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Untersuchungen zu den verbreitet auftretenden Vogelarten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie in Schleswig-Holstein 2014 Singschwan Zwergschwan Rohrdommel Rohrweihe Auftraggeber: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstr. 1 - 3, 24106 Kiel Auftragnehmer: Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG) Lütt Dörp 22, 25887 Winnert Bearbeiter: Dr. Knut Jeromin, Dörpstroot 21 b, 24861 Bergenhusen Bernd Koop, Waldwinkel 12, 24306 Plön November 2014

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Untersuchungen zu den verbreitet auftretenden Vogelarten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie

in Schleswig-Holstein 2014

Singschwan Zwergschwan Rohrdommel Rohrweihe

Auftraggeber: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstr. 1 - 3, 24106 Kiel

Auftragnehmer: Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG) Lütt Dörp 22, 25887 Winnert

Bearbeiter: Dr. Knut Jeromin, Dörpstroot 21 b, 24861 Bergenhusen Bernd Koop, Waldwinkel 12, 24306 Plön

November 2014

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Inhalt Einleitung ............................................................................................................ 3 Material und Methoden....................................................................................... 3 Singschwan - Cygnus cygnus ........................................................................... 7 Zwergschwan - Cygnus columbianus............................................................... 17 Rohrdommel - Botaurus stellaris ...................................................................... 32

Rohrweihe - Circus aeruginosus....................................................................... 43

Zitiervorschlag:

JEROMIN, K. & B. KOOP (2014): Untersuchungen zu den verbreitet auftretenden Vogelarten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie in Schleswig-Holstein 2014 – Singschwan, Zwergschwan, Rohrdommel, Rohrweihe. Unveröff. Gutachten, Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG) im Auftrag des Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Kiel.

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Einleitung Die Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) (VSchRL) verpflichtet die Mitgliedstaaten zur Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Art. 1 und 2). Gem. Art. 3 und Art. 4 (1) sind für die im Anhang I aufgeführten Arten besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Lebensräume anzuwenden. Dazu erklären die Mitgliedstaaten die zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete zu Schutzgebieten (Special Protection Areas = SPAs), stellen in und außerhalb von Schutzgebieten die Erhaltung und Wiederherstellung der Lebensräume in ausreichender Vielfalt und ausreichender Flächengröße sicher und berichten der EU-Kommission über die Anwendung der Vorschriften (Art. 12). Grundlage dafür ist neben dem Monitoring in den SPAs die Kenntnis der landesweiten Verbreitung und Bestandsentwicklung dieser Arten. In Schleswig-Holstein werden einige seltenere bzw. regional begrenzt vorkommende Arten wie z.B. die Küstenvögel, Seeadler, Schwarzstorch oder Weißstorch jährlich bzw. in kurzen mehrjährigen Abständen vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (trilaterales Monitoring- und Bewertungsprogramm), vom Landesamt für Natur und Umwelt/Staatliche Vogelschutzwarte sowie von Naturschutzverbänden oder Arbeitsgemeinschaften erfasst. Bei den weit verbreiteten Anhang I-Arten ist es dagegen schwierig, landesweite Kartierungen durchzuführen. Als einzig praktikable und kostengünstige Möglichkeit bietet sich hier die Einbeziehung der zahlreichen ehrenamtlichen Beobachter der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG) an, verbunden mit der Förderung einer Koordination der Aktivitäten und der gezielten Auswertung des vorhandenen Datenmaterials. Im Rahmen eines Projektvertrages mit dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) erstellt die OAG deshalb seit 2001 alljährlich einen Bericht über den aktuellen Bestand und die Verbreitung ausgewählter Arten und im 6-jährigen Rhythmus ab 2006 einen zusammenfassenden Bericht über die relevanten der verbreitet auftretenden Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie in Schleswig-Holstein. Nachfolgend werden weitere Ergebnisse der dritten Berichtsperiode vorgestellt. Material und Methoden Die Daten für die Gutachten stammen zu einem Großteil aus den Archiven und Datenbanken der OAG sowie des Arbeitskreises an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg, in die regelmäßig die Beobachtungen der ehrenamtlichen Ornithologen aus Schleswig-Holstein und Hamburg einfließen. Um die Datengrundlage weiter zu verbessern, wurde die Aufmerksamkeit der OAG-Mitglieder verstärkt auf die zu bearbeitenden Vogelarten gelenkt. Bei vielen Arten fanden daraufhin gezielte Suchexkursionen und Probeflächenunter-suchungen statt. Ferner wurden bei einigen Arten großräumige Erfassungen durchgeführt oder landesweite Synchronzählungen organisiert. Wichtige Informationen lieferten auch mehrere von der OAG koordinierte Erfassungsprogramme wie die Internationale Wasservogelzählung sowie die Kartierungen zum Atlas deutscher Brutvogelarten „ADEBAR“ und das „Monitoring in der Normallandschaft“. Je nach Ausgangsmaterial und Vollständigkeit wird die Qualität der Daten im Nachfolgenden drei Kategorien zugeordnet:

„hervorragend“: Arten, bei denen die Daten auf gezielten landesweiten oder zumindest großflächigen Erfassungen beruhen.

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„gut“: Arten, die regelmäßig und in großem Umfang von den Mitgliedern der OAG gemeldet werden. Nach Aufrufen kam es zudem zu Probeflächenkartierungen. „unbefriedigend“: Heimliche Arten, die selten gemeldet werden und bei denen gezielte Suchexkursionen nur in geringem Umfang erfolgten.

Grundlage für die Bewertung des Erhaltungszustandes ist das Schema von KIECKBUSCH & ROMAHN (2007), das wiederum auf Vorschlägen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW) beruht und die Definition des Erhaltungszustandes einer Art nach Artikel 1(i) FFH-Richtlinie sowie die Vorgaben für die Standarddatenbögen berücksichtigt:

A Hervorragender Erhaltungszustand Definition:Die Lebensbedingungen im Gebiet sind geeignet, um ein langfristiges Überleben der Art zu sichern und eine erfolgreiche Ausweitung der Population zu gewährleisten. Kriterien:Brutbestand In Normaljahren eine hohe Dichte. Bestandsentwicklung Auf hohem Niveau stabile oder anwachsende Population mit ausreichender Reproduktion auch zur Auffrischung anderer Gebiete („Quellen-Population“). Habitatqualität Ein genügend großer Lebensraum mit allen von der Art benötigten Teil-habitaten ist aktuell vorhanden und wird aller Voraussicht nach auch zukünftig vorhanden sein. Die Habitatqualität ist sehr gut. Gefährdungen und Beeinträchtigungen Gefährdungen und nennenswerte Beeinträchtigungen sind nicht erkennbar.

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B Guter Erhaltungszustand Definition:Das Überleben der Population ist aktuell gesichert. Durch geeignete Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen kann die Bedeutung des Gebietes für die Art aber noch erhöht werden. Kriterien:Brutbestand In Normaljahren eine mittlere Dichte. Bestandsentwicklung Bestand stabil. Die Gefahr des Erlöschens durch kurzfristig wirksame Faktoren ist auf Grund der Populationsgröße oder durch Austausch mit anderen Populationen gering. Habitatqualität Ein genügend großer Lebensraum mit allen von der Art benötigten Teilhabitaten ist aktuell vorhanden und wird aller Voraussicht nach auch zukünftig vorhanden sein. Die Habitatqualität ist gut, könnte aber durch geeignete Maßnahmen noch verbessert werden. Gefährdungen und Beeinträchtigungen Gefährdungen und Beeinträchtigungen sind zwar vorhanden, bleiben aber auf einem vertretbaren Niveau. C Ungünstiger Erhaltungszustand Definition:Zur Erhaltung des Bestandes sind Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen dringend erforderlich. Kriterien:Brutbestand Der Bestand ist auf einem sehr geringen Niveau. Bestandsentwicklung Der Bestand ist nicht stetig und vermutlich nur durch Zuwanderung zu erhalten („Senken-Population“); Bestand nimmt kontinuierlich ab. Habitatqualität Ein genügend großer Lebensraum ist nicht vorhanden, nur geringe Teile des Gebietes sind für die Art geeignet. Die Habitatqualität ist nicht ausreichend; wichtige Teilhabitate fehlen. Gefährdungen und Beeinträchtigungen Gefährdungen und Beeinträchtigungen (z. B. regelmäßige Störungen) sind vorhanden.

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Für eine Einstufung müssen nicht unbedingt alle der im Kriterienkatalog aufgeführten Einzelkriterien zutreffen, sondern es ist einzelfallbezogen zu entscheiden, welche der Kriterien entscheidungserheblich sind. Literatur KIECKBUSCH, J. J. & K. S. ROMAHN (2007): Brutvogelmonitoring in den schleswig-holsteinischen EU-Vogelschutzgebieten in den Jahren 2000-2006. Bericht im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.

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Singschwan - Cygnus cygnus

Allgemeines Der Singschwan brütet von Island über Skandinavien bis nach Ostasien in der gesamten borealen Nadelwaldzone (GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990). Die europäische Population nimmt seit längerer Zeit zu (LAUBEK et al. 1999, WETLANDS INTERNATIONAL2012). Damit verbunden ist eine Ausweitung des Brutareals ins Baltikum und Polen (BRAZIL 2003), nach Deutschland (DEUTSCHMANN 1997, BOSCHERT 2005, NOAH 2007), Dänemark (GRELL & RASMUSSEN 2002) in die Niederlande (VAN DIJK 2006) und nach Ungarn (VAN DIJK 2006). Brutvorkommen in Deutschland, die vermutlich Wildvögel betreffen, bestehen in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Sachsen (SÜDBECK et al. 2007). Nach einer europaweiten Synchronzählung im Januar 2005 wurde der Winterbestand der skandinavisch-nordwestrussischen Population auf 90.000 Individuen geschätzt (WAHL & DEGEN 2009). In Deutschland hielten sich zum Zeitpunkt der Erfassung 29.000 Exemplare auf. Schleswig-Holstein stellte mit ca. 5.000 Singschwänen hinter Mecklenburg-Vorpommern (12.000 Exemplare) das zweitwichtigste Bundesland dar (WAHL & DEGEN 2009).

Methodik und Datenqualität Singschwäne werden im Rahmen der standardisierten Wasservogelzählungen regelmäßig erfasst, an der Ostseeküste und im Binnenland über die mittmonatlichen Wasservogelzählungen, an der Nordseeküste über die halbmonatlichen Springtidenzählungen im Rahmen des Trilateralen Wattenmeermonitorings. Da jedoch tagsüber ein großer Teil der Schwäne weitab der Gewässer auf Feldern Nahrung sucht, erfolgen in regelmäßigen Abständen europaweite Synchronzählungen, die in Deutschland der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) koordiniert. Eine derartige Zählung erfolgte zuletzt 2010. Darüber hinaus unternehmen einzelne Beobachter (KOOP, RATHGEBER, SCHÜTT) oder Institute (MICHAEL-OTTO-INSTITUT IM NABU) regelmäßig ausgedehnte Suchexkursionen in größeren Landschaftsräumen. Die Datenqualität wird daher als „hervorragend“ angesehen.

Verbreitung und Habitatnutzung RastbestandEin für den Singschwan geeignetes Rasthabitat muss wie beim Zwergschwan eine Kombination aus ruhigem Gewässer zum Schlafen sowie landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Nahrungsaufnahme aufweisen. Die Nahrungssuche erfolgt zumeist auf Rapsfeldern in einem Umkreis von bis zu 15 km um die Schlafgewässer herum. Als weitere Nahrungshabitate werden in Schleswig-Holstein Grünland (Eider-Treene-Sorge-Niederung, Eiderstedt) sowie Möhrenfelder in Dithmarschen genutzt, Getreidefelder werden vergleichsweise selten aufgesucht. In jüngerer Zeit nahmen zudem Meldungen von Maisstoppeln und abgeernteten Kohlfeldern zu. Während sich die größten Vorkommen des Zwergschwans vorwiegend auf wenige Gebiete im Binnenland konzentrieren, liegen die größten Rastplätze des Singschwans an den Küsten. In letzter Zeit haben sich aber auch einige binnenländische Vorkommen stark entwickelt. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen dadurch über das ganze Land verteilt (Abb. 1, Abb. 2). Kleine Trupps können insbesondere auf dem Heimzug nahezu überall rasten.

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Abb. 1: Singschwansichtungen in Schleswig-Holstein nach ornitho-Daten im Winter 2012/2013.

Abb. 2: Singschwansichtungen in Schleswig-Holstein nach ornitho-Daten im Winter 2013/2014.

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An der Ostseeküste ragen vor allem die Schlei und die Traveförde heraus, an deren Ufern im Berichtszeitraum jeweils die Grenze von 1.000 Schwänen überschritten wurde (Tab. 1). Weitere bedeutende Rastgebiete liegen in der Hohwachter Bucht, im Bereich des Oldenburger Grabens in der Probstei und an der Flensburger Förde. In allen genannten Gebieten rasteten regelmäßig mehrere hundert Exemplare. Von Fehmarn wurden in den Jahren 2008-2014 nur wenige Vorkommen mit mehr als 100 Vögeln gemeldet.

Tab. 1: Maximal beobachtete Anzahl an Singschwänen an den bedeutendsten schleswig-holsteinischen Rastplätzen im Zeitraum 2008-2014.

Im Binnenland haben im Berichtszeitraum insbesondere (infolge des vermehrten Maisanbaus?) die Geeststandorte um Sollerupfeld/SL am nördlichen Rand der Eider-Treene-Sorge-Niederung, um Bramstedtlund/NF an der dänischen Grenze sowie um Bokelholm/RD an Bedeutung gewonnen. Zusammen mit dem Kernbereich der Eider-Treene-Sorge-Niederung beherbergten diese Gebiete zuletzt die größten Maximalbestände abseits der Küsten (Tab. 11). In letzterer rasten wahrscheinlich zeitweise noch deutlich mehr Singschwäne als angegeben, worauf lokale Zählungen im Tollenmoor/NF (510 Singschwäne am 18.03.11 – Lutz KRETSCHMER), an der Treene bei Wohlde/SL (500 Singschwäne am 23.02.13 – Olaf EKELÖF) oder bei Ellingstedt/SL (450 Singschwäne am 18.02.12 – Sievert LORENTZEN) hindeuten. Größere Rastbestände halten sich im Binnenland zudem im Bereich Wardersee/SE-Schlamersdorfer Moor/SE-Seedorfer See/SE, im Gotteskoog-Gebiet/NF, am Nord-Ostsee-Kanal rund um Haale/RD und Sehestedt/RD, an der Unterelbe/PI sowie an den Fischteichen zwischen Plön/PLÖ und Selent/PLÖ auf. In den Bereichen

Ort Anzahl Datum ZählerOstseeküsteSchlei 1.464 26.01.2010 Friedhelm KummetzTraveförde 1.000 19.02.2010 Matthias BraunHohwachter Bucht 580 22.02.2014 Detlef HeldtOldenburger Graben 400 13.01.2014 Marco ZimmermannProbstei 308 23.02.2011 Haiko TaudienFlensburger Förde 304 14.03.2010 Michael FischerFehmarn 117 04.03.2009 Norbert SchmellBinnenlandSollerupfeld/SL 800 15.01.2012 B. Klarmann, B. KönigEider-Treene-Sorge-Niederung 616 20.02.2012 Helmut EggersBramstedtlund/NF 614 08.02.2014 Nanette RolandBokelholm/RD 460 25.01.2012 Natascha GaedeckeWardersee/SE-Seedorfer See/SE 380 22.01.2009 Horst ThiesGotteskoog-Gebiet 369 21.12.2008 Ingo & Angelika FahneNord-Ostsee-Kanal, Haale/RD 339 12.02.2012 Stefan RathgeberUnterelbe 226 23.02.2010 Team HaseldorfNord-Ostsee-Kanal, Sehestedt/RD 200 16.01.2014 Natascha GaedeckeFischteiche Plön-Selent/PLÖ 230 16.03.2008 Fridtjof ZiesemerNordseeküsteMeldorfer Speicherkoog/HEI 908 28.02.2010 Harro H. MüllerFriedrichskoog/HEI 800 07.02.2010 Schutzstation Wattenmeer

Rickelsbüller Koog/NF 723 14.02.2009 Pia Reufsteck, Schwab, Michael Fischer

Beltringharder Koog/NF 364 15.01.2010 Klaus GüntherEiderstedt/NF 200 14.03.2010 Klaus Günther u.a.

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Wardersee/SE und Gotteskoog/NF waren die Vorkommen zuletzt rückläufig, wobei der Rückgang in letzterem wahrscheinlich mit der gleichzeitigen Zunahme im benachbarten Bramstedtlund/NF zusammenhängt. Wie die Eider-Treene-Sorge-Niederung dürften die Fischteiche zwischen Plön/PLÖ und Selent/PLÖ ebenfalls stärker besetzt sein, als es die Tabelle widerspiegelt. Aus diesem Gebiet liegen nur lokale Zählergebnisse vor. An der Westküste sind vor allem die Naturschutzköge Meldorfer Speicherkoog/HEI, Rickelsbüller Koog/NF und Beltringharder Koog/NF wichtige Rastgebiete für den Singschwan (Tab. 1). Vorkommen im Friedrichskoog/HEI dürften mit denjenigen aus dem Meldorfer Speicherkoog/HEI zusammenhängen. Zudem wird Eiderstedt/NF regelmäßig von einer größeren Anzahl Schwänen aufgesucht. BrutbestandInzwischen breitet sich auch die Brutpopulation des Singschwans in Schleswig-Holstein weiter aus. In den 1990er Jahren kam die Art ausschließlich an Fisch- und Anglerteichen im Hamburger Randgebiet vor, insbesondere im Kreis Stormarn (BERNDT et al. 2003). Ende der 1990er Jahre wurden erste Brutzeitvorkommen von der Westküste gemeldet (BERNDT et al. 2003). Zu Beginn des neuen Jahrtausends begann der Singschwan, die Eider-Treene-Sorge-Niederung zu besiedeln, wo der erste Nestfund im April 2005 im NSG „Alte Sorge Schleife“ gelang (Heike JEROMIN). Neststandorte befinden sich in dieser Region an Moor-Gewässern, auf überschwemmten Grünlandflächen, Grabenrändern sowie an Kläranlagen (Abb. 3). 2006 wurde die erste Brut an der Spülfläche Tackesdorf/RD am Nord-Ostsee-Kanal festgestellt (KOOP & BERNDT 2014). Von den beiden letztgenannten Gebieten schritt die Ausbreitung in den letzten Jahren nach Osten bis in die Plöner Seenplatte voran (Abb. 4), in der mittlerweile ebenfalls die ersten Bruten nachgewiesen wurden.

Abb. 3: Singschwanbrutplatz in der Kläranlage Wohlde/SL im Mai 2010 (H.-G. DIERKS).

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Abb. 4: Singschwan-Brutzeitbeobachtungen in Schleswig-Holstein nach ornitho-Daten in den Jahren 2011-2014. Hierin sind auch kurzzeitig anwesende Vögel erfolgloser Paare enthalten.

Bestand und Bestandsentwicklung Bei der Synchronzählung im Januar 2010 wurden landesweit 4.501 Singschwäne kartiert (Tab. 2). Davon hielten sich 3.283 Exemplare im Osten des Landes östlich der Autobahn A7 auf und 1.218 im Westen. Da zum Zeitpunkt der Zählung weite Landstriche unter Schnee lagen und in abgelegen Regionen nicht gezählt werden konnte, weil die Straßen nicht passierbar waren, wird der Landesbestand zum Zeitpunkt der Zählung auf 5.000- 6.000 Vögel geschätzt. Im Vergleich mit den Ergebnissen von der Synchronzählung im Jahr 2005, als landesweit 4.720 Singschwäne gezählt worden waren und der Landesbestand ebenfalls mit 5.000-6.000 angegeben worden war (JEROMIN & KOOP 2013), hat er sich somit nicht verändert. Der gesamte schleswig-holsteinische Winterbestand entspricht somit weiterhin etwa 10 % der skandinavisch-westrussischen Population (Tab. 3). Korrespondierend zur gesamten skandinavisch-nordwestrussischen Population hat der Überwinterungsbestand in Schleswig-Holstein langfristig ebenfalls zugenommen. 1970-1980 wurden maximal 1.500 Individuen festgestellt, 800–1.200 Vögel davon im Osten und max. 300 im Westen (WESTPHALEN 1991). Um 1990 lag der Bestand im Osten schon bei geschätzten 1.500-1.800 Exemplaren. Im Jahr 1993 wurde Anfang März mit 575 Individuen in der Obereiderniederung erstmals ein größeres Vorkommen im Westen beobachtet (Gerd DUMKE). Im Kältewinter 1995/96 hielten sich schließlich alleine in der Region Ost mind. 2.000 Singschwäne auf (BERNDT & BUSCHE 1997), und im Jahr 2000 war der gesamte Bestand auf ca. 4.000 Individuen gestiegen, davon 2.500 im Osten des Landes und 1.500 im Westen.

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Tab. 2: Singschwanvorkommen in Schleswig-Holstein in den Tagen um die europaweite Synchronzählung im Januar 2010.

Tab. 3: Bedeutung Schleswig-Holsteins für den Singschwan.

Mit der Ausbreitung im Land dürfte der Brutbestand in Schleswig-Holstein mittlerweile auf etwa 20-30 Brutpaare angestiegen sein. Im letzten Bericht war er noch mit 10-18 Paaren angegeben worden (JEROMIN & KOOP 2013), in den 1990er Jahren hatte er noch bei 0-2 Paaren gelegen (BERNDT et al. 2003).

1966/67-1975/76

1976/77-1985/86

1986/87-1995/96

1996/97-2006/07

2007/08-2013/14

1%-Wert 175 250 400 590 590

Quelle Atkinson– Willes (1976)

Pirot et al. (1989)

Rose & Scott (1997)

Delany & Scott (2006)

Wetlands Inter-national (2012)

Winterbestand in Schleswig-Holstein 1.500 1.500 2.500 5.000(-6.000) 5.000-6.000

Anteil am NW-europäischen Bestand

8% 6% 6% 10% 10%

Gebiet Anzahl Datum Beobachter

Schlei/SL 1.358 16.01.2010 Karl Steffen, Jan Kieckbusch, Oliver Piepgras

Untertrave/HL 851 21.01.2010 Matthias BraunFlensburger Förde/SL 493 15.01.2010 Michael FischerBeltringharder Koog/NF 364 15.01.2010 Klaus GüntherMeldorfer Speicherkoog/HEI 273 15.01.2010 Klaus MeissnerHohwachter Bucht/PLÖ 200 14.01.2010 Peter ZeelenFriedrichskoog/HEI 186 19.01.2010 Klaus GüntherTresdorfer See/PLÖ 125 13.01.2010 Bernd KoopRosenkranz/NF 120 12.01.2010 Clemens PortofeeEschschallen/PI 108 16.01.2010 Hans Ewers, Dietrich MeyerWardersee/SE 86 16.01.2010 Hans-Dieter WürfelPassader See/PLÖ 77 16.01.2010 Wilfried KniefMeldorf/HEI 50 18.01.2010 Asmus LenschSierhagen/OH 39 16.01.2010 Burkhardt BünningSchwansener See/RD 27 16.01.2010 Jan KieckbuschKarolienkoog/HEI 26 21.01.2010 HaggeBlumenkoog/NF 24 21.01.2010 Martin KühnMaasbüller Herrenkoog/NF 21 15.01.2010 Martin & Susanne KühnBrunsbüttel/HEI 16 15.01.2010 Kai DallmannFehmarn/OH 12 21.01.2010 Norbert SchmellAudeich/PI 11 16.01.2010 Hans Ewers, Dietrich MeyerKatharinenheerd/NF 7 16.01.2010 Lutz KretschmerWestensee/RD 7 16.01.2010 Helmut von BendaKatinger Watt/NF 5 19.01.2010 Pinkert, HaggeNordstrand/NF 5 12.01.2010 Martin KühnKieler Förde/RD 4 16.01.2010 Ingo & Angelika FahneSchluensee/PLÖ 3 18.01.2010 Bernd KoopPostsee/PLÖ 1 16.01.2010 Haiko TaudienEesch/HEI 1 12.01.2010 VoßHauke-Haien-Koog/NF 1 18.01.2010 Martin KühnSumme 4.501

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Vorkommen in den SPAs und Erhaltungszustand Der Singschwan wurde im Berichtszeitraum in 23 SPAs nachgewiesen (Tab. 4). In 13 davon wurden Bestände von 200 Vögeln oder mehr erreicht.

Tab. 4: EU-Vogelschutzgebiete in Schleswig-Holstein mit Singschwanvorkommen im Berichtszeitraum 2008-2014.

Laut gebietsspezifischer Erhaltungsziele (gEHZ) sind sieben SPAs für den Singschwan von besonderer Bedeutung: „Schlei“, „Östliche Kieler Bucht“, „Selenter See-Gebiet“, „Ostsee östlich Wagrien“, „Wardersee“, „Traveförde“ und das „Schaalsee-Gebiet“. Sechs weitere SPAs sind für die Art von Bedeutung: „Flensburger Förde“, „NSG Schwansener See“, „NSG Ahrensee und nordöstlicher Westensee“, „Lanker See“, „NSG Neustädter Binnenwasser“ sowie die „Unterelbe bis Wedel“. Acht dieser Vogelschutzgebiete wiesen zuletzt zumeist nur kleinere Rastbestände auf: „Selenter See-Gebiet“, „Ostsee östlich Wagrien“, „Schaalsee-Gebiet“, „NSG Schwansener See“, „NSG Ahrensee und nordöstlicher Westensee“, „Lanker See“, „NSG Neustädter Binnenwasser“ sowie die „Unterelbe bis Wedel“. Die wichtigsten Vogelschutzgebiete im Berichtszeitraum, in denen regelmäßig mehrere hundert Exemplare rasteten, waren das „Ramsar-Gebiet schleswig-holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“, die „Schlei“, die „Traveförde“, die „Eider-Treene-Sorge-Niederung“, die „Östliche Kieler Bucht“, der „Wardersee“, die „Teiche zwischen Selent und Plön“, die „Flensburger Förde“, der “Oldenburger Graben“ und die „Haaler Au-Niederung“. Die meisten bedeutenden Schlafgewässer der Singschwäne sind als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. So dürften von den bei der Synchronzählung 2010 hochgerechneten 5.600 Singschwänen etwa 80-90 % auf SPA-Gewässern

Gebietscode SPADE 0916-491 Ramsar-Gebiet S-H Wattenmeer und angrenzende GebieteDE 1119-491 Gotteskoog-GebietDE 1123-491 Flensburger FördeDE 1326-301 NSG Schwansener SeeDE 1423-491 SchleiDE 1530-491 Östliche Kieler BuchtDE 1618-404 EiderstedtDE 1622-493 Eider-Treene-Sorge-NiederungDE 1628-491 Selenter See-GebietDE 1633-491 Ostsee östlich WagrienDE 1725-401 NSG Ahrenssee und nordöstlicher WestenseeDE 1727-401 Lanker SeeDE 1728-401 Teiche zwischen Selent und PlönDE 1731-401 Oldenburger GrabenDE 1823-402 Haaler Au-NiederungDE 1828-491 Großer Plöner See-GebietDE 1830-301 NSG Neustädter BinnenwasserDE 2021-401 NSG KudenseeDE 2028-401 WarderseeDE 2031-401 TravefördeDE 2226-401 AlsterniederungDE 2323-401 Unterelbe bis WedelDE 2331-491 Schaalsee-Gebiet

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geschlafen haben. Damit liegt der Anteil weiterhin sehr hoch. BRUNS et al. (2001) hatten ihn Anfang des Jahrtausends auf 60-80 % geschätzt, JEROMIN & KOOP (2013) für den Zeitraum 2002-2008 auf etwa 75 % (66-90 %). Wichtige Schlafgewässer innerhalb der Schutzgebiete stellen vor allem Schlei, Untertrave mit Dassower See/HL, die Gewässer in den Naturschutzkögen an der Westküste, Flensburger Förde, Eider, Treene sowie Sorge, Strandseen und Küste in der Hohwachter Bucht/PLÖ, die Polder an der Haaler Au/RD sowie der Wardersee/SE dar. Bedeutende regelmäßig aufgesuchte Schlafgewässer außerhalb sind Wittensee/RD, Seedorfer See/SE, Passader See/PLÖ, Bottschlotter See/NF sowie das erst seit wenigen Jahren genutzte Gewässer in der Kiesgrube Bramstedtlund/NF. Im Gegensatz zu den Schlafgewässern liegen die meisten Nahrungsgebiete der Singschwäne außerhalb von Vogelschutzgebieten. Von den bei der Zählung 2010 hochgerechneten 5.600 Singschwänen haben lediglich 15-20 % innerhalb von SPAs gefressen (Tab. 5). Im Vergleich zum Berichtszeitraum 2002-2008, als 10-20 % festgestellt worden waren (JEROMIN & KOOP 2013), hat sich der Anteil damit kaum verändert. Größere ausgewiesene Nahrungsgebiete finden die Vögel lediglich in den SPAs „Eider-Treene-Sorge-Niederung“, „Östliche Kieler Bucht“ (Behrensdorfer Weide/PLÖ), „Unterelbe bis Wedel“, „Haaler Au-Niederung“, „Wardersee“ und „Eiderstedt“. Da die Nahrungsflächen zumeist nicht Bestandteil der SPAs sind, und die Vögel auf Ackerflächen immer noch häufig absichtlich gestört und vertrieben werden, ist der Erhaltungszustand weiterhin nur als „gut“ (B) anzusehen.

Tab. 5: Anzahl der Singschwäne auf Nahrungsflächen in schleswig-holsteinischen SPAs im Januar 2010 und deren Anteil am Gesamtvorkommen (n = 5.600; in der Eider-Treene-Sorge-Niederung, der Haaler Au-Niederung und einigen weiteren nicht ausgewiesenen Gebieten konnte aufgrund der Witterung nicht gezählt werden; für diese Gebiete wurden die Bestände geschätzt).

Gefährdungen und Empfehlungen Vor allem auf Ackerstandorten sind Singschwäne von Vergrämungsmaßnahmen betroffen. Sie werden z.T. mit Fahrzeugen, Hunden oder (Schreck)Schusswaffen aufgescheucht. Zudem sind in der Vergangenheit immer wieder einzelne Singschwäne geschossen worden, die mit Höckerschwänen verwechselt wurden, bei denen Abschüsse zur Vergrämung zulässig sind. In einzelnen Rast- bzw. Nahrungsgebieten verunglücken immer wieder Schwäne an Freileitungen, weil die Flüge zwischen Schlafgewässern und Nahrungsflächen in geringen Flughöhen erfolgen. So ist beispielswiese in den letzten Jahren unter der Leitung durch den Börmer Koog/SL neben zwei Zwerg- auch ein Singschwan tot aufgefunden worden.

SPA GebietscodeAnzahl Individuen Mitte Januar 2010

Anteil an der Gesamtzahl [%]

Östliche Kieler Bucht DE 1530-491 204 3,6Unterelbe bis Wedel DE 2323-401 119 2,1Wardersee DE 2028-401 86 1,5Eiderstedt DE 1618-404 7 0,1Eider-Treene-Sorge-Niederung DE 1622-491 400 7,1Haaler Au-Niederung DE 1823-402 100 1,8Summen 916 16,4

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Des Weiteren sind auch bekannte Rastplätze zunehmend durch den Ausbau der Windenergie verbunden mit der Planung und dem Bau neuer Windparks gefährdet. So ist 2014 am östlichen Rand des SPAs „Eider-Treene-Sorge“ in einer Niederungs-Einflugschneise zwischen zwei Waldgebieten der Bürgerwindpark Kropp-Tetenhusen entstanden. Am Nord-Ostsee-Kanal sind in der Nähe des SPAs „Haaler Au-Niederung“ in von Singschwänen genutzten Bereichen sogar zwei Windparks geplant, einmal südlich Lütjenwestedts/RD, nur 800 Meter vom EU-Vogelschutzgebiet entfernt, zum Zweiten zwischen Oldenbüttel/RD und Hanerau-Hademarschen/RD.

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Zwergschwan - Cygnus columbianus

Allgemeines Die nordwesteuropäische Population des Zwergschwans nimmt seit etwa 20 Jahren in ihrem Bestand ab. Wurden im Januar 1995 europaweit 29.277 Individuen gezählt, waren es im Januar 2005 etwa 21.500 Exemplare (REES & BEEKMAN 2010) und bei der letzten europaweiten Synchronerfassung im Jahre 2010 schließlich lediglich noch 18.055 Zwergschwäne (BEEKMAN 2014). Schleswig-Holstein wird vorwiegend als Rastgebiet auf dem Zug von den Überwinterungsgebieten (Niederlande, Südengland, Irland) zu den arktischen Brutplätzen genutzt (BEZZEL 1985, GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990).

Methodik und Datenqualität Nach dem Start von ornitho.de hat das ohnehin schon umfangreiche Datenmaterial zum Zwergschwan in den letzten Jahren noch einmal deutlich zugenommen. Mittlerweile kommt es in den Verbreitungszentren bei geeigneter Witterung im Februar und März fast wöchentlich zu Zählungen von Mitgliedern der OAG. Zudem werden durch ornitho.de zunehmend Vorkommen in nur sporadisch besetzten Gebieten bekannt. Eine weitere Steigerung erfuhr die Datenqualität in den letzten Jahren durch zwei Synchronzählungen, die im Berichtszeitraum stattfanden. 2010 wurde zu einer europaweiten Schwanen-, 2014 zu einer bundesweiten Zwergschwanerfassung aufgerufen. In Schleswig-Holstein übernahm in beiden Fällen die OAG die Organisation. Aufgrund des dadurch vorhandenen umfangreichen Datenmaterials wird die Datenqualität mit „hervorragend“ bewertet.

Verbreitung und Habitatnutzung Das bevorzugte Rasthabitat des Zwergschwans in Schleswig-Holstein stellen weiterhin offene Grünlandniederungen dar, in deren Nähe sich größere Rast- und Schlafgewässer befinden. Die Nahrungsaufnahme erfolgt in erster Linie auf intensiv bewirtschaftetem Grünland (Abb. 5). In den Randgebieten der Verbreitung in Schleswig-Holstein wird auch Raps und Wintergetreide angenommen. Auf dem Wegzug im Herbst stellt zudem die submerse Vegetation von Gewässern eine präferierte Nahrungsquelle dar (BRUNSmündl.). Genächtigt wird auf benachbarten, ruhigen Gewässern (Abb. 6). Mitunter werden dabei auch ehemalige Kiesgrubengewässer angenommen (Abb. 7).

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Abb. 5: Rastende Zwerg- und Singschwäne im Meggerkoog/SL am 06.03.2013 (K. JEROMIN).

Abb. 6: Zwergschwäne am Schlafplatz im Haaler Au-Polder/RD am 15.03.2011 (H.-J. AUGST).

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Abb. 7: Zwerg- und Singschwäne am Schlafplatz in der Kiesgrube Bramstedtlund/NF Anfang März 2011 (K.-H. REISER).

Die Verbreitungsschwerpunkte des Zwergschwans in Schleswig-Holstein liegen im Westen des Landes (Abb. 8, Abb. 9). Die größte Bedeutung haben dabei seit etwa 25 Jahren die Eider-Treene-Sorge-Niederung sowie die angrenzenden Gebiete am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs inne. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung werden vor allem der Meggerkoog/SL, der Börmer Koog/SL, Flächen bei Bargstall/RD und Hamdorfer Weide/RD sowie die Treenemarsch bei Norderstapel/SL und Wohlde/SL genutzt und am Nord-Ostsee-Kanal Bereiche bei Hörsten/RD, Haale/RD, Hamdorf/RD, Holstentor/RD, Altenfähre/RD, Sandknöll/RD sowie Flächen an der Gieselau und am Großen Moor bei Todenbüttel/RD. Die Treenemarsch hat in den letzten Jahren etwas an Bedeutung verloren. Ein weiterer in den letzten Jahren regelmäßig von ein paar hundert Vögeln besetzter Platz im Westen des Landes befindet sich in der Hörner Au-Niederung/PI. Kleinere, sporadische Vorkommen gibt es hier zudem im Einzugsbereich der Speicherköge, am Nord-Ostsee-Kanal im Bereich des Kudensees/HEI, entlang der Staatsgrenze zu Dänemark sowie im Unterelberaum. Letzterer bildete vor 25 Jahren noch das Hauptrastgebiet des Zwergschwans in Schleswig-Holstein (BUSCHE 1991). Östlich der Autobahn A7 tritt die Art deutlich seltener auf (Abb. 8, Abb. 9). Die ornitho-Daten der letzten beiden Winter zeigen hier kleinere Schwerpunkte in der Probstei um den Barsbeker See/PLÖ, in der Hohwachter Bucht, an der Nordwestküste Fehmarns, im Bereich der Bokelholmer Teiche/RD und zumindest jahrweise rund um den Wardersee/SE.

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Abb. 8: Zwergschwansichtungen in Schleswig-Holstein nach ornitho-Daten im Winter 2012/2013.

Abb. 9: Zwergschwansichtungen in Schleswig-Holstein nach ornitho-Daten im Winter 2013/2014.

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Bestand und Bestandsentwicklung Die Auswertung des Datenmaterials aus dem Zeitraum 2008-2014 ergab Folgendes: 2008 Trotz eines schneearmen Mildwinters (www.dwd.de, www.bsh.de) blieben die Rastbestände des Zwergschwans in Schleswig-Holstein zu Beginn des Jahres 2008 lange Zeit unauffällig. In Folge eines konzentrierten Einfluges Anfang März bauten sich in den Verbreitungsschwerpunkten schließlich außergewöhnlich hohe Bestände auf. So wurden in der Eider-Treene-Sorge-Niederung am 03.03.08 4.370 Zwergschwäne gezählt – ein neues Maximum für dieses Gebiet (JEROMIN & JEROMIN 2009). Am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs erfasste Stefan RATHGEBER am 09.03.08 2.893 Vögel. Zusammen mit 70 Exemplaren in der Hörner Au-Niederung/PI (07.03.08 - Kai BÜTJE), 79 Exemplaren an der Burger Au/HEI (10.03.08 - Kai DALLMANN), insgesamt 196 Exemplaren im Raum Seedorfer See-Schlamersdorfer Moor-Wardersee/SE (05.03.08 - Horst THIES) und 3 Exemplaren in der Oberalsterniederung/SE (05.03.08 - Sebastian GRELL) ergibt dies eine Summe von 7.611 Zwergschwänen, die Anfang März 2008 relativ zeitgleich in Schleswig-Holstein nachgewiesen wurden. Diese Zahl liegt noch über dem bei der Synchronzählung 2005 festgestellten landesweiten Maximum von 7.403 Vögeln (JEROMIN & KOOP2013), allerdings beruht sie auf keiner organisierten Synchronerfassung, so dass einige Doppelzählungen insbesondere im Bereich der beiden Verbreitungsschwerpunkte nicht ausgeschlossen werden können. Die Eider-Treene-Sorge-Niederung und der angrenzende Bereich am Nord-Ostsee-Kanal stellten über 95 % der Anfang März 2008 im Land kartierten Zwergschwäne.

2009 Der Winter 2008/09 war kalt und trocken (www.dwd.de, www.bsh.de). Kalte und etwas mildere Phasen traten im Wechsel auf. Die letzte kältere Phase endete Ende Februar. Kurz darauf wurden Anfang März ohne vorherige Absprache zahlreiche Gebiete auf anwesende Zwergschwäne kontrolliert. Insgesamt ergab sich dabei eine Summe von 5.112 festgestellten Exemplaren, die in etwa zeitgleich in Schleswig-Holstein auftraten. Der Großteil davon hielt sich in den bekannten Verbreitungsschwerpunkten auf. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung zählten die Mitarbeiter des MOIN-Bergenhusen am 03.03.09 2.860 Individuen, Christopher ENGELHARDT am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs am gleichen Tag ca. 2.000 Individuen (Tab. 6). Zusammen beherbergten die beiden Verbreitungzentren demzufolge erneut über 95 % der Anfang März in Schleswig-Holstein nachgewiesenen Zwergschwäne. Weitere Gebiete mit Vorkommen zu dieser Zeit lagen im Raum Schlamersdorfer Moor-Wardersee/SE, bei Blumenthal/RD, in der Hörner Au-Niederung/PI, im Sönke-Nissen-Koog/NF, bei Wenkendorf auf Fehmarn und am Kleinen Binnensee in der Hohwachter Bucht/PLÖ. Am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs stiegen die Anzahlen nachfolgend noch etwas an. So erfasste Stefan RATHGEBER am 11.03.09 dort etwa 2.200 Individuen, und Andrea GRZYWATZ sowie Christopher ENGELHARDTzählten am 14.03.09 in dem Bereich sogar ca. 2.600 Individuen.

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Tab. 6: Zwergschwanvorkommen in Schleswig-Holstein Anfang März 2009.

2010 Aufgrund eines kalten und schneereichen Winters 2009/10 (www.dwd.de, www.bsh.de) blieben viele Rastplätze des Zwergschwans lange verwaist. Erst steigende Temperaturen Ende Februar ließen die Zahlen sprunghaft anwachsen. So zählten Helmut EGGERS und Gert DAHMS am 04.03. und 05.03.2010 5.116 Zwergschwäne in der Eider-Treene-Sorge-Niederung und am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs. Zusammen mit 80 Individuen in der Oberalsterniederung bei Tangstedt/OD (05.03.10 – H. RIESCH), 43 zwischen Witzwort/NF und Walldeich/NF (02.03.10 – Olaf EKELÖF), 37 im Meldorfer Speicherkoog/HEI (01.03.10 – Harro H. MÜLLER), 34 bei Horsbüll/NF (05.03.10 - Clemens PORTOFÉE), je 13 in derMoorseeniederung/KI (02.03.10 – Bernd KOOP) und im Wilden Moor/RD (05.03.10 –Hans-Joachim AUGST) sowie mehr als 4 an der Hagener Au bei Barsbek/PLÖ(Wilfried KNIEF) hielten sich Anfang März mit insgesamt mindestens 5.330 Vögelnetwa so viele wie im Vorjahr zeitgleich in Schleswig-Holstein auf. Der Anteil derbeiden Verbreitungsschwerpunkte betrug erneut mehr als 95 %. Nach einemerneuten starken Wintereinbruch verließen danach die meisten dieser Vögel dieRegion, und erst zur internationalen Synchronzählung Mitte des Monats traten wiedermehr Zwergschwäne im Land auf. Das Ergebnis der Synchronerfassung konnteallerdings nicht an die Zahlen vom Monatsbeginn heranreichen. Insgesamt wurdenlandesweit 3.629 Exemplare nachgewiesen (Tab. 7). Die bedeutendsten Rastplätzestellten einmal mehr die Eider-Treene-Sorge-Niederung sowie der Bereich um denNord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs dar. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung stellten die Mitarbeiter des MOIN-Bergenhusen am 16.03.10 1.731Zwergschwäne fest, und Stefan RATHGEBER zählte am 15.03.10 1.333 Vögel amNord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburg. Beide Gebiete zusammen machten etwa85 % der gesamten Vorkommen Mitte März in Schleswig-Holstein aus. Ein weitereretwas größerer Rastbestand von 300 Exemplaren befand sich in der Hörner Au-Niederung/PI. Die übrigen Rastplätze beherbergten nur geringe Anzahlen anZwergschwänen.

Gebiet Anzahl Datum BeobachterEider-Treene-Sorge-Niederung 2.860 03.03.2009 MOIN-BergenhusenNord-Ostsee-Kanal SW Rendsburg 2.000 03.03.2009 Christopher EngelhardtSchlamersdorfer Moor/Wardersee 109 03.03.2009 Horst ThiesBlumenthal 57 02.03.2009 Matthias HauptHörner Au-Niederung 45 03.03.2009 Kai BütjeSönke-Nissen Koog 27 10.03.2009 Martin & Susanne KühnWenkendorf/Fehmarn 8 05.03.2009 Norbert SchmellKleiner Binnensee/Hohwachter Bucht 6 06.03.2009 Peter ZeelenSumme 5.112

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Tab. 7: Zwergschwanvorkommen in Schleswig-Holstein in den Tagen um die europaweite Synchronzählung am 13.03./14.03.2010.

2011Mit einem sehr kalten und schneereichen Dezember setzte der Winter 2010/11 früh ein. Nachfolgend kam es zu einer deutlichen Milderung, bis Anfang März traten jedoch immer wieder Kaltluftvorstöße auf (www.dwd.de, www.bsh.de). In der Eider-Treene-Sorge-Niederung blieben die Rastbestände unter denen der Vorjahre zurück. Aufgrund des frühen Wintereinbruchs und der langandauernden Schneelage waren die oberirdischen Pflanzenteile des Grases auf vielen Flächen abgestorben. Das Grünland sah dadurch vielerorts bräunlich aus und war für die Zwergschwäne wenig attraktiv. So zählten die Mitarbeiter des MOIN-Bergenhusen am 16.03.11 lediglich einen Maximalbestand von 900 Vögeln in dem Gebiet. Auch im übrigen Land blieb das Zwergschwanvorkommen in diesem Frühjahr verhalten. Lediglich am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs kam es Ende Februar/Anfang März eine Woche lang zu größeren Rastbeständen. Dort hielten sich am 27.02.11 2.041 und am 02.03.11 2.100 Zwergschwäne zusammen (!) auf einem nicht abgeernteten Maisacker auf (Stefan RATHGEBER, Manfred BOHLEN). Am 27.02.11 zählte Hans-Joachim AUGST zeitgleich 858 Exemplare in der Eider-Treene-Sorge-Niederung. Mit ca. 300 Vögeln bei Bramstedtlund/NF (01.03.11 - Karl-Heinz REISER), 17 Vögeln an der Hagener Au/PLÖ in der Probstei (23.02.11 - Haiko TAUDIEN), 11 am Sehlendorfer Binnensee/PLÖ in der Hohwachter Bucht (05.03.11 - Peter MICHEL), 10 an der Kieler Förde bei Wendtorf/PLÖ (25.02.11 - Dirk FÜRSTENAU), 4 an Fauler Trave und Brandsau nordwestlich Groß Rönnaus/SE (23.02.11 - Ingo & Angelika FAHNE) und 2 am Wardersee/SE (27.02.11 – Hans-Dieter WÜRFEL) hielten sich zu dieser Zeit demnach etwa 3.243 Zwergschwäne in Schleswig-Holstein auf. Die beiden Verbreitungsschwerpunkte beherbergten davon mehr als 98 %.

Gebiet Anzahl Datum BeobachterEider-Treene-Sorge-Niederung 1.731 16.03.2009 MOIN-BergenhusenNord-Ostsee-Kanal SW Rendsburg 1.333 15.03.2009 Stefan RathgeberHörner Au-Niederung 300 14.03.2009 Kai BütjeGoldelund 58 12.03.2009 Clemens PortofeeFriedrichstadt 50 14.03.2010 Klaus Günther u.a.Gotteskoog 40 13.03.2009 Clemens Portofee

Schlamersdorfer Moor-Wardersee 28 13.03./14.03.2009 Ingo Fahne, Hans-Dieter Würfel

Probstei 27 14.03.2009 Ulrich & Wilfried KniefBollingstedter Moor 15 14.03.2009 Claus MatthiesenKrummensiek/Fehmarn 11 17.03.2009 Norbert SchmellMoorseeniederung 9 14.03.2009 Daniel BuschmannHaselau 5 13.03.2009 Uwe HelbingHochdonner Moor 4 13.03.2009 Kai DallmannBurger Au 4 13.03.2009 Kai DallmannHauke-Haien-Koog 4 16.03.2009 Martin KühnSirksfelde 3 14.03.2009 Alexander FrädrichMatzenkoog/Oldenburger Graben 3 17.03.2009 Ingo Fahne, Bernd KoopSehlendorfer Binnensee/Hohwachter Bucht 2 13.03.2009 Sievert LorenzenGroß Barkau 2 14.03.2009 Haiko TaudienSumme 3.629

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2012 Der Winter 2011/12 war überwiegend mild und feucht. Von Ende Januar bis Mitte Februar wurde er allerdings durch eine etwa zweiwöchige sehr kalte, schneereiche Phase geprägt (www.dwd.de, www.bsh.de). Aufgrund der frühzeitigen milden Witterung bildeten sich bereits im Januar größere Rastbestände im Land. So zählte Helmut EGGERS bereits am 22.01.12 657 Zwergschwäne am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs, und trotz Kälteperiode erfasste Stefan RATHGEBER dort am 12.02.12 929 Exemplare. Eine Gesamtzählung von Helmut EGGERS am 04.03.12 ergab 1.413 Vögel am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs sowie 1.002 Exemplare in der Eider-Treene-Sorge-Niederung. Für den Verbreitungsschwerpunkt am Nord-Ostsee-Kanal stellte dies den Maximalbestand des Winters dar. Das landesweite Maximum wurde jedoch erst ein paar Tage später erreicht. So wiesen die Mitarbeiter des MOIN-Bergenhusen am 09.03.12 2.175 Zwergschwäne in der Eider-Treene-Sorge-Nierung nach. Am gleichen Tag stellte Stefan Rathgeber in den Gebieten am Nord-Ostsee-Kanal lediglich 113 Vögel fest. Ein Großteil der Vögel aus diesem Raum hatte seinen Rastplatz zu dieser Zeit in den Bereich Wides Moor/RD - Bokelfeld/RD verlagert. Am Schlafplatz im Wilden Moor/RD, einer frisch aufgestauten Grünlandfläche, waren am 08.03.12 650 Individuen zusammengekommen (Stefan RATHGEBER). Insgesamt hielten sich in der Zeit um den 09.03.12 etwa 3.250 Zwergschwäne im Land auf (Tab. 8). Da sich der Großteil der Vögel aus dem bekannten Verbreitungsschwerpunkt am Nord-Ostsee-Kanal am Ende der ersten Märzdekade im benachbarten Raum Wildes Moor/RD – Bokelfeld/RD aufhielt, stellten die Eider-Treene-Sorge-Niederung sowie der Bereich am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs zum Zeitpunkt der Zusammenstellung lediglich etwas mehr als 70 % der landesweit festgestellten Vögel.

Tab. 8: Zwergschwanvorkommen in Schleswig-Holstein Anfang März 2012.

2013Im Winter 2012/13 herrschte überwiegend trübes Wetter vor. Insgesamt war der Winter etwas kälter und feuchter als im langjährigen Mittel. Kurze kalte Perioden wechselten mit längeren milden. Die letzte kalte Phase reichte etwa vom 07.03. bis zum 28.03.12 (www.dwd.de, www.bsh.de).

Gebiet Anzahl Datum BeobachterEider-Treene-Sore-Niederung 2.175 09.03.2012 MOIN-BergenhusenWildes Moor/RD - Bokelfeld/RD 650 08.03.2012 Stefan RathgeberHörner Au-Niederung 120 05.03.2012 Kai BütjeNord-Ostee-Kanal SW Rendsburgs 113 09.03.2012 Stefan RathgeberJardelunder Moor 72 14.03.2012 Peter GaulHolt/SL 34 12.03.2012 Karl-Heinz ReiserLindau/RD 29 05.03.2012 Harald SiemenOldenburger Graben/OH 27 06.03.2012 Ingo & Angelika FahneEggstedter Feld/HEI 11 09.03.2012 Kai DallmannBuchholzer Moor/HEI 7 11.03.2012 Kai DallmannKellinghusen-Feldhusen/IZ 7 06.03.2012 WerhahnPinnaumündung/PI 3 05.03.2012 Folker Fröbel, BelzerMalenter Au/OH 2 06.03.2012 Ingo & Angelika FahneSumme 3.250

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Größere Rastbestände des Zwergschwans bildeten sich langsam ab Mitte Februar. Sie kumulierten kurz vor dem letzten Wintereinbruch am 07.03.13, als alleine in der Eider-Treene-Sorge-Niederung 3.557 Exemplare gezählt wurden (MOIN-Bergenhusen). Insgesamt dürften sich Anfang März 2013 wieder über 5.000 Zwergschwäne im Land aufgehalten haben (Tab. 9). Neben den beiden bekannten Verbreitungszentren, die wieder über 88 % des Landesbestandes beherbergten, gab es größere Vorkommen in der Hörner Au-Niederung/PI (Christian WEGST) und im Bereich Wulfsmoor/IZ (Helmut EGGERS). Der Kälteeinbruch vertrieb zunächst einmal die Schwäne. So erfasste Bernd HÄLTERLEIN beispielsweise an den größten Rastplätzen in der Eider-Treene-Sorge-Niederung am 10.03.13 nur noch 655 und am 12.03.13 gar keine Vögel mehr. Nachfolgend bauten sich aber schnell wieder größere Bestände auf. Ungewöhnlich spät, Anfang April, bildete der Rastbestand dann ein zweites, etwas kleineres Maximum aus. Am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs wurden bis zu 1.382 Zwergschwäne erfasst (05.04.13 - Hans-Joachim AUGST, Stefan RATHGEBER), in der Eider-Treene-Sorge-Niederung bis zu 1.212 (03.04.13 - Helmut EGGERS) und in der Hörner Au-Niederung/PI bis zu 422 (03.04.13 - Helmut EGGERS).

Tab. 9: Zwergschwanvorkommen in Schleswig-Holstein Anfang März 2013.

2014Der Winter 2013/14 wurde überwiegend durch milde Luftmassen geprägt. Lediglich im letzten Januardrittel herrschte Frost und Schnee (www.dwd.de, www.bsh.de). In Folge der milden Witterung traten die ersten größeren Trupps frühzeitig in Schleswig-Holstein ein. Roland DILCHERT beobachtete am 31.12.13 101 Zwergschwäne im Meldorfer Speicherkoog/HEI. Einen Tag später zählte Nico BEKEHERMES 300 Vögel bei Bramstedtlund/NF, und am 04.01.14 erfasste Martin KÜHN im Rickelsbüller Koog/NF sogar 506 Individuen. In den Verbreitungsschwerpunkten wurden größere Anzahlen erst nach der kurzen Kälteperiode festgestellt. So wies Stefan RATHGEBER am 09.02.14 464 Zwergschwäne am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendburgs nach und Bernd HÄLTERLEIN in großen Teilen der Eider-Treene-Sorge-Niederung 872 Schwäne. Im Zeitraum 20.02.14 bis 08.03.14 beherbergten diese beiden Gebiete durchgehend etwa 2.800 Vögel. Gert DAHMS wies am 20.02.14 1.825 Exemplare in der Eider-

Gebiet Anzahl Datum BeobachterEider-Treene-Sore-Niederung 3.557 07.03.2013 MOIN-BergenhusenNord-Ostee-Kanal SW Rendsburgs 923 06.03.2013 Hans-Joachim AugstHörner Au-Niederung 271 07.03.2013 Christian WegstWulfsmoor/IZ 141 01.03.2013 Helmut EggersSchönberger Salzwiesen/PLÖ 56 05.03.2013 Wilfried KniefWesterhever-Vorland/NF 48 04.03.2013 Guido RastigStolzmoor/RD 28 02.03.2013 Rolf LangeSollerup/SL 16 08.03.2013 Thomas HolzhüterPinnaumündung/PI 7 06.03.2012 Folker FröbelMeldorfer Speicherkoog/HEI 7 04.03.2013 Dörte Binckebanck, Guido RastigSahrensdorfer See/Fehmarn 4 09.03.2013 Detlef SchäferFöhr-Oevenum 3 06.03.2013 Karsten FiehlKleientnahmestelle, Wedeler Marsch/PI 3 04.03.2013 Marco SommerfeldWallnau/Fehmarn 2 02.03.2013 Andre MartensKronswarder/PLÖ, Hohwachter Bucht 2 07.03.2013 Detlef HeldtRantumbecken/Sylt 1 04.03.2013 Fredi DannenburgSumme 5.069

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Treene-Sorge-Niederung und 997 am Nord-Ostsee-Kanal nach. Am 03.03.14 kartierte Bernd HÄLTERLEIN in weiten Bereichen der Eider-Treene-Sorge-Niederung 1.268 Exemplare und Helmut EGGERS 1.513 am Nord-Ostsee-Kanal. Und am 07.03./08.03.14 wurden in der Eider-Treene-Sorge-Niederung 1.434 Schwäne und am Nord-Ostsee-Kanal 1.359 Individuen nachgewiesen (Bernd HÄLTERLEIN bzw. Stefan RATHGEBER). Der maximale landesweite Rastbestand mit etwa 3.800 Zwergschwänen dürfte Anfang März zusammen gekommen sein (Tab. 10). Zu dieser Zeit hielten sich auch in der Hörner Au-Niederung/PI ungewöhnlich viele Vögel auf. Dadurch lag der Anteil in den beiden Verbreitungsschwerpunkten Eider-Treene-Sorge-Niederung und Nord-Ostsee-Kanal lediglich bei etwa 74 %. Tab. 10: Zwergschwanvorkommen in Schleswig-Holstein Anfang März 2014.

Nachfolgend sank der Bestand wieder. Insbesondere in den Tagen um die nationale Synchronzählung verließen viele Vögel das Land. Zählte Helmut EGGERS alleine in den drei Gebieten Eider-Treene-Sorge Niederung, Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs und Hörner Au-Niederung/PI am 12.03.14 zusammen noch 2.913 Vögel, waren es bei einer organisierten Flugzeugzählung am 13.03.14 landesweit 2.386 Exemplare (Stefan WOLFF, Thomas GRÜNKORN) und bei der eigentlichen Synchronzählung zwischen dem 14.03. und 16.03.14 lediglich noch 1.381 Individuen (Tab. 11). Im Unterschied zum Vorjahr war der Durchzug Ende März überwiegend abgeschlossen. Tab. 11: Zwergschwanvorkommen in Schleswig-Holstein bei der nationalen Synchron-

erfassung Mitte März 2014.

Gebiet Anzahl Datum BeobachterEider-Treene-Sore-Niederung 1.268 03.03.2014 Bernd HälterleinNord-Ostee-Kanal SW Rendsburgs 1.513 04.03.2014 Helmut EggersHörner Au-Niederung/PI 711 04.03.2014 Helmut EggersBramstedtlund/NF 280 04.03.2014 Karl-Heinz ReiserBöxlund/SL 3 03.03.2014 Peter GleisensteinOsterbyer Moor/SL 2 03.03.2014 Peter GleisensteinSumme 3.777

Gebiet Anzahl Datum Beobachter

Eider-Treene-Sore-Niederung 655 14.03.2014Bernd Hälterlein, Lutz Kretschmer, MOIN-Bergenhusen

Nord-Ostee-Kanal SW Rendsburgs 629 14.03.2014 Stefan RathgeberHörner Au-Niederung/PI 77 14.03.2014 Hans-Helmut DürnbergKatinger Watt/NF 16 15.03.2014 Holger A. BrunsBeltringharder Koog/NF-Hattstedtermarsch/NF 4 16.03.2014 Felix WeißRickelsbüller Koog/NF u. Brückengrabenniederung/NF 0 16.03.2014 Jutta Hansen

Bongsieler Kanal/NF-Süderlügum/NF 0 16.03.2014 Walther Petersen-AndresenSüderlügum/NF-Medelby/SL 0 16.03.2014 Karl-Heinz ReiserDesmerciereskoog/NF- Hauke-Haien-Koog/NF 0 14.03.2014 Rainer RehmMeldorfer Speicherkoog/HEI 0 16.03.2014 Fabian SchrauthKudensee/HEI u. Umgebung 0 15.03.2014 Kai DallmannUnterelbe/PI 0 15.03.2014 Hans Ewers u.a.Geltinger Birk/SL 0 14.03.2014 Bernd KoopSchönberger Salzwiesen/PLÖ 0 15.03.2014 Wilfried KniefKührener Teich/PLÖ 0 13.03.2014 Bernd KoopSchlamersdorfer Moor/SE 0 14.03.2014 Ingo FahneSumme 1.381

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Zusammenfassend gesehen ist der Rastbestand des Zwergschwans in Schleswig-Holstein im Berichtszeitraum nach anfangs hohen Werten zum Ende hin leicht gesunken (Abb. 10). Damit musste nach den Ergebnissen der letzten europaweiten Zählungen (REES & BEEKMAN 2010, BEEKMAN 2014) gerechnet werden. In Spitzenzeiten beherbergt das Land aber immer noch 30-35 % der gesamten nordwesteuropäischen Population. In den Jahren 2002-2007 wurden nur geringfügig höhere Werte bis zu 37 % erreicht (JEROMIN & KOOP 2013). 2008 waren es beispielsweise 35,4 % (7.611 Exemplare von 21.500 von REES & BEEKMAN (2010) für 2005 angegebenen Exemplaren), 2013 28,1 % (5.069 Exemplare von 18.055 von BEEKMAN (2014) für 2010 genannten Exemplaren).

Abb. 10: Maximale März-Rastvorkommen des Zwergschwans in Schleswig-Holstein.

Die nordwesteuropäische Population des Zwergschwans nimmt bereits seit Ende der 1990er Jahren ab (DELANY & SCOTT 2006). Eine Hauptursache hierfür wird in dem zurückgehenden Bruterfolg der Art gesehen (BEEKMAN 2004). Darauf deutet auch die Entwicklung der Jungvogelanteile in ausgezählten Trupps in Schleswig-Holstein hin (Tab. 12). Der mittlere Anteil der Jungvögel in den Trupps ist im Berichtszeitraum nochmals gesunken. Während er in den Jahren 1964-1981 im Durchschnitt 17,8% und maximal bis zu 30,3 % der Ansammlungen ausmachte (BUSCHE 1991), betrug er in den Jahren 2002-2007 im Mittel lediglich 10,3 % und zwischen 2008 und 2014 durchschnittlich noch 8,6 %. Im Berichszeitraum wurden erst in den letzten beiden Wintern wieder etwas höhere Jungvogelanteile erreicht.

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2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014Jahr

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Tab. 12: Anteil der Jungvögel (juv) in ausgezählten Zwergschwantrupps in Schleswig-Holstein in den Jahren 1964/65-1980/81 (BUSCHE 1991) sowie 2002/03-2006/07 (Michael-Otto-Institut im NABU) und 2007/08-2013/14 (Michael-Otto-Institut im NABU und OAG).

Vorkommen in den SPAs und Erhaltungszustand Der Zwergschwan ist im Berichtszeitraum in 17 EU-Vogelschutzgebieten nachgewiesen worden (Tab. 13), in den meisten davon allerdings nur mit wenigen Exemplaren. Eine übergeordnete Bedeutung nahmen lediglich die beiden SPAs „Eider-Treene-Sorge-Niederung“ und „Haaler Au-Niederung“ ein. Rastbestände von über 100 Vögeln hielten sich zudem zumindest zeitweise in den Vogelschutzgebieten „Ramsar-Gebiet schleswig-holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“, „Oldenburger Graben“ und „Wardersee“ auf. Laut gebietsspezifischer Erhaltungsziele (gEHZ) sind neben den SPAs „Eider-Treene-Sorge-Niederung“ und „Haaler Au-Niederung“ die SPAs „Gotteskoog-Gebiet“ und „NSG Kudensee“ für den Zwergschwan von besonderer Bedeutung. Beide hatten im vorangegangen Berichtszeitraum auch noch größere Rastbestände beherbergt (JEROMIN & KOOP 2013), wurden in den Jahren 2008-2014 von den Schwänen aber kaum aufgesucht. Stattdessen stiegen die Bestände in den nicht ausgewiesenen Gebieten Hörner Au-Niederung/PI (711 Vögel am 04.03.14 - Helmut EGGERS) und Raum Bramstedtlund/NF (jeweils 300 Vögel am 01.03.11 - Karl-Heinz REISER und 01.01.14 - Nico BEKEHERMES) an.

Winter Anzahl Gesamt Anteil juv [%] Winter Anzahl Gesamt Anteil juv [%]1964/65 177 23,2 2001/02 2.161 141965/66 327 23,9 2002/03 2.304 131966/67 839 30,3 2003/04 4.518 7,11967/68 148 13,5 2004/05 3.294 6,41968/69 95 10,5 2005/06 927 12,11969/70 1.505 10,2 2006/07 3.978 8,91970/71 1.155 20,6 Mittelwert 10,31971/72 756 18,9 2007/08 7.342 3,71972/73 472 18,9 2008/09 2.294 8,51973/74 585 25,8 2009/10 5.159 5,01974/75 1.083 23,2 2010/11 2.100 6,01975/76 955 17,4 2011/12 2.374 9,51976/77 409 7,1 2012/13 4.249 13,81977/78 1.656 17,6 2013/14 3.450 13,51978/79 1.298 7,5 Mittelwert 8,61979/80 510 191980/81 329 15,5

Mittelwert 17,8

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Tab. 13: EU-Vogelschutzgebiete in Schleswig-Holstein mit Zwergschwanvorkommen im Berichtszeitraum 2008-2014.

Als maximaler landesweiter Rastbestand wurden im Berichtszeitraum 7.611 Zwergschwäne Anfang März 2008 festgestellt. Von diesen suchten 50,9 % in EU-Vogelschutzgebieten nach Nahrung (Tab. 14). Zu diesem Ergebnis trug insbesondere das SPA „Eider-Treene-Sorge-Niederung“ bei. In der Niederung hielten sich 63,5 % der kartierten Vögel innerhalb des SPAs auf (2.774 von 4.370 Exemplaren). Zahlreiche weitere Schwäne saßen nur knapp außerhalb der Grenzen. Im zweiten Verbreitungsschwerpunkt, dem Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs, wo nur ein verhältnismäßig kleiner Bereich, die Haaler Au-Niederung, als SPA ausgewiesen ist, waren es auch immerhin 36,5 % (1.042 von 2.893 Exemplaren). Im letzten Bericht betrug der Anteil der ausgewiesenen Flächen landesweit ca. 46 % (JEROMIN & KOOP 2013). Er hat sich folglich in den letzten Jahren kaum verändert.

Tab. 14: Anzahl der Zwergschwäne auf Nahrungsflächen in schleswig-holsteinischen SPAs Anfang März 2008 und deren Anteil am Gesamtvorkommen (n = 7.611).

Auch bei den Schlafplätzen gab es in den letzten Jahrzehnten so gut wie keine Schwankungen. Von den 7.611 im März 2008 gezählten Vögeln nächtigten wahrscheinlich etwa 70-80 % auf SPA-Gewässern. In den vorangegangen Auswertungen war ihr Anteil auf 60-80 % bzw. ca. 68 % geschätzt worden (BRUNS et al. 2001, JEROMIN & KOOP 2013).

Gebietscode SPADE 0916-491 Ramsar-Gebiet S-H Wattenmeer und angrenzende GebieteDE 1119-491 Gotteskoog-GebietDE 1121-391 NSG Fröslev-Jardelunder MoorDE 1123-491 Flensburger FördeDE 1423-491 SchleiDE 1530-491 Östliche Kieler BuchtDE 1622-493 Eider-Treene-Sorge-NiederungDE 1727-401 Lanker SeeDE 1728-401 Teiche zwischen Selent und PlönDE 1731-401 Oldenburger GrabenDE 1823-402 Haaler Au-NiederungDE 1828-491 Großer Plöner See-GebietDE 2028-401 WarderseeDE 2031-401 TravefördeDE 2226-401 AlsterniederungDE 2323-401 Unterelbe bis WedelDE 2331-491 Schaalsee-Gebiet

SPA GebietscodeAnzahl Individuen Anfang März 2008

Anteil an der Gesamtzahl [%]

Eider-Treene-Sorge-Niederung DE 1622-491 2.774 36,4Haaler Au-Niederung DE 1823-402 1.042 13,7Wardersee DE 2028-401 52 0,7Alsterniederung DE 2226-401 3 0,04Summen 3.871 50,9

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Die Rastbedingungen für den Zwergschwan sind in diesen beiden Verbreitungsschwerpunkten weiterhin sehr gut. Durch die kleinräumige Verzahnung von konventionell genutztem Grünland und ruhigen Flachgewässern finden sie hier auf engem Raum sowohl Nahrungs- als auch Schlafhabitate. Durch Naturschutzmaßnahmen in den Mooren enstehen immer wieder neue Schlafplätze, die auch schnell angenommen werden, wie das Beispiel der frisch überstauten Grünlandfläche im Wilden Moor/RD im Jahr 2011 gezeigt hat. Zudem deuten die positiven Entwicklungen in der Hörner Au-Niederung/PI und bei Bramstedtlund/NF darauf hin, dass noch weiteres Potential im Land steckt. Aus diesen Gründen und aufgrund des weiterhin hohen Anteils in den EU-Vogelschutzgebieten wird der Erhaltungszustand für die Art mit „hervorragend“ bewertet.

Gefährdungen und Empfehlungen Die Einbeziehung von privaten Grünlandflächen in die SPAs „Eider-Treene-Sorge-Niederung“ und “Haaler Au-Niederung“ sowie die Ausweisung einer Dauergrünland-Umbruchverbotskulisse sind notwendig, um die Rastgebiete des Zwergschwans in Schleswig-Holstein zu schützen. Insbesondere am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburgs und in der Hörner Au-Niederung/PI sind allerdings wichtige Rastplätze nicht in der Kulisse berücksichtigt worden. In einzelnen Rast- bzw. Nahrungsgebieten verunglücken immer wieder Schwäne an Freileitungen, weil die Flüge zwischen Schlafgewässern und Nahrungsflächen in geringen Flughöhen erfolgen. So sind beispielswiese in den letzten Jahren unter der Leitung durch den Börmer Koog/SL neben einem Sing- mindestens zwei tote Zwergschwäne gefunden worden. Zudem sind auch die Rastplätze in den beiden Verbreitungsschwerpunkten zunehmend durch Planung und Bau neuer Windparks gefährdet. So ist 2014 am östlichen Rand des SPAs „Eider-Treene-Sorge“ in einer Niederungs-Einflugschneise zwischen zwei Waldgebieten der Bürgerwindpark Kropp-Tetenhusen/SL entstanden. Am Nord-Ostsee-Kanal sind in der Nähe des SPAs „Haaler Au-Niederung“ in von Zwergschwänen genutzten Bereichen sogar zwei Windparks geplant, einmal südlich Lütjenwestedts/RD, nur 800 Meter vom EU-Vogelschutzgebiet entfernt, zum Zweiten zwischen Oldenbüttel/RD und Hanerau-Hademarschen/RD. Solche hohen vertikalen Strukturen vertragen sich nicht mit den Schutzerfordernissen für den Zwergschwan.

Literatur BEEKMAN, J. (2004): News from the International Waterbird Census No. 7: S. 3.

BEEKMAN, J. (2014): Results of the International Swan Census in 2010. In: WETLANDS INTERNATIONAL (2014): „Waterbird Population Estimates“. Retrieved from wpe.wetlands.org on Tuesday 9 Sep 2014.

BEZZEL, E. (1985): Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Nonpasseriformes - Nichtsingvögel. AULA-Verlag, Wiesbaden.

BRUNS, H. A., R. K. BERNDT & O. EKELÖF (2001): Zur aktuellen Verbreitung von Blaukehlchen (Luscinia svecica cyanecula), Singschwan (Cygnus cygnus) und Zwergschwan (Cygnus columbianus) in Schleswig-Holstein. Bericht im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein.

BUSCHE, G. (1991): Zwergschwan – Cygnus columbianus. In: BERNDT, R. K. & G. BUSCHE (Hrsg.): Vogelwelt Schleswig-Holsteins, Bd. 3. Wachholtz Verlag, Neumünster.

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DELANY, S. & D. SCOTT (2006): Waterbird Population Estimates. Fourth Edition. Wetlands International.

GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. N. (1990): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 2. AULA-Verlag, Wiesbaden.

JEROMIN, K. & H. JEROMIN (2009): Rekordzahlen bei Rastvögeln: Zwergschwäne in Schleswig-Holstein. Der Falke 56: 110-112.

JEROMIN, K. & B. KOOP (2013): Untersuchung zu ausgewählten Vogelarten des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie in Schleswig-Holstein – Zusammenfassung der Berichte aus den Jahren 2007-2012. Corax 22: 161-249.

REES, E. C. & J. H. BEEKMAN (2010): Northwest European Bewick´s Swans: a population in decline. British Birds 103: 640-650.

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Rohrdommel - Botaurus stellaris

Allgemeines Als ausgesprochener Lebensraumspezialist für ausgedehnte Röhrichte ist die Rohrdommel in Deutschland verhältnismäßig selten. In der aktuellen Roten Liste wird der bundesweite Bestand mit 580-640 Rufern angegeben (SÜDBECK et al. 2007). Nach langfristiger Abnahme hatte sich der Bestand Anfang des neuen Jahrtausends stabilisiert. Daher wurde der Gefährdungsgrad in Deutschland von Kategorie 1 („vom Aussterben bedroht“) in Kategorie 2 („stark gefährdet“) herabgesetzt.

Methodik und Datenqualität Der letzte Bericht aus dem Jahr 2008 fiel in die Zeit der Erhebungen für das Brutvogelatlasprojekt ADEBAR. Er konnte daher schon alleine wegen dieses Projektes auf eine relativ gute Datengrundlage zurückgreifen. Im aktuellen Berichtszeitraum fanden derartige Erhebungen nicht statt. Da Rohrdommeln jedoch vorwiegend in attraktiven Gebieten siedeln, die auch ohne Kartierungsauftrag regelmäßig von Ornithologen aufgesucht werden und zudem bei der Balz auffällig sind, sind auch im aktuellen Berichtszeitraum viele Vorkommen bekannt und gemeldet worden. Der vorliegende Bericht hat zudem von der Einführung von ornitho.de profitiert, weil sich die Meldebereitschaft dadurch noch weiter erhöht hat. An zahlreichen Brutplätzen werden die Bestände des Weiteren seit längerem systematisch erhoben. Für diese Gebiete liegen inzwischen lange Datenreihen vor, durch die Schwankungen z. B. nach Kältewintern deutlich werden. In allen EU-Vogelschutzgebieten erfolgten zwischen 2007 und 2012 ebenfalls systematische Erfassungen, so dass das Datenmaterial für den vorliegenden Bericht insgesamt als „gut“ einzustufen ist.

Verbreitung und Habitatnutzung Die Rohrdommel benötigt als Lebensraum mehr oder weniger ausgedehnte Röhrichte (Abb. 11). Als Mindestgröße bei hohem Populationsdruck wurde eine Schilffläche von 0,5-1 ha festgestellt (JEROMIN & KOOP 2013). Verbreitungsschwerpunkte im Land sind die Binnenseen in der Holsteinischen Schweiz, die Strandseen an der Ostseeküste einschließlich Fehmarns, die verschilfenden Naturschutzköge an der Westküste Nordfrieslands, die Marschseen an der Grenze zu Dänemark sowie die Eider-Treene-Sorge-Niederung (Abb. 12). Ansonsten ist die Art in den letzten Jahren nur sporadisch im Land vertreten gewesen. Während sich die Vorkommen in den 1980er und 1990er Jahren stark auf den Osten des Landes konzentrierten, wächst der Anteil des Westens inzwischen zunehmend. Nach BERNDT et al. (2003) beherbergte das Östliche Hügelland zu Zeiten der Erfassungen zum ersten schleswig-holsteinischen Brutvogelatlas etwa 80 % des landesweiten Bestandes. Gegenwärtig sind es ca. 65 %. Im Vergleich mit der Verbreitung aus dem Zeitraum 2005-2009 blieben zuletzt viele Orte unbesetzt. Besonders auffällig waren die Veränderungen in den Flussniederungen und am Nord-Ostsee-Kanal im Westen des Landes. Doch auch im Osten blieben zahlreiche Brutplätze verwaist, vor allem suboptimale Lebensräume wie z. B. die im letzten Bericht erwähnten kleinen Schilfbereiche am Kniephagelsteich/PLÖ, am Strandgraben Bojendorf/Fehmarn sowie an einem Weiher am Niobe-Denkmal/Fehmarn. Die Auffüllung dieser Lücken dauert nach mehreren kalten Wintern in Folge noch an.

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Abb. 11: Brutplatz der Rohrdommel im Delver Koog/HEI im Jahr 2012 (K. JEROMIN).

Abb. 12: Rohrdommelbrutzeitnachweise in Schleswig-Holstein nach ornitho-Daten in den Jahren 2009-2014.

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Bestand und Bestandsentwicklung Der Rohrdommelbestand in Schleswig-Holstein ist starken Schwankungen unterworfen (Abb. 13). Da ein Teil der Brutpopulation regelmäßig versucht, im Land zu überwintern, kommt es in/nach harten Wintern zu erheblichen Bestandseinbrüchen. Nach mehreren Mildwintern sind diese aber in der Regel schnell wieder ausgeglichen. Im vorangegangen Berichtszeitraum 2002-2008 war der Brutbestand nur einmal durch den Kältewinter 2005/06 unter die Grenze von 100 Revieren gefallen (Abb. 13). Am Ende des Zeitraums hatte er bei geschätzten 175 Revieren gelegen. Auch zu Beginn des aktuellen Zeitraums erreichte er 2009 noch einmal diese Höhe. Danach brach er durch den Kaltwinter 2009/10 jedoch ein und erholte sich aufgrund mehrerer Winter mit ausgeprägten Kaltphasen in Folge zunächst nicht wieder. In dieser Zeit gelangen einige Todfunde wie z.B. im ausklingenden Winter 2009/10 im Katinger Watt/NF (Holger A. BRUNS) und im Galmsbüller Koog/NF (Martin KÜHN). Eine Übersichtstabelle mit der jährlichen Besetzung der Plätze befindet sich im Anhang. Historisch gesehen war der Brutbestand im 19. Jahrhundert wahrscheinlich deutlich höher als in den letzten 40 Jahren (BERNDT & BRUNS 2004). Alleine durch die umfangreichen Entwässerungen in den Niederungen und an den Marschseen im Westen, aber z. B. auch im Bereich des Oldenburger Grabens/OH, dürften zahlreiche Reviere verloren gegangen sein.

Abb. 13: Bestandsentwicklung der Rohrdommel in Schleswig-Holstein auf Basis von 37 regelmäßig kontrollierten Gewässern und unter Berücksichtigung neuer bzw. aufgegebener Brutplätze. Erkennbar sind die starken Einbrüche nach den Kältewintern 1995/96, 2005/06 und 2009/10.

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(K)(K)

K

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Regionale Entwicklungen:Die kalten Winter im vorliegenden Berichtszeitraum haben in allen Regionen Schleswig-Holsteins zu Bestandsrückgängen geführt. Abgesehen davon lassen sich die nachfolgenden übergreifenden Trends feststellen: In den Schutzgebieten an den Küsten haben die Bestände in den letzten Jahrzehnten zugenommen bzw. sind stabil: An der Nordsee sind vor allem durch die zunehmende Verschilfung in den Naturschutzkögen attraktive Bruthabitate entstanden. Insbesondere Beltringharder Koog/NF und Hauke-Haien-Koog/NF beherbergen zeitweise hohe Bestände. So waren in ersterem 2008 12 und 2009 11 Reviere besetzt (KLINNER-HÖTKER & PETERSEN-ANDRESEN 2009), in letzterem 2004 8 (VEREIN JORDSAND). Trotz der Vielzahl kalter Winter im Berichtszeitraum wurden im Beltringharder Koog/NF nach 2009 bis zu 6 Rufer nachgewiesen (Brigitte KLINNER-HÖTKER, Walter PETERSEN-ANDRESEN, Ingo & Angelika FAHNE) und im Hauke-Haien-Koog/NF bis zu 4 (VEREINJORDSAND). Einzig im Katinger Watt/NF, in dem durch ein geändertes Flächenmanagement das Schilf wieder zurückgedrängt werden soll, ist der Bestand rückläufig. 2002 wurden hier noch 5 Rufer festgestellt, in den letzten Jahren ist das Vorkommen unregelmäßig mit maximal einem Revier geworden. Auch die Strandseen an der Ostsee, insbesondere auf Fehmarn, wiesen zuletzt Bestandszunahmen auf (s. BERNDT et al. 2005). So wurden 2008 auf Fehmarn insgesamt 29 Rufer erfasst. Aufgrund der Kältewinter im Berichtszeitraum brach die Population zusammen, erholte sich 2013 aber immerhin schon wieder auf 10 und 2014 auf 11 besetzte Reviere (s. Tab. Anhang). Eine stabile Population beherbergt zudem das Gebiet um die Marschseen im Nordwesten des Landes. Es umfasst den Gotteskoogsee/NF, den Haasberger See/NF, den Rutebüller See/NF, den Bottschlotter See/NF sowie die Brückengrabenniederung/NF. 2013 wurden in diesem Gebiet insgesamt 10 rufende Rohrdommeln festgestellt. Ansonsten gehen im Binnenland die Bestände dagegen vielerorts zurück. In der Holsteinischen Schweiz, einst der größte Verbreitungsschwerpunkt der Art im Land (s. BERNDT et al. 2003), blieben schon im letzten Berichtszeitraum ehemals besiedelte Seen vollständig oder zeitweise verwaist (Großer Eutiner See/OH, Großer Plöner See/PLÖ) oder waren deutlich schwächer besetzt als in der Vergangenheit (Lanker See/PLÖ: 7 Reviere 1993, 2-3 Reviere 2008/2009). Dieser Trend hat sich fortgesetzt. Im Vergleich mit den oben genannten Gebieten erholten sich die Bestände in der Holsteinischen Schweiz nach den weiteren Rückgängen durch die Kaltwinter im Berichtszeitraum nur geringfügig. So wurde z. B. am Lanker See/PLÖ maximal noch 1 Rufer nachgewiesen und am Selenter See/PLÖ, an dem im Jahr 2000 noch 11 Rohrdommeln gerufen hatten, 2008 4, wurde in den letzten Jahren überhaupt keine Dommel mehr gehört. Eine vergleichbare Entwicklung ist an den Lauenburgischen Seen erfolgt. Beispielsweise wurden im Zeitraum 1988-1999 am Schaalsee/RZ maximal 11 Rufer kartiert (BERNDT et al. 2003). Zwischen 2002 und 2008 waren es maximal noch einer (JEROMIN & KOOP 2013) und im vorliegenden Berichtszeitraum keiner mehr. In beiden Regionen dürften schwindende Röhrichtbestände zu den Bestandsabnahmen beigetragen haben. Im Westen des Landes ist die Eider-Treene-Sorge-Niederung ein Binnenlandgebiet, das in der letzten Zeit an Bedeutung verloren hat. Für den Zeitraum 2000-2004 wurde für dieses Gebiet noch ein Bestand von 7 Rufern angegeben (ROMAHN et al. 2008), im Berichtszeitraum wurden lediglich 3 Vorkommen gemeldet. Von Bedeutung dürften in

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Zukunft hier lediglich Delver Koog/HEI, Hohner See/RD und mit Abstrichen die Lundener Niederung/HEI bleiben.

Vorkommen in den SPAs und Erhaltungszustand Laut gebietsspezifischer Erhaltungsziele sind für die Rohrdommel in Schleswig-Holstein neun Vogelschutzgebiete von besonderer Bedeutung: „Ramsar-Gebiet schleswig-holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“, „Gotteskoog-Gebiet“, „Östliche Kieler Bucht“, „Eider-Treene-Sorge-Niederung“, „Selenter See-Gebiet“, „NSG Ahrensee und nordöstlicher Westensee“, „Lanker See“, „Teiche zwischen Selent und Plön“ und „Schaalsee-Gebiet“. Eine Bedeutung kommt zudem den Vogelschutzgebieten „NSG Schwansener See“, „Wardersee“, „NSG Aalbekniederung“, „Traveförde“ und „Unterelbe bis Wedel“ zu. Mit Ausnahme des Wardersees/SE und des Schwansener Sees/RD waren im Berichtszeitraum alle besiedelt. Insgesamt wurde die Art in 14 SPAs nachgewiesen (Tab. 15). Die größten Bestände wiesen das „Ramsar-Gebiet schleswig-holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“, die „Östliche Kieler Bucht“, sowie das „Gotteskoog-Gebiet“ auf, die jeweils über 10 % des Landesbestandes beherbergten. In diesen drei SPAs hatten bereits im vorangegangenen Berichtszeitraum 2002-2008 die meisten Rohrdommeln gesiedelt (JEROMIN & KOOP 2013).

Tab. 15: Maximale Anzahl an Rohrdommelrevieren in den SPAs Schleswig-Holsteins und deren Anteil am Gesamtvorkommen (n = 75); Quellen: Avifaunistik Schleswig-Holstein 2012, OAG-Archiv.

Insgesamt wurden in den letzten Jahren mit deutlich verringertem Gesamtbestand 55 Reviere in EU-Vogelschutzgebieten festgestellt (Tab. 15). Bei einem geschätzten Landesbestand von zuletzt maximal 75 Revieren lagen damit 70-75 % der nachgewiesenen Vorkommen in SPAs. Im Vergleich mit den vorangegangen Berichten ist dies der bislang höchste festgestellte Wert. Nach BERNDT & BRUNS(2004) hatte er Anfang des Jahrtausends etwa 67 % betragen und im Zeitraum 2002-2008 knapp 50 % (JEROMIN & KOOP 2013). Wenn davon ausgegangen wird, dass in pessimalen Zeiten zunächst suboptimale Gebiete verwaisen, ist ein nach mehreren kalten Wintern gestiegener Anteil der Vorkommen in SPAs ein weiterer

SPA Gebietscode max. Anzahl Rufer

Anteil an der Gesamtzahl [%] Erfassungsjahr

Ramsar-Gebiet S-H Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete DE 0916-491 11 14,7 2011

Östliche Kieler Bucht DE 1530-491 11 14,7 2014Gotteskoog-Gebiet DE 1119-401 10 13,3 2013NSG Ahrenssee und nordöstl. Westensee DE 1725-401 4 5,3 2014

Teiche zwischen Selent und Plön DE 1728-401 4 5,3 2010Eider-Treene-Sorge-Niederung DE 1622-491 3 4,0 2009-2014Oldenburger Graben DE 1731-401 3 4,0 2014Schaalsee-Gebiet DE 2331-491 3 4,0 2011Lanker See DE 1727-401 2 2,7 2010Schlei DE 1423-401 0,0 2014Flensburger Förde DE 1123-491 1 1,3 2014Selenter See-Gebiet DE 1628-491 1 1,3 2010NSG Aalbekniederung DE 2030-303 1 1,3 2011Traveförde DE 2031-401 1 1,3 2012Summen 55 73,3

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Hinweis dafür, dass die für die Rohrdommel wichtigsten Gebiete im Land als Vogelschutzgebiet ausgewiesen worden sind. Bestandsverluste im Binnenland (vor allem durch Schilfrückgang) konnten zuletzt noch durch Zunahmen an den Küsten weitgehend kompensiert werden. Der deutliche Bestandsrückgang in den letzten Jahren wird überwiegend auf die Abfolge mehrerer Winter mit ausgesprochenen Kaltphasen zurückgeführt. Bislang wurden derartige Verluste in zwei bis vier Jahren wieder ausgeglichen (s. Abb. 13). Diese Zeit ist nach dem letzten kalten Winter noch nicht vergangen. Da es wahrscheinlich ist, dass sich der Bestand nach mehreren milden Wintern wieder erholen wird und weil ein hoher Anteil der Vorkommen in SPAs siedelt, wird aktuell noch von einem „guten“ (B) Erhaltungszustand der Art in Schleswig-Holstein ausgegangen.

Gefährdungen und Empfehlungen Abgesehen vom Klima wird die Rohrdommelpopulation in Schleswig-Holstein gegenwärtig vorwiegend durch Beeinträchtigungen der Schilfbestände beeinflusst: In den letzten Jahrzehnten hat der Umfang der Röhrichtgürtel an den Gewässern in einigen Gebieten stark abgenommen. Dazu gehören beispielsweise die Seen in der Holsteinischen Schweiz und im Herzogtum Lauenburg. So sind die aquatischen Röhrichtbestände an ausgewählten Seen in der Holsteinischen Schweiz seit den 1950er Jahren um 78,6 % zurückgegangen, am Großen Plöner See/PLÖ sogar um 98 % (JENSEN et al. 2010). Abnehmende Röhrichtbestände sind dabei kein lokales Problem, sondern betreffen viele Regionen in Mitteleuropa (s. OSTENDORP 1989). Rohrdommeln verlieren dadurch ihren Lebensraum. Als mögliche Ursachen für die Rückgänge der Schilfbestände werden verschiedene Faktoren diskutiert: Wasserstandsführung, direkte und indirekte Effekte der Gewässer-Eutrophierung, Herbivorie durch Wasservögel, mechanische Belastung z. B. durch Wellenschlag oder Treibgut, Beschattung im Uferbereich durch aufwachsende Gehölze, Uferverbau sowie gestiegene Freizeitnutzung der Gewässer (Zusammenfassung in JENSEN et al. 2010). In der Regel ist nicht ein einzelner Faktor dafür verantwortlich, sondern ein interagierender Faktorenkomplex. Da Rohrdommeln auf Altschilfbestände angewiesen sind, reduziert die Mahd von Röhrichten den besiedelbaren Lebensraum. Von dem Aufkauf vieler Flächen durch die Stiftung Naturschutz in den letzten Jahren und der damit verbundenen Einstellung der Schilfmahd hat die Art daher profitiert. Es gibt aber weiterhin zahlreiche Gebiete, in denen Schilf gemäht wird. Davon sind sogar einige Verbreitungsschwerpunkte in SPAs betroffen. So werden z. B. am Gotteskoog/NF, am Hauke-Haien-Koog/NF und am Wesseker See/OH oder in der Lundener Niederung/HEI noch große Schilfflächen kommerziell geerntet. An mehreren Brutgewässern werden Rohrdommeln durch Freileitungen über den Röhrichten gefährdet, u. a. in folgenden SPAs oder Schutzgebieten: - Niederung zwischen Lanker See/PLÖ und Kührener Teich/PLÖ,

- Pohnsdorfer Stauung/PLÖ, - Flügger Teich/Fehmarn.

Die Leitungen über die Lebrader Teiche/PLÖ, an der es 2003 einen dokumentierten Totfund gab und Lammershagener Teiche/PLÖ sind seit dem letzten Bericht abgebaut worden.

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Literatur AVIFAUNISTIK SCHLESWIG-HOLSTEIN (2012): Brutvogelmonitoring in den EU-

Vogelschutzgebieten in den Jahren 2007-2012 - Endbericht. Unveröff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek.

BERNDT, R. K. , B. KOOP & B. STRUWE-JUHL (2003): Vogelwelt Schleswig-Holsteins, Bd. 5, Brutvogelatlas. Wachholtz Verlag, Neumüster.

BERNDT, R. K. & H. A. BRUNS (2004): Brutbestand der Rohrdommel (Botaurus stellaris) in Schleswig-Holstein (1970-2001). Corax 19: 233-244.

BERNDT, R. K., K. HEIN, B. KOOP & S. LUNK (2005): Die Vögel der Insel Fehmarn. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum.

JENSEN, K., W. SCHOENBERG, B. HOLSTEN, F. LÖSCHENBRAND, M. EDER, S. ZIMMERMANN & S. HEEMANN (2010): Renaturierung degradierter Ufersbachnitte an Seen der Holsteinischen Schweiz. Abschlussbericht im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück.

JEROMIN, K. & B. KOOP (2013): Untersuchungen zu ausgewählten Vogelarten des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie in Schleswig-Holstein – Zusammenfassung der Berichte aus den Jahren 2007-2012. Corax 22: 161-249.

KLINNER-HÖTKER, B. & W. PETERSEN-ANDRESEN (2009): Ornithologisches Gutachten Nordstrander Bucht/Beltringharder Koog. Jahresbericht 2009. Unveröff. Gutachten, Naturschutzstation „Holmer Siel“ im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek.

OSTENDORP, W. (1989): Die-back of Reeds in Europe – A critical Review of Literature. Aquatic Botany 35: 5-26.

ROMAHN, K., K. JEROMIN, J. KIECKBUSCH, B. KOOP & B. STRUWE-JUHL (2008): Europäischer Vogelschutz in Schleswig-Holstein – Arten und Schutzgebiete. Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek.

SÜDBECK, P., H.-G. BAUER, M. BOSCHERT, P. BOYE & W. KNIEF (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30.11.2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-82.

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Anhang

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Tab. A: Rohrdommelbrutpätze in Schleswig-Holstein 2009-2014. Region Orte TK-Viertel Schutzstatus 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Aventoft (Magisterkoog) 1019-4 2Barsbeker See 1527-4 1Barkauer See/OH 1929-2 NSG 1 2 1 0 1 0Behler See 1828-2 1 0 0Behnkenmühlener Teich 1727-3 1 1 1 0 0Belauer See 1827-4 1 1Beltringharder Koog 1419-3 SPA 11 6 5 5 6Bokelholmer Teiche 1724-4 NSG 0 1Bordelumer Teiche 1319-2 NSG 1Brückengrabenniederung 1118-2 1Dannauer See 1729-3 NSG 0 0 0 0 0Dieksee 1829-1 1 0Dobersdorfer See 1629-4 0Eider Katinger Watt 1719-1 NSG, SPA 1Eiderstedt Ording, Dünenteich 1717-2 1Eider-Treene-Sorge-Niederung Delver Koog 1621-3 NSG, SPA 1Eider-Treene-Sorge-Niederung Hohner See 1622-4 NSG, SPA 1 1 1 1 1Eider-Treene-Sorge-Niederung Süderstapeler Westerkoog 1621-3 1Einfelder See 1826-3 NSG 0Elbe Haseldorfer Marsch 2323-4 NSG, SPA 1 1Fehmarn Albersdorfer Niederung 1532-4 1 0 0Fehmarn Altenteiler See-Wald 1432-3 SPA 1 1 1 1 1 1Fehmarn Ausstichteich Westermarkelsdorf 1432-3 1 1Fehmarn Altenteiler See-West 1432-3 SPA 1 1 1 0Fehmarn Blankenwisch 1433-3 0Fehmarn Ausgleichsfläche am Fastensee 1432-3 SPA 1 0Fehmarn Fastensee 1432-3 SPA 1 0 1Fehmarn Fehmarn, Depenhusen 1532-3 SPA 0 ?Fehmarn Flügger Teich 1532-1 SPA 1 1 1 1 1Fehmarn Flügge 1532-1 SPA 1 1 0 0Fehmarn Gammendorfer See (Westerwiese) 1432-4 SPA 1 1 1 1 0 1Fehmarn Grüner Brink 1433-3 SPA 1 1 1 0 0Fehmarn Krummsiek/südl. Gr. Brink 1433-3 SPA 0 1 1Fehmarn Markelsdorfer See 1432-3 SPA 1 1 1Fehmarn Wallnau 1532-1 SPA 1 2 1 1 2 1Fehmarn Püttsee 1532-1 SPA 1 1 1Fehmarn Sahrensdorfer See 1533-3 SPA 0Fehmarn Salzensee 1432-3 SPA 1 1 1 1Fehmarn Schilf südl. Fastensee 1432-3 SPA 1 0 0Fehmarn Schilfgebiet Gold 1532-4 0 0Fehmarn Sulsdorfer Wiek 1532-3 NSG, SPA 1 1Fehmarn Teichhof, Altenteiler See-Ost 1432-3 SPA 1 0 1Fehmarn Wenkendorfer See 1432-4 SPA 0 0Fehmarn westlich Burgstaaken 1533-3 0 0Flensburger Förde Westerwerker See 1123-1 SPA 0Föhr Oevenum 1Fuhlensee-Bornhöved 1927-1 0 0Geltinger Birk 1225-1 2 1Gödfeldteich 1728-1 SPA 0 0Goossee 1525-3 0Gotteskoogsee 1118-4 SPA 2 5 7 8 8 4Grambeker Teich 2430-1 1 ? ? 1Grebiner See 1828-2 1 0 0Großer Eutiner See 1829-2 0

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Fortsetzung Tab. A: Rohrdommelbrutpätze in Schleswig-Holstein 2009-2014. Region Orte TK-Viertel Schutzstatus 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Großer Plöner See Rohrdommelbucht 1828-1 SPA 0 0Großer Pönitzer See 1930-3 1Güsdorfer Teich 1828-1 1 1 1 1 1 0Haasberger See 1119-1 SPA 1 0 1 1 2Hauke-Haien-Koog (gesamt) 1318-2 NSG, SPA 5 4 3 4 2 3Hemmelmarker See 1525-1 0Hemmelsdorfer See 2030-2 SPA 1 0Himmelmoor 2225-3 1Hohwachter Bucht Gr. Binnnensee 1629-4 SPA 0 0Hohwachter Bucht Kronswarder 1629-4 NSG, SPA 0 0 0Hohwachter Bucht Sehlendorfer See 1630-3 NSG, SPA 0 0Kahlebüller See 1118-2 SPA 1 1 1 1Kasseteiche 1627-2 0 0 0Kieler Förde Barsbeker See 1527-4 0 0Kleiner Benzer See 1729-4 0Kleiner Plöner See 1828-1 SPA 0 0Kletkamper Teiche 1729-4 0 0Kniephagelsteich 1828-2 0 0Kührener Teich 1827-2 NSG, SPA 0 0Lammershagen II 1728-2 SPA 1 1 0 0Lammershagen III 1728-2 1 1 1Lammershagen IV 1728-2 SPA 0 0Lammershagen V 1728-2 SPA 0 0Lanker See 1727-4 NSG, SPA 3 2 1Lebrader Teiche 1728-4 NSG, SPA 2 2 1 1 0 0Lehmkuhlen, Gutspark 1728-3 0Lütjensee 1726-4 NSG 0Meldorfer Speicherkoog 1819-4 SPA 0 0 0 0 0 0Messin 1730-4 1Methorstteich 1724-2 NSG 1 0Nettelsee 1827-1 0Rixdorfer Teiche Neuenbrooksteich 1828-2 0 0Nord-Ostsee-Kanal Spülfläche Äbtissinwisch 2021-2 0Nord-Ostsee-Kanal Spülfläche Beldorf 1822-3 0Nord-Ostsee-Kanal Spülfläche Oldenbüttel 1822-2 1 0 1 0Nord-Ostsee-Kanal Spülfläche Schachtholm 1723-4 0 0Nord-Ostsee-Kanal Spülfläche südl. Flemhuder See 1625-4 0Nord-Ostsee-Kanal Spülfläche westl. Flemhuder See 1625-4 1Nord-Ostsee-Kanal Spülfläche Tackesdorf 1822-2 1 1 0Nusser See 2329-1 0 0 0 0 0Oberteich, Kasseedorf 1830-1 NSG 1 0Offenbütteler Moor/HEI 1Oldenburger Graben Dannauer Polder/OH 1731-1 SPA 1 1 1 1 1 1Oldenburger Graben Ehlerstorfer Polder/OH 1731-1 SPA 1 0Oldenburger Graben Klenauer Schilf 1731-2 SPA 0Oldenburger Graben Hardewiese 1731-2 SPA 0Oldenburger Graben Wesseker See 1630-4 NSG, SPA 3 1 1 1 2Oldenburger See 2330-3 NSG, SPA 0 0Pantener Moorweiher 2329-2 NSG, SPA 0 0 0 0Pohnsdorfer Stauung 1727-3 1 1 1 0 0Postsee 1727-3 2 1 0Ratzeburger See 2230-3 SPA 0Rickelsbüller Koog 1017-2 SPA 1 0 1 0

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Fortsetzung Tab. A: Rohrdommelbrutpätze in Schleswig-Holstein 2009-2014. Region Orte TK-Viertel Schutzstatus 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Rixdorfer Teiche Rathjensdorfer Teich 1828-2 NSG, SPA 0 0 0Rixdorfer Teiche Rixdorfer Teich 1728-3 NSG, SPA 1 1 1 1 1Rixdorfer Teiche Rummelteich 1828-2 NSG, SPA 1 0 0 0Roedenäs 1118-1 0Rottensee 1728-4 0 0 0 0Rümlandteich 1724-2 1 2 1 1 1 0Russee 1726-1 1Rutebüller See 1118-2 SPA 1Schaalsee-Gebiet Gr. Mustiner See 2331-1 SPA 1Schaalsee-Gebiet Grammsee 2231-3 SPA 0Schaalsee-Gebiet Mechower See 2230-4 SPA 2 2 1?Schaalsee-Gebiet Pfuhlsee 2331-3 SPA 0Schaalsee-Gebiet Pieper See 2331-3 SPA 0Schaalsee-Gebiet Salemer Moor 2330-2 SPA 0Schaalsee-Gebiet Sarnekower See 2231-3 SPA 0Schaalsee-Gebiet Schaalsee Tiergarten 2331-3 SPA 0Schaalsee-Gebiet Mechower See (MVP) 2230-4 SPA 1Schaalsee-Gebiet Segrahner See 2430-2 SPA 0Scharsee 1727-4 1 1 0 1Schlei Winning 1423-4 1 2Schlichtinger Moor 1720-2 1Schluensee 1828-2 1 0 0 1 0 0Schmalensee 1927-2 0Schwanensee 1828-1 0 0Schwansener See 1326-3 NSG, SPA 0Schwentine Fuhlensee-Schwentine 1827-2 0 0Schwentine Schwentine/Wittmoldt 1828-1 0Schwentine Kronsee 1827-2 1Seedorfer See 1928-1 NSG 1 1 2 2 0Selenter See Giekau-Bucht 1629-3 NSG, SPA 0 1 0 0Selenter See Pülsen-Grabensee-Selent 1628-4 SPA 0 0Selenter See Selenter See-Seekrug 1729-1 NSG, SPA 0 0Sibbersdorfer See 1829-2 0 0Spitzbrook 1728-2 0Stocksee 1928-1 NSG 0 0Stoffsee 1625-4 NSG 0Sylt Rantumbecken 1115-2 NSG, SPA 1 ? ? 2 1Trammer See 1828-1 0 0Trave Schellbruch 2030-3 NSG, SPA 1 1Wardersee 2028-2 SPA 0 0 0Westensee Ahrensee 1625-4 NSG, SPA 1Westensee Gr. Schierensee 1725-2 SPA 1Westensee Westensee 1725-2 SPA 1Westensee Boossee 1725-2 SPA 1 1 1Westensee Landbrücke Ahrensee 1625-4 NSG, SPA 1Wielener See 1828-1 0Winderatter See 1123-4 0Wittensee 1624-1 1

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Rohrweihe - Circus aeruginosus

Allgemeines Mit 5.900-7.900 Brutpaaren gehört die Rohrweihe zu den seltenen Vogelarten in Deutschland (SÜDBECK et al. 2007). Der Bestand ist lang- und kurzfristig stabil geblieben, so dass die Art bundesweit nicht als gefährdet gilt.

Methodik und Datenqualität Die Rohrweihe gehört zu den Greifvogelarten, deren Vorkommen von Mitgliedern der OAG in der Regel gemeldet werden. Vor der Einführung von ornitho.de waren allerdings zusätzliche Untersuchungen auf größeren Probeflächen zwingend notwendig, um ein repräsentatives Bild der Rohrweihenvorkommen im Land zu erhalten, da das Beobachternetz für diese weit verbreitete Art nicht dicht genug war. Derartige Erfassungen erfolgten 2001 (KOOP et al. 2001) sowie im Zeitraum 2005-2008. In letzterem sind die Kreise Nordfriesland und Schleswig kartiert worden (Bodo GRAJETZKY, Thomas GRÜNKORN), die Eidermündung (Holger A. BRUNS), der Kreis Plön sowie Fehmarn (Bernd KOOP). Durch ornitho.de wurde in den letzten Jahren eine deutlich bessere Abdeckung im Land erreicht, wodurch im Berichtszeitraum auf die großflächigen Probeflächenerfassungen weitgehend verzichtet werden konnte. Lediglich der Norden des Kreises Nordfriesland sowie die Insel Fehmarn wurden im Jahr 2014 systematisch kontrolliert. Wichtige Informationen lieferte zudem das Monitoring in den EU-Vogelschutzgebieten in den Jahren 2007-2012 (AVIFAUNISTIK SCHLESWIG-HOLSTEIN 2012). Das vorhande Datenmaterial dürfte damit insgesamt einen ausreichenden Überblick über das Vorkommen der Rohrweihe im Land im Berichtszeitraum geben und wird daher trotz geringer ausfallenden Probeflächenerfassungen noch als „gut“ angesehen.

Verbreitung und Habitatnutzung Die Rohrweihe bewohnt offene Landschaften. Als Neststandort dienen in erster Linie Süß- und Brackwasserröhrichte an Binnen- und Strandseen sowie Flüssen (Abb.14). In ausgedehnten Röhrichten kann es dabei zu einem fast kolonieartigen Brüten mehrerer Paare dicht beieinander kommen. Umgekehrt reichen für eine Nestanlage mitunter bereits sehr kleine Rörichtbestände. So brütet die Art in der Marsch und der Eider-Treene-Sorge-Niederung u. a. in schmalen Schilfstreifen an Gräben, die sich dort in Folge abnehmender Beweidung und nachlassender Grabenräumungen immer weiter ausbreiten. Vor allem in der Marsch befinden sich zudem einige Neststandorte in Raps- und Getreidefeldern. Deren Anteil hat seit den 1990er Jahren vor allem im Osten des Landes stark abgenommen. Die Nahrungssuche findet teilweise in großer Entfernung vom Neststandort statt. Neben Röhrichten bevorzugt die Art hierfür vor allem Gewässerufer, Grünland und Salzwiesen. Solange es sie gab, stellten auch Brachen ein präferiertes Nahrungshabitat dar. Aufgrund der beschriebenen Habitatwahl liegen die Verbreitungsschwerpunkte der Rohrweihe in Schleswig-Holstein an den Küsten und in den gewässerreichen Landesteilen im Binnenland. Im Vergleich mit dem Berichtszeitraum 2002-2008 gab es keine auffälligen Veränderungen in der Verbreitung (Abb. 15, 16). Im Westen des Landes sind dabei vor allem die nordfriesischen Inseln, die Naturschutzköge Rickelsbüller Koog/NF, Hauke-Haien-Koog/NF, Beltringharder Koog/NF, Katinger Watt/NF, Meldorfer Speicherkoog/HEI sowie die Unterelbe

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Dichtezentren. Weitere Schwerpunkte befinden sich an den Marschseen im Nordwesten (Gotteskoogsee/NF, Haasberger See/NF, Ruttebüller See/NF, Kahlebüller See/NF) sowie im Vorland des Neufelder Koogs/HEI. Im Osten liegen die Verbreitungszentren an den Strandseen an der Küste (vor allem auf Fehmarn), an den Binnenseen der Holsteinischen Schweiz sowie entlang des Oldenburger Grabens/OH. Die gewässerarme Geest ist deutlich schwächer besiedelt als Marsch und Östliches Hügelland. Dichtere Vorkommen gibt es hier nur in den Niederungen (Eider-Treene-Sorge-Niederung, Miele-Niederung/HEI, Hörner Au-Niederung/PI) sowie auf den Spülflächen am Nord-Ostsee-Kanal.

Abb. 14: Rohrweihenbrutplatz am Hohner See/RD am 03.06.2010 (K. Jeromin).

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Abb. 15: Rohrweihenbrutzeitnachweise in Schleswig-Holstein nach ornitho-Daten in den Jahren 2009-2014.

Abb. 16: Brutverbreitung der Rohrweihe in Schleswig-Holstein im Zeitraum 2002-2009 (Anzahl der Reviere pro TK 25-Quadrant, Datenquelle: vorwiegend „ADEBAR“-Kartierung). Während die gewässerarme Geest mit Ausnahme der Flussniederungen nur punktuell von Einzelpaaren besiedelt ist, sind einige Lücken im nördlichen und südlichen Dithmarschen Erfassungslücken.

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Bestand und Bestandsentwicklung Die ornitho-Daten der letzten drei Jahre zeigen im Vergleich mit den ADEBAR-Ergebnissen keine auffälligen Unterschiede im Verbreitungsmuster der Art (Abb. 15, 16). Regionale Erhebungen weisen ebenfalls auf keine großen Bestandsveränderungen hin, möglicherweise aber auf einen insgesamt leicht negativen Trend in den letzten drei Jahren. So ist der Bestand in vielen bedeutenden Gebieten im Berichtszeitraum relativ stabil geblieben. So wurden im SPA „Eider-Treene-Sorge-Niederung“ im Berichtszeitraum 36 Reviere kartiert, nachdem für die Jahre 2000-2004 32 Reviere angegeben worden waren (AVIFAUNISTIK SCHLESWIG-HOLSTEIN 2012). Im SPA „Unterelbe bis Wedel“ wurden zwischen 2007 und 2011 14 Reviere erfasst, nach 11 in den Jahren 2001-2003, und das SPA „Schaalsee-Gebiet“ beherbergte 2012 12 Reviere, nach 10 zwischen 2003 und 2006 (AVIFAUNISTIK SCHLESWIG-HOLSTEIN 2012). Bei der letzten Gesamtkartierung des Beltringharder Kooges/NF im Jahr 2009 wurden 26 Rohrweihen-Reviere nachgewiesen. Dies war noch einmal ein deutlicher Anstieg der Vorkommen im Vergleich mit den Vorjahren (Abb. 17). Der Koog stellt damit gegenwärtig den bedeutendsten Einzelbrutplatz in Schleswig-Holstein dar. Seit 2010 wird nur noch der nördliche Teil des Gebietes kartiert. Nach anfangs weiterer leichter Zunahme veränderte sich der Bestand auch hier zuletzt kaum noch (Brigitte KLINNER-HÖTKER, Tab. 16). Anderenorts nahmen die Vorkommen insbesondere in den letzten Jahren leicht ab. So ergaben großräumige Erfassungen auf Fehmarn bzw. einer Probefläche im nördlichen Nordfriesland im Jahr 2014 leicht rückläufige Bestände nach einem Hoch 2008 (Bernd KOOP u.a., Tab. 17, 18). Noch ein wenig deutlicher fiel die Bestandsabnahme an der Eidermündung sowie im Kreis Plön aus, wo sich die Populationen nach anfänglicher Zunahme im Berichtszeitraum zuletzt halbierten (Holger A. BRUNS, Bernd KOOP u.a., Tab. 16, 19).

Abb. 17: Entwicklung des Rohrweihenbestandes im Beltringharder Koog/NF bis 2009. (Seit 2010 wird nur noch der Nordteil des Kooges systematisch erfasst).

0

5

10

15

20

25

30

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Jahr

Anz

ahl R

evie

re

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Im Kreis Plön spielte dabei wahrscheinlich die Witterung eine Rolle. Das Frühjahr 2014 fiel im Kreis sehr trocken aus. Viele bekannte Brutorte waren dadurch nicht geeignet und wurden nicht angenommen. An den besetzten Brutplätzen führten eine erhöhte Prädationsrate sowie Nahrungsengpässe wärend der Jungenaufzucht zu zahlreichen Brutausfällen (B. KOOP, Tab. 19).

Tab. 16: Entwicklung des Rohrweihenbestandes im Nordteil des Beltringharder Koogs/NF und an der Eidermündung seit 2007.

Tab. 17: Rohrweihenbestände auf Fehmarn in ausgewählten Jahren.

Ort 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014Beltringharder Koog-Nord 3 5 5 7 8 5 8 8Eidermündung 10(-12) 11(-12) 12(-14) 14(-15) 12(-13) 6(-11) 7(-19) 6(-8)

Ort 2001 2008 2011-2013 2014Fastensee, Graben 1 1 1 1Fastensee, Biotope 0 0 1 1Salzensee 1 1 1 1Markelsdorfer See 1 1 1 1Altenteiler See 1 1 1 1Schlagsdorf 1 0 0 1AltenteilerSee Ost 1 2 2 2Wenkendorfer See 0 1 2 0Gammendorfer See 1 2 1 1Westerwiese 1 1 1 3Krummensiek 1 1 1 1NiobeWeiher 1 0 1 1Wallnau 3 2 2 1Püttsee 2 2 1 1Flügge 1 1 0 0Flügger Teich 1 2 1 1Gollendorf 1 0 0 0Spitzenorth 0 1 ? 0Bisdorf 0 1 ? 0Lemkendorf 0 1 ? 1Sulsdorfer Wiek 1 1 1 1Deepenhusen 0 1 1 0Albertsdorfer Niederung 1 1 1 1Teschendorf/Neujellingsdorf 1 1 ? 1Gold 0 1 ? 0Avendorf 0 1 ? 0Poggensiek 0 1 ? 0Niemannsgraben 0 2 ? 0Preesen, Deichgraben 0 1 ? 0Sahrensdorfer See 2 2 1 1Burger Binnensee 0 1 1 1Burgstaaken 0 1 1 1Vitzdorf 0 1 1 0Katharinenhof 0 1 ? 0Summen (gezählt) 23 37 24 24Summen (geschätzt) 23 37 30 28

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Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte dürfte der aktuelle landesweite Bestand der Rohrweihe bei max. 750 Revieren liegen. Damit ist er seit nunmehr knapp 30 Jahren auf hohem Niveau mit den bei Vögeln üblichen natürlichen Fluktuationen stabil. Im Zeitraum der Erfassungen zum ersten Brutvogelatlas des Landes 1985-1994 wurde der Bestand mit 730 Revieren angegeben (BERNDT et al. 2003). Nach großräumigen Probeflächenerfassungen schätzten ihn KOOP et al. (2001) im Jahr 2001 auf 660 Revierpaare. Die Kartierungen zum bundesweiten Brutvogelatlass „ADEBAR“ 2003-2009 ergaben schließlich eine Population von 880 Paaren. Langfristig hat der landesweite Bestand nach Einstellung der Jagd in den 1970er Jahren stark zugenommen. 1967 wurde er lediglich auf 150, 1980 auf 250 Reviere geschätzt (LOOFT 1990). Im Westen des Landes beruhte die Bestandszunahme dabei zu einem großen Teil auf der Erschließung neuer Bruthabitate (BUSCHE 2002). So war die flächige Besiedelung der Seemarsch nach 1980 erst durch das Anlegen von Nestern in Kleinströhrichten und (insbesondere mit Wintergetreide bestellten) Äckern möglich.

Tab. 18: Rohrweihenbestände im nördlichen Kreis Nordfriesland in ausgewählten Jahren.Ort 2001 2008 2014Klanxbüll 1 0 ?Klixbüll 1 1 0Rodenäs 1 1 1Freesmark 1 0 0Kophallig 1 0 0Neukirchen (Klärwerk, Teiche) 1 1 1Brückengrabenniederung 0 1 1Hülltofter Tief 1 1 1Rutebüller See SE 1 1 1Rutebüller See S 1 1 1Jacobswarft 1 0 0Aventoft NW 1 1 1Aventoft NE 1 1 1Aventoft Schmiede 0 1 1Christinenfeld (Emmelsbüll) 0 1 1Emmelsbüll-Horsbüll 1 3 ?Gotteskoogsee NW 1 1 1Gotteskoogsee N 1 1 1Gotteskoogsee M 1 1 1Gotteskoogsee S 1 1 1Grellsbüll 0 1 1Haasberger See 1 3 2Humptrup 1 0 0Kahlebüller See 1 3 1Summen 20 25 18

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Tab. 19: Rohrweihenbestände sowie die Anzahl der flüggen Jungen (soweit bekannt) im Kreis Plön in ausgewählten Jahren.

TK-Viertel Ort 2001 2007-2011

2012-2013 2014 Junge 2014

1527-4 Barsbeker See 3 3 2 2 2+11528-3 Fernau 1 1 1 01528-4 Strandsee Schmoel 1 1 1 01627-2 Passader See 1 1 0 01627-3 Mönkeberger See 1 1 1 1 ?1627-3 Brammer Teich 1 1 0 1 ?1627-4 Kasseteich 1 1 1 01627-4 Dobersdorfer See 1 1 ? 01628-3 Passader See (Stoltenberg) 1 1 1 1 01628-4 Selenter See 1 2 1 01629-1 Malmsteg 0 1 0 01629-1 Monkamp 0 1 0 01629-1 Futterkamp 0 1 0 01629-2 Kleiner Binnensee 1 1 1 1 11629-3 Niental 0 0 1 0?1629-3 Selenter See, Giekau-Neuhaus 2 1 1 01629-4 Großer Binnensee 1 1 1 1 01629-4 Kronswarder 1 1 1 1 01629-4 Fuhlensee 1 1 1 1 01629-4 Piesberg 1 1 1 1 01630-3 Sehlendorfer See 1 1 1 1 01726-4 Bothkamper See 1 1 ? 01726-4 Lütjensee 0 0 0 01727-1 Wellsee 1 1 1 1 ?1727-1 Neuwühren 0 1 ? 01727-2 Weinberg 0 1 ? 0?1727-3 Pohnsdorfer Stauung 1 1 1 1 01727-3 Postsee-Nord 1 1 1 1 01727-3 Postsee-Süd 2 1 1 1 01727-3 Behnkenmühlen 0 1 1 1 01727-3 Alte Schwentine 0 1 1 1 01727-4 Lanker See 4 2 1 0?1727-4 Scharsee 0 1 1 1 01728-1 Gödfeldteich 2 1 1 1 01728-2 Lammershagener Teiche 2 1 1 1 ?1728-3 Rixdorfer Teiche 1 1 1 1 01728-3 Kampraden (Eckbeksteich) 0 1 0? 01728-4 Osterwischteich 1 1 0 01728-4 Rottensee 0 1 1 1 ?1728-4 Langenbrücksdiek 1 1 1 01728-4 Lebrader Teiche, Nord 1 1 0 01728-4 Lebrader Teiche, Süd 1 1 1 1 01729-2 Lütjenburg, Klärwerk 1 0 0 01729-2 Kossau, Helmstorf 1 0 0 01729-2 Kletkampteiche (Schakkenteich) 1 1 1 1 01729-3 Dannauer See 1 1 1 01729-3 Söhren-Neukirchen 1 1 0 01826-2 Drögen Eider 1 1 1 01826-2 Hochfelder See 0 1 0 01826-4 Busdorf 0 0 1 0?1826-4 Ovendorfer Redder 1 1 1 0

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Tab. 19: Fortsetzung

Vorkommen in den SPAs und Erhaltungszustand In den letzten Jahren sind in 29 EU-Vogelschutzgebieten Rohrweihen-Reviere nachgewiesen worden (Tab. 20). Insgesamt beherbergten die SPAs 228 Revierpaare, was etwa 30 % des aktuellen Landesbestandes von 750 Revierpaaren entspricht. Dieser Anteil hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum geändert. 2001 war er auf 25-30 % geschätzt worden (KOOP et al. 2001) und im letzten Berichtszeitraum 2002-2008 auf 20-25 % (JEROMIN & KOOP 2013). Den gebietsspezifischen Erhaltungszielen (gEHZ) zufolge weisen acht SPAs eine besondere Bedeutung für die Rohrweihe auf: „Schlei“, „Östliche Kieler Bucht“, „Eider-Treene-Sorge-Niederung“, „NSG Ahrensee und nordöstlicher Westensee“, „Teiche zwischen Selent und Plön“, „Oldenburger Graben“, „Unterelbe bis Wedel“ und „Schaalsee-Gebiet“. Weitere 19 sind von Bedeutung. Die wichtigsten Vogelschutzgebiete im Berichtszeitraum waren das “Ramsar-Gebiet schleswig-holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete“, die „Eider-Treene-Sorge-Niederung“, die „Östliche Kieler Bucht“ und das „Gotteskoog-Gebiet“ (Tab. 20). Sie alle berherbergten über 2 % des Landesbestandes. Über 1 % wiesen noch die „Unterelbe bis Wedel“, das „Schaalsee-Gebiet“, der „Oldenburger Graben“, „Eiderstedt“ und die „Schlei“ auf. In den Gebieten „NSG Ahrensee und nordöstlicher Westensee“ sowie „Teiche zwischen Selent und Plön“, die nach den gEHZ ebenfalls von besonderer Bedeutung für die Rohrweihe sein sollen, wurden dagegen wie im vorangegangen Berichtszeitraum nur geringere Bestände festgestellt.

TK-Viertel Ort 2001 2007-2011

2012-2013 2014 Junge 2014

1827-1 Nettelsee 1 1 0 01827-1 Nettelau 0 0 0 1 ?1827-1 Löptiner See 0 1 1 01827-2 Kührener Teich 1 1 1 01827-2 Kührener Niederung 0 1 1 1 ?1827-2 Kronsee 1 1 1 01827-2 Fuhlensee 1 1 1 01827-2 Lanker See-Süd 0 1 1 01827-3 Stolper See 2 1 1 1 ?1827-3 Depenauer Moor 1 1 1 1 01827-4 Belauer See 1 1 1 1 11827-4 Diekhof (gestaute Niederung) 0 1 ? 0?1828-1 Schwentine Brache 1 1 1 1 01828-1 Kleiner Plöner See 1 1 1 01828-1 Güsdorfer Teich 1 1 1 01828-2 Rummeldteich 1 1 0 01828-2 Rathjensdorfer Teich 1 1 1 01828-2 Schluensee 1 1 1 01828-2 Schmarkau, Behler Niederung 1 1 1 01828-2 Schmarkau, Hof Schmarkau ? 1 0 01828-2 Grebiner See ? 1 0 01828-2 Kniphagelsteich 1 1 1 01828-4 Bischofssee 0 1 0 01926-1 Altbokhorst 1 1 ? 01928-1 Tensfelder Au 1 0 1 0

Summen (gezählt) 64 73 52 30Summen (geschätzt) 64 73 60 32

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Tab. 20: Maximale Anzahl an Rohrweihenrevieren in den SPAs Schleswig-Holsteins und deren Anteil am Gesamtvorkommen (n = 750); Quellen: Avifaunistik Schleswig-Holstein 2012, OAG-Archiv.

Der landesweite Bestand der Rohrweihe befindet sich gegenwärtig weiterhin auf einem hohen Niveau. Die leichte Abnahme in den letzten Jahren überschreitet noch nicht den Rahmen natürlicher Fluktuationen. Die Erfassungen in den SPAs in den letzten Jahren deuten auf eine stabile Population hin, wobei in den meisten Vogelschutzgebieten von einem „guten“ (B) Erhaltungszustand der Art ausgegangen wird (AVIFAUNISTIK SCHLESWIG-HOLSTEIN 2012). Aus den genannten Gründen wird auch der Erhaltungszustand im gesamten Land noch mit „gut“ (B) bewertet. Zukünftig muss allerdings mehr auf den Bruterfolg der Art geachtet werden. In den letzten Jahren wurden vor allem im Osten des Landes vermehrt schlechte Brutergebnisse beobachtet. Sollte dieser Trend anhalten oder sich ausweiten, wird dies langfristig zu einer Abstufung des Erhaltungszustandes führen.

SPA Gebietscode Anzahl Reviere

Anteil an der Gesamtzahl [%] Erfassungsjahr

Ramsar-Gebiet S-H Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete DE 0916-491 56 7,5 2013

Eider-Treene-Sorge-Niederung DE 1622-493 36 4,8 2008-2012Östliche Kieler Bucht DE 1530-491 29 3,9 2008Gotteskoog-Gebiet DE 1119-401 16 2,1 2011Unterelbe bis Wedel DE 2323-401 14 1,9 2007-2011Schaalsee-Gebiet DE 2331-491 12 1,6 2012Oldenburger Graben DE 1731-401 10 1,3 2008Eiderstedt DE 1618-404 10 1,3 2011-2012Schlei DE 1423-491 8 1,1 2008Traveförde DE 2031-401 4 0,5 2010Teiche zwischen Selent und Plön DE 1728-401 4 0,5 2007Schwansener See DE 1326-301 3 0,4 2010Selenter See-Gebiet DE 1628-491 3 0,4 2009Ostsee östlich Wagrien DE 1633-491 3 0,4 2008Lanker See DE 1727-401 3 0,4 2009Vorland St. Margarethen DE 2121-402 3 0,4 2010NSG Kudensee DE 2021-401 2 0,3 2010Flensburger Förde DE 1123-491 1 0,1 2008Schwansener See DE 1326-301 1 0,1 2013NSG Ahrensee und nordöstlicher Westensee DE 1725-401 1 0,1 2014

NSG Kossautal DE 1729-401 1 0,1 2007Haaler Au-Niederung DE 1823-402 1 0,1 2011NSG Neustädter Binnenwasser DE 1830-301 1 0,1 2010Heidmoor-Niederung DE 1929-401 1 0,1 2010Wardersee DE 2028-401 1 0,1 2011NSG Aalbekniederung DE 2030-303 1 0,1 2012Alsterniederung DE 2226-401 1 0,1 2014Waldgebiete in Lauenburg DE 2328-491 1 0,1 2009Oldenburger See und Umgebung DE 2330-353 1 0,1 2011Summen 228 30,4

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Gefährdungen und Empfehlungen Wie die Rohrdommel ist die Rohrweihe vom Rückgang der Schilfbestände an vielen Orten betroffen. Die aquatischen Röhrichtbestände an ausgewählten Seen in der Holsteinischen Schweiz sind beispielsweise seit den 1950er Jahren um 78,6 % zurückgegangen, am Großen Plöner See/PLÖ sogar um 98 % (JENSEN et al. 2010). Als mögliche Ursachen für die Rückgänge der Schilfbestände werden verschiedene Faktoren diskutiert: Wasserstandsführung, direkte und imndirekte Effekte der Gewässer-Eutrophierung, Herbivorie durch Wasservögel, mechanische Belastung z. B. durch Wellenschlag oder Treibgut, Beschattung im Uferbereich durch aufwachsende Gehölze, Uferverbau sowie gestiegene Freizeitnutzung der Gewässer (Zusammenfassung in JENSEN et al. 2010). In der Regel ist nicht ein einzelner Faktor dafür verantwortlich, sondern ein interagierender Faktorenkomplex. In den 1990er Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends nutzten Rohrweihen häufig Stilllegungen zur Nahrungssuche. Deren Flächenanteil hat nach dem Ende der EU-Marktordnungsbrachen von 2003 bis 2009 um über 90 % abgenommen (MELUR 2010). Auch der Anteil des Dauergrünlandes, einem weiteren bevorzugten Nahrungshabitat, ist in Schleswig-Holstein nach 2007 deutlich zurückgegangen (MELUR 2010). In einigen Regionen sind dadurch bedingte Nahrungsengpässe nicht auszuschließen. Möglicherweise sind die geringen Bruterfolge, die in manchen Gebieten in den letzten Jahren beobachtet wurden bereits eine Folge dieser Entwicklungen. Hierzu kann auch eine gestiegene Prädation der Gelege und Jungvögel beigetragen haben, wie sie zuletzt bei vielen Bodenbrütern beobachtet worden ist (BELLEBAUM & LANGEMACH 2005). Bei der Rohrweihe führen vor allem Wildschweine zu derartigen Verlusten (KEHL & ZERNING 1993, KOLBE 1993, WITKOWSKI 1989).

Literatur AVIFAUNISTIK SCHLESWIG-HOLSTEIN (2012): Brutvogelmonitoring in den EU-

Vogelschutzgebieten in den Jahren 2007-2012 - Endbericht. Unveröff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek.

BERNDT, R. K., B. KOOP & B. STRUWE-JUHL (2003): Vogelwelt Schleswig-Holsteins, Bd. 5, Brutvogelatlas. Wachholtz-Verlag, Neumünster.

BUSCHE, G. (2002): Zur Bestandsentwicklung der Rohrweihe Circus aeruginosus im Westen Schleswig-Holsteins 1980-2000. Corax 18: 405-414.

JENSEN, K., W. SCHOENBERG, B. HOLSTEN, F. LÖSCHENBRAND, M. EDER, S. ZIMMERMANN & S. HEEMANN (2010): Renaturierung degradierter Ufersbachnitte an Seen der Holsteinischen Schweiz. Abschlussbericht im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück.

JEROMIN, K. & B. KOOP (2013): Untersuchungen zu ausgewählten Vogelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie in Schleswig-Holstein – Zusammenfassung der Berichte aus den Jahren 2007-2012. Corax 22: 161-249.

KEHL, G. & M. ZERNING (1993): Der Greifvogelbestand und seine Reproduktion auf einer Kontrollfläche bei Potsdam. Natursch. Landschaftspfl. Brandenburg, Sonderheft 2: 10-18.

KLINNER-HÖTKER, B. & W. PETERSEN-ANDRESEN (2009): Ornithologisches Gutachten Nordstrander Bucht/Beltringharder Koog. Jahresbericht 2009. Unveröff. Gutachten, Naturschutzstation „Holmer Siel“ im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek.

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