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4. JUNI 1929 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 8. JAHRGANG. Nr. 23 1103 Gesellschaft fiir ROntgenkunde Wien. Sitzung vom 5. Februar 1929. H. F. FLEISCIINER: Demonstrationen. I. Fall yon prim~rem Pleuracarcinom, mit einseitigen Rippenmetastasen. -- 2. Demon- stration von Aufnahmen der respiratorischen GrOBen~nderung tuberkulOser Xavernen. -- 3- Bronchostenosenerscheinungen bet kindlicher Lungen- und Drfisentuberkulose. Ein groBer Driisen- tumor am linken Hilus verursachte eille rOntgeiiologisch darstell- bare Einengung des 1. Hauptbronchus, gleichzeitig waren nachweis- bar: Mittelgradige dauernde Linksverlagerung yon Herz und Ge- f~Ben, Ierner respiratorisches Pendeln des Mediastinum nach links und eine Verdichtiing des linken Oberlappens. Nach 2 2r war die Bronchuseiige geringer nnd alle fibrigen Erscheinungen ge- schwunden. Die dutch Drflsentumoren verursachten Eugender Hauptbronchien lassen sich rOntgenologisch darstellen, die dutch solche Verengungen bedingten Atelektasen einzelner Lungen- abschnitte spielen bet der Bildentstehung der Tuberkulose eine groBe Rolle und manche F~lle yon sog. epituberkulOser Infiltration dfirften dnrch sie bedingt sein. Auch bet anderen kompakten tnfiltrationen z. B. der croup6sen Pneumonie spielt die Atelektase kleinerer Lungenabschnitte bet der Bildentstehung eine groBe Rolle. Die von ROBII~SON sog. Immigration des Mediastinum hat nicht immer, wie ROBINSON meint, eine Bronchostenose zur Ursaehe, sie kann auch durch volumeinschr~nkende Lungenprozesse bedingt sein. Auf keinen Tall abet darf jede geringffigige Abweichung des Media- stinum yon der schematisch fixierten Normallage als patho!ogisch bedingt angesehen werden. Im Gegensatz zu ROBINSON stellt IrLEISCI~NER fest, daB, was die H~ufigkeit der Bronchostenosen an- betrifft, nur ein geringffigiges lJberwiegen der linken Seite gegenfiber der rechten nachzuweisen ist. Fiir diese diirfte der Umstand, dab der linke Bronchus enger ist als der rechte, maggebend sein und nicht, wie ROBINSON meint, die Einscheidung des 1. Bronchus in einen EngpaB zwischen Drfisen und dem Arcus aortae. Aussprache: H. ROBINSON. SUICHI FUKASE: fiber die Beeinflussung der Wundheilung dutch ROntgenstrahlen. Bet Verabreichung ether Dosis yon 75% der HED. auf die H~tlfte ether Hautwunde unmittelbar nach Setzung derselbeii zeigt sich nach einigen Tagen ein deutlicher Unter- schied zwischen der bestrahlten und der unbestrahlten H~lfte. Die unvern~hte Wunde heilt im bestrahlten Bereich wesentlich schneller als im IInbestrahlten. F. FREUND: Zur Histobiologie der Entziindung und ihre Be- deutung in der ROntgentherapie. Die ROntgenstrahlen kOnnen, prophylaktisch verabfolgt, eine zwangslaufige Entziindungs- reaktion, wie es die traumatische Entztindung ist, ab~Lndern. Dabei wird die Zahl der Exsudatleukocyten vermindert und es werden EntwicMungsstufen dieser Zellen gefunden, die sonst nur im Kno- chenmark vorkommen. So scheinen die Untersuchungsresultate v. MOLLENDORFS best~tigt, dab Exsudatleukocyten nicht nur durch Emigration, sondern auch an Ort und Stelle entstehen kOnnen. Diese 6rtliche Entwicklnng kann dutch Vorausbestrahlung gehemmt werden. Aussprache: H. LAUDA. -- STERNBERG. -- BORAK (erw&hnt die MOglichkeit, posttraumatische H~imatome durch schwache ROntgen- bestrahlung rascher zum Rflckgang zu bringen). -- XOLMER. -- SALZER. -- ULLMANN. -- FR~EUND (Schlul3wort). PRESSER. PAUL ERNST ZUM SIEBZIGSTEN GEBURTSTAGE. Der ist glticklich zu preisen, der sictl zur Itarmonie seiner inneren KrMte durchgerungen hat -- ein Ziel, um so schwerer zu er- reichen, je vielfgltiger und widerspruchsvoller diese KrXfte stud: Einen Mensctlen, dem die GOtter alles verliehen haben, die SchOnheit und den Adel der ~uBeren Erscheinung, die Kraft zu wissenschaft- licher Erkenntnis, die Freude am kflnstlerischen Schauen und Ge- stalten, den Drang und die FXhigkeit zu letzter philosophischer Zu_ sammenfassung und fJberschau, einen Menschen, dem es gelungen ist, alle diese Kr~fte abzustimmen auf einen wohlklingenden Akkord, der ihn selbst beruhigt und andere beseligt, einen solchen Menschen bet seinem 7 o. Geburtstag im Namen seiner Freunde und Bewunde- rer dankend begrfiBen und mit guten Wfinschen in die Znkunft geleiten zu dfirfen, das ist eine wahre Herzensfreude. PAul, ERNSt, dem dieser GeburtstagsgruB gilt, ist ein solch reichgesegneter, har- monischer Mensch. Die GeniatitXt seines Wesens hat seine Gesichts- zfige edel geformt; vi~terliche Gfite spricht aus seinen blauen Augen; Wfirde verr~t sein wallender Bart und drfickt sich aus in seiner Gestalt und seinen Bewegungen. Die wissenschaftlichen Leistungen yon P. EI~NST sind allbekannt; wit wolIen nicht wiederholen, was schon so oft aufgez~hlt und gewfirdigt worden ist. Was alle wissen- schaftlichen Arbeiten ERNSTS auszeichnet, ist der Drang ins Freie, die Suche nach dem AnschluB an die groBen ZusammenhXnge. Von der kleinsten Beobachtullg aus findet er diesen V~Teg. Meister- haft ist die Form, in welcher ERNS~r die Ergebnisse seiner wissen- schaftlichen Arbeit zur Darstellung bringt. Hier zeigt sich der Kfinstler in ihm. Dieser ktinsflerische Stil und Schwung offenbart sich nicht nur in den Schriften, sondern auch in der lebendigen Rede. ERNSTS wissensehaftliche Vortr~ge und seine Gelegenheitsreden sind Kunstwerke, durchgltiht von Idealismus und Mingend dutch den Zauber einer herrlichen Stimme. Ein Selbstbekenntnis hat ERNST in seiner Freiburger Rede fiber das ,,morphologische Be- dfirfnis" abgelegt. ,,Zurfick zu GOBTH~" rief er aus. Wahrlich, ERNST ist ein Mensch in Goetheschem Sinne, ein Mensch, bet welchem \~Tissen nnd Schauen in eine Einheit zusammenflieBen. Ob wir unseren Jubilar auf den wissenschaftlicheii Versammlungen der Deutschen Pathologischen Gesellschaft treffen, oder, mit ihm zu- sammen wandernd, die SchOnheiten der Natur genieBen, oder ibm als stillen Bewunderer der Kunst in alten Xathedralen begegnen, oder mit ihm musizieren und ihn dabei aIs 5ieister der Violine kennenlernen -- immer nnd fiberall leuchtet jugendliche Be- geisterung aus seinen Augen und entl~dt sich in hinreiBendem Ausruf -- Flammen aus der Tiefe, wo das Feuer eines beruhigten, ausgeglichenen, fiberlegenen Geistes brenntl ,,Ein edler Nfensch zieht edle Menschen an und weiB sie festzuhalten." Wenn PAUL ERNST an der Schwelle seines achten Jahrzehnts um sich blickt, dann kann er sich der Ernte freuen, die seiner kOstlichen Saat ent- sprossen ist. Die akademische Jugend, welche ihn schw~trmerisch verehrt, freut sich dariiber, dab sie den geliebten Lehrer auch nach seinem Riicktritt yore Amte nicht ganz vermissen muB. In grol3en Zfigen zeichnet er ihr ats ein wahrhaft Berufener die Geschichte unserer Wissenschaft hin und lehrt deren Zusammenhang mit den geistigen StrOmungen der Zeiten. Nit den Studierenden vereinigen sich die Schiller, die Kollegeii und die Freunde, um dem herzlich geliebten Manne zu seinem 7 o. Geburtstage yore Guten das Beste zu wfinschen. Gesundheit set ihm treu, Sorge und Leid bleibe ihm fern, nichts store das Glfick seines Hauses, ein gfitiges Geschick er- halte ihm die Sehwingen seiner harmonischen Seele. BORST, Mfinchen. TAGESGESCHICHTE. Zwischen dem Magfstrat Berlin und dem GroB-Berliner ~rztebund ist ein Kampf entstanden tiber einen im Vorjahre geschlossenen Vertrag, der die Behandlung vort minderbemlttelten Geschlechts- kranken durch die freien &rzte regeln sollte. Die Stadt, welche io Behandlungsstellen betrieb, die bet dem VertragsschluB vor- handen oder beschlossen waren, hatte ein Einspruchsrecht der ~rzteschaft gegen die Errichtung weiterer Behandlungsstellen ver- traglich anerkannt und hat j etzt den Vertrag zum 12. Mat gekfindigt mit der Bereitwilligkeit, ihn zu verl~ngern, wenn die Arzteschaft auf die genannte Sicherung verzichtete. Der Magistrat gab als Grund an, dab eine solche Vertragsbestimmung dem Selbstbestimmungs- recht der Stadt widerspr~che; die Vertreter der &rzte sehen aber darin die Gefahr weiterer Ausschaltung der freien Arzte. Der -~rzte- vereinsbund erkl/irte dem Magistrat, dab die ihm angeschtossenen Jkrzte nicht nur zur Fortsetzung des alten Vertrages, sondern auch zu nmfassenderer Mitwirkung Ms bisher an der kommunalen Gesundheitspflege bereit seien. Die Landesversieherungsanstalt Berlin hat mit dem Verband der t{rankenkassen GroB-Berlins eine Vereinbarung getroffen, der zufolge die Krankenkassen diej enigen ausgesteuerten Zuckerl~anken, die arbeitsun/dhig sind, in ihren Ambulatorien ~rztlich beraten, die nOtigen chemischen Untersnchungen vornehmen lassen und den Kranken erforderlichenfalls die Insulinspritzen geben. Die Landes- versicherungsanstalt Berlin tri~gt die Kosten ftir Insulin oder gleich- wertige l%~parate unter der Voraussetzung, dab der Versicherte Anwartschaft darauf hat. Die Krankenkassen haben sich ver- pflichtet, daftir zu sorgen, dab in den Ambulatorien eine ausreichende Zahl yon ~'~rzten mlt fachlicher Fortbildung zur Yerff~gung steht

Paul Ernst zum Siebzigsten Geburtstage

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Page 1: Paul Ernst zum Siebzigsten Geburtstage

4. JUNI 1929 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . N r . 23 1 1 0 3

G e s e l l s c h a f t f i i r R O n t g e n k u n d e W i e n .

S i t z u n g v o m 5. F e b r u a r 1929.

H. F. F L E I S C I I N E R : Demons t r a t ionen . I. Fall yon p r i m ~ r e m P leu raca rc inom, m i t e inse i t igen R i p p e n m e t a s t a s e n . - - 2. D e m o n - s t r a t i on v o n A u f n a h m e n der r e sp i ra to r i schen GrOBen~nderung tuberkulOser X a v e r n e n . - - 3- B r o n c h o s t e n o s e n e r s c h e i n u n g e n bet k ind l icher L u n g e n - u n d Drf i sen tuberku lose . E i n groBer Dri isen- t u m o r a m l inken Hi lus v e r u r s a c h t e eille rOntgeiiologisch dars te l l - ba re E i n e n g u n g des 1. H a u p t b r o n c h u s , gleichzei t ig wa ren nachweis - ba r : Mi t te lgrad ige d a u e r n d e L i n k s v e r l a g e r u n g yon Herz u n d Ge- f~Ben, Ierner resp i ra tor i sches P e n d e l n des M e d i a s t i n u m n a c h l inks u n d eine Verd ich t i ing des l inken Ober lappens . N a c h 2 2r war die Bronchuse i ige ger inger n n d alle f ibr igen E r s c h e i n u n g e n ge- s c h w u n d e n . Die d u t c h D r f l s e n t u m o r e n v e r u r s a c h t e n E u g e n d e r H a u p t b r o n c h i e n lassen s ich rOntgenologisch dars te l len , die d u t c h solche V e r e n g u n g e n b e d i n g t e n A t e l ek t a sen e inzelner L u n g e n - a b s c h n i t t e spie len bet der B i l d e n t s t e h u n g der T ube rku lo se eine groBe Rolle u n d m a n c h e F~lle y o n sog. epi tuberkulOser In f i l t r a t ion df i r f ten d n r c h sie b e d i n g t sein. A u c h bet a n d e r e n k o m p a k t e n t n f i l t r a t i o n e n z. B. der c roup6sen P n e u m o n i e spiel t die Ate l ek ta se kle inerer L u n g e n a b s c h n i t t e bet der B i l d e n t s t e h u n g eine groBe Rolle. Die von ROBII~SON sog. I m m i g r a t i o n des M e d i a s t i n u m h a t n i ch t immer , wie R O B I N S O N mein t , eine B ronchos t enose zur Ursaehe , sie k a n n a u c h d u r c h v o l u m e i n s c h r ~ n k e n d e L ungenp rozes se bed ing t sein. Auf ke inen Tal l a be t dar f jede geringffigige A b w e i c h u n g des Media- s t i n u m yon der s c h e m a t i s c h f ix ie r ten Norma l l age als pa tho!og i sch bed ing t a n g e s e h e n werden . I m Gegensa tz zu ROBINSON stel l t IrLEISCI~NER fest, daB, was die H~uf igke i t der B r o n c h o s t e n o s e n an-

bet r i f f t , n u r e in geringffigiges l Jberwiegen der l inken Seite gegenfiber der r e ch t en nachzuwe i sen ist. Fi ir diese diirf te der U m s t a n d , d a b der l inke B r o n c h u s enger i s t als der rechte , m a g g e b e n d sein u n d n icht , wie ROBINSON mein t , die E i n s c h e i d u n g des 1. B r o n c h u s in e inen E n g p a B zwischen Drf isen u n d d e m Arcus aor tae . Aussprache: H. ROBINSON.

S U I C H I F U K A S E : f iber die Bee in f lussung der W u n d h e i l u n g d u t c h ROntgens t rahlen . Bet Ve rab re i chung ether Dosis y o n 75% der H E D . au f die H~tlfte e ther H a u t w u n d e u n m i t t e l b a r n a c h Se tzung derselbeii zeigt s ich n a c h e in igen T a g e n ein deu t l i cher U n t e r - schied zwischen der b e s t r a h l t e n u n d der u n b e s t r a h l t e n H~lf te . Die u n v e r n ~ h t e W u n d e hei l t im b e s t r a h l t e n Bere ich wesen t l i ch schnel ler als im I Inbes t rah l ten .

F. F R E U N D : Zu r Histobiologie der En t z i i nd u n g u n d ihre Be- deu tung in der ROntgentherapie . Die ROntgens t r ah l en kOnnen, p r o p h y l a k t i s c h verabfolgt , eine zwangs lauf ige E n t z i i n d u n g s - reakt ion , wie es die t r a u m a t i s c h e E n t z t i n d u n g ist, ab~Lndern. Dabe i wird die Zahl der E x s u d a t l e u k o c y t e n v e r m i n d e r t u n d es werden E n t w i c M u n g s s t u f e n dieser Zellen ge funden , die sons t n u r im K n o - c h e n m a r k v o r k o m m e n . So sche inen die U n t e r s u c h u n g s r e s u l t a t e v. MOLLENDORFS bes t~t ig t , dab E x s u d a t l e u k o c y t e n n i ch t n u r d u r c h Emig ra t i on , sonde rn auch an Ort u n d Stelle e n t s t e h e n kOnnen. Diese 6rt l iche E n t w i c k l n n g k a n n d u t c h V o r a u s b e s t r a h l u n g g e h e m m t werden . Aussprache: H. LAUDA. - - STERNBERG. - - BORAK (erw&hnt die MOglichkeit, p o s t t r a u m a t i s c h e H~imatome du rch schwache ROntgen- b e s t r a h l u n g rascher z u m Rf l ckgang zu br ingen) . - - XOLMER. - - SALZER. - - ULLMANN. - - FR~EUND (Schlul3wort). PRESSER.

P A U L E R N S T Z U M S I E B Z I G S T E N G E B U R T S T A G E .

Der is t glticklich zu preisen, der sictl zur I t a r m o n i e seiner i nne ren K r M t e d u r c h g e r u n g e n h a t - - ein Ziel, u m so schwerer zu er- re ichen, je vielfgl t iger u n d wide r sp ruchsvo l l e r diese KrXfte stud: E inen Mensct len, d e m die GOtter alles ver l i ehen haben , die SchOnhei t u n d den Adel der ~uBeren E r sche i nung , die K r a f t zu wis senscha f t - l icher E r k e n n t n i s , die F r e u d e a m kf lns t le r i schen S c h a u e n u n d Ge- s t a l t en , den D r a n g u n d die FXhigkei t zu le tz ter ph i losophischer Zu_ s a m m e n f a s s u n g u n d f Jberschau , e inen Menschen , d e m es ge lungen ist, alle diese Kr~f t e a b z u s t i m m e n auf e inen woh l k l i ngenden Akkord , der i hn se lbs t b e r u h i g t u n d ande re beseligt , e inen so lchen M e n s c h e n bet s e inem 7 o. G e b u r t s t a g i m N a m e n seiner F r e u n d e u n d B e w u n d e - rer d a n k e n d begrfiBen u n d m i t g u t e n W f i n s c h e n in die Z n k u n f t gelei ten zu dfirfen, das is t eine w a h r e Herzens f r eude . PAul, ERNSt, d e m dieser Gebur t s t agsg ruB gilt, i s t ein solch re ichgesegneter , ha r - mon i sche r Mensch . Die Geniati tXt seines W e s e n s h a t seine Gesichts - zfige edel ge fo rmt ; vi~terliche Gfite sp r i ch t aus se inen b l a u e n A u g e n ; Wfi rde ve r r~ t sein wal lender B a r t u n d drf ickt s ich aus in seiner Ges ta l t u n d se inen Bewegungen . Die wis senscha f t l i chen L e i s t u n g e n yon P. EI~NST s ind a l l bekann t ; wi t wolIen n i ch t wiederholen, was s chon so oft aufgez~hl t u n d gewfirdigt worden ist. W a s alle wissen- scha f t l i chen Arbe i t en ERNSTS ausze ichne t , i s t der D r a n g ins Freie, die Suche n a c h d e m Ansch luB an die groBen Z u s a m m e n h X n g e . Von der k le ins ten Beobach tu l lg aus f inde t er d iesen V~Teg. Meister- h a f t is t die Fo rm , in welcher ERNS~r die Ergebn i sse seiner wissen- scha f t l i chen Arbe i t zur Da r s t e l l ung br ingt . Hier zeigt s ich der Kf ins t le r in ihm. Dieser k t insf ler i sche Stil u n d S c h w u n g o f fenbar t s ich n i ch t n u r in den Schr i f ten, sonde rn a u c h in der lebendigen Rede. ERNSTS wissenseha f t l i che Vor t r~ge und seine Ge legenhe i t s reden s ind K u n s t w e r k e , du rchg l t i h t von Idea l i smus u n d Mingend d u t c h

den Zaube r einer he r r l i chen S t imme . E in Se lb s tbekenn tn i s h a t ERNST in seiner F r e ibu rge r Rede fiber das , ,morpholog i sche Be- df i r fnis" abgelegt . , ,Zurfick zu GOBTH~" rief er aus . Wah r l i ch , ERNST ist ein Mensch in G o e t h e s c h e m Sinne, ein Mensch, bet we lchem \~Tissen n n d Schauen in eine E inhe i t zusammenf l i eBen . Ob wir u n s e r e n Jubi la r au f den wissenschaf t l iche i i V e r s a m m l u n g e n der D e u t s c h e n Pa tho log i s chen Gesel lschaf t t ref fen, oder, m i t i h m zu- s a m m e n wande rnd , die SchOnhei ten der N a t u r genieBen, oder i b m als s t i l len B e w u n d e r e r der K u n s t in a l t en X a t h e d r a l e n begegnen , oder m i t i h m mus iz ie ren u n d i h n dabei aIs 5 ie is ter der Violine k e n n e n l e r n e n -- i m m e r n n d fiberall l euch te t jugend l i che Be- ge i s t e rung aus se inen A u g e n u n d en t l~d t s ich in h in re iBendem A u s r u f -- F l a m m e n aus der Tiefe, wo das Feuer eines be ruh ig ten , ausgegl ichenen , f iber legenen Geistes b r e n n t l , ,Ein edler Nfensch z ieht edle M e n s c h e n a n u n d weiB sie f e s t zuha l t en . " W e n n PAUL ERNST an der Schwelle seines a c h t e n J a h r z e h n t s u m sich blickt, d a n n k a n n er s ich der E r n t e f reuen, die seiner kOstl ichen Saa t ent - sp rossen ist. Die a k a d e m i s c h e Jugend , welche i h n schw~trmerisch ve rehr t , f r eu t s ich dari iber, dab sie den gel iebten Lehre r au ch n ach se inem Ri ick t r i t t yore A m t e n i ch t ganz ve rmi s se n muB. I n grol3en Zfigen ze ichne t er ihr ats ein w a h r h a f t Beru fene r die Gesch ich te unse r e r W i s s e n s c h a f t h in u n d lehr t de ren Z u s a m m e n h a n g m i t den geis t igen S t rOmungen der Zeiten. N i t den S tud i e r en d en vere in igen s ich die Schiller, die Kollegeii u n d die F reunde , u m d e m herzl ich ge l iebten Manne zu se inem 7 o. G e b u r t s t a g e yore G u t e n das Bes t e zu wfinschen. Gesundhe i t set i h m t reu , Sorge u n d Leid bleibe i h m fern, n ich t s s tore das Glfick seines Hauses , ein gfit iges Geschick er- ha l t e i h m die Sehwingen seiner h a r m o n i s c h e n Seele.

BORST, Mfinchen.

TAGESGESCHICHTE. Zwischen d e m Magfstrat Berlin u n d d e m GroB-Berl iner ~ r z t e b u n d

ist ein K a m p f e n t s t a n d e n tiber e inen i m Vor j ah re gesch lossenen Ver t rag , der die Behandlung vort minderbemlttelten Geschlechts- kranken d u r c h die freien &rzte regeln sollte. Die Stadt , welche io B e h a n d l u n g s s t e l l e n betr ieb, die bet d e m Ver t ragssch luB vor- h a n d e n oder beschlossen waren, h a t t e ein E i n s p r u c h s r e c h t der ~ r z t e s c h a f t gegen die E r r i c h t u n g wei terer B e h a n d l u n g s s t e l l e n ver- t r ag l i ch a n e r k a n n t u n d h a t j e tz t den Ve r t r ag z u m 12. Mat gekf indig t m i t der Bereitwil l igkeit , i hn zu ver l~ngern , w e n n die Arz t e scha f t au f die g e n a n n t e S iche rung verz ichte te . Der M ag i s t r a t gab als G r u n d an, dab eine solche V e r t r a g s b e s t i m m u n g d e m S e l b s t b e s t i m m u n g s - r e ch t der S t ad t widerspr~che ; die Ve r t r e t e r der &rzte sehen aber da r in die Gefahr wei terer A u s s c h a l t u n g der freien Arzte. Der -~rzte- v e r e i n s b u n d erkl/ ir te d e m Magis t ra t , dab die i h m angesch tossenen

Jkrzte n i ch t nu r zur F o r t s e t z u n g des a l ten Ver t rages , so n d e rn a u c h zu n m f a s s e n d e r e r Mi twi rkung Ms b isher an der k o m m u n a l e n Gesundhe i t sp f l ege berei t seien.

Die Landesversieherungsanstalt Berlin h a t m i t d e m V e r b a n d de r t { r a n k e n k a s s e n GroB-Berl ins eine V e r e i n b a r u n g getroffen, der zufolge die K r a n k e n k a s s e n diej enigen a u s g e s t e u e r t e n Z u c k e r l ~ a n k e n , die arbeitsun/dhig sind, in i h r en A m b u l a t o r i e n ~rzt l ich be ra t en , die nOtigen c h e m i s c h e n U n t e r s n c h u n g e n v o r n e h m e n lassen u n d d en K r a n k e n erforder l ichenfal ls die Insu l insp r i t zen geben. Die Landes - v e r s i c h e r u n g s a n s t a l t Ber l in tri~gt die K o s t e n ftir Insu l in oder gleich- wer t ige l%~para te u n t e r der Vorausse t zung , dab der Vers icher te A n w a r t s c h a f t d a r a u f ha t . Die K r a n k e n k a s s e n h a b e n sich ver- pf l ichte t , daft ir zu sorgen, dab in den A m b u l a t o r i e n eine aus re ichende Zahl yon ~'~rzten ml t fachlicher Fortbildung zur Yerff~gung steht