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VORARLBERGER Mittwoch, 19. März 2008 A380 KOMMT NACH EUROPA BLICKPUNKT Live dabei. Passagiere können während des Starts auf den Displays (10,6 Zoll groß) im Vordersitz alles überblicken. Vom höchsten Punkt, dem Seitenleitwerk aus, können die Passagiere per Kamera den gesamten Startvor- gang des Kolosses A380 an ihren Bildschirmen mitverfolgen. Erste Europa-Linien- verbindung des A380 – Wie Sie im Riesen- jumbo fliegen können GEROLD RIEDMANN [email protected], 72/501-320 London (VN) Siebzehn der 449 Passagiere, die gestern beim Jungfern-Flug von Sin- gapur nach London an Bord waren, sind schon bei der A380-Premiere von Singapur Airlines zwischen der südost- asiatischen Handelsmetropo- le und Sydney dabei gewesen. Mit dem Aufsetzen des Fluges SQ 308 auf dem Flughafen Heathrow kurz vor 15 Uhr (Ortszeit) wurde ein weiteres Kapitel Luftfahrtsgeschichte geschrieben. Denn es ist der erste kommerzielle Linenflug, der das in Europa gebaute weltgrößte Passagierflugzeug (Preis: zwischen 282 und 302 Millionen Dollar) auf seinen „Heimatkontinent“ führt – zu- mindest im weitesten Sinne. Bereits seit dem 25. Oktober vergangenen Jahres verkehrt der erste von Airbus ausgelie- ferte A380 mit 471 Sitzplätzen täglich zwischen Singapur und Sydney. Mittlerweile ver- stärkt ein zweiter Jumbo glei- cher Bauart diese Linienstre- cke. Anfang März haben die Asiaten dann den dritten Rie- sen-Jumbo im Airbus-Werk im französischen Toulouse abgeholt – dieser wird nun täg- lich auf der London-Route ein- gesetzt. Ab Mai wird Singapur Airlines zusätzlich nach Tokio fliegen. Insgesamt hat die asia- tische Fluggesellschaft, die von Reisenden vor allem we- gen ihres Komforts bevorzugt wird, 16 weitere Riesenvögel bei Airbus bestellt. Drei Liter auf 100 km Nicht müde wird man beim Hersteller Airbus und bei den A380-Kundenairlines die Öko-Effizienz des Fliegers herauszustellen. So rechnet beispielsweise die Lufthansa vor, dass die drei Liter Kero- sin pro Passagier, die der A380 auf 100 Kilometer verbrauche, die Hälfte des derzeit üblichen Flugverkehrsdurchschnitts sei. Tatsächlich sind die Triebwer- ke des A380 die sparsamsten (und gleichzeitig leisesten), die derzeit erhältlich sind. Dank der Steigleistung sei von einem A380 beim Start au- ßerhalb des Flughafenzauns nicht viel mehr zu hören als von einem Lastkraftwagen im Endlich kommt der Riese nach Selbst A380 fliegen Winterflugplan (bis 29. März) SQ 317, London–Singapur: Abflug 11 Uhr, Ankunft 7.40 Uhr am nächsten Tag SQ 322, Singapur–London: Abflug 23.30 Uhr, Ankunft 5.25 Uhr am nächsten Tag Sommerflugplan (ab 30. März) SQ 317, London–Singapur: Abflug 11.55 Uhr, Ankunft 7.45 Uhr am nächsten TAg SQ 322, Singapur–London: Abflug 23.30 Uhr, Ankunft 5.55 Uhr am nächsten Tag Preis: Flexi-Saver-Tarif auf www. singaporeair.de ab 727 Euro. Airbus will CO2-Ausstoß halbieren Berlin (VN) Airbus will den CO2-Ausstoß seiner Flugzeuge bis zum Jahr 2020 pro Passagier und Ki- lometer um die Hälfte re- duzieren. Gleichzeitig wird sich nach Einschätzung von Airbus der Luftverkehr in den nächsten 15 Jahren allerdings verdoppeln. Fliegenden Palast bestellt Schwarzach (VN) Der saudische Prinz Walid Ibn Talal Al Saud ist der erste Privatkunde, der sich das größte Passagierflugzeug der Welt für den Eigenbe- darf bestellt hat. Als Privat- flugzeug sind die Öko-Effizi- enzwerte des A380 (2,9 Liter auf 100 Kilometer pro Pas- sagier) aber nicht mehr so gut: Wenn Prinz Alwaleed alleine in seinem fliegenden Palast auf Reise gehen sollte, würde er also 1,2 Tonnen Treibstoff auf 100 Kilome- ter verbrau- chen. Warten auf Dreamliner Seattle (VN) Ähnlich wie Airbus vor einigen Jahren kämpft Boeing seit längerem beim „Dreamliner“ (787) mit Schwierigkeiten. Das Prestigeprojekt ist vor allem wegen Zulieferproblemen aus dem Ruder gelaufen. Offenbar wegen technischer Probleme musste der Erstflug des Langstreckenflie- gers nun um weitere drei Monate verscho- ben werden, die Aus- liefernung gibt Boeing nun im dritten Quartal 2009 an. Ursrprüng- lich war ein Termin in diesem Jahr geplant. Bis Ende Jänner lagen knapp 860 Dreamli- ner-Bestellungen vor. Verzögerung beim Boeing-Dreamliner. Sie wollen ihn 1700 Mal bauen London (VN) Flugzeugbauer Airbus erwartet bis 2026 eine weltweite Nachfrage nach 24.300 Pas- sagier- und Frachtmaschinen. Damit erhöhte Air- bus seine 20-Jahres-Vorhersage um 1600 Flugzeuge. Beim A380 Superjumbo geht Airbus nun von einer Nachfrage nach insgesamt 1700 Maschinen aus. Größter Markt werde bis 2026 Asien sein. Am Dienstagnachmittag: Der erste A380 im Linienflug über dem Londoner Westminster Palace. (Foto: AP)

Passagiere können während des Starts auf Vom höchsten ... · NACHRICHTEN A380 KOMMT NACH EUROPA /A7 15 Minuten zu früh landete gestern um exakt 14.51 Uhr (Ortszeit) der von zahlreichen

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Page 1: Passagiere können während des Starts auf Vom höchsten ... · NACHRICHTEN A380 KOMMT NACH EUROPA /A7 15 Minuten zu früh landete gestern um exakt 14.51 Uhr (Ortszeit) der von zahlreichen

VORARLBERGER Mittwoch, 19. März 2008

A380 KOMMT NACH EUROPA

BLICKPUNKT

� Live dabei. Passagiere können während des Starts auf den Displays (10,6 Zoll groß) im Vordersitz alles überblicken. Vom höchsten Punkt, dem Seitenleitwerk aus, können die

Passagiere per Kamera den gesamten Startvor-gang des Kolosses A380 an ihren Bildschirmen mitverfolgen.

� Erste Europa-Linien-verbindung des A380 – Wie Sie im Riesen-jumbo fliegen können

GEROLD RIEDMANN

[email protected], � 72/501-320

London (VN) Siebzehn der 449 Passagiere, die gestern beim Jungfern-Flug von Sin-gapur nach London an Bord

waren, sind schon bei der A380-Premiere von Singapur Airlines zwischen der südost-asiatischen Handelsmetropo-le und Sydney dabei gewesen. Mit dem Aufsetzen des Fluges SQ 308 auf dem Flughafen Heathrow kurz vor 15 Uhr (Ortszeit) wurde ein weiteres Kapitel Luftfahrtsgeschichte geschrieben. Denn es ist der erste kommerzielle Linenflug, der das in Europa gebaute weltgrößte Passagierflugzeug (Preis: zwischen 282 und 302 Millionen Dollar) auf seinen „Heimatkontinent“ führt – zu-mindest im weitesten Sinne.

Bereits seit dem 25. Oktober vergangenen Jahres verkehrt der erste von Airbus ausgelie-ferte A380 mit 471 Sitzplätzen täglich zwischen Singapur und Sydney. Mittlerweile ver-stärkt ein zweiter Jumbo glei-cher Bauart diese Linienstre-cke. Anfang März haben die Asiaten dann den dritten Rie-sen-Jumbo im Airbus-Werk im französischen Toulouse abgeholt – dieser wird nun täg-lich auf der London-Route ein-

gesetzt. Ab Mai wird Singapur Airlines zusätzlich nach Tokio fliegen. Insgesamt hat die asia-tische Fluggesellschaft, die von Reisenden vor allem we-gen ihres Komforts bevorzugt wird, 16 weitere Riesenvögel bei Airbus bestellt.

Drei Liter auf 100 km

Nicht müde wird man beim Hersteller Airbus und bei den A380-Kundenairlines die Öko-Effizienz des Fliegers herauszustellen. So rechnet

beispielsweise die Lufthansa vor, dass die drei Liter Kero-sin pro Passagier, die der A380 auf 100 Kilometer verbrauche, die Hälfte des derzeit üblichen Flugverkehrsdurchschnitts sei. Tatsächlich sind die Triebwer-ke des A380 die sparsamsten (und gleichzeitig leisesten), die derzeit erhältlich sind. Dank der Steigleistung sei von einem A380 beim Start au-ßerhalb des Flughafenzauns nicht viel mehr zu hören als von einem Lastkraftwagen im

Endlich kommt der Riese nach

Selbst A380 fliegen

Winterflugplan (bis 29. März)

� SQ 317, London–Singapur: Abflug 11 Uhr, Ankunft 7.40 Uhr am nächsten Tag

� SQ 322, Singapur–London: Abflug 23.30 Uhr, Ankunft 5.25 Uhr am nächsten Tag

Sommerflugplan (ab 30. März)

� SQ 317, London–Singapur: Abflug 11.55 Uhr, Ankunft 7.45 Uhr am nächsten TAg

� SQ 322, Singapur–London: Abflug 23.30 Uhr, Ankunft 5.55 Uhr am nächsten Tag

Preis: Flexi-Saver-Tarif auf www.singaporeair.de ab 727 Euro.

Airbus will CO2-Ausstoß halbieren

Berlin (VN) Airbus will den CO2-Ausstoß seiner Flugzeuge bis zum Jahr 2020 pro Passagier und Ki-lometer um die Hälfte re-duzieren. Gleichzeitig wird sich nach Einschätzung von Airbus der Luftverkehr in den nächsten 15 Jahren allerdings verdoppeln.

Fliegenden Palast bestellt

Schwarzach (VN) Der saudische Prinz Walid Ibn Talal Al Saud ist der erste Privatkunde, der sich das größte Passagierflugzeug der Welt für den Eigenbe-darf bestellt hat. Als Privat-flugzeug sind die Öko-Effizi-enzwerte des A380 (2,9 Liter auf 100 Kilometer pro Pas-sagier) aber nicht mehr so gut: Wenn Prinz Alwaleed alleine in seinem fliegenden Palast auf Reise gehen sollte, würde er also 1,2 Tonnen Treibstoff auf 100 Kilome-ter verbrau-chen.

Warten auf DreamlinerSeattle (VN) Ähnlich wie Airbus vor einigen Jahren kämpft Boeing seit längerem beim „Dreamliner“ (787) mit Schwierigkeiten. Das Prestigeprojekt ist vor allem wegen Zulieferproblemen aus dem Ruder gelaufen. Offenbar wegen technischer Probleme musste der Erstflug des Langstreckenflie-gers nun um weitere drei Monate verscho-ben werden, die Aus-liefernung gibt Boeing nun im dritten Quartal 2009 an. Ursrprüng-lich war ein Termin in diesem Jahr geplant. Bis Ende Jänner lagen knapp 860 Dreamli-ner-Bestellungen vor.

Verzögerung beim Boeing-Dreamliner.

Sie wollen ihn 1700 Mal bauenLondon (VN) Flugzeugbauer Airbus erwartet

bis 2026 eine weltweite Nachfrage nach 24.300 Pas-sagier- und Frachtmaschinen. Damit erhöhte Air-bus seine 20-Jahres-Vorhersage um 1600 Flugzeuge. Beim A380 Superjumbo geht Airbus nun von einer Nachfrage nach insgesamt 1700 Maschinen aus. Größter Markt werde bis 2026 Asien sein.

Am Dienstagnachmittag: Der erste A380 im Linienflug über dem Londoner Westminster Palace. (Foto: AP)

Page 2: Passagiere können während des Starts auf Vom höchsten ... · NACHRICHTEN A380 KOMMT NACH EUROPA /A7 15 Minuten zu früh landete gestern um exakt 14.51 Uhr (Ortszeit) der von zahlreichen

NACHRICHTEN A380 KOMMT NACH EUROPA /A7

15 Minuten zu früh landete gestern um exakt 14.51 Uhr (Ortszeit) der von zahlreichen Fotografen erwartete Airbus A380 aus Singapur in London-Heathrow.

AN BORD: So sieht es im A380 aus

http://www.vol.at

360-Grad-Fotos der Kabinen im A380: Faszinierende Panoramabilder.

Hause

http://video.vol.at

Videobericht: Erster Linienflug des A380 nach London-Heathrow.

� Lufthansa erhält ersten A380 im Som-mer nächsten Jahres – Pilotentraining läuft.

Frankfurt (VN) 15 Airbus A380 hat die Deutsche Luft-hansa bestellt, ab Sommer 2009 sollen sie ausgeliefert werden. Doch die Piloten der Lufthansa sind bereits seit Jahren im Training für den Super-Jet – und Chefpilot Jürgen Raps ist begeistert.

„Waren beeindruckt“

„Im Grunde waren wir trotz aller Vorschusslorbee-ren beeindruckt, wie agil das Flugzeug trotz seiner Größe ist, wie leicht der Riese zu fliegen ist“, bestätigt Chefpi-lot Raps.

Die Ruderabstimmung sei ebenso perfekt wie die Sidestick-Arbeit (Sidesticks haben die früheren „Steuer-knüppel“ abgelöst, wie auch die große „VN“-Grafik zeigt). „Dieses Flugzeug reagiert so ruhig auf alle Kommandos,

wie ich es in meinem langen Fliegerleben nur sehr selten erlebt habe“, erklärt Raps.

Auch die Umschulung von Piloten auf den Vogel sei überraschend einfach. Elf Arbeitstage Umschulung, so Raps, werden für Theorie und Praxis benötigt. Jürgen Raps: „Dann können A340-

Piloten den Riesen ohne Schwierigkeiten fliegen.“ Alle A380 für europäische Kunden und für Airlines des Nahen und Mittleren Ostens werden in Hamburg-Fun-kenwerder ausgeliefert.

Alle anderen A380 werden der Kundschaft in Toulouse übergeben.

„Erstaunlich einfach zu fliegen“

Chefpilot Jürgen Raps fliegt den A380 (derzeit noch testweise) für die Lufthansa. (Foto: AP)

Airbus A380-800

Technische Daten des weltgrößten Passagier-Jets

� Größe: Länge 72,30 m, Spannweite 79,80 m, Höhe 24,10 m, Kabinenlänge 50,68 m

� Gewicht: Maximales Startgewicht (MTOW) 560 t, typi-sche Nutzlast 66,4 t, Passagierkapazität (3 Klassen): 525 Personen, maximale Passagierkapazität 853 Personen

� Tankkapazität: max. 310.000 Liter

� Triebwerke: Engine Alliance GP7200 oder Rolls-Royce Trent 970, Schub 311 kN pro Triebwerk

� Maximale Fluggeschwindigkeit: Mach 0,95

� Reichweite: 15.000 km

� Durchschnittliche Startrollstrecke: 3353 m

� Preis: je nach Ausstattung 282 bis 302 Mill. US-Dollar

mehrwissen.vol.at� Airbus A380 Infopaket. 20 Seiten Informationen von Airbus zum A380, der Entwicklung und den Kunden und Partnern.

Die Economy-Class im A380 von Singapur Airlines: Ja, es ist und bleibt die Economy-Class.

Economy: Entertainment purFür Flugzeugverhältnis große Bildschirme,

Stecker für Strom und ein angeblich 1000 Angebote umfassendes Entertainment-Programm: Langweilig wird einem an Bord der Economy-Class nicht. Aller-dings: Ansonsten ist vom ursprünglich in Aussicht gestellten Luxus wenig übrig geblieben.

Stadtverkehr, heißt es bei Luft-hansa.

Selbst im A380 fliegen

Auch wenn der heute von den „VN“ präsentierte Blick ins Cockpit im echten Leben verwehrt bleibt: Ab sofort fliegt Singapur Airlines täg-lich nachts vom Singapurer Changi Airport nach London (Flug SQ 322) und mittags zurück nach Asien (SQ 317). Wer jetzt A380 fliegen möchte, muss noch den Umweg über London in Kauf nehmen. Mit etwas Glück kostet der Hin- und Rückflug im A380 knapp über 700 Euro. Direktver-bindungen von Zürich oder München sind da zum Teil er-heblich günstiger, bequemer, schneller – und je nach ein-gesetztem Fluggerät umwelt-freundlicher. Aber eben auch nicht so außergewöhnlich, wie ein Flug im A380. ##gerold riedmann##

Die abgetrennten First-Class-Suiten gibt es als Einzel- oder Doppelbett-Kabine.

First-Class-Suiten mit Sex-VerbotNoch besser als die „First Class“: Bei Singapur

Airlines gibt es im A380 exakt 12 Suite-Kabinen, entworfen von einem Luxus-Jacht-Designer. Ein Doppelbett verspricht Entspannung. Allerdings: Zum Jungfernflug stellte die Airline klar, dass das Sex-Verbot an Bord auch für die Suiten gelte.

Hart arbeiten, sanft entschlummern – in der Business-Class von Singapur soll beides möglich sein.

Geräumige Business-Class Die Business-Class im Airbus A380 von Singapur

Airlines bietet einen mindestens 76 Zentimeter brei-ten Sitz – und viel Freiraum. Übrigens, den Laptop können Sie zuhause lassen: Das 15,4-Zoll-Display ist ein Computer mit Word, Excel und Powerpoint. Ihre Daten auf einem USB-Stick reichen also völlig.

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