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Ihr Expertinnen-Team: Bettina Röttgers und Agnes Anna Jarosch Bettina Röttgers ist Kommunikations-Profi und Chefredakteurin von „simplify Wissen“ (www. simplifywissen.de). Agnes Anna Jarosch ist Chef- redakteurin von „Der große Knigge“, Leiterin des Deutschen Knigge-Rats und zertifizierter Coach. A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Suchwortverzeichnis Tipps & Trends Aktualisierung! Bitte nehmen Sie, falls vorhanden, den veralteten Beitrag F 51 aus Ihrem Ordner heraus. Fragen, unangenehme F 51/1 www.stil.de Ausgabe 5/2010 35 Peinliche Fragen? So reagieren Sie richtig und souverän Manche Fragen können einen ganz schön in Verlegenheit bringen – wenn z. B. jemand Dinge wissen will, die ihn eigentlich gar nichts angehen oder über die Sie nicht sprechen wollen oder dürfen. Wie Sie sich möglichst unauffällig aus dieser unangenehmen Situation befreien, erfahren Sie in diesem Beitrag. Am Ende werden Sie eine Grundstrategie und sieben verschiedene Antworttechniken kennen. Mit diesem Rüstzeug fällt Ihnen garantiert immer eine passende Antwort auf indiskrete Fragen ein! Die Themen: Unangenehme Fragen gibt es überall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 So nicht! Die 3 falschen Antworten auf unliebsame Fragen . . . 4 „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten“ – Stimmt das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Beantworten Sie peinliche Fragen mit der 3-T-Methode . . . . . . 7 So ist es richtig! Die 7 besten Antworten auf unangenehme Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Ihr Fitnessprogramm: So trainieren Sie Ihre Schlagfertigkeit . 16 Notlügen erlaubt? In Ausnahmefällen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Leihen Sie sich die Worte anderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Übersicht: Die 7-Antwort-Techniken in einer Mindmap . . . . . . 20 DARUM GEHT ES:

Peinliche Fragen? So reagieren Sie richtig und souverän · Und auch wenn es satirisch gemeint ist: Die pe- netranten Fragen der Rollenfigur (wie z.B. „Sag mal, bist du eigentlich

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Trends

Ihr Expertinnen-Team:Bettina Röttgers und Agnes Anna Jarosch

Bettina Röttgers ist Kommunikations-Profi und Chefredakteurin von „simplify Wissen“ (www. simplifywissen.de). Agnes Anna Jarosch ist Chef-redakteurin von „Der große Knigge“, Leiterin des Deutschen Knigge-Rats und zertifizierter Coach.

Peinliche Fragen?So reagieren Sie richtig und souverän

Manche Fragen können einen ganz schön in Verlegenheit bringen – wenn z. B. jemand Dinge wissen will, die ihn eigentlich gar

nichts angehen oder über die Sie nicht sprechen wollen oder dürfen. Wie Sie sich möglichst unauffällig aus dieser unangenehmen Situation befreien, erfahren Sie in diesem Beitrag. Am Ende werden Sie eine Grundstrategie und sieben verschiedene Antworttechniken kennen. Mit diesem Rüstzeug fällt Ihnen garantiert immer eine passende Antwort auf indiskrete Fragen ein!

Die Themen: Unangenehme Fragen gibt es überall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 So nicht! Die 3 falschen Antworten auf unliebsame Fragen . . . 4 „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten“ –

Stimmt das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Beantworten Sie peinliche Fragen mit der 3-T-Methode . . . . . . 7 So ist es richtig! Die 7 besten Antworten auf

unangenehme Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Ihr Fitnessprogramm: So trainieren Sie Ihre Schlagfertigkeit . 16 Notlügen erlaubt? In Ausnahmefällen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Leihen Sie sich die Worte anderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Übersicht: Die 7-Antwort-Techniken in einer Mindmap . . . . . . 20

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Unangenehme Fragen gibt es überallAm Abend vor dem Schlafengehen schaue ich – wie vieleMenschen – gern noch ein Stündchen Fernsehen. In jenerWoche, in der ich diesen Knigge-Beitrag für Sie vorberei-tete, begegneten mir dort mindestens drei peinliche Frage-situationen:

1. Am Samstagabend auf der „Wetten-dass-Couch“ be-grüßte ZDF-Moderator Thomas Gottschalk die deut-sche Vertreterin beim „Eurovision Song Contest 2010“,Lena Maier-Landruth. Die junge Frau musste sich Fra-gen zu ihrem Privatleben gefallen lassen – die sie ganzoffensichtlich nicht vor großem Fernsehpublikum be-antworten wollte.

2. Wenige Abende später moderierte in der ARD SandraMaischberger eine Diskussionsrunde zum Thema „Eheund Liebe“. Zu Gast war u. a. die österreichischeSchauspielerin Christiane Hörbiger mit ihrem langjäh-rigen Lebensgefährten Gerhard Tötschinger. Und ob-wohl das Paar sicher vorher wusste, zu welchem The-ma es befragt werden sollte, reagierten beide dochmanchmal befremdet; z. B. auf die Frage, warum siedenn nicht geheiratet hätten.

3. Kennen Sie Horst Schlämmer? Die Kunstfigur despeinlichen Grevenbroicher Lokaljournalisten (darge-stellt vom Komiker, Schauspieler und Buchautor HapeKerkeling) begegnete mir ebenfalls in jener Fernseh-woche. Und auch wenn es satirisch gemeint ist: Die pe-netranten Fragen der Rollenfigur (wie z. B. „Sag mal,bist du eigentlich verheiratet?“, an nahezu jede Fraugerichtet) sind ein Musterbeispiel für unangenehmeFragen – wie sie jedem von uns im Leben schon einmalgestellt wurden.

Peinliche Fragen, die jeder kennt

Wurden auch Sie schon von einer allzu neugierigen undindiskreten Frage überrascht, von der Sie sich völlig über-

Neugieroder Dreistigkeit?

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rumpelt und in die Ecke gedrängt fühlten? Mindestens ei-nes der folgenden Beispiele kommt Ihnen sicherlich be-kannt vor:

1. „Wo warst du gestern?“Sie treffen eine Bekannte: „Ich habe gestern Abend min-destens drei Mal bei dir angerufen. Wo warst du denn?“ –Sie hatten eine Verabredung, die Sie nicht an die großeGlocke hängen möchten.

2. „Die Eheleute Kielmann haben sich getrennt, nichtwahr? Die armen Kinder …“Ihre Nachbarin verwickelt Sie in ein Gespräch. „Stimmt eseigentlich, dass Herr Kielmann von zuhause ausgezogenist?“ – Sie sind mit Frau Kielmann gut befreundet undwissen Bescheid. Ehrensache, dass Sie das in Sie gesetzteVertrauen nicht enttäuschen und auf diese Frage nicht ant-worten möchten!

3. „Kann ich Ihre Telefonnummer haben?“Sie haben sich (als Frau) auf einer Veranstaltung angeregtmit einem Fremden unterhalten. Als Sie gehen wollen,fragt er Sie nach Ihrer Telefonnummer. Sie finden denHerrn zwar sympathisch, sind aber an einem weiterenKontakt nicht interessiert.

4. „Was verdienen Sie denn so?“Jemand fragt Sie nach Ihrem Einkommen. Sie finden, IhreFinanzen gehen niemanden etwas an – außerdem ist es Ih-nen als Arbeitnehmer meist vertraglich verboten, Aus-künfte über Ihr Gehalt zu geben.

5. „Wieder gesund? Was hatten Sie denn?“Sie kommen nach überstandener Krankheit zum erstenMal wieder ins Büro. Ihr Chef begrüßt Sie: „Da sind Sieja wieder! Was hatten Sie denn?“ Sie sind, nach den zahl-losen Presseberichten im vergangenen Jahr über illegaleKrankenakten und -gespräche (u. a. beim Discounter Lidl,bei der Drogeriekette Müller und beim AutoherstellerDaimler), aufgeschreckt – und möchten Ihre Krankenge-schichte lieber für sich behalten.

Typische Beispiele aus dem Alltag

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6. „Welche Erlöse erzielen Sie mit dem Produkt xy?“Bei einem Geschäftsessen versucht ein Kunde, Sie überFirmeninterna auszufragen. Sie wollen und dürfen keineAuskunft geben.

7. „Wollen Sie Kinder?“Beim Bewerbungsgespräch fragt man Sie (als Frau) nachIhrer Familienplanung. Sie wissen, dass diese Frage nichtzulässig ist, wollen Ihr Gegenüber aber auch nicht verär-gern und sich so Ihre Chancen verderben.

So nicht! Die 3 falschen Antwortenauf unliebsame FragenDen meisten Menschen fällt es schwer, auf neugierige undunangenehme Fragen souverän zu reagieren, kommen siedoch meist überraschend und unverhofft: am falschen Ort,zur falschen Zeit oder von Personen, von denen man einesolche Frage nicht erwartet hat. Je nach Situation, Charak-tertyp und persönlicher Geschichte kristallisieren sichdann immer wieder die folgenden drei Fehlreaktionenheraus, die Sie unbedingt vermeiden sollten:

Fehler Nr. 1:Sie antworten höflich – und sagen zu vielSie antworten ganz automatisch – und werden sich erstdanach bewusst, dass Sie zu viel von sich oder anderenpreisgegeben haben bzw. dass Ihre Antwort unklug warund Sie sich selbst geschadet haben. Anschließend ärgernSie sich natürlich über Ihre eigene Unbedachtheit. Aber esist schon zu spät: Gesagt ist gesagt.

Diese Reaktion kommt sehr häufig vor, denn vielen Men-schen spielt hier ihre Erziehung einen Streich. Kinderwerden häufig ermahnt, Eltern und Erwachsenen Redeund Antwort zu stehen, nach dem Motto: „Antworte,wenn ich dich etwas frage!“ Auch Jahrzehnte späterbleibt die Botschaft „Eine Frage nicht zu beantworten istunhöflich“ unbewusst verankert.

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Fehler Nr. 2: Sie zeigen sich peinlich berührt

Ein zu langes Zögern, ein betretenes Schweigen – das istebenso peinlich wie die falsche Antwort. Man merkt Ih-nen an, wie unangenehm Ihnen die Situation ist – und dassdie Frage ein Volltreffer war. Vielleicht werden Sie auchnoch rot, schauen verlegen zu Boden oder treten nervösvon einem Fuß auf den anderen.

Damit wecken Sie erst recht die Neugier Ihres Gesprächs-partners: Haben Sie etwas zu verbergen? Ihre Reaktionschreit geradezu danach, weiterzubohren.

Fehler Nr. 3: Sie reagieren aggressivZu dem Zeitdruck, eine passable Antwort zu finden, ge-sellt sich oft der Ärger über die Taktlosigkeit des Fragers– und manchmal auch das unliebsame Gefühl, ertapptbzw. durchschaut zu sein. Wer unter dem Druck dieser Si-tuation nicht in Starre verfällt, tendiert häufig zum Gegen-teil: Er reagiert übertrieben aggressiv und scharf, um sichvermeintlicher Übergriffe Dritter auf die eigene Privat-sphäre zu erwehren.

Doch eine unangemessen heftige Reaktion kann Ihren Ge-sprächspartner verärgern oder kränken – insbesonderedann, wenn er sich bei seiner Frage gar nichts Böses ge-dacht hat und ihm nichts ferner lag, als Ihnen zu nahe zutreten. Auch Dritte, die Ihr Gespräch am Rande mitbe-kommen, nehmen möglicherweise einen schlechten Ein-druck von Ihnen mit.

„Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten“ – stimmt das?Eine indiskrete Frage ist an sich schon unangenehm. Abernoch schlimmer wird es, wenn sie Ihnen in größerer Run-de gestellt wird – und Sie sich vor Publikum bloßgestelltund blamiert fühlen.

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Sicher: Das Verhalten Ihrer Freundin in diesem Beispielzeugt von Gedankenlosigkeit oder wenig Feingefühl. Dochtagtäglich werden Sie mit Situationen konfrontiert, in denenIhre Grenzen des guten Geschmacks anders verlaufen alsdie Ihrer Mitmenschen. Wenn Ihnen das bewusst ist, kom-men Sie mit einem „Das erzähle ich dir später“ ganz ein-fach aus der unliebsamen Situation heraus. Mit Ihrer Freun-din sollten Sie später aber unbedingt unter vier Augendarüber sprechen, wie unangenehm Ihnen das Ganze war!

Berücksichtigen Sie die Motive der anderen

Ihre Freundin hat im obigen Beispiel gedankenlos daher-geplappert – Sie hatte sicher nicht den Plan, Sie zu kom-promittieren. Das legitimiert ihr Verhalten zwar nicht,dennoch sollten Sie es nicht mit Absicht oder Boshaftig-keit gleichsetzen.

Zwar ändern die Motive des Fragestellers nicht unbedingtetwas daran, ob Sie sich zu einer Frage äußern wollenoder nicht. Wohl aber sollten sie Ihre Reaktionsweise be-einflussen. Machen Sie sich also stets bewusst, dass hintereiner für Sie unangenehmen Frage nicht immer böse Ab-sicht stecken muss. Im Gegenteil: Häufig sind die Fragenganz harmlos gemeint, und Ihr Gesprächspartner ahnt garnicht, wie sehr er Sie in Bedrängnis bringt.

Harmlose Gründe für unliebsame Fragen

Solche völlig neutralen Gründe für neugierige Fragenkönnen z. B. sein:

beispiel: Ihre Freundin fragt Sie vor versammelter Mann-schaft, ob Sie denn nun endlich beim Arzt gewesen seien.Eigentlich haben Sie kein Problem damit, Ihrer Freundinvon dem Arztbesuch zu erzählen. Es ist Ihnen aber pein-lich, Ihre Krankheitsgeschichte vor Hinz und Kunz auszu-breiten.

Wann vertageneine Lösung ist

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Ihr Gesprächspartner ist selbst sehr offen und mittei-lungsfreudig. Und da ihm persönlich die Antwort keinbisschen peinlich wäre, kommt er gar nicht auf dieIdee, dass Sie ein Problem damit haben könnten!

Ihr Gesprächspartner will echte Anteilnahme ausdrü-cken. Wenn z. B. Ihr Chef Sie nach einer überstandenenKrankheit nach Ihrem Gesundheitszustand fragt, machtihn das noch nicht automatisch zu einem übelwollen-den Vorgesetzten à la Lidl und Co. – viel wahrscheinli-cher ist, dass er sich wirklich Sorgen um Sie gemachthat!

Ihr Gegenüber hat ein sachliches Interesse. Beispiel:Jemand fragt Sie nach Ihrer letzten Operation aus, weilihm ein ähnlicher Eingriff bevorsteht.

Beantworten Sie peinliche Fragenmit der 3-T-MethodeZunächst einmal: Vergessen Sie Ihr schlechtes Gewissen!Sie allein dürfen entscheiden, was und wie viel Sie vonsich preisgeben. Sie sind niemandem Rechenschaft schul-dig, und es ist völlig in Ordnung, wenn Sie eine indiskreteFrage nicht beantworten wollen. Deshalb gibt es auch kei-nen Grund zur Verlegenheit oder Überreaktion. Sagen Siesich: „Ich schulde auf diese Frage keine Antwort.“

fazit: Wenn Ihnen eine Frage indiskret oder unange-messen erscheint, überlegen Sie zunächst, ob die Fragetatsächlich auch so gemeint ist – oder ob nicht ein ande-rer, völlig neutraler Hintergrund dahintersteckt. Manch-mal ist gar nicht die Frage peinlich, sondern nur IhreAntwort (und die vielleicht auch nur Ihnen)! Und des-halb hat das alte Sprichwort „Es gibt keine dummenFragen, nur dumme Antworten“ doch manchmal seineBerechtigung.

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Die sicherste Methode, eine unangenehme Frage schnellaus der Welt zu schaffen, ist darüber hinaus die 3-T-Me-thode nach der Formel „Touch – Turn – Talk“.

Beispiele für den richtigen Einsatzder 3-T-Methode

beispiel 1: „Hallo, Frau Weber! Wie geht es Ihnen? Ichhabe gehört, Ihr Fabian muss die zweite Klasse wiederho-len? Das ist ja schrecklich – schon in der Grundschule!“

so reagieren sie richtig: „Grüß Gott, Frau Stichler. Ja,der Fabian macht die zweite Klasse noch mal (= Touch).Ich sehe, Sie waren auch auf Schnäppchenjagd (= Turn).Was haben Sie denn Schönes ergattert (= Talk)?“

beispiel 2: Beim Mittagessen mit mehreren Kollegenfragt Sie Herr Gruber: „War Ihr letztes Projekt nicht auchschon ein Flop?“

so reagieren sie richtig: „Es hätte besser laufen kön-nen; als Flop würde ich es nicht bezeichnen (= Touch).Um aber zu unserem Thema zurückzukommen (= Turn):

Die 3-T-Methode „Touch – Turn – Talk“

Touch:

Reagieren Sie kurz auf die Frage.

Geben Sie einer für Sie unangenehmenFrage nicht mehr Raum als nötig. Reagie-ren Sie sofort, aber kurz und knapp.

7 Möglichkeiten dazu finden Sie ab SeiteF 51/9 in diesem Beitrag.

Turn:

Wechseln Sie das Thema.

Wechseln Sie aktiv das Thema, damit IhrGesprächspartner gar nicht erst in Versu-chung kommt, nachzuhaken.

Talk:

Übernehmen Sie die Gesprächsführung.

Übernehmen Sie die Gesprächsführung,indem Sie eine offene Gegenfrage stellen,wenn möglich an weitere anwesende Per-sonen.

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Welche Vorschläge haben denn die anderen hier im Kreiszur Lösung der Kostenproblematik? Was meinen Sie, FrauAltmann (= Talk)?“

So ist es richtig!Die 7 besten Antwortenauf unangenehme Fragen

Die folgenden Techniken stellen allesamt „Touch“-Mög-lichkeiten im Rahmen der 3-T-Methode (vgl. voriges Ka-pitel) dar. Das heißt: Sie helfen Ihnen, eine unliebsameFrage schnell, kurz und knapp zu parieren.

Alle hier vorgestellten Methoden haben sich in der Praxisgut bewährt. Probieren Sie die Methoden nach und nacheinzeln aus (z. B. im Rahmen des „Schlagfertigkeits-Trainings“) und entscheiden Sie sich für zwei bis drei derVorgehensweisen, die Ihnen besonders gut gefallen.

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Achten Sie auf Ihre Körpersprache

Wichtig für eine souveräne Reaktion: Lächeln Sie! Sowird es Ihnen in jedem Fall gelingen, locker zu wirken.Halten Sie außerdem angemessenen Blickkontakt.

Das bedeutet: Blicken Sie nicht verlegen zu Boden, fi-xieren Sie den Fragesteller aber auch nicht. Weg-schauen signalisiert Verlegenheit und Schwäche; einübertrieben langer Blick hingegen wirkt wie eineKriegserklärung und fordert zum Schlagabtausch ge-radezu heraus.

Wenn mehrere Personen anwesend sind: Blicken Sie inder Runde herum. Bleiben Sie mit Ihrem Blick nichtbeim Fragesteller hängen.

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1. Technik: Überhören

Die Überhörtechnik eignet sich besonders, wenn eine fürSie unangenehme Frage eher belanglos gestellt wurde, IhrGegenüber Sie also weder absichtlich bloßstellen wolltenoch dringend an der Information interessiert ist. In die-sem Fall gehen Sie überhaupt nicht auf die Frage ein, son-dern wechseln sofort das Thema. In der 3-T-Terminologiebedeutet das: Sie verzichten auf das „Touch“ und gehenstattdessen sofort zum „Turn“ und „Talk“ über.

Eine typische Situation, in der Sie die Überhörtechnik an-wenden sollten, ist das eingangs erwähnte Beispiel derBekannten, die Sie auf der Straße trifft und sich beklagt:„Ich habe gestern Abend mindestens drei Mal bei dir an-gerufen. Wo warst du denn?“

In diesem Fall ist Ihre Bekannte wahrscheinlich gar nichtso sehr daran interessiert, was Sie gestern gemacht haben.Sie sucht eher nach einer Überleitung, um das Gespräch,das sie gestern mit Ihnen suchte, nachzuholen. Sie könnendie Frage selbst also getrost übergehen und gleich zur Sa-che kommen: „Drei Mal hast du versucht, mich zu errei-chen? Was war denn so wichtig?“

2. Technik: Null Informationen geben

Natürlich können Sie auf unangenehme Fragen auch miteiner Floskel antworten bzw. der Frage so ausweichen,dass Ihr Gegenüber hinterher genauso klug ist wie vorher.

beispiele:

Ich habe dich gestern nicht erreicht. Wo warst dudenn?“ – ,,Ich war nicht zuhause.“

Warum bist du zum Arzt gegangen?“ – ,,Mir geht's gut,danke für die Nachfrage.“

Warum haben Sie sich krankschreiben lassen?“ –„Durch die Pause bin ich jetzt wieder gesund.“

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Auch hier gilt: Wenn Sie dem Gespräch danach soforteine neue Wendung geben – mit einem Themenwechsel(= „Turn“) und einer Gegenfrage (= „Talk“) –, fällt diefehlende „richtige“ Antwort Ihrem Gegenüber in der Re-gel überhaupt nicht auf!

3. Technik:Das eigentliche Bedürfnis beantworten

Oft können Sie Ihren Gesprächspartner auch zufrieden stel-len, indem Sie nicht seine lauthals gestellte Frage, sondernsein eigentlich dahinterliegendes Bedürfnis beantworten.

Etwa im Beispiel mit der Telefonnummer: „Kann ich IhreTelefonnummer haben?“, fragt Ihr Gesprächspartner (alter-nativ: Ihre Gesprächspartnerin) Sie. Sein (ihr) Bedürfnisliegt auf der Hand: Er (sie) möchte mit Ihnen in Kontaktbleiben. Dazu müssen Sie ihm (ihr) aber nicht zwingendIhre Telefonnummer geben! Sie können und dürfen für sichselbst alle Optionen offen halten: „Ach, wissen Sie, ich binimmer sehr schwer zu erreichen, weil ich mein Handy nichtso gern benutze. Schreiben Sie mir doch Ihre Telefonnum-mer [noch unverbindlicher: E-Mail-Adresse] auf. Dannkann ich mich bei Ihnen melden.“

Das Gleiche funktioniert auch im geschäftlichen Bereich.Beispiel: „Wo ist denn der Chef?“ Ihr Kollege oder Kun-de will in diesem Fall meist nicht wirklich wissen, wo IhrChef sich gerade aufhält; ob dieser gerade Urlaub macht,einen Geschäftstermin hat oder mit Grippe im Bett liegt.Er möchte vielmehr eine Lösung für sein Problem. Des-halb kommen Sie mit einer diesbezüglichen Antwort ambesten aus der unangenehmen Lage heraus. Etwas so: „Erist erst morgen/nächste Woche wieder zu sprechen. Wiekann ich Ihnen heute schon weiterhelfen?“

4. Technik: Im Vagen bleiben

Was Ihr Gesprächspartner von Ihnen hören will, ist dieeine Sache – was Sie ihm antworten, die andere. Nicht

Aktive Gesprächs-führung

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jede Antwort muss so konkret ausfallen, wie es der Frage-steller (vielleicht) erwartet.

Z. B. die folgende Frage: „Was haben Sie für Ihre Woh-nung bezahlt?“ Ihre völlig im Unverbindlichen bleibendeAntwort könnte lauten: ,,In dieser guten Lage liegen diePreise natürlich etwas über den durchschnittlichenFrankfurter Wohnungspreisen.“

Ein anderes Beispiel ist die Frage nach Ihrem Gehalt:„Was verdienen Sie denn so?“ Kommt eine wahrheitsge-mäße Antwort für Sie nicht infrage, antworten Sie z. B.ganz allgemein: „Danke, ich bin zufrieden.“ Oder: „Dasbranchenübliche Gehalt.“ Natürlich können Sie auch Ih-ren Humor einsetzen: „Ich verdiene weniger, als ich ver-diene. Mein Chef hat das allerdings noch nicht bemerkt.“

Mit einer solchen Antwort senden Sie Ihrem Gesprächs-partner ein klares Signal, dass Sie mehr nicht preisgebenwollen. Weiter zu bohren wäre unanständig. Sicherheits-halber sollten Sie aber natürlich auch hier aktiv das The-ma wechseln: „Aber viel wichtiger als die Bezahlung istmir die Herausforderung. Meine Arbeit ist wirklich span-nend und interessant. Sie gefällt mir. Neulich z. B. …“

Frage nachdem Gehalt

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Antworten Sie mit Charme und Humor

Falls Sie zu den Glücklichen gehören, denen auch unterDruck immer noch eine geistreiche, witzige Antworteinfällt: Nutzen Sie dieses Talent! Denn mit Humor si-gnalisieren Sie auf nette Art und Weise, dass das ange-sprochene Thema den anderen nichts angeht.

beispiele:

„Was wiegst du eigentlich?“ –,,Nach diesem gutenEssen mehr als vorher!“

„Was hat das Kleid denn gekostet?“ – „Ich habe wo-chenlang nur trockenes Brot gegessen, damit ich esmir leisten konnte.“ t

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5. Technik: Eine Gegenfrage stellen

Natürlich können Sie eine unliebsame Frage auch mit ei-ner Gegenfrage beantworten: „Warum interessiert Siedas?“ Diese Technik eignet sich immer dann besondersgut, wenn Sie sich Klarheit über die Motive des Frage-stellers verschaffen möchten.

Z. B. die indiskrete Frage nach Ihrem Gehalt. Wenn Sienachhaken („Warum fragen Sie mich das?“), rechtfertigtIhr Gesprächspartner sich vielleicht so: „Meine Tochtermöchte auch in diese berufliche Richtung gehen. Ich fragemich, ob das eine gute Entscheidung ist.“

Nun können Sie die Frage viel besser einordnen: Ihr Ge-sprächspartner ist gar nicht so sehr an Ihrem individuellenGehalt interessiert. Eine allgemeine Antwort zu den Ver-dienstmöglichkeiten in Ihrer Branche würde ihm vermut-lich ausreichen. Und sicherlich interessiert er sich auch fürweitere Informationen zum Berufsbild – Sie haben alsogleich einen Anknüpfungspunkt für das weitere Gespräch.

Weitere mögliche Formulierungen für Ihre Gegenfragen:

Ich verstehe nicht ganz, warum das in diesem Zusam-menhang wichtig ist?

Was bezwecken Sie mit dieser Frage?

Was meinen Sie damit genau?

Wie kommt es, dass Sie sich für dieses Thema interes-sieren?

Inwiefern sind diese Details wichtig für Sie?

„Worüber habt ihr euch unterhalten?“ – „Du weißtdoch, wir reden immer nur über euch Frauen!“

Mit einem Augenzwinkern unterstreichen Sie den hu-morvollen Charakter Ihrer Antwort noch – und habenso alle Sympathien auf Ihrer Seite.

RichtigeInterpretation

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6. Technik: Die Antwort vertagen

Verschieben Sie Ihre Antwort auf eine unliebsame Frageauf später! Oft erledigt sich damit die Angelegenheit vonselbst, weil Ihr Gesprächspartner das Thema gar nichtmehr aufgreift. Tut er es doch, hatten Sie inzwischen aus-reichend Zeit, um sich die richtige Antwort zurechtzule-gen. Geeignet ist diese Methode auch, wenn Ihnen eineunangenehme Frage vor Publikum gestellt wird.

7. Technik: Die Antwort verweigern

Die letzte, sicherlich direkteste Methode im Umgang mitunangenehmen Fragen: Weisen Sie die Frage zurück! Keine

beispiele:

Das ist eine lange Geschichte. Das erzähle ich Ihnen einmal in Ruhe.

Darüber reden wir ein andermal, o. k.? Darüber können wir uns gern einmal unter vier Augen

unterhalten. Darüber reden wir im Anschluss an diese Veranstaltung.

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Wann Gegenfragen sinnvoll sind

Kontern Sie mit genau der gleichen Frage. beispiele:

,,Wie alt sind Sie?“ – Ihre Gegenfrage: ,,Wie alt sind Siedenn?“ Oder: ,,Wollten Sie kein zweites Kind?“ – IhreGegenfrage: ,,Wollten Sie kein drittes Kind?“

Hintergrund: War Ihr Gegenüber einfach nur gedanken-los, so wird er oder sie daraufhin vermutlich das Themawechseln. Entsprang die Frage dagegen eigener ,,Betrof-fenheit“ (z. B. ein drohender runder Geburtstag oder eige-ne Konflikte um die Familienplanung), so wird der ande-re Ihre Frage vermutlich ernsthaft beantworten. In diesemFall sind Sie frei, das Thema aufzugreifen – oder nicht.

Persönliche Fragenvor Publikum

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Angst vor Stillosigkeit: Dazu stehen Ihnen durchaus auchfreundliche und höfliche Möglichkeiten zur Verfügung:

a) Indirekt verweigern: Lassen Sie ausschließlich IhrenKörper sprechen – und zwar mit einer abwehrenden Ges-tik oder Mimik. Sobald Sie sicher sind, dass der anderediese wahrgenommen hat, wechseln Sie das Thema, so-dass kein ungutes Schweigen entsteht.

b) Offen verweigern: Sprechen Sie offen aus, dass Siedie Frage nicht beantworten möchten, und gehen Sie dannzu einem anderen Thema über.

Oder Sie antworten theatralisch-übertrieben mit demSatz aus Wagners Lohengrin: ,,Nie sollst du mich befra-gen!“ – und lenken das Gespräch danach sofort in ein an-deres Fahrwasser.

wichtig: Die Schärfe der Grenzziehung regulieren Siehier mit Ihrem Tonfall! Falls es Ihnen wichtig erscheint,erkennen Sie die Sorge an – auch wenn Sie die Frageselbst nicht beantworten: ,,Ich bin gerührt, Mutter, dassdu dir Gedanken über unser Familienleben machst. AberJens und ich diskutieren das unter uns aus.“

Weitere Formulierungen, mit denen Sie indiskrete Fragen offen, aber höflich zurückweisen: Entschuldige, aber darüber möchte ich jetzt nicht

sprechen.

Tut mir leid, aber das behalte ich lieber für mich.

beispiel: ,,Dein Kleid sitzt so eng. Hast du stark zuge-nommen?“ Sie erwidern, indem Sie mit den Achseln zu-cken, eine Augenbraue heben oder den Kopf schütteln.Dann sprechen Sie etwas Unverfängliches an.

beispiel: ,,Hast du Krach mit deinem Mann?“ Ihre Ant-wort: ,,Das ist eine sehr persönliche Frage, die ich nichtbeantworten möchte. Wie fandest du eigentlich die Aus-stellung letzte Woche in Trier? Warst du dort?“

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Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich solcheInformationen nicht weitergeben darf.

Bevor Sie diese Frage stellten, ahnten Sie bestimmt schon, dass ich Sie Ihnen nicht beantworten werde. Aber jetzt zu einem anderen Thema …

Wie heißt es so schön: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

Bei penetrant-unverschämten Fragen dürfen Sie getrostauch einmal etwas härter formulieren, z. B. so:

Ich finde nicht, dass dich das etwas angeht.

Dieses Thema möchte ich mit Ihnen nicht besprechen.

Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen das erzählen sollte.

Achtung: Bevorzugen Sie Ich-Botschaften!

Wenn Sie eine Frage offen verweigern, senden Sie dabeiIch-Botschaften. Hintergrund: Ihre Gefühle und IhreGründe kann Ihnen niemand absprechen. Und deshalbkann Ihr Gesprächspartner sich – anders als bei Du-Bot-schaften („Das geht dich überhaupt nichts an!“) – auchnicht persönlich angegriffen oder beleidigt fühlen.

Ihr Fitness-Programm:So trainieren Sie Ihre SchlagfertigkeitVielleicht haben Sie sich beim Lesen der Beispiele ge-wünscht: „Das müsste mir in der konkreten Situation ein-fallen!“ Damit Ihr Wunsch Wirklichkeit wird, üben Siesich in Schlagfertigkeit! Dazu haben Sie mehrere Mög-lichkeiten:

Lassen Sie sich von Ihrem Partner/einem guten Freundindiskrete Fragen stellen und spielen Sie die o. g. sie-ben Techniken durch.

Zeigen Sie IhreGrenzen

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Analysieren Sie Situationen, in denen Sie gern anders re-agiert hätten, im Nachhinein. Was hätten Sie noch ant-worten können? Es wiederholt sich zwar sicherlich nichtdie gleiche Situation, aber in einer ähnlichen Lage wer-den Sie das nächste Mal nicht mehr so sprachlos sein.

Schreiben Sie sich schlagfertige Antworten auf, die Sievon anderen hören und die Ihnen gefallen. ÜberlegenSie, zu welchen Situationen in Ihrem Leben diese Ant-worten passen könnten.

Üben Sie spielerisch im vertrauten Kreis, z. B. in derFamilie oder unter Freunden. So geht’s: Jeder schreibtzehn peinliche oder unangenehme Fragen auf Kartei-kärtchen, die dann reihum beantwortet werden müssen.Über die beste Antwort wird abgestimmt, der Gewinnererhält einen Punkt. Das macht Spaß, und ohne Druckund Angst vor einer Blamage fallen Ihnen die passen-den Antworten sicher leichter ein. Irgendwann klapptes dann auch, wenn es wirklich darauf ankommt.

Notlügen erlaubt? In Ausnahmefällen!Lügen haben kurze Beine und Schwindeln ist sicher nichtdas, was Sie als stilvollen, vorbildlichen Menschen aus-zeichnet. Es gibt allerdings zwei Härtefälle, in denen Siedurchaus auch einmal zu einer Notlüge greifen dürfen:

1. Im BewerbungsgesprächWas beispielsweise sollen Sie im Bewerbungsgesprächauf die Frage nach Ihrer Familienplanung („Wollen SieKinder?“) antworten? – Fakt ist: Diese Frage ist rechtlichunzulässig. Fakt ist aber auch: Wenn Sie die Antwort ver-weigern, werden Sie die Stelle höchstwahrscheinlichnicht bekommen.

wichtig: Hier räumen die Gerichte Betroffenen sogarausdrücklich ein Notwehrrecht zur Lüge ein! Sie müssenals Frau also nicht verraten, dass Sie sich in zwei bis dreiJahren Kinder wünschen.

Antwort aufverbotene Fragen

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Weitere Fragen, die gegen das Recht auf Schutz der Per-sönlichkeit verstoßen und auf die Sie im Vorstellungsge-spräch nicht wahrheitsgemäß antworten müssen, sind z. B.solche nach Partei-, Kirchen- oder Gewerkschaftszugehö-rigkeit, nach Ihren finanziellen Verhältnissen oder nach be-stehenden Körperbehinderungen bzw. Krankheiten (soferndiese Informationen für die Tätigkeit nicht relevant sind).

2. Zum Schutz DritterSchwindeln ist auch dann erlaubt, wenn man Sie über Drit-te aushorchen will: „Stimmt es eigentlich, dass der Kiel-mann seine Frau verlassen hat, weil er eine andere hat?“

Was sollen Sie antworten? Reagieren Sie mit „Dazumöchte ich nichts sagen“, legen Sie zumindest den Ver-dacht nahe, dass an dem Gerücht etwas dran sein könnte.Sie wissen doch etwas, auch wenn Sie nicht mit der Spra-che herausrücken wollen!

Im Interesse Ihrer Freundin, der Ehefrau von Herrn Kiel-mann, sollten Sie auch hier lieber zur Notlüge greifen:„Davon weiß ich nichts.“ Oder: „Ja, ja, wenn man wüss-te, an welchen Gerüchten etwas dran ist …“

Leihen Sie sich die Worte andererMit „geliehenen Antworten“ lassen sich auch aufdringli-che Fragen sehr gut parieren. Hier einige Zitate, die Siesich gut zurechtlegen und bei Bedarf anwenden können:

Nicht jede Frage verdient eine Antwort. (Publilius Sy-rus, röm. Dichter)

Wer keinen Zaun um seinen inneren Garten hat, beidem trampeln alle herein. (Emil Oesch, schweiz.Schriftsteller und Verleger)

Die einzige Antwort ist die Frage selbst. (Eugen Iones-cu, franz. Dramatiker)

Hütet euch vor den Politikern, die auf jede Frage eineAntwort wissen. (Norbert Blüm)

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Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du ver-nünftig fragen. (Johann Wolfgang von Goethe)

Lassen Sie mich dieser Frage auf meine eigene Art aus-weichen. (Norman Willis, brit. Gewerkschaftler)

Ob ein Mensch klug ist, erkennt man an seinen Antwor-ten. Ob ein Mensch weise ist, erkennt man an seinenFragen. (Nagib Machfus, Literaturnobelpreisträger)

Wir haben einen Überschuss an einfachen Fragen undeinen Mangel an einfachen Antworten. (Lothar Schmidt,dt. Politologe)

Ziehen Sie Lehrreiches aus dem TV

Lassen Sie mich am Ende noch einmal auf den Anfang zu-rückkommen: Wenn unerfahrenen Popsternchen wie LenaMaier-Landruth oder altgedienten Schauspielerinnen wieChristiane Hörbiger im TV indiskrete Fragen gestellt wer-den, empfinde ich das als peinlich – und das sollte es auchden fragestellenden Moderatoren sein.

Anders sieht es bei Interviews von Politikern aus, z. B. inNachrichtensendungen. Unangenehme Fragen müssen hiermanchmal sein, schon im Sinne der journalistischen Auf-klärung. Und das muss für Sie als Zuschauer nicht pein-lich, sondern kann sogar sehr lehrreich sein: Denn istIhnen schon einmal aufgefallen, wie Politiker auf unange-nehme Fragen reagieren? Besonders nach Wahlniederla-gen können Sie dies gut beobachten: Auf die Frage nacheiner Erklärung bedankt ein Politiker sich zunächst ein-mal bei seinen Wählern und Helfern für die Unterstützungund das große Vertrauen. Dem folgt meist die Klage überden aggressiven Wahlkampf – an die sich eine Art Schön-reden anschließt, das der Niederlage in jedem Fall etwasPositives abgewinnt.

Nehmen Sie sich daran ein Beispiel: Auch ein gemütli-cher Fernsehabend kann auf diese Weise ein echtes„Schlagfertigkeits-Training“ für Sie sein!

Die Politiker-Strategie

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