des wohlbefindens der bediensteten und gegen die Diskriminierungen“ des süd-tiroler sanitätsbetriebes im vergangenen Jahr eine online-befragung zur Mitarbeiter-zufriedenheit durchgeführt. wie ist das er-gebnis? Von nur einem Ergebnis zu sprechen wird der Studie nicht gerecht. Es wurden ver-schiedene Themenbereiche angeschnitten und es hängt davon ab, wofür man sich spe-ziell interessiert. Ich würde sagen, dass es in allen Themenbereichen wichtige Ergeb-nisse gibt. Einmal ist es etwa die Struktur der Beschäftigten. Dort fällt der hohe Anteil der weiblichen Mitarbeiter auf – und das bei fast allen Berufsbildern. Ersichtlich ist

Neuer Gesundheitsplan, Gesund-heitsreform, Zunahme der Anzahl chronisch Kranker, Ärztemangel – es ist unübersehbar, dass auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb um Veränderungen, um einen „Change“ nicht herumkommt, wenn er seiner Aufgabe der hochwertigen Ge-sundheitsversorgung auch in zehn oder zwanzig Jahren noch gerecht werden will. Gar mancher „Change“ wurde bereits in den letzten Mona-ten eingeleitet. So wurde etwa der Bereich Zielvereinbarungen auf eine neue, planvollere Ebene gehoben.

Mit der Definition der Ziele für das neue Jahr für alle Gesundheitsbezir-ke wurde bereits im vergangenen Sommer begonnen und im Herbst dann definitiv beschlossen.

Veränderungen im Südtiroler Sa-nitätsbetrieb wird es nicht nur in Sachen Informationstechnik (IT) im Allgemeinen geben, sondern im Speziellen auch bei der Nutzung von Daten. Bis vor wenigen Jahren stütz-te sich die Medizin nur auf Daten aus der Beobachtung der PatientInnen mit ihren Symptomen und Merk-

malen. Dadurch sollten die Proble-me erkannt und anschließend die Ergebnisse der Behandlung definiert werden. Die Datenkultur, bezogen auf weiterreichende Phänomene, also basierend auf der Informati-onssammlung, ihrer Analyse und richtigen Interpretation, war und ist noch wenig verbreitet. Dies soll sich zumindest im Südtiroler Sanitätsbe-trieb in Zukunft ändern.

Ende Januar fand deshalb im Kran-kenhaus Bozen die Tagung “Lo sviluppo della cultura del dato”

statt. Zahlreiche Referenten und Referentinnen aus Südtirol und dem Rest Italiens verschafften dabei den Teilnehmer und Teilnehmerinnen ei-nen Überblick über die Systeme der Datenverarbeitung im Gesundheits-bereich und zeigten deren Nutzung zum Wohle der Patientinnen und Patienten auf.

Kultur der Veränderung

veränderung verunsichert

Das Bozner Umfrageinstitut Apollis hat im vergangenen Jahr im Südtiroler Sanitätsbetrieb eine Mitarbeiter-Umfra-ge durchgeführt. Apollis-Geschäftsführer Hermann Atz über die durchaus überraschenden Ergebnisse.

auch der Trend, dass dieser Anteil weiter steigen wird. Das sieht man auch, wenn man den Altersaufbau anschaut. Bei den älte-ren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist der Anteil der weiblichen und männlichen Mitarbeiter noch in etwa ausgeglichen, je jünger die Mitarbeiter und Mitarbeiterin-nen, umso höher ist der Frauenanteil. Auch bei den Ärzten nimmt der Frauenanteil zu. Zudem hat der Sanitätsbetrieb eher ältere Beschäftigte, in den nächsten Jahren wird also mit altersbedingten Abgängen zu rech-nen sein. Dies wird den Frauenanteil weiter ansteigen lassen, weil vor allem weibliche Mitarbeiter nachkommen werden.

was bedeutet dieser trend für den betrieb? Nun, weibliche Mitarbeiter haben spezifi-sche Bedürfnisse. Die Frage ist also, ob sich der Betrieb schon in allen Facetten auf diese speziellen Bedürfnisse eingestellt hat. Ein wichtiges Thema bei dieser Umfrage war ja die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In diesem Bereich wurde bereits viel ge-tan und die Situation in dieser Hinsicht ist nicht schlecht. Im Gegenteil, der Eindruck ist, dass viele Frauen den Südtiroler Sani-tätsbetrieb als Arbeitgeber suchen und be-vorzugen, weil dieser familienfreundliche Bedingungen bietet. Dies verändert sich

titelgeschichte INTERVIEW Peter a . seebacher

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in Angriff genommen wurden. Jetzt ändert sich das aber, es werden neue Anforderun-gen gestellt, Reorganisationen stehen auf dem Plan. Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum dann doch wieder so viele kritische Stimmen nach außen drin-gen. Nicht, weil die Situation schlecht ist, sondern weil sich die sehr gute Situation jetzt etwas verschlechtert hat.

aber ist eine gewisse verunsicherung in solchen Phasen der veränderung nicht nor-mal?Ja, eben, darum wäre es ja wichtig, diese Phasen der Veränderung möglichst kom-pakt zu halten, und das ist in Fällen, wo die Politik auch noch mitspielt, nicht so leicht. Ein privater Betrieb tut sich da sicherlich leichter, der zieht das schneller durch.

abschließende frage: welcher Problembe-reich sollte nun dringend angegangen wer-den?Das Problem der Frauen, Beruf und Familie zu vereinen, wird heute von den Mitarbei-terinnen des Sanitätsbetriebs ja meistens dadurch gelöst, dass Teilzeit gearbeitet wird. Die Folgen sind bekannt. Teilzeitar-beit wirkt sich negativ auf spätere Renten-ansprüche und auf die Karriere aus. Das wissen die Betroffenen auch. Man sollte deshalb versuchen, dieser ersten Möglich-keit, nämlich Teilzeitarbeit, eine Alterna-tive gegenüberzustellen, indem man etwa innerbetriebliche Kinderbetreuung anbie-tet oder mit den Betroffenen mittel- und langfristige Karrierepläne entwickelt.

allerdings dann, wenn es sich um verant-wortungsvollere Positionen handelt. Jun-ge Ärztinnen und Frauen in Führungspo-sitionen haben ein gravierendes Problem, denn sie schaffen die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf nicht so gut. Mit-tel- bis langfristig wird in diesem Bereich wohl etwas getan werden müssen, wenn der Südtiroler Sanitätsbetrieb seinen Ruf als attraktiver Arbeitgeber erhalten will. Auch Führungskräfte sollten es schaffen, ein Familien- und Privatleben zu haben.

gibt es noch andere auffallende ergebnisse? Ein anderer wichtiger Themenbereich war die Arbeitsbelastung. Diese ist bei den Beschäftigten des Südtiroler Sanitätsbe-triebes insgesamt relativ hoch und bei den Führungskräften besonders. Berücksich-tigt man die aufgrund der geplanten Um-strukturierung als belastend wahrgenom-mene Situation, dann muss man sagen, dass bei den Mitarbeitern und Mitarbei-terinnen des Südtiroler Sanitätsbetriebes eine hohe Berufszufriedenheit herrscht. Auch jene, die sich stark belastet fühlen, sind im Wesentlichen sehr zufrieden mit ihrer Tätigkeit.

welches ergebnis hat sie besonders über-rascht?Diese hohe Identifikation mit dem Beruf gepaart mit der Überzeugung, etwas Sinn-volles zu tun, und damit zusammenhän-gend eine hohe Berufszufriedenheit sticht unter den Ergebnissen tatsächlich beson-ders hervor.

Das gesamtergebnis fällt für den betrieb also durchaus positiv aus.Ja, schon, es gibt nur wenige Alarmzei-chen. Eines ist die Ausbildung der Jung- ärzte und Jungärztinnen. In diesem Be-reich ist eine sehr negative Bewertung von den Betroffenen gekommen. Aber ja, grundsätzlich hat die Befragung eine posi-tives Bild des Südtiroler Sanitätsbetriebes gezeichnet, doch auch die Kritikpunkte sollten ernst genommen werden.

innen- und außenwahrnehmung scheinen nicht übereinzustimmen. in der Öffentlich-keit wird der sanitätsbetrieb nicht so posi-tiv wahrgenommen.Nun ja, die goldenen Zeiten sind vorbei. Es gab Zeiten, da war alles noch positi-ver, noch sicherer, weniger stressig und es standen noch mehr Ressourcen zur Verfü-gung. Niemand hat sich vor Umstrukturie-rungen gefürchtet – auch weil diese nicht

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Apollis-Geschäftsführer Hermann Atz

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Klinik-Clown – (m)ein Traumberuf

Clownin Priscilla vom Verein Comedicus Comicus erzählt über ihre Freude an dieser Aufgabe, einer folgenreichen Begegnung und warum Humor öfter ernst genommen werden sollte.

s eit nun mehr als sechs Jahren bin ich als Clown Priscilla (immer mit einem ClownPartner) für den Ver-

ein Comedicus Comicus in den Südtiroler Krankenhäusern unterwegs. Und ich kann sagen, dass die Begeisterung für diese Auf-gabe nicht abnimmt. Ganz im Gegenteil – durch meine persönliche und berufliche Entwicklung, durch meine kontinuierli-che Weiterbildung in dieser Kunst, wird es immer spannender und bereitet mir im-mer mehr Freude und auch Genugtuung.

Wie viele andere habe auch ich lange Zeit im Leben Humor und Lachen eher ins Reich des Oberflächlichen verbannt, aber mittlerweile kann ich aus Erfahrung und Erkenntnis sagen, dass Humor durchaus ernst zu nehmen ist, auch im Kranken-haus. Er ist ein existentieller Wert, wenn er echt ist, eine befreiende und hilfreiche Kraft in vielen - wenn nicht in allen - Le-benslagen. Das dürfen meine Kollegen/Kolleginnen und ich immer wieder erle-

Die story cLoWnin PrisciLL a

ben. Ich meine damit den Humor „beside the gag“, eine Haltung, die aus dem Inners-ten kommt und von Herz zu Herz übertra-gen wird, Humor, der aus der Liebe zum Leben in all seinen Facetten und aus der Liebe zum Menschen, und im Besonderen zu seinen Schwächen, entsteht.

Clown zu sein ist für mich eine wun-derbare Möglichkeit, ganz authentisch, ohne Regeln und ohne gesellschaftliche und moralische Konventionen, Menschen zu begegnen. Im Krankenhaus sind es ja meist kurze Begegnungen, aber in diesen geteilten Augenblicken kann ich durch meine Clownfigur ganz schnell und direkt mit den kleinen und großen Patienten auf verschiedenste Weise in Kontakt kommen. Meist ist der Clownbesuch eine Überra-schung, der etwas Leichtigkeit und Freude in den Krankenhausalltag bringt, oft ein Lachen oder Lächeln auf die Lippen zau-bert und im besten Fall wirklich berührt – auch einen selbst.

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s chon der Volksmund sagt „Lachen ist gesund“ oder „Lachen ist die bes-te Medizin“ und inzwischen ist die

heilende Wirkung des Humors auch schon mehrfach wissenschaftlich erforscht und belegt worden. So wird beispielsweise der Blutdruck gesenkt, das Immunsystem ge-stärkt und Schmerzen können gelindert werden. Jedenfalls ist es das natürlichste Anti-Stress-Mittel und die gesündeste In-fektionskrankheit! Deshalb finde ich es großartig und bin zutiefst dankbar, wenn wir kranken oder leidenden Menschen als Clown ein Lachen schenken können.

Wenn wir ins Krankenhaus kommen, tauchen wir Clowns und unser „Publi-kum“ in eine verrückte Welt ein, erleben gemeinsam lustige Geschichten, teilen berührende Momente. Besonders freut es mich zu hören, wenn unser Besuch Freude und Trost schenkt, Fenster in neue Räume öffnet und auch noch nach dem Kranken-hausaufenthalt in Erinnerungen und Er-zählungen nachklingt und in den Herzen nachwirkt.

An dieser Stelle möchte ich als Ab-schluss noch eines der vielen schönen Bei-spiele aus meiner Erfahrungskiste erzäh-len: An einem Mittwoch waren wir, wie jede Woche, auf der Kinderchirurgie im Krankenhaus Bozen zu Besuch und wie immer bekamen wir vom Pflegepersonal vor unserem Einsatz einige Informatio-nen zu den Patienten. Diesmal berichtete uns die Krankenpflegerin unter anderem von einem achtjährigen Jungen, der seit seiner Mandeloperation vor zwei Tagen aus Angst vor den Schmerzen noch kein einziges Wort gesprochen und auch noch nichts gegessen hatte. Nach der Bespre-chung schlüpften wir in unser Kostüm, stimmten uns auf unsere Aufgabe ein und erweckten so unsere Clownfigur zum Le-ben. Mit einer fröhlichen Musik und dem

kleinen zarten Zauber der Seifenblasen starteten wir unseren Rundgang auf der Station und näherten uns behutsam be-sagtem Zimmer. Vorsichtig traten wir ein und versuchten mit unserem clownesken Spiel auch die Türen zu den zwei kleinen Patienten zu öffnen.

Schnell gelang es uns über ein komi-sches Ratespiel, bei welchem die Antwor-ten nur durch das Herausstrecken der Zunge gegeben werden konnten, die bei-den Kinder in unsere „ver-rückte“ Welt einzuladen. Gerade als der achtjährige Junge und sein Zimmernachbar im Rätsel-wettstreit mit uns Clowns als Sieger fest-standen, kam seine Oma zu Besuch. Freu-destrahlend rief er ihr zu „Ciao Nonna! Ich habe das Joghurt gewonnen! Ich habe gewonnen!“ Am Ende unseres Kranken-hauseinsatzes zeigte uns die Krankenpfle-gerin dann augenzwinkernd einen leeren Joghurtbecher …

A uch wenn nicht immer unmittelbar ein Ergebnis unserer Arbeit sichtbar wird, freuen wir uns trotzdem, auch

die stille Lebensfreude in den Zimmern, in den Herzen der kleinen und großen Pa-tienten zurückzulassen … eine Freude, die vielleicht noch wirkt, auch wenn wir schon auf dem Weg nach Hause sind. Im Beruf vielen Menschen zu begegnen, Freu-de und Spaß zu schenken und teilen - was will ich mehr?

„Die heilende wirkung des humors ist mittlerweile mehrfach wissenschaftlich erforscht und belegt worden.“

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brixen Palliativstelle 32 „Positiv aufgenommen“ 32 Neue Führung 32 bozen „Kleine Heilige Pforten“ 34 Forum Strahlen-schutz 35 Stomapatienten 35

bozen „Kleine Heilige Pforten“ 34 Forum Strahlenschutz 35 Stomapatienten 35

bruneck „Nutze jede Gelegenheit“ 27 –28 Stoßwellentherapie 28 Eine Erfolgsgeschichte 29 Kinaesthetics für alle 29 Mer an „Sich kennen zu lernen, hilft“ 30 Krebs – Sturz aus der Normalität 31 brixen Palliativstelle 32 „Positiv aufgenommen“ 32 Neue Führung 32 bozen „Kleine Heilige Pforten“ 34 Forum Strahlenschutz 35 Stomapatienten 35

Mer an „Sich kennen zu lernen, hilft“ 30 Krebs – Sturz aus der Normalität 31 brixen Palliativstelle 32 „Positiv aufgenom-men“ 32 Neue Führung 32 bozen „Kleine Heilige Pforten“ 34 Forum Strahlenschutz 35 Stomapatienten 35

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Seit einigen Jahren bietet der Dienst für Abhän-gigkeitserkrankungen Bruneck einen zusätzlichen Baustein in der Unterstützung von Suchtpatienten und ihren Familien an. Neben der medizinischen, psychotherapeutischen und beraterischen Versorgung können Klientinnen und Klienten einzeln oder in Gruppen die Möglichkeit der integrativen Kreativthe-rapie nutzen.

„nutze jede gelegenheit als chance!“

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Im Juni 2013 startete im Dienst für Abhängigkeitserkrankungen (DfA) Brun-eck die erste integrative Kunstthera-pie-Frauengruppe unter dem Motto „Gut für sich selbst sorgen“ und „Erleben von eigenen Stärken, Fähigkeiten und Fertig-keiten“. Die Psychologin Anja Lageder und

die integrative Kunsttherapeutin Moni-ka Rieder begleiteten die Teilnehmerin-nen über den Zeitraum eines Jahres in ihrem Prozess der kreativen und integ-rativen Auseinandersetzung mit ihren Themen. Die Teilnehmerinnen äußerten nach diesem ersten Zyklus der kreativen Arbeit das Bedürfnis, die Möglichkeiten der Gruppe langfristig zu nutzen.

D arauf aufbauend entwickelten sich umfangreichere Angebote: Einzel- oder Gruppensitzungen

für Klientinnen und Klienten sowie de-ren Angehörige. Diese fortlaufenden An-gebote werden seither gerne genutzt. In Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie für psychosoziale Gesundheit unter der Leitung von Hilarion Petzold entstand daraus der Plan zur endgülti-gen Implementierung der Methode im DfA Bruneck. Zu diesem Zwecke erfolgte im Jahr 2015 eine Klientenbefragung, ba-sierend auf den 14 Heilfaktoren der integ-rativen Therapie. Dabei wurde die Wirk-samkeit und Akzeptanz der Methode bei den teilnehmenden Personen abgefragt. Die Umfrage erbrachte in allen Punkten ein positives Ergebnis.

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Daraufhin wurde für das Jahr 2016 das neuartiges Pilotprojekt mit dem Ti-tel „AKU Projekt - Integrative Kreativar-beit zur Gesundheitsförderung“ geplant. Es wird von den Mitarbeiterinnen des Dienst für Abhängigkeitserkrankungen Bruneck in Zusammenarbeit mit Pro-fessor Petzold erarbeitet und umgesetzt. Das AKU-Projekt wird mit einer Gruppe von Klientinnen und Klienten des Dienst für Abhängigkeitserkrankungen und einer Gruppe von Mitarbeiterinnen des Gesundheitsbezirkes Bruneck durch-geführt. Die beiden Gruppen laufen parallel und unabhängig voneinander und starteten Mitte Februar 2016. In der integrativen Kreativtherapie steht der Prozess des Gestaltens im Vordergrund. Hauptsächlich geht es um „das Wahrneh-men mit allen Sinnen“ und die Förderung der Fähigkeiten des Ausdrucks mit krea-tiven Medien. Durch die praktische Ar-beit am Objekt (Bild, Skulpturen, Tanz, Poesie) werden Grenzen des Machbaren, Gestaltungsmöglichkeiten und Ressour-cen erlebbar. Es gelingt, durch konkrete Umsetzung zu sehen, wo die eigenen Fä-higkeiten liegen und deren Wachstum zu fördern. Innere Konflikte werden mit Hil-fe der Arbeiten zunächst äußerlich sicht-bar und dadurch der Bearbeitung leichter zugänglich gemacht.

Ziel ist es, den betroffenen Menschen bei der Entwicklung persönlicher Sou-veränität zu begleiten, die Symbolisie-rungsfähigkeit des Menschen zu fördern, sodass der Selbstausdruck über unter-schiedliche Zugänge möglich wird. Da-bei wird der Umsetzung des Erarbeiteten in den Alltag besondere Beachtung ge-schenkt.

D ie Integrative Kreativtherapie ist in verschiedenen Bereichen ein-setzbar, so etwa im Krankenhaus,

im Altersheim, in der Jugendarbeit, in der Behindertenbetreuung und in al-len pädagogischen Bereichen. Neben der medizinischen und psychologi-schen Behandlung kann die integrati-ve Kreativtherapie eine wertvolle Er-gänzung in der Behandlung darstellen. Auch bei der Erhaltung von Gesundheit und der Verbesserung von Lebensqua-lität ist die Arbeit mit kreativen Medien sehr wirksam.

Multidisziplinäres Zentrum für Extra- korporale Stoßwellentherapie (ESWT) Stosswellentherapie bei Tendiopathien wird im Krankenhaus Bruneck bereits seit Jahren angewandt. Im Jahr 2015 wurde das Indikationsspektrum auf Wundheilungsstörungen ausgedehnt. Neu im Leistungsspektrum ist die ortho-pädische Knochenbehandlung mittels hochenergetischer Stoßwellentherapie. Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) ist mittlerweile einer der best-untersuchtesten konservativen The-rapiemethoden. Seit 30 Jahren in der Urologie fester Bestandteil bei der Be-handlung von Nieren-, Harnleiter-und Blasensteinen, hat sich die ESWT in den letzten Jahren zur Behandlung von muskoloskelettalen Erkrankungen und von Wundheilungsstörungen als nicht invasives Therapiekonzept etabliert. Sie ist eine effiziente, nahezu neben-wirkungsfreie, kostengünstige und wenig zeitaufwendige Therapieoption. Ihre Wirkung beruht auf biologischen Effekten, wie der Neubildung von Blut-gefäßen, der Freisetzung von diversen Wachstumsfaktoren, der Reduktion der Anzahl der nicht myelinisierten Nervenfasern und dem Einfluss auf das Migrations- und Differenzierungs-verhalten von Stammzellen. Das sind Hinweise darauf, dass es nicht nur zur Reparation, sondern auch zur Rege-neration des behandelten Gewebes kommt. Diese Effekte nützen wir unter anderem bei nicht heilenden Knochenbrüchen. Die Therapie hat im Gegensatz zu anderen konservativen Verfahren einen hohen Evidenzgrad erreicht. Somit kann die ESWT bei man-chen Pathologien als medizinischer Standard bezeichnet werden.

Seit 2002 bietet der Dienst für Reha-bilitation des Krankenhauses Bruneck die fokussierte Stoßwellentherapie bei Tendiopathien an. Im Schnitt behan-deln zwei bis drei Reha-Ärzte jährlich 400 bis 750 Patienten mit ESWT.

2015 konnte das Indikationsspektrum durch den Ankauf eines Kleingerätes mit defokussierter Sonde auch auf Wundheilungsstörungen ausgedehnt werden.

Am 15.2.2016 erfolgte, erstmals in der Region Trentino-Südtirol, eine ortho-pädische Knochenbehandlung mittels hochenergetischer Stoßwellenthera-pie. Dafür war das Großgerät OG 280 angekauft worden. Eine effiziente konservative Behandlung für Patien-ten mit verzögerter Knochenheilung, Pseudoarthrosen, Stressfrakturen, avaskulären Knochennekrosen und Osteochondrosis dissecans ist damit möglich.

Im multidisziplinären Zentrum für Extrakorporale Stoßwellentherapie arbeiten die Abteilungen für Rehabi-litation, Orthopädie, Chirurgie und Dermatologie eng zusammen.

Zur Einschulung und zur Fortbildungs-veranstaltung kam der Stoßwellenpio-nier Wolfgang Schaden nach Bruneck. Er ist Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie und war bis vor kurzem Leiter der Stoßwellenambu-lanz am Unfallkrankenhaus Meidling, wo er bisher mehr als 3.500 Stoßwel-lenbehandlungen am Knochen durch-geführt hat. Die zweite Referentin war Bettina Wachtler, Fachärztin für Physikalische Medizin im Kranken-haus Bruneck. An der berufsgruppen-übergreifenden Fortbildung nahmen 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsbezirkes Bruneck teil. (bet tina WachtLer)

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Das Sterilitätszentrum Bruneck betreut seit dem Jahre 2001 Paare mit Kinderwunsch aus Südtirol und den Nachbarprovinzen. Im Jahre 2010 wur-de die Tätigkeit des Zentrums in Hinblick auf die Kryokonservierung erweitert und wird seitdem das landesweite „Zentrum für Reproduktionsmedizin und Kryokonservierung der Gameten“ genannt.

eine erfolgs-geschichte

bruneck maria theresia k ammerer

Kinaesthetics hilft Angehörigen auch zu Hause

Das Sterilitätszentrum Bruneck ist Teil der Abteilung Gynäkologie und Geburts-hilfe und gewährleistet laut Beschluss der Landesregierung Nr.2510 vom 30.7.2001 den landesweiten Dienst für medizinisch unterstützte Befruchtung. Das Zentrum ist seit 2003 ISO-zertifiziert. Es arbeitet entsprechend den Akkreditierungsvor-gaben der Legislativdekrete 191/2007 und 16/2010 auf der Grundlage der Europäi-schen Richtlinien 2004/23/CE; 2006/17/CE und2006 /86/CE, entsprechend des Be-schlusses der Staat-Regionen-Konferenz vom 15. März 2012 und den neuen „Linee guida legge 40“. Die institutionelle Akkre-ditierung durch das CNT - Centro Naziona-le Trapianti - und durch die Qualitätsstab-stelle des Sanitätsbetriebes Südtirol soll innerhalb Juni 2016 durchgeführt werden.

Die Daten des Sterilitätszentrums Bruneck werden monatlich der ärztli-chen Direktion und jährlich dem „Isti-tuto Superiore della Sanitá“ mitgeteilt. Als Benchmark für die Erfolgsraten der Behandlungen dienen die Daten des DIR (Deutsches IVF Register) und die Daten des „Registro Nazionale Italiano“. Sie wer-den einmal jährlich im Rahmen des „Ma-nagement Review“ vorgestellt.

Das Zentrum für Reproduktionsmedi-zin des Krankenhauses Bruneck besteht aus einem kompetenten Team von repro-duktionsmedizinisch geschulten Fachärz-tinnen und Fachärzten, kompetenten Biologinnen und sehr engagiertem Pfle-gepersonal. Seit September 2010 ist Maria

Theresia Kammerer die Leiterin des Ste-rilitätszentrums und als solche am Isti-tuto Superiore della Sanitá registriert. Das Zentrum gewährleistet alle Techni-ken der künstlichen Befruchtung:

i. ebene: iui ii. ebene: ivf, icsi, iMsi, kryo icsi, kryo et iii. ebene: Mesa , tese gemeinsam mit

der urologie des bezirkskrankenhauses Meran und der chirurgie des bezirks-krankenhauses bruneck

heterologe iui, ivf, icsi kryokonservierung von männlichen

und weiblichen gameten, embryonen, eierstockgewebe

Eine vollständige Betreuung und Behandlung der Paare besteht nicht nur im Anbieten obiger Techniken, son-dern auch in einer umfassenden Ab-klärung der Sterilitätsursachen. Diese gewährleistet das Zentrum durch die ausgezeichnete gynäkologisch operati-ve Abklärung und Behandlung, durch eine enge und sehr gute Zusammenar-beit mit dem Labor des Krankenhauses Bruneck sowie mit den Abteilungen Chirurgie, Medizin und Radiologie. Die Behandlung der Paare wird durch eine psychologische Betreuung vervoll-ständigt und, falls nötig, durch eine andrologische Abklärung. Als Team ist es gelungen, die erbrachten Leistungen kontinuierlich zu steigern. So wurden im Jahre 2001 insgesamt 500 Behand-lungszyklen durchgeführt, im Jahre 2015 waren es etwa 1.200.

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Kinaesthetics für alle – pflegende Angehörige im MittelpunktDie Projektgruppe „Kinaesthetics für pflegende Angehörige“ lud vor kurzem alle Interessierten zu einem Informationsabend in die Eingangs-halle des Krankenhauses Bruneck ein. Die meisten der etwa 40 Besu-cher der Veranstaltung pflegen einen oder mehrere Angehörige zu Hause. Teilweise kommen sie dabei an den Rand ihrer körperlichen und psy-chischen Belastungsgrenzen. Eine Unterstützung, den Herausforde-rungen des Pflegealltags gewachsen zu sein, ist Kinaesthetics. Kinaes-thetics findet in der Gesundheits- und Krankenpflege Anwendung, wo Patienten und Patientinnen bei den Aktivitäten des täglichen Lebens Bewegungsunterstützung benö-tigen und Pflegende sowohl ihre Unterstützung als auch ihre körper-liche Belastung adäquat zu dosieren versuchen.

Nach einer theoretischen Einfüh-rung wurde mit einem Film gezeigt, wie Kinaesthetics funktioniert.

Danach konnten die pflegenden Angehörigen selbst aktiv werden. Sie sammelten die für sie wichtigen Themen und Fragen und übten dann die praktische Anwendung. Im Mittelpunkt standen dabei die pflegenden Angehörigen, denn es ist wichtig, dass diese gesund bleiben, um überhaupt pflegen zu können.

Einige Abteilungen der Krankenhäu-ser Bruneck und Innichen beziehen pflegende Angehörige vor der Entlas-sung der Patienten in die Pflege mit ein und schulen sie. In Zukunft wird dies noch mehr gefördert, die Kran-kenpflegerinnen und Krankenpfleger in den Sprengeln unterstützen die Angehörigen zu Hause. (uLrike hiLber)

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„Sich kennen- zulernen, hilft“

sie haben diese tagung größtenteils in eige-ninitiative, zusammen mit kolleginnen und kollegen aus dem in- und ausland, auf die beine gestellt. was hat sie dazu bewogen, gerade dieses thema zu wählen?Der Grundgedanke der Tagung war, dass ich etwas tun wollte für die Südtiroler Ärztinnen und Ärzte. Obwohl es eine überschaubare Anzahl von Orthopäden im Lande gibt, kennen sich viele von uns nicht. Ich dachte mir, es müsste doch mög-lich sein, eine hochwertige Tagung auch hier auf die Beine zu stellen. Regelmäßi-ge Zurufe von Südtiroler Medizinern im Ausland vermitteln nämlich in der Öffent-lichkeit zunehmend, dass es hierzulande keine engagierte Ärzteschaft gäbe! Das Thema selbst wurde von mir gewählt, weil jeder von uns mit diesem Krankheitsbild

Am 29. Jänner 2016 fand auf Schloss Goldrain die „Südtiroler Trauma-Tagung“ statt. Thema: Oberschen-kel- und Oberarmbrüche, etwas, das an allen Kranken-häusern den Alltag bestimmt. Organisator Michael Raffl, Orthopäde im Gesundheitsbezirk Meran, zieht Bilanz über eine Tagung, die nicht nur das Fachliche in den Mit-telpunkt stellte.Mer an sabine fL arer

vertraut ist. Immerhin kommen Ober-schenkel- und Oberarmbrüche sehr häu-fig vor. Trotzdem hat man gesehen, dass es auch hier im Lande unterschiedliche Be-handlungsweisen gibt. Über die Standard-versorgung hinaus gibt es nämlich Inter-pretationsspielräume, die ein guter Arzt berücksichtigen kann und muss. Kein Fall und natürlich kein Patient ist gleich, noch dazu spielen systembedingte Rahmenbe-dingungen eine Rolle und auch die ‚soft skills‘ des einzelnen Operateurs.

wie war die reaktion, als sie unter anderem bei bekannten koryphäen aus den uniklini-ken Deutschlands und Österreichs anfrag-ten, ob diese im rahmen der tagung ihr wis-sen weitergeben möchten?Hier habe ich das Glück, dass ich alle aus-ländischen Referenten, die an diesem Tag referiert haben, persönlich kenne. Durch diese Bekanntschaften war es mir mög-lich, sie zu überzeugen, den Südtiroler Ärz-tinnen und Ärzten eine hochwertige Fort-bildung zu garantieren. Es freut mich ganz besonders, dass dadurch die Tagung auch ‚geadelt‘ wurde, denn die Tatsache, dass zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) die Schirm-herrschaft übernommen hat, spricht da-für, dass wir ein gutes Programm anzubie-ten hatten.

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welche referate haben sie besonders beein-druckt?Alle waren sehr interessant – ich möchte wirklich niemanden herausheben. Spannend fand ich den Mix zwischen wissenschaftli-chen Vorträgen und empirischen Referaten aus der Praxis. Vielleicht ein Highlight war der Vorsitzende der DGU, Michael Nerlich aus Regensburg. . Er hatte erst im Herbst den größten orthopädischen Kongress Europas geleitet. Insofern bin ich stolz darauf, dass es gelungen ist, ihn nach Südtirol zu holen.

welche botschaft hat sich für die Patientinnen und Patienten im rahmen dieser tagung „her-auskristallisiert“?Die Patientinnen und Patienten profitieren indirekt davon. Wenn es uns gelingt, dass wir uns alle besser kennenlernen, miteinan-der reden und immer wieder Unterschiede erörtern, hoffe ich, dass damit einer eigenen Dynamik das Tor geöffnet wird: Ohne Be-rührungsängste oder gar ‚Futterneid‘, auch mit den privat tätigen Kolleginnen und Kol-legen, kann dadurch die Betreuung noch zielgerichteter und qualitativ hochwertiger werden. Ich bin auch sehr froh darüber, dass von jedem Krankenhaus Südtirols jemand anwesend war. Prof. Nerlich warf gar das Bild des ‚fahrenden Chirurgen‘ in den Raum, das heißt, hochspezialisierte Leistungen sollen in Zukunft von hochspezialisierten Ärzten erbracht werden – und der Arzt kommt zum Patient, nicht umgekehrt. Etwas provokant natürlich, doch wenn damit eine Diskussion in Gang kommt, kann das nur gut sein.

Tagungs-Organisator Michael Raffl

Krebs – Sturz aus der Normalität Kostenloser Infotag am 19. März 2016 im Pavillon des Fleurs Meran zum Umgang mit der Diagnose

Krebs – nach dieser Diagnose ist nichts mehr wie vorher. Abgesehen von den klinischen Möglichkeiten, die die moderne Medizin bereit hält, gilt es auch zu lernen, mit der Krankheit umzugeben: Als Betrof-fener, aber auch als Partner oder Angehöriger. Die Psychologischen Dienste in Südtirols Krankenhäu-sern kennen diese Problematik und wissen, wie wichtig es ist, Men-schen in diesen Ausnahmesituati-onen aufzufangen. Dieser Aspekt wird in einer kostenlosen Info-Ta-gung am 19. März 2016 im Pavillon des Fleurs in Meran behandelt: Namhafte Referenten beleuchten das Thema Krebs und die damit einhergehenden psychischen Belastungen. Interessierte, Betrof-fene, Angehörige und Fachpersonal sind dazu herzlich eingeladen.

„ein weg zwischen hoffnung und verzweiflung“, fasst Norbert Längerer, Krankenhauspsycholo-ge im Gesundheitsbezirk Meran, sein Referat und damit auch die Kernbotschaft seiner Aussage zusammen. Er und seine Kollegin-nen und Kollegen der Psychologi-schen Dienste der Krankenhäuser Südtirols sind es, die meist den Erstkontakt mit Tumorerkrankten und deren Angehörigen haben. Sie kennen die weite Bandbreite an menschlichen Reaktionen, an Verzweiflung, aber auch Hoffnung und versuchen zu helfen, mit die-sen Gefühlen umzugehen.

Von medizinischer Seite aus wird der Klagenfurter Onkologe Manfred Kanatschnig das Thema beleuchten: Er wird auf die gren-zen der medizinischen versor-gung eingehen. Kanatschnig kennt beide Seiten: Er ist als erfahrener Onkologe und Nephrologe in der Leitung der internistischen Ab-teilung täglich mit der klinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten betraut, kennt aber auch als studierter Philosoph und Leiter des Ethikreferates die Sichtweise der spirituellen und ethischen Dimension.

Nach einer kurzen Pause widmet sich der bekannte deutsche Paart-herapeut, Buchautor, Theologe und Philosoph Hans Jellouschek dem Aspekt der Partnerschaft: Die Diagnose Krebs ist immer auch eine besondere Herausforderung für zwei Menschen, Jellouschek möchte zeigen, wie man mit dieser Grenzerfahrung umgehen kann. Jellouschek, der selbst die Krebser-krankung seiner Frau im Buch

„Trotzdem: Leben!“ verarbeitet hat, ist nicht nur im deutschen Sprachraum sehr bekannt für seine Paartherapien. Sein Referat nennt sich deshalb nicht umsonst „krebs – herausforderung für die Part-nerschaft“. (sf ) Die tagung beginnt um 09:00 uhr und wird von landesrätin landesrätin Martha stocker und amtsdirektor ulrich seitz er-öffnet. ende der veranstaltung: 12:30 uhr.

Die südtiroler krebshilfe, auPi („associazione unitaria psico-logi italiani“) und die raiffei-senkasse Meran unterstützen die tagung. eintritt frei, keine anmeldung nötig. simultanüber-setzung vorhanden.

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anlaufstelle für Palliativschmerzen

Mer an sabine fL arer

Telefonische Vormerkungen und Be-ratungen können werktags von 8.30 bis 11.30 Uhr gemacht werden; die Kontakt-adresse ist für das Fachpersonal und für jene Patientinnen und Patienten ge-dacht, welche bereits dem Palliativam-bulatorium bekannt sind. Mit Verschrei-bung des behandelnden Arztes kann eine Visite im Ambulatorium (Montag-vormittag, Freitagnachmittag) verein-bart oder Informationen bezüglich pal-liativer Betreuung eingeholt werden.

„Keiner, der den Schmerz des anderen – und keiner, der die Freude des anderen versteht. Man glaubt miteinander zu gehen und geht immer nur neben-einander…“ – so sah es der bekannte österreichische Komponist Franz Schubert, der im Alter von 31 Jahren verstarb. Die Botschaft nach wie vor zeitlos: Schmerz-betreuung tut not, ganz besonders, wenn es sich um Palliativpatienten handelt.

Im Krankenhaus Meran wurde des-halb seit Mitte Jänner ein eigenes Am-bulatorium für die Betreuung von Pal-liativpatientinnen und –patienten eingerichtet. Diese wird vom Geriater und Primarstellvertreter Paul de Bosio geleitet und richtet sich an Menschen, die an einer neoplastischen oder chro-nisch-degenerativen Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium leiden bezie-hungsweise bei denen kurative Therapie-ansätze fehlen oder erschöpft sind. Wenn möglich, sollte die Patientin oder der Pati-ent bereits frühzeitig vorgestellt werden.

Neben der bereits bestehenden stati-onären palliativen Betreuungsform in der vertragsgebundenen Privatklinik „Martinsbrunn“ soll mit diesem Ambu-latorium ein palliatives Standbein im Krankenhaus Meran entstehen, das sich im Netzwerk mit der Gesundheitsversor-gung vor Ort (den Hausärztinnen und –ärzten, den Gesundheitssprengeln mit dem Hauskrankenpflegedienst, den Al-tersheimen), mit den Abteilungen und Diensten der Krankenhäuser Meran und Schlanders sowie mit der Privatklinik „Martinsbrunn“ integriert. Das palliati-vmedizinische Ambulatorium und die palliativmedizinische Konsiliartätigkeit sind unter der telefonnummer 0473 267 680 erreichbar (c/o Day Surgery, Turm A, 2. Stock, Zimmer Nr. 2.510).

„Positiv aufgenommen“Das Projekt des Psychiatrischen Dienstes im Gesundheitsbezirk Meran, Freiwillige für die Begleitung psychisch kranker Patientinnen und Patienten anzuwerben, ist ein voller Erfolg. Primaria Verena Per-wanger zur Resonanz der ersten „Werbe-maßnahmen“.

Die freiwilligen-rekrutierung war wahrscheinlich „neuland“ für den Psychiatrischen Dienst, man konnte ja nicht wissen, wie groß die reso-nanz sein würde. nun hat der erste info-abend stattgefunden und die kurzschulungen haben begonnen. wie sieht die situation jetzt aus?

Verena Perwanger: Der Info-Abend am 26. Januar war sehr gut besucht, über 40 Personen sind gekommen. Es wurden die Grundidee des Projektes, die Einsatzbe-reiche und die Tätigkeiten kurz vorge-stellt. Eine Mitarbeiterin des Verbandes der Freunde und Angehörigen psychisch Kranker hat auch von ihren eigenen Erfahrungen berichtet, das Interesse war groß. 16 Personen haben sich daraufhin gleich für Einführungskurs gemeldet, ein paar sind später noch dazugekommen.

wer sind die leute, die sich bei ihnen gemeldet haben?Die Gründe, sich zu engagieren, sind sehr vielseitig – so vielseitig wie die Men-schen, die sich gemeldet haben. Überwie-gend handelt es sich um Frauen mittleren Alters, es sind aber auch ein paar Männer und sogar zwei junge Burschen dabei. Einige kommen aus einem sozialen oder einem Lehrberuf – allen gemeinsam ist, dass sie einen Beitrag leisten wollen, um für andere eine Verbesserung zu erzielen.

wie wurde die aktion allgemein aufge-nommen – es wurde darüber ja auch im fernsehen berichtet – was haben sie für rückmeldungen bekommen?Ich war sehr überrascht von der positiven Aufnahme, auch in den Medien, auch die Haltung der Journalisten dem Projekt gegenüber war sehr aufgeschlossen. Der „Südtirol-heute“-Bericht wurde im Haus Basaglia aufgezeichnet und hatte auch noch den positiven Nebeneffekt, dass Patienten – natürlich freiwillig – einbe-zogen wurden. Auch im Radio (Rai, Grüne Welle…) wurde je ein Beitrag gesendet.

sie kennen ihre Patientinnen und Patienten am besten, sie sehen auch, wer sich jetzt für diese freiwillige begleitung gemeldet hat: glauben sie, dass es diesen „neuen“ begleitern gut gelingen wird, bei den zu betreuenden anzukommen? Wir haben gestern (15. Februar) mit dem Einführungskurs begonnen. Im Laufe des Kurses werden wir die Freiwilligen besser kennenlernen, schauen, wer sich wofür besonders eignet und die Einsatzberei-che sein könnten. Von unseren Patientin-nen und Patienten selbst habe ich viele positive Rückmeldungen zum Projekt erhalten und ich glaube, dass sie es gut annehmen werden. (sf )

„Palliative care hat als zentrales ziel die wahrung und verbesserung der vom Patienten selbst definierten lebensqualität. Der Patient oder die Patientin entscheidet selbst, was für ihn wichtig ist und weniger wichtig ist.“

dr. de bosio

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neue führungbrixen marina c at toi

Es ist nicht immer leicht, Menschen zu finden, die bereit sind, in einen Ver-ein Energie, Ideen und Zeit ehrenamt-lich zu investieren. Der scheidende Vorstand musste auch diesmal zittern, aber am Ende waren sie doch gefunden, die Kandidaten für den neuen Vorstand des Freizeitringes des Gesundheitsbe-zirkes Brixen. Dieser setzt sich nun fol-gendermaßen zusammen:

stefan kaltenhauser Präsident und Kassier

Judith tatz - Vizepräsidentin Paula Messner - Schriftführerin renato baù - Ausschussmitglied sandra frigerio - Ausschussmitglied christa seehauser,

franziska braunhofer und Petra fischnaller wurden als Rechnungsrevisoren ernannt.

Den Freizeitring des Gesundheits-bezirkes Brixen gibt es seit dem Jahre 1977; von Beginn an war es das Ziel des Vereins, die Begegnung der Mitarbeiter

Veranstaltungen Freizeitverein

tagesausflug nach ciago – lamar see 12.3.2016

ab März: radtraining–gruppe (Vorbereitung auf die Sellarunde am 18. Juni)

lauftraining-gruppe (Vorbereitung auf den Halb- marathon am Wörthersee, 19.-21. August)

Dreitagesreise an die côte d’azur – 15.-17. april

Im Frühjar (April/ Mai) weiter geplant:

fahrt zum the Mall – Designer outlet in florenz

frühlingswanderung

kegelolympiade

Musical „tarzan“ in stuttgart

einige eckDaten zuM frz Des gb brixen:

1.458 Mitglieder

2015: 24 Veranstaltungen mit 1074 Teilnehmer

größte veranstaltung ist die alljährliche Weihnachtsfeier in den Krankenhäusern Brixen und Sterzing mit Verabschiedung der Pensionisten des Be-triebes.

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außerhalb der Arbeit und die persönli-chen Beziehungen zu fördern. Das An-gebot an Veranstaltungen sportlicher, kultureller, kulinarischer und gesell-schaftlicher Natur ist vielfältig und reichhaltig. Mit der Teilnahme haben die Mitarbeiter zudem die Möglich-keit, in einer familiären Atmosphäre und unabhängig von Beruf, Rolle oder Dienststelle sich besser kennenzuler-nen und schöne Momente gemeinsam zu erleben.

Im vergangenen Dezember wurde der Vorstand des Freizeitringes des Gesundheits-bezirkes Brixen neu besetzt.

Stefan Kaltenhauser

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Am 8. Dezember 2015 hat Papst Franzis-kus das „Jahr der Barmherzigkeit“ ausge-rufen. Heilige Pforten, die in Rom und in den Diözesen geöffnet wurden, stehen für Gott, der uns mit seiner Barmherzigkeit umarmt. Auf Anfrage der Krankenhaus-seelsorge hat Bischof Ivo Muser erlaubt, auch in den Krankenhäusern eine „Kleine Heilige Pforte“ zu öffnen. Diese Heiligen Pforten stehen allen offen, ermöglichen es aber besonders kranken, leidenden oder älteren Personen, für die eine lange Pilger-fahrt zu beschwerlich wäre, die Barmher-zigkeit Gottes zu erfahren und für ihr Le-ben neue Hoffnung und Hilfe zu erhalten.

bozen Piero Gobbo

„kleine heilige Pforten“

Seit Anfang Februar können gläubige Katholiken auch in den sieben Kranken-häusern durch so genannte Heilige Pforten schreiten.

Die erste „Heilige Pforte“ hat Bischof Ivo am 6. Februar im Krankenhaus Bozen geöffnet. In seiner Ansprache beim Gottes-dienst zum Welttag der Kranken dankte er allen, die im Krankenhaus arbeiten für ih-ren wertvollen Dienst. Er unterstrich, dass gerade Krankenhäuser besondere „Orte der Barmherzigkeit“ sind.

In Brixen war die Öffnung der Heiligen Pforte mit der Aussendung der Kranken-hausseelsorgerin Ancilla Lechner (Kran-kenhaus Brixen) und des Krankenhaus-seelsorgers Hans Kienzl (Krankenhaus Bruneck/Innichen) verbunden. Sie haben die Ausbildung in Krankenhausseelsorge in Verona abgeschlossen, sind bereits in der Seelsorge tätig und erhielten an diesem Tag offiziell den bischöflichen Segen für diesen Dienst. Bei dieser Feier wurde auch der Seelsorger Karl Pizzinini verabschie-det, der nach über 20 Jahren Dienst im Krankenhaus von Bozen und Brixen, seine Tätigkeit im Dezember beendet hatte. Un-ter den zahlreichen Mitfeiernden befand sich auch Landesrätin Martha Stocker.

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In den Krankenhäusern von Meran, Bruneck, Schlanders, Sterzing und Inni-chen öffneten vom Bischof beauftragte Priester die „Kleinen Heiligen Pforten“. Da es „kleine“ Pforten sind, werden sie nur bis zum Pfingstsonntag geöffnet bleiben. In dieser Zeit kann auch der Ab-lass gewonnen werden. Die Pforten la-den ein, in die Kapelle einzutreten, zur Ruhe zu kommen, Gott das verwunde-te Herz hinzuhalten, damit er es heilen kann, Vergebung und Barmherzigkeit zu erfahren, Trost zu finden und neue Hoff-nung zu schöpfen.

Zum Jahr der Barmherzigkeit bietet die Krankenhausseelsorge auch ver-schiedene Aktionen an: Die Kranken-hausseelsorge Bozen hat für die Fasten- und Osterzeit für das Personal einem Kalender zu den Werken der Barmher-zigkeit mit Worten von Papst Franzis-kus gestaltet. In Meran wird monatlich ein Spiritueller Weg zu den Werken der Barmherzigkeit angeboten, ebenso je-den Freitag eine Meditation zu diesem

Thema. Die Krankenhausseelsorge Me-ran ist in diesem Jahr auch besonders bemüht, freiwillige Helferinnen und Helfer für die „Freiwillige Sitzwache in der Nacht zu gewinnen, Dienste, die ein konkretes Werk der Barmherzigkeit darstellen, zu denen Papst Franziskus anregt. Zum Welttag der Kranken wur-de von der Krankenhausseelsorge Süd-tirols und dem Seelsorgeamt der Diöze-se Bozen-Brixen eine kleine Broschüre erarbeitet, die zehn Tipps für den Kran-kenbesuch bereithält. Diese helfen den Besucherinnen und Besuchern, Kran-ken mit Gespür zu begegnen und geben Hinweise, wie man als Besucher Kranke sinnvoll unterstützen kann. Der kleine „Besuch-Knigge“ liegt seit dem 11. Feb-ruar 2016 in allen Krankenhäusern Süd-tirols auf.

Dieser inzwischen sehr renom-mierte und entsprechend gefrag-te Kurs für Fachleute informiert über juridische Bestimmungen, neue Errungenschaften und fachspezifische Anwendungen auf diesem hoch spezialisierten Gebiet. 1994 auf vielfachem Wunsch der Experten für Strah-lenschutz im nationalen Verband ANPEQ ins Leben gerufen, daher inzwischen schon „volljährig“, wird er seit jeher vom Strah-lenphysiker Ehrenfried Moro-der, dem ehemaligen Direktor des Dienstes für medizinische Strahlenphysik am Krankenhaus Bozen, in Zusammenarbeit mit eben diesem Dienst, aktuell ge-führt von Markus Haller, im Hotel Adler in St.Ulrich organisiert und geleitet.

Das Forum dient den Strahlen-schutzsachverständigen aus ganz Italien regelmäßig als Plattform

zur Information und Diskussion über die mit ihrer Tätigkeit ver-bundenen vielschichtigen Fra-gestellungen auf technischem, administrativem und juridischem Gebiet. Daher werden jeweils nicht nur bekannte Spezialis-ten ihres Fachs (von ISPRA, der obersten italienischen Nuklear-behörde; ENEA, dem staatlichen Nuklearforschungsinstitut; ISS, dem obersten staatlichen Ge-sundheitsinstitut), sondern auch Vertreter der Kontrollbehörden der Ministerien für Arbeit, Ge-sundheit und Transporte sowie des staatlichen Instituts für Vorsorge und Sicherheit am Arbeitsplatz INAIL als Referenten gewonnen.

Den Schwerpunkt in dieser 12. Auflage bildeten die in Zu-sammenhang mit den neuen europäischen Bestimmungen auftretenden Fragen, wobei der

natürlichen Radioaktivität wie beispielsweise der hochaktuellen Problematik des Radons, dem Gehalt natürlicher Radioaktivität in Baumaterialien, den in Metall-schrott und Halbfabrikaten ver-borgenen radioaktiven Strahlern und ihrer entsprechenden Aufde-ckungstechnik und der Revision der maximal zulässigen Dosis-werte besondere Aufmerksam-keit zukam. Schließlich kam die Problematik der Qualitätskont-rolle und des Strahlenschutzes bei den neuesten Entwicklungen der Röntgengeräte (etwa Mag-netresonanz, PET-CT und Cone Beam CT im Bereich der Zahnme-dizin) zur Sprache.

Im Rahmen der Feier zum 21. Geburtstag des Strahlenschutz-forums wurde dessen Begründer und Leiter Ehrenfried Moroder besonders geehrt.

(markus haLLer)

12. Auflage des Forums für Strahlen-schutz in Gröden In St.Ulrich fand in der Woche vom 15. bis zum 19. November die bereits zwölfte Auflage des Forums für Strahlenschutz statt.

Eine Welt hinter dem Stoma- patientenMitte November 2015 fand in Bozen der Informationstag “Eine Welt hinter dem Stomapatienten” statt, organisiert von der Vereinigung der Stomapatienten der Provinz Bozen und den Stomatherapeutinnen der vier Gesundheitsbezirke. Gesund-heitslandesrätin Martha Stocker richtete ihre Grußworte an die Anwesenden und den geschäfts-führenden Amtsdirektor des Amtes für Krankenhäuser, welcher die Vereinigung bei der Organisation dieser Events unterstützte und den Informationstag gemeinsam mit der Stomatherapeutin, Anselmi Laura, moderierte. Zum ersten Teil trugen Primar Federico Martin, Primar der Allgemeinen Chirurgie und Primar Armin Pycha, Direktor der Abteilung Urologie, bei. Sie sprachen über das Thema Stoma aus medizinischer Sicht und erklärten Operationstech-niken und Therapiemöglichkeiten. Mariantonietta Mazzoldi, Direktorin des Psychologischen Dienstes des Gesundheitsbezirkes Bozen, erläu-terte die psychologischen Aspekte und der Veränderung des körperli-chen Aussehens sowie die Auswir-kungen der Diagnose auf den Stoma-patienten und seiner Familie. (uk )

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Veranstaltungen Freizeitverein

vom 9. bis 17. Mai 2016 Mehrtägige Reise in die Normandie und Bretagne

5. März 2016 Fahrt nach Certosa und Pavia

12. März 2016 Fahrt nach Genua und Acquario

19.März 2016 Fahrt nach Legoland Deutschland

2. april 2016 Fahrt nach Ferrara

9. april 2016 Fahrt nach Florenz

16. april Fahrt nach Turin - Ägyptisches Museum

30. april Fahrt nach Bologna

7. Mai Fahrt nach Jesolo mit Mittagessen

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Dorothea, Jahrgang 1980, stammt aus St. Leonhard im Passeiertal und wurde in eine „eigentlich normal religiöse Fa-milie“ hineingeboren, wie sie selbst sagt. Aufgewachsen mit zwei Brüdern, machte die junge Frau nach dem Pädagogischen Gymnasium die Krankenpflege-Ausbil-dung an der „Claudiana“. Für rund zwei-einhalb Jahre arbeitete sie danach in der Abteilung Orthopädie im Meraner Kran-kenhaus. „Eine schöne Arbeit“, wie sie heu-te rückblickend sagt. Warum also kamen ihr Zweifel an dieser Aufgabe? „Ich dachte mir, hier auf der Abteilung kannst du nur für rund 20 Personen etwas Gutes tun, in Gebeten und Fürbitten hingegen kann ich viel mehr Menschen helfen.“ So kam es, dass Dorothea, nach einem Urlaub im Gäs-tehaus der Benediktinerinnen in Müstair (CH), dort um ein „Praktikum“ anfragte. Sie kündigte ihre Stelle und ging im Mai 2005 in die Schweiz.

D as Kloster, erstmals erwähnt um das Jahr 800, ist bekannt für die Schön-heit der karolingischen Fresken und

wurde deshalb zum Weltkulturerbe er-hoben. Die Kirche und das dazugehörige Museum werden von vielen Menschen be-sucht. Das Klosterleben ist recht streng ge-

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atLabyrinth des Lebens

Dorothea Fauner ist eine Frau mit einer faszinie-renden Lebensgeschichte. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenpfegerin trat sie in ein Kloster ein, das sie nach fünf Jahren wieder verließ, um Theologie zu studieren. Heute ist die 36-jährige Seelsorgerin im Krankenhaus Meran.

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regelt: Arbeit in Stille und Gebet bestimmen den Tagesablauf, eine halbe Stunde täglich ist für Unterhaltung wie etwa Reden oder Karten spielen vorgesehen. Die Kontakte nach außen sind stark eingeschränkt – in einer heute ständig vernetzten Welt unvor-stellbar. Doch Dorothea sah darin ein Stück persönliche Freiheit: „Ich war freier von ge-sellschaftlichen Zwängen und konnte mich besser auf Wesentliches konzentrieren. Nicht mehr über Sinnloses zu reden, sich nicht mehr um Oberflächliches zu küm-mern – das bedeutet große Freiheit.“ Auch die Besitzlosigkeit ermöglicht ein Stück Freiheit, denn plötzlich ist es egal, ob dein Halstuch zur Bluse passt oder dein Smart-phone das Neueste auf dem Markt ist – man braucht diese Dinge einfach nicht mehr.

D orothea lebte sich gut in die Gemein-schaft ein. Viele der Mitschwestern waren schon über 60 Jahre alt. „Die

Schwestern waren aber geistig sehr rege, wenngleich manchmal auch die lange Zeit in der Abgeschiedenheit zu spüren war: Manche ‚modernen‘ weltlichen Anschauun-gen waren ihnen einfach fremd.“ Den Kon-takt zu ihrer Familie und alten Freundin-nen und Freunden konnte Dorothea, wenn auch spärlich, aufrecht erhalten und beson-ders freute es sie, dass sogar einige Wegge-fährtinnen aus der Abteilung sie besuchen kamen.

Nach fünf Jahren, in denen die Kloster-gemeinschaft ihr zu einer zweiten Familie geworden war, vermisste sie den Kontakt nach außen immer mehr: „Vor allem sah ich nun manches anders und wünschte mir, wieder mehr mit Menschen zu tun zu ha-ben. Die Zeit im Kloster sehe ich heute als eine Art Probezeit. Ich kam zu der Entschei-dung, dass ein Leben hinter Klostermauern nicht das Richtige für mich ist.“ Doch Do-rothea wäre nicht Dorothea, wenn sie nicht auch hier Mut bewiesen hätte: „Es war für mich schwierig, alles hinter mir zu lassen und ins Kloster zu gehen – aber es war auch schwierig, die Entscheidung zu treffen, die-ses wieder zu verlassen.“

Nach dem Austritt aus dem Kloster und der Heimkehr arbeitete sie wieder als Krankenpflegerin im Altersheim von St. Leonhard und setzte nebenbei den Wunsch in die Tat um, Theologie zu studie-ren. Zusätzlich machte sie eine Speziali-sierung für Krankenhausseelsorge.

„nicht mehr über sinnloses zu reden, sich nicht mehr um oberflächliches zu kümmern – das bedeutet große freiheit. “

dorothea fauner

A ls im Meraner Krankenhaus eine Teil-zeitstelle in der Seelsorge frei wurde, wechselte sie dorthin. Als Seelsorge-

rin ist Dorothea da für die Kranken, die An-gehörigen und das Personal. Zuhören und Zeit schenken ist ein wesentlicher Teil ihres Dienstes. Über ihre Krankenpflege-Ausbil-dung ist Dorothea trotzdem froh: „Sie er-möglicht mir, bestimmte Situationen bes-ser einzuschätzen und bei Kranken Ruhe zu bewahren. Durch meinen ehemaligen Beruf schätze ich die Arbeit des Pflegepersonals sehr. Der positive Kontakt zum Personal öffnet auch die Türen zu den Kranken, was auch Pater Peter immer wieder betont.“ Be-sondere Freude bereitet es Dorothea Fauner, die liturgischen Feiern im Krankenhaus mit ihrem Orgelspiel zu umrahmen.

Die Frage, ob sie sich nun angekommen sieht, bejaht Dorothea mit strahlen-den Augen und fügt schmunzelnd

hinzu: „Ich habe erlebt, dass es oft anders kommt als gedacht und geplant. Deshalb bin ich offen für die Zukunft. Ich bereue meinen verschlungenen Lebensweg nicht, denn ich bin mir sicher, dass nur diese ver-schiedenen Erfahrungen mir ermöglicht haben, meine heutige Aufgabe erfüllend zu leben.“

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infografik

Bestens beratenWie oft suchen Mit-arbeiter und Mitar-beiterinnen Hilfe bei der Psychosozialen Betriebsberatung? Die Analyse der Besucherdaten (Mai 2014 – Dezember 2015) zeigt, dass vor allem Frauen das Angebot der Beratung in Anspruch genommen haben (81 Prozent Frauen gegenüber 19 Prozent Männer)

Der größte Teil der Beratungssuchenden war zwischen 40 und 50 Jahre alt (38 Prozent), gefolgt von der Gruppe der 50- bis 60-jährigen (28 Prozent) und der 30- bis 40-jährigen(27 Prozent). Zwei Prozent der Ratsuchenden war älter als 60 Jahre und etwa fünf Prozent waren zwischen 20 und 30 Jahre alt.

48 Prozent wiesen ein Dienstalter von über 20 Jahren auf, weniger als ein Drittel (31 Prozent) zwischen zehn und zwanzig Jahren und rund 20 Prozent unter zehn Jahren auf. Ein Prozent der war seit weniger als einem Jahr beim Südtiroler Sanitätsbetrieb beschäftigt.

Die Aufschlüsselung nach Berufsbildern zeigt, dass es vor allem Krankenpflege-rinnen und –pfleger waren, die Bera-tung suchten (49 Prozent), gefolgt von den Beamte/Beamtinnen (11 Prozent), Ärztinnen/Ärzten (9 Prozent), Techni-kern (5 Prozent) und Führungskräften (zwei Prozent).

Als Anlass, den Dienst in Anspruch zu nehmen, gaben 62 Prozent „Kon-flikte am Arbeitsplatz“ an, während 32 Prozent Arbeitsüberlastung, Stresssituationen, unklare Rollen und Arbeitsaufträge, Angst bezüglich der beruflichen Situation (teilweise durch Reform) als Gründe nannten. Fünf Prozent der Ratsuchenden nannten als Grund mangelnde Arbeitsmotivation und Burn-out. Ein Fall wurde als mögli-cher Mobbingfall identifiziert und dem Komitee für Chancengleichheit weiter-vermittelt. (Pas)

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49 %

krankenPfLeGer/-innen11 %

beamte/beamtinnen

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ärzte/ärztinnen

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techniker

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Aufschlüsselung nach Berufsbildern

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Zugänge nach

Bezirken

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3,13

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GesPräche

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Zugänge insgesamt

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Christian Piffer Direktor des Bereiches Tier- gesundheitMit Wirkung 1. März 2016 wurde christian Piffer zum Direktor des Bereiches Tierge-sundheit, Hygiene in der Viehzucht und in der Tierproduktion – Fachrichtung Tier-gesundheit beim betrieblichen tierärztli-chen Dienst im Gesundheitsbezirk Bozen ernannt.

Piffer hat sein Studium an der Fakultät für Veterinärmedizin der Universität Bologna absolviert. Die Spezialisierung in „Sanità Pubblica Veterinaria“ schloss der gebürtige Brixner 1997 an der Universität von Parma ab. Die Eintragung in das Berufsverzeich-nis der Tierärzte der Autonomen Provinz Bozen erfolgte 1993, seit 1994 ist der heute 48-Jährige im Südtiroler Sanitätsbetrieb tätig, seit 2007 als beauftragter Direktor der komplexen Struktur für Tiergesundheit und Tierhygiene in der Viehzucht.

Die jetzt erfolgte Beauftragung von Chris-tian Piffer gilt für zwei Jahre. (Pa s)

Der Südtiroler Sanitätsbetrieb verstärkt seine Präsenz in den sozialen Netzwerken. Zu den bereits seit längerem bestehenden Accounts auf You Tube und Twitter sind nun weitere auf LinkedIn, dem weltweit größten beruflichen Netzwerk, und Google Plus dazu-gekommen.

Der You Tube-Kanal des Südtiroler Sanitätsbe-triebes besteht schon seit längerem. Unter www.youtube.com/user/sabesasdaa ist der Kanal erreich-bar, der in deutscher Sprache bestückt wird. Unter

www.youtube.com/user/asdaasabes hingegen kann der italienische Sabes-You Tube-Kanal gefunden werden.

Der Twittername des Südtiroler Sanitätsbetriebes lautet @sabesasdaabz. Unter diesem Namen wer-den nicht nur Links zu News, sondern oft auch Bilder und Infos zu Geschehnissen in Echtzeit auf Deutsch und Italienisch gepostet.

Die Internet-Adresse www.linkedin.com/com-pany/südtiroler-sanitätsbetrieb---azienda-sanita-ria-dell‘alto-adige führt Nutzer und Nutzerinnen zur Seite des Südtiroler Sanitätsbetriebes auf dem beruf-lichen Netzwerk LinkedIn. Auf Google Plus ist der Südtiroler Sanitätsbetrieb unter der URL https://plus.google.com/103624010705753070035 zu finden.

Alle Interessierte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben also auch in den sozialen Netz-werken die Möglichkeit, ihre Zugehörigkeit zum Südtiroler Sanitätsbetrieb kundzutun und über diese digitalen Kanäle aktuelle Infos und News zum und über den Betrieb zu erfahren. Betreut werden die Social-Media-Kanäle von der Abteilung Kommunika-tion, Marketing und Bürgeranliegen.

gesunDheit iM netz Peter a . seebacher

Sabes-Netz-werk wird größer

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Deutsch

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italienisch

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iMPressuM one – das Magazin des Südtiroler Sanitätsbetriebes ausGabe 1 /2016 (Aut. Pres.Trib. BZ Nr. 17/2002 R.ST.17.09.02) her ausGeber: Sanitätsbetrieb der Autonomen Provinz Bozen, Sparkassenstr. 4, 39100 Bozen ver ant WortLicher direk tor: Lukas Raffl koordination: Peter A. Seebacher redak tion: Evelyn Gruber-Fischnaller (eGf), Ulrike Kalser (uk ), Maria Elisabeth Rieder (mer), Marina Cattoi (mc), Sabine Flarer (sf ), Ulrike Kalser (uk ), Lukas Raffl (Lr), Peter A. Seebacher (Pa s) übersetzunGen: Tatiana De Bonis, Emanuela Covi Gr afik: Gruppe Gut Gestaltung OHG, Kapuzinergasse 8/15, 39100 Bozen erscheinunGsWeise: vierteljährlich redak tionsadresse: Abteilung für Kommunikation, Marketing und Bürgeranliegen, Sparkassenstraße 2, 39100 Bozen teL : +39 0471 907138 e-maiL : [email protected] Web: www.sabes.it druck: Tezzele by Esperia, c/o CoWorking Bolzano, Marie- Curie-Str. 17, 39100 Bozen

süDtiroler sanitätsbetrieb online Homepage: www.sabes.it Erstvisiten vormerken (Dermatologie, Kardiologie, HNO und Uro- logie): www.sabes.it/onlinevormerkung Wo sind Leistungen am schnellsten verfügbar?: www.sabes.it/vormerkzeiten Stellen- angebote, Neuigkeiten zu Behandlungsmethoden, Vormerkungsmodalitäten, Dienste in Ambulatorien/Abteilungen: www.sabes.it/news Praktische Tipps zur Gesundheit: www.sabes.it/gesundheitsvorsorge Diese Ausgabe digital und online: www.issuu.com/sabesasdaa

kontak t Redaktion one: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Brixen: [email protected] Redaktion Gesund-heitsbezirk Bozen: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Meran: [email protected] Redaktion Gesund-heitsbezirk Bruneck: [email protected]