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RÄTSEL | MAGAZIN © 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.biuz.de 5/2011 (41) | Biol. Unserer Zeit | 341 RÄTSEL Parfüm aus dem Enddarm Gebiete aus. Sie dominierten den Handel mit ihren Fangflotten über Jahrhunderte, bevor sie von Eng- ländern und Holländern verdrängt wurden. Es folgten weitere Natio- nen, unter anderem Deutschland. Natürlich wissen Sie, dass von Walen die Rede ist und dass der „Höhepunkt“ des Walfangs im 20. Jahrhundert erreicht wurde. Die größte Walart, der Blauwal, wurde auf weniger als ein Prozent des ursprünglichen Bestandes reduziert. In der Fangsaison 1930/31 er- legte man etwa 30.000 Blau- und 10.000 Finnwale, 1937/38 waren es über 45.000, wiederum meis- tens Blau- und Finnwale. Nicht im- mer wurden alle Männer an Bord der Walfangschiffe mit Geld ent- lohnt. Bisweilen gab es stattdessen die konischen Zähne der erlegten Tiere. Diese konnte man dann säu- bern, mit Ornamenten versehen und verkaufen. Ein solcher Zahn ist auf dieser Seite abgebildet. Er stammt von einem Wal, der prak- tisch in allen Meeren vorkommt und – wie andere – große Wande- rungen unternimmt. Seine Tauch- leistungen sind legendär. Weit über eine Stunde lang kann er in über 1000 m Tiefe auf die Jagd gehen. Bevorzugte Nahrungstiere sind Es gibt Tiergruppen, die in dem Lebensraum geblieben sind, in dem sie auch ihren Ursprung ha- ben. Steinkorallen und Kopffüßer, Stachelhäuter und Pfeilwürmer sind Beispiele für rein marine Orga- nismen, die im Meer entstanden sind und dort auch ihre Entfaltung erlebt haben. Im Süßwasser hat es sie zu keiner Zeit gegeben. Das sieht in anderen Taxa ganz anders aus. Die marinen Ichthyo- saurier der mesozoischen Meere stammen von Landtieren ab, eben- so die Plesiosaurier und viele andere, die jedoch längst ausge- storben sind. Ähnlich war es mit der Tier- gruppe, von der in diesem Rätsel die Rede ist. Sie hat jedoch ihren terrestrischen Lebensraum erst ver- lassen, als die genannten Reptilien Ende des Mesozoikums ausgestor- ben waren. Weil man ihre frühen Formen im heutigen Pakistan und im Bereich des Himalaya entdeckt hat, wurden einige fossile Gattun- gen entsprechend benannt. Den rezenten Formen sieht man nicht an, dass ihre Vorfahren noch vor 50–60 Millionen Jahren Landtiere waren. Heute leben alle im Wasser, vorwiegend im Meer, wo ihr gesamter Lebenszyklus durchlaufen wird. Nur zum Atmen nutzen sie regelmäßig den Luft- raum. In verschiedenen Zeiten der Menschheitsgeschichte und auch heute noch werden sie von Natio- nen beziehungsweise Regionen sehr unterschiedlich bewertet. Schon lange vor unserer Zeitrech- nung hat man sie beispielsweise in Amerika und auch im heutigen Norwegen bejagt. Die ersten Mas- sentötungen sind aus einer Zeit vor etwa 1000 Jahren belegt. Die Bas- ken begannen damit und dehnten ihre Aktivitäten vom Golf von Bis- kaya bis in weit entfernte polnahe Cephalopoden. Ein ausgewachse- nes Männchen nimmt täglich etwa 300 kg zu sich, ein Weibchen etwa halb soviel. Durch Ausstoßen von Lautserien können sich die Art- genossen in der Dunkelheit der Meere verständigen. In ihrem End- darm findet sich gelegentlich eine Substanz, die frisch sehr unange- nehm riecht und Kiefer von Tin- tenfischen enthält. Sie hat in der Parfümindustrie eine besondere Rolle gespielt und wurde mit Gold aufgewogen. Heute wird sie in der Homöopathie geschätzt. Wie heißt der Wal, der durch Herman Melvilles Roman „Moby Dick“ auch bei Landratten bekannt wurde (Frage 1) und wie die Sub- stanz im Enddarm, die schon man- chen Menschen reich gemacht hat (Frage 2)? Volker Storch, Universität Heidelberg Schicken Sie bitte Ihre Lösung per Postkarte bis zum 28. November 2011 an die Redaktion „Biologie in unse- rer Zeit”, Föhrenweg 6, D-68305 Mannheim. Bitte keine Postfach-Anschriften angeben! Verlost wird dreimal... In Heft 4/2011 suchten wir: 1. Theobroma cacao, Kakaobaum 2. Cichorium intybus, Gemeine Wegwarte Gewonnen haben E. Ulrich, Nürnberg D. Kleeb, Filderstadt F. X. Fischer, Straubing Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ABB. Zu sehen ist ein Zahn des Rätseltieres, der sorgfältig verziert wurde. Heute sind diese Beutestücke Sammlerobjekte.

Parfüm aus dem Enddarm

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R Ä T S E L | M AG A Z I N

© 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.biuz.de 5/2011 (41) | Biol. Unserer Zeit | 341

R Ä T S E L

Parfüm aus dem Enddarm

Gebiete aus. Sie dominierten denHandel mit ihren Fangflotten überJahrhunderte, bevor sie von Eng-ländern und Holländern verdrängtwurden. Es folgten weitere Natio-nen, unter anderem Deutschland.Natürlich wissen Sie, dass vonWalen die Rede ist und dass der„Höhepunkt“ des Walfangs im 20. Jahrhundert erreicht wurde.Die größte Walart, der Blauwal,wurde auf weniger als ein Prozentdes ursprünglichen Bestandesreduziert.

In der Fangsaison 1930/31 er-legte man etwa 30.000 Blau- und10.000 Finnwale, 1937/38 warenes über 45.000, wiederum meis-tens Blau- und Finnwale. Nicht im-mer wurden alle Männer an Bordder Walfangschiffe mit Geld ent-lohnt. Bisweilen gab es stattdessendie konischen Zähne der erlegtenTiere. Diese konnte man dann säu-bern, mit Ornamenten versehenund verkaufen. Ein solcher Zahn istauf dieser Seite abgebildet. Erstammt von einem Wal, der prak-tisch in allen Meeren vorkommtund – wie andere – große Wande-rungen unternimmt. Seine Tauch-leistungen sind legendär. Weit übereine Stunde lang kann er in über1000 m Tiefe auf die Jagd gehen.Bevorzugte Nahrungstiere sind

Es gibt Tiergruppen, die in demLebensraum geblieben sind, indem sie auch ihren Ursprung ha-ben. Steinkorallen und Kopffüßer,Stachelhäuter und Pfeilwürmersind Beispiele für rein marine Orga-nismen, die im Meer entstandensind und dort auch ihre Entfaltungerlebt haben. Im Süßwasser hat essie zu keiner Zeit gegeben.

Das sieht in anderen Taxa ganzanders aus. Die marinen Ichthyo-saurier der mesozoischen Meerestammen von Landtieren ab, eben-so die Plesiosaurier und vieleandere, die jedoch längst ausge-storben sind.

Ähnlich war es mit der Tier-gruppe, von der in diesem Rätseldie Rede ist. Sie hat jedoch ihrenterrestrischen Lebensraum erst ver-lassen, als die genannten ReptilienEnde des Mesozoikums ausgestor-ben waren. Weil man ihre frühenFormen im heutigen Pakistan undim Bereich des Himalaya entdeckthat, wurden einige fossile Gattun-gen entsprechend benannt.

Den rezenten Formen siehtman nicht an, dass ihre Vorfahrennoch vor 50–60 Millionen JahrenLandtiere waren. Heute leben alleim Wasser, vorwiegend im Meer,wo ihr gesamter Lebenszyklusdurchlaufen wird. Nur zum Atmennutzen sie regelmäßig den Luft-raum.

In verschiedenen Zeiten derMenschheitsgeschichte und auchheute noch werden sie von Natio-nen beziehungsweise Regionensehr unterschiedlich bewertet.Schon lange vor unserer Zeitrech-nung hat man sie beispielsweise inAmerika und auch im heutigenNorwegen bejagt. Die ersten Mas-sentötungen sind aus einer Zeit voretwa 1000 Jahren belegt. Die Bas-ken begannen damit und dehntenihre Aktivitäten vom Golf von Bis-kaya bis in weit entfernte polnahe

Cephalopoden. Ein ausgewachse-nes Männchen nimmt täglich etwa300 kg zu sich, ein Weibchen etwahalb soviel. Durch Ausstoßen vonLautserien können sich die Art-genossen in der Dunkelheit derMeere verständigen. In ihrem End-darm findet sich gelegentlich eineSubstanz, die frisch sehr unange-nehm riecht und Kiefer von Tin-tenfischen enthält. Sie hat in derParfümindustrie eine besondereRolle gespielt und wurde mit Goldaufgewogen. Heute wird sie in derHomöopathie geschätzt.

Wie heißt der Wal, der durchHerman Melvilles Roman „MobyDick“ auch bei Landratten bekanntwurde (Frage 1) und wie die Sub-stanz im Enddarm, die schon man-chen Menschen reich gemacht hat(Frage 2)?

Volker Storch, Universität Heidelberg

Schicken Sie bitte Ihre Lösung per Postkarte bis zum 28. November 2011 an die Redaktion „Biologie in unse-rer Zeit”, Föhrenweg 6, D-68305 Mannheim. Bitte keinePostfach-Anschriften angeben! Verlost wird dreimal...

In Heft 4/2011 suchten wir:1. Theobroma cacao, Kakaobaum2. Cichorium intybus, Gemeine Wegwarte

Gewonnen haben• E. Ulrich, Nürnberg• D. Kleeb, Filderstadt• F. X. Fischer, Straubing

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

A B B . Zu sehenist ein Zahn desRätseltieres, der sorgfältigverziert wurde.Heute sind dieseBeutestückeSammlerobjekte.