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Output-Legitimation und Akzeptanz der EU im Ruhrgebiet
Tanja Benassila, Stefan Engstfeld, Pascal Geißler, Lars Lindner, Guido Neisemeier
LFP: Legitimation europäischen RegierensProf. Dr. H.J. Axt
Dipl.-Soz. Oliver SchwarzAntonio Milososki
Universität Duisburg-Essen, Institut für Politikwissenschaft, 20.06.2006
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Agenda
Einleitung Legitimation der EU Forschungsthese Demokratie und Wahlen Untersuchungsregion
Strukturförderung Ziele der EU Fördermittel in NRW Verteilung der Gelder im Ruhrgebiet
Wahlbeteiligung Europawahlen Landtagswahlen NRW
Empirische Analyse Variablen Ergebnisse
Fazit und Ausblick Quellen
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Einleitung
Frage nach der Akzeptanz der EU besonders in struktur-schwachen Regionen durch hohe Förderung mit Strukturhilfen besonders interessant Hat die output-orientierte Politik Folgen für die Akzeptanz der
Europäischen Union?
Annahme: Akzeptanz von Institutionen spiegelt sich in der Beteiligung an ihren Legitimationsverfahren Wahlen zum Europäischen Parlament 2004
Gibt es signifikante Tendenzen im Wahlverhalten der Bürger im Ruhrgebiet?
4
Legitimation der EU
• Output-Legitimation:
Legitimation durch den Bezug auf die Interessen der Regierten, der Schaffung von Wohlstand, der Angleichung der Lebensverhältnisse und der Sicherung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhaltes– government by the people
• Input-Legitimation:
Legitimation durch Partizipation der BürgerInnen an politischen Entscheidungsprozessen– government for the people
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Forschungsthese
Die EU-Strukturförderung führt nicht zu einer größeren Akzeptanz der Institution EU.
• Überprüfung durch: Beteiligung an Wahlen zum Europäischen Parlament 2004 und Höhe der Struktur-fördermittel
• Hinzugezogene, intervenierende Variablen: Arbeitslosigkeit, BIP, BIP pro Kopf, verfügbares Einkommen
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Demokratie und Wahlen
• Als politische Institution kann die Europäische Union begriffen werden als repräsentative Demokratie
• Die Legitimation einer so verfassten Institution beruht im wesentlichen auf der Partizipation der Bevölkerung an Wahlen
• Ist die Wahlbeteiligung gering, wird die Legitimation der Institution als solche offenbar in Zweifel gezogen
• Über Wahlen zum Europäischen Parlament (alle 5 Jahre) hinaus bietet die Europäische Union kaum andere Partizipations-möglichkeiten
• Europa-Wahlen werden als nationale „Nach- und Zwischenwahlen“ gesehen, deren Ergebnis im besten Fall als „Denkzettel“ für die nationale Regierung fungiert
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Untersuchungsregion
Ruhrgebiet• Sozioökonomische und soziale Einheit (Milieu), definiert durch den
Kommunalverband Ruhrgebiet• Wirtschaftlich in der Übergangsphase von Kohle- und Stahlindustrie
zu einem dienstleistungs- und technologie-orientiertem Gebiet
Münster• Regionales Oberzentrum einer vorwiegend ländlich geprägten
Region• Wirtschaftskraft des Umlandes fließt zu einem beträchtlichen Teil in
die Stadt Münster
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Strukturförderung
• EFRE – Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung
• ESF – Der Europäische Sozialfonds
• EAGFL – Der Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft
• FIAF – Das Finanzinstrument für die Ausrichtung der Fischerei
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Zielförderung der EU
• Ziel 1:
Förderung von Regionen mit Entwicklungsrückstand (BIP je Einwohner in der Region max. 75% des EU-Durchschnittes) oder dünn besiedelte Regionen (8 Einwohner/km²), in Deutschland alle neuen Bundesländer
• Ziel 2:
Gebiete mit Strukturproblemen: Problemzonen in Städten, strukturschwache Agrarregionen, Gebiete mit hoher Arbeitslosigkeit
• Ziel 3:
Anpassung und Modernisierung des Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungssystems
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Fördermittel in NRW
11
Verteilung der Strukturmittel
0
50
100
150
200
250
300
350
0
50
100
150
200
250
300
350
Bochum Bottrop Dortmun Duisburg Essen Gelsenki Hagen Hamm Herne Mülheim/ Oberhau Ennepe- Kreis Re Kreis UnKreis We Ruhrgebi Münster
Zuschüsse Land/EFRE Zuschüsse Land/ESF gesamt
Fördermittel pro Kopf in Euro für das Ruhrgebiet und Münster
12
Verteilung der Strukturmittel
Zuschüsse Land/EFRE pro Einw. in € Zuschüsse Land/ESF pro Einw. in € Gesamt
Bochum 246 17 263
Bottrop 157 67 224
Dortmund 270 33 303
Duisburg 234 20 254
Essen 99 0 99
Gelsenkirchen 192 28 220
Hagen 42 0 42
Hamm 70 15 85
Herne 120 20 140
Mülheim/Ruhr 0 0 0
Oberhausen 164 12 176
Ennepe-Ruhr-Kreis 117 9 126
Kreis Recklinghausen 125 33 158
Kreis Unna 75 7 82
Kreis Wesel 61 20 81
Ruhrgebiet (Durchschnitt) 129 19 148
Münster 0 2 2
13
Wahlbeteiligung bei Europawahlen
Gemeinde 2004 1999 1994 1989 1984 1979
Bochum 41,7 43,1 59,4 62,7 60,2 69,0
Bottrop 40,6 41,7 60,1 61,9 60,0 67,3
Dortmund 38,3 41,6 59,7 62,9 59,7 66,2
Duisburg 35,3 36,8 54,5 56,5 53,8 63,5
Essen 38,3 39,2 55,5 57,9 55,1 65,5
Gelsenkirchen 34,2 34,9 52,1 55,6 54,9 64,9
Hagen 36,8 39,1 54,0 59,6 57,1 65,0
Hamm 38,6 41,7 59,4 61,4 59,5 68,3
Herne 36,0 34,7 54,6 57,7 56,6 63,8
Mülheim/Ruhr 40,4 44,3 61,7 61,4 58,9 65,4
Oberhausen 32,6 36,3 55,8 56,1 54,2 64,2
Ennepe-Ruhr-Kreis 41,4 44,5 61,7 65,8 62,3 70,7
Kreis Recklinghausen 39,1 41,3 57,9 61,4 59,5 67,3
Kreis Unna 41,1 44,3 62,0 66,0 63,4 71,2
Kreis Wesel 41,0 42,5 59,3 60,0 57,0 66,5
Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) 38,6 40,4 57,9 52,5 58,2 66,6
Münster 49,7 53,2 67,5 66,6 63,4 70,9
NRW 41,1 43,8 59,5 62,3 59,4 67,4
Bundesgebiet 43,0 45,2 60,0 62,3 56,8 65,7
Durchschnitt Europäische Union 45,5 49,5 56,6 58,5 61,0 63,0
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Wahlbeteiligung bei Europawahlen
Wahlbeteiligung bei Europwahlenin Prozent
01020304050607080
1979 1984 1989 1994 1999 2004
Jahr
Pro
zentn
t
Münster RVR NRW
15
Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen
Gemeinde 2005 2000 1995 1990 1985 1980
Bochum 63,9 58,1 66,2 73,0 76,8 81,4
Bottrop 64,2 57,4 66,5 72,9 77,6 81,8
Dortmund 59,4 55,3 62,4 71,1 75,2 79,9
Duisburg 58,6 52,6 60,1 68,1 72,2 77,0
Essen 62,3 55,2 61,3 68,2 73,6 79,2
Gelsenkirchen 56,5 50,4 58,7 66,6 73,0 78,5
Hagen 59,3 53,7 59,5 66,5 73,4 79,1
Hamm 60,2 55,2 62,8 71,5 75,0 81,5
Herne 58,8 52,7 61,8 69,0 73,4 79,4
Mülheim/Ruhr 67,5 60,0 67,5 73,2 76,7 80,6
Oberhausen 61,2 53,5 61,0 68,8 73,1 78,1
Ennepe-Ruhr-Kreis 64,8 59,1 67,7 74,3 79,0 83,8
Kreis Recklinghausen 61,7 56,2 64,6 70,9 80,0 81,9
Kreis Unna 63,2 57,1 66,6 73,8 78,7 83,1
Kreis Wesel 65,2 57,3 65,1 71,9 76,1 80,5
Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) 61,8 55,7 63,4 70,7 75,6 80,4
Münster 69,8 65,1 70,2 75,0 76,8 80,9
NRW 63,0 56,7 64,0 71,8 75,2 80,0
16
Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen
Wahlbeteiligung bei Landtagswahlenin Prozent
0
20
40
60
80
100
1980 1985 1990 1995 2000 2005
Jahr
Pro
zent
Münster RVR NRW
17
Empirische Analyse
Variablen• Arbeitslosigkeit:
– Strukturell hoch seit 1990er Jahren
– Ruhrgebietsdurchschnitt: 15,2 Prozent
• BIP pro Kopf– Wirtschaftskraft der Einwohner des Ruhrgebiets
– Deutlich geringer (€ 22.222) als Münster (€ 32.465)
– Problem: Wert durch Pendler möglicherweise verfälscht
• Verfügbares Einkommen:– Einkommen nach Abzug der Sozialbeiträge und Steuern
– Ruhrgebietsdurchschnitt: € 16.322 – Münster: € 18.333
– Keine Verfälschung wie BIP
18
• Pearsons-R:-0,430
• Kendall-tau-b:-0,207
• Erkennbarer Zusammenhang
• Nicht signifikant
Empirische Analyse
19
Pearsons-R:
-0,685*
Kendall-tau-b:
-0,537*
*auf 0,01 Niveau signifikant
Deutlicher Zusammen-hang
Empirische Analyse
20
Pearsons-R:
-0,409
Kendall-tau-b:
0,044
Zufälliger Zusammenhang
Empirische Analyse
21
Empirische Analyse
Pearsons-R:
0,606
Kendall-tau-b:
0,474
*auf 0,01 Niveau signifikant
Deutlicher Zusammenhang
22
• Fördergelder der EU haben keinen Einfluss auf Akzeptanz der EU– Zusammenhang ist sogar negativ
• Individuelle wirtschaftliche Lage (Arbeitslosigkeit + Einkommen) beeinflussen die Wahlbeteiligung signifikant
• These konnte empirisch belegt werden
Empirische Analyse
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Fazit und Ausblick
• Die anfänglich aufgestellte These
„Die EU-Strukturförderung führt nicht zu einer größeren Akzeptanz der Institution EU“
wurde durch die Analyse der zur Verfügung stehenden Daten bestätigt
• Die Wahlbeteiligung durch die EU-Strukturpolitik stark geförderten Region Ruhrgebiet ist niedriger als in der gering geförderten Stadt Münster
• Der Vergleich der sozioökonomischen Daten bestätigt die Annahme, dass Wohlstand sich auf das Wahlverhalten auswirkt
24
Fazit und Ausblick
• Die Europäische Union als demokratische Institution zu legitimieren, macht darüber hinaus ein Nachdenken über weitergehende Partizipationsmöglichkeiten ihrer Bevölkerung notwendig
• Eine Stärkung des Europäischen Parlamentes und damit eine stärkere Bindung der EntscheidungsträgerInnen an ihre WählerInnen, würde notwendigerweise die Bedeutung der Europa-Wahlen und ihre Unterstützung durch die BürgerInnen befördern
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Quellen
• Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS):
http://www.lds.nrw.de/
• Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) zur Europawahl 2004:
http://www.wahlen.lds.nrw.de/europawahlen/2004/index.html
• Axt, Heinz-Jürgen: Wahlen zum Europäischen Parlament: Legitimation durch nationale Sekundärwahlen?, in: Derichs, Claudia/Heberer, Thomas (Hrsg.), Wahlen und Regierbarkeit im globalen Rahmen, Wiesbaden 2006.
• Scharpf, Fritz W.: Legitimationskonzepte jenseits des Nationalstaats, http://www.mpifg.de/pu/workpap/wp04-6/wp04-6.html, Stand 08.04.2005.
• Thalmaier, Bettina: Partizipation und Politisierung als Antwort auf die Akzeptanz- und Legitimationskrise der Europäischen Union, München 2006.
26
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Download der Präsentation unter:
www-stud.uni-essen.de/~sg0976