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E-Commerce International Online verkaufen in der Türkei

Online verkaufen in der Türkei - IHK zu Essen · 34 Millionen mobile Internet-Nutzer. Der Anteil der Personen, welche das Internet nutzen um Waren oder Dienstleistungen für

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E-Commerce International

Online verkaufen in derTürkei

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EINLEITUNG

Zum Projekt „Online verkaufen in…“

Der Online-Handel entwickelt sich weltweit mit einer kaum zu übertreffenden Dynamik. Er ist für Unternehmen mit vielen Chancen verbunden, stellt sie aber auch vor komplexe Herausforde-rungen. Besonders der Aufbau des Auslands-geschäfts ist im E-Commerce anspruchsvoll wie auch durchaus risikobehaftet.

Vor diesem Hintergrund hat die Industrie- und Handelskammer für Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen zu Essen (IHK) in Ergänzung des eigenen Informations- und Beratungsange-bots zum Thema „E-Commerce International“ das Projekt „Online verkaufen in…“ initiiert –. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der deut-schen Auslandshandelskammern (AHKs) wer-den Länderbooklets zu ausgewählten Märkten herausgegeben, die die wichtigsten Fragen zum Einstieg in den jeweiligen (Online-) Markt beant-worten sollen.

Die beteiligten Partner

Der Bereich International der IHK unterstützt sei-ne Mitgliedsfirmen in allen Phasen des Auslands-

© iStock/sldesign78

geschäfts. Mehr zu unseren Dienstleistungen un-ter http://www.essen.ihk24.de/international.Die Deutsch-Türkische Industrie- und Handels-kammer (AHK Türkei) ist Teil des weltweiten Netzwerkes der deutschen Auslandshandels-kammern (AHKs) mit über 140 Standorten in 90 Ländern (www.ahk.de). Die AHK Türkei wurde 1994 als Nachfolgerin des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft in der Türkei gegründet und gehört mit fast 900 Mitgliedern zu den gro-ßen AHKs.

Die AHK artikuliert die Interessen der deutschen Wirtschaft gegenüber türkischen und deutschen wirtschaftlichen und politischen Gremien und pflegt intensive Kontakte zu den deutschen und türkischen Wirtschaftsverbänden und Fachmi-nisterien. Die AHK berät, informiert, unterstützt und begleitet seit der Gründung deutsche und türkische Unternehmen vom Markteintritt bis zur Etablierung ihres Geschäftes und im täglichen Business. Die Förderung der bilateralen Wirt-schaftsbeziehungen der Türkei und Deutschland zählt zur Aufgabe der AHK Türkei.

Internet: www.dtr-ihk.de

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12Recht, Steuern und Pflichten

10Landesspezifische Datenbanken

8Internetauftritt, Online-Shop und Bezahlung

6Suchmaschinen und Marketing

5Verkaufskanäle und E-Marktplätze

4Unterschiede zu Deutschland

INHALTSVERZEICHNIS

3 Online verkaufen in der Türkei

Ansprechpartner

Impressum

Versand, Retouren und Beschwerden

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Das türkische Zivilrecht kann der kontinentaleu-ropäischen Rechtsgruppe zugeordnet werden, insbesondere unter Berücksichtigung der Über-nahme des schweizerischen Zivilgesetzbuchs (ZGB) als auch des Obligationsrechts (OR) als Ba-sis für das türkische Zivilrechtsystem. Auch wenn diese Systeme nicht gänzlich identisch sind, kann von weitreichenden Übereinstimmungen gesprochen werden.

Auch das deutsche Recht unterscheidet sich nur in wenigen Punkten vom schweizerischen Zivil-recht. Betrachtet man die Rechtslage und das Rechtssystem in der Türkei und in Deutschland, so fallen im Umkehrschluss in vielen Rechtsbe-reichen deutliche Parallelen auf.

Der entscheidende Unterschied zu den übrigen EU-Staaten besteht aber darin, dass die Türkei kein Mitglied der EU ist und damit die Regeln der E-Commerce-Richtlinie für den Online-Verkauf in der Türkei auch keine Geltung entfalten.

Welche auffälligen Abweichungen gibt es zu Deutschland im E-Commerce?

UNTERSCHIEDE ZU DEUTSCHLAND

4 Online verkaufen in der Türkei

Wie ist das landestypische Konsum(enten)verhalten online?

Die Türkei gehört zu den größeren „Internet-Län-dern“ der Welt. Bei einer Gesamtbevölkerung von 77 Millionen besitzt die Türkei, nach neusten Zahlen der türkischen Behörde für Informations- und Kommunikationstechnologien (BTK), 42,9 Millionen Breitband-Internet-Nutzer. Das Land hat mehr als 72 Millionen Mobilfunkkunden und 34 Millionen mobile Internet-Nutzer.Der Anteil der Personen, welche das Internet nutzen um Waren oder Dienstleistungen für den persönlichen Gebrauch über das Internet zu bestellen oder zu kaufen, steigt seit Jahren um durchschnittlich 12 % an.

In dem Zeitraum zwischen April 2015 und März 2016 kauften 60% der Haushalte über das In-ternet Bekleidung und Sportausrüstung, 21% elektronische Geräte (Handy, Kamera, Radio, TV, DVD-Player usw.), 19,8% Lebensmittel und an-derweitigen täglichen Bedarf (Blumen, Kosme-tika, Tabak und Getränke).

In diesem Rahmen wurde die Zahlung per Kre-ditkarte als beliebteste Zahlungsart im türki-schen Online- und stationären Handel erfasst.

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VERKAUFSKANÄLE UND E-MARKTPLÄTZE

Diese Frage lässt sich nicht immer so pauschal beantworten und muss im individuellen Fall in Relation mit den gegebenen Rahmenbedingun-gen des Unternehmens geprüft und bewertet werden. Tendenziell empfiehlt sich in der Türkei jedoch der Einstieg über eine Plattform.

Grundsätzlich sollten Start-ups, deren Kapital und Marketingkenntnisse begrenzt sind, zu-nächst Online-Marktplätze ausnutzen. Auf diese Weise können Sie schnell und einfach heraus-finden, ob der Onlinevertrieb überhaupt für ihr Unternehmen infrage kommt. Online-Marktplät-ze in der Türkei schaffen es, durch das vielfältige Angebot unter einem Dach Kunden zu locken und ermöglichen so auch kleinen Händlern Vorteile durch Bekanntheit und Reichweite. On-line-Shops wiederum punkten durch den hohen, individuellen Wiedererkennungswert und gro-ßen Gestaltungsspielraum.

Online-Shop oder Plattform: Wie starte ich am besten in den Markt?

... im B2B-Bereich?

TURKTICARET.Net: www.turkticaret.netihracat.co: www.ihracat.co

... im B2C-Bereich?

gittigidiyor: www.gittigidiyor.comhepsiburada: www.hepsiburada.com sahibinden.com: www.sahibinden.com

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Wie heißen die relevantesten E-Markt-plätze/Plattformen …

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Google genießt auch in der Türkei als meistge-nutzte Suchmaschine die Rangnummer eins (95,6%), gefolgt von der russischen Marke Yan-dex (2,8%).

Nicht außer Acht gelassen werden darf, dass neben der Auflistung auf einer relevanten Such-maschine auch die richtige Gliederung des Inter-netaufrufes nach ggf. pyramidenförmiger The-menauflistung von Vorteil sein kann.

SUCHMASCHINEN UND MARKETING

Bei welchen relevanten Suchmaschi-nen sollte man gefunden werden?

Was sind die gängigsten Marketing-Instrumente?

© iStock/tumsasedgars

6 Online verkaufen in der Türkei

Wie man den Marketing-Mix bestmöglich ge-stalten sollte, ist von der jeweiligen Branche des Unternehmens, dessen Produkten und Dienst-leistungen sowie der Zielgruppe abhängig.

Zu den vielversprechendsten Marketing-Tools in der Türkei zählen v. a. Werbung in Printmedien, im Internet, im Radio oder im Fernsehen sowie Direktmarketing durch das Internet über Social Media, Direct Mails und Telemarketing. Festzu-stellen ist, dass die Nutzung von Social Media in der Türkei als Marketing-Tool für den On-line-Handel von wachsender Bedeutung ist.

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SUCHMASCHINEN UND MARKETING

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Mit einer Nutzungsrate von 63% ist Social Media mittlerweile der primäre Kanal, der Verbraucher dazu bringt, online einzukaufen. 92% der Onliner in der Türkei sind in den sozialen Medien aktiv. Vor al-lem YouTube (57%), Facebook (56%) und Instagram (45%) wurden im Jahre 2016 zu den jeweiligen An-teilen genutzt.

Die aktivsten Social-Media-Plattformen in der Türkei sind:

FacebookYoutubeInstagramTwitterGoogle+SnapchatLinkedIn

Für Online-Händler empfiehlt es sich, den Web-Shop strategisch zu planen und das Kommunikati-onskonzept darauf aufzubauen. So bleibt der Weg vom Erstkontakt bis zum Kauf kurz und die Ressour-cen können in die Nachbetreuung fließen. Durch die Nutzung von Social Media können Online-Shops ihre Sichtbarkeit deutlich steigern.

Welche Relevanz besitzen Social-Me-dia-Plattformen (im E-Commerce)?

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INTERNETAUFTRITT, ONLINE-SHOP UND BEZAHLUNG

Online-Kunden in der Türkei erwarten, dass die E-Commerce-Webseiten verschiedene Voraus-setzungen erfüllen. Im Folgenden sind einige wichtige Punkte genannt, welche zu beachten sind:

die richtige Shop-Softwaredie richtige WarenwirtschaftOnlineshop-Struktur SEO-Grundlagen Schnelligkeit beim Versand Zahlungsarten für Online-ShopsHTML & CSS GrundlagenKundenorientierungProduktbilder die richtige Rechtsform für Online-Shopsdie Beachtung der Datenschutzrichtlinien

Was gilt es, beim eigenen Internet-auftritt/Online-Shop zu beachten?

© iStock/FeelPic

Welche Bezahlfunktionen sollten angeboten werden?

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Die Türkei hat eine technisch versierte Be- völkerung und ist einer der am schnellsten wachsenden E-Commerce-Märkte der Welt. Dieses Wachstum wird hauptsächlich durch den mobilen Handel vorangetrieben.

Die beliebtesten Online-Zahlungsfunktionen in der Türkei sind Kreditkarten- und Debitkarten-zahlungen. Darüber hinaus hat Visa und/oder MasterCard den größten Anteil am Kreditkarten-markt in der Türkei. Alternative Zahlungsmeth-oden sind die Debitkarte, die Nachnahme und die Überweisung.

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INTERNETAUFTRITT, ONLINE-SHOP UND BEZAHLUNG

Der Online-Zahlungsdienst muss eine Lizen-zgenehmigung von der BDDK (Bankenreguli-erungs- und Aufsichtsbehörde) erhalten - der türkischen Behörde, die für die Regulierung und Lizenzierung von Bank- und Zahlungssystemen auf allen elektronischen oder konventionellen Plattformen zuständig ist.Im Folgenden sind einige funktionierende On-line-Zahlungsdienstleister in der Türkei auf-geführt:

iYZi-ZahlungenPayUiParaZahlungswandPaytrekPaytrMokaN kolayBPNPayguruSkrill

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Eine interessante Information: PayPal ist in der Türkei nicht aktiv. Die globale Online-Zahlung-splattform PayPal hat seit Mai 2016 ihren Be-trieb in der Türkei eingestellt. Der Grund dafür ist, dass BDDK, die türkische Behörde, die für die Regulierung und Lizenzierung von Bank- und Zahlungssystemen auf allen elektronischen oder konventionellen Plattformen zuständig ist, Pay-Pal keine Lizenz erteilt hat.

Wer sind die gängigen Zahlungsdienst-leister im Online-Handel?

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nehmigung des Ministeriums des Handels. Um eine solche Genehmigung zu erhalten, müssen Importeure garantieren, dass sie Service- und Ersatzteile entweder durch Gründung von Nie-derlassungen oder durch Unterzeichnung von Vereinbarungen mit bestehenden Service-/ Er-satzteilfirmen bereitstellen.

... zu Produktzulassung?

Zuständig für die Regulierung im Bereich Pro-duktsicherheit ist das Ministry of Industry and Trade und das Turkish Standards Institute (TSE). Die von der Behörde ausgestellte Genehmigung ist permanent gültig, so dass Hersteller diese für unveränderte Produkte nicht erneuern müssen. Weitere Ausführungen folgen im Rechtsteil die-ser Broschüre.

Turkish Standards İnstitute (TSE): https://en.tse.org.tr

... Marktrecherche?

AHK Türkei: Wirtschaftsstatistiken können auf der Internetseite der AHK Türkei (www.dtr-ihk.de) im Bereich „Wirtschaftsdaten“ unter dem Stichwort „Wirtschaftsstatistiken“ abgerufen werden.

Invest in Turkey: Die staatliche Investitions-behörde bietet eine Vielzahl von Landes- und Marktinformationen in deutscher Sprache auf ihrer Internetseite (www.invest.gov.tr).

LANDESSPEZIFISCHE DATENBANKEN

Wo finde ich Datenbanken ...

... zum Thema Einfuhr?

Neben den Informationen der AHK Türkei (www.dtr-ihk.de) im Bereich „Recht und Investitionen „bieten folgende Datenbanken Informationen zu Einfuhrformalitäten und Warenbegleitpapie-ren.

Türkisches Handels- und Zollministerium: https://ggm.gtb.gov.tr

Informationen zur Einfuhr in die Türkei werden in englischer Sprache im Bereich „Frequently Asked Questions” angeboten.

Market Access Database (MADB): https://madb.europa.eu

Tariff-Tr.com: www.tariff-tr.com (kostenpflichtige Datenbank)

Grundsätzlich gilt: Die Anforderungen an die Marktzulassung sollte für jedes Produkt vorab geprüft werden, insbesondere bei den Waren-gruppen Lebensmittel, Arzneimitteln, Kosmetika oder Produkten, die umweltschädigende Subs-tanzen enthalten.

Hinweis: Produkte, die einen Kundendienst erfor-dern, wie Kraftfahrzeuge, elektrische Haushalts-geräte, Bürogeräte und Computer, Registrier-kassen, Fernseh- und Videogeräte, Heizgeräte, Gasbrenner, Industriemaschinen, Automobile und drahtlose Geräte erfordern eine Einfuhrge-

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LANDESSPEZIFISCHE DATENBANKEN

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Germany Trade and Invest (GTaI): Auf der Länder-seite Türkei sind eine Vielzahl von Wirtschafts- und Rechtsinformationen abrufbar (www.gtai.de).

... zum Thema E-Commerce in der Türkei?

Beratungsfirmen oder –organisationen sind die Ex-perten für den Zugang zu und die Beschaffung von Informationen zum E-Commerce. Darüber hinaus finden Sie Informationen zu E-Commerce oder ver-wandten Themen auf den folgenden Websites:

Türkische Industrie- und Wirtschaftsverbändewww.tusiad.org/tr

Türkisches Statistikinstitutwww.turkstat.gov.tr

Handelsministerium der Republik Türkeiwww.ticaret.gov.tr

Bankaufsichts- und Aufsichtsbehördewww.bddk.org.tr

Die Union der Kammern und Warenbörsen der Türkeiwww.tobb.org.tr

Türkische Exporteurewww.tim.org.tr

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Welche (lokalen) rechtlichen Aspekte muss ich beachten bei ...

RECHT, STEUERN UND PFLICHTEN

© iStock/RomoloTavani

Im heutigen deutsch-türkischen Wirtschaftsle-ben spielen die AGBs eine wichtige Rolle. Die meisten Lieferbeziehungen in die/aus der Türkei beginnen durch den Austausch der Einkaufs- und Verkaufsbedingungen zwischen den Unter-nehmen. Das neue türkische Obligationenge-setzbuch enthält erstmals auch AGB-Vorschriften für die Wirtschaftsbeziehungen im B2B-Bereich.

Die Voraussetzungen für das Vorliegen von All-gemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) sind mit den deutschen Voraussetzungen in den § 305 ff. BGB grundsätzlich vergleichbar. Dies liegt

... AGB?

… AGB?… Impressum?… Verbraucher(schutz)recht? … Gewährleistung?… (sog.) Vorab-Aufklärung?… Widerrufsrecht?… Produktzulassung?

daran, dass sich der türkische Gesetzgeber im Laufe der Vorbereitungen zu den verschiedenen AGB-Regelungen im türkischen OGB die deut-schen Vorschriften (§§ 305–310 BGB) zum Vorbild genommen hat. Jedoch sind die im türkischen OGB verankerten Vorschriften insgesamt knap-per ausgestaltet. So gibt es unter anderem keine ausführlichen Regelungen zum Anwendungsbe-reich (§ 310 BGB) und keine Klauselverbote mit bzw. ohne Wertungsmöglichkeit (§§ 308–309 BGB). Eine Vertragsklausel die darauf hinweist, dass sämtliche Klauseln zwischen den Parteien individuell verhandelt wurden, reicht als Beweis alleine nicht aus, um eine Verhandlung dieser Klauseln festzustellen und die Anwendung der Vorschriften über Allgemeine Geschäftsbezie-hungen auszuschließen. Hierfür sind weitere In-dizien erforderlich, wie beispielsweise eine Kor-respondenz zwischen den Parteien.

Allgemeine Geschäftsbedingungen sind gem. Art. 20 OGB vorformulierte Vertragsbedingun-gen, welche von einer Vertragspartei (dem Ver-wender) für eine Vielzahl von Verträgen (nicht notwendig identische Verträge) entworfen wor-den sind und bei Abschluss eines Vertrags mit der gegnerischen Vertragspartei (dem Vertrags-

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partner) zum Einsatz kommen sollen. Jede vor-formulierte und nicht verhandelte Klausel fällt also in den Geltungsbereich der Art. 20–25 OGB. Die Wirksamkeit Allgemeiner Geschäftsbedin-gungen bemisst sich im Wesentlichen anhand folgender Kriterien:

Die in den AGB’s getroffenen Regelungen müssen mit dem grundlegenden Vertrags-zweck korrespondieren; sie dürfen also nicht vollkommen fernliegende und für den Ver-tragszweck irrelevante Belange regeln.Sind einzelne Klauseln unwirksam, so hat dies keinen Einfluss auf die Wirksamkeit des Ver-trages insgesamt oder die übrigen zulässigen Klauseln in den AGBs. Der Verwender kann sich nicht darauf berufen, dass er den Vertrag ohne die unwirksame Klausel nicht geschlos-sen hätte.Unklarheiten bei der Auslegung von AGB, ge-hen zu Lasten des Verwenders.Unter Berücksichtigung des Grundsatzes von Treu und Glauben dürfen AGB die Gegenpar-tei nicht unerheblich benachteiligen; danach sind solche Regelungen unwirksam, die von den gesetzlichen dispositiven Bestimmungen abweichen und für die kein angemessener Ausgleich vorgesehen ist.Aufgrund der prinzipiellen Ähnlichkeit zum deutschen Recht können die in Deutschland verwendeten Muster-AGB als Maßstab so-wie zur Information und Orientierung für die Erstellung eigener Geschäftsbedingungen herangezogen werden, sie sollten aber ohne genaue Prüfung niemals eins zu eins für das eigene Unternehmen übernommen werden.

RECHT, STEUERN UND PFLICHTEN

... Impressum?

Mit einer Überarbeitung des Türk Ticaret Kanunu (Handelsgesetz) im Jahre 2011 wurde beschlos-sen, dass jedes Unternehmen verpflichtet ist, eine eigene Webseite einzurichten. Inhaltlich müssen alle offiziellen Informationen des Unter-nehmens veröffentlicht werden. Sinn und Zweck ist es, einen umfangreichen Verbraucherschutz zu gewährleisten. Betroffen von dieser Verpflichtung sind Aktien-gesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung sowie Kommanditgesellschaften. Inhaltliche Mindestanforderungen, die an die Webseite gestellt werden, sind:

HandelsregisternummerHandelstitelSitz des UnternehmensDas eingezahlte Kapital Name und Anschriften des Vorstandsvorsit-zenden, der Mitglieder sowie der Direktoren

Aus der Verpflichtung zur Einrichtung einer Web-seite mit einem im Gesetz relativ genau festge-legten nötigen Mindestinhalt lässt sich auch in der Türkei eine erweiterte Impressumspflicht herleiten. Die Nichtverfolgung der rechtlichen Vorgaben zur Anbieterkennzeichnungspflicht hat auch hier Konsequenzen. Sollte das Einrich-ten einer Webseite gänzlich unterlassen werden oder diese nur unvollständig sein, droht den Ver-antwortlichen eine Haftstrafe von bis zu 6 Mona-ten oder eine Geldstrafe.

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RECHT, STEUERN UND PFLICHTEN

... Verbraucher(schutz)recht?

Das türkische Verbraucherschutzrecht gewährt dem Verbraucher ähnliche Schutzrechte wie in Deutschland. Zusätzlich erhält der türkische Verbraucher ein Widerrufsrecht, wenn die Ware nicht innerhalb von 30 Tagen nach der Bestel-lung ausgeliefert wird.

... Gewährleistung?

Auch im Gewährleistungsrecht bestehen weit-räumige Überschneidungen, sodass das deut-sche Gewährleistungsrecht durchaus als Maß-stab herangezogen werden kann.

Beispielsweise liegt auch im türkischen Recht ein Mangel vor, wenn die „Ist-Beschaffenheit“ von der Soll-Beschaffenheit in negativer Weise abweicht. Unter „Ist-Beschaffenheit“ versteht man den tatsächlichen Zustand des Vertrags-gegenstandes, unter „Soll-Beschaffenheit“ den Zustand, in dem sich die Sache nach Vertrag und Gesetz befinden sollte. Ebenfalls parallel zum deutschen Gewährleistungsrecht ist vorrangig auf die vertraglich vereinbarte Beschaffenheit abzustellen. Jede Abweichung der ausgeführ-ten Leistung von den vertraglichen Beschaffen-heitsmerkmalen begründet dabei einen Mangel. Händler müssen sich unter Umständen auch die Werbeaussagen der Hersteller zurechnen lassen. Wer mit besonderen Merkmalen, Eigenschaften oder Funktionen seiner Produkte und Leistun-gen wirbt, muss sicherstellen, dass die Werbung auch hält, was sie verspricht. Rechte des Ver-brauchers im Gewährleistungsfall sind:

Rücktritt vom Vertrag, welcher zu einer Rück-gewähr der ausgetauschten Leistungen führt (Rückgewährschuldverhältnis);Minderung des bezahlten Kaufpreises;soweit es keinen erheblichen Aufwand dar-stellt, die Beseitigung des Mangels auf Kosten des Verkäufers;die Lieferung einer mangelfreien Sache.

Auch hier gilt eine Gewährleistungsfrist von 2 Jahren ab Auslieferung der Sache, wobei von dieser Frist durch individuelle Parteivereinba-rung abgewichen werden kann. Bezugspunkt: Madde 8 ff. Tüketicinin Korunması Hak-kında Kanun

... (sog.) Vorab-Aufklärung?

Vor Abschluss eines Fernabsatzvertrages oder eines entsprechenden Angebots muss der Ver-braucher von dem Verkäufer oder dem Lieferan-ten unter anderem über folgende Punkte aufge-klärt werden:

Wesentliche Eigenschaften der Waren/Dienst-leistungen;Identität, Anschrift & Telefonnummer, ggf. noch Faxnummer und E-Mail-Adresse des Un-ternehmers bzw. Auftraggebers; Gesamtbruttopreis der Waren oder Dienst-leistungen inkl. Liefer- und Versandkosten und alle sonstigen Kosten, die anfallen kön-nen;Informationen über die Bezahlung, Lieferung und Ausführung sowie etwaige Lösungsvor-schläge des Verkäufers/Lieferanten bei Kun-

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RECHT, STEUERN UND PFLICHTEN

denbeschwerden (Anschrift für Beschwer-den);Soweit ein Rücktrittsrecht besteht, die Vo-raussetzungen zur Geltendmachung, die Dauer, das Verfahren und die Informationen bezüglich der seitens des Verkäufers bevor-zugten Lieferanten für den Rücktransport;Die eindeutige Adresse, Faxnummer oder E-Mail, für die Geltendmachung der Rücktritt-serklärung; Finanzielle Sicherheiten und etwaige damit zusammenhängende Bedingungen, die vom Verbraucher auf Verlangen des Verkäufers oder des Lieferanten zu entrichten sind;Information darüber, dass Verbraucher bei Streitigkeiten sich an das Verbraucherschutz-gericht oder die Verbraucherschlichtungsbe-hörde wenden können.

Der Verbraucher muss von dem Verkäufer oder dem Lieferanten auf alle obigen Bestimmun-gen in einem klaren, einfachen, lesbaren Format schriftlich oder mittels abgespeicherten Daten-mediums informiert werden.Bezugspunkt: (Ön Bilgilendirme) (Madde 5) Mesafeli Sözleşmeler

... Widerrufsrecht?

Auch als Verbraucher in der Türkei steht Ihnen bei Einkäufen im Internet (Fernabsatzverträgen) in den meisten Fällen ein 14-tägiges Widerrufs-recht zu. Dies bedeutet, dass sich der Kunde in-nerhalb dieser Frist ohne Angabe von Gründen wieder vom Vertrag lösen oder die Ware zurück-geben kann. Fehlerhafte Belehrungen führen zu

einer Verlängerung der Frist von bis zu einem Jahr. Fristbeginn ist in einem solchen Fall der Ab-lauf der 14-tägigen Widerrufsfrist. Im Anschluss daran ist der Verkäufer/Lieferant verpflichtet, innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt der Wider-rufserklärung alle seitens des Verbrauchers ge-tätigten Zahlungen, inklusive der Lieferkosten, zurück zu erstatten.

Entscheidend sollte aber vor allem die dem Ver-braucher aufgebürdete Verpflichtung erwähnt werden, die Sache innerhalb von zehn Tagen an den Verkäufer zurückzusenden, wenn dieser zwar den Widerruf erklärt, aber der Verkäufer ei-nen diesbezüglichen eindeutig und unmissver-ständlich erkennbaren Rücknahmewillen wider Erwarten nicht bekundet. Eine solche den Ver-braucher belastende Verpflichtung ist dem deut-schen Recht beispielsweise fremd.

... Produktzulassung?

Als EU-Beitrittskandidat hat die Türkei die eu-ropäischen Anforderungen an die Produktsi-cherheit über verschiedene Richtlinien weitest-gehend übernommen. Bei Einhaltung dieser grundlegenden Anforderungen gelten die Pro-dukte somit auch in der Türkei als sicher und gesetzeskonform. Einer weiteren Zertifizierung bedarf es dann grundsätzlich nicht.

Zwischen der EU und der Türkei besteht zudem ein Abkommen über die Anwendung der euro-päischen Vorschriften zur CE-Kennzeichnung in der Türkei. Mit der CE-Kennzeichnung erklärt ein Hersteller bzw. der Inverkehrbringer, dass sein

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RECHT, STEUERN UND PFLICHTEN

Das türkische Steuersystem weist große Paral-lelen mit dem deutschen auf. Die zu entrichten-den Steuern orientieren sich zunächst an der Rechtsform des handelnden Unternehmens und natürlich an den Einnahmen, die innerhalb eines Geschäftsjahres erzielt wurden. Unabhängig da-von, ob eine Personengesellschaft oder Kapital-gesellschaft gegründet wurde, fallen in jedem Falle die Umsatzsteuer, Gewerbesteuer sowie die Einkommenssteuer an. Bei Kapitalgesellschaf-ten, also z. B. UG oder GmbH, wird zudem noch die Körperschaftssteuer erhoben.

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Produkt den geltenden Anforderungen genügt, die in den Harmonisierungsvorschriften der EU festgelegt sind. Demgemäß sind Produkte mit CE-Kennzeichnung auch in der Türkei grundsätz-lich verkehrsfähig.

Tipp: Aufgrund der Nähe zur CE-Kennzeichnung können Hersteller für eine Zulassung zum türki-schen Markt sogar die für die CE-Kennzeichnung erstellten Testreporte und Zertifikate verwen-den, so dass lokale Prüfungen in einem türki-schen Labor nicht notwendig sind. Allerdings muss ein lokaler Repräsentant eingeschaltet werden. Für den Zertifizierungsprozess müssen Hersteller insgesamt zwischen sechs bis acht Wochen einplanen.

Trotz Zollunion gelten für viele Warengruppen Ausnahmen bzw. Sonderregelungen bei der Pro-duktzulassung und/oder zusätzliche Genehmi-gungspflichten beim Import. Es empfiehlt sich frühzeitig Informationen über Einfuhrverfahren, zu zahlende Abgaben und mögliche Verbote und Beschränkungen einzuholen, um Verzö-gerungen an der Grenze und damit zusätzliche Kosten zu vermeiden.

Seit 2017 erschweren zusätzlich viele neu ein-geführte Verordnungen die Einfuhr bestimmter Güter in die Türkei zum Teil erheblich. Eine Über-sicht bietet Germany Trade & Invest (GTaI) auf ihrer Internetseite.

Die Verordnungen regeln die Genehmigungs-verfahren für Produktgruppen, die bereits vor der Einfuhr erfolgen müssen. Sie verweisen auch auf weitere türkische Gesetze und Vorschriften,

die beachtet werden müssen. Diese sind häufig aber nicht immer mit EU-Vorschriften identisch. Sie regeln detailliert, welche Anforderungen eine Ware und ggf. die Verpackung/Kennzeich-nung erfüllen müssen, um auf den türkischen Markt zugelassen werden zu dürfen.

Die Produktsicherheitsverordnungen betreffen u. a. Waren wie Lebens- und Futtermittel (VO Nr. 5), Funk- und Telekommunikationstechnik (VO Nr. 8), Waren, die der CE-Kennzeichnungspflicht unterliegen (VO Nr. 9), Spielwaren (VO Nr. 10), Verbrauchs- und Konsumgüter, Hygieneartikel (VO Nr. 12), Batterien und Akkumulatoren (VO Nr. 15), Medizinprodukte (VO Nr. 16), Alkoholika und Tabakwaren (VO Nr. 19) oder Arzneimittel, Impfstoffe und Wasser (VO Nr. 20).

Welche steuerlichen Aspekte sind im E-Commerce besonders zu beachten?

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RECHT, STEUERN UND PFLICHTEN

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Gemäß dem E-Commerce-Gesetz Nr. 6563 der Türkischen Republik ist der Online-Verkauf zunächst mit Mehrwertsteuer/Umsatzsteuer (Katma Değer Vergisi - KDV) verbunden. Die Umsatzsteuer als Verkehrssteuer bezweckt die Besteuerung des Endverbrauchs und wird daher nach dem Allphasen-Steuer-System auf jeder Stufe der Produktion bzw. Dienstleistung erho-ben. Dabei steht den Unternehmern das Vorsteu-erabzugsrecht zu. Der generelle Steuersatz be-trägt zurzeit 18 % und gilt für die meisten Güter und Dienstleistungen. Für einzelne Gütergrup-pen gelten spezielle Steuersätze: 1 % bei Grund-nahrungsmitteln bzw. Landwirtschaftsproduk-ten, Eigentumswohnungen und Zeitungen und 8 % bei verarbeiteten Nahrungsmitteln und Kul-turdienstleistungen. Bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen sind zum Zwecke der Export-förderung, seltener auch bei Einfuhr Befreiungen von der Umsatzsteuer möglich.

Unternehmen, die in der Türkei aus dem Ausland Verkäufe tätigen, müssen sich nicht zur Mehr-wertsteuer anmelden oder Mehrwertsteuer auf Waren erheben. Käufer, die in der Türkei ansässig sind und Waren online von Unternehmen kau-fen, die nicht in der Türkei ansässig sind, müssen die geltende Mehrwertsteuer beim Zoll entrich-ten, während die Waren in der Türkei den Zoll passieren.

Zusätzlich zur Mehrwert- und Umsatzsteuer wird auf bestimmte Güter eine Sonderverbrauchs-steuer (Özel Tüketim VergisI – ÖTV) erhoben. Die Sonderverbrauchssteuer wird insbesondere auf Luxuswaren, gesundheits- (Alkohol, Zigaretten etc.) und umweltschädliche Produkte angewen-

det. ÖTV-steuerpflichtig sind sämtliche Hersteller und Importeure. Die Steuer wird für jede Ware einmalig erhoben; beim Weiterverkauf entsteht also keine erneute Zahlungspflicht. Es gibt Steu-ersätze von bis zu mehr als 250%. Auch hier gibt es aber Befreiungsmöglichkeiten.

Ausblick: Die türkische Regierung hat ein Gesetz vorgeschlagen, dass E-Commerce-Unternehmen weltweit durch den Verkauf ihrer Waren an türki-sche Kunden der inländischen Steuer unterwor-fen werden. Der Gesetzentwurf soll in erster Linie für mehr Gleichheit zwischen einheimischen und ausländischen Online-Händlern sorgen, da Steu-erpflicht bislang nur auf die inländischen Ein-künfte einheimischer Online-Händler beschränkt ist, während Unternehmen außerhalb der türki-schen Grenzen zwar einen beträchtlichen Teil der Verbraucher bedienen, aber dennoch nicht als unmittelbare Steuersubjekte in der Türkei an-gesehen werden.

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VERSAND, RETOUREN UND BESCHWERDEN

... im Allgemeinen?

Zwischen der Türkei und der EU besteht eine Zollunion, die am 01.01.1996 in Kraft getreten ist. Die EG und die Türkei haben daher für die meisten Waren ein gemeinsames Zollgebiet (ge-meinsamer Außenzoll). Sowohl die EU als auch die Türkei einigten sich darauf, alle Zölle, men-genmäßigen Beschränkungen und Abgaben mit gleicher Wirkung für ihren bilateralen Handel abzuschaffen. In einer Zollunion können daher Waren, die sich im zollrechtlich freien Verkehr dieses einen Teils der Zollunion befinden, ohne Erhebung von Zöllen in den anderen Teil der Zollunion verbracht werden. Gemäß der Verord-nung 2017/10926 fallen seit 13. Januar 2018 bei der Einfuhr von bestimmten Gütern aber Zusatz-zölle an.

Für die Lieferung von mehrwertsteuerpflichti-gen Waren im türkischen Steuergebiet sowie bei der Einfuhr wird die türkische Mehrwertsteuer (Katma Deger Vergisi - KDV) erhoben; je nach Produkt kann noch eine besondere Verbrau-chersteuer anfallen. Details können von der AHK nach einer kostenpflichtigen Recherche darge-stellt werden. Bei allen Importen, die mit einem Zahlungsziel verbunden sind, fällt eine Steuer in Höhe von 6 % an.

Der zollfreie Warenaustausch zwischen der EU und der Türkei erfolgt dabei auf Grundlage des Freiverkehrsprinzips. Die Freiverkehrspräferenz

Muss ich Besonderheiten beim Waren-versand beachten…

richtet sich nach der Freiverkehrseigenschaft einer Ware. Diese ist gegeben, sobald die Ware in den zollrechtlich freien Verkehr einer der Vertragsparteien überführt worden ist. Wichtig hierbei: Die Zollfreiheit wird jedoch nur dann ge-währt, wenn die Freiverkehrseigenschaft einer Ware durch gültige Freiverkehrsnachweise (A.TR) oder Präferenznachweise (EUR.1 oder EUR-MED) nachgewiesen werden. Die Ausstellung erfolgt durch die Zollbehörden des Ausfuhrlands auf Antrag des Ausführers.

... bei Zollverfahren/ Einfuhrabgaben

Vor Lieferungen in die Türkei empfiehlt es sich, mit einem Logistikunternehmen die notwendi-gen Schritte abzuklären, um eine ordnungsge-mäße Abwicklung der europäischen Ausfuhr-verfahren und der türkischen Importverfahren zu gewährleisten. Als Erstansprechpartner bietet sich zudem die lokal zuständige IHK an. Beste-hende Verbote und Beschränkungen in der Tür-kei werden durch die türkische Zollverwaltung im Auftrag der jeweils zuständigen Kontrollbe-hörden geprüft. Das oben zur Produktzulassung Gesagte gilt hier entsprechend.

Deutsche Exporteure, die bestimmte Möbel, Bettausstattungen, Farbstoffe und insbeson-dere Textilien in die Republik Türkei einführen, müssen sich vorab registrieren lassen. Dies gilt unabhängig vom Ursprungsland der Waren und bei Wareneinfuhren von über 50 Kilogramm Gewicht. Die Registrierungspflicht besteht seit 2011, der Warenkreis wurde in der Zwischenzeit erweitert. Unternehmen müssen das Formblatt

18 Online verkaufen in der Türkei

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Exporter Registry Form ausfüllen. Auf der elek-tronischen Plattform zur Exporter Registration finden Sie eine 16-seitige Anleitung auf Englisch („Help me to use this website“) ebenso unter dem Link:

https://2016.export.gov/turkey/doingbusines-sinturkey/exporterregistryform/index.asp

Die IHK Köln – Schwerpunkt-IHK für die Türkei in Nordrhein-Westfalen – bietet auf ihrer Inter-netseite eine „Übersicht über besondere Im-port-Vorschriften“ in der Türkei an:

https://ihk-koeln.de/Tuerkei___Uebersicht_ue-ber_besondere_Importvorschriften.AxCMS

... beim Adressaufbau?

Der weitaus größte Unterschied zu den EU-Staa-ten besteht darin, dass es in der Türkei größten-teils fast keine Briefkästen gibt. Entscheidend ist hier also eine möglichst konkrete Angabe der Empfängeradresse. Dementsprechend lang, im Verhältnis zu den deutschen Adressen, sind die türkischen Adressen.

Als zusätzliche Angabe wird oft das Wohn- oder Stadtviertel vor dem Straßennamen angegeben. Auch ist es üblich, neben der Hausnummer noch das Stockwerk des Empfängers zu benennen.

VERSAND, RETOUREN UND BESCHWERDEN

19 Online verkaufen in der Türkei

... bei Retouren?

Neben einem optimalen Einkaufserlebnis für die Kunden, der prompten und reibungslosen Liefe-rung der Ware sowie kompetentem Kundenser-vice bei der Flut von Kundenanfragen steht vor allem ein Thema im Mittelpunkt der Betrach-tung: Retouren.

Vor dem Hintergrund, dass Textil im Internet-handel die Warengruppe mit höchster Retou-renquote ist, soll hier schwerpunktmäßig der Rückversand im Bereich Textil beleuchtet wer-den. Die exportorientierte deutsche Textil- und Modeindustrie hat sich zu einem der größten europäischen Marken- und Qualitätsanbieter von Bekleidung sowie Heim- und Haustextilien entwickelt. Im Bereich der Technischen Textilien ist sie Weltmarktführer und wichtiger Zulieferer für zahlreiche andere Industriebranchen.

Muster für eine türkische Privatadresse:Zeile 1 – EmpfängerZeile 2 - (Stadtteil)Zeile 3 - Straße (Typ) (Gebäude) Nr. (Apartment) (Nr.)Zeile 4 - PLZ Gemeinde / Ort / Provinz

Beispiel:Max MustermannNisbetiye MahallesiCemil Meriç Sokak, Uyugur İş Merkezi No: 63 Dai-re: 334800 Kavacık – Beykoz

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VERSAND, RETOUREN UND BESCHWERDEN

In der Bekleidungsbranche ist Retourenmanage-ment dabei ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Die Zufriedenheit mit der Retourenabwicklung kann ein wesentlicher Grund für eine erneute Bestellung bei einem Online-Shop sein.

Entscheidende Kriterien sind insbesondere die Zuverlässigkeit, die Schnelligkeit, die Kosten und der Qualitätsanspruch. Wirkt die Retouren-abwicklung für den Kunden dabei kompliziert oder ist mit Kosten für den Käufer verbunden, so geben inzwischen knapp 40 Prozent aller Befrag-ten an, den Kauf deshalb abzubrechen und nicht beim Händler zu bestellen.

Folglich sollten Versender, die eine lange Kun-denbindung und Kundenzufriedenheit anstre-ben, das Retourenmanagement als elementaren Bestandteil ihres Geschäftsmodells auffassen.

20 Online verkaufen in der Türkei

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ANSPRECHPARTNER

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© iStock/ eyetoeyePIX

Eda [email protected].: +90 (212) 363 05 00

Markteinstieg

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IHK zu Köln - NRW-Schwerpunktkammer für die Türkei

Andreas Schä[email protected]. +49 221 1640-1552

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HERAUSGEBERIndustrie- und Handelskammer für Essen,Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu EssenAm Waldthausenpark 245127 EssenTel. 0201 1892-0Fax 0201 1892-161www.essen.ihk24.de

REDAKTIONMarc Meckle (Leitung), Andrea Henning, Tanja Kappen, Anja Matthies (Layout)

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Stand: Juli 2019